Die alten Preußen

Aus: W.J.A. von Tettau und J.D. Temme, "Die Volkssagen Ostpreußens, Litthauens und Westpreußens", Berlin, 1865, Nr. 2, S. 3

In dem Lande zwischen der Weichsel und Memel haben in uralten Zeiten viele Völker gewohnt, die allerlei Namen hatten; sie hatten aber keine Städte, keine Dörfer, keine Häuser. Sie waren wild und barbarisch; sie brauchten nur Kleider, die sie aus Schilf machten; ihre Fürsten nannten sie Masos. Diesen gaben sie als Steuer ihre schönsten Kinder. Ihre Zeit brachten sie zu mit Schlafen. Mit den Weibern waren sie ganz ohne Schaam, sie vertauschten sie wie es ihnen gefiel; sie hatten viele Weiber, aber sie zeugten wenige Kinder.


Quelle: Lucas David, "Preussische Chronik (1576)", herausgegeben von Ernst Hennig, Band 1, Königsberg, 1812, S. 10-11:

"... Die ersten aber von den oben gesagt, sollen Ulmiganer oder Ulmigeri sein genendt worden, von den Salweiden undter denen sie an den flissern gewohnet, dahin sie sich hütten von Schilff dauon auch ihre Kleider gewesen gebawet, in welchen sie zu windters Zeit (die sie das meiste mit schlaffen zugebracht) holtz tragen, stecken das an vnd wermen sich bey dem feuer, und wen daß holtz oder Strauch verbrunnen, vormachen sie den eingang der hutten aufs beste sie köndten, damit die werme dester lenger wehrete, Baweten nicht heuser, dorffer noch stedte, hielten noch acker noch wiesen noch Gertte, dan sie seheten und erndten nichst ernehreten sich alleine von den fischen, die sie aus dem wasser aufgefangen treugten, vnd vor brodt assen, darauß woll zuuornehmen, das die tzeit das landt eitel waldt vnd heide einer wüsten gleich gewesen. Auch schreibt Christianus weitter auß bemeltes Diwones oder seiner gesellschafft vorzeichnus, daß diese leute seindt gewesen schlecht vnd wohlthettigk, leben nach er Art der huni oder huhnri. Ist mit trincken vnd essen sehr Messig, Ihr Tranck ist lauter wasser vnd seindt doch schön vnd seuberlich gestalt, in reden fast bescheiden. Lesen vnd schreiben kondten sie auch nicht, vnd ist bei Inen ein groß wunder gewesen, das einer dem andern durch schrifften sein anligen oder gemüts meinunge können antzeigen vber etliche Meilen, oder in ein weitt von da gelegen landt. Man sie etwas wolten gedencken, das auf einen bestimbten Tag oder tzeit gescheen solte, datzu zeichneten sie Inen Kerbsteckell, vnd zu einem jdern tag schnitten sie zum gedencktzeichen an den Kerbstock ein Kerb, oder bunden Knotten an eine schnure, die Tag damit zubetzeichnen vnd obgedachter Diwones beklagt sehr in ehegedachtem vorzeichnus, das noch er, noch seine gesellen, mit Inen nicht haben reden können. Jdoch als sie das landt zubesichtigen durch giengen vnd darinne den wintter bleiben musten, kamen etliche Winden auß Sarmatien, mit denen sagt er kondten wir vnß etwaß bereden, von denen wir auf vnser fragen zimlichen bescheidt erlangten. Aber auf den Sommer spricht er, wurden alle meine gesellen kranck und sturben. So ist er der Diuones, wie Christianus der Preussische Bischoff laudts der obgemeldeten vorzeichnuß schreibet, nicht wieder in Bithyniam kohmen, sonder in seiner Reife zu Plotzka gestorben. Auch setzt Diuones im selben vorzeichnus weitter daß im selben lande ein Idermann drey weiber habe, von denen eine nach der andern vmbzech vmb dem Man sey, vnd der Mann hab sein gescheffte mit dem weibe, wenn vnd wo er will, schonen Niemandts kegenwertigkeit, sondern sein in den dingen ohne alle scham vnd scheu, doch helt der Man wie gedacht, auch in diesem die ordnung, das er vmbtzech einer Iderer Ir gebur leiste, vnd ob sie wol viel weiber (wie gemeldt) haben, doch haben sie wenig Kinder. Sie anbeten noch ehren kein bilde noch andern Abgott, denn alleine Sonne und Mond. Souiel setzet Diuones von dem lande so jtzo Preussen von Idermann wirt geheissen. ..."

 

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