Aushebungsgeschäft im Kreis Preußisch Eylau im Jahr 1861

Preuß. Eylauer Kreisblatt

Redaction: Königl. Landraths-Amt.

No. 15. Mittwoch, den 10. Juli 1861

Bekanntmachungen des Landraths und anderer Behörden.

No. 139. Das diesjährige Departement-Ersatzgeschäft.

Die Königliche Departements-Ersatz-Kommission wird am 27. Juli c. hieselbst eintreffen und an diesem Tage Nachmittags 3 Uhr die Superrevision der als unbrauchbar anerkannten Militairpflichtigen bewirken. Die Musterung der zum Militairdienst brauchbar befundenen Individuen wird am 29. Juli c. Morgens 7 Uhr beginnen.

Nachfolgend lasse ich 2 namentliche Verzeichnisse der vorzustellenden Militairpflichtigen folgen und ersuche die resp. Behörden des Kreises, dafür zu sorgen, daß die in der Nachweisung aufgeführten Mannschaften sich unfehlbar am 27. Juli c. spätestens Nachmittags um 1 Uhr, dagegen die in der Nachweisung B. Aufgeführten sich am 29. Juli c. spätestens Morgens 5 Uhr gestellen.

Dabei bemerke ich Folgendes:

1. Jeder Militairpflichtige muß zum persönlichen Erscheinen vor die Departements, Ersatz-Commission besonders vorgeladen werden. Zu dem Ende werden den betreffenden Ortsbehörden von hier aus besondere Vorladungsbescheinigungen zugehen, in welchen die zum Erscheinen verpflichteten Mannschaften namentlich aufgeführt worden sind. Diese Vorladungsbescheinigungen sind von denselben eigenhändig zu unterschreiben, event. zu unterkreuzen, nachdem ihnen die darin enthaltene Strafandrohung für den Fall des Ausbleibens bekannt gemacht ist, und bis spätestens den 20. Juli c. hierher zurückzureichen. Jede an dem gedachten Tage nicht vorliegende Borladungsbescheinigung wird nicht allein sofort, exekutivisch eingeholt, sondern außerdem noch gegen den säumigen Ortsvorstand eine Ordnungsstrafe bis zur Höhe von 3 Thlr. festgesetzt werden.

2. Zur Vorstellung selbst muß jeder Militairpflichtige gehörig gewaschen und mit einem reinen Hemde erscheinen und außerdem seinen Tauf- und Loosungsschein mit sich führen. Mangelt ihm Eins oder das Andere, so hat er sich solches noch zeitig vorher zu beschaffen. Er muß ferner in seinem Aeußern ordnungsmäßig und nüchtern sein, wofür, sowie für die pünktliche Gestellung die betreffenden Ortsvorsteher bei eigener Verantwortung zu sorgen haben. Nur solche Militairpflichtige, welche krank sind und solches durch Kreisphysikats-Atteste darthun, können von der persönlichen Gestellung entbunden werden, weshalb alle ohne diesen Ausweis Fehlende sofort per Gensdarm eingeholt und nach beendigtem Geschäft mit den in der Ersatz-Instruktion vom 9. Dezember 1858 §. 168. ad. 2. und den besonderen Vorladungsbescheinigungen angedrohten Strafen werden belegt werden.

3. Wenn bei Einem oder dem Andern der einberufenen Leute seit dem diesjährigen Kreis-Ersatz-Geschäft solche Veränderungen in seinen häuslichen Verhältnissen eingetreten sein sollten, welche seine Berücksichtigung von der Einstellung nothwendig machen, müssen die diesfälligen Anträge mit den Attesten über die vollständig auseinander zu setzenden Verhältnisse durch die betreffenden Ortspolizeibehörden (Königl. Domainen-Rentamt, Polizeiverwaltungen, Dominien etc.) mir spätestens bis zum 20. Juli c. behufs der nöthigen Prüfung eingereicht werden. Auf spätere Gesuche kann keine Rücksicht genommen werden. Es ist daher nothwendig, daß die betreffenden Behörden die Verhältnisse eines Jeden vorher sorgfältig erforschen und jeden Militairpflichtigen, sowie dessen Eltern und Vormünder auf die Unstatthaftigkeit späterer Reklamationen und auf die nachtheiligen Folgen der Versäumnisse wie der unterlassenen Beibringung überzeugender Beweise über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse, auf welche die Zurückstellungsgesuche gestützt werden sollen, eindringlich aufmerksam machen. Auch werden die Orts-Vorstände in ihrem eigenen Interesse handeln, wenn sie jeden geeigneten Reklamationsfall aus eigenem Antrieb und ohne von den Zurückstellungsbedürftigen oder deren Angehörigen darum angegangen zu sein, zur Sprache bringen, weil sie für derartige Versäumnisse persönlich verantwortlich bleiben. Die zur Begründung einer Reklamation beizubringenden Atteste müssen über die Größe und den Werth des Besitzes, das ungefähre Einkommen aus demselben und die darauf haftenden Schulden, ferner über das Alter, die Vornamen und die häuslichen und sonstigen Verhältnisse sämmtlicher Geschwister (selbst dann, wenn dieselben schon verheiratet sind und das elterliche Haus verlassen haben) und über die Veränderung in den Verhältnissen des Reklamirten seit dem diesjährigen Kreis-Ersatz-Geschäft Auskunft geben. Welche Gründe übrigens nur Berücksichtigung finden können, ergiebt die durch das Amtsblatt pro 1858 mitgetheilte Ersatz-Instruktion vom 9. Dezember 1858 §. 56-57. Um aber jeder Weiterung vorzubeugen, theile ich nachstehend die bezüglichen Stellen der gedachten Instruktion auszugsweise mit:

Zur Berücksichtigung eignen sich:

a. diejenigen Militairpflichtigen, welche nach pflichtmäßiger Ueberzeugung der Ersatz-Behörden die einzigen Ernährer solcher Hilfslosen Familien sind, die durch Entfernung der Ersteren der Noth und dem Elende Preis gegeben sein würden;

b. der einzige erwachsene Sohn einer Wittwe;

c. Eigentümer von Grundstücken, die ihnen ohne ihr Zuthun zugefallen und die nicht verpachtet sind, zu deren Verpachtung oder einstweiligen Administration und Bewirtschaftung durch fremde Hülfe, aber wegen Kürze der Zeit oder wegen der Kultur-Verhältnisse ohne bedeutenden Verlust keine Veranstaltung hat getroffen werden können, oder überhaupt nicht getroffen werden kann.

Die Eltern resp. Vormünder der Zurückstellenden müssen vor der Kommission in Person erscheinen, auch müssen, wenn noch jüngere eingesegnete Brüder eines Reklamanten im Haushalte dessen Vaters vorhanden sind, solche der Commission persönlich vorgestellt werden. Wird die Reklamation wegen Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit der Eltern des Reklamanten in Antrag gebracht, so sind diese Anträge durch Kreisphysikats-Atteste zu besagen.

4. Es ist notwendig, daß die Ortsvorstände bei dem Departements-Geschäft an beiden gedachten Tagen entweder in Person gegenwärtig, oder durch gehörig unterrichtete und sonst qualifizirte Stellvertreter vertreten sind, damit etwa nöthige Fragen in Bezug auf die Verhältnisse der Militairpflichtigen sogleich genügend beantwortet werden können. Diejenigen Leute, welche inzwischen innerhalb des diesseitigen Kreises einen andern Aufenthalt genommen haben, sind von den betreffenden Ortsbehörden des frühern Aufenthaltsorts der Kürze wegen durch Requisition des

Ortsvorstandes des jetzigen Domicils direct zu beordern, mir aber sofort namentlich anzuzeigen; im Falle dieselben den Kreis aber ganz verlassen haben, sehe ich einer sofortigen Anzeige unter Angabe des neuen Aufenthaltsortes entgegen.

5. Sollte Einer oder der Andere von den unten genannten Mannschaften inzwischen in gerichtliche Untersuchung gerathen, oder wegen eines entehrenden Verbrechens bereits bestraft worden sein, so ist mir solches unter Angabe der betreffenden Gerichtsbehörde, bei welcher die Untersuchung geschwebt, oder das Erkenntniß ergangen ist, schleunigst anzuzeigen.

Schließlich ersuche ich die Ortsbehörden noch, diesem so wichtigen Gegenstände ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken und durch pünktliche Befolgung der obigen Vorschriften jeder begründeten Beschwerde Seitens der Königl. Departements-Ersatz-Commission vorzubeugen. Sollten dennoch Unregelmäßigkeiten durch nicht pünktliche Befolgung der vorgedachten Bestimmungen vorkommen, so würde ich gegen jeden nachlässigen Orts-Vorstand eine Ordnungsstrafe bis zu 3 Thaler unnachsichtlich festsetzen und einziehen.

Pr. Eylau, den 2. Juli 1861.

Der Landrath.