Königsberger Kirchenbuchkartei
Zwischen 1933 und 1945, in der Zeit der Nationalsozialisten im Deutschen Reich, gab es aufgrund der vorgeschriebenen Erlangung des sogenannten arischen Abstammungsnachweises einen Ansturm auf die Kirchenverwaltungen. In den Großstädten gab es jedoch viele Kirchensprengel und die Nachkommen wußten meist nicht, in welchem Stadtbezirk ihre Vorfahren früher gelebt haben. In den späteren Unterlagen wurde meist nur der Name der Großstadt aufgeführt.
So waren die Kirchenverwaltungen in den Großstädten diesen Aufgaben meist nicht gewachsen und in der Lage, diese zeitnah zu beantworten. Zudem sollte der Verschleiß der Kirchenbücher auf ein erträgliches Maß zurückgeführt werden.
So gab es denn den ersten Versuch der Einführung einer überparochialen alphabetischen Kirchenbuchkartei, der Aufbau der Berliner Kartei, welche maßgeblich vom Oberkirchenrat Karl Themel, Pfarrer an der Berliner Luistenstadtkirche, betreut wurde. Diese diente auch als Muster für Königsberg.
Vertreter der nationalsozialistischen Partei versuchten den Einfluß der Kirche möglichst gering zu halten, und die Verantwortung eigenen Organisation, wie dem NS-Lehrerbund, zu übertragen. Dies war aber nicht durchführbar, da "diese riesige Aufgabe nicht ohne befähigte, zuverlässig und demnach auch bezahlten Fachkräften zu bewältigen war".
Die Erstellung der Kirchenbuchkartei von Königsberg wurde durch staatliche und kirchliche Stellen vorfinanziert und sollte später durch Fallzahlung von 0,75 RM refinanziert werden.
Die Gründung der hierfür zuständigen Kirchenbuchstelle erfolgte zu Beginn 1937. Zunächst wurde mit der Verkartung der evang. und freikirchlichen Kirchenbüchern und den jüdischen Personenstandsbüchern begonnen. Über die Vollständigkeit lässt sich jedoch keine Aussage machen.
Es war zunächst beabsichtigt eine Verkartung der Tauf-, Trau- und Sterbebücher von 1750 bis 1874 durchzuführen. Die Verkartung der Sterbebücher ist letztendlich aber nicht mehr begonnen worden.
Die Taufkartei von 1826-1874 wurde bis August 1937 fertiggestellt. Die Traukartei von 1790-1874 wurde im September 1938 fertiggestellt.
Nur diese beiden Karteien und ein paar wenige Sonderbände, darunter auch ein Teil des Judenregisters, konnten gerettet werden und sind letztendlich dem Geheimen Staatsarchiv Preußischen Kulturbesitzes in Berlin übergeben worden. Allerdings sind viele der Bestände in der Sortierung durcheinander geraten, so dass die alphabetische Reihenfolge zumindest in einzelnen sogenannten Kapseln nicht immer ganz korrekt ist. Auch wurden aufgrund des britischen Bombenangriffs auf Königsberg, wovon das Schreibbüro damals auch betroffen war, in aller Hektik Karteien des Judenregisters und evtl. einiger anderer aktueller Arbeiten in bestehende fertige Kapseln geworfen, so dass sich hier noch Zufallsfunde ergeben könnten.
Über den Verbleib der restlichen Bestände ist nichts weiter bekannt. Einige sind wohl durch den Brand nach dem Bombenangriff zerstört worden.
Diese Bestände wurden nun durch die LDS (Mormonen) verfilmt und sind mit Hilfe von Ancestry digitalisiert worden und sind bei Ancestry Deutschland online einsehbar.
Allerdings ist das Auffinden dieser Bestände bei Ancestry sehr mühselig, da keine einheitlich struktuierte Ablage nach sinnvollen Detailstrukturen vorliegt. Es ist nicht absehbar, dass dies Seitens Ancestry erfolgt.
So hat sich Portal Ostpreußen der Aufgabe angenommen und sämtliche Digitalisate der Königsberger Kirchenbuchkartei bei Ancestry ermittelt und wird diese in Kürze den Mitgliedern des Portal Ostpreußens zur Verfügung stellen. Der Bestand der Karteikarten beziffert sich zwischen 400.000 und 450.000.
Zu den Heiratskarteien der Bräute kann schon gesagt werden, dass die Bestände zwischen Müller und Prawitt unvollständig erhalten sind, da die Ordner 79 und 80 (Inhalt nicht bekannt) fehlen.
Ergänzende historische Informationen zur Königsberger Kirchenbuchkartei sind in den Genealogischen Notizen von Viktor Haupt zu finden.
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