Ostpreußenblatt, Folge 47 vom 24.11.1956
Ostpreußenblatt
Seite 1 Foto: Die Erde trank unschuldig Blut
„Zur Erntezeit wohl über Nacht /
Hat uns der Krieg den Tod gebracht /
Die Erde trank unschuldig Blut /
Zu Asche ward Haus, Hab und Gut /
Doch was verging, wir bauen's neu /
dem Vaterland auf ewig treu“.
Diese Inschrift befindet sich auf der Tafel eines Denkmals — wir zeigen es hier im Bild —, das in Abschwangen im Kreise Pr.-Eylau, etwa zwanzig Kilometer südöstlich von Königsberg steht. Zwei weitere Tafeln nennen die Namen von 61 Zivilpersonen, die am 29. August 1914 in diesem Dorf von den Russen erschossen worden sind. Die Häuser des Dorfes wurden niedergebrannt. Von einem Wohnhaus in der Mitte des Dorfes blieb der Schornstein stehen. Als die Störche im nächsten Frühjahr vergeblich ihre Nester suchten, baute sich ein Storchenpaar auf ihm ein Nest. Nach Beendigung des Krieges gestaltete man diesen Schornstein zu einem Erinnerungsmal, gärtnerische Anlagen wurden geschaffen, und so wurde dieses einmalige Denkmal zu einer der vielen Weihestätten unserer Heimat.
Es ist uns verwehrt, die Gräber unserer Toten in unserer Heimat zu pflegen, wir können die Stätten, die ihnen geweiht sind, nicht besuchen, aber wenn unsere Gedanken in die Heimat gehen, und immer wieder sind sie dort, dann sind sie — und am Totensonntag mehr denn je — auch bei unseren Toten, die in der heimatlichen Erde ruhen, dann sind sie auch bei all denen, die ihr Grab fern der heimatlichen Erde fanden.
Seite 1 und 5 Den Glauben und die Geduld erhalten. Gedenket der Opfer der Heimat! - Helft den Lebenden!
Elf Jahre sind vergangen, seitdem der barbarische Bolschewismus uns die Heimat geraubt hat. Elf Jahre sind verflossen, seitdem Not, Tod und Elend über deutsche Menschen des Ostens gekommen sind und Millionen die angestammte Heimat verlassen mussten. Eine stolze siebenhundertjährige deutsche Kultur und Geschichte schien vernichtet und ausgelöscht.
Je mehr die Jahre vergehen, umso mehr verblasst die Erinnerung an all die schrecklichen Dinge, die damals geschehen sind. Dies Vergessen ist eine Gnade, kann aber auch zur Gefahr werden. Eine Gnade deshalb, weil wir innerlich und äußerlich zerbrechen würden, wenn wir das furchtbare Erleben und Geschehen ständig vor Augen hätten. Eine Gefahr aber kann dies Vergessen dann werden, wenn die Heimat als solche und die Menschen unserer Heimat im Unterbewusstsein zu versinken drohen.
In dieser Gefahr stehen viele von uns. Je mehr äußere Not überwunden wird und neue erträgliche Existenzmöglichkeiten gefunden werden, umso mehr ist das Bild der Heimat gefährdet, besonders in der jüngeren Generation. Umso mehr besteht die Gefahr, dass das Land, das einst für uns Mutterboden und Heimaterde war, unseren Blicken zu entschwinden droht. Umso mehr besteht die Gefahr, dass auch die Menschen, die mit zum Bild der Heimat gehören, vergessen werden, vor allem die Menschen, die ein Opfer der furchtbaren Barbarei unserer Epoche geworden sind.
Wir sagen, dass die Heimat uns immer und überall vor Augen stehen soll. Und Heimat ist nicht nur das Land mit den Feldern und Wäldern, mit den Seen und Flüssen, mit den Häusern, Kirchen und Burgen. Heimat sind uns auch die Menschen, die zu diesem Land gehören, die dies Land geboren und getragen hat, die Menschen, die das Heimatland geformt und gestaltet haben.
Wir sollten daher ein ständiges Gedenken all den Menschen schenken und bewahren, die vom schmerzvollen Schicksal unserer Heimat am schwersten getroffen worden sind und auch heute noch das leidvolle Kreuz der Heimatlosigkeit in aller Bitterkeit auf den Schultern und in den Herzen tragen.
Zunächst gedenken wir der einsamen und gemeinsamen Gräber unserer Lieben, der stillen Friedhöfe in der heimatlichen Muttererde und der irgendwo auf der weiten Erde verstreuten Hügel unserer Landsleute. Wir gedenken der Männer und Frauen, die ein Opfer furchtbarer Schrecken geworden sind, die unser Heimatland heimgesucht haben. Wir gedenken derer, die in den Fluten des Haffes und der Ostsee umgekommen sind, die in Schnee und Eis ein furchtbares Ende gefunden haben, die dem Hunger, den Strapazen, den Krankheiten oder der erdrückenden Fron einer fremden Herrschaft erlegen sind, die irgendwo an den Straßen des Todes eingescharrt wurden. Nicht zuletzt gedenken wir der vielen, die durch die Brutalität eines erbarmungslosen Feindes zusammenbrachen und in den Häusern und auf den Straßen verblutet sind. Wir gedenken der Tausende, die auf den Transporten nach Russland und in den sowjetischen Lagern eines qualvollen Todes gestorben sind. Dies grausige Menschenopfer ist nicht sinnlos und ohne Bedeutung. Das qualvolle Sterben dieser Märtyrer der Heimat, des Abendlandes ist eine Anklage, die nie verstummen darf, und ist ein Fanal an das Gewissen der westlichen Welt. Diese Toten zeigen der Welt mit deutlicher Klarheit das wahre Wesen des Bolschewismus und seiner zynischen Grausamkeit. Viele Zehntausende ostpreußische Männer und Frauen starben, damit ein neues politisches Europa geboren werden kann. Sie starben für dieses neue Europa.
Unvergessen bleiben uns die gefallenen Soldaten, die ausgezogen waren im guten Glauben, die Heimat zu retten, die Grenzen zu schützen vor beutegierigen Feinden. Und denken wollen wir an die Heimatfriedhöfe, wo unsere Ahnen und Eltern friedlich ruhten. Auch diese sind nicht unverschont geblieben. Heute können wir nicht stehen und beten dort, wohin uns das Herz zieht. Wir neigen unsere Häupter vor den Gräbern unserer Toten, die wir unbeschützt zurücklassen mussten. Und endlich gedenken wir der geliebten Menschen, die nach 1945 in der Fremde, in der Heimatlosigkeit die ewige Ruhe gefunden haben. Nicht einbegriffen in die grobe Zahl der Opfer unserer Heimat sind die Verwundeten die Gequälten, die Misshandelten, die Entehrten, die zwar das Leben retteten, aber später dem Elend erlagen. Wir wissen es heute und werden immer daran denken, dass diese Opfer die Heimat mit ihrem Blut geheiligt haben.
Um wieviel Menschen haben wir zu trauern. In stiller Ehrfurcht und im gläubigen Gebet gedenken wir der ermordeten, der gefallenen und gestorbenen Brüder und Schwestern. Doch soll uns diese Trauer nicht müde und stumm machen. Sie soll uns eine Kraft sein, die mahnt und stärkt. Ein Vermächtnis haben uns die Toten hinterlassen: Niemals zu vergessen den ostpreußischen Mutterboden, der das Blut langer Geschlechterreihen und unserer Besten getrunken, niemals aufzuhören, dies Land zu lieben und zu ersehnen mit der ganzen Glut unserer Herzen und Seelen.
Von gleichen schmerzlichen Gefühlen sind wir erfüllt, wenn wir derer gedenken, die noch in Gefangenschaft schmachten, die in die undurchdringlichen Weiten Russlands verschleppt wurden und einen grauenvollen Leidensweg durchschreiten mussten. Wir wissen, dass heute noch ostpreußische Landsleute in Russland leben und schwerste leibliche und mehr noch seelische Not durchleiden. Wir wissen, dass nicht nur Kriegsgefangene, deren Schicksal nicht oft genug in die Erinnerung gerufen werden kann, sondern auch zivile Männer und Frauen, selbst Kinder in der Sowjetunion leben und zu harter Arbeit verurteilt und missbraucht werden und bis heute vergeblich auf Rückkehr gewartet haben. Seit nunmehr elf Jahren, und einige noch länger, stehen diese Menschen unter dem Kreuz der Einsamkeit und Verlassenheit.
Allen unseren Landsleuten, die von Deutschland weit entfernt weilen und der Freiheit beraubt sind, gilt unser besonderer Gruß. Immer sollen und wollen wir daran denken, dass jeder Gruß, jede Gabe, die wir ihnen senden, neuen Lebensmut geben und in trüben Stunden große Freude bereiten.
Denen aber, die in den letzten Monaten heimgekehrt sind und denen, die hoffentlich bald kommen werden, wollen wir es leicht machen. Mit einer herzlichen Begrüßung allein ist es nicht getan. Sie kommen zu uns nach Westdeutschland, in ein Land, das für sie fremd und voller Ungewissheit ist. Es bleibt unsere Pflicht, alles zu tun, was in unseren Kräften steht, um von ihnen Sorge, Angst und Zweifel zu nehmen, wenn sie den Weg in die Freiheit antreten. Helft ihnen! Macht ihnen das Einleben leicht! Mit viel Liebe werden wir ihnen begegnen müssen, damit diese Liebe ihnen Heimat schafft.
Mit gleicher Liebe grüßen wir unsere Brüder und Schwestern, die, jetzt aus unserer ostpreußischen Heimat kommen. Das Ostpreußenblatt veröffentlicht die Namen. Noch sind es etwa mindestens siebzigtausend Landsleute, die trotz Not und Bedrängnis, trotz Misshandlungen und Schikanen ihr Deutschtum bewahrt und treu geblieben sind. Sie tragen ein schweres Schicksal.
Es ist eine Tragik um diese deutschen Menschen. Sie haben ein Anrecht darauf, mit ihren Angehörigen in Deutschland vereinigt zu werden. Entgegen jedem Völkerrecht und jeder Menschlichkeit werden sie festgehalten. Unsägliches seelisches Leid haben sie durchgemacht. Erschütternde Briefe erreichen uns aus der alten Heimat, aus denen eine heiße Sehnsucht nach Wiedervereinigung mit ihren Angehörigen spricht.
Unsere Gedanken sind immer bei ihnen, die noch außerhalb unserer Lebensgemeinschaft leben. Nur schmale Brücken führen zu ihnen: der Brief, das Paket. Wir sollten diese Möglichkeiten mehr als bisher nützen und selbst oder auch über die Wohlfahrtsverbände und die Ostpreußische Bruderhilfe diesen Ärmsten eine echte Hilfe bringen. Sie sollen wissen, dass wir sie nicht abgeschrieben haben, dass wir sie in ihrem schweren Kampf, um Bewahrung des Deutschtums stützen wollen.
Lasst uns ferner derer gedenken, die unter schwersten materiellen und seelischen Nöten und in menschlich unwürdigen Verhältnissen in der sowjetisch besetzten Zone leben müssen. Sie sollen nicht allein gelassen werden in ihrem verzweifelten Ringen um die deutsche Heimat, die auf Wiedervereinigung wartet.
Bei dieser Gelegenheit soll nicht unterlassen werden, uns an diejenigen Brüder und Schwestern zu erinnern, die als Flüchtlinge aus Mitteldeutschland zu uns nach dem Westen kommen. Diese Menschen haben die Freiheit gewählt. Der harte Druck ging über ihre Kraft. Und so sind sie gekommen, zum zweiten Mal haben sie ihre Habe verloren. Was sie hier im Westen zunächst und bisweilen für lange Zeit erwartet, ist das Lagerdasein mit seiner ganzen Trostlosigkeit, ist Wohnungssuche und die Sorge um die wirtschaftliche Existenz. Bei diesen Flüchtlingen geht es um den Erweis unserer echten Hilfsbereitschaft. Unsere tätige, wahrhaft christliche Liebe ist aufgerufen, hier zu helfen.
Die Solidarität mit unseren Landsleuten fordert von uns, dass wir auch jener in echter Liebe gedenken, die heute noch in großer und größter Not hier in Westdeutschland leben müssen. Ich denke an alle, die noch keine Existenz gefunden haben, die ohne Wohnung sind. Ich denke an die Frauen und Mütter, deren Männer und Ernährer tot oder verschollen sind und die ein Leben voller Entbehrungen führen. Ich denke an die Kinder, die elternlos und verwaist sind. Ich denke an die Rentner, die Unterhaltshilfeempfänger, die Arbeitslosen. Ich denke an all die vielen, die inmitten eines materialistischen Denkens und Handels unserer Zeit nach rettenden und helfenden Händen und Herzen Ausschau halten.
Es sind noch solche unter uns, die ausgeschlossen sind von dem steigenden Wohlstand unserer Welt. Es sind diejenigen, die nicht in der Lage sind, an den heimatlichen Treffen und Versammlungen teilzunehmen. Nie darf vergessen werden, dass es auch heute noch viel Not unter den Vertriebenen und Flüchtlingen gibt, von der sich weite Kreise unseres Volkes keine Vorstellung machen. Es gibt noch solche, die den sozialen Abstieg noch lange nicht überwunden haben und vielleicht niemals überwinden werden.
Und leider muss zugestanden werden, dass auch in unseren Reihen nicht immer die soziale Notlage mancher unserer Landsleute bekannt ist. Man spricht heute von einem „deutschen Wunder", und einige von uns haben teil an diesem sogenannten Wirtschaftswunder, haben wieder Brot, Wohnung, Existenz, haben diese Dinge vielleicht in größerem Ausmaß als zu Hause.
Wir dürfen nicht vergessen, dass hinter der glänzenden Fassade des „Wirtschaftswunders" sich traurige Dramen abspielen. Vertriebene und Flüchtlinge leben in größter Armut und Lebensangst, hausen in Lagern und in unwürdigen Notunterkünften. Auf der anderen Seite machen sich Luxus, rücksichtsloser Egoismus und ungehemmte Genusssucht breit.
Wenn wir noch an Gott glauben wollen, wenn das Schicksal der Vertreibung als mahnende Warnung Gottes unvergessen bleiben soll, dann müssen wir zu einer verstehenden, gütigen, helfenden Liebe und Barmherzigkeit bereit sein. Die Not unserer Brüder und Schwestern des gleichen Schicksals fordert von uns sichtbare und fühlbare Opfer. Sicherlich sind wir nicht reich. Aber es sind solche unter uns, die ärmer, hilfsbedürftiger, elender sind als wir.
Ein letztes Gedenken gilt uns selber, uns, die wir der Hölle des Unterganges, dem großen Sterben in der ostpreußischen Heimat entkommen sind und jetzt als sogenannte Heimatvertriebene ein Leben der Heimatlosigkeit haben.
Wir sollten nicht klagen und anklagen, wenn man uns nicht überall versteht. Wir sollten nicht verbittert sein, wenn man uns mit Reserve und Gleichgültigkeit begegnet. Mit Würde und Seelengröße wollen wir annehmen, was uns ein Höherer auferlegt hat. Darin zeigt sich nicht nur ostpreußische Charakterstärke, sondern auch jene tiefe Gläubigkeit, die wir immer als das höchste Gut geschätzt und als unzerstörbares Erbe aus der alten Heimat mitgebracht haben. Wir wollen uns immer wieder besinnen auf die starken geistigen und seelischen Kräfte, die uns inneren Halt geben und uns befähigen, mit unserem Schicksal, mit der Sorge und Not nach Möglichkeit selbst fertig zu werden.
Wir wollen nicht vergessen, unsern Blick auch weiterhin gläubig aufwärts zu richten und daran zu denken, dass uns der Allmächtige trotz großer Gefahren und Nöten aus seinem Schutz nicht entlassen hat, sondern uns gnädig geblieben ist bis auf den heutigen Tag. „In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über uns Flügel gebreitet“. Der eine hat die Bibel von Haus mitgenommen, der andere das Kreuz. Damit ist zum Ausdruck gebracht, dass wir in Not und Verderben an den großen Gott glauben, der lebt und mit uns geht. — „des wollen wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein", haben die Ritter des Ordenskreuzes gesungen, als sie in unser Land kamen. Gott wollen wir uns auch weiterhin anvertrauen. Denn er allein kann uns halten in der Zeit in Ewigkeit. Wer glaubt, ist geborgen. Und solche Geborgenheit ist schon ein Stück Heimat.
Wir wollen nicht zerbrechen an der unstillbaren Sehnsucht nach der Heimat, sondern uns immer bewusst bleiben, dass wir Ostpreußen sind und als solche zu leben und zu wirken haben, das heißt dass wir die Elemente der siebenhundertjährigen ostpreußischen Kultur und Geschichte in uns lebendig erhalten sollen: christlichen Glauben, sittliches Ethos und schöpferischen Geist und Fleiß. Im Übrigen brauchen wir uns des Heimwehs nicht zu schämen. Denn wir wissen und begreifen, dass in diesem Heimweh ein geheimer und unüberhörbarer Anruf Gottes beschlossen ist, der da lautet: „Seid wachsam, steht fest im Glauben, handelt männlich und seid stark!" Gott gebe, dass unser Heimweh, das wir in einem männlich-starken Herzen tragen, einmal getröstet und erfüllt wird und uns die Stunde der Heimkehr und Rückkehr in das Land der Väter geschenkt wird, auch wenn wir heute noch nicht wissen, wann und auf welche Weise uns die Heimat wiedergegeben wird.
Und dieser Heimat soll unsere Treue gelten, dieser Landschaft mit ihrer Herbe und Schönheit, mit ihrer Geschichte in der Größe und Tragik, mit ihrer geistigen Geltung, die einen Kant, Kopernikus, Herder, Wiechert hervorgebracht hat. Ostpreußische Heimat lebt so lange, als sie in unseren Herzen geborgen ist. Daran sollten wir denken. Wenn wir wirklich zu Hause verwurzelt waren, dann bleiben wir auch fernerhin all dem verbunden, innerlich und im Herzen, was wir dort zurücklassen mussten. Unsere Augen und Herzen bleiben ostwärts gerichtet in dem Bekenntnis: Heimatland, dir schenken wir die Treue, die unerschütterlich ist.
Eines von den Worten, die Ernst Wiechert geschrieben hat, wollen wir immer beherzigen: dass wir uns „den Glauben und die Geduld erhalten" und bewahren bis zu der Stunde, da uns wieder Heimat wird im Land unserer Väter und unserer Sehnsucht. Paul Kewitsch
Seite 1 Festigkeit und Umsicht
Wie hart wir am 5. November, dem Vorabend der amerikanischen Präsidentschaftswahl, am Abgrund einer Weltkatastrophe von unvorstellbaren Ausmaßen gestanden haben, das wurde erst jetzt durch Veröffentlichungen der maßgebendsten amerikanischen Zeitungen ganz klar. Es hat da im Augenblick des britisch-französisch-israelischen Angriffs und des russischen Gegenschlages in Ungarn Stunden gegeben, wo jede Sekunde die schwersten Vernichtungs- und Fernwaffen der größten Weltmächte losbrechen und damit den Dritten Weltkrieg eröffnen konnten. Präsident Eisenhower und auch der bisherige NATO-Oberbefehlshaber, General Gruenther, haben betont, dass Amerika Moskaus direkte Einmischung im Nahen Osten und ebenso jeden sowjetischen Angriff auf Mittel- und Westeuropa nicht untätig hingenommen hätte. Wir wissen heute erst, dass zu jener Stunde die Atombomben hüben und drüben schon geschärft, dass die Streitkräfte beider Lager in höchste Alarmstufe versetzt waren und die Motoren und Turbinen der Kampfgeschwader schon liefen. Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Minute vor zwölf, darüber kann kein Zweifel bestehen. Erst rückblickend kann man voll ermessen, in welcher Situation wir uns da befunden haben.
Die Brände sind kaum verlöscht
Wir sind noch einmal vor dem Äußersten, dem Unausdenklichen bewahrt geblieben, gewiss, aber die Nachrichten, die Tag für Tag auf uns hereinstürmen, ob sie nun aus Ägypten oder Ungarn kommen, aus Moskau, aus Warschau, aus Belgrad oder von anderen Plätzen, sie machen es überdeutlich, wie wenig im Grunde auch heute noch von einer wirklichen Entspannung gesprochen werden kann. Es fehlt viel daran, dass wir nun schon einigermaßen zuversichtlich und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken könnten. Die Brände in Budapest sind kaum gelöscht, und wenn hier Qualm und Rauch verfliegen, dann wird der Blick nur frei auf verwüstete Wohnstätten und Fabriken, auf namenloses Elend, auf Leichenberge und ein finsteres Chaos. Der Kanonendonner mag etwas abgeklungen und seltener hörbar sein, aber noch dröhnt das unheilverkündende Rumpeln der Panzer den Menschen dort in die Ohren. In Viehwagen werden gefangene Freiheitskämpfer nach Russland abtransportiert, genau wie es 1944 und 1945 war. Die Luft ist voller Klage und Weinen um edelstes Blut.
Ist es ein Wunder, dass nach dem Blutbad, das die Sowjets in Ungarn anrichteten, auch die Menschen der anderen von den Roten unterjochten Gebiete — von Mitteldeutschland bis nach Polen, Rumänien und Bulgarien — den Atem anhalten und sich angstvoll fragen, was die Moskauer „Friedensfreunde" und „Befreier" noch im Schilde führen? Gomulka, Cyrankiewiez und Zawadski haben lange gezögert, ehe sie sich in den Zug nach Moskau setzten, um über das künftige Verhältnis zwischen dem immer noch kommunistischen Polen und der Sowjetunion zu verhandeln. Man begrüßte sie biedermännisch in Moskau, aber das betont freundliche Lächeln liegt bei den Kremlmachthabern dicht neben der Tücke und Gewalttätigkeit. Wenige Tage vor dem Polenbesuch in Moskau bestellten die Sowjets unter Zusicherung des freien Geleits zwei ungarische Minister — darunter den General Maleter — zu „freundschaftlichem Gespräch". Sie wurden gleich festgenommen und wanderten in die Kerker. Ähnliches geschah 1945 polnischen Generalen nach einer „herzlichen Einladung" Schukows. Sie sind nicht lebend zurückgekehrt, ihre Gebeine sind im Hofe eines Sowjetzuchthauses verscharrt worden. Chruschtschow hat den gleichen Gomulka, dem er jetzt die Hand schüttelte, vor einigen Wochen in Warschau einen „Verräter" genannt. Wenn er ihm jetzt Zugeständnisse macht, so ist das für die Moskauer eine Frage der Taktik, nicht etwa die eines echten Gesinnungswandels.
Ein klägliches Bild
Der Druck, der in diesen Wochen unablässig auf uns lastete, hat bis heute kaum nachgelassen. Niemand von uns vermag zu sagen, wie sich die Dinge in Osteuropa in der nächsten Zukunft weiter entwickeln werden. Wir wissen nur, dass hier große Ströme, die völlig unter Eis begraben schienen, aufgebrochen sind, wir sollten uns aber vor allen vorschnellen Prophezeiungen über den weiteren Verlauf der Dinge wohl hüten. Manches, was hier in Bewegung kam, wird kaum restlos wieder einzudämmen sein, das zeigt sich allein schon in Ungarn deutlich genug. Ob es zumindest zu einer Auflockerung kommt, das hängt sehr wesentlich davon ab, ob der Westen, ob die freie Welt als eine geschlossene und ihrer Pflichten bewusste Einheit und Kraft in die Erscheinung treten oder ob sie auch in Zukunft das klägliche Bild jämmerlicher Zerrissenheit und Verantwortungslosigkeit bietet wie in den Tagen des anglo-französischen Suezabenteuers mit seiner lächerlichen und geradezu verbrecherischen Kraftmeierei. Was bei dieser „Polizeiaktion" an Ansehen und Sympathien bei allen bedrückten Völkern verspielt worden ist, das müsste heute jedem einzelnen deutlich geworden sein. Man kann eben nicht als Hüter des Rechtes der Entrechteten, als Hoffnung der Unterdrückten glaubwürdig bleiben, wenn man in der Stunde höchster Gefahr selbst einen anderen überfällt.
Grenzen der Tyrannenmacht
Man konnte in diesen Tagen oft die tief pessimistische Ansicht hören, die Ereignisse der letzten Wochen hätten eben nicht nur so manche tönende Phrasen der jüngsten Vergangenheit entlarvt, sie hätten auch klargemacht, dass nur die nackte Gewalt die Dinge entscheide und dass damit die Aussichten auf die friedliche Durchsetzung gerechter Anliegen, auf echte Gespräche und Klärungen beinahe auf null gesunken seien. So deprimierend das, was geschah und noch geschieht, auch wirken musste, man darf doch nicht übersehen, dass die Dinge doch nicht so liegen. Wir können sicher sein, dass auch in Moskau heute ganz gewiss keine uneingeschränkte „Siegerstimmung" herrscht und dass man sich dort wohl bewusst ist, dass man allein mit dem Einsatz von Panzerformationen und mit den übelsten Unterdrückungs- und Verfolgungsmaßnahmen des mächtigsten Militärregimes des Ostens, mit wildem Auftrumpfen auf die eigene Stärke noch keine Weltprobleme löst oder gar die großen unterirdischen Bewegungen aufhalten kann. Das Wort Schillers, dass auch Tyrannenmacht eine Grenze hat, es hat gerade in diesen Wochen in Ungarn und auch wohl im Nahen Osten erneut seine Richtigkeit bewiesen.
Die Uhr der Weltgeschichte kann niemand — auch der Kreml nicht — zurückdrehen. Man wird sich auch dort dareinfinden müssen, dass der Entschluss zur hemmungslosen Gewaltanwendung auch für eine Weltmacht heute mit Notwendigkeit zum eigenen Untergang führen kann, wie der General Gruenther sehr deutlich betont hat. Den Abzug der Russen aus Ungarn haben nicht nur die Westmächte, sondern auch jene asiatischen Staaten gefordert, um deren Gunst sich Moskau so bemüht hat. Man wird schrittweise den Polen, den Ungarn und vielen anderen Zugeständnisse machen müssen, unwillig und zögernd vielleicht, aber man kommt nicht daran vorbei. Und der Tag kommt unfehlbar, wo sich auch die höchsten Sowjetmachthaber darüber Gedanken machen müssen, ob es nicht im ureigensten Interesse auch Russlands liegt, wenn es hier und dort — zum Beispiel im Verhältnis zu Deutschland — auch außenpolitisch Korrekturen des Stalinismus vornimmt, durch die Gefahrenherde allein beseitigt werden können.
Um echte Entspannung
Es ist für die Welt und ganz gewiss auch für uns ein Glücksfall, dass in diesen ernsten Tagen an der Spitze der größten und entscheidend wichtigen Weltmacht des freien Westens nun — frei von den Hemmungen der Wahlkampfzeit — wieder ein Präsident steht, der sich auf das Vertrauen seiner ganzen Nation berufen kann und der in seiner Arbeit für echte Entspannung und wirklichen Ausgleich eine neue Handlungsfreiheit gewonnen hat. Er hat in der gefährlichsten Stunde eine Festigkeit und Klarheit bewiesen, die Achtung verdient. Er hat nicht nur das sowjetische Wüten in Ungarn und die dortige Unterdrückung eines freien Volkes an den Pranger gestellt, er hat sich zugleich auch unmissverständlich von dem britisch-französischen Angriff auf Ägypten distanziert und seinen Verbündeten klargemacht, dass er mit ihnen erst dann wieder konferieren kann, wenn diese endgültig eine solche Vabanquepolitik aufgeben.
Es war inhaltlich sicher die schärfste und eindeutigste Zurechtweisung der beiden anderen Westalliierten durch die USA in einem Zeitraum von über fünfzehn Jahren. Eisenhower hat — ohne irgendwelche scharfmacherischen Töne zu wählen — Russland klargemacht, wo haargenau die Grenze liegt, bis zu der Amerika dem sowjetischen Treiben zusieht. London und Paris hatten angenommen, in den Tagen der Wahl werde es der Präsident niemals wagen, gegen ein Unternehmen zu protestieren, an dem Israel beteiligt sei. Schließlich — so meinten sie — könne sich Eisenhower die fünf Millionen jüdischen USA-Bürger nicht vergrämen. Man weiß heute, dass es gerade eine unmissverständliche persönliche Botschaft Eisenhowers gewesen ist, die Ben Gurion veranlasste, in die Räumung der Sinai-Halbinsel einzuwilligen. Eisenhower hat gesagt, es könne heute niemand Patentlösungen vorlegen. Es komme jedenfalls darauf an, zunächst einmal Beruhigung zu schaffen und dann umsichtig eine echte Lösung der brennenden Fragen zu erarbeiten. Er hat die guten Dienste Amerikas sowohl Israel wie auch den Arabern angeboten, er hat versichert, dass die USA sich niemals mit der Unterdrückung des östlichen Europas einverstanden erklären würden. An seinem guten Willen, die ganze Kraft des mächtigen Amerika in die Waagschale des Friedens zu werfen, kann kein Zweifel bestehen.
Festigkeit und Umsicht sollten nun aber auch für Deutschland die Leitworte des Handelns sein. Es ist zu begrüßen, dass im Bundestag von beiden Seiten die Notwendigkeit unterstrichen wurde, in möglichst geschlossener Front unsere Anliegen weiter voranzutreiben und mit Entschiedenheit zu vertreten. Es muss wirklich jede Gelegenheit, die sich in der Zukunft für Gespräche über die deutschen Probleme bietet, genützt werden. Man darf sicher sein, dass man zum Beispiel auch in Amerika es nur begrüßen wird, wenn wir hier eigene Initiative entfalten, wenn wir nicht immer nur auf andere blicken und uns zu starr an alte Schemen halten. An uns liegt es, unablässig und eindrucksvoll unsere Gedanken und gerechten Forderungen vorzutragen und die Welt davon zu überzeugen, dass die Lösung der deutschen Schicksalsfrage in Wahrheit allen zugutekommen müsste, weil ohne diese Lösung weder echter Frieden noch Sicherheit und erträgliches Zusammenleben denkbar sind.
Seite 2 Der „Litauische Rat" fordert... Nördliches Ostpreußen soll nach der Befreiung Litauen übertragen werden.
Der „Litauische Rat in Amerika" hat durch den Kongressabgeordneten T. P. Shechan von Illinois vor dem amerikanischen Kongress die Forderung erhoben, dass das nördliche Ostpreußen nach der Befreiung Ostmitteleuropas an Litauen übertragen werden solle und zwar nicht nur das Memelgebiet, sondern auch das gesamte gegenwärtig sowjetisch besetzte Gebiet zwischen Tilsit und Königsberg, das als „Kaliningradskaja Oblast" von der Sowjetunion zur Zeit Stalins annektiert worden ist. Die Forderung der Litauer wurde auch in den „Congressional Record", dem laufenden Bericht über die Verhandlungen im USA-Kongress, aufgenommen.
Mit dieser Erklärung nahmen die Amerika-Litauer auf das „Ostpreußen-Memorandum" Bezug, das der Kongressabgeordnete Reece vor einigen Monaten im Kongress vorgelegt hatte. In diesem Memorandum war die amerikanische Regierung aufgefordert worden, für die Rückgabe Ostpreußens in deutsche Verwaltung einzutreten.
Die Litauischen Forderungen werden unter anderem damit begründet, dass seinerzeit im 13. Jahrhundert ein den Litauern verwandter Stamm, die Pruzzen, in Ostpreußen gewohnt hätten, die dann vom Deutschen Orden mit Krieg überzogen worden seien, woraufhin das Land „vor zwei Jahrhunderten dem deutschen Imperium einverleibt" worden sei, nachdem die Bevölkerung jahrhundertelang „gegen Unfreiheit und Sklaverei" gekämpft hätte. Trotz der deutschen Herrschaft sei aber das nördliche Ostpreußen „in seinem Wesen und in seiner Bevölkerung litauisch geblieben". „Erst durch Hitler" seien dem Lande dann „auch noch die letzten Reste litauischen Charakters genommen worden". Wenn die Sowjets jetzt das nördliche Ostpreußen in Besitz genommen hätten, so sei dies Unrecht, aber zugleich sei „auch die Regelung bezüglich Nordostpreußens vor dem Kriege ungerecht" gewesen. Beim Abschluss eines Friedensvertrages müssten also die Litauischen „Ausbrüche" auf das nördliche Ostpreußen Berücksichtigung finden.
Die litauische Zeitschrift „Koleiwiss", die über diese Kongresseingabe in großer Aufmachung berichtet, gibt zugleich in litauischer Übersetzung eine polnische Stellungnahme zu dem Reece-Memorandum wieder, in der die „polnischen Ansprüche" auf das südliche Ostpreußen eingehend „begründet" werden.
Der „Pressedienst der Heimatvertriebenen" weist in diesem Zusammenhange darauf hin, dass vor einigen Monaten Verhandlungen zwischen litauischen und polnischen Exil-Politikern geführt wurden, über deren Gegenstand von exilpolnischer Seite völlig geschwiegen wurde, während die litauischen Exilpolitiker nur allgemeine Verlautbarungen abgaben. Die Aktion des „Litauischen Rats in Amerika" lässt nun ohne weiteres den Schluss zu, dass der Hauptgegenstand dieser Gespräche sehr wohl die Vereinbarung über diese „gemeinsame Aktion" gewesen sein kann. Jedenfalls ist dieses anzunehmen, bis von exil-litauischer Seite klare Auskunft gegeben wird, was bei jenen Gesprächen tatsächlich zur Erörterung stand.
Wir geben diese bedeutungsvolle Meldung ohne besonderen Kommentar wieder, um unsere Leser zunächst einmal über den Vorgang zu unterrichten. Dass die Führung der Landsmannschaft Ostpreußen unverzüglich alle notwendigen Maßnahmen ergreifen wird, ist selbstverständlich. Wir halten es aber für unerwünscht, dass sich im gegenwärtigen Augenblick in dieser Frage eine breite Auseinandersetzung entwickelt. Die Rechte Ostpreußens werden auch in diesem Fall in jeder Hinsicht gewahrt werden. Über das Ergebnis der Bemühungen des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft wird sobald als möglich berichtet werden.
Seite 2 Vater holte seine Söhne aus Ostpreußen
Landsmann Adolf Jehlen, der früher in Kleinrosen im Kreise Johannisburg eine Landwirtschaft besaß und jetzt in Herford (Westfalen) lebt, hatte das große Glück, für seine Söhne Willi und Alfred, neunzehn und achtzehn Jahre, die Ausreisegenehmigung aus dem südlichen Ostpreußen nach der Bundesrepublik zu erhalten. Er besuchte kürzlich seine Söhne, die er seit dem Kriege nicht mehr gesehen hatte und die jetzt bei einem Onkel im Kreise Allenstein lebten. Da er es nicht über sich brachte, sich wieder von ihnen zu trennen und sie zurückzulassen, fuhr er nach Warschau, um die Ausreise zu beantragen.
Die polnischen Behörden machen zunächst Schwierigkeiten, fanden sich dann doch bereit, den Bitten des Vaters zu entsprechen. Willi und Alfred erhielten sogar regelrechte Auslandspässe, die zur Ausreise nach der Bundesrepublik berechtigten. Freudestrahlend setzten sich die drei in den Zug nach Berlin. An der „Grenze" verlief die Passkontrolle auf polnischer Seite reibungslos. Die Volkspolizei aber zeigte sich Misstrauisch. Sie wollte es einfach nicht glauben, dass man in Warschau den beiden jungen Leuten die Reise nach der Bundesrepublik gestattet hatte, und nicht — wie sonst üblich — nur nach der „DDR". Man wollte sie wieder zurückschicken. Erst als der Vater ein energisches Wort sprach, durften sie endlich passieren. Da der Vater fürchtete, dass man den Söhnen in Helmstedt die gleichen Schwierigkeiten machen und sie zurückschicken oder in der Zone behalten könnte, setzte er sie in Berlin-Tempelhof in ein Flugzeug, während er im Bus durch die Zone nach Hause fuhr. –
Seite 2 Von Woche zu Woche
Zwanzig sowjetrussische Infanterie-Divisionen in einer Stärke von 200 000 Mann rücken seit dem letzten Sonntag in Ungarn ein. Nachdem die dreizehn bis fünfzehn Panzer-Divisionen den Widerstand der Ungarn nicht brechen konnten, glaubt Moskau offensichtlich, durch die Überschwemmung des Landes mit Infanterie und Pionieren wieder das Land in seine Gewalt zu bekommen.
Sowjetische Truppen sind in Bulgarien einmarschiert um ähnliche Vorgänge wie in Ungarn und Polen zu verhindern. Dies geht aus Berichten aus Sofia hervor. Im Gegensatz zu seinen Nachbarstaaten Rumänien und Ungarn hatte Bulgarien, obwohl es dem Warschauer Pakt angehört, bisher keine sowjetischen Truppenstationierungen im Lande.
Der Strom der ungarischen Flüchtlinge nach Österreich hält unvermindert an. Bisher haben mehr als vierzigtausend Flüchtlinge die Grenzen überschritten. Ein Teil von ihnen ist bereits in andere Länder weitergereist.
Eine Spende von 10 000 Tonnen Mehl für das leidende ungarische Volk beschloss die Bundesregierung. Die Transporte haben bereits begonnen. Die Verteilung erfolgt in Ungarn durch das Rote Kreuz.
Einen neuen Abrüstungsplan hat die Sowjetunion in einem Moment politischer Hochspannung überraschend vorgelegt. Darin erklärt sie sich zum ersten Male — wenn auch mit Einschränkungen — zu einer Annahme des USA-Planes zur gegenseitigen Luftinspektion bereit. Gleichzeitig schlagen die Sowjets entsprechend der Einladung der Schweiz eine Abrüstungskonferenz der vier Großmächte und Indiens vor. Dabei soll über einen Sieben-Punkte-Plan beraten werden, der im Wesentlichen frühere sowjetische Abrüstungsvorschläge aufgreift. Es werden genannt: drastische Truppenverminderung, Verbot und Vernichtung aller vorhandenen Atomwaffen, Verminderung der in Deutschland stationierten Streitkräfte und Aufgabe aller Stützpunkte im Ausland. In der sowjetischen Erklärung, die den drei Westmächten, Indien, sowie der Volksrepublik China zugestellt wurde, wird angeregt, eine Luftinspektion im Bereich der Hauptstreitkräfte der NATO und des Warschauer Paktes einzurichten. Dabei solle ein Gebiet bis zu 800 Kilometer östlich und westlich der Trennungslinie zwischen den beiderseitigen Streitkräften kontrolliert werden, wenn die betroffenen Staaten dazu ihr Einverständnis geben. In den westlichen Hauptstädten sieht man in dem sowjetischen Vorgehen den Versuch, von den Ereignissen in Ungarn abzulenken.
Neue Namenslisten von wahrscheinlich noch in Russland zurückgehaltenen Deutschen hat Botschafter Dr. Haas der Sowjetregierung zur Prüfung übergeben.
Zum neuen Bundespostminister ist der Berliner CDU-Vorsitzende Ernst Lemmer ernannt worden. Lemmer hatte zur Bedingung gestellt, dass er auch weiter den Landesvorsitz der Berliner CDU und seinen Berliner Wohnsitz beibehalten könne. Er erklärte, er hoffe, dass das Postministerium das erste Bundesministerium sei, das nach Berlin verlegt werden könne.
Zum Oberbürgermeister der Königsberger Patenstadt Duisburg ist abermals der SPD-Abgeordnete Seeling wiedergewählt worden. Er bekleidet dieses Amt seit 1948. Zur einzigen Oberbürgermeisterin einer deutschen Großstadt wurde in Oberhausen die SPD-Abgeordnete Frau Albertz gewählt.
Die Aufstellung von sieben Bundeswehrdivisionen bis Ende 1957 stellte Bundesverteidigungsminister Strauß in einem Interview in Aussicht. Mit einer Verschiebung des ersten Einberufungstermins für Wehrpflichtige wird in Bonn allgemein gerechnet.
Zum ersten deutschen Abteilungschef im Atlantischen Hauptquartier ist Generalmajor Heinz Trettner ernannt worden. Er leitet in Paris das Nachschubwesen der NATO in Europa. Trettner war im letzten Kriege Kommandeur einer Fallschirmjägerdivision.
Der Neubau des Bundesverteidigungsministeriums ist nach einer Erklärung des Ministers Strauß einstweilen gestoppt. Diese Entscheidung gelte zunächst bis zum 1. April 1958.
Eine Zulage in Höhe eines halben Monatsgehaltes im Dezember soll — neben den Bundesbediensteten — nun auch Beamten der Länder und Gemeinden gezahlt werden.
Bei den Wahlen in Südtirol konnte in der Provinz Bozen die Südtiroler Volkspartei der Deutschen ihre absolute Mehrheit im Parlament behaupten. Ihre Stimmenzahl stieg noch um 12 000.
Etwa 600 Millionen DM kostete den Engländern ihr Suez-Abenteuer. Der britische Schatzkanzler gab diese Tatsache im Unterhaus zu, wobei er betonte, dass die Kosten für Munition nicht berücksichtigt worden seien.
Schadenersatz Englands, Frankreichs und Israels an Ägypten hat der sowjetische Ministerpräsident Bulganin in Noten an London, Paris und Jerusalem gefordert.
Produktionsausfälle infolge Ölmangels werden aus der englischen Industrie gemeldet. Man fürchtet einen erheblichen Rückgang der Stahlproduktion.
Meldungen über Judenverbannungen in der Sowjetunion brachte die amerikanische Presse. Der Warschauer Korrespondent der „New York Times" will erfahren haben, dass vor allem aus litauischen und vormals ostpolnischen Gebieten in den letzten Wochen viele jüdische Familien nach Sibirien abtransportiert seien. Man wolle sie nach dem jüdischen Sowjetgebiet Birouidschan in Asien schicken.
Seite 3 Foto: Berliner Kinder basteln für Ungarns Kinder
In den Berliner Jugendheimen, Horten und Bastelstuben sind die Jungen und Mädchen eifrig und mit viel Liebe beim „Werken"; es gilt, für die vielen Flüchtlingskinder aus Ungarn, die in Lagern und Heimen das Weihnachtsfest erleben müssen, schöne und praktische Weihnachtsgeschenke herzustellen. Die Eltern geben noch einige Mark zu den Geldern des Berliner Senats und auch die Kinder verzichten auf manche Süßigkeit und das sonntägliche Kino. Unser Blick geht in eine Bastelstube, die Spielzeug für die Kleinen und auch warme Wintersachen, die auf einem Webstuhl hergestellt werden, den ungarischen Kindern schicken will.
Seite 3 Ostpreußen reichen den Ungarn die Hand. Wo immer Menschen sterben für die Freiheit, sterben sie auch für unsere Heimat! Von unserem Berliner M. Pf.-Korrespondenten. Pflicht und Bedürfnis ist es uns, wieder und wieder von Ungarn zu sprechen und zu schreiben, von diesem Volk, dessen Heldenkampf – mag er heute auch in Blut erstickt sein – Saat für die Zukunft ist, Morgenröte einer neuen, besseren Welt. Gerade wir Ostpreußen fühlen uns in diesen Wochen tief mit dem ungarischen Volk verbunden. Unser beider Schicksal weist ähnliche Züge auf, ist von derselben tief erschütternden Tragik.
So soll denn der nachstehende Bericht im Mittelpunkt der heutigen Berlin-Beilage stehen. Unser Korrespondent schildert darin im ersten Teil, wie er in den Tagen des Grauens, der Scham und Verzweiflung aller Menschen dieser Erde, die ein fühlendes Herz besitzen, den Weg zu den Berliner Ungarn fand. Im zweiten Teil gibt er uns ein Bild vom Leben der Berliner ungarischen Kolonie, das so manche Ähnlichkeit mit dem Leben unserer ostpreußischen Heimatkreise in West-Berlin und der Bundesrepublik aufweist.
Frisch ist er noch in unser aller Erinnerung, der Sonntag, an dem sie durchs Radio kamen, die Meldungen vom tückischen Überfall der Sowjets auf Ungarn und die immer verzweifelter werdenden Hilferufe der Überfallenen. Es kam keine Hilfe. Vielleicht können Sie, liebe Landsleute, verstehen, dass ich nach diesem furchtbaren Tag in unserer großen Stadt herumlief, um einen Ungarn zu suchen, einen, irgendeinen Ungarn zu treffen. Ich musste ein erdrückendes Schuldgefühl loswerden, ich wollte mich einem Ungarn stellen und ihn fragen, ob er mich und mit mir die ganze freie Welt nun hasst und verachtet.
Im Telefonbuch suchte ich nach einer ungarischen Kolonie, einem ungarischen Verein, nach etwas, das auf Ungarn hinwies. Vergeblich.
Dann kam die Ungarnkundgebung vor dem West-Berliner Rathaus. Sie war schlecht vorbereitet, sie Missglückte. Nichts von dem kam zum Ausdruck, was die über Hunderttausend, die erschienen waren und die am Tag zuvor an ihren Radiogeräten geweint hatten, bewegte. Unruhe kam auf. Mit Sprechchören „Freiheit für Ungarn!“, „Nicht Worte, sondern Taten!“ wurde der Hauptredner, der glaubte hier eine langweilige Wahlrede halten zu müssen, zum Schweigen gebracht. „Zum Brandenburger Tor!" rief die ungeduldige Jugend. Und sie marschierte. Doch schweigen wir von dem, was dann am Brandenburger Tor, was auf der „Straße des 17. Juni" geschah: keine Polizei der westlichen Welt dürfte auf antisowjetische Demonstranten so brutal eingeschlagen haben wie die West-Berliner . . .
Noch mehr drängte es mich nach dieser verfehlten Kundgebung, Kontakt mit den Berliner Ungarn aufzunehmen. Endlich fand ich die Adresse der Geschäftsstelle ihrer Kolonie . . .
„Berlini Magyar Kolonia"
Es ist nicht weit ab vom gleißenden, zuckenden Lichterband des Kurfürstendamms. In seiner Nachbarschaft wirkt die Seitenstraße doppelt still, ja trotz der vielen kleinen Geschäfte wie ausgestorben. Winzige Lädchen sind es, ohne Neonröhren, drei, vier Meter Straßenfront, Fenster, die kein Fachmann dekoriert.
In einen dieser Läden trete ich ein. Der übliche Verkaufstisch, die üblichen Regale fehlen hier. Ein hoher goldgerahmter Spiegel beherrscht den mit Teppich und Sesseln ausgestatteten Raum. In Vitrinen stehen einige wenige Paar Schuhe von auserlesener Machart. Diplome, Goldmedaillen jungen und jüngsten Datums an den Wänden verraten, dass der Geschäftsinhaber nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland als Spitzenkönner seines Faches anerkannt und geehrt wird.
Auf das Klingeln der Ladentür kommt er aus seiner Werkstatt in den Empfangsraum, in der Schusterschürze, die Ärmel des Barchenthemdes aufgekrempelt, ein großer, stattlicher Mann Ende der Vierzig, ein sympathisches Gesicht, das Ungarnbärtchen auf der Oberlippe. In seinen Augen ist der Ausdruck, den ich in Ungarn so oft bei Männern fand, liebenswürdig, ernst, eindringlich, eine Spur Abwehr, eine Spur Melancholie — es gibt kein treffendes deutsches Wort dafür.
Weshalb beschreibe ich ihn so ausführlich? Nun, Herr Kleineszel, Schuhmachermeister und Präsident der ungarischen Kolonie in Berlin, der „Berlini Magyar Kolonia" war eben der erste Ungar, dessen ich nach dem Schock des Blutsonntags habhaft wurde, der erste, dem ich in Scham und Wut beichten wollte. An ihm lag es, mich und mit mir die ganze freie Welt zu verdammen oder nicht.
Ich warte kaum, bis wir uns gesetzt haben. „Hassen Sie uns nun, Herr Kleineszel? Verachten Sie uns?"
„Aber was konnten Sie denn tun!?" ist die Antwort.
„Haben Sie denn nicht erwartet, dass die westliche Welt eingreift!?"
„Wir haben auf den Westen gehofft . . . Aber zugleich konnten wir uns doch denken, dass er wegen eines so kleinen Landes nicht das Risiko eines Weltkrieges auf sich nimmt... Ja man hat Russland zu groß werden lassen!"
Das ist eine Verurteilung der Politik des Westens seit Roosevelt, seit Teheran und Jalta, seit der Invasion, die gegen Churchills Plan nicht vom Balkan her, sondern in Frankreich stattfand, seit Potsdam.
Kann ich, als Deutscher, nun schon aufatmen, mich schuldlos fühlen? Ich setze zu einer neuen Frage an, da läutet das Telefon. Die Münchener ungarische Kolonie ruft an, sie kündigt die Ankunft von zweihundert ungarischen Studenten an. Der West-Berliner Senat hat ihnen Freiplätze an der Universität angeboten; die Bevölkerung soll aufgerufen werden, diese Studenten, die in Budapest gekämpft haben, privat aufzunehmen.
Erschütternder Geschichtsunterricht
Im Laufe des Abends lerne ich weitere Angehörige der ungarischen Kolonie kennen. Jedem von ihnen stelle ich sofort meine Frage. Ich will ihr Urteil hören.
Immer wieder werde ich beruhigt, werde ich freigesprochen. Einmal klingt in der Antwort auf: eine Impulshandlung der freien Welt am Sonntag, an jenem Sonntag, hätte vielleicht zum Erfolg und zu geschichtlicher Wende führen können. Eine Impulshandlung, die so mancher von uns, der am Radio saß, verzweifelt ersehnt hatte, ohne an Verfahrensordnungen, an Neutralität, an Pakte, ohne an die Atombombe zu denken.
Ein weißhaariger Ungar, gepflegt, im Kamelhaarmantel:
„. . . Aber wir wussten es. Man versteht Ungarn nicht, man kennt seine Geschichte nicht. Wir waren immer allein . . . Schon vor hundert Jahren war es so, als wir unsere Unabhängigkeit erkämpfen wollten und — schon damals — durch russischen Verrat scheiterten. Petöfi, unser Freiheitsheld und Freiheitssänger, kam dabei ums Leben; da sein Leichnam nie gefunden wurde, konnte die Sage entstehen, er sei nach Russland geflohen. Als die Sowjets 1945 ins Land einbrachen, bemächtigten sie sich dieser Legende. Petöfi, sagten sie, kommt aus Russland zurück und bringt euch die Freiheit. Ihr gehört zum Osten . . .
Wir Magyaren sind einmal in grauer Vorzeit aus dem Osten gekommen, aber nichts verbindet uns mehr mit ihm, und auch dort gibt es kein Volk und keine Sprache mehr, die an uns erinnert. Wir haben uns vom Westen all das genommen, was uns gefiel, was unserer Art entsprach, wir sind ein westliches Volk geworden — und gerade aus einer östlichen Ahnung, einer fernen Erinnerung in unserem Blut wurden wir in der Neuzeit Warner, Verteidiger, Damm gegen den Osten. Und blieben doch unverstanden! Ein Völkchen von Pußtahirten, Künstlern und Zigeunern, hieß es!"
Jetzt wurde mir klar, was die Zigeunermusik angerichtet hat, bei uns im Westen. Bevor ich als junger Mann zum ersten Mal nach Ungarn reiste, warf auch sich Ungarn mit Zigeunern zusammen! Erst an Ort und Stelle sah ich, dass sich die Einheimischen von den Zigeunern noch schärfer abtrennen, als das anderswo der Fall ist. Nur als Musikanten sind dort die Zigeuner beliebt. Der Ungar weint, wenn die Zigeunerkapelle ungarische Volksweisen auf ihre Art spielt. Aber sonst will er nichts mit dem Zigeuner zu tun haben.
Ich schweige nachdenklich. Ungarn, eine eigene Rasse zwischen Slawen, Germanen und Romanen und von denen missverstanden, zu denen sie sich hingezogen fühlt!
„Die Besten sind gefallen"
Wieder tritt ein Ungar in den Laden, dürftig gekleidet, alt, aber temperamentvoll. Er wollte zurück in die Heimat. In jenen Tagen, da die Volkserhebung gesiegt zu haben schien, war er zum ungarischen Konsulat in Ost-Berlin gelaufen, hatte die Einreise beantragt, er und viele, viele andere. „Auf diesen Tag hatten wir seit zehn Jahren, seit unserer Flucht aus Ungarn vor den Sowjets, gewartet!" Die „süße Mutter Ungarn" rief. „Edes onyam", „süße Mutter", das ist eigentlich unübersetzbar, denn es ist als Sinn und Klang untrennbar. Hört man es aus ungarischem Mund, dann weiß man, weshalb Männer, die an jenem grauenvollen Sonntag ihre Familien nach Österreich in Sicherheit brachten, wieder umkehrten, um weiterzukämpfen, weiß man, weshalb Frauen und Kinder auf sowjetische Panzer sprangen.
Der alte Mann versuchte alles, um mich von meinem Schuldgefühl zu befreien. Und doch verurteilte er mich — durch den Entschluss, zu dem er sich in zwei bitteren Nächten durchgerungen hatte. Er kam gerade von der kanadischen Mission, hatte sich die Auswandererfragebogen geholt. Überzeugt von der Ohnmacht des Westens.
Auch der junge Maler, der neben mir sitzt, will nun auswandern, er hat eine Frau und zwei Kinder, entging vor sieben Jahren der Deportation durch die Flucht.
„Die Besten sind gefallen, die anderen gehen und wir werden immer weniger", sagt einer. Darauf setzt ein langes Schweigen ein.
„Aber das darf nicht sein! Es muss doch geholfen werden!" rufe ich und ich gestehe, dass ich nur mühsam meine Stimme beherrsche.
„Wir sind allein", sagt der Weißhaarige abermals. „Ihr versteht uns nicht. Für euch ist der Kommunismus eine Weltanschauung neben anderen. Für uns ist er der Tod. Deshalb können wir nicht aufhören, zu kämpfen“.
Irgendeine Frage muss ich jetzt stellen, um aus der für mich unerträglichen Spannung herauszukommen. „Gibt es denn überhaupt keine Kommunisten bei euch?"
Das schlimmste Schimpfwort
„Nein!" lautet die spontane Antwort von allen Seiten. Herr Kleineszel, der Präsident, war vor kurzem bei seinen Eltern in Südungarn. Solche Besuche allernächster Verwandter waren in letzter Zeit möglich gewesen. Die gleiche Frage, die ich stelle, hat er seinem Vater gestellt, immerhin gab es ja eine Kommunistische Partei und kommunistische Massenorganisationen. „Na ja", hat der Vater geantwortet, „viele mussten ja eintreten, um ihre Stellung zu behalten, manch einer ist eingetreten, um wirtschaftlich voranzukommen. Aber deswegen sind sie doch keine Kommunisten!" „Aber zum Beispiel euer Parteisekretär hier am Ort, Papa, ist der auch kein wirklicher Kommunist?" „Der Ferencz!?" hat der Vater da gelacht. „Das ist ein Durchtriebener. Der sitzt da und kümmert sich einen Dreck um die Befehle, die aus Budapest kommen. Und wo er kann, streut er ihnen Sand in die Maschine!"
Und die Kinder, frage ich, die nichts anderes mehr kennen, die herangewachsen sind bisher unter dem Bombardement bolschewistischer Propaganda?
„Unsere Kinder, die Kinder der Arbeiter und Bauern, der Handwerker und der Künstler, werden als Antikommunisten geboren!"
„Es gibt kein schlimmeres Schimpfwort in Ungarn als das Wort „Kommunist" . . .
„Aber sonst", fügt ein anderer hinzu, „sind wir ganz unpolitische Menschen“.
Wollte Gott, denke ich, wir hier im Westen wären auf diese Art unpolitisch . . .
Inzwischen hat der Meister einige Kunden bedient. Eine Berlinerin hat eine Kleiderspende gebracht. Das Telefon ging, eine Anfrage des Roten Kreuzes, dann war München wieder am Apparat.
Und wieder ein Augenblick Stille. Die Meisterwerke Budapester Schuhmacherkunst schauen mich aus den Vitrinen an. Ich weiß nicht, wie es kommt, plötzlich dröhnt in meinen Ohren die ungarische Nationalhymne, langgezogen, feierlich, tragisch und erschütternd. Weshalb wird sie jetzt nicht von allen Sendern der westlichen Welt tagaus tagein zu Beginn und zum Ende eines jeden Programms gespielt?
Ich erhebe mich. Die Männer haben mich freigesprochen. Aber ich bin nicht befreit. Es bleibt das eine furchtbare Wort:
„Wir sind allein“.
Wie unter uns Ostpreußen
Es ließ mir keine Ruh. Ich ging hin, wieder und wieder in den letzten Tagen. Ich habe mich mit dem Leben der ungarischen Kolonie in Berlin vertraut gemacht, umso mehr, als ich immer mehr Parallelen zu dem Leben innerhalb unserer Ostpreußischen Landsmannschaft, innerhalb der Heimatkreise entdeckte. Parallelen, die mich beglücken, die mich erschütterten.
2000 Ungarn leben in Berlin und ein hoher Prozentsatz von ihnen sind wie wir Flüchtlinge, Heimatvertriebene. Flüchtlinge aus den Jahren 1945/1946, als der rote Schrecken über Ungarn hereinbrach. Flüchtlinge und Ausgewiesene aus den Jahren 1948/1949, damals, als die stalinistische Terrorregierung Zehntausende von Ungarn als „reaktionäre bürgerliche Elemente" aus den großen Städten des Landes deportierte. Vierhundert Ungarn in Berlin sind eingetragene Mitglieder der Kolonie, der „Berlini Magyar Kolonia". Es gibt kaum reiche Leute unter ihnen; nur wenige und das sind auch nur solche, die seit Jahrzehnten in der Stadt ansässig sind, kann man als gutsituiert bezeichnen. So manches Mitglied kann nicht einmal den bescheidenen Monatsbeitrag bezahlen. Es gibt viel Not und die Kolonie hilft, soweit sie nur kann, obwohl ihr keine öffentlichen Mittel — so wie sie jeder Sportverband erhält — zur Verfügung stehen.
Unter den Berlin-Ungarn sind sehr viele Handwerker und verhältnismäßig ungewöhnlich viele Künstler. Eigentlich sind sie alle Künstler, der ungarische Schneider und Schuhmacher ist als solcher genau so berühmt wie der ungarische Filmregisseur, Sänger, Pianist. Vielleicht hat der oder jener von uns schon einmal dem großen Chopinspieler Julian v. Karoly im Konzertsaal gelauscht? Aber bestimmt hat jeder schon einmal einen Film gesehen, bei dem Geza v. Chiffra Regie führte! Und auch die Regisseurnamen Bolvacy und Borsodv begegnen uns immer wieder. Und diese Männer lassen sich ihre Schuh bei Herrn Kleineszel in der West-Berliner Mommsenstraße anfertigen — Künstler beim Künstler.
Allerdings beteiligen sich die Prominenten, die, die es zu etwas gebracht haben, nur wenig am Leben der Kolonie. Auch bei uns Ostpreußen soll es ähnliche Erscheinungen geben . . . (Ich hoffe, dass dieser Bericht einigen von denen, die gemeint sind, in die Hände fällt!) Jedoch versicherte Herr Kleineszel, dass gerade die Abseitsstehenden mit vollen Händen spenden, wenn es Bedürftigen zu helfen gilt.
Eigene Zeitung, Heimattreffen
Die Kolonie gibt allmonatlich eine rührende kleine, hektographierte Zeitung heraus, „Berlini Magyar Hirado“. Sie ist ganz und gar unpolitisch. Sie bringt Gedichte und kleine Erzählungen ungarischer Klassiker und lebender Autoren, Familiennachrichten aus der Kolonie, Nachrichten aus der Heimat, Reiseberichte, seitdem es im Zeichen des gelockerten Kurses die Möglichkeit gab, nächste Verwandte in Ungarn zu besuchen, so wie wir sie wenigstens im polnisch besetzten Teil unserer Heimat haben.
Für die Ungarn ist jetzt vorerst keine Aussicht mehr, eine solche Reise zu Eltern oder Kindern zu unternehmen. Wann wird wenigstens die Briefpost wieder in Gang kommen? Wie gut kennen wir das bangen, verzweifelten Fragen nach dem Schicksal liebster Menschen!
Alle vier Wochen vereinigt sich die Kolonie zu einem Treffen. Durchschnittlich erscheinen jedes Mal etwa hundert Landsleute. Man plaudert, tauscht Erinnerungen aus und freut sich vor allem an den geliebten Lauten der Muttersprache, die der Ungar in der Fremde ja nur unter sich gebrauchen kann. Es gibt wenige Nichtungarn, die Ungarisch sprechen können: diese Sprache, weder slawisch noch romanisch noch germanisch, aber auch nicht arabisch oder mongolisch, steht so allein wie heute das ungarische Volk.
Einen hohen Prozentsatz der Teilnehmer an den regelmäßigen Treffen stellen die Landsleute aus Ost-Berlin! Dort drüben in der kommunistischen Welt fühlen sich die Exilungarn besonders vereinsamt. Zu der Heimat, die sie meinen, dürfen sie sich nicht bekennen, offiziell hat für sie nur ein neues, ein „volksdemokratisches" Ungarn zu existieren, eine Konstruktion, ein entstelltes, bolschewistisches Wunschbild, wie nun ein für alle Mal bewiesen ist.
Die Brüder und Schwestern aus dem Osten mit ihrer fünfmal so schwachen Währung werden von der Kolonie freigehalten. Wie gut kennen auch wir Ostpreußen die Gutscheine für Bier und Kaffee! Und diesen herzlichen Dank für jeden „echten", und vielleicht noch einen Kuchenteller und ein Päckchen gute Zigaretten und die Freude der Kinder an unverfälschter Fruchtsaftlimonade mit Strohhalm . . .
Den Höhepunkt des Jahres bildet wie bei uns das Weihnachtsfest mit Nikolaus und Gabenpaketen.
Die Heimaterde blutet
Mit banger Anteilnahme haben all die Menschen das politische Geschehen der letzten Jahre verfolgt. Würde ihnen die sogenannte Entstalinisierung den Rückweg in die Heimat öffnen, von dem sie mit Ausnahme der Alteingesessenen, eingedeutschten Ungarn alle träumen? Und es kam der 23. Oktober, der Beginn der Volkserhebung. Das Ziel schien zum Greifen nah. Umso tiefer dann der Absturz in Verzweiflung nach dem schändlichen Verrat der Sowjets. Mehr denn je schließen sich die Glieder der Kolonie jetzt zusammen. Nur in der Gemeinschaft ist das Furchtbare noch zu ertragen.
Stellen wir uns vor, heute lebten noch Millionen von Landsleuten in unserer ostpreußischen Heimat und sowjetische Panzer walzten sie nieder, unsere Väter und Mütter, Söhne und Töchter, ein Blutbad in einem hermetisch abgeschlossenen Kessel! Und wir, die wir die Schrecken der Vergewaltigung, Vertreibung, der Flucht kennen (wie viele der Exilungarn auch), müssten ohnmächtig aus der Ferne zuschauen . . .
Stellen wir uns das vor — und dann strecken sich von selbst unsere Hände den Ungarn entgegen. Schicksalsgenossen . . .
Wo immer heute das bolschewistische Inferno wütet, ist Ostpreußen. Wo immer heute über Knechtschaft, Verfolgung, Ausrottung geweint wird, weint man auch über unsere Heimat. Wo immer Menschen sterben für die Freiheit, sterben sie auch für unsere Heimat. Wo immer Gerechtigkeit und Selbstbestimmungsrecht gefordert werden, werden sie auch für uns gefordert.
Beten wir für Ungarn, für seine Menschen, deren Freiheitskampf uns mit neuer Hoffnung, neuem Glauben erfüllt. Dieser Kampf wird nicht vergeblich gewesen sein, und eines Tages werden wir wissen, dass er auch für uns geführt wurde.
Seite 4 Und unsere Studenten. Ein Blick nach Ost-Berlin — Schweigen ist keine Kapitulation. Ein paar hundert Meter östlich vom Brandenburger Tor liegt die alte Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität, die jetzige Humboldt-Universität. Hier wird jetzt der akademische Nachwuchs für den „Aufbau des Sozialismus" erzogen, hier studieren die „Arbeiter- und Bauernsöhne der DDR".
Bis heute glaubt Ulbricht, sie fest in der Hand zu haben. An der Humboldt-Universität regiert die FDJ, freiheitliche Regungen werden seit Jahr und Tag rigoros unterdrückt. Das Zulassungssystem schließt „bürgerliche und antisozialistische Elemente" vom Studium aus. Heute kann ein junger Mensch in der Sowjetzone kaum noch studieren, wenn er nicht entweder einen proletarischen Ahnennachweis erbringt oder den Nachweis eigener aktiver „gesellschaftlicher Betätigung", die den Makel bürgerlicher Herkunft aufhebt.
Wer einmal zugelassen ist, studiert auf Kosten des Staates, gehört zu den Privilegierten, von denen der Staat wiederum absolute Linientreue verlangt.
Tausende von Oberschülern der Sowjetzone sind in den letzten Jahren in den Westen, und, bevorzugt, nach West-Berlin gegangen, um bei uns in Freiheit zu studieren. Von Jahr zu Jahr werden es mehr. Die besten Kräfte, die Begabtesten kommen zu uns. So liegt die Frage nahe, ob das, was im Osten studiert, nicht vielleicht doch eine Auslese Linientreuer ist. Anders als in Warschau und Budapest, wo die Studenten als erste die Fackel der Freiheit erhoben.
Aber auch an der Ost-Berliner Universität ist nicht alles so ruhig, wie es scheint. Von außen gesehen, läuft der Betrieb weiter, als sei nichts in der Welt geschehen. Doch die „Arbeiter- und Bauernsöhne" sind nicht blind, sie sind nicht apathisch, nicht eingeschläfert oder gar überzeugt von einer Propaganda, die von Tag zu Tag verlogener wird, sich von Tag zu Tag mehr in ihren eigenen Schlingen fängt. Allerdings sind ihre Forderungen vorerst noch recht bescheiden.
Auf einer Versammlung der Medizinischen Fakultät stimmten die Studenten einer Resolution mit folgenden Punkten zu: Zulassung unabhängiger Studentenverbände neben der FDJ; sofortige Abschaffung des obligatorischen Russisch-Unterrichtes; Einschränkung des Unterrichtes in Marxismus-Leninismus; Veröffentlichung des vollständigen Textes der Gomulka-Rede.
Beim letzten Punkt handelt es sich um die große Programmrede Gomulkas, die bis heute von der SED-Presse nicht veröffentlicht wurde (die „BZ am Abend", die Auszüge gebracht hatte, wurde bekanntlich eingezogen und beschlagnahmt).
Schon zu Beginn dieser Versammlung hatten die FDJ-Spitzel die SED-alarmiert. Der erste Sekretär der Berliner Landesleitung, Neumann, drang mit einer Gefolgschaft von hundert linientreuen Studenten in den Versammlungsraum ein. Tumult entstand. Neumann konnte kein anderes Argument gegen die Forderung der Studenten vorbringen als die lächerliche Behauptung, es seien hier „westliche Agenten und Provokateure" am Werk.
Bei der nächsten Versammlung der Medizinischen Fakultät waren die Saaltüren doppelt und dreifach gesichert, die Ausweise wurden kontrolliert, der Name eines jeden Teilnehmers notiert. Angehörige der sogenannten „Betriebskampfgruppe" flankierten das Rednerpult. Angesichts dieser offenen Drohung beschlossen die Studenten, zu schweigen.
Aber dies Schweigen ist keine Kapitulation.
Seite 4 VdL-Stelle in Berlin errichtet
Eine Berliner Stelle hat der Verband der Landsmannschaften in der alten Reichshauptstadt eingerichtet. Zum Leiter dieser Stelle wurde Werner Guillaume berufen. Der VdL verwirklicht damit den Beschluss seiner Sprecherversammlung anlässlich des Tages der Heimat in Berlin, hier eine Stelle einzurichten und damit die Verbundenheit der Landsmannschaften in der Bundesrepublik mit den Heimatvertriebenen in Berlin und der Zone sichtbar zum Ausdruck zu bringen.
Seite 4 „Madonnen im deutschen Osten"
In Anbetracht der zahlreichen Weihnachtsfeiern, die die Landsmannschaften im Monat Dezember abhalten, beschränkt sich das Kulturprogramm im Haus der ostdeutschen Heimat, Kaiserdamm 83, im letzten Monat des Jahres auf die Veranstaltung „Madonnen im deutschen Osten", die am 13. Dezember, 20 Uhr, stattfindet. Der Vortrag in Wort und Bild wird von volkstümlicher Marienmusik aus dem Ermland, Schlesien, Brandenburg, dem Schönhengstgau und der Gottschee umrahmt. Es musiziert das Collegium Gambicum unter der Leitung von Prof. Alfred Zastrau, das mit seinen altertümlichen Instrumenten dieser Musik einen besonderen Reiz verleihen wird.
Seite 4 Nicht zum Scherzen aufgelegt. Die Stimme der Insulaner — Berlin im November.
Immer häufiger hatten wir ausländischen Besuchern Berlins eine gewisse Enttäuschung angemerkt. Manche gaben ihr Ausdruck und sagten, sie vermissten die wache, gespannte Atmosphäre politischer Aufmerksamkeit, ja Kampfbereitschaft, die der Stadt im Blockadejahr und noch bis ins Jahr 1953 hinein einen einmaligen Stempel aufgedrückt hatte. Der auch hier allmählich steigende Wohlstand habe die Menschen politisch schläfrig gemacht. Noch Ende Oktober — der Freiheitskampf der Ungarn hatte bereits begonnen — traf ein bekannter Schweizer Publizist diese Feststellung.
Seitdem aber vollzieht sich eine Wandlung. Berlin wird sich wieder seiner Lage und Bedeutung als Schnittpunkt zwischen Ost und West bewusst. Wie in seinen großen Zeiten, als Ernst Reuter für Berlin und die Zone nach Freiheit rief. Diesmal kommt Ruf und Anstoß aus dem Osten.
Die Reuter-Zeit lebte wieder auf, als die Berliner spontan zum Gedenken an Ungarn Kerzen in ihre Fenster stellten, sie lebte auf in der Empörung der Jugend, die sich bei der Trauerkundgebung am 5. November Luft machte. Auf dem Höhepunkt der Weltkrise zeigte sich der echte Berliner: er dachte nicht an Hamsterkäufe, sondern daran, dass er eines Tages nicht mehr Beobachter des Weltgeschehens, sondern wieder aktiver Vorposten der westlichen Welt sein würde.
Das ist keine kühne Behauptung, sondern die Summe täglicher kleiner und kleinster Beobachtungen auf der Straße, in den Verkehrsmitteln, in Läden und Gaststätten.
Ein Barometer für die Berliner Stimmung ist seit Jahr und Tag das Funkkabarett „Die Insulaner". Berlin hört es, die Sowjetzone hört es, und auch in Westdeutschland ist es immer populärer geworden. Für viele Radiohörer in der Bundesrepublik — und gewiss auch so mancher ostpreußische Landsmann darunter — sind die „Insulaner" einfach die Stimme Berlins. Warum? Weil sie, wie eine westdeutsche Zeitung treffend schrieb, „einen ganz eigenen Ton haben, der wiedergibt, was sie dem heutigen Berlin von der Schnauze abgehört haben“.
Am Sonntag brachten die Insulaner ihr neues Programm. Es war ganz anders als sonst. Aber nur der konnte sich darüber wundern, der keine Ahnung vom Berliner, von seinem Herzen und seiner „Schnauze" hat.
„Wir sind heute nicht zum Scherzen aufgelegt . . ." Mit diesen Worten traten sie ans Mikrophon, die bekannten Typen, die ganz Deutschland kennt, die allmonatlich herzlich belacht werden, der mit Pollowetzer telefonierende Herr Kummer, die Klatschdame vom Kurfürstendamm, der dem „Funktionär" sekundierende Professor Kwatschny, um nur diese drei zu nennen.
Sie stimmten ernste Töne an. Töne der Trauer, der Anklage, der Hoffnung. In schlichten Versen sagten sie, was heute Berlin bewegt.
Sie hatten auch Worte der Mahnung. „Seid wachsam, Leute!", riefen sie all denen zu, die auch heute noch nicht an die Notwendigkeit der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik glauben, die auch heute noch nicht glauben, dass Pankows Drohungen, man werde uns eines Tages „vom Kapitalismus befreien", ernst zu nehmen seien. Künstler sind selten, und Kabarettkünstler fast nie Freunde des Soldatentums. Wenn die Insulaner, unter den Flammenzeichen der Ereignisse in Ungarn, für eine Verteidigungsmacht sprechen, so nur, weil sich deren Notwendigkeit unter den Menschen der Stadt herumspricht, deren Spiegel sie sein wollen.
„Weil das Schicksal des Nächsten uns alle bedrückt, ist die Menschheit beklommen zusammengerückt . . .", singt der Insulaner und hofft auf eine einige, entschlossene Politik des Westens.
Wenn wir „Insulaner" sagen, so sind damit die West- und die Ostberliner gemeint. Beide waren sie in letzter Zeit politisch schläfrig geworden, die West-Berliner, weil es ihnen allmählich besser ging, die Ost-Berliner aus genau dem entgegengesetzten Grund, aus der Hoffnungslosigkeit heraus, dass es ihnen jemals besser gehen würde.
Und doch waren die Ost-Berliner hellhöriger geblieben. Sie reagierten zuerst auf die Anzeichen einer Wendung. Ihr Nachrichtenhunger wuchs seit dem Beginn des Ringens der Polen um ihre Unabhängigkeit. Wir haben schon vor Wochen darüber berichtet: nie waren Westzeitungen so begehrt wie jetzt, nie seit 1953 wurden die Nachrichtensendungen der westlichen Rundfunkstationen so intensiv abgehört.
Nachrichten, wohlgemerkt, Tatsachen wollen sie hören. Denn Presse und Rundfunk der Sowjetzone wissen vor Verdrehungen nicht mehr aus noch ein und ersticken in Widersprüchen. Westliche Kommentare hingegen sind nicht sehr gefragt, ihre Meinung bilden sich die Menschen jenseits des Brandenburger Tores selber. Was den Westen anbetrifft, ist diese Meinung allgemein nicht sehr freundlich; was das bolschewistische System anbetrifft, ist sie vernichtend und endgültig.
Und wenn es heute im Westen geschieht, dass man „Schuldige" für die Volkserhebung in Ungarn sucht, so sei es hier von Berlin aus in aller Deutlichkeit gesagt: Wir haben die Saat des Hasses nicht gesät!
Seite 4 Ostpreußen und die Berliner Schulen
Durch die Arbeit des Heimatpolitischen Referats der Landsmannschaft in Berlin hat sich die Anteilnahme der Schulen an den Fragen unserer Heimat sehr verstärkt. Die zahlreichen Anfragen und Bitten um Mitwirkung an Heimatgedenkstunden und Ostlandtagen zeigen das rege Interesse für unsere Heimat Es erscheint nur gut und richtig, wenn wir diese Tatsache durch einen kurzen Bericht über einige Veranstaltungen dankbar erwähnen.
Vorerst sei die Ostpreußenschule genannt, die unter der Leitung ihres Rektors Habrich schon mehrfach Elternabende veranstaltet hat, die unserer Heimat Ostpreußen gewidmet waren.
Die Klasse 11 der Malvida-von-Meysenbug-Schule in Berlin-Zehlendorf räumte in einem ganz Ostdeutschland gewidmeten Abend der Heimat Ostpreußen einen großen Raum ein; es handelte sich um eine eigene Veranstaltung der Schülerinnen und Schüler.
In einer Besinnungsstunde der Albert-Schweizer-Schule in Berlin-Neukölln war das ganze Programm Ostpreußen gewidmet. Die Leitung hatte Frau Studienrat Wieneke. Neben vierhundert Schülerinnen und Schülern nahmen die Direktorin Frau Dr. Schablin, die Mitglieder des Lehrerkollegiums und der Bezirksstadtrat für Volksbildung, Lasson, an der Veranstaltung teil. Nach den Angehörigen der Klasse 12b (Edith Ragutze, Eva Deichsel und Peter Schulz) sprach unser Landsmann Fritz Roddeck. Der Tonfilm „Land in der Stille" beschloss die eindrucksvolle Stunde.
Von der Kopernikus-Schule in Berlin-Lankwitz — Rektor Hugo Schmugge — wurde ein Ostland-Abend veranstaltet, der dreimal wiederholt werden musste, da die Beteiligung sehr stark war. Die musikalische Leitung hatte der aus Königsberg vertriebene Landsmann, Studienrat Fischer.
Eine große Beteiligung hatten auch die Abende der 6. OB-Schule in Neukölln, die Ostpreußen, Pommern und Schlesien gewidmet waren. Die Rektorin, Frau Thiele, hatte die Durchführung der Abende in die bewährten Hände von Frau Breitkreuz und des Musiklehrers Schievelbein, gelegt. Bezirksschulrat Jaster, der sich sehr für Ostdeutschland einsetzt, unterstrich in treffenden Worten die Notwendigkeit, in allen Schulen für den deutschen Osten zu arbeiten.
Mit dem 1. Vorsitzenden des Heimatkreises Königsberg, Landsmann Eduard Dietsch, wurde die Drei-Linden-Schule in Berlin-Zehlendorf besucht. Hier hat jede Klasse den Namen einer ostdeutschen Stadt. Wir waren bei der Klasse Königsberg, die mit ihrem Leiter, Studienrat Tschirpig, sich ganz unserer alten, schönen Hauptstadt widmet. Herr Dietsch übergab der Klasse ein künstlerisch ausgeführtes Tischbanner mit dem Wappen unserer Hauptstadt Königsberg, Landsmann Fritz Roddeck überreichte einige Großfotos von markanten Baulichkeiten. Hier, in dieser Klasse, wurde eine ganze Arbeitsstunde der unvergessenen Heimat gewidmet.
Bei allen Veranstaltungen wurden das Ostpreußenblatt, das Faltblatt über Ostpreußen und anderes Material überreicht.
Seite 4 Heimat Ostpreußen. In einer Buchausstellung in Berlin.
Internationale Buchausstellung — das ist eine etwas zu hochtönende Bezeichnung für die Bücherschau, für die zwei Messehallen am Funkturm am letzten Wochenende ihre Pforten öffneten. Schweden, England, die Schweiz, Spanien und Frankreich sind vertreten, doch hat nur England eine reichhaltige Auswahl beigesteuert.
Die Erzeugnisse der deutschen Verlage überwiegen naturgemäß, doch hält die Berliner Ausstellung keinen Vergleich etwa mit der Frankfurter Buchmesse aus. Die zur Beteiligung eingeladenen Verlage haben nur zögernd oder nachlässig reagiert. Zwar wollen sie alle gern verkaufen, aber Berlin ist nie ein Buchumschlagplatz wie Leipzig oder Stuttgart gewesen, erst recht nicht nach dem Krieg, obwohl es, was die Zahl der Verlage betrifft, heute hinter Stuttgart an zweiter Stelle steht.
Die ausgestellten Bücher sind nach Sachgebieten geordnet, und so erscheint es dem Besucher zunächst schwierig, unter den Rubriken Politik, Kunst, Belletristik, Jugendbücher usw. ein bestimmtes Thema herauszufinden.
Während der Berichterstatter die Ausstellung besuchte, beobachtete er einen anderen Besucher, der eine Zeitlang ratlos umherirrte und dann fragte: „Wo steht denn die ostdeutsche Literatur?" „Da müssen Sie alle Regale und Tische durchsehen", antwortete der Ausstellungsleiter.
Wir haben es getan. Das Ergebnis ist nur dann als zufriedenstellend zu bezeichnen, wenn man die Unvollständigkeit der Ausstellung überhaupt bedenkt.
Ostdeutschland und speziell Ostpreußen hatten von allen Sachgebieten einen Anteil, und das wirkte besser, als wenn man Bücher über unsere Heimat irgendwo in eine separate Ecke gestellt hätte. Wir kennen Ausstellungen, in denen das der Fall war, und es wirkte jedes Mal so, als hätte es die Ausstellungsleitung „anstandshalber" getan, als zwar unumgängliche, aber lästige Notwendigkeit.
Überall spricht hier Ostpreußen als untrennbarer Teil Deutschlands für sich. In den Regalen für Kunst prangt ein vom Bruckmann-Verlag hervorragend ausgestatteter Band „Lovis Corinth", von Gert v. d. Osten herausgegeben; wir haben ihn seinerzeit im Ostpreußenblatt besprochen. „Welt Im Bild" heißt eine Abteilung, sie zeigt eine Reihe von schönen Bildbänden über Ostpreußen. Unter der Rubrik „Politik" sind ganze Regalreihen dem deutschen Osten gewidmet. Der Holzner- und der Böhlau-Verlag zeigen alles, was sie über Ostdeutschland, Geschichte und Grenzprobleme herausbrachten. In mehreren Bänden ist das Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands des Meinecke-Instituts der Freien Universität Berlin, bei Niemeyer, Tübingen, erschienen, ausgestellt. Ottomar Schreibers „Erbe und Aufgabe des deutschen Ostens" fehlt nicht, die Königsberger Albertus-Universität ist das Thema zweier Publikationen.
Die schöne Literatur ist nur sehr lückenhaft vertreten. Wir finden fünf Werke von Ernst Wiechert, finden E. T. A. Hoffmann und Frhr. von Brauns „Von Ostpreußen bis Texas". Gesamtausgaben sind nicht ausgestellt und so suchen wir auch vergeblich die Agnes-Miegel-Ausgabe des Diederich-Verlages. Die Philosophie ist nur mit wenigen Titeln vertreten, und so wundert es uns nicht, dass wir den Namen Kant und Hamann nicht begegnen.
Der Berichterstatter schlug dem anwesenden Vertreter des Berliner Buchhandels vor, einen Katalog herauszubringen, der alle Veröffentlichungen mit dem Thema Deutscher Osten bzw. Werke ostdeutscher Autoren aus allen deutschen Verlagen zusammenfasst. Dieser Gedanke stieß auf lebhaftes Interesse; er dürfte in absehbarer Zeit verwirklicht werden.
Seite 5 Moskau: Oder-Neiße-Linie ist Polens Westgrenze. Garantieerklärung für Warschau — Sowjettruppen bleiben in Polen.
Das polnisch-sowjetische Bündnis ist eine Garantie der polnischen Grenzen an Oder und Neiße. Diese Feststellung ist in einer Erklärung enthalten, die im Kreml von polnischer und sowjetischer Seite unterzeichnet wurde und die die abschließende Verlautbarung über die während der letzten Tage geführten polnisch-sowjetischen Regierungs- und Parteiverhandlungen darstellt.
Aus der sowjetisch-polnischen Verlautbarung geht hervor, dass zwischen den beiden Regierungen in allen wesentlichen, beide Länder interessierenden Fragen Übereinstimmung erzielt wurde und die Verhandlungen „im Einklang mit dem Grundsatz der Gleichheit der Nationen" geführt worden seien.
Das Abkommen, das in Form eines Kommuniqués bekanntgegeben wurde, ist von dem sowjetischen Ministerpräsidenten Bulganin und dem Parteisekretär Chruschtschow einerseits und ihren polnischen Kollegen Cyrankiewicz und dem erst kürzlich rehabilitierten „Titoisten" Gomulka andererseits unterzeichnet. Der Unterzeichnung wohnten Staatspräsident Woroschilow, die stellvertretenden Ministerpräsidenten Mikojan und Molotow sowie Verteidigungsminister Schukow bei.
In dem Kommuniqué heißt es:
„Beide Parteien haben die Fragen der zeitweiligen Stationierung sowjetischer Truppen auf polnischem Gebiet diskutiert. Sie erklären, dass bisher keine gegenseitig abgestimmten Entscheidungen erzielt wurden, die den europäischen Staaten eine ausreichende Garantie gegen die Wiedergeburt des deutschen Militarismus geben. Die ständigen Einwände der revanchelüsternen Kreise gegen die richtigen und bestehenden Grenzen zwischen europäischen Staaten und, in erster Linie, zu der errichteten und bestehenden polnischen Westgrenze stellen einen wesentlichen Grund der Behinderung in der Normalisierung der Beziehungen in Europa dar.
Beide Parteien kamen daher zu dem Schluss, dass diese Lage und die gegenwärtig herrschende internationale Situation die zeitweilige Stationierung sowjetischer Truppen auf polnischem Gebiet weiterhin notwendig machen. Dies steht auch mit der Notwendigkeit der Anwesenheit sowjetischer Truppen in Deutschland auf Grund internationaler Verträge und Abkommen in Verbindung.
Es wurde beschlossen, dass beide Parteien in Übereinstimmung mit der Entwicklung der internationalen Lage, sich über diese Fragen konsultieren, die mit dem Verbleiben sowjetischer Truppen, ihrer Zahl und Zusammensetzung auf polnischem Gebiet zusammenhängen. Die Stationierung und die Zahl der Sowjettruppen wird durch besondere Abkommen zwischen beiden Parteien geregelt“.
Die weiteren Vereinbarungen sehen vor, dass die sowjetischen Truppenbewegungen nur im Einvernehmen mit der polnischen Regierung vorgenommen werden dürfen, dass die Sowjettruppen und ihre Angehörigen verpflichtet sind, die polnischen Gesetze zu achten, und dass der Zeitpunkt und die Reisewege der Truppeneinheiten durch Übereinkommen mit der polnischen Regierung festgesetzt werden.
Als Gegenleistung für diese Konzessionen verspricht die Sowjetunion Polen außer der Garantie der Oder-Neiße-Linie als Westgrenze eine umfangreiche Wirtschaftshilfe, die unter anderem eine langfristige Anleihe in Höhe von 700 000 000 Rubel zur Bezahlung von Gütern aus der Sowjetunion vorsieht. Außerdem sollen die polnischen Schulden an die Sowjetunion, die sich aus den umstrittenen Kohlenlieferungen Polens an die Sowjetunion ergaben, gestrichen werden. Im Jahre 1957 soll Polen von der Sowjetunion 1 400 000 Tonnen Getreide auf langfristigen Kredit erhalten.
Außerdem seien Verhandlungen über die Rückführung polnischer Staatsbürger und die „Freilassung von Personen, die gegenwärtig in der Sowjetunion zurückgehalten werden", geführt worden.
Es ist klar: Die rotpolnische Regierung musste sich mit der weiteren Stationierung sowjetischer Truppen in Polen einverstanden erklären, wenn sie die erstrebte Garantie der „polnischen Westgrenze" durch Moskau erreichen wollte, und Moskau wiederum musste den Polen die Garantie geben, wenn die Unzufriedenheit mit dieser Stationierung nicht immer größer werden soll.
Seite 5 Wir schämten uns ...
„Wir schämten uns", schreibt der Herausgeber der Wiener Zeitung „Die Presse", Fritz Molden, der die Niederschlagung des ungarischen Aufstandes miterlebte und jetzt aus Budapest nach Wien zurückgekehrt ist:
„Ich schäme mich, so wie wir alle, Diplomaten, Ärzte und Journalisten, die wir aus der westlichen Welt kamen, um in Budapest beim Freiheitskampf der gläubigen und vertrauensvollen Jugend eines tapferen, kleinen Volkes Zeugen zu sein, uns in diesen Tagen immer wieder geschämt haben. Wir haben uns geschämt, weil wir nicht wirklich helfen konnten, wir haben uns geschämt, weil die große, freie Welt des Westens, als deren Vertreter wir in Budapest von wildfremden Menschen auf den Straßen umarmt und geküsst wurden, in diesen Tagen, da eine abendländische Nation aufgestanden ist, um die Freiheit mit den bloßen Fäusten gegen Sowjetpanzer zu verteidigen, untätig zusah, bis der Kampf im Blut erstickt wurde und sich das Schweigen des Todes über die Trümmerfelder der ungarischen Hauptstadt legte. Wir haben uns geschämt, weil man in London und Paris die Suezkanalkrise und in New York und Washington die Präsidentschaftswahlen für bedeutend wichtiger hielt als die Tatsache, dass die Blüte der ungarischen Jugend in der Kiliankaserne, am Gellerthügel, in der alten Burg und in den Trümmern des Rakosiplatzes verblutete. Eine Jugend, die das geglaubt hatte, was man ihr verantwortungslos jahraus, jahrein über die verschiedenen Sender, deren Phrasen ebenso hohl wie ihre Namen großspurig waren, erzählt hatte. Von Solidarität der freien Welt, den geknechteten Völkern Osteuropas, vom Kreuzzug für die Freiheit und von der Notwendigkeit, dass die unterdrückten Nationen sich zuerst selber helfen müssten, damit ihnen dann der Westen hilft. Was man in München, London, Paris und New York bei Weißwürsten oder Whisky, um das tägliche Programm zu füllen, predigte, hat das tapfere, aber unüberlegte Volk der Magyaren als bare Münze genommen. Und sie sind aufgestanden, haben die Unterdrücker abgeschüttelt und gewartet, dass die Solidarität des Westens sie unter ihren schützenden Mantel nehmen würde. Und sie haben an die UNO geglaubt, sie hielten es für völlig ausgeschlossen, dass die Vereinten Nationen die Sowjets ungestört und ungehindert ihre blutige Unterdrückungsaktion in Ungarn durchführen lassen würden ... Deshalb, zum Beispiel, haben wir uns geschämt“.
Seite 5 Massenverhaftungen und Deportationen in Rumänien haben die vor einigen Tagen bekanntgewordenen Sympathie-Kundgebungen der rumänischen Bevölkerung für Ungarn ausgelöst. Allein in Bukarest seien 300 Studenten verhaftet und in Güterwagen mit unbekanntem Ziel abtransportiert worden. Gerüchte wollen wissen, dass die Studenten nach Sibirien deportiert wurden.
Seite 5 Legendenbildung um Königsberg? Zu einem Hörspiel des NDR.
Am 15. November wurde auf der Mittelwelle des Norddeutschen Rundfunks ein Hörspiel „Die Festung" von Claus Hubalek gesendet. Diese Festung ist, wie auch in der Ankündigung ausdrücklich gesagt wird, Königsberg in den Tagen vor der Kapitulation 1945.
Es geht um die Frage, wieweit der Kommandant an den Befehl gebunden ist; behandelt wird der innere Widerstreit zwischen militärischem Gehorsam, der Einsicht und der Menschlichkeit. Der Kommandant, der in der Zucht strenger Pflichtauffassung aufgewachsen ist, glaubt den Weisungen aus dem Führerhauptquartier folgen zu müssen, die den aussichtslosen Verteidigungskampf im Hinblick auf die große strategische Konzeption als notwendig darstellen, um möglichst zahlreiche feindliche Kräfte zu binden. Unlogisch erscheint es, dass dieser eiserne Soldat den entscheidenden Befehl — er hatte um die Genehmigung zur Kapitulation ersucht — nicht selbst am Fernsprecher entgegennimmt, sondern dies seinem Adjutanten überlässt, den er selbst als einen „Schwärmer" bezeichnet. Motiviert wird diese Unterlassung dadurch, dass sich der General in diesem Augenblick eine Wunde verbinden lässt. Der Adjutant, der den Widerstandskreisen angehört und von dem General vor der Verhaftung nach dem 20. Juli 1944 bewahrt wurde, erstattet eine falsche Meldung, um seinem Vorgesetzten Gewissenskonflikte zu ersparen. Der „Führerbefehl" lautete, dass die Festung „bis zum heroischen Untergang" zu verteidigen sei. Der Adjutant meldet jedoch, dass der Führer den General von der Verpflichtung entbunden habe, die Festung weiter zu halten. Daraufhin entsendet der Kommandant Parlamentäre zur Aufnahme von Kapitulationsverhandlungen. Funktionäre der NSDAP, die um ihr Leben besorgt sind, erfahren das. Der General wird überrumpelt und von Anhängern des Nazisystems erschossen.
Dies ist in großen Zügen der Inhalt des Hörspiels. In der Ankündigung hatte der Leiter der Hörspielabteilung des Hamburger Funkhauses, Schwitzke, zwar erklärt, dass der Autor nicht historische Tatsachen schildern wolle, sondern dass es ihm um eine Erörterung der Grenzen des militärischen Gehorsams zu tun sei. Es können aber schon durch die ziemlich genaue Anlehnung an den Kampfverlauf — Vorgänge in Juditten, auf der Lawsker Allee, bei Tannenwalde werden einbezogen — bei den Hörern ganz andere Vorstellungen erweckt werden. Auch der stellvertretende Gauleiter Großherr tritt unter dem richtigen Namen auf. Das furchtbare Unheil, das damals über die Bevölkerung von Königsberg hereinbrach, ist nicht vergessen, es leben ja noch die Zeugen dieser Zeit.
Wir verwahren uns gegen die Gefahr einer Legendenbildung. Der ehrenhafte Kommandant von Königsberg, General Lasch, der im vorigen Jahre nach zehnjähriger Gefangenschaft aus der Sowjetunion zurückkehrte, hatte einen schweren Auftrag zu erfüllen. Die Gewissensentscheidung hat ihm kein „schwärmerischer* Adjutant abgenommen. Hitler verurteilte General Lasch in Abwesenheit zum Tode; über seine Familie wurde die Sippenhaft verhängt. Wir halten es für verfehlt, zumal noch zu Lebzeiten dieses Mannes einen falschen Ablauf der Ereignisse zu erfinden.
In einem stimmen wir mit dem Autor überein: in der Brandmarkung der feigen Flucht des Gauleiters Erich Koch auf dem Eisbrecher „Ostpreußen" und seiner erbärmlichen Lügenparolen vom sicheren Standort aus. Dies darf nicht vergessen werden, und es ist bedauerlich, dass manche seiner ehemaligen Trabanten und engsten Helfershelfer heute wieder den traurigen Mut haben, öffentlich aufzutreten und wieder eine Rolle spielen zu wollen.
Seite 5 Der erste Staffelkapitän ein Königsberger
Der Staffelkapitän der ersten Kampfeinheit der neuen deutschen Luftwaffe ist der erfolgreiche siebenunddreißig Jahre alte Jagdflieger Major Gerhard Barkhorn. Er wurde in Königsberg geboren und bestand 1937 am Wilhelms-Gymnasium die Reifeprüfung. Im Zweiten Weltkrieg hat er insgesamt 1104 Fronteinsätze geflogen. Kurz vor Kriegsende übernahm er als Kommodore das Jagdgeschwader 6. Major Barkhorn, ist Träger des Ritterkreuzes mit Eichenlaub und Schwertern. Nach dem Kriege war er als technischer Leiter einer Autogroßhandlung in Trier tätig.
Seite 6 Kinder aus Ostpreußen die von Angehörigen gesucht werden.
1. Aus Hartental, Kreis Goldap, werden die Geschwister, Horst Dörfer, geb. am 26.02.1939, und Gisela Dörfer, geb. am 24.05.1942, gesucht von ihrem Vater Eduard Dörfer, geb. am 12.07.1905.
2. Aus Königsberg, Blumenstraße 8, wird Erika Stein, geb. am 05.03.1937, gesucht von ihrem Vater Willi Stein, geb. am 30.08.1909.
3. Aus Königsberg, Robert-Koch-Straße 12, wird Christel Urmoneit, geb. am 01.12.1941, gesucht von ihrem Vater Franz Urmoneit. Im April 1947 kam das Kind in Kaunas, Litauen, Am grünen Berg, ins Krankenhaus. Nach der Genesung wurde das Kind dort abgeholt.
4. Aus Landsberg, Kreis Pr.-Eylau, Mühlenstraße Nr. 35, werden die Geschwister Renate Seidler, geb. 1934, Manfred Seidler, geb. 1935, Horst Seidler, geb. 1936, Dieter Seidler, geb. 1937 und Else Seidler, geb. 1939, gesucht von ihrem Onkel Emil Seidler, geb. am 25.12.1912. Heimatanschrift: Königsberg, Lange Reihe 6. Der Vater Ernst Seidler, geb. am 08.07.1910, arbeitete 1944 in Schugsten auf dem Flugplatz.
5. Aus Neudamm, Gemeinde Mandeln, Samland, wird Hildegard Plorin, geb. am 06.05.1938 in Königsberg, gesucht von Hellmuth Plorin, geb. am 19.11.1928 in Königsberg.
6. Aus Neuhausen-Tiergarten, Samland, Mühle Eichenkrug, wird Jürgen Herrmann, geb. am 30.05.1938 in Königsberg, gesucht von seinem Vater Rudolf Herrmann, geb. am 11.03.1907 und seinem Onkel Hans Kaschub, geb. am 28.12.1908. Auch die Mutter Erna Herrmann, geborene Kaschub, geb. am 12.02.1911, wird noch vermisst. Die Schwester Hannelore, geb. am 27.11.1935, ist am 14.02.1945 mit dem Schiff „Wischhafen" von Gotenhafen abgefahren.
7. Aus Neuhausen-Tiergarten, Samland, werden die Geschwister Erhard Schaff, geb. am 12.05.1939 und Hartmut Schaff, geb. am 27.09.1942, gesucht von ihrer Tante Anny Langanke, geborene Schaff, aus Eydtkuhnen.
8. Aus Neumark, Kreis Pr.-Holland, wird Sabine Hertha Birkendahl, geb. am 02.09.1944 in Neumark, gesucht von ihrer Mutter Herta Birkendahl. Das Kind wurde am 30.01.1945 in das Kinderheim Danzig, Karthäuserstraße, eingeliefert. Es hat rote Haare, auf der linken Schulter und mitten auf der Brust ein rotes Muttermal.
9. Aus Sackeln, Kreis Tilsit-Ragnit. wird Erwin Urbschat, geb. am 09.06.1934 in Sackeln, gesucht von seinem Onkel Ernst Kieselbach, geb. am 21.11.1914. Erwin Urbschat ist im Winter 1947/1948 nach Litauen gegangen.
10. Aus Schacht, Kreis Wehlau, werden die Geschwister Fritz Schneider, geb. am 25.07.1938, und Gertrud Schneider, geb. am 08.01.1940 in Bartenhof, gesucht von den Schwestern Hildegard Schneider und Brigitte Schneider.
11. Aus Scharnau, Kreis Neidenburg, werden die Geschwister Hildegard Lorenz, geb am 05.03.1936 und Horst Lorenz, geb. am 28.08.1937 in Wonsin, gesucht von ihrer Mutter Gretel Lorenz, geborene Schlee, geb. am 09.12.1913.
12. Aus Sensburg, Bergstraße 1, wird Hartmut (genannt Harti) Todzi, geb. am 24.09.1939 in Sensburg, gesucht von seinem Bruder Reinhold Todzi, geb. am 15.10.1925 in Sensburg. Das Kind wird vermisst seit Ende Oktober 1945, zusammen mit der Mutter Wilhelmine Todzi, geborene Marzinowski.
13. Aus dem Krankenhaus Sichelberg wird Edith Wickner, geb. am 14.09.1941 in Eichenschlucht, Heimatanschrift: Kittlitz, Kreis Sichelberg, gesucht von ihrer Tante Emma Wickner, geb. am 21.08.1911 in Großlinden. Edith Wickner lag im Januar 1945 mit einem Augenfehler im Krankenhaus Sichelberg. Welche Krankenschwester kann über den Verbleib des Kindes Auskunft geben?
14. Aus Wenzken, Kreis Angerburg, wird Jürgen-Klaus Jacobeit, geb. am 25.10.1935, gesucht von seiner Mutter Helene Jacobeit, geborene Zinterra, geb. am 28.06.1907. Jürgen-Klaus Jacobeit befand sich im Januar 1945 im Waisenhaus in Heilsberg.
15. Aus Wiese, Kreis Pr.-Holland, werden die Geschwister Siegfried Mehrwald, geb. am 20.11.1939, Hannelore Mehrwald, geb. am 14.04.1941 und Bernhard Mehrwald, geb. am 22.02.1942, sowie die Eltern Adolf Mehrwald und Erna Mehrwald, gesucht von Erika Mehrwald, geb. 1939 in Wiese. Erika berichtet, dass sie mit der Mutter und den Geschwistern geflüchtet ist. Die Mutter wurde auf der Flucht verwundet.
16. Aus Marienburg wird Anni Falk, geb. am 28.12.1940, Haare blond, Augen blau, auf der rechten Wange kleiner Leberfleck, gesucht von ihrer Mutter Gertrud Falk. Letzte Nachricht aus Marienburg im Jahre 1943.
17. Aus Liebenfelde, Kreis Labiau. wird Helga Zehlius, geb. am 30.10.1937 in Breitflur, gesucht von ihrem Vater Max Zehlius, geb. am 05.11.1912.
Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen. Hamburg 13, Parkallee 84/86 unter Kindersuchdienst 14/56.
Kinder aus Ostpreußen, die ihre Angehörigen suchen
1. Gesucht werden die Eltern oder Angehörige eines Mädchens, welches vermutlich Susi oder Sonja Peterski heißt. Das Mädchen ist etwa 1941 geboren, hat braune Augen und rotblondes Haar. Es stammt vermutlich aus Ostpreußen und erinnert sich, dass es mit seiner Mutter und einem kleinen Brüderchen zuerst im Auto und später mit dem Zug geflüchtet ist. Die Oma soll im Hause der Eltern gewohnt haben.
2. Aus Absintkeim, Kreis Samland, sucht Ullrich Lehnert, geb. am 04.10.1939, Frau Frieda Lehnert.
3. Aus Arnsdorf, Kreis Heilsberg, sucht Elfriede Friese, geb. am 06.05.1937 in Arnsdorf, ihren Vater Josef Friese.
4. Aus Gumbinnen, Bismarckstraße 88, suchen die Geschwister Waltraut Quade, geb. am 13.10.1940 in Lindenhaus, Kreis Schloßberg und Edith Quade, geb. am 28.04.1935 in Lindenhaus, Kreis Schloßberg, ihre Mutter Liesbeth Quade. geborene Riegert, geb. am 02.10.1917.
5. Aus Insterburg sucht Monika Stonies, geb. am 19.04.1941 in Insterburg, ihre Mutter oder Angehörige. Monika kam im Alter von sechs Wochen aus einem Heim in Insterburg zu Frau Maybom in Pflege. 1944/1945 flüchtete die Pflegemutter mit Monika und der leiblichen Mutter des Kindes aus Ostpreußen in den Kreis Greifenberg, Pommern. Die Mutter des Kindes ging noch einmal zurück, um einige Sachen für Monika zu holen, und wird seitdem vermisst.
6. Aus Königsberg, Löben, Kirchenstraße, sucht Klaus Hermann, geb. am 28.12.1938 in Königsberg, seine Mutter Charlotte Hermann.
7. Vermutlich aus Königsberg suchen die Geschwister Margarete Schöttke, geb. am 22.05.1937 und Gerhard Schöttke, geb. am 05.01.1939, ihre Mutter Gertrud Schöttke.
8. Aus Königsberg-Rothenstein suchen die Geschwister Helmut Springer, geb. am 01.02.1933, Gerhard Springer, geb. am 20.05.1934, Christel Springer, geb. am 21.02.1936 und Hans Springer, geb. am 07.06.1937, alle in Insterburg geboren, ihre Eltern Gertrud Springer, geb. am 03.03.1904 und Adolf Springer.
9. Zuletzt in Schatzberg, Kreis Heiligenbeil, Kinderheim, sucht Franz Heinert, geb. am 17.09.1937 in Kanditten, seine Eltern oder Angehörige.
Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen. Hamburg 13, Parkallee 84/86. unter Kindersuchdienst 13/56
Seite 6 Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …
Pogegen
Aus Pogegen werden gesucht:
1. Franz Beinert;
2. Otto Bodelski, Malermeister und Frau Marta;
3. Clara Borowski, geborene Kausen, geb. 10.05.1877 in Mädewald;
4. Felix Callwitz, Sparkassenleiter;
5. Familie Dilba, (Rektor der Mittelschule);
6. Maria Gerhard, verw. Braumann;
7. Anna Gressus und Kinder Rosemarie, Milda und Waldi;
8. Fritz Gronau, Fleischergeselle;
9. Gerhard Haak, geb. etwa 1920;
10. Otto Hecht;
11. Fritz Heinzendorf, geb. 12.08.1901 und Gertrud Heinzendorf;
12. Martha Hoyer, geb. Schiewe;
13. Walter Janz und Familie;
14. Hans Kawohl, Hausmeister und Frau Anna Kawohl, geborene Gerwins;
15. Max Kenklies und Familie (bei der Bahn tätig gewesen);
16. Erna Kindschus, geborene Kackschies;
17. Gertrud Knoop und Emma Knoop;
18. Ida Leckschas, verw. Haack;
19. Heinrich Lorenschat und Frau, geborene Ruddeit, und Sohn Heinz;
20. Ewald Matzeit, geb. 11.09.1896 und Pauline Matzeit, geb. 30.10.1903;
21. Anna Neufang-Geschonke;
22. Johann Nojokszt;
23. Julius Petereit, früher Standesamt;
24. David Ponelies und Frau Lina Ponelies, geborene Schonn;
25. Kurt Ponelies, geb. 17.05.1920 und Gertrud Ponelies, geb. 14.06.1921;
26. Max Reswanowski, Elektriker;
27. August Rudat, geb. 13.05.1890, und Madleine Rudat, geb. 04.11.1889;
28. Ruddat, Landwirt;
29. Bruno Rusgies, geb. 09.08.1924;
30. Familie Rußius;
31. Hermann Skerat, Bahnbeamter;
32. Gertrud Schmidt, geborene Salomon;
33. Hugo Schneidereit;
34. Friedrich Schoeler, geb. 18.03.1881 in Sehreitlaugken;
35. Max Schukies und Familie und Albert Schukies und Familie;
36. Stepputtis (bei der Polizei tätig gewesen);
37. Heinrich Stragies, Straßenmeister;
38. Peter Tennigkeit und Söhne Albert, Erich und Helmut;
39. Fritz Todsy, Zollbeamter;
40. Angehörige von Friseur Otto Wels;
41. Meta Woschkat.
Zuschriften erbittet der Suchdienst der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise, Oldenburg (Oldbg.), Cloppenburger Straße 302 b.
Gumbinnen
Liebe Gumbinner!
Das zwölfte Jahr der Vertreibung aus unserer schönen Heimat liegt nun bald hinter uns. Silberstreifen am Horizont, die auf eine baldige Wiederherstellung unseres Rechtes auf unser Land deuten, zeigen sich kaum. Im Gegenteil, auf all unseren Treffen landauf und landab in der Bundesrepublik, die wir gemeinsam erlebten, mussten wir uns immer wieder sagen, dass sich eine Wand des Unverständnisses uns entgegenstellt. Da steht vor uns mehr denn je die Aufgabe, allen denen entgegenzutreten, die von Verzicht reden, und unsere Mitbürger in der Bundesrepublik aufzurufen, mit uns zu arbeiten.
Unsere Treffen im Laufe des Jahres 1956, und insbesondere das Haupttreffen in unserer Patenstadt Bielefeld und das gesamtdeutsche Treffen in Berlin haben gezeigt, dass die Gumbinner auch in der Vertreibung zusammenhalten. Um diesen Zusammenhalt noch enger zu gestalten, haben wir vor nun mehr als einem Jahr unsere Gumbinner Jugend — alle jene, die im Kindesalter unsere Heimat verlassen mussten — zu einer Freizeit in unserer Patenstadt Bielefeld zusammengerufen. Es blieb nicht bei einer Freizeit. Dank der Bereitwilligkeit unserer Gumbinner Jungen und Mädel und dank der Unterstützung durch die Patenstadt Bielefeld und die Gumbinner Eltern war es möglich, im Zeitraum eines Jahres drei Freizeiten in Bielefeld durchzuführen, an denen auch die Bielefelder Jugend teilnahm. Unsere Jungen und Mädel trafen sich auch auf den verschiedenen Treffen unserer Kreisgemeinschaft, so dass wir berichten können, dass sich im vergangenen Jahr eine stattliche Zahl Gumbinner Jugendliche kennengelernt haben. Diese Arbeit mit der Jugend ließ sich durchführen, weil Pfarrer Wolfgang Plitt, Herr Gebauer, Mittelschullehrer Hefft und Herr Olivier in Bielefeld nur in heimatlicher Verbundenheit zur Seite standen und bei der Gestaltung der Freizeiten halfen.
Die Freude unserer Jugend darüber, dass sie nun auch die Gelegenheit erhält, sich in unserer Gumbinner Gemeinschaft zu treffen, veranlasst uns, für das Jahr 1957 neue Pläne zu schmieden.
Die Kreisgemeinschaft Gumbinnen plant für das nächste Jahr folgende Freizeiten: Freizeit („Michel") in Hamburg, 3. bis 6. Mai; Freizeit („Großer Kurfürst") in Bielefeld. 17. bis 20. Mai; Freizeit („Max von Schenkendorf") in Bielefeld. 15. bis 17. Juni; Freizeit („Friedrich Wilhelm I.") in Berlin. 30. August bis 2. September; Freizeit („Theodor von Schön") in Bielefeld, 27. bis 30. September.
Darüber hinaus planen wir auch zwei Erholungslager für unsere zwölf- bis fünfzehnjährigen Jungen und Mädel unter Leitung des Ehepaares F. Hefft in der Jugendherberge Müden an der Oertze, Kr. Celle, im Juli 1957; 1. Jugendlager vom 1. bis 8. Juli („Hermann von Salza"), 2. Jugendlager („Heinrich von Plauen"), 8. bis 15. Juli.
Da die Anmeldungen zu unseren Jugendfreizeiten bisher immer so zahlreich einliefen, wollen wir wohl im kommenden Jahr einer noch größeren Zahl Gumbinner etwas bieten. Bitte meldet Euch recht zahlreich mit allen Daten zu unseren Freizeiten und vor allen Dingen jetzt schon, damit wir eine Übersicht haben. Dann können wir wohl im nächsten Jahr der Gumbinner Kreisgemeinschaft noch mehr berichten.
Hans Kuntze, Kreisvertreter, Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4
Angerburg
Angerburger Literaturpreis
Wie bekannt, hat unser Patenkreis Rotenburg (Hann.) unter anderem auch einen Angerburger Literaturpreis ausgesetzt, der alle zwei Jahre (der erste für 1956) als Ausdruck der engen Verbundenheit des Kreises Rotenburg mit unserem Heimatkreis verliehen werden soll. Er wird für literarische Werke Angerburger Schriftsteller oder den Kreis Angerburg betreffende literarische Werke deutschsprachiger Schriftsteller verliehen. Die Arbeiten müssen erstmalig bis spätestens 31. Dezember 1956 an den Landkreis Rotenburg (Hann.), Kreishaus, unter dem Kennwort Angerburger Literaturpreis eingereicht werden. Ich nehme Bezug auf frühere Hinweise über diesen Preis, und ich bitte, den Termin einzuhalten.
Wer besitzt noch eine Festschrift, die 1938 zum fünfzigjährigen Bestehen der Molkereigenossenschaft Angerburg herausgegeben wurde? Gegebenenfalls bitte ich um leihweise Überlassung.
Für einen Lichtbildervortrag, der in der Hauptsache unseren Ehrenfriedhof am Schwenzaitsee, aber auch alle besonderen Schönheiten von Stadt und Kreis Angerburg umfassen soll, werden fotografische Erinnerungen vom Ehrenfriedhof, Waldhaus Jägerhöhe mit Gästeheim, Schloss in Angerburg, Uferpartie zur Mole, Hegewaldheim, Insel Upalten, Schloss und Park von Steinort, Insel Tautenburg, Bilder von den Eissegelwochen und mehr erbeten.
Gesucht werden:
Minna Pritzl, geb. Rydzewski, geb. 05.05.1881 im Kreise Angerburg;
Erna, Agnes, Gertrud Pritzl, geb. 30.12.1900;
Arthur Pritzl, geb. 02.06.1902 sowie Hermann Dombrowski, Gerda Dombrowski und Rudolf Dombrowski, diese aus Albrechtswiesen.
Hans Priddat, Kreisvertreter, (16) Bad Homburg, v. d. Höhe, Seifgrundstraße 15
Goldap
Goldaper in Norddeutschland
Die Goldaper Kreisgruppe in Hamburg wird am Sonntag, dem 2. Dezember, um 15 Uhr, in Hamburg, in den gesamten Räumen des Lokals „Alsterhalle", An der Alster 83, ihre diesjährige Advents- und Weihnachtsfeier begehen. Das Lokal ist vom Hauptbahnhof zu Fuß in fünf Minuten zu erreichen.
Wir hoffen und wünschen, dass alle Goldaper aus Hamburg und darüber hinaus aus dem norddeutschen Raum an dieser Feier teilnehmen, damit wir in treuer Heimatverbundenheit in größerem Kreise eine frohe Weihnachtsfeier verleben können.
Wie in jedem Jahre, sollen auch dieses Mal wieder unsere Kinder teilnehmen. Es wird anheimgestellt, für jedes Kind bzw. auch für jeden Erwachsenen, ein Austauschpäckchen (Wert etwa 1,50 DM), und zur gemeinsamen Kaffeetafel Kuchen mitzubringen.
Um unser Programm durchführen zu können, bitten wir um pünktliches Erscheinen.
Wir grüßen alle Goldaper! Kreisgruppe Hamburg: Ulrich Byszio Helmut, Schulz
Sensburg
Ich mache darauf aufmerksam, dass Landsleute, die glauben, dass die von den Ausgleichsämtern von nun an zugehenden Ausgleichsbescheide unrichtig oder zu niedrig sind, die Möglichkeit haben, diese durch Landsmann Waschke, Remscheid, Lenneper Straße 15, überprüfen zu lassen. Es wird aber gebeten, eventuellen Anfragen Porto beizulegen sowie den Einheitswert anzugeben.
Albert v. Ketelhodt, Kreisvertreter Ratzeburg, Kirschenallee 11
Lyck
Notar Dr. Martin Kunitz verstorben
Am 12. November 1956, verstarb in Treysa, Bezirk Kassel, Rechtsanwalt und Notar Dr. Martin Kunitz. Am 20. Januar 1900 in Thüringen geboren, kam er mit seinem Vater, der ein Amt an der Präparandenanstalt und später am Lehrerseminar innehatte, in früher Jugend nach Lyck, Abitur mit 17 Jahren, Dr. jur. mit 21, Rechtsanwalt mit 25 Jahren, heiratete er 1926 die Tochter des Kaufmanns Artischewski, aus Lyck. Als tüchtiger Anwalt bekannt, erhielt er auch aus anderen Orten der Provinz Aufträge, bis er zum Wehrdienst eingezogen wurde. In Hessen musste er nach der Vertreibung zunächst als Ziegeleiarbeiter arbeiten, er ließ sich dann in Treysa als Anwalt und Notar nieder. Hochgeschätzt von Richtern und Kollegen, Vorstandsmitglied in der Anwaltskammer Kassel, beliebt bei allen, denen er begegnete, hat er nun sein Leben beendet, das noch viel versprach. Seit Bestehen der Kreisgemeinschaft Lyck war er im Vorstand und im Kreisausschuss, stand mit juristischem Rat dem Kreisvertreter und allen zur Seite, die sich an ihn wandten. So wird die Lücke nie mehr zu schließen sein, die sein Tod gerissen hat. Sein Andenken wird von allen Lyckern in Ehren gehalten werden.
Otto Skibowski, Kreisvertreter, Kirchhain, Bezirk Kassel
Johannisburg
Vierte Liste der unbekannt verzogenen Landsleute aus dem Kreise Johannisburg:
Hilde Hansen, aus Johannisburg, zuletzt wohnhaft gewesen in Remscheid;
Erika Hegener, aus Kölmerfelde, zuletzt in Weißenbrunn III;
Paul Hempel, aus Wilkenhof, zuletzt in Delmenhorst;
Alfred Hensel, aus Richtenberg, zuletzt in Osterwald E;
Alfred Hensel, aus Ehrlichshausen, zuletzt in Hannover;
Max Hempel, aus Masten, zuletzt in Essen;
Adolf Hempel, aus Ublick. zuletzt in Kiel-Dietrichsdorf;
Christel Heile oder Helle, aus Nickelsberg, zuletzt in Walsrode;
Hertel, aus Arys, zuletzt in Malente-Gremsmühlen;
Wilhelm Hempel, aus Johannisburg, zuletzt in Bielefeld;
Susanne Hermani, Lehrerin, aus Grünheide, zuletzt in Hamburg 30;
Gerhard Herzog, aus Wartendorf, zuletzt in Hamburg 19;
Kurt Heppner, aus Gehlenburg, zuletzt in Heide/Holstein;
Gustav Hinz, Kaufmann aus Gehlenburg, zuletzt in Berlin-Steglitz;
Fritz Hoffmann, Kaufmann aus Arys, zuletzt in Helmstedt;
v. Hofmann, aus Maldaneien, zuletzt in Glücksburg;
Elfriede Hoffmann, aus Woiten, zuletzt in Bremervörde;
Richard Hölzner, aus Johannisburg, zuletzt in Goslar/Harz;
Ludwig Hohenhaus, aus Johannisburg, zuletzt in Hamburg-Scheelen;
Georg Hoffmann, aus Johannisburg, zuletzt in Dortmund;
Julius Hollack, aus Freudlingen, zuletzt in Güderott;
Walter Holland, Konditor aus Johannisburg, zuletzt in Sarstedt/Hann.;
Hopfmann, Zugführer, aus Johannisburg, zuletzt in Hornlangen;
Johann Hufnagel, ,aus Arnswalde, zuletzt in Gelsenkirchen;
Herta Ilgenhoff, aus Arys, zuletzt i. Achmer-Vakum;
Wilhelm Janzik, a. Dimussen, zuletzt in Pressig;
Alfred Jauer, aus Johannisburg, zuletzt in Dänischenhagen;
Martha Jablonski, aus Saduhnen, zuletzt in Hamburg-Altona;
W. Jeziorowski, aus Drigelsdorf, zuletzt in Freilassing/Bayern;
Heinrich Jeromin, aus Arys, zuletzt in Bad Rei-Güderott;
Kurt Jerosch, aus Ludwigshagen, zuletzt in Holte-Sünsbeck;
Walter Jedamzik, aus Gehlenburg, zuletzt in Leverkusen;
Berta Joswig, aus Johannisburg, zuletzt in Inningen/Augsburg;
Walter Jorzik, aus Lipnicken. zuletzt in Stellau/ Rahlstedt;
Familie Jung, aus Arys, zuletzt in Pinneberg;
Anna Jung, geb. Skilla, aus Arys, zuletzt in Reimsbüttel;
Leo Juhnke, Studienrat aus Johannisburg, zuletzt in Dinkelsbühl.
Außerdem werden von Verwandten, Bekannten, Behördenstellen und von der Karteistelle dringend gesucht:
Herbert Paplawski, aus Johannisburg, zuletzt in Münsingen b. Stuttgart;
Ingeborg Mucks, zuletzt in Fredeburg/Sauerland;
Wilhelmine Goronczy, (Ehem. Johann) aus Sadunen;
Hilma Jebramzik, aus Nittken;
Schwarz, Revierförster und Kreisjägermeister aus Försterei Eichhorst;
Familie des verstorbenen Lehrers Ewald Czopp, aus Reiherswalde;
Gustav Gers, Bauer, aus Schoden, dieser soll im Krankenhaus in Insterburg (oder im Lager) von einer Tochter des Bauern Bahro, aus Abbau Kosken gepflegt worden sein. Wer kann über den Verbleib der beiden Genannten nähere Angaben machen?
Liebe Landsleute, auch diesmal ergeht an alle die dringende Bitte: Helft mit, diese Landsleute ausfindig zu machen! Oftmals sind diese an demselben Ort geblieben, haben nur die Wohnung bzw. Straße gewechselt. Nachricht per Karte an die Karteistelle in Tönning (Eider), Neustadt 1. genügt.
Im Auftrage des Kreisvertreters: H. Wielk, Karteiführer
Ortelsburg
Älteste Ortelsburgerin feiert 96. Geburtstag
Frau Julie Koppel, verw. Wunderlich, geb. Dudzinski, aus Ortelsburg, Ernst-Mey-Straße 3, beging am 22. November 1956, in körperlicher und geistiger Frische, ihren 96. Geburtstag. Sie lebt heute bei ihrer jüngsten Tochter, Frau Hanna Dudda, Mönchen-Gladbach, Viktoriastraße 3. Frau Koppel wurde als Tochter des Bäckermeisters Thomas Dudzinski im Jahre 1860 in Ortelsburg, Ernst-Mey-Straße 3, geboren. Mit 24 Jahren heiratete sie den Fleischermeister Wilhelm Wunderlich. Nach elf Jahren wurde sie Witwe und führte sechs Jahre lang das Geschäft allein weiter. Dann heiratete sie den Fleischermeister August Koppel. Doch bald war sie wieder allein. Zu Anfang des Ersten Weltkrieges geriet August Koppel in russische Gefangenschaft, kehrte 1918 zurück und holte seine Familie, die inzwischen nach Soldin bei Berlin geflohen war, nach Ortelsburg zurück. Sein Haus in Ortelsburg war durch die Kriegsereignisse zerstört. Nach dem Wiederaufbau des Hauses starb August Koppel im Jahre 1919 an den Folgen der Gefangenschaft. Noch mit 82 Jahren unterzog sich Frau Koppel einer schweren Operation. Mit 84 Jahren flüchtete sie zum zweiten Male aus Ortelsburg vor den Russen. Von ihren elf Kindern leben noch drei. Frau Koppels ganze Freude sind fünf Enkel und fünf Urenkel. Ihr größter Wunsch ist, die geliebte Heimat noch einmal wiederzusehen. Die Ortelsburger Kreisgemeinschaft gratuliert Frau Koppel zu ihrem Ehrentage auf das herzlichste und wünscht ihr einen gesegneten Lebensabend und ein Wiedersehen mit ihrer Heimat.
Wie mir soeben unser Patenkreis Hannoversch Münden mitteilt, stehen im neuen Kreis-Altersheim in Hannoversch Münden einige Plätze für ehemalige Einwohner aus Stadt und Kreis Ortelsburg zur Verfügung. Ehepaare können in Zweibett-Zimmern Aufnahme finden. Der Unterbringungssatz beträgt pro Tag 4,30 M. Für Heimatvertriebene, bei denen die Unterhaltshilfe für die Kosten nicht ausreicht, muss der fehlende Betrag vom Sozialamt übernommen werden. Pflegebedürftige Personen können im Altersheim nicht aufgenommen werden, weil das Altersheim keine Siechen-Station hat. Meldungen für das Altersheim in Hannoversch Münden sind bis zum 4. Dezember direkt an den Landkreis Münden in (20b) Hannoversch Münden, Kreishaus, Boettcherstraße, Abteilung Ia, zu richten. Diese Schreiben müssen rechts oben den Vermerk tragen: „Betr. Heimatkreis Ortelsburg“.
Gesucht wird:
Gerichtsvollzieher Karl Lotzkat, geboren am 29.07.1884, zuletzt wohnhaft in Ortelsburg, Kaiserstraße 7. Er ist am 26. März 1945 in Stolp in Pommern durch die Russen von seiner Frau getrennt worden. Wer ist in der Lage, über Herrn Lotzkat Auskunft zu geben? Nachrichten bitte ich direkt an Frau Berta Lotzkat, (24b) Quickborn, Holstein, Heinrich-Lohse-Straße 34, zu geben.
Max Brenk, Kreisvertreter, Hagen, Westfalen, Elbersufer 24
Osterode
Im Auftrage des Göttinger Arbeitskreises soll ein Buch erscheinen, in dem die Geschichte aller Orte im Kreise Osterode zusammengestellt ist. Dem Verfasser fehlen Ereignisse und statistische Angaben für die Geschichte des 19. und 20. Jahrhundert, zum Beispiel Einwohnerverzeichnisse, Brände, Güteraufteilungen, Neusiedlungen, Kirchen- und Schulbauten. Unglücksfälle, Ereignisse des Ersten und Zweiten Weltkrieges (Zerstörungen und Gefechte besonders des Ersten Weltkrieges), bei der Abstimmung und der Räumung und Flucht 1945 und andere. Alle Landsleute werden herzlich gebeten, alles, was sie wissen, auch scheinbar Unwichtiges, kurz aufzuschreiben und zu senden an E. Hartmann, (16) Frankfurt am Main, Clementinenweg 14.
Für Weihnachtsgeschenke nimmt noch Bestellungen der Kreisgeschichte der Stadt und des Kreises Osterode und Bildern aus der großen Sammlung von mehr als 300 Heimatfotos entgegen Dr. Kowalski, (24) Schülp bei Nortorf, Kreis Rendsburg. Der Preis je Buch beträgt 3,50 DM, je Bild 25 Pfennig zuzüglich Versandspesen. Gegebenenfalls empfiehlt es sich ein Sortiment von Heimatbildern mit Angabe der Zahl und der gewünschten Motive aufzugeben. Diejenigen Landsleute, die den letzten Rundbrief nicht erhalten haben, wollen bitte die nächste Folge, die zu Weihnachten herauskommt, gleichfalls bei Dr. Kowalski anfordern.
Gesucht werden:
Paul Bodzian, Osterwein;
Paul Lehmann, Lindenau;
Werner Laudien, Osterode;
Jakob Nek, Philipp Nek, Lindenau;
Erich Burchardt, bei der Firma Thiel & Döring gewesen;
Frau Herrmann, die im Frühjahr aus Osterode gekommen sein soll;
Herr Bank, früher Schüler des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums in Osterode, wird gebeten, sich bei Dr. Kowalski. (24) Schülp über Nortorf, zu melden;
Pfarrer Szudzinski, aus Thurau;
Schwiderski;
Witka;
Fröse;
Agnes Kolodzeyski, Angela Kolodzeyski und Viktoria Kolodzeyski; Welz;
Lowin und Kowalewski, aus Faulen.
Meldungen erbeten an: v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Lübeck, Alfstraße 35
Seite 6 Treffen der Landfrauenschule Metgethen
Die Landfrauenschule Chattenbühl in Hannoversch Münden hatte die Altmaiden der Landfrauenschule Metgethen zu einem Treffen eingeladen Wir alle, die wir bereits in einem der vergangenen Jahre in unserer Patenschule zu Gast sein durften, sind dieser Einladung gerne gefolgt. Schon auf dem Bahnhof gab es eine frohe Begrüßung und die Augen strahlten vor Wiedersehensfreude, wenn unvermutet liebe alte Bekannte auftauchten Ein herbstlich bunter, handgemalter Willkommensspruch leuchtete in der Landfrauenschule von der Wand. Mit wieviel Liebe und Freude war unser Empfang wieder vorbereitet worden. Wie lange war es her, dass wir das gleiche Maidenkleid trugen? Wir rechneten heimlich nach: zwölf bis siebzehn Jahre und mehr. Als wir den Esssaal betraten, klang uns das Willkommenslied der Maiden entgegen und nahm uns auf in die große vertraute Gemeinschaft. Abends versammelten sich Gastgeber und Gäste im geräumigen, mit Blumen geschmückten Wohnzimmer zu einigen besinnlichen Stunden. Dieser Abend war dem ostpreußischen Menschen gewidmet. Fräulein Elisabeth von Gayl hatte die Ausgestaltung übernommen. Sie ließ Schriftsteller unserer Heimat zu Wort kommen und fügte die einzelnen Episoden der ostpreußischen Geschichte, ohne die das Land und seine Bewohner nicht zu verstehen ist, aneinander. Vertraute ostpreußische Lieder wurden an diesem Abend von Maidschaft und Gästen gemeinsam gesungen. Der Tag klang aus mit Abendliedern, die der kleine Chor sang. Am Sonntagmorgen brachte uns der gleiche kleine Chor im Treppenflur den ersten Morgengruß. Der Tag begann mit einer gemeinsamen Morgenfeier, die Frau Direktor Nagel mit feinem Verständnis auf das Beisammensein abgestimmt hatte. Der Vormittag gehörte dem Gedenken der Heimat. Fräulein Lemke. Kassel, richtete das Wort an die Maiden von Chattenbühl und erläuterte den Sinn dieser Patenschaft, die uns hier jährlich zusammenführt. In ihren weiteren Ausführungen machte sie mit uns allen in Gedanken eine Reise durch die Heimat. Vertraute Bilder tauchten auf. Erzählungen einiger Altmaiden aus eigenen Erlebnissen vervollständigten das Bild. Fräulein Lemke schloss mit dem Spruch von Agnes Miegel, den sie für den Ostdeutschland-Gedenkturm in Schloss Burg schrieb.
Während der Mahlzeiten saßen wir zwischen den Maiden, hatten Gelegenheit zu einem Gespräch und wurden erfreut durch musikalische Darbietungen. Wir schieden mit herzlichem Dank in der Hoffnung auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr und in der glücklichen Gewissheit, in der Landfrauenschule Chattenbühl eine Stätte zu haben, in der das Andenken an unsere geliebte Landfrauenschule Metgethen und an die Heimat gepflegt wird.
Seite 7 Amtliche Bekanntmachungen
55 II 87/56 Aufgebot
Die Ehefrau des Bauern Friedrich Wilhelm Prepens, Frau Henriette Prepens, Essen-Karnap, Ahnewinkelstraße 20, hat beantragt, ihren obengenannten Ehemann, geboren am 25.09.1875 in Neubruch, Kreis Labiau, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft gewesen in Neubruch, Kreis Labiau. für tot zu erklären, weil er während des letzten Krieges vermisst ist. Der Verschollene wird aufgefordert, spätestens im Aufgebotstermin am 12. Februar 1957, 9 Uhr, Zimmer 20, dem unterzeichneten Gericht Nachricht zu geben, widrigenfalls er für tot erklärt werden wird. Alle, die Auskunft über Leben und Tod des Verschollenen erteilen können, werden aufgefordert, dies spätestens im Aufgebotstermin dem Gericht anzuzeigen. Essen, den 10. November 1956
Das Amtsgericht gez. Hillenkamp, Amtsgerichtsrat
Suchanzeigen
Zuschriften zu den beiden Bildsuchanzeigen in Folge 46 vom 17. November 1956 werden erbeten: bezügl. Peter Quitschau (02 370) unter Nr. 67 395 bezügl. Hannelore verm. Bechelmann (01 947) unter Nr. 67 394 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.
Wer kann Auskunft geben über Fritz Senf, geb. 21.11.1899. sowie seine Ehefrau Irene Senf, geb. Petraschewski und Töchter Ursula Senf und Sieglinde Senf, aus Motitten, Kreis Mohrungen, zuletzt wohnhaft in Kriegersdorf, Kreis Strasburg, Westpreußen? Nachr. erb. Erich Senf, Sieden über Sulingen, Kreis Nienburg (Weser).
Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meiner Eltern Adolf Schikowski, Malermeister und techn. Angestellter, und Ehefrau Anna Schikowski, geb. Lopp, Königsberg Pr., Cranzer Allee 125? Mein Vater erlitt im Mai 1944 einen Schlaganfall. Im September 1944 ausgebombt und verzogen nach Neuhof, Post Trutenau, Kbg.-Land 5, letzte Nachr. vom 01.01.1945. Nachr. erb. Adolf Schikowski, Differten, Kr. Saarlouis, Hauptstr. 72, Saarland.
Wer kann Ausk. geben über meinen Mann Emil Bories, geb. 21.05.1899 in Kl.-Rauschen, letzte Anschrift Landesschütz.-Bat., Heilsberg, Ostpreußen; seit Februar 1945 vermisst, zul. noch bei Braunsberg gesehen? Nachricht auch den kleinsten Hinweis, erbittet Frau Ottilie Bories, Dalheim, Kreis Erkelenz, Waldweg 18 (Rheinland).
Wer kann Auskunft geben über meinen Mann Gustav Schmidtke, geboren 10.10.1898 in Damerau, Kreis Gerdauen, zul. wohnh. in Eliesenthal b. Lyck? Ist a. d. Flucht im Februar 1945 in Pillau zum Volkssturm eingezogen worden. Letzte Nachr. im März 1945 aus Königsberg. Auch über meinen Sohn Erwin Schmidtke, geb. 27.06.1928 in Gr.-Sobrost, Kreis Gerdauen. Wurde auch auf der Flucht im Februar 1945 in Zinten zum Pz.-Regt. eingezogen. Von da an keine Nachr. Nachricht erbittet Frau Marie Schmidtke, Böddenstedt bei Uelzen.
Wer kann Auskunft geben über Feldwebel und Zugführer Georg Jankowski, aus Löbenau, Kreis Schloßberg, Ostpreußen, geb. 28.04.1890, und war mit ihm zusammen in den Kämpfen Königswusterhausen, Frankfurt a. d. O. und Spreewald? Wer hat ihn nach seiner Verwundung gesprochen und weiß etwas über seinen Verbleib? Fr. B. Jankowski, Lübeck, Sandkrugskoppel 19 I.
Heimkehrer! Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Mannes Adolf Groß, geb. 01.05.1887 Königsberg Pr., Luftschutzpol. Königsberg. FPNr. 65 110 C, sowie über meinen Sohn Arno Groß, geb. 24.09.1922 in Königsberg, FPNr. 04 309, Kradsch, Zehlendorf, verm. Januar 1943 bei Krutmski, Russland. Nachricht erb. Frau Berta Groß, Nimstädt 78 b, Stadthagen. Unkosten werden vergütet.
Horst Kalies, geb. 27.12.1928 in Waldwinkel-Kelladden, Kreis Labiau, Ostpreußen, wurde Anfang Februar 1945 unter Mitnahme einer Wolldecke von Russen abgeholt. Wer von den Heimkehrern oder Umsiedlern war mit ihm zusammen und weiß etwas über sein Schicksal? Frau B. Jankowski, Lübeck, Sandkrugskoppel 191.
Seidenhaus Goldstein. Gesucht wird Anschrift von Maria Klein, Buchh. Erich Dietz, Inh.; Paulat, Prokurist; Escher, Buchh. Zuschr. erb. unter Nr. 67 658 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.
Wer gibt Auskunft über die Inhaber der früheren Baufirma Vogel & Potschin, Königsberg Pr., Weidendamm 4, Herrn Architekt Alexander Vogel, Herrn Baumeister Erwin Potschin? Ferner Herrn Otto Tolksdorf, Gärtnereibesitzer aus Metgethen bei Königsberg Pr. Nachr. erb. Otto Sehm, Aachen, Robensstraße 16.
Suche Eva Goldenberg, Schneidermeisterin, etwa 1918/1920 geb., in Königsberg Pr. 1945 wohnh. (Kaiserstraße, Baracken a. d. Kaiserbrücke), jetzt wahrscheinlich in der Heide, Lüneburg, Celle, Gifhorn wohnh. Nachr. erb. Heinrich Salbach, (20) Wolfenbüttel, Lange Herzogstr. 52, früher Königsberg Pr., Unterhaberberg 41.
Wer kann Auskunft geben über Liesbeth Helmich, geb. 05.09.1925 in Rastenburg, Ostpreußen, Stiermarkt Nr. 5 a? Verschleppt am 16.02.1945 von Rastenburg. Von da an fehlt jede Spur. Ausk. erb Albert Zahn, Lauenburg (Elbe). Elbstr. Nr. 54. Unkosten werden erstattet
Rest der Seite: Unterricht, Stellenangebote, Werbung
Seite 8 Verschiedenes
Königin-Luise-Lyzeum, Königsberg Pr., Abiturientinnen 1929 werden gebeten, sich wegen dringender Auskunft zu melden bei Rechtsanwalt Dr. Hans Markau, Frankfurt a. M., Friedrich-Ebert-Anlage 38
Seite 8 Familienanzeigen
Die glückliche Geburt eines kräftigen Stammhalters, Manfred Werner, geben in Freude und Dankbarkeit bekannt: Otto Hurtig, Tischlermeister und Frau Maria Hurtig, geb. Haasis, Eydtkau, Ostpreußen, Flurstraße 2, jetzt Truchtelfingen, Württbg., Landmannstraße 23
Die Geburt ihrer Tochter, Vera, geben in Dankbarkeit und Freude bekannt: Irene von Glasow, geb. Porr und Dietrich von Glasow. Sierstorf. Kreis Jülich, Englerthstraße 5, den 5. November 1956
Ihre Verlobung geben bekannt, Christel Thurau, Algermissen, früher Reichenbach, Ostpreußen, Kreis Pr.-Holland und Gerhard Goroncy, Wätzum, früher Tafelbude, Ostpreußen, Kreis Osterode. 18. November 1956
Ihre Vermählung, geben bekannt: Heinz Marenski, Ortelsburg, jetzt Düsseldorf, Florastraße 79 mit Ilse Marenski, geborene Rohmann, Willenberg, jetzt Essen-Steele, Laurentiusweg 162
Ihre Vermählung geben bekannt: Richard Eugene Felske, Oberleutnant in der US-Armee, Fort Ord Kalifornien mit Annelore Felske, geb. Rapelius, Gr.-Blumenau, Kreis Samland, Ostpreußen, jetzt Annweiler, Pfalz. Monterey, Kalifornien. Oktober 1956
Wir haben geheiratet: Heinz Powitz, Wohlau bei Lichtenfeld, Kreis Heilsberg, Ostpreußen, mit Margarethe Powitz, geb. Hennig, Behlacken, Kreis Wehlau, Ostpreußen. Düsseldorf, Worringer Str. 77
Ihre Vermählung geben bekannt: Erich Schütz, Lübeck, Reiherstieg 44 und Dora Schütz, verw. Meyer, geb. Doehring, Lübeck-Brodten, früher Schönrohr, Kreis Elchniederung. 7. November 1956
Am 1. Dezember 1956 feiern wir unsere Silberhochzeit und grüßen unsere Verwandten und Bekannten aus der Heimat. Fritz Sareika, Schmiedemeister und Frau Gertrud Sareika, geb. Raabe, Pr.-Eylau, Ostpreußen, jetzt Frankfurt am Main-Unterliederbach, Cheruskerweg 46
Für die zahlreichen Glückwünsche zu unserer Goldenen Hochzeit danken wir allen herzlichst. Mit heimatlichen Grüßen: Fritz Leimann und Frau. Kruglanken, Ostpreußen, jetzt Uslar (Solling) Graftstraße 22
Der Taucher- und Zimmererpolier Otto Riemann, aus Allenburg, Ostpreußen, Kreis Wehlau, feierte am 11. November 1956 seine 30-jährige Zugehörigkeit zur Firma Ph. Holzmann AG, Frankfurt a. M., jetzt Hamburg-Billstedt. Klgr. 135 „Horner Geest" e. V., Kol. 1, Parzelle 288/89.
Am Sonnabend, dem 1. Dezember 1956, feiern wir unseren 40-jährigen Hochzeitstag und meine liebe Frau am 23. November ihren 65. Geburtstag. Aus diesem Anlass gedenken wir in Herzlichkeit und Liebe unserer lieben Verwandten, Freunde und Bekannten, besonders aber der alten treuen Kameraden und Kameradenfrauen des Vereins ehem. 43-er sowie deren Angehörigen und grüßen alle herzlichst und innigst. Wir wünschen allen gute Gesundheit und wärmstes, bestes Wohlergehen. Landesoberinspektor Willy Kast, Vorsitzender des Vereins ehem. 43-er. Gertrud Kast, geb. Brandt, Vorsitzende der Frauengruppe des Vereins ehem. 43-er. Königsberg Pr., Prinzenstraße 22, jetzt Düsseldorf-Benrath, Haydnstraße 36
Zur Vollendung seines 75. Lebensjahres am 23. November 1956 bringen wir unserem lieben Vater Ludwig Rudnik, unsere herzlichsten Glück- und Segenswünsche dar. In Dankbarkeit und Freude kann er auf einen arbeitsreichen Lebensweg mit hartem und mannhaft ertragenem Schicksal zurückblicken. Mögen sein Lebensabend und der unserer lieben Mutter nur noch mit Freude, Gesundheit und Wohlergehen ausgefüllt sein im Kreise ihrer dankbaren Kinder. Puppen, Ostpreußen, jetzt Homberg (Niederrhein), Bruchstraße 196
Am 25. November 1956 feiert unsere liebe Mutter, Großmutter, Urgroßmutter und Schwiegermutter, Auguste Plehn, ihren 81. Geburtstag. Dies zeigen erfreut an, die dankbaren Kinder und alle Verwandten. Früher Schönwiese bei Landsberg, Ostpreußen, jetzt Tailfingen, Württbg., Untere Markenhalde 18 bei ihrem Schwiegersohn, Fr. Thomas mit Frau Alice, Tochter.
Am 16. November 1956, feierten wir unsere Silberhochzeit und grüßen aus diesem Anlass alle Verwandten und Bekannten. Josef Schröter und Frau Schröter, geb. Knobel, Schönborn, Kreis Rößel, Ostpreußen, jetzt Eichenhof, Kr. Freising, Post Unterzolling, Oberbayern
Unserem lieben Opa, August Joppien, aus Neukuhren, Samland, jetzt sowj. bes. Zone, zu seinem 75. Geburtstage, am 28. November 1956, herzliche Glückwünsche und beste Gesundheit. Brigitte Link und Mutter. Düsseldorf, Schwerinstr. 84 II
Am 29. November 1956 feiert unsere liebe Mutter, Marie Spaeder, geb. Endrikat, fr. Ragnit, Hindenburgstr. 22, ihren 70. Geburtstag. Wir gratulieren herzlichst und wünschen ihr weiterhin gute Gesundheit. Familie Rutzki, Familie Rathmann jetzt Bersenbrück (23), Brink 9
Für die uns zu unserer Vermählung übersandten Glückwunsche und Aufmerksamkeiten danken wir, auch im Namen unserer Eltern, recht herzlich. Theodor Reinecke und Frau Hella Reinecke, geb. Achenbach. Schandelah, im Oktober 1956
Rest der Seite: Bekanntschaften, Werbung, Verschiedenes
Seite 9 Himmel und Hölle
Wer kennt nicht das alte Kinderspiel „Himmel oder Hölle“, dieses Werfen eines Steinchens oder bunten Glasscherbens in ein Fach des Spielschemas und das Nachhüpfen auf beiden Beinen, auf einem Bein, über Kreuz und im Kiebitzgang, um dann das Geworfene, ohne die Striche der Zeichnung zu berühren, aufzunehmen? Wer kennt nicht die Sorgen und Nöte der Hausbesitzer, deren „Anlieger“-Gehsteige Tag für Tag bemalt waren mit diesem in Fächer aufgeteilten, auf der Schmalseite stehenden Rechteck, dessen oberer Teil von einer „Apsis“ über der Rechteckseite abgeschlossen wurde? Nur ein Regen verwischte die Spuren des Kinderspiels „Himmel oder Hölle“! Und auch nur für kurze Zeit. Denn schien die Sonne wieder, waren die Steinfliesen der Straße durch sie getrocknet, dann waren auch in Kürze „Himmel oder Hölle“ wiedererstanden, je nach dem Grad der Zeichenkunst, exakt gerade oder windschief, und je nach dem Zeichenmaterial in Weiß mit Kreide, in Rot oder Blau mit Buntstift und in tiefem Schwarz mit Teer- oder Asphaltstücken, - zwischen Bindfaden, Nägeln, alten Taschenlampen-Batterien, Drahtstücken, Murmeln, einem Sahnebonbon in der Hosen- oder Schürzentasche aufbewahrt. Um „Himmel oder Hölle“ tummelte sich dann wieder eine Schar munterer Wettbewerber, der die Sonne lachend zusah.
Unsere Mütter kannten bereits dieses reizvolle Spiel und sprachen davon, dass schon ihre Mütter hüpfend und springend, wahrheitsliebend oder schummelnd „Himmel oder Hölle“ zu erreichen oder zu überwinden versucht hatten. Wir spielten uns durch diese Reiche der Güte, Liebe und Gnade und der Laster, Sünden und Dunkelheiten und hatten Spaß daran, unseren Kindern gute Ratschläge zum Erwerb eines Plätzchens im Himmel oder listig-verschlagene Hinweise zu geben, die unweigerlich den Sturz in die Hölle zur Folge hatten. Selbst diese neue Zeit mit Flugzeug, Auto, Moped und Motorroller oder gar Atombombe hat „Himmel oder Hölle" nicht ausrotten können. Immer noch hüpfen auch die Kinder unseres Zeitalters um „Himmel oder Hölle". Wird man sie überhaupt je beseitigen können, „Himmel oder Hölle" und das Spiel darum?
Kunstvoll hatte sich Isa „Himmel oder Hölle" zusammengestellt. Sie hatte durch verschiedenfarbige Fliesen und in Mosaikarbeit nicht nur das Rechteck samt der Apsis eingeteilt, vielmehr auch die Zwischenräume mit feinem Kies gefüllt und sich so einen bewundernswerten Himmel und eine gar gruselige Hölle geschaffen. Auf den sechshundert Morgen ihres Vaters konnte Isa sich, ohne dem Wirtschaftsbetrieb im Wege zu stehen, diese Extravaganz einer so raffiniert künstlerischen Himmel-Hölle leisten. Und dies schon deshalb, weil Isa mit ihren dreizehn Jahren Vatis Stolz war. Kannte sie doch in den Ställen jede Herdbuchkuh, ihre Abstammung, ihre Milchleistung und ihre Kälbchen. Saß sie doch auf „Pascha" ihrem Trakehner, wie mit dem Hengst verwachsen. Sie war sehr stolz auf „Pascha". Stolzer noch auf Vati, dessen Name nicht nur in den Kreisblättern des Memelkreises, vielmehr auch in den Fachblättern der ostpreußischen Landwirtschaft im Zusammenhang mit den Ergebnissen der Pferde- und Rinderzucht viel genannt wurde. Vatis Tochter Isa konnte schon manches Härchen aus Vatis Bart zupfen.
Am schönsten aber war „Himmel oder Hölle"-spielen in den Ferien, wenn Dietrich, der um zwei Jahre ältere Junge von Vatis Freundschaft aus der nahen Kreisstadt zum Besuch, zum Weiterfahren, zum Beerenpflücken und zum Austen, zum Kartoffeln lesen oder auch nur zum Dummheiten machen kam. Mit ihm um „Himmel oder Hölle" zu streiten war eine Last. Eigentlich war es gar kein Streiten, es war eher ein Hin und Her, ein Für und Wider, bei dem das Her das Wider schon von vornherein ausgeschlossen war. Isa hatte das Für und das Hin für sich und auf alle Fälle. Der „Himmel" gehörte beiden, jedem auf seine Art. Und der Burgfrieden war bis zur nächsten Fehde um „Himmel oder Hölle" gesichert. Isas Sieg stand in jedem Falle auch deshalb schon fest, weil sie von „Pascha" auf Dietrich herabsah. Die Arge, „dieser Graben", wie Dietrich das kleine Fließ nannte, gab ihm keine Gelegenheit, seine Stärke auf dem Wasser gegenüber Isa zu beweisen. Denn Wasser und alles, was damit zusammenhing, Rudern, Segeln, Schwimmen und Tauchen war nun eben Dietrichs Element. Doch wie hierfür den Beweis erbringen, wenn „vom hohen Pferde" Isas Augen blitzten und ihre Zöpfe im Takt von Trab und Galopp flogen, und beim Nehmen der Weidezäune beinahe waagerecht standen? Und wie Isas empörten Redefluss stoppen, wenn sie die Arge einen gar nützlichen Fluss nannte? Dieser Wasserlauf überschwemmte immerhin in jedem Frühjahr und in jedem Herbst Vatis Wiesen und brachte die Fruchtbarkeit. Dietrich sagte dann nur „Lokalpatriot!", und es sollte wohl ein Schimpfwort sein.
Isa spielte auch mit ihrem Bruder Karl „Himmel oder Hölle". Doch war es nicht das Spiel mit Dietrich. Karl war nicht Kavalier. Er gewann rücksichtslos, und Isa zitterte bei jedem Spiel mit Karl um ihre Fliesen und die Mosaiken. Sie fürchtete, dass Karl mit den Klumpen, wie sie Karls Fußbekleidung nannte, alles zerstören würde, denn Karl war gewichtig und großspurig, wie eben ein echter ostpreußischer Bauernjunge. Wenn Dietrich keineswegs klein oder schwächlich war, zeigte er doch größere Gewandtheit, besonders im Verlieren. Und diese Kavaliersart war ja das, was Isa so schätzte. Für sie war Dietrich eben ein „Schentelmänn"!
Die Ferien zu dritt im riesengroßen Garten mit altem Baumbestand herum, mit Haselnusshecken und Obstbäumen — zur Erntezeit knackte der Klarapfel richtig beim Anbiss —, mit Beerensträuchern und dem Auslauf über sechshundert Morgen, waren immer eine gar glückliche Zeit und waren auch selbst bei Verlust im Spiel doch immer der Himmel auf Erden. Der Fladen am Sonntag und Schmand mit Glums, die dicke Milch mit grobem Brot und Zucker und das tägliche Ei, die Mennonitenwurst und der zarte Schinken sorgten schon für durchaus gutes Aussehen und Wohlbefinden. Isas Mutti ließ ihre Austmänner und ihre Austfrauen nicht hungern und dürsten, auch wenn einmal eine Werktagsstunde mit Lachen und Schelten, mit Jagen und Necken oder bei „Himmel oder Hölle" verbracht wurde.
Wer denkt an eine Zukunft in nicht allzu ferner Zeit, die den Tagen der Gegenwart ein so jähes Ende bereiten wird. Diese Gegenwart wird doch ewig bleiben. Seit Hunderten von Jahren saßen doch die Vorväter und Väter von Karl und Isa schon auf dem Hof und hießen immer wieder Karl. Was tat es schon, wenn der eine oder andere Karl seinen Vornamen mit einem C schrieb. Das Land blieb das alte. Die Heimat, der Wohlstand und darüber der „Himmel" — unveränderliche Größen!
Doch die Zeit steht nicht still. Die Erde dreht sich und mit ihr oder um sie Himmel und Hölle. Und diese Hölle schien nun los zu sein, wie es die Höllenhunde, von ihren Ketten losgemacht, mit ihrem Bellen von unten, von oben und von allen Seiten bewiesen.
Schien es auch zunächst, als sei der Himmel der Heimat noch immer gnädig, wenn es sein Zelt blau und freundlich über Feld und Wald, über Fluss und Wiese spannte, so verfinsterte sich schließlich doch der Horizont und die schwarzen Wolken rückten so nahe, dass die Landschaft wie eine Höllenlandschaft aussah, die von Blitz und Donner in rascher Folge erhellt und zum Erzittern gebracht wurde. Die Hölle war wahrhaft los und rückte von Tag zu Tag näher. Man vergaß das Spiel „Himmel oder Hölle", denn der Himmel konnte durch den Wurf in jenem Rechteck mit der Apsis nicht mehr gewonnen werden. Die Flammen der Hölle leckten bereits gierig nach diesem Himmel, den die Heimat bot, und die Nachrichten und Gerüchte, die ins Dorf gelangten, wirkten von Tag zu Tag lähmender und erschreckender und wie ein Basiliskenblick.
Dietrich konnte noch einmal Isa auf „Pascha" bewundern. Das war in jenen Tagen, als er nach der Kreuzerschlacht um die Bäreninseln als Seekadett Isa und ihre Eltern für zwei Tage besuchte. Hoch lag der Schnee in Ostpreußen und Isas „Himmel oder Hölle" war mit einem Leichentuch bedeckt. Man konnte nicht spielen und lustig streiten. Man wollte es auch gar nicht. Die kurzen Stunden der Silvesternacht vergingen im Fluge mit Bleigießen und Glückgreifen, mit dem Schwimmenlassen der Lichtlein in der Walnussschale und mit allen diesen Anfragen an das Schicksal über „Himmel oder Hölle", über das Wohl und Wehe im neu anbrechenden Jahr. Als gar der Neujahrsabend den Abschied forderte, hatte man sich, einmütig wie sonst nie, auf beiderseitigen Sieg für den Himmel geeinigt und die Hölle vollends gestrichen. Es schien so, als sei das Wünschen zweier Menschen bestimmend für das Schicksal aller Menschen geworden, es schien so, als hätte der Himmel tatsächlich nun die Hölle und ihre Trabanten zurückgeschlagen. Doch es schien nur so . . .
Die Gedanken der Menschen sind eitel. Himmel oder Hölle werden von Menschenwünschen nicht bewegt.
Es erreichten Isa noch einige kurze Karten von Dietrich. Aus Plön und aus Amsterdam aus Bordeaux und aus Ostende. Doch Dietrich hatte das Spiel der Jugendzeit nun endgültig verloren, er hatte die „Hölle" geworfen. Er konnte es Isa nicht mehr wissen lassen, wie sehr er gerade dieses eine Mal das Spiel als Kavalier für Isa aufgeben musste. Wenn Isa die Sprache der Nordseewogen hätte hören können, würde sie von Dietrichs letztem Einsatz Gewissheit bekommen haben.
Und Isa? Auch sie hatte in der Erregung jener letzten Tage in Ostpreußen falsch geworfen! Die Januartage des Jahres, in dem der Krieg endete, brachten Schnee über Schnee und harten Frost. Und als Vati die Wagen zum großen Treck anspannte, ging Isa noch einmal in den Garten, fegte ihr „Himmel oder Hölle"-Spiel frei und versuchte den großen Wurf. Er Misslang.
Bei Braunsberg wurde der Treck von Panzertruppen eingeholt, wurde Isa vom Wagen gerissen und in die Luke eines Panzerwagens gereicht. Der Augenzeuge schilderte Isas grässlichen Aufschrei, die Grimassen mongolischer Gesichter, das Anfahren der ratternden Kettenfahrzeuge und die lähmende Stille, die sich dann über den Treck breitete. Erst nach geraumer Zeit erfüllte die klare Winterluft lautes Wehklagen. Das Spiel um „Himmel oder Hölle" war aus. Für zwei Menschen hatte sich die Hölle geöffnet, der Himmel geschlossen.
So denken die Menschen. Vielleicht ist es falsch. Vielleicht ward gerade das Himmelstor geöffnet, als donnernd sich das Höllentor der Erde schloss für diese beiden Kinder.
Wer vermag es zu sagen? Der Himmel schweigt. Die Sterne klar und funkelnd, der Regen leise rauschend, der Schnee rieselnd, der Wind leise fächelnd, brausend und stürmend — sie geben keine Antwort, sie zeigen keinen Weg zu Himmel oder Hölle.
Die Sonne nur, sie lockt zum alten Spiel die Kinder. Doch lacht sie nur, wenn sie die Jugend hüpfen sieht ums Rechteck mit der Apsis, um Himmel oder Hölle.
Denk es, o Seele. Von Eduard Möricke (1804 1875)
Ein Tännlein grünet wo,
Wer weiß, im Walde,
Ein Rosenstrauch, wer sagt,
ln welchem Garten?
Sie sind erlesen schon,
Denk es, o Seele,
Auf deinem Grab zu wurzeln
Und zu wachsen.
Zwei schwarze Rösslein weiden
Auf der Wiese,
Sie kehren heim zur Stadt
In muntern Sprüngen.
Sie werden schrittweis gehn
Mit deiner Leiche;
Vielleicht, vielleicht noch eh
An ihren Hufen
Das Eisen los wird,
Das ich blitzen sehe.
Öns Herr ös dood. Von Toni Schawaller
Novembernebel und Herbststürme lassen so recht Totensonntagsstimmung aufkommen. Man denkt an die Toten, an Gräber im fernen Heimatland, an alte Sitten früherer Zeiten beim Heimgange unserer Lieben.
So gehen meine Gedanken weit, weit zurück. Es ist ein Abend im Spätherbst, der Sturm heult um den Bauernhof und ruschelt an den hohen Pappeln und den alten Linden, die den Hof umgeben. Dann fährt er in die Tannen, die auf den hohen Hügeln in den Gartenecken stehen. Hui, hui klingt es, als ob Hunde jaulen.
Wir Kinder drängen uns in die Ecke, wo Großmutter am Spinnrocken sitzt. Das Schnurren des Spinnrades beruhigt so. Als wieder das Jaulen des Sturmes und das Krachen abgebrochener Äste zu hören ist, sagt Großmutter: „De wilde Jagd titt verbi!" Der Schrei eines Käuzchens lässt uns Kinder noch ängstlicher werden, denn unser lieber Vater ist krank; gestern Abend hatte er uns noch vom Kriege siebzig und einundsiebzig erzählt, vom General von Manteuffel, bei dem er als Kutscher abkommandiert war, denn Vater war Tilsiter Dragoner und ein großer Pferdekenner, Fahrer und Reiter. Er erzählte ja doch gestern wieder, wie der General sich bis zur vordersten Front fahren ließ und wie der Grete, dem Lieblingspferd meines Vaters, der Bauch aufgerissen wurde. Vater war damals noch sehr jung gewesen; er war aber kränklich aus dem Felde heimgekommen, den Husten war er nie mehr losgeworden.
Male, unser Mädchen, bringt die kleine Lampe und sagt uns: „De Doodevoagel schröcht wedder“. Da weinte ich bitterlich, und selbst die Geschichte von der Elchkuh und dem Elchkälbchen, die meine Großmutter uns erzählt, um uns zu beruhigen, kann mein verängstigtes Kinderherz nicht trösten.
Am anderen Tage, als ich aus der Schule komme und eben die Haustür aufmache, höre ich lautes Weinen. Vater war eben ganz plötzlich an Herzschlag gestorben. Alle sind am Sterbelager versammelt, auch unsere Knechte und Mädchen. Der alte Kielhorn steht am Kopfende des Bettes, mit der Mütze in der Hand. Ein Totenlied wird gesungen. Ich aber laufe hinaus in den Garten zur Haselnusshecke, wo die alte Buche steht, die Freundin und Vertraute meines Kinderlandes. Dort lehne ich den Kopf an den Stamm des Baumes und umfasse den Baum mit meinen mageren Kinderarmen. Dort weine ich mir mein ganzes Herzeleid, meinen ersten, großen Schmerz von der geängstigten Kinderseele.
Als ich noch so stehe, kommt der alte Kielborn durch den Garten geschritten; er sieht mich, kommt her, streicht mit seiner verarbeiteten Hand leise über meinen Kopf und sagt: „Komm mött, wi motte ansegge“. So schreite ich nun an der Hand meines alten Freundes und sehe staunend seinem Treiben zu. Er klopft an jeden Baum und rührt an jeden Strauch, und immer spricht er die Worte: „Ons Herr ös dood“. Wir gehen zum Bienengarten, er klopft an die Strohmäntel, an das Flugloch der Bienenstöcke, und wieder sagt er: „Ons Herr ös dood“. Dann nimmt er mich in die Ställe mit und sagt Pferden und Kühen den Tod an. Im Stall stehen nur zehn Pferde; er stutzt, als er den leeren Stand sieht und sagt: „Wo ös de Liese?" Ich sage ihm, dass ich den Knecht vom Hof reiten sah als ich aus der Schule kam, er sei gewiss nach Didlacken zur Schmiede geritten. „On dat war dem Herr sin leewstet Perd", jammert der alte Kielhorn, „nu kunn öck ehr nich dem Dood ansegge“.
Wir gehen ins Haus zurück, mein großer Bruder hat seinen Arm um die Mutter gelegt und sagt: „Mutter, öck loat di nich öm Stöch“. Ach, er war ja erst einundzwanzig und vor drei Tagen von den Soldaten losgekommen, und am Sonntag sollte Einzug sein und der Geburtstag von Vater und von ihm, der auf den gleichen Tag fiel, gefeiert werden. Der kleine dreijährige Bruder steht an Mutters anderer Seite und tröstet sie auf Kinderart. Wir sind ja noch fünf schulpflichtige Kinder. Mein großer Bruder hat Wort gehalten.
Wie wir eben noch so stehen, kommt der Knecht, der zur Schmiede geritten war, schreckensbleich auf den Hof, den Sattel trägt er im Arm. Mein Bruder sieht ihn verständnislos an. Der Knecht aber sagt: „De Liese ös dood“. Da weint meine Mutter. Auch das Unglück noch zu dem Tode des Vaters, und gerade sein Lieblingspferd.
Nun, als sich alle etwas beruhigt haben, erzählt der Karl, die Liese wäre schon beim Beschlagen unruhig gewesen, der Schmied hatte sie kaum bändigen können. Dann wäre er mit ihr nach Hause geritten. Als er fast an dem Weg war, der zu unserem Hof abbog, hätte die Stute hellauf gewiehert, wäre zur Seite gesprungen und hingefallen. Als er sich aufrappelte, sah er, dass die Liese mausetot war. Ein Didlacker Bauer, der am Wege gepflügt hatte, hätte das alles mit angesehen. Der alte Kielhorn sagt: „Se wär dem Herr sin leewstet Perd, öck kunn ehr nich sinem Dood ansegge, nu hätt he ehr sick gehoalt“.
Die Didlacker erzählten noch später davon, und als ich zum Unterricht ging, fragte mich einmal unser Pfarrer, als ich allein in der Sakristei war, wie das alles gewesen wäre. Ich erzählte ihm, was ich wusste, auch von dem Ansagen. Er, der doch sonst so streng war, tadelte mit keinem Wort, den alten Kielhorn. Er meinte nur, dieser alte Brauch stamme wohl noch aus der heidnischen Zeit unserer ostpreußischen Heimat, aber es sei nichts Verwerfliches an ihm. Mir aber ist diese Geschichte nie aus dem Gedächtnis entschwunden.
Seite 10 Was wir lieben, ist geblieben. Friedhöfe, Kirchhöfe und Gräber in Königsberg. Von Karl Herbert Kühn
Die christlichen Kirchen haben die Tage, an denen sie im Besonderen der Toten gedenken, in den November gelegt, in den Monat der Nebel, in dem die sichtbare Welt zu versinken scheint und der Mensch, der noch nachdenkt, in sein Inneres einkehrt. Dort hält er auch mit denen, die im Leben ihm nahe, die ihm lieb waren, Zwiesprache. Und er wandert gerade dann zu den Stätten der Stille, an denen sie nun ruhn. Wir, die wir die Heimat verloren haben, können diesen Weg freilich nur in Gedanken gehn. Die Gräber, die wir suchen, liegen nun zu fern. Und wer weiß — es ist bitter, darum wissen zu müssen —, wer weiß, ob sie heute auch zu finden noch wären. Als die Russen Königsberg beschossen, im Jahre 1945, zerwühlten die Granaten auch die Äcker der Toten, und auf vielen der Friedhöfe sahn die Augen nichts anderes als Trichter bei Trichter, wie uns die dann berichteten, die damals noch einmal zu den Gräbern der Ihren zu gelangen versuchten.
Vor dem Königstor
Man musste in unseren Tagen auch in Königsberg „vor die Tore" gehn, suchte man die Ruhstatt eines Abgeschiedenen auf. Vor dem Sackheimer Tor, zur Linken der Chaussee, die nach Tapiau führte, schliefen Soldaten ihren letzten Schlaf. Dort befanden sich der katholische der der neue evangelische Friedhof der Garnison. Wohl die bekannteste Straße, die sich zwischen Friedhöfen hinzog, war indessen doch die, die am Königstor begann, die „Königsallee", wie sie eine Zeitlang hieß. Im Glacis, das sich dort hinter dem Festungsgraben erstreckte, entdeckte man, gleich vorn, schon nach wenigen Schritten mitten im Rasen unter den alten Bäumen einige steinerne Grabplatten, deren Namen verrieten, dass hier Männer begraben wurden, die vor hundert und mehr Jahren in der Geschichte der Stadt eine Rolle gespielt hatten. Einer von ihnen war Heidemann, ein früherer Oberbürgermeister von Königsberg.
Doch zur Rechten der Allee eröffnete sogleich der erste Sackheimer Friedhof die lange Reihe der großen, geräumigen Gärten mit ihren zahllosen Gräberreihen. Sie lagen Zaun an Zaun, einer schloss sich an den anderen an, die reformierten Friedhöfe (einer von ihnen war der französisch-reformierte), der alte evangelische Militär- und der katholische zivile Friedhof, der Friedhof des Löbenicht und der zweite des Sackheim. Gegenüber, auf der anderen Seite der Allee, breiteten sich weit die Gräbergärten aus, die nun zu der Kirche des alten Roßgartens gehörten. Hinter ihnen, schon grenzend an das Gelände von Carolinenhof, auf dem die Pferderennen geritten wurden, lag, zur Seite des Fahr- und des Reitweges durch das Glacis, der alte jüdische Friedhof.
Weiterhin, die Allee entlang, und nun hier nur zur Linken noch rückte man die Anlagen für die neueren Friedhöfe ein gutes Stück von der Straße weg, hinter private, kleine Nutzgärten, schon Vorläufer der Schrebergärten; auch Gärtnereibetriebe sah man hier. Es ergab sich auf der langen, sich windenden Allee, die bei dem Königstor begann, zumal an Sonntagen im Sommer ein seltsames Bild: vor den Toren der Friedhöfe die kleinen, hölzernen, grün angestrichenen Buden mit Blumen und Kränzen, die für die Gräber bestimmt waren; in den Gärten des Café Sprind, des „Ludwigshofs" (später als „Tivoli" bekannt), der „Königshöh" an der Ecke zu der Fürst-Radziwill-Straße, die zur Kaserne der ersten Pioniere hinaufstieg, der „Villa Schweizertal" gegenüber dem hügeligen Kleistpark und anderer „Etablissements", die mit bunten Tischtüchern gedeckten Tische, an ihnen die Familien, die ihren in kleinen Tüten schon gemahlenen mitgebrachten Kaffee hier sich aufbrühen ließen.
Zwischen Pillauer Landstraße und Veilchenberg
Vor dem Roßgärter Tor, an der Chaussee Allee, umgab den Rundbau des Krematoriums der weitläufige Gemeindefriedhof, den die Stadtverwaltung betreute. Auf ihm kannte man keine Unterschiede nach der Konfession der hier Begrabenen, eine, menschlich gesehen, ideale Einstellung. Ein weites Friedhofsgelände erfüllte den Raum zwischen der Pillauer Landstraße und der Höhe des Veilchenberges, sich auf der anderen Seite der stillen Straße vor und hinter dem Park Luisenwahl noch fortsetzend. Hier wurde die ernste, verhaltene Stimmung, die von Gräbern herüberweht, durch keine Kaffeegärten unterbrochen (bis auf das eine Etablissement, die „Neue Welt", die sich später dann „Tusculum" nannte). Die Luisenkirche, die vor dem Anfang des Hammerweges stand, begleitete mit ihrem Geläut die Toten ihrer Gemeinde zu ihren beiden Friedhöfen hin, die an eben diesem Hammerwege, vor und hinter dem Hammerkrug und der Kunstakademie, lagen. Zur Rechten der Steffeckstraße, die von der Lovis-Corinth-Straße zu dem Prussia-Samland-Sportplatz ging, erblickte man den neuen jüdischen Friedhof. Auch an der Berliner Chaussee, vor unserem Brandenburger Tor, fand man zur Seite des hier rastlosen Wagenverkehrs stille, besinnliche Gärten der Toten.
In früheren Zeiten (in den frühesten, muss man sagen), legte man auch in später dann großen Städten die Toten um die Kirche, zu der sie als Lebende gingen, in die Erde. Sie schliefen auf dem Kirchhof. In unseren Tagen war zum Beispiel von dem ältesten Friedhof, dem Kirchhof des Doms, noch nicht einmal der Rasen geblieben. Es grünten dort nur schöne, still duftende Linden. Doch gab es bis zuletzt auch innerhalb der alten Stadt, auch in Königsberg noch Gräber aus vergangener Zeit: in dem unteren Volkspark zu Füßen der Sternwarte, — zwischen dem Alten Garten und dem oberen Haberberg zu dem Brandenburger Tor hin; und um eine der alten, der bekanntesten Kirchen blieb ein Kirchhof erhalten: um die Haberberger Kirche, auf deren Turm, der von der Sohle bis zur Spitze nicht weniger als 77 Meter maß, ein vergoldeter Engel eine vergoldete Trompete hob.
In der äußeren Mauer dieses Haberberger Kirchhofs steckte eine Kanonenkugel, in deren Umschrift man las: „Erinnerung an das französische Bombardement am 14. Juni 1807“. Die französischen Batterien, die auf Königsberg schossen, standen damals bei Rosenau. An einer Stelle dieses Kirchhofs, die freilich nicht mehr bekannt war, lagen auch die Gebeine der drei Räte des Herzogs Albrecht, des ersten preußischen Herzogs (Schnelle und Horst und des Hofpredigers Funcke), die 1566, gegen den Willen des Herzogs, wegen ihrer Verbindung mit dem kroatischen Abenteurer Scalichius (Skalich) hingerichtet wurden.
Außerhalb der „alten" Stadt, in Juditten und Quednau, ruhten die Toten noch immer im Schatten der Mauern ihrer Kirche. Zumal den Juditter Kirchhof, der hügelig anstieg, durchspann eine Stimmung von seltenem Hauch.
Familiengrüfte auf dem oberen Haberberg
Es gab auf manchem der Friedhöfe noch kleine Mausoleen, so auf dem alten Friedhof der Luisengemeinde. Doch ruhten auch Tote in gemauerten Grüften besonderer Art. Ist die Fürstengruft im Dom wohl allen Königsbergern noch bekannt, so werden doch nicht alle um die Familiengrüfte wissen, die auf den alten Friedhöfen zwischen dem Alten Garten und dem oberen Haberberg zuweilen, sehr selten, noch Nachkommen alter Königsberger Familien aufgenommen haben. Diese Grüfte bedeckten statt des Hügels oder Rasens zwei einfache, schwere, eiserne Platten mit eisernen Ringen, die eine neben der anderen. Sollte dann ein Sarg in die Gruft hinunter, so klappte man zuvor die Platten auseinander, als läge da ein Schrank.
Zwei Stellen, an denen Tote mit bekanntesten Namen in ihren Särgen schlafen, mitten in der Stadt, dürfen hier nicht übergangen werden. Wohl weiß jeder um das Grabmal des Immanuel Kant an der Nordseite des Doms. Doch wer beachtete schon viel den steinernen Würfel, der im Hintergrund des Kaiser-Wilhelm-Platzes, überschattet von Bäumen, stand. Hier befand sich bis zu ihrem Abbruch der Altar der früheren Altstädtischen Kirche. Vor ihn hat man Hans Luther bestattet, einen Sohn des Reformators, der auf einer Reise in Königsberg starb.
Alte Königsberger erinnern sich gewiss noch des Kirchhofs der Altroßgärter Kirche (an der Altroßgärter Kirchenstraße). Neben der Kirche sprang früher der „heilige Brunnen", wie der Volksmund ihn nannte. Seinem Wasser, so sagte man, war Heilkraft gegeben. Das wollte sich eine Eigentümerin des Brunnens zunutze machen. Sie forderte von jedem, der sich das Heilwasser holen oder es vom Brunnen weg trinken wollte, zuvor eine Gebühr. Von Stund an, so berichtet die Sage, verlor das Wasser seine Kraft zu heilen.
Den Kirchhof dieser Kirche, der Altroßgärter also, der schon vielfach um seiner herrlichen Linden willen besungen wurde, rühmte ein Dichter um die Mitte des 18. Jahrhunderts also: Der schöne Kirchhof stellt im hellen Sommer mir / den auserlesensten von allen Gärten für.
Bis zu den Pregelbrücken getragen
Interessant ist gewiss eine Königsberger Polizeiverordnung aus dem Jahre 1698. Sie bestimmte, dass bei Begräbnissen außer Verwandten und nächsten Freunden nicht mehr als zwanzig Männer und zwanzig Frauen zum Gefolge hinter dem Sarge eingeladen werden durften. Auch sollten die Hinterbliebenen nicht zu lange durch Jungfrauen bemitleidet werden, da sonst die leidtragenden Frauen von den Bekannten im Sterbehause noch immer festgehalten würden, wenn die Männer schon vom Friedhof kämen. Die Frauen sollten den Männern unverzüglich folgen, auf das denn die Begräbnisse nicht einen halben Tag lang dauerten, und die singenden Schüler, die Pauperhaus- oder die Kurrendeschüler, in dieser Zeit nicht viel zu versäumen hätten
Die Toten wurden früher — auch in den drei Städten von Königsberg — zum Friedhof nicht gefahren, sie wurden getragen. Selbst die Mitglieder des reichen kneiphöfischen Junkerhofs erwiesen ihren Mitjunkern diesen letzten Dienst, nach einer späteren Ordnung aus dem Jahre 1614 allerdings nur bis zur Brücke; dann traten für den Rest des unbequemen Weges gemietete Träger an ihre Stelle.
Seite 10 Totensonntag. Ewigkeitssonntag
Ich bin ein Gast auf Erden. Ps. 119, 19
Die letzten Sonntage des Kirchenjahres sind gekommen. Diese kurzen, trüben Novembertage stehen in eigenartigem Licht. Es geschieht uns an einem dieser Tage, dass uns Arbeit und Werkstück aus der Hand sinken. Unser Blick fällt auf irgendein Zeichen der sterbenden Natur und geht sogleich nach innen. Wir sinnen dem Sinn unseres Lebens nach. So saßen wir nach vollbrachtem Tagewerk auf der Bank vor der Tür unserer Häuser in der Heimat und sahen dem letzten Sonnenlicht nach. Und saßen an den frühen Abenden spätherbstlicher Tage beisammen, still war es im Raum, und die Seele spannte die Flügel zu weitem Flug, der Zeit und Ewigkeit verband.
Ich besinne mich auf die Kinderzeit, wie dann mehr als einmal einer der alten Choräle aufklang, die von Leben und Sterben so wahr und herbe, aber auch so helfend und tröstend zu sagen wissen. In allen Veränderungen, denen unser Leben seitdem unterworfen war, hat sich an der Wahrheit unserer Kirchenlieder nichts geändert. Sie sind ja auch nicht aus den engen Horizonten menschlichen Denkens entstanden, sondern sind Antworten auf die Anrede des ewigen Gottes, der dem Menschen Zeit und Ziel setzt und ihm zu erkennen gibt: Ich bin Gast auf Erden. In der Geschichte unserer Heimat ist uns das nicht nur einmal aufgegangen. Dieser Satz stand über den langen Flüchtlingszügen, die sich im August 1914 aus Dorf und Stadt an der ostpreußischen Grenze lösten und wie dunkle breite Ströme gen Westen zogen. Und was sollen wir erst zu dem sagen, was 1945 über uns kam? „Was ich bisher besessen, ist nicht mein rechtes Haus" singt der lebenserfahrene, leidgeprüfte Paul Gerhardt, und wir müssen ihm einfach rechtgeben.
Wir haben besessen und haben verloren, zu beidem ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Haben und Verlieren treffen uns dort am schwersten in Beglückung sowohl als auch im Leiden, wo unsere liebsten Menschen sich von uns lösen mussten. Warm und bergend waren wir mit ihnen verbunden, Mann und Frau, Eltern und Kinder, Freunde und Kameraden. Die Worte solcher Verbundenheit werden wir bis zu unserer letzten Stunde nicht vergessen; nicht vergessen werden wir, wie es klang: Ich bin dein, du bist mein! Aber dann mussten wir uns doch dem Worte beugen, das uns zu Gästen macht im eigenen Hause und alle von uns gehen lässt, die zu uns gehören. Ihre Bilder, soweit wir sie überhaupt noch haben, sehen wir an, immer lesen wir ihre letzten Zeilen, und unser umflorter Blick sucht die Gräber auf den Friedhöfen der Heimat, die Grabreihen im afrikanischen Wüstensand und in den grausigen Regionen jenseits des Ural, die Soldatenfriedhöfe in Ost und West und jene unbekannte Stelle, da ein liebes Leben in die Tiefe des Meeres sank Unter dem tausendfachen Scheiden und Vergehen in nächster Nähe, unter der Bitterkeit unserer Vertreibung begreifen wir wieder: ich bin ein Gast auf Erden — und wie unwirtlich, abstoßend, kalt und fremd kann diese Welt zu Zeiten werden!
Wo das Wort von unserem Gast-sein erkannt und bekannt wird, ist auch sofort die Frage nach der Heimat und bleibender Stätte gestellt. Das Bekenntnis zu unserem Gästedasein wird beantwortet mit der Botschaft vom Vaterhause und seinen vielen Wohnungen, in welchen Jesus Christus eine Stätte bereitet hat denen, die an ihn glauben und sich an ihn binden lassen zu fester Gemeinschaft Die macht er aus Gästen und Fremdlingen dieser Erde zu Gottes Bürgern und Hausgenossen. Was die vergehende Welt und Zeit nicht geben kann, hat Jesus: Ewigkeit ist in jedem seiner Worte, ewiges Leben leuchtet aus seinem Tun.
Sein Weg durch Sterben und Auferstehen öffnet die Tore der anderen Welt, dass wir oft den überschatteten und verdunkelten Weg übersehen können bis zum Ziel. Wir werden bei dem Herrn sein allezeit. Wenn wir heimkommen, verstummen Frage und Klage, die letzte Träne versiegt, die lastende Trauer wird verwandelt, die schwere Einsamkeit aufgehoben. Nach dem dunklen Vorfeld dieser Zeit kommt das Land des Wesens und der Wahrheit. Auf Erden Gast, im Himmel daheim, darin erfüllt sich der Sinn unseres Lebens.
Pfarrer Leitner
Seite 10 Ostdeutsche Kulturtage 1956
Der ostpreußischen Dichterin Dr. h. c. Agnes Miegel und dem sudetendeutschen Historiker Professor Hermann Aubin (früher Universität Breslau) wurden, wie wir bereits in der letzten Folge meldeten, für hervorragende Verdienste um den deutschen Osten die Plakette des „Ostdeutschen Kulturrates" verliehen. In einem Festakt in Düsseldorf anlässlich der dritten Kulturtage des Rates gab der erste Vorsitzende Dr. Georg Graf Henckel von Donnersmarck, die Auszeichnung bekannt.
Über Agnes Miegel führte er aus: „Die Ehrung der greisen deutschen Dichterin Dr. h. c. Agnes Miegel bedarf keiner näheren Begründung. Die aus Königsberg vertriebene Dichterin ist nicht nur für ihre engeren ostdeutschen Landsleute zu etwas wie einer ungekrönten Landesmutter geworden. Als bedeutendste lebende deutsche Balladendichterin und eine der berühmtesten Erzählerinnen bezeugt sie im ganzen deutschen Volk unsere abgetrennte Heimat, beschwört die Gestalten ihrer Geschichte und verpflichtet die Jugend auf Treue zum Mutterschoß im Land der dunklen Wälder und blauen Seen an der rauschenden See im Osten. Der Ostdeutsche Kulturrat möchte der verehrungswürdigen Frau durch diese Ehrung einen Dank abstatten, der im Herzen aller Ostdeutschen seinen Widerhall finden wird“.
Den Festvortrag hielt Professor Dr. phil. Hans Herzfeld, Direktor des Friedrich-Meinecke-Institutes der Freien Universität Berlin, über das Thema „Menschenrecht und Staatsgrenze". Die auf einem reichen Wissen beruhenden Ausführungen gipfelten in der Feststellung, dass alle bisherigen Ansätze, das Problem Zwischeneuropa im überstaatlichen Sinne zu lösen, gescheitert seien; ein erträglicher Ausgleich von Grenze und Menschenrecht werde nur auf der Grundlage der von den Vereinten Nationen verkündeten Menschenrechte erreicht werden.
Bundesvertriebenenminister Dr. Oberländer wandte sich in seiner Ansprache mit Nachdruck gegen Versuche von polnischer Seite, deutsche Kulturleistungen in polnische Errungenschaften umzufälschen. Er schloss mit dem Versprechen, dass sein Ministerium der Arbeit des Kulturrates jederzeit fördernd und hilfreich zur Seite stehen werde.
Die Kulturtage brachten weiter eine Reihe von Vorträgen; so sprach Professor Dr. Vajavec (München) über „Das Problem der Föderation in der Donaumonarchie" und Professor Dr. Saria (München) über „Die historische Entwicklung der deutschen Volksgruppen".
Im Anschluss an die beiden Referate, die Dr. Pfluger und Dr. Gehrmann auf der Arbeitstagung des Kulturrates über „Grenzen und Schwerpunkte ostdeutscher Kulturarbeit" hielten, wurde folgende Entschließung angenommen:
1. Die Pflege des ostdeutschen Kulturerbes und seine lebendige Weiterentwicklung ist eine gesamtdeutsche Aufgabe von überragender Bedeutung für die seelische Gesunderhaltung aller deutschen Stämme, für die geistige Unterbauung heimatpolitischer Willensbildung und für die Mitbegründung des Anspruchs des deutschen Volkes auf seine Ostgebiete vor der Weltöffentlichkeit.
2. In Verbindung mit der geistigen Abwehr der bolschewistischen Ideologie, mit der Entlarvung der bolschewistischen kulturpolitischen Strategie und Taktik in den Gebieten jahrhundertealten deutschen Heimatbodens und mit der Bekämpfung materialistischen Ungeistes im deutschen Westen ist die Pflege und Weiterentwicklung ostdeutschen Kulturerbes zugleich eine übernationale europäische Aufgabe.
3. Gemessen an der Bedeutung dieser Aufgaben ist die finanzielle Förderung der Kulturarbeit derjenigen Verbände, die wie die Landsmannschaften noch viel weitere Bevölkerungskreise ansprechen könnten, immer noch völlig unzureichend. Die Versammlung stellt fest, dass seit den letzten Kulturtagen vor einem Jahre in Nürnberg sich hierin kaum etwas gebessert hat. Sie wiederholt eindringlich ihren Appell an die Bundesregierung, den Bundestag und die Länder, in wirklich angemessener Höhe Mittel für die in die Breite wirkende Kulturarbeit durch zusätzliche Bewilligungen und ohne Schmälerung der bisher dotierten Einrichtungen bereitzustellen.
4. Die Versammlung begrüßt den von den Vertriebenen-Verbänden einmütig erarbeiteten Entwurf einer Neufassung des § 96 (Kulturparagraph) des Bundesvertriebenengesetzes und appelliert an den Bundestag, im Zuge der bevorstehenden Novellierung dieses Gesetzes den § 96 in der vorliegenden Entwurfsfassung anzunehmen. (Der Entwurf verlangt eine stärkere Aktivität von Bund und Ländern im Sinne dieser Entschließung.)
Seite 11 Zwei junge Ostpreußen im wilden Kurdistan. Ausgrabungen in der Totenstadt von Asameia / An den Grabstätten der Perserkönige.
Foto: Die beiden Ostpreußen vor dem Zeltplatz. Links Willi Stank, rechts Willi Jesussek
Foto: Der deutsche Arzt beim Verbinden eines Fußes. Im Hintergrund drei neugierige Kurdenfrauen, die sich ausnahmsweise einmal außerhalb ihrer Häuser sehen lassen
Zwei Fotos: Links: Beim Essen in der Wüste; rechts vorne Willi Stank, ganz links Willi Jesussek, in der Mitte ein junger Engländer, der zeitweise mithalf. Der kurdische Koch schenkt ein. — Die Aufnahme rechts: Zu Gast bei dem Bürgermeister eines benachbarten Kurdendorfes; bei dem Festmahl gibt es natürlich Ziegenfleisch.
Foto: Skizze
Auf der Zeche Neumühl bei Duisburg-Hamborn surren die Räder des Förderturms von früh bis spät. Riesige Gesteinshalden bedecken das Gelände, Wasserdampf zischt aus gewaltigen Rohren und Kesseln. Rußgeschwärzte Gestalten gehen über den Hof, die erste Schicht ist zu Ende. Die Kumpels der zweiten Schicht fahren ein und suchen ihren Weg zum Arbeitsplatz im Stollen tief unter der Erde.
Unter ihnen ist der Hauer Willi Stank ein kräftig gebauter junger Mann, ihm ist das nichts Neues mehr. Unzählige Male schon hat er unter Tage gearbeitet, neun Jahre lang auf der gleichen Zeche. Man muss zufrieden sein. Die Bergwerksleitung sorgt für Wohnung, guten Lohn gibt es auch. Na, und an die Arbeit gewöhnt man sich, obgleich er sich früher als Landkind in Kallenau im Kreis Ortelsburg das nicht hätte träumen lassen, dass er mal Kohlen fördern würde!
Heute aber geschieht etwas Besonderes. Auf dem Weg zum Stollen sagt da plötzlich der Steiger zu ihm: „Du, Willi, ich hab' was für dich!"
„Für mich? Was denn?"
„Da sucht ein Wissenschaftler einen tüchtigen Bergmann, der ihm bei Ausgrabungsarbeiten in der Türkei helfen will. Irgendwo in der Einöde, wo sonst kein Mensch hinkommt. Da gräbt er irgend so einen allen König aus. Willst du dich nicht melden?"
Willi arbeitet, bis die Schicht beendet ist. Aber hinter seiner vom Kohlenstaub geschwärzten Stirn kreisen die Gedanken. Die bunte, farbige Welt kommt zu ihm ins Halbdunkel des "Schachtes. Bilder tauchen vor ihm auf, die er mal gesehen hat: das blaue Mittelmeer, zierliche Minaretts von türkischen Moscheen, die Königspyramiden . . . Die Ferne lockt, am liebsten legte er sein Werkzeug hin und stürzte nach oben. Mal rauskommen aus dem Kohlenpott! Mal was sehen, was erleben!
Als er später mit dem Förderkorb nach oben fährt, steht sein Entschluss fest: er wird sich für die Ausgrabungsarbeiten melden. Er hat Glück: zusammen mit einem Arbeitskameraden, Willi Jesussek aus Neidenburg, der jetzt in Marl bei Recklinghausen wohnt, wird er angenommen. Und nun tut sich die große Welt vor den beiden auf.
Das war im April vorigen Jahres. Viereinhalb Monate waren die beiden in dem unwegsamen Bergland des Antitaurus-Gebirges von Kleinasien, im wilden Kurdistan. Im Herbst und Winter arbeiteten sie wieder auf ihren Schachtanlagen im Ruhrgebiet, aber der Drang in die Ferne — einmal geweckt — schwieg nicht. So ging es im April 1956 wieder nach Südosten. Diesmal waren die beiden Ostpreußen mit der Arbeit und mit Land und Leuten schon etwas vertrauter.
Unrasiert und fern der Heimat . . .
Ende Oktober kehrten sie zum zweiten Male heim, diesmal nach mehr als sechs Monaten. Sonnengebräunt und kräftig alle beide, in den langen Monaten der Einsamkeit zu dicken Freunden geworden. Das sichtbarste und auffälligste Reiseandenken: ein dichter, dunkler Backenbart, der unter der südlichen Sonne gewachsen ist und ihnen nun ein abenteuerliches Aussehen verleiht.
Willi Stank muss laut lachen, als er davon erzählt. „Mein Kamerad hat sich den Bart ja vorher abschneiden lassen", sagt er voll Heiterkeit, „er hat schließlich eine junge Frau zu Hause und wollte nicht wie ein Zigeuner nach so langer Abwesenheit wieder zurückkommen. Aber ich hatte mit einigen hier gewettet, dass ich so kommen würde, „so unrasiert und fern der Heimat“, wie wir sagen, und das war tatsächlich ein Heidenspaß. Ich habe so die Wette gewonnen, und dann war es mal ganz lustig, ein bisschen aufzufallen. Alle drehten sich nach mir um, und manchmal machten sie ein Gesicht, als wollten sie sich vor mir fürchten. Dann wurde es mir doch zu bunt, und ich sagte mir: Der Bart muss ab!"
Der Bart ist also weg. Und jetzt sieht Willi Stank auch nicht älter aus als sechsundzwanzig Jahre . . . Das frische Gesicht ist immer noch dunkel und braungebrannt. Ein paar Tage hat er noch Urlaub, ehe seine Arbeit auf der Schachtanlage bei Duisburg wieder beginnt, und diese Zeit nutzt er gut, um sich bei der Mutter mal wieder „durchzufüttern" und das Gefühl des Zuhause-seins zu genießen.
Während er aus einem großen Karton Landkarten und Mappen mit Fotos hervorzieht und auf dem Tisch ausbreitet, kommt die Mutter ins Zimmer. „Wo willst du das ganze Zeug nur lassen, Willi?", stöhnt sie. Und dann setzt sie erklärend hinzu: „Wissen Sie, er hat so viele Fotos gemacht und nun auch Farbaufnahmen. Einen neuen — wie heißt das Ding noch — Bildwerfer hat er auch gekauft, und nun braucht er noch eine Leinwand, — weiß ja nicht mehr, wo ich das alles unterbringen soll!"
Zu Hause waren wir auf dem Land . . .
Die Familie Stank bewohnt ein paar kleine Räume in einer Straße mit Reihenhäusern, die alle von der Bergwerksleitung vergeben werden. „Das ist eine ganz gottverlassene Gegend hier!", sagt die Mutter, „aber was sollen wir machen! Wir waren ja so etwas nicht gewöhnt von zu Hause, die Kohlengruben und die Hochöfen und all dies Maschinenzeug. Aber als wir aus Dänemark kamen — nach der Flucht mit dem Schiff von Pillau waren wir über zwei Jahre im Lager Oxböl, —da konnten wir uns das nicht so aussuchen, wo wir hinwollten. Der Willi war damals siebzehn und sein Bruder fünfzehn, und beide hatten noch keinen Beruf lernen können im Lager, da konnten sie nicht mehr lange warten und fingen im Bergwerk an. Aber mir gefällt das nicht, wissen Sie!"
„Aber warum nicht, Mutter?", unterbricht Willi, „mir gefällt es doch ganz gut da!"
„Nein, nein", sagt Frau Stank, „warum soll ich es nicht ruhig sagen, dass ich Angst um euch habe! Mir ist das alles zu fremd. Zu Hause waren wir auf dem Land . . ."
Willi winkt ab. Er kennt seine Mutter, und er spürt ihre Sorge um ihn.
„Als er das erste Mal in die Türkei fuhr", erzählt sie weiter, „da hab" ich mich bald umgebracht vor Sorgen. Er schrieb, dass sie im Zelt schlafen und dass es dort noch wilde Tiere gibt und Giftschlangen. Ach Gott, hab' ich gedacht, da passiert ihm doch bestimmt was! Und dann schrieb er, dass es dort keine Kartoffeln gibt, und da hatte ich immer Angst, er wird nicht satt! Aber er sieht ja gut aus . . ." Zwischendurch mustert sie stolz sein wettergebräuntes Gesicht. „Und er hat dort auch alles essen gelernt, was er früher nicht mochte“.
Inzwischen hat Willi unter seinen Fotos eine herausgesucht, das ihn und zwei seiner Gefährten bei einer Mahlzeit zeigt. Auf dem Boden ist eine Decke ausgebreitet, darauf hocken sie im Türkensitz und löffeln aus ihren Blechnäpfen. Es gibt wie immer Ziegenfleisch. Der Koch, ein Kurde, gießt gerade Tee ein. Er hatte die Verpflegung des ganzen Lagers unter sich und war unheimlich stolz auf seine Aufgabe, für die sechs Deutschen und zwanzig Kurden der Arbeitsgruppe kochen zu dürfen. Viel Abwechslung gab es allerdings nicht in der Verpflegung. Die Kurden sind ein bescheidenes Volk, der Ertrag der Äcker ist häufig sehr karg. Die Haupterwerbsquelle sind die großen Ziegenherden, und darum ist etwas von Ziegen bei jedem Essen dabei: Ziegenfleisch, Ziegenfett, Ziegenmilch. Damit fängt der Tag an, und damit hört er auf. Dann gibt es noch ein anderes Hauptgericht aus geschältem, gequollenem Weizen, mit Zwiebeln und Tomaten gewürzt und — natürlich — mit Ziegenfett gekocht. Aber es schmeckte ihm immer gut, behauptet Willi, und er wurde auch immer satt.
Von Geheimnissen umwittert
Das Land dort ist abgelegen und unwegsam, daraus erklärt es sich, dass nicht schon längst alles erforscht ist. Vom Frühjahr bis Herbst dieses Jahres waren zwei Gruppen von Archäologen dort, die deutsche Gruppe, die in der Totenstadt von Asameia arbeitete, und eine amerikanische Gruppe auf dem Plateau des Nemrod Dagh, die unter der Leitung einer Frau stand. Vor Jahrtausenden hatte der mächtige König Mithridates hier sein Grab errichten lassen, angezeigt durch ein ungeheures Relief hoch am Berghang, das ihn selbst neben dem griechischen Helden Herakles darstellt. Der natürliche Bergkegel dahinter wurde aufgeschüttet, die Hänge wurden geebnet, bis die gewünschte, gleichmäßige Kegelform erreicht war. Nach Mithridates herrschte sein Sohn Antiochos über das Land am Euphrat, der noch größer und noch mächtiger als sein Vater sein wollte. Einen Tagesritt entfernt von Asameia ließ er auf dem Nemrod Dagh sein Totenmal errichten: ebenfalls einen aufgeschütteten Bergkegel, an den Seiten umgeben von riesigen, acht Meter hohen Gesteinssockeln, die mit den überlebensgroßen Köpfen griechischer und persischer Gottheiten gekrönt wurden. Sind nun die eigentlichen Grabstätten der Könige unter den aufgeschütteten Bergkegeln zu suchen? Darüber könnte Willi Stank berichten, aber er hat sich verpflichten müssen, über die Ausgrabungen selbst vorerst nichts zu sagen und auch keine Fotos zu veröffentlichen. So bleiben diese Dinge noch verborgen und geheimnisumwittert. Aber das gehört natürlich mit zu einem echten Abenteuer auf uraltem, geschichtlichen Boden.
Nur einige Minuten von der Ausgrabungsstätte entfernt war der Zeltplatz der sechs Deutschen. Eine kleine, gerade Fläche am Berghang, jedes Zelt durch ein selbsterrichtetes Mäuerchen vor dem ständigen Wind geschützt. Der Wind war immer da und bildete bei der großen Hitze im Sommer — meist um 42 Grad herum — die einzige Abkühlung. Vom Zeltplatz aus ging der Blick weit übers Tal bis zu den kahlen Berghalden mit ihren rauen Steinblöcken.
Wilde Tiere und Giftschlangen
Willi sucht weiter in seinen Fotos, und zu jedem weiß er etwas zu erzählen. Ganz lebhaft ist er dabei geworden, und wenn man die fernen, fremden Gestalten auf den Bildern sieht, möchte man das alles wirklich und lebendig vor Augen haben. Da steht eine Gruppe von Kurden um den deutschen Arzt herum, der gerade dabei ist, mit Hilfe seiner kleinen mitgebrachten Reiseapotheke einen kranken Fuß zu verbinden. Die Kurdenfrauen stehen neugierig daneben. Willi hat gleich den Apparat gezückt und sie festgehalten in ihren knöchellangen, großblumigen Gewändern und mit ihrem kunstvoll gewickelten Turban. Sie dürfen sich nämlich sonst nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen. Die Männer sehen dunkel und verwegen aus. Aber hier staunen sie alle über die Kunst des Arztes, denn es ist äußerst selten, dass es ärztliche Hilfe hier oben gibt. Die nächste Stadt ist weit, oft reicht für einen langen Ritt die Zeit nicht mehr. Darum wird meist gar nicht erst der Versuch einer Rettung unternommen. Wenn jemand stirbt, dann hat es eben Allah so gewollt, denn die meisten Kurden sind strenggläubige Mohammedaner.
„Wir waren auf alles gefasst", berichtet der junge Abenteurer. „Es gibt ja noch wilde Tiere in dem Bergland, wenn sie sich auch selten bis in die Dörfer hineinwagen. Aber die Viehherden machen schon öfter Bekanntschaft mit Wölfen und Braunbären. Einmal fanden wir Fußabdrücke eines Bären gar nicht weit von unserem Zeltplatz. Es muss ein sehr großes Tier gewesen sein, und wir waren alle so aufgeregt, dass wir die Spur verfolgt haben. Bis vor die Höhle sind wir gegangen, aber dann verließ uns der Mut. Mir tut es heute noch leid, dass wir nicht hineingingen“. Er lacht dabei. Hinterher lässt sich so etwas immer leicht sagen.
„Aber am schlimmsten waren die Giftschlangen, größere und kleinere, und die Skorpione! Des Nachts kamen sie manchmal in unsere Zelte, das Gefühl vergesse ich nie! Bis heute weiß ich nicht, warum wir immer Glück gehabt haben, dass keinem von uns was passiert ist. Ein dreizehnjähriger Kurdenjunge wurde von einer Giftschlange gebissen, und wenn unser Arzt ihn nicht geschnitten und tagelang behandelt hätte, dann wäre er verloren gewesen“.
2600 DM für eine Frau
Von den Kurden und ihrer Lebensweise gibt es viel Interessantes zu berichten. Aus dem Dorf bei der Ausgrabungsstätte halfen zwanzig Männer mit beim Schaufeln, und die kannte Willi bald sehr gut und lernte sie auch verstehen. Sie sind ein freiheitsliebendes Volk, oft auch räuberisch verschrien, vor allem der kleinere Teil des Volkes, der noch ein Nomadenleben führt und über die Grenzen hinweg quer durch das türkische, persische und irakische Kurdistan streift. Aber Willi hat sie schätzen gelernt, vor allein wegen ihrer großen Gastfreundschaft. „Wo wir vorbeikamen, haben sie uns gleich in ihre Lehmhütten eingeladen, in denen es keine Möbel, nur selbstgewebte Matten und Kissen auf dem Boden gibt. Überall boten sie uns etwas zum Essen an“.
Die Frauen allerdings treten wenig in Erscheinung. Sie haben im Hintergrund zu bleiben und zu arbeiten. Wenn sie fünfzehn oder sechzehn Jahre alt sind, heiraten sie, das heißt, dann sucht der Vater einen Mann, der den besten Kaufpreis bietet. Willi ist genau orientiert, wieviel eine gute Frau für einen Kurden kostet. Für etwa 2600 DM (es wird in Ziegenherden bezahlt, bekäme der Mann schon eine sehr gute Frau, das bedeutet nicht etwa ein besonders hübsches oder anziehendes Mädchen, sondern eins, das fleißig und unterwürfig ist und bereit, unverdrossen alle die Arbeiten im Haus und auf den Feldern zu verrichten, die der Ehemann ihr aufträgt. Die Frauen haben die Hauptarbeitslast, der Mann hingegen ruht sich vor seiner Hütte aus oder führt „Besprechungen" mit seinen Nachbarn.
„Sie leben sehr, sehr primitiv", erzählt der junge Bergmann weiter, „fast niemand kann lesen oder schreiben, obgleich sich die türkische Regierung jetzt um Schulen für die Kurden bemüht. Sie fühlen sich aber von den Türken eingeschränkt und bedrückt und empfinden auch Schulpflicht und Militärdienst als Zwang. Die persischen und irakischen Kurden hätten es besser, sagen sie. Aber langsam wandelt sich auch das Bild. Die Jugend, die schon die Schulen besucht hat und türkisch sprechen kann, denkt anders. Man fängt an, europäische Kleidung zu tragen, und manchmal kommt dann ein sehr bunter Anzug zustande“.
Beim Erzählen und Anschauen der Bilder steht die fremde, orientalische Welt vor uns auf. Da stehen auf dem Tisch fein säuberlich geordnet die Kästchen mit den Fotos und den Farbdiabildern, — jedes einzelne ein lebendiges Stück Erinnerung. „Ich verbringe meine ganzen Abende damit, alles zu ordnen", sagt Willi Stank, „da habe ich die schönste Beschäftigung!"
Dort in Asameia waren die Abende und die freien Tage lang, sehr, sehr lang. Viel Abwechslung gab es nicht: ein wenig Federballspiel vor dem Zelt, ab und an mal Angeln oder Schwimmen im Gebirgsfluss mit sehr starker Strömung. Aber meist saßen die sechs Deutschen — der Expeditionsleiter, der Arzt, zwei Ingenieure und die beiden Bergleute — abends um das Feuer mitten in der Einsamkeit. Da wächst man zusammen zu einer festen Gemeinschaft, und aus solchen Stunden nimmt man vieles mit, das sich nicht auf den Film bannen lässt und dennoch bleibenden Wert hat.
„Ob ich wieder hingehe in ein oder zwei Jahren?", fragt der junge Ostpreuße. „Ich weiß es nicht . . ."
Aber wenn man ihn dabei ansieht, kann man sich gut vorstellen, dass es ihn sicher eines Tages wieder hinausziehen wird in die ferne große Welt.
Maria-Elisabeth Bischoff
Seite 12 Lebensrettungswimpel am Fahrrad. Manfred Muschkeit aus Rossitten rettete einen Fünfjährigen.
Foto: Der fünfjährige Günther Kowalski und sein Lebensretter, der zwölfjährige Manfred Muschkeit, sind richtige Freunde geworden.
Vor wenigen Tagen rief der Rektor der Volksschule in Salzgitter-Hallendorf die 6. Und 7. Klasse zusammen, um dem Schüler Manfred Muschkeit eine öffentliche Belobigung des Innenministers von Niedersachsen für eine mutige Rettungstat auszusprechen. Er überreichte ihm neben einer Urkunde des Ministers den Wimpel für Lebensrettung der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, ein Buchgeschenk und eine Broschüre über Rettungsschwimmen.
Manfred Muschkeit ist ein stiller, aber aufgeschlossener Junge, der um seine Tat nicht viele Worte macht. Er wurde am 10. März 1944 in Rossitten auf der Kurischen Nehrung geboren und wohnt jetzt mit seinen Eltern in Salzgitter-Hallendorf, Hillenholz 14. Manfred spielte am 4. April dieses Jahres, einem kalten und regnerischen Tag, mit einigen anderen Kindern in der Nähe des Hillenholzes. Das Hillenholz ist ein ehemaliges Lager der früheren Reichswerke, das aus massiven Flachbauten und Holzbaracken besteht. Das Gelände ist weit auseinandergezogen, und in seiner unmittelbaren Nähe befand sich zu dieser Zeit noch eine alte Kuhle, die während des Krieges aus irgendeinem Grunde ausgebaggert, dann aber liegengelassen wurde. Das Loch hatte sich mit Wasser gefüllt und war zu einem vielbesuchten, aber gefährlichen Spielplatz für die Hillenholzkinder geworden.
Plötzlich erklangen von dieser Kuhle her Schreie und Hilferufe. Ohne sich lange zu besinnen lief Manfred zu dem Wasserloch, wo er einen kleinen Jungen, es war der fünfjährige Günther Kowalski, an der Wasseroberfläche, mit dem Gesicht nach unten, treiben sah. Kurz entschlossen zog er Schuhe und Jacke aus und sprang, ungeachtet der Gefahr, in die er sich selbst begab, ins eiskalte Wasser. Die ersten paar Schritte konnte er auf dem moorastigen Grund noch gehen, dann musste er schwimmen. Er erreichte den bereits bewusstlosen Jungen gerade noch zur rechten Zeit, bevor dieser zum dritten Male untersank und brachte ihn an Land.
Die ebenfalls herbeigeeilte Mutter des kleinen Günther stand verzweifelt am Rande des Wasserlochs. Obwohl Manfred völlig durchnässt war, rollte er seine Jacke zusammen, legte sie unter den Rücken des Fünfjährigen und unternahm die ersten Wiederbelebungsversuche. Er hatte zwar keinen Unterricht in Lebensrettung erfahren, aber in einer Badeanstalt, wo er im Jahr zuvor das Schwimmen erlernte, hatte er auf einer der üblichen Tafeln gesehen, wie man sich bei der ersten Hilfe für Ertrunkene verhalten muss. Der schnell herbeigerufene Arzt brachte den Geretteten ins Krankenhaus, wo die weiteren Wiederbelebungsversuche bald zum Erfolg führten. Die Schuhe in der Hand, nass und am ganzen Körper schlotternd, kam Manfred nach Hause. Er wurde sofort ins Bett gesteckt, um eine aufkommende Erkältung auszukurieren.
Diese Geschichte erzählte Manfred Muschkeit mit ein paar Sätzen. Der Einsatz seines eigenen jungen Lebens war für ihn selbstverständlich. Die Belobigungen und Ehrungen, die ihm zuteilwurden, sind nicht das wichtigste für diesen Jungen. Gewiss freut er sich über die Anerkennung, und er ist stolz auf den Wimpel, der ihn öffentlich als Lebensretter auszeichnet, aber das Entscheidende für ihn ist, dass der kleine Günther Kowalski am Leben blieb.
Der Großvater trug die „Silberne"
Manfred scheint diese Haltung von seinen ostpreußischen Vorfahren geerbt zu haben. Sein Großvater väterlicherseits war Vormann der Seerettungsstation Rossitten. Er rettete vielen Menschen in Seenot das Leben und erhielt dafür die Silberne Medaille. Manfreds Vorfahren waren Fischer und Bauern. Sein Großvater mütterlicherseits kam 1904 von See nicht mehr zurück. Sein Vater Karl Muschkeit übte bis zur Vertreibung ebenfalls den harten Beruf des Fischers aus. Ohne Zweifel rollt in den Adern Manfreds Fischerblut, denn eigentlich wollte auch er später zur See fahren, und er hat sich nun nur auf Drängen der Mutter zu einem anderen Beruf entschlossen. Er möchte jetzt Autoschlosser werden.
Manfred hat keine bewussten Erinnerungen an seine Heimat, die Kurische Nehrung. Bereits im Alter von zehn Monaten nahm ihn seine Mutter im Januar 1945 mit auf die Flucht, die von Cranz aus mit der „Monte Rosa" in derselben Nacht vor sich ging, in der die „Wilhelm Gustloff" unterging. Fünf Jahre lebte die Familie in Schleswig-Holstein. 1950 siedelte die Familie Muschkeit nach Salzgitter-Hallendorf über, wo sie zuerst in einer Holzbaracke untergebracht wurde. Inzwischen konnte sie aber massive Räume beziehen und ihren Haushalt wieder aufbauen. Noch in diesem Jahr wird sie ein Siedlungshaus beziehen, das sich Vater Muschkeit in Salzgitter-Heerte erbaut hat. Der Fischer ist inzwischen Arbeiter in der Gießerei der Salzgitter-Werke geworden.
Manfred lässt sich von seinen Eltern viel vom Haff, der Nehrung und von Rossitten erzählen. Immer wieder betrachtet er die Bilder seines elterlichen Hofes, des einst von dem Vater geführten Fischerbootes und der wunderbaren Landschaft der Kurischen Nehrung. Er sagt, dass er sofort dorthin zurückkehren würde, wenn das eines Tages möglich wäre.
Manfred und Günther Kowalski, ein kleines, blasses und schmächtiges Kerlchen, das Kind von Vertriebenen, haben Freundschaft geschlossen. Manche freie Stunde verbringt Manfred bei seinem Schützling, der sich der tödlichen Gefahr noch nicht bewusst ist, aus der ihn Manfred unter eigener Lebensgefahr befreit hat.
Klaus Karich
Seite 12 Ein Ostpreuße findet Rheingold.
Der neunzehnjährige Landsmann Manfred Szameitat, Beuel bei Bonn, Rheindorfer Straße 62, der als Gärtnergehilfe in dem Gärtnereibetrieb Held in Beuel tätig ist, fand bei Arbeiten in einem Gewächshaus in einer Tiefe von drei Metern zwei faustgroße Steine, die mit funkelndem Gold durchsetzt sind. Die raue Masse des Gesteins ist von Goldkristallen durchzogen, die mit dem bloßen Auge gut zu erkennen sind. Solches Gold gewannen früher die Goldwäscher in mühseliger Arbeit an den Ufern des Rheins aus dem Kies. Weil es nur in geringen Mengen vorkommt, lohnten sich die damit verbundenen Anstrengungen nicht, und die Goldwäscherei ist schon seit langem eingestellt worden. Der wertvolle Fund wird dem Heimatmuseum in Beuel überwiesen werden.
Seite 12 Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …
HAMBURG
Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86: Postscheckkonto Hamburg 96 05.
Bezirksgruppenversammlungen
Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.
Harburg-Wilhelmsburg: Sonnabend, 1. Dezember, 19.30 Uhr. In der Gaststatte Wiedemann, Winsener Str. 21 (Ecke Reeseberg). Adventsfeier. Die Landsleute werden gebeten. Kerzen mitzubringen. Die Adventsfeier, auf der Superintendent Doskocil spricht, wird mit einem Gedenken an die Opfer des ungarischen Freiheitskampfes verbunden werden. Würdige musikalische Darbietungen werden sie bereichern.
Wandsbek: Montag, 3. Dezember, 20 Uhr, im Bezirkslokal Lackemann. Wandsbek, Hinterm Stern Nr. 4, nächster Heimatabend. Dabei werden unter anderem auch die Gründung der Jugendgruppe sowie die Planung des für Januar vorgesehenen Kappenfestes besprochen.
Altona: Achtung, Terminänderung! Dienstag, 4. Dezember 20 Uhr, im Hotel „Stadt Pinneberg", Altona, Königstraße 260. Advents- und Vorweihnachtsfeier. Die Landsleute werden gebeten, Kerzen mitzubringen. — Elternabend der Kindergruppe am Sonntag. 16. Dezember, um 16 Uhr, im Hotel „Stadt Pinneberg", Königstraße 260, mit Eltern und Gästen.
Fuhlsbüttel: Dienstag, 4. Dezember, 20 Uhr, im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1, nächste Monatsversammlung. — Sonntag, 23. Dezember, ab 16 Uhr, im „Landhaus Fuhlsbüttel" Weihnachtsfeier unter dem Motto: Kinder laden ihre Eltern ein. Teilnahmeberechtigt sind nur Kinder, die nach dem 1. August 1956 an Veranstaltungen der Kindergruppe teilgenommen haben. Es wird gebeten, Teilnehmerzahlen (getrennt nach Erwachsenen und Kindern) bis spätestens 4. Dezember an den Bezirksobmann zu geben.
Eimsbüttel: Sonntag, 9. Dezember, 16 Uhr, im Lokal „Heusshof", Fruchtallee 136 a. Adventsfeier. Bitte Kuchen und ein kleines Geschenk für den Julklapp mitzubringen. Um pünktliches Erscheinen wird gebeten.
Kreisgruppenversammlungen
Insterburg: Sonnabend, 1. Dezember, 20 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83.
Goldap: Sonntag, 2. Dezember, 15 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83. Adventsfeier.
Treuburg: Sonnabend, 8. Dezember, 19 Uhr, im Lokal Steenbuck. Hamburg 13, Beim Schlump 29, Vorweihnachtsfeier.
Gerdauen: Sonntag. 9. Dezember, 16 Uhr, im Lokal „Heusshof", Fruchtallee 136 a. Adventsfeier. Bitte Kuchen und ein kleines Geschenk für den Julklapp mitzubringen. Um pünktliches Erscheinen wird gebeten.
Unsere Jugend trifft sich
Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch, 19.30 bis 21.30 Uhr. Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächstes Treffen 28. November. — Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag um 16 Uhr im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131.
Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim, Wittenkamp 17 a.
Billstedt: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr im Jugendheim, Horner Brückenweg 24.
Eimsbüttel: Kindergruppe: Die Veranstaltungen fallen vorläufig aus.
Elbgemeinden: Unsere Kinder und Jugendlichen schließen sich den Veranstaltungen in Altona an.
Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1.
Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat, 19.30 bis 21.30 Uhr, im Jugendheim, Winsener Straße 72 a. Volkstanz und sportliche Spiele: Jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat von 19.30 bis 21.30 Uhr im Gymnastiksaal der Schule Eissendorfer Straße Nr. 26. — Kindergruppe: Jeden Freitag von 16 bis 18 Uhr in der Schule Eissendorfer Straße Nr. 26.
Eppendorf-Eimsbüttel: Jugendgruppe: Jeden Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr im Gorch-Fock-Heim, Loogestraße 21 (U-Bahnhof Kellinghusenstraße).
Kameradschaft I.R. 2 und I.R. 422 — Ortsgruppe Hamburg: Nächstes geselliges Beisammensein am 24. November, um 20 Uhr, im Restaurant „Zur Alsterhalle", An der Alster 83. Freunde und Gäste herzlich willkommen. Auskunft erteilt: W. Bannuscher, Hamburg-Harburg, Hoppenstedtstraße 57.
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.
Glückstadt. Am Totensonntag, dem 25. November, 15 Uhr, wird auf dem Norder Friedhof am Kreuz des Ostens eine Feierstunde zum Gedenken der Toten unserer Heimat stattfinden.
Glückstadt. Festlicher Heimatabend am 28. November, 20. Uhr, in der Gaststätte „Die Hoffnung" mit dem Bundessprecher der Landsmannschaft Westpreußen. Dr. Hans Kohnert (Bonn).
Ratzeburg. Nächste Mitgliederversammlung mit Vorführung von Tonfilmen über Ostpreußen am 24. November, 20 Uhr, im Schützenhof.
NIEDERSACHSEN
Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstr. 26, Tel. 2 47 01.
Goslar (Harz). Am 9. Dezember, 15 bis 18 Uhr, Adventsfeier im Hotel „Ritter Ramm". Anmeldungen der Kinder von 4 bis 12 Jahren und der Landsleute über 65 Jahre bei Frau Kuchenbecker, Petersilienstraße 29, bis 2. Dezember erbeten. Im Mittelpunkt des letzten Heimatabends stand die Begrüßung eines vor kurzer Zeit aus dem Zuchthaus Bautzen entlassenen Landsmannes, der zu fünfundzwanzig Jahren Zuchthaus verurteilt, nach zehnjähriger Haft die Freiheit erhielt. Vorsitzender Rohde widmete ihm herzliche Worte der Begrüßung. Erfreulich ist, dass der Landsmann mit seiner kränklichen Mutter eine Neubauwohnung beziehen konnte. Der Ostland-Chor mit Streichergruppe aus Oker brachte in ansprechender Vortragsfolge Heimat- und Volkslieder. Von der Gruppe wurde der Stadt ein Antrag unterbreitet neue Straßen im „Dichterviertel" nach ostpreußischen Schriftstellern zu benennen.
Wunstorf. Einen vollen Erfolg brachte die aus Anlass des achten Stiftungsfestes der Gruppe im Hotel Ritter veranstaltete Tombola. Sie hatte den Zweck die Adventsfeier für die Kinder finanziell zu sichern. Nach der Begrüßung durch den 1 Vorsitzenden. Generalmajor a. D. Koester und einem von Rektor Reimann vorgetragenen Heimatprolog bot die Tanzschule Bertschy gute Leistungen. Unter Leitung von Frau Erika Rohde tanzte die Volkstanzgruppe u.a. den besonders gelungenen „Tanz der Königsberger Marktfrauen“. — Der Termin für den Lichtbildervortrag von Georg Hoffmann (Syke) und die Adventsfeier für die Kinder wird rechtzeitig durch Rundschreiben bekanntgegeben.
Delmenhorst. Am 10. November feierte die Gruppe ihr zehnjähriges Bestehen. Im vollbesetzten Saal des Gewerkschaftshauses begrüßte der 1. Vorsitzende, Jeschonneck, die Gäste unter ihnen Vertreter der Bundeswehr sowie der befreundeten landsmannschaftlichen Gruppen. Er gab einen Rückblick über die Entwicklung der Gruppe in den letzten zehn Jahren und ehrte drei verdiente Mitglieder, Fräulein Janssen, August Meitz und Franz Schnur. Als Vertreter des Bundesvorstandes der Landsmannschaft sprach Fritz Naujoks über die Ziele unserer Heimatpolitik. Er rief vor allem die Jugend zu tätiger Teilnahme an der Arbeit der Landsmannschaft auf.
Westerstede. Am Sonnabend, dem 24. November, 20 Uhr, im Saal des Bahnhofshotels Oetken Heimatabend der Gruppe gemeinsam mit den Westpreußen und Danzigern. Ein ostpreußischer Heimatfilm wird vorgeführt werden: Landsmann Dr. Hoepfner wird einen Vortrag über Königsberg halten.
Quakenbrück. Im vollbesetzten Saal des Lokals „Artlandsperle" hatte die Ortsgruppe ihre letzte diesjährige Mitgliederversammlung. Mit Begeisterung wurden von den Landsleuten die Heimat-Tonfilme „In der Rominter Heide" und „Auf Jagd in Trakehnen" aufgenommen. Vorsitzender Hartwich gab bekannt, dass die Weihnachtsfeier für die Ortsgruppe am Sonntag, dem 16. Dezember, stattfinden wird. Er bat die Landsleute, ihre Kinder bis zum vierzehnten Lebensjahre baldigst bei der Geschäftsstelle für die Bescherung anzumelden. Ferner wies er auf die Kulturveranstaltung am Montag, dem 3. Dezember, um 20 Uhr im Lokal Gösling hin, bei der ein Farbtonfilm „Land unter dem Kreuz — Ost- und Westpreußen" vorgeführt werden wird. Die Mittelschule werde dazu ein Rahmenprogramm stellen.
Bersenbrück. Unter Beteiligung aller Ortsgruppenvorstände des Kreises Bersenbrück sowie zahlreicher Ehrengäste gab der Kreisvorstand in einer außerordentlichen Tagung einen Rückblick auf seine bisherige Tätigkeit. Kreisvorsitzender Fredi Jost eröffnete die Tagung in dem neuerrichteten Saal des Ostpreußenlokals „Zum munteren Reh" in Talge. Nach der Ehrung verstorbener Mitglieder und der Opfer des Freiheitskampfes in Ungarn konnte der Kreisvorsitzende in seinem Arbeitsbericht bekanntgeben, dass die Mitgliederzahl sich seit Gründung der Kreisgemeinschaft mehr als verdoppelt hat, dass sämtliche Ortsgruppen über gesunde Kassenverhältnisse verfügen und dass den heimatpolitischen und kulturellen Aufgaben größte Beachtung geschenkt wurde. Einstimmig wurde Fredi Jost zum neuen Kreisvorsitzenden gewählt. Stellvertreter wurde Landsmann Rosin. Geschäftsführer Willi Hartwich. Der weitere Vorstand setzt sich aus folgenden Landsleuten zusammen: Ortsgruppenvorsitzende Kollberg, Hartwich und Strehlke; Kassierer Siegmund; Kulturwart Klinke; Stellvertreter Doeblitz; juristischer Berater Brosziewski, Stellvertreter Bernstein; Kassenprüfer Schmidt und Pohl. — Danach sprach Stadtdirektor Dr. Bock über das Thema „Kommunale Alltagspolitik". Kreisvorsitzender Jost dankte dem Referenten und wies auf die zukünftige Arbeit der Kreisgruppe hin. Eine Kulturringveranstaltung werde in der Zeit vom 3. bis 6. Dezember in den Städten Quakenbrück, Fürstenau, Bramsche und Bersenbrück stattfinden. Vorgesehen sei die Vorführung des Farbtonfilms „Land unter dem Kreuz – Ost- und Westpreußen“ mit einem Rahmenprogramm. Die Schulen des Kreises werden geschlossen teilnehmen. Das Jahrestreffen der Kreisgruppe solle im Monat Mai in Bramsche stattfinden, jedoch nicht mit dem Bundestreffen zusammenfallen. – Den Abschluss der Tagung bildete ein Fleckessen mit heiteren Vorträgen
Papenburg. Tm Fernfahrerheim Neumann trafen sich die Mitglieder der Ortsgruppe zu ihrer Jahreshauptversammlung. Oberstudienrat Gehrmann gab einen Bericht über die Lage und deutete die Entwicklung der politischen Verhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg. Dem neuen Vorstand gehören an: 1. Vorsitzender Gehrmann. 2. Vorsitzender Slonjanka oder Slonianka (schlecht lesbar). Schriftführer Pasternak. Kassierer Quester, ferner Landsmann Westphal und Frau Dyhr.
BREMEN
Vorsitzender der Landesgruppe Bremen: Rechtsanwalt und Notar Dr. Prengel, Bremen, Sögestraße 46.
Bremen. Nächster Heimatabend mit Nikolausfeier am 5. Dezember, um 20 Uhr, im Café Schrick. Es wird gebeten, pro Person ein kleines Geschenk mitzubringen. — Für die Kinder wird ebenfalls eine Vorweihnachtsfeier am 15. Dezember, um 16 Uhr (Einlass 15.30 Uhr), in der Aula der Hermann-Böse-Schule stattfinden. Ein Märchen-Tanz-Spiel, ausgeführt von der Tanzgruppe der Musikschule Bremen, soll unsere Kinder erfreuen. Anmeldungen für diese Veranstaltung bis zum 5. Dezember bei Frau Fr. Todtenhaupt, Kirchbachstraße 13 b, Telefon 4 31 18, bei der Geschäftsstelle des BvD, Mathildenstraße 17, oder bei den Zusammenkünften der Kinder- bzw. Jugendgruppe erbeten. Auch die Eltern sind zu dieser Feier herzlich eingeladen. (Bei der Anmeldung bitte nicht vergessen, den Vornamen und das Alter mit anzugeben.)
Bremen-Nord. Mittwoch, den 12. Dezember, 20 Uhr, Adventsfeier der Bezirksgruppe im Gewerkschaftshaus Bremen-Aumund, Lindenstraße 12 bis 14. Kaffeetafel: Krippenspiel: Tanzgruppe Weber, Kaffe und Kucen etwa 1,50 DM.
NORDRHEIN-WESTFALEN
Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14.
Burgsteinfurt. Die DJO ruft alle Jugendlichen zur Ungarnspende auf. Näheres in Gruppenstunden: Donnerstags von 20 bis 22 Uhr (für Jugendliche über 14 Jahren), sonnabends von 15 30 bis 17 Uhr (für Jugendliche von 10 bis 14 Jahren), im Stadthaus, Wasserstraße. — Am 24. November, um 14.30 Uhr, zweiter Bastelnachmittag im Stadthaus mit Lehrer Hauck: Erwachsene sind willkommen. — Vorweihnachtliche Feierstunde aller landsmannschaftlichen Gruppen voraussichtlich am 21. Dezember, 20 Uhr, im Ludwigshaus. — Der Singkreis ruft nochmals alle Landsleute zur Mitarbeit auf. Übungsstunde: Dienstags von 20 bis 22 Uhr, Martin-Luther-Haus. – Auf dem Heimatabend am 10. November sprach Landeskulturwart Dr. Heincke über die Möglichkeiten aktiver Arbeit für die Heimat in Familie und Landsmannschaft. Der Singkreis brachte alte, wenig bekannte ostdeutsche Volkslieder, ferner wurde der Einakter „De Buer on de Roatsherr“ aufgeführt. Am Schluss des Heimatabends wurde für die Ungarnhilfe gesammelt.
Gr.-Dortmund. Nächste Monatsversammlung Dienstag, den 27. November, 20 Uhr, im Hotel Industrie, Mallinkrodstraße 210 bis 214. Horst Pizarka wird einen Vortrag mit Lichtbildern über ostpreußische Burgen halten. – Nächstes Treffen der Frauengruppe am 26. November: Nikolausfeier am 10. Dezember, Hotel Industrie. – Die Jugendgruppe trifft sich jeden Freitag um 19.20 im Haus der Jugend, Fritz-Heußler-Haus, Bornstraße , Raum 119. Nähere Auskunft erteilt der Jugendgruppenleiter, Horst Pizarka, Lindemannstraße 25.
Essen-Rüttenscheid. Am 26. November, 19.30 Uhr, im „Weißen Rößl“, Rüttenscheider Straße Nr. 119, Fleckessen. Wer verhindert ist, kann auch noch am 27. Und 28. November in der gleichen Gaststätte Fleck essen.
Herne. Nächste Monatsversammlung am Sonnabend, dem 24. November, um 20 Uhr im Kolpinghaus, Sitzungssaal, Neue Straße. Der Vorsitzende der Landesgruppe, Grimoni (Düsseldorf), wird über die letzten politischen Ereignisse und aktuelle Vertriebenenprobleme sprechen. Ferner soll über die für den 15. Dezember geplante Weihnachtsfeier beraten werden.
Paderborn. Nächste Zusammenkunft am 22. November, um 19.30 Uhr in der Gaststätte Bürgerverein, Liboriberg.
BADEN-WÜRTTEMBERG
Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutingen, Karlstraße Nr. 19
Tübingen. Zu einem Ostdeutschen Heimatabend hatte die Gruppe zusammen mit dem Bund der Danziger in das Hotel „Zum Ochsen" geladen. Angehörige mehrerer Landsmannschaften und zahlreiche einheimische Gäste füllten den festlich geschmückten Saal. Landesmuseumsdirektor a. D. Dr. Wilhelm Gaerte sprach über das Thema „Das Ordensland, deutscher Volksboden". Gedichtvorträge und Musikdarbietungen des Streichorchesters der Musiziergemeinschaft der Ostdeutschen beschlossen den Abend.
Ellwangen (Jagst). Nächste Versammlung am 15. Dezember im Gasthaus „Weißer Ochse". — Auf einem Heimatabend des Ostdeutschen Heimatbundes berichtete der 1. Vorsitzende. Rehfeld, über die Arbeit der Landsmannschaften und der DJO. Anschließend sprach Stadtrat Dlugi über den ostdeutschen Unterricht in den Schulen, der in keiner Weise als ausreichend angesehen werden könne. Ein zur Begutachtung vorgelegter neuer Lehrplan sehe überhaupt keinen Unterricht über Ostdeutschland vor. Auch die Schulfunksendungen des Süddeutschen Rundfunks brächten viel zu wenig über die deutschen Gebiete jenseits der Weichsel. Er betonte, dass es Aufgabe der Landsmannschaften sei, immer wieder ihre Stimme zu erheben und der Forderung auf Rückgabe der geraubten Gebiete Nachdruck zu verleihen. Die Frauenreferentin, Frau Frania, berichtete von der Arbeit der Frauengruppe, deren Versammlungen in Zukunft an jedem dritten Montag im Monat stattfinden sollen. Frau Rehfeld vermittelte den Zuhörern ein Lebensbild des großen Philosophen Immanuel Kant. Ein Fragespiel mit Themen aus der ostdeutschen Heimat, das Kulturreferent Körner leitete, beschloss den Abend.
Seite 13 Für Todeserklärungen
Heinrich Böhm, Schlossermeister geb. 04.12.1865, aus Saalfeld, Kreis Mohrungen, soll im Februar 1945 in Saalfeld verstorben sein. Es werden Augenzeugen gesucht, die seinen Tod bestätigen können.
Selma Böhm, geb. Rohn. geb. 29.08.1872, aus Saalfeld, soll im März 1945 in Saalfeld oder in Maldeuten verstorben sein. Wer kann ihren Tod bestätigen?
Minna Jankowski, geb. Kalks, geb. 22.04.1892 in Königsberg, soll 1946 in Königsberg verstorben sein. Es werden Augenzeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen können.
Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen. (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.
Monika Bannert, geb. im Februar 1942, aus Königsberg Pr., General-Litzmann-Straße 104, soll im Herbst 1947 in einem Waisenhaus in Ostpreußen verstorben sein. Es werden Augenzeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen können.
Albert Taetz, geb. am 05.06.1877 und seine Ehefrau Luise Taetz, geborene Steuer, geb. am 03.08.1881, aus Königsberg Pr., Boelckestraße 3, sollen beim Einmarsch der Russen verschleppt worden sein. Wer kann über ihren Verbleib Auskunft geben?
Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen. (24a) Hamburg 13. Parkallee 86.
Seite 13 Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht … Nachrichten über ehemalige Wehrmachtsangehörige.
Über nachstehend aufgeführte ehemalige Wehrmachtsangehörige aus Ostpreußen liegen Nachrichten vor; die Angehörigen werden gesucht.
1. Walter Schreiber, geb. am 24.11.1910 in Breslau; gesucht wird Anna Schreiber, aus Allenstein, Königsberger Straße 6. —
2. Walter Stresow, geb. am 05.05.1925 in Alt-Drewitz; gesucht wird Gustav Stresow, aus Alt-Drewitz bei Königsberg. —
3. Arthur Schnöge, geb. am 05.07.1921 in Gilge; gesucht wird Walter Konrad Schnöge, aus Bäslack, Kreis Rastenburg. —
4. Ernst Rogowski, geb. am 14.09.1925 in Berkeln; gesucht wird Anna Rogowski, aus Berkeln, Kreis Elchniederung. —
5. Maria Rodowski, geb. am 23.05.1906 in Grünfließ; gesucht wird Emil Rodowski, aus Bona, Kreis Neidenburg. —
6. Ewald Stockhaus, geb. am 01.11.1917 in Bruchort; gesucht wird Luis Stockhaus, aus Kojehnen. Samland —
7. Bruno Römke , geb. am 22.02.1903: gesucht wird Römke, aus Duneiken. Kreis Treuburg. —
8. Otto Stöpke, geb. am 04.07.1910 in Eisenberg; gesucht wird Paul Stöpke, aus Eisenberg, Kreis Heiligenbeil. —
9. Emil Rosinski, geb. am 24.02.1900 in Vannoven; gesucht wird Ferdinand Sommer, aus Freihausen, Kreis Lötzen. —
10. Fritz Roczkowski, geb. am 09.10.1926 in Hilgenau; gesucht wird Emil Roczkowski (vielleicht der Vater? aus Hilgenau. Kr. Osterode. —
11. Hermann Schubert, geb. am 27.07.1901 in Berlin; gesucht wird Anna Schubert, aus Jackerick, Kreis Königsberg. —
12. Fritz Rogalla, geb. am 18.07.1927 in Vierzighuben; gesucht wird Friedrich Rogalla, aus Jesau bei Königsberg. —
13. Bruno Sargalski, geb. am 15.08.1917 in Schreibesdorf; gesucht wird Felix Sargalski, aus Klensgau, Kreis Neidenburg. —
14. Franz Stolp, geb. am 21.02.1894 in Großlüttgenfürst, gesucht wird Amalia Stolp, aus Königsberg. —
15. August Struwe, geb. am 01.12.1922 in Königsberg; gesucht wird August Struwe, aus Königsberg. —
16. Werner Richter, geb. am 16.10.1903 in Leipzig; gesucht wird Erna Richter, aus Königsberg, Am Fließ 35. —
17. Richard Schmidt, geb. am 13.08.1918 in Schonnebeck; gesucht wird Ilse Schmidt, aus Königsberg, Barbarastraße 100. —
18. Walter Rohde, geb. am 05.07.1910 in Königsberg; gesucht wird Erna Rohde, aus Königsberg, Baczkostraße 35. —
19. Alfred Tanzik, geboren am 07.04.1928 in Geroldswalde; gesucht wird Anna Kivhase, aus Königsberg, Deutsch-Ordens-Ring 86. —
20. Gerhard Rick, geb. am 06.08.1911 in Königsberg; gesucht wird Frau Rick, aus Königsberg, Gerlachstr 100. —
21. Erich Schmidt, geb. am 14.06.1905 in Kolmar; gesucht wird Agnes Schmidt, aus Königsberg, frühere Hermann-Göring-Straße 4. —
22. Rudi Schmidt, geb. am 11.03.1928; gesucht wird Familie Schmidt, aus Königsberg, Juditter Allee 100. —
23. Richard Schoreit, geb. am 22.08.1916 in Königsberg; gesucht wird Emmi Schoreit, aus Königsberg, Katzensteg Nr. 1 —
24. Michael Rothkopf, geb. am 06.08.1900; gesucht wird Magdalena Rothkopf, aus Königsberg, Lindenstraße 81. —
25. Paul Schrade, geb. am 03.12.1912 in Ogen; gesucht wird Familie Schrade aus Königsberg, Tischmannhofstraße 5 - 6. —
26. Willi Thiel, geb. am 14.12.1906 in Königsberg; gesucht wird Anna Thiel, aus Königsberg, Wickbolder Straße 100. —
27. Erich Tinz, geb. am 15.11.1911 in Königsberg; gesucht wird Martha Tinz, aus Königsberg, Zeppelinstraße. —
28. Anton Rosetta, geb. 25.01.1924 in Neupathauden; gesucht wird Frau Rosetta aus Kraupendorf, Kreis Allenstein. —
29. Anton Schmitt, geb. am 12.02.1905 in Fürth; gesucht wird Frida Schmitt, aus Lehmannsdorf 56 bei Wehlau. —
30. Fritz Schmidt, geb. am 24.07.1915 in Königsberg; gesucht wird Fritz Roslowski, aus Lauth, Kreis Königsberg. —
31. Heinrich Rogowski, geb. am 10.07.1922 in Liebenberg; gesucht wird Otto Przygodda, aus Lindenort, Kreis Ortelsburg. —
32. Hermann Streckies, geb. am 15.11.1926 in Peterahn; gesucht wird Michael Streckies, aus Markthausen über Liebenfelde. —
33. Franz Robert, geb. am 20.09.1898 m Schillings, gesucht wird Josefine Robert, aus Plautzig, Kreis Allenstein. —
34. Ottmar Tautius, geb. 04.02.1927 in Schwiddern; gesucht wird Otto Tautius, aus Pohiebels, Kreis Rastenburg. –
35. Fritz Thiel, geb. am 05.08.1924 in Bothoswalde; gesucht wird Familie Thiel, aus Preußisch-Eylau, Mühlenweg 1 —
36. Josef Sawischewski, geb. am 20.04.1918 in Kelpin; gesucht wird Irene Sawischewski, aus Ragnit, Kreis Tilsit. –
37. Hermann Schneidereit, geb. am 20.11.1909 in Bismarck; gesucht wird Martha Schneidereit, aus Ruß, Hermann Kreis Heydekrug. —
38. Willi Schotzki, geb. am 08.09.1915 in Panzerei, Osterode; gesucht wird Auguste Schotzki. aus Schildeck, Kreis Osterode. –
39 Helmuth Sararowitz, geb. am 12.07.1928 in Lötzen; gesucht wird Sararowitz, aus Schmidtsdorf, Kreis Sensburg. —
40. Friedrich Rogge, geb. am 04.04.1903 in Charbuben; gesucht wird Emma Rogge, aus Thorbuden bei Gumbinnen. —
41. Kurt Schories, geb. am 14.02.1907 in Labiau; gesucht wird Gerhard Schories, aus Tilsit, Marienstraße 7. —
42. August Schliwa, geb. am 27.08.1896 in Hirschberg; gesucht wird Elisabeth Zerta, aus Wartenburg, Kreis Allenstein. —
43. Franz Schlösser, geb. am 22.01.1926 ln Hamborn; gesucht wird Gustav Schlösser, aus Warlack, Kreis Heilsberg. —
44. Gumbinnen: Hetz. Vorname unbekannt, geb. etwa 1920/1925, ledig, Kanonier bei der Artillerie. —
45. Heilsberg: Schwarz. Vorname unbekannt, geb. etwa 1910/1915, Elektromeister, Feldwebel beim Sicherheitsregiment 75 —
46. Vermutlich Insterburg: Jagusch. Vorname unbekannt, geb. etwa 1904, ledig, Tischler. Soldat bei der Division Dirlewanger, Feldpostnummer 00 512. —
47. Königsberg: Joachim Klein, geb. etwa 1912/1914, ledig, Zimmermann, SS-Unterscharführer und Flak-Maschinengewehr-Führer bei der Kampfgruppe „Reich", 1. Kompanie. —
48. Königsberg: Hans Neumann, geb. 1920, ledig. Unteroffizier bei einer SS-Einheit. —
49. Königsberg: Willi Otto Schulz, geb. etwa 1909, verheiratet. Tischlermeister, Unteroffizier. —
50. Schönballen: Josef Gurzinski, Obgefr. —
51. Tilsit: Kleinke. Vorname unbekannt, geb. etwa 1890/1891. —
52. Wartenburg: Otto Griesbach, geb. etwa 1905, Oberwachtmeister bei der Schutzpolizei. —
53. Memelland: Fuchs. Vorname unbekannt. Obergefreiter bei der Alarmeinheit Elbing. —
54. Ostpreußen: Alois Freitag, geb. 1903/1904, verheiratet, vermutlich Landwirt, beim Flak-Stab Velten. —
55. Vermutlich Ostpreußen: Franz Guth oder Gutt, geb. etwa 1926/1927. ledig. Gefreiter bei der 1. Kompanie. Panzerjäger-Abteilung der 12. Infanterie-Division, Feldpostnummer 03 741. –
56. Ostpreußen: Melchior. Vorname unbekannt, geb. etwa 1910/1914, SS-Unterscharführer beim Stab und bei der 1. und 4. Kompanie. Infanterie-Bataillon 1, SS-Brigade Groß. Feldpostnummer 25 581 E, früher Luftwaffen-Bodenpersonal, ab April 1944 Kotta (Lettland), Truppenplatz Stauden. –
57. Vermutlich Ostpreußen: Otto Schwarz, Zugführer bei der SS-Korps-Nachrichtenabteilung 105. Feldpostnummer 57 345 B und C.
Zuschriften unter Su/Mü 13/56 an die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen. Hamburg 13, Parkallee 84/56
Seite 13 Bestätigungen
Wer kann bestätigen, dass der Gastwirt Anton Kindler, geb. am 18.03.1887, früher wohnhaft gewesen in Allenstein, Markt 18, vom 01.04.1902 bis 1905 als Kellnerlehrling in Streits Hotel in Allenstein, von Mai 1905 bis 1907 als Kellner im Bahnhofsrestaurant II. Klasse, Inhaber Karpinski von Oktober 1909 bis April 1910 als Oberkellner im „Deutschen Haus" tätig gewesen ist? Als Zeuge wird ferner der Kellner Ernst Kell, aus Allenstein gesucht.
Es werden Landsleute gesucht, die mit Marie Wischnewsky, früher wohnhaft gewesen in Königsberg Pr., Hohenzollernstraße 1,. im Stadthaus zusammengearbeitet haben.
Wer kann die nachfolgend aufgeführten Arbeitsverhältnisse der Eheleute Horban bestätigen? Ehemann Theodor Horban, geb. 23.06.1900, von 1923 bis 1925 Gut Groß-Kemlack. 1925 bis 1927 Althof, Kreis Rastenburg. Ehefrau Käte Konstanze Horban, geb. Szuszkewitz. geb. 14.09.1904, beschäftigt gewesen bei Graf zu Stollberg, Döhnhofstädt, Pülz, Muhlack und Neu-Borschehnen, Kreis Rastenburg.
Wer kann bestätigen, dass Hermann Naujocks, geb. am 19.10.1887, früher wohnhaft gewesen in Angerapp, vom 01.04.1934 bis Januar 1945 als Einkassierer und Messerableser bei der Stadt Verwaltung Angerapp tätig gewesen ist und während dieser Zeit ordnungsgemäß Beiträge zur Sozialversicherung abgeführt wurden?
Wer kann die nachstehend aufgeführten Beschäftigungsverhältnisse des Erich Pfitzner, geb. am 10.12.1901 in Königsberg, wohnhaft gewesen Kuplitzerstraße 60, bestätigen und dass während der Zeit der Tätigkeit Beiträge zur Invalidenversicherung abgeführt wurden: 01.04.1917 bis 31.03.1919 Kellnerlehre, 1919 bis 1926 Kellner bei verschiedenen Arbeitgebern, darunter in der Gaststätte Rückforth, Köniesberg, Münzberg, Münzplatz oder ähnlich, von 1926 bis 1932 als Zapfer im Restaurant zur Hütte, Königsberg, Steindamm, Inhaber Maria Rehse. Wo befinden sich folgende Kollegen: Kellner Hans Volkmann, Pirax, Waschke und die Büfetthilfe Martha Krüger?
Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.
Rest der Seite: Werbung, Rätsel-Ecke, Heimatliches Kopfzerbrechen
Seite 14 Wir gratulieren …
zum 92. Geburtstag
am 25. November 1956, Frau Berta Massalski, aus Tilsit, jetzt in Flensburg, Neustadt 56.
zum 90. Geburtstag
am 26. November 1956, Reichsbahner i. R. Karl Schuran, aus Lötzen. Der noch rüstige Jubilar lebt jetzt bei seinen Töchtern in Köln, Kleiner Griechenmarkt 26.
zum 89. Geburtstag
am 22. November 1956, Landsmann Gustav Thal, aus Rehfeld, Kreis Heiligenbeil. Seit dem Tode seiner Ehegefährtin im Jahre 1953 lebt er im Altersheim in Bergfried, Kreis Stade, Post Steinkirchen.
am 22. November 1956, Landwirt Franz Viehöfer, aus Gr.-Tullen (Reinkenwalde), Kreis Pillkallen, jetzt in Nordoe bei Itzehoe, Graf-Rantzau-Straße, bei Familie Ernst Becker. Der Jubilar war in der Heimat Gemeindevorsteher; er gehörte auch dem Schul- und Kirchenrat an.
zum 88. Geburtstag
am 21. November 1956, Fräulein Anna Plewe, jetzt im Landesaltersheim Reutlingen/Südwürttemberg-Hohenzollern.
am 25. November 1956, Frau Charlotte Tiedtke, aus Fischhausen, Bäckerei in der Langgasse. Sie kam erst im März 1945 aus dem brennenden Fischhausen und lebte lange in Dänemark. Seit Ende 1956 hält sie sich bei ihren Söhnen Emil Tiedtke und Paul Tiedtke in Lauenburg/Elbe auf. Sie ist durch ihren Sohn Willi Tiedtke in Büchen/Lbg., Veilchenweg, zu erreichen.
zum 87. Geburtstag
am 18. Oktober 1956, Landsmann Karl Matziwitzki, aus Angerapp. Nach dem Tode seiner Ehefrau im Juni 1956 lebt er bei seiner Tochter in Wanne-Eickel, Drosselweg 8.
am 18. November 1956, Schneidermeister Edmund Wessel, jetzt bei seiner Tochter in Neumünster, Heart Nr. 219. Der Jubilar ist noch sehr rüstig.
zum 86. Geburtstag
am 18. November 1956, Frau Bertha Brömmert, aus Pillau II, Tannenbergstraße 24, jetzt bei ihrem Schwiegersohn Franz Grabarske, aus Pillau, Bahnstraße und Zitadelle, in Remscheid, Nordstraße 60.
zum 85. Geburtstag
am 8. Oktober 1956, Studienrätin Mathilde Baehr, die viele Jahre hindurch an der Staatlichen Cecilienschule in Gumbinnen wirkte. Die Jubilarin lebt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Oberstudiendirektor i. R. Dr. E. Bock, (22 a) Krefeld, Viktoriastraße 179, zu erreichen.
zum 84. Geburtstag
am 18. November 1956, Frau Auguste May, geb. Adomeit, aus Blockienen bei Jodlauken, zuletzt Insterburg, Siehrstraße 15. Sie wohnt bei ihrer jüngsten Tochter Frieda Brandt in Bredenhorn über Buxtehude.
am 22. November 1956, Molkerei- und Restgutbesitzer Carl Hofstedt aus Borkenwalde (Regulowken), Kreis Angerburg, jetzt bei seiner jüngsten Tochter Ilse Laskowski in Wankendorf, Kreis Plön/Holstein.
am 24. November 1956, Frau Jenny Kaßnitz aus Heide-Wieps, jetzt in Leverkusen, Michealsweg 16.
am 28. November 1956, Frau Rosa Frommke, aus Allenstein, Zimmerstraße 17, jetzt in Bordesholm, Kreis Rendsburg.
zum 83. Geburtstag
am 29. November 1956, Frau Marie Dekarz, aus Lyck, jetzt bei ihrer Tochter Helene Doube in Bebra, Hessen, Friedenstraße 41.
zum 82. Geburtstag
(ohne Datum) Frau Bertha Schrade, aus Mühlhausen, Kreis Pr.-Holland, jetzt in Aschen bei Diepholz.
am 17. November 1956, Lehrer i. R. Hermann Loerzer, aus Baumgarten, Kreis Rastenburg, jetzt mit seiner Ehefrau Elisabeth, die am 13. August 1956, 83 Jahre alt wurde und mit der er am 5. Oktober 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit feiern konnte, in Sülze, Kreis Celle.
am 25. November 1956, Frau Auguste Plehn, geb. Stinsky, aus Schönwiese, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Tailfingen, Württemberg, Untere Markenhalde 18.
zum 81. Geburtstag
am 31. Oktober 1956, Konrektor i. R. Franz Kraeckel, aus Lyck, jetzt in Wentorf bei Hamburg, Am Mühlenteich 8.
zum 80. Geburtstag
am 2. November 1956, Frau Anna Neumann, aus Angerapp, jetzt bei ihrer Tochter Berta Requardt in Burgdorf/Hannover, Windmühlenstraße 1.
am 3. November 1956, Landsmann Franz Bania, aus Lyck. Er kam erst im Juni 1956 aus Allenstein, wo er die letzten zwölf Jahre leben musste, zu seiner Tochter nach Werl, Westfalen, Neheimer Straße 31. Seine Ehefrau starb 1954 in der Heimat; zwei Söhne verlor er durch den letzten Krieg.
am 17. November 1956, Altbauer Leopold Melhorn, aus Wilken, Kreis Ebenrode, jetzt mit seiner Ehefrau, mit der er am 27. Juni 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit feiern konnte, bei Familie Mertins in Langenlonsheim über Bingen (Rhein), Kramerstraße 65.
am 18. November 1956, Landsmann Gustav Schaewel, aus Ossafelde, Kreis Elchniederung, jetzt bei seiner Tochter Emma Kummetz in Münster, Westfalen, Wiener Straße 20.
am 23. November 1956, Landwirt Michael Buddrus, aus Motzischken, Kreis Pogegen, jetzt bei seiner Tochter Helene in Eilendorf-Aachen, Cockerillstraße 2.
am 24. November 1956, Frau Henriette Neubert, geb. Ax, aus Kattern, Kreis Mohrungen, jetzt bei ihren Kindern in Gribbohm über Itzehoe, Kreis Rendsburg.
am 25. November 1956, Frau Therese Steinert, aus Hoofe, Kreis Pr.-Eylau, jetzt bei ihrer Tochter Laura Preuß in Nahe, Kreis Segeberg.
am 25. November 1956, Kaufmannwitwe Anna Hecht, aus Landsberg, Markt 64, jetzt in Bad König (Odenwald), Gartenweg 1.
am 25. November 1956, Frau Marie Schnoewitz, geb. Bandilla, aus Darkehmen (Angerapp). Sie ist durch ihre Tochter Margarethe Schnoewitz, Hamburg-Lurup, Laubsägerweg 11a, zu erreichen.
am 26 November 1956, Altbauer Hermann Schulaks, aus Willmannsdorf, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt bei seiner Tochter Grete in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Polizei-Hauptwachtmeister Albert Wulfram in Werne a. d. Lippe, Selmerstraße 44, zu erreichen.
am 27. November 1956, Bundesbahnmeister i. R. August Knoblauch, aus Königsberg, Deutschordensring Nr. 86, jetzt in Algertshausen, Haus 28, Post Aibach oder Albach (Obb.).
am 27. November 1956, Fräulein Emma Kolleß, aus Neu-Bestendorf, Kreis Mohrungen. Sie lebt noch in der Heimat und ist durch Paul Koch, Gettorf bei Kiel, Gartenstraße 7, zu erreichen.
am 28. November 1956, Frau Margarete May, geb. Roeder, aus Königsberg Pr. Sie ist die Witwe des 1927 verstorbenen Apothekenbesitzers Georg May — Steindamm-Apotheke — und lebt jetzt in Schierensee über Kiel.
am 28. November 1956, Klempnermeister Oskar Großmann, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Kreisvertreter Otto Skibowski, (16) Kirchhain, Bezirk Kassel, zu erreichen.
am 30. November 1956, Försterwitwe Ella Scheffler, aus Königsberg, Steinstraße 24, jetzt in Försterei Eilerhagen über Kassel 7.
am 30. November 1956, Frau Narutsch, aus Prostken, jetzt in Bingen (Rhein), bei ihrem Schwiegersohn, Vermessungsrat Arlt.
zum 75. Geburtstag
am 12. November 1956, Landsmann Ernst Rohde, ehemals Prokurist bei der Deutschen Bank in Königsberg, in den Kriegsjahren Leiter ihrer Tilsiter Zweigstelle. Er wohnt jetzt in Kassel, Westendstraße 1.
am 22. November 1956, dem Reichssteuerbeamten i. R. Gustav Kewitz, aus Königsberg, Schillerstraße 25, jetzt in Wedel, Holstein, Immenhof 16.
am 23. November 1956, Landsmann Ludwig Rudnik, aus Puppen, jetzt mit seiner Ehefrau in Homberg, (Niederrhein), Bruchstraße 196.
am 27. November 1956, Landsmann Carl Schinz, ehemals Gestütsbeamter des Preußischen Landgestüts Georgenburg. Er betreute viele Jahre hindurch die Deckstelle Grünweiden, Kreis Gumbinnen. Heutige Anschrift: (16) Großen Linden über Gießen, Hessen, Ludwigstraße 83 I.
am 28. November 1956, Landsmann August Broszinski aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Burgstraße 27.
am 1. Dezember 1956, dem Landwirt und ehemaligen Bürgermeister Heinrich Koschubs, aus Schillgallen, Kreis Pogegen, jetzt mit seiner Ehefrau in (22 b) Waldsee, Kreis Speyer.
am 1. Dezember 1956, Maurerpolier und Rentner Richard Nitsch, aus Wormditt, jetzt mit seiner Ehefrau in Wyk auf Föhr.
Diamantene Hochzeit
Die Eheleute August Naguschewski und Frau Marie Naguschewski, geb. Sender, aus Kl.-Maransen, Kreis Osterode, zuletzt in Hohenstein, Bahnhofstraße 36, feiern am 2. Dezember 1956 das Fest der Diamantenen Hochzeit bei ihrer Tochter, Hebamme Helene Naguschewski, in der sowjetisch besetzten Zone. Sie sind durch ihren Sohn Erich Naguschewski in Schladen (Harz), zu erreichen.
Goldene Hochzeiten
Am 29. November 1956, begehen ihre Goldene Hochzeit Forstmeister i. R. Bruno Orlowski und Frau, Elly. Nach dem Ersten Weltkrieg verwaltete Forstmeister Orlowski viele Jahre das Forstamt Tawellenbruch (Tawellningken) und damit das Revier mit dem stärksten deutschen Elchwild. Der Erhaltung und Hege dieses Elchwildes galt seine ganz besondere Liebe und Arbeit. Daneben hat sich der Jubilar große Verdienste als Deichhauptmann des Nemoniener und Tawellningker Deichverbandes erworben. Das Ehepaar wohnt jetzt in Gr.-Hansdorf bei Hamburg. Alle Bekannten grüßen das Jubelpaar und wünschen ihm einen langen und gesunden Lebensabend.
Hauptlehrer i. R. Ewald Bergen (Pipgorra) und seine Ehefrau Martha Bergen, geb. Sadowski, aus Buchwalde bei Osterode, feierten am 20. November 1956 ihre Goldene Hochzeit. Das Ehepaar lebt in Rössing über Elze/Hannover, Bahnhofstraße 8.
Rektor i. R. Bruno Struwe, ehemals Braunsberg und Samplatten, und seine Ehefrau Maria Struwe, geb. Babiel, aus Passenheim, feiern am 27. November 1956 das Fest der Goldenen Hochzeit. Anschrift: Bottrop, Kirchstraße 13.
Ihre Goldene Hochzeit feiern am 30. November 1956 die Eheleute Hermann Dittmer und Frau Gertrude Dittmer, geb. Koralus, aus Konradshof, im Beisein ihrer Kinder und Enkelkinder. Landsmann Dittmer war viele Jahre hindurch Förster in Ernstburg. Anschrift: Einste, Kreis Verden (Aller).
Am 2. Dezember 1956, feiern die Eheleute Gustav Klingbeil und Frau Marie, aus Kragau, Kreis Fischhausen, jetzt in Cismar, Kreis Oldenburg, Holstein, ihre Goldene Hochzeit.
Ernennungen
Regierungsinspektor im Bundesarbeitsministerium Erwin Bohlmann, Sohn des früheren Arbeitsamtsnebenstellenleiters Richard Bohlmann aus Neidenburg, ist zum Regierungsoberinspektor ernannt worden. Anschrift: Bonn-Duisdorf, Gartenstraße 46.
Jubiläen
Straßenmeister Gustav Thal, aus Zinten, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Rotenburg (Hannover), Verdener Straße 26, feierte am 9. November 1956, sein vierzigjähriges Dienstjubiläum.
In den Ruhestand getreten. Oberstudiendirektor Dr. Benno Böhm
Mit Wirkung vom 1. Oktober 1956 wurde unser Landsmann, der Oberstudiendirektor Dr. Benno Böhm, geboren am 17. Mai 1891 in Allenstein, heute Kiel, Flensburger Straße 39, in den Ruhestand versetzt. Der Altphilologe Dr. Böhm, der in München, Berlin und Königsberg studierte, redigierte in den Jahren 1927/1932 eine pädagogisch-wissenschaftliche Zeitschrift in Berlin, erhielt für sein Werk Sokraßischen Akademie für Wissenschaften und lehrte in den darauf folgenden Jahren als Studienrat in Allenstein, Heilsberg und Wehlau. 1945 wurde Dr. Böhm vom Kultusministerium des Landes Schleswig-Holstein mit der Leitung einer der traditionsreichsten Schulen, der Gelehrtenschule in Kiel, beauftragt. Ihm, dem hervorragenden Pädagogen und Humanisten, gelang es, die vom Kriege völlig zerstörte Gelehrtenschule mit aufzubauen. Das Kultusministerium dankte Dr. Böhm am 27. Oktober 1956 im Rahmen einer feierlichen Abschiedsstunde für die während elf Jahren geleistete pädagogische und organisatorische Aufbauarbeit und verabschiedete den verdienstvollen Ostpreußen mit den besten Wünschen für sein ferneres Leben.
Prüfungen
Dr. Hans-Günter Schodruch, Sohn des Obergerichtsvollziehers Adolf Sczodruch aus Lötzen, T.O.-Beckerstraße 9, bestand vor dem Landesjustizprüfungsamt in Nordrhein-Westfalen sein Assessor-Examen. (entweder Schreibfehler oder Namensänderung).
Klaus Rohrmoser, Sohn des Ingenieurs Kurt Rohrmoser, aus Ludwigswalde, Kreis Königsberg, zuletzt Königsberg, Hagenstraße 40, bestand an der Technischen Hochschule München bei der Fakultät für Landwirtschaft in Weihenstephan die Diplomprüfung für Landwirte. Seine Diplomarbeit behandelte den Weizenanbau in der Türkei; sie wurde mit „sehr gut" bewertet. Heutige Anschrift: Ismaning bei München.
Arnold Sawitzkiy, aus Oberschleifen (Scheppetschen), Kreis Insterburg, jetzt in Sögel-Jägerhof über Meppen, bestand bei der Hannoverschen Landeskirche das erste theologische Examen.
Alfred Thomas, Sohn des Küsters August Thomas, aus Zinten, Gemeindehaus, jetzt in Dortmund (Lutherkirche), bestand an der Zollschule in Lippstadt seine Zollassistentenprüfung. Anschrift: Oeding, Venn 22, Kreis Ahaus.
Arno Dudat, Sohn des Fuhrunternehmers Adolf Dudat, aus Breitenstein, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in Hambühren 1 bei Celle, hat die Meisterprüfung im Fleischerhandwerk vor der Handwerkskammer zu Passau bestanden.
Werner Hardt, Sohn des Fleischermeisters und Viehkaufmanns Fritz Hardt aus Lyck, jetzt in Achsheim über Augsburg II, hat die Meisterprüfung im Fleischerhandwerk vor der Prüfungskommission Karlsruhe bestanden.
Fräulein Angela Brache hat an der Hochschule für Musik und an der Universität Freiburg Breisgau ihr Referendarexamen als akademische Schulmusikerin mit dem wissenschaftlichen Lehrfach „Deutsch" bestanden. Sie hat die musikalische Begabung ihres Vaters, des bekannten Stimmbildners Curt Brache geerbt, der viele Jahre am Königsberger Konservatorium und an der Städtischen Musikschule in Allenstein unterrichtete und jetzt dem Lehrkörper der Lübecker Musikakademie angehört. Als Blockflötensolistin hat sie in Rundfunksendungen mitgewirkt, und sie ist auch in öffentlichen Kammerkonzerten aufgetreten. Viele ihrer Gefährtinnen von der Hufen-Oberschule für Mädchen in Königsberg werden sich ihrer erinnern.
Ellen Lange, Tochter des Schuhkaufmanns Willy Lange, aus Johannisburg, jetzt in Plön, Holstein, Seestraße 23, bestand an der Physikalisch-Technischen Lehranstalt Lübeck-Schlutup ihr Staatsexamen als physikalisch-technische Assistentin.
Eleonore Sender, Tochter des verstorbenen Landwirts Fritz Sender, aus Sienken bei Landsberg, jetzt in Westkappeln, Westfalen, hat ihre Verwaltungsprüfung im Kommunaldienst bestanden.
Glück ins Haus
Einer jungen Ostpreußin, Hildegard Wilks, aus Memel, brachte das Los Nr. 2 287 305 der Hamburger Weihnachtstombola ein Glück, auf das sie gar nicht zu hoffen gewagt hatte. Die Hauptprämie, ein Einfamilienhaus im Werte von 6000,-- DM, war anfänglich auf eine andere Losnummer gezogen worden. Als sich trotz aller Bekanntmachungen der Gewinner nicht meldete, kam Hildegards Nummer als Ersatzlos an die Reihe. Die junge Kontoristin, deren Vater seit langem krank und arbeitsunfähig ist, will das gewonnene Haus verkaufen und mit dem Geld ihren Eltern ein froheres Dasein ermöglichen. Wir gratulieren herzlich!
In Marzipan modelliert . . .
Auf der im Rahmen der Internationalen Kochkunstausstellung in Frankfurt/Main gezeigten Konditorei-Fachschau erhielt der in Braunsberg und Königsberg tätig gewesene Konditormeister Walter Lehmann (heute Bad Soden am Taunus), für seine nach heimatlichem Rezept hergestellten, gefällig aus Marzipan modellierten Stücke eine Silbermedaille. Er hat bereits früher in Frankfurt zweimal die Goldmedaille erhalten.
„Kamerad, ich rufe dich!“
Treffen der 24. Panzerdivision
Die Angehörigen der ostpreußischen 24. Panzerdivision (frühere 1. Kavallerie-Division) trafen sich in Celle. Fünfhundert Kameraden aus dem gesamten Bundesgebiet und Berlin hatten sich eingefunden; sogar ein italienischer Kriegsfreiwilliger, der lange Zeit der Division angehörte, war gekommen und überbrachte die Grüße des italienischen Frontkämpferbundes. Wieder konnten einige Schicksale geklärt werden. In vielen Gesprächen wurde der Heimat gedacht, da die Division vom 10. Januar 1945 bis zum Kriegsende ostpreußische Heimaterde verteidigte und dort unterging. General a. D. Reichsfreiherr von Edelsheim sprach auf dem Kameradschaftsabend. Herzliche Begrüßungsworte richteten der Oberbürgermeister und der Oberstadtdirektor der Stadt Celle, ebenso die Vertreter der Soldatenverbände an die Teilnehmer des Treffens. — Am Sonntagvormittag fand eine Heldenehrung für die Gefallenen am Gedenkstein der Division in den Triftanlagen von Celle statt. Ein Kranz mit Schleifen in den Farben der ehemaligen Kavallerie-Division und dem Zeichen des springenden Reiters wurde niedergelegt. Der Oberbürgermeister und der Oberstadtdirektor ehrten im Auftrage der Stadt Celle die gefallenen Kameraden, denen sie ebenso wie die Vertreter der Soldatenverbände des Ersten und Zweiten Weltkrieges Kränze widmeten. Als letzte traten zwei ostpreußische Kinder an den Gedenkstein und legten ein Hafersträußchen nieder, dessen Schleife den Aufdruck trug: „Den ostpreußischen Soldatenpferden“. Im Anschluss an die Feierstunde brachte eine Abordnung einen Kranz zum Grabe des Feldmarschalls von Mackensen. — Alle Kameraden, auch diejeigen, die noch keine Verbindung zu ihrer ehemaligen Division haben, können Auskunft erhalten bei Hanns-Ritter Klippert Sandershausen bei Kassel, Hugo-Preuß-Straße 32
Der Verein ehemaliger Ulanen in Königsberg wurde am 6. Dezember 1906 gegründet und könnte in diesem Jahre sein fünfzigjähriges Bestehen feiern. Die Mitglieder des Vereins waren ehemalige Angehörige des Ulanen-Regiments Graf zu Dohna Nr. 8 --Standort Gumbinnen und Stallupönen -, des Littauischen Ulanen-Regiments Nr. 12 — Standort Insterburg und Goldap — und Angehörige verschiedener Ulanen-Regimenter der Alten Armee im Reich. Von den Gründern des Vereins wird wohl kaum noch einer leben. Der letzte Vorsitzende war Kamerad August Hoppe über dessen Schicksal nach der Vertreibung nichts bekanntgeworden ist. Bei der 700-Jahrfeier der Stadt Königsberg in Duisburg konnte ich die Kameraden Malun, Fabricius und Rautenberg begrüßen. Die Kameraden Stöber, Kaiser und Bartsch sollen in der sowjetisch besetzten Zone wohnen. Kamerad Bartsch ist inzwischen verstorben. Unser ältestes Mitglied, Kamerad Martin Girnus – 88 Jahre – wohnt in Bad Harzburg, Herzog-Wilhelm-Straße 46. Major von Kries, der einstige Ehrenvorsitzende, starb kurz vor Ausbruch des letzten Weltkrieges. — Otto Heisel, seinerzeit stellvertretender Vorsitzender, jetzt Bielefeld, Schloßhofstraße 99.
An einem Treffen ehemaliger Angehöriger des R.R. 2 am 10. November 1956 in Hannover nahmen außer den Kameraden aus Hannover und Umgebung auch General Wolf und Oberst Wachsen teil. Die Teilnehmer beschlossen, sich am 9. Februar nächsten Jahres wieder in Hannover zu treffen. Zuschriften erbittet Fritz Schirrmacher, Hannover, Windheimstraße 47.
Gesucht wird
Kurt Schafstett, früher Heiligenbeil. 1944/1945 bei der Panzer-Brigade 101. Abt.
Major Breidenbach, später 20. Panzer-Division, Panzer-Regiment 21.
Seite 14 Tote unserer Heimat
Raiffeisendirektor i. R. Fritz Wiese verstorben
Am 16 Oktober 1956, ist der Genossenschaftsdirektor i. R. Fritz Wiese, seit 1945 in Bad Sachsa (Südharz) wohnhaft, im 77. Lebensjahre verschieden.
Die Genossenschafter des ehemaligen Raiffeisenverbandes Ostpreußen werden diese Nachricht mit Trauer und Wehmut aufnehmen, war der Verstorbene doch einer der Raiffeisenleute unserer Heimat, die seit ihrer Jugend der Raiffeisenidee dienten. Nach Beendigung seiner Schulzeit trat Wiese bei der Fa. Raiffeisen und Cons. als Lehrling ein. Nach Abschluss seiner Lehrzeit und einer kurzen Unterbrechung, die seiner weiteren Fortbildung diente, ging er zur Raiffeisenwarenzentrale Braunschweig, kehrte aber bald in seine Heimat zurück, wurde Geschäftsführer mehrerer Kreisgenossenschaften und dann im Anfang der zwanziger Jahre zum Geschäftsführenden Vorstand der Haupthandelsgesellschaft Ostpreußischer landwirtschaftlicher Genossenschaften, der Raiffeisen-Warenzentrale, bestellt.
Die bald nach 1925 einsetzenden Schwierigkeiten in der Landwirtschaft zwangen dazu, jederzeit den Landwirten das Getreide, das nicht bei den örtlichen Mühlen abgesetzt werden konnte, unter allen Umständen abzunehmen. Was auf diesem Gebiet die Warengenossenschaften, an ihrer Spitze wieder die Haupthandelsgesellschaft, geleistet haben, wird immer ein Ruhmesblatt des ostpreußischen Raiffeisentums bleiben, umso mehr, als der Getreidehandel unter dem Druck der Nöte der Landwirtschaft immer schwächer wurde. Trotzdem stand 1933 die Haupthandelsgesellschaft völlig intakt und kräftig da — ohne der so viel berufenen Osthilfe zu bedürfen. Das war mit Wieses Werk. Ende der dreißiger Jahre schied er nach Auseinandersetzungen mit den ostpreußischen Vertretern des Reichsnährstandes aus der Haupthandelsgesellschaft. Er blieb aber als Leiter einer für Königsberg und Umgebung geschaffenen Genossenschaft dem Genossenschaftswesen verbunden.
Ein klar denkender und rechnender Kaufmann, ein bei allem Ernst humorvoller Mensch, ein allezeit warmherziger Vorgesetzter seiner Mitarbeiter und Untergebenen ist von uns gegangen. Die ostpreußischen Raiffeisenleute werden ihn nicht vergessen und ihm ein treues Gedenken bewahren. Professor Huguenin
Lehrer a. D. Emil Mascherrek verstorben
Am 19. Oktober 1956, starb der Gründer der landsmannschaftlichen Gruppe in Kissingen, Lehrer a. D. und Bürgermeister a. D. Emil Mascherrek. Er wurde am 2. Oktober 1895 in Willenberg geboren. Nach dem Besuch der Präparandenanstalt in Hohenstein und der Teilnahme am Ersten Weltkrieg trat er 1919 seine erste Lehrerstelle in Nieden bei Rudczanny an. Ab 1925 bis zur Vertreibung war er Lehrer in Wildheide, früher Borken, Kreis Ortelsburg. Er gehörte dem Kreistag und dem Kreisausschuss an. Viele Jahre übte er die Geschäfte des Amtsvorstehers für den Bezirk Friedrichsfelde aus. Im Zweiten Weltkrieg stand er als Hauptmann im Felde. Durch die Vertreibung wurde er nach Kissingen verschlagen, wo er vor acht Jahren die landsmannschaftliche Gruppe gründete. Er betätigte sich auch kommunalpolitisch. In Kissingen hatte er eine Zeitlang die Stelle des Zweiten Bürgermeisters inne, und er war Mitglied des dortigen Stadtrats und des Bezirkstages Unterfranken. Durch die Lauterkeit seines Charakters und seine unwandelbare Treue zur ostpreußischen Heimat erwarb er sich die Achtung seiner Landsleute, denen er stets ein guter Berater war. Tausende folgten seinem Sarge bei der Beisetzung auf dem Parkfriedhof, bei der Staatsminister Stain den Bayerischen Staat vertrat. Kulturreferent Groß würdigte Emil Mascherrek als den Verfechter des landsmannschaftlichen Gedankens in Kissingen.
Studienrat a. D. Emil Rosumek starb in Berlin im 82. Lebensjahre. Er wurde in Statzen, Kreis Treuburg, als Sohn des dortigen Lehrers Fr. Rosumek geboren. Während seiner 52 Dienstjahre an mehreren Oberschulen war er in Masuren, in Königsberg und in Berlin tätig. Der Verstorbene, der als Maler öffentliche Aussteilungen beschickte, leitete mehrere Jahre als 1. Vorsitzender die Landesverbände der Kunsterzieher in Preußen.
Seite 15 Familienanzeigen
„Dem Helden ist der Tod der Vorwand. um ewig zu sein“. Am Dienstag, dem 6. November 1956, verstarb unser Kamerad Rudolf Hielscher, Oberst im Generalstab a. D. Er war ein untadeliger Soldat, der auch in zehnjähriger russischer Gefangenschaft den klaren Weg der Ehre eines deutschen Offiziers nicht verlor. Klar wie sein Leben war sein Tod. Unsere Kameradschaft zu ihm geht über seinen Tod hinaus. Hermann Heinrich Behrend, Generalmajor a. D. Soltau (Hannover), den 10. November 1956, Lerchenstraße 9
Am 11. Oktober 1956 entschlief völlig unerwartet, fern seiner geliebten Heimat, unser lieber guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Gustav Heinrich, Landwirt, aus Rehfeld, Kreis Insterburg, im Alter von 72 Jahren. Er folgte unserer Mutter nach elfeinhalb Jahren in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Inge Heuelmann, geb. Heinrich, Dortmund-Eving, Banatstraße 5. Martin Heinrich. Hans-Dieter Heinrich. Friedhelm Heuelmann. Fritz Heinrich. Wilfried Heuelmann, als Enkel.
Am 5. November 1956 hat Gott der Herr nach kurzem Krankenlager unseren lieben Schwager, Onkel und guten Opa, Julius Trzaska, aus Bruchwalde, Kr. Sensburg, im gesegneten Alter von fast 86 Jahren aus diesem Leben abberufen. Gleichzeitig gedenken wir seiner im März 1948 verstorbenen Ehefrau Charlotte Trzaska, geb. Zywietz. Im Namen aller Angehörigen: Karl Zywietz. Ennigerloh, Kr. Beckum, Westfalen, Neubeckumer Straße 1
Nach einem arbeitsreichen Leben, fern seiner geliebten Heimat, verstarb am 30. Oktober 1956 mein lieber Mann, Bruder, Vater, Schwiegervater, Großvater, Urgroßvater, der Landwirt Adam Pelka, im 86. Lebensjahre. In stiller Trauer: Minna Pelka, verw. Weis, geb. Woyda, Kinder und Angehörige. Schuttschen, Kreis Neidenburg, Ostpreußen, jetzt Zarpen üb. Lübeck, Holstein.
Am 5. November 1956 verschied an Herzschlag, unser lieber Neffe, Herbert Zimmermann in Frankenthal (Pfalz), früher Gumbinnen, Bismarckstr. 59, im Alter von 49 Jahren. Er folgte nach fünf Wochen seiner Mutter in die Ewigkeit. Familie Scherbeck, Großenlüder, Kreis Fulda, Am Baumgarten 5
Am 10. November 1956 verschied nach kurzer qualvoller Krankheit, mein treuer Lebenskamerad, unser herzensguter Vater, lieber Schwiegersohn, Schwager und Onkel, Franz Rudolf Schirmacher, im 62. Lebensjahre. Im Namen der Familie: Margarete Schirmacher, geb. Neubauer. Ostseebad Cranz, Plantagenstraße 13, jetzt Sülfeld über Bad Oldesloe Holstein
Vor zehn Jahren am 25. November 1946, starb mein lieber Mann und guter Papi, unser Schwager und Onkel, Dr. med. Ernst Schlesies. Er folgte unserer geliebten Marli, die mit unserer Schwester, Frau Olga Sahnwaldt, geborene Hochmann, mit ihren beiden Töchtern Sigrid und Rosemarie, aus Norkitten und Oberstud.-Rat Dr. Bruno Renner und Frau Herta Renner, geb. Sommerey, aus Königsberg Pr., mit der „Wilhelm Gustloff" den Tod fand. Im Namen aller, die sie betrauern: Eva Schlesies, geb. Hochmann. Königsberg Pr., Arndtstr. 6, jetzt Nierstein (Rhein) Rheinstraße 13
Nach einem schweren Leiden erlöste Gott der Herr am 24. Oktober 1956, fern der Heimat, meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, Johann Schwetzler, früher Ortelsburg, Yorckstr, im Alter von 71 Jahren. In stiller Trauer: Marie Schwetzler, geb. Joswig. Willi Schwetzler und Frau Anna Schwetzler, geb. Sontowski. Krefeld, Garen bei Lindern (Oldbg.)
Am 13. November 1956, 17.45 Uhr, entschlief sanft unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Elise Podehl, geb. Gawlick. Es war ihr noch vergönnt, ihren 80. Geburtstag in körperlicher und geistiger Frische am 13. August 1956, im Kreise aller ihr verbliebenen Angehörigen zu verleben. In stiller Trauer: Edith Podehl. Bernhard Podehl. Ruth Podehl, geb. Heinrich. Gertrud Podehl, geb. Buchholz. Gertrud Podehl, geb. Hardt. Ella Podehl, geb. Koch und fünf Enkelkinder. (21 b) Holzwickede, Lessingstraße 36, früher Pr.-Eylau
Die Todesstunde schlug zu früh, doch Gott der Herr bestimmte sie. Am 23. Oktober 1956 verstarb nach langer schwerer Krankheit, doch für uns plötzlich und unerwartet, unsere liebe unvergessliche Muttel, Schwiegermutter und gute Oma, Marie Gudowski, geb. Fröhlich, geb. 22.02.1886, gest. 23.10.1956 in Salzgitter-Lesse, früher Jeesau, Kr. Rastenburg. Gleichzeitig gedenken wir unseres lieben guten Vaters, Schwiegervaters und Opas, Karl Gudowski, geb. 25.03.1886, gest. 12.11.1932.
Ferner gedenken wir unseres lieben Bruders, Schwagers und Onkels, Heinrich Gudowski, geb. 27.04.1911, gefallen am 26.07.1944 in Russland und dessen Ehefrau, Helene Gudowski, geborene Hoffmann, geboren am 05.07.1915, gestorben 23.01.1947 in Traußen, Kreis Gerdauen, Ostpreußen, an Hungertyphus und deren beiden Söhnen, Dieter Gudowski, geboren am 12.01.1941; Manfred Gudowski, geboren 30.06.1942, die auch beide im Februar 1947 in Traußen an Hungertyphus starben. Die trauernden Hinterbliebenen: Margarete Damerau, geb. Gudowski. u. Familie, Salzgitter-Lesse. Sophie Plohmann, geb Gudowski, u. Familie, Oberhausen (Rheinland). Gertrud Treppner, geb. Gudowski. u. Familie, Flensburg, Holstein. Johannes Gudowski und Familie, Salzgitter-Lesse, Oberhausen, im November 1956, Am Froschenteich 30
Nach langem schwerem Leiden entschlief am 13. November 1956, mein lieber Mann, treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Paul Groß, im Alter von 74 Jahren. In tiefer Trauer: Grete Groß, geb. Jonischeit und Kinder. Königsberg Pr., Unterhaberberg 8 c, jetzt Ramelsloh, Kr. Harburg
Am 29. Juli 1956 verstarb nach kurzer Krankheit unsere liebe unvergessliche Mutter, meine liebe Omi, Schwester, Schwägerin, Tante und Kusine, Helene Post, geb. Schmidt, im Alter von 75 Jahren. Ferner gedenken wir unseres lieben Vaters und Opas, Karl Post, geb. 18.02.1870, verschollen 23.01.1945 bei Friedrichstal, Ostpreußen; unseres lieben Bruders und Onkels, Ernst Post, geb. 03.10.1912, vermisst 26.01.1943 in Russland; unserer lieben Schwester und Tante, Marta Post, geb. 23.01.1914, gest. 17.06.1947 in der lieben Heimat. Am 20. November jährte sich zum dreizehnten Male der Todestag meines lieben Mannes und Vaters, Alfred Ußkurat, geb. 29.03.1909, gefallen 20.11.1943. Die trauernden Hinterbliebenen: Fritz Post. Emma Ußkurat, geb. Post. Hartmut Ußkurat. Urlau, Kreis Schloßberg und Branden, Kreis Gumbinnen, jetzt Barnten 119 b, Hannover
Allen lieben Verwandten und Bekannten zur Nachricht, dass unsere liebe Mutti, Elisabeth Szallies, geb. Boss, früher Passon-Reisgen, Kreis Heydekrug, am 4. November 1956, im Alter von 45 ½ Jahren, heimgegangen ist. In tiefer Trauer, die Kinder, Linda und Berndt. Rettenbach, Kreis Deggendorf, Niederbayern
Am 21. September 1956, ging unsere liebe Mutter, Frau Therese Bannert, geb. Kreuz, aus Domnau, Ostpreußen, im Alter von 80 Jahren für immer von uns. In stiller Trauer: Herta Kothe, geb. Bannert. Marg. Lückenotto, geb. Bannert. Margarete Bannert, geb. Reich. Bostel, Kreis Celle (Hannover)
Zum zehnjährigen Todestag. In Liebe und Dankbarkeit gedenken wir meines lieben Mannes, unseres herzensguten Vaters, Großvaters, Schwiegervaters, Schwagers und Onkels, des Städt. Baggermeisters Friedrich John, geb. 05.12.1883, gest. 30.11.1946 im Gef.-Lager in Pr.-Eylau. In treuem Gedenken: Maria John, geb. Barthel. Wilhelm John, Wuppertal. Herbert John und Angehörige. Königsberg Pr., Lastadie 5, jetzt Bremen-Oslebshausen, An der Finkenau 119
Am 4. November 1956 verloren wir durch einen Unfall in Bielefeld, unsere liebe Großmutter und Urgroßmutter, Altbäuerin Frieda Neumann, geb. Neumann, aus Knöppelsdorf (Samland), im Alter von 72 Jahren.In tiefer Trauer: Harry Bachmann und Frau Gertrud, Ulf und Peter. Veerssen bei Uelzen, Lahweg 156, früher Zielkeim (Samland)
Am 27. Oktober 1956 verstarb infolge eines Herzschlages, im Alter von 66 Jahren, meine liebe Frau, unsere gute Mutter und Oma, Schwester und Schwägerin, Marie Balzer, geb. Stachel. In tiefer Trauer: Eduard Balzer. Als Kinder: Erich Balzer und Frau. Hedwig Schmitz, geb. Konopka. Frieda Westerndorf, geb. Konopka. Sargen??? (unlesbar), Kreis Treuburg, jetzt Hohenlimburg i. W., Goethestraße 10
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Seite 16 Familienanzeigen
Wir erfüllen die traurige Pflicht, alle Lycker in Stadt und Land, alle seine Freunde — und, er hatte nur Freunde! — von dem Hinscheiden des Landsmannes, Dr. Martin Kunitz, Lyck, Rechtsanwalt und Notar in Treysa. Bezirk Kassel, Mitglied des Kreisausschusses Lyck zu benachrichtigen. Er starb am 12. November 1956, im 57. Lebensjahre, zu früh für uns und das Anliegen unserer Heimat, die er so sehr liebte. Für die Kreisgemeinschaft Lyck: Otto Skibowski, Kreisvertreter, Kirchhain, Bezirk Kassel
Am 6. November 1956, ist unser lieber, stets um uns besorgter Vater, Schwager und Onkel, Landwirt Wilhelm Steer, früher Drengfurtshof, Kreis Rastenburg, im hohen Alter von 86 Jahren, sanft entschlafen. In stiller Trauer: Fritz Steer. Gustav Steer. Westerbeck, Post Westerkappeln, Westfalen, im November 1956
Am 1. November 1956 entschlief plötzlich unser lieber Bruder, Schwager, Onkel, Großonkel und Vetter, der Landwirt Eduard Fägenstädt, im 64. Lebensjahre. Im Namen der Angehörigen: Ernst Fägenstädt. Mühlhausen, Ostpreußen, jetzt Senden über Münster, Westfalen, Gettrup 5
In Liebe und stiller Wehmut gedenken wir am 26. November 1956, zum 30. Geburtstag unseres unvergesslichen Sohnes und Bruders, Erwin Kinder, Gefreiter der Hermann-Göring-Division (Forstanwärter), vermisst seit 24. Oktober 1944 bei Gr.-Trakehnen, Ostpreußen. Immer hoffend auf eine Nachricht seine Eltern: Hermann Kinder. Marie Kinder, geb. Hube. Schwester, Erna. Zinten, Königsberger Straße 21, jetzt Bremen 8, Schleckenkamp 17
Nach langem schwerem Leiden, jedoch plötzlich und unerwartet, verschied am 16. Oktober 1956, mein über alles geliebter Mann, mein guter Sohn und Schwiegersohn, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, Zollsekretär Emil Dams, aus Garbassen, Kreis Treuburg, im Alter von 52 Jahren. In tiefem Schmerz: Eveline Dams, geb. Thulke, zugleich im Namen aller Angehörigen, sowjetisch besetzte Zone, z. Z. Stuttgart-W., Augustenstraße 27, II
Nach einem christlichen Leben voller Pflichterfüllung erlöste Gott der Herr am 14. November 1956, nach langer schwerer Krankheit in seiner alten Heimat, meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, Karl Klein, Lehrer in Warkallen, Kr. Allenstein, im Alter von 80 Jahren. Er folgte seinen Söhnen: Karl Klein, Alfons Klein, Erwin Klein, sämtliche in Russland vermisst und seinen Schwiegertöchtern: Natalie Klein, geb. Grühn. Erika Klein, geb. Preilowski, in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Gertrud Klein, geb. Hinzmann, Warkallen. Desiderius Klein und Familie. Georg Klein und Famili. Bruno Klein und Familie. Willibald Klein und Familie. Anton Klein und Familie. Hubert Klein und Familie. Des.-Klein, Eckenhagen, kath. Schule, Bezirk Köln
Am 4. November 1956 erlöste Gott der Herr unseren lieben treusorgenden Vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Lehrer Karl Harnack, im Alter von 65 Jahren von seinem schweren, in Geduld getragenen Leiden. In tiefer Trauer: Elli Knoblauch, geb. Harnack. Georg Knoblauch und Enkel Georg. Horst Harnack und Frau Ester. Elise Schlesier, geb. Harnack. Georg Harnack und Familie. Reichenbach über Melsungen. Wir haben unseren lieben Heimgegangenen an der Seite seiner lieben Frau Ida Harnack, geb. Böttcher, gest. 24. November 1945, am 8. November 1956 in Ziegenhagen beigesetzt.
Leopold Pomm, geb. 14.07.1878, gest. 25.10.1956, früher Kuckerneese. Unser lieber guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel ist nach kurzer Krankheit, ein Jahr nach dem Tode unserer lieben Mutter, fern seiner unvergesslichen Heimat, von uns gegangen. In tiefer Trauer: Helmut Pomm und Frau, Oldenburg (Oldb), Steubenstraße 28. Irmgard Swillms, geb. Pomm mit Kindern Günter und Eckhard, Krugzell (Allgäu), Kreis Kempten und Anverwandte. Die Beisetzung fand in Krugzell (Allgäu) statt.
Fern der geliebten Heimat entschlief am 11. November 1956, sanft nach kurzer Krankheit, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager, Onkel, Großvater und Urgroßvater, Karl Neubert, im 81. Lebensjahre. Henriette Neubert, geb. Ax. Familie Windisch und alle Angehörigen. Kattern, Kreis Mohrungen, jetzt Gribbohm, Kreis Rendsburg
Im gesegneten Alter von 92 Jahren, rief Gott meinen lieben Großvater und Bruder, Fritz Bohl, zu sich in sein himmlisches Reich. In stiller Trauer für alle Angehörigen: Hansgeorg Bohl. Marie Bohl. Ella Rohde. Raisdorf. Holstein, den 11. November 1956. Die Beerdigung war am Mittwoch, dem 14. November 1956, um 14.30 Uhr, auf dem Friedhof in Raisdorf.
Am 17. November 1956 jährte sich der Todestag meines lieben guten Mannes, Richard Hensel, früher Sandenwalde, Kreis Angerapp. Er starb nach schwerem Leiden im Alter von 54 Jahren. Frieda Hensel, geb. Obuch. Etelsen, Kreis Verden (Aller)
„Wer mir folgt, wandelt nicht in Finsternis, sondern wird das ewige Leben haben". Joh. 8. 12 Gott der Herr rief am 5. November 1956, fern der geliebten Heimat, nach einem Leben rastloser Arbeit und nimmermüder Sorge für ihre Lieben, unsere herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwägerin und Tante, Frau Martha Szczepanski, geb. Kleszynski, im 72. Lebensjahre, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, zu sich in sein ewiges Reich. Ihre feste Verwurzelung im Glauben, ihr ungebrochenes Gottvertrauen trotz schwerster Schicksalsschläge trösten uns in unserem Leid. Wir bitten für sie um ein stilles Gedenken im Gebet und beim hl. Messopfer. Georg Szczepanski, Kaplan, Hofheim am Taunus. Reinhold Szczepanski und Frau Cilly Szczepanski, geb. Kanzler, Apolda. Lucia Hinz, geb. Szczepanski. Rudolf Hinz, Oldenburg (Oldb). Elisabeth Szczepanski, geb. Raczek, Venrath, Bezirk Aachen. Fünf Enkel und alle Verwandten. Oldenburg (Oldb), im November 1956, Sachsenstraße 15, früher Allenstein, Ostpreußen, Zimmerstraße 35. Wir haben unsere liebe Entschlafene am 9. November 1956 in Oldenburg zur letzten Ruhe gebettet.
Nach einem arbeitsreichen Leben, das seinen Kindern gewidmet war, verstarb am 7. November 1956, im 88. Lebensjahre in Bielefeld unser lieber Vater, Schwieger-, Groß- und Urgroßvater, Bruder, Schwager und Onkel, der frühere Schneider- und Obermeister, Emil Felgendreher, aus Tilsit. In stiller Trauer, seine dankbaren Kinder. Anna Felgendreher, sowjetisch besetzte Zon. Richard Klein und Frau Emma Klein, geb. Felgendreher, Witten (Ruhr), Cäcilienstraße 19. Kurt Felgendreher und Frau Margarete Felgendreher, geb. Giebler, Kiel, Gerhardstraße 5. Werner Pegenau und Frau Ella Pegenau, geb. Felgendreher, Bielefeld, Hartlager Weg 73. Fritz Adomeit und Frau Grete Adomeit, geb. Felgendreher, Düsseldorf, Bankstraße 71 und alle Angehörigen.
Am 3. Oktober 1956 entschlief nach kurzem schwerem Leiden meine liebe Frau und tapfere Lebensgefährtin, die herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Gertrud Kattern, geb. Schabacher, fern der Heimat Königsberg Pr. In tiefer Trauer: Robert Kattern und die Angehörigen, jetzt Lüneburg, Sülztorstraße 21 II
In den Morgenstunden des 1. November 1956 entschlief plötzlich und unerwartet mein unvergesslicher Mann, unser geliebter Vater und Großvater, Peter Pelletier, Oberpostsekretär, aus Fischhausen, Kreis Samland, im Alter von 58 Jahren. In tiefer Trauer: Hertha Pelletier, geb. Wiede. Erika Schäfer, geb. Pelletier. Christel Hoffmann, geb. Pelletier. Alice Arndt, geb. Pelletier. Udo Schäfer und Klaus-Peter Arndt, als Enkelkinder. Siegen, Westfalen, G.-v.-Mevissen-Straße 54
Elisabeth Mattschuck, geb. Kibbas, geb. 19.04.1886, gest. 19.10.1956. In tiefer Trauer: Friedrich Mattschuck. Familie Ziplies. Tilsenau (Kurschen), Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt Halstenbek-Hamburg
Die Liebe höret nimmer auf. 1. Kor. 13 Zum zehnjährigen Todestage gedenken wir, fern der Heimat, unserer lieben guten Mutter, Frau Auguste Bolz, geb. Döpner, früher Braunsberg, Ostpreußen. Sie starb am 30. November 1946 in Dänemark. In stillem Gedenken, ihre dankbaren Töchter: Hedwig Bolz. Hildegard Bolz. Jetzt Stade (Elbe)
Du hast den Frieden, wir den Schmerz; Ruhe sanft, lieb Mutternerz! Es hat Gott, dem Herrn über Leben und Tod gefallen, unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, die Altbäuerin Frau Auguste Milbredt, geb. Josupeit, geb. am 12. Februar 1879 zu Woydehnen, Kr. Ragnit, Ostpreußen, gest. am 11. November 1956 zu Ladbergen, Westfalen, nach einem erfüllten Leben voll Mühe und nimmermüdem Schaffen für uns nach kurzem schwerem Leiden zu sich zu rufen. Wir sind dankbar, dass wir sie noch lange Jahre nach der Vertreibung aus der Heimat umsorgen durften und zeigen ihren Heimgang schmerzerfüllt an. In tiefer Trauer: Frieda Gollub, geb. Milbredt .Otto Gollub, Ladbergen, Hölter 3 a. Familie Walter Milbredt, Hamburg-Iserbrook, Heytwiete 4. Familie Otto Milbredt, Sprakel, Westfalen, Schulstraße 28. Enkel und Verwandte. Ladbergen, den 18. November 1956, früher Klapaten, Kreis Ragnit, Ostpreußen. Auf dem Friedhof, neben der Kirche in Ladbergen, haben wir die liebe Entschlafene am 15. November 1956 zur ewigen Ruhe gebettet.
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