Ostpreußenblatt, Folge 43 vom 27.10.1956
Ostpreußenblatt
Folge 43 vom 27.10.1956
Seite 1 Foto: Rominten
„Rominten! Wer je den Zauber der Landschaft mit offenen Augen erlebt hat, sei es im Sommer bei harzigem Fichtenduft, wenn die Luft heiß durch den Hochwald flimmerte, Tausende von Schmetterlingen und Libellen um Glockenblumen und wilden Thymian gaukelten, sei es im Winter bei tiefem Pulverschnee, wenn die Baumriesen, mit schwerer Last behangen, regungslos im Sonnenglanz glitzerten und der weiße Holzrauch aus den Schornsteinen der roten, mit Schiefer gedeckten Holzhäuser kerzengerade in den blauen Himmel stieg, den packt es im tiefsten Herzen", so sagt Revierförster Walter Padeffke in seinen Erinnerungen an Rominten, die wir auf Seite 9 und 10 dieser Folge bringen. Viele Tausende, die die Rominter Heide erlebt haben, werden sie lesen, aber auch wer nicht den Hirsch vor dem Jagdhaus Rominten — unser Bild — gesehen hat, wird sich gerne in die Zeit der ersten Jahre dieses Jahrhunderts zurückführen lassen, in jene Zeit, als der Kaiser in Rominten jagte.
Seite 1 + 2 Warschauer Paukenschlag
Mit ungeheurer Spannung haben in den letzten Tagen nicht nur in der freien Welt, sondern auch in den Gebieten hinter dem „Eisernen Vorhang" die Menschen die Nachrichtendienste der erreichbaren Rundfunksender abgehört, um Neuigkeiten aus Rotpolen zu erfahren. Das Gefühl, dass dort etwas Hochbedeutsames vorgeht, das in seinen Folgen für die kommunistische Politik des Ostblocks noch gar nicht zu übersehen ist, war allgemein. Und gerade dort, wo — wie etwa in der sowjetisch besetzten mitteldeutschen Zone, aber auch anderswo — die Fesseln und Knebel des roten Terrorregimes tief ins Blut schneiden, da wird man sich sofort gefragt haben: Was kann dieses Warschauer Geschehen für uns bedeuten?
Die Erwartung, dass der blutig niedergeschlagene Posener Arbeiteraufstand vom Juni dieses Jahres nur ein Auftakt sei und weitgehende Auswirkungen haben müsse, hat sich rasch erfüllt. Schon die Absetzung erst- und zweitrangiger „stalinistischer" Funktionäre in Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei und Bulgarien, deren Kette nach diesem Aufstand nicht mehr abriss, deutete darauf hin, dass hier — sehr zum Missvergnügen Moskaus — die vielzitierte „Abkehr von Stalin" viel weitgehender verstanden wurde, als man das im Kreml gedacht hatte. In so mancher roten Zeitung der Satelliten wurden Töne angeschlagen, die man zuvor so nicht gehört hatte. Die Rufe nach größerer Selbständigkeit der kommunistischen Tochterparteien, die titoistischen Äußerungen wurden vernehmbarer. Die Belgrader „Anbiederungsbesuche" auch aus jenen Trabantenländern, in denen der rote jugoslawische Marschall noch vor kurzem als übelster Verräter bezeichnet worden war, kündigten sehr deutlich einen großen Gezeitenwechsel an.
Gomulkas Sieg
Gleich nach der Freilassung und sogenannten „Rehabilitierung" des unter Stalin und Bierut in Acht und Bann getanen Gomulka, der nach 1946 als erster den „eigenen polnischen Weg zum Sozialismus" (lies Kommunismus) verkündet hatte, fragten sich viele, welche Rolle dieser Mann in Zukunft spielen werde. Eine Wiederaufnahme in die polnische Kommunistenpartei war ohne weiteres zu erwarten, dagegen konnte kein Zweifel bestehen, dass Moskau seine neue Berufung in ein hohes Funktionäramt oder gar in die Parteispitze auf keinen Fall billigen und gutheißen werde. Die offenbar sehr turbulenten Ereignisse am 20. und 21. Oktober brachten ihn — trotz des heftigen Eingreifens einer sowjetischen Delegation unter Chruschtschow (mit Molotow und Marschall Konjew) — nun nicht nur ins allmächtige rote Politbüro, sie verschafften ihm auch das wichtigste Amt des Ersten Parteisekretärs für Polen, das auch dem des eigentlichen Staatsoberhauptes völlig gleich zu achten ist und ihm alle Karten in die Hand spielt. Dass das ein offener Aufstand gegen Moskau ist, braucht nicht besonders betont zu werden. Zugleich mit der Ausrufung Gomulkas zum „Führer Rotpolens" aber beschloss die polnische Kommunistenführung — wiederum in schärfstem Gegensatz zu den Direktiven des Kreml —, den eigentlichen Statthalter der Sowjets in Polen, den Verteidigungsminister und „Marschall von Polen" Rokossowsky überhaupt nicht wieder ins Parteipräsidium und Politbüro aufzunehmen.
Dieser Hieb muss die Moskauer Zentrale aufs äußerste erbittern, da ja gerade dieser Marschall der Sowjetunion und bekannte Heerführer des Zweiten Weltkrieges polnischer Abkunft immer als der eigentliche Garant für die Kontrollgewalt des Kremls in Warschau gegolten hat. Eine Absetzung Rokossowskys als polnischer Kriegsminister und Oberbefehlshaber ist zwar noch nicht erfolgt, aber seine Brüskierung und Kaltstellung im höchsten politischen Machtgremium Rotpolens lässt sofort die Frage auftauchen, wie weit seine Befehlsgewalt über die polnischen Truppen in Zukunft noch reichen wird. Wie wird das Verhältnis der polnischen Armee zu den immer noch in Polen stehenden russischen Truppen werden? Welche Rolle können weiter nach der Neuwahl zahlreicher „Nationalkommunisten" aus der Gefolgschaft Gomulkas in das Politbüro noch der bisherige Erste Parteisekretär Ochab und der Ministerpräsident Cyrankiewicz spielen, die dem Parteipräsidium auch jetzt noch angehören, obwohl ihre Sympathien für die Stalin-Bierutsche Generallinie allgemein bekannt sind? Werden sie vorsichtig auf den neuen Kurs einschwenken oder werden sie — in hintergründiger Zusammenarbeit etwa mit dem Marschall — die Bremsblöcke auf die Schienen legen, über die Gomulka seinen Zug nun leiten möchte? Der neue Parteichef, der heute weiteste Kreise nicht nur der Partei, sondern auch der Bevölkerung gerade wegen seiner schroffen Absage gegen die Moskauer Bevormundung hinter sich weiß, würde sich das kaum lange ansehen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es noch folgenschwere Auseinandersetzungen geben wird.
Die große Abrechnung
In einer über zweistündigen Rede vor den Parteihäuptern, die auch sofort über Funk und Presse im ganzen Land verbreitet wurde, hat der neue Mann Rotpolens in einer Schärfe die Sündenkonten des bisherigen kommunistischen Regimes in seinem Lande angesprochen, die sicher einmalig ist. Gomulka hat — was ausdrücklich hervorgehoben werden muss — diese Rede ungekürzt gehalten, obwohl das offizielle Blatt des Kreml, die „Prawda", offenbar vorher Wind davon bekommen hatte und in härtester Tonart drohend vor „Verleumdern des Sozialismus und der Sowjetunion" gewarnt hatte. Gomulka proklamierte nicht nur das Recht eines jeden roten Staates auf seine eigene Form des Kommunismus, er forderte gleich eingangs auch das Recht auf Souveränität und auf Achtung vor dieser Souveränität. Polen könne nur freundschaftliche Gefühle zur Sowjetunion haben, wenn die Beziehungen sich auf Gleichheit und Unabhängigkeit stützten. Seine Feststellung, dass sich die von Moskau eingesetzten roten Machthaber unglaublichster Fehler in ihrer Wirtschaftspolitik und auf vielen anderen Gebieten schuldig gemacht hätten, dass die Posener Aufständischen gar nicht vom Westen aufgestachelt seien, sondern sich lediglich gegen die schweren und nicht zu leugnenden Missstände gewandt hätten, mögen ein gallebitterer Trank für den Kreml und die Stalinisten gewesen sein. Gomulka hat keinen Zweifel daran gelassen, dass durch die große Misswirtschaft die Lage aufs äußerste gespannt sei und dass man zum Beispiel zurzeit wegen der allgemeinen Not an die so notwendigen Lohnerhöhungen gar nicht denken könne. Es genüge nicht, ein paar Leute in führenden Positionen abzulösen. „Weitreichende Veränderungen im gesamten System der Verwaltung des Staates und der Partei" seien erforderlich, denn der Bogen sei bis zum Zerreißen gespannt. Das völlige Versagen der Kolchosen und anderer roter Wirtschaftsplanungen stellte er fest. Besonders pikant war die Äußerung, dass nicht nur der Generalsündenbock Stalin die „völlige Verneinung von Recht und Menschlichkeit" gewesen sei, sondern dass sich auch sämtliche Parteihäupter der „Volksdemokratien" schwer mitschuldig gemacht hätten. Gomulka hat schließlich erweiterte Machtbefugnisse des Parlaments, verstärkte Kontrolle der Regierung und Partei und die Einsetzung von Untersuchungsausschüssen gefordert, die jeden einzelnen Verantwortlichen der Vergangenheit nach seiner Mitwirkung am Terror zu überprüfen und zur Rechenschaft ziehen sollten. Beachtlich ist schließlich seine Erklärung, es müsse künftig nach neuen Gesetzen gewählt werden und die Staatsbürger sollten dann nicht nur abstimmen, sondern auch wirklich wählen. Ob das mehr als eine Floskel ist, wird die nahe Zukunft zeigen müssen. Von der Zulassung wirklich freier Listen verlautet jedenfalls noch nichts, man hat nur angedeutet, man wolle den Wählern die Auswahl zwischen mehreren Kandidaten — die aber auch doch wohl alle von der roten Zentrale aufgestellt werden — lassen. Gomulka, der ja höchstpersönlich Erfahrungen mit den Praktiken der roten Geheimpolizei und mit kommunistischen Zuchthäuslern machen konnte, versicherte schließlich, hier solle sich vieles ändern. Jedenfalls müsse die „Vergewaltigung der Demokratie", die „Besudelung der menschlichen Würde" ein Ende finden. 1945 - 1949 hat allerdings Gomulka selbst Tausende seiner Landsleute einkerkern und hinrichten lassen!
Die Dinge sind im Fluss
Der Mann, der in so ungewöhnlicher Offenheit den wahren Charakter des Warschauer Satellitenregimes an den Pranger stellte, steht also jetzt an der Spitze. Was er von seinen vielen Versprechen verwirklichen kann und will, das wissen wir nicht. Hier schon in gefährlichem Wunschdenken von der „Befreiung" Polens, von der beginnenden Heimkehr der unterdrückten Staaten des Ostens in ein freies Europa sprechen zu wollen, ist völlig unangebracht. Niemand darf vergessen, dass hier — halten wir uns an die harten Tatsachen — zunächst einmal nur Kommunisten, die sich eine größere Selbständigkeit gegenüber Moskau wünschen, andere Kommunisten ablösen. Von der Heranziehung echter demokratischer Kräfte kann noch keineswegs die Rede sein. Tito, Gomulka, Nagy und wie die „Rebellen wider Moskaus Alleinherrschaft" sonst heißen mögen, halten am Gedanken des Kommunismus und der erhofften roten Weltrevolution genau so fest wie die „Stalinisten". Sie wünschen eine andere Taktik, eine neue Aufgabenverteilung, sie wollen nicht nur als Filialen des Kremls angesehen werden, sie wollen selbst mitreden und mitentscheiden. Im angestrebten Fernziel stimmen sie sicher mit den Moskauer Genossen weitgehend überein.
Dabei kann nun allerdings nicht der geringste Zweifel darüber bestehen, dass der Stein, der hier ins Rollen kam, schon viel weiter gerollt ist, als es nicht nur den Moskauer Regisseuren der „Entstalinisierung", sondern auch schon vielen Kommunisten in den Trabantenstaaten erwünscht ist. Aus dem Urgrund der terrorisierten und tief erbitterten Völker sind Kräfte freigeworden, die man nicht mehr so ohne weiteres bändigen kann und die sicher weit über die Landesgrenze hinaus ansteckend und ermunternd wirken. Dass mächtigste Kräfte der Moskauer Führungsgruppe in diesen Tagen in Warschau eine schwere Schlappe erlitten haben, kann niemand leugnen. Chruschtschow, dem seine strenggläubigen Mitgenossen im Kreml offenbar schon lange schwere Vorwürfe wegen der Auswirkungen seiner Entstalinisierungspolitik und der Lockerung der Bande machen, hat auch mit sehr temperamentvollen Mahnungen (und sicher auch mit deutlichen Drohungen) die Einsetzung Gomulkas und die Entfernung Rokossowsky aus dem Warschauer Politbüro nicht verhindern können. Seine Gegner werden ihm das schwer ankreiden, und sie werden alles versuchen, seine Machtstellung zu erschüttern.
Es ist noch offen, wie Moskau auf die rotpolnischen Beschlüsse antworten wird, die es als glatte Herausforderung werten muss. Die Nachrichten von Zusammenstößen zwischen sowjetischen und polnischen Einheiten sind bisher nicht bestätigt worden. Dass die Spannung aber aufs äußerste gestiegen ist und dass vor allem eine endgültige Beseitigung Rokossowskys eine sehr ernste Situation schaffen könnte, kann man kaum übersehen. Moskau hat ganz gewiss gegenüber dem rotpolnischen Staat bei dessen kritischer Wirtschaftslage noch viele Druckmittel in der Hand. Es wird sich darüber im Klaren sein, dass sich — wenn es die polnischen Ereignisse ohne jede ernsthafte Gegenaktion hinnimmt — die Stunde vorausberechnen lässt, wo die rote Kommandogewalt des Kremls über sämtlichen Kommunistenparteien da draußen aufhört und wo auch einem Ulbricht und Pieck die Stunde schlägt. Mit Prophezeiungen über die weitere Entwicklung aber sollte man vorsichtig sein. Die Dinge sind im Fluss, und sicher ist, dass diese Warschauer Tage nicht die letzte Überraschung gewesen ist.
Seite 1 + 2 Unruhe in Mitteldeutschland. Von unserem Berliner M. Pf. – Korrespondenten.
Über drei Jahre lang haben sie geschwiegen, die Millionen deutscher Brüder und Schwestern zwischen Elbe und Oder. Es gab in diesen drei Jahren seit dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 immer neue Anzeichen wachsender Lethargie, zunehmender Hoffnungslosigkeit, unterbrochen von momentaner kurz aufflackernder Hoffnung, etwa beim Abschluss des Friedensvertrages mit Österreich, beim ersten Besuch Chruschtschows in Belgrad, beim Adenauer-Besuch in Moskau und endlich anlässlich des 20. Parteitages der HKP der Sowjetunion. Man verfolgte die Entwicklung in den Satellitenstaaten, man erwartete wenigstens den Sturz des verhasstesten Repräsentanten des bolschewistischen Systems, Ulbricht. Nichts geschah, und abermals schienen die Menschen in Apathie zurückzusinken. Neuerdings aber gibt es Anzeichen ihres Erwachens aus dumpfer Betäubung.
Gewiss — es gab keine Unruhen in Magdeburg. Reisende, die hierüber einer West-Berliner Tageszeitung berichtet hatten, sind einer Täuschung zum Opfer gefallen. Die neuen Uniformen der Werkpolizei der Sowjetzone ähneln der der Volkspolizei und so hatte die Lesart der „Besetzung und hermetischen Absperrung der wichtigsten Magdeburger Schwerindustriebetriebe" entstehen können.
Es gibt nicht Unruhen bisher — aber Unruhe!
Das ist unbestreitbar, und die westlichen Journalisten, die am vergangenen Freitag Magdeburg besuchen durften, haben diese Unruhe wohl bemerkt, obwohl sie bei ihrem Rundgang durch einige Abteilungen der bekannten Betriebe Scheffer und Budenberg (heute Armaturenwerk Karl Marx), Wolf-Buckau (heute Schwermaschinenwerk Karl Liebknecht), Krupp-Gruson (heute Ernst-Thälmann-Werk) von einem SED-Mikrophon begleitet wurden, dessen Anblick die befragten Arbeiter nicht gerade mitteilungsfreudiger machte, viele gar verstummen ließ, als man Fragen an sie richtete. Umso höher sind die gegebenen Antworten zu werten. Frank und frei äußerten sich besonders hochqualifizierte Facharbeiter gegenüber den westdeutschen Besuchern, obwohl diese von Werkleitern und von Parteifunktionären begleitet wurden. Sie kritisierten den mangelhaften bzw. gar nicht vorhandenen Unfall- und allgemeinen Gesundheitsschutz der Arbeiter, das Chaos in der Produktion, das abwechselnd Leerlauf und forcierte „Sturmarbeit" verursacht, den hoffnungslosen Kampf mit dem zur Bearbeitung gelieferten „Ausschuss", die sinnlosen, den Arbeitsrhythmus noch mehr störenden Wettbewerbe, den niedrigen Lohn, die ungerechte Lohneinstufung überall, und die jammervolle Versorgung mit den lebensnotwendigsten Gütern.
Man horcht auf
Das wussten wir alles schon, und doch ist es, ausgesprochen in diesem Augenblick, von besonderer Bedeutung. Denn was die Unzufriedenheit der Zonenbewohner zur Unruhe steigert, das ist die jüngste Entwicklung in Polen.
Als die westdeutschen Korrespondenten am Freitag die Magdeburger Werke besuchten, war gerade die Sowjetdelegation zu ihrem überraschenden Besuch in Warschau eingetroffen, war gerade der sensationelle Leitartikel der „Prawda" über „antisozialistische Äußerungen in der polnischen Presse" erschienen. Diese Dinge waren also noch unbekannt. Und überhaupt hatten SED-Presse und Rundfunk nur sehr zurückhaltend, lakonisch und zudem noch völlig frisiert und verzerrt über den Gang der Entwicklung in Polen berichtet. Jedoch gibt es keinen Arbeiter in Mitteldeutschland, der zu
Hause nicht westliche Sender abhört. Das ist ihnen wie allen anderen Bürgern der sowjetischen Zone zur Gewohnheit geworden, auch wenn ihnen die Nachrichten aus dem Westen oft monatelang keinen Auftrieb geben. Doch nun erfuhren sie vom Eintreffen Chruschtschows in Warschau. Im Zentralorgan der SED, dem Neuen Deutschland aber, las man am Sonnabend die Schlagzeile: Verschärfte Lage in Westdeutschland — Adenauerdiktatur eröffnet neue Angriffe auf Lebenshaltung — Verstärkter Terror gegen Friedensanhänger — Proteste gegen Wehrpflicht und erhöhte Ausbeutung — darunter den Bericht des SED-Korrespondenten aus Magdeburg mit der Überschrift „Westjournalisten sahen ihre Lüge platzen". Kein Wort über Polen. Außer der kleingedruckten Mitteilung über die Eröffnung der Plenarsitzung des ZK der Polnischen vereinigten Arbeiterpartei.
Die Ereignisse erwiesen sich doch stärker als die SED-Pressezensur. Am Sonntag berichtete das „Neue Deutschland" in seiner Schlagzeile von den sowjetisch-polnischen Beziehungen. „Auch W. Gomulka war anwesend", hieß es. Seine Ernennung zum Parteichef brachte die SED-Presse am Montag an versteckter Stelle.
Immerhin brachte die Sonntagsausgabe des „Neuen Deutschland" den „Prawda"-Artikel im Wortlaut. Es ist eine Sensation, ist eine Hoffnung und Alarm für die Mitteldeutschen, Dinge schwarz auf weiß zu sehen, wie die fügenden Zitate des Artikels: „In den letzten Tagen erschienen in der polnischen Presse immer häufiger Äußerungen, aus denen die Predigt auf einen Verzicht auf den sozialistischen Weg herausklingt. Sie sind eine umfassende Kampagne, die die Grundfesten der volksdemokratischen Ordnung erschüttert. Wir wollen gar nicht davon sprechen, dass in diesem krächzenden Chor der Verleumder auch antisowjetische Äußerungen zu hören sind... Es wird verleumderisch erklärt, dass das für uns bisher verbindliche Wirtschaftssystem zweifellos und unwiederbringlich zusammengebrochen ist". Unter Zuhilfenahme des politischen Arsenals der „Stimme Amerikas" erlaubt sich der betreffende Verfasser zu behaupten, dieses System habe ,nur unter bestimmten politischen Bedingungen, unter den Bedingungen der Unterdrückung der Kritik, unter den Bedingungen des Polizeiterrors bestehen können und ruft dazu auf, damit Schluss zu machen ..."
Mit höchster Spannung
Gomulka hat sich inzwischen durchgesetzt, der sowjetische Marschall Rokossowsky ist nicht mehr Mitglied des polnischen Politbüros. Die SED-Funktionäre in Pankow sind bestürzt, die Bevölkerung verfolgt die Entwicklung mit höchster Spannung.
Freilich ist man skeptisch. Man weiß, dass es in der Zone keinen Gomulka oder gar Tito gibt. Woher soll die von, den einen gefürchtete von den anderen ersehnte Wendung kommen?
Gespräche mit gerade jetzt aus der Zone hier in West-Berlin eingetroffenen Reisenden haben dem Berichterstatter gezeigt, wie sehr Ost- und Westdeutsche sich auseinanderentwickelt haben. Auch wir im Westen sind skeptisch, doch bilden wir uns ein, Beobachter zu sein, aus einer scheinbaren Geborgenheit heraus urteilen zu können. Die Untertanen der SED sehen eine Entwicklung wie die in Polen vom Standpunkt dessen aus, dem es gar nicht mehr schlimmer gehen kann, sondern höchstens besser. Diese Menschen erschrecken nicht bei dem Gedanken an Gewalt und Blutvergießen. Sie haben wirklich das Gefühl, „wir haben nichts weiter zu verlieren als unsere Ketten". Wie es im kommunistischen Manifest heißt, geschrieben in einer Zeit, in der noch niemand die Entwicklung des Weltkommunismus herausahnte, noch niemand die heute bittere Ironie dieses Satzes ahnen konnte.
Wir haben mit Menschen gesprochen, die zwar niedergeschlagen und verzweifelt sind, und zugleich zu „allem bereit". Der satte Westen sieht die Dinge in anderem Licht. Und so kommt auch der augenblickliche Hoffnungsstrahl nicht vom Westen, sondern vom Osten von einem Volk, das unter den gleichen Bedingungen gelebt hat und zurzeit noch leben muss, wie die Deutschen in der Sowjetzone.
Es kommt der Tag, da wir wieder mit den Gefühlen der Unterdrückten als einem gewichtigen politischen Faktor werden rechnen müssen, das hatten wir im Koexistenznebel fast vergessen.
Seite 2 Gefährliche Worte sind wie Schwerter. Wie die Erklärungen von Brentano und Carlo Schmid gegen uns ausgemünzt werden. Von unserem Berliner M. Pf. – Korrespondenten.
Es ist etwas anderes, ob man sich über Presse und Rundfunk mit Vertretern des Ostblocks streitet, oder ob man einem von ihnen persönlich gegenübersitzt. Als ich aus hier nicht weiter interessierendem Anlass den Presseattaché der polnischen Militärmission in Berlin, Ostrowski, aufsuchte, entspann sich ein Gespräch, auf das ich nicht gefasst gewesen war, das mich jedoch in seinem Verlauf immer stärker fesselte.
Ich sprach von den deutschen Ostgebieten, und Ostrowski blickte mich nicht etwa misstrauisch oder tadelnd an, weil ich diese Bezeichnung wählte und nicht „polnische Westgebiete" oder wenigstens „ehemalige deutsche Ostgebiete" sagte. „Da muss manches noch geklärt, werden", sagte er. Das war für mich ein Hoffnungsstrahl. Wenn manches noch geklärt werden muss, dann ist also manches auch von drüben aus gesehen nicht endgültig, dachte ich, und ich fragte, ob man sich eines Tages nicht zusammensetzen und über die Oder-Neiße-Grenze verhandeln könne. Schließlich habe der Potsdamer Vertrag sie nur als provisorische Linie geschaffen. Hierauf hatte der Pole allerlei zu sagen. Zunächst: Inzwischen haben sich die Dinge geändert. Wir haben unseren Vertrag mit der DDR, die diese Grenze für alle Zeiten bestätigte. Mein Einwand: „Aber die Bundesrepublik, die ja den größten Teil Rumpfdeutschlands umfasst, hat Ihnen noch keine Zusicherung gegeben und wird sie Ihnen auch niemals geben“. „Ja, die Bundesrepublik", sagte Ostrowski lächelnd, „da gibt es noch viele, die mit der Oder-Neiße-Grenze nicht einverstanden sind, aber auch dort sind die Dinge im Fluss . . ."
Man stelle sich vor: ich sitze einem gebildeten, sympathischen Mann gegenüber, ich habe das Gefühl, er muss doch einem Appell an die Vernunft und die Gerechtigkeit zugänglich sein. Und dieser Appell müsste bei mir mit der Feststellung beginnen, dass kein Mensch in der Bundesrepublik, ja dass kein Deutscher überhaupt jemals die Oder-Neiße-Grenze anerkennen würde. Stellen Sie sich die Situation vor, dazusitzen und eine solche Feststellung nicht mit gutem Gewissen treffen zu können. Denn noch ehe ich zum Sprechen angesetzt hatte, fiel von der anderen Seite das, was ich erwartet und befürchtet hatte: „Auch in Westdeutschland sind die Dinge in Fluss. Sehen Sie, denken Sie doch an Außenminister von Brentano — das waren Worte, die bei uns, fast möchte ich sagen, jedes Schulkind weiß, und wir sorgen dafür, dass sie nicht vergessen werden, die Worte von dem problematischen Rechtsanspruch Deutschlands auf die Gebiete jenseits der Oder und Neiße". „Aber sie wurden dementiert", falle ich ein. „Dementieren kann man viel, gesagt ist gesagt", meinte Herr Ostrowski, „und es waren ja auch nicht die einzigen Worte von prominenter Seite, zum Beispiel Carlo Schmid . . ."
Erst in diesem Augenblick wurde mir klar, was die Reden dieser Herren angerichtet haben. Ich saß da, noch mit Waffen der Argumentation ausgerüstet, mit den Waffen der Gerechtigkeit, des Rechts auf die Heimat und der Geschichte, und doch einer der wichtigsten beraubt, der nämlich, dass ich mich auf eine geschlossen hinter mir stehende Front als Deutscher berufen konnte. Hinter Herrn Ostrowski stand mindestens offiziell eine geschlossene Front, ein Chor von einheitlichen Stimmen, und hinter mir, frage ich mich, was steht hinter mir?
Ich ziehe die Geschichte heran, ich beginne mit Ostbrandenburg. „Vor tausend Jahren, Herr Ostrowski . . ." Aber ich sehe an seinem Lächeln, dass für ihn und sein Land diese tausend Jahre nichts sind, denn man hat ja einen Vertrag mit der DDR und man hat prominente Verbündete auch in der Bundesrepublik, und mit Ihnen, mein Herr, so steht in seinem Lächeln geschrieben, wird Polen keinen Vertrag schließen. Aber da sind ja noch andere, auf die warten wir und wir haben Zeit. — Ich argumentiere weiter, ich weiß, dass das Recht auf meiner Seite steht. Aber das geht an meinem polnischen Gesprächspartner vorüber. Wir sind wie zwei Kinder: „Gib mir meine Jacke wieder", sagt das eine Kind. Das andere: „Aber du hast sie mir doch selbst geschenkt", und nun stellen Sie sich vor: das zweite Kind kann nicht mit vollster Überzeugung widersprechen!
So furchtbar also wirken sich nicht der Vertrag des SED-Regimes, der für uns null und nichtig ist, aber prominente westdeutsche Äußerungen aus.
Seite 2 Sowjettruppen in Schlesien konzentriert
Wie die „Chicago Daily Tribune" aus London berichtet, sind die Sowjettruppen in Polen und den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten von 60 000 auf 140 000 Mann verstärkt worden. Drei Divisionen wurden aus der Sowjetzone Deutschlands bereits unmittelbar nach dem Posener Aufstand in die Gebiete jenseits der Oder und Neiße gebracht. Eine Division ist jetzt im Raume ostwärts Frankfurt (Oder), die zweite in der Gegend von Bunzlau und die dritte im Raume Neiße stationiert. Gleichzeitig wurde eine weitere Division aus der Sowjetunion in den Raum von Mielec im südöstlichen Polen gebracht, wobei es sich um eine Panzerdivision handelt.
Seite 2 Von Woche zu Woche
Der österreichische Bundeskanzler Raab traf am Montag in Bonn zu einem mehrtägigen Staatsbesuch in der Bundesrepublik ein. Er wurde vom Kanzler begrüßt.
Ein Staatsbesuch des Bundeskanzlers in Frankreich ist für den 5. und 6. November vereinbart worden. Aus Bonn verlautet, dass zwischen Dr. Adenauer und dem französischen Ministerpräsidenten Mollet eine eingehende Besprechung vor allem über die Frage einer engeren europäischen Zusammenarbeit stattfinden soll.
Auch Vertreter des Bundesrates werden nach Moskau reisen. Aus Bonn verlautet, dass die vom Obersten Sowjet eingeladene Abordnung der Ländervertretung wahrscheinlich aus sechs Ministerpräsidenten unter der Führung des Hamburger Regierenden Bürgermeisters Dr. Sieveking bestehen wird.
Eine neue Kampfansage an die umgebildete Regierung Adenauer richtete der SPD-Parteivorstand. Er erklärte, es seien noch keinerlei Anzeichen für die dringend notwendigen Bemühungen um neue Verhandlungen zur Wiedervereinigung Deutschlands zu erkennen. Der Parteivorstand forderte weiter die Vertagung des Gesetzes über die Wehrdienstzeit.
Neuer britischer Botschafter in Bonn wird der bisherige englische Vertreter bei der NATO, Sir Christopher Steck. Der bisherige Botschafter Hoyer Millar ist als ständiger Staatssekretär ins Londoner Außenministerium berufen worden.
Eine ausschließliche Atomverteidigung für Europa genügt nicht, erklärte der Oberbefehlshaber der 7. Amerikanischen Armee, General Clarke, in Stuttgart. Atomwaffen könnten niemals einsatzbereite Truppen am Eisernen Vorhang voll ersetzen.
Der erste Offizierslehrgang der neuen Bundesmarine beginnt jetzt an der alten Marineschule in Flensburg-Mürwik. Die Leitung der Ausbildung hat Kapitän zur See von Wangenheim, der in den letzten Monaten in Amerika die dortige Marineoffiziers-Ausbildung studierte.
Den Nobelpreis für Medizin erhielt gemeinsam mit zwei amerikanischen Forschern der deutsche Kassenarzt Dr. Forssmann. Er hat sich hervorragende Verdienste um die Herzmedizin erworben.
Der Personalbestand der deutschen Behörden steigt weiter an. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, waren im Oktober 1955 bei den Verwaltungen des Bundes, der Länder und der Gemeinden 1,37 Millionen Staatsbedienstete tätig. Ihre Zahl stieg seit 1950 um mehr als 240 000.
Eine Verteuerung der Hausbrandkohle tritt ab 20. Oktober in Kraft. Nach den neuen Preislisten der Verkaufsgesellschaften für Ruhrkohle steigt der Preis für Hausbrandkohle um 20,5 Pfennig je Zentner, für .Hausbrandkoks um 29,5 Pfennig. Die Preiserhöhung wurde mit den gestiegenen Kosten durch die Verkürzung der Arbeitszeit im Bergbau begründet.
Größere Freiheiten für Ungarns Studenten haben die Studierenden von drei Universitäten gefordert. Wenn ihre Wünsche nicht erfüllt werden, wollen sie in den Streik treten und Straßendemonstrationen durchführen.
Einen Sieg der englandfeindlichen Parteien in Jordanien brachten die dortigen Parlamentswahlen. Die Abgeordneten, die den bisherigen Vertrag mit den Briten ablehnen, haben in der neuen Volksvertretung eine starke Mehrheit.
In der Suezkanalfrage haben die Engländer und Franzosen von Ägypten einen neuen Vorschlag für den Betrieb des Kanals unter internationaler Aufsicht gefordert. Die ägyptische Regierung erklärte dazu, sie habe seit langem klare Pläne vorgelegt und denke nicht daran, neue Vorschläge auszuarbeiten.
Den Auftrag zum Bau des ersten Atom-Handelsschiffes hat Präsident Eisenhower gegeben. Das Schiff wird über 170 Millionen Mark kosten.
Für eine Beendigung der Versuche mit Wasserstoffbomben haben sich führende amerikanische Wissenschaftler, darunter auch der Nobelpreisträger Anderson, ausgesprochen.
Amerika produziert jetzt jährlich 13 000 neue Flugzeuge. 8000 Maschinen werden an die Wehrmacht geliefert, der Rest ist für die zivile Luftfahrt bestimmt. 1950 wurden jährlich nur 2500 Flugzeuge in den USA gebaut.
Seite 3 Zwei Fotos. Gottesdienst in der Heimat.
Einer unserer Leser schickt uns zwei Aufnahmen, die er aus der Heimat erhalten hat; sie sind jetzt dort gemacht worden.
Die Aufnahme rechts zeigt die Kirche von Bäslack, die südlich von Rastenburg liegt, vier Kilometer ostwärts Heiligelinde. Sie hat einen ganz besonderen Charakter, ist sie doch eine Ordensburg, die 1583 zur Kirche umgewandelt wurde. Der kräftige, über eine stattliche Baumgruppe ragende Turm wurde in den Jahren 1726 bis 1728 aufgeführt.
Das Bild links wird vielen von uns ans Herz greifen; es zeigt die deutsche Gemeinde in der Kirche von Bäslack während eines Gottesdienstes. Wir wissen ja, dass unsere Landsleute in der Heimat nicht nur oft in leiblicher Not leben, — die seelische ist viel, viel größer. Die Kinder haben keinen Unterricht in deutscher Sprache, der Gottesdienst wird nur polnisch abgehalten. Höchstens, dass die Deutschen die Lieder in ihrer Sprache singen können, die Predigt ist aber immer polnisch.
Grünes Laub schmückt die Pfeiler der Empore. Der Hirschleuchter aus dem Jahre 1700 hängt auch jetzt noch von der Decke herab. Die Gemeinde singt einen Choral... Während der Predigt, die nur die Kinder verstehen, die in der Schule polnisch gelernt haben, werden die Gedanken weit fortgehen, zu den Angehörigen, die im freien Westen leben, zu den Menschen, die in ihrer Sprache beten und Gottes Wort hören dürfen.
Seite 3 Noch einmal Familie Penk … Die Geschwister kommen nach Espelkamp.
Über das seltsame Schicksal der vier Geschwister Penk, die nach zehn Jahren der Trennung endlich aus Ostpreußen zu ihren Eltern nach Düsseldorf kommen konnten, berichteten wir in den Folgen 34 bis 37 Ende August und im September dieses Jahres. Die Kinder hatten zehn Jahre um ihre Zusammenführung mit den Eltern gekämpft. Sie blieben immer deutsch, obwohl man sie zu Polen machen wollte. Zehn Jahre in polnischer Umgebung, — sie mussten polnisch lernen und sprechen, sie hatten das Deutsche vergessen, und sie konnten sich jetzt mit den Eltern nur durch einen Dolmetscher verständigen.
Es ist schon dunkel, als ich an der Haustür klingelte. Die freundlichen, sauberen Häuser der Vorstadtstraße leuchten mit ihrem matten Weiß vor dem fernen Lichtermeer der Großstadt, das den Himmel nie ganz dunkel werden lässt. Flinke Schritte huschen die Treppe hinab, und dann öffnet ein junges Mädchen die Tür und bittet mich hinauf. Sie grüßt ein wenig verlegen mit einer Kopfbewegung, aber unter dem schwarzen Haarschopf blicken mir ein paar blanke Augen entgegen. „Sie sind wohl Ulla Penk, ja?" frage ich, und sie nickt zustimmend“.
Als sie die Tür zu der kleinen, freundlichen Wohnküche geöffnet hat, holt sie ihre Schwester Erna zu Hilfe. Sie mustert mich ernst und forschend und schiebt mir einen Stuhl zu: „Setzen bitte!" Dann sitzen wir drei einander gegenüber, aber es kommt noch keine Unterhaltung zustande, nur als ich frage, wie lange sie nun schon hier wären, sagt Erna schnell: „Sieben —", und nach einigem Nachdenken fügt sie hinzu: „und zwei..." Ich verstehe, was sie meint: sieben Wochen und zwei Tage, und dieses Zählen der Tage ist ergreifend zu hören. So wie die vier Geschwister vorher die Jahre, Monate und Tage zählen mussten und dabei den Schmerz der Trennung spürten, so messen sie jetzt ihr Glück, das Gefühl des Daheimseins. Sieben Wochen währt es schon, dieses Glück, sieben Wochen und zwei Tage. Was ist in dieser Zeit geschehen? Die beiden können mir nicht viel davon sagen. Wo die Sprache fehlt, bleibt zunächst eine leise Fremdheit. Aber dann kommt Waltraut, die ältere Schwester, die in Dessau verheiratet ist und nun bei den Eltern zu Besuch weilt. Sie musste doch die vier Heimgekehrten sehen, auch wenn der Weg weit ist. Voll Wärme umfasst der Blick die beiden Schwestern, und ihr kleiner zweijähriger Bub, schon ganz zu Hause in der Wohnung der Großeltern, klettert auf das Sofa und kuschelt sich ganz dicht an Erna heran. Sie braucht nur den Arm um ihn zu legen und mit der anderen Hand seine kleine Eisenbahn über die bunte Wachstuchdecke zu rollen, da versteht er sie auch ohne Worte. Ulla kniet in der Ecke neben dem Radio und lässt verspielt einen Sender nach dem anderen aufklingen, Musik, ein paar polnische Sprachfetzen, ein deutsches Hörspiel, dem sie eine Weile angespannt lauscht, als versuchte sie, es zu verstehen.
Werner kommt ins Zimmer und sagt sofort: „Guten Abend!" als hätte er immer so gegrüßt. Dann zieht er die Jacke aus und setzt sich neben Erna und den Kleinen. Sein Gesicht ist noch gerötet von der kühlen Luft draußen, und man sieht es ihm an, dass er am liebsten etwas erzählen würde, wo er eben war. Er hat sich schnell eingelebt, das spürt man, und die große Schwester Waltraut berichtet, dass er einen netten Freund gefunden hat, der sich seiner annimmt. Sie gehen auf den Fußballplatz, spielen mit oder schauen zu, und manchmal geht's auch ins Kino. Er kann auch schon allein einkaufen, der Werner, und wie sie das sagt, huscht ein Lächeln über sein schmales Jungengesicht, und er ruft stolz: „Ein Pfund Zwiebeln, bitte!" Wir müssen alle lachen, wie das so lustig rauskommt, und dieses Lachen befreit. Ich bin kein Eindringling mehr, der als Unbekannter und Fremder sich in den friedlichen Feierabend hineindrängt. Ich bin aufgenommen in den warmen Kreis dieses Heimes, in den das Glück eingekehrt ist, wenn auch deswegen die Sorgen nicht abreißen. Der Schein der Hängelampe über dem Tisch umfängt das ganze kleine Zimmer. Die Uhr auf dem Küchenschrank tickt leise, und es duftet ein wenig nach der frischen Wäsche, die in der Ecke in einem Korb wohlgeordnet aufgeschichtet liegt.
Als Frau Penk hereinkommt, bleibt sie im Türrahmen stehn, als müsste sie sich jedes Mal von neuem vergewissern, dass sie ihre Kinder nun daheim hat. Obwohl es abends ist, trägt sie noch eine Schürze, — für sie gibt es kaum einen Feierabend. Neben der Arbeit im Haushalt hat sie noch eine andere Beschäftigung als Stundenhilfe, denn das Gehalt des Vaters reicht nicht für eine so groß gewordene Familie. „Ich danke dem Herrgott, dass ich noch immer arbeiten kann!" sagt sie, als sie sich setzt, und man sieht es ihr an, wie müde sie ist. „Die Mädels helfen mir ja tüchtig. Sie machen das so gerne, weil ihnen alles neu ist. So Kleinigkeiten, sehen Sie, dass man die Fenster nicht einfach nur mit einem Lappen abreibt, oder dass man überhaupt Gardinen an den Fenstern hat, oder dass man eine Decke auf den Tisch legt, — alle diese Dinge, die ein Zimmer gemütlich machen, kannten sie ja gar nicht. In den Heimen gab es so etwas nicht!"
Edith, die Zweitälteste, besteht schon ihre erste Bewährungsprobe: sie führt den Haushalt ihrer Schwester in Ratingen, die wegen eines Lungenbefunds ins Krankenhaus musste. Edith versorgt den Schwager und das kleine Nichtchen, das im ersten Schuljahr ist. Beim Einkaufen muss der Schwager wohl noch ein wenig helfen, aber das Kochen macht sie allein und hat Freude daran.
„Ja", sagt Frau Penk, „sie haben sich schon alle gut hier eingelebt, und mit jedem Tag wird es besser. Am Anfang wollten sie nicht allein auf die Straße gehen. Ich habe doch so viel zu tun und kann nicht immer mit. Aber wenn ich sagte: „Geht doch mal an die Luft!' schüttelten sie nur den Kopf und sagten: „Angst!' Das brach mir fast das Herz! Seitdem lasse ich oft am Nachmittag alles liegen und gehe mit ihnen raus. Dann kann ich ihnen alles zeigen und erklären, und sie fragen nun auch schon nach manchen Dingen. Und gucken Sie doch mal die Kinder an! Wie sah der Wernerchen aus, als er kam! (Wie gut das tut, das vertraute -chen zu hören!) Er hatte ja ein Gesicht wie ein alter Mann mit lauter Falten!"
Da muss ich Mutter Penk rechtgeben. Von den überstandenen schweren Jahren sieht man den Geschwistern wenigstens äußerlich nicht mehr viel an. Das Zuhause sein wirkt Wunder! Nur Erna ist immer noch sehr ernst, vielleicht ist sie zu sehr belastet gewesen all die Jahre hindurch. „Sie hat es am schwersten gehabt!" sagt die Mutter und streichelt Ernas Hände auf dem Tisch. „Wie hat sie sich gefreut, als eine Ostpreußin ihr Stoff zum Kleid schickte und einen lieben Brief dazu, weil sie so gut für die Geschwister gesorgt hat!"
„Überhaupt haben wir viele liebe Briefe bekommen", erzählt sie weiter. Die wirkliche tätige Hilfe war schon seltener. Unter herzlich gemeinten Angeboten, den Kindern das Einleben zu erleichtern, waren leider auch solche, die Profit aus der Situation ziehen wollten. Viele Frauen glaubten, hier billige Haushaltskräfte finden zu können, und manche taten sehr gönnerhaft, dass sie den Mädels, die „ja doch nur polnisch können", überhaupt so etwas bieten wollten. Niemand in der Familie Penk hat etwas gegen die Arbeit im Haushalt, — das war es nicht, was sie diese Angebote immer ablehnen ließ. „Aber ich will nicht, dass meine Mädels jetzt ausgenutzt werden, weil sie die Sprache noch nicht können!" sagte Frau Penk entschlossen, „und außerdem sollten sie zuerst auch mal bei uns bleiben. Lieber will ich mehr arbeiten, und die Kinder müssen nicht gleich wieder aus dem Haus!"
Erna und Ulla bekommen nun Arbeitslosenunterstützung, weil sie in Ostpreußen schon selber Geld verdienten. Für Edith und Werner ist das abgelehnt worden. Sie gingen ja noch zur Schule. Und die Ämter sagen: „Sie sind nicht bedürftig. Der Vater arbeitet ja bei der Bahn!“ Aber dass man mit 350,00 DM im Monat für eine so groß gewordene Familie nicht viel anschaffen kann, das müsste jedem klar sein.
Aber das Wichtigste ist und bleibt zunächst einmal, dass die vier Geschwister die deutsche Sprache richtig erlernen, und dass jeder dann den geeigneten Beruf findet. Und da hat sich eine wirkliche Hilfe geboten. Kirchliche Stellen haben es vermittelt, dass die vier einen Platz in Espelkamp finden. Das ist eine Flüchtlingsstadt bei Lübbecke in Westfalen, aus der Initiative einiger weniger Männer entstanden und inzwischen zu einer Siedlung angewachsen, in der gegen sechstausend Menschen wohnen. Das wichtigste Ziel, das diese Stadt im Wald sich gesetzt hat, ist die Rückführung heimgekehrter Jugendlicher in die Gemeinschaft der Deutschen, und die aus diesem Grunde aufgebaute „Förderschule" umfasst heute bereits vierhundert Plätze. Jugendliche im Alter zwischen zehn und zwanzig Jahren erlernen dort die deutsche Sprache. Bald werden auch die Geschwister Penk unter ihnen sitzen und ihre Muttersprache zum zweiten Mal kennenlernen. Sie freuen sich darauf, dass sie am 29. Oktober die Fahrt dorthin antreten können. Ulla hat eine Freundin dort, mit der sie in Bartenstein zusammen in der Strickerei war, und die ihr nun in Briefen viel über das Leben in der Waldschule berichtet. Wenn das Wort „Espelkamp" fällt, leuchten alle Augen auf. Die Eltern wissen, dass ihre Kinder dort wirklich gut aufgehoben sein werden.
„Uns ist ein großer Stein vom Herzen gefallen, als das geregelt war", sagt Frau Penk aufatmend. „Sie glauben ja nicht, wie viel Laufereien mein Mann hatte! Er hatte oft Nachtschicht und müsste dann eigentlich bei Tage schlafen. Und ich komme auch kaum zur Besinnung vor lauter Arbeit. Wie vieles bleibt liegen! Sehen Sie sich das nur mal an!" Dabei holt sie einen ganzen Stapel Briefe vom Küchenschrank und breitet sie auf den Tisch. „Das müsst ich eigentlich alles beantworten, es sind so viele liebe Worte voll herzlicher Anteilnahme dabei. Aber ich komme ja nicht dazu! Nur einige Briefe, die habe ich sofort beantwortet. Da waren Eltern, die ihre lange vermissten Kinder auf den Fotos im Ostpreußenblatt erkannt haben, oder doch zu erkennen glaubten. Da haben wir sofort alle Angaben gemacht, denn das kann ich jeder Mutter nachfühlen!"
Durch die Veröffentlichung der Aufnahmen im Ostpreußenblatt haben tatsächlich Angehörige wieder Verbindung miteinander bekommen. Die beiden Geschwister Komritz fand die Tante auf dem Bild im Ostpreußenblatt und sie erfragte sofort die Adresse von Familie Penk. Jetzt hat sie schon eine Antwort aus Bartenstein erhalten, und sie konnte das überglücklich dem Vater der beiden Kinder mitteilen, der in der Sowjetzone lebt. Eine Frau Schmidt glaubt ihre Tochter wiederzuerkennen, und von Helga Bahlke, die mit Ulla zusammen in der Strickerei war, meldete sich ebenfalls die Tante.
„Ich wünsche es allen Eltern, dass sie dieses Glück des Wiedersehens erleben!" sagt Frau Penk, und ihr sonst so sorgenvolles Gesicht strahlt vor Freude. „Diesen Tag in Friedland werden wir unser Leben lang nicht mehr vergessen, wie wir die Kinder wieder in den Armen hielten. Nun sind wir alle wieder beisammen, und alles andere wird der Herrgott schon machen“. Maria-Elisabeth Bischoff
Seite 3 Hilfe für Spätaussiedler gefordert! Erste Bundestagsberatung über einen wichtigen Gesetzentwurf
Während seiner Berliner Sitzungen beriet der Bundestag erstmals auch den von uns bereits in Folge 42 kurz geschilderten, vom Gesamtdeutschen Block eingebrachten Entwurf für ein Gesetz, das verstärkte Hilfsmaßnahmen für solche Personen vorsieht, die nach Abschluss der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen aus den ostdeutschen Gebieten ausgesiedelt wurden. In der Debatte hierüber wurden sehr beachtliche Ausführungen gemacht, die wir hier auszugsweise wiedergeben.
Das sogenannte Aussiedlergesetz wurde vom Abgeordneten Dr. Kather begründet. Er wies darauf hin, dass das Gesetz die Rechtsstellung von vier Personengruppen regeln solle. Es handelt sich zunächst um deutsche Staatsangehörige, die nach Abschluss der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen Ostdeutschland verlassen haben, also die Spätaussiedler. Die zweite Gruppe wird von den Angehörigen deutscher Staatsangehöriger gebildet, die sich noch in den Vertreibungsgebieten befinden. Zur dritten Gruppe gehören die Hinterbliebenen von Personen deutscher Staatsangehörigkeit, die nach Abschluss der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen in den Vertreibungsgebieten verstorben sind. Schließlich sollen noch die ehemaligen Insassen aus den Lagern in Dänemark erfasst werden.
Dr. Kather erklärte, von Hilfen an die Spätaussiedler werde zwar viel gesprochen, es stelle sich aber oft heraus, dass die Spätaussiedler von den Vergünstigungen fast aller Gesetze ausgeschlossen seien. Die Spätaussiedler, die in der alten Heimat gesundheitliche Schäden davongetragen haben, könnten in der Regel Leistungen aus dem Bundesversorgungsgesetz nicht erhalten, da für solche Leistungen außer den Kriegsgefangenen nur Internierte in Betracht kamen. Die in der Heimat Zurückgehaltenen seien aber meistens nicht förmlich interniert gewesen. Eine Gleichstellung der Spätaussiedler mit den Internierten müsse erreicht werden. Er müssten ihnen wie den Heimkehrern Entlassungsgeld, Übergangsbeihilfe, Wohnraum, Kündigungsschutz, Arbeitsplatzvermittlung, Ausbildungshilfe und Arbeitslosenhilfe gewährt werden. Bei den Angehörigen der Heimatvertriebenen hätten nur die Angehörigen solcher Personen, die auf engbegrenztem Raum unter ständiger Bewachung festgehalten wurden, Leistungen nach dem Unterhaltshilfegesetz erhalten. Er halte es für notwendig, den Angehörigen der immer noch in der Heimat Zurückgehaltenen derartige Unterhaltsbeihilfen zu gewähren, wenn die sonstigen Voraussetzungen gegeben seien. Bisher erhielten die Angehörigen dieser Gruppe auch keinerlei Sozialversicherungsrenten, selbst, wenn der in der Heimat verbliebene Ehegatte rentenberechtigt war. Bei den Hinterbliebenen von Heimatverbliebenen fehle es nahezu an jeder gesetzlichen Regelung. Sie erhielten keine Witwen- oder Waisenrenten aus der Sozialversicherung. Nur wenn der Tod als Folge einer Internierung eingetreten sei, würden die Leistungen nach dem Landesversorgungsgesetz gewährt.
Dr. Kather wies erneut darauf hin, dass der Lageraufenthalt in Dänemark bisher nicht als Internierung im Sinne des Heimkehrergesetzes und des Versorgungsgesetzes anerkannt werde. Man begründe das damit, dass sich die Bewachung nicht gegen die Lagerinsassen gerichtet habe, sondern zu ihrem Schutz gegen dänische Nationalisten bestimmt gewesen sei. In Wirklichkeit hätten sich die Dänemarklager kaum von den Gefangenenlagern unterschieden, und seine Partei schlage darum vor, die Festhaltung in den Dänemarklagern der Internierung gleichzustellen.
Der SPD-Abgeordnete Rehs betonte, dass seine Fraktion die Initiative des Antrages begrüße. Er wies darauf hin, dass es besonders notwendig sei, den Wohnungsbau für die Aussiedler zu beschleunigen. Bisher halte er nicht annähernd mit der Zahl der Umsiedler Schritt. Das liege wohl vor allem daran, dass die Mittel erst nachträglich für ein Jahr vom Finanzminister zur Verfügung gestellt würden. Besonders wichtig erscheine ihm auch noch eine erweiterte Krankenhilfe und Heilfürsorge. Den Spätaussiedlern müsse ähnlich wie bei den Heimkehrern auch ein Erholungsaufenthalt gewährt werden, da es sich um Menschen handele, die oft jahrelang fast vitaminlos leben mussten und körperlich und geistig schwer gelitten hätten. Schließlich setzte sich der Abgeordnete Rehs für eine verstärkte berufliche und schulische Betreuung für die Jugendlichen ein. Man solle stets daran erinnern, was auf diese jungen Menschenkinder eingestürmt sei und einstürme. Viele von ihnen könnten nicht einmal deutsch sprechen und müssten in ihrer Entwicklung zehn bis zwölf Jahre nachholen. Eine zentrale behördliche Betreuung der Aussiedler ohne die Schaffung eines neuen Beamtenapparates sei zweckmäßig. Der CDU-Abgeordnete Kuntscher brachte einige Bedenken gegen die Vorlage vor und meinte, nach seiner Ansicht würden hier zum Teil offene Türen eingerannt. (Der Abgeordnete Kuntscher irrt sich. Es werden nicht offene Türen eingerannt, im Gegenteil, die Aussiedler finden kaum irgendwo praktische Hilfe. Man lese zum Beispiel in dieser Folge nach, wie sich die Behörden im Falle Penk verhalten.) Der FDP-Abgeordnete Dr. Czermak erklärte, dass seine Partei den vorliegenden Antrag grundsätzlich begrüße; er frage sich nur, ob man alle diese Fragen ganz allgemein gesetzlich regeln könne oder ob nicht vielfach jeder einzelne Tatbestand subjektiv und individuell überprüft werden müsse. (Die Behörden fragen nur nach allgemeinen Bestimmungen. Im Falle Penk zum Beispiel hieß es immer wieder: „So einen Fall haben wir noch nicht gehabt", und es geschah nichts.)
Er beantragte eine Überweisung des Gesetzantrages nicht nur an den federführenden Ausschuss der Heimatvertriebenen, sondern auch an die Bundestagsausschüsse für Kriegsopferangelegenheiten und für Sozialpolitik.
In einem Schlusswort stimmte Dr. Kather dieser Erweiterung des Antrages auf Überweisung zu. Die Vorlage wurde dann einstimmig den Ausschüssen zur eingehenden Sachberatung überwiesen.
Seite 4 „In der Sache einig?" Die SPD und Carlo Schmid
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet aus Bonn:
Einige führende sozialdemokratische Funktionäre, unter ihnen der Parteivorsitzende Ollenhauer, sollen — wie aus gut unterrichteten Parteikreisen bekannt wurde — auf einer Sitzung des Parteivorstandes die Ausführungen kritisiert haben, die Professor Carlo Schmid auf der deutsch-französischen Konferenz in Bad Neuenahr zu einer die Tatsachen berücksichtigenden Erklärung des Problems der Oder-Neiße-Linie machte. Die Kritiker erkannten zwar an, dass sie den Gedankengängen Schmids in der Sache völlig zustimmten; jedoch meinten sie, es wäre aus wahltaktischen Erwägungen unangebracht, solche Fragen in der Öffentlichkeit zu erörtern. Schmid soll geantwortet haben, er werde auch in Zukunft „heiße Eisen" dieser Art in der Öffentlichkeit anpacken, denn letzten Endes könne es auch der Sozialdemokratischen Partei nur nützen, wenn sie die Erörterung dieser und anderer Probleme nicht umgehe, sondern eine klare Haltung einnehme.
Seite 4 Heuss bei der Weihe des ostdeutschen Glockenturmes
Der Bundespräsident hat auf Schloss Burg an der Wupper den in den letzten Jahren ständig enger werdenden Kontakt zwischen den Deutschen in der Bundesrepublik und in der Sowjetzone als einen stillen Aufstand der Seelen gegen eine Machtentscheidung bezeichnet, die den Deutschen ihr gemeinsames Vaterlandsgefühl rauben wolle. Heuss sprach zur Einweihung eines Glockenturmes mit drei ostdeutschen Glocken, die vom Königsberger Dom und von Sankt Jakobus in Breslau stammen. Der Glockenturm steht neben der „Gedenkstätte des deutschen Ostens", die vor fünf Jahren eingeweiht wurde. (Wir haben über die Weihe seinerzeit in Wort und Bild berichtet.)
Der Bundespräsident betonte, in den letzten Jahren sei es immer klarer geworden, dass die deutsche Wiedervereinigung ein Weltproblem geblieben sei. Es sei naiv zu glauben, man könne die Wiedervereinigung durch Verhandlungen mit Ost-Berlin erreichen.
Seite 4 Straffung der Arbeit?
Die kleine Bonner Kabinettsreform zu Beginn des letzten Arbeitsjahres des Bundestages hat der Kanzler so kommentiert, dass es sich hier nicht um eine grundsätzliche Änderung der politischen und wirtschaftlichen Ziele, sondern um eine „Fortführung unserer geradlinigen Politik mit teilweise erneuerten Kräften" handle. Die steigende Vielfalt der inneren und äußeren Probleme — wobei die neuen und schwer durchzuschauenden Entwicklungen in der Sowjetunion und im Ostblock, aber auch bei den jungen Nationen des Orients und Asiens erwähnt wurden — hätte zu einer Straffung der Arbeit des Kabinetts gezwungen.
Das Echo, das die doch sehr eng begrenzte Umgruppierung in der Regierung fand, war sehr unterschiedlich und widersprechend. Als bedeutsam wurden eigentlich nur die Umbesetzung im Bundesverteidigungsministerium, das Verschwinden aller Sonderministerien und das Verbleiben Blüchers als Vizekanzler und Leiter des Wirtschaftskabinetts sowie des oft scharf angegriffenen Bundesarbeitsministers Storch gewertet.
Ein schweres Amt
Der in den letzten Jahren sowohl von der Opposition als auch in vielen Presseorganen besonders heftig kritisierte Verteidigungsminister Blank hat sich bei seinem Ausscheiden — wie sogar seine Feinde zugeben müssen — als „guter Verlierer" erwiesen. Er erklärte, dass er ohne Groll und Ressentiments scheide und dass er auch seinem Nachfolger, dem bayerischen CSU-Politiker und bisherigen Atomminister Strauß, jederzeit gerne seinen Rat erteilen werde, wenn er gebraucht werde. In seinem leider zu wenig beachteten letzten Tagesbefehl an die neue Bundeswehr hat Blank selbst betont, dass er sich volle sechs Jahre „mit ganzem Herzen" seiner wahrlich nicht leichten und dankbaren Aufgabe gewidmet habe. Trotz aller Schwierigkeiten und Rückschläge, die nach den zehn Jahren des Fehlens einer Wehrmacht in Deutschland einfach unausbleiblich waren, vollziehe sich der Aufbau der Bundeswehr heute Zug um Zug. Man dürfe die sichere Gewissheit haben, dass die Bundeswehr das gesetzte Ziel erreichen und die ihr von Volk und Parlament gestellte Aufgabe erfüllen werde. Es ist ein Gebot selbstverständlicher Dankbarkeit, wenn heute auch einige jener Publizisten, die in der Vergangenheit mit Vorwürfen und Angriffen gerade gegen Blank nicht sparten, nun betonen, dass er sich durch seine unbestreitbaren Leistungen auf schwerstem Posten doch große Verdienste um das Vaterland und die neue Wehrmacht erworben hat. Mutig hat er in jedem Fall die gesamte politische Verantwortung seines Amtes auf seine Schultern genommen. Gerade die Heimatvertriebenen, denen die Bescheidenheit und Arbeitsfreude dieses Frontsoldaten des Zweiten Weltkrieges und Arbeitersohnes stets sympathisch war, haben sein Schaffen wohl zu würdigen gewusst. Sicher sind auch ihm Fehler unterlaufen, aber man darf wohl fragen, wer sie in einer so schwierigen Lage ganz vermieden hätte. Dass seine Nerven weit über Gebühr beansprucht wurden, wird niemanden verwundern, der weiß, wie sehr er in der „Bonner Schusslinie" stand und für wieviel Probleme er geradezustehen hatte.
Die Ablösung
Blanks Nachfolger im Amt, der Minister Strauß, der als ein energiegeladener und robuster bajuwarischer Politiker gilt — fremdwortfreudige Publizisten nennen ihn gern „dynamisch" —, wird wohl auch in der militärischen Spitze einige Umbesetzungen vornehmen und die Planungen seines Vorgängers in mancher Beziehung ändern. Man hat Blank vorgeworfen, er habe sich zu sehr unter Zeitdruck setzen lassen und mehr versprochen, als im Augenblick zu halten war. Überstürzte Maßnahmen können gewiss gerade auf dem Gebiet der Wehrpolitik Schaden stiften, die Wahl des richtigen Tempos ist entscheidend wichtig, weil Fehlplanungen zu Beginn später nur schwer oder gar nicht wiedergutgemacht werden können. Strauß wird also recht bald beweisen müssen, ob er klug und wirkungsvoll planen kann, ob er die verfügbaren Kräfte und Mittel erfolgreich und störungsfrei einzusetzen vermag. Er ist es auch, der demnächst den NATO-Verbündeten sagen muss, dass die für 1956 ursprünglich vorgesehene Verteidigungsplanung mit 96 000 Mann unter Waffen nicht voll erfüllt werden kann, dass sich vermutlich auch bei der Einberufung der Wehrpflichtigen Verschiebungen ergeben. Das wird kein leichter Gang sein.
Die Bewährungsprobe
Ob das durch das Ausscheiden der vier Minister Blank, Kraft, Neumayer und Schäfer auf sechzehn Mitglieder verkleinerte Kabinett besser und zügiger arbeitet, ob es — wie es sich der Kanzler erhofft — „gestrafft" ist, werden die kommenden Monate zeigen müssen. Wir sind uns alle einig in dem Wunsch, dass das Tempo der Gesetzgebung auf wichtigsten Gebieten (man denke nur an Wehrfragen, Lastenausgleich, Rentenreform, Wirtschaft, Preise usw.) erheblich gesteigert werden möge. Ein Berg von bedeutsamen Vorlagen will allein innerpolitisch bis zum Tage der Bundestagswahl von Regierung und Parlament noch bewältigt werden. Zugleich erfordert die Weltpolitik, erfordern die immer noch unerledigten wichtigen deutschen Anliegen größte Tatkraft, Initiative und Umsicht. Gerade hier hat sich die umgebildete Regierung in besonderem Maße zu bewähren, nachdem man in den letzten Jahren nicht ohne Grund den Eindruck hatte, als sei von Bonn durchaus nicht alles geschehen, was versucht und unternommen werden musste. Der deutsche Wähler, der 1957 an die Urne tritt, wird sich nicht mit Worten und Verheißungen zufriedengeben, er wird nach den Taten urteilen.
Seite 4 Wer ist Gomulka?
Der in diesen Tagen so vielgenannte neue kommunistische Parteichef Polens, Wladyslavy Gomulka, ist für die deutschen Heimatvertriebenen kein unbeschriebenes Blatt. Wir haben es nicht vergessen, dass der gleiche Mann, der jetzt so energisch die Beseitigung des rotpolnischen Polizeiterrors und der stalinistischen Gerichtsbarkeit fordert, selbst ein Riesenkonto an Verbrechen vorzuweisen hat. Gomulka war in den Tagen, als man in der barbarischsten Weise die Deutschen in unserer ostpreußischen Heimat verfolgte und austrieb, der verantwortliche „Minister für die befreiten Westgebiete" des roten Regimes. Er hat nachweislich außerdem Zehntausende seiner eigenen Landsleute in den Tagen, als er als Stellvertreter des berüchtigten Bierut in Warschau fungierte, einkerkern lassen, und die Zahl der Todesurteile, die er nach Marterungen und Misshandlungen von parteilichen Gerichten erwirkte, ist unübersehbar.
Gomulka ist seit seinem vierzehnten Lebensjahr ein fanatischer Kommunist gewesen und geblieben. Er erlernte den Beruf eines Mechanikers in der polnischen Erdölindustrie, wurde aber schon bald wegen seiner Verschwörertätigkeit und unterirdischen Wühlarbeit von der polnischen Polizei eingesperrt. Da es damals in Polen noch bürgerliche Gerichte gab, kam er mehrfach mit verhältnismäßig geringen Strafen davon, worauf er jedes Mal sofort wieder in der Partei arbeitete. 1933 flüchtete er in die Sowjetunion, kehrte heimlich aber bald wieder nach Polen zurück und arbeitete dort in den Untergrundorganisationen. Zur Zeit der Einnahme Warschaus 1939 war er dort tätig, um kurz darauf im Karpatengebiet kommunistische Partisaneneinheiten aufzustellen. 1943 wurde Gomulka erstmals kommunistischer Generalsekretär, und im Dezember 1944 trat er als sogenannter „stellvertretender Ministerpräsident" der von Stalin berufenen bolschewistischen Polenregierung in Lublin bei.
Etwa ab 1947 setzte sich Gomulka, der stets als einer der fanatischsten polnischen Kommunisten gegolten hat, für den sogenannten „eigenen Weg Polens zum Kommunismus" ein. Als er 1948 auch gegen den Ausschluss Titos aus dem Kominform und gegen die verschärften Maßnahmen zur Kollektivierung der Landwirtschaft auftrat, wurde er von Bierut als Generalsekretär abgesetzt. 1949 verlor er auch die Ämter als Minister. Gerade in den Tagen, als auf Moskaus Befehl der Sowjetmarschall Rokossowsky das Amt des polnischen Verteidigungsministers, Oberbefehlshabers und heimlichen Statthalters übernahm, stieß man Gomulka aus dem Parteizentralkomitee aus. Erst 1951 jedoch wurde er verhaftet, abgeurteilt und als „Verschwörer und Konterrevolutionär" eingesperrt. Seine heimliche Entlassung aus der Haft erfolgte nach Stalins Tod, sie wurde jedoch erst 1956 bekanntgegeben.
Seite 4 „Schmutzige Ziele" Moskau wettert gegen die polnische Presse
Die Moskauer „Prawda" als offizielles Organ der sowjetischen KP wettert gegen die polnische Presse, die Misstrauen säe, die kommunistische Doktrin widerlege und versuche, ideologische Drogen zu importieren, die den Werktätigen fremd seien. Es heißt dann weiter: „Diese antisozialistische Kampagne, die in mehreren polnischen Zeitungen geführt wird, bedeutet ein offenkundiges Auftauchen bürgerlicher Elemente. Das erregt unter den ehrlichen Patrioten und den großen Massen des werktätigen Volkes in Polen Unzufriedenheit und Entrüstung. Sie fordern die Zurückweisung der Revisionisten und Kapitulanten, die sich breitmachen und die polnische Presse für ihre schmutzigen Ziele ausnutzen. Der Verfasser solcher antisozialistischer Artikel verbarg sich bisher hinter Behauptungen, dass sie nur die Folgen des Personenkultes auseinandersetzen und für die Grundsätze Lenins im Parteileben eintreten. Aber jetzt sehen sie sogar von diesen Phrasen ab, die im Übrigen im Munde dieser Verleumder als Blasphemien wirkten und ihnen die Gelegenheit boten, die polnische Vereinigte Arbeiterpartei und die Volksdemokratie zu schädigen“.
Seite 4 „Weiter kommunistischer Kurs" Eine Warschauer Pressestimme zur Lage
Recht bezeichnend für die unsicheren Gefühle, die man offenbar in maßgebenden Warschauer Parteikreisen nach der Wahl Gomulkas hat, ist ein erster Kommentar des offiziellen polnischen Partei-Zentral-Organs „Trybuna Ludu". Das kommunistische Blatt beeilt sich, zu versichern, alle Spekulationen des Westens auf eine Änderung der kommunistischen Grundlagen in Polen seien falsch. Die Grundlage der polnischen Politik bleibe auch weiter die Freundschaft zur Sowjetunion. Die „Trybuna" meint zu den Erklärungen von Eisenhower und Dulles, man sei zu einer Förderung der freiheitlichen Kräfte in Polen bereit, die Polen fühlten sich unter ihrem heutigen Regime „frei genug" und verbäten sich alle Einmischungsversuche von außerhalb. Zu der Erklärung des Bundeskanzlers, man könne mit einem freien Polen zu einer Lösung der Probleme kommen, nimmt das Warschauer Parteiblatt ebenfalls kritisch und ablehnend Stellung.
Seite 4 Sowjetmarine hart im Rennen
Ein riesiges atomgetriebenes Walfang-Mutterschiff entsteht auf russischen Werften. Mit seinen 30 000 bis 40 000 Tonnen wird dieser Gigant das Format eines Schlachtschiffes bekommen. Westliche Experten gehen wohl nicht fehl in der Annahme, die Kriegsmarine der Sowjetunion wolle damit Erfahrungen sammeln. Darüber hinaus arbeiten russische Ingenieure an einem Atom-Unterseeboot und einem Atom-Eisbrecher.
Mit aller Kraft versucht der Kreml, eine stärkere und schlagkräftigere Kriegsflotte aufzubauen, als die USA sie besitzen. Alle vierzehn Tage laufen drei Unterseeboote mit normalem Antrieb von den Helgen. Nach vorsichtigen Schätzungen verfügt die UdSSR heute schon, wie NATO-Chef General Gruenther erklärte, über 408 U-Boote. Aber auch die Überwasserflotte wird nicht vernachlässigt. Man nimmt an, dass Russland etwa 25 moderne Kreuzer, 130 Zerstörer und rund dreitausend Marineflugzeuge besitzt.
Seite 4 Zusammenstehen in Liebe und Güte
Die große Katastrophe, die im Januar 1945 über uns und unser deutsches Volk gekommen ist, hat noch kein Ende gefunden. Der Strom der Vertriebenen und Flüchtlinge fließt weiter. Tausende von Aussiedlern! Zehntausende von Zuwanderern! Menschen auf der Flucht! Ohne Heim und Heimat! Gezeichnet von Elend und Not! Mit blutendem Herzen! Zweifelnd und verzweifelt! Wir sind nicht imstande, all die Last und Bitterkeit, die mit Ausweisung, Flucht, und Heimkehr, mit Lagerdasein und Notunterkunft und Wohnungssuche verbunden sind, aufzuzählen.
In diesem uferlosen Elend brauchen wir opferfreudige und opferstarke Liebe. Wir dürfen diese Kreuzträger nicht allein lassen. Die Liebe, unsere christliche Bruderliebe, will und soll verherrlicht werden in dieser großen und größten Not. Sagen wir nicht: Wir sind ja selbst Vertriebene, wir selbst leiden noch Not und warten täglich auf bessere Zeiten, wir brauchen eine Wohnung, es mangelt uns an Hausrat. Das mag sicherlich bei vielen von uns stimmen. Aber nicht bei allen. Einige Landsleute aus unseren Reihen haben wieder Brot, Arbeit und Wohnung. Einige von uns haben die äußere Not überwunden und wieder einen auskömmlichen Lebensstandard. Wie geht es aber unseren Mitbrüdern und Mitschwestern, die jetzt aus der alten Heimat zu uns nach Westdeutschland kommen? Wie geht es denen, die in der sowjetischen Zone leben müssen? Was schreiben uns unsere Landsleute aus Ostpreußen?
Jetzt ist die Zeit gekommen, da auch wir zur Barmherzigkeit aufgerufen sind. Jetzt ist die Stunde da, dass ein solches Wort zu Euch gesprochen werden muss. Vielleicht hat der Herrgott die große Prüfung über uns kommen lassen, damit wir das Elend der Flüchtlinge von heute besser verstehen, damit die Lebenskraft eines jeden Christen erprobt werden kann. Gott hat vielen von uns seine gnadenvolle Güte geschenkt. Jetzt bietet uns Gott die Chance der Bewährung, uns als gute, helfende Christen zu zeigen.
Draußen in den Lagern und Notunterkünften hausen Zehntausende, die ihre übergroße Last allein tragen müssen. So wenig sind da, die zupacken und helfen. Hüten wir uns vor dem Kain-Gedanken: Was geht mich der andere an? Du bist verantwortlich für jeden, der ein Kreuz trägt. Jeder, der ein Menschenantlitz trägt, hat ein Herz in seiner Brust, das nach Liebe dürstet. „Einer trage des anderen Last', hat einmal St. Paulus gesagt. Wir alle gehören zusammen, wir alle gehören zu Christus. Wir alle sollten zusammenstehen in Liebe und Güte.
Was sollen wir tun? Jeder, der es nur irgendwie kann, soll Anteil nehmen an den Sorgen der Mitmenschen. Jede kleinliche persönliche Sorge muss zurücktreten hinter einer tatkräftigen Hilfsbereitschaft. Es muss undenkbar sein, dass wir beim Anblick so vieler notleidender Menschen nicht das Verlangen spüren zu helfen. Ihr habt die Ärmsten unter Euch. In den Häusern und Gemeinden. In den Lagern und Notunterkünften. Lest die Briefe, die unsere Landsleute schicken. Reicht allen die Hand und öffnet ihnen Euer Herz.
Mag eigene Not noch so groß sein, unsere Bruderliebe soll größer sein. Unsere Barmherzigkeit soll stärker sein als alles Erdenleid. Unsere Nächstenliebe, frei von aller Selbstsucht und Ichliebe, soll Wunden heilen und die Herzen höher schlagen lassen. Die Flüchtlinge von heute, elf Jahre nach dem großen Flüchtlingstreck, sollen erkennen und sagen: Diejenigen, die selbst Flüchtlingsleid getragen haben, verstehen uns, helfen uns, stehen zu uns, reichen uns die Hand in selbstloser Liebe. Die Stunde der Not ist die Möglichkeit der großen Liebe. Wir sollten zeigen und beweisen, dass wir, die Ostvertriebenen, die Möglichkeit unserer Stunde erkannt und den Ruf Gottes zum barmherzigen Tun verstanden haben. Pfarrer Paul Kewitsch, Paderborn, Domplatz 26.
Seite 5 Das Ergebnis einer Umfrage. . Wenn unsere Heimat wieder zu Deutschland gehören würde. … dann würden bald zehn Millionen Deutsche dort leben
Die deutschen Heimatvertriebenen haben durch ihre Haltung in der Zeit nach ihrer Vertreibung jene erste Berechnung zunichte gemacht, die dahinging, dass durch den Zustrom von Millionen entwurzelter, deklassierter und völlig verarmter Menschen in das bereits hinreichend übervölkerte Westdeutschland dort ein ständiger Herd sozialer Unruhen geschaffen werde, die es radikalen Agitatoren ermöglichen würden, den Aufbau eines geordneten, freiheitlichen deutschen Gemeinwesens zu verhindern oder gar die kommunistische Revolution weiter nach Westen zu tragen. Das Gegenteil ist der Fall gewesen: Gerade die deutschen Heimatvertriebenen erwiesen sich als jenes Element, das ganz wesentlich zum Werden eines deutschen Staatswesens beitrug.
Andererseits haben die Vertriebenen auch durch die Rechnung jener einen Strich gemacht, die meinten, durch Austreibungen könnten jemals politische Probleme „gelöst" werden. Durch die Austreibung der Deutschen sollte unter Beweis gestellt werden, dass Austreibungen sehr wohl als Mittel der Politik eingeführt werden könnten. Die unabsehbaren Folgen, die sich aus einer solchen Einstellung für die Menschheit ergeben müssen, übersah man geflissentlich, obwohl es von vornherein jedem Einsichtigen klar war, dass das Unrecht niemals ein „Ordnungsprinzip" sein kann. Es war daher eine wahrhaft europäische Aufgabe, welche die Vertriebenen in Angriff nahmen, als sie gegen das Unrecht aufstanden und ihre Stimme für Recht und Gerechtigkeit erhoben.
Welches Ergebnis dieses Wirken der Vertriebenen und ihrer Organisationen gehabt hat, wird selbst aus den Resultaten einer „Repräsentativ-Erhebung" ersichtlich, die an sich unter Außerachtlassung wichtiger Gesichtspunkte und ohne Ausschaltung einer Reihe von Fehlerquellen unternommen wurde. Das EMNID-Büro in Bielefeld hat an einen „repräsentativen Querschnitt" von Heimatvertriebenen, Sowjetzonenflüchtlingen und Einheimischen die Frage gerichtet, ob sie bereit seien, in die deutschen Ostgebiete jenseits von Oder und Neiße zu gehen, wenn diese wieder zu Deutschland gehören würden.
Nach den EMNID-Ermittlungen ergab sich, dass von den befragten Heimatvertriebenen 57. v. H., von den Sowjetzonenflüchtlingen 22 v. H. und von den Einheimischen 4 v. H. in die deutschen Ostgebiete jenseits von Oder und Neiße zu gehen wünschen, sobald diese Gebiete wieder unter deutscher Verwaltung stünden. Was die Heimatvertriebenen anlangt, so ist zu berücksichtigen, dass die Frage allein die Übersiedlung in die deutschen Ostgebiete jenseits von Oder und Neiße betraf. Da aber von den etwa acht Millionen Vertriebenen in Westdeutschland etwa zwei Millionen Vertriebene aus anderen Ländern und Gebieten sind, ergibt sich, dass der Anteil der Ostdeutschen, die unverzüglich in ihre Heimat zurückkehren würden, weit höher liegt: Mindestens 70 v. H. Nimmt man die 22 v. H. der Sowjetzonenflüchtlinge und die 4 v. H. der einheimischen Bevölkerung hinzu, die zusammen mit den vertriebenen Ostdeutschen in die Oder-Neiße-Gebiete umsiedeln würden, so ergibt sich — umgerechnet auf die Bevölkerungszahlen —, dass allein aus Westdeutschland rund sechs Millionen Menschen in jene gegenwärtig sowjetisch und polnisch verwalteten Gebiete übersiedeln würden, darunter 4,3 bis 4,4 Millionen Heimkehrer.
Auf die Sowjetzone übertragen, wo der Prozentsatz der Vertriebenen aus den Oder-Neiße-Gebieten höher ist als im Bundesgebiet, würde dies bedeuten, dass — unter Zugrundelegung von ebenfalls nur vier v. H. „Mitwanderern" — weitere 2,7 Millionen hinzukämen. Zusammen mit den 1,3 Millionen Deutschen, die noch in den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten leben, würde dies alsbald nach Rückgabe der Gebiete in deutsche Verwaltung eine Gesamtzahl an deutscher Bevölkerung von etwa zehn Millionen ergeben.
Die zugrundeliegende Erhebung ist dabei zu einem Zeitpunkte erfolgt, der keineswegs eine günstige Voraussetzung für die erwähnten Willenserklärungen bot, sondern im Gegenteil viele Fragen offen lässt. So ist zum Beispiel aus den Antworten der Sowjetzonenflüchtlinge zu entnehmen, dass der Anteil derer, die aus Mitteldeutschland nach Ostdeutschland umsiedeln würden, weit höher sein würde als in Westdeutschland. Und zugleich muss in Betracht gezogen werden, dass jeder, der diese Willenserklärung abgab, sich dessen bewusst war, dass er nach der Umsiedlung völlig aus dem Nichts heraus neu beginnen müsste, in Gebieten, von denen bekannt ist, dass sie heute weithin — allerdings nicht überall — verwahrlost und verkommen sind oder in denen die Kriegsschäden noch nicht beseitigt wurden. Sie alle erklärten sich bereit, das „Wirtschaftswunder" in Westdeutschland aufzugeben, um der Heimat willen oder in Aussicht auf das harte Leben eines Pioniers in einem Lande, das auch erst wieder zur wahrhaften Heimat gestaltet werden muss. Schließlich kommt hinzu, dass die politische Situation der Gegenwart alles andere als dazu angetan ist, derartig positive Willensentscheidungen zu fördern, denn es ist zum Beispiel eine offene Frage, auf welche Weise denn den Siedlern ihre Sicherheit des Aufbaues gewährleistet sein würde.
Gerade aber wenn man dies alles in Rechnung stellt, ergibt sich umso klarer folgendes:
1. Dass entgegen dem polnischen Vorbringen die gegenwärtig fremdverwalteten deutschen Ostgebiete sogleich wieder von Deutschen voll besiedelt werden würden, selbst wenn die gesamte neu angesetzte polnische, ukrainische und sowjetische Bevölkerung unverzüglich in ihre eigene Heimat zurückkehren würde.
2. Dass die persönlichen Bindungen zwischen Vertriebenen und Einheimischen dazu führten, dass immer mehr Deutsche eine Übersiedlung in die deutschen Ostgebiete in Aussicht nehmen. Vor allem aber auch
3. Dass niemand das Recht hat, jene Gebiete, die nicht nur Eigentum der Heimatvertriebenen, sondern des ganzen deutschen Volkes sind, auch nur teilweise „abzuschreiben".
Selbst diese unter den denkbar ungünstigsten Umständen und unter Missachtung wichtiger Gegebenheiten und unerlässlicher Erfordernisse durchgeführte Erhebung lässt also erkennen, dass es eine absolute Fehlberechnung war, durch Austreibungsmaßnahmen die Anerkennung des Unrechts erzwingen zu können, sondern dass im Gegenteil jener Satz gilt: Je größer das Unrecht, umso größer ist die Notwendigkeit, das Recht wiederherzustellen. Dr. Eduard Jennicke
Seite 5 Die ersten Heimhehrer der DRK-Liste. Russland entließ fünf Deutsche.
Die erste Gruppe von Heimkehrern, deren Namen auf der vom Deutschen Roten Kreuz zusammengestellten Liste stehen, die der Botschafter der Bundesrepublik in Moskau, Haas, kürzlich den sowjetischen Behörden vorgelegt hatte, traf jetzt im Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen ein. Es waren fünf Deutsche, darunter eine Frau, und ein Franzose:
Friederike Karpstein,
Alfred Haupt,
Horst-Theodor Mulle,
Raimond Zulege und
Dengo Kalous.
Die Heimkehrer, die alle gegen Ende des Krieges inhaftiert — Friederike Karpstein als DRK-Schwesternschülerin im Ost-Sudetenland — und wegen angeblicher Spionage zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden waren, wurden am 14. September 1956 nach einem Erlass des Obersten Sowjets amnestiert. Sie, deren Namen wie die vieler tausend anderer noch in der Sowjetunion befindlicher Deutscher vom DRK zusammengestellt worden waren, durften dann an einer zum ersten Mal stattfindenden Besprechung zwischen Vertretern der Deutschen Botschaft in Moskau und den sowjetischen Behörden teilnehmen, die nach den Angaben der Heimkehrer sehr freundschaftlich verlaufen sein soll. Die Russen hätten dabei zugesagt, dass diese Besprechung nicht die letzte bleiben solle. Nachdem die Staatsangehörigkeit geklärt war, wurde ihnen die Ausreiseerlaubnis erteilt.
Am 15. Oktober waren die Heimkehrer aus dem Sammellager Wykowo bei Moskau, wo noch mehrere Deutsche zurückgeblieben sind, mit dem repräsentativen „Blauen Express" abgefahren; Fahrgeld und Marschverpflegung bezahlten die sowjetischen Behörden. Nach zwei Tagen trafen sie in Ost-Berlin auf dem sogenannten Ostbahnhof (früher Schlesischer Bahnhof) ein und wurden von der sowjetischen Konsularabteilung den Vertretern des Bonner Auswärtigen Amtes und des DRK der Bundesrepublik übergeben, die sie in zwei Kraftwagen nach West-Berlin in die DRK-Betreuungsstelle Alt-Moabit mitnahmen, von wo die Heimkehrer nach Hannover flogen und dann ins Lager Friedland kamen. Die Heimkehrer äußerten sich anerkennend über den Einsatz der bundesdeutschen Botschaft in Moskau, die weiterhin um die Ausreiseerlaubnis für die noch zurückgebliebenen Deutschen ständig bemüht sei.
Seite 5 Moskau ließ litauische Priester frei
Die katholische holländische Zeitung „Volkskrant" bringt eine Meldung aus vatikanischen Kreisen, wonach man dort darüber unterrichtet worden sei, dass die Sowjets einen litauischen Bischof und viele Priester aus den sibirischen Lagern freigelassen haben. Es handelt sich um den Bischof Ramanauskas, der 1946 durch die sowjetische Geheimpolizei verhaftet wurde und den man dann in ein nicht genanntes sibirisches Zwangsarbeitslager brachte. Der Bischof sei inzwischen nach Litauen zurückgekehrt und in einem Dörfchen der Diözese Vilkaviskis untergebracht worden. Er müsse dort unter polizeilicher Aufsicht leben. Mit ihm seien insgesamt 102 litauische katholische Priester aus sibirischen Lagern entlassen und in ihre Heimat geschafft worden. Sie alle hätten in den Nachkriegsjahren in den Lagern ungeheure Entbehrungen erleiden müssen.
Seite 5 Noch vierhunderttausend Deutsche befinden sich in Rumänien.
Der Präsident des Roten Kreuzes wies in Bonn darauf hin, dass Verhandlungen für die Familienzusammenführung für etwa 11 000 Rumäniendeutsche, deren engste Angehörige in Westdeutschland leben, noch nicht zum Erfolg führten. Rumänien legt Wert auf ein diplomatisches Gespräch, das zwischen den Botschaften in Paris geführt werden soll.
Seite 5 Oberdomprediger Professor D. Doehring. Er feiert sein Goldenes Pfarrer-Jubiläum.
Am 30. Oktober 1956, kann unser berühmter Landsmann Oberdomprediger Professor D. Bruno Doehring sein Goldenes Jubiläum als Pfarrer begehen. Wir dürfen ihm wohl im Namen aller Ostpreußen zu diesem Ehrentag die herzlichsten Glück- und Segenswünsche aussprechen.
Das Ostpreußenblatt hat die Persönlichkeit Bruno Doehrings im Laufe der Jahre wiederholt gewürdigt. An seinem 75. Geburtstag, dem 3. Februar 1954 widmete ihm sein alter Schulkamerad und Freund Dr. Paul Fechter ein herzliches Grußwort. An diesem Tage empfing der berühmte Geistliche und Gelehrte den Korrespondenten unserer Zeitung zu einem längeren Gespräch, in dem er viele Erinnerungen aus seiner so überaus segensreichen Tätigkeit am Dom der Reichshauptstadt vor uns ausbreitete.
Heute ist der 77-jährige Sohn der Herderstadt Mohrungen, seit über zweiundvierzig Jahren an dem bedeutendsten, evangelischen Gotteshaus Berlins tätig. Als der Krieg sowohl den Dom als auch das benachbarte ehrwürdige Schloss der preußischen Könige weitgehend zerstörte, hat Professor D. Doehring zusammen mit seiner Gemeinde dafür gesorgt, dass fortan in der Krypta auch weiterhin Gottesdienst gehalten werden konnte.
Seiner ostpreußischen Heimat hat sich Bruno Doehring immer eng verbunden gefühlt. Es sei daran erinnert, dass er im August 1914 als junger Hof- und Domprediger des Kaisers vor dem
berühmten Bismarck-Denkmal am Reichstag einen unvergesslichen Bittgottesdienst für seine auch damals von den Russen bedrohte Heimatprovinz Ostpreußen abhielt, an dem viele Tausende von Berlinern ergriffen teilnahmen.
Oberdomprediger Professor Doehring hat im Ostpreußenblatt selbst geschildert, dass er als junger Lehrvikar zuerst an unserer alten Löbenichtschen Kirche in Königsberg wirkte. Seine Ausbildung zum Pfarrer schloss er auf dem Predigerseminar in Wittenburg bei Briesen ab. In der Königsberger Schlosskirche ist er vor fünfzig Jahren durch den damaligen hochverdienten Generalsuperintendenten D. Braun für das geistliche Amt ordiniert worden. Seine Vereidigung nahm damals der Konsistorialpräsident D. Köhler vor. In Ost- und Westpreußen war Bruno Doehring als junger Pfarrer in den Gemeinden Tiefensee, Fischau und Finkenstein tätig. In seinen Lebenserinnerungen hat er darauf hingewiesen, dass er in der Löbenicht-Kirche später getraut wurde. Vor seiner Berufung nach Berlin wurde der damalige Pfarrer Doehring Studiendirektor des gleichen Predigerseminars von Wittenburg, an dem er sich einst auf das zweite geistliche Examen vorbereitet hatte. Als einer der Berliner Hofprediger des Kaisers aus seinem Amte schied, wurde der Monarch auf den hoffnungsvollen jungen ostpreußischen Pfarrer aufmerksam gemacht. Er bat ihn zu einer Probepredigt
nach Berlin, und Doehring sprach im Dom über das 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes, das berühmte Hohe Lied der Liebe. Der Kaiser war sofort entschlossen, ihn für immer nach Berlin zu berufen. Wir brauchen hier nicht mehr noch einmal zu beleuchten, wie hervorragend sich Bruno Doehring in dieser ganz einzigartigen Gemeinde bewährt hat. Seit 1923 versah er nicht nur die vielseitigen Pflichten des Oberdompredigers in der Vier-Millionen-Stadt, sondern auch das Amt eines Theologieprofessors an der Berliner Universität.
Nach 1945 hat der immer unerschrockene Ostpreuße auch nach der Trennung Berlins in zwei politische Hälften seinen Dienst an der alten Universität und am Dom unermüdlich fortgeführt Er hat es immer wieder betont, dass er sich zu allen Zeiten nur als Prediger und Seelsorger gefühlt hat. In seinen Erinnerungen sagt er, dass ein richtiger Gemeindepastor zu beneiden ist, weil er einen Beruf ausfüllt, der ihm so viele Türen öffnet. Professor Bruno Doehring stand vor aller Welt am Sarge eines Kaisers und völlig allein mit dem Totengräber an der Gruft eines unbekannten Bettlers: „Seelsorgerliche Besuche führten mich in Hütten und Paläste. Mit Nikodemus-Naturen habe ich Nachtgespräche geführt und völlig Abgestumpften den Weg zu ihrer Seele zu öffnen versucht", so sagte er selbst. Sein Wirken und Schaffen wird am besten charakterisiert durch das unvergängliche Bibelwort: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“.
Seite 5 „Auf Knien zurück in meine Heimat kriechen!" Ukrainer wiesen „Eigentumsurkunden" für die ihnen übertragenen deutschen Gehöfte zurück.
Die in Stettin erscheinende polnische Zeitung „Glos Szczecinski" (Das Stettiner Wort) befasst sich in einem eingehenden Bericht mit der ukrainischen Volksgruppe, die im polnisch verwalteten Ostpommern in den ersten Nachkriegsjahren zwangsangesiedelt wurde und die nun geschlossen in ihre Heimat zurückstrebt. In dem Bericht wird hervorgehoben, dass die Ukrainer die „Übereignungsurkunden" für die ihnen zugeteilten deutschen Gehöfte zurückwiesen, gleichzeitig aber die örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden mit Gesuchen um Genehmigung der Abwanderung in die eigene Heimat überschütteten.
Der polnische Berichterstatter schreibt: „Alle meine Gespräche mit Ukrainern begannen und endeten mit der Erörterung der einen Frage: Werden wir zurückkehren können, wann werden wir heimkehren können und warum lässt man uns nicht nach Hause? Diese Fragen übertönten alles andere. Für viele, sehr viele Ukrainer verbindet sich die Vorstellung des Zu-Hause-Seins, der Heimat, ausschließlich mit dem Osten. Hier im Westen, so sagen sie, sei nur eine Station, eine Anlegestelle; hier wartet man und wartet immer noch ... Alle meine Gespräche mit den Ukrainern waren schwierig, doch dieses Thema war am schwierigsten zu erörtern. Wie soll man mit einem Menschen sprechen, der auf alle Fragen nur eine einzige Antwort hat: „Dort sind unsere Friedhöfe, dort ruhen unsere Ahnen und Urahnen, dort nur wollen wir leben“.
Des Weiteren wird von einem ukrainischen Bauern berichtet, der in einem Dorfe des Kreises Greifenberg zwangsangesiedelt wurde und der nun „wohlhabend geworden" sei, trotzdem aber in seine Heimat zurückgehen will, obwohl er dort nur eine kleine Wirtschaft mit drei Morgen Land besaß, jetzt aber sieben Morgen hat „und viel bessere Gebäude". Dieser ukrainische Bauer erklärte dem Berichterstatter von „Glos Szczecinski": „Auf den Knien würde ich dorthin zurückkriechen. Hier ist für mich kein Leben“. Als ihm entgegengehalten wurde, dass ein anderer Neusiedler doch verbleiben wolle, antwortete der ukrainische Bauer: „Dieser Mann hat keine Seele“. Der polnische Berichterstatter fügt hinzu: „Es ist eine alte Wahrheit, dass ein Mensch, dem eine Entscheidung aufgezwungen wird, im Herzen immer Groll hegen wird, auch wenn diese aufgezwungene Entscheidung sich für ihn als sehr nützlich erweist“.
Weiter heißt es in dem polnischen Bericht, es sei „eine Tatsache, dass bei den örtlichen Volksräten beständig Gesuche um Erlaubnis zur Abwanderung einlaufen". Oftmals seien die „Übereignungsurkunden" zurückgewiesen oder gar an die ausstellenden polnischen Behörden zurückgesandt worden, wie sich auch in vielen Fällen die Ukrainer der wirtschaftlichen Initiative enthielten.
Anschließend wird ausgeführt, dass „die Partei und die Regierung alles Unrecht wiedergutmachen wollen, wo solches geschehen ist". Dies könne aber nur in Form wirtschaftlicher Hilfsmaßnahmen erfolgen. In ihre Heimat könnten die Ukrainer nicht zurück. Das Land dort sei bereits „seit langem rechtmäßig besetzt". Dies müsse den Ukrainern klargemacht werden.
Seite 5 „Eine infame Unterstellung" Adenauer zu ostpolitischen Problemen
Auf einer Landestagung der Jungen Union Westfalens in Dortmund hat der Bundeskanzler eine baldige Verständigung zwischen dem deutschen Volke und einem freien Polen als möglich und wahrscheinlich bezeichnet. Sollte Polen frei werden, könnte das entscheidende Bedeutung für die Entwicklung im gesamten Europa haben. Die jüngsten Ereignisse in Polen ließen hoffen, dass alle Völker Europas bald wieder in Frieden und Freiheit leben könnten. Das deutsche Volk werde sein Heimatrecht an den Ostgebieten niemals preisgeben, doch würden die gegenwärtig noch mit Polen bestehenden Differenzen durch verständnisvolle Verhandlungen zu lösen sein. An Gewaltanwendung denke niemand im deutschen Volke.
Der Kanzler wandte sich gegen die „infame" Unterstellung, er widersetze sich aus konfessionellen Gründen einer Wiedervereinigung Deutschlands. Die Freien Demokraten hätten bei ihren Kontaktversuchen mit den Liberaldemokraten der Zone einen Reinfall erlebt, weil die Machthaber der Zone diese Kontakte ablehnten.
Seite 6 Du sollst nicht vergessen, sondern behalten in deinem Herzen! Die große Gedenkfeier der vier Memelkreise in Hamburg — Dr. Gille gegen die Verzichtpolitiker
Am Sonntag, dem 21. Oktober, fand in Hamburg ein großes Treffen der vier Memel-Kreise Memel-Stadt, Memel-Land, Heydekrug und Pogegen statt, das von 2300 Landsleuten besucht war.
Vor dem Gedenkstein
Den sinnfälligen Auftakt des Treffens bildete eine Feier am Memel-Gedenkstein, über dessen Geschichte das Ostpreußenblatt bereits in Folge 41 (Ausgabe vom 13. Oktober) ausführlich berichtete. Der Gedenkstein ist jetzt an einem Rasenbeet in der Memeler Straße aufgestellt. Die Memeler Straße liegt im Stadtteil Barmbek, nahe dem Osterbek-Kanal. Auch die Namen der Parallel-Straßen wie Hohensteiner, Weichselmünder, Olivaer, Zoppot-Straße weisen auf den deutschen Osten. Die dort stehenden, gefälligen roten Klinker-Wohnhäuser wurden 1950 auf Trümmergrundstücken von der Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerergenossenschaft gebaut.
Um neun Uhr versammelten sich etwa zweihundert Landsleute an dem Gedenkstein. Die Melodie des Liedes „Land der dunklen Wälder", gespielt von einem Bläserkorps der Zollkapelle Hamburg unter Leitung von Paul Friedrich Pentzin, leitete die Feier ein. Oberregierungs- und Schulrat a. D. Richard Meyer gedachte des 29. September 1935, des Datums, das auf dem Stein eingemeißelt ist. An diesem Tage habe die Bevölkerung des Memellandes mit dem Stimmzettel bezeugt, dass sie sich durch keine auferlegten Hindernisse entmutigen ließ, ein nicht zu überhörendes Bekenntnis zu Volk und Vaterland abzulegen. Er dankte namens der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise dem Senat der Freien Hansestadt Hamburg und der Schiffszimmerergenossenschaft für die Wiederaufstellung des Steins, und er hob die Verdienste des Ehrenmitgliedes der Arbeitsgemeinschaft, Reichsbankrat a. D. Taube, hervor, der seit fünfzig Jahren für die Sache Memels in Hamburg wirkt.
Der Vorsitzende der Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerergenossenschaft, Stern, erinnerte daran, dass diese Organisation am 18. November 1875 ausschließlich zur Unterstützung der Memeler Zimmerleute unter ihrem ersten Namen „Memeler Schiffszimmerergenossenschaft" gegründet worden sei. Die Memeler Zimmerleute hätten damals in der Zeit der Sozialistengesetze um ihre Rechte gekämpft. Heute gelte es, für ein hohes Menschenrecht, für das Recht auf die Heimat einzutreten, und in diesem Sinne übernehme er den Stein in die Obhut der Genossenschaft.
Der Leiter des Denkmalamtes der Hansestadt, Professor Grundmann, gab bekannt, dass der Memelstein unter der Nummer 436 an die Liste der geschützten Denkmäler eingetragen sei. Der schlichte Stein stehe in einer Reihe mit repräsentativen Bauten wie Hamburger Rathaus, Jakobikirche und den großen Häusern an der Elbchaussee. Er solle den Hamburgern in jenem Augenblick, wo die jetzt von den Sowjets beherrschte Zone bis fünfzig Kilometer vor die Hansestadt reiche, in das Gedächtnis einbrennen, dass im Memelland die Bevölkerung entschlossen ihr Deutschtum verteidigte.
Mit dem Hohenlied auf die Freundschaft, dem berühmten Gedicht Simon Dachs, des großen Sohnes Memels, begann Hubert Koch — allen Ostpreußen ein Begriff — seine von echter Leidenschaft durchpulste Ansprache:
„Der Mensch hat nichts so eigen, so wohl steht ihm nichts an, als dass er Treu erzeigen und Freundschaft halten kann“. Das hohe Lied der Treue, so führte Hubert Koch aus, soll an diesem schlichten Stein erklingen. Der trägt nur einen Namen und nur ein Datum; Memel, 29. September 1935. Es war der Tag. an dem wieder einmal der Memelländische Landtag gewählt wurde. Bei der ersten Wahl, 1925, wurden 27 deutsche und zwei litauische Abgeordnete gewählt. 1935, nach zehn Jahren litauischer Herrschaft, die ja eine starke litauische Einwanderung förderte, hatte sich das Wahlergebnis kaum verändert: es wurden vierundzwanzig deutsche und fünf litauische Abgeordnete gewählt. Wir alle, die wir das Wissen um den deutschen Osten noch besitzen und pflegen, haben die Aufgabe, den Blick der deutschen Jugend nach dem Osten zu lenken und mit warmem Herzen von den deutschen Landen jenseits von Oder und Neiße zu reden. Oder, um mit den Worten von Agnes Miegel zu sprechen: „Lobpreisen, was Gleichnis uns war und noch bleibt im Leid von Gottes Reiches Herrlichkeit“.
Das ist auch die Aufgabe dieses Steines. Professor Dr. Grundmann hat ihn in die Obhut der in Frage kommenden staatlichen Betreuungsstelle genommen. Aber wichtiger ist, dass er an die Obhut deutscher Menschen genommen wird. Die Schiffszimmerergenossenschaft, die immer enge Verbindung mit Memel gepflegt hat, ist Besitzerin des Grund und Bodens, auf dem sich jetzt der Memelstein befindet, sie ist auch Besitzerin der Häuser, die diesen lieben Stein wie eine Schutzmauer umgeben. Möchten alle, die in diesen Häusern leben, wissen, was die Inschrift dieses Steines kündet, möchten sie es weitergeben an die heranwachsende Jugend. Solange deutscher Osten im Bewusstsein des deutschen Volkes lebendig ist, sind reale Chancen für die Wiedergewinnung vorhanden.
Der Redner erinnerte dann an die Zeit nach dem Unglücklichen Kriege 1806 und 1807, und er sprach das Wort von Ernst Moritz Arndt: „Wo dir Gottes Sonne zuerst schien ..." Das ist auch die Mahnung dieses Steines: „Du sollst nicht vergessen, sondern behalten in deinem Herzen“.
Der Stein ist ein Mahnmal der Treue. Ostdeutsche Treue soll in der Tiefe unseres Herzens der Nährboden sein für all unser Beginnen. In Treue und im Glauben wollen wir im Blick auf unsere arme und über alles geliebte deutsche Heimat im Osten mit Ulrich von Hutten, dem Zeitgenossen Martin Luthers bekennen:
Es kann nicht sein, dass so viel Geist
und Kraft und heilig Mut
hinwelken soll, weil auf dem Land
ein schwerer Fluch nun ruht;
noch kommen wird und kommen muss
ein bess'rer Tag, um den
viel hunderttausend Herzen, ach,
in heißer Inbrunst flehn!
Ostpreußischer Kirchgang
Am Vormittag nahmen die Landsleute an dem Gottesdienst in der Hauptkirche St. Jakobi teil. Viele Landsleute mussten stehen, so stark war der Besuch. Die Predigt, die Generalsuperintendent Obereigner (früher Memel) hielt, stand unter dem Wort: Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben. Zu unserem Trost sprechen Menschen niemals das letzte Wort, besonders dann nicht, wenn verantwortungslose Machtpolitiker neue „Grenzen" ziehen. Gott ist immer der Größere. Uns Ostpreußen und alle Ostdeutschen erfüllt dieses Gotteswort mit Hoffnung. Es sollte uns genauso als Wegweiser dienen wie jenem sibirischen Gefangenen, dem diese in einen Felsen eingemeißelten Worte zu einem Licht wurden, das ihm leuchtete und half, bis er wieder in die Heimat zurückkehren durfte. Wir Heimatvertriebenen, die wir feierlich auf Rache und Vergeltung verzichteten, haben in unserem Bemühen um unsere Heimat die Gewissheit, dass Gott uns in diesem Kampf beisteht, denn die Heimat des Menschen und sein Recht auf diese Heimat sind ein von Gott gewolltes Gut.
Erde aus der Heimat
Um zwölf Uhr mittags begann dann die Kundgebung im Winterhuder Fährhaus. Der große Saal und sämtliche Nebenräume waren überfüllt, es waren 2300 Landsleute erschienen. Oberregierungs- und Schulrat a. D. Meyer begrüßte besonders herzlich die Landsleute aus Berlin und der Sowjetzone und die Aussiedler aus dem Memelgebiet, die heute zum ersten Male an einem Treffen teilnehmen. Besonders bedrückt und schmerzt uns das Schicksal der Menschen, die immer noch zurückgehalten werden und denen man sogar die deutsche Staatsangehörigkeit abgesprochen hat. Er begrüßte dann weiter den Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Gille, Oberverwaltungsrat Dr. Hahn aus der Patenstadt Mannheim, den er die Seele der Patenschaft nannte, das Ehrenmitglied Reichsbankrat a. D. Taube, und er gab bekannt, dass die Arbeitsgemeinschaft einstimmig beschlossen habe, Frau Janzen-Rock, die als erste die Landsleute aus dem Memelgebiet gesammelt und zusammengeschlossen hat, zum Ehrenmitglied zu ernennen. Die Feier sei ein Gedenken an den 29. September 1935. Damals haben die Landtagswahlen in Memel gezeigt — genauso wie vor kurzem die Wahlen an der Saar —, dass auch ein kleines Land sich behaupten kann. Der Sinn dieser Kundgebung liegt vor allem darin, zu betonen, dass jeder Mensch über sich und seine Heimat nach freiem Willen entscheiden soll, und weiter darin, die Öffentlichkeit mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass wir niemals auf unsere memelländische Heimat verzichten werden.
Es war ein ergreifender Augenblick, als jetzt der Sohn eines vor kurzem aus Memel gekommenen Ehepaares an das Rednerpult trat und Schulrat Meyer einen Beutel mit Heimaterde und Seesand überreichte, den seine Eltern aus der Heimat mitgebracht haben. In bewegten Worten sprach Schulrat Meyer den Dank aus. „Ein kostbarer Schatz, den wir so aufbewahren werden, wie es unserer Heimat würdig ist“.
Zum Gedenken an unsere Toten erhoben sich alle Anwesenden von den Sitzen. „Wir ehren damit jene", so sagte Generalsuperintendent Obereigner, „die mit ihrem Leben das höchste Opfer gebracht haben, das ein Mensch geben kann. Das Erbe unserer Toten sei uns Vermächtnis und Verpflichtung zugleich“.
Die Rede von Dr. Gille
Dann hielt Dr. Alfred Gille, der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, die Hauptansprache. Es würden, so begann er, irgendwelche Leute einer bestimmten Richtung sich wahrscheinlich darüber mokieren, dass eben jetzt hier Heimaterde, von Aussiedlern mitgebracht, überreicht worden sei. Sie würden das vielleicht als Gefühlsduselei hinstellen und uns vorwerfen, dass wir die harten Gegebenheiten nicht sehen wollen. Aber die ahnen ja gar nicht, was es bedeutet, wenn Menschen nach Not und Leid und nach jahrelangen Bemühungen um die Ausreise endlich den Zug besteigen können und dann noch im letzten Augenblick, in dem des Abschieds von der Heimat Erde mitnehmen. Es ist ein Symbol dafür, wie tief wir alle unsere Heimat lieben. Und zugleich müssen wir anerkennen, dass die ärmsten Söhne auch die treuesten unseres Volkes sind.
Dieses Treffen, so führte Dr. Gille weiter aus, fällt in eine Zeit kaum erträglicher politischer Hochspannung. Wir Heimatvertriebene stehen jetzt vor unserer eigentlichen Bewährungsprobe. Nie und nimmer dürfen wir in sie hineingehen mit dem Gefühl des Niedergedrückt seins. Im Gegenteil, wir müssen einig und entschlossen jedem auf die Finger klopfen, der sich durch Vorschläge des Verzichtes und durch charakterlose Bemerkungen sonst an unserer Heimat vergreift. Leider muss man den Eindruck gewinnen, dass es sich da um einen planmäßigen Ablauf handelt, angefangen von den Ausführungen Birnbaums bis zu denen des Bundesvizepräsidenten Carlo Schmid. Eines müsse klar herausgestellt werden: die Führung der Heimatvertriebenen hat von jeher maßvoll und verantwortungsbewusst immer anerkannt, dass die Wiedervereinigung der Bundesrepublik mit der sowjetischen Besatzungszone zeitlichen Vorrang hat und nicht mit der Problematik der Gebiete jenseits von Oder und Neiße belastet werden soll. Nicht wir haben die Auseinandersetzung um die Gebiete jenseits von Oder und Neiße angezettelt, nicht wir haben sie gewollt. Obwohl unserer Meinung nach auch heute die Zeit für diese Frage noch nicht reif ist, sind wir bereit, die Auseinandersetzung anzunehmen. Jeder dieser Verzichtpolitiker — so rief Dr. Gille unter starkem Beifall —, gleichgültig, wie hoch er steht und welches Amt er einnimmt, mag wissen, was wir von seinem Verstand und was wir von seinem Charakter halten. Wir wissen, wie alle anständigen Deutschen die Menschen beurteilen, die einen Verzicht auf deutsches Land aussprechen, — beurteilen auch hinsichtlich ihres charakterlichen Gehalts. Wer da meint, dass die echten und ehrlichen Gefühlswerte — und die Liebe zur Heimat ist ein solcher Wert — gering zu achten und leicht wegzudrängen sind, der denkt falsch! Sie tragen viel mehr zu menschlich, starken Entscheidungen bei als der überzüchtete Intellekt von einem Dutzend Professoren. Es war sehr erfreulich, dass im Fall Wiskemann die gesamte deutsche Presse einmütig und deutlich geantwortet hat. Allein Herrn Zehrer, dem Chefredakteur der „Welt", blieb es vorbehalten, das Wiskemann-Buch positiv zu beurteilen. Dieser Mann ist von uns schon lange als zu leicht befunden abgeschrieben worden.
Man wirft den Heimatvertriebenen vor, so fuhr Dr. Gille fort, sie hätten keine „Konzeption". Einmal aber haben die Vertriebenen schon 1950 in ihrer Charta vieles von dem gesagt, was zu sagen ist, sie haben damals auch feierlich bekräftigt, dass sie auf Rache und Vergeltung verzichten. Und dann: die Heimatvertriebenen wissen, dass neue Ordnungsprinzipien gefunden werden müssen. Zu allen ehrlichen Bestrebungen, zu einem neuen vereinigten Europa zu gelangen, haben die Heimatvertriebenen stets ja gesagt. Der Redner verwies dann auf seine Ausführungen, die er auf dem Bundestreffen in Bochum im Mai 1953 vor 120 000 Landsleuten gemacht hat. Er hat damals gesagt, dass eine sinnvolle Ordnung in Osteuropa nur im Rahmen eines vereinigten Europa möglich ist, und dass deshalb endlich die nationalen Grenzen abgebaut und auf das Mindestmaß beschränkt werden, das in Europa überhaupt vertreten werden kann. Und er hat damals weiter gesagt: „Wer das Schicksal der Vertreibung so grausam erlebt hat, wie wir, wer auf diesem Weg der Vertreibung Hunderttausende von Toten hat zurücklassen müssen, der kann, wenn er den Anspruch erheben will, ein Mensch im Sinne christlich-abendländischer Gesittung zu sein, nur ein leidenschaftlicher Gegner jeder Vertreibung sein. „Wenn es gelingt, die machtpolitischen Gernegroße, die Phantasten, die nationalistischen Überspitzungen und Übertreibungen aus den Konferenzsälen fernzuhalten, in denen Osteuropa gebaut werden soll, wenn aller Zwang wegfällt, dann wird auch jeder den Weg dahin finden, wohin sein Herz ihn treibt. Alle Völker im Osten sind in ihrer Heimat verwurzelt und kennen die Treue zur Heimat wie wir. Wenn man die Heimatliebe der Völker im Osten sich auswirken lassen würde, dann brauchte sich kein Politiker in Europa oder woanders den Kopf zu zerbrechen, wie er das theoretisch und abstrakt in Paragraphen fassen und ordnen soll“.
Es müssen, so fuhr Dr. Gille fort, saubere menschliche und anständige Formen gefunden werden. An dem Beispiel, wie sich das litauische Volk nach 1945 den Ostpreußen gegenüber verhalten hat, zeigte Dr. Gille, wie sich Spannungen und Verkrampfungen lösen, ja verschwinden, wenn man den Menschen frei sprechen lässt. Tausende von Landsleuten verdanken der Hilfsbereitschaft und der Nächstenliebe des litauischen Volkes ihr Leben. Wir dienen niemandem, wenn wir nicht aussprechen, dass saubere menschliche Beziehungen zwischen Deutschen und Litauern durchaus möglich sind.
Zu allen ehrlichen Bestrebungen, zu einem vereinigten Europa zu kommen, sagen wir aufrichtig ein starkes Ja. Was aber deutsches Land ist, dass gehört in Frieden und Freiheit deutschen Menschen. An diesem Satz ist nicht zu rütteln. Wir hätten nicht den Mut, das zu sagen, wenn wir nicht die Überzeugung hätten, dass Deutschland, Europa und die gesamte freie Welt in der Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus den Kürzeren ziehen würden, wenn wir uns nicht endlich auf die sittlichen Werte besinnen. Die Haltung des Verzichts müssen wir mit allen Fasern unseres Herzens und mit der ganzen Kraft unseres Verstandes zurückweisen, sie ist charakterlos unsittlich.
Wir sind sicher, so fuhr Dr. Gille fort, dass wir in unserer Gemeinschaft der Ostpreußen nicht vor der Heimat versagen. Jedem, der einmal gefragt habe, was er denn im Kampf für die Heimat tun könne, sei ein nüchternes Rezept gegeben: Schreiben Sie doch an die Redaktionen der Zeitungen, die Sie lesen, weisen Sie all die Äußerungen des Verzichts zurück, treten Sie mit Ihrem Namen und mit Ihrer Stellung für Ihre Heimat ein! Hier liegt eine echte Aufgabe für jeden einzelnen; ich hoffe, dass sehr viele diesen Appell beachten werden.
Dr. Gille kam dann auf die Frage zu sprechen, dass zahlreichen aus dem Memelgebiet stammenden Landsleuten von Moskau die deutsche Staatsangehörigkeit nicht anerkannt werde. Er wies in diesem Zusammenhange darauf hin, dass der ehemalige britische Botschafter in Berlin, Henderson, in seinem Buch „Misserfolg einer Mission" gesagt hat, dass das Memelgebiet im Jahre 1939 Deutschland auf Grund völlig vernünftiger Abmachungen übergeben worden ist. Die Frage, die Landsleute herauszubekommen, hier ausführlich zu behandeln, sei nicht zweckmäßig. Man solle überzeugt sein, dass alle politischen Parteien sich in dieser Frage bemühen; was geschehen kann, das geschehe; man könne aber nicht über jede einzelne Maßnahme sprechen. Wenn jetzt Abgeordnete des Bundestages nach Moskau fahren werden, dann werde man versuchen, in Moskau klarzustellen, dass es sich hier um eine Frage der Menschlichkeit handelt.
Es sei ihm ein herzliches Bedürfnis, so schloss Dr. Gille seine mit großem Beifall aufgenommene Ansprache in dieser schönen Feierstunde zu sagen, dass wir gerade jetzt mit Entschlossenheit für unsere Heimat und für unser Recht auf die Heimat eintreten müssen. Wir müssen jetzt beweisen, dass wir die Jahre der Vorbereitung genutzt haben. Wir wissen nicht was die nächsten Monate uns bringen werden aber mit aller Härte und Entschiedenheit müssen wir jetzt zeigen, dass wir uns durch keine Lockungen und durch keinerlei Geschehnisse sonst in unserer Treue zur Heimat irremachen lassen. Treue zur deutschen Heimat bedeutet aber auch zu zerbrechen, wie er das theoretisch und abstrakt Treue zum deutschen Volk!
Mit dem Gesang der drei Strophen des Deutschlandliedes wurde die eindrucksvolle Feierstunde geschlossen.
Es sei noch gesagt, dass die Zollkapelle Hamburg unter Leitung von Paul Friedrich Pentzin zu Beginn den Festmarsch aus dem Es-dur-Konzert von Beethoven spielte, und dass der Ostpreußenchor unter Leitung von Carl Kulecki in eindrucksvoller Art drei Lieder sang. Dass das große Treffen einen so schönen und reibungslosen Verlauf nahm, war zu einem großen Teile das Verdienst von Regierungsbaurat Dipl.-Ing. Groebe in Hamburg.
Beschlüsse des Vertretertages
Am Tage vorher, am Sonnabend, hatte eine Sitzung des Vertretertages der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise stattgefunden. Es wurden eine Reihe von geschäftsmäßigen Dingen erledigt, und es wurde beschlossen, dass der nächste Vertretertag auf Wunsch der Stadt Mannheim im September nächsten Jahres — wahrscheinlich am 14. September — in Mannheim stattfinden soll; Mannheim feiert im nächsten Jahr sein 350-jähriges Jubiläum.
Dann nahm der Vertretertag einstimmig die folgende Entschließung an:
Entschließung
Es hat sich erwiesen, dass das „Memeler Dampfboot“ eine heimatpolitische Linie erkennen lässt, die von der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise als heimatschädigend erkannt und auf das entschiedenste abgelehnt wird (z. B. Nr. 15/1956 S. 182, Nr. 18/1956 S. 222, 228/229, Nr. 19/1956 S. 238, Nr. 20/1958 S. 250). Die Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise stellt nachdrücklichst fest, dass das „Memeler Dampfboot" ein reines Privatunternehmen ist, auf das die Arbeitsgemeinschaft keinen Einfluss hat.
1. Der Vertretertag sieht daher als dringend notwendig an, in den örtlichen Memelgruppen über die in den vorstehend bezeichneten Nummern des „Memeler Dampfboots" gebrachten Ausführungen die Landsleute entsprechend aufzuklären und entsprechende Entschließungen zu empfehlen.
2. Die Zentralkartei der Arbeitsgemeinschaft und auch die Kreisvertreter werden dem „Memeler Dampfboot" keinerlei Material, auch informatorisch, mehr zur Veröffentlichung zustellen.
3. Der Vertretertag der Arbeitsgemeinschaft empfiehlt ihren Bezirks- und örtlichen Gruppen, alle zu veröffentlichenden Mitteilungen, Berichte usw. nicht mehr dem „Memeler Dampfboot" zur Verfügung zu stellen.
4. Die obigen Feststellungen werden bei den Kreisvertretertreffen am Sonntag, dem 21. Oktober 1956, bekanntgegeben.
Seite 6 Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …
Memel Stadt und Land
Eine halbe Stunde, nachdem am letzten Sonntag die schöne und eindrucksvolle Feierstunde der vier Memelkreise im Festsaal des „Winterhuder Fährhauses" beendet war — wir berichten darüber an anderer Stelle dieser Folge —, trafen sich die Landsleute aus dem Kreis Memel-Stadt wieder in dem großen Saal, um ihre Kreisangelegenheiten zu besprechen.
Kreisvertreter Jahn, Mitglied des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen, begrüßte seine Landsleute zunächst sehr herzlich. Er gab dann einige wichtige Hinweise auf die Arbeit der Kreisgemeinschaft und technische Einzelheiten der Lastenausgleichsentschädigungen. Anschließend verlas er vor der Versammlung eine Entschließung der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise, in der die memelländischen Landsleute darauf aufmerksam gemacht werden, dass verschiedene Artikel des „Memeler Dampfboots" als heimatschädigend anzusehen sind; wir bringen den Wortlaut in dem ausführlichen Bericht über das Treffen. Unter dem Vorsitz des stellvertretenden Kreisvertreters Dr. Lindenau, wählten die Memeler Landsleute Landsmann Jahn einstimmig wieder zum Kreisvertreter. Dr. Lindenau würdigte die Persönlichkeit und die Arbeit des Kreisvertreters in herzlichen Worten und sprach unter großem Beifall der Versammlung Landsmann Jahn aufrichtigen und herzlichen Dank aus. Wir können unmöglich, so sagte Dr. Lindenau, auf die Mitarbeit einer von so großem Verantwortungsgefühl und Pflichtbewusstsein geleiteten Persönlichkeit verzichten. Mit der einstimmigen Wahl zum Kreisvertreter für weitere zwei Jahre dankte die Versammlung Landsmann Jahn für seine aufreibende Arbeit. Auch der stellvertretende Kreisvertreter. Dr. Lindenau, wurde einstimmig für zwei Jahre wiedergewählt.
Auch die Landsleute aus dem Kreis Memel-Land tagten gesondert. Sie hatten eine Aussprache über die Einheitswerte und die Termine der Schadensfeststellung unter Leitung von Kreisvertreter Strauß.
Heydekrug
Nachdem die Heydekruger Landsleute am Vormittag des vergangenen Sonntag zusammen mit den Landsleuten der anderen drei Memelkreise im „Winterhuder Fährhaus" in Hamburg eine bewegende Feierstunde erlebt hatten — wir berichten über die Kundgebung an anderer Stelle dieser Folge — trafen sie sich am Nachmittag in einem gesonderten Raum. Zunächst um einmal die Angelegenheiten ihres Kreises zu besprechen und dann natürlich, um endlich mit den Freunden Bekannten und Nachbarn in aller Ruhe ein Wort reden zu können.
Kreisvertreter Buttkereit begrüßte seine Heydekruger noch einmal sehr herzlich und gab dann einen ausführlichen Tätigkeitsbericht, in dem er zunächst den mit der Arbeit an den Seelenlisten befassten Gemeindebeauftragten seinen besonderen Dank aussprach. Neunzig Prozent des Heimatkreises sind jetzt in diesen Listen erfasst. Seit einigen Monaten, genau nach der Moskaureise des Bundeskanzlers, sei eine neue große Arbeit erwachsen: für die Aussiedlung bzw. die Rückführung der noch in der alten Heimat und in Sibirien zurückgehaltenen Heimatgenossen werden zahlreiche Staatsangehörigkeits- und Wohnsitzunterlagen benötigt. Obwohl die Bescheinigungen in sehr großer Zahl beschafft werden konnten, sind die ersehnten Erfolge leider noch nicht eingetreten, da die Sowjetregierung sich auf den Standpunkt stellt, unsere Memelländer seien nicht Deutsche, sondern Sowjet-Litauer. Es ist — neben den amtlichen Stellen der Bundesrepublik — Aufgabe des Kreisvertreters und der Landsmannschaft Ostpreußen diesen Standpunkt zu entkräften. Dabei stehen die Memelkreise nicht allein, sondern haben die uneingeschränkte und restlose Unterstützung durch die Landsmannschaft Ostpreußen. Unverständlich, wie da das „Memeler Dampfboot" durch verschiedene Veröffentlichungen unseren zurückgehaltenen Landsleuten in den Rücken fallen kann und damit die Arbeit und den Erfolg unendlich erschwert und sogar gefährdet. Immer wieder haben wir feststellen können, so führte Kreisvertreter Buttkereit weiter aus, dass die Landsmannschaft Ostpreußen sich uneingeschränkt für die Belange unserer Memelkreise eingesetzt hat. Dass die Organisation der Landsmannschaft überhaupt funktionieren kann, verdanken wir unserem Ostpreußenblatt dessen Erträge in keine Privattasche fließen, sondern nur der Landsmannschaft und ihrer Arbeit zugutekommen. Es ist also ein Erfordernis der Selbsterhaltung, so sagte der Redner, dass jeder Ostpreuße, der sich zu unserer Heimat bekennt, das Ostpreußenblatt hält und liest.
Nach diesem Bericht des Kreisvertreters wurden zwei Einsprüche gegen die Vorjahrswahl erörtert und abgelehnt. Die Versammlung wählte einen Jugendvertreter. Nachdem dann verschiedene andere Punkte schnell erledigt waren, konnten unsere Hevdekruger Landsleute sich noch lange in gemütlichem Beisammensein unterhalten.
Pogegen
Auch unsere Landsleute aus dem Kreis Pogegen trafen sich am Nachmittag des vergangenen Sonntag, nachdem sie die Feierstunde des großen Treffens zusammen mit den Landsleuten der anderen drei Memelkreise im Festsaal des „Winterhuder Fährhauses" in Hamburg erlebt hatten, zu einem besonderen Kreistreffen, um ihre Kreisangelegenheiten erledigen zu können und sich mit ihren Bekannten auszusprechen.
Kreisvertreter von Schlenther begrüßte seine Landsleute sehr herzlich und gab dann einen Bericht über die Tätigkeit und die Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise. Die Versammlung beschloss dann, dass der Kreisausschuss, wie auch im Vorjahr festgelegt wurde, aus sechs Beiräten, dem Kreisvertreter und seinem Stellvertreter bestehen soll und dass der Ausschuss für die Wahlperiode bis zum Herbst 1958 durch die heutige Mitgliederversammlung direkt gewählt werden soll. Die Versammlung bestätigte Landsmann von Schlenther als Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft und wählte die Landsleute Otto Sziegaud zum stellvertretenden Kreisvertreter. Gustav Hess (Wischwill), Emil Lepa (Bardehnen). Otto Allissat (Schleppen), Richard Schurwin (Pogegen), Paul Poeppel (Pleine) und Franz Wohlgemuth (Coadjuthen) zu Mitgliedern des Kreisausschusses.
Nachdem die Tagesordnung erledigt war, waren unsere Landsleute aus Pogegen in dem gemütlichen Kellerraum des „Fährhauses" noch lange beisammen.
Ebenrode (Stallupönen)
Das letzte Heimatkreistreffen in diesem Jahre am 14. Oktober im Kurhaus Limmerbrunnen, Hannover-Limmer, war gut besucht. Um 10 Uhr hatten sich in einem Nebenraum desselben Lokals die ehemaligen Schüler und Schülerinnen des Realgymnasiums und der Luisenschule in Stallupönen versammelt, um alte Erinnerungen auszutauschen. Etwa ab 14 Uhr fanden sie sich ebenfalls im großen Saal ein, wo die übrigen Ebenrodener tagten. Nach der Begrüßungsansprache und Totenehrung gab der Kreisvertreter einen Überblick über die Entwicklung des Heimatkreises seit der Ordenszeit bis zur Vertreibung. Der Herkunft nach stammten die ersten Bürger (1725 - 1819) aus allen Teilen des Deutschen Reiches, sehr viele Salzburger und Schweizer, fast gar keine Polen oder Litauer waren dabei. Bereits 1706, vor der Stadtgründung, werden die Bewohner als rein deutsch bezeichnet, die Umgangssprache war vielfach niederdeutsch. Stallupönen war schon vor der Stadtgründung als Marktplatz bedeutend, auch für den Verkehr nach Litauen. Bereits im 16. Jahrhundert führte eine Handelsstraße von Königsberg über Insterburg, Stallupönen nach Kowno. Nach dem Bau der Ostbahn 1860 wurde Stallupönen durch die Entwicklung Eydtkuhnens erheblich beeinträchtigt. Eydtkuhnen blühte stark auf, denn vor dem Bau der Ostbahn, war die Einwohnerzahl 125 Seelen, wogegen die Einwohnerzahl 1914 etwa 6800 betrug. Von 1717 bis zum Ersten Weltkrieg war Stallupönen Garnisonsstadt. Aus diesen Ausführungen ist ersichtlich, dass nur rein deutsche Kolonisationsarbeit den Heimatkreis zu dieser Blüte gebracht hat. Das Recht auf unsere Heimat ist daher unumstritten. Der Kreisvertreter ermahnte die Anwesenden, den Heimatgedanken in der Jugend lebendig zu erhalten. Sollte uns ein gütiges Geschick wieder zurückführen, so wird es unsere Jugend sein, die die Kolonisationsarbeit wieder aufzunehmen hat.
Gesucht wird:
Frau Franke, geb. Gruber, aus Baringen.
Rudolf de la Chaux, Kreisvertreter (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67
Seite 7 Tilsit-Stadt
Fahnenweihe in Berlin
Am Sonntag, dem 7. Oktober, fanden sich die Landsleute der Stadt Tilsit, des Landkreises Tilsit-Ragnit und des Landkreises Elchniederung zu ihrem monatlichen Heimattreffen in Berlin-Reinickendorf, Reinickendorfer Festsäle, zusammen.
Das Heimattreffen hatte eine besondere Note dadurch, dass es nicht nur als Erntedankfest begangen wurde, sondern dass auch eine Fahnenweihe stattfand, und zwar der Fahne der Stadt Tilsit. Auf grün-weiß-rotem Grunde prangte das Stadtwappen von Tilsit, die dreitürmige Burg auf der blauen Memel.
Die Stiftung „Haus der Heimat“ hatte diese Fahne dem Kreisbetreuer der Tilsiter in Berlin, Landsmann Erwin Spieß, zu treuen Händen übergeben. Unter den Klängen des Präsentiermarsches wurde die Fahne feierlich von dem Kreisbetreuer in den Festsaal getragen. Die Fahnenweiherede hielt der Sprecher der vorbezeichneten drei Heimatkreise in Berlin, Landsmann Heinz Wohlgemuth. Er gab dem Wunsche und der Hoffnung Ausdruck, dass die Fahne in nicht zu ferner Zeit den Weg in die Heimat Ostpreußen und insbesondere in die Stadt Tilsit antreten möge. Bei der sich anschließenden Neigung der Fahne zur Totenehrung füllten sich bei den Klängen des Liedes vom guten Kameraden viele Augen der Heimatvertriebenen mit Tränen. Eine besondere Ehrung galt dem vor kurzem verstorbenen Kreisbetreuer der Tilsiter in Berlin, Landsmann Ernst Gaedtke. Sein Name wurde symbolisch auf das Fahnentuch geheftet zum Dank für seine wertvolle und unvergessene Arbeit für die Heimat Ostpreußen.
Schloßberg (Pillkallen)
Wer kann über folgende Personen Auskunft geben:
1. Unterfeldwebel Franz Geschwandtner, geboren 23.09.1888, letzter Wohnort Schloßberg. Feldpostnummer 65 182 A. Ende Oktober 1945 ist er in Norkitten bei Insterburg gesehen worden —
2. Obergefreiter Kurt Geschwandtner, geb. 09.05.1910 letzter Wohnort Schloßberg, in den Kämpfen um Stalingrad vermisst. Die Ehefrau bzw. Mutter wohnen in der sowjetisch besetzten Zone. Nachricht erbittet Albert Fernltz, Winsen (Luhe), Riedebachweg.
Die bestellten Kreiskarten sind durch Landsmann Fernitz restlos zum Versand gekommen. Nur einige erst in den letzten Tagen eingegangene Bestellungen konnten nicht mehr berücksichtigt werden. Landsmann Fernitz, (24a) Winsen (Luhe), Riedebachweg, nimmt letztmalig bis zum 1. Dezember weitere Bestellungen entgegen. Lieferung ist im Laufe des Dezembers zugesagt. Um die hohen Nachnahmegebühren zu vermeiden, bitten wir um Einsendung von 2,50 DM je Karte einschließlich Rückporto und Ortsverzeichnis mit den alten und neuen Namen. Die Bestellung kann auch auf der Postanweisung erfolgen.
Dr. Erich Wallat. Kreisvertreter (24a) Wennerstorf über Buchholz, Kr. Harburg
Gumbinnen
Letztes Kreistreffen in diesem Jahr
Am 28. Oktober wird die Kreisgemeinschaft Gumbinnen ihr letztes diesjähriges Kreistreffen im Schützenhaus, Stuttgart-Süd, Burgstallstraße 99, veranstalten. Anfahrt: Straßenbahn ab Hauptbahnhof in Richtung Stuttgart-Vaihingen mit den Linien 1, 12, 14, 15. Das Programm wurde schon mehrfach bekanntgegeben. Das Schützenhaus ist ab 9.30 Uhr geöffnet. Auf Wiedersehen in Stuttgart!
Bei der letzten Zusammenkunft der Kreisgruppe am 14. Oktober in Hamburg wurde angeregt, auch in diesem Jahre unsere Gumbinner Landsleute in der sowjetisch besetzten Zone mit einem Weihnachtspaket zu erfreuen. Wir bitten unsere Landsleute, uns bis zum 20. November gut erhaltene Kleidungsstücke jeglicher Art, insbesondere Wollsachen, zur Verfügung zu stellen. Annahme: Gaststätte Paul Bohl, Hamburg 21, Mozartstraße, und Landsmann Franz Rattay, Hamburg 33, Rümkerstraße 12. — Gleichzeitig beabsichtigt die Kreisgruppe, Gumbinner Landsleute, die noch heute im Lager Wandsbek leben, zu der Weihnachtsfeier am 23. Dezember, einzuladen. – Nächstes Treffen in Hamburg am 11. November in der Gaststätte Bohl, Mozartstraße.
Hans Kuntze, Kreisvertreter Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4
Pr.-Eylau
Oberstudiendirektor i. R. Sievers 75 Jahre alt.
Am 1. November 1956, wird Oberstudiendirektor i. R. Adolf Sievers, der letzte Direktor der Aufbauschule Pr.-Eylau, 75 Jahre alt. Er wurde als Sohn des Superintendenten Johann Sievers in Sehlde, Hannover, geboren und wuchs im Kreise von zehn Geschwistern auf. Als Unterrichtsfächer wählte er Geschichte und Germanistik, als Nebenfächer Englisch und Latein. Außerdem beherrschte er die französische, griechische und hebräische Sprache. Im Jahre 1912 folgte er einem Ruf der Stadtverwaltung Sensburg zum Aufbau eines Realgymnasiums; 1926 wurde er als Oberstudiendirektor an die Staatliche Oberschule in Aufbauform nach Pr.-Eylau versetzt, wo er bis zur Vertreibung wirkte. Besondere Verehrung haben ihm sowohl seine Kollegen als auch seine Schüler entgegengebracht, bei deren Führung er eine sehr glückliche und unmerkliche Hand bewiesen hat. Gegenüber den Auswüchsen des Nationalsozialismus hat er stets klar und eindeutig seine Stellung gehalten.
In den langen Jahren seiner Tätigkeit in Ostpreußen wurde Herr Sievers Wahl-Ostpreuße, weil er den ostpreußischen Menschen in seiner ganzen Treue und Einfachheit kennen, schätzen und lieben gelernt hat.
Herr Sievers war Stadtverordneter in Sensburg und auch in Pr.-Eylau bis 1933. Neben dem Schuldienst war er wissenschaftlich als Germanist und Historiker tätig; so sammelte er in Sensburg masurische Volkssagen und Märchen. In Pr.-Eylau verfasste er eine Darstellung der Schlacht von Pr.-Eylau sowie eine Untersuchung über den Ursprung des Liedes „Lippe-Detmold . . .", das mit anderem Text in den Tagen der Schlacht von Pr.-Eylau entstanden ist. 1947 gab er im Verlag Westermann eine deutsche Grammatik für höhere Schulen, „Der Wegweiser", heraus.
Oberstudiendirektor i. R. Sievers wohnt heute mit seiner Gattin in Celle, Bremer Weg 45. Er ist dort mit der Neuordnung der umfangreichen „Ritterschafts-Bibliothek" beschäftigt: außerdem arbeitet er an der Zeitschrift „Muttersprache" mit. Sein Sohn hat bei der Landsmannschaft Ostpreußen lange die Dokumentation bearbeitet. Seine Tochter ist mit einem Ostpreußen, Herrn Heinz Rohde-Rohden, verheiratet.
Der Kreis Pr.-Eylau wünscht dem verdienten Mitbürger seiner Kreisstadt bei bester Gesundheit einen schönen und geruhsamen Lebensabend.
v. Elern-Bandels, Kreisvertreter Königswinter, Siebengebirgsstraße 1
Allenstein-Stadt
Wer von den Allensteiner Landsleuten kann Auskunft geben über das Schicksal der Brüder Alexander Selent, geb. 12.09.1918, Siegfried Selent und Albert Selent? Wo sind die Brüder Selent in Allenstein wohnhaft gewesen?
Gesucht werden ferner:
Gustav Welz, Allenstein, Hohensteiner Straße 10, Pfleger in Kortau;
Friedrich Wilhelm Bartsch, Allenstein, Roonstraße;
Robert Franke, Inhaber des Spezial-Sporthauses, Allenstein, Ecke Kaiser-/Kleeberger Straße;
Frau Majewski, Allenstein, Zeppelinstraße 7;
Dr. Gödecke, Allenstein, Marienhospital;
Frau Dr. Niedermann, Allenstein, Marienhospital;
Annemarie Lemke, Allenstein, Kopernikusplatz 3, bei Frau Braun, später in Schröttersburg wohnhaft gewesen;
Frau Kakoschka, Allenstein, Trautziger Straße;
Herrn Böhnke, Hauswirt, Allenstein, Trautziger Straße;
F. Wrobel, Allenstein, Wagnerstraße 27;
Alle Zuschriften und Meldungen werden an die Geschäftsstelle der „Patenschaft Allenstein“, Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus, erbeten.
Sensburg
Am 1. November 1956, wird Oberstudiendirektor Sievers 75 Jahre alt. 1912 wurde er mit dem Aufbau eines Realgymnasiums in Sensburg betraut. Diese Aufgabe führte der aus Niedersachsen stammende Pädagoge mit viel Liebe und Eifer trotz schwerster Kriegszeiten durch, bis er im Jahre 1926 nach Pr.-Eylau berufen wurde. Auch am öffentlichen Leben der Stadt und des Kreises nahm er lebhaften Anteil; er erfreute sich allgemeiner Wertschätzung. Namens der Kreisgemeinschaft habe ich Herrn Sievers, der jetzt in Celle, Bremer Weg 45, wohnt, die besten Wünsche für seinen ferneren Lebensabend ausgesprochen.
Peter Schuck, aus Darmstadt wird um Angabe seiner Anschrift gebeten, da sein Schreiben sonst nicht beantwortet werden kann.
Gesucht wird
der Landwirt Fritz Syska, aus Kersten, geb. 27.05.1905 in Talhausen, zuletzt Obergefreiter bei einem Landesschützenbataillon, vermisst seit Januar 1945 in Polen. Nachrichten bitte ich an unseren Karteiführer Gustav Waschke, Remscheid. Lenneper Straße 15 II, zu senden.
Albert v. Ketelhodt, Kreisvertreter Ratzeburg, Kirschenallee 11
Osterode
Die Kreisvertretung beabsichtigt, in diesem Jahre zu Weihnachten eine Paketaktion für die Landsleute durchzuführen, die noch im Heimatkreis in Ostpreußen wohnen, und zwar, falls die Zollbestimmungen es zulassen, durch direkte Zusendung, sonst durch das Schweizer Rote Kreuz. Hierfür werden für bedürftige Landsleute einwandfreie Adressen in polnischer Sprache unter Angabe des Alters, des Heimatortes und eventueller Wünsche von Arzneimitteln umgehend erbeten. Ebenso werden Spenden für diese Paketaktion dankbar begrüßt. Bitte einsenden an: v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Lübeck, Alfstraße 35.
Gesucht werden:
Hermann Radzinski, Steffenswalde;
Willy Thalis, Lokomotivführer, Treuwalde;
Martha Mosdzien, Magergut, Brückendorf;
Wasserbauobersekretär Ernst Hilbrecht und Frau Käthe, Liebemühl;
Müllermeister Albert Daniel, Osterode;
Auguste Schieritz, geb. Langowski, Hohenstein;
Frau Marie Tham und Edmund Tham, Adamsheide;
Schwester Margarethe Kiwith, Gemeindeschwester der Station Hohenstein;
Frau Hertha Spieß, Ehefrau des Studienrates Spieß, Hohenstein;
Heinz Lindstedt, Osterode.
Meldungen an: v. Negenborn-Klonau, Lübeck, Alfstraße 35.
Erste Liste der unbekannt verzogenen Landsleüte aus dem Kreise Osterode:Früherer Wohnsitz
Osterode-Stadt:
P. Dreschel, zuletzt wohnhaft in Königslutter;
M. Gehrke, zuletzt Hannover;
Hennig, zuletzt Helmstedt;
Frau E. Grunwald, zuletzt Hannover;
P. Krening, zuletzt Hannover;
Silgener, zuletzt Hildesheim;
C. Holzlöhner, zuletzt Bielefeld;
A. Meier, zuletzt Batelfelde;
S. Mönch, zuletzt Hahndorf;
H. E. Eckstein, zuletzt Nienburg (Weser);
W. Grabski, zuletzt Uslar;
O. Kuhnke, zuletzt Hannover;
E. Jannat, zuletzt Nienburg (Weser);
F. Ellert, zuletzt Goslar;
L. Jansen, zuletzt Hameln;
H. Janz, zuletzt Nienburg (Weser):
M. Herder, zuletzt Gifhorn. Früherer Wohnsitz Hohenstein;
Frau E. Eisermann, zuletzt Uelzen;
G. Diesmann, zuletzt Uelzen;
Familie Naguschewski, zuletzt Sallhof;
D. Kersten, zuletzt Wolfsburg;
E. Roth, zuletzt Faßberg;
F. Bischoff, zuletzt Hannover;
G. Ulmer, zuletzt Burgwedel;
G. Stolz, zuletzt Weende;
H. Schotten, zuletzt Hildesheim;
H. Spanel, zuletzt Bad Harzburg;
W. Henry, zuletzt Hildesheim.
Liebe Landsleute, wer die genaue heutige Anschrift mit Straße und Hausnummer kennt, wird gebeten, sie der Karteistelle in Lübeck, Alfstraße Nr. 35, postwendend mitzuteilen.
von Negenborn-Klonau, Kreisvertreter Lübeck, Alfstraße 35
Braunsberg
Erntedankfeier in Berlin
Das Heimattreffen der Braunsberger in Berlin-Wilmersdorf stand unter dem Zeichen des Erntedankes. An den Wänden des festlich geschmückten Versammlungsraumes hingen Bilder des Braunsberger Malers Stephan Preuschoff, die vertraute Motive aus der Heimat zeigten. Sie führten den Beschauer nach Braunsberg, Frauenburg, zu Orten und Stätten an der Passarge, am Haff, auf der Nehrung und an der Ostsee. Kreisbetreuer Paul Fischer erinnerte die Landsleute an die alten Erntebräuche der Heimat. Lehrer Bruno Graw ging dann in einem ausführlichen Vortrag auf die Bedeutung Ostpreußens als Kornkammer Deutschlands ein. Er gab einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung des deutschen Ostens und wies auf den zähen Fleiß unserer Vorfahren hin, die in sieben Jahrhunderten Ostpreußen zu einer blühenden deutschen Provinz gemacht haben. Zuversicht und Gottvertrauen hätten ihnen geholfen, auch schwere Zeiten, Krieg und Hungersnot, durchzustehen. Unsere Aufgabe sei es, der Heimat die Treue zu halten und in der heranwachsenden, Jugend das Heimatbewusstsein zu wecken und zu vertiefen. Der Kreisbetreuer mahnte in seinem Schlusswort die Anwesenden, weiterhin einig und treu zur Heimat zu stehen
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Seite 8 Amtliche Bekanntmachungen
Aufgebot
Die Ehefrau Irmgard Keßler, geb. Böttner, aus Bösingfeld. Im Dicken 215, hat beantragt, ihre Großmutter, die am 17. November 1861 in Petratschen, Kreis Ragnit, Ostpreußen, geborene und zuletzt in Sonnefeld, Kreis Braunsberg, Ostpreußen, wohnhaft gewesene Marie Böttner, geb. Norrmann, für tot zu erklären. Die Verschollene wird hiermit aufgefordert, sich spätestens am 15. Januar 1957 bei dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden wird. An alle, die Auskunft über Leben oder Tod der Verschollenen geben können, ergeht die Aufforderung, dies dem unterzeichneten Gericht bis spätestens 15. Januar 1957 zu melden.
Alverdissen, den 16. Oktober 1956. Das Amtsgericht — II 67/56 —
Beschluss
Der Landwirt Ferdinand Fisch, Zivilist, geboren am 6. Juli 1869 in Plywaczewo, Kreis Briesen, Westpreußen, zuletzt wohnhaft gewesen in Sumpf bei Mühlhausen, Kreis Pr.-Holland, Ostpreußen, wird für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wird der 31. Dezember 1945, 24 Uhr, festgestellt. Amtsgericht Hildesheim, 16. Oktober 1956 — 14 II 61/56 —
Suchanzeigen
Wer kann Auskunft geben über Fleischermeister Paul Johannes Lemke, geb. 24.01.1905 in Schönfließ, Kr. Rastenburg, aus Korschen, Ostpreußen, Kr. Rastenburg, Adolf-Hitler-Str. (Colmer Str.). Letzte Anschrift am 17.01.1945 Obergefr. Paul Lemke, 3./Kf.-Ers.- u. Ausbildungs-Abt. I (5 b), Osterode, Ostpreußen und Heinrich Blankenheim, geb. 22.02.1906 in Lissen, Kr. Angerburg, aus Duneiken, Kr. Treuburg, letzte Anschrift Heinrich Blankenheim, Gefangenen-Nr. B 9571, Lager-Bez. Nr. A.J./POW-Camp 337 Germ. Eng. Coy. Naples/Italy via Hannover? Nachricht erb. Günter Lemke, Neheim-Hüsten 1, Zum Fürstenberg Nr. 29, bei Preikschat.
Wer kann Ausk. geben über den Verbleib meiner Tochter Minna Westphal, geb. Sturm, geb. 18.02.1905, letzt. Wohnort Wolfsberg, Kr. Elchniederung, Ostpreußen? Letzte Nachr. aus Lengwethen, Kr. Tilsit-Ragnit, im Herbst 1946. Nachr. erb. Otto Sturm, Frei-Laubersheim, Rheingrafenstraße 7, Kreis Alzey.
Gesucht wird Fr. Hilgendorf, früher Domäne Burggarten, Kreis Ortelsburg, Insp. Emil Grünheidt, früher Burggarten. Gutsbes. Bönnert, Kalkstein bei Arnsdorf, zwecks Rentenangelegenheit. Frau Martha Gutendorf, frühere Hohmann, Berlin-Charlottenburg I, Quedlinburger Straße 14.
In Erbschaftsangelegenheit werden gesucht: Familie Lappat, Königsberg, Familie Schöneberg, Königsberg und Familie Erdtmann, Lyck. Kurt Erdtmann, Buchverleih, Friedrichshafen (Bodensee), Am Hohenstaufenplatz.
Verschiedenes
Achtung, Zeugen gesucht! In meiner Abwesenheit als Frontsoldat ist mein früherer Hof in Daudershöfen, Kreis Labiau, Ostpreußen, im Jahre 1942/1943 durch Erich Hundsdörfer — jetzt Bekedorf bei Bremen — und and. Personen geplündert und beraubt worden. Bei diesem Raubüberfall wurde meine Schwester Hedwig so misshandelt, dass sie einen Nervenzusammenbruch erlitt. Sie wurde dann gewaltsam von Beteiligten in eine Anstalt verschleppt. Landsleute aus Daudershöfen oder Umgebung, die diesen Vorfall noch in Erinnerung haben u. als Zeugen auftreten können, werden um ihre jetzige Anschrift gebeten. Paul Melenkeit, Immensen über Lehrte, Hannover.
Seite 8 Familienanzeigen
Die Geburt ihres zweiten Sohnes „Roland“ zeigen hiermit hocherfreut an: Kriemhild Winter, geb. Lemke und Hans-Martin Winter. Caspershöfen, Kreis Fischhausen, jetzt Düsseldorf, Ellerstraße 117
Gottes Güte schenkte uns ein gesundes Töchterchen „Susanne, geboren am 19.10.1956. In dankbarer Freude: Pfarrer Wolfgang Plitt und Frau Edelgard Plitt, geb. Jamrowski. Usseln/Waldeck. Evangelisches Pfarramt
Die Geburt ihres fünften Kindes, Wilhelm Thomas, zeigen in dankbarer Freude an: Hans Wien und Frau Eva Wien, geb. Vageler. Kraplau, zurzeit Beeton R R 2, Ontario, Kanada
Die Verlobung unserer Tochter Hanna mit Herrn Kurt Przyborowski, zeigen wir an: Reg.-Chemierat Dr. K. Steinfatt und Frau Ilse Steinfatt, geb. Ruppel
Ihre Verlobung geben bekannt, Hanna Steinfatt, Bremen, Metzer Straße 84 und Kurt Przyborowski, cand. chem., Syke, Lindhofstr. 19. Früher Tilsit, Ostpreußen, Hospitalstr. 2
Die Verlobung unserer Tochter Beatrice mit Herrn Dieter Brandes, geben bekannt Rudolf Cichon und Frau Eva Cichon, geb. Langner. Hannover, Kestnerstraße 6
Meine Verlobung mit Fräulein Beatrice Cichon, Tochter des Herrn Dipl.-Ldw. Rudolf Cichon und seiner Frau Gemahlin Eva Cichon, geb. Langner, beehre ich mich anzuzeigen. Dieter Brandes. Essen-Bredeney, Haraldstraße 9. Früher Fehlbrücken bei Insterburg. Hannover, am 27. Oktober 1956
Ihre Vermählung geben bekannt, Harald Schmidt, Danzig und Erika Schmidt, geb. Buchholz, Dauden, Kreis Schloßberg. Jetzt Littel, 13. Oktober 1956, über Oldenburg (Oldbg.)
Als Vermählte grüßen Dieter Bernd Adolphi, früher Kegelshöhe bei Schönlanke und Liesbeth Adolphi, geb. Borkowski, früher Reichenthal bei Liebstadt. Zurzeit Langenhagen, Hindenburgstraße 36
Als Vermählte grüßen Otto Rieke und Edeltraut Rieke geb. Färber, Pillau, Haffstraße 2, jetzt Oberhausen-Winkelriedstraße 28. Oberhausen-Osterfeld, Märkische Straße 29. 28. Oktober 1956
Wir haben geheiratet, Erhard Melzer, früher Angerburg, Ostpreußen und Ursula Melzer, geb. Waechter, früher Troppau (CSR). München, 30. Oktober 1956, Saint-Privat-Straße 16 IV
Als Vermählte grüßen Herbert Marczoch, Passenheim, Ortelsburg. Margarete Marczoch, geb. Saul, Kruttinaofen, Schröttersburg. Schwicheldt 64 (Hannover), den 27. Oktober 1956
Ihre Vermählung geben bekannt, Hans Günter Schaar, Königsberg Pr., Magisterstraße 52, jetzt Minden, Westf., In der Fahlstätte 10. Annemarie Schaar, geb. Engeland. Osterby b. Eckernförde. 13. Oktober 1956
Ihre Vermählung geben bekannt, Heinrich Walther, Bad Dürrenberg, Kreis Merseburg, jetzt Aerzen-Hameln, Grevestraße und Barbara Walther, geb. Tiedtke, Blankenwalde, Kreis Gerdauen, Ostpreußen, jetzt Schulenburg (Leine), Hauptstraße 44
Für die vielen Glückwünsche zu unserer Goldenen Hochzeit sagen wir allen Freunden und Verwandten unseren herzlichsten Dank. A. Kuck und Frau Emma Kuck, geborene Schwarz. Essen-West, Führichstraße 15
Die Vermählung meiner ältesten Tochter Waltraut mit Herrn Hans Phillip und meiner jüngsten Tochter Margarete mit Herrn Karl Braun, beehre ich mich anzuzeigen. Gleichzeitig gedenke ich am Hochzeitstag, am 27. Oktober 1956, meines innig geliebten Mannes, unseres herzensguten Vaters Theodor Thamm, der im Juni 1945 im Feldlazarett Lütjenburg verstorben ist, und meines lieben Sohnes, unseres guten Bruders Heinz Thamm, im Alter von 20 Jahren, seit Juni 1944 bei Witebsk vermisst. Margarete Thamm und Kinder. Ostseebad Cranz, Damenbadstraße 8, jetzt Bad Kreuznach, Oranienstraße 3
Für die Glückwünsche zu unserer Silberhochzeit danken wir allen Verwandten, Heimatfreunden und Bekannten herzlich. Fritz Hantel u. Frau Lisbeth Hantel, geb. Hömpler, Landsberg, Ostpreußen, jetzt Waiblingen b. Stuttgart, Bahnhofstraße 32 a
Für die zu unserer Goldenen Hochzeit erhaltenen vielen Glückwünsche danken wir allen Verwandten, Landsleuten und Bekannten herzlichst. Franz Kuhn u. Frau Auguste Kuhn, geb. Zink. Gumbinnen, Rathaus, jetzt Gladbeck, Westfalen, Horster Straße 228
Zum 50. Geburtstag, am 5. November 1956, meinem lieben einzigen Sohn Erich Kunkat, herzinnige Glückwünsche, sein Mütterlein Witwe Marta Kunkat, früher Tilsit, Ostpreußen, jetzt Herdecke, Mansbach 3
Wir freuen uns, dass unser lieber und immer sorgende Vater und Schwiegervater Adolf Fischer, Tischlermeister i. R., aus Rastenburg, Ostpreußen, jetzt Stuttgart-Sillenbuch, Kirchheimer Straße 64, am 25. Oktober 1956, seinen 60. Geburtstag, nach überstandener schwerer Krankheit, feiern darf. Wir gratulieren herzlich wünschen beste Gesundheit und Gottes Segen. Edith Boretius. Hans Boretius
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Seite 9 Zwei Fotos. In der Rominter Heide.
Links: Waldarbeiterhäuser in Binnenwalde Rechts: Ein typischer Rominter Hirsch
Foto: An der Rominte
Foto: Die Försterei Theerbude, von der Revierförster a. D. Walter Padeffke erzählt, im Sommer 1903 aufgenommen. Rechts Förster Ferdinand Padeffke mit Frau und Sohn, hinter dem Blumenbeet Förster Heinrich Neureuter. Die Försterei wurde 1907 abgebrochen.
Rominten vor fünfzig Jahren. Erinnerungen eines Försters / Von Walter Padeffke.
Vor mir liegt ein Exemplar „Meyers Reisebücher, Ostpreußen" 1934. Auf Seite 154 lese ich unter „Jagdhaus Rominten" u. a.: „Von der Hirschbrücke auf dem linken Rominteufer nach wenigen Schritten rechts, einfacher Denkstein für den Prinzen Friedrich-Karl von Preußen, bekannter Heger von Wild und Wald ..." Dieser Hinweis weckt Erinnerungen an mein Elternhaus und die Heimat, die mit die schönsten meines Lebens bleiben.
Ja, dort stand der große Findling aus nordischem Urgestein, dessen Inschrift begann: „Hier stand die Försterei Theerbude, in der Generalfeldmarschall Prinz Friedrich-Karl von Preußen ..." Es war das Forsthaus, aus roten Ziegeln erbaut, mit der mit wildem Wein berankten Veranda davor, mit seinen großen Kachelöfen, in denen im Winter die Fichtenscheite prasselten, und mit seinen von unzähligen Dackelpfoten zerkratzten Türen. Dort zogen meine Eltern am 1. Juli 1900 ein, und dort verlebte ich, meine glücklichsten Kinderjahre.
Rominten! Wer je den Zauber dieser Landschaft mit offenen Augen erlebt hat, sei es im Sommer bei harzigem Fichtenduft, wenn die Luft heiß durch den Hochwald flimmerte, Tausende von Schmetterlingen und Libellen um Glockenblumen und wilden Thymian gaukelten, sei es im Winter bei tiefem Pulverschnee, wenn die Baumriesen, mit schwerer Last behangen, regungslos im Sonnenglanz glitzerten und der weiße Holzrauch aus den Schornsteinen der roten, mit Schiefer gedeckten Holzhäuser kerzengerade in den blauen Himmel stieg, den packt es im tiefsten Herzen, der vergisst die Heimat nie.
Das erste Motorrad
Zur Jahrhundertwende sah das Dörfchen Rominten noch nicht so aus, wie in späteren Jahren. Da gab es noch kein elektrisches Licht, und kein Motorengerassel störte den Frieden der Natur. Die Dorfstraße war zum Teil noch ein einfacher Sandweg, eine Holzbrücke führte über die Rominte, und neben den schmucken Waldarbeiterhäusern im norwegischen Stil duckten sich noch vereinzelt niedrige Lehmkaten mit Stroh- und Schindeldächern. Sie verschwanden jedoch bald und wurden durch Neubauten ersetzt. In jener Zeit trat dann auch das welterschütternde Ereignis ein, das alle Dorfbewohner in größte Aufregung versetzte. Das erste Motorrad wühlte sich mit fürchterlichem Geknatter durch den Sand. Es war der Kreistierarzt Dr. Sch. aus Goldap, von dem böse Zungen behaupteten, er hätte bei seiner ersten Probefahrt vergessen, wie das Ungeheuer anzuhalten wäre, und so soll er solange um den großen Goldaper Marktplatz herumgefahren sein, bis das Benzin alle war.
Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass der Schulranzen in die Ecke flog und es nach hastig verschlungenem Mittagessen hinausging in Feld und Wald. Jede Gelegenheit wurde benutzt, um Vater auf seinen Reviergängen zu begleiten; er war mir der beste Lehrmeister, und bald war ich mit Wild und Wald vertraut, kannte jeden Weg und Steg und jeden Dachsbau. Im Winter ging es jeden Nachmittag im Einspännerschlitten zum Hirsche füttern ins Revier. Das Rotwild kannte die Zeit genau, und es war stets von neuem schön, die starken Hirsche auf kürzester Entfernung beobachten zu können. Das „Jungvolk" und das Mutterwild hielten sich in respektvoller Entfernung. Mit verblüffender Regelmäßigkeit stellten sich die starken Hirsche Jahr für Jahr wieder an „ihrer" Fütterung ein; sie erhielten Namen und Bezeichnungen. Der stärkste war damals der „Dicke Zwölfer", ein alter Hirsch mit jährlich gleichbleibenden, aber ungeheuer starken Stangen. Drei seiner Abwürfe zierten noch bis zur Vertreibung aus der Heimat meine Wände. Der Hirsch hat seine Geschichte, und es wird noch vom ihm zu erzählen sein.
Den Höhepunkt des Jahres bildete die Brunft des Rotwildes und der Besuch des Kaisers, der jeden Herbst in der Zeit vom 20. September bis etwa 9. Oktober auf den Brunfthirsch weidwerkte. Schon lange vorher waren Pürschsteige zu den Brunftplätzen sowie Kanzeln und Schirme an den Waldwiesen instand gesetzt worden. Jede Holzabfuhr wurde eingestellt, es herrschte absolute Ruhe im Revier.
Ein Vorreiter voraus
Und dann kam der Kaiser. Sein Jagdhaus, aus Baumstämmen im norwegischen Stil erbaut, stand wenige hundert Meter abseits des Dorfes, umgeben von uralten Fichten und Kiefern. Tief unter dem Steilhang rauschte das kristallklare Wasser der Rominte von Stein zu Stein. Dem Jagdhaus gegenüber erhob sich die Hubertuskapelle. Die Räume des Jagdhauses waren wohnlich eingerichtet worden und sahen nicht mehr so kahl aus, wie sie dem Besucher im Sommer gezeigt wurden. Rominten schmückte sich mit Ehrenpforten und Tannengrün, vor allen Häusern stiegen die schwarz-weißen preußischen Fahnen am Mast hoch, und mit freudiger Spannung standen die Dorfbewohner an der Anfahrtstraße, um das Kaiserpaar zu begrüßen.
Inzwischen hatte die kaiserliche Wagenkolonne, von dem vierzehn Kilometer entfernten Bahnhof Gr.-Rominten kommend, die Dorfstraße erreicht. Die Glocken der Hubertuskapelle läuteten zum Gruß, und schon waren die Wagen, bespannt mit edlen Trakehnern, ein Vorreiter voraus, im schlanken Trab heran. Im ersten Wagen saß das Kaiserpaar in Hofjagduniform, freundlich grüßend und winkend, auf dem Rücksitz, den Eltern gegenüber, die kleine Prinzessin Viktoria Luise, die jetzige Herzogin von Braunschweig und Mutter der Königin Friederike von Griechenland.
Kein lautes Hurragebrüll der Dorfbewohner, dafür freudige Gesichter, entblößten Hauptes die Männer, tief knicksend die Frauen. Schnell war der Zug vorüber, und nach wenigen Minuten bereits schmetterten vor dem Jagdhause die Hörner den Fürstengruß: die Jägerei begrüßte den obersten Jagdherrn. Am Mast stieg die Kaiserstandarte hoch, für Rominten hatte die „Kaiserzeit" begonnen.
Täglich konnte man nun auf der Dorfstraße dem Kaiser im Jagdwagen begegnen, begleitet vom zuständigen Forstmeister; auf dem Rücksitz saß der spitzbärtige Büchsenspanner Rollfing. Fast immer schmückte bei der Rückkehr nach erfolgreicher Pürsch ein grüner Bruch den Hut des Kaisers. Abends wurde dann auf dem Rasen vor den Fenstern des Speisesaales die „Strecke gelegt", das Signal „Hirschtot" ertönte, und bei Fackelbeleuchtung wurden die erlegten Hirsche vom Kaiserpaar und den anwesenden Gästen eingehend besichtigt und begutachtet.
Die Kaiserin machte täglich in Begleitung der Prinzessin und der Hofdamen Spaziergänge durch Park und Dorf, wobei sie oft die Waldarbeiterfamilien besuchte. Eines Vormittags, plötzlich Hundegekläff auf der Straße. Ich stürze hinaus, ein tolles Bild: Mitten auf der Straße steht die Kaiserin mit vorgehaltenem Spazierstock, wütend umkläfft von unseren beiden Dackeln. Ich befreie sie natürlich sofort von den Wegelagerern. Die Kaiserin bedankt sich freundlich, und bevor sie ihren Weg fortsetzt, trägt sie mir noch auf, die Tierchen ja nicht zu strafen, sie hätten es bestimmt nicht bös gemeint.
Auf größeren Waldspaziergängen wurde die Kaiserin oft von meinem Vater als Führer begleitet. Als Anerkennung überreichte ihm die hohe Frau eines Tages ein Paar massivgoldene Manschettenknöpfe, den preußischen Adler darstellend. Sie werden noch heute von mir als teures Andenken aufbewahrt.
Auf einem dieser Waldspaziergänge war die Prinzessin nach Kinderart vorausgelaufen. Plötzlich erschien sie, die Hände auf dem Rücken, vor meinem Vater: „Herr Förster, was bekomme ich als Fundgeld?", und sie überreichte ihm unter allgemeiner Heiterkeit seine Hirschfängerscheide, die er einige Tage zuvor auf einem Reviergang verloren hatte.
Im Jahre 1901 gelang es meinem Vater, den Kaiser auf einem über das „Brastasgestell" wechselnden kapitalen Vierundzwanzigender zum Schuss zu bringen. Zur Erinnerung an diesen Kapitalhirsch wurde später an dieser Stelle ein Gedenkstein gesetzt, um den 24 junge Roteichen gepflanzt wurden. Professor Richard Friese hat den Hirsch gemalt, und der Kaiser überreichte meinem Vater einen prächtigen Ehrenhirschfänger, dessen geätzte Klinge mit einer Widmung versehen war.
Der „dicke Zwölfer"
Sonntags nahm die kaiserliche Familie mit dem Gefolge am Gottesdienst in der Hubertuskapelle teil. Im Anschluss daran fand auf dem Schlosshof die „Stangenparade" statt. Dazu hatten alle Forstbeamten der Rominter Heide die letztjährigen Abwurfstangen ihrer Hirsche zur Musterung und zum Vergleich mit den vom Kaiser bereits erlegten Hirschen bereitgelegt. Interessiert erkundigte sich der Kaiser nach diesem und jenem Hirsch, und jedes Jahr fiel ihm der bereits erwähnte „Dicke Zwölfer" auf. Den musste er unbedingt haben.
Der Hirsch jedoch, ein alter Hagestolz und seiner Stärke sich bewusst, verzichtete auf einen festen Brunftplatz und auf eigenes Mutterwild, er geisterte vielmehr in der ganzen Heide umher, schlug überall die Platzhirsche ab, ohne lange zu verweilen, wurde bald hier, bald dort gesehen und konnte nie bestätigt werden. So verliefen alle Pürschfahrten auf ihn ergebnislos. So kam man sogar auf den Gedanken, ihn einzulappen. Ich durfte als Treiber mit; zweimal wurde das Jagen auf den provisorischen Stand des Kaisers zu durchgedrückt: der Hirsch war nicht drin.
Im Winter 1905/1906 stand der Hirsch nicht, wie alljährlich, an der Fütterung im Jagen 74. Dafür tauchte jeden Abend im Dorf ein ganz unbekannter, fast zahmer, im Haar etwas ruppig aussehender Hirsch mit sehr starkem, abnormem Sechzehnender-Geweih auf. Vor dem Gasthaus äste er das liegengebliebene Pferdefutter, auf dem Forstgehöft meines Onkels N. nahm er dicht vor den erleuchteten Fenstern das bereitgelegte Futter, wechselte auch über die Brücke auf unseren Hof, von wo er das Parkgatter überfiel, und in der Morgendämmerung konnte man ihn oft die Dorfstraße entlangstolzieren sehen. Seinen Tagesstand hatte er in einem ins Feld vorspringenden Waldstück, das außerhalb des großen Wildgatters lag. Am 5. März 1906 warf er die Stangen, und da stellte sich durch Vergleich mit früheren Abwürfen heraus: es war der „Dicke Zwölfer".
Im nächsten Herbst gab ihm Förster Z. im Park den Fangschuss. Er trug nur noch „Knubben" auf dem Haupt, war total abgekommen und hatte nur noch einen Zahn.
Kaffee und Kuchen
Der letzte Sonntag vor der Abreise des Kaiserpaares war den Kindern gewidmet. Alle Schulkinder der damals noch einklassigen Schule, und natürlich auch die Hosenmätze, waren zum Kaffee ins Kinderheim geladen. Waschkörbe voll Kuchen waren vom Schloss hingebracht worden. Das Kaiserpaar ging zu Fuß durch das Dorf zum Kinderheim und bediente die Kinder persönlich. Das war ein lustiges Treiben, und auch manches Späßchen ist dabei passiert. So fragte der Kaiser einen Dreikäsehoch, der zwar tüchtig dem Kuchen zusprach den Kaffee aber nicht anrührte, warum er denn nicht trinke. Der antwortete mit der Gegenfrage: „Denkst, eck well mi de Schnuz verbrenne?"
Während der „Kaiserzeit" wohnte bei uns der alte Forstmeister von Saint-Paul aus Nassawen, ein oft recht knurriger Herr, aber trotz seines Junggesellentums ein großer Kinderfreund. Er war täglicher Gast an der kaiserlichen Tafel und, obwohl ein Gegner aller Süßigkeiten, dankte er nie. Er war mein täglicher „Hoflieferant", und ich schwelgte in den feinsten Konfitüren und im herrlichsten Obst. Auch hatte er seinen rauhhaarigen, eisgrauen russischen Schweißhund „Saul" bei uns. Eines Nachmittages war ich mit unseren beiden schwarzen Teckeln auf dem Hof, als plötzlich Prinzessin Viktoria Luise nur in Begleitung von zwei hirschroten Teckeln am Parkzaun stand. Während die Begrüßung, wenigstens meinerseits, recht schüchtern ausfiel, war die der vier Teckel umso lebhafter, und sie ging in einen gemeinsamen Wettlauf beiderseits des Zaunes über. Die Prinzessin freute sich über die muntere Hetzjagd und fragte, ob das dort „Saul" wäre. Der saß interessiert vor seiner Hütte. Natürlich musste ich auch ihn an den Zaun bringen, und ich war überrascht, wie bekannt und sogar berühmt der gute „Saul" sogar bei Hofe war. Der Forstmeister mag dort manche Heldentat von ihm erzählt haben.
Auf dem Stubben . . .
Ostern 1904 trat ein für mich unfassbares Ereignis ein: ich sollte zur ,,höheren" Schule in die Stadt. Das hieß Abschied nehmen von Elternhaus, von Hunden, Wald und Wild. Noch am Vormittag des Reisetages lief ich heimlich in den Wald zu meinem Lieblingsplätzchen; dort setzte ich mich auf einen großen Stubben und weinte bitterlich. Noch viele Jahre später habe ich oft diesen inzwischen vermoderten, völlig bemoosten Stubben aufgesucht.
Nun wurden die Ferien zu Hause das große Erlebnis. Im Sommer wurde mit Freunden gebadet und gefischt. Oft graute kaum der Morgen, da schlichen wir uns leise, nur mit Badehose bekleidet, aus dem Haus. Das Staaknetz, das noch nass war von der Fischerei am Abend unter zum Fluss (versteh ich nicht), und mancher Hecht und mancher Döbel ist uns, besonders am Morgen, ins Garn gegangen.
Kaum zwölf Jahre alt geworden, weihte mein Vater mich in die Geheimnisse der Schießkunst ein, Ich lernte mit Flinte und Büchse umgehen, und nach den Pfingstferien konnte ich meinen Schulkameraden meine erste Beute zeigen, einen Eichkater.
Schon glaubte ich, mit den Regeln der „hohen Jagd" vertraut zu sein, als ich schwer enttäuscht wurde. Im Winter sollte Wild geschossen werden, und wir fuhren im Schlitten ein Rudel Kahlwild an, das im lichten Altholz stand. Vater glitt vom fahrenden Schlitten, und bald brach der Schuss. Ich sah das beschossene Stück zeichnen und nach wenigen Fluchten verhoffen. Da hielt es mich nicht länger, mit einem Satz war ich vom Schlitten, und wie ein schusshitziger Jagdhund stürzte ich durch den tiefen Schnee auf das schwerkranke Stück los, offenbar in dem Glauben, es müsse jeden Augenblick zusammenbrechen. Gerade sollte es den Fangschuss erhalten, da tauchte ich Unglückswurm in der Schusslinie auf. Die Kugel blieb im Lauf, und das kranke Stück war verschwunden. Vater sagte wenig, aber das saß, die verdiente Tracht Prügel blieb auch aus, aber das schlimmste: abends erfuhr es Mutter. Ich war zerknirscht und schämte mich maßlos. Das kranke Stück fanden wir erst am nächsten Morgen, verendet und vom Fuchs angeschnitten.
Die neue Försterei
Im Jahre 1905 wurde die neue Hirschbrücke über die Rominte gebaut, die wesentlich höher als die alte Holzbrücke lag. Ein hoher Damm wurde nötig und die Zufahrt zur Försterei, die übrigens seit 1904 „Reiff" hieß, konnte nicht befriedigend gelöst werden. Außerdem lag das Forstgehöft, dessen Wirtschaftsgebäude schon schlecht waren, im kaiserlichen Park, und so wurde der Bau einer neuen Försterei beschlossen.
Es war wohl auch im selben Jahr, als der Kaiser zum ersten Mal mit drei Automobilen nach Rominten kam. Das war zwar etwas Neues und sehr Aufregendes, aber der feierliche Einzug mit Pferden und Vorreiter war doch etwas ganz anderes. Die Romantik war dahin.
Im Jahre 1906 wurde die neue Försterei Reiff am „Kaiserweg", ebenfalls im norwegischen Stil, erbaut und im März 1907 von meinen Eltern bezogen. Das alte historische Haus verschwand, zur Erinnerung wurde der am Anfang erwähnte Stein gesetzt. Mit dem alten Haus schwand auch das Glück. Am 24. Juni 1907 trug man meinen lieben Vater unter ragenden Fichten zu Grabe, sein grüner Hut und der Ehrenhirschfänger des Kaisers schmückten den Sarg. Ich hatte das Paradies verloren.
Seite 10 Die Glocke von Heinrikau. Allerheiligen 1955 erklang sie wieder.
Foto: Die Glocke von Heinrikau. Diese Aufnahme wurde im November 1955 nach der Wiederherstellung gemacht; die Glocke wurde dann auf dem Kirchhof in Heinrikau aufgestellt.
Auf der Mitte der Chausseestrecke Mehlsack - Wormditt liegt das Kirchdorf Heinrikau am Nordrande eines langgestreckten, sich bis zur Walsch hinziehenden Waldes. In der bereits 1312 dotierten, nach einem Brande 1501 neu geweihten Kirche, standen mehrere Altäre mit guten Bildschnitzereien und eingefassten Gemälden. Der in seinen Einzelheiten eingehend modellierte Kreuzheiland galt als das kunstreichste Werk der Ausstattung.
Zum Gottesdienst rief die Gemeinde eine Glocke, die vor nahezu 550 Jahren — Anno 1409 — gegossen wurde. Nach zehnjährigem Schweigen ließ sie — so wird uns jetzt mitgeteilt — zu Allerheiligen 1955 wieder ihre Stimme erschallen, aber nicht mehr vom Kirchturme aus, sondern vom Kirchhof in Heinrikau.
Als 1945 der Turm gesprengt wurde, stürzte die alte Glocke hinab. Durch die Erschütterung beim Fallen riss der Bügel aus, an dem der Glockenmantel hing. Der deutsche Schmied in dem benachbarten Ort Neuhoff verfertigte einen Rahmen als neue Hängevorrichtung, der von zwei Achsen mit Kugellagern getragen wird. Diese für einen Dorfschmied ungewöhnliche, sachkundig ausgeführte Arbeit bewährt sich, denn die Glocke lässt sich trotz ihres Gewichtes von 45 Zentnern leicht bewegen. Sie wurde auf einem Pfeiler auf dem Kirchhof aufgestellt und läutet nun wieder mit reinem Klang.
Seite 10 Ein Museum des Deutschen Ritterordens wurde im Schloss Ellingen eingerichtet. Das im Stil des Barock gebaute Schloss liegt in dem gleichnamigen Städtchen; die Bahnstrecke Nürnberg—München, führt an Ellingen vorbei. Hier residierten von 1216 bis zum Verlust der politischen Selbständigkeit des Ordens nach der Auflösung des alten deutschen Reichs zur Zeit Napoleons die fränkischen Landkomture. Karten veranschaulichen das weitreichende Wirken des Ordens, Dokumente bezeugen die Kolonisationsarbeit. Waffen, Gewänder und kostbare Erinnerungsstücke bereichern die Sammlung, die aus bayerischem Staatsbesitz, privaten Leihgaben und Überlassungen des fränkischen Adels zusammengestellt werden konnte.
Seite 10 Für unsere Hausfrauen. Von der Glumstorte bis zum eingelegten Hering
Als ich im Sommer einen Aufsatz über Glumse geschrieben hatte, kamen mehrere Proteste zu mir, ich hätte gerade ihr geliebtes, heimatliches Glumstortenrezept nicht erwähnt, das wäre doch . . . usw. Ich hole dieses Versehen schleunigst nach:
Glumstorte I, die nie missrät und immer schmeckt:
1 kg Glumse, sechs Eier (entschuldigen Sie diese Menge, aber früher nahmen wir so viel dazu, und es soll doch das richtige Rezept sein!),
250 g Margarine,
sechs Eßlöffel Grieß,
300 g Zucker,
eine Messerspitze Backpulver und nach Belieben Vanillezucker, Zitronenschale, Rosinen. (Nehmen Sie italienische Zitronen; sie sind nicht mit Dephinyl behandelt und haben daher eine verwendungsfähige Schale.)
Fett, Zucker, Eigelb schaumig rühren, abwechselnd Grieß und Glumse dazu, die restlichen Geschmackszutaten, Eierschnee. In der Tortenform fünfzig bis sechzig Minuten backen.
Glumstorte II: Boden und Rand einer Tortenform mit Mürbeteig auslegen. Einen Brühteig auf dem Feuer abrühren aus ein viertel Liter Wasser, 120 g Mehl und 125 g Margarine. In den abkühlenden Teig vier Eier rühren, einen Teelöffel Backpulver, einen Teelöffel Vanillezucker, 200 g Zucker (oder mehr), ein Kilogramm Glumse. Sehr gut verrühren, es dürfen von dem Brandteig keine Streifen zu sehen sein. In die ausgelegte Tortenform füllen und sechzig Minuten bei guter Mittelhitze backen. Bezähmen Sie Ihre Neugier für die ersten dreißig Backminuten, sehen Sie nicht in den Ofen, der Teig fällt sonst zusammen. Sie können auch Rosinen oder ausgesteinte Kirschen in den Teig geben.
Nun noch einen Trick für den so zeitgemäßen einfachen Apfelkuchen, zu dem sich in diesen Wochen als besonders geeignet Falläpfel von Winterobst anbieten. Einen festen Hefeteig ohne Eier auf dem Blech ausrollen und mit Apfelspalten belegen, nicht zuckern, sondern nur Fettflöckchen darauf verteilen. Vor dem Backen bedecken Sie das Blech mit einem Bogen Zeitungspapier (Sie können natürlich auch unbedruckte Makulatur nehmen, der Witz liegt in der porösen Papiersorte), das Sie mit Öl fettig pinseln und über den Kuchen breiten. Unter dieser Decke bleiben die Äpfel beim Backen zart, zerfallen nicht und gären, ohne zu bräunen und zu betrocknen. Nach dem Backen sofort zuckern und ohne Papierdecke abkühlen lassen.
Die Hausfrau sieht dem Winter mit Sorge entgegen, denn auf ihrem Rücken — sprich Wirtschaftsgeld — wird der Kampf um die Preise ausgetragen; schließlich wird ihr noch die Schuld für die hohen Lebenshaltungskosten zugesprochen. Ganz zu Unrecht geschieht das leider wirklich nicht, denn es ist oft erschütternd zu erleben, mit welcher Kritiklosigkeit alles gekauft wird. Es ist zum Beispiel nicht einzusehen, weshalb nicht mehr Schmalz gegessen wird, das in verschiedenen Sorten angeboten wird. Im Durchschnitt kann man rechnen, dass drei Pfund Schmalz nicht mehr als ein Pfund Butter kosten. Bei Margarine liegt der Preisvergleich ähnlich. Da nützen uns Buttereinfuhren auch nicht viel; im Ausland wird unser Butterpreis scharf beobachtet, und nach ihm berechnen die Exporteure, die ja auch nicht „von heute" sind, ihre Preise. Besser liegt der Fall bei Auslandseiern, von denen man die kleinen Größen wesentlich billiger kaufen kann.
Leider kommt das hervorragende Gefrierfleisch nicht überall zum Verkauf. Piesacken Sie Ihren Fleischer immer wieder mit der Frage nach diesem Fleisch, Sie können dabei viel Geld sparen.
Etwas Vorzügliches bietet die Fischindustrie seit einigen Monaten an: Fischfilet in festen Paketen aus der Kühltruhe. Kostenpunkt 98 Pfennig, ausreichend für drei Personen. Im Gegensatz zum Gefrierfleisch muss das Fischpaket bis zum Verbrauch gefroren bleiben; es kommt entweder im ganzen Stück in den Kochtopf oder wird zum Panieren und Braten mit dem Sägemesser zerlegt. Der Fisch ist von hervorragender Qualität und ohne jeden Abfall, weil er bereits auf hoher See in den modernen Fabrikschiffen verkaufsgerecht eingefroren und verpackt wird. Das bewirkt die angenehme Zugabe, dass jeder Fischgeruch fortfällt. Der verhältnismäßig hohe Preis wird durch die arbeitssparende Güte gerechtfertigt.
Besondere Sorge machen uns die Gemüsepreise, die nicht nur durch die eigene schlechte Ernte diktiert werden, sondern auch durch Einfuhrsperren der Nachbarländer. Die Preise der Gemüsekonserven sind teilweise sogar schon auf das Doppelte des Vorjahres geklettert. Zum Teil können wir das ausgleichen, indem wir recht viel Gemüsefrischkost auf den Tisch bringen. Erfahrungsgemäß kommen wir dabei mit etwa der Hälfte des zu kochenden Gemüses aus. Der Ernährungsnutzen wird gesteigert, wenn wir diese Frischkost als Vorgericht geben. Wir können damit etwas die Teuerung auffangen. Unserem Geschick bleibt es überlassen, der lieben Familie diese kleine Umstellung der Essgewohnheiten mundgerecht zu machen. Die einfachsten Gemüse wie Rote Beete, Wruke, Kohl und Mohrrübe geben die leckersten Rohstoffgerichte, ganz zu schweigen von ihren teureren Artgenossen. Ganz besonders lob zu preisen ist hier der Sauerkohl, nicht nach der Art der Witwe Bolte aufgewärmt, sondern als Salat, als Zutat zum Kartoffelsalat oder auch mit Fischresten und einer Soße gemischt, die wir majonaisenartig mit Dosenmilch herstellen. Aber stets rohen Sauerkohl verwenden!
Die Salate sind überhaupt eine liebenswerte Küchenhilfe, man kann eigentlich alles und alle Reste als Salat frisieren. Die klassische Wintergrundlage der Salate ruht auf der Kartoffel, aber auch Spaghetti und andere Nudelsorten schmecken im Salat ausgezeichnet. Wenn Sie ein Achtel Pfund fertige Majonäse mit steifgeschlagener Dosenmilch (kaltstellen und dann drei Minuten schlagen) mischen und herzhaft abschmecken (Mostrich, Curry, Tomatenmark, geriebene rohe Sellerie, Meerrettich, Räucherfisch, Sardellenpaste usw.), können Sie Salate zaubern, die Ihnen höchstes Familienlob eintragen und selbst den zwölfjährigen Nimmersatt zum Schweigen bringen. Leider werden eingelegte Gurken, sonst eine wichtige Salatzutat, in diesem Winter sehr knapp und teuer sein, falls Sie nicht vorgesorgt haben. Versuchen Sie auf Äpfel auszuweichen; die Ernte soll, so heißt es, befriedigend werden.
Einen sehr wohlschmeckenden Gemüseersatz können Bananen sein, die oft überraschend billig angeboten werden. Versuchen Sie einfach Bananen in Margarine zu braten, Sie können sie dabei auch mit geriebenem Parmesan- oder Schweizerkäse bestreuen oder vorher durch einen Ausbackteig ziehen; sie sind bekanntlich überaus nahrhaft und sättigend. Dass man Äpfel auch als Gemüse verwenden kann, haben wir schon mehrfach besprochen. Aber auch roh als Zutat beim Einlegen von Heringen sind sie sehr zu empfehlen. Salzheringe zwölf bis achtzehn Stunden wässern bei mehrmaligem Wasserwechsel, enthäuten und die Filets in eine längliche Schüssel legen. Bedecken mit feinblättrig geschnittenen Äpfeln, Zwiebelringen und begießen mit einer Soße, die man herstellt aus zwei Heringsmilchen, 50 Gramm Glumse (beides durch ein Sieb gerührt) ein Viertel Liter Essig, ein achtel Liter Milch. Der Hering muss von der Soße bedeckt sein, eventuell etwas Milch nachgießen. Margarete Haslinger
Altsamländisches Hochzeitslied
Um die Jahrhundertwende wurde im „Sudauischen Winkel", das heißt in der Nordwestecke des Samlandes, bei Bauernhochzeiten ein Galopp getanzt, dem ein plattdeutscher Text unterlegt war; er lautete:
„Platz gemoakt, nu wöll wi danze /
On de Mäkes röm koranze; /
Heidie hopsa sull dat goahn, /
Dat de Käddels (Röcke) äwaschloahn;
Heidie Hochtied, Hochtied ös hied!"
Kickt de truutste Brut moal an, /
Mött dem stoatsche Briedegam. /
Wi de beide söck vastoahne, /
Dat uns Ooge äwagoahne; /
Dat ward Jungvafriede ok gegönnt, /
Brutlied sulle lostig sönd! /
Heidie usw.
Kickt dem Platzgesell (Platzmeister) moal an,
Wi gelänkig de foahts danze kann, /
Schulte Lieske mott heran, /
Bet se kum mehr jappse kann. /
Heidie usw.
Klumpe Fleesch wie Fuste dick, /
Opp dem Mann woll twintig Stock, /
On de ohle mött de Hacke /
Danze, dat de Dähle knacke.
Heidie Hochtied, Hochtied ös hied!"
Seite 11 Eingliederung der vertriebenen Bauern. Das Ergebnis der Siedlungstätigkeit im Haushaltsjahr 1955/56 und das Siedlungsprogramm 1956/1957
Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat am 15.08.1956 das im Haushaltjahr 1955/1956 (01.04.1955 bis 31.03.1956) im Bundesgebiet erzielte Ergebnis der Siedlungstätigkeit bekanntgegeben. Hiernach wurden im Berichtszeitraum 9602 Neusiedlungen auf 19330 ha und 8087 Eingliederungen durch Kauf oder Pacht bestehender Betriebe auf 38 701 ha, zusammen also 17 689 Stellen auf insgesamt 58 031 ha mit öffentlichen Mitteln gefördert. Hiervon sind 3321 Vollbauernbetriebe und 14 368 Nebenerwerbsstellen. 14 395 Kreditnehmer waren vertriebene und geflüchtete, 3294 einheimische Bewerber. Gegenüber der Planung von 20 416 Stellen auf 79 990 ha ist das Programm für 1955/1956 damit in der Stellenzahl zu 86,6 Prozent und der Fläche nach zu 70,2 Prozent erfüllt worden. An der Aufbringung der hierzu benötigten Mittel in Höhe von 505 763 Millionen DM hat sich der Bund mit 368 405 Millionen DM beteiligt. Von den eingeplanten 640 223 Millionen DM wurden somit 78,1 Prozent in Anspruch genommen.
Seit Inkrafttreten des Flüchtlingssiedlungsgesetzes im Jahre 1949 sind damit von den etwa 300 000 vertriebenen und geflüchteten Bauernfamilien rund 80 000 auf etwa 400 000 ha mit Krediten und Beihilfen in Höhe von etwa 1,7 Milliarden DM angesetzt worden.
Der Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte nimmt dazu in einem Schreiben an die Flüchtlingsverwaltungen der Länder — II 6 — 6016 C — 2319/56 — vom 01.10.1956 wie folgt Stellung:
Eine Beurteilung der bisherigen Leistung im Zusammenhang mit der gestellten Aufgabe und den gebotenen Möglichkeiten führt zu dem Schluss, dass eine Intensivierung der Siedlungstätigkeit in vieler Hinsicht nicht nur möglich, sondern auch dringend notwendig ist. Noch immer warten viele zehntausend vertriebene und geflüchtete Bauernfamilien auf eine Existenz in der Landwirtschaft. Hinzu kommen täglich weitere Bauernfamilien aus der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und durch die Umsiedlertransporte. Ich bitte unter diesen Umständen neuerdings dringend, alle Möglichkeiten zu prüfen, die zu einer weiteren Steigerung des Siedlungsergebnisses zugunsten der vertriebenen und geflüchteten Landbevölkerung führen können. Hierzu gehören besonders:
1. die Vermeidung jeder Einengung der im Bundesvertriebenengesetz — Titel Landwirtschaft — der vertriebenen und geflüchteten Landbevölkerung eröffneten Möglichkeiten;
2. planmäßige Förderung der Bereitschaft der Siedlungsbewerber zur Selbsthilfe;
3. Aktivierung des landwirtschaftlichen Grundstücksmarktes durch zweckentsprechenden Einsatz der Vorfinanzierungsmittel;
4. kurzfristige Bereitstellung der Vermittlungs- und Bearbeitungsgebühren an Organisationen und Grundstücksmakler;
5. Beschränkung des Kreditprüfverfahrens auf möglichst zwei Instanzen;
6. Vereinfachung der Finanzierung durch Vergabe der korrespondierenden Mittel als einheitlichen Kredit zu einheitlichen Konditionen gegen eine Schuldurkunde;
7. verstärkte Aufklärung der Öffentlichkeit über , die Möglichkeit zur Altersversorgung landabgebender Bauern;
8. verstärkte Landbereitstellung für Siedlungszwecke durch die öffentliche Hand;
9. planmäßige Heranziehung von Moor- und Ödländereien für Siedlungszwecke;
10. engere Zusammenarbeit der Siedlungsbehörden, Flüchtlingsverwaltungen und Finanzressorts der Länder mit den Organisationen der Vertriebenen und Flüchtlinge in allen grundsätzlichen Fragen der Planung und Finanzierung.
Die Verwirklichung dieser Punkte liegt ausschließlich in der Hand der für die Durchführung der Bundesgesetze zuständigen Länderregierungen. Die Bundesregierung hat sich ihrerseits bereiterklärt, jeden nachgewiesenen Finanzbedarf im Rahmen der einschlägigen Bundesgesetze rechtzeitig und im erforderlichen Umfang zu decken.
Ich bitte die Flüchtlingsverwaltungen der Länder erneut, im Rahmen der in Paragraph 68 BVFG vorgeschriebene Mitwirkung bei Durchführung des Titels Landwirtschaft dieses Gesetzes nachdrücklich darum bemüht zu sein, dass die genannten Voraussetzungen für eine volle Erfüllung des Siedlungsprogramms 1956/1957 raschestens geschaffen werden. Schwierigkeiten und Hemmnisse, bei deren Beseitigung ich Ihrer Auffassung nach helfen kann, bitte ich, mir mitzuteilen. gez. Dr. Oberländer
Es wird nicht verkannt, dass die zuständigen Bundesministerien nunmehr bemüht sind die Siedlungspolitik zu aktivieren. Es dürfte aber feststehen, dass die bisherigen Siedlungsergebnisse völlig unbefriedigend sind und dass die Versäumnisse in vollem Umfange sich nicht mehr werden nachholen lassen. Viele heimatvertriebene Bauern sind inzwischen unter dem Zwang der Verhältnisse — nicht aus Neigung — in andere Berufe abgewandert, und in vielen Fällen haben der Gram und die Verzweiflung ihrem Leben vorzeitig ein Ende gesetzt.
Der Misserfolg ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass in der Siedlungspolitik immer der Standpunkt der Rentabilität und des materiellen Nützlichkeitseffektes für die westdeutsche Wirtschaft vorherrschte, anstatt die Siedlungsprobleme mehr vom Gesichtspunkt der gesamtdeutschen Verpflichtung aus zu betrachten. Mit dem Grünen Plan für die vertriebenen Bauern und den beabsichtigten Maßnahmen der Bundesregierung scheint sich nun endlich auch die Siedlungspolitik mehr in Bewegung zu setzen, aber zur Rettung wertvollen ostdeutschen Bauerntums ist viel kostbare Zeit ungenützt verstrichen.
Seite 11 Auf dem Kutscherbock. Von Frida Busch
Mit unserer sterbenden Heimat starb auch ein landwirtschaftlicher Berufszweig vollkommen aus. Die Heimat wird wieder erstehen — der Berufszweig wohl niemals mehr. Ich meine den „herrschaftlichen Kutscher". Wenn wir dereinst heimkehren, dann wird wahrscheinlich in unserem Pionierleben kein Platz mehr sein für Kutscher und Kutschwagen.
So ist es gut, dass Ernst Wichert in seinem Buch „Missa sine nomine" dem ostpreußischen Gutskutscher ein würdiges Denkmal setzte in der Gestalt des Kutschers Christoph.
Mag der Kämmerer dem Gutsbesitzer näher gestanden haben — mit der ganzen Familie, ganz besonders mit den Kindern, vertraut und verwachsen war jedoch der Kutscher. Es gab Güter, da hatte der alte Kutscher seinen späteren Gutsherrn schon zur Taufe in die Kirche gefahren. Dann hatte er ihn als Kind fahren und reiten gelehrt, hatte ihn als Schüler zu den Ferien vom Bahnhof abgeholt und später als schmucken Leutnant hippologisch betreut. Die Auswahl des eigenen Pferdes für den Truppendienst führte mitunter zu ernsthaften Konflikten. Der Kutscher wusste um manch ein Familiengeheimnis, er wusste auch um die Fahrten auf „Brautschau". Hatte der Gutsbeamte oder Kämmerer die Schlüsselgewalt über Speicher und Scheunen, dem Kutscher wurde das eigene Leben und das der Familie anvertraut. Schon, wenn man im „Tafelwagen“ fuhr, tat es gut zu wissen, auf dem Kutscherbock vorn saß ein zuverlässiger Mann, der auch scheue oder übermütige Pferde zu zügeln verstand. Noch viel mehr brauchte man dieses beruhigende Gefühl im „Coupé. Und da es sich bei den Kutschpferden meistens um wertvolles Material handelte, war dem Kutscher damit auch ein hoher Geldwert anvertraut.
Und — „wie der Herr — so's Gescherr". Kutschwagen und Pferde, der Kutscher und sein Rock repräsentierten das Gut und die Herrschaft. Der gute, alte Kutscherrock war dunkelblau mit zwei Reihen blanker Knöpfe. Auf den großen Gütern trugen die Kutscher einen Zylinder mit einer Kokarde; auf den kleinen Gütern eine dunkelblaue Mütze. Im Winter wurde beides mit einer großen, runden Pelzmütze vertauscht, und über den Kutscherrock kam ein langer, runder Pelzkragen.
Die Peitsche gab ein guter Kutscher nicht aus der Hand. War der Gutsherr zu einer landwirtschaftlichen Versammlung im Krug, so stand das Fuhrwerk in der „Einfahrt" und der Kutscher nahm die Peitsche mit in den Kutscherraum.
Auf den Gütern gab es in den Gutshäusern die Kutscherstube, und es war bei der ostpreußischen Gastfreundschaft selbstverständlich, dass bei Gesellschaften auch die Kutscher der geladenen Nachbarn als Gäste aufgenommen und bewirtet wurden. Die Gutsfrauen setzten ihren Stolz darein, dass die „Mamsell" oder die Köchin — oft war's auch die Frau des eigenen Kutschers, die an solchen Tagen zur Hilfe ins Gutshaus geholt wurde — den Kutschern ein gutes und reichliches Essen vorsetzten.
Zu vielen lobenswerten Eigenschaften, die ein Kutscher haben musste, kamen noch Sinn für Humor und eine wahre Engelsgeduld hinzu. Zogen sich die Sitzungen im landwirtschaftlichen Verein etwas länger hin, war's oft nicht leicht, den Herrn aus dem Kreis der Freunde zu lösen und zum nach Hause fahren zu bewegen.
Wie sehr unsere alten Kutscher mit unserem Leben verwachsen waren, erkenne ich immer wieder daran, dass ich heute, nach sechzig Jahren, mich noch deutlich an den Kutscher meiner Großeltern erinnern kann. Er hatte einen starken, rötlichen Vollbart. Der Kutscher auf meinem väterlichen Gut hieß Möhrke und war von großer, schlanker Statur. Wenn er ausnahmsweise einmal mehr getrunken hatte, als ihm dienlich war, setzte mein Vater sich nach vorn neben ihn und nahm ihm sehr energisch die Zügel aus der Hand. Er musste dann am Hof absteigen und heimgehen; mein Vater „besorgte" selbst die Pferde. Am frühen Morgen erschien dann Möhrke sehr zerknirscht und bat flehentlich, ihn nicht zu entlassen. Im Ernst hat er aber an eine Entlassung niemals geglaubt.
Ein halbes Jahrhundert ist darüber hingegangen und ich sehe noch die Kutschergestalten vor mir und die Kutschwagen und Pferde. Auf jedem Gut gab es neben dem „Tafelwagen" ein „Coupe", einen „Einspänner" für Fahrten „aufs Feld" und den „Taufwagen", einen Jagdwagen älteren Jahrgangs, der den Gutsleuten für ihre Fahrten zur Kirche oder zu Verwandten zur Verfügung gestellt wurde.
Meistens kutschierte dann einer der Knechte mit seinen „Vorderpferden". Nur Möhrke hatte das Sonderrecht, für seine eigenen familiären Zwecke den „Tafelwagen" zu benutzen, wenn er an dem betreffenden Tage verfügbar war.
Lang ist es her. Allzugern schweife ich mit meinen Gedanken zurück in die längst vergangene Epoche. Im Zeitalter der Technik sind Menschen vom Schlage des Kutschers Christoph oder eines Möhrke nicht mehr gefragt.
Seite 11 Halali! — St. Hubertus in Trakehnen
Mein Gruß fliegt vorweg zu all denen, die gleich mir das Glück erleben durften, jemals hinter der Trakehner Meute im Jagdfeld durch die herrliche Weite der Trakehner Wiesen über die Sprünge zu gehn!
Wisst Ihr noch genau, wie alles war? Meist nahm es im Hotel Elch seinen Anfang. Dort traf am Morgen einer Jagd immer ein fröhliches Häuflein von einigen Gastreitern zusammen. Hinunter ging es durch die Anlagen, am Teich vorbei, auf dem noch Seerosen blühten, über die kleine Brücke, unter der der Bach über die Steine sprudelte, dann aus der Schlucht hinauf über die Straße und in den Schlosshof. Ganz feierlich schritt man durch das große, schöne Tor, von dem die Elchschaufel grüßte. Rechts lag das Schloss, links die Verwaltungsgebäude. Aber das wisst Ihr ja alle genauso gut wie ich. Und doch finde ich es so liebevoll, in Gedanken jeden Schritt noch einmal zu tun. Wenn man dann rechts umbiegend weiter ging, kam der schöne Blick über die große Wiese, mit der mächtigen alten Eiche darauf, hinüber zum Schloss. Davor das wundervolle Standbild des Hengstes Tempelhüter. Ein paar Schritte weiter kam man am Hundezwinger vorbei, über dem an Schnüren die Fleischstreifen für die Hunde zum Trocknen hingen. Und nun trat man auf den breiten, geharkten Sandweg. Die Schritte verstummten wie in einem weichen Teppich. Rechts und links parkartige Anlagen, so schritt man an dem kleinen Musterpavillon vorbei direkt auf den Jagdstall zu.
Das Herz schlug höher, wenn die schwere Tür, einem Portale gleich, sich öffnete. Wer kann die Geräusche schildern, die so unvergesslich und so typisch sind und wer den herrlichen Duft nach edlen Pferden, nach Heu und nach Leder! Geschäftig waren die Reitburschen dabei, letzte Hand anzulegen an die Dreijährigen, die jeder in seiner Box, in tiefem Stroh — ein Bild höchster Gepflegtheit — lässig an ihrem Frühstücksheu knabberten. „Guten Morgen, Herr Obersattelmeister“. Guten Morgen, guten Morgen. „Welches Pferd darf ich heute wohl reiten?" Dann ging man voll Freude zu seinem Gefährten in die Box, begrüßte ihn, machte sich gewissermaßen bekannt mit ihm, klopfte Hals und Kruppe, streichelte den Kopf und freute sich an seiner Schönheit. Denn wer von ihnen war nicht schön? „Wir beide, mein Guter, wollen heute die Jagd reiten. Eine herrliche Jagd, mein Pferdchen. Freust Du Dich so wie ich? Wir wollen uns fein vertragen, ich will Dich gewiss nicht stören. Ich verspreche es Dir, mit ganz leichter Hand und mit ruhigem Schenkel will ich Dich über die Hindernisse führen“.
Geschäftiges Treiben, satteln, Trensen auflegen, bandagieren, was ein guter Reiter stets selber tut. „Raustreten!" Es kommt heftige Bewegung auf die Stallgasse. Einer nach dem anderen marschiert hinaus mit seinem Kameraden. Draußen wird in aller Ruhe aufgesessen, hier und da noch einmal an einem Bügel geschnallt, und schon sammelt sich das Ganze zu zweit. Ich bin meist die einzige Dame, also darf ich mit dem Master voranreiten, vor uns die Meute. Die Pferdehufe rascheln im fallenden Laub des Herbstes. Bald sind wir in einer der herrlichen, breiten Eichenalleen. Golden grüßt das Land, tauig schimmern die weiten Wiesen rechts und links. Mit kraftvollen, langen Schritten gehn unsere Dreijährigen, weich am langen Zügel stehend, noch herrlich im natürlichen Gleichgewicht. „Singen!" ruft der Master manchmal, und all die Reitburschenkehlen stimmen an; „Drei Lilien, drei Lilien, die pflanz ich auf mein Grab . . ."
Die Hunde sind leicht nervös, sie kennen das alles zu genau. Hinter einem Wäldchen oder einer Feldscheune werden sie jetzt in Deckung geführt. Die Reiter stellen sich im rechten Winkel auf, und jeder klopft den Hals seines Pferdes, jeder genießt die Schönheit dieses Augenblicks der höchsten Vorfreude! Die Schleppe reitet an. Zwei sichere Springer, die die Kugel mit dem Schwamm, der in Fuchsjauche getränkt ist, mit sich führend, gehn über die ersten Hindernisse davon — die Spur für die Hunde legend. Kaum ist die Schleppe im Gelände verschwunden, da bricht es hervor mit hellem Geläut, die Meute! Sofort ist sie auf der Spur, und es ist jedes Mal ein wunderhübsches Bild, wie die schmucken schwarz-weiß-roten Hunde davonstürmen.
„Gute Jagd!" der Master reitet an. Schön diszipliniert, weit auseinandergezogen folgt das Feld. Mächtig und schwungvoll mit dem ganzen Herz ihrer Rasse ausgestattet gehn die Dreijährigen gegen diese stabilen, natürlichen Hindernisse und nehmen sie in prachtvollem, fliegendem Sprung. Höchste Konzentration von Reiter und Pferd, edelste, vollkommenste Harmonie zwischen Mensch und Kreatur, überstrahlt von dem Leuchten eines pastellfarbenen Herbstmorgens.
Manches Jahr meiner Jugend bin ich hinter der Meute in Trakehnen geritten. Nicht ein einziges Pferd ist mir jemals ausgebrochen oder hat ein Hindernis verweigert. Ich habe manche andere Jagd geritten — hier und dort. Aber nirgends war eine Jagd je so diszipliniert, so sehr etwas Besonderes wie jedes und jedes Mal in Trakehnen. Allein die wechselvolle Vielzahl der Sprünge, das schier endlose Gelände in seiner eigenartigen Schönheit, seiner unvergleichlichen Weite. Und das herrlichste von allem — die Pferde. Diese jungen Pferde, die im Jagdfeld gehn, die über diese stabilen, vielseitigen Hindernisse gehn, die selbst mühelos den breiten, randvoll gefüllten Judenbach nehmen, die den mächtigen kombinierten Reitdamm springen, als wäre das alles das Selbstverständlichste von der Welt. Ja, sie haben Nerv und Herz, beides ist ihnen angeboren. Und darum gibt es nichts Schöneres für ein aufgeschlossenes Reiterherz, als mit ihnen hinter den Hunden zu galoppieren.
Manchmal kamen hohe, ja höchste Gäste aus dem „Reich". Es gab viele Reverenzen, und natürlich bekam unser Gast das sicherste Pferd, den alten „Tribut", der mit souveräner Würde jede Jagd auswendig absolvierte. Da konnte man öfter sehn, wie diese hohen Herren mit ihrer ganzen Nonchalance und ihrer weltmännischen Elegance leicht überheblich zu Pferde stiegen. Wer wollte es uns bescheidenen, heimischen Reitern, die wir nur die Liebe mit in den Sattel brachten, verdenken, wenn wir ein wenig boshaft aber herzlich lachten, wenn unser Weitgereister am ersten besten Hindernis schnell wieder „ausstieg". Denn eine Jagd in Trakehnen, das war die herrlichste Jagd auf Erden, aber sie wollte auch mit Ernst und feinem Verständnis für Pferd und Gelände geritten sein.
Vor uns liegt das Birkenwäldchen, bunt und fröhlich tanzend im Winde. Dahinter kommt noch ein knuffiges Rick, dann winkt schon das Halali!
O, seht Ihr das auch noch so greifbar nahe vor Euch, als sei es gestern gewesen?
Dort steht wie immer neben seinem eleganten Fuhrwerk mit den traditionellen, edelsten Trakehner Rappen davor, unser Landstallmeister. „Väterchen" reichte uns stets selber die Brüche. — Ach, wie gern hielte ich heut noch einmal einen in der Hand, — einen Eichenbruch aus heimatlicher Erde!
Und die Gedanken wandern hin und suchen alles wieder, was sie lieben. Und genau wie damals tanzen die Birken gelb und golden im Wind, und vielleicht zieht hoch darüber in blauer Höhe der Bussard seine Kreise, genau wie er es damals tat. Aber die Menschen sind fort und die Pferde. Verstummt und verschollen. Kein Wiehern, kein Hufschlag, keine fröhliche Jagd.
Aber lasst uns hart sein, und voll Herz wie diese Pferde, von denen ich ein Weilchen geschwärmt habe. Lasst uns niemals klagen, sondern immer nur aus tiefstem Herzen dankbar sein für alles, was die Heimat uns an Herrlichkeit und stiller Schönheit gab. Denn alles, was wir sind, sind wir aus ihr. Und einmal reiten wir dort wieder!
Frau Elfe Riedel, geb. Igogeit
48. Flandrean Avenue New York / New Rochelle
Seite 12 Antibiotika in neuer Sicht
In der Tierernährung kommt es darauf an, durch eine möglichst vollkommene Fütterung den höchsten wirtschaftlichen Nutzen zu erzielen. Zahlreiche Versuche in den letzten Jahren im In- und Ausland haben gezeigt, dass hierbei dem Einsatz antibiotischer Futterzusätze eine beachtliche Rolle zufällt. Für den Landwirt ist es deshalb wertvoll, das Wesentliche über ihre praktische Bedeutung zu erfahren. Was sind Antibiotika? Es sind keine Nährstoffe, keine Wundermittel, keine Hormon- oder Reizstoffe, sondern Wirkstoffe, die gegen das Leben (anti bios) von schädlichen Kleinstlebewesen gerichtet sind. Diese Lebewesen oder Bakterien rufen Krankheiten hervor und setzen die Lebensdauer herab. Die zufällige Entdeckung des von einem Schimmelpilz gebildeten Penicillins durch den englischen Forscher Flemming im Jahre 1928 war der Beginn einer Reihe weiterer Forschungen auf dem Gebiet der Antibiotika, zu denen heute als wichtigste neben dem Penicillin das Aureomycin, Streptomycin und Terramycin gehören. Da diese von lebenden Mikroorganismen (Schimmelpilzen) gebildeten Stoffe die Fähigkeit haben, andere Kleinstlebewesen am Wachstum zu hindern bzw. abzutöten, werden sie schon länger in der Medizin gegen Infektionskrankheiten eingesetzt. Darüber hinaus haben die versuchsmäßig gewonnenen Erfahrungen in der Tierernährung in den letzten Jahren gezeigt, dass es mit bestimmten antibiotischen Mitteln möglich ist, den Gesundheitszustand von Schweinen, Geflügel und Kälbern zu fördern, Kümmerer auszuschalten, die Sterblichkeit herabsetzen, die Futterausnutzung zu verbessern und vor allem das Wachstum zu steigern und damit die Mastzeit zu verkürzen.
Bei der Verwendung der Antibiotika zu Heilzwecken der Medizin und für die Fütterung der Haustiere handelt es sich also um zwei grundsätzlich verschiedene Dinge, die scharf auseinandergehalten werden müssen, wenn man nicht zu Trugschlüssen kommen will. Zur Behandlung einer Lungenentzündung wird zum Beispiel in wenigen Tagen mehr Terramycin gegeben als dreihundert Küken zur Anregung ihres Wachstums bis zur Schlachtreife in zehn Wochen erhalten. Es gelangt nur etwa 1/1000 der Behandlungsdosis durch die Fütterung in den Tierkörper. Da die Entdeckung und Gewinnung der Antibiotika ohne Zweifel einer der größten Fortschritte der Naturwissenschaft ist und darüber hinaus die richtige Verwendung und Verfütterung weiteste Kreise interessiert, haben zahlreiche Forscher in den letzten Jahren entsprechende Versuche angestellt.
Das Ergebnis lässt sich heute wie folgt zusammenfassen:
Die Antibiotika erhöhen die Wachstumsgeschwindigkeit und verkürzen die Mastdauer um zehn bis fünfzehn Prozent. Das Fleisch-Fettverhältnis verändert sich dabei nicht. Die Antibiotika steigern die Futterausnutzung um etwa zehn Prozent und verbilligen die Fütterung durch die Möglichkeit, einen Teil des teuren tierischen Eiweißes durch das billigere pflanzliche Eiweiß zu ersetzen. Die Antibiotika erhöhen die Widerstandsfähigkeit gegen Infektionen und senken damit die Aufzuchtverluste.
Die höchste Wirkung erreichen die Antibiotika bei der Mast der Jungtiere. Enthält die Futtermischung viel tierisches Eiweiß, so ist eine Steigerung des Masterfolges durch Antibiotika nur sehr gering. Die oft geäußerten Bedenken, dass der Genuss von Fleisch und Eiern von Tieren, die mit Antibiotika gefüttert wurden, die menschliche Gesundheit gefährden, treffen nicht zu. Bei der Aufzucht werden Krankheiten und Verluste durch die Anwendung der Antibiotika stark gemindert. Das gilt besonders für Betriebe mit ungünstigen Haltungsbedingungen. Bei der Züchtung, das heißt bei der Verfütterung von Antibiotika an Zuchttiere, wird von mancher Seite eine Verschleierung der Erbwerte befürchtet. Andere Forscher sind gegenteiliger Meinung, dass eine erschwerte Auswahl von Zuchttieren durch die Antibiotika-Fütterung nicht nachzuweisen sei und Erbmängel eher deutlicher gemacht als verdeckt würden. Die gekennzeichneten günstigen Ergebnisse haben dazu geführt, dass heute im Bundesgebiet für die Fütterung von Schweinen, Geflügel und Kälbern zahlreiche Futtermittel mit antibiotischen Zusätzen hergestellt und angeboten werden. Es sind vor allem Eiweißkonzentrate, Schweinemast-Fertigfutter, Kälbernährmehle, Aufzuchtfutter für Küken und Junghennen und Geflügelmastfutter. Die antibiotischen Zusätze werden je Tonne nach Gramm berechnet, Die Dosierung ist mit einem Gramm je hundert Kilogramm Futtermischung sehr gering und beträgt dementsprechend bei der täglichen Futterration nur wenige Milligramm. Bei Wiederkäuern finden sie keine Anwendung, da die in Pansen vorhandene zahlreiche Bakterienflora eher gestört als gefördert wird.
Abschließend sei hervorgehoben, dass es sich bei den Antibiotika um keine „körperfremden Stoffe“ oder künstliche, etwa auf chemischem Wege hergestellten Produkte handelt, sondern um natürliche, auf der Erde weitverbreitete Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen, die im Erdboden, Dung, Kompost und Wasser vorkommen. Sie werden durch Kultivierung bestimmter Pilze gewonnen, welche die gewünschten Antibiotika neben B-Vitaminen ausscheiden. Einst suchten und fanden unsere Haustiere die antibiotischen Wirkstoffe in der freien Natur selbst und nahmen sie mit der Nahrung auf. Was früher unkontrolliert geschah, erfolgt heute gezielt in sorgfältig ermittelter Dosierung. Die Landwirtschaft ist daher veranlasst, sie sachlich und unvoreingenommen zu sehen und die auf diesem Gebiet in mühevoller Arbeit erzielten Fortschritte anzuerkennen. Dr. Gaede
Seite 12 Der Grüne Bericht für das vertriebene Landvolk. Vorschläge des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Vertriebene des Landes Schleswig-Holstein für einen langfristigen Plan zur Eingliederung der vertriebenen und geflüchteten Landwirte
2. Fortsetzung
13) Bis dahin weitere Beihilfen zum Abfangen der erhöhten Kauf- und Pachtpreise.
14) Als Ersatzland für abzusiedelnde Bauern auf Bundeswehrgelände zunächst möglichst nur Gelände aus dem Besitz des Bundes, der Länder, Kreise und Gemeinden in Anspruch nehmen, nicht wie geplant, allein aus dem freien Grundstücksmarkt. Die Entnahme aus dem freien Grundstücksmarkt würde zu Lasten der Vertriebenen gehen, deren Eingliederung wiederum um die Zahl der umzusiedelnden gekürzt würde.
15) Bei der Umsetzung bundeswehrverdrängter vertriebener Eigentümer und Pächter angemessene Entschädigung etwa auf der Grundlage
a) Auflassungsentschädigung (bei früherer Pachtaufgabe)
b) Aufwandsentschädigung
c) Anschluss an den Wiederbeschaffungspreis.
16) Gesetzliche Unterbindung der spekulativen Landkäufe im Hinblick auf die Notlage der Umzusiedelnden, des vertriebenen Landvolks und der nachgeborenen einheimischen Bauernsöhne.
17) Die Diskrepanz zwischen Einstandspreis und Ertragswert muss durch Bereitstellung von Zuschüssen (Beihilfen) beseitigt werden.
18) Überprüfung der Lage der Pachtbetriebe zurzeit und nach Ablauf der meist 12-jährigen Pachtverträge.
Rechtzeitige Maßnahmen zur Sanierung und Wiederansetzung bei Pachtauslauf. Diese Wiederansetzung bei Pachtauslauf könnte bei rechtzeitiger und gründlicher Vorplanung so erfolgen, dass durch die Erstellung und Führung eines Terminkalenders bei der Auftrags- oder Siedlungsförderungsgesellschaft entsprechende Pacht- und Kaufobjekte rechtzeitig zur Hand sind.
19) Allgemein ist ein Abgehen von den starren bankmäßigen Absicherungstendenzen erforderlich. Die Eingliederungsvorhaben dürfen nicht nur allein unter den oben genannten Gesichtswinkeln gesehen werden, sondern es muss das eigentliche Ziel im Auge behalten werden, nämlich Schaffung und Erhaltung einer bäuerlichen Existenz. Wenn dies nur über die Bereitstellung von Beihilfen und Personalkrediten zu erreichen ist, muss dieser Weg gangbar gemacht werden.
20) Maßnahmen zur Unterstützung der Siedlerfrau. Die größere Last bei den heute noch üblichen Besitzgrößen in der klassischen Siedlung (etwa 20 Hektar) hat unzweifelhaft die Siedlerfrau zu tragen. Ihr die Last zu vermindern, müssen Mittel und Wege gefunden werden.
Die harte Tagesarbeit einer Siedlerfrau bringt es mit sich, dass in der heranwachsenden weiblichen Jugend der Wunsch, Siedler- oder Bauersfrau zu werden, immer geringer wird. Die Lasten der Siedlerfrau können verringert werden durch die verschiedensten Maßnahmen, wie nachstehend, die keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erheben:
a) besser durchdachte Entwürfe für die Siedlungsbauten, d. h. viel stärkere Verkürzung der Arbeitswege,
b) weitgehendste Möglichkeit der Technisierung der Wirtschaft und des Hauses,
c) bessere Wasser- und Kraftversorgung,
d) mehr Wohnraum für zeitweise Arbeitskräfte. Auch für die durch Kauf und Pacht erworbenen Betriebe muss die Möglichkeit der erleichterten Arbeitsweise für die Siedlerfrau geschaffen werden.
21) Die unzulängliche Gebäudeausrüstung selbst bei Neusiedlerstellen muss durch Bereitstellen von Nachkrediten gesichert werden. Dem Siedler kann diese notwendige Erweiterung seiner Wirtschaftsgebäude noch nicht selbst zugemutet werden.
Welche Schäden in den nassen Jahren entstehen, wenn nicht genügend Scheunenraum vorhanden ist, haben die vergangenen Jahre gezeigt. Das gleiche gilt für den fehlenden Stallraum, zum Beispiel zur Isolierung des Viehs zwecks Tbc.-Sanierung.
Auf diesen klassischen Siedlerstellen stehen einer Familie mit vier Köpfen nur zwei Wohnräume zur Verfügung. Es fehlt von vornherein die Unterbringungsmöglichkeit für männliche bzw. weibliche Arbeitskräfte. Das muss in der zukünftigen Planung geändert bzw. durch Bereitstellung von Nachkrediten ausgemerzt werden.
22) Die Größe der klassischen Siedlerstellen ist immer schon eine Streitfrage gewesen. In Schleswig-Holstein ist man zielbewusst von der Auslegung kleinerer Stellen abgegangen. Heute liegt die Siedlungsfläche im Durchschnitt bereits bei 18 Hektar. Ein weiteres Anheben der Stellengrößen ist erwünscht. Der Wunsch wird begründet mit der Unmöglichkeit, auf einer 15- bis 20-Hektar-Stelle eine Landarbeiterfamilie zu halten. Ledige Arbeitskräfte sind bekanntlich kaum zu haben. 15 Hektar Größen sind außerdem unerwünscht, weil diese von einem Ehepaar kaum bewältigt werden, aber andererseits keiner Landarbeiterfamilie zusätzlich Brot geben können. Daher trennt in solche Größen, die noch als Familienbetriebe bewirtschaftet werden können (etwa 10 Hektar), dann ein Sprung zu der Mindestgröße 22 bis 25 Hektar, die die Ansetzung einer Landarbeiterfamilie gestattet.
V. Betreuung und Beratung der vertriebenen und geflüchteten Bauern
(Eigentümer, Pächter und noch nicht Eingegliederte)
1) Noch nicht Eingegliederte.
Hier liegt noch vieles im Argen. Wie bereits vorstehend gesagt, liegt es zum Teil an den zu geringen Mitteln, welche für den betreuenden Verband (LvD) ausgeworfen wurden. Daher herrscht noch in weiten Kreisen des vertriebenen Landvolks eine erschreckende Unkenntnis über die für ihre Wiedereingliederung in den landwirtschaftlichen Beruf bestehenden Möglichkeiten und die Grenzen dieser Möglichkeiten.
Keine ausreichenden Mittel bedingten bisher:
a) keine ausreichende Belehrung, Beratung, Erfassung der Siedlungswilligen, Lenkung des bäuerlichen Nachwuchses (zumindest in herufsverwandte Zweige),
b) keine Mitteilungs- oder Führungsorgane (Presse),
c) keine Siedlerschule zur Auffrischung oder Erhaltung der solange brachliegenden Berufskenntnisse in Theorie und vor allen Dingen in Praxis.
Ferner fehlte bisher eine Ausrichtungsmöglichkeit der Mitarbeiter an der Eingliederung, da erst jetzt entsprechende „Monatliche Mitteilungen" versuchen, die Wissenslücken der Betreuer zu schließen und ihre Kenntnisse auf dem Laufenden zu halten. Hier ist also die Forderung: Bereitstellung erhöhter Mittel für den Agrarsektor des LvD, damit er in die Lage versetzt wird, diese unumgänglichen Voraussetzungen für die Eingliederung für die Regierung zu schaffen. Der Vertriebenenverband (LvD) ist hierzu bereit und in der Lage.
2) Betreuung und Beratung der Eingegliederten. (Eigentümer und Pächter.)
Sie ist zum Teil bereits durchgeführt und wird wohl noch ausgedehnt und verfeinert. Wie bereits oben erwähnt, ist die Sanierung der meist mit zu geringen Mitteln und unter schwierigsten Verhältnissen angesetzten Pächter eine vordringliche Notwendigkeit.
Fortsetzung folgt
Seite 12 Schweinemast mit wirtschaftseigenen Futtermitteln
Die in den nächsten Monaten vielerorts besonders schwierige Futterlage zwingt dazu, die wirtschaftseigenen Futtermittel äußerst sorgfältig auszunutzen. Nachstehend geben wir daher einige Hinweise für die Schweinemast:
Die verhältnismäßig hohen Anforderungen der Schweine an die Verdaulichkeit des Futters bestimmen die Eignung verschiedener Futtermittel als Schweinemastfutter. Deshalb bilden seit langem neben den Getreidearten vor allen Dingen die Kartoffeln die Grundlage, besonders für die bäuerliche Schweinemast. In dem Bestreben, die wirtschaftseigene Futtergrundlage für Schweine möglichst zu erweitern, sind jedoch in steigendem Ausmaß auch Zuckerrüben und Futterrüben als Mastfuttermittel für Schweine in den Vordergrund getreten. Weiterhin gewinnen auch andere Produkte des Hackfruchtanbaues, zum Beispiel Zuckerrübenblatt, Diffusionsschnitzel sowie auch junge Grünfuttermittel frisch und künstlich getrocknet in dieser Hinsicht an Bedeutung.
Die Kartoffel ist stets gedämpft entweder frisch oder nach Einsäuerung zu verfüttern. Als Beifutter sind neben den Kartoffeln etwa 700 bis 750 g Futtergetreide und 250 bis 300 g Eiweißfutter (Eiweißkonzentrat oder zum Beispiel Fischmehl und Sojaschrot) je Schwein und Tag zu verabreichen. Bei der hohen Verdaulichkeit der Kartoffel kann innerhalb dieses Beifutters auch Kleie (bis zu 50 v. H.) eingesetzt werden. Futtergetreide kann auch durch die Verfütterung von künstlich getrocknetem Grünfutter eingespart werden. Dieses Futter muss allerdings aus jungem, unverholztem Pflanzenmaterial stammen und von guter Qualität sein. Unter allmählicher Gewöhnung kann bis zu 500 Gramm künstlich getrocknetes Grünfutter als Beifutter an die Stelle von Getreide treten.
Im Gegensatz zu den Kartoffeln werden die Rüben in rohem Zustand an die Schweine verfüttert. Besonders Zuckerrüben müssen bis zur Erbsengröße zerkleinert oder gemust werden, damit die Schweine genügende Mengen aufnehmen. Das Beifutter hat grundsätzlich die gleiche Zusammensetzung wie bei der Mast mit Kartoffeln; lediglich die Eiweißfuttergabe ist wegen des geringeren Eiweißgehaltes der Rüben um etwa 50 g zu erhöhen. Unter Beachtung dieser Gesichtspunkte können bis zu 80 v. H. des Grundfutters aus Rüben bestehen, wobei Futterrüben (mit etwa 15 v. H. Trockensubstanz) in gleicher Weise verwendet werden wie Zuckerrüben. Derartig große Mengen Rüben sollten jedoch erst an Tiere mit einem Lebendgewicht von 35 bis 40 kg verfüttert werden.
Konserviert man Rüben mittels Einsäuerung im Gemisch mit gedämpften Kartoffeln, so sind die Verluste infolge fast völligen Vergärens des Zuckers sehr hoch.
Es ist daher zu empfehlen, Rüben im Laufe der Wintermonate möglichst frisch zu verfüttern und sie zusammen mit Kartoffeln nur unter zwingenden Umständen einzusäuern. Eine andere Form der Schweinemast auf der Grundlage der Zuckerrüben während des ganzen Jahres bietet sich in den Diffusionsschnitzeln an. Eingesäuerte Nassschnitzel können unter allmählicher Steigerung der Gaben bei Tieren ab 50 kg Lebendgewicht bis zu 50 v. H. des Grundfutters ausmachen. Für die Zusammensetzung des Beifutters gilt hierbei das gleiche, wie bei der Verfütterung größerer Mengen Rüben. Auch junges Grünfutter aller Art eignet sich dafür, die wirtschaftseigene Futtergrundlage für die Schweinemast zu erweitern. Es wird am besten in gehäckseltem Zustand, gemeinsam mit Kartoffeln eingesäuert. Bei Grünfutterpflanzen, wie zum Beispiel junger Luzerne, Stoppelklee, Wickgemenge u. ä. wird ein Verhältnis von einem Teil Grünfutter auf drei bis vier Teile Kartoffeln gewählt. A. I. D.
Seite 12 Sind die Erzeugerpreise für Schweine angemessen?
Es ist heute schon fast zur Gewohnheit geworden, über steigende Verbraucherpreise zu diskutieren und zu schimpfen. Selbst wenn man die allgemeine Redensart der steigenden Lebenshaltungskosten gebraucht, meint man fast immer die Preise für Lebensmittel.
Ich möchte die oben angeschnittene Frage vom Standpunkt des Erzeugers und des Verbrauchers kurz beleuchten. Als Nebenerwerbs- oder Feierabendlandwirt habe ich zum Teil die gleichen Sorgen wie der gewöhnliche Verbraucher, das heißt meine Frau klagt, dass das Gehalt, obwohl die Ansprüche in keiner Weise gestiegen sind, immer weniger reichen will.
Als Nebenerwerbslandwirt bin ich gezwungen, einiges Vieh, vor allem Schweine zu halten, um das anfallende Futter zu verwerten. So habe ich die letzten Jahre im Durchschnitt 6 bis zu 8 Schweine gemästet. Endgewicht (wegen der hohen Ferkelpreise) etwa 120 Kilogramm. Da die Ferkel und das erforderliche Futterschrot gekauft werden, (das Grundfutter wird im Betrieb erzeugt) ist es auf Grund der Aufzeichnungen leicht feststellbar, welcher Gewinn bei den Schweinepreisen der letzten Jahre erzielt werden konnte. Die Ferkelpreise betrugen für sieben bis acht Wochen alte Ferkel durchschnittlich etwa vierzig Mark. Mastdauer rund fünf Monate. Verbrauch an Hackfrüchten (Grundfutter) etwa zwölf Doppelzentner je Schwein, zur Hälfte Kartoffeln, zur Hälfte Zuckerrüben. Dazu ein Kilogramm Fertigfutter für die Hackfruchtmast je Tag und Schwein. Fertigfutter deshalb, weil die Verwendung eine Vereinfachung der Fütterung mit sich bringt. Für jedes Schwein rechne ich einen Arbeitsaufwand von täglich etwa zwölf Minuten für Futterbereitung, Füttern, Ausmisten, Streuen usw. Ich versuche selbstverständlich auch ohne kostspielige Anlagen möglichst Arbeit zu ersparen. Darum ist seinerzeit die dänische Aufstauung eingebaut worden. Die Dunglege befindet sich dicht am Stall. Das Streustroh lagert direkt über dem Schweinestall. Die Kartoffeln werden entweder elektrisch gedämpft oder eingesäuert. Dazu stehen Silos für etwa hundert Zentner zur Verfügung. Die Rüben werden mit Hilfe einer kleinen Kramer-Rübenmühle fein zerkleinert, was sich sehr bewährt hat. Da kein Kraftstrom zur Verfügung steht, erfolgt der Antrieb durch einen Kurbelmax mit Lichtstrom.
Welchen Erfolg brachte nun die Mast bei den Schweinepreisen der letzten beiden Jahre?
Ferkelpreis = 40,00 DM
1 Kilogramm Fertigfutter je Tag x 150 Tage = 1,50 dz, Preis für den dz 50 DM = 75,00 DM
7,50 dz Kartoffeln, a 9 DM = 67,50 DM
7,50 dz Zuckerrüben, a dz 6,40 DM = 48,00 DM
Feste Kosten für Stall, Versicherung, Tierarzt, Strom usw. je Schwein etwa 20 DM = 20,00 DM
Erzeugerpreis = 250,50 DM
Es kostet also die Erzeugung der Schlachtschweine mit einem Endgewicht von etwa 120 Kilogramm, wenn ich für diese Hackfrüchte einen angemessenen Verkaufspreis einsetze, 250,50 DM. Dabei immer vorausgesetzt, dass bei guter Futterverwertung alles planmäßig verläuft und Ausfälle nicht erfolgen.
Welchen Erlös bringt nun die Mast? Wenn ich einen Verkaufspreis von je 112.00 DM je fünfzig Kilogramm Lebendgewicht einsetze (der Preis ab Hof abzüglich der Unkosten für Abholung, Wiegen usw. war bestimmt nicht höher), so ergibt sich ein Verkaufserlös für ein Schwein von 120 Kilogramm von 268,80 DM.
Es würden also je Schwein 18,30 DM übrigbleiben. Aber wie verändert sich das Bild, wenn ich meine Arbeit, die ja mein wertvollstes Kapital ist, einsetze.
Zwölf Minuten je Schwein am Tag ergibt in fünf Monaten 150 x 12 m 1800 Minuten = 30 Stunden. Wenn ich für diese dreißig Stunden einen mittleren Facharbeiterlohn von 1,50 DM je Stunde einsetze, so sind das 1,50 x 30 = 45,00 DM.
Meine Arbeit ist also in keiner Weise bezahlt. In jedem anderen Beruf wird eine Arbeit nur dann geleistet, wenn sie auch einen Gewinn bringt. Sicher mag meine Rechnung nach der einen oder anderen Site anfechtbar sein. Im Großen und Ganzen aber stimmt sie. Sie kann sich unter Umständen auch nach der ungünstigeren Site verschieben. Das lebende Tier ist ja keine Maschine, die die Rohstoff nach unserem Willen formt.
Jede Arbeit ist ihres Lohnes wert. Wenn über steigende Lebenshaltungskosten geschimpft wird, der Erzeuger hat sicher die geringste Schuld daran.
Seite 13 Königsberg-Stadt. Duisburgs Leistungen für Königsberg.
Jeder Königsberger, der die heutige Anschrift von anderen Einwohnern seiner Heimatstadt wissen will, sei es aus rein privaten Gründen oder weil er eine Bestätigung seiner früheren Berufstätigkeit oder Bescheinigungen seines einstigen Besitzers für den Lastenausgleich braucht, kann sich an die „Auskunftstelle Königsberg“, Duisburg, Verwaltungsgebäude, Oberstraße, wenden, di von Stadtoberinspektor Neiß betreut wird. Er erhält dann die genaue Anschrift, falls sie in den etwa 110000 Familienkarten der Kartei verzeichnet ist. Bisher erteilte diese Stelle rund 40 000 Auskünfte. Mehr als ein Drittel waren erfolgreich, sie halfen mit. nahe Verwandte wieder zusammenzuführen, Zeugen zu vermitteln, Freunde und Nachbarn aufzufinden. Den Angehörigen der ehemaligen Stadtverwaltung Königsberg konnte die Auskunftstelle zur Wiedererlangung verlorener PersonalunterIagen behilflich sein und manchen guten Rat im Verkehr mit den Behörden für die Versorgungsregelung erteilen. Die Stadtverwaltung Duisburg stellte obendrein viele ehemalige Königsberger Angehörige des öffentlichen Dienstes ein. Auf Grund der Angaben in geretteten Königsberger Adressbüchern war es möglich. Wohnsitzbescheinigungen und Nachweise über Hausbesitz und Gewerbebetriebe zu beschaffen. Als wertvoll erweist sich auch die Sammlung amtlicher Königsberger Veröffentlichungen; hierzu gehören Bekanntmachungen von Behörden. Schulen, Geldinstituten, Versicherungen, Berufsvertretungen und von sonstigen Vereinigungen. Die gesammelten Königsberger Erinnerungsstücke wie Archivalien, Zeitungen Bilder, Akten und Pläne sind Zeugnisse von dem geistigen und wirtschaftlichen Leben der Stadt.
Die Auskunftstelle wird durch Mittel der Patenstadt erhalten. Sie ist die wichtigste praktische Hilfe, die Duisburg in Ausübung der am 7 September 1952 in feierlicher Form übernommenen Patenschaft erteilt, für deren Zustandekommen und Vertiefung sich besonders Konsul Hellmuth Bieske der Stadtvorsitzende von Königsberg erfolgreich bemühte und ständig einsetzt. Ebenso hoch zu werten ist die ideelle Betreuung, die die Pflege der geistigen Tradition in sich schließt. Allen die zu der 700-Jahr-Feier Königsbergs in den Pfingsttagen 1955 nach Duisburg kamen, bleiben die gastliche Aufnahme und die vielen sorgsam vorbereiteten Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen sowie die große Treuekundgebung, auf der Dr Alfred Gille sprach, unvergesslich.
In welchem Sinne Oberbürgermeister Seeling die Patenschaft auffasst, äußerte er beim Festakt im Stadttheater: „Es lag und liegt vielmehr in dieser Selbstverpflichtung das Bekenntnis zu unserem gemeinsamen Schicksal als Kinder eines Volkes, das Bewusstsein ungelöster und unlösbarer Verbundenheit der Deutschen in Ost und West unseres Vaterlandes, der Wille zu nachbarlicher Hilfe im Rahmen eines Lastenausgleiches auf der Ebene des Menschlichen . . ." Und Konsul Bieske konnte aufrichtig in seiner Begrüßungs- und Dankesrede im Stadion versichern, dass keine westdeutsche Stadt, die nach 1945 die Patenschaft für eine ostdeutsche Stadt übernommen hat, den Patenschaftsgedanken so vielfältig praktisch verwirklicht habe wie Duisburg.
Ein schöner menschlicher Zug des vielbeschäftigten Oberhauptes der Patenstadt zeigt sich auch in seinem Glückwunschschreiben an Königsberger Jubilare zum 80. und 90. Geburtstage und zu Goldenen und Diamantenen Hochzeiten. Im Duisburger Stadtbild haben Straßen und Plätze Namen großer Königsberger Persönlichkeiten erhalten. Es gibt dort eine Königsberger Allee, einen Immanuel-Kant-Park und eine Agnes-Miegel-Schule. Schulpatenschaften übernahmen das Staatliche Landfermann-Gymnasium für das Friedrichs-Kollegium, das Steinbart-Gymnasium für das Löbenichtsche Realgymnasium, die Knaben-Realschule Wacholderstraße für die Sackheimer Mittelschule. Bei feierlichen Anlässen wird am Rathaus und an anderen städtischen Dienstgebäuden die Königsberger neben der Duisburger Stadtfahne gehisst. Innerlich hat es wohl alle Königsberger berührt, dass eine Originaltreue Nachbildung der Kanttafel mit dem berühmten Bekenntnis „vom gestirnten Himmel über uns und dem moralischen Gesetz in uns" — bei deren Enthüllung der jetzige stellvertretende Stadtvertreter Reinhold Rehs, MdB, in einer Rede die Bedeutung Immanuel Kants für das deutsche Geisteslebens würdigte — im Brunnenhof des Duisburger Rathauses angebracht wurde.
Es wären noch andere Leistungen der Patenstadt für Königsberg zu erwähnen, wie zum Beispiel die Unterstützung der Forschungsarbeiten des ehemaligen Stadtarchivars Dr. Gause, die der Königsberger Stadtgeschichte gelten. Die Stadtverwaltung fördert kulturelle Veranstaltungen mit Königsbeiger Themen. In den Schulen hängen Bilder von Königsberg. In dem im Westerwald, nahe einem See gelegenen Jugendheim Heisterberg konnten Königsberger Jungen und Mädel als Gäste der Patenstadt — wie das Ostpreußenblatt in Folge 39. Ausgabe von 29. September berichtete — drei fröhliche Ferienwochen verbringen.
Oberbürgermeister Seeling, Oberstadtdirektor Seydaack (als Nachfolger des verstorbenen Stadtdirektors Klimpel) und dem Rat der Stadt Duisburg sowie allen bei der Ausübung der Patenschaft Beteiligten gilt daher der Dank der Königsberger Landsleute für die stete Hilfe und Betreuung auf mancherlei Gebieten.
Seite 13 Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …
BERLIN
Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat".
3. November, 19 Uhr, Heimatkreis Osterode, Kreistreffen, Lokal: Sport-Kasino. Berlin-Charlottenburg, Kaiser-Friedrich-Straße 63, S-Bahn Charlottenburg, Straßenbahn 3, 44 60, Bus A 21.
3. November, 19 Uhr, Heimatkreis Pillkallen/ Stallupönen, Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann. Berlin N 65, Nordufer 15. S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.
4. November, 15 Uhr, Heimatkreis Darkehmen, Kreistreffen, Lokal: „Zum Landsknecht", Berlin NW 21, Havelberger Straße 12, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.
4. November, 15 Uhr. Heimatkreis Angerburg, Kreistreffen und Erntedankfest. Lokal: Hansa-Restaurant. Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48, Straßenbahn 2, 3, 23, 25. 35, 44.
4. November, 15 Uhr, Heimatkreis Goldap, Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann. Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße. Bus A 16.
4. November, 15.30 Uhr, Heimatkreis Rastenburg, Kreistreffen, Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf. Bundesplatz 2, S-Bahn Wilmersdorf, Straßenbahn 44, Bus A 16.
4. November, 16 Uhr, Heimatkreis Gumbinnen, Kreistreffen mit Lichtbildervortrag, Lokal: Parkrestaurant Südende. Steglitzer Straße 14/16. S-Bahn Südende.
4. November. 16 Uhr, Heimatkreis Tilsit / Tilsit-Ragnit / Elchniederung, Kreistreffen und Heimatlichtbildervortrag, Lokal: Reinickendorfer Festsäle, Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32, S-Bahn Reinickendorf.
4. November, 16 Uhr, Heimatkreis Heilsberg, Kreistreffen. Lokal: Hansa-Restaurant. Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48. Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35. 44.
4. November, 16 Uhr. Heimatkreis Lyck, Kreistreffen. Lokal: Konditorei Bolt, Berlin SW 61, Yorckstraße 81, U-Bahn Mehringdamm, S-Bahn Yorckstraße, Straßenbahn 2, 3, Bus 19 und 28.
4. November, 16.30 Uhr, Heimatkreis Sensburg. Kreistreffen, Lokal: Ideal-Klause, Berlin-Neukölln, Mareschstraße 14. S-Bahn Sonnenallee, Bus A 4.
HAMBURG
Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86: Postscheckkonto Hamburg 96 05.
Bezirksgruppenversammlungen
Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.
Wandsbek: Nächster Heimatabend mit Filmvorführung am Mittwoch, 31. Oktober, 20 Uhr, im Saal der Gaststätte Lackemann in Hamburg-Wandsbek, Hinterm Stern 4.
Altona: Am Donnerstag, dem 1. November, um 20 Uhr, Im Hotel „Stadt Pinneberg". Altona, Königstraße 260, nächster Heimatabend. Vortrag „Hamburg, wie es wurde und wie es ist" mit Lichtbildern.
Eimsbüttel: Am Sonnabend. 10. November, 19.30 Uhr, im Lokal „Heusshof", Fruchtallee 136 a. Heimatabend. Besprechung über die Adventsfeier. Anschließend geselliges Beisammensein mit musikalischer Unterhaltung.
Fuhlsbüttel: Am Sonnabend. 10. November, 20 Uhr, im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1, geselliges Beisammensein mit Tanz. Gäste herzlich willkommen. Unkostenbeitrag 75 Pf.
Harburg-Wilhelmsburg: Am Sonnabend, 10. November, 19.30 Uhr. Tanz in den Herbst im Restaurant „Zur Außenmühle", Außenmühlenweg (Haltestelle Reeseberg). Gäste können eingeführt werden. Unkostenbeitrag 1 DM.
Kreisgruppenversammlungen
Goldap: Unsere nächste Zusammenkunft findet am Sonnabend, 27. Oktober, um 20 Uhr in der „Alsterhalle", An der Alster 83, statt. Es spricht der 2. Vorsitzende der Landesgruppe, Gustav Elbe, über Vertriebenenprobleme.
Insterburg: Sonnabend. 3. November, 20 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83. Heiligenbeil: Wir treffen uns am Sonntag, 4. November, 16 Uhr, in der „ Alsterhalle", An der Alster 83.
Gerdauen: Landsleute aus Gerdauen wollen sich am Sonnabend, 10. November, 19.30 Uhr, im Lokal „Heusshof“, Fruchtallee 136 a, treffen. Besprechung über die Adventsfeier. Anschließend geselliges Beisammensein mit musikalischer Unterhaltung. Gemeinsame Veranstaltung mit dem Bezirk Eimsbüttel.
Lyck: Sonnabend, 10. November, ab 18 Uhr in der „Alsterhalle", An der Alster 83, nächste Zusammenkunft.
Treuburg: Nächste Zusammenkunft am Sonnabend, 10. November, 19 Uhr, im Lokal Steenbuck, Hamburg 13, Am Schlump 29.
Gumbinnen: Nächste Zusammenkunft am Sonntag. 11. November, ab 16 Uhr in der Gaststätte Bohl, Mozartstraße 27. Bis zum 20. November werden gut erhaltene Kleidungsstücke, ganz besonders Wollsachen, für unsere Gumbinner Landsleute in der sowjetisch besetzten Zone gesammelt. Annahme: Gaststätte Bohl und Landsmann Rattay, Hamburg 33, Rümkerstraße 12.
Unsere Jugend trifft sich
Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch, 19.30 bis 21.30 Uhr. Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächstes Treffen am 31. Oktober. Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag um 16 Uhr im Jugendheim Altona. Bahrenfelder Straße 131.
Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim, Wittenkamp 17 a.
Eimsbüttel: Kindergruppe: Die Veranstaltungen fallen vorläufig aus.
Elbgemeinden: Unsere Kinder und Jugendlichen schließen sich den Veranstaltungen in Altona an.
Fuhlsbüttel: Kinder gruppe: Jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1.
Billstedt: Jugendgruppe : Heimabend jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr im Jugendheim, Horner Brückenweg 24.
Harburg - Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Donnerstag, 1. November, 19.30 Uhr, Sport im Gymnastikraum, Eissendorfer Straße 26; Mittwoch, 7. November, 19.30 Uhr. Heimabend im Jugendheim, Winsener Straße 72a. Kindergruppe: Jeden Freitag von 16 bis 18 Uhr in der Schule Eissendorfer Straße 26.
Jugendgruppe für Eppendorf, Eimsbüttel, Harvestehude, Winterhude, Alsterdorf: Zusammenkunft aller Jugendlichen ab vierzehn Jahren jeden Mittwoch ab 19.30 Uhr im Gorch-Fock-Heim, Loogestraße 21 (Hochbahn Kellinghusenstraße).
Junge Spielschar Ostpreußen: Montag 29. Oktober, 20 Uhr, Volkstanz in der Turnhalle der Schule Winterhuder Weg 128; Mittwoch, 31, Oktober, 19.30 Uhr, Musischer Kreis bei Egon Bannis. Hamburg 24, Kuhmühle 4 a.
NIEDERSACHSEN
Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstr. 26, Tel. 2 47 01.
Goslar/Harz. Auf dem letzten Heimatabend brachte Frau Werner zwei heimatliche Dichtungen „An die ferne Heimat" und „Träumende Augen" zu Gehör. Es folgte die Vorführung der Tonfilme „Ostpreußen, Mensch und Scholle", „Kurenfischer", „Jagd in Trakehnen" und der Farbfilm „Zwischen Haff und Meer". Vorsitzender Rohde sprach dann über das Recht der Heimatvertriebenen auf friedliche Rückkehr in die Heimat. Die besondere Aufmerksamkeit aller Landsleute müsse der Jugend gelten, der vor allem in den Schulen in verstärktem Maße das Wissen über Ostdeutschland vermittelt werden müsse. Frau Endrussat berichtete über die Gewährung von Beihilfen für Hilfsbedürftige zur Beschaffung von Feuerung und Winterkartoffeln. Die Sozialämter seien vom Niedersächsischen Sozialminister angewiesen worden, bei der Prüfung der Hilfsbedürftigkeit nicht engherzig zu verfahren. Rechtsanwalt Dr. Werner sprach namens der anwesenden Landsleute, unter denen sich viele Jugendliche befanden, den Dank für den gelungenen Abend aus. — Der nächste Heimatabend wird Ende Oktober stattfinden.
Seesen a. H. Auf dem nächsten Heimatabend am 3. November wird Sozialreferent Wilbudis über aktuelle Fragen zum Lastenausgleich sprechen. Im weiteren Verlauf des Abends werden ostpreußische Humoristen zu Worte kommen.
Hann.-Münden. Nächste Monatsversammlung Donnerstag, den 8. November, 20 Uhr, im Café Krone, Burgstraße. Vorgesehen ist ein Farbfilmvortrag von Landsmann Bodenstein über eine Nordlandreise. — Im Rahmen seiner Vortragsreihe „Ostpreußen als Bestandteil der abendländischen Kultur in Werken großer Deutscher" sprach Studienrat Ludszuweit auf der letzten Monatsversammlung über das Leben und das Werk von Käthe Kollwitz. Der Vortragende gab ein Lebensbild der großen ostpreußischen Malerin, die wie wenige andere die geistigen Kräfte unseres Jahrhunderts mitformen half. Ausschnitte aus Tagebüchern und Briefen von Käthe Kollwitz zeigten den Zuhörern, wie stark die Künstlerin in ihrer ostpreußischen Heimat verwurzelt war. (Im Ostpreußenblatt wurde das Werk von Käthe Kollwitz in zahlreichen Aufsätzen gewürdigt, so im Jahrgang 6, Folge 17 und 24.)
Delmenhorst. Am 13. Oktober beging die Kreisgruppe das zehnte Erntedankfest fern der Heimat. Lieder und Erntesprüche der Jugend leiteten die Feierstunde ein. Der erste Vorsitzende. Jeschonnek, betonte in seiner Ansprache die Notwendigkeit einer zielbewussten landsmannschaftlichen Arbeit. Landsmann Bieber sprach über ostpreußische Erntebräuche und rief bei den älteren Landsleuten viele Erinnerungen an die Heimat wach. Die eingeladene Garnison der Bundeswehr hatte eine starke Abordnung entsandt.
Wilhelmshaven. Nächster Heimatabend am Montag, dem 5. November, um 20 Uhr bei Dekena. Mittelschullehrer Neubacher wird einen Vortrag über die Entwicklung des ostpreußischen Bauerntums halten. — Die letzte Zusammenkunft der Gruppe bei Dekena eröffnete der 1. Vorsitzende Obermedizinalrat Dr. Zürcher, mit dem an den Erntedanktag mahnenden Gedicht „Brot" von Agnes Miegel. Dann gedachte er mit zu Herzen gehenden Worten des hochverehrten Professors Dr. Starlinger aus Königsberg, der kürzlich nach einem schweren Leiden in Oldenburg verstorben ist, nachdem er erst vor zwei Jahren aus fast zehnjähriger russischer Gefangenschaft zu seiner Familie heimgekehrt war. Alle Anwesenden erhoben sich von den Plätzen und gedachten einige Minuten ergriffen dieses vorbildlichen und treuen Ostpreußen. Der Schwesterchor der Städtischen Krankenanstalten brachte unter der bewährten Leitung von Frau Gronau herbstliche Lieder zu Gehör. In bunter Reihe folgten dann Kanons, die von den Anwesenden mitgesungen wurden. Zwischen den Gesängen erfreute Obermedizinalrat Dr. Zürcher seine Landsleute mit ernsten und humorvollen Gedichten. Er dankte Frau Gronau und dem Schwesternchor mit einem Strauß bunter Herbstblumen und äußerte die Hoffnung, recht bald wieder eine so schöne Singstunde ansetzen zu können
NORDRHEIN-WESTFALEN
Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14.
Wesel. Am 7. Oktober veranstaltete die Kreisgruppe gemeinsam mit der Landsmannschaft Pommern einen bunten Heimatnachmittag. Die Darbietungen der ostpreußischen Mundartsprecherin Marie-Luise Schimkat und der Jugendgruppe unter Leitung von Lehrer Schulz fanden bei den Zuhörern reichen Beifall.
Rheydt. Nach einer Ansprache des Vorsitzenden Hans Licht wurden auf dem letzten Heimatabend am 13. Oktober Lichtbilder aus der ostdeutschen Heimat gezeigt. Kulturwart Dombrowski erläuterte die einzelnen Bilder.
Erkelenz. Der Heimatabend am 13. Oktober wurde aus Anlass des vierjährigen Bestehens der Gruppe in festlicher Form begangen. Die 1. Vorsitzende, Frau Radtke, konnte auch Gäste aus den anderen Landsmannschaften und von der Bezirksgruppe Aachen begrüßen. Nach einem Heimatlied, gesungen von der Kindergruppe, sprachen die Gäste der Gruppe zum Jubiläum ihre Glückwünsche aus. Landsmann Foerder von der Bezirksgruppe Aachen sprach über die politischen Geschehnisse der letzten Zeit. Heimatlieder und Gedichte leiteten über zum zweiten Teil des Abends, dessen Ausgestaltung die Gruppe Hückelhoven-Ratheim der DJO übernommen hatte. Es war eine Freude, Jungen und Mädchen bei ihren Volkstänzen zuzusehen. Gedichte und Mundartvorträge im heimatlichen Platt wechselten in bunter Folge und regten die Anwesenden zu immer neuem Beifall an. Zum Schluss des Abends sprach die 1. Vorsitzende allen Mitwirkenden den herzlichen Dank der Gruppe aus.
Essen-West. Aus Anlass ihres fünfjährigen Bestehens wird die DJO am 28. Oktober um 18 Uhr im Marienheim, Essen-West, Schmitzstraße 8 (Nähe Haltestelle Helenenstraße), das Schauspiel
„Johannisfeuer" von Hermann Sudermann aufführen. Wiederholung des Theaterabends am 4. November, 18 Uhr, ebenfalls im Marienheim.
Recklinghausen-Altstadt. Am 27. Oktober, 19.30 Uhr, im Lindenhof, Dortmunder Straße Nr. 122, (Straßenbahnlinie 2, Haltestelle Am Hinsberg) Oktoberfest. Alle Landsleute, Freunde und Gäste sind herzlich eingeladen.
Hagen. Die große Familie der Ostpreußen in Hagen versammelte sich in dem mit einer großen Erntekrone geschmückten Saal bei Wendel, um nach altem ostpreußischem Brauch für die diesjährige Ernte zu danken. In seiner Ansprache unterstrich der Vorsitzende Ewert. dass die Vertreibung gerade die Bauern hart getroffen habe, da bis heute viele von ihnen noch gezwungen sind, in fremden Berufen tätig zu sein. Die große Zahl dieser Landsleute werde nun noch täglich vermehrt durch Bauern, die ihre Scholle in der sowjetisch besetzten Zone verlassen müssten. Unsere Landsleute, die noch „drüben" leben, müssen wissen, dass wir hier in Westdeutschland sie nicht vergessen haben. Die Feierstunde wurde durch ein Erntedankspiel und Gesänge des Chores der Landsmannschaft unter Leitung von Ldsm. Rautenberg verschönt. In seinen Schlussworten erzählte Kulturwart Mönke von den alten Sitten und Bräuchen aus der Heimat zur Zeit der Ernte. An Hand von statistischen Zahlen umriss er dann die Bedeutung der ostpreußischen Landwirtschaft für die Ernährung des gesamten deutschen Volkes.
Münster. Sonnabend. 27. Oktober, um 20 Uhr, im Aegidiihof Erntetanz. Alle Landsleute sind herzlich eingeladen. Eintritt: Mitglieder 1 DM, Nichtmitglieder 1,50 DM.
HESSEN
Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Grünberger Straße 144.
Wiesbaden. Montag. 5. November, 20 Uhr, im Großen Saal des Kolpinghauses Heimat-Rätselabend unter Mitwirkung der Kapelle Anger. Schöne Preise erwarten die Sieger. Anschließend Tanz. An dieser Zusammenkunft werden auch die Landsleute aus Mainz und die Wiesbadener Gruppe der Danziger teilnehmen. — Die Erntedankfeier der Ost- und Westpreußen im Kolpinghaus wurde von der Jugendgruppe unter Leitung von Werner Hinz ausgestaltet. Nach den Begrüßungsworten des Vorsitzenden, Oberregierungsrat Loch, brachten die Jungen und Mädchen Erntelieder und Erntetänze aus der Heimat und führten anschließend ein Laienspiel vor, das von den Anwesenden mit regem Beifall aufgenommen wurde.
Fulda. Großer Heimatabend am 10. November in den Sälen der Orangerie. Eintrittskarten nur im Vorverkauf bei Fräulein Rosenbaum, Lindenstraße 7. Wegen dieser Veranstaltung muss der Termin des für November geplanten Fleckessens verschoben werden. — Auf der letzten Monatsversammlung begrüßte der 2. Vorsitzende Goertz, die Anwesenden. Landsmann Albinus sprach über das Schicksal der Provinz Westpreußen zwischen den beiden Weltkriegen und erinnerte an die Volksabstimmung von 1920. Ein Vortrag mit Lichtbildern führte die Landsleute sodann in die Weichselniederung, das Danziger Werder und in die Städte Elbing, Danzig und Christburg.
BADEN-WÜRTTEMBERG
Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W., Hagenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.
Ludwigsburg. Nächste Zusammenkunft am 3. November bei Kurrle (Fleckessen). — In der gut besuchten Monatsversammlung am 13. Oktober wurde der Dokumentarbericht über die 700-Jahrfeier der Stadt Königsberg gezeigt. Die Feierstunde wutde von Heimatgedichten und Heimatliedern umrahmt.
BAYERN
Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München: Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7, Telefon 44 84 32: Postscheckkonto Nr. 213 ?5, PSA
Bayreuth. Am 14. Oktober fand im Maiselbräu in Bayreuth die Generalversammlung des Heimatvereins der Ost- und Westpreußen statt. Der 1. Vorsitzende gab einen Rechenschaftsbericht. Eine Anzahl neuer Mitglieder konnte gewonnen werden. Die Vereinskasse weist einen Bestand auf. Eine Reihe kultureller Veranstaltungen fand im verflossenen Jahr statt, ebenso eine gelungene Adventsfeier, Fasching für Erwachsene und Kinder. Interessante Lichtbildervorträge über die ost- und westpreußische Heimat, über eine Reise nach Frankreich und Paris und nach Griechenland wurden geboten. Auf sozialem Gebiet konnte bedürftigen Mitgliedern geholfen werden u. a. durch einen Krankenfahrstuhl. Ebenso wurde der Berliner Kinderhilfe eine Spende überwiesen. Zum Jubiläum wurden ältere Mitglieder durch eine kleine Gabe geehrt. Mit den Warthegauern ist eine Chorgemeinschaft gegründet worden. Eine Zusammenarbeit in der Jugendbetreuung soll folgen. — Die Neuwahlen ergaben: 1. Vorsitzender: Dr. Alfons Dulleck; 2. Vorsitzender Hans Günther; Kassierer: Arno Rio; Schriftführer: Frau Ida Bonau; Sozialreferent: Gerhard Sander; Pressereferent und Beisitzer: Kurt Winkel; weitere Beisitzer: Kurt Patzke, Frau Elisabeth Mulack, Frau Anni Günther, Asaf Bonau.
Nürnberg. Mit einer stattlichen Teilnehmerzahl feierte die Gruppe ihr viertes Stiftungsfest, das der Veranstaltungsausschuss unter Landsmann Mattejek mit viel Sorgfalt vorbereitet hatte. Die flotte Ansage von Landsmann Hahn, Fürth, gab dem Programm Schwung und humorige Würze. Die Jugendgruppe führte einige hübsche Volkstänze vor. War dieser Abend auch auf eine gesellige Zusammenkunft abgestimmt, so darf doch erwartet werden, dass nach den beiden gut besuchten ersten Veranstaltungen dieses Winterhalbjahres eine ebenso große Teilnehmerzahl für die Heimatpolitische Stunde im November gesichert bleibt. Gerade diese Veranstaltung soll, wie der Vorsitzende, Boehnke, ausführte, der Gruppe weiterhin Auftrieb geben, und der Arbeit weiter zum Erfolg verhelfen.
Ebersberg. Die Kreisgruppe hatte am 13. Oktober ihre Mitglieder zu einer großen Kundgebung im Rahmen der „Arbeitsgemeinschaft der Landsmannschaften" im Landkreis Ebersberg eingeladen. In der überfüllten Turnhalle in Grafing erklärte der bayerische Staatsminister für Arbeit und soziale Fürsorge, Walter Staim, dass man das Recht auf die verlorene Heimat im Osten nicht aufgebe. Er warnte davor, zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit den Regierungen der sowjetischen Satellitenstaaten in Verhandlungen zu treten, denn dadurch stärke man diesen nur den Rücken. Es gebe noch viel zu tun, denn die Auseinandersetzung beginne erst. Die Vertriebenen und Flüchtlinge forderte der Minister auf, gute Nachbarschaft mit allen Deutschen zu pflegen, nicht kleinmütig zu sein und an die nächste Generation zu denken, die ohne den Beitrag der Ostgebiete zur Ernährung des deutschen Volkes kaum auskommen werde. Landrat Dr. Streibl sprach über die Sesshaftmachung der Vertriebenen im Landkreis und dankte für deren Arbeitseifer und Aufbauwillen in den vergangenen Jahren. Die Kundgebung wurde durch musikalische Darbietungen eines Quartetts bereichert. Viel beachtet wurde die Ausstellung der landsmannschaftlichen Gruppen, die einen Überblick über die Verhältnisse daheim gestattete. Sudetendeutsche, Schlesier, Südostdeutsche, Ost- und Westpreußen zeigten Fotos, graphische Darstellungen, Werke heimatlichen Schrifttums und Proben künstlerischen Schaffens.
BREMEN
Vorsitzender der Landesgruppe Bremen: Rechtsanwalt und Notar Dr. Prengel, Bremen, Sögestraße 46.
Regierungsrat Heinz Schönwald verstorben.
Am 25. September 1956, starb während seines Urlaubs Im Alter von 39 Jahren Regierungsrat Heinz Schönwald. Von Anfang an war er Mitglied der landsmannschaftlichen Gruppe Bremen und gehörte dem Vorstand an. Durch seine Heimattreue, seine stete Hilfsbereitschaft und Fröhlichkeit hatte sich der Verstorbene in der Landsmannschaft viele Freunde erworben. Am 1. Oktober fand vor einer großen Trauergemeinde die Totenfeier statt, bei der der Vorsitzende der Landesgruppe Bremen dem zu früh Heimgerufenen herzliche Abschiedsworte widmete und ihm im Namen der Landsmannschaft Dank sagte für seine Treue.
Bremen-Nord. Heimatabend der Bezirksgruppe am Mittwoch, dem 14. November, um 20 Uhr im Gewerkschaftshaus, Bremen-Aumund, Lindenstraße 12/14. Es werden — bei freiem Eintritt — Filme aus der Heimat vorgeführt werden.
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.
Arbeits- und Schulungstagung der Landesgruppe
Am 13. und 14. Oktober führte die Landesgruppe ihre Jahresveranstaltung in Form einer Arbeits- und Schulungstagung durch. Unter den fünfzig Vertretern aus den einundzwanzig Kreisgruppen befanden sich zwölf Teilnehmer aus den Jugendgruppen. Weiterhin nahmen noch etwa zwölf Gäste, unter ihnen auch Vertreter der Landesregierung, an der Tagung teil. Das Programm umfasste drei Referate, und zwar: 1. „Forderungen zur Heimatpolitik", Referent Egbert Otto, Hamburg, Stellvertretender Sprecher unserer Landsmannschaft. 2. „Die geschichtliche Entwicklung des deutschen Ostraumes", Referent Oberstudiendirektor Prof. Dr. Müller, Bad Schwartau. 3. „Die deutsche Jugend in der Gegenwart", Referent Eberhardt Wildhagen, Kiel. Die Bildstelle der Landesregierung in Kiel führte die Tonfilme „Mutter Ostpreußen", „Land der Stille — Masuren" und „Trakehnen" vor.
Auf jedes Referat folgte eine längere Aussprache. Am lebhaftesten war die Diskussion zum letzten Vortrag, an der sich die jungen Teilnehmer mit großem Eifer beteiligten. Alle Referate zeigten ein hohes Niveau, und die Vortragenden ernteten dankbaren und begeisterten Beifall.
Die Teilnehmer an der Tagung waren durch die Kreisgruppen mit dem Ziel ausgewählt worden, ihrerseits das in der Tagung erarbeitete Material in die Kreisgruppen hinauszutragen, so dass die Arbeitstagung sicherlich durch Weiterverbreitung des Gehörten ein vielfältiges Echo finden wird. Eberhard Schoepffer vom Vorstand der Landesgruppe richtete den dringenden Appell an die Versammelten, nach Erhalt des Materials sofort mit der entsprechenden Arbeit in den Kreisgruppen zu beginnen.
Sämtliche Referate wurden auf Tonband aufgenommen; sie sollen weitgehend vervielfältigt werden. Referenten sei an dieser Stelle nochmals herzlicher Dank für ihre umfassenden und von tiefem Wissen getragenen Ausführungen ausgesprochen. Die Versammlung schloss am Sonntagabend mit dem Dank an alle Beteiligten und an die Versammlungsleitung.
Mölln. Am 27. Oktober, um 20 Uhr, im Kolosseum Monatsversammlung der Ost- und Westpreußen. Auf dem Programm stehen Gedichte von Robert Johannes und Lieder. Der Möllner Konzertchor wird unter Leitung von Max Godau singen.
Seite 13 9. Ostpreußischer Kirchentag in Berlin. 25 evangelische Pfarrer amtieren heute in Masuren.
Etwa achthundert alte ostpreußische Gemeindeglieder waren dem Ruf zum 9. Ostpreußischen Kirchentag am Sonntag, dem 14. Oktober, ins Evangelische Johannisstift nach Berlin-Spandau gefolgt. Der Sinn der Kirchentage soll sein, aus Gottes Wort Stärkung für unseren Weg und Antwort auf die Frage nach der Sinndeutung unseres Schicksalsweges zu empfangen und die alte kirchliche Gemeinschaft, die in der Heimat so stark war, zu erneuern. Hier war der Wochenspruch aus 2. Timotheus 2, 19 wirklich wie ein Geschenk: „Der feste Grund Gottes besteht und hat dieses Siegel: Es kennt der Herr die Seinen“. Dies Gotteswort sprach zu uns in der Andacht am Beginn und im Gottesdienst am Schluss. In der Andacht wurden wir an ein Bild der Malerin Kükenthal erinnert: Jesus unter Flüchtlingen. ER in der Mitte. Wir sollten nicht nur wehmütig zurückschauen, sondern die Glaubenserfahrungen, die wir machen durften, nicht vergessen. Untereinander barmherzig sein und das kirchliche Leben befruchten, das ist unsere Aufgabe. So eindringlich war in der Predigt die Erinnerung an jene alte Frau im Hospital einer ostpreußischen Stadt, die am Morgen nach einem Bombenangriff sich getrost ans Werk machte, ihr Stübchen wieder in Ordnung zu bringen. In Gottes Händen geborgen immer wieder ans Werk gehen, das ist Christenart. Wer denkt da nicht an Luthers schönes Wort: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute mein Apfelbäumchen pflanzen“.
In der Begrüßung konnte Pfarrer Moritz die Grüße von Bischof D. Dibelius für die Kirche Berlin-Brandenburg und von Präsident Hildebrandt für die Evangelische Kirche der Union übermitteln. Auch den Vorsitzenden der Landesgruppe Berlin, Dr. Matthee, konnte er begrüßen, der die Grüße der Landsmannschaft Ostpreußen überbrachte.
Den Vortrag am Vormittag hielt Senatsdirektor Albertz über das Thema „Unser Weg unter dem Gericht und der Verheißung Gottes". Er bezweifelte, ob wir noch von unserem Weg sprechen werden. Gibt es noch ein „Wir" bei unserer Zertrennung in Ost und West? Gibt es noch ein gegenseitiges Verstehen? Können wir noch miteinander reden? Aufeinander hören? Haben wir die Chance, die die Vertreibung zu einer neuen Ordnung unseres Volkes bot, genutzt? Ein Weg in die Zukunft, zu dem ersten Ziel der Wiedervereinigung, sei das Reden miteinander. Wir Flüchtlinge hätten die Aufgabe, deutlich zu machen, dass ein geeinigtes Deutschland ungeheure Opfer für die Gemeinsamkeit bringen muss. Die Erfahrung Gottes bringe Freiheit, freier und besser und aktiver zu handeln, dass es mit dem menschlichen Zusammenleben besser werde. Was uns Not tue, sei Nüchternheit, Geduld und Demut.
Ein Bericht von Frau Dr. Rohde vom Kirchendienst Ost berichtete über die Familienzusammenführung, und sie wusste aus Briefen zu zeigen, wie die Landsleute in der Heimat auf Päckchen warten, nicht nur zur Hilfe in ihrem noch immer kümmerlichen Dasein, sondern viel mehr noch als Zeichen der Verbundenheit, die ihnen Stärkung in der Geduld und im Glauben sind. Im Gegensatz zu Pommern und Schlesien, wo jetzt deutsche Sprache und deutsche Schulen zugestanden sind, darf in Ostpreußen keine deutsche Predigt gehalten werden. Die evangelischen Gemeinden in Masuren werden von 25 Pfarrern versorgt. Die Berichte sagen von kräftigem Gemeindeleben. So ist in einem Brief von einem Kirchenchor von 135 Stimmen die Rede, von Posaunenchören, Missionsfesten und großen Einsegnungen.
Als Abschluss des Vormittags fand wieder eine Heimatstunde statt, die dem Gedenken an unsere Heimatdichterin Frieda Jung gewidmet war. Frau Erna Senius las besonders trefflich plattdeutsche Gedichte und die humorvolle Geschichte „De Fru Liesegang ehr Jubilee".
Nach dem Essen brachte die christliche Spielschar „Die Vaganten" eine sehr gute Darstellung des „Apostelspiels" von Meil.
Seite 14 Wir gratulieren …
zum 92. Geburtstag
am 30. Oktober 1956, Frau Auguste Kegenbein, geb. Patzke, aus Jungferndorf, Kreis Königsberg, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Herta Bernatzki in Köln-Buchforst, Bunsenstraße 19.
zum 90. Geburtstag
am 9. September 1956, Landsmann Josef Rambock, aus Allenstein, Herrenstraße 23a, jetzt bei seinen Töchtern Anna und Maria in der sowjetisch besetzten Zone. Der Ehemann der Tochter Maria, Bezirksschornsteinfegermeister Kopowski aus Lötzen, wird vermisst. Wer kann über sein Schicksal Auskunft geben? Der noch rüstige Jubilar ist durch die Geschäftsstelle „Patenschaft Allenstein", Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus, zu erreichen.
zum 89. Geburtstag
am 25. Oktober 1956, Postsekretär a. D. Friedrich Ball, aus Königsberg. Er ist durch seinen Sohn, Rechtsanwalt Dr. Ball, Kleve, Rheinland, Tiergartenstraße Nr. 60, zu erreichen.
am 27. Oktober 1956, Frau Anna Kilian, geb. Bastian, aus Freiwalde, Kreis Mohrungen, jetzt bei ihrer Enkeltochter Margarete Fuß, geb. Borkowski, in Hankenberge Nr. 6, Kreis Osnabrück.
am 28. Oktober 1956, Frau Adeline Hiege, aus Königsberg, Viehmarkt 4, jetzt bei ihrer Tochter Helene Will in Hamburg-Fuhlsbüttel, Hummelsbütteler Landstraße 59.
zum 87. Geburtstag
am 24. Oktober 1956, Witwe Berta Wenzel, aus Neufrost (Elchniederung), jetzt bei ihrem Sohn Erich in Wattenscheid-Eppendorf, In der Mark 30.
zum 85. Geburtstag
am 24. Oktober 1956, Altbauer Friedrich Frey, aus Mühlenhöhe, Kreis Schloßberg, jetzt bei seiner verheirateten Tochter in Geesthacht-Tesperhude, Tesperhuder Straße 1.
am 26. Oktober 1956, Frau Emilie Brockert, geb. Sottmann, aus Tilsit, Lerchenfeld 2, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Hilde Weinreis in Bonn, Höhweg 1.
am 28. Oktober 1956, Postinspektor i. R. Georg Ehmer, aus Osterode, Dohnastraße 1, jetzt in Straubing, Niederbayern, Mahkornstraße 11, bei seinem Sohn, Rechtsanwalt Dr. Ehmer.
am 31. Oktober 1956, Fräulein Emma Doerfer, aus Pillkallen, Ebenroder Straße 17, jetzt in Bad Hersfeld im Evangelischen Altersheim, Fuldastraße.
Ohne Datum. Vielleicht auch der 31. Oktober 1956. Schuhmachermeister Ernst Kurras, aus Tilsit, Deutsche Straße 4, jetzt bei seinen Kindern in (24) Itzehoe-Tegelhörn, Alte Landstraße 42.
zum 84. Geburtstag
am 17. Oktober 1956,Kaufmann Hermann Schlicht, aus Friedland, Ritterstraße, Ecke Königsberger Straße Nr. 45, jetzt in Köln-Wingst, Ostheimer Straße 191.
am 23. Oktober 1956, Bäckermeisterwitwe Ottilie Grolla, aus Gilgenburg, jetzt bei ihrer Tochter Herta Tausendfreund in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch G. Grolla, (23) Elm, Kreis Bremervörde, zu erreichen.
am 3. November 1956, Landsmann Carl Reinhardt, jetzt in Rheine, Westfalen, Laugestraße 50. Die Kreisgemeinschaft Lyck gratuliert herzlich.
zum 83. Geburtstag
am 24. Oktober 1956, Frau Auguste Kossakowski, geb. Stodollik, aus Riesenburg, jetzt bei ihrer einzigen Tochter Helene in Mansbach, Kreis Hünfeld. Drei Söhne verlor sie im Ersten Weltkrieg; ihr Ehemann ist seit der Flucht aus der Heimat verschollen.
am 3. November 1956, Frau Martha Schulz, geb. Salomon, aus Domnau, von-Lüdinghausen-Straße 23, jetzt in Bad Harzburg, Herzog-Julius-Straße 36.
am 3. November 1956, Witwe Susanne Thews, geb. Bernhardt, aus Königsberg, jetzt in Dobersdorf über Kiel.
zum 82. Geburtstag
am 23. Oktober 1956, Landwirt Wilhelm Olschewski. Er lebt mit seiner Ehefrau und seinem Enkel Fritz Hinz noch in der Heimat und lässt alle Landsleute herzlich grüßen. Zu erreichen ist er durch seine Tochter Elfriede Krauledat, Isernhagen KB 3 über Hannover.
zum 81. Geburtstag
am 28. Oktober 1956, Landsmann Friedrich Fürst, aus Groß-Baum, Kreis Labiau, jetzt bei seiner Tochter Marie Jackstien in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Gustav Dzienuda, (24 b) Lütjenburg (Osth.), Gieschenhagen 13, zu erreichen.
am 1. November 1956, Landwirt Martin Poidoks, aus Kreiwöhnen, Kreis Tilsit, jetzt in (23) Osnabrück, Markt 11, bei Turkutat. Er bittet Landsleute, die etwas über seine Ehefrau Anna Poidoks, geb. Jurkutat, und seinen Sohn Albert, Obergefreiter, Feldpost-Nummer 22298 a wissen, sich zu melden. Beide werden seit 1945 vermisst.
zum 80. Geburtstag
am 7. Oktober 1956, Landsmann Gottlieb Plew, aus Königsberg. Er war hier 40 Jahre im Dienste der Stadt. Der rüstige Jubilar nimmt immer an den Veranstaltungen der landsmannschaftlichen Gruppe Recklinghausen teil, durch die auch seine Anschrift zu erfahren ist (Weißenburgstraße 18).
am 19. Oktober 1956, Frau Marie Stillger, geb. Witt, aus Rodmannshöfen, Kreis Samland, jetzt bei ihrer Tochter, Frau Schönhoff, in Rheinhausen, Krefelder Straße 219.
am 26. Oktober 1956, Frau Amalie Schönwald, geb. Lukas, aus Königsberg, Steindammer Wall 23 a, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihre älteste Tochter, Charlotte Heddram, in Bennighof bei Mettmann über Düsseldorf, zu erreichen.
am 27. Oktober 1956, Hauptlehrer i. R. Arthur Laschinski, aus Gr.-Schöndamerau, Kreis Ortelsburg, jetzt in Lüneburg, Uelzener Straße 14.
am 28. Oktober 1956, Oberförsterwitwe Amalie Thimm, aus Dingwalde, Kreis Pr.-Eylau, dann Königsberg, Krausallee 23. Sie wohnt jetzt bei ihrer Tochter Margaretee in Steinkrug bei Hannover.
am 29. Oktober 1956, Mittelschullehrerin i. R. Luise Blochmann, aus Königsberg. Sie war dort über fünfundvierzig Jahre im Amt. Nach der Vertreibung unterrichtete sie aus eigener Initiative die deutschen Kinder in einem Internierungslager in Dänemark. Durch diesen Unterricht erreichte sie, dass die Kinder in einer Zeit weiterlernen konnten, wo noch keine Schule zur Verfügung stand. Sie lebt heute mit ihrer Schwester in Gießen, Roonstraße 26.
am 29. Oktober 1956, Frau Friederike Lach, geb. Sommerfeld, aus Osterode, Sendenhinterstraße 19a. Sie ist über Revierförster Fritz Bark, (24b) Steinfeld, Kreis Schleswig, zu erreichen.
am 29. Oktober 1956, Landwirt Gottlieb Dubnitzki, aus Soffen, Kreis Lyck, jetzt bei seiner Tochter Johanna in Dortmund-Ewing, An der Westfalenburg 50.
am 30. Oktober 1956, Witwe Maria Romahn, aus Königsberg, Alter Garten 46, jetzt bei ihrem Schwiegersohn Heinz Wunderlich in Herboldsheim, Breisgau, Rosenstraße 4.
am 30. Oktober 1956, Frau Maria Will, aus Wittenberg, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Reinbek, Bezirk Hamburg, Schulstraße 57.
am 30. Oktober 1956, Frau Käthe Sylvester, aus Liebenfelde. Sie ist durch Frau Ruth Eglies, geb. Sylvester, Waldschule, (16) Otterbach, Post Grünberg, Kreis Ahlfeld, Oberhessen, zu erreichen.
am 30. Oktober 1956, Sattlermeister Eduard Conrad, aus Buddern, Kreis Angerburg, jetzt bei seiner Tochter in Bordesholm, Schleswig-Holstein, Kieler Straße.
am 1. November 1956, Frau Friederike Lemke, geb. Simoneit, aus Wittenberg bei Tharau, Kreis Pr.-Eylau, dann Königsberg-Ponarth, Speichersdorfer Straße Nr. 131. Sie wohnt in der Nähe ihres einzigen Sohnes Willi in Weinsberg, Kreis Heilbronn, Brandaugasse 5.
am 2. November 1956, Frau Anna Leyk, aus Sieden, jetzt in Einbeckhausen über Springe, Mündersche Straße 96. Die Kreisgemeinschaft Lyck gratuliert herzlich.
zum 75. Geburtstag
am 27. Oktober 1956, Landwirt und Viehkaufmann Michael Lagies, aus Gr.-Marienwalde, Kreis Elchniederung, jetzt in Immensen über Lehrte, Kreis Burgdorf.
am 29. Oktober 1956, Schneidermeister Bernhard Penquitt, aus Roggenhausen, Kreis Heilsberg, jetzt in (22 b) Salz (Oberwesterwald), über Montabaur.
am 29. Oktober 1956, Landwirt Emil Stuwe. Er bewirtschaftete bis zur Vertreibung, seinen 450 Morgen großen Hof Bettyhof bei Georgenfelde, Kreis Gerdauen, ein ehemaliges Vorwerk von Leissienen. Heute lebt der Jubilar mit seinen Töchtern auf seiner Imkersiedlung Rachut bei Malente, Kreis Eutin.
am 31. Oktober 1956, Landwirt Albert Roß, aus Mattenau, Kreis Insterburg, jetzt in Barkhausen über Melle, Bezirk Osnabrück.
am 31. Oktober 1956, Frau Gertrud Zeisig, aus Wiartel, Kreis Johannisburg, jetzt bei ihrer Nichte, Frau Elisabeth Petzinna, in Quickborn, Holstein, Bahnhofstraße 25.
Goldene Hochzeiten
Das Fest der Goldenen Hochzeit feiern
Am 25. September 1956, feierten ihre Goldene Hochzeit die Eheleute Wilhelm Wiechert und Frau Emma Wiechert, geb. Paschke, aus Bladiau (Abbau), Kreis Heiligenbeil, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter in Wattenscheid, Westfalen, Hüllerstraße 70.
Kaufmann Georg Neufeldt, aus Königsberg und seine Ehefrau Elsa Neufeldt, jetzt in Donaueschingen, Dürkheimer Straße, feierten am 9. Oktober 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit. Das Büro der Firma Neufeldt Großhandlung für Getreide, Futtermittel und Saaten, war in der Sattlergasse.
Die Eheleute Rudolf Köhn und Frau Helene Köhn, geb. Gerlach, aus Görken, Kreis Pr.-Eylau, jetzt bei ihrer Schwiegertochter in Klingenberg bei Heilbronn, feierten am 13. Oktober 1956, ihre Goldene Hochzeit.
Die Eheleute Fritz Stadie und Frau Lina Stadie, geb. Kuthning, aus Tölteninken, Kreis Wehlau, jetzt in Weding über Flensburg, feierten am 20. Oktober 1956, ihre Goldene Hochzeit.
Ihre Goldene Hochzeit feierten am 25. Oktober 1956, Bauer Emil Braun und Frau Anna Braun, geb. Kuhn, aus Schönberg, Kreis Pr.-Holland, jetzt in Warberg. Kreis Helmstedt.
Bauer August Chlupka und seine Ehefrau Marie Chlupka, geb. Smaka, aus Nußberg, Kreis Lyck, jetzt in Helmeroth, Post Hamm/Sieg (Westerwald), feierten am 26. Oktober 1956, im Beisein von zwei Söhnen, zwei Töchtern und acht Enkeln ihre Goldene Hochzeit. Zwei Söhne sind im letzten Krieg gefallen.
Töpfermeister Bernhard Lesniewig und Frau Frieda Lesniewig, geb. Bartels, aus Cranz, jetzt in Münster, Westfalen, Schenkingstraße 22, feiern am 27. Oktober 1956, ihre Goldene Hochzeit. Landsmann Lesniewig war fünfunddreißig Jahre in Cranz selbständig.
Die Eheleute August Liedtke und Frau Emilie Liedtke, geb. Struwe, aus Otten, jetzt in Tiefenbach bei Riedlingen, Kreis Saulgau, Württemberg, feiern am 28. Oktober 1956, im Kreise ihrer Kinder und Enkel das Fest der Goldenen Hochzeit. Das Ehepaar stammt aus Stolzenberg und Wesselhöfen, Kreis Heiligenbeil. Die Eltern des Jubilars kamen später nach Otten auf die Besitzung von Saint Paul. Hier wurde Landsmann Liedtke in Pflanz- und Waldarbeiten, Holzeinschlag und Vermessen ausgebildet. Bis zur Vertreibung war er als Vorhauer im Otter Walde tätig. Er leitete außerdem im Herbst die Arbeiten der Kartoffelgräber, und dank seiner Tüchtigkeit gelang es auch in schwierigen Jahren, vor Eintritt des Frostes die Kartoffelernte von 25 000 Zentnern reibungslos einzubringen.
Am 28. Oktober 1956, feiern ihre Goldene Hochzeit der Bauer Franz Martinkus, ehemals Bürgermeister in Pagrienen, Kreis Heydekrug und seine Ehefrau Auguste Martinkus, geb. Kastutis, jetzt in Andelfingen über Riedlingen, Kreis Saulgau, Württemberg.
Oberzollsekretär i. R. Johann Heydasch und seine Ehefrau Therese Heydasch, geb. Stegemann, aus Königsberg, Claaßstraße 8, feiern am 29. Oktober 1956, ihre Goldene Hochzeit. Anschrift: Koblenz am Rhein, Schenkendorfstraße 26.
Zollsekretär a. D. Adolf Kelbch und Frau Auguste Kelbch, geb. Bialluch, aus Königsberg, Baczkostraße Nr. 33, jetzt in (13a) Mainleus, Oberfranken, Hausnummer 295, feiern am 29. Oktober 1956, ihre Goldene Hochzeit.
Am 31. Oktober 1956, feiern Landwirt Gustav Sand und Frau Elise aus Gr.-Sausgarten, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Rehhorst bei Rheinfeld, Kreis Storman, ihre Goldene Hochzeit.
Schmiedemeister Otto Albrecht und seine Ehefrau Auguste Albrecht, geb. Salzmann, aus Rudau, Kreis Samland, jetzt in Kiel-Gaarden, Schulstraße 13, feiern am 31. Oktober 1956, ihre Goldene Hochzeit.
am 31. Oktober 1956, feiern die Eheleute Gustav Sand und Frau Elise Sand, geb. Hinz, aus Gr.-Sausgarten, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Rehhorst bei Reinfeld, Holstein, ihre Goldene Hochzeit.
Revierförster i. R. Carl Weigel, der am 31. Oktober 1956, sein 82. Lebensjahr vollendet, und seine Ehefrau LuisenWeigel, geb. Wittrien, aus Grünlauken, Kreis Wehlau, feierten am 22. Oktober 1956, in (20b) Steina, Südharz, ihre Goldene Hochzeit.
Bestätigungen
Wer kann bestätigen, dass Bruno Meiser in den Jahren 1926 bis 1932 als Angestellter bei Kaufmann August Ehmer in Schulzenwalde tätig gewesen ist und während der Zeit ordnungsgemäß Beiträge zur Sozialversicherung abgeführt wurden?
Wer kann bestätigen, dass Erich Schulz, früher wohnhaft gewesen in Königsberg, Löben, Langgasse 40, bei der Firma Albert Schulz, Rennparkallee 92, das Steinsetzerhandwerk erlernt und auch als Geselle dort tätig gewesen ist und dass während dieser Zeit Beiträge zur Sozialversicherung abgeführt wurden?
Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.
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Am 27. September 1956 entschlief nach langem schwerem Leiden In Bad Tölz unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Apotheker Hans Neumann, früher Königsberg Pr., Central-Apotheke,
im Alter von 71 Jahren. In tiefer Trauer: Gerhard Schmidt und Frau Gisela Schmidt, geb. Neumann. Lothar Neumann und Frau Ruth Neumann, geb. Kirchner. Helmut Weiß und Frau Anneliese Weiß, geb. Neumann. Dr. Karl Paul und Frau Felicitas Paul, geb. Neumann. Otto Stängl und Frau Ingeborg Stängl, geb. Neumann. Helga, Wolfram und Carl-Heinz und acht Enkelkinder. Paderborn, Westfalen, Lindenweg 13. Berlin. Peine. Eggenfelden (Niederbayern). München
Am 16. Oktober 1956 ist mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Opi, Bruder, Schwager und Onkel, der Friseur Fritz Podszuweit, früher Schillfelde, Kreis Schloßberg, Ostpreußen, im 62. Lebensjahre, nach kurzer schwerer Krankheit, von Gott heimgerufen worden. In stiller Trauer: Maria Podszuweit, geb. Kreutzahler. Kinder, Enkelkinder und alle Angehörigen. Schellhorn, Kreis Plön, Schleswig-Holstein
Fern seiner lieben Heimat entschlief am 13. Oktober 1956 im Alter von 82 Jahren, mein Vater und Großvater, Gustav Gand, früher Liebstadt, Ostpreußen. Im Namen aller Angehörigen: Hildegard Trampnau, geb. Gand. Hüpede 38 über Hannover
Am 1. Oktober 1956 entschlief sanft nach kurzer Krankheit mein lieber Mann, der Reichsbahn-Assistent a. D. Gottfried Burrack, im 76. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Berta Burrack, geb. Krause. Lötzen, Ostpreußen, jetzt Lübeck, Bergenstr. 29, I
In Liebe und Verehrung gedenken wir am 1. November 1956, meines lieben Mannes, unseres treusorgenden Vaters, Schwiegervaters, Großvaters, Bruders und Schwagers, des Kaufmanns Max Walsdorf, aus Zinten, der an diesem Tage 70 Jahre alt geworden wäre. Emma Walsdorf, geb. Johnke. Edeltraut Schilling, geb. Walsdorf, und Familie und alle Anverwandten. Schramberg/Sulgen, Brahmsweg 9
Nach elfeinhalb Jahren vergeblichen Wartens erhielt ich die Nachricht, dass mein lieber Sohn, guter Bruder, Schwager, Neffe und Onkel, Werner Zimmermann, geb. 06.08.1928, am 5. April 1945, gefallen ist (Füs.-Regt. 22, 7. Komp.). In tiefer Trauer: Helene Zimmermann, geb. Seeck. Günter als Bruder und alle Verwandten. Königsberg Pr., Moltkestr. 11, jetzt Ehingen (Donau), Im Gries 16. Er ruht auf dem Heldenfriedhof Gr.-Heydekrug (Samland). Kameraden, die über seinen Tod Näheres wissen, wollen sich bitte melden.
Am 30. September 1956 verstarb fern der geliebten ostpreußischen Heimat, unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater, Landwirt Rudolf Bahl, früher Korschen, Kreis Rastenburg, im Alter von 80 Jahren. Im Namen aller Angehörigen: Paul Derday. Berta Derday, geb. Bahl. Hannover-Stöcken, Weizenfeldstraße 19
Am 20. Oktober 1956 schloss unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Marie Louise Meinekat, geb. Preuß, im 77. Lebensjahre, für immer ihre Augen. In stiller Trauer: Familie Johannes Meinekat, Marne, Holst., Ringstr. 40. Familie Paul Rosenbaum, Kiel, Sternwartenweg 7,
früher Königsberg Pr., Barbarastraße 7
Am 12. Oktober 1956 verschied unerwartet nach kurzem, sehr schwerem Leiden in einem Krankenhause im 70. Lebensjahre mein lieber Mann, unser guter Bruder, Schwager und Onkel, der Maurer und Landwirt Adolf Görke. Er folgte seinen beiden Söhnen Ernst Görke, geb 26.02.1921, gest. 19.10.1951; Bruno Görke, geb. 24.01.1924, gefallen im März 1945 in Oberschlesien. Im Namen aller Trauernden: Berta Görke, geb. Blosat. Sammelhofen, Kr. Tilsit-Ragnit, jetzt Hamburg-Bahrenfeld, Baurstraße 60 II c. Er ruht mit seinem Sohne Ernst, auf dem Hauptfriedhof Hamburg-Altona.
In Liebe und Wehmut gedenke ich des dreijährigen Todestages meines lieben Mannes, meines guten Pflegevatis und Onkels, Handelsvertreter Paul Erdt, früher Königsberg Pr., Vorst. Langgasse 140. Er starb plötzlich an Herzschlag im Alter von 74 Jahren. Unvergessen von den Seinen, Helene Erdt nebst Anverwandten. Sowj. bes. Zone, z. Z. Roding (Oberpfalz) Siedlung 318
Am 17. September 1956 entschlief unsere liebe Mutter, Groß- und Urgroßmutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Auguste Steffner, geb. Hartmann, im 87. Lebensjahre. In stiller Trauer: Franz Szameitat und Frau, geb. Steffner und alle Angehörigen. Berningen, Kreis Ebenrode, Ostpreußen, jetzt Bokel, Kr. Rendsburg
In Liebe gedenken wir unserer guten Mutti, Frau Maria Trompell, geb. Bönki, aus Königsberg Pr., Heidemannstraße 17, dieam 17. Oktober 1956, vor elf Jahren, von uns gegangen ist. In stillem Gedenken: Horst Trompell, Bad Schwartau, Peterstr. 21. Helene Trompell, geb. Wischke. Ruth Milbrodt, geb. Trompell. Artur Milbrodt, Kupferberg ü. Wipperfürth, Rheinland
Plötzlich und unerwartet verstarb am 12. Oktober 1956, um 9 Uhr, im Windsheimer Krankenhaus kurz vor der Operation, mein innigst geliebtes Frauchen, meine Schwiegertochter, Schwägerin und Tante, Helene Margarete Bormann, geb. Hohmann, geb. 18.05.1901, gest. 12.10.1956. Ihr Wunsch, ihre Heimat noch einmal wiederzusehen, ging nicht mehr in Erfüllung. In tiefer Trauer: Ernst Bormann, Allenstein, Ostpreußen, Bahnhofstraße 24, jetzt Ipsheim 115, Kr. Uffenheim (Mfr.)
Unsere liebe Tante, Groß- und Urgroßtante, Berta Massalsky, früher Tilsit, hat am 16. Oktober 1956 ihre gütigen Augen im 82. Lebensjahre für immer geschlossen. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Familie Liedeka. Flensburg, Kastanienweg 8
Zum stillen Gedenken. Einst waren wir glücklich und hatten ein Heim, jetzt sind wir vertrieben, verlassen, allein. Das Liebste entrissen, zerstört alles Glück, das kehrt nun nie wieder zu uns zurück.
Zum fünfzehnjährigen Todestag gedenken wir, fern der Heimat, in Liebe und Wehmut meines lieben - Mannes und Vaters, Landwirt Reinhold Kukla, früher Heidenberg I, Kreis Angerburg, Ostpreußen, gefallen am 31.10.1941 bei Leningrad, im Alter von 36 Jahren. Beweint von seiner Gattin: Frieda Kukla, geb. Wolff. Bruno Meteika u. Frau Edith Mateika, geb. Kukla und alle Verwandten und Bekannten. Halle, Westf., Paulskamp 16
Es hat Gott dem Herrn gefallen, am Sonnabend, dem 13. Oktober 1956 meine innig geliebte Mutter, meine liebe Schwester, Olga Zimmermann, geb. Saager, früher Gumbinnen, Bismarckstr. 59, nach längerem schwerem Leiden heimzuholen. Herbert Zimmermann. Mathilde Scherbeck. Frankenthal, im Oktober 1956, Albertstraße 38
Nachruf. Nach einem langen segensreichen Leben hat Gott unsere liebe Tante und Freundin, Minna Lottermoser, geb. Grigoleit, aus Königsberg Pr., im 89. Lebensjahre, am 18. September 1956, zu sich gerufen. In tiefer Trauer: Familie Fehlert, Oberbalzheim, Wttbg., Lotte Heinemann. Ludwig Heinemann und Marianne. Dayton 10, Ohio, USA
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Nach einem Leben voll Liebe und Güte für die Seinen und hoffend, die Heimat wiederzusehen, entschlief sanft nach schwerer kurzer Krankheit mein lieber unvergesslicher Gatte, unser guter Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, der frühere Mehl- und Schneidemühlenbesitzer Emil Karrasch, am 8. Oktober 1956, im Alter von 54 Jahren. In tiefer Trauer: Emma Karrasch, geb. Springwald. Helmut Karrasch und Frau Helga Karrasch, geb. Kürup. Christel Karrasch. Gerhard Karrasch. Peter als Enkel. Neu-Keykuth, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen, jetzt Padberg, Kreis Brilon
Am 16. Oktober 1956 verstarb nach längerem Leiden mein lieber treusorgender Mann, Genossenschafts-Direktor Fritz Wiese, im Alter von 77 Jahren. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Frau Martha Wiese. Bad Sachsa, den 16. Oktober 1956, Ringstraße 12. Die Trauerfeier fand am Sonnabend, dem 20. Oktober 1956 in aller Stille statt.
Am 25. September 1956 entschlief nach einem arbeitsreichen Leben und nach langer schwerer Krankheit mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, der Dachdeckermeister Gustav Bindzus, im 61. Lebensjahre. In stiller Trauer: Elisabeth Bindzus, geb. Schnöwitz. Rudi Haatz und Frau Helga Haatz, geb. Bindzus. Helmut Bindzus und Frau Margot Bindzus, geb. Brandt mit Hartwig und Joachim. Bernd Schleuter und Frau Eleonore Schleuter, geb. Bindzus. Peter Bindzus. Otterndorf (N.E.). Große Ortstraße 74, früher Schulzenhof, Kreis Insterburg. Ostpreußen
Wo ich Gott nur habe, ist mein Vaterland. Und es fällt mir jede Gabe wie ein Erbteil in die Hand; Längst vermisste Brüder find' ich nun in seinen Jüngern wieder. Fern der geliebten Heimat verstarb im Mai 1956 in Irkutsk, Sibirien, mein lieber Mann, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, Landwirt Michel Gaupties, im 71. Lebensjahre. Im Namen aller Angehörigen: Frau Emma Gaupties, geb. Serapins, zurzeit Cullmen-Laugallen, Kreis Tilsit, Ostpreußen. Fritz Gaupties, Rheydt, Rheinland
Zum einjährigen Gedenken. In Liebe und Dankbarkeit gedenken wir meines lieben Mannes, unseres herzensguten Papis, Bruders, Schwagers und Onkels, Bäckermeister Heinrich Grigoleit, geb. am 19.11.1890, gest. 29.10.1955. In treuem Gedenken im Namen der Hinterbliebenen: Margarete Grigoleit, geb. Gratzeck und Kinder. Königsberg Pr., Steile Straße 18, jetzt Suttorf 70 bei Neustadt a. Rbge.
Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, was man hat, muss scheiden. Nach langer schwerer Krankheit, jedoch plötzlich und unerwartet, entschlief in den späten Abendstunden des 1. Oktober 1956. mein innigst geliebter Mann, unser lieber herzensguter Vater, Bruder, Schwager, Onkel und Schwiegervater, unser lieber guter Opa, der Postbetriebsassistent i. R. Adolf Korth, im 68. Lebensjahre. In tiefstem Schmerz: Emmi Korth, geb. Ginczewski nebst Kindern, Enkelkindern und Anverwandten. Eydtkau, Ostpreußen, Friedrich-Wilhelm-Straße 16. Jetzt Aurich (Ostfriesland), Graf-Spee-Straße 7
Jetzt erreichte uns die Nachricht, dass Herr Molkereidirektor, ]ulius Niemann, Gumbinnen, am 9. Oktober 1956, im Alter von 70 Jahren verstorben ist. Wir trauern mit der Familie um diesen hervorragenden und liebenswerten Menschen. Vor nicht langer Zeit hatten wir noch die Freude, ihn unter uns zu sehen. Wir werden ihm, der sein ganzes Können in den Dienst der Allgemeinheit stellte, ein treues und ehrendes Andenken bewahren. Hans Kuntze. Hamburg-Bergedorf, den 18. Oktober 1956, Kupferhof 4
Am 18. Oktober 1956 wird es ein Jahr, dass mein geliebter Mann, der ehemalige Rittergutsbesitzer auf Podollen, Ostpreußen, Gerhard von Frantzius, Hauptmann a. D., anlässlich eines Erholungsaufenthaltes auf Schloss Pux, Obersteiermark, unerwartet verschied. Wer ihn kannte, weiß, was wir verloren haben. Mimi von Frantzius, geb. Sill, Gattin. Geschwister: Hildegard Culin, geb. v. Frantzius; Elisabeth Wiesner, geb. v. Frantzius; Oskar von Frantzius, Dipl.-Landwirt, im Namen der übrigen Verwandten. Füssen (Allgäu), Welfenstraße 23
Am 25. September 1956 entschlief während unserer Urlaubsreise in Traunstein, Oberbayern, nach kurzer schwerer Krankheit mein lieber Sohn und Bruder, Neffe und Vetter, Regierungsrat Heinz Schönwald, Leiter der Straßenverkehrsdirektion Bremen. In tiefem Schmerz: Hedwig Schönwald, geb. Schulz. Hans Schönwald. Königsberg Pr., jetzt Bremen, im Oktober 1956, Neust. Contrescarpe 32
Plötzlich und völlig unerwartet verstarb am 14. September 1956 unser lieber Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, Postbetriebsassistent a. D. Adam Drensek, früher Allenstein, Ostpreußen, im Alter von 78 Jahren. In tiefer Trauer: Ella Drensek. Walter Drensek und Frau Anni Drensek, geb. Gerlach. Kurt Drensek und Frau Edith Drensek, geb. Nickel. Herbert Drensek und Frau Hanna Drensek, geb. Büllesbach. Gertrud Drensek, geb. Weiss. Emil Kullak und Frau Leni Kullak, geb. Drensek. Willv Drensek und neun Enkelkinder. Neviges , Rheinland, Elbetfelder Straße 149. Bremerhaven. Berlin. Aachen
Nach einem arbeitsreichen Leben voll treusorgender Liebe für die Seinen, schloss mein lieber Mann, unser herzensguter Vater, Großvater und Schwiegervater, der Postbetriebsassistent i. R. Michael Rutkowski, früher Ortelsburg, Ostpreußen, am 7. Oktober 1956, kurz vor Vollendung des 76. Lebensjahres, in Wernigerode (Harz) seine gütigen Augen für immer. Er trug sein schweres Leiden mit großer Geduld und Tapferkeit. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Emma Rutkowski, geb. Tutas. Zurzeit Braunschweig, Friedensallee 34. Die Beisetzung hat am 11. Oktober 1956 auf dem Hauptfriedhof in Erfurt stattgefunden.
Meine über alles geliebte Frau, unsere gute liebe Mutter, Schwiegermutter, Omchen, Schwester und Schwägerin, Anna Neubauer, hat am 2. Oktober 1956 Gott der Herr nach einem arbeitsreichen Leben im Alter von 80 Jahren zu sich in sein himmlisches Reich genommen. In tiefer Trauer: Hermann Neubauer und Familie Hermann Matthes. Königsberg Pr., Oberhaberberg 70. Jetzt Rodenberg (Deister)
Am 14 Oktober 1956 entschlief sanft und unerwartet mein geliebter Mann, mein guter Vater, Schwiegervater und Großvater, mein lieber Schwager und Onkel, Kaufmann Adolf Siemokat, im 74. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Berta Siemokat, Sohn und Anverwandte. Lasdehnen, Kreis Pillkallen, Ostpreußen, jetzt Hedersdorf über Lauf an der Pegnitz (13a)
Am Montag, dem 15. Oktober 1956, entschlief sanft und unerwartet unser lieber Vater, Hermann Adam, im 83. Lebensjahre. Betrauert von seinen drei Kindern, Anna Dirsus, geb. Adam. Fritz Dirsus. August Adam. Anna Adam, geb. Daudert. Helene Schülke, geb. Adam und Familie und allen Bekannten aus der Heimat. Eichenrode, Kreis Labiau, Ostpreußen. Jetzt Hamburg-Billstedt, Hügelmannskoppel 59 (Merkenstr.)
Unerwartet und schnell wurde unsere gute liebe treusorgende Mutter, Großmutter, Schwägerin, Tante und Großtante, Lisette Voßköhler, geborene Alex, während ihres Besuches bei Verwandten in Braunschweig am 11. Oktober 1956, im Alter von 77 Jahren heimgerufen. Die Beerdigung hat am Montag, dem 15. Oktober 1956, auf dem Hauptfriedhof in Braunschweig stattgefunden. Sie ruht dort nach einem erfüllten Leben in Gottes Hand. Im Namen der von diesem Verlust schmerzlich Betroffenen: Horst Voßköhler, Pfarrer. Esther Voßköhler, geb. Strazim. Peter und Erdmuthe. Neipperg, Kreis Heilbronn (Neckar), den 15. September 1956
Fern, ihrer über alles geliebten Heimat, verschied nach langem schwerem Leiden am 27. September 1956, meine liebe Frau, Olga Minna Bressem, geb. Schröder, im 64. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Emil Bressem und Angehörige. Mühlhausen, Pr.-Eylau. Jetzt Lübeck, Klappenstraße 33. III
In der Frühe des Sonntags ist meine liebe Frau und treue Lebensgefährtin, meine liebe gute Schwester, Hedwig Harbrucker, geb. Jedamski, nach schweren Leiden sanft entschlafen. Otto Harbrucker, Studienrat i. R. Gertrud Jankuhn, geb. Jedamski. Kiel, den 22. Oktober 1956, Holtenauer Straße 123
Fern Ihrer geliebten Heimat verschied nach längerer Krankheit unerwartet meine liebe Frau, unsere treusorgende Mutter, Frau Liesbeth Marquardt, geb. Bendrin, im Alter von 49 Jahren. In tiefer Trauer: Bernhard Marquardt, Königsberg Pr., Schönfließer Allee 27, jetzt Alsfeld. Hessen, Bahnhofstraße 4. Günter und Jutta. Familie Lena Wittenberg, sowj. bes. Zone. Familie Julius Küchenthal, Krefeld. Familie Gertrud Däblitz, sowj. bes. Zone. Famille Karl Neumann, sowj. bes. Zone. Familie Wolfgang Lenge, Krefeld. Familie Elly Haak, geb. Marquardt. Familie Christel Gutzeit, geb. Marquardt. Wer kann über die beiden letztgenannten Familien Auskunft geben?
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