Ostpreußenblatt, Folge 42 vom 20.10.1956
Ostpreußenblatt
Seite 1 Foto: Die Steine rufen nach uns! Die Steine in unserer Heimat sprachen nicht nur, als wir dort lebten, sie rufen auch heute nach uns, und sie reden eine Sprache, die nicht überhört werden darf und kann. Dieses hier sind die Steine des Doms in Königsberg, im Hintergrund sieht man die efeuumrankte Mauer der Alten Universität, an der Kant lehrte, und zwischen Dom und Universität ruht in diesem von den schlanken Säulen eingefassten Grabmal Immanuel Kant. Er spricht auch heute noch zu uns, ja, gerade heute, hier sind einige seiner Worte, und es mögen sie alle die beherzigen, die da glauben, einen Verzicht auf unsere Heimat aussprechen zu können.
Kant sagt: Alle Macht des Himmels steht auf der Seite des Rechtes. — Das Recht muss nie der Politik, wohl aber die Politik jederzeit dem Recht angepasst werden. — Wehe dem, der eine andere Politik anerkennt als diejenige, welche die Rechtsgesetze heilig hält! — Die Politik sagt, seid klug wie die Schlangen, die Moral setzt hinzu: und ohne Falsch wie die Tauben. Die wahre Politik kann keinen Schritt tun, ohne vorher der Moral gehuldigt zu haben. Und obgleich Politik für sich selbst eine schwere Kunst ist, so ist doch Vereinigung derselben mit der Moral gar keine Kunst. Denn diese haut den Knoten entzwei, den jene nicht aufzulösen vermag, sobald beide einander widerstreiten. Das Recht der Menschen muss heilig gehalten werden, mag es auch der herrschenden Gewalt noch so große Aufopferung kosten. Man kann hier nicht halbieren und das Mittelding zwischen Recht und Nutzen aussinnen, sondern alle Politik muss ihre Knie vor dem ersteren beugen.
Seite 1 Um Deutschlands willen! Von Dr. Alfred Gille. Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen.
Wir müssen offen und rückhaltlos sprechen. Das erfordert die Stunde von uns deutschen Heimatvertriebenen. Wir vertreten eine gute und gerechte Sache. Wir haben keinen Grund, uns des Weges zu schämen, den wir als deutsche Heimatvertriebene in unseren Landsmannschaften gegangen sind. Es besteht auch kein Anlass, an unseren Worten und Bekenntnissen, die wir offenherzig und mit ehrlichem Wollen Jahr für Jahr auf unseren großen Treffen aussprachen, zu drehen und zu deuteln.
Schon frühzeitig haben sich die verantwortlichen Wortführer der Heimatvertriebenen in der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen" am 5. August 1950 zu einem Geiste der Versöhnung und Verständigung feierlich bekannt. Allen, die sich in den letzten Tagen berufen fühlten, um Belehrungen zu erteilen und hässliche Vorwürfe auf uns zu häufen, seien einige Kernsätze unserer Charta zugerufen!
Am 5. August 1950 bekannten wir in Stuttgart:
„Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung. Dieser Entschluss ist uns ernst und heilig im Gedenken an das unendliche Leid, welches im Besonderen das letzte Jahrzehnt über die Menschheit gebracht hat . . .
Die Völker müssen erkennen, dass das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen, wie aller Flüchtlinge, ein Weltproblem ist, dessen Lösung höchste sittliche Verantwortung und Verpflichtung zu gewaltiger Leistung fordert.
Wir rufen Völker und Menschen auf, die guten Willens sind, Hand anzulegen ans Werk, damit aus Schuld, Unglück, Leid, Armut und Elend für uns alle der Weg in eine bessere Zukunft gefunden wird“.
In diesem Geiste haben wir bis zur Stunde gehandelt. Die Worte von Stuttgart waren uns keine „taktischen Kniffe", sondern ernste Verpflichtung. Sie wiesen stets unserer unbändigen Liebe zur geraubten Heimat auch unseren Herzen Weg und Ziel. Die Vernunft stellte uns zwei völkerrechtliche Begriffe zur Verfügung: das Selbstbestimmungsrecht der Völker und das Recht auf die Heimat. Den Sachkennern des Völkerrechts mit und ohne Professorentitel empfehlen wir, die Erklärung der Deutschen Bundesregierung in der 161. Sitzung des Deutschen Bundestages, der wir insoweit vorbehaltlos zustimmen, nachzulesen.
Wir könnten auch eine Reihe einmütiger Beschlüsse des Deutschen Bundestages zitieren, die ausnahmslos aus dem gleichen Geiste von Stuttgart sich feierlich zu den Rechtsansprüchen der deutschen Heimatvertriebenen bekannt haben. Wir scheuen uns aber, in der gegenwärtigen Stunde uns gerade hierauf zu beziehen, nachdem es üblich geworden ist, zwischen offiziellen Bekenntnissen und „privaten" Meinungen der einzelnen Bundestagsabgeordneten zu unterscheiden. Hoffentlich fällt den Führungen der politischen Parteien bald etwas anderes ein, wenn sie genötigt sind, sich von törichten Schwätzereien ihrer Parteianhänger zu distanzieren. Sonst könnte der Deutsche Bundestag auch in betont feierlichen politischen Bekenntnissen an Glaubwürdigkeit verlieren.
Was mutet uns die professorale Weisheit des Bundestagsabgeordneten Carlo Schmid eigentlich zu? Klipp und klar folgendes: Er schlägt alsbaldige Verhandlungen mit dem kommunistischen Regime Polens vor und zwar auf der Grundlage beiderseitiger Verzichte. Ganz wohl ist es ihm bei seinem Redefluss offenbar nicht gewesen, denn er bescheinigt sich selbst den „Mut", der dazu gehöre, dieses „Tabu" anzupacken. Die Begründung, die er gibt, ist noch seltsamer als sein Vorschlag. Einmal wollte er französische Besorgnisse über die Pläne der kriegslüsternen Bundesrepublik zerstreuen. Zweitens würde Polen durch unser Verlangen auf Rückgabe der deutschen Ostgebiete an die Seite der Sowjets gedrängt und dort festgehalten werden. Und drittens könne das Problem der Wiedervereinigung mit der sowjetischen Besatzungszone nicht gelöst werden. Es würde überhaupt nie zu Verhandlungen über die Wiedervereinigung kommen können, ohne dass vorher ein Einverständnis über die Gebiete jenseits der Oder-Neiße erzielt wird.
So viele Begründungen, so viel barer Unsinn! Noch niemals haben selbst die Sowjets auch nur angedeutet, dass sie die Wiedervereinigung mit der sowjetischen Besatzungszone von der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als endgültiger Grenze abhängig machen. Dieser Gedanke ist wirklich originell. Wir bezweifeln aber ernstlich, ob er der deutschen Sache dient. Der Versuch, das kommunistische System in Warschau mit deutschen Verzichtsangeboten aus der sowjetischen Fesselung herauszulocken, bedeutet eine Verharmlosung jenes östlichen Zwangssystems, die uns bei einem Politiker von so hohen Graden geradezu erschrecken lässt. Und was schließlich die Besorgnisse der französischen Gesprächspartner in Bad Neuenahr anbetrifft, so gab es wirklich überzeugendere Argumente, um diese Besorgnisse zu zerstreuen. Der Verzicht auf unbestreitbare Rechtsansprüche auf deutsches Land ist wirklich kein Mittel, um einem Politiker aus einer augenblicklichen Verlegenheit herauszuhelfen. Genug zu dem Vorschlag und den noch seltsameren Begründungen! Sie werden ihren gerechten Widerhall im deutschen Volke finden. Daran zweifeln wir nicht.
Was halten wir für das Gebot der Stunde? Für eine gerechte, dauerhafte Ordnung des mittelosteuropäischen Raumes, in dem auch unsere geraubten Heimatgebiete liegen, müssen neue Ordnungsprinzipien gefunden werden. Wir Heimatvertriebenen ringen ehrlich um dieses Problem und haben unzählige Male bewiesen, dass wir uns frei wissen von nationalistischen Gedankengängen, denen eine jahrhundertelange Ordnung im europäischen Osten zum Opfer fiel. Am Beginn dieser Neuordnung kann nur das gemeinsame Bekenntnis aller Gutwilligen stehen, fremdes Volkstum zu achten, seine Werte anzuerkennen und sich zu gemeinsamer Leistung zusammenzufinden. Alle Bemühungen um das europäische Einigungswerk fanden schon frühzeitig unsere Zustimmung. Wir haben erkannt, dass jeder Schritt zur Einheit der europäischen Völker Hemmungen und Hindernisse abbaut, die heute noch einer gerechten und dauerhaften Ordnung im Osten Europas entgegenstehen. Je umfangreicher die Aufgaben werden, die die europäischen Völker gemeinsam durchführen, je weniger staatliche Grenzen in Europa Schranken bedeuten, desto leichter wird eine Ordnung auch in den osteuropäischen Räumen zu schaffen sein, in denen die Volkstumsgrenzen verzahnt sind und der gleiche Siedlungsraum den Angehörigen mehrerer Völker jahrhundertelang gemeinsam Heimat war. Wir hoffen zuversichtlich, dass die Erkenntnis wachsen möge: die Gebiete östlich der Oder-Neiße hätte nicht nur Deutschland, sondern Europa verloren. Westeuropa würde ewig ein Torso bleiben, wenn es nicht gelänge, den ganzen europäischen Raum in seinen geschichtlichen und kulturellen Grenzen in die Gemeinschaft der europäischen Völker einzuschließen. Die Lösung der Oder-Neiße-Frage ist eine europäische Aufgabe.
Wir wenden uns deshalb leidenschaftlich gegen alle politische Flickschusterei. Die Fundamente des europäischen Neubaus müssen sauber gefügt sein. Halbheiten und Pfuscharbeit sind Todsünden, die nach allen geschichtlichen Erfahrungen nur neues Unheil heraufbeschwören können. Wer dem deutschen Volke „Vorleistungen" durch Verzicht auf Heimatgebiete deutscher Menschen zumutet, ist ein schlechter „Europäer", möge er noch so schwungvolle Bekenntnisse auf Konferenzen und Banketten ablegen.
Wir hören schon die Frage: „Wie lange wollt Ihr denn noch warten? Wie lange reicht Eure Geduld noch aus?" Wir antworten mit einer Gegenfrage: „Wie lange glaubt denn das deutsche Volk, Europa und die freie Welt noch Zeit zu haben, um in echter Schicksalsgemeinschaft die vordringlichsten Aufgaben, von denen der Bestand der freien Welt abhängt, mit festem, entschlossenem Willen anzupacken?" Terminkalender, nach denen sich nicht nur die Menschen, sondern auch die Umstände richten, lassen sich hier wahrlich nicht aufstellen. Zu einem ist es aber nie zu spät und nie zu früh: zur unermüdlichen Arbeit aller Gutgesinnten, richtige Erkenntnisse zu verbreiten, zu festigen und zum Gemeingut Europas und der freien Welt werden zu lassen. Dazu gehört gleichzeitig der entschlossene Kampf gegen alle, die den gemeinsamen Willen zur gerechten Ordnung annagen, aufweichen und schwächen. Es ist dabei völlig gleichgültig, ob dieses sträfliche Unterfangen aus bösem Willen oder nur aus eigener Willensschwäche, Torheit, Eitelkeit und Wichtigtuerei geschieht. Vielleicht ist es gut, an dieser Stelle ein tapferes Wort eines amerikanischen Kongressabgeordneten anzuführen, das er unlängst seinem Landsmann McCloy auf dessen unerbetene Ratschläge an das deutsche Volk entgegenhielt:
„Ein echter Friede kann niemals auf dem Treibsand momentaner Zweckdienlichkeit aufgebaut werden, er muss auf dem harten Fels internationaler Gerechtigkeit fundiert sein, sonst hat er keine Grundlage“.
Unsere Pflicht gebietet uns, noch ein weiteres offen zu sagen. Dass einige Zeitungen den „schätzenswerten Mut" des Professors lobten und seinen Äußerungen Beifall zollten, hat uns nicht überrascht. Auch wunderte es uns nicht, dass der Chefredakteur der viel gelesenen Tageszeitung „Die Welt" sich wieder einmal als Spitzenreiter unter den Lobrednern spreizte. Wir glauben, ihn schon lange erkannt zu haben und machen daraus keinen Hehl. Er ist gewogen und zu leicht befunden worden. Es hat uns aber schmerzlich berührt und bitter enttäuscht, dass auch so gewichtige Namen wie Dr. Gerstenmaier und Dr. von Merkatz zu denen gehören, die den „Mut" des Professors hoch gepriesen haben und auf den maßvollen Protest der Vertriebenenverbände mit erhobenem Zeigefinger sich gegen solche „Diffamierungen" wandten. Das heißt doch die Dinge geradezu auf den Kopf stellen! Wer törichte, ungereimte und dazu der deutschen Sache schädliche Äußerungen von sich gibt, setzt sich selbst herab. Unsere staatliche Gemeinschaft wäre krank, wenn in solchen Fällen harte Reaktionen ausbleiben würden.
Der Chefredakteur Zehrer meint, Carlo Schmid, „dieser kräftige Mann der SPD", habe gewagt, etwas auszusprechen, „was heute viele nur hinter verschlossenen Türen und vorgehaltenen Händen auszusprechen wagen“. Vielleicht hat Zehrer hier wirklich einmal richtig beobachtet. Also heraus aus den Flüsterecken! Lasst Eure Meinung offen hören! Es geht um die deutsche Schicksalsfrage. Der feige Hinterhalt von Flüsterern ist keine würdige Stellung für anständige und ehrliche Meinungsbildner. Je eher sich die Geister scheiden, desto besser für unsere gerechte Sache! An uns Heimatvertriebenen wird es nicht fehlen. Wir haben diese Auseinandersetzung in unserem Volke nicht gewollt, wir weichen ihr aber nicht aus. Unsere Parole lautet: „Wir bewahren und wir fordern die Treue zu unserer deutschen Heimat um Deutschlands und der freien Welt willen!"
Seite 1 „Auf ewig an Polen!" Eine Warschauer Antwort an Carlo Schmid.
Die polnische Zeitung „Zycie Warszawy" bringt folgende bezeichnende Antwort der Rotpolen zu den Äußerungen Carlo Schmids zur Frage der deutschen Ostgrenzen:
„Die Äußerungen Carlo Schmids auf einer Konferenz deutscher und französischer Politiker in Neuenahr ist ein Ergebnis der Entwicklung der Ansichten in der Deutschen Bundesrepublik über die polnische Westgrenze. Schmid ist ein Realist, wenn er feststellt, dass in den (polnischen) Westgebieten heute nur Steine an die Deutschen erinnern und dass er sich aus ethischen Gründen heute nicht an einer Ausweisung der Polen beteiligen könnte, die dort leben. Er hört aber auf, Realist zu sein, wenn er zum Schluss vorschlägt, dass deutsch-polnische Verhandlungen auf ‚beiderseitige Opfer‘ begründet sein sollten.
Die polnische Regierung hat mehr als einmal bekräftigt, dass die Westgebiete auf ewig an Polen zurückgegeben wurden und dass es sinnlos wäre, Verhandlungen zu führen, die diese historische Wahrheit in Frage stellen. Wir sehen jedoch keinen Grund dafür, Verhandlungen abzulehnen, vorausgesetzt, dass die andere Seite sie als einen Versuch behandelt, die deutsch-polnischen Beziehungen als Ganzes zu regeln. Es ist notwendig, dass die westdeutschen Befürworter von Verhandlungen mit Polen daran denken, dass unfreundliche Schritte, wie etwa die provokatorische Ballonaktion, die Bonner Kreise unterstützen, deutsch-polnischen Verhandlungen nicht förderlich sind“.
Seite 2 Starke Abwanderungsbewegung aus Ostpreußen. Die „verlassenen Gutshöfe". Auch die polnischen Siedler verlassen in immer größerer Zahl die Gehöfte.
Sowohl die rotpolnische landwirtschaftliche Fachzeitung „Gromada-Rolnik Polski" (Die Dorfgemeinde — Der polnische Bauer) wie auch die Warschauer Tageszeitung „Slowo Powszechne" berichten übereinstimmend über eine zunehmende Abwanderungsbewegung der im polnisch verwalteten südlichen Ostpreußen in den vergangenen Jahren neu angesetzten polnischen und ukrainischen Siedler. Das Problem der „verlassenen Gutshöfe" hat einen solchen Umfang angenommen, dass der Woiwodschafts-Volksrat von Allenstein in Warschau vorstellig wurde und darauf hinwies, dass die örtlichen Volksräte ermächtigt werden müssten, ihrerseits Maßnahmen zur Verhinderung der Abwanderung und zur Wiederbesetzung der verlassenen Gehöfte zu ergreifen.
„Gromada-Rolnik Polski" weist darauf hin, dass die amtlichen Verlautbarungen, wonach die „Ansiedlungspläne übererfüllt" worden seien, nicht den Tatsachen entsprächen. Allein aus dem Kreise Braunsberg sind „in den letzten Monaten" 56 Familien polnischer Siedler abgewandert. In zwei weiteren Kreisen der „Woiwodschaft" Allenstein sind in diesem Jahre rund 200 Gehöfte geräumt worden, „und es gibt in der Woiwodschaft zwölf Kreise", heißt es in dem polnischen Bericht hierzu. Man müsse an die „Neubesiedlung denken, umso mehr, als es hierfür nicht allzu viele Bewerber gibt". Es müsse festgestellt werden, dass „man sich sowohl in den Woiwodschafts-Behörden wie bei den (Warschauer) Zentralstellen in den die Ansiedlung betreffenden Angelegenheiten nur sehr schlecht auskennt". Wörtlich heißt es hierzu: „Die Menschen in den Dörfern kommen und gehen, sie tauschen die Landwirtschaften unter sich aus oder treiben sogar Handel mit ihnen“.
„Slowo Powszechne" weist erneut auf die Frage der ukrainischen Siedler in Ostpreußen hin. Das Problem der „verlassenen Wirtschaften" spitze sich deshalb immer mehr zu, da „die ukrainischen Familien in ihrer Gesamtheit die Tendenz zur Abwanderung zeigen, wobei sie die Verleihung der Eigentumsurkunden kaum davon abhält, den Wunsch zu hegen, in ihre Heimatgebiete zurückzukehren". Die „Woiwodschaftsbehörden" in Ostpreußen täten jedoch ihr Möglichstes, um diesen Abwanderungstendenzen entgegenzuwirken. Besondere Sorgen bereitet aber nichtsdestoweniger die Gemeinde Benkheim im Kreise Goldap, deren Einwohner nahezu geschlossen — mit Ausnahme der wenigen Deutschen — in ihre Heimat im südöstlichen Zentralpolen abwandern wollen.
Seite 2 Ist das Titos „Dank"? Belgrader Kommunisten für „Oder-Neiße-Grenze“ – Dr. Gilles Mahnung
Die recht rasche Annahme des sogenannten Wirtschaftsvertrages zwischen der Bundesrepublik und dem jugoslawischen Regime in der Bundestagssitzung vom 27. November mit 236 Ja- gegen 96 Nein-Stimmen bei 14 Enthaltungen hat seinerzeit nicht nur weite Kreise der deutschen Öffentlichkeit überrascht, sondern auch in einer Reihe von Zeitungen sogleich Bedenken geweckt. Es wurde dabei sehr mit Recht darauf hingewiesen, dass hier Jugoslawien enorme Summen bewilligt wurden, obwohl Marschall Tito in Moskau Erklärungen abgegeben hatte, die darauf hindeuteten, dass das kommunistische Jugoslawien nicht nur Beziehungen zum Pankower Regime unterhalte, sondern auch immer von der „Tatsache zweier deutscher Regierungen" spreche. Wie richtig diese Bedenken waren, das hat sich sehr bald herausgestellt. Man weiß heute, dass die jugoslawische Kommunistische Partei beschlossen hat, den rotpolnischen Standpunkt zu unterstützen, wonach die Oder-Neiße-Linie die endgültige Grenze zwischen Deutschland und Polen sei. Niemand kann behaupten, dass es sich hier nur um die Ansicht einer Partei handele. Die Belgrader Kommunistenpartei ist gleichbedeutend mit dem Regime Titos. Nur sie beherrscht die Ministerien und das Belgrader Scheinparlament, dessen Abordnung kürzlich noch in Bonn empfangen wurde.
Obwohl die Haltung der jugoslawischen Kommunisten an sich in Bonn durchaus bekannt sein musste, hatte die Bundestagsmehrheit dem Vertrage zugestimmt, der u. a. den Jugoslawen eine westdeutsche „Wirtschaftshilfe" in Höhe von nicht weniger als 300 Millionen DM bewilligt. Kenner der Dinge haben darauf hingewiesen, dass Tito und sein Regime kurz zuvor mit Vertretern Pankows und Moskaus ein Abkommen über den Aufbau einer jugoslawischen Aluminiumindustrie geschlossen haben. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass Tito mit den von Westdeutschland gezahlten Summen Lieferungen der Sowjetzone bezahlt.
In der entscheidenden Bundestagssitzung hat vor allem der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Abgeordneter Dr. Gille, eine Reihe von schwerwiegenden Bedenken geäußert. Er sprach sein Befremden darüber aus, dass der Vertreter des Auswärtigen Amtes, Staatssekretär Professor Hallstein, erst im Plenum des Bundetages zu wichtigen politischen Fragen des Jugoslawien-Vertrages Stellung nahm, während er vor dem zuständigen Auswärtigen Ausschuss trotz dringender Vorstellungen der Abgeordneten nicht mit einem einzigen Wort darauf eingegangen sei. Dr. Gille betonte, dass dieser Vertrag nicht ein Handelsabkommen üblicher Art zum Gegenstand habe, es handele sich außerdem um eine Reihe weiterer Absprachen von großer außenpolitischer Bedeutung. Es dürfe nicht übersehen werden, dass hier zum ersten Mal beim Abschluss eines neuen internationalen Vertrages auch die Ansprüche von deutschen Heimatvertriebenen eine Rolle spielten. Erst im Plenum erfuhren die Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses, dass hinsichtlich der Forderungen aus der Sozialversicherung so eine Art Aufrechnung stattgefunden habe.
Dr. Gille fand es sehr bedenklich, dass die Bundesregierung sich in der Frage der Stellung Jugoslawiens zur Anerkennung Pankows mit einer einseitigen mündlichen Erklärung der anderen Seite beruhige, während es doch völkerrechtliche Übung sei, offenbleibende Fragen in entsprechenden Vorbehalten zu behandeln. Die jetzigen mündlichen Erklärungen der Bundesregierung zu den Ansprüchen der Heimatvertriebenen hätten mindestens in einer Note oder noch besser in einem Anhang zum Vertrage festgelegt werden müssen. Das sei bedauerlicherweise nicht geschehen. Die Herstellung normaler politischer und wirtschaftlicher Beziehungen zu den Staaten im Raume der Vertreibungsgebiete, die auch die Heimatvertriebenen wollten, könne unmöglich so erfolgen, dass zwar die Ansprüche gegen die Bundesrepublik großzügigst erfüllt, die Ansprüche der von der Vertreibung betroffenen aber fast fallengelassen würden.
Seite 2 Bessere Beziehungen zu Moskau? „Grenzziehung nach Menschlichkeit und Heimatrecht"
In einer Pressekonferenz in Berlin sprach Bundeskanzler Dr. Adenauer die Hoffnung aus, dass sich die diplomatischen Beziehungen zwischen Bonn und Moskau durch die Ernennung eines neuen Sowjet-Botschafters beleben würden. Der Kanzler gab bekannt, dass die Sowjetregierung die Bundesregierung ersucht hat, ihre Zustimmung zur Berufung des bisherigen Wiener Sowjetbotschafters Andrej Smirnow zu erteilen. Dr. Adenauer sagte, die Befürchtung, dass der gegenwärtige deutsche Botschafter in Moskau keine Direktiven habe, um die deutsch-sowjetischen Beziehungen zu pflegen, sei unzutreffend. Der neue Sowjetbotschafter werde in Bonn ebenso behandelt werden wie jeder andere Diplomat. Als Pressevertreter die Meinung äußerten, Botschafter Sorin sei nicht immer korrekt behandelt worden, erklärte der Kanzler, man solle das Frühere vergessen; mancher ausländische Diplomat sei vom Auftreten Sorins nicht immer angenehm berührt gewesen. Als Adenauer die Frage gestellt wurde, wie es denn mit der seinerzeit vorgesehenen Gegeneinladung für Bulganin und Chruschtschow nach Bonn stehe, erwiderte er: „Die Temperatur war bisher für einen Gegenbesuch nicht gut“.
Der Kanzler betonte, auch mit Polen solle ein wiedervereinigtes Deutschland gute nachbarliche Beziehungen unterhalten. Die Frage der deutschen Ostgrenze müsse nach den Geboten der Menschlichkeit und des Heimatrechts und nicht durch Krieg gelöst werden. Als ein ungarischer Journalist fragte, warum Bonn keine diplomatischen Beziehungen mit Ungarn unterhalte, sagte Adenauer, die Beziehungen zu den Satellitenstaaten seien eine einheitliche Frage. Es sei jedenfalls ausgeschlossen, dass damit etwa die Anerkennung des Pankower Regimes als eines zweiten Deutschland verbunden werden dürfe.
Der neue Sowjetbotschafter Smirnow, der im Alter von 47 Jahren steht, gehört zur jüngeren Generation der Sowjet-Diplomatie. Er war zunächst als Staatsanwalt unter Wyschinski tätig und trat später mit diesem zusammen aus der Sowjetjustiz in das Außenministerium über. Bis 1940 gehörte er der Sowjetbotschaft in Berlin an; hierauf war er mehrere Jahre in Persien tätig, später wurde er als Wirtschafts- und Deutschland-Experte zu Sowjetdelegationen bei großen Konferenzen herangezogen. Als Botschafter in Wien soll er sehr stark beim Abschluss des Österreich-Vertrages mit den Sowjets mitgewirkt haben. Er gilt in diplomatischen Kreisen als ein sehr wendiger und geschulter Unterhändler.
Seite 2 Von Woche zu Woche
Die Neubildung der Regierung der Bundesrepublik wurde am Dienstag bekanntgegeben. Es scheiden aus die Minister Blank, Neumayer, Kraft und Dr. Hermann Schäfer. (Nicht der Finanzminister Schäffer.) Verteidigungsminister wird der bisherige Atomminister Strauß. Das Atomministerium übernimmt zusätzlich Postminister Balke. Justizminister wird Dr. von Merkatz, der das Ministerium für Angelegenheiten des Bundesrats beibehält. Blücher bleibt Vizekanzler.
Die gemeinsame Verantwortung der Großmächte für die deutsche Wiedervereinigung wird in Noten unterstrichen, die die Regierungen der USA, Englands und Frankreichs sowohl in Moskau als auch in Bonn überreicht haben. Die Mächte betonen, dass ein wirksames europäisches Sicherheitssystem nicht ohne eine Verwirklichung der deutschen Wiedervereinigung geschaffen werden kann. Sie erinnern die Sowjets erneut an ihre Mitverantwortung für die Lösung dieses Problems.
Der nächste Aussiedler-Transport aus den deutschen Ostgebieten wird in Friedland am 23. Oktober erwartet. Über seine Zusammensetzung ist noch nichts bekannt.
6088 Sowjetzonenflüchtlinge kamen in der letzten Woche in die Bundesrepublik und nach Westberlin.
Vor einer verstärkten kommunistischen Unterwanderung und Spionage in westdeutschen Betrieben warnte das Deutsche Industrieinstitut. Es wurde in Frankfurt betont, dass in der Sowjetzone 120 Schulen unterhalten werden, in denen kommunistische Funktionäre für eine Untergrundtätigkeit in westdeutschen Betrieben ausgebildet werden. Es sollen nach Pankower Angaben nicht weniger als 4500 kommunistische Betriebszellen in der Bundesrepublik bestehen.
Professor Hermann Kastner, der bis 1951 beim Pankower Regime als sogenannter „Liberaldemokrat" stellvertretender Ministerpräsident unter Grotewohl war und später kaltgestellt wurde, ist nach Westdeutschland geflüchtet.
Heftige Kritik an der Beschränkung der deutschen Wehrdienstzeit auf zwölf Monate übte der amerikanische Verteidigungsminister Wilson. Er sagte in Washington, die Bonner Regierung habe offenbar einem innerpolitischen Druck nachgegeben.
Die Verlegung einer portugiesischen Division nach der Bundesrepublik haben NATO-Kreise angekündigt. General Speidel hat sich zu vorbereitenden Besprechungen nach Lissabon begeben.
Über die Bereitstellung von amerikanischen Zerstörern für die neue Bundesmarine führte Vizeadmiral Ruge in Kiel Besprechungen mit amerikanischen Abgeordneten. Es ist vorgesehen, dass bis zur Fertigstellung eigener Einheiten etwa acht USA-Zerstörer für die Ausbildung des Personals ausgeliehen werden.
Im vierten Prozess gegen die Aufständischen in Posen wurden Gefängnisstrafen von eineinhalb bis sechs Jahren verhängt.
Den Rücktritt mehrerer hoher rotpolnischer Funktionäre teilte Warschau mit. Der stellvertretende Ministerpräsident Minc und vier Staatssekretäre für Industriefragen seien ausgeschieden.
Die Friedensverhandlungen zwischen Sowjetunion und Japan haben nach dem Eintreffen des japanischen Ministerpräsidenten Hatoyama in Moskau erneut begonnen. Den Vorsitz der sowjetischen Delegation führt der Ministerpräsident Bulganin persönlich.
Der bisher schwerste israelitische Vergeltungsangriff seit Jahren ereignete sich auf der Ebene von Saron. Mehr als hundert Soldaten der jordanischen Armee und Israels kamen ums Leben. Die Israeli zerstörten mit Panzern und Artillerie sowie Luftstaffeln Grenzforts der Jordanier.
Eine friedliche Beilegung des Suez-Konfliktes erscheint jetzt als gesichert. England, Frankreich und Ägypten haben sich über wichtige Grundsatzfragen geeinigt.
Eine große Unzufriedenheit der jungen britischen Reservisten, die im Zusammenhang mit der Suezkanalfrage mobilisiert wurden, wird von der Insel Zypern gemeldet. Gardegrenadiere richteten Gesuche an die Regierung, sie bis zu Weihnachten wieder nach Hause zu schicken.
Eine wirkungsvolle neue amerikanische Geheimwaffe gegen U-Boote kündigte der USA-Marineminister Charles Thomas an
Seite 2 Ollenhauer zur Frage der Ostgrenzen. Die SPD steht nicht hinter Carlo Schmids Vorschlägen.
Auf einer Pressekonferenz in Berlin äußerte sich der erste Vorsitzende der SPD, Erich Ollenhauer, von neuem zur Frage der deutschen Ostgrenzen. Er betonte hierbei, zwischen Carlo Schmid und der Partei gebe es keine Differenzen, da Schmid nie einen Zweifel daran gelassen habe, dass er bei seinen Vorschlägen seine persönliche Meinung vertreten habe. Die Stellungnahme der Sozialdemokraten über eine Regelung der deutschen Ostgrenzen sei unverändert. Sie basiere darauf, dass dieses Problem erst unter Mitwirkung einer freigewählten gesamtdeutschen Regierung in einem Friedensvertrag endgültig geregelt werden könne. Die SPD bejahe dabei das Recht jedes einzelnen auf seine Heimat. Als Lösung könne daher nur eine Regelung angesehen werden, die alle Beteiligten, also auch die Heimatvertriebenen, befriedige. Seine Partei halte es nicht für richtig, über diese Formulierung hinauszugehen. Das sei zumindest in der Gegenwart unzweckmäßig.
Ollenhauer sagte weiter, bei der Normalisierung der Beziehungen zu den osteuropäischen Ländern könne nur schrittweise vorgegangen werden. Man könne aber seiner Ansicht nach nicht zu einer Normalisierung der Beziehungen mit diesen Staaten gelangen, wenn man von vornherein von Voraussetzungen ausgehe, die derartige Gespräche unmöglich machten. Die Frage der diplomatischen Anerkennung des Sowjetzonenregimes durch die osteuropäischen Regierungen werde bei solchen Gesprächen in jedem Falle auftauchen.
Kontakte mit der Zonenregierung lehnte Ollenhauer nachdrücklich ab. Gespräche könne man erst dann führen, wenn die SPD in der Zone als freie Partei wieder erlaubt sei. Er bezweifle es stark, dass man durch Gespräche mit Funktionären vorankommen könne. Es sei auch eine Täuschung, anzunehmen, dass die Wiedervereinigung eine solche Angelegenheit sei; sie sei nur vorzustellen bei einer Einigung der vier Mächte.
Seite 3 Der Deutsche Bundestag in Berlin. Unsere großen Sorgen im Licht der Viersektorenstadt. Von unserem Berliner M. Pf. - Korrespondenten
Zum zweiten Mal kamen Bundestag und Bundeskabinett für eine Sitzungswoche nach Berlin. Es wurden keine Festreden gehalten, vielmehr rollte eine normale Arbeitswoche ab. So war es geplant, um zu unterstreichen, dass die Tatsache der Anwesenheit des Parlaments in Berlin keine Ausnahme, sondern selbstverständlich sei. Dennoch bleibt sie für Presse und Bevölkerung ein besonderes Ereignis, und auch für die Abgeordneten und Minister dürfte der Aufenthalt in Berlin mehr gewesen sein als nur eine willkommene Abwechslung. Unser Korrespondent berichtet über Erfreuliches und weniger Erfreuliches dieser Tage und über die uns allen bekannten Schatten, die auch sie verdunkelten.
Berlin hatte seinen Flugplatz und die Grenzschranke der Autobahn bei Dreilinden mit Willkommenstransparenten geschmückt, die öffentlichen Gebäude hatten Flaggenschmuck angelegt. Der Bundestag kommt! Das brachte die schaulustigen Berliner auf die Beine.
Was in Bonn Alltag geworden ist, was dort durch Klatsch und Tratsch, Intrigen und Gezänk manchmal seine Würde verliert: hier ist man bereit, es als Einheit zu sehen, als eine Einrichtung, die — wenn auch aus politisch verschiedenen orientierten Gliedern bestehend — in den entscheidenden Lebensfragen des deutschen Volkes nur eine Meinung und ein Ziel vertritt.
Der Atem der Weltstadt
Einen Blumenstrauß, einen Kugelschreiber und einen Lottoschein fand jeder Abgeordnete in seinem Quartier vor, und das Informationsheft des Verkehrsamtes, in dem, eine Fülle von Veranstaltungen und Vergnügungsstätten um die freundliche Beachtung der Herren aus Bonn warb. Und wohl keiner, der versäumt hätte, von diesem und jenem lockenden Angebot Gebrauch zu machen, der versäumt hätte, eines Abends im flimmernden Neonlicht den Kurfürstendamm herunterzuwandern, diesen Boulevard, den auch der Snob und Globetrotter einmalig nennt.
Da saß man dann in bequemen Sesseln, infrarot beheizt, vor einem der eleganten Kaffeehäuser. Rasch ein tastender Griff zur Krawatte, und noch etwas lässiger zurückgelehnt, — und nun war man nicht mehr Abgeordneter dieser oder jener Partei, sondern Genießender, in einer herrlichen Wehrlosigkeit dem Fluidum der Weltstadt preisgegeben.
Berlin ist die Hauptstadt. Kein Zweifel mehr ist hier an Ort und Stelle möglich. Da gibt es auch kein Aufholen, mögen in Bonn auch die Minister-Silos wie Pilze aus dem Boden schießen; der große Atem, der ihr fehlt, den kann man in die engbrüstige Kleinstadt nicht hineinpumpen. Berlin hat ihn, und er ist nicht allein durch seine räumliche Ausdehnung, seine Bevölkerungszahl und seine Institutionen von Weltruf zu erklären. Er ist statistisch nicht zu erfassen; Frankfurts Verkehr ist hektischer, in Hamburg wird Tag für Tag viel mehr Geld umgesetzt, München hält den Rekord im Fremdenverkehr, aber Berlin, seit 720 Jahren bestehend, seit einem Vierteljahrtausend preußische, seit 85 Jahren deutsche Hauptstadt, ist unersetzbar; und sein Zweiklang von Gelassenheit und Tempo, von weltoffener Toleranz und unerbittlicher Ehrlichkeit ist unkopierbar.
Auch baulich hat es jetzt aufgeholt. Immer wieder hörten wir, wie stark die Bonner Parlamentarier die rapide emporschießenden Großbauten rund um den Zoo beeindruckten und ebenso die verwirrende Anzahl von Großbaustätten, die sie bei der Stadtrundfahrt kennenlernten. Man ist auch durch den öden, verkehrsarmen Ostsektor gefahren, und da hieß es: Nach dem, was wir in West-Berlin an Wiederaufbau gesehen haben, sind wir überzeugt, dass es keine zwei Jahre dauern würde, bis auch der Ostteil der Stadt aufgeholt haben und organisch mit dem Westteil zur Reichshauptstadt verbunden sein würde.
Nachdenklich verweilten die Herren vor der Reichstagsruine am Brandenburger Tor, mit mehr oder weniger hochgezogenen Brauen, je nachdem, wie der einzelne (oder seine Partei) das Bismarck‘sche Werk der deutschen Einigung einschätzt.
Das Notquartier
Kurzum, der Reichstag ist eine Ruine. Der Grundstein zur neuen Kongresshalle, die das Parlament hätte aufnehmen können, ist gerade erst gelegt. So hat der Bundestag für diese Berlin-Woche Notquartier in der Technischen Universität beziehen müssen.
Zwischen der Hardenbergstraße und der Straße des 17. Juni gelegen, ist sie heute ein unübersichtlicher Komplex von alten und neuen Gebäudeteilen, die sich in die kolossale Ruine der alten Technischen Hochschule hineingeschoben, hineingefressen zu haben scheinen.
Im Jahre 1884 wurde das Hauptgebäude mit seiner üppigen Renaissancefassade erbaut, geschaffen vom Erbauer der Siegessäule, dem bekannten Berliner Architekten Hitzig. Sein Werk fiel 1943 den Bomben zum Opfer. Welche Ausmaße es hatte, ist daran zu ermessen, dass die Kosten für die jetzt fast beendete Wiederherstellung allein des inneren Teiles des Südflügels zwölfeinhalb Millionen Mark betrugen. Über das Dreifache wäre für einen totalen Wiederaufbau erforderlich, und so denkt man im
Senat der Stadt an Neubauten an anderer Stelle, wie zum Beispiel am nahen Ernst-Reuter-Platz, an dem die Fakultät für Bergbau- und Hüttenwesen errichtet werden wird.
Schon heute ist die Technische Universität Berlin mit ihren neun Fakultäten und fünftausend Studierenden, die größte Deutschlands.
Noch sind Semesterferien. So könnte das Parlament mit seinen Fraktionen und Dienststellen samt einem Sonderpostamt in den renovierten Teil des Hauptgebäudes einziehen, während das freistehende Gebäude des großen physikalischen Hörsaales für die Plenarsitzungen hergerichtet war.
Ein studentischer Hörsaal mit ansteigenden Sitzreihen und Klappbänken aus Holz, also ohne jeden Komfort, die Frontseite schlicht für diesen Anlass dekoriert, dahinter eine improvisierte Wandelhalle, improvisierte Fernsprechzellen, — das war die Umgebung, in der die Volksvertreter berieten. Denkt man an die brennenden Fragen dieser Tage und Wochen, so war das, was verhandelt wurde, vergleichsweise unwichtig.
Wichtig aber die Wendung, die im Verlauf der Debatten immer wieder von den Rednern am Pult gebraucht wurde: „Hier in Berlin ..." Einmal hieß es: „Hier in Berlin, wo wir doch das Trennende hintenanstellen wollen und das Gemeinsame betonen ..."
Was soll das heißen? Diese Wendung ist zwar für Berlin eine Schmeichelei. Aber für den Bundestag? Müssen die gewählten Volksvertreter erst nach Berlin kommen, um deutsche Politik machen zu können?
Doch nicht einmal hier und nicht einmal in zweitrangigen Fragen konnten sie sich einig werden. So ereignete sich am Mittwoch, gegen Ende der ersten Plenarsitzung ein Zusammenstoß von beträchtlicher Schärfe zwischen einem Sprecher der CDU und dem SPD-Abgeordneten und Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses Brandt. Es ging um den deutschen Langwellensender, der, wie schon seit Jahr und Tag beschlossen, seinen Platz in Berlin haben soll. Dass es noch immer nicht soweit ist, die Schuld daran suchte einer beim anderen.
Schulkinder, ABC-Schützen der parlamentarischen Demokratie...
Seite 3 Ost-Westgespräche
Foto: Auffahrt der Bundestagsabgeordneten vor dem Großen physikalischen Hörsaal der Technischen Universität, dem Tagungsort der Plenarsitzungen.
Foto: Die Technische Universität Berlin, die für eine Woche den Deutschen Bundestag beherbergte, von der Straße des 17. Juni aus gesehen. Das 1884 von dem berühmten Berliner Architekten Hitzig erbaute Gebäude ist heute eine Ruine, in die sich von der Südseite, der Hardenbergstraße her Neubauten und renovierte Teile vorschieben. In dem teilweise wiederhergestellten Südflügel tagte der Bundestag.
Viele Abgeordnete nutzten die Gelegenheit, um auf Parteiversammlungen zu sprechen. SPD-Abgeordnete gingen auch nach Ost-Berlin, um in geschlossenen Veranstaltungen der Kreisgruppen ihrer dort ein Schattendasein führenden Partei aufzutreten, wogegen die „Ostbehörden" nichts einzuwenden hatten. Da zugleich auch Thomas Dehler hier über das Ergebnis der Fühlungnahme seiner Partei mit der Sowjetzonen-LdP berichtete, rückte die Frage der Ost-Westgespräche zeitweise in den Mittelpunkt des Interesses.
Ost-Westgespräche: eine reizvolle Abwechslung für Sensationshungrige; eine törichte Hoffnung für alle, die meinen, es könnte etwas für die deutsche Wiedervereinigung Positives dabei herauskommen, wenn westliche Parteibeauftragte mit Funktionären irgendeiner der SED-hörigen Zonenparteien plaudern; ein billiger Wahlschlager für Parteien, die uns erklären werden: „Lasst uns ran, wir werden die Wiedervereinigung schon schaffen!"
Man kann solche Gespräche führen, wenn die SED den westlichen Partnern auf ihrem Boden völlige Redefreiheit einräumt. Dann haben sie wenigstens den Sinn, dass der einfache Mann in Mitteldeutschland ein unverzerrtes Bild von der Bundesrepublik bekommt und nicht allein mehr auf die so oft gestörten Westsender angewiesen ist. Und für die westlichen Redner haben sie Sinn, wenn sie sie zwingen, sich mit der bolschewistischen Ideologie und ihren praktischen Auswirkungen auf allen Lebensgebieten eingehend zu befassen. Mehr aber nicht. Die entscheidenden Gespräche werden auf anderer Ebene geführt werden müssen.
Dass sie einmal gefühlt werden und in einer für uns günstigen Ausgangsposition, dazu allerdings können wir beitragen.
Die Verzichtpolitiker
„Atmosphäre für Verhandlungen schaffen!", das war eines der Hauptschlagworte der Redner der SPD-Versammlungen während der Berliner Bundestagswoche. Aber wie? Bei der Beantwortung dieser Frage tauchte man in rhetorischen Nebel, aus dem sich nur eines klar heraushob: man will „Atmosphäre" schaffen, indem man schon jetzt unsere Ausgangspositionen zurücknimmt. Dagegen protestieren nicht nur wir, die Heimatvertriebenen aus dem deutschen Osten. Zum Glück fanden wir in dieser Woche Zeit, einen Blick in die „New York Times" zu werfen. Da hieß es im Leitartikel vom vergangenen Freitag, dass man zwar von dem demokratischen und antikommunistischen Charakter der SPD überzeugt sei, dass diese deutsche Partei sich jedoch im Gegensatz zu anderen sozialistischen Parteien in Europa einen Kurs zurechtgelegt habe, der nicht nur für die Deutschen, sondern auch für die europäische Demokratie gefährlich sei. Dieser Kurs gründe sich auf dem Glauben, dass die Sowjets auf Aggression verzichtet haben und bereit seien, in der Frage der Wiedervereinigung zu verhandeln, wenn man ihnen dafür einen Preis zahle. „Die Sozialdemokraten sind bereit, dabei sehr weit zu gehen", heißt es weiter in dem amerikanischen Blatt. Die Sozialdemokraten sagten Bundeskanzler Adenauer nach, dass seine Politik die deutsche Wiedervereinigung verhindere. Sie sähen aber nicht ein, dass die Schuld bei ihnen liege, (von der „New York Times" in gesperrtem Satz gedruckt, „weil die Sowjets keinen Anlass haben, Konzessionen zu machen, solange sie auf eine nachgiebigere sozialdemokratische Regierung in Deutschland hoffen können“.
Die Haltung der SPD bezeichnet das Blatt als „eines der Rätsel der europäischen Politik". Wahrlich, sie ist ein Rätsel. Und ein noch größeres Rätsel ist, dass sich Erweichungserscheinungen auch bei Vertretern anderer Parteien finden. Dass Bundestagspräsident Gerstenmaier uns, den Heimatvertriebenen, Popularitätshascherei vorwirft, wenn wir gegen Carlo Schmid protestieren.
Ernste Sorgen
So überschatteten ernste Sorgen die Berliner Bundestagswoche. Herr Zehrer von der „Welt" hat den Mut von Carlo Schmid gelobt, — nun, wenn es so weiter geht, wird eines Tages nicht mehr Mut dazu gehören, unsere Heimat als stückweise verkäuflich anzubieten, sondern Mut dazu, einen derartig schändlichen Handel zurückzuweisen!
Ernst war die Unterredung, die wir in der improvisierten Wandelhalle des Plenarsaales mit dem Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Gille, führten. Das Gefühl wollte uns beschleichen, als befänden sich Dr. Gille und andere ebenso klarsehende Politiker in zunehmendem Maße allein, ein Gefühl, das auch nach den einigermaßen beruhigenden Erklärungen des Bundeskanzlers auf der Freitag-Pressekonferenz nicht weichen wollte.
Jetzt muss etwas geschehen! Dieser Gedanke war es, der die Berliner Landsmannschaften bewog, eine Sondersitzung einzuberufen. Das Referat hielt Baron Manteuffel-Szoege. Von einer sehr ruhigen, sachlichen Kritik an den Äußerungen von Carlo Schmid ausgehend, entwickelte er eine politische Konzeption, die zunächst etwas utopisch anmutete, dann aber mehr und mehr Gestalt gewann.
An wen wenden sich die Verzichtpolitiker mit ihren Angeboten? An die derzeitige kommunistische Regierung Polens. Diese aber wird, wie alle kommunistischen Ostblockregierungen nicht von Bestand sein. Das polnische Volk sehnt sich nach Freiheit. Sprechen wir also das polnische Volk an, machen wir uns zu seinem Fürsprecher, fordern wir die Rückgabe des von der Sowjetunion geraubten breiten Streifens Land zwischen Wilna und Lemberg, der so urpolnisch ist wie Schlesien, Ostpreußen, Pommern und Ostbrandenburg deutsch sind.
Die Rückgabe des Geraubten von beiden Seiten: das ist ein Plan geschichtlicher Vernunft. Wir wagen keine Voraussage, und doch geben wir der Vernunft eine Chance für die Zukunft. Ähnliche Gedanken wie die von Baron Manteuffel-Szoege entwickelten, scheinen in der Luft zu liegen. „Wir meinen", schreibt eine westdeutsche Zeitung, „dass die Zeit zu behutsamen Fühlungsnahmen reif ist — mit den Polen, die selbst zum großen Teil von den Russen aus ihrer Heimat vertrieben worden sind, und mit den Tschechen und Ungarn, denen durch Gewalt oder Tricks ihre sowjetische Abhängigkeit von Moskau auferlegt wurde“. Und schließlich steht ein ähnlicher Gedanke hinter der Äußerung des Bundeskanzlers in Berlin, dass Verhandlungen zwischen Deutschland und Polen wohl denkbar seien, aber nur „zwischen einem wiedervereinigten Deutschland und einem freien Polen".
„Der Nationalismus ist nicht tot", sagte Baron von Manteuffel-Szoege. „Für die Oststaaten ist er identisch mit Freiheit“. Allerdings kann nur ein starkes Deutschland glaubwürdig für die polnische Freiheit und Selbstbestimmung und für die Rückgabe seiner Ostgebiete eintreten. Nur ein starkes Deutschland, stark nicht so sehr durch eine ausreichende Verteidigungsmacht als vor allem durch einen einheitlichen politischen Willen.
Noch einmal: Hier in Berlin...
Die Sondersitzung der Vertreter der Berliner Landsmannschaften fand im Haus der ostdeutschen Heimat statt, am oberen Ende des Kaiserdammes gelegen. Eigenartig zu denken, dass am anderen Ende dieser drei Kilometer langen breiten Straße die Gebäude der Technischen Universität, des kurzfristigen Asyls des Deutschen Bundestages, nunmehr im Dunkel lagen.
„Hier in Berlin ... ", so oft war diese Wendung gebraucht worden, dass man meinen sollte, sie müsste im leeren, dunklen Plenarsaal noch in der Luft schweben.
Ihr, die ihr Verzicht anbietet, eilig, noch ehe jemand überhaupt Verzicht gefordert hat, seht ihr denn nicht, hier in Berlin, die abgeschnittenen Straßen und Schienenstränge nach dem Osten? Seht ihr nicht die durchgeschnittenen amputierten Muskeln, Sehnen, Nerven, Adern und Blutgefäße, diesen jämmerlich verstümmelten Körper? Ihn wiederherzustellen sollte und muss doch das erste Anliegen aller Deutschen sein.
Dass es bei uns andere Meinungen gibt, bezeichnet die „New York Times" als das größte europäische Rätsel. Und das müssen wir, wir Deutschen, uns von draußen sagen lassen!
So ist die Bundestagswoche zu Ende gegangen. Der Bundestag hat sich mit ihr zu Berlin bekannt, das ist gut und schön, aber im Vergleich zu dem Schaden, den uns eigene Verzichtpolitiker zugefügt haben, doch nur eine kraftlose Geste. Wir können nur hoffen, - hoffen und unermüdlich für unser Ziel wirken.
Seite 4 Die Berliner Festwochen. Ein Rückblick — Zwei Bühnenstücke, die uns alle angehen. Zwei Wochen liegen die Berliner Festwochen nun zurück; und wir haben den Abstand gewonnen, der notwendig ist, um ein abschließendes Urteil zu fällen. Es lautet: die Berliner Festwochen haben ihre Existenzberechtigung erwiesen.
Einmal natürlich deswegen, weil sie, in diesem Jahr stärker als je zuvor, Bewohner aus Ost-Berlin und der Sowjetzone anzogen. Menschen, die von einem Theater- oder Konzertbesuch in West-Berlin nicht nur das künstlerische Erlebnis, sondern immer auch das Erlebnis der Begegnung mit der freien westlichen Welt mit nach Hause nehmen.
Ferner bedarf Berlin, das längst wieder Mittelpunkt Deutschlands sein sollte und doch nun schon Jahre als Insel am Rande liegt, solcher Veranstaltungen, um die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zu lenken. Das ist wiederum gelungen; allein neunzig Zeitungen aus dem europäischen Ausland und aus Übersee hatten ihre Berichterstatter entsandt, darunter auffallend viele Blätter aus dem Innern der Vereinigten Staaten, amerikanische Provinzblätter, deren Namen hier niemand kennt, deren Einfluss und Bedeutung jedoch enorm sind.
Was nun an den siebzehn Tagen in über einhundertfünfzig Veranstaltungen geboten wurde, konnte nicht gleichwertig sein. Manches musste „daneben" gehen, manch Unzulängliches wurde aus der Taufe gehoben, manch gutes Werk nicht ganz befriedigend aufgeführt. Doch viel Vortreffliches und so mancher großer Höhepunkt blieben in der Erinnerung. Nennen wir nur den tänzerischen Wettstreit zwischen einem deutschen, einem spanischen und einem amerikanischen Ballettensemble; die hochinteressante und glänzend inszenierte Oper „König Hirsch" des jungen deutschen Komponisten Hans Werner Henze; das Strawinski-Konzert, eindrucksvolle Leistungen ausländischer Bühnenensembles.
Von den gebotenen Bühnenwerken in deutscher Sprache möchten wir zwei herausnehmen, weil ihr Thema uns alle angeht. Es ist das Thema der deutschen Tragik, der deutschen Schuld, und es sind die Stücke „Die letzte Station" und „Das Tagebuch der Anne Frank". „Ich will das nicht sehen", sagte uns ein Landsmann, als wir ihm das Programmheft der „Anne Frank" zeigten. „Was soll das für uns? Wir haben die Rechnung bezahlt und überbezahlt, wir Heimatvertriebenen. Unser Schicksal ist nicht, weniger tragisch als das, was Hitler den Juden bereitete . . ." Wir versuchten, ihn zu überzeugen, dass er das Stück doch sehen müsste, denn wo jene alte Rechnung, das Schicksal der Juden, in so erschütternder Form vorgelegt wird, wird zugleich die neue Rechnung gezeigt, die unsere. Auch für uns ertönt er, der Ruf nach Menschlichkeit und Gerechtigkeit, auch für uns wird die Forderung erhoben nach dem Ende des Wahnsinns der Ausrottungen und Vertreibungen.
Künstlerisch unzulänglich
Sprechen wir zunächst von Erich Maria Remarques „Die letzte Station". Dies erste Bühnenwerk des bekannten Romanautors hatte bei seiner Welturaufführung im Berliner Renaissancetheater einen lauten, rauschenden Erfolg. Es spielt am 30. April und 1. Mai 1945 in einer West-Berliner Wohnung. Alles Grauenvolle der Tage des Untergangs des „Dritten Reiches" hat Remarque in zwei Stunden Bühnengeschehen zusammenzudrängen versucht.
Einer von drei entsprungenen KZ-Häftlingen dringt in eine Wohnung ein, die Inhaberin, geschiedene jüngere Frau, gewährt ihm Obdach und später auch mehr. Eine SS-Streife, auf der Spur der KZ-Häftlinge, durchsucht die Wohnung, wird getäuscht und hingehalten. Einer der Entsprungenen, ein jüdischer Gelehrter, wird gefangen, verhört, doch er verrät den inzwischen in eine Hauptmannsuniform geschlüpften Kameraden nicht, sondern springt aus dem Fenster in die Tiefe. Am folgenden Tage sucht der Anführer der SS-Streife, nunmehr in Zivil und mit gefälschten KZ-Papieren, in derselben Wohnung Asyl, denn die Russen sind nahe. Sie poltern ins Zimmer, der SS-Mann, dem sie seine nagelneuen Papiere nicht glauben, wird erschossen, ein Mädchen aus der Nachbarschaft wird (hinter den Kulissen) vergewaltigt. Anna, die Wohnungsinhaberin, kann sich verstecken. Ihr Schützling, der echte entsprungene KZ-Häftling, gewinnt trotz seiner Hauptmannsuniform das Vertrauen der Russen und bleibt unbehelligt.
Unaufhörlich werden zugleich akustische Effekte bemüht: Luftschutzsirenen, Schüsse aller Kaliber, das Rufen einer Frau, die das ganze Stück über im Nebenzimmer ein Kind erwartet, ein bedrohlich läutendes Telefon, das Radio, das die verzweifelte Situation meldet, das Vordringen der Russen in den einzelnen Stadtteilen, dann den Tod des „Führers", endlich den restlosen Zusammenbruch.
Remarque ist, nach so manchen rasch wieder vergessenen Versuchen des Nachwuchses, der erste prominente deutschsprachige Autor, der dies Inferno auf die Bühne bringt. Leider ist er kein Dramatiker. Was ihm als Erzähler in seinem Welterfolgsbuch „Im Westen nichts Neues" und teilweise auch in seinen späteren Romanen gelang, vom Menschlichen her zu packen, das ist ihm auf der Bühne misslungen. Trotz guter Regie (Paul Verhoeven), trotz guter Besetzung mit Annemarie Hatheyer und Kurt Meisel in den Hauptrollen, gewinnt das Stück kein Leben. Die Gestalten sind Schablonen, der Dialog bleibt Papier, er wirkt stellenweise und zwar da, wo der Autor dichterisch zu werden versucht, geradezu peinlich.
„Die letzte Station" hat keine Atmosphäre. Die Häufung äußerer Effekte bewirkt zwar eine gewisse Spannung, doch leider nur eine Spannung von der Art, wie wir sie in billigen Kriminal- und Abenteuerromanen finden.
Wir sind auf dies Stück eingegangen, um, ihm nun umso überzeugender das großartige Bühnenwerk „Das Tagebuch der Anne Frank" gegenüberstellen zu können.
Echte Erschütterung
Neun deutsche Städte, darunter sogar Dresden, Sowjetzone, erlebten die Premiere gleichzeitig; in Berlin bildete sie den abschließenden Höhepunkt der Festwochen.
Zugrunde lagen diesem Stück die Tagebuchaufzeichnungen eines jungen jüdischen Mädchens, das sich mit seinen Eltern und anderen Juden zwei Jahre lang im Dachgeschoss eines Bürohauses in der Amsterdamer Prinsengracht vor der deutschen Gestapo verborgen hielt. 1944 wurden sie verraten und in die Vernichtungslager gebracht. Auch das Mädchen Anne Frank fand dort den Tod, übrig blieb allein ihr Vater, der nach seiner Rückkehr nach Amsterdam das Tagebuch der Tochter fand.
Dies Tagebuch hat dichterischen Rang. Es enthüllt uns die Seele eines jungen Mädchens an der Schwelle der Reife und in der beginnenden Reifezeit, es zeichnet klar und knapp die Charaktere der sieben Leidensgefährten, schildert, wie sie mit ihrem Schicksal fertig wurden oder auch nicht fertig wurden, schildert die Zusammenstöße, zu denen es zwischen den auf engstem Raum Zusammengedrängten immer wieder kommt, — und das alles ohne Pathos, aber auch ohne Bitterkeit, hell und klar und mit einem wunderbaren Humor.
Die beiden amerikanischen Bühnenautoren Frances Goodrich und Albert Mackett haben Annes Tagebuch nach seiner Veröffentlichung mit Genehmigung des Vaters Otto Frank dramatisiert. Sie sind behutsam zu Werke gegangen, haben nichts verfälscht, nichts vergröbert, haben grelle Effekte vermieden. So tritt auch niemals der Feind, die Gestapo, persönlich in Erscheinung. Dass er aber kommen könnte, das lastet über jedem der zwölf Bilder als Schicksal, als Verhängnis.
Die Berliner Aufführung im Schlosspark-Theater unter der Regie Boleslav Barlogs ließ keinen Wunsch offen. Nichts wurde überzeichnet, überbetont, andererseits gab es auch keinen nachlassenden Augenblick. Unvergleichlich die Hauptdarstellerin, die junge Johanna von Koczian. Sie überströmte jedes Bild mit Helle und Wärme. Sie ließ die Zuschauer vergessen, dass ja nur „gespielt" wurde. Sie verkörperte die Anne Frank ganz und gar, eine bezaubernd temperamentvolle, kecke, neugierige Dreizehnjährige im ersten Teil, und dann im zweiten reifend, erwachend, voller Träume, voller Fragen an das Leben, voller Sehnsucht. Da musste man an die Rilke-Verse denken:
Mädchen, ihr seid wie die Gärten
des Abends im April:
Frühling auf vielen Fährten,
aber noch nirgends ein Ziel . . .
Und doch, Anne hat ein Ziel, sie möchte Schriftstellerin werden. „Ich will noch fortleben nach meinem Tod“, heißt es im Tagebuch, „ich will in der Welt und für die Menschen arbeiten“. Und dies alles glaubte man der Darstellerin Johanna von Koczian ebenso wie ihre Keckheit, ihren gelegentlichen Trotz, ihre entzückenden kleinen Streiche. Der von ihr leidenschaftlich geliebte Vater, ein ruhiger Mann, umsichtig und immer wieder den zwischen den Eingesperrten ausbrechenden Streit schlichtend, war mit Walter Frank ausgezeichnet besetzt, auch die Besetzung der anderen Rollen ließ nichts zu wünschen offen; großartig in ihrer schlichten Selbstverständlichkeit die beiden Holländer, die diese ihre jüdischen Mitbürger versteckt halten, sie mit Nahrungsmitteln und Nachrichten aus der Außenwelt versorgen all die zwei Jahre hindurch bis zum bitteren Ende.
Das Publikum applaudierte nicht, sondern verharrte, nachdem sich der Vorhang gesenkt hatte, noch lange in erschüttertem Schweigen.
Im Programmheft wird der deutsche Bundespräsident zur Frage der Kollektivschuld zitiert. Er verneinte sie. Aber: „Etwas wie eine Kollektivscham ist aus dieser Zeit gewachsen und geblieben. Das Schlimmste, was Hitler uns angetan hat — und er hat uns viel angetan —, ist doch dieses gewesen, dass er uns in die Scham gezwungen hat, mit ihm und seinen Gesellen gemeinsam den Namen Deutsche zu tragen“. Diese Scham war es auch und nicht allein die Erschütterung über ein großes Kunstwerk, was die zum Beifall erhobenen Hände wieder sinken ließ.
Die alte und die neue Rechnung
Und nun wieder unser Landsmann: „Wir haben die alte Rechnung bezahlt und überbezahlt, wir Heimatvertriebenen . . ."
Aber bekommt nicht die neue Rechnung, die wir vorlegen, erst Gewicht, wenn wir die alte anerkennen? Darf nicht nur der nach Recht und Gerechtigkeit rufen, der Terror, Vertreibung, Vernichtung überall verdammt, auch dann, wenn sie von Angehörigen seines eigenen Volkes ausgingen?
Nichts, von alledem ist bezahlt, ist überbezahlt. Auch wir Heimatvertriebenen sollen uns mit betroffen fühlen. Zugleich aber sollen wir die Welt unablässig darauf hinweisen, dass im Herzen von Europa ein neues Schuldkonto besteht und anwächst: es zu liquidieren ist eine Frage der Menschlichkeit ebenso wie eine Frage des kühl rechnenden Verstandes, eine Frage der Selbstachtung, aber auch der puren Selbsterhaltung aller Kulturnationen. Martin Pfeideler
Seite 4 Eine Kraft gegen die Erstarrung. Wie ein neutraler Ausländer die Lage in Berlin sieht.
Nach den Berliner Sitzungen des Bundestages beleuchtet der Berliner Korrespondent der „Neuen Züricher Zeitung" das heutige Verhältnis zwischen Berlinern und Westdeutschen in sehr beachtlichen Formulierungen:
„Oft hört man hier die Meinung, dass sich die ‚Bundesrepublikaner' die Schlafmütze über den Kopf gezogen hätten, dass sie in dem Bestreben, sich in ihrem Staat häuslich einzurichten. Berlin und die Landsleute im Osten vergessen würden.
Viele Berliner werden den quälenden Eindruck nicht los, dass die Beteuerungen westdeutscher Politiker in der Frage der nationalen Einheit kaum mehr als deklamatorischen Wert hätten, weil hinter ihnen nicht der Wille des übergroßen Teils der Bevölkerung stehe. Oft kehren Bewohner Westberlins enttäuscht von Reisen aus der Bundesrepublik zurück, weil ihnen dort eine ganz andere Willensrichtung begegnete als zu Hause. Sie sind nicht selten erschüttert über die Interesselosigkeit, die viele Deutsche im Bundesgebiet gegenüber der nationalen Frage an den Tag legen. Mit Schrecken stellen sie in Westdeutschland eine verbreitete Unkenntnis der Verhältnisse fest. Wenn man sich auch hier mit dem westdeutschen Staat verbunden fühlt und in ihm einen Schutz für das freie Berlin sieht, so ist doch das Gefühl für das Provisorische der Bundesrepublik lebendig geblieben.
So bildet Westberlin in der deutschen Politik ein Element der Unruhe, eine Kraft, die gegen die Erstarrung der Fronten gerichtet ist. Wer das etwas sanfter gewordene weltpolitische Klima als einen bereits gesicherten Besitz betrachtet, dem mag der mit unverminderter Stärke von Westberlin ausgehende Ruf, nach kämpferischer Auseinandersetzung mit dem Kommunismus als leicht antiquiert oder gar als lästig erscheinen. Aber die vom kommunistischen Herrschaftsbereich umschlossene Stadt, in der von wirklicher Entspannung kaum etwas zu spüren ist und wo den Menschen die Folgen der stalinistischen Politik in Deutschland täglich vor Augen geführt werden, kann es sich nicht leisten, sich einfach inneren Fragen zuzuwenden“.
Seite 4 Eine Begegnung mit Charlotte Berend-Corinth. Eine Ausstellung in Berlin-Reinickendorf.
Um die Jahrhundertwende übersiedelte unser großer Landsmann, der Maler Lovis Corinth, von München nach Berlin und eröffnete eine Malschule in der Klopstockstraße. Und hier fand er seine Lebensgefährtin, die dreiundzwanzig Jahre jüngere Berliner Malschülerin Charlotte Berend; im Jahre 1903 heirateten sie, ein Jahr später wurde ihnen ein Sohn, Thomas, geboren, dem sich dann eine Schwester, Mine, zugesellte. An Corinths Seite reifte Charlotte Berend als Frau und als Künstlerin 1905 trat sie mit einem ersten Bild an die Öffentlichkeit, ein Jahr später wurde sie Mitglied der Berliner „Secession", in deren Vorstand sie nach dem Ersten Weltkrieg gewählt wurde.
1925 starb Lovis Corinth. Nun blieb seiner Frau allein die Kunst, die ihr half, den herben Verlust zu tragen und zu überwinden. Berlin, München und Saarbrücken sahen 1930 die erste Kollektivausstellung ihrer Arbeiten. Später ging sie nach längeren Reisen in die Vereinigten Staaten. Als sie 1954 von ihrem jetzigen Wohnort New York, Deutschland wieder besuchte, sprachen wir mit ihr. Das Gespräch wurde in Folge 27 jenes Jahrgangs wiedergegeben.
Als Schriftstellerin wurde sie durch ihre Bücher „Als ich ein Kind war" und „Mein Leben mit Lovis Corinth" bekannt. Im Übrigen erfuhren wir, dass sie als Malerin „drüben" ständig an Ansehen gewann. Allein in New York zeigte sie bisher sechs Kollektivausstellungen, amerikanische Museen und Kunstgalerien widmeten ihr Sonderausstellungen. Wir hörten, dass sie noch immer lange Reisen unternimmt, um neue Eindrücke zu gewinnen: 1951 war sie in Österreich, in diesem Jahr auf den Westindischen Inseln und in diesen Wochen wieder einmal in Deutschland, in Berlin . . .
Anlass war eine Ausstellung, die unter Mithilfe von Freunden zustande kam.
Dreißig Aquarelle der Künstlerin traten die Reise über den Ozean an, drei weitere stellte ein Hamburger Privatmann aus seiner Sammlung zur Verfügung, und diese dreiunddreißig Bilder fanden nun für sechs Wochen ihren Platz an einem Ort, über den einige Worte gesagt werden müssen.
Rathaus Reinickendorf
Es ist eine kleine Reise, die Fahrt vom Zentrum West-Berlins bis zum nördlichen Bezirk Reinickendorf. Das Bezirksrathaus, 1953 fertiggestellt, ist das modernste von Berlin. Viel Glas viel Licht, schön geschwungene Treppenaufgänge. Doch auch über das schönste Rathaus senkt sich zuweilen Monotonie, auch im saubersten, staubfreiesten riecht es nach Akten. Dagegen müssen wir etwas tun, sagte sich Dr. Pfefferkorn, der rührige Leiter des Bezirkskunstamtes. Und er belebt nun schon seit Jahren die Aufgänge und geräumigen hellen Vorplätze des Zentraltreppenhauses mit wechselnden Ausstellungen. Schulen und Volkshochschulen besuchen sie und einzelne Kunstbeflissene aus „fernen" Stadtteilen, vor allem aber haben die Reinickendorfer Bürger den Gewinn. Auf dem Weg zum Standesamt, zum Sozialamt, zum Ausgleichsamt für Vertriebene: sie müssen an den Bildern vorbei, ob sie wollen oder nicht. Man bleibt stehen, tritt ein paar Schritte zurück, lässt sich auf einer der modernen Sitzgelegenheiten nieder, vergleicht, kritisiert, bildet sich und freut sich.
Und nun beherrscht, seit dem 12. September bis zum 20. Oktober Charlotte Berend-Corinth das Reinickendorfer Rathaus.
Mit kritischen Augen
Der vorzüglich ausgestattete Katalog (es gibt ihn kostenlos) trägt auf der Umschlagseite den Namenszug der Künstlerin, und er schon verrät starkes Gefühlsleben, Ehrlichkeit, Unbestechlichkeit.
Charlotte Berend-Corinth, das sei vorausgesagt, malt gegenständlich. Mit ihren Bildern will sie kein Dogma predigen, nichts Ideologisches aussagen. Sie hat keine immer wiederkehrende Manier. Dem erwählten Motiv — Menschen, Landschaften und Blumen — nähert sie sich naiv und voll innerer Freude.
Nur ein einziges Bild der Ausstellung erinnert, durch das Thema verstärkt, entfernt an die gewaltige Handschrift ihres verstorbenen Gatten und einstigen Lehrers Lovis Corinth: „Tod und Mädchen". Im Übrigen geht sie eigene, von denen des Meisters weit abliegende Wege. Sie sucht die Schönheit, das Lyrische, das Idyll, ohne dabei je in Routine zu verfallen Sie beherrscht die klassische Aquarelltechnik, die das duftig hingetuschte Bild „Herbst" zeigt oder auch die farblich bestechenden „Vier Bäume". Auf anderen Bildern unternimmt sie es, mit den Farben zu „zeichnen", die Kontur herrscht vor, das Graphische („Bucht am Ozean". „Pelikane"). Dann wieder finden wir deckende Technik auf das Aquarell übertragen wie im „Fischerhafen".
Einige Bilder verraten fernöstliche Anregungen. Manches, wie die süß-bunten Haiti-Bilder, ist nicht originell. Umso mehr überrascht die starke, eigene Sprache des Bildes „Zentralpark im Herbst". Im Hintergrund die Wolkenkratzer von Manhattan und Brooklyn, rötlich, fast nur wie Dunst; vorn der fast entlaubte Park, nacktes Buschwerk, hart und unerbittlich gezeichnet. Dennoch ist die Stimmung des Bildes nicht trostlos, eher melancholisch, romantisch.
Bilder wie dieses, oder auch wie die Farbimpression der „Vier Bäume" haben nichts Aufwühlendes, sondern etwas leise Überredendes, dem man sich kaum entziehen kann.
Anfang Oktober nun kam die Malerin nach Berlin, wo sie durch einen festlichen Empfang im Rathaus Reinickendorf geehrt wurde. Das Sehen hat sie jung erhalten. Wenn man, gerade von einer Reise nach den Westindischen Inseln zurückgekehrt, rasch einmal auf ein paar Tage nach Europa fliegt und mit Kunsthändlern und beamteten Kunstexperten verhandelt, so erfordern solche Unternehmungen körperliche und geistige Behendigkeit.
Die Ausstellung der 33 Aquarelle wird nach München weitergehen, und es steht zu erwarten dass sich dann auch noch andere deutsche Städte für sie interessieren werden. Das Ostpreußenblatt wünscht der Künstlerin, der Gefährtin und treuen Verwalterin des Nachlasses und Werkes von Lovis Corinth, noch viele, viele Jahre ungebrochenen Schaffens.
Seite 5 Hilfe für die Ausgesiedelten. Ein Gesetzesantrag, der große Ungerechtigkeiten beseitigen will. Von unserem Bonner O. B.-Mitarbeiter
Als Nummer 1 der Tagesordnung der Plenarsitzung des Bundestages in Berlin wurde der „Entwurf eines Gesetzes über Hilfsmaßnahmen für Personen, die nach Abschluss der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen aus den Vertreibungsgebieten ausgesiedelt wurden (Aussiedlergesetz)" beraten. Es ist vielleicht nicht nur Zufall, sondern Symbol, dass man diesen Antrag in Berlin diskutierte. Der Gesetzentwurf war von der Fraktion des GB/BHE im Bundestag eingebracht worden; er ging auf Entwürfe zurück, die vom Sozialausschuss des BvD und der Landsmannschaften erarbeitet worden waren.
Der Gesetzesantrag soll die Rechtsstellung der folgenden vier Personengruppen regeln: der Spätaussiedler, der im Bundesgebiet wohnenden Angehörigen in der Heimat verbliebener Personen, der im Bundesgebiet wohnenden Hinterbliebenen von nach Abschluss der Vertreibungsmaßnahmen in der Heimat Verstorbenen, sowie der Dänemark-Internierten.
Die Personen, die erst in den letzten Jahren aus den Vertreibungsgebieten nach Westdeutschland herübergekommen sind, erhalten zwar die Leistungen aus dem Lastenausgleich und die Hilfen nach dem Bundesvertriebenengesetz. Für Gesundheitsschäden, die sie infolge des Verbleibens in der Heimat erlitten, erhalten sie jedoch keine Betreuung. Ein Entlassungsgeld, eine Übergangshilfe, eine bevorzugte Wohnraumversorgung, ein besserer Kündigungsschutz, eine Arbeitsvermittlung mit Vorrang sowie eine großzügigere Arbeitslosenhilfe, stehen ihnen nicht zu. Diese unbefriedigende Regelung wird dadurch hervorgerufen, dass die in der Heimat Zurückgehaltenen in der Regel nicht als Internierte im Sinne des Bundesversorgungsgesetzes und des Heimkehrergesetzes gelten. Der BHE-Antrag versucht nun, die Spätaussiedler den Internierten gleichzustellen.
Die Angehörigen solcher Personen, die noch in der Heimat zurückgehalten werden, erhalten weder Unterhaltsbeihilfen, entsprechend den für Angehörige Kriegsgefangener geltenden Bestimmungen, noch Sozialversicherungsrenten (Invalidenrenten, Angestelltenrenten). Das Gesetz über die Unterhaltsbeihilfen für Angehöriger Kriegsgefangener gewährt nur dann Leistungen, wenn die Betroffenen auf engbegrenztem Raum und unter ständiger Bewachung festgehalten werden. Dieser Tatbestand liegt bei den in der Heimat verbliebenen Personen in der Regel nicht vor, er unterscheidet sich jedoch von diesen Verhältnissen nicht wesentlich. Der BHE-Antrag versucht, den im Bundesgebiet wohnenden Angehörigen den Weg zum Wohlfahrtsamt zu ersparen und ihnen die Unterhaltsbeihilfen, wie sie für Angehörige Kriegsgefangener gezahlt werden, zukommen zu lassen. War der Ehegatte in der Heimat in einer Invaliden- oder Angestelltenversicherung und wäre aus dieser Versicherung inzwischen ein Rentenanspruch erwachsen, so soll nach dem Antrag des BHE den im Bundesgebiet wohnenden Angehörigen eine Rente in Höhe einer entsprechenden Witwenrente zustehen.
Starben die Angehörigen in der Heimat nach Abschluss der allgemeinen Vertreibungsmaßnahmen, so kümmert sich um die in den Westen geflohenen Ehegatten und Kinder kaum ein Gesetz. Der BHE fordert, dass den Hinterbliebenen in der Bundesrepublik Hinterbliebenenleistungen gewährt werden wie den Hinterbliebenen von in der Internierung Gestorbenen. Ferner wird im BHE-Antrag empfohlen, den im Bundesgebiet wohnenden Hinterbliebenen von nach Ende der Vertreibungsmaßnahmen in der Heimat Gestorbenen Witwen- und Waisenrenten aus der Invaliden- und Angestelltenversicherung zu zahlen, sofern der in der Heimat Zurückgebliebene sozialversichert war.
Der Antrag der BHE widmet sich schließlich auch dem Problem der Dänemarkinternierten. Diese erhalten nach jetzigem Recht weder Leistungen aus dem Heimkehrer- noch aus dem Bundesversorgungsgesetz. Auch hier liegt der Grund darin, dass man diese Lagerinsassen nicht den Internierten gleichstellt. Die Vertriebenen sind der Auffassung, dass die Lebensbedingungen in den dänischen Auffanglagern denen von Internierungslagern entsprochen haben und glauben deshalb die Forderung für berechtigt ansehen zu können, dass eine gesetzliche Gleichstellung vorgenommen wird. Das bezweckt der BHE-Antrag.
Seite 5 Die Ostpreußen stellen die meisten Freiwilligen
Wie aus Bonn gemeldet wird, haben bei den bisherigen Freiwilligenmeldungen für die neue Bundeswehr die ostdeutschen Heimatvertriebenen relativ weit höhere Zahlen aufzuweisen als die westdeutschen Einheimischen. Unter den Vertriebenen sind besonders die Ostpreußen wieder führend. Während die vertriebenen Ostpreußen nach den Bonner Angaben nur 2,8 Prozent, die Pommern nur 2 Prozent der Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik ausmachen, haben die Ostpreußen 7,2 und die Pommern 5 Prozent der bisherigen Freiwilligen gestellt. Schlesier sind 8,1 Prozent der Freiwilligen, während sie in der Bevölkerung der Bundesrepublik nur 4,3 Prozent stellen. Die Rheinländer stellen 8,8 Prozent, die Niedersachsen 8,7 Prozent, die Bayern 8,1 Prozent, die Hessen 6,5 Prozent und die Schleswig-Holsteiner 5,3 Prozent. Nach dem heutigen Wohnsitz aufgegliedert, stehen die Meldungen aus Niedersachsen prozentual an der Spitze, da Nordrhein-Westfalen ja mehr Einwohner hat. Von rund 19 000 vor einiger Zeit erfassten ungedienten Freiwilligen waren rund 41 Prozent Arbeiter, 15,2 Prozent Angestellte, 4 Prozent Studenten und Schüler, während sich die übrigen auf die anderen Berufe verteilen.
Seite 5 Blätter ostpreußischer Geschichte. Das Turmblasen in Königsberg.
Foto: Der Schlossturm
Auf jeder Burg und in jeder Stadt hatte der Türmer die Aufgabe, bei Bränden Feuerlärm zu blasen, beim Herannahen von Feinden ins Horn zu stoßen und Gäste mit Signalen anzukündigen. Schon daraus ergab es sich, dass er einige musikalische Fähigkeiten besitzen musste, und es ist kein Zufall, dass in vielen Städten, und auch in Königsberg, die Stadtmusikanten in den Stadttürmen wohnten.
Über die Pflichten des Schlosstürmers wissen wir aus der Ordenszeit nichts. Die erste Nachricht stammt aus dem Jahre 1526. Damals bestimmte Herzog Albrecht, dass der Türmer ein beeideter Hofdiener und ausgebildeter Trompeter sein sollte. Er musste Feuer melden und durfte den Turm ohne Urlaub nicht verlassen. Wenn 1567 Barthel Kugelmannn, ein Sohn des Hofmusikers Paul Kugelmann, Schlosstürmer wurde, so ist daraus zu ersehen, dass schon damals der Türmer mehr Musiker als Wächter war. Wenig später erfahren wir, dass der Schlosstürmer bei Feierlichkeiten im Schloss mit seinen Gesellen das Tedeum mit Pauken und Trompeten vom Turm zu blasen hatte, und im 18. Jahrhundert hatte er bereits dreimal täglich, um vier morgens, elf Uhr mittags und neun Uhr abends, ein Lied vom Turm zu blasen. Dieses dreimalige Blasen erwähnt auch der Königsberger Chronist Faber in seinem Taschenbuch von 1829, aber 1840 berichtet er, dass der Türmer nur mittags und abends ein geistliches Lied vom Turm zu blasen hatte, und zwar nach allen vier Seiten. Dabei ist es dann geblieben.
Als die Regierung im Jahre 1796 aus Sparsamkeit die Stelle des Schlosstürmers abschaffte, wollte die Bürgerschaft die schöne alte Sitte nicht missen, und von da an führte der Stadtmusikus mit seinen Gesellen das Turmblasen aus. Er muss außerdem bei besonderen Anlässen vom Turm herab musiziert haben, denn E. T. A. Hoffmann berichtet, dass er in seiner Kindheit in der Silvesternacht Musik von Klarinetten und Hörnern vom Schlossturm gehört habe.
Im Oktober 1849 wollte der Oberst v. Plehwe es durchsetzen, dass die Turmmusik von Soldaten ausgeführt würde. Plehwe war ein bekannter Mann, sehr verdient um die Gründung des Krankenhauses der Barmherzigkeit, aber auch als Führer des konservativen Preußenvereins ein scharfer Gegner der Demokraten. Ob er in der städtischen Turmmusik ein demokratisches Element sah, mag dahingestellt bleiben. Der tüchtige Stadtmusikus Wurst widersetzte sich seinem Ansinnen, und so kam es, dass am 15. Oktober, am Geburtstag des Königs, die Kürassiere von der einen Seite des Schlossturms „Heil Dir im Siegerkranz" bliesen und die „Würstlinge", wie die Musikanten Wurst‘s genannt wurden, von der andern „Nun danket alle Gott". Der Streit wurde irgendwie beigelegt und die Turmmusik weiter von den Stadtmusikanten ausgeführt, solange Königsberg bestand. Sie war in der verkehrsreichen Großstadt nicht mehr das, was sie früher in der Stille des Mittags und des Feierabends gewesen, als das Blasen in der ganzen Stadt zu hören gewesen war, aber doch ein Brauch, den jeder Königsberger liebte. So mancher von uns hat seinen eiligen Gang auf einige Minuten unterbrochen, wenn die Klänge des Chorals gleichsam vom Himmel zu uns hinabtönten, mittags und abends das beruhigend Feierliche „Nun ruhen alle Wälder". Dr. Gause
Seite 5 Schorfe Debatte um Oberländer. Um die Entschädigung für Sowjetzonen-Häftlinge.
Zu einer lebhaften Diskussion, in der Bundesminister Oberländer von den Abgeordneten der Oppositionsparteien scharf kritisiert wurde, kam es bei der Berliner Bundestagsberatung über ein neues Entschädigungsgesetz für entlassene politische Häftlinge in Mitteldeutschland. Der Entwurf der Novelle, die erstmals beraten wurde, sieht vor, dass Personen, die aus politischen Gründen in Gebieten außerhalb der Bundesrepublik und Westberlins in Gewahrsam genommen wurden, eine Beihilfe aus Bundesmitteln erhalten. Bisher wurde eine solche Beihilfe nur bei besonderer Hilfsbedürftigkeit aus einem Sonderfonds gewährt. In Zukunft soll dagegen die wirtschaftliche Lage nur bei der Reihenfolge der Auszahlung in Betracht gezogen werden. Die Gesetzesvorlage gewährt jedoch keinen Rechtsanspruch auf Unterstützung.
Der SPD-Abgeordnete Wehner bezeichnete die Bestimmungen der Novelle als unzureichend. Man dürfe bei der Betreuung der schwerbetroffenen Zonenhäftlinge nicht zu viel den Paragraphen überlassen. Der Berliner SPD-Vorsitzende Neumann sagte, das beste Gesetz könne durch einen schlechten Minister ins Gegenteil verkehrt werden. Abgeordnete des Gesamtdeutschen Blocks und der FDP forderten, dass endlich den politischen Häftlingen ein Rechtsanspruch auf Haftentschädigung eingeräumt werde.
Minister Oberländer erklärte zu dieser Kritik, dass die Ausführung des Gesetzes nicht bei ihm, sondern bei den Ländern liege. Kein Gesetz dieser Art könne wegen der sich dauernd ändernden Tatbestände endgültig sein. Oberländer stellte fest, dass in den ersten neun Monaten 1956 etwa dreitausend aus den Zuchthäusern der Sowjetzone entlassene Häftlinge in die Bundesrepublik gekommen sind. Im dritten Vierteljahr sei die Zahl mit 1553 besonders hoch gewesen.
Seite 5 Ein Weg zum guten Buch
Bald werden auch die letzten schönen Herbsttage verklungen sein, und es beginnt dann die Reihe der langen Winterabende. Öfter als im Sommer sieht man liebe Menschen bei sich, tauscht vertraute Erinnerungen aus, spricht mit ihnen über die Erfordernisse des Tages. Gerne nimmt man in den Mußestunden auch ein gutes Buch zur Hand, denn ein Buch ist immer ein guter Freund. Doch nicht jeder kann sich Bücher kaufen, die er besitzen möchte. Gehalt und Lohn, oder gar die Rente, reichen hierfür bei vielen unserer Landsleute nicht aus. Einen Weg, ohne Kosten zu guten Büchern zu kommen, bietet unser Werbe-Wettbewerb. Die Bedingungen wurden in einem der Folge 38 beigelegten Prospekt veröffentlicht.
Wer einen neuen Bezieher geworben hat, erhält kostenlos nach seinem Wunsch entweder den Hauskalender „Der redliche Ostpreuße" oder den Postkartenkalender „Ostpreußen im Bild" oder „Ausgewählte Gedichte" von Agnes Miegel oder andere Prämien. Für zwei Neuwerbungen stehen „333 ostpreußische Späßchen" oder das Liederbuch „Mein Lied, mein Land" zur Wahl, für mehrere Neuwerbungen „Das Buch vom Elch" oder „Die Barrings" oder andere Heimatbücher, Bildbände, sowie Wappenteller und hervorragende Aufnahmen mit ostpreußischen Motiven, die sich gut als Wandschmuck eignen.
Für sehr erfolgreiche Werber neuer Bezieher sind außerdem folgende Geldpreise bereitgestellt:
ein Geldpreis zu 100 DM
vier Geldpreise zu 50 DM
zwanzig Geldpreise zu 20 DM
fünfzig Geldpreise zu 10 DM
Es lohnt sich daher, Landsleute aufzusuchen, die noch nicht Bezieher sind, um sie zu veranlassen, das längst fällige Abonnement endlich zu bestellen. Sie stärken dadurch unsere Gemeinschaft und erfüllen sich obendrein lang gehegte Wünsche.
Für die Bestellungen verwenden Sie bitte die dem Prospekt beigelegten Bestellkarten. Sollten Sie ihn verlegt haben, so senden wir Ihnen gerne den Prospekt mit den genauen Bedingungen und weitere Bestellkarten zu. Schreiben Sie bitte an
Das Ostpreußenblatt Vertriebsabteilung Hamburg 13, Parkallee 86
Seite 5 Berliner Modellschau mit Marienburg. Eine Miniaturstadt soll Deutschlands markanteste Bauten zeigen.
In einer Berliner Pressekonferenz wurden Einzelheiten über eine geplante interessante Modellschau bekanntgegeben, die am 1 Juni des nächsten Jahres am Berliner Columbiadamm nahe beim Schwimmbad Neukölln eröffnet werden soll. Die Modellschau wird den Namen „Deutschland in einer Hand" tragen und auf einer Fläche von über 50 000 Quadratmetern nach den Mustern einer holländischen Miniaturstadt markante Bauten aus Deutschland mit den Grenzen von 1937 zeigen. Die einzelnen Modelle werden im Maßstab von 1 : 50 geschaffen.
Das riesige Relief Deutschlands soll einen umfassenden Überblick über die erdkundlichen und geschichtlichen Besonderheiten unseres Vaterlandes bringen. So werden zum Beispiel alle Mittelgebirge naturgetreu nachgebildet. Man findet weiter originalgetreue Modelle des Hamburger Hafens, der Marienburg, des Rathauses von Breslau, der durch Luther so berühmten Schlosskirche von Wittenberg, der Rendsburger Brücke und süddeutscher Baudenkmale. Der Aktionsausschuss für diese Schau arbeitet seit über einem Jahr. Er hofft, dass bis zur Eröffnung mindestens hundert Nachbildungen von charakteristischen Städten, Gebäuden und Gotteshäusern fertiggestellt sein werden. Der Berliner Wirtschaftssenator hat für die Vorarbeiten der Schau 500 000 Notstandsarbeitsstunden bewilligt. Die Schau soll vor allem der deutschen Jugend Anschauungsmaterial bieten und die Jungen anregen, später selbst in privater Bastelarbeit an neuen Modellen mit zu schaffen.
Wünschen wir, dass der deutsche Osten so stark berücksichtigt wird, wie er es verdient.
Seite 6 Foto: Eine Bernsteinkassette als Staatsgeschenk. Aufnahme: A. O. Schmidt.
Nachdem — wir berichteten seinerzeit darüber — der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg dem Schah von Persien einen Brieföffner aus Bernstein und Kaiserin Soraya eine Bernsteinkassette als Staatsgeschenk überreichte, hat der Senat jetzt dem Präsidenten der Republik Liberia anlässlich seines Staatsbesuches in Hamburg ebenfalls eine Bernsteinkassette zum Geschenk gemacht; wir zeigen sie hier im Bild. Angefertigt wurde das schöne Stück von der Bernsteinmanufaktur Hamburg. Die Kassette, die als Zigarrenkasten dienen soll, hat eine Größe von 310 x 205 x 65 Millimetern und ist auf allen Seiten mit Naturbernstein-Mosaik in verschiedenen Farben belegt. Der Boden ist mit Gazellenleder ausgeschlagen, der Kasten ruht auf vier gehämmerten Gleitnägeln aus Edelmetall. Das Deckelmosaik hat eine gradlinig umlaufende Intarsie aus mattwolkigem Naturbernstein. In die vier Ecken sind interessante Inklusen mit tierischen und pflanzlichen Einschlüssen in profilierter Form eingeschliffen worden. Die Fauna ist durch zwei Fliegen einer verschiedenen Art und eine Spinne vertreten, die Flora der Urzeit durch Baumrinde und Pflanzenhalme. In die Deckelmitte ist das Hamburger Staatswappen aus ausgesägtem und graviertem Edelmetall eingelegt worden. Die Innenseite des Deckels trägt ein vergoldetes Gravurschild mit folgendem Wortlaut: Seiner Exzellenz dem Präsidenten der Republik Liberia Herrn William V. S. Tubman der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg 12. Oktober 1956
Seite 6 Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …
Heimattreffen
21. Oktober: Angerburg in Stuttgart-Fellbach. Gasthaus „Adler". Endstation der Straßenbahnlinie 1.
Osterode In Düsseldorf, Unionssäle. Witzelstraße
Memel-Stadt und Land, Heydekrug. Pogegen in Hamburg. Winterhuder Fährhaus.
28. Oktober: Gumbinnen in Stuttgart.
Memelkreise. Das Treffen der Memelkreise in Hamburg
Das Treffen der Kreise Memel-Stadt, Memel-Land. Heydekrug und Pogegen, das am 21. Oktober stattfindet, hat die folgende Veranstaltungsfolge:
9 Uhr: Feier am Memel-Gedenkstein in Hamburg-Dulsberg, Memeler Straße (S-Bahn bis Friedrichsberg, Straßenbahn-Linie 8 bis Frohbotschaftskirche, Straßburger Platz). Es sprechen der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise in der Landsmannschaft Ostpreußen. Oberregierungs- und Schulrat a. D. R. Meyer, Professor Dr. G. Grundmann und Hubert Koch.
10 Uhr: Ostpreußischer Kirchgang in der Hauptkirche St. Jacobi. Steinstraße. Jacobikirchhof (U-Bahn-Haltestelle Mönckebergstraße). Den Gottesdienst hält Generalsuperintendent Obereigner, früher Memel.
12 Uhr: Kundgebung im Winterhuder Fährhaus (Alster-Dampfer ab Jungfernstieg bis Fährhaus, U-Bahn-Haltestelle Hudtwalkerstraße. Straßenbahn-Linien 14 und 15 bis Fährhaus): Festmarsch aus dem Es-dur-Konzert von Ludwig van Beethoven. Begrüßungsworte des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft. Ostpreußenlied. „Stadt am Tief" von Agnes Miegel (Sprecher Dr. G. Bobrik). Ansprache des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. A. Gille, MdB. Die Musik stellt die Zollkkapelle Hamburg unter Leitung von P.-Fr. Pentzin. Es wirkt mit der Ostpreußenchor unter Leitung von H. Kulecki.
14 Uhr: Kreisversammlungen der einzelnen Memelkreise in den Räumen des Winterhuder Fährhauses.
Tilsit-Stadt 12. Nachkriegstreffen der Lehrer und Schüler des ehemaligen Realgymnasiums und der Oberrealschule (Oberschule für Jungen) zu Tilsit
Das zweite diesjährige Schultreffen findet statt am Sonnabend, 10. November 1956, ab 18 Uhr in Hamburg. Buhbes Weinstuben, Großneumarkt 10, Eingang Großneumarkt—Ecke Wexstraße (Keller). Das Lokal ist am besten zu erreichen mit der Straßenbahn, Linie 7, Haltestelle Großneumarkt, oder mit der U-Bahn. Bahnhof Rödingsmarkt oder St. Pauli. Zu diesem Treffen werden hiermit alle ehemaligen Lehrer und Schüler herzlich eingeladen. Es wird um rege Beteiligung sowie um Antwort bis spätestens 1. November gebeten. Ehemalige Mitschüler, die noch nicht in der Kartei erfasst sind, werden gebeten, sich bei mir unter Angabe von Name, Vorname, Geburtsdatum. Beruf, ehemaliger Heimatanschrift, heutiger Anschrift und der Schuljahre zu melden.
Dr. F. Weber, Marne, Holstein, Bäckerstr. 7
Tilsit-Ragnit
Aus gegebener Veranlassung möchte ich unsere Landsleute nochmals darauf hinweisen, dass die Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit ab 1. August 1956 nach Lüneburg Kefersteinstraße Nr. 27, verlegt worden ist. Ferner bitte ich, bei künftigen Anfragen stets den Heimatwohnort anzuheben und ausreichendes Rückporto beizulegen.
Gesucht werden aus Ragnit
der frühere Polizeibeamte und spätere Maurer Emil Kloss, Hindenburgstraße 47;
aus Drosselbruch Frau Anna Elisabeth Klar, geb. Helmdorf.
Nachricht erbittet der Kreisgeschäftsführer Gert-Joachim Jürgens. (24a) Lüneburg, Kefersteinstraße Nr. 27.
Ebenrode (Stallupönen)
Erneut weise ich darauf hin, dass in sämtlichen Schreiben, auch bei Bestellung der Karten 1 : 100 000 und 1 : 25 000, die Heimatanschrift anzugeben ist. Dadurch bietet sich mir die Gelegenheit, die Richtigkeit der Adressen in der Kreiskartei nachzuprüfen, zumal der Kreis in 169 Gemeinden geordnet ist.
Gesucht werden:
Lehrer i. R. Fritz Staedler, Kattenau;
Horst Hennig, geb. 03.11.1941 in Randau (soll mit anderen Waisenkindern am 02.11.1947 aus Ebenrode nach Westdeutschland gekommen sein);
Fritz Blech, geb. 1910, aus unserem Kreis, hat 1935/1936 bei der 1. Schwadron, Reiter-Regiment 1, in Insterburg gedient;
Familie Paul Kraft, Windberge;
Familie Paul Kraft, Tannenmühl;
Emil Strukat und Ehefrau Auguste Strukat, geborene Bildhauer, Lengfriede;
Familie Hans Hakelberg,aus Ebenrode, im Haus von Tierarzt Dr. Führer;
Gertrud Welz, aus Naußeden (Weitenruh), soll in Westdeutschland verheiratet sein (Vater war Sattlermeister Welz);
Paul Büttner, Eydtkau, geb. 20.03.1920;
Reith, Ebenrode (Schuhgeschäft am Markt);
Fräulein Neumann, Verkäuferin bei Reith.
Rudolf de la Chaux, Kreisvertreter (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67
Gumbinnen. Kreistreffen in Stuttgart am 28. Oktober
Das Kreistreffen in Stuttgart-Süd, Burgstallstraße Nr. 99, Schützenhaus, wird eröffnet mit einem Gottesdienst, den Pfarrer Grunwald (früher Wehlau) um 11 Uhr im Tagungslokal halten wird. Das Schützenhaus ist ab Hauptbahnhof zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 1, 12, 14, 15 in Richtung Stuttgart-Vaihingen. Das Schützenhaus ist ab 9.30 Uhr geöffnet.
Das reichhaltige Programm wurde schon bekanntgegeben. Ich will heute nur noch darauf hinweisen, dass ich über Lastenausgleichsfragen berichten werde, insonderheit über die Zusammenarbeit mit der Heimatauskunftstelle Lübeck, und über die Festsetzung der Einheitswerte. Der Nachmittag ist der Jugend gewidmet. Es findet ein Jugendtreffen statt, und ich werde über die Jugendarbeit und über die Freizeiten berichten, zu denen uns die Patenstadt Bielefeld einlädt, die auch die
Fahrtkosten bezahlt. Anmeldungen zum Treffen und Wünsche für Nachtquartiere bitte ich an Dr. Heinz Burneleit, Stuttgart - Bad Cannstatt, Lorcher Straße 5, zu richten.
Auf Wiedersehen in Stuttgart!
Hans Kuntze, Kreisvertreter Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4
Kreisgruppe Gumbinnen in Berlin
Das Monatstreffen der Gumbinner Kreisgruppe am Sonntag, dem 7. Oktober, wurde als Erntedankfeier begangen. Gerade wir, die wir in die Großstaat verschlagen sind, brauchen die Besinnung, wie eng unser Leben mit dem Geschehen draußen von der Saat zur Ernte verbunden ist. Zu dieser Besinnung leiteten die Gedichte von Willy Kramp, M. Feesche und C. F. Meyer, die von Frau Erna Senius vorgetragen wurden. Pfarrer Moritz wies in einer Ansprache darauf hin, wie auch wir in der Großstadt zu danken hätten, dass Gott zu unserer Arbeit seinen Segen gegeben habe. Nicht der Mensch sei zu preisen, so sehr wir Achtung und Dankbarkeit für die schwere Arbeit des Bauern haben müssten. „Es geht durch unsere Hände, kommt aber her von Gott", singe Matthias Claudius. Auch in diesem Jahre, da so viele Hoffnungen draußen zunichte geworden seien, sollten wir danken für das, was Gott gegeben habe, und uns demütig vor ihm beugen. — Von solch demütig dankbarem Nehmen der Gaben sprach das Gedicht „Kriezersch um't leewe Brot" von Erminia von Olfers-Batocki. Hoch- und plattdeutsche Vorträge von Frau Senius, die das Erntegeschehen zum Inhalt hatten, bereiteten viel Freude und halfen zu jener Besinnung, besonders die kleine sinnige Erzählung von Erminia von Olfers-Batocki „Suramp und Gänseblomche". Zwischendurch erläuterte Pfarrer Moritz unter Anführung von zahlenmäßig erfassten Leistungen, was Ostpreußens Landwirtschaft für unser ganzes Volk bedeutet hat. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse unserer Heimat reichten aus, außer der ostpreußischen Bevölkerung noch 1,5 Millionen Deutsche zu versorgen. Darum sei auch die Frage des deutschen Ostens eine Frage des ganzen Deutschland.
Bartenstein. Letztes Kreistreffen in Wuppertal
Wie ich schon wiederholt berichten konnte, war ein Treffen in Rheinland-Westfalen schon mehrfach gewünscht, aber nicht zustande gekommen, weil es an der erforderlichen Unterstützung durch Heimatkameraden an Ort und Stelle gefehlt hatte. Daher kann ich für das Zustandekommen des gelungenen Treffens am Sonntag, dem 7. Oktober, im „Schuberthaus" in Wuppertal. den Heimatkameraden Damerau und Piehl jun. (Stadt Bartenstein) auch an dieser Stelle nur den herzlichen Dank wiederholen, den ich schon in Wuppertal ausgesprochen habe. Mit Kreisausschussmitglied Zippick und Kreistagsmitglied Piehl hatte ich gerade an der schönen Probeabnahmefahrt des Motorschiffes „Bartenstein" auf Einladung der Vulkanwerft und des Norddeutschen Lloyd am 4. Oktober in Bremen teilnehmen können. Hierüber hat inzwischen schon das Ostpreußenblatt berichtet. Der Dank an den Norddeutschen Lloyd für die Wahl des Namens Bartenstein kam auch in Wuppertal wiederholt zum Ausdruck.
Der örtliche Vorbereitungsausschuss war der Meinung gewesen, dass das Lokal Schuberthaus für etwa dreihundert Personen ausreichend Platz geboten hätte. Da aber so lange kein Treffen im Westen stattgefunden hatte, war die Besucherzahl so stark geworden, dass ein weiterer Saal in der Nähe gemietet werden musste, so konnte die etwa doppelte Besucherzahl untergebracht werden.
Das Treffen selbst verlief in der üblichen Form. Da unmittelbar neben dem Versammlungsraum eine Kirche vorhanden war, konnte auch ein Gottesdienst — ein immer geäußerter Wunsch — durch den früheren Bartensteiner Pfarrer Dannowski abgehalten werden. Die Kollekte nach dem Gottesdienst erbrachte eine Summe von über 200 DM für das Bartensteiner Hilfswerk. Nach Begrüßungsworten durch den Kreisvertreter sprachen die Heimatkameraden Piehl und Zipprick (für das Hilfswerk) und auch der vielen Bartensteiner bekannte Bürgermeister Brauns, aus Bartenstein in Württemberg. Gerade er könnte aus den bisher schon erlebten Treffen mit seinen ostpreußischen Bartensteinern so recht das Herzensbedürfnis für solche Zusammenkünfte verstehen. Er richtete dann ernste Worte an die Jugend, ihre angestammte Heimat nie zu vergessen. Einmal muss es dazu kommen, dass das Recht auf die Rückgabe der Heimat erfüllt wird. Von den Teilnehmern wurde mehrfach der Wunsch ausgesprochen, auch Im nächsten Jahre wieder ein solches Treffen im Westraum zu ermöglichen. Zeiß, Kreisvertreter, (20 a) Celle, Hannoversche Straße 2
Erntedankfest der Bartensteiner in Berlin
Der Besuch unseres Erntefestes in Berlin war noch erheblich stärker als im Vorjahre, so stark, dass alle Teilnehmer in unserem Vereinslokal leider nicht Platz hatten und deshalb mit den Nebenräumen vorlieb nehmen mussten. Von zwanzig Gästen, die unsere Versammlung zum ersten Mal besuchten, hatten sich bis zum Schluss des geschäftlichen Teiles sechs als neue Mitglieder gemeldet. Die Gartenbauausstellung war noch reichhaltiger als im Vorjahre. Pfarrer Zimmermann, früher Mohrungen. hat durch seine zu Herzen gehende Ansprache manch müdes Herz aufgerichtet und manches aufgerüttelt. Zu der Kaffeetafel hatte eine Spende des Leiters des Bartensteiner Hilfswerks den „östlichen" Heimatfreunden kostenlose Teilnahme ermöglicht. Durch private Initiative unseres Kreisbetreuers und mit Hilfe unserer Berliner Landsmannschaft konnte eine Kleiderspende zur Verteilung kommen. Ein rührendes Erlebnis bei der Verteilung dieser Spende muss ich hervorheben. Ein elfjähriges Mädchen, Vollwaise, das mit zwei Schwestern bei ihrer Tante ein liebes Heim gefunden hat, probt einen grauen Mantel an, scheint etwas unzufrieden zu sein, dass er nicht wie „angegossen" passt, steckt beide Hände In die Taschen, zuckt zusammen und zieht ein Fünfmarkstück aus einer Tasche. Erstaunt, fast erschreckt blicken Pflegemutter, Vater und die Kleine auf den gefundenen Schatz. Ach, wenn doch der Spender diese Zeilen lesen möchte! Herzlichen Dank, lieber Heimatfreund: die Umstehenden konnten ihr gutes Werk nicht genug rühmen. Möge Ihre Tat anspornend wirken!
Der Vorsitzende Fritz Babbel übermittelte herzlichen Dank Pfarrer Zimmermann, Landsmann Zipprick (Lübeck), allen Spendern der Ausstellungsstücke, den Vortragskünstlern und allen, die zum Gelingen des schönen Festes beigetragen hatten. Und — „das junge Volk der Schnitter flog zum Tanz" — wie im Vorjahre, wie einst in der lieben fernen Heimat. H. Klein
Pr.-Eylau
Folgende Landsleute werden gesucht:
Aus Pr.Eylau:
Tischlermeister Sommer, Königsberger Straße;
Elektromeister Willi Maternowski;
Rudolf Arndt und Frau Anna Arndt, geb. Lau, Untere Schloßstraße 9;
Inspektor Smolenski vom ostpreußischen Herdbuch (war bei der Bauernschaft in Pr.-Eylau). —
Aus Warschkeiten:
Paul Zellmer. —
Aus Tappelkeim:
Jungbauer Herbert Stierke. —
Aus Worienen:
Olga Janott, geb. Schmidtchen;
Emma Jakusch, geb. Janott. —
Aus Vierzighuben:
August Klein. —
Aus Topprienen:
Bauer Süss. —
Aus Tenknitten:
Bauer Fritz Rehberg. —
Aus Rothenen:
Bauer Wittke. —
Aus Auklappen:
Liesbeth Vogt. —
Aus Landsberg:
Zimmermann Albert Schmidt. —
Aus dem Kreise Pr.-Eylau:
Kuno Porsch, Obergefreiter im Regiment Mohr (war bei den Kämpfen in der Festung Breslau). —
Wir erinnern daran, dass bei allen Schreiben auch die Heimatanschrift des Schreibers angegeben werden muss, da die Kartei nur auf unseren Heimatwohnorten aufgebaut ist. Ohne Angabe des Heimatwohnortes ist kein Name zu finden. — Einwohnerlisten der Stadt Kreuzburg sind noch zum Preise von 1 DM in Briefmarken von der Karteistelle in Verden (Alle), Kreishaus, erhältlich.
Fritz Schadwinkel, Kreiskarteiführ, Verden (Aller), Kreishaus
Seite 6 Dortmunder-Treffen der Insterburger
Das Herbsttreffen der Insterburger des Stadt- und Landkreises am 30. September in Dortmund führte nicht nur die Landsleute aus der näheren Umgebung zusammen. Sie waren von weither gekommen, von Düsseldorf, Krefeld, Köln und sogar München und zur ganz besonderen Freude der Teilnehmer auch aus Mitteldeutschland. Der festlich mit den Stadtfahnen von Insterburg — die eine von Landsmann Augustin gefertigte Zeichnung der Lutherkirche umrahmten — und den Wappen ostpreußischer Städte geschmückte Saal des Industriehotels war bei Beginn der Feierstunde um 11 Uhr schon bis auf den letzten Platz gefüllt. Sie wurde eingeleitet von einem Vorspruch und dem Ostpreußenlied, vorgetragen durch die Jugendgruppe der Landsmannschaft Ostpreußen. Bei der Eröffnung betonte Dr. Gaede, Herne, die Treffen der Heimatkreise dienten nicht nur der Wiedersehensfreude, sondern sollten der Weltöffentlichkeit den Willen zur Rückkehr in die Heimat bekunden. Der Ruf zu solchen Treffen richte sich deshalb vor allem auch an die Landsleute, deren Gedanken an die alte Heimat zu verblassen drohten. Denn dieses Gefühl der inneren Verbundenheit sei das Fundament für den Bau des Weges zurück in die Heimat.
„Was seid Ihr aus dem Osten für Menschen!
Zäh und unverdrossen habt Ihr Euch hier durchgesetzt.
Zäh und unverdrossen haltet Ihr aber auch an dem einen Ziel fest: Eure Heimat wiederzugewinnen.
Um Euren Zusammenhalt seid Ihr zu beneiden!" Dies müsse im In- und Ausland immer wieder mehr erkannt werden. Dieser Wille zur Rückkehr erhalte den Lebensmut und schaffe damit die erste Voraussetzung zu seiner Verwirklichung. An diese große Verpflichtung der Heimatvertriebenen, fügte Dr. Gaede die Totenehrung an, die das Lied vom guten Kameraden begleitete. Mit besonderer Herzlichkeit begrüßte er die Vorsitzenden der Heimatgruppen. Willy Bernig in Krefeld, Max Kühnast in Köln und Frau Gertrud Augustin in Dortmund sowie die älteste Teilnehmerin, die einundneunzigjährige Frau Berta Hopp aus Insterburg. Schloßstraße 12. Er fasste den Ausdruck der Liebe und Treue zur Heimat mit den Worten des Urtextes des niederländischen Dankgebets zusammen.
Die Festansprache hielt der stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Harry Poley, Duisburg. Er wandte sich gegen die versteckt und sogar offen geäußerten Zweifel an dem Willen der Vertriebenen zur Rückkehr in die Heimat, die nicht nur aus dem Ausland, sondern leider auch aus den Reihen eigener Politiker immer häufiger bekannt würden. Man sollte die Zahl der Teilnehmer an Heimattreffen zusammenzählen: sie geht in die Millionen und dokumentiert die Stärke des Rückkehrwillens. Mit keinem Angebot könne man Landsleute aus dem Osten zum Verzicht auf die Heimat bestimmen. „Unsere Heimat ist heute die Landsmannschaft und morgen wieder die Provinz" rief der Redner unter lautem Beifall aus. Heimat, ein Wort, das keine Mehrzahl kenne, bedeutet Geborgenheit, richtige Wertung und richtige Einordnung. Die Gefahr, endgültig abgeschrieben zu werden, sei gegenwärtig, dem sollte die Regierung nicht tatenlos gegenüberstehen! Reicher Beifall belohnte den Redner. Rechtsanwalt Dr. Rogalski, früher Königsberg, überbrachte die Grüße der landsmannschaftlichen Gruppe in Groß-Dortmund. Auch er betonte, um die Heimat gebe es keinen Kuhhandel.
In einem Erntespiel der Jugendgruppe wurden die heimatlichen Bräuche auf dem Lande beim Überreichen der Erntekrone wieder wach. In Liedern und Worten zeigte die Jugend, dass sie dem Brauchtum der Heimat weitgehend aufgeschlossen ist. Das Schlusswort sprach zugleich als Vertreter des Kreisvorstandes Landsmann Emil Rohrmoser, Düsseldorf. Er sagte den Leitern der Heimatgruppen Herne und Dortmund als Veranstaltern und allen, die zu dem großen Erfolg des Treffens beigetragen hatten, vor allem der Jugendgruppe, seinen Dank. Die Jugend des deutschen Ostens, rief er, habe ein großes Ziel, die Verbindung der Heimat mit dem deutschen Vaterland zu erlangen. Sie halte sich deshalb bewusst fern von den ziellosen Auswüchsen Halbwüchsiger, die zurzeit überall von sich hören ließen. Mit dem Deutschlandlied schloss die Feierstunde.
Die in dichten Reihen am Saaleingang wartenden Landsleute fanden nunmehr die Freude aus ihrer Heimat. Das immer wiederkehrende Bild des Wiedersehens und Begrüßens, des Austauschs von Erinnerungen, des Beratens und der Mithilfe füllte den Nachmittag aus. Musik und ostpreußische Vorträge rundeten die frohe Stimmung ab. Mit Bedauern musste manch einer schon früh die weite Rückfahrt antreten.
Möge der große Erfolg des Herbsttreffens der Insterburger des Ruhrgebiets ein glücklicher Anfang für die neu gegründete Heimatgruppe Dortmund werden! Dr. Gaede
Seite 6 Johanniter-Orden unterstützte die Verschickung ostpreußischer Ferienkinder
Am 15. und 16. September fand in Bad Godesberg der zweite Rittertag der in der Preußischen Genossenschaft vereinigten ostpreußischen Johanniterritter statt. Der Kommendator Dr. Graf von Lehndorff, Chefarzt des Viktoria-Hospitals in Bad Godesberg, konnte am Vorabend von den zur Zeit 63 Mitgliedern der Preußischen Genossenschaft 23 Landsleute und mehrere Ritter anderer Genossenschaften als Gäste begrüßen. Einleitend wurde der seit dem letzten Rittertag im Jahre 1954 verstorbenen sechs Ritterbrüder gedacht und die seit dieser Zeit erfolgten elf Wieder- und Neuaufnahmen bekanntgegeben. Die Ehrenritter von Menges (Wangritten) und Winfried von Zeddelmann wurden in den Konvent gewählt. Der Bericht des Schatzmeisters Graf von Schlieben (Sanditten) zeigte, dass trotz der teilweise sehr schwierigen wirtschaftlichen Lage der Mitglieder erhebliche Beträge für Unterstützungen und für die Verschickung ostpreußischer Ferienkinder aus Berlin aufgewendet werden konnten. In der Aussprache kam der Wille zum Ausdruck, die Arbeit am Orden, besonders in der Preußischen Genossenschaft, zu verstärken, um auch auf diese Weise der entrissenen Heimat zu dienen. Graf Lehndorff schilderte in einem eindrucksvollen Vortrag seine Erlebnisse während der Kapitulation in Königsberg und im Samland und berichtete über seine Tätigkeit als Arzt in den Jahren 1945 bis 1947 in Königsberg und in den Kreisen Mohrungen, Osterode und Rosenberg. Am folgenden Vormittag, einem Sonntag, versammelten sich die Mitglieder der Genossenschaft zum gemeinsamen Kirchgang. Anschließend hielt Ehrenkommendator von Janson (Kalkeningken) einen Vortrag über das Verhältnis der älteren zur jüngeren Generation innerhalb des Ordens. Als Ausklang des Rittertages wurde am Nachmittag eine gemeinsame Autobusfahrt in die Eifel zur Abtei Maria-Laach und an die Ahr unternommen.
Dieser zweite Rittertag nach dem Kriege zeigte wiederum die enge Verbundenheit der ostpreußischen Johanniter und ihren Willen zur Arbeit am Orden für dessen Ziele, Kranken, Armen und Schwachen zu helfen. U. v. W.
Seite 7 Landsleute, die jetzt aus Ostpreußen kamen. 94 ausgesiedelte Ostpreußen trafen in Friedland ein
Mit dem 38. Aussiedlertransport sind am 5. Oktober 1956, 94 Landsleute aus Ostpreußen über das Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen in das Bundesgebiet eingereist. Wir bringen hier ihre Namen. Auch in diesem Falle gilt, was wir schon bei den früheren Listen sagten: Aus einer ganzen Reihe von Gründen, die darzulegen hier zu weit führen würde, sind die Namen der Orte nicht in jedem Falle einwandfrei wiedergegeben. Der Wohnort von 1939 ist in Klammern gesetzt worden. Es trafen am 5. Oktober in Friedland ein:
Erna Alex, geb. Fitz, 24.05.1929 in Wartenburg (Wartenburg), kommt aus Wartenburg;
Hubert Alex, 24.11.1903 in Augstainen, Kreis Labiau (Wartenburg), kommt aus Wartenburg;
Hubert Alex, 12.08.1952 in Wartenburg, kommt aus Wartenburg;
Ida Ambrozy, geb. Krink, 12.01.1891 in Brandau, Kreis Johannisburg (Woiten, Kreis Johannisburg), kommt aus Woiten;
Auguste Amendy, geb Powelka, 13.10.1888 in Schönfeld, Kreis Sensburg (Niedersee), kommt aus Nieden, Kreis Johannisburg;
Anna Andrioff, geb. Stumm, 10.11.1888 in Gr.-Walde, Kreis Allenstein (Gr.-Walde, Kreis Allenstein), kommt aus Kurken, Kreis Osterode;
Adele Banach, 09.12.1904 in Herten, Westfalen (Altkirchen, Kreis Ortelsburg), kommt aus Ortelsburg;
Marie Banasch, geb. Lissek, 12.05.1884 in Mensguth, Kreis Ortelsburg (Rastenburg), kommt aus Rastenburg;
Helene Ballosch, geb. Waschke, 14.02.1920 in Eichmedien, Kreis Sensburg (Eichmedien), kommt aus Eichmedien;
Erika Ballosch, 07.09.1943 in Eichmedien, kommt aus Eichmedien;
Hanna Baran, 25.10.1931 in Rohmanen, Kreis Ortelsburg (Rohmanen), kommt aus Rohmanen;
Eva Baran, 03.08.1938 in Rohmanen (Rohmanen);
Erika Baran, 17.08.1940 in Rohmanen;
Reinhard Baran, 27.02.1942 in Rohmanen;
Anna Bartel, geb. Mateus, 14.02.1892 in Wigrienen, Kreis Sensburg (Niedersee), kommt aus Obermühlental, Kreis Sensburg;
Luise Berger, geb. Czerwonka, 25.10.1885 in Großnitz, Kreis Osterode (Rapaten, Kreis Osterode), kommt aus Rapaten;
Emilie Behrendt, geb. Fornal, 01.02.1888 in Gonsewen (Gonsewen, Kreis Sensburg), kommt aus Gonsewen;
Wilhelmine Bednarzik, geb. Schönrock, 15.03.1889 in Lindendorf, Kreis Sensburg (Jakobsdorf, Kreis Sensburg), kommt aus Jakobsdorf;
Marie Bienert, geb. Cemper, 20.10.1887 in Kosewen, Kreis Sensburg (Kamen, Kreis Sensburg), kommt aus Kamen;
Anna Bialojan, geb. Michalek, 09.08.1884 in Wuttrinnen (Bottrop), kommt aus Gr.-Bartelsdorf, Kreis Allenstein;
Adolf Bialek, 27.07.1899 in .Gr.-.Damerau, Kreis Allenstein (Gelsenkirchen), kommt aus Mokainen, Kreis Allenstein;
Helene Bialek, geb. Ditmar, 12.06.1901 in Dachehmen, Kreis Gumbinnen (Mokainen, Kreis Allenstein), kommt .aus Mokainen;
Helga Bialek, 19.06.1927 in Gelsenkirchen (Gelsenkirchen), kommt aus Mokainen, Kreis Allenstein;
Elisabeth Bittkowski, 19.03.1913 in Allenstein (Allenstein), kommt aus Allenstein;
Marie Bienkowski, geb. Brotmann, 26.10.1893 in Wieps, Kreis Allenstein (Wieps), kommt aus Wieps;
Marie Block, geb. Zisk, 23.07.1879 in Luke, Kreis Ortelsburg (Gr.-Besow, Kreis Rößel), kommt aus Gr.-Besow;
Otto Bojohr, 07.12.1888 in Sorquitten, Kreis Sensburg (Gehland, Kreis Sensburg), kommt aus Gehland;
Viktoria Bogoslan, geb. Masuch, 13.01.1902 in Jadden (Allenstein), kommt aus Allenstein;
Elisabeth Borrek, geb. Hartung, 06.08.1875 in Elksupönen, Kreis Labiau (Neudorf, Kreis Treuburg), kommt aus Neufasten, Kreis Sensburg;
Minna Boguschewski, geb. Pietzonek, 15.02.1888 in Legenquell (Legenquell, Kreis Treuburg), kommt aus Lukwinnen, Kreis Sensburg;
Maria Bombeck, geb. Bell, 30.10.1895 in Lindenort, Kreis Ortelsburg (Weißengrund, Kreis Ortelsburg), kommt aus Weißengrund;
Eva Bodzwinna, geb. Milewski, 12.10.1914 in Borken (Königsberg), kommt aus Seliggen, Kreis Lyck;
Dietmar Bodzwinna, 05.03.1943 in Lyck, kommt aus Seliggen, Kreis Lyck;
Marta Boehnke, geb. Thommek, 03.09.1895 in Flammenberg (Flammenberg, Kreis Ortelsburg), kommt aus Ortelsburg;
Marie Boenke, geb. Katschinski, 09.08.1901 in Neudiems, Kreis Bischofsburg (Neudiems), kommt aus Bischofsburg;
Julius Böhnke, 31.08.1894 in Moitinen, Kreis Ortelsburg (Sadau, Kreis Ortelsburg), kommt aus Sadau;
Minna Böhnke, geb. Wirtulla, 18.03.1895 in Schönrutkowen, Kreis Sensburg (Sadau), kommt aus Sadau;
Maria Bossy, geb. Mrotzek, 11.12.1887 in Stoßnen, Kreis Treuburg (Stoßnen), kommt aus Alt-Kelbonken, Kreis Sensburg;
Martha Bönig, geb. Skirlo, 20.01.1906 in Neuendorf, Kreis Treuburg (Neuendorf), kommt aus Krummendorf, Kreis Sensburg;
Anna Braun, geb. Hoffmann, 13.06.1895 in Selbongen (Selbongen), kommt aus Selbongen;
Hedwig Bringmann, geb. Putzka, 06.08.1918 in Lassek, Kreis Allenstein (Wardang, Kreis Allenstein), kommt aus Allenstein mit Kindern Siegfried, 05.12.1942; Peter, 28.11.1943 und Irene, 24.03.1949;
Eduard Brombach, 21.02.1870 in Ubelischken, Kreis Insterburg (Arys, Kreis Johannrsburg), kommt aus Arys;
Emilie Brombach, 01.06.1875 in Arys (Arys), kommt aus Arys;
Erna Brust, geb. Prang, 17.05.1884 in Gumbinnen (Peitschendorf, Kreis Sensburg), kommt aus Peitschendorf;
Fritz Bzdurek, 23.01.1892 in Nehberg, Kreis Sensburg (Langendorf, Kreis Sensburg), kommt aus Langendorf;
Marie Buttler, geb. Kroll, 12.08.1902 in Leschienen, Kreis Ortelsburg (Leschienen), kommt aus(Leschienen;
Irmgard Buttler, 15.05.1936 in Leschienen (Leschienen), kommt aus Leschienen;
Margot Buttler, 07.07.1938 in Deutsch-Heide, Kreis Ortelsburg (Ohmswalde, Kreis Ortelsburg), kommt aus Deutsch-Heide;
Marie Buttler, geb. Olesch, 25.10.1899, in Deutsch-Heide (Ohmswalde), kommt aus Deutsch-Heide;
Olga Bukowski, geb. Thiel, 22.04.1893 in Jägerswalde, Kreis Sensburq (Sensburg) kommt aus Sensburg;
Marta Buchalski, 06.09.1885 in Thomsdorf (Thomsdorf, Kreis Allenstein), kommt aus Thomsdorf;
Anna Bukmakowski, geb. Schulz, 24.11.1886 in Plichten, Kreis Osterode (Mohrungen), kommt aus Mohrungen;
Gottfried Bukmakowski, 07.021882 in Greisenau, Kreis Osterode (Mohrungen), kommt aus Mohrungen;
Ida Chall, geb. Bomballa, 19.09.1888 in Gerswalde, Kreis Mohrungen (Gerswalde), kommt aus Gerswalde;
Julian Cymutta, 08.01.1886 in Gr.-Lehwalde, Kreis Osterode (Allenstein), kommt aus Allenstein;
Franziska Cymutta, geb. Kopaschenski, 09.02.1886 in Osterode (Allenstein), kommt aus Allenstein;
Amalie Chmilewski, geb. Sadowski, 08.02.1877 in Kukkeln (Kukkeln, Kreis Johannisburg), kommt aus Gehlenburg, Kreis Johannisburg;
Emilie Czernetta, geb. Haped, 27.02.1879 in Kl.-Backnowen, Kreis Sensburg (Spiegelwalde, Kreis Sensburg), kommt aus Kl.-Stamm, Kreis Sensburg;
Edeltraut Czapla, 26.07.1910 in Segutten, Kreis Johannisburg (Dresden), kommt aus Sensburg;
Bernhard Czerwinski, 27.05.1941 in Sensburg, kommt aus Sensburg;
Rosalie Czeczka, geb. Kaminski, 22.01.1883 in Gr.-Wolka (Allenstein), kommt aus Allenstein;
Gertrud Cziegeit, geb. Kania, 05.10.1919 in Liebenberg (Liebenberg, Kreis Ortelsburg), kommt aus Liebenberg;
Minna Czimczik, geb. Schön, 23.02.1903 in Rumeny, Kreis Ortelsburg (Wappendorf, Kreis Ortelsburg), kommt aus Wappendorf;
Erika Groß, 24.08.1940 in Steegen, Kreis Pr.-Holland, kommt aus Sensburg;
Rudolf Groß, 06.11.1942 in Steegen, Kreis Pr.-Holland, kommt aus Sensburg;
Waltraut Groß, 02.08.1938 in Steegen, Kreis Pr.-Holland, kommt aus Breslau;
Gerda Gromzik, 08.05.1938 in Sorquitten, Kreis Sensburg (Heinrichsdorf, Kreis Sensburg), kommt aus Sensburg;
Frieda Grunwald, geb. Schittek, 27.09.1912 in Lukwinnen, Kreis Sensburg (Lukwinnen), kommt aus Lukwinnen;
Edeltraut Grunwald, 03.08.1944 in Lukwinnen, kommt aus Lukwinnen;
Marie Hartel, geb. Gajewski, 17.02.1918 in Ottendorf, Kreis Allenstein (Neudiems, Kreis Rößel), kommt aus Allenstein;
Peter Hänsel, 28.04.1941 in Berlin, kommt aus Nikolaiken;
Frieda Homburg, geb. Korpus, 24.11.1918 in Gr.-Stamm, Kreis Sensburg (Gr.-Stamm), kommt aus Gr.-Stamm;
Sabine Homburg, 14.10.1944 in Gr.-Stamm, kommt aus Gr.Stamm;
Margarete Jakubowski, geb. Ambrosy, 17.12.1907 in Gr.-Montau, Kreis Marienburg (Insterburg), kommt aus Sensburg;
Dietmar Kalinowski, 09.10.1939 in Bischofsburg, kommt aus Allenstein;
Klara Kalinowski, geb. Hensel, 03.10.1919 in Sternsee, Kreis Rößel (Bischofsburg), kommt aus Allenstein;
Marie Kannapien, geb. Zilinski, 10.07.1886 in Zuckelmannsfelde oder Zukkelmannsfelde, Westpreußen (Göttkendorf, Kreis Allenstein), kommt aus Göttkendorf;
Maria Korpus, geb. Kunze, 30.11.1878 in Heinrichshöfen (Gr.-Stamm, Kreis Sensburg), kommt aus Gr.-Stamm;
Margarete Kuck, geb. Groß, 30.12.1919 in Münsterberg (Münsterberg, Kreis Heilsberg), kommt aus Allenstein;
Anneliese Kuck, 18.03.1942 in Königsberg, kommt aus Allenstein;
Brunhilde Lange, 08.07.1931 in Rastenburg (Likussen, Kreis Allenstein), kommt aus Allenstein;
Cäcilie Pokall, geb. Prothmann, 16.01.1919 in Wieps, Kreis Allenstein (Wieps), kommt aus Wieps;
Helgard Pokall, 04.06.1945 in Wieps, kommt aus Wieps;
Eva Reiter, 02.11.1938 in Wartenburg (Wartenburg), kommt aus Landsberg;
Helga Reiter, 07.05.1940 in Wartenburg, kommt aus Allenstein;
Lucia Skowronnski, geb. Kannapien, 18.04.1917 in Essen (Göttkendorf, Kreis Allenstein), kommt aus Göttkendorf;
Jutta Skowronnski, 17.09.1941 in Göttkendorf, kommt aus Göttkendorf;
Ella Schönteich, geb. Chall, 31.03.1920 in Gehrswalde, Kreis Mohrungen (Gehrswalde), kommt aus Gehrswalde;
Alfred Schönteich, 15.07.1944 in Gehrswalde, kommt aus Gehrswalde;
Stanislaus Wozniak, 03.08.1881 in Emden (Wiesental, Kreis. Lötzen), kommt aus Landsberg (Warthe).
Seite 7 Amtliche Bekanntmachungen
Der Diplom-Chemiker Oskar Weißel in Marburg (Lahn), Hirschberg 13, hat beantragt, die verschollene Witwe Minna Weißel, geborene Passarge, geboren am 2. Dezember 1890 in Dietrichswalde bei Friedland, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft in Friedland, Ostpreußen, für tot zu erklären. Wer über das Schicksal der Verschollenen genauere Auskunft geben kann, wird gebeten, hierher zu Aktenzeichen 5 II 20/56 bis zum 20. November 1956 Nachricht zu geben.
Amtsgericht Marburg (Lahn), Abt. 5
Seite 7 Verschiedenes
Am 17.07.1956 ist Herr Arthur Patabel, geb. am 14.10.1891 in Insterburg, Ostpreußen, zu München verstorben. Ich bitte etwaige Verwandte, sich mit mir in Verbindung zu setzen, da ich als Nachlasspfleger zur Ermittlung, der Erben bestellt bin. Auch für Hinweise, die mich auf die Spur von Verwandten bringen können, bin ich dankbar. — Dr. A. Heizer, Rechtsanwalt, München, Neuhauser Straße 34 III.
Seite 7 Bestätigungen
Achtung, Rauschener! Welcher Rauschener Flüchtling kann Angaben über die der Familie Hausendorf gehörigen, an der Kleinen Teichstraße und östlich der Venusschlucht, an der Steilküste bis zum Sportplatz gelegenen Grundstücke machen? Mitteilungen erbittet an Verwaltungsrechtsrat Dr. Gallasch, Göttingen/Geismar. Unkostosten werden ersetzt.
Achtung, Gerdauer! Wer kann bestätigen, dass mein Mann, Otto Greck, aus Dugen, Kreis Gerdauen, als Maurer gearbeitet hat (Rentensache)? Nachricht erb. Frau Anna Greck. Dortmd.-Brackel, Reichshofstraße 26
Rest der Seite: Stellenangebote, Stellengesuche, Werbung, Bekanntschaften, Verschiedenes
Seite 8 Suchanzeigen
Kindersteckbrief mit Foto
Name: Käsler
Vorname: Paul
geb.: 18.11.1941
Augen: blau
Haar: schwarz
Der Knabe sucht seine Mutter Maria Käsler, geb. 02.03.1921 in Schlitt, Kr. Heilsberg, welche 1945 in Heiligenthal, Kr. Heilsberg, wohnte. Nachr. erb. u. Nr. 67 019 Das Ostpreußenblatt. Anz.-Abt., Hamburg 13
Wer weiß Verbleib der Familie Troje, früher Königsberg-Juditten, Gottschedstr. 22? Nachricht erbeten an Rechtsanwalt Dr. Schmeel, (16) Erbach (Odw.).
Suche August Radmacher, geb. 09.04.1880 in Wolditten, Ostpreußen, Samland; Minna Radmacher, geb. Meletschus, geb. 15.08.1889 in Mauern (Labiau); Ursula Radmacher, geb. 16.03.1936 in Spitzings (Königsberg). Nachricht erbittet Fr. Helene Schemmert, geb. Meletschus, Iserlohn, Grüne Grünertalstraße Nr. 326.
Suche dringend Fuhrhalter Oskar Franz Piotrowski. Frau Gertrud Piotrowski, geborene Burschkat, u. Tochter Irmgard Piotrowski, geb. am 31.12.1916, ehem. wohnh. in Königsberg Pr., Borchertstr. 8, weg. wichtiger Familienangelegenheiten. Wer weiß etwas über den Verbleib der Familie oder einer einzelnen Person und kann Auskunft geben? Unkosten werden erstattet. G. Rudkowski, Hess.-Lichtenau, Hirschhagen 577.
In Rentenangelegenh. meines Mannes Max Krebs suche ich Arbeitskameraden d. Fa. Krages & Kriete, Königsberg Pr., Heilsberger Str. Nachr. erb. Fr. Helene Krebs, Kohlsten, Kr. Münsingen, Dorfstr. 19, früher Königsberg-Liep, Königsberger Weg 38.
Nordenburger! Frau Berta Thal, Nordenburg, Hinterstr. 116, soll 1946 an Fleischvergiftung in Schwalbenthal (früher Jodlauken) verstorben sein. Wer gibt Nachricht? Kurt Thal, Lübeck, Vorwerker Straße 93.
Herta Schirrmacher, Schneiderin, Königsberg Pr., Atelier Prinz-Schilling. Seidenhaus Goldstein sucht dringend Kolleginnen. Zuschrift, erb. H. Schirrmacher, Badenweiler über Müllheim (Baden)
Suche Fr. Elise Kamutzky od. Angehörige, aus Angerapp, Ostpreußen, Mühlenstr. 106. Wer kann Hinweise geb. üb. d. Verbleib? Nachricht, erb. Bernhard Bendoraitis, Berlin-Borsigwalde, Am Waldessaum 46.
Heimkehrer! Wer kennt Edith Lange, heute 20 Jahre, aus Königsberg, Unterhaberberg 8 c? Mutter war geb. Edith Bartel, Vater seit 1940 beinamputiert. Beide Eltern 1946/1947 in Königsberg verstorben. Kind Edith reiste allein 11-jähr., nach Kaunas, Litauen. Von da mit Sammeltransport „Kaunas" am 10.05.1951 nach Deutschland. Am 14.05.1951 in Bitterfeld, Lager Wolfen, eingetroffen. Zwischen 6. u. 7. Juni in ein Kinder- od. Mädchenheim gekommen. Unkostenerstattg. Berta Bartel, Bad Pyrmont, Humboldtstraße 14
Suche meine Mutter Wilhelmine Klaus, geb. Kaiser, geb. am 04.06.1880, wohnh. Jäskeim, Kr. Samland; meine Schwester Eliese Klaus, geb. 21.07.1913, wohnhaft Jäskeim, Kr. Samland; meine Schwester Frieda Herzog, geborene Klaus, geb. 30.09.1919, wohnhaft Jägersheim, Kr. Samland; meine Nichte Gerda Klaus, geb. 12.02.1936, wohnh. Godrienen, Kr. Samland. Nachr. erb Fr. Grete Graffunder, geb. Klaus, verw. Korinth. Früher Jäskeim, Kr. Samland, jetzt Grevenbroich-Noithausen, Hochstadenstr. 19.
Kindersteckbrief mit Foto.
Name: unbekannt
Vorname: Inge
geb.: etwa 1938
Augen: blaugrau
Haar: mittelblond
Inge hat sich mit der Mutter, zwei älteren Brüdern u. zwei jüngeren Schwestern auf der „Wilhelm Gustloff" 1945 befunden. Die Mutter und die Geschwister ertranken. Inge wurde gerettet. Sie wusste nicht ihren Nachnamen und kannte auch nicht den Namen ihres Heimatortes. Sie erinnert sich aber, dass der Vater in einer Schmiede gearbeitet hat und die Eltern eine kleine Landwirtschaft und Vieh hatten. Die Nachbarsfamilie floh mit der Mutter und den Geschwistern gemeinsam mit einem Pferdewagen und kam bis Danzig. Von dort gingen beide Familien auf die „Wilhelm Gustloff". Nachr. erb. unt. Nr. 67 018 Das Ostpreußenblatt. Anz.-Abt., Hamburg 13. (Meine Anmerkung: In einer der nächsten Ausgaben wird darüber berichtet, dass die Großmutter ihre Enkelin aufgrund dieser Anzeige, gefunden hat).
Seite 8 Familienanzeigen
Die Geburt ihres ersten Kindes, Dorothee, geben bekannt, Charlotte Meyer, geb. Palfner, früher Neunassau, Kreis Insterburg. Werner Meyer. Essel, den 22. September 1956
Ihre Vermählung geben bekannt, Kaufmann Heinz Grothues, Bielefeld-Schildesche, Ditfurthstraße 88. Ilse Grothues, geb. Minuth, früher Königsberg, Viktoriastraße 5. 16. Oktober 1956
Ihre Vermählung geben bekannt, William Arthur Field, Vancouver, B.C. Kanada. Dora Charlotte Field, geb. Goetzke, früher Johannsdorf, Kreis Elchniederung, Ostpreußen. Im September 1956
Ihre Vermählung geben bekannt, Günter Burscheid, Langerwehe, Hauptstraße 175. Ingrid Burscheid, geb. Knodel, Düren, Goebenstraße 56. Früher Tannsee, Kreis Gumbinnen.
Ihre Vermählung, geben bekannt, Günter Gelsdorf, Dipl.-Ing., Aachen, Klosterplatz 12. Carla Gelsdorf, geb. Kunath, Berlin-Charlottenburg, Philippistraße 12, früher Allenstein. Oktober 1956
Ihre Vermählung, geben bekannt, Hanz Walther, Lore Walther, geb. Reichau, früher Goldap, jetzt Mutschellen-Widen 172, Aargau, Schweiz
Als Vermählte grüßen, Erwin Baumann, Valm, Neustettin. Erna Baumann, geb. Lemke, Urfelde, Kreis Ebenrode, jetzt Klafeld-Geisweid. Hüttental, Oktober 1956
Ihre Vermählung geben bekannt, Gottlieb Rothenberger, Annelore Rothenberger geb. Klinger. Hohenwaldeck (Makunischken), Kreis Goldap, jetzt Wunsiedel (Obfr.) Egerstraße 121. 9. Oktober 1956
So es Gottes Wille ist, feiern wir am 24. Oktober 1956, das Fest unserer Silberhochzeit. Gleichzeitig auch die Grüne Hochzeit unserer Tochter, Ursula Marzinzik mit Herrn Gustav Bolhöfner, aus Hagen. Wir grüßen hiermit aufs herzlichste alle Verwandten und Nachbarn aus der lieben Heimat. Schneidermeister Paul Marzinzik und Frau Anna Marzinzik, geborene Doradzillo, Kölmerfelde, Kreis Johannisburg, jetzt Priorrei bei Hagen, Westfalen.
Wir feierten am 4. Oktober 1956, unsere Silberhochzeit und grüßen alle Verwandten und Bekannten. Franz Pallagst, Postbetriebsassistent und Frau Ida Pallagst, geb. Paulin. Herdennau, Postamt Kuckerneese, Elchniederung. Jetzt Rheinhausen-Hochemmerich, Hochemmericher Straße 25
Wir feiern am 23. Oktober 1956 unsere Silberhochzeit und grüßen alle Verwandten und Bekannten. Otto Laser und Frau Meta Laser, geb. Mikoleit. Kuhlen, Kr. Tilsit-Ragnit, Ostpreußen, jetzt Godshorn über Hannover, Kapellenstraße 43
Am 24. Oktober 1956 feiern wir unsere Silberhochzeit und grüßen hiermit alle Verwandten und Bekannten. Walter Thiel und Frau Liesbeth Thiel, geb. Vogel. Königsberg-Ponarth, Palwestraße 24, jetzt Greenham-Hall-Cott. Grennham w. Wellington, Som., England
Am 26. Oktober 1956 feiern ihre Goldene Hochzeit Wilhelm Stringe, Frieda Stringe, geb. Schmidt, aus Tilsit, Garnisonstr. 28 bei ihrer Tochter, Liselotte Stringe. (22 a) Viersen (Rhld)., Krefelder Straße 25
Am Freitag, dem 26. Oktober 1956, feiern unsere lieben Eltern Karl Weischnur und Frau Anna Weischnur, geb. Weiss, früher Lindenau, Ostpreußen, jetzt Treuchtlingen, Bayern, Pharholzweg 3, das schöne Fest der Goldenen Hochzeit. Dies zeigen erfreut an die Kinder: Helene Neumann und Familie, Jeggen. Margot Edeler und Familie, Jeggen
Am 28. Oktober 1956 feiern wir mit unseren Kindern und Enkelkindern das Fest der Goldenen Hochzeit. Wir grüßen alle Bekannten u. Verwandten aus der Heimat. August Liedtke u. Frau Emilie Liedtke, geb. Struwe. Stolzenberg, Kr. Heiligenbeil, Ostpreußen, jetzt Tiefenbach über Riedlingen, Kr. Saulgau, Württemberg
Am 19. Oktober 1956 feiert unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, unser Groß- und Urgroßmütterchen, Amalie Frank, geb. Reith, früher Schwalbental, Kreis Insterburg, jetzt Nürnberg, Schweinauer Hauptstraße 136, ihren 80. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin gute Gesundheit und Gottes Segen, ihre dankbaren Kinder nebst Familien.
Unser lieber Vater und Opa, August Wunderlich, früher Ellern, Kr. Goldap, jetzt Hohenaspe über Itzehoe, feiert am 24. Oktober 1956, seinen 70. Geburtstag. Es, gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin gute Gesundheit, die Kinder und Enkelkinder, Kanada
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Seite 9 Wenn die Kartoffelfeuer rauchten.
2 Fotos: Die Moorblanken. Die Kartoffelernte war bei uns einer der Höhepunkte des ländlichen Jahres. Das Bild links oben ist irgendwo zwischen Insterburg und Tilsit aufgenommen worden, das Bild rechts aber zeigt etwas Besonderes: Kartoffeln aus dem Großen Moosbruch, die von hier in einem Kahn fortgeschafft werden. Feste Straßen durch das Große Moosbruch — es ist jetzt ganz verwildert — gab es nicht; auf der Laukne und Timber vollzog sich in der Hauptsache der Transport. Sehr geschätzt war die moosbruchblanke Kartoffel, die auf schmalen Beeten in Handarbeit gepflanzt, gepflegt und geerntet wurde. Ewiger Kartoffelbau wurde hier getrieben, ohne künstliche Düngung, nach besonders erprobten Anbaumethoden (berußen im Frühjahr). Im Aussehen und Wohlgeschmack waren die hier geernteten Erdfrüchte unübertroffen. Als Frühkartoffeln kamen sie schon Anfang Juni auf die Märkte von Tilsit, Insterburg und Königsberg; sie wurden meist im Kahn in die Städte geschafft. Die späteren Sorten (Eigenheimer, blaue und weiße) wurden nach Berlin und vor allem nach Hamburg verladen. Die Hapag (Hamburg-Amerika-Linie) und der Norddeutsche Lloyd kauften große Mengen dieser ostpreußischen Kartoffeln für die Verpflegung ihrer verwöhnten Passagiere; so wurden die Moosbruch-Kartoffeln auf allen Meeren der Welt gegessen.
Foto: So brannten die Kartoffelfeuer ... Eine Aufnahme, die in der Försterei Reiff in der Rominter Heide gemacht wurde.
„Toffle, Toffle, Toffle . . ."
Wer kennt ihn nicht mehr, den Ruf der Männer und Frauen, die mit ihren Kartoffelwagen durch die Straßen unserer Heimatstadt zogen.
„Toffe, Toffle, Toffleeee ..."
Da lachten sie vom Karren herab, die Blaublanken oder die Weißfleischigen und warteten darauf, in Einholkörbe und Markttaschen geschüttet zu werden. Und unsere alte, behäbige Kartoffelfrau brauchte gar nicht lange anzupreisen: „Toffle, scheene, frische Toffle, Madamche …“ Man kannte ihre Toffles ganz genau und wusste, dass man nicht beschuppst wurde.
Was war das für ein Festgericht, wenn die ersten Kartoffeln im frühen Sommer auf den Plan traten und der Ruf unserer Kartoffelfrau eine neue Variante bekam: „Frische Toffle, scheene, frische Toffle, Toffle, Toffle, Toffleeee . . ." Sie wurden nur mit Butter gegessen, das war Tradition, ein wenig später dann mit Schmandhering.
Und dann neigte sich der Sommer, die Kornaust war vorbei, und nun ging es draußen auf den Kartoffeläckern vor der Stadt an die Ernte der Erdfrüchte. Alles, was irgendwie krauchen konnte, ob Großmutter oder Enkelkind, musste mit in die Kartoffeln. Denn in unserer Heimat gab es nicht nur die größten Hackfruchtschläge, sondern auch die frühesten Fröste. Da hieß es sich sputen, damit der Segen der Erde rechtzeitig aus dem Boden kam.
Über die weiten Schläge ratterten die Trecker, warfen die Kartoffelroder die Erdschollen auf, dass die blanken Kartoffelchen an das Licht kamen. An den Ackerrändern surrten die Sortiermaschinen. Es war ein Bild emsiger Arbeit, und es war ein fröhliches Bild. Denn trotz der Schwere des Tagewerkes, das nun alle in der Kartoffelaust zu leisten hatten, gab es doch genug Scherzworte und ein bisschen Plachandern.
Wem steht nicht so ein ostpreußischer Herbsttag greifbar vor Augen, wer riecht nicht noch den Duft von Lupinen, von Erde und Rauch? Die Quitschen an der Chaussee leuchten rot aus dem fahl werdenden Gezweig. Von den Birken fällt ab und zu ein gelbes Blatt zu Boden, und die Blutbuche im Park des Gasthauses trägt ihr brennendes Rot. In den Obstgärten reifen die Äpfel, fallen schwer in der Mittagsstille die reifen Kruschkes in das Gras. Altweibersommer weht am Zaun, über den die großen Köpfe der Dahlien hängen. Die Beete vor den Insthäusern sind kunterbunt mit Astern bestickt. Morgen sind sie vielleicht schon braun und welk, wer weiß. Denn der Morgen ist bereits empfindlich kühl und der Atem steht in einer Wolke vor dem Munde, wenn man in aller Herrgottsfrühe in die Kartoffeln geht.
Seht, Dorchen hat sogar die Pudelmütze über den Flachskopf gezogen und die braunen Baumwollstrümpfe sind ganz brav an der Wiste festgeknöpft, damit Dorchen ja nicht friert. Die kleinen Hände stecken in alten Fausthandschkes.
Ja, auch die Jüngsten sind mit dabei und sammeln mit wahrem Bienenfleiß hinter dem „Schatzgräber". Dass es mal zwischendurch eine kleine Keilerei gibt, wenn der Willem dem Karl die dicksten Kartoffeln vor der Nase wegschnappt und ihm nur noch das Kroppzeug lässt, frischt den Eifer bloß noch auf. Wenn die Sonne am klarblauen Himmel höhersteigt, wird einem dann langsam warm. Zuerst fallen die Pudelmützen, dann die Wollschals. Dorchen krempelt sich schnell die Strümpfe herunter und bettelt die Mutter an: „Muttche, mich schwitzt, gib mir doch ein Schlubberchen kalten Tee“.
Vesperpause am Ackerrand. Wie schmeckt der Fladen oder erst der Glumskuchen! Der große Kaffeetopf wandert von Hand zu Hand. Dorchen sucht schnell mal im Graben nach Brombeeren. Vater rechnet bei einem Pfeifchen aus, wieviel er von seinen Deputatkartoffeln wohl noch verkaufen könnte.
Und Mutter ist beruhigt. Wenn Kartoffeln da sind, gehen die hungrigen Mäuler immer zu stopfen. Ob Kartoffelsupp' oder Flinsen, ob Kartoffelbrei mit Spirgel oder Pellkartoffeln mit Schmunzelmus oder Hering, die Kartoffeln sind die Hauptsache. Hat Mutter in ihrer Jugendzeit nicht oft Pellkartoffeln mit Salz essen müssen und hat doch immer rote Backen gehabt?
Opa träumt von einer leckeren Kartoffelwurst mit Speck und Zippeln, schön krosch im Ofen gebacken. Und Oma? Natürlich von Kartoffelkeilchen, das ist doch ihr Lieblingsgericht.
Langsam geht der seidenblaue ostpreußische Herbsttag zur Neige. Rauch schwelt vom zusammengesunkenen Feuer. In der Asche braten ein paar Kartoffeln. Kann mir einer ein Gericht sagen, das köstlicher ist als in der Asche gebratene Kartoffeln nach einem langen, schweren Arbeitstag?
‚I ja, ich mein' doch, „schmunzelt Opa und erzählt von seiner Jugendzeit, wo er im Herbst die hundertköpfige Gänseschar über die Stoppeln trieb. „So 'ne Gans, ungerupft und mit Lehm überzogen und dann im Feuerchen gebraten, Kinnersch, Kinnersch, da kannst dich aber belecken“.
„Aber Opa", meutert die Enkelschar, „ungerupft kannst doch keine Gans essen“.
„Die Federn blieben ja im Lehm stecken, wenn man den abzog, ihr Dusselköpfe", belehrt Opa.
Hoch auf dem wenig bequemen Sitz des prallgefüllten Kartoffelsackes ging es dann auf dem Bullerwagen heimwärts. Müde, verdreckt, hungrig, — aber von dem stolzen Bewusstsein erfüllt, dass wieder ein gehöriger Teil der Ernte unter Dach und Fach war. Nun konnten die Wagen mit Kartoffeln zur Bahn rollen. Die hochbeladenen Kähne, auf dem Kanal getreidelt, und die Motorboote brachten den blanken Segen der Erde zu den Märkten und den Städten.
Und morgen würde dann wieder der vertraute Ruf in den Straßen klingen: „Toffle, Toffle Toffleeeee ... Ruth Geede
Kartoffellied. Von Matthias Claudius (1740 – 1815)
Pasteten hin, Pasteten her,
Was kümmern uns Pasteten?
Die Kumme hier ist auch nicht leer,
Und schmeckt so gut, als bonne chere
Von Fröschen und von Kröten.
Und viel Pastel‘ und Leckerbrot
Verdirbt nur Blut und Magen.
Die Köche kochen lauter Not,
Sie kochen uns viel eher tot,
Ihr Herren lasst euch sagen!
Schön rötlich die Kartoffeln sind
Und weiß wie Alabaster!
Sie däu'n sich lieblich und geschwind
Und sind für Mann und Frau und Kind
ein rechtes Magenpflaster.
Kein Aschenbrödel … Der Kartoffelanbau in Ostpreußen
Rund 10 vom Hundert der Ackerfläche in Ostpreußen im Mittel der Jahre 1931 bis 1935 wurden nach Angaben von Professor Seraphim mit Hackfrucht, fast ausschließlich Kartoffeln, bestellt. Die Kartoffelfelder in der Provinz nahmen damals eine Fläche von 175 000 Hektar ein. Es wurden in unserer Heimat gute Saatkartoffeln gezogen, hierfür zeugte die alljährliche Ausfuhr von 350 000 Zentnern Saatkartoffeln in den Westen des Reiches. Der Gesamtertrag des Kartoffelanbaues in Ostpreußen betrug im Durchschnitt jener Jahre 2 489 000 Tonnen (eine Tonne gleich zwanzig Zentner); er stieg in späteren Jahren auf 2,754 Millionen Tonnen an. Diese Menge war mehr als fünf vom Hundert der jährlichen Ernte im gesamten Deutschland. 30 000 Tonnen davon waren Frühkartoffeln.
Die Hauptanbaugebiete für Kartoffeln in Ostpreußen waren Masuren sowie ein Teil des Oberlandes und des Ermlandes, wo leichter Boden vorherrschte, und der Kartoffelanbau mehr Sicherheit als der Getreideanbau versprach. 587 118 Tonnen Kartoffeln wurden in den oben angeführten Berechnungsjahren zur menschlichen Ernährung verwandt. Außerdem wurde etwa das Doppelte dieser Menge an Schweine verfüttert, die, gut gemästet in die Städte geliefert wurden. 94 051 Tonnen Kartoffeln wurden zu Sprit verarbeitet; 70 vom Hundert der Brennereien befanden sich im Regierungsbezirk Allenstein.
Die Kartoffel bildet eine Grundnahrung für den arbeitenden Menschen. Es soll Männer geben, für die ein Mittagessen ohne Kartoffeln einfach kein Mittagessen ist. Ein italienischer Professor äußerte nach einem Besuche Ostpreußens: „Die Menschen in diesem Lande sind groß und stark. Sie sehen blühend und gesund aus — und dabei essen sie Kartoffeln und Sauerkohl“.
Nun, Spaghetti und Makkaroni sind ab und zu auch bei uns auf den Tisch willkommen, aber als ständige Nahrung würden wir sie bald überhaben; die Kartoffel aber nie! Sie erinnert an die Geschichte des verachteten Aschenbrödels. Im Kriege und in den Hungerjahren nach 1945 lernte sie so mancher schätzen, der sie bis dahin von oben herab betrachtet hatte. Mancher „Zeitgenosse, der vom „Wirtschaftswunder" seinen guten Teil abbekommen hat und heute einen Mercedes fährt, hat damals den Rücken krummgemacht, um auf einem umgegrabenen Rasenstück ein paar Dutzend Kartoffeln zu setzen und zu behacken. Ob er jetzt wohl noch daran denkt, was ihm dies Aschenbrödel einst wert war?
Seite 10 Prof. Dr. Goetz von Selle verstorben. Ein Gelehrter, der den Reichtum ostdeutschen Lebens und Wirkens aufzeigte.
Am 6. Oktober 1956, verstarb der bekannte ostdeutsche Wissenschaftler Prof. Dr. Goetz von Selle nach schwerer Krankheit in Göttingen. Der Verstorbene war Schöpfer und Leiter des Archivs der Göttinger Universität sowie der Meldestelle ostdeutscher Universitäten und langjähriges Vorstandsmitglied des Göttinger Arbeitskreises ostdeutscher Wissenschaftler.
Prof. Dr. Goetz von Selle entstammte einer preußischen Offiziersfamilie. Er wurde am 28. Januar 1893 in Torgau geboren. Nach dem Universitätsstudium in Göttingen wurde er zunächst mit der Einrichtung und Leitung des Göttinger Universitätsarchivs beauftragt. 1939 wurde Prof. von Selle zum stellvertretenden Direktor der Königsberger Universitätsbibliothek berufen. An der Albertus-Universität hielt er Vorlesungen über Bibliothekswesen und deutsche Geistesgeschichte.
Nach der Vertreibung aus Königsberg fand der Gelehrte wiederum in Göttingen eine Arbeitsstätte. Den größten Teil seiner Arbeitskraft und seines reichen Wissens widmete er der Bewahrung ostdeutscher wissenschaftlicher und geistiger Tradition und der Förderung neuer Einsichten insbesondere auf dem Gebiet der ostdeutschen Geistesgeschichte.
1951 übernahm er die Redaktion des „Jahrbuches der Albertus-Universität zu Königsberg Pr.", das in nunmehr sieben Bänden vorliegt. Damit wurde es der altehrwürdigen ostdeutschen Universität ermöglicht, sich weiterhin am wissenschaftlichen Gespräch der Gegenwart zu beteiligen. Auch die „Gesellschaft der Freunde Kants", die aus der Tafelrunde des Philosophen hervorgegangen war, erfuhr durch Prof. von Selle eine stete Förderung und Betreuung ihres Anliegens, vor allem auch, nachdem sie in Göttingen im Jahre 1947 wieder ins Leben gerufen war. Die Gesellschaft dankte ihm für dieses unermüdliche und selbstlose Wirken durch Ernennung zum „Kanzler auf Lebenszeit". Segensreich war auch die Tätigkeit des Verstorbenen als Leiter der „Meldestelle der Ost-Universitäten“.
In den Jahren nach der Vertreibung hat Prof. Dr. von Selle zahlreiche Veröffentlichungen über ostdeutsche Themen vorgelegt, welche fast alle vom Göttinger Arbeitskreis herausgegeben wurden. Vor allem standen im Mittelpunkt seiner tiefschürfenden Untersuchungen Ostpreußen, Preußentum und die Königsberger Albertina mit ihrem größten Lehrer Immanuel Kant. 1948 erschien als richtungweisender Abriss:
„Deutsches Geistesleben in Ostpreußen" — auch in englischer Sprache —, dem mehrere kleinere Arbeiten, u. a. im .Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg/Pr.": „Über den ostdeutschen Geist", folgten. Die wesentlichen Dokumente preußischer Staatsgesinnung sammelte Goetz von Selle im „Preußen-Brevier" (1951).
Die enge Verknüpfung zwischen Preußentum und den Lehren Kants zeigt die gedankenreiche Kurzbiographie auf, die Prof. von Selle über den Königsberger Weisen 1951 schrieb. Der gesamtdeutschen und aktuellen Bedeutung Kants, ging Selle in Aufsätzen nach, welche sich mit den Wirkungen seiner Philosophie auf Österreich und mit den gegenwartsnahen Kernsätzen seiner Lehre beschäftigen. Um den ganzen Reichtum ostdeutschen Lebens und Wirkens zu erfassen, gab Prof. von Selle 1955 eine Sammlung: „Ostdeutsche Biographien" heraus. Die Bedeutung der ostdeutschen Geistesgeschichte für Deutschland und Europa behandelte er insbesondere in seiner großangelegten „Geschichte der Albertus-Universität zu Königsberg/Pr.", deren zweite, ergänzte Auflage er als das nun letzte Werk in seinem schaffensreichen Leben bearbeitete.
Seite 10 Ein Schulfunk-Preisausschreiben über Ostdeutschland
Anlässlich der „Mitteldeutschen Woche" schreibt der Schulfunk des Süddeutschen Rundfunks einen Wettbewerb für Schulen und Schüler aus. Das Preisausschreiben sucht die besten Ergebnisse der Beschäftigung mit Mittel- und Ostdeutschland und dem Gedanken der deutschen Wiedervereinigung in den verschiedensten Zweigen der schulischen Arbeit. Zu einem der gestellten Themen oder auch zu beiden Themen können schriftliche und gegenständliche Darstellungen aller Art vorgelegt werden, also Aufsätze, Gedichte, Briefe, Karten, Skizzen, Trachten, Laienspiele und musikalische Darbietungen. Da bekannt ist, dass zahlreiche Arbeiten zu den Wettbewerbsthemen bereits vorliegen, sind neben den durch diese Ausschreibung angeregten auch solche Arbeiten zugelassen, die seit dem 1. Januar 1956 entstanden sind.
Einsendeschluss für originale Arbeiten ist der 31. Januar 1957, für Fotos und Beschreibungen von Arbeiten der 30. November 1956. Alle Einsendungen sind mit dem Vermerk „Wettbewerb" an den Süddeutschen Rundfunk, Schulfunk, Stuttgart-O, Neckarstraße 145, zu richten.
Als erster Preis ist eine Reise nach Berlin ausgesetzt, als zweiter Preis eine Reise an die Zonengrenze, als dritter ein Aufenthalt in der Jugendherberge „Hoher Meißner", als 4. bis 50. Preis Bilder, Kunstmappen und Bücher über die Gebiete jenseits der Zonengrenze, erzgebirgisches Spielzeug und Gegenstände aus Bernstein.
Bei einem guten Ergebnis des Preisausschreibens sollen die eingesandten Arbeiten zu einer Ausstellung zusammengefasst werden, die zunächst in einigen Orten Baden-Württembergs und dann gegebenenfalls vom Kuratorium „Unteilbares Deutschland" auch in anderen Bundesländern gezeigt werden soll.
Nähere Auskünfte über das Preisausschreiben erteilt der Schulfunk des Süddeutschen Rundfunks.
Seite 10 Heimatliches Kunterbunt
In dieser Folge setzen wir das lustige und erklärende ABC der ostpreußischen Umgangssprache fort. Den älteren Landsleuten sind die hier angeführten Worte geläufig, der Jugend haben sie manches zu sagen. Viele köstliche, treffende Ausdrücke lassen sich nur ungefähr in hochdeutsch wiedergeben, sie büßen dabei viel von ihrer urtümlichen Sprachkraft ein. Es wäre schade, wenn sie vergessen werden würden.
Gringel
Ob die Behauptung, dass ein Hecht hundert Jahre alt werden kann, auf Wahrheit beruht, vermögen nur die Fach-Zoologen zu beurteilen. Ein ziemlich hohes Alter erreicht dieser unersättliche Fresser gewiss. Er wagt sich in seiner Gier sogar an Enten und Wasserhühner heran; sogar den untergetauchten Kopf eines Schwans packt er. Dies berichtet immerhin Alfred Brehm. Ein Wissenschaftler beobachtete, dass acht Hechte innerhalb von drei Wochen achthundert Gringel (Gründlinge = kleine Weißfische) verzehrten. Sie holt sich der gefräßige Räuber als Hauptnahrung. Die Gringel halten sich auf dem Grunde eines Gewässers auf. Doch nützt ihnen diese Vorsicht wenig, und eine bittere Ironie liegt in dem ostpreußischen Sprichwort: „Man kömmt endlich doch önne Höcht (in die Höhe), säd de Gringel, wie hei ane Angel hung“. Auf diese Art erhoben und „befördert" zu werden, verzichtet man gerne. Viel Freude hat der Angler an dem Fang auch nicht, denn das kleine Fischchen gibt nicht viel her. Geringschätzig sagen auch die Marjellen von einem jungen Mann, den sie nicht ganz für voll nehmen: „Dat 's man so'n Gringel“. Wer aber kann voraussehen, ob sich nicht später einmal so'n Gringel von Jüngling in einen Hecht verwandeln wird?
Hacks
Ein Vorname sollte eigentlich zu seinem Träger oder der Trägerin passen. Doch ist dies durchaus nicht immer der Fall. Es gibt recht krasse Beispiele des Gegenteils. Verbindet sich nicht mit dem Namen Hulda die Vorstellung von Milde und Freundlichkeit? Fräulein Hulda — der Familienname ist unwesentlich — stand aber im Rufe, eine sehr spitze Zunge zu haben. Die jungen Frauen mieden das Zusammentreffen mit ihr, was Fräulein Hulda wohl spürte. Nicht immer ließ sich dies durchführen, weil der Bruder von Fräulein Hulda, die schon bei Jahren war, eine ziemlich einflussreiche Stellung einnahm und in der Stadtverordnetenversammlung ein gewichtiges Wort mitsprach. Da er unverheiratet war, führte ihm Fräulein Hulda den Haushalt. Gelegentlich gab sie einen Damenkaffee, und sie musste anstandshalber auch mal eingeladen werden. Auf dem Heimweg von einem solchen Nachmittagskaffee sagte eine junge Frau, die Fräulein Hulda mit einer „treffenden" Bemerkung bedacht hatte, zu ihrer Freundin: „Hast Du gehört, wie sie mir mit ihrem scharfen Schnabel einen Hacks gab?" — „Hacks" ist ein kurzer, hackender Schlag. Einen Hacks weghaben, bedeutet im übertragenen Sinne, sich einen körperlichen Fehler zugezogen zu haben. Auch in üble Nachrede gekommen zu sein, kann darunter verstanden werden. Aber nicht nur Unerfreuliches ist mit diesem Wort verbunden. In Ostpreußen brauchte man nämlich auch die zum Weiteressen auffordernde Ermunterung: „Nimm man noch en Hacks'che!“
Japper
Vor Beginn einer vollen Stunde sammelte sich auf dem Altstädtischen Markt in Königsberg eine Schar von Schaulustigen an, unter denen die liebe Jugend stets stark vertreten war. Rückte nämlich der lange Zeiger der Uhr im Turm des Altstädtischen Rathauses auf 12, so streckte der hoch oben in der Fassade einmontierte Japper die Zunge heraus, und zwar so viele Male, wie um die gleiche Zeit die Glocke vom Domturm schlug. Auf dieses Schauspiel wartete die Menschenmenge unten. Der Japper hatte die Form eines Löwenkopfes, der das Maul aufriss. Einige Jahre hindurch zeigte er seine Zunge nicht, weil ein in seinen Rachen geflogener Sperling den Mechanismus verdorben hatte. In den Jahren 1871 - 1873 erschien in Königsberg unter dem Titel „Der Japper" ein Lokalblatt, das den Altstädtischen Japper als Titelzeichnung im Kopf führte. — Der Ausdruck Japper stammt von jappen; dies tut einer, der den Mund weit aufmacht, um nach Luft zu schnappen. — Königsberg war nicht die einzige Stadt in Ostpreußen, die einen Japper aufweisen konnte. In Drakehmen (Angerapp) gab es
den „Jappert". Dieser war ein mit grellen Farben bemalter Kopf, über den eine blaue Mütze gestülpt war; angebracht war er unter der Uhr des Rathausturms. Bei jedem Schlag der Uhr schnappte oder jappte er. Die Bewohner jenes Stadtteils, gegen die der Jappert schnappte, wurden von den anderen gehänselt. Die Fopperei — so wird jedenfalls erzählt — soll so weit getrieben worden sein, dass sich einst die Darkehmer in „Vorder- und Hinterjapperts" schieden, woraus sich manche lustige Anzapfung, aber auch ärgerlicher Zwist ergaben.
Koddern
Die Männer, die doch Autos und Flugzeuge konstruieren, werden eins nie begreifen: dass die Frauen „nichts anzuziehen haben". Steht eine größere Feier bevor oder naht sich der Frühling, so stimmt die Gattin dieses seit Evas Zeiten bekannte Klagelied an. Erlaubt sich der Mann etwa die Bemerkung, dass der Schrank doch von allerlei Zeug vollhänge, so wird ihm geantwortet: „ Mit den alten Koddern kann ich doch nicht gehen!“ Kleine Übertreibungen seien den Frauen gerne zugestanden, so auch hier, denn mit Koddern bezeichnet man alte, zerrissene Kleidungsstücke. Die grimmige Prophezeiung eines zornigen Gegners: „Dem wird“ ich die Koddern vollhauen", ist insofern richtig, weil die Hiebe auf die Kleidung fallen; aber der erboste Wüterich will natürlich nicht auf die leeren Koddern eindreschen, er meint das, was unter ihnen steckt. Den Rat „De Koddre sön schwer to verdeene, man mott se schone", befolgt der Sparsame, der eines Tages nicht, „abgekoddert" dahergehen möchte. Was ein Wischkodder ist, weiß wohl jedes ostpreußische Kind. Und zum Schluss sei die altbekannte Aufforderung wiedergegeben: „Marjell, bring dem Kodder, ich hab' Schmand verschwaddert“.
Lucht
„He wat opp de Lucht sön". Diese Vermutung des vorbeikommenden Nachbarn erwies sich als richtig, denn als er einen Gruß hinaufrief, öffnete sich die Luke des Giebels, und der Hausbesitzer schaute heraus. Freundliche Worte wurden von oben nach unten gewechselt. Man verstand einander ganz gut, denn das Siedlungshäuschen hatte nur das Erdgeschoss und die Lucht, den Bodenraum (Im Ermland: Söller). Allerlei Kram wurde hier aufbewahrt. Majoranbündel hingen an den Balken, Schafspelze für den Winter, hohe Stiefel, Leinen und Riemen, Bettkästen, alte Spinnräder, Arbeitsgerät, Koffer und Pappschachteln waren an- und aufeinandergestapelt. In geräumigen Häusern wurde auf der durchgehenden Lucht die Wäsche an Regentagen zum Trocknen aufgehängt. Wollte man Ausschau halten, so war die Lucht der günstigste Standort. Der berühmte Maler Lovis Corinth berichtet aus seiner Schulzeit, die er bei einer geizigen und lieblosen Tante in Königsberg verbringen musste, wie sehr er sich nach seinen Eltern und seinem geliebten Tapiau bangte: „Oft sehnte ich mich nach Hause. Ich schlich auf die ‚Lucht', wo der Gesell schlief. Aus der Dachluke sah ich sehnsüchtig nach Osten. Ich bog mich weit heraus aus dem Fenster, ob ich wohl immer den Pregel aufwärts, den Kirchturm meiner Heimatstadt sehen könnte. Dar Pregel, auf dem ich angekommen war, zog sich silbern, erst an Holzplätzen mit aufgestapelten Baumstämmen, dann durch grüne Wiesen entlang, dann sah ich wohl noch einen Turm, der gehörte aber leider zu einem Dorfe. Aber am Horizont verschwand dann alles in blauem Dunste . . ."
Molsch
In der Mittagspause, als endlich die Arbeit auf der Wiese für eine Stunde unterbrochen wurde, streckte sich Karl in das hohe Gras, rollte sich auf die rechte Seite und meinte gähnend, bevor er die Augen für ein stärkendes Nickerchen schloss: „Eck si hiede ganz molsch“. „Na, gewiss doch, von gistre Oawend", entgegnete schnippisch eine der Marjellen, die die mitgebrachten Essgeschirre, Paartöpfe, Trinkflaschen und Becher wieder in die Körbe packten. So ganz unangebracht war die geäußerte Vermutung nicht, denn der junge Gespannführer stand in dem Ruf, die Freuden des Lebens, die sich ihm boten, ausgiebig zu genießen. Als „molsch" bezeichnete man auch das angefaulte Obst. Und der gute Rat: „Du brauchst dich nicht nach jedem molschen Appel zu bücken", bedeutete, dass man seine Arbeitskraft und -lust nicht an belanglosen Kleinkram vergeuden solle. Wenn in der Saalfelder Gegend ein Bauer von „molschen Wiesen" sprach, so meinte er, die Wiesen seien sumpfig und ihr Ertrag wäre daher niedrig. Es war also immer etwas faul, wenn das Wort molsch gebraucht wurde. Ein lebenskluger Mann ließ sich daher auf keine molsche Sache ein, die ihm doch nur Ärger und Kosten eingetragen hätte.
Nachschrapsel
Immer vergnügt, voller Lebenslust, mit einem guten Schuss Übermut, tummelt sich die sechsjährige Inge auf dem Spielplatz, auf der Straße und auch in der elterlichen Wohnung. Kleine Keckheiten, die den älteren Geschwistern früher Tadel und Strafen einbrachten, werden ihr leichter von Vatchen und Muttchen verziehen (besonders von Vatchen). Auch Onkel und Tanten verwöhnen sie, und die schon nahezu erwachsenen Brüder und Schwestern verhätscheln die Jüngste auch, wenn sie auch gelegentlich sich als Miterzieher aufspielen. Nachschrapsel' nannte man in Ostpreußen das letzte Kind, das der Storch nach weitem Abstand von den anderen Geschwistern auf die Welt brachte und das eines Tages fröhlich in der Wiege strampelte. Wer sollte ein so lustiges, lebenskräftiges Geschöpfchen auch nicht lieb gewinnen? — Blieb von einem guten Schmaus noch etwas übrig, so ließ man sich am nächsten Tage den Rest, das Nachgeschrapte (von schrapen = kratzen) schmecken. Da daheim in reichlichen Mengen gekocht und gebraten wurde — die Hausfrau brauchte damals nicht so genau die Portionen einzuteilen wie heute, wo es gilt, alles wieder von neuem anzuschaffen —, war das Nachgeschrapte mitunter gar nicht so unansehnlich.
Rest der Seite: Wir hören Rundfunk
Seite 11 Wi ginge äwer bunte Bläder. Toni Schawaller
Wi ginge äwer bunte Bläder,
de Barkeweg droog geelet Loof.
Von wiedems knarrde Woageräder,
öm kriesches floog e Wildgansschoow.
Groatz wull de Sonnke undergoahne,
dat Aowendroot am Himmel stund,
am Barkeboom doa bleew wi stoahne,
de Newel steeg öm Ellergrund.
De Rook deed utem Schorsteen stiege,
am Derp durt uut jenn kleenet Hus.
De Gänskes oppe Stoppel schriee,
de Koater brocht vont Föld e Mus.
Guss, Gusskes, koamt! e Kind deed roope —
dat Stömmke keem bekannt ons vör,
ons kleen Margellke keem geloope,
dree Gänskes leepe hinder ehr.
Ut ons Margellke ehre Ooge
stroahld Sonneschien on Aowendroot,
de Gänskes önne Flochte schlooge,
ons Kindke säd: öck si ju goot.
Seite 11 Aufbruch der Kraniche
Die Septembertage waren von Farben wie durchlodert, da durfte ich einmal die Kartoffelferien auf dem Gut eines Onkels in Masuren verleben. Dabei hatte ich ein mich richtig aufwühlendes Erlebnis.
An einem Morgen erwachte ich schon vor Tagesanbruch; der Nebel wogte noch ums Haus.
Eine Unrast, die ich mir selber nicht erklären konnte, trieb mich hinaus in den Wald. Hier hatte ich einmal ganz in der Frühe auf einer sumpfigen Wiese äsende Rehe belauschen können. Als ich jetzt jener Lichtung zustrebte, vernahm ich ein Rauschen und Lärmen, eine auf- und abschwellende Symphonie unbekannter Geräusche, hin und wieder von schrillen Schreien übertönt.
Vorsichtig wie ein Indianer schlich ich nun zum Waldrand, wo ich durch tief herabhängende Zweige gegen Sicht gedeckt war. Ein seltsames, unwirkliches Bild bot sich mir da: eine unübersehbare Schar großer stelzbeiniger Vögel, deren ausgespannte Flügel wild auf- und niederwogten wie ein sturmbewegtes Meer. Größer als Störche oder Fischreiher waren sie, mit einem silbergrauen Federkleid angetan, schwarzen Beinen und Schnäbeln. Und da beim Beobachten erinnerte ich mich, dass sie in meinem Naturkundebuch als Kraniche bezeichnet waren, ja dass ich sie wohl auch schon in unserem Tiergarten gesehen hatte.
Hier aber gaben sie sich ganz anders: eine unerklärliche Aufregung, ja eine Art von panischem Schrecken hatte die Kraniche befallen, der nun in weithin hörbarem vielhundertstimmigem Schreien, wie auch in wildem Umherhüpfen und Flügelschlagen seinen Ausdruck fand. Auf die schrillen Schreie einzelner Kraniche antwortete das ganze Feld mit einem wilden Gezeter, wie ich nie etwas Misstönenderes und Grelleres an Lärm gehört hatte. Bald war mir klar, dass ich gerade zu einer jener Versammlungen zurechtgekommen war, die dem Abflug unserer Zugvögel voranzugehen pflegten, wie man sie von den Störchen, den Staren, ja auch den sich wesentlich ruhiger gebenden Schwalben her kennt.
Rings um diese aufgeregte Masse sah ich einige Kraniche allein herumstelzen, die für ihre Kameraden die Wache übernommen hatten. Einer von ihnen kam mehrere Male ganz dicht an meinem Versteck vorbei, so dass ich unwillkürlich den Atem anhielt, um mich nicht zu verraten. Endlich trat bei der ganzen Versammlung völlige Ruhe ein, so als sollte sich nun etwas Entscheidendes ereignen. Ein einzelner Kranich erhob sich plötzlich, breitete seine riesigen Schwingen aus und kreiste einige Male über dem ganzen Feld. Dann fiel er fast lotrecht herab und befand sich wieder auf seinem alten Platz. Wieder erschollen nun laute Schreie aus seiner Umgebung. Und noch mehrmals wurde dieser vielleicht symbolische Einzelflug vor der ganzen Versammlung wiederholt.
Dann erhob sich ein besonders mächtiger Kranich — wirklich eine Art Leittier —, kreiste ebenfalls einige Male über dem Feld, kehrte aber nicht mehr aus der Luft zurück. Und das sollte für seine Kameraden das Signal zum Aufbruch sein: Wieder begann nun das wogende Getümmel, aus dem sich jetzt aber einzelne Vögel in die Höhe schwangen. Sie beschrieben dort noch einige Kreise und folgten dann dem ersten Kranich. Immer wieder ertönten dabei jene aufregenden, schrillen Schreie. Richtig grau war der Himmel nun über jener einsamen Waldlichtung, grau vor schlagenden Schwingen, die die Sonne verdeckten. Allmählich konnte man dann jene Keilform erkennen, den langen auseinanderfließenden Strom, der schließlich die Form einer gewaltigen Eins annahm.
In der Stille, die jenem gewaltigen Aufbruch folgte, blieb ich allein zurück, noch ganz benommen von dem elementaren Ereignis, und schaute den Kranichen nach, bis sie hinter den Baumwipfeln verschwunden waren. Von einer anderen Stelle aus folgte ich mit den Blicken dem gewaltigen Keil, bis er mit dem blau des Septemberhimmels verschmolz. Dann war nur noch aus weiter Ferne das seltsame Schreien der Kraniche zu hören, aber nicht mehr als ein wildes Lärmen, sondern als gleichmäßiges rhythmisches Rufen.
Warm und strahlend schien nun die Sonne, doch vermochte sie noch lange nicht die Verzauberung zu lösen, die mich befallen hatte. Robert Pawel
Lydukke
Der Dienstagsmarkt in Heydekrug im Memelgebiet war im ganzen Lande bekannt. Nicht nur wegen der Anzahl der Käufer und Verkäufer, die dort zusammenkamen, sondern auch wegen des Originals von einer Fischerfrau aus dem Fischerdörfchen Sziesze, an dem Flüsschen Sziesze gelegen, die dort ihren Stand hatte. Diese schwatzte immer sehr gern. Wenn ihr nun einmal der Gesprächsstoff ausgehen wollte, rief sie ihr kleines sechsjähriges Töchterchen Lydia, das stets mitgenommen wurde, herbei und sagte: „Lydukke, red weiter!"
Seite 12 Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …
Königsberg-Land
Am 4. Oktober 1956, ist das Mitglied unseres Agrarausschusses, der Landwirt Karl Gerber aus Poggenpfuhl, im Alter von fast 75 Jahren, nach kurzer Krankheit verstorben.
Mit Karl Gerber ist ein in unserer Heimatkreisgemeinschaft sehr bekannter und geachteter Mann von uns geschieden. Jahrelang war er zum Wohle der Bewohner seiner engeren Heimat als Bürgermeister und Amtsvorsteher tätig. In der berufsständischen Organisation des Reichsnährstandes wirkte er als Bezirksbauernführer. und in mehreren Wirtschaftsverbänden stand er an führender Stelle. Während des letzten Krieges hat er als Vorsitzender des Milch- und Fettwirtschaftsverbandes Ostpreußen sein umfangreiches Wissen und Können der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt.
Nach der Vertreibung wurde er durch die Wertschätzung der Gemeindemitglieder Vertreter seiner Heimatgemeinde und durch das Vertrauen seiner Berufsgenossen im Jahre 1950 zum Mitglied der Agrarkommission unseres Heimatkreises gewählt. Diese Funktionen hat Karl Gerber mit der ihm eigenen selbstverständlichen Pflichterfüllung bis zu seinem Tode versehen.
Die Heimatkreisgemeinschaft Königsberg-Land dankt dem Verstorbenen für seine treue Mitarbeit, indem sie ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahrt.
Im Namen des Kreisausschusses:
Fritz Teichert, Kreisvertreter, Helmstedt, Triftweg 13
Fischhausen. Rhein-Ruhr-Treffen der Pillauer in Essen-Steele
Der Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Seestadt Pillau, Hugo Kaftan, berichtete im Stadtgarten-Saalbau in Essen-Steele über das Haupttreffen in der Patenstadt Eckernförde und sprach über die Aufgaben der Heimatgemeinschaft. Der eingehende Vortrag des stellvertretenden Vorsitzenden der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Harry Poley, über die heimatpolitischen Aufgaben der Landsmannschaft wurde mit großem Beifall aufgenommen. Hans Tolkien, der Vorsitzende der jungen Rhein-Ruhr-Bezirksgruppe, rief altvertraute Pillauer Erinnerungen wach. Er würdigte die besonderen Verdienste von Landsmann Hugo Kaftan und stellte seine Mitarbeiter vor; stellvertretender Vorsitzender und Schriftführer Werner Lindenberg; Schatzmeister Willy Froitzheim; Ortsvertreter für Bochum Otto Lenkeit; für Dortmund Georg Shimmels; für Duisburg und Oberhausen Adolf Schulz; für Wuppertal Margot Fischer; für Bonn und Siegkreis Robert Link; für Düsseldorf Günter Worch; für Köln Gustav Taube. — Zum ersten Mal wurden bei diesem Treffen Fotos und Landkarten aus Pillau in einer Ausstellung gezeigt, die bei den Landsleuten viel Anklang fanden. Nach der Feierstunde blieben die Pillauer noch viele Stunden bei Tanz und dem Austausch lieber Erinnerungen gesellig beisammen.
Fischhausen-Stadt
Kirchenbücher der evangelischen Kirche Fischhausen. Die Kirchenbücher der evangelischen Kirche befinden sich beim Evangelischen Konsistorium — Landeskirchenarchiv — Berlin-Charlottenburg. Auszüge aus den Kirchenbüchern können dort angefordert werden.
Eisernes Sparen. Bescheinigungen über die Dauer der Spartätigkeit für „Eisernes Sparen" können vom Landesarchiv in Berlin-Dahlem. Archivstraße Nr. 12 - 14 angefordert werden.
Kreissparkasse. Nach Mitteilung des Treuhänders für alle in die Bundesrepublik ausgewichenen Sparkassen – Bankdirektor Kurt Fengefisch (24a) Hamburg 1, Postfach 999 – hat die Kreissparkasse Samland, Hauptzweigstelle Fischhausen, keinerlei Unterlagen nach Westdeutschland verbracht.
Stadtwappen Fischhausen. Bestellungen auf das Stadtwappen in Größe von 10,5 cm Breite und 11,6 cm Höhe in 10-mm-Sperrholz (Handarbeitsausführung) zum Preise von 3,50 DM können bei mir noch aufgegeben werden.
Heimatortskartei. Alle Landsleute des Stadtbereichs Fischhausen, Domäne Neuendorf, den Gauern Carlshof, Ludwigsfelde und Wischrodt bitte ich nochmals, soweit sie ihre jetzige Anschrift mir noch nicht mitgeteilt haben, dieses umgehend nachzugeben, damit unsere Heimatortskartei vervollständigt werden kann. Obwohl unsere Heimatortskartei bereits recht viele Anschriften aufweist, vermisse ich noch recht viele Anschriften früherer Einwohner. Es kommt sehr oft vor, dass Anfragen nach Anschriften von Personen kommen, deren eigene Anschrift noch nicht in der Kartei verzeichnet steht. Auf viele Anfragen konnte ich leider keine Auskunft geben, weil sich noch immer nicht alle Landsleute bei mir gemeldet haben. Gerade aber durch die Vermittlung solcher Anschriften ist schon viel Sorge und Not gemildert worden. Möge doch jeder Landsmann bedenken, dass vielleicht sein nächster Bekannter seine Hilfe in irgendeiner Rechtsangelegenheit gebrauchen könnte. Bei den Meldungen sind folgende Angaben zu machen: von sämtlichen Familienangehörigen Zu- und Vorname, bei Frauen auch Mädchenname. Beruf und letzte Arbeitsstelle des Ehemannes in der Heimat und jetzt, Geburtstag, Geburtsort, Religion, letzte Wohnung in Fischhausen (Straße und Hausnummer), Name des Hauswirts und der anderen Einwohner des Hauses. Auch Angaben über den Verbleib von Verwandten und Nachbarn, soweit diese im Stadtbezirk Fischhausen wohnhaft waren, und sehr erwünscht, auch wenn diese nur lückenhaft angegeben werden können. Ferner sind Angaben über Verbleib. Verschleppung, Tod, Gefangenschaft, Auswanderung während des Krieges und Vertreibung aus der Heimat unbedingt für die Feststellung der ungeheuren Menschenverluste und zur Dokumentation des grauenhaften Geschehens unbedingt erforderlich. Um auch alle früheren Einwohner Fischhausens erfassen zu können, bitte ich ferner um Anschriften von Landsleuten, die noch in der sowjetisch oder polnisch besetzten Zone wohnen. Alle Anschriftenveränderungen sowie Geburten, Eheschließungen, Sterbefälle und sonstige Veränderungen in der Familie bitte ich mir ebenfalls laufend mitzuteilen. Nur durch die Mitwirkung aller Landsleute, die hierzu aufgefordert werden, kann unsere Heimatortskartei allen derzeitigen und späteren Anforderungen genügen.
Gesucht werden:
Gerda Albers, geb. Schönfeld;
Gustav Bartel, Maurer, Siedlung IV;
Fritz Bartsch, Maurerpolier;
Bartsch, Schuhmacher, Mittelstraße 4;
Johanna Bartz, verw. Bollgehn, Breite Straße 2;
Aloisius Barwinski, Pillauer Straße 31;
Fritz Beeck, Arbeiter, Siedlung IV;
Behrend, Maurer, Königsberger Straße;
Emilie Bergatt, geb. Pantel, Siedlung III;
Otto Blauhut, Siedlung III, Nr. 6;
Fritz Blaukat, Bahnhofstraße 15;
Marta Böhnke, Bücherrevisorin, Pillauer Straße;
Frau Bolz, Schlageterstraße;
Max Bortz,Müllermeister, Königsberger Straße 21;
Ella Broer, geb. Büchner;
Familie Bruse, Siedlung IV;
Lonni Bux;
Charlotte Daniel, Danziger Straße 4;
Ingrid David;
Franz Degnat, Königsberger Straße 23;
Gertrud Durrei, Hebamme, Langgasse 5;
Fritz Engelhardt, Siedlung III, Nr. 16;
Alice Federmann, Langgasse Nr. 33;
Ernst Glaus, Darger Weg 5;
Karl Glaus, Darger Weg 5;
Otto Grasmann, Maschinenbaumeister, Siedlung IV;
Anna Gronwald, Freiheitstraße Nr. 12;
Franz Groß, Zigarrenhändler, Königsberger Straße;
Lotte Eggert, geborene Lemke, Siedlung III;
Franz Fischer, Kämmerer, Domäne Fischhausen;
Funk, Deputant, Domäne Fischhausen;
Karl Harpeng, Siedlung II;
Frau Heider, Schlageterstr.;
Karl Heinrich, Deputant, Domäne Neuendorf;
Amalie Hildebrand, geb. 13.08.1874;
Theodor Hildebrand, Schmied. Siedlung IV;
Otto Hinz, Müller, Kirchenstraße 6;
Familie Hölger, Bahnwärterhaus;
Gustav Homp, Siedlung IV;
Johanna Hübner, Domäne Neuendorf;
Liesbeth Jakob;
Janz, Justizwachtmeister, Polenzstraße;
Familie Kabacher, Mittelstraße;
Familie Kammerer, Siedlung IV;
Willy Kecker, Steinsetzer, Breite Straße Nr. 2;
Grete Kieckebusch, Keyserlinghstr.;
Rosa Kirstein, geborene Morr, Darger Weg 5;
Georg Kleinfeld, Maurer, Siedlung IV;
Familie Klisch, Bahnhofstr. 9;
Wilh., Knäbe, Rentner, Siedlung II;
Franz Knodel, Mechanikermeister, Langgasse;
Witwe Marie Konrad, Kirchenstraße 14;
Familie Langenau, Domäne Fischhausen;
Laude, Reichsbahn-Obersekretär, Bahnhofstraße 3;
Familie Malewski, Gartenstraße 3;
Manneck, Kutscherwitwe, Königsberger Straße 6;
Ottilie Manns, geborene Manneck, Langgasse 50;
Ewald Mentz und Ehefrau Else Mentz, geborene Klement;
Familie Naß, Siedlung III, Nr. 19:
Witwe Packmohr, Freiheitstraße Nr. 13;
Petzl, Gendarmerie-Oberstleutnant;
Familie Pfeiffer, Siedlung II;
Witwe Pichottka, Langpasse;
Franz Poßekel, Kreishausmeister i. R.;
Kurt Pucks, Krankenkassen-Inspektor;
Reischuck, Schweizer, Pillauer Straße;
Otto Sauerbaum, Zimmermann, Kirchenstraße 13;
Scheike, Schornsteinfegermeister, Langgasse;
Spitz, Zimmerpolier, Langgasse 18;
Thiessen, Landwirtsch.-Rat, Schliehtstraße 31;
Welz, Tischler, Siedlung IV;
Michael Zielke, Siedlung III, Nr. 15;
Ernst Zilian. Freiheitstraße 16 I.
Wer über den Verbleib der vorstehend aufgeführten Landsleute oder deren Angehörige Auskunft geben kann, gebe mir bitte bald Nachricht. Bei Anfragen bitte stets die alte Anschrift in Fischhausen anzugeben und Rückporto beizufügen.
Bruno Guddat, Stadtvertreter (24a) Lübeck, Trappenstraße 2
Samländer und Natanger im Ruhrpott
Über 1500 Angehörige der Landkreise Königsberg-Land, Fischhausen, Labiau und Pr.-Eylau waren der Einladung ihrer Kreisvertreter nach Bochum gefolgt, um dort eine Wiedersehensfeier zu begehen. Die verkehrsmäßig gut gelegene Gaststätte „Kaiseraue" war für diesen Tag festlich hergerichtet worden. Schon am Vormittag war das Lokal zu eng geworden, und Tische und Stühle mussten aus den Reservekellern herangeholt werden. Obwohl die Stadtverwaltung einen verstärkten Busverkehr einlegte und einen Aufsichtsbeamten im Lokal abstellte, mussten doch viele Landsleute zu Fuß gehen.
Zu Beginn der Feierstunde begrüßte Fritz Teichert, Kreisvertreter des Landkreises Königsberg und Mitglied des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft, die Erschienenen. Der Vorsitzende der landsmannschaftlichen Gruppe in Bochum, Elves, übermittelte die Grüße des verhinderten Vorsitzenden der Landesgruppe Grimoni. Landsmann Gernhöfer, Kreisvertreter von Labiau, umriss in kurzen Zügen das Wesen und die wirtschaftliche Eigenart unserer Heimatkreise, die landschaftlich sehr verschieden, aber doch eine deutsche Einheit zu allen Zeiten waren. Zwei kleine Gedichte, von zwei Ostpreußenmädeln vorgetragen, wurden mit Beifall aufgenommen, und dann klang das Ostpreußenlied vom Land der dunklen Wälder auf. Der Kreisvertreter von Pr.-Eylau, von Elern, behandelte die heimatpolitischen Tagesfragen. Das Recht auf die angestammte Heimat besonders betonend, ermahnte er die Anwesenden, nicht nachzulassen in der Liebe zur Heimat und zu ihren Menschen. Nur in gemeinsamer Arbeit können wir dieses kostbare Gut wiedergewinnen. Reicher Beifall dankte dem Redner und auch dem Landsmann Plötz-Regehnen. der von der oberen Tribüne aus Ernst Moritz Arndts Mahnung: „Wo die Sonne zuerst schien, da ist deine Heimat, dein Vaterland“, sprach. Mit dem gemeinsam gesunkenen Deutschlandlied endete die Feierstunde.
Da der Zustrom der Landsleute immer größer geworden war und das Lokal alle nicht mehr fasste, musste rasch ein Nebenlokal ausfindig gemacht werden, in das dann die Landsleute aus dem Kreis Labiau umzogen. Auch dieses konnte dann den nicht mehr kontrollierbaren Zustrom
von Landsleuten kaum aufnehmen. Dennoch litt in beiden Lokalen wo ostpreußische Musiker aufspielten, die Stimmung nicht. Bis in die Morgenstunden saßen die Landsleute, von denen viele Ruhrkumpels waren, im frohen Kreis zusammen. Auch diese Tagung im Ruhrpott bewies wieder eindeutig, dass das Heimatgefühl trotz allen materialistischen Zersetzungserscheinungen nicht nachgelassen hat. H. Sommer
Rößel
Zum 75. Geburtstag von Otto Eisenblätter
Regierungsoberinspektor Otto Eisenblätter, der Ortsbeauftragte der Stadt Bischofsburg, jetzt wohnhaft in Weilerbach (Pfalz), ist einer um unsere Gemeinschaft hochverdienten Landsleute. Er wird am 29. Oktober 1956, 75 Jahre alt und kann dann auf ein reiches, arbeitsames Leben im Dienste unseres Heimatkreises zurückblicken. Von 1906 bis zur Vertreibung 1945 leitete er — unter fünf Landräten — das landrätliche Büro der Kreisverwaltung Bischofsburg. In jenen wechselvollen Zeiten versah er seinen Dienst in stets gleichbleibender innerer Gesinnung: treu seinen Pflichten als Mensch und Staatsbeamter und in echter Toleranz hilfsbereit und wohlwollend gegenüber jedermann: tief gegründet auf seinen christlichen Glauben, aus dem er seine Schaffenskraft schöpfte. Daher ist es zu verstehen, wenn sich Landsmann Eisenblätter nicht nur bei den Beamten und Angestellten, sondern unter der Bevölkerung des ganzen Kreises Rößel größter Beliebtheit und Hochachtung erfreute.
Nach der Vertreibung nahm er sich gleich wieder seiner Landsleute aus Bischofsburg an, sammelte ihre Anschriften und entfaltete einen ausgedehnten Briefwechsel. Manche Schicksale konnte er aufklären und versprengte Angehörige zusammenführen. So stellte er in mühevoller Arbeit die mustergültige, 145 Schreibmaschinenseiten umfassende Seelenliste von Bischofsburg auf. Aus allen seinen Briefen in den schweren Zeiten nach der Vertreibung sprach Trost und Zuversicht, womit er viele hartgeprüfte Landsleute aufgerichtet haben wird.
Gott möge Landsmann Eisenblätter vergelten, was er für seine Heimat getan hat und noch immer tut. er möge ihm einen friedlichen, erfüllten Lebensabend schenken. Von uns allen die herzlichsten Glückwünsche!
Franz Stromberg, Kreisvertreter, Hamburg 19, Armbruststraße 27
Johannisburg
Zweitausend Johannisburger waren in Dortmund. Im nächsten Jahre eine Halle für viertausend Teilnehmer.
Die Reinoldi-Gaststätten waren zu klein, um alle Landsleute aus dem Kreise Johannisburg zu fassen, die am 30. September zum Treffen nach Dortmund gekommen waren. Etwa zweitausend Teilnehmer hatten sich aus allen Teilen der Bundesrepublik und aus der sowjetisch besetzten Zone eingefunden, weit mehr als bei der Zusammenkunft im vergangenen Jahr. Viele Johannisburger haben sich dort nach dem Kriege zum ersten Mal wiedergesehen. Die Landsleute aus Arys waren bei Landsmann Drost, der in Dortmund die Gernhardt-Betriebe führt, gut untergebracht. Man konnte auch in diesem Jahr wieder feststellen, dass die Jugend sich sehr rege an den Kreistreffen beteiligt.
Die ausgelegten Gemeindelisten wurden von den Landsleuten sorgfältig durchgesehen. In vielen Fällen konnten Anschriften von Nachbarn und Freunden ausfindig gemacht werden. Dadurch wird es den Landsleuten möglich, alte Verbindungen wieder aufzunehmen und die oft dringend benötigten Zeugen für die Feststellung ihres Vertreibungsschadens zu finden.
Nach dem evangelischen Gottesdienst in der wiederaufgebauten Reinoldi-Kirche trafen sich die Landsleute im Saal der Reinoldi-Gaststätten, der von den Dortmunder Veranstaltern festlich geschmückt worden war. Von der Bühne grüßten die deutsche Fahne, und die Farben Ostpreußens und des Landes Westfalen sowie die Wappen der Heimatstädte Johannisburg, Arys und Gehlenburg.
Landsmann Max Maseizik begrüßte die Anwesenden. Die Jungen und Mädchen der Gruppe Dortmund-Mengede, in heimatliche Trachten gekleidet, eröffnete das Treiben mit dem Ostpreußenlied. Anschließend, hieß Kreisvertreter Kautz die Johannisburger herzlich willkommen, insbesondere die Gäste aus Mitteldeutschland und die Landsleute, die erst in der letzten Zeit aus der Heimat gekommen sind. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass das Dortmunder Treffen sich zum Haupttreffen des Jahres entwickelt habe; die rege Beteiligung lasse das Interesse aller Johannisburger an dieser Zusammenkunft erkennen. Anschließend gab der Kreisvertreter einen Überblick über die im letzten Jahre geleistete Arbeit. Durch die gute Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Gemeindevertretern konnte eine nahezu vollständige Kartei des Kreises Johannisburg aufgestellt werden. Dadurch sei es möglich geworden, den einzelnen Landsleuten wertvolle Angaben für die Schadensfeststellung und für andere wichtige Angelegenheiten zu übermitteln. Landsmann Kautz dankte allen Helfern für ihre selbstlose Arbeit. Er bat alle Landsleute, die sich noch nicht in die Seelenlisten der Gemeinden eingetragen haben dies umgehend nachzuholen, damit ein lückenloses Bild des Kreises Johannisburg entstehe. Ein Lied leitete über zu der kurzen Ansprache des Ersten Vorsitzenden der Gruppe Groß-Dortmund, Dr. Rogalski, der mit den Anwesenden im Geiste einen Streifzug durch den Heimatkreis unternahm. Er betonte, dass es die Pflicht jedes Vertriebenen sei, der Heimat die Treue zu halten und in der Jugend das Wissen um Ostdeutschland wachzurufen. Der gemeinsame Gesang des Deutschlandliedes beendete die festliche Stunde. Anschließend brachte die Jugendgruppe das Singspiel „Eine Reise durch Deutschland".
Noch lange saßen die Landsleute zusammen und kramten in alten Erinnerungen. Eine Kapelle spielte alte und neue Weisen und Alt und Jung tanzte, soweit der Platz ausreichte. Bei diesem Treffen hat es sich gezeigt, dass bei der ständig wachsenden Teilnehmerzahl für die Zukunft ein größerer Raum notwendig sein wird. Die Dortmunder Veranstalter haben daher für das nächste Treffen die kleine Westfalenhalle vorgesehen, die etwa viertausend Personen Platz bietet. Max Maseizik
Ortelsburg
Hegemeister i. R. Reinhold Desens 90 Jahre alt
In seltener Frische und geistiger Regsamkeit begeht Landsmann Reinhold Desens am 21. Oktober 1956, seinen 90. Geburtstag. Landsmann Desens stammt aus dem Kreise Stolp in Pommern, kam aber 1897 zum Forstamt Kudippen, Kreis Allenstein und 1904 nach Hinterdamerau, Kreis Ortelsburg. Hier war Landsmann Desens 27 1/4 Jahre als Förster tätig. Ihm wurden während dieser Zeit mehrere Treudienst- und Ehrenzeichen verliehen. Nachdem Landsmann Desens 1931 in den Ruhestand getreten war, wurde sein Sohn Erich sein Nachfolger in der Försterei Hinterdamerau. Doch der Wald ließ Vater Desens nicht los. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges übernahm er die Vertretung für seinen Sohn, der zum Kriegsdienst einberufen wurde. Von 1940 bis 1944 betreute Landsmann Desens den Ortelsburger Stadtwald, da die Stadtförsterstelle in dieser Zeit unbesetzt war, und hatte so Gelegenheit, nach jahrzehntelanger Tätigkeit im Staatsforstdienst nun auch den Betrieb im Kommunaldienst kennenzulernen. Am 20. Januar 1945 flüchtete er zu Fuß mit seiner Frau und mit Nachbarn vor den angreifenden Russen. In einem Flüchtlingslager in Dänemark betreute Landsmann Desens das zum Lager gehörende „Wäldchen“. Landsmann Desens hat seinen Beruf, den Wald und das Wild, über alles geliebt. Seit der Entlassung aus dem Lager in Dänemark im Jahre 1946 wohnen die Eheleute Desens in Brunsmark über Mölln (Kreis Lauenburg) bei ihrem Schwiegersohn, Revierförster Evert.
Wir wünschen Landsmann Desens einen gesegneten Lebensabend im Kreise seiner Angehörigen und noch viele glückliche Jahre in seinem geliebten Wald.
Adventsfeier am 9. Dezember in Herford
Die Adventsfeier soll auf vielfachen Wunsch der Kreisangehörigen aus dem Bereich Bielefeld — Herford — Minden — Lübbecke — Detmold am 9. Dezember in Herford stattfinden, und zwar im Weinclub, Herford, Auf der Freiheit Nr. 3, fünf Minuten vom Bahnhof entfernt. Ab 9 Uhr vormittags ist das Lokal geöffnet. Diesbezügliche Meldungen sind zu richten an Landsmann Willy Zekau, Lippinghausen, Post Eilshausen, Kreis Herford, Am Berge 31.
Max Brenk, Kreisvertreter Hagen, Westfalen, Elbersufer 24
Neidenburg
Das Treffen der Neidenburger in Hamburg
Es ist für die Neidenburger schon zur Tradition geworden, sich im Herbst jedes Jahres noch einmal zu einem Kreistreffen in Hamburg zusammenzufinden. Am 30. Sept. konnten unsere Landsleute sogar ein Jubiläum begehen, ein Jubiläum, das aber eher nachdenklich als freudig stimmt: es war die zehnte norddeutsche Jahresversammlung seit der Vertreibung. Zehn Jahre sind es also schon her, dass Neidenburger Landsleute hier in Hamburg, fern der ostpreußischen Heimat, zusammenkamen, um wieder einmal heimatliche Stimmen zu hören und Heimatluft zu atmen.
Landsmann Pfeiffer begrüßte in der Feierstunde am Nachmittag die erschienenen Landsleute und fand besonders herzliche Worte für die Neidenburger, die aus der Sowjetzone und aus den besetzten Gebieten hierhergekommen waren und damit zum ersten Mal an einem Heimattreffen teilnehmen konnten. Er gab dann einen Überblick über die Neidenburger Treffen dieses Jahres. Das große Haupttreffen in der Patenstadt Bochum mit mehr als viertausend Teilnehmern habe erneut den Geist der Zusammengehörigkeit auf eindrucksvolle Weise gezeigt.
Kreisvertreter Wagner, Mitglied des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft, ging in seinem Hauptreferat auf die politischen Ereignisse in der letzten Zeit ein. Die einzige erfreuliche Tatsache dieses Jahres, so sagte er, sei darin zu sehen, dass so viele Heimkehrer wieder nach Deutschland zurückkehren konnten: ihnen gelte ein besonders herzlicher Gruß. Maßgebende Politiker, so führte er weiter aus, ergingen sich neuerdings in Anregungen. Deutschland solle doch mit Polen verhandeln, um die strittigen Fragen zu klären. Mit den in erbittertem Chauvinismus verharrenden Polen sei ein Verhandeln zurzeit jedoch unmöglich. Unter dem starken Beifall seiner Zuhörer rief der Redner aus, dass wir nur mit freien Polen verhandeln könnten und nicht mit den Totengräbern unserer Heimat. Man solle endlich mehr auf die warnenden Stimmen der Heimatvertriebenen hören. Kein Bericht könne ausdrücken, was die deutschen Menschen, die jetzt noch in unserer Heimat leben, dort an Not und seelischer Qual auszustehen haben. Immer wieder und unermüdlich müssten wir ihnen beistehen und helfen. Der Redner richtete dann an die Landsleute den dringenden Appell, unserer Jugend die Heimat nahezubringen und sie über die Geschichte Ostdeutschlands und die Struktur der Heimatkreise zu unterrichten. Die Bochumer Jugendwoche, die dank des Entgegenkommens der Patenstadt in diesem Jahre veranstaltet werden konnte, habe in aller Deutlichkeit gezeigt, dass unsere Jugend wirklich noch zu einer echten Heimatgemeinschaft fähig ist und trotz aller gegenteiligen Behauptungen in die Heimat zurückkehren will. — Es sei kaum noch zu glauben, so führte Kreisvertreter Wagner schließlich aus, wie man von den verschiedenen Seiten versuche, unsere Heimat, die mehr als siebenhundert Jahre lang deutsch war, nun als Handelsobjekt hinzustellen. Er schloss mit der eindringlichen Mahnung, auf unseren Treffen in aller Eindeutigkeit zu bekunden, dass wir immer zu unserer deutschen Heimat Ostpreußen stehen, Mit dem Singen der drei Strophen des Deutschlandliedes klang die Feierstunde aus.
Seite 12 Die Osteroder in ihrer Patenstadt. Heimatstube und Freizeit
Recht spät im Jahre kamen die Osteroder in ihrer Patenstadt am Harz zusammen. Einen doppelten Anlass hatte dieses Treffen außer dem Wiedersehen mit alten Freunden: es sollte der Schlusspunkt hinter die erste Jugendfreizeit gesetzt und die von der Stadt ihrem Patenkinde geschenkte Heimatstube eingeweiht werden.
Schon am Sonnabend, dem 6. Oktober, war eine große Zahl von Landsleuten gekommen, die sich mit den Vertretern der Stadt und des Landkreises und mit Landsleuten aus der örtlichen ostpreußischen Landsmannschaft im Rittersaal des Heimatmuseums zusammenfanden, der den edlen Rahmen für die kleine, würdige Feier bot. Nach einem Konzert von Bach, vorgetragen von zwei Violinen und dem Cembalo, sprach Bürgermeister Schimpf. Im Mittelalter seien aus dem Lande um den Harz und aus den anderen deutschen Gauen deutsche Menschen nach Ostpreußen geströmt. Die inneren und äußeren Beziehungen seien später verlorengegangen, durch die Ereignisse des Jahres 1945 aber wieder aufgelebt. Sein und der städtischen Verwaltung und Körperschaften der Patenstadt Wille sei es, dass die neue Verbindung kein äußeres Verhältnis bleibe, sondern dass sie sich durch persönliche Beziehungen zwischen den Harzer und den ostpreußischen Osterodern vertiefen möge. Diesem Zweck soll die Heimatstube dienen und sollten die Treffen in höherem Maße dienstbar gemacht werden.
Agnes Miegels „Mutter Ostpreußen" leitete zu der Ansprache des Kreisvertreters v. Negenborn über. Die „Osteroder Heimatstube" sei ein großer Wunsch der ostpreußischen Osteroder gewesen, der nun durch das Verständnis der Patenstadt erfüllt sei. Der Kreisvertreter dankte der Stadtverwaltung, besonders Bürgermeister Schimpf und Stadtdirektor Pfeiffer, welche trotz großer Schwierigkeiten die Stube für diesen Zweck freigemacht hätten, und Stadtbaurat Dr. Martins, der durch Umgestaltung der einstigen Bücherei den würdigen Rahmen für die heimatlichen Erinnerungen geschaffen habe. So sei die Stube das geworden, was wir gewünscht hätten: eine Stätte der Erinnerung; darüber hinaus wirke sie in heimatpolitischem Sinne, denn sie zeige allen Besuchern des Museums, den westdeutschen und denen aus dem Auslande, die Schönheit und den deutschen Charakter des Landes jenseits der Weichsel.
Im Anschluss überreichte die Leiterin der Freizeit eine von den Jungen und Mädchen gefertigte „Unruhe". Der gute Hausgeist, der nach ostpreußischem Volksglauben in ihr wohne, möge auch in der Stadt am Harz walten und die Freundschaft zwischen Osterodern und Osterodern erhalten und stärken. Mit Klängen von Bach schloss die Feier.
Die Heimatstube ist nur ein Anfang. Dreißig Bilder zeigen Städte und Dörfer, Landschaften und Kunstwerke aus dem Heimatkreis und bilden den Rahmen für das Modell des Tannenbergdenkmals, das unter Aufsicht seiner Erbauer, der Professoren Walter und Johannes Krüger, in Berlin geschaffen ist, und für ein Relief der Stadt an der Drewenz, das der ostpreußische Lehrer Feuerabendt mit seinen Schülern einer Volksschule der Patenstadt nach Karten und Bildern gebaut hat. Einige seltene Erinnerungsstücke sind ausgestellt, doch muss der Zukunft und der Aufgeschlossenheit der Landsleute noch viel überlassen werden.
Nach der Feier fand sich eine Anzahl Osteroder zusammen, wobei es besonders erfreulich war, dass Stadtdirektor Pfeiffer die Gelegenheit benutzte, mit den Ostpreußen in privaten Gesprächen persönliche Verbindung zu bekommen.
Der Sonntag begann am Ehrenmal, wo Bürgermeister Schimpf und der Kreisvertreter zur Erinnerung an alle Toten der Heimat Kränze niederlegten. Ein Gottesdienst, den unser Pfarrer Kirstein in der dicht gefüllten schlichten Marienkirche hielt, schloss sich an.
Der Saal des Kurparks, in dem das Treffen stattfand, fasste kaum die Menge der Erschienenen, unter ihnen viele Vertreter der Behörden: Landrat Hohmann und Oberkreisdirektor Schroeder, Bürgermeister Schimpf, Stadtdirektor Pfeiffer, Stadtbaurat Dr. Martins und viele andere, ferner eine große Anzahl von Vertretern der Vertriebenenverbände. Der ausgezeichnete Chor der vereinigten Landsmannschaften unter seinem Dirigenten Schuhmann gab der Feierstunde durch einige Gesänge den festlichen Rahmen.
Die Reden des Landrates und des Bürgermeisters, welche den Willen erkennen ließen, in jeder Beziehung zu helfen und einen festen Kontakt zwischen den Landsleuten aus dem Osten und den Bewohnern von Patenkreis und -Stadt zu schaffen, wurden oft von starkem Beifall unterbrochen.
Landrat Hohmann. der sich vor drei Jahren ganz besonders für die Übernahme der Patenschaft durch den Kreis eingesetzt hatte, rührte mit tiefem Verständnis für die Heimatlosigkeit der Vertriebenen an das Kernproblem der Vertreibung und an die Schwierigkeiten, die sich besonders für die Eingliederung der Älteren ergeben. Er gab dem Willen Ausdruck, besonders in sozialer Beziehung zu helfen und dem einzelnen das Einleben zu erleichtern. Bürgermeister Schimpf zeichnete in seiner Rede ein geschichtliches Bild der Ostsiedlung. Im Mittelalter habe der Westen wertvolle Menschen nach dem Osten gegeben. Der Osten aber habe durch seine geistigen Kräfte zur Höhe der deutschen Kultur und durch das preußische Pflichtbewusstsein zum Bau Preußens und des Reiches wesentlich beigetragen. Beide Redner betonten die Pflicht, die Jugend in sozialem und heimatpolitischem Sinne zu erziehen und dafür zu kämpfen. dass der deutsche Osten wieder in die Hände derer gegeben wird, die ihm in Jahrhunderten das Gesicht gegeben haben.
Der Kreisvertreter dankte für die warmen Worte und die Taten. Er ging auf die Schwierigkeiten der heimatpolitischen Arbeit ein und ermahnte alle Landsleute zum Ausharren, trotz allem, was uns auf dem Wege hindern wolle.
Im Anschluss wurden aus der etwa zweihundert Dias umfassenden Sammlung etwa hundert Bilder aus dem Kreise Osterode und einige aus dem übrigen Ostpreußen gezeigt. Der Nachmittag war dann dem gemütlichen Teil des Treffens, der Aussprache und dem Tanz, vorbehalten.
Den nächsten Tag füllten noch eingehende Aussprachen des Vorstandes mit den Vertretern des Kreises und der Stadt. Aus ihnen wurde deutlich, dass die Reden des vorhergehenden Tages nicht schöne Worte gewesen waren, sondern dass überall der Wille besteht, in jeder Beziehung zu helfen.
Alles in allem: das Treffen und die Aussprachen haben uns in unseren Aufgaben — Verwaltung Heimatstube und Jugendfreizeiten — ein Stück weitergebracht.
Seite 13 Kinder aus Ostpreußen die ihre Angehörigen suchen
1. Gesucht werden Eltern oder Angehörige eines Mädchens, das mit Vornamen Gerda oder Gertrud heißt. Das Kind hat blaue Augen, hellblondes Haar und ist etwa 1940/1941 geboren. Gerda bzw. Gertrud wurde von ihrer jetzigen Pflegemutter im Juli 1946 in Danzig in Pflege genommen. Sie befand sich zuvor im Waisenhaus Konstancin bei Warschau. Dort wurde sie unter dem Namen „Trudka" (Gertrud Lesniewska) geführt. Sie war etwa fünf bis sechs Jahre alt. Das Mädchen erinnert sich, dass ihr Vater Kurt und ihre Schwester Ingrid heißt und dass der Vater eine Landwirtschaft hatte. Das Kind kann aus Ostpreußen stammen.
2. Aus Allenstein, Zeppelinstraße 15 b, sucht Peter Wegrowski, geb. am 25.11.1944 in einer Allensteiner Klinik, seine Mutter, Frau Agnes Wegrowski.
3. Aus Braunsberg sucht Sigrid Marquard, geb. am 05.07.1941, ihre Mutter Martha Marquard, geb. in Mehlsack. Sigrid Marquard befand sich schon 1941 in Braunsberg in Pflege bei Familie Wilhelm Roese und Bertha Roese. Die Pflegeeltern sind inzwischen verstorben. Die Mutter des Kindes wohnte vermutlich auch in Braunsberg.
4. Aus Insterburg, Gerichtsstraße 6, sucht Hans-Georg Donath, geb. am 01.07.1938 in Königsberg Pr., seine Eltern Fritz Donath und Trude Donath.
5. Gesucht werden Angehörige eines namenlosen Knaben, der etwa 1943 geboren sein kann. Der Junge wurde Anfang Mai 1945 auf der Kinderabteilung des Deutschen Zentralkrankenhauses in Königsberg, welches sich im Gebäude des ehemaligen Königsberger Landesfinanzamtes befand, abgegeben. Er hatte eine zwei Handflächen große Verletzung durch Panzerfaust. Frauen, die ihn in das Krankenhaus gebracht haben, gaben an, dass die Mutter tot sei, vermutlich ebenfalls durch Panzerfaust umgekommen. Man wusste keinen Vor- und keinen Nachnamen des Knaben. Die Schwestern und die Ärztin, die ihn betreuten, nannten ihn dann Alexander.
6. Aus Königsberg Pr., Gebauhrstraße, sucht Werner Bortz, geb. am 15.11.1938, seine Mutter Elli Bortz, geb. Oktober 1912.
7. Aus Königsberg sucht Marlene Hennig, geboren am 30.03.1939 in Königsberg Pr., ihre Mutter Else Hennig, geb. am 23.08.1915 in Königsberg Pr. Letzte Anschrift, Königsberg Pr., Tragheimer Kirchenstraße 84.
8. Aus Königsberg-Ponarth sucht Hannelore Möhrke, geb. am 21.03.1936 in Königsberg Pr., Margarete Casper, die zuletzt bei der Familie Balzer in Königsbg.-Charlottenburg wohnte.
9. Aus Königsberg, Linger Kaserne, sucht Rosemarie Neumann, geb. am 24.02.1940 in Insterburg, ihre Mutter Hildegard Charlotte Neumann, geb. am 13.09.1915.
10. Aus Königsberg Pr., Briesener Straße 13, sucht Gerhard Pauluhn, geb. am 14.07.1936 in Königsberg Pr., seine Mutter.
11. Aus Königsberg Pr., Beeckstraße 31, sucht Karl-Heinz Wolff, geb. am 10.03.1939/1940 in Elbing, seine Eltern Hans-Günther Wolff, geb. am 01.09.1907, und Gertrud Wolff, geborene Lutat, geb. am 01.07.1910.
12. Aus Kuckerneese, Elchniederung, sucht Werner Naujock, geb. am 13.01.1939 in Insterburg, seine Mutter. Werner Naujock wohnte in Kuckerneese bei der Familie Jonath.
13. Aus Palmnicken, Hotel „Glückauf", sucht Rosemarie Rega, geb. am 23.02.1944 in Königsberg Pr., ihre Mutter Erna Rega, geb. im April 1920 oder 1922. Rosemarie wohnte zuletzt in Königsberg-Liep, Bilderweiter Weg 10, bei Liedtke.
14. Aus Wizajny (Sudauen) suchen die Geschwister Hildegard Dittmann, geb. am 17.08.1941. Edith Dittmann, geb. am 17.03.1938, und Helmut Dittmann, geb. am 05.08.1935, ihren Vater Andreas Dittmann, geb. am 10.11.1905 in Wizajny.
Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 13, Parkallee 84/86, unter Kindersuchdienst 11/56.
Für Todeserklärungen
Richard Langhans, geb. am 20.09.1879 in Reddenau, und seine Ehefrau Auguste Langhans, geborene Rakowski, geb. am 08.07.1883, aus Königsberg Pr., Speichersdorfer Straße 87, sollen in Königsberg Pr. verstorben sein. Es werden Augenzeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen können.
Franz Boenke, geb. am 25.11.1871, aus Heilsberg, Scheunenstraße 5, soll Ende Oktober 1945 in Knipstein bei Heilsberg verstorben sein. Es werden Augenzeugen gesucht, die seinen Tod bestätigen können.
Dr. Alfred Rohde, Museumsdirektor der Städtischen Kunstsammlungen in Königsberg, geb. am 24.01.1892 in Hamburg, aus Königsberg. Beeckstraße 1, und seine Ehefrau Ilse Rohde, geborene Flinsch, geb. 20.05.1896 in Hamburg, sollen im Winter 1945/1946 verstorben sein. Sie sollen zuletzt Kunkelstraße 11 gewohnt haben. Dr. Alfred Rohde soll nach dem Zusammenbruch von den Russen als Sachverständiger bei den Ausgrabungen am Königsberger Schloss eingesetzt gewesen sein. Vor seinem Tode soll er einige Zeit im Krankenhaus der Barmherzigkeit gelegen haben. Gesucht werden Augenzeugen, die den Tod des Genannten bestätigen können.
Konrad Schwennig, geb. 18.04.1869 in Gehlweiden, Kreis Goldap. soll am 13.11.1945 in Küstrin an Altersschwäche verstorben sein. Es werden Augenzeugen gesucht, die seinen Tod bestätigen können. — Folgende Landsleute aus Gehlweiden werden gebeten, sich zu melden: Emil Maier, Postbote; Emil Wölke, Bauer; und Adolf Schelerd, Bürgermeister.
Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.
Seite 13 Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …
BERLIN
Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat“
27. Oktober, 16 Uhr, Heimatkreis Bartenstein, Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putzlitzstraße, Bus A16
27. Oktober, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Steglitz, Friedenau, Zehlendorf. Bezirkstreffen, Lokal: E. Beuche, Berlin-Steglitz, Hubertusstraße 10
28. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Allenstein, Kreistreffen, Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48, Straßenbahn 2, 3, 23, 25, 35, 44
28. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Samland/Labiau, Kreistreffen, Oktoberfest, Lokal: Schultheiß am Lietzensee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm Nr. 109, S-Bahn Witzleben, U-Bahn Kaiserdamm, Straßenbahn 60 und 75, Bus A 10
28. Oktober, 15.30 Uhr, Heimatkreis Treuburg, Kreistreffen Lokal: Domklause am Fehrbelliner Platz, Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 32. S-Bahn Hohenzollerndamm, Straßenbahn 3, 44, 60. Bus A2, A4, 21
28. Oktober, 17 Uhr, Heimatkreis Mohrungen, Kreistreffen, verbunden mit Erntedankfest, Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, S-Bahn Wilmersdorf, Bus A16, A25, Straßenbahn 44, 74
28. Oktober, 16 Uhr, Ostpreußengottesdienst in der Kirche zu Schlachtensee, Matterhornstraße
HAMBURG
Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Harnburg 13, Parkallee 86: Postscheckkonto Hamburg 96 05
Ostpreußischer Kirchgang
Am 21. Oktobe, um 10 Uhr wird in der Hauptkirche St. Jakobi, Hamburg, Steinstraße, aus Anlass des Treffens der Memelkreise in Hamburg ein Gottesdienst für alle, in Hamburg und Umgebung wohnenden Ostpreußen stattfinden. Die Predigt wird Generalsuperintendent Obereigner, früher Memel, halten.
Bezirksgruppenversammlungen
Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.
Bergedorf: Am Sonnabend, 20. Oktober, um 20 Uhr, Erntedankfest in den Räumen des Lokals „Holsteinischer Hof", Lohbrügge, Alte Holstenstraße Nr. 50 (Filmeck). Es wirken mit unser Chor und Landsmann Genske, anschließend Tanz.
Wandsbek: Nächster Heimatabend am Mittwoch, dem 31. Oktober, um 20 Uhr, im Saal der Gaststätte Lackemann in Hamburg-Wandsbek, Hinterm Stern 4.
Altona: Am Donnerstag, dem 1. November, um 20 Uhr, im Hotel „Stadt Pinneberg", Altona, Königstraße 260, nächster Heimatabend.
Kreisgruppenversammlungen
Memelkreise: Am Sonntag, 21. Oktober, in Hamburg großes Treffen der Memelkreise (Programm unter Heimattreffen) im „Winterhuder Fährhaus". Wir machen unsere Landsleute darauf aufmerksam.
Goldap: Unsere nächste Zusammenkunft findet am Sonnabend, 27. Oktober, um 20 Uhr in der „Alsterhalle", An der Alster 83, statt. Es spricht der 2. Vorsitzende der Landesgruppe, Gustav Elbe, über Vertriebenenprobleme.
Insterburg: Sonnabend, 3. November, 20 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83.
Heiligenbeil: Wir treffen uns am Sonntag, 4. November, um 16 Uhr in der „Alsterhalle", An der Alster 83.
Unsere Jugend trifft sich
Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch, 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächstes Treffen am 31. Oktober. Kindergruppe: Heimabend jeden Donnerstag, um 16 Uhr im Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131.
Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim, Wittenkamp 17 a.
Eimsbüttel: Kindergruppe: Die Veranstaltungen fallen vorläufig aus.
Elbgemeinden: Unsere Kinder und Jugendlichen schließen sich den Veranstaltungen in Altona an.
Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1.
Billstedt: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr im Jugendheim, Horner Brückenweg 24.
Harburg - Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Donnerstag, 1. November, 19.30 Uhr, Sport im Gymnastikraum, Eissendorfer Straße 26; Mittwoch, 7. November, 19.30 Uhr. Heimabend im Jugendheim, Winsener Straße 72 a. Kindergruppe: Jeden Freitag von 16 bis 18 Uhr in der Schule Eissendorfer Straße 26.
Jugendgruppe für Eppendorf, Eimsbüttel, Harvestehude, Winterhude, Alsterdorf: Zusammenkunft aller Jugendlichen ab vierzehn Jahren jeden Mittwoch ab 19.30 Uhr, im Gorch-Fock-Heim, Loogestraße 21 (am Kellinghusenbahnhof).
Junge Spielschar Ostpreußen: Montag 29. Oktober, 20 Uhr, Volkstanz in der Turnhalle der Schule Winterhuder Weg 128; Mittwoch, 31. Oktober, 19 30 Uhr. Musischer Kreis bei Egon Bannis, Hamburg 24, Kuhmühle 4 a.
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II.
Glückstadt/Elbe. Nächste Mitgliederversammlung am Freitag, dem 19. Oktober, um 20 Uhr im Lokal „Die Hoffnung". Bundestagsabgeordneter Engelbrecht-Greve wird über die Arbeit des Bundestages zur Sozialreform sprechen. Anschließend wird ein Tonfilm über Schleswig-Holstein vorgeführt werden. Gäste sind willkommen.
Ahrensburg. Ein Bunter Abend des Heimatvereins der Ost- und Westpreußen findet am 6. November um 20 Uhr im Hotel Lindenhof statt unter dem Motto: „Heute lasst uns fröhlich sein". — Die Ansprache des 1. Vorsitzenden beim Erntedankfest wurde durch Erntelieder des Ostpreußenchors umrahmt. Ein Prolog leitete zur Darstellung einer heimatlichen Ernteszene durch Angehörige der Jugendgruppe über. Bis zum frühen Morgen hielt die frohe Stimmung bei flotten Tanzweisen an. Neben Volkstänzen wurde ein vielbelachter Schwank gebracht. — Die stets gut gelungenen Veranstaltungen des Heimatvereins finden eine Anerkennung durch die Aufforderung des Heimatvereins Pinneberg, das dortige Herbstfest 1956 durch ein abendfüllendes Programm zu gestalten.
NIEDERSACHSEN
Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstr. 26, Tel. 2 47 01.
Hildesheim. Am 21. Oktober, 18.45 Uhr, findet ein Erntedankfest im Berghölzchen statt. Die Spielgruppe wird zur Ausgestaltung des Abends beitragen. Eine reichhaltige Tombola ist vorgesehen. — 6. November: Monatstreffen mit Lichtbildervortrag. — 4. Dezember: Adventsfeier. — In der Monatsversammlung am 2. Oktober traten wieder einige Landsleute der Kreisgruppe bei. Vorsitzender Zehe sprach über die Vorbereitungen für das Erntedankfest. Ausführlich berichtete er dann über die Ostpreußenschau auf der DLG-Ausstellung in Hannover, die ein eindrucksvolles Bild von den Leistungen unserer Heimat gab, und über die Erklärung der amerikanischen Steuben-Gesellschaft, die Zeugnis von der regen Tätigkeit unserer Landsmannschaft gibt.
Seesen a. H. Der Heimatabend der Gruppe ließ heimatliches Brauchtum zur Zeit der Ernte in Lied und Tanz, Gedicht und Vortrag wieder lebendig werden. Dem Lied „Es dunkelt schon in der Heide" folgten Lesungen aus den Werken ostpreußischer Dichter. Der Vorsitzende der Gruppe, Schulrat a. D. Papendick, sprach über die Erntebräuche unserer Heimat. Den Höhepunkt des Abends bildete der Erntezug mit der Überreichung der Erntekrone. Unter der Leitung von Irmgard Bremer führte die Jungmädchengruppe Volkstänze nach der Musik von Bringfried Huhmann vor. Landsmann Budzinski zeigte zum Abschluss den Film „Zwischen Haff und Meer".
Bad Pyrmont. Auf dem Erntefest konnte der Vorsitzende der Gruppe, Kumsteller, viele Landsleute und Gäste im großen Saal des Quellenhofes begrüßen. Ruth-Luise Schimkat sprach Verse ostpreußischer Dichter, die Jugendgruppe sang ostpreußische Volksweisen. Nach einer musikalischen Überleitung folgten Anekdoten und Späße in heimatlicher Mundart. Ein farbenfrohes Bild boten die Mädchen und Jungen, die in Trachten und mit bunten Bändern um die Erntekrone tanzten. Frau Frey hatte die Tänze ersonnen und einstudiert.
Bornhausen. Die sehr rührige örtliche Gruppe der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen unter Leitung von Erich Bluhm überreichte dem Kreisobmann Papendick während der Erntefeier im Seesener Ratskeller für die Verlosung vierzehn Pakete mit Früchten aus Garten und Feld als symbolischen Erntedank.
Vechta. Sonnabend, 20. Oktober, 20 Uhr. Heimatabend der Gruppe der Ostpreußen, Westpreußen und Danziger im Clubhaus des Tennisvereins.
Bramsche. 20. Oktober: Erntedankfest auf dem Wiederhall. Die Ausgestaltung der Feier hat die Jugendgruppe übernommen. — 2. Dezember: Adventsfeier mit Kaffeetafel. — Vorgesehen ist ferner ein Lichtbildervortrag von Georg Hoffmann. — Auf einem Heimatabend im Hotel Schulte berichtete der Vorsitzende über die Erfolge des Sprechers unserer Landsmannschaft, Dr. Gille, in der heimatpolitischen Arbeit in den USA. Danach führte Landsmann Brosziewski die Landsleute in einem anschaulichen Vortrag durch das südliche Ostpreußen.
Bersenbrück. Mit einem Heimatabend feierte die Gruppe ihr zweijähriges Bestehen. Der Vorsitzende, Landsmann Rosin, konnte etwa fünfhundert Landsleute begrüßen. Nach gemeinsamen Liedern und Vorträgen der Jugendgruppe aus Bramsche sprach der Vorsitzende der Kreisgruppe. Fredi Jost, über das Thema „Die Oder — Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze". Im zweiten Teil des Abends erntete die ostpreußische Künstlertruppe „Die sechs Pawelleks" mit ihren Darbietungen reichen Beifall.
Quakenbrück. Auf den 10. November wurde die Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe mit der Neuwahl des Vorstandes angesetzt. Beginn 19.30 Uhr im Ostpreußenlokal „Zum munteren Reh" in Talge. Den Abschluss des Abends wird ein Fleckessen mit musikalischer Unterhaltung bilden. — Wie der Vorsitzende der Kreisgruppe, Fredi Jost, bekanntgab, wird der Vorstand der Kreisgruppe Mitte November Kulturveranstaltungen in den Städten Quakenbrück, Bersenbrück, Bramsche und Fürstenau durchführen. Ferner ist die Vorführung des Tonfilms „Land unter dem Kreuz" vorgesehen.
NORDRHEIN-WESTFALEN
Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14.
Duisburg-Stadtmitte. Sonnabend, 20. Oktober, 19.30 Uhr, im Landfermanngymnasium (Mainstraße) Heimatabend. Vier Tonfilme und ein Farbfilm über Ostpreußen werden vorgeführt werden der Ostpreußen-Chor wird mitwirken. Unkostenbeitrag für Mitglieder 50 Pfennig, für Kinder von Mitgliedern (bis zu 15 Jahren) ist der Eintritt frei.
Groß-Dortmund. Am 3. November Fleckessen der Frauengruppe, 20 Uhr im Hotel Industrie, Mallinckrodtstraße 210/214. — Die Ausgestaltung des Erntedankfestes hatte die Jugendgruppe übernommen. Gedichte aus der Zeit der Ernte leiteten den Abend ein. Ein Bühnenspiel schilderte das Schicksal eines vertriebenen Bauern ohne Land. Nach der Überreichung der Erntekrone an den 1. Vorsitzenden, Dr. Rogalski, blieben die Landsleute bei Tanz und Unterhaltung noch lange beisammen.
Wuppertal. Am 19. Oktober, 20 Uhr. Bunter Abend der Kreisgruppe unter Mitwirkung der ostpreußischen Vortragskünstler Ruth-Luise Schimkat und Hans Scherwarth und der Wuppertaler „Spottberichter". Das Modehaus Defaka, Elberfeld, wird sein Rätselspiel über Ostpreußen veranstalten, zu dem es wertvolle Preise stiftet. Eintrittspreise für Mitglieder im Vorverkauf 1,-- DM, an der Abendkasse 1,50 DM; für Nichtmitglieder 1,50 DM und an der Abendkasse 2,-- DM. Karten sind zu haben in der Geschäftsstelle, Alexanderstraße 18; in Vohwinkel im Lederwarengeschäft Zielinski (Schwebebahnhof) und in Barmen bei Walter Stark, Sonntagstraße 31 (nach 18 Uhr).
Wuppertal. Die DJO wird ihre Gruppenabende nicht wie bisher jeden Freitag im Carl-Duisberg-Gymnasium. sondern ab sofort am Mittwoch jeder Woche von 20 bis 22 Uhr im Saal des Vereinslokals der Altostpreußen, Wuppertal-Elberfeld, Südstraße 8, abhalten (drei Minuten vom Bahnhof Wuppertal-Steinbeck). Gäste und neue Mitglieder sind jederzeit willkommen. — Schriftführer und Kassenwart der DJO Wuppertal: Horst Winkler, Wuppertal-Barmen, Humboldtstraße 21.
Witten. Auf der am 20. Oktober, 20 Uhr, im Joseph-Saal stattfindenden Versammlung wird der Vorsitzende der Landesgruppe, Erich Grimoni, zu den wichtigsten heimatpolitischen Fragen Stellung nehmen. Im Programm ist u. a. die Vorführung von zwei Tonfilmen aus dem westfälischen Gebiet vorgesehen. Alle Landsleute und Freunde sind willkommen.
Lübbecke. Bei der Erntedankfeier trugen vier Mitglieder der Frauengruppe heimatliche Gedichte und Geschichten vor, die die Erntezeit zum Inhalt hatten. Die Festrede hielt der Vorsitzende Landsmann Hardt.
Münster. Am 27. Oktober, 20 Uhr, Erntetanz im Aegidiihof. Unkostenbeitrag für Mitglieder 1,-- DM, für Nichtmitglieder 1,50 DM. — „Was habt Ihr getan und was ist noch zu tun!" Diese Fragen bildeten den Inhalt einer Aussprache mit ostvertriebenen Ratsherren der Stadt Münster auf der Mitgliederversammlung am 3. Oktober. Unter anderem wurde die Beseitigung der Elendsquartiere in der Stadt, der Wohnungs- und Schulbau sowie der Neubau des Schwimmbades und Fragen um das Theater lebhaft erörtert. Der 1. Vorsitzende begrüßte anschließend Frau Erna von Wesierski, die aus Allenstein zu ihrem Sohn gekommen ist.
HESSEN
Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Grünberger Straße 144.
Darmstadt. Auf dem letzten Heimatabend wurden Filme über Danzig, Masuren, Trakehnen und die Bernsteingewinnung gezeigt. Besondere Freude bereitete den Landsleuten die Vorführung des selbstgedrehten Tonfilms von der Rheinfahrt der Gruppe. Anschaulich zeigte der Streifen die Fahrt auf den beiden gecharterten Schiffen nach Bacharach und dem Lorelei-Felsen. — Während der Wintermonate werden die Monatsversammlungen der Gruppe an jedem ersten Sonnabend des Monats um 20 Uhr stattfinden.
BADEN-WÜRTTEMBERG
Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.
Friedrichshafen. Ein festlich geschmückter Saal erwartete die Landsleute beim Erntedankfest der Gruppe. Mit viel Geschick hatte die Bäuerin Frau Lilischkies zwei wunderschöne Erntekronen geschaffen. Landsmann Schulz hielt die Festansprache. Er erinnerte an das dörfliche Leben und die Erntebräuche daheim. Bei Gesang, Unterhaltung und Erntetanz blieben die Landsleute noch lange froh beisammen.
Ellwangen. Auf dem Heimatabend des Ostdeutschen Heimatbundes am 6. Oktober begrüßte der erste Vorsitzende, Rehfeld, außer den Mitgliedern eine große Anzahl von Gästen. Er wies darauf hin, dass die Mitarbeit aller notwendig sei, um die Rückgliederung der ostdeutschen Gebiete zu erreichen. Das Wissen um Ostdeutschland in der heranwachsenden Jugend zu wecken und wach zu halten, sei die Aufgabe der DJO, deren Ziele er erläuterte. Anschließend gab der Redner ein Lebensbild des ostdeutschen Dichters Joseph von Eichendorff. Frau Rehfeld trug einige seiner Gedichte vor, und der Chor des Ostdeutschen Heimatbundes sang ein Lied Eichendorffs. Ostdeutsche Heimatlieder und Anekdoten, Gedichte und heitere Lieder zur Laute beschlossen den Abend. — Die nächsten Veranstaltungen des Heimatbundes: 3. November Heimatabend; 15. Dezember Vorweihnachtsfeier; 19. Januar 1957 Jahreshauptversammlung.
Metzingen. Die Jahresversammlung ist vom 27. Oktober auf Sonntag, den 28. Oktober, verlegt worden. Beginn 16 Uhr im Gasthaus „Zur Turnhalle" mit dem Lichtbildervortrag „Die Kurische Nehrung". 17.30 Uhr Berichte und Neuwahlen. Der bisherige 1. Vorsitzende. Gerhard Oelsner. wird sich bei dieser Gelegenheit von den Landsleuten verabschieden, da er Metzingen verlässt. — Die Mitglieder werden gebeten, Vorschläge für die Neuwahl des 1. und 2. Vorsitzenden und des Kassierers bei Landsmann Oelsner einzureichen.
Wendlingen/Neckar. Auf dem letzten Heimatabend der Gruppe wurde ein Filmvortrag über Ost- und Westpreußen gehalten. Anschließend brachten die Landsleute Flasch und Gaedke ostpreußische Späßchen und Anekdoten zu Gehör. Eine Verlosung erbrachte einen beachtlichen Gewinn, der für die geplante Kinderweihnachtsfeier verwandt werden soll.
BAYERN
Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München; Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7, Telefon 44 84 32: Postscheckkonto Nr. 213 86. PSA
Würzburg. Am 3. November wird die Kreisgruppe im Kolpinghaus einen Bunten Abend veranstalten. — Die letzte Monatsversammlung wurde mit einem Lichtbildervortrag über Ostpreußen und Danzig eingeleitet. Danach sprach Pfarrer Großkreuz über die Geschichte unserer Heimat. Bei der Ersatzwahl wurde Richard Trotzki zum neuen Kassierer gewählt. Als Delegierte werden die Landsleute Ernst Kraft und Herbert Bethge die Kreisgruppe auf der Tagung des Bezirksverbandes Unterfranken am 21. Oktober in Würzburg vertreten.
Nürnberg. Im „Sulzbacher Hof", Sulzbacher-/Ecke Fichtestraße, bei Landsmann Malner (Linie 3, Richtung Erlenstegen bis Viktoriastraße) werden sich am Sonnabend, dem 27. Oktober zu einem „Schabberabend" die Landsleute aus den Heimatgebieten Natangen: (Heiligenbeil, Pr.-Eylau, Bartenstein, Gerdauen, Rastenburg), Masuren: (Angerburg, Lötzen, Treuburg, Lyck, Johannisburg, Sensburg), Oberland: (Pr.-Holland, Mohrungen, Osterode), Tannenberg: (Ortelsburg, Neidenburg, Soldau), Westpreußen: (Elbing, Marienburg, Marienwerder), Danzig: (Danzig-Stadt/Land, Gr.-Werder, Danziger Höhe) einfinden. Wer pünktlich erscheint, hat Anspruch auf ein „Schalchen Fläck".
Weilheim (Oberbay). Auf dem Erntefest der Gruppe konnte der 1. Vorsitzende, Alfred Ketelhut, außer den ortsansässigen Landsleuten auch eine große Anzahl von Gästen aus der benachbarten Kreisgruppe Wolfrathshausen willkommen heißen. Vorlesungen, Gedichte und Lieder führten die Landsleute in die Heimat zur Zeit der Ernte. Die feierliche Überreichung der Erntekrone leitete zu dem geselligen Teil des Abends über.
Traunstein (Oberbay). In der Gruppe der Ost- und Westpreußen herrscht reges Leben. So hielt auf der Versammlung der Vorsitzende des VdL Traunstein, Rohdich, einen interessanten Vortrag über Tannenberg und seine Bedeutung für Ostdeutschland einst und jetzt. — Der Tag der Heimat, den die Gruppe des VdL gemeinsam mit der Stadt Traunstein beging, war ein voller Erfolg. Die Programmgestaltung und Durchführung dieses für die Heimatvertriebenen und Einheimischen bedeutsamen Tages lag in den Händen des Vorsitzenden der Gruppe der Ost- und Westpreußen, Alexander Schadau. Die Gruppe wirkte mit und fand mit ihren Vorträgen Anklang. — Wie zu Hause fühlten sich die Landsleute bei der Erntedankfeier. Die Mitglieder füllten den mit Herbstblumen geschmückten Saal fast bis zum letzten Platz. Der Vorsitzende Schadau erinnerte in seiner Ansprache an die schönen Erntefeste in der Heimat. In bunt wechselnden Szenen aus dem Erntebrauchtum, die unter Leitung der Kulturreferentin Romahn eindrucksvoll gestaltet wurden, erstand das Leben und Schaffen des ostdeutschen Landsmanns bis zur Überreichung der Erntekrone an das Bauernpaar. An der Veranstaltung nahmen viele Gäste, insbesondere von der Gruppe Traunreut, teil. — Für das Winterhalbjahr sind Filmvorführungen und heimatpolitische Vorträge im Einvernehmen mit dem Landesverband Bayern vorgesehen. Es steht zu hoffen, dass dadurch alle noch abseitsstehenden Landsleute den Weg zu unserer Gemeinschaft finden werden. — Die nächste Versammlung am 3. November im Aubräu-Keller soll dem Gedenken der Gefallenen und Verstorbenen gewidmet sein.
Seite 14 Wir gratulieren …
zum 95. Geburtstag
am 23. Oktober 1956, Frau Magdalene Adomat, geb. Mauer, aus Eydtkau, Feldstraße 7. Sie kam erst 1947 aus der Heimat und lebt seit dieser Zeit in der sowjetisch besetzten Zone bei ihrer Tochter. Zu erreichen ist sie durch ihren Sohn Fritz Adomat, (22 a) Gruiten (Rhld.), Bergstraße 15.
zum 91. Geburtstag
am 9. Oktober 1956, Frau Berta Hopp, aus Insterburg, Schloßstraße 12, jetzt in Gelsenkirchen, Trinenkamp Nr. 38. Beim Heimattreffen in Dortmund am 30. September 1956, war sie die älteste Teilnehmerin. Die landsmannschaftliche Gruppe Herne grüßt die Jubilarin mit den herzlichsten Wünschen für einen gesegneten Lebensabend.
zum 90. Geburtstag
am 22. Oktober 1956, Witwe Minna Shimmels, aus Pillau, jetzt in Dortmund, Lortzingstraße 41, bei Georg Shimmels.
am 24. Oktober 1956, Landsmann Julius Davideit, aus Pogirnen, Kreis Wehlau, jetzt bei seinem Schwiegersohn Otto Habacker in Schale, Kreis Tecklenburg.
am 26. Oktober 1956, Frau Auguste Jeromien, aus Fließdorf, Kreis Lyck, jetzt bei ihrer Schwester Martha Pawalowski in Essen, Immestraße 41.
zum 88. Geburtstag
am 23. Oktober 1956, Frau Ida Stirneit, geb. Gerull, aus Kuckerneese, Kreis Elchniederung, jetzt mit ihrem Ehemann, dem Postbeamten i. R. Georg Stirneit, in (23) Langendamm über Vard.
zum 87. Geburtstag
am 22. Oktober 1956, Witwe Maria Bieber, aus Stollendorf bei Arys, Kreis Johannisburg, jetzt bei ihrem Sohn Emil in Frankfurt-Eschersheim, Am Weidenpfad.
am 24. Oktober 1956, Landsmann Mathes Hochmann, aus Buden, Kreis Schloßberg, jetzt in Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 125, Feierabendheim.
am 27. Oktober 1956, Frau Auguste Katolla, aus Osterode, Kirchhofstraße 2, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Johanna Schwarz in (24 a) Wentorf, Post Reinbek, Reinbeker Weg 54.
zum 86. Geburtstag
am 23. Oktober 1956, Frau Auguste Markgraf, aus Pillau, jetzt bei ihrem Sohn Artur in Flensburg-Mürwik, Blücherstraße B 7.
zum 85. Geburtstag
am 14. Oktober 1956, Landsmann Adolf Gorny, aus Gr.Buchwald, Kreis Osterode, jetzt mit seiner Ehefrau Luise, die am 2. September 1956, ihren 80. Geburtstag feiern konnte, bei seinen Töchtern Emma Quitnowski und Helene Wesner in Plön, Holstein, Lübecker Straße 9.
am 19. Oktober 1956, Fräulein Luise Mertens, aus Königsberg, Am Fließ 3, jetzt in Rotenburg (Hann.), Mittelweg 56, bei Familie Georg Rohde, früher Schäferey, Kreis Sensburg. Die Jubilarin war dreißig Jahre Angestellte der Palästra-Albertina in Königsberg.
zum 84. Geburtstag
am 14. Oktober 1956, Bauer Carl Schüssler, aus Waldfrieden, Kreis Insterburg, jetzt bei seinem Sohn Fritz in Hertlingshausen, Kreis Frankenthal, Rheinpfalz.
am 23. Oktober 1956, Frau Ottilie Grolla, aus Osterode. Sie lebt heute bei ihrer Tochter in der sowjetisch besetzten Zone und ist durch Landsmann Emil Schulz, Berlin-Heiligensee, Hennigsdorfer Straße 132, Bh 90, zu erreichen.
zum 83. Geburtstag
am 12. Oktober 1956, Frau Johanna Schilewa, aus Buddern, Kreis Angerburg, jetzt in Rotenburg (Hann.), Königsberger Straße 24.
zum 82. Geburtstag
am 28. September 1956, Landwirt Gustav Blumenthal, aus Eichholz, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei seinem Sohn Emil in Hemme bei Lunden, Holstein.
am 20. Oktober 1956, Witwe Auguste Barwinski, geb. Fromberg, aus Hohenstein, jetzt bei ihrer Tochter Anna Schulz in Moorrege bei Uetersen/Holstein.
am 21. Oktober 1956, Straßenmeister i. R. August Strysio, aus Johannisburg. Er lebt gegenwärtig bei seinem Sohn in Soltau (Hann.), Wiesenstraße 2.
am 28. Oktober 1956, Frau Berta Pohl, geb. Lehmann, jetzt in Pinneberg/Holstein, Küstriner Straße 1. Die Kreisgemeinschaft Pillkallen gratuliert herzlich.
zum 81. Geburtstag
am 20. Oktober 1956, Witwe Elisabeth Schwarz, geb. Thiel, aus Kreuzburg und Gut Angertal, Kreis Angerburg, jetzt bei ihrem jüngsten Sohn Helmut in (16) Grebenstein, Kreis Hofgeismar, Hofgeismarer Straße 506.
am 27. Oktober 1956, Frau Charlotte Braun, geb. Krokowski, aus Gilgenburg, Kreis Osterode, jetzt in Essen-West, Trierstraße 8. Von ihren dreizehn Kindern können zwölf den Festtag bei ihrer Mutter verleben. Der Sohn Johann wird seit der Vertreibung vermisst. Wer kennt sein Schicksal?
zum 80. Geburtstag
am 6. Oktober 1956, Landsmann Franz Jäckel, aus Labiau, Bismarckstraße 2, jetzt in Wipperfürth (Rhld.), Bernhardstraße.
am 14. Oktober 1956, Witwe Berta Radszuweit, geb. Preuß, aus Stannen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Toni in Wyhlen, Südbaden, Lindenstraße 24.
am 15. Oktober 1956, Postassistent i. R. Johann Rama. Er lebt jetzt bei seiner Tochter Anna Böttcher in Paderborn, Kettelerstraße 18.
am 15. Oktober 1956, Frau Helene Zymowski, geb. Bergatt, aus Königsberg, Beethovenstraße 3, jetzt bei ihren beiden Töchtern in Kiel, Esmarchstraße 8/10.
am 18. Oktober 1956, Mittelschullehrer i. R. Franz Hoffmann, aus Neuhausen-Tiergarten. Er lebt mit seiner Ehefrau bei seiner Tochter Hilde Bonstedt in der sowjetisch besetzten Zone und ist durch W. Rattay, (16) Eschwege, Schlesienstraße 13, zu erreichen.
am 22. Oktober 1956, Frau Emma Goldberg, aus Grünhagen, Kreis Pr.-Holland, jetzt in Berlin NW 87, Hallerstraße 28, bei Scheel.
am 25. Oktober 1956, Frau Herry Rhode - Tromitten, Kreis Bartenstein, Witwe des im März 1945 in Dänemark verstorbenen Generallandschaftsrat a. D. Walter Rhode, Tromitten. Heutige Anschrift: Aschaffenburg (Main), Moltkestraße 6.
am 25. Oktober 1956, Frau Alice Perkuhn, geb. Boettcher, jetzt bei ihrem jüngsten Sohn, Landessozialgerichtsrat Hans-Konrad Perkuhn, in Schleswig, Erdbeerenweg. Sie ist die Witwe des 1931 in Königsberg verstorbenen Regierungsrats Walter Perkuhn aus dem Hause Harteis, dessen Familie neben den Kalneins und Perbands zu den alteingesessenen pruzzischen Familien in Ostpreußen gehört, die bis zuletzt ihren Besitz in ununterbrochener Folge erhalten hatten. Frau Alice Perkuhn ist durch ihre karitative und fürsorgerische Tätigkeit hervorgetreten; sie erhielt für ihre Arbeit im Deutschen Roten Kreuz während des Ersten Weltkrieges das Verdienstkreuz. Bis in ihr hohes Alter hinein widmete sie sich der Arbeit in den verschiedensten Hilfsorganisationen und Verbänden. Ihr wurden vier Kinder beschert, zehn Enkelkinder und ein Urenkel; eine Tochter und eine Enkelin starben.
am 27. Oktober 1956, Frau Wilhelmine Veit, geb. Salart, aus Preußendorf bei Gumbinnen, jetzt in Kölchebek 84 über Halle, Westfalen.
am 28. Oktober 1956, Frau Emma Steiner, geb. Preugschas, aus Seilhofen (Waiwern) bei Gumbinnen, jetzt bei ihrem jüngsten Sohn Herbert in Eckernförde, Stettiner Straße 33.
zum 75. Geburtstag
am 14. Oktober 1956, Frau Johanna Schulz, geb. Koch, Witwe des Kreisausschussobersekretärs Schulz, aus Pillkallen. Sie wurde 1945 von den Russen verschleppt und kam erst 1948 aus der Heimat. Seit 1950 wohnt sie in Marne, Holstein, Königstraße, bei Schlachter Möller. Sie wirkt hier selbstlos als Sozialbetreuerin für die landsmannschaftliche Gruppe.
am 18. Oktober 1956, Frau Berta Steimar, geb. Loebert, aus Gumbinnen, Königstraße 94, jetzt bei ihrer Tochter Gertrud Dawideit in Dortmund, Saarlandstraße 91.
am 21. Oktober 1956, Frau Minna Fischer, geb. Degner, aus Zimmerbude, Kreis Samland, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Am 8. Oktober 1955, konnte sie mit ihrem Ehemann die Goldene Hochzeit feiern. Sie ist durch Erich Fischer, (20 b) Clausthal-Zellerfeld I, Marie-Hedwig-Straße 2, zu erreichen.
am 21. Oktober 1956, Baumeister Wilhelm Scharher aus Lyck, jetzt in Rulle bei Osnabrück, Lange Wand 6.
am 24. Oktober 1956, Frau Johanna Kuhr, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Apenrader Straße 7.
am 25. Oktober 1956, Frau Anna Gerlitz, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Glücksburger Straße 88.
am 25. Oktober 1956, Gartenmeister Rudolf Nitsch, aus Bonslack, Kreis Wehlau, jetzt in Rees am Rhein, Am Bär 4.
am 25. Oktober 1956, Johanna Schedler, aus Tilsit (Botanischer Garten), jetzt bei ihren Kindern in Green Bay/Wisc, Route 1, USA.
am 26. Oktober 1956, Frau Cläre Fromm, aus Allenstein, Liebstädter Straße 11, dann Moltkeplatz 5, jetzt in Münster, Westfalen, Kanalstraße 11 I.
Handelsoberlehrer Gustav Witt 70 Jahre alt
Am 26. Oktober 1956, wird der einst im ostpreußischen Handwerk sehr bekannte Handelsoberlehrer Gustav Witt in Lübeck, Braunstraße 13 - 15, seinen 70. Geburtstag begehen. Seit 1909 im Dienste des Handwerks stehend, wirkte er von 1912 - 1935 an der Gewerbeförderungsanstalt Gumbinnen und danach bis zur Vertreibung in Königsberg. An der Entwicklung der Anstalt war er maßgeblich beteiligt. Er erteilte den gesamten betriebswirtschaftlichen und rechtskundlichen Unterricht in den Meisterkursen. Darüber hinaus übernahm er die Organisation, Überwachung und Durchführung der betriebswirtschaftlichen Lehrgänge in den einzelnen Städten der Provinz Ostpreußen. Zur Ausgestaltung des Unterrichts und für die Vorbereitung auf die Meisterprüfung hat er viele Schriften herausgegeben. Dem Wirken des Handelsoberlehrers Witt ist es zu danken, dass die Gewerbeförderungsanstalt mit den Aufgaben einer Bezirksstelle des deutschen Handwerks-Instituts betraut wurde. Die Gründung des ostpreußischen Junghandwerkerbundes mit seinen 25 Ortsgruppen war das Ergebnis seiner zähen Organisationsarbeit.
Ostpreußens Handwerker wünschen dem Jubilar, der auch heute noch bei der Handwerkskammer Lübeck im Dienste des Handwerks steht, alles Gute und gratulieren, herzlich.
Otto Gebauer
Goldene Hochzeiten
Das Fest der Goldenen Hochzeit feiern:
am 12. Oktober 1956, Landsmann Paul Klemke, ehemals Inhaber der Seifenfabrik Kaestner Söhne in Memel, Thomasstraße, und seiner Ehefrau Helene. Das Ehepaar wohnt heute in Lübeck, Pleskowstr. 12.
am 12. Oktober 1956, feierten die Eheleute Reichsbahnsekretär i. R. Paul Oskar Schiwek und seine Ehefrau Gertrud Schiwek, geb. Goszdziewski, aus Lyck, jetzt in Bremen, Fischbacher Straße 3, ihre Goldene Hochzeit. Bisher kehrte nur der Sohn Gerhard aus der Gefangenschaft zurück, der zweite Sohn Herbert ist noch vermisst.
am 25. Oktober 1956, den Eheleuten Johann Legal und Frau Martha Legal, geb. Pinkall, aus Alt-Christburg, Kreis Mohrungen, jetzt in Schleswig, Moltkestraße 38.
am 26. Oktober 1956, Forstfacharbeiter August Joseit und seiner Ehefrau Maria Joseit, geb. Schippras, aus Burgsdorf, Kreis Labiau, jetzt in Aichhalden, Kreis Rottweil, Schwarzwald, Waldmössinger Straße 318. Der Jubilar war 45 Jahre im Forstamt Neu-Sternberg, Kreis Labiau, tätig.
Die Eheleute Willy Stringe und Frau Frieda Stringe, geb. Schmidt, aus Tilsit, jetzt in Viersen, Krefelder Straße 25, feiern am 26. Oktober 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit.
am 27. Oktober 1956, Reichsbahnwerkhelfer Otto David und seiner Ehefrau Johanna David, geb. Schmeer, aus Königsberg, Weidendamm 41 (Verkaufsstand in Ponarth, Ecke Barbarastraße). Die Eheleute, die in der sowjetisch besetzten Zone leben, sind durch ihre Tochter Elli Kujawski, Bremen 8, Bergerstr. 29/30, zu erreichen.
Am 20. Oktober 1956, feiern Landsmann Franz Pfanne, aus Drygallen und seine Ehefrau in Itzwörden über Stade das Fest der Goldenen Hochzeit. In einem Brief schildert er, welche Empfindungen der in Folge 39 des Ostpreußenblattes veröffentlichte Bericht .Im Lande der Wälder und Seen — zu einem polnischen Buch über Masuren" bei dem Ehepaar erweckte. „Wir haben gelächelt, als wir den Bericht über die ‚Expedition' lasen. Meine Frau erhob sich danach stillschweigend und holte mein Gedicht aus dem Jahre 1934, und ich musste es im Kreise von Landsleuten vorlesen“.
Diese Verse lauten:
Winter voll blendender, weißer Pracht,
Glitzernder Schönheit wie nie ich‘s gedacht!
Stürme so rasend und tobend und wild
Gewaltiger Urkräfte herrliches Bild —
Heiliges Schweigen in sternklarer Nacht. —
Zitternd vor Freude mein Herze mir sagt:
„Das ist Masuren!"
Einsam im Walde träumende Seen —
Friedvolle Stille in Tälern und Höhn.
Strahlender Sonne vergoldend Gefunkel,
Spielend in schweigender Wälder Dunkel.
Flüsternd im Torfbruch. — Im zitternden Rohr
Heimliches Raunen sagt lauschendem Ohr:
„Das ist Masuren!"
Huschendes Leuchten auf reifender Ähre. —
Wogend die Felder, wie beim Sturmwind die Meere.
Waldige Höhen und blühendes Land.
Blumen der Heide auf schimmerndem Sand.
Schönheit, wohin mein Auge nur sieht
Macht, dass voll Freude mich‘s heimlich durchzieht:
„Das ist Masuren!"
Klappernde Störche auf Dächern vom Stroh.
Hüttchen von Holz, doch die Menschen drin froh!
Hütend ihr Gärtchen, mit dem Zaun aus Weiden,
Und drin die Blumen, wie ihr Glück, still, bescheiden.
Wandre ich durch Heimat gewordene Flur,
Ruft mich mein klopfendes Herz zu dem Schwur:
„Immer dein schönes Masuren!" Franz Pfanne
Auszeichnungen
Fischereiinspektor i. R. H. Lietmann 75 Jahre. Zum Ehrenmitglied des Deutschen Fischereiverbandes ernannt.
In Ebbendorf, Kreis Osnabrück, wo er am 23. August 1881 geboren ist, verlebt Fischzuchtmeister Heinrich Lietmann — nachdem er von 1945 bis 1947 bei ständiger Lebensgefahr unter schrecklichen Verhältnissen zur Zwangsarbeit festgehalten worden war - seinen Lebensabend mit seiner Gattin und seinen beiden Töchtern.
Sein langes, arbeitsreiches Leben hat er der Teichwirtschaft und Fischzucht gewidmet, davon allein fast zwanzig Jahre — vom 1. Februar 1926 bis zum Zusammenbruch — als Fischereiinspektor der Landwirtschaftskammer bzw. Landesbauernschaft unserer Heimatprovinz.
Herr Lietmann hat es in der Zeit seiner Tätigkeit in Ostpreußen meisterhaft verstanden, seine reichen Kenntnisse und bis ins einzelne gehenden praktischen Erfahrungen in der Teichwirtschaft weitesten Kreisen nutzbar zu machen, ganz gleich, ob es sich um Siedler oder Bauern mit kleinsten Teichen oder um große Güter- bzw. Forstverwaltungen mit entsprechend umfangreichen Teichanlagen handelte. Wenn die ostpreußischen Teichfische, insbesondere die jungen Satzfische im Sommer von seuchenartigen Erkrankungen ebenso verschont blieben wie von Katastrophen in den Winterhältern bei strengster Kälte, so war dies in erster Linie seiner Vorsorge und steten Einsatzbereitschaft zu danken. Das von ihm herausgegebene Merkbüchlein war für die Teichwirte ein unentbehrlicher Ratgeber.
Die Tatsache, dass Fischereiinspektor Lietmann sich mit der ostpreußischen Teichwirtschaft wie kein zweiter verbunden fühlte und ihr Aufstieg in großem Umfang sein Werk war, hat der Deutsche Fischereiverband in Hamburg zum Anlass genommen, ihn auf dem Deutschen Fischereitag in Freiburg/Breisgau am 22. September 1956 in Anerkennung seiner Verdienste und in Würdigung seiner treuen Mitarbeit für die deutsche Teichwirtschaft, zum Ehrenmitglied des Verbandes zu ernennen.
Herr Lietmann, zwar vom Rheuma stark geplagt, aber von seltener geistiger Frische, nahm Ehrung und Urkunde, sichtlich stark ergriffen, entgegen und dankte mit ebenso schlichten wie zu Herzen gehenden Worten. Sie klangen aus in dem sehnlichen Wunsch, dass es den ostpreußischen Teichwirten recht bald vergönnt sein möge, in einem geeinten Deutschland ihre Gewässer wiederzusehen. Der Unterzeichnete wünscht Herrn Lietmann im Gedenken an Jahre gemeinsamer Arbeit von ganzem Herzen einen ebenso frohen wie gesunden Lebensabend im Kreise seiner Lieben. Dr. Quednau
Der frühere Verwaltungsangestellte Siegfried Hinz, aus Königsberg wurde für seine 27-jährige treue Mitarbeit beim Technischen Hilfswerk mit dem goldenen Helferabzeichen ausgezeichnet. Schon 1920 gehörte er der Technischen Nothilfe in Königsberg an. In Gütersloh, seinem jetzigen Wohnort, meldete er sich wieder, als das Technische Hilfswerk im Jahre 1950 neu aufgestellt wurde. Er ist dort als Zeugmeister tätig.
Jubiläen
Vermessungstechniker Fritz Ludigkeit, aus Fischhausen, begeht am 21. Oktober 1956,sein vierzigjähriges Dienstjubiläum. Er wurde am 1. Januar 1952 von der Bodenschätzungsgruppe des Katasteramtes in Büren, Westfalen, wieder eingestellt.
Prüfungen
Manfred Hofer, Sohn des Molkereibesitzers Franz Hofer, aus Weidenfließ, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in (22 a) Langenfeld-Immigrath (Rhld.), Leichlinger Str. Nr. 54 a, bestand vor dem Prüfungsausschuss des Lehrinstituts der Deutschen Zahnärzte in Hannover das Staatsexamen als Zahnarzt mit „gut“.
Klaus Pauly, Sohn des Tierarztes Dr. Gerhard Pauly, aus Korschen bei Rastenburg, jetzt in Calw, Schwarzwald, hat in München sein Staatsexamen als Tierarzt bestanden.
Paul Hoffmann, aus Wiese, Kreis Mohrungen, jetzt in Bremen, Theodor-Körner-Straße 9, bestand an der Meisterschule für das gestaltende Handwerk in Flensburg sein Staatsexamen als Innenarchitekt.
Bestätigungen
Wer kann bestätigen, dass Friedrich Klein, geb. 22.01.1896, folgende Beschäftigungsverhältnisse innehatte und während dieser Zeiten ordnungsgemäß Beiträge zur Invalidenversicherung gezahlt wurden? 1911 bis 1912 als landwirtschaftlicher Arbeiter bei Körnig in Kammersdorf. 1912 bis 1913 als Melker bei der Gutsverwaltung Groß-Klitten. 1923 bis 1925 als Arbeiter beim Kreisbauamt Mohrungen. 1925 bis 1928 als Bauarbeiter bei der Firma Reichmann, Mohrungen. 1929 bis 1936 als Bauarbeiter bei der Firma Leipski, Hohenstein. 1937 bis 1938 als Bauarbeiter bei der Bauhütte Allenstein, und von 1938 bis 1940 als Bauarbeiter bei Bismarck Locken, Chem. Fabrik. Osterode.
Wer kann bestätigen, dass Hans Feyerabend, geb. am 03.07.1905, früher wohnhaft gewesen in Königsberg, Sedanstraße 5/6, in der Königsberger Verlagsanstalt (Tageblatt) von Februar 1937 bis zur Einberufung zur Wehrmacht als Buchdrucker tätig gewesen ist?
Zwecks Bestätigung seiner Beschäftigungsverhältnisse benötigt der Landsmann August Pohl, früher wohnhaft gewesen in Königsberg. Tiergartenstraße 7, die Anschriften der nachstehend aufgeführten Landsleute: Frau Knuth und Sohn Alfred (Lehrer), Frau Schwarz. Familie Liedtke. Frau Harder und Frau Jäckel aus Königsberg. Tiergartenstraße 6.
Wer kann bestätigen, dass G. W. Jagusch vom 01.04.1936 bis 01.07.1939 bei Gustav Skopnick , Gr.-Stürlack, Kreis Lötzen, das Stellmacher- und Karosseriebauhandwerk erlernt hat?
Der Fleischergeselle Heinz Wogram, früher Königsberg. Schlachthof, sucht für seine Rentenangelegenheit Fleischermeister Fritz Wölk, früher Königsberg, Schlachthof, und andere Landsleute, die über seine Tätigkeit Auskunft geben können.
Wer kann bestätigen, dass Anna Pendzick, geb. am 06.07.1900, von 1920 bis 1924 bei der Firma Sachs & Jablonowski in Königsberg als Schneiderin und von 1924 bis 1933 im Modesalon bei Frau Funke, Königsberg, tätig gewesen ist, und während dieser Zeit ordnungsgemäß Beiträge zur Invalidenversicherung abgeführt wurden?
Wer kann bestätigen, dass der Justizinspektor Artur Schröder, geb. am 21.11.1896 in Maszurmaten, Kreis Tilsit, aus Wischwill, Kreis Tilsit-Ragnit, in der Zeit von November 1918 bis Mal 1920 als Soldat einem Freiwilligen-Verband angehörte und dass dieser Verband als Grenzschutz an der Ostseeküste (Memel, Nidden und anderen Orten) eingesetzt war? Es handelt sich um die sogenannten Baltikumtruppen. Ehemalige Kameraden, die die Bezeichnung dieses Verbandes kennen und Angaben machen können, werden gebeten, sich zu melden. — Gesucht wird der ehemalige Zollbeamte Erich Szonell, zuletzt in Pillau wohnhaft gewesen.
Es werden Landsleute gesucht, die bestätigen können, dass Valentin Janberg von 1943 bis 1945 bei der Königsberger Wach- und Schließgesellschaft tätig gewesen ist?
Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.
Erben gesucht!
Gesucht werden die Erben von Anna Maria Helene Speckert, geborene Flenner, geb. am 07.02.1881 in Königsberg als Tochter eines Johann Flenner und einer Maria Flenner, geb. Krause, beide zuletzt wohnhaft gewesen in Königsberg Pr. Weitere Angaben können nicht gemacht werden.
Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.
Geschäftliches
Das heutige Ostpreußen Der heutigen Auflage unseres Blattes liegt ein Prospekt über den soeben im Aufstieg-Verlag, Mündien 23, erschienenen aktuellen Bildband „Das heutige Ostpreußen" bei. Ein Bild- und Reisebericht aus dem polnisch besetzten Teil Ostpreußens, herausgegeben in Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft Ostpreußen / 91 Bilder auf 68 Kunstdrucktafeln und zwölf Seiten Text, gebunden 5,80 DM, auf den wir unsere Leser aufmerksam machen
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Seite 15 Familienanzeigen
Unvergessen. Am 23. Oktober 1956 jährt sich zum zehnten Male der Todestag meines geliebten Mannes, meines treusorgenden, lieben guten Vaters Paul Klein, Elektro-Monteur, geb. 19.02.1902, gest. 23.10.1946 im Kriegsgefangenenlager Krasnograd. UdSSR. In tiefem Weh: Helene Klein, geb. Schlater. Günther Klein. Denver/Colo USA. Ragnlt, Zellstoffabrik, jetzt Osnabrück, Belmerstraße 32
Am 2. Oktober 1956, entschlief nach kurzer schwerer Krankheit mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, der frühere Fuhrhalter Friedrich Federmann, früher Pillau II, im 75. Lebensjahre. In stiller Trauer: Laura Federmann, geb. Lobach. Gertrud Hölzel, geb. Federmann und Kinder Günter, Siegfried und Werner, sowj. bes. Zone. Charlotte Müller, geb. Federmann. Ernst Müller. 332 E. 90 Street, New York 28, N.Y. USA
Am 8. Oktober 1956 entschlief nach langem, mit Geduld getragenem Leiden meine herzensgute Frau, meine liebe Schwester, meine tapfere Schwägerin, unsere treusorgende Tanti und Großtante, Helene Jandt, geb. Norkus, im Alter von 60 Jahren. In stiller Trauer: Ernst Jandt, Hauptmann der Schutzpolizei a. D. Erna Black, geb. Norkus. Eduard Black, Polizeiinspektor a. D. Ilse Herzberg, geb. Black. Karlheinz Herzberg, Hauptmann der Bundeswehr. Rosmarie Black. Joachim Herzberg. Die Beisetzung fand am Freitag, dem 12. Oktober 1956. in Nienburg (Weser), statt. Gelsenkirchen, Hohenzollernstraße 77 III
Evgl. Joh. 14. 4 Nach einem gesegneten arbeitsreichen Leben ruhen nun die nimmermüden Hände unserer lieben treusorgenden Mutter und Großmutter, Bertha Settan, geb. Böttcher, aus Bieberswalde, Kreis Osterode, Ostpreußen, durfte heute im 94. Lebensjahre heimgehen. In stiller Trauer
ihre Kinder und Großkinder: Lisbeth Settan. Ernst und Käthe Weide, geb. Settan. Gustav und Gerta Stibor, geb. Settan. Anne-Dore Weide. Friedrich-Karl Weide, gefallen 19.04.1945. Hans-Wilhelm Weide und Ursula Nippert. Heinz und Marie-Luise Jansky, geb. Stibor. Gustel Stibor. (16) Röllshausen, den 5. Oktober 1956, über Treysa
Nach langem Leiden ist meine liebe Tochter, die Mittelschulkonrektorin Maria Dagott, früher Pillau, Ostpreußen, am 3. Oktober 1956, sanft entschlafen. In tiefer Trauer: Käthe Dagott. Eutin, Stolbergstraße 16, den 6. Oktober 1956
Am 29. September 1956 entschlief sanft im Alter von 52 Jahren, nach langem schwerem Leiden, meine innig geliebte Tochter, die Stütze meines Alters, unsere herzliebe Schwester, Schwägerin und Tante, Charlotte Baumert, geb. Zeisig. In tiefer Trauer: Carl Zeisig und die Geschwister. Lötzen, Ostpreußen, jetzt Sattenfelde, Holstein, über Ahrensburg
Am 25. Juli 1956, um 18.20 Uhr, verschied nach längerer Krankheit, meine liebe Schwester, unser liebes gutes Tantchen und Kusine, Anna Engler, geb. Simson, im 67. Lebensjahre. Es trauern um sie: Olga Behrendt, geb. Simson. Familie Heinz Baranski, Rhein, Ostpreußen. Familie Ewald Bahr, sowj. bes. Zone. Familie Erich David, Velbert. Geschwister David, Berlin. Geschwister Gallmeister, Gernsbach. Die Beerdigung fand am 28. Juli 1956 in Rhein, Ostpreußen, statt.
Ausgelitten hast Du nun, bist am frohen Ziele, von den Leiden auszuruhn, die Du nicht mehr fühlest. Kein Arzt fand Heilung mehr für Dich, Jesus sprach: Ich heile dich. Am 15. September 1956, verstarb nach langer schwerer Krankheit meine liebe Frau, Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Edith Klein, geb. Woelk, im 47. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Gustav Klein. Tochter Doris. Zielkeim, Kreis Samland, Ostpreußen, jetzt Heide, Holstein, Hamburgerer Straße 30
Seid fröhlich in Hoffnung. Geduldig in Trübsal. Haltet an, am Gebet. Zum Gedenken aller unserer Lieben, die im letzten Kriege von uns gegangen sind: Johanne May, geb. Diesing, geb. 22.10.1867, gest. 16.04.1945 in Danzig; Robert May, Obergefreiter, geb. 11.08.1902, gef. 01. 05.1945; Charlotte May, geb. 11.08.1898, 1945 in Ostpreußen verhungert; Elisabeth May, geb. 08.05.1906, 1945 in Ostpreußen verhungert; Alfred Gutzeit, Unteroffizier, geb. 21.06.1911, gef. 21.04.1945; Heidi Rott, geb. 25.02.1943, gest. 20.04.1945 in Danzig; Fritz Rott, geb. 03.05.1897, seit April 1945 vermisst. Sie bleiben uns unvergessen! Gertrud Rott, geb. May. Maria Gutzeit, geb. May. Anna Schmischke, geb. May. Hans Schmischke, früher Wehlau, Königsberg und Danzig, jetzt Wassertrüdingen (Mfr.) und Neuß (Rh.)
Am 4. Oktober 1956, jährte sich der Tag des tragischen Todes unserer lieben unvergesslichen Tochter, einzigen Schwester u. Schwägerin, Gattin, Mutti und Tante, Lore Luise Schwark, geb. Buck, 33 Jahre alt. Es trauern um sie: Gustav Buck, verschollen. Luise Buck, geb. Minuth. Marta Nowinski, geb. Buck. Hans Nowinski und Kinder, Johannes und Bernd. Ernst Schwark, sowj. bes. Zone, früher Siemohnen b. Insterburg. Töchterchen Regina. Bartenhof, Kreis Wehlau, jetzt Gelsenkirchen-Buer Eschfeldstraße 9 a
Am 24. September 1956, entschlief sanft nach kurzer Krankheit in der sowj. bes. Zone, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwester, Tante und Großtante, Henriette Stuhlemmer, geb. Radtke, früher Steilberg, Kreis Elchniederung, im 81. Lebensjahre. Im Namen aller Angehörigen: Gertrud Mordas. Zurzeit Hannover, Moorkamp 29
Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat verstarb am 8. Oktober 1956 mein geliebter Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Paul Götz, aus Liebstadt, Ostpreußen im 68. Lebensjahre. In tiefem Schmerz: Auguste Götz, geb. Triese Bruno Götz und Frau Götz, geb. Lielienthal. Frieda Götz, geb. Hanke. Erika Kischnik, geb. Götz. Herbert Hinz und Frau geb. Götz und acht Enkelkinder. Darrey, Ostholstein, 8. Oktober 1956
Nach Gottes unerforschlichem Ratschluss verschied plötzlich am 30. August 1956, unfassbar und unerwartet, fern der Heimat, mein innigst geliebter Mann, Stadtsekretär a. D., Max Kommorowski, im 69. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Jutta Kommorowski, geb. Leske. Königsberg Pr., jetzt Bad Pyrmont, Kirchstraße 18
Zum Gedenken. Am 22. Oktober 1956 gedenken wir des zehnten Todestages unserer lieben Eltern, Landwirt Artur Engelke, aus Ibenberg, Kr. Elchniederung, Ostpreußen, geb. 30.09.1882, gest. 22.10.1946 in Ostpr.eußen; Emma Engelke, geb. Griwenka, geb. 22.12.1888, gest. 21.08.1946 in Ostpreußen. In stiller Trauer: Irma Szapals, geb. Engelke. Hildesheim, Neunäckervörde 40
Nur Arbeit war Dein Leben. Du dachtest nie an Dich. Nur für die Deinen streben, das war Dein höchstes Glück. Gott der Herr rief am 25. September 1956, 22.30 Uhr, nach einem arbeitsreichen Leben voller Liebe und Güte unerwartet, unsere innigst geliebte herzensgute und immer treusorgende Mutti, Schwiegermutter, unsere liebe Omi, Schwester, Schwägerin, Nichte und Tante, Martha Borchert, geb. Haase, nach langer schwerer, mit großer Geduld ertragener Krankheit, im Alter von 56 Jahren, zu sich in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Alfred Borchert und Familie, Niederlangen, Post Sustrumermoor (Ems). Horst Borchert und Familie, Misburg-Hannover, Uferzeile 2. Agnes Appenowitz, geb. Borchert, und Familie, Düsseldorf, Worringer Straße 107. Emil Borchert, in Russland vermisst. Anna Becker, als Tante, früher Dorotheendorf, Kreis Schloßberg, Ostpreußen
Am 29. September 1956 verschied fern der geliebten Heimat in Bad Pyrmont, mein lieber Mann, unser guter Bruder, Alfred Mallon, im Alter von 60 Jahren. Er folgte unserem einzigen Sohn Udo, der am 1. September 1942 in Afrika gefallen ist. Sein sehnlichster Wunsch, unser geliebtes Hohenstein wiederzusehen, ging nicht in Erfüllung. In stiller Trauer: Auguste Mallon. Hugo Mallon und Frau Grete Sommerrock, geb. Mallon. Viktor Mallon und Frau. Heinz Mallon und Frau. Rudi Mallon, vermisst. Hildesheim, im Oktober 1956, Einumer Straße 41, früher Hohenstein, Ostpreußen
Plötzlich und unerwartet entschlief am 26. September 1956 mein innig geliebter Mann, unser lieber guter Vater, Schwiegervater, Opi, Schwager und Onkel, Kaufmann Fritz Darms, im Alter von 56 Jahren. In tiefer Trauer: Hedwig Darms, geb. Matern. Hildegard Darms. Eva Loose-Leonhardt, geb. Darms. Werner Loose-Leonhardt und Renate. Insterburg, Wichertstraße 7, jetzt Köln-Lindenthal, Aachener Straße 221
Fern ihrer geliebten ostpreußischen Heimat entschlief nach längerem Leiden meine liebe Frau, unsere treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frieda Bloedhorn, geb. Buchhorn, im Alter von 70 Jahren. In tiefer Trauer: Ernst Bloedhorn. Christel Bloedhorn. Horst Bloedhorn. Ilse Bloedhorn, geb. Heß. Engensen, 30. September 1956, Uetze, Am Schachtacker 6
Am Sonntag, dem 30. September 1956, ist unsere liebe Mutti und Oma, Rosa Böhme, geb. Raue, früher Königsberg Pr., Hufenallee 14 – 16, zul. Vechta i. O., Dornbusch 38, nach kurzer schwerer Erkrankung für immer von uns gegangen und unserem so früh verstorbenen Vater gefolgt. In dem Herrn, den sie immer gesucht hat, hat sie nun Frieden gefunden. In tiefer Trauer ihre Kinder: Werner Böhme u. Frau Dora Böhme geb. Kessler nebst Enkelkindern Gisela und Inge, Hannover, Freytagstraße 18. Elsa Böhme, München, Danziger Str. 17. Hans-Martin Böhme u. Frau Wilhelmine Böhme, geb. Behnke nebst Enkelkind Brigitte. Die Beisetzung hat am Dienstag, dem 2. Oktober 1956, auf dem Waldfriedhof in Vechta (Oldbg.) stattgefunden.
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Seite 16 Familienanzeigen
Am 4. Oktober 1956 erlag in Oldenburg i. O. einem von ihm in seinem Ablauf klar vorausgesehenen langen Leiden, Professor Dr. med. Wilhelm Starlinger, im 50. Lebensjahre. Ein mit außerordentlichen Kräften des Geistes und der Seele ausgestatteter Arzt, der als Leiter der Internen Abteilung des St.-Elisabeth-Krankenhauses in Königsberg Pr. und später zugleich als Chefarzt des Seuchenkrankenhauses in der besetzten Stadt Ungewöhnliches geleistet hat, ist mit ihm dahingegangen. Das Schicksal bescherte ihm im Verfolg seiner unerschrockenen und unbeugsamen Haltung unsägliches Leid. In keiner Stunde seines Lebens ist er seiner ärztlichen Sendung untreu geworden, immer hat er sein eigenes Wohl hinter dem der ihm anvertrauten Menschen zurückgestellt. In Dankbarkeit. Verehrung und Liebe wird noch der letzte von uns seiner gedenken. Die ostpreußische Arztfamilie Dr. Schroeder
Am 2. Oktober 1956, entschlief im 87. Lebensjahre unser lieber Vater, Schwiegervater, Schwager und Großvater, Altbauer Friedrich Neumann, früher Eichen, Kreis Pr.-Eylau, Ostpreußen. Im Namen aller Angehörigen: Familie Fritz Neumann, Herzebrock, Westfalen, Hovesaat Nr. 9. Wir haben ihn am 5. Oktober 1956, in Obershagen (Hann.) zur letzten Ruhe gebettet
Fern seiner geliebten unvergesslichen Heimat entschlief am 24. September 1956 mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Fritz Koplin, nach kurzer Krankheit im Alter von 73 Jahren. In stiller Trauer: Frieda Koplin, geb. Neubacher. Fritz Koplin. Lotte Brögelmann, geb. Koplin. Ursula Kloppenburg, geb. Koplin. Dieter Kloppenburg. Erhard und Dieter, als Enkel. Bonn, Vorgebirgsstraße 22
Fern der geliebten Heimat entschlief am 4. Oktober 1956 sanft und ruhig nach einem von Liebe und Fürsorge erfüllten Leben, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwägerin und Tante, Helene Skeib, geb. Ehrenheim, im Alter von 64 Jahren. In stiller Trauer: Helmut Skeib und Frau Helene Skeib, geb. Haut, Fröndenberg (Ruhr). Gerhard Skeib und Frau Irmgard Skeib, geb. Prigge, Tostedt,. Kr. Harburg. Helmut Osmers und Frau Charlotte Osmers, geb. Skeib, Oldenburg, Heisterweg 4. Hans Georg Skeib, Oldenburg, Heisterweg 4, sowie Enkel und Verwandte. Oldenburg, den 5. Oktober 1956, früher Angerburg, Ostpreußen. Die Beisetzung fand am Montag, dem 8. Oktober 1956, auf dem Friedhof in Oldenburg-Ohmstede statt.
Zum Gedenken. Es starben: Ursula Podien, geb. Oktober 1944, gest. 1945 in Westpreußen; Frau Emma Krieszon, geb. Lenkeit, gest. Mai 1945 in Schillen; Frau Emma Podien, verw. Jäger, geb. Krieszon, gest. Oktober 1945 in Waldau; Georg Krieszon, gest. Februar 1947 in Juckstein. Ferner gedenken wir Walter Becker, geb. 11.12.1911, gef. Juni 1944; Frau Anna Becker, geb. Lenkeit, gest. März 1945; Franz Becker, gest. in Königsberg 1947/1948; Vermisst Fritz Kurras, Max Lenkeit, seit 1945. In tiefer Trauer gedenken ihrer: Erika Jäger. Siegmar Podien. Willi Krieszon. Ida Kurras, geb. Krieszon. Ida Marquardt, geb. Lenkeit. Waldau, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt Nienkerk, Kreis Geldern (Rhld.)
O Land Land. Land, höre des Herrn Wort! Jeremia 22, 29 Gott der Allmächtige nahm heute nach schwerem Leiden unseren geliebten Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Großvater, den Pfarrer i. R. Max Will, geb. 19.03.1873, früher Dt.-Wieten. Böttchersdorf und Adl. Pillupönen, zu sich in sein ewiges Reich. Ruth Liedtke, geb. Will. Dr. Gottfried Liedtke, Oberlandwirtschaftsrat a. D. Alexander Will, Farm Papkuil, P. O. Pietersburg, Südafrika. Ursula Will, geb. Ziegler. Elisabeth Will, geb. Borchardt, Celle, Rhegiusstraße 22. Waldemar Will, Oberregierungsrat a. D., sowjetisch besetzte Zone. Meta Will, geb. Förster. Die Enkelkinder Marie-Luise Liedtke. Jürgen Will, Ute Will. Kersten Will. Bad Kreuznach, den 7. Oktober 1956, Helenenstraße 7. Am Mittwoch, dem 10. Oktober 1956, haben wir den lieben Entschlafenen zur letzten Ruhe gebettet.
In den Morgenstunden des 8. Oktober 1956 schlief unerwartet mein geliebter Mann, unser guter Vater,
Oskar Krause, im 65. Lebensjahre, sanft ein. Herta Krause, geb. Gorontzy. Dr. Dietrich Krause. Rosemarie Krause, geb. Stephan. Cuxhaven, den 8. Oktober 1956. Die Beisetzung fand am 12. Oktober 1956 auf dem Friedhof in Brockeswalde statt.
Am 4. Oktober 1956 verschied plötzlich und unerwartet, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager, Onkel und Opa, Oberlokführer i. R. Andreas Schimanski, im 74. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Agathe Schimanski. Helmut Schimanski. Robert Kewitz und Frau Ursula Kewitz, geb. Schimanski. Emmi Brandt zwei Enkelkinder. Angerburg, Ostpreußen, jetzt Northeim (Hannover), Harzstraße 18
Am 26. September 1956 verstarb im 72. Lebensjahre, mein lieber Mann, Otto Fischer. Im Namen aller Angehörigen: Anni Fischer, geb. Gipner. Königsberg Pr., Hinterroßgarten 30, jetzt Bad Pyrmont, Rathausstraße 21
Am 22. Oktober 1946 ist meine liebe Frau, unsere innig geliebte Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Emma Ulonska, geb. Lucka, im 62. Lebensjahre nach einem von selbstloser Liebe und Güte erfüllten Leben von uns gegangen. Sie ruht in der sowjetisch besetzten Zone. An ihrem zehnten Todestage gedenken wir unserer Entschlafenen in tiefer Liebe und Dankbarkeit. Ferner gedenken wir meines lieben jüngsten Sohnes, unseres lieben Bruders, Schwagers und Onkels, Oberleutnant Herbert Ulonska, geb. 09.05.1916 in Danzig, gest. 20.03.1945. August Ulonska, Waldniel. Familie Adolf Chrost, Berlin-Friedenau. Otto Ulonska und Frau, Waldniel. Familie Hugo Ulonska, Gelsenkirchen. Kurt Ulonska und Frau, sowj. bes. Zone. Früher Ortelsburg, Ostpreußen, Tannenbergstraße 3
Nach kurzer schwerer Krankheit ist heute meine liebe Frau, unsere herzensgute Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Frau Lina Salzmann, geb. Schattauer, nach einem Leben voller Güte und Pflichterfüllung, im Alter von 72 Jahren, entschlafen. In tiefer Trauer: Otto Salzmann. Bruno Salzmann und Frau. Adolf Haug und Frau, geb. Salzmann. Enkelin Sabine und Verwandte. Singen (Hohentwiel), den 1. Oktober 1956, Bahnhofstraße 20, früher Königsberg Pr., Jägerstraße 34
Am 6. Oktober 1956 um 3.35 Uhr schied plötzlich und unerwartet unsere liebe treusorgende Mutter nd Oml, Frau Emmi Goetzie, geb. Geschinske, im Alter von 70 Jahren, für immer von uns. Sie folgte ihrem lieben Mann, unserem treusorgenden Vater, Erwin Goetzie, nach elf Jahren in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Gertrud Goetzie, Hauptlehrerin. Alfred Goetzie, Gewerbeoberlehrer. Irene Goetzie, geb. Schulemann. Wolfhard, Ilsedore, Marianne, als Enkel sowie Geschwister und alle Verwandten. Tilsit und Königsberg Pr., jetzt Eßlingen am Neckar, Wäldenbronner Straße 40
Am 10. Oktober 1956 entschlief im 81. Lebensjahre in ihrer Geburtsstadt Pforzheim meine liebe gute unvergessliche Mutter, meine herzensgute Schwiegermutter, unsere so liebe Omi, Bertha Sinnecker, geb. Schöninger, früher Gerdauen, Ostpreußen. Ihr Leben war Güte und Sorge für die Ihren. Wir konnten ihr den Wunsch, nochmals in ihre Geburtsstadt zu reisen, nicht abschlagen. Nun hat sie dort ihre große Lebensreise beendet. Sie folgte ihrem Ehemann, meinem lieben Vater, Schwiegervater, unserem lieben Opa, Landeskontrollinspektor i. R. Wilhelm Sinnecker, verstorben am 10. Februar 1945 in Gerdauen, Ostpreußen, den sie dort unter russischer Besetzung zur letzten Ruhe bettete, in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Oskar Sinnecker. Anny Sinnecker, geb. Mauritz. Eberhard und Burkhard, als Enkelsöhne. Lohne (Oldbg.), Nieberdingstraße, früher Königsberg Pr., Markgrafenstraße 3. Die Beerdigung hat am 13. Oktober 1956 auf dem Hauptfriedhof in Pforzheim stattgefunden
Meine geliebte Tochter, Mutti, Schwester und Tante, Margarete Baumgart, geb. Taube, ist am 13. September 1956 tödlich verunglückt. In tiefer Trauer: Maria Taube, geb. Leo. Doris Baumgart. Melitta Tinnacker, verw. Waldheim, geb. Taube. Ruth Pakebusch, geb. Taube. Joachim Pakebusch. Bonn, Endenicher Straße 349. Braunschweig, Siegfriedstraße 90, früher Tilsit, Bahnhofstraße 9
Am 24. August 1956 entschlief nach langer Krankheit, jedoch für uns unerwartet, unsere geliebte und unvergessliche Schwester, Schwägerin, Tante, Nichte und Kusine, Margarethe Arnoldt, früher Ballettmeisterin, zuletzt Städt. Bühnen Ulm (Donau). In tiefer Trauer: Gertrud Leeder, geb. Arnoldt. Fritz Leeder, Bielefeld, Lübbecker Straße 4. Walter Arnoldt und Familie, Bremen-Neustadt. Hans Arnoldt, Berlin. Königsberg Pr., Gesekusstraße 19. Beigesetzt in Ulm (Donau)
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