Ostpreußenblatt, Folge 39 vom 29.09.1956
Ostpreußenblatt
Seite 1 Foto: In Masuren und nicht am Amazonas
Bei diesem Bild könnte es sich gut und gern um eine Aufnahme aus dem Gebiet des Kongo in Afrika oder des Amazonas in Südamerika handeln oder um ein tropisches Gebiet sonst. Zwei Männer, ein Gepäckstück tragend, bahnen sich mit Buschmessern einen Weg durch einen Urwald, in dem Schlingpflanzen von den Bäumen herabhängen. Aber diese Aufnahme ist in Masuren gemacht worden, unweit des Beldahn- und Niedersees, und die beiden Männer gehören einer polnischen „Expedition" an. Ein Teilnehmer hat darüber ein Buch geschrieben, ein Buch, dem auch dieses Foto entnommen ist. Was zu dem Buch und zu der Expedition zu sagen ist, das bringen wir auf den Seiten 9 und 10 dieser Folge.
Seite 1 Nur Taten gelten …
Das letzte Arbeitsjahr des Bundestages hat soeben begonnen. Wir wissen, dass es das „Wahljahr" ist, wir spüren es auch — und sicher nicht ohne ein Gefühl einigen Missbehagens —, dass es recht stark im Zeichen parteipolitischer Wahltaktik und verschärfter innerpolitischer Auseinandersetzungen stehen wird. Wohl den meisten verantwortungsbewussten Deutschen war das frühe Auftauchen wahlpolitischer Momente und Manöver schon Ende 1955 und zu Beginn dieses Jahres nicht sympathisch. Wir erleben zu einem Zeitpunkt, wo immer noch zwölf Monate bis zum Tage der Wahl vor uns liegen, heute Tag für Tag eine oft schon geradezu fiebrige Geschäftigkeit hinter den Kulissen und ein ebenso frühzeitiges „Weichenstellen" für kommende Gruppierungen und Koalitionen.
Es würden nicht wenige von uns es geradezu als ein Unglück betrachten, wenn bei uns in Deutschland eine sogenannte „Dauerwahlkampfstimmung" im politischen Leben sich breitmachen würde. Diese müsste nämlich nicht nur eine bedenkliche Beunruhigung in der Bevölkerung schaffen, sie würde ohne Zweifel auch alle jene Kräfte der Volksvertretung und der Regierung, die wir für die praktische Arbeit bitter nötig gebrauchen, immer mehr für die parteipolitische Auseinandersetzung beanspruchen und verbrauchen. Wahlkämpfe gehören nun einmal zu einer Demokratie, jeder erkennt das an. Wer aber weiß, was in unserer noch so jungen und an ungelösten Problemen überreichen Bundesrepublik noch alles der Lösung harrt, der muss wünschen, dass die Zeit der Wahlkämpfe im Interesse des Ganzen so stark wie möglich beschränkt wird. Unser Parlament muss wirklich in der Lage sein, die ganzen vier Jahre seiner Tätigkeit der fruchtbaren Arbeit in der Gesetzgebung und praktischen Politik zu widmen.
Die unerledigten Anliegen
Die Zahl der Gesetzesvorlagen, die der Bundestag im Plenum und in seinen Ausschüssen bis zum Tage der Neuwahl noch zu beraten und zu beschließen hat, ist riesengroß. Es mag einige unter ihnen geben, die allenfalls auch an eine neue Volksvertretung weitergereicht werden könnten, die meisten aber haben eine so große Bedeutung für die ganze Nation, dass der Wähler hier ein abermaliges Hinauszögern weder verstehen noch verzeihen würde. Eine ganze Reihe von wichtigsten Vorlagen steht schon seit Jahren zur Entscheidung an. Viele von ihnen sind als Entwürfe seit vielen Monaten von einem Gremium zum anderen gewandert. Sie wurden in großen und kleinen Kreisen debattiert, und viele ihrer Paragraphen sind neugefasst worden, ohne dass bisher die Entscheidung fiel und die Gesetze in Kraft traten. Es hat seinen tieferen Grund, wenn schon im letzten Jahre in diesem Zusammenhang vom „Schneckentempo" gesprochen wurde.
Vergessen wir doch nicht, dass eine Reihe der immer wieder angekündigten und noch nicht verwirklichten Reformen für Millionen und aber Millionen von Bundesbürgern, für Heimatvertriebene und Einheimische eine geradezu schicksalhafte Bedeutung haben. Jeder von uns wird sich wieder und wieder gefragt haben, warum die so oft verheißenen neuen Gesetze für eine Steuererleichterung immer noch nicht in Kraft traten. Riesengroß ist die Zahl der Deutschen, denen man vor Jahren bereits die endliche Verwirklichung einer echten Rentenreform, die Beseitigung des verwirrenden „Rentenchaos" und die Aufbesserung ihrer oft geradezu schändlichen Unterstützungssätze versprochen hat. Müssen abermals noch Monate vergehen, ehe für die Alten, die Kriegsopfer, die Witwen und Waisen, die aller Habe beraubten und für die Spätheimkehrer und Verfolgten jene Regelung gefunden wird, die ihnen endlich ein bescheidenes, menschenwürdiges Dasein verbürgt? Herrscht nicht eine ungeheure Bitterkeit darüber, dass zwar Gesetze und Ergänzungsgesetze zum Lastenausgleich in großer Zahl beschlossen wurden, dass aber die praktische Verwirklichung eines echten Ausgleichs für die Schwerbetroffenen noch nicht über die ersten Anfänge hinaus gediehen ist? Wann werden schließlich die vielen notwendigen Gesetze auf dem Gebiete der Landesverteidigung verabschiedet?
Das Register der sogenannten „unerledigten Dinge" ist unheimlich lang. Wie stände aber die deutsche Volksvertretung da, wenn sie am Ende ihres vierten Arbeitsjahres erklären müsste, sie habe es bei einer Reihe dieser entscheidend wichtigen Vorlagen abermals nicht geschafft, sie müsse eine Fülle der schicksalsschweren Aufträge den Nachfolgern weiterreichen?
Gewissenhafte Arbeit
Es ist sicher, dass wir in den kommenden Monaten, vor allem in der letzten Zeit vor den Herbstwahlen von 1957, mit einer Fülle von Versammlungen, Reden und Denkschriften zu rechnen haben. Niemand kann und wird es den Parteien verdenken, wenn sie alles daran setzen, um Vertrauen und Stimmen zu werben, wenn sie ihr Tun und Planen ins rechte Licht rücken möchten, wenn sie ihre Positionen nicht nur halten, sondern nach Möglichkeit verbessern wollen. Selbstverständlich werden alle Parteien ihre besten Kräfte für den Wahlkampf einsetzen. Sehr oft sind das gerade Männer und Frauen, die im höchsten Grade auch in der parlamentarischen Alltagsarbeit der Gesetzgebung beansprucht werden und die dort unentbehrlich sind.
Niemand vermag heute genau zu sagen, wie sich der nächste Bundestag zusammensetzt und wie das Votum der Wähler ausfällt. Wie werden die großen Parteien hüben und drüben bestehen, wie setzen sich die kleineren durch? Wir wissen es heute noch nicht, und man sollte auch den sogenannten Befragungen und „Tests" vorsichtig gegenüberstehen. Bis zum Herbst 1957 werden gewiss noch viele neue Momente in Erscheinung treten, die beim Stimmenverhältnis sehr ins Gewicht fallen können. Eines aber wissen wir heute schon: Es wird sich wieder zeigen, dass auf der großen Waagschale der Bundestagswahl nicht Versprechungen und Verheißungen, noch weniger gar demagogische Argumente gewogen werden, sondern Taten und wirklich erreichte Leistungen.
Unser Volk hat einen feinen Spürsinn dafür, ob gewissenhaft gearbeitet wurde oder nicht. Es lässt sich auch durch emsigste Propaganda und glänzendste Beredsamkeit nicht darüber hinwegtäuschen, ob gut oder schlecht und unzulänglich gehandelt wurde. Noch jede Wahl der Nachkriegszeit zeigte überdeutlich, dass unser Volk jeglicher „Windmacherei", jeder taktisch gefärbten Demagogie und Schönfärberei scharf ablehnend gegenübersteht. Nach den bitterbösen Erfahrungen unserer Vergangenheit ist es kein Wunder, dass für den Deutschen die reine Propaganda von vornherein einen fatalen Beigeschmack hat. Der praktische Politiker mag wissen, dass es ihm der Wähler bestimmt nicht verübelt, wenn er etwas weniger in Agitation und Versammlungen in Erscheinung tritt und seine ganze Kraft bis zur letzten Stunde der Parlamentszession, der Verwirklichung der großen Gesetzgebungswerke widmet.
Die falschen Propheten
Wir wissen, dass sich gerade in Wahlzeiten neben den eigentlich berufenen politischen Persönlichkeiten stets auch die falschen Lehrer und Propheten zum Wort melden. Sie werden uns abermals ihre windigen Rezepte und Patentlösungen für die deutschen Schicksalsanliegen anbieten. Sie werden uns „raten", doch „Koexistenz" roter Prägung und „klugen Verzicht" auf unsere ostdeutsche Heimat zu wählen. Sie haben bisher — auch wenn sie durchweg mit recht starken Propagandafonds arbeiteten und sich oft sehr bieder und seriös gaben — nicht allzu viel zur Verwirrung der Gewissen bei uns beitragen können. Wir dürfen hoffen, dass ihre Rattenfängermelodien auch vor der Wahl von 1957 kein Gehör finden werden.
Diese Zuversicht enthebt uns allerdings nicht der Pflicht, ihr Treiben sehr aufmerksam zu beobachten und gebührend anzuprangern. Man muss bei uns vor allem in den verantwortlichen politischen Kreisen wissen, dass der Weizen dieser Leute nur dort blühen kann, wo die eigentlich Berufenen in der Vertretung der wichtigsten Anliegen unseres Volkes allzu gemächlich und in der Routine arbeiten, wo ernste soziale und sonstige Notstände nicht rechtzeitig beseitigt werden. Der Deutsche muss stets das Gefühl haben, dass Parlament und Regierung unermüdlich und unbeirrt an der Verwirklichung eines echten sozialen Rechtsstaates arbeiten, er muss wissen, dass bei uns Parteien wie Politiker Diener und nicht Herrscher dieses Staates sein wollen. Die Voraussetzungen dafür, dass wir auch in der Zukunft einen arbeitsfähigen neuen Bundestag haben, dass unsere Regierung kraftvoll und verlässlich ist, hat nicht zuletzt die heutige Volksvertretung auch im letzten Jahr vor der Wahl zu schaffen. An dem alten Wort: „Wahltag ist Zahltag" ist schon etwas. Nur durch ehrliche, einfallsreiche und unermüdliche Arbeit heute kann man die Fundamente des Morgen bauen.
Seite 1 Die deutsche Tragödie. Der millionste Zonenflüchtling kam nach West-Berlin.
Im Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde traf vor einigen Tagen der millionste Deutsche aus der sowjetisch besetzten Zone unseres zerrissenen und verstümmelten Vaterlandes ein. Die Presse der ganzen freien Welt hat diesen erschütternden Vorgang verzeichnet, aber nur wenige Zeitungen des Auslandes sahen sich veranlasst, dieses Ereignis auch mit einigen Worten menschlichen Verständnisses und herzlicher Anteilnahme zu kommentieren. Auch bei uns sind nur allzu viele behäbig gewordene Mitmenschen geneigt, schnell darüber hinweg zu huschen. „Eine Million?", sagen sie meistens, „ja, das ist allerlei . . ." und damit hat es für sie sein Bewenden. Sind wir durch alles das, was den Deutschen in den beiden letzten Jahrzehnten widerfuhr, schon zu abgestumpft, um uns überhaupt noch innerlich bewegen zu lassen? Manchmal scheint es so.
Ehe uns die Ungeheuerlichkeit dieser Riesenflucht Deutscher aus deutschem Gebiet in deutsches Gebiet ganz klar wird, sollten wir uns einige bedeutsame Zahlen ins Gedächtnis rufen. Die eine Million Sowjetzonenflüchtlinge, die da bis heute in Marienfelde registriert, überprüft, als „echte" Ausgetriebene anerkannt oder als „umstrittene" abgelehnt wurden, repräsentieren ja durchaus nicht die ganze Zahl derer, die aus Angst vor Verfolgung und Unterdrückung, aus seelischer und leiblicher Not und nur zu einem weit geringeren Teil vielleicht aus materielleren und fragwürdigen Gründen aus Mittel- nach Westdeutschland flohen. Die Millionenzahl bezieht sich einmal nur auf die nach West-Berlin Geflüchteten und auch nur auf jene, die nach dem 1. Januar 1949 kamen. Insgesamt dürften es — wenn man die früher Gekommenen und die über Uelzen und Gießen geleiteten hinzurechnet — fast drei Millionen Deutsche gewesen sein, die die Zone verlassen haben.
Von denen, die heute in Westdeutschland leben, können am besten die heimatvertriebenen Ostdeutschen verstehen, was es bedeutet, Haus und Habe und die Heimat zu verlassen. Es muss weit gekommen sein, ehe ein deutscher Mensch sich dazu entschließt, aus freiem Entschluss so viel Unnennbares und Unwägbares dranzugehen und den Sprung in eine durchaus unsichere und ungewisse Zukunft zu wagen, ein Lebenswerk zurückzulassen und in jedem Fall ganz von vorne zu beginnen. Jede Flucht aus der Sowjetzone bedeutet — sieht man von den wenigen „Glücksrittern" und Fragwürdigen ab — den einstweiligen Schlussstrich nach Jahren namenloser Unterdrückung, Entwürdigung und Heimsuchung. Zwei bis drei Millionen Zonenflüchtlinge stellen ebenso oft viele erschütternde Einzelschicksale dar. Keine Riesenbücherei der Welt könnte die oft hochdramatischen Lebensberichte dieser Brüder und Schwestern bergen.
Sehen wir uns einmal an, wie sich die jetzt in Berlin registrierte Million zusammensetzt: 357 000 Arbeiter, 48 000 Landwirte und 170 000 Angestellte allein haben jenes Gebiet verlassen, das sich so gerne als „Arbeiter- und Bauernstaat" bezeichnet. 508 000 der Flüchtlinge sind jünger als 25 Jahre. 223 000 Schüler, Studenten und Kinder und 114 000 Hausfrauen, 21 000 Rentner, 24 000 der Stellung beraubte, flüchten mit Pappkartons und kleinen Köfferchen, obwohl doch Pankow immer wieder laut verkündet, für die Familie, für die Jugend und für die Rentner werde nirgendwo mehr getan als in der sogenannten DDR. Sollen nicht die Freiberuflichen und Geistesschaffenden angeblich von dem roten Regime geradezu verwöhnt werden? Nun, 43 000 von ihnen sind, in dieser einen Million registriert. „Es ging einfach nicht mehr, einmal ist der äußerste Grad des noch Erträglichen erreicht", sagen sie alle.
Pankows Schande
Wann hat es das jemals in neuerer Zeit gegeben, dass drei Millionen Bürger eines Staates freiwillig aus ihrer Heimat flüchteten, weil die Hölle dort ihnen einfach unerträglich wurde? Die Schändlichkeit und Verworfenheit des Pankower Regimes ist vor aller Welt niemals eindrucksvoller bewiesen worden als durch diesen Vorgang. Dieses Verbrechersystem von Moskaus Gnaden weiß schon, warum es noch niemals seit seinem Bestehen dort wirklich freie Wahlen und Volksabstimmungen zuließ. Sie würden zweifellos sofort beweisen, dass auch von den noch in Mitteldeutschland lebenden siebzehn Millionen die überwältigende Mehrheit sofort dieser Tyrannei das endgültige Urteil sprechen würde. Stellen wir uns einmal vor, in einem einzigen Staat der freien Welt käme eine ähnliche Massenflucht vor, würde so eindeutig der wahre Charakter einer Unterdrückung und Drangsalierung bewiesen. Der Osten würde Jahre und Jahrzehnte hindurch damit propagandistisch wirken, er würde dem Himmel für diese „Munition" danken. Wie kühl und wie uninteressiert aber hat zumeist der Westen dieses ungeheuerliche Geschehen behandelt! Dass man ein paar Zahlen veröffentlichte, war zumeist schon alles. Man nahm vielleicht noch die Flüchtlinge ins Verhör, nicht etwa, um der Welt da draußen Material für die Aufklärung über das Pankower und Moskauer Treiben vorzulegen, sondern um selbst etwas heraus zu fragen, was einen besonders interessierte.
Die Welt aufrütteln!
Die Älteren von uns erinnern sich gewiss noch daran, wie man einst das so oft zitierte Weltgeschehen mobil machte, als von den sogenannten „Kongogreuln" und ähnlichen Dingen die Rede war. Die — übrigens frei erfundenen — „deutschen Greul in Belgien" im Ersten Weltkrieg wurden von einer bestimmten großen Presse jahrelang den Völkern in die Ohren geschrien. Welches Geschrei um die „bedrohten Menschenrechte" ist zugunsten des überführten amerikanischen Atomverräterpaares Rosenberg erhoben worden. Wir haben bisher wenig davon vernommen, dass das wahre Weltgewissen sich in der nötigen Tonstärke bemerkbar machte, um das Drama von nahezu drei Millionen Deutschen, die aus dem Inferno des Zonenregimes flüchten mussten, den Menschen in seiner Bedeutung klarzumachen. Es hat hier, ebenso wie zuvor bei der Vertreibung der Ostdeutschen, in geradezu beschämender Weise geschwiegen.
Selbst die deutschen Stellen, die doch in der Lage sind, Tag für Tag in Tausenden und aber Tausenden von Augenzeugenberichten die wahren Zustände dort schildern zu lassen, haben hier eine allzu ängstliche Zurückhaltung gezeigt. Es wäre doch ein Leichtes, in allen Sprachen und Mundarten der Welt einmal in Flugschriften, Berichten und Rundfunksendungen auf dieses ungeheuerliche Geschehen hinzuweisen, und man kann nur dringend hoffen, dass man sich bald dazu entschließt. Die Pankower Trabanten des Kremls sind gewiss hartgesottene Burschen, aber auch sie werden es bald spüren, wenn ihnen überall dort — wo sie sich anbiedern möchten — die Dokumente ihrer Schandtaten präsentiert werden. So oft sich der Westen einmal wirklich für das Schicksal unserer Brüder in der Zone interessiert hat, so oft er seine Stimme erhob, haben die Deutschen da drüben das auch bald verspürt.
Seite 2 „Gleichgültig gegenüber den Ostdeutschen!“ Schweizer Blatt kritisiert die Westdeutschen.
Mit der heutigen Einstellung mancher Westdeutscher zum deutschen Wehrgedanken und zu anderen großen Schicksalsproblemen des deutschen Volkes befasst sich die schweizerische Zeitung „Luzerner Neueste Nachrichten" in einem längeren Artikel. Sie betont einleitend, dass die Abneigung mancher Deutscher gegenüber dem Wehrdienst, der doch allen Schweizern selbstverständlich ist, in gewisser Weise aus dem Verhalten der Siegermächte nach 1945 erklärt werden könne. Es sei eben ein erheblicher Widerspruch zwischen der Verdammung deutschen Soldatentums in den ersten Nachkriegsjahren und der plötzlichen Forderung der gleichen Staaten, die Deutschen möchten so schnell wie möglich wieder eine Wehrmacht aufstellen. Dann meint das Blatt: „Der Westdeutsche hat, als Masse gesehen, noch kein richtiges Verhältnis zu seinem Staat. Wer imstande ist, sich leichterdings über die Teilung Deutschlands hinwegzusetzen, wie es in den vergangenen Jahren geschehen ist, wer sogar zeigt, dass ihm das materielle Wohlleben mehr bedeutet als die Wiedervereinigung, der ist offenbar noch nicht zu einem normalen Staatsbewusstsein durchgedrungen. Es ist allbekannt, wie gleichgültig die Westdeutschen als Masse dem menschlichen Schicksal der Ostdeutschen gegenüberstanden. Wir betrachten die Dinge so, dass bei vielen Deutschen das Gefühl für die Notwendigkeit deutschen Soldatentums verschüttet ist. Wir glauben aber, dass es in der Tiefe der Seelen keineswegs abgestorben ist. Eine so ausgeprägte Volkseigenschaft verschwindet nicht wie ein vom Wind davongetragenes Stäubchen. Sie kann versacken, doch taucht sie wieder auf, sobald man die Wehrmacht wieder als etwas Sinnvolles erkennt. Selbst der europäisch denkende Deutsche wird in seinem Tiefsten diesen Sinn nur bejahen, wenn der ganze deutsche Raum vom Osten bis zum Rhein mit mächtigen Mitteln tiefgestaffelt verteidigt werden kann“.
Seite 2 Stimme des Gewissens. Die polnischen Bauern in den deutschen Ostgebieten.
Folgendes ist in diesen Tagen und Wochen geschehen, welches zeigt, in welcher Not des Gewissens diejenigen Polen stehen, die von ihrer Regierung durch Zwang oder auch durch Lockungen veranlasst wurden, sich in den Heimatgebieten der Vertriebenen niederzulassen, und die dort deutschen Besitz übernommen haben:
Ein deutscher Kaufmann, der kürzlich die polnisch verwalteten deutschen Ostgebiete nach Polen reiste, besuchte das Gehöft, das seinen Verwandten gehört, da diese ihn gebeten hatten, sich doch bei Gelegenheit dieser Reise zu erkundigen, wie es dort stehe. Der deutsche Besucher hatte nicht erwartet, was ihm dabei begegnen würde: Denn kaum, dass in dem Dorfe bekannt wurde, es sei ein Deutscher gekommen, der einen Blick auf eines der Gehöfte werfen wolle, eilte der jetzige polnische Inhaber des landwirtschaftlichen Betriebes herbei, um ihm zu versichern, dass er bemüht sei, nach besten Kräften alles in Ordnung zu halten, was ihm aber aus diesen und jenen Gründen sehr schwer falle. Und nicht nun das: Auch andere in dem Dorfe, neu angesetzte Polen kamen hinzu, um zu versichern, dass sie die Rückkehr der deutschen Eigentümer erwarteten und sich dessen bewusst seien, dass eine Besserung der Verhältnisse nur dann eintreten könne, wenn dies erfolge. Keiner äußerte Befürchtungen darob, wenn auch eine Reihe der jetzigen Bewohner des Dorfes zu erkennen gab, sie nähmen an, dass sie auch nach Rückkehr der Deutschen im Dorfe verbleiben könnten, zumal „sehr viel Platz da sei".
Dies ist kein vereinzeltes Erlebnis, was schon daraus hervorgeht, dass Berichte über geradezu freundschaftliche Begegnungen mit der polnischen Bevölkerung in den deutschen Ostgebieten von einer ganzen Reihe deutscher Besucher erstattet worden sind. Und es ist in diesem Zusammenhange von besonderer Bedeutung, dass nachweislich in Schlesien immer wieder Gerüchte über eine angeblich bevorstehende Rückkehr der Deutschen umlaufen, wogegen die volkpolnische Presse Stellung zu nehmen sich gezwungen sah. Weniger bekannt ist, dass diese Gerüchte sich immer wieder auch auf angebliche oder tatsächliche Erklärungen sowjetischer Offiziere und Soldaten berufen, die diesem oder jenem bedeutet haben sollen: „Dies hier wird wieder deutsch, bald, bald“. Und wenn nunmehr auch die 1945/1946 in die polnisch verwalteten deutschen Ostgebiete zwangsumgesiedelten Ukrainer in aller Offenheit festgestellt haben, dass sie die ihnen zugewiesenen deutschen Gehöfte nicht als ihren Besitz betrachteten, so zeigt alles dies nur eines: Dass diese Menschen jede Gelegenheit wahrnehmen, um zum Ausdruck zu bringen, dass nicht sie für das verantwortlich zu machen sind, was durch die Vertreibungen der Nachkriegszeit geschehen ist.
Die Berichte über diese Geschehnisse und Vorgänge werden ergänzt und erhärtet durch eine große Anzahl von Briefen, die bei zahlreichen deutschen Heimatvertriebenen eingingen: Von Briefen, die in der Regel in unbeholfenem Deutsch, das mit polnischen Sprachbrocken untermischt ist, geschrieben sind und mit denen die jetzigen polnischen Inhaber oder Verwalter deutscher Gehöfte eben dasselbe zum Ausdruck bringen, was die polnischen Bauern den deutschen Besuchern bekundeten: dass sie sich nicht als Eigentümer, nicht als eingewurzelt empfinden, sondern eher als Sachwalter, die in ihrem unverbildeten Rechtsempfinden sich geradezu zur Rechenschaftslegung verpflichtet fühlen.
Seite 2 Warschaus eigene Wege. Ein harter Winter steht bevor …
Die jüngsten Berichte aus Polen bestätigen, dass die Lage der polnischen Wirtschaft ein kritisches Tief erreicht hat. Ohne Umschweife haben Partei- und Staatsführung die Bevölkerung auf einen „harten Winter", der durch Kohlen- und Lebensmittelknappheit gekennzeichnet sein werde, vorbereitet und erklärt, man werde „alles tun, um das Schlimmste abzuwenden". Gerade diese Maßnahmen sind es nun, die im Kreuzfeuer der Kritik stehen.
Um der Lebensmittelknappheit zu begegnen, hat die Regierung u. a. erklärt, sie werde künftig der Privatinitiative in der Wirtschaft einen „gewissen Spielraum" zubilligen müssen. Wenn man bedenkt, wie schwer es den Kommunisten fällt, von ihren Verstaatlichungstheorien auch nur einen Schritt abzugehen, dann lässt sich ermessen, wie ernst die Sorgen sind, die dieses Einschwenken auf eine liberale Wirtschaftspolitik erzwungen haben. Und Moskau hilft nicht, im Gegenteil: Bulganin hat gelegentlich seines Warschau-Besuches in einer internen Sitzung den bestürzten polnischen Genossen eröffnet, dass die Sowjetunion keine Unterstützung gewähren könne. Polen sei auf sich allein gestellt, könne aber „eigene Wege“ gehen, um mit den Problemen fertigzuwerden.
Seite 2 Moskau hält die Demarkationslinie geschlossen. Kein „Kleiner Grenzverkehr“ in Ostpreußen.
Die rotpolnische Presse meldet, der polnische Ministerrat und das Warschauer Regierungspräsidium haben kürzlich einen neuen Beschluss „über die Markierungen der Grenzen, die Aufrechterhaltung der Grenzübergänge sowie das Wohnen und den Aufenthalt in der Grenzzone" gefasst. Nähere Einzelheiten des Beschlusses wurden nicht mitgeteilt. Es wurde lediglich erklärt, der Beschluss lege die „Bedingungen für das Wohnen und den zeitweiligen Aufenthalt zu Kur-, Erholungs- oder Touristenzwecken im Grenzgebiet fest und bezeichnet die touristischen Gebiete in der Grenzzone".
Nach bisher unbestätigten Meldungen sollen an vereinzelten Punkten der polnisch-sowjetischen „Grenze" in Ostpreußen „zur Hebung des Touristenverkehrs", vorwiegend in der Umgebung von Goldap und Angerburg, auf polnischer Seite „kleine Erleichterungen" geschaffen worden sein. Der von der polnischen Regierung angeregte „Kleine Grenzverkehr" an der polnisch-sowjetischen Demarkationslinie zwischen dem sowjetisch verwalteten nördlichen und dem polnisch verwalteten südlichen Ostpreußen konnte bisher nicht verwirklicht werden, da die sowjetischen Behörden bisher auf das Angebot Warschaus nicht eingegangen sind.
Seite 2 Von Woche zu Woche
Zur Frage der Rückführung der Deutschen aus der Sowjetunion tauschten die Regierungen in Bonn und Moskau abermals Noten aus. Die Bundesregierung wies erneut darauf hin, dass am Schwarzen Meer allein über zweihundert Spezialisten weilen, die nach Westdeutschland zurückreisen wollen. Moskau hat in einer Denkschrift Bonn um Hilfe bei der Auffindung von 3013 Russen gebeten, die angeblich während des Krieges zwangsweise nach Deutschland gekommen seien. Der Kreml kündigte die Überreichung weiterer Namenslisten an.
Rund 2,1 Millionen Deutsche werden seit dem letzten Krieg noch vermisst. Auf einer Tagung des Heimkehrerverbandes in Nordrhein-Westfalen wurde erklärt, dass insgesamt noch allein 101 700 ehemalige Kriegsgefangene als verschollen gelten, davon 80 000 im Osten.
Etwa 4,1 Millionen Kriegsopfer, die Renten erhalten, gab es im Sommer 1956 in der Bundesrepublik. Ihre Zahl hat sich seit Mitte 1955 um etwa 132 000 verringert.
Die wichtigen Akten des Auswärtigen Amtes aus den Jahren 1867 bis 1913 und 1937 bis 1945 sind der Bundesregierung von den westlichen Alliierten zurückerstattet worden. Die Akten haben ein Gewicht von tausend Zentnern. Spätestens ab Frühjahr 1957 steht das Archiv des Auswärtigen Amtes der internationalen Geschichtsforschung wieder zur Verfügung.
Die ersten deutschen Aussiedler-Transporte aus der Tschechoslowakei werden nach einer Mitteilung des Roten Kreuzes für Anfang Oktober erwartet.
Eine verstärkte Hilfsaktion für junge Sowjetzonen-Flüchtlinge haben die deutschen Arbeitgeberverbände von der westdeutschen Wirtschaft gefordert. Es komme nicht nur auf die materielle Förderung an, man müsse auch menschliche Kontakte in den Betrieben herstellen.
Bundesverteidigungsminister Blank teilte dem Verteidigungsausschuss mit, dass bisher sechshundert Freiwillige während der Probezeit wieder aus dem Dienst der Bundeswehr ausgeschieden sind, davon sind siebzig Offiziere und zweihundert Unteroffiziere.
550 000 neue Wohnungen sollen in diesem Jahr fertiggestellt werden. Bundesminister Preusker erklärte, dass 1956 wieder ein Rekordbaujahr werde. Das Kabinett habe ein Programm beschlossen, wonach noch in diesem Jahr für den sozialen Wohnungsbau zusätzlich 800 Millionen DM zur Verfügung gestellt werden sollen.
Bundesminister Jakob Kaiser mahnte die christliche Arbeitnehmerschaft zu politischer Geschlossenheit. Es müsse aufhören, dass die Männer und Frauen der Arbeitnehmerschalt auf den Wahllisten als „fünftes Rad am Wagen" behandelt würden.
Zwei monatliche Ruhetage im Steinkohlenbergbau werden zusätzlich zu den anderen Feiertagen ab 1. Oktober in den Revieren Ruhr und Aachen eingeführt. Ein entsprechendes Abkommen wurde zwischen Unternehmerverband und Gewerkschaft unterzeichnet.
Für eine Fünftagewoche im Dienstbetrieb der Bundesbahn will sich auch Bundesverkehrsminister Dr. Seebohm einsetzen. Er betonte vor der Eisenbahnergewerkschaft, dass an eine Privatisierung der Bundesbahn nicht gedacht werde. Diese gehöre dem ganzen deutschen Volke.
Ein dreizehntes Monatsgehalt für Bahnbeamte und eine Angleichung der Löhne der Eisenbahner an die in der freien Wirtschaft forderte die Eisenbahnergewerkschaft auf ihrem Kongress in München. Gleichzeitig wünscht sie eine Verstärkung des Verwaltungsrates der Bundesbahn durch Gewerkschaftsvertreter.
Falsche Einmarkstücke sind in mehreren Bundesländern, vor allem in Automaten, festgestellt worden. Die Münzen sind auffallend hell und sehr unscharf geprägt.
6095 Flüchtlinge aus der Sowjetzone haben in der letzten Woche die Notaufnahme in der Bundesrepublik und in West-Berlin beantragt. Hiervon waren allein 1211 Jugendliche unter 24 Jahren.
Das erste Atomkraftwerk der Sowjetzone soll nach Berliner Meldungen in der Nähe des Städtchens Neubrandenburg gebaut werden. Angeblich will man es 1960 in Betrieb nehmen.
Große Stromstörungen in der sowjetisch besetzten Zone werden aus sechs mitteldeutschen Verwaltungsbezirken gemeldet. Die Bewohner wurden aufgefordert, ihren Stromverbrauch auf ein Minimum zu beschränken. Das elektrische Kochen wird für viele Stunden am Tage grundsätzlich verboten.
Die Prozesse wegen des Juni-Aufstandes in Posen haben begonnen. Die rotpolnischen Behörden bezeichnen die angeklagten Arbeiter als „Asoziale, Taugenichtse und verbrecherische Elemente". Warschau gab bekannt, dass sich noch 154 Personen in Untersuchungshaft befinden.
Drei Zyprioten sind auf Zypern hingerichtet worden. Der englische Gouverneur hatte eine Begnadigung der jungen Zyprioten abgelehnt. Auf der Insel wurde der Generalstreik ausgerufen.
Die Schuld Israels an den letzten Grenzkonflikten in Palästina wurde von der Waffenstillstandskommission der Vereinten Nationen ausgesprochen. Bei den Kämpfen in der Gegend der biblischen Stadt Hebron sind über zwanzig Jordanier getötet worden.
Frankreich und England haben die Suez-Frage vor den Weltsicherheitsrat gebracht. Man rechnet mit langen Beratungen vor den einzelnen Vertretungen der Vereinten Nationen.
Seite 3 Foto: Himmelwärts — das Gesicht der modernen Zeit
Unter dem Titel „Unbegrenzter Raum" zeigen die Vereinigten Staaten von Nordamerika in Berlin im Marshall-Haus am Platz der Nationen — der Funkturm ist rechts auf dem Bild zu sehen — eine Ausstellung. Vor dem Haus eine V-2-Rakete.
Seite 3 Glück oder Vernichtung? Deutsche Industrieausstellung Berlin 1956. Von unserem Berliner M. Pf.-Korrespondenten.
Eine Ausstellung beschreiben? Das ist schwer. Man muss sie sehen Wer kann sich etwas darunter vorstellen, wenn er liest (und so beginnen alle Ausstellungsberichte), dass an der 7. Deutschen Industrieausstellung Berlin 374 West-Berliner Firmen 462 Firmen aus der Bundesrepublik und 492 ausländische Firmen aus 22 verschiedenen Staaten beteiligt sind? Und dass diese 1328 in- und ausländischen Firmen in dreizehn Messehallen und elf Ausländerpavillons auf rund 43 000 qm überdachter Fläche und außerdem auf etwa 23 500 qm Freigelände ausstellen?
Unter den vielen Besuchern der Ausstellung befanden sich zahlreiche Gäste aus Ost-Berlin und der Sowjetzone. Die Ostbesucher zahlen den Eintritt in Ostwährung und erhalten dazu für eine Ostmark einen Verzehrbon, der an den zahllosen Kiosken, Obst- und Zigarettenständen, Imbiss- und Erfrischungsecken eine Westmark wert ist — eine Neuerung gegenüber dem Vorjahr, welche die Anziehungskraft der großen industriellen Schau des Westens auf den Osten noch verstärkt.
Friedliche westliche Welt
Jede der Hallen, die ihre Namen nach den unerlösten Ländern Mitteldeutschlands und des deutschen Ostens tragen, hat ihr eigenes Gesicht. Nennen wir nur die Ostpreußenhalle mit ihrer Gemeinschaftsschau der führenden Firmen der deutschen elektrotechnischen Industrie, lichtüberschwemmt von 1400 Leuchtstoffröhren, Lichtträgern und Lichtleitern, mit ihren Großmodellen ganzer Kraftwerke, und den zahllosen im Betrieb gezeigten elektrischen Haushaltsgeräten. Nennen wir die Gemeinschaftsschau der Eisen- und Stahlindustrie in der Pommernhalle, in deren Mitte sich eine Rohrgruppe bis zur Hallenecke erhebt — der größte Durchmesser eines Rohrringes beträgt elf Meter! Die Thüringenhalle zeigt Werkzeugmaschinen, die auch der Laie in ihrer Eleganz und ausgeklügelten Feinheit bewundert, zeigt den gigantischen in Berlin gebauten Borsig-Fiat-Schwerölmotor, 3200 PS, der sich wuchtig gleichfalls bis zur Hallendecke erhebt. In der Brandenburghalle rattern die Nähmaschinen, wahre Wunderwerke, die eigentlich alles können und von alleine machen, bis zu fünftausend Stichen in der Minute!
Porzellan. Möbel. Raffinierte Büromaschinen. Ein ohrenbetäubendes Konzert aus tausend Radiogeräten empfängt den Besucher der Schlesienhalle. Die neuesten Rundfunk- und Fernsehmodelle mit noch mehr Bedienungs- und Klangkomfort als im Vorjahr, mit noch schöner gestalteten Gehäusen, die das Gerät zu einem schmückenden Möbelstück für die moderne Wohnung machen.
Die Berliner Industrieausstellung ist nicht nur Schau. Auch hier bahnen sich Kontakte, Geschäftsabschlüsse an, und wir dürfen sagen, dass die Berliner Industrie dabei nicht schlecht abschneidet. Sie besitzt ja auch wieder Weltgeltung, besonders auf dem Gebiet der Elektrotechnik.
Platz der Nationen
Und nun hinaus aus dem grandiosen Lärm der Industriehallen. Erholen wir uns beim Konzert im Sommergarten, angesichts eines riesigen Blumenteppichs von einmaliger tiefer Leuchtkraft. Dann aber lockt der Platz der Nationen mit den elf geschmackvollen Ausländerpavillons.
England wirbt für den Reiseverkehr, hat ein Stück englischer Landschaft in seinen Pavillon gezaubert nebst einem höchst komfortablen und zugleich urgemütlichen Gasthaus. Kanada erzählt in origineller Aufmachung vom Leben und der Arbeit seiner Bewohner. Frankreich zeigt Spitzenleistungen seiner hochentwickelten Flugzeugmotorenindustrie. Die Schweiz wirbt mit wahren Uhren-Wundern, mit Textilien, Schokolade und mit der geradezu bestürzenden Schönheit zweier junger Mädchen, die am Eingang des Pavillons Nes-Kaffee ausschenken. Auch die anderen Länder zeigen ihre schönsten Luxus- und Gebrauchsgegenstände und Genussmittel. Spanien hat eine verlockende Wein-Schau arrangiert, Stunden der Seligkeit verheißen die bunten Flaschenetikette, und man tritt, schon von einer Kostprobe benommen, wieder ins Freie. Und da fällt der Blick, gegenüber, auf eine Weltraumrakete ...
Unbegrenzter Raum
Sie steht vor dem Marshall-Haus der USA. Und dies Haus ist der andere Pol der Ausstellung, einer Ausstellung, die sonst fast nur jene Dinge zeigt, die der Mensch zum täglichen Leben, zur Erholung, zu seinem Behagen braucht, diese Dinge und Geräte selbst in höchster Perfektion und viele der Maschinen und Zurüstungen, die zu ihrer Herstellung dienen und auch diese in höchster Perfektion.
DIe Ausstellung der Vereinigten Staaten bringt etwas anderes, das dem gegenüber fast dämonisch wirkt — eine Lehrschau vom rasttosen Streben des Menschen nach Erkenntnis und hier: von seinen Versuchen, in den Weltenraum vorzudringen.
402 Kilometer hoch stieg im Jahre 1949 eine Rakete von dem Typ, wie er vor dem Marshal-Haus steht, 402 Kilometer, der absolute Höhen-Weltrekord. Dort oben hört bereits jede Atmosphäre auf, beginnt der „leere Raum …“
Vor dem Hauseingang stauen sich die Menschen, schubweise werden sie zu den geschlossenen Vorführungen eingelassen.
Es beginnt mit einem Kurzfilm, wie wir ihn noch nie sahen. Menschen in Schienenraketen, die freiwillig an sich ausprobieren, welchen Luftdruck, welche Beschleunigung der Mensch aushält — die Gesichtshaut schlappt wie dünne Lederlappen um den Schädel, erschreckend, was die automatische Kamera da festgehalten hat. Abschüsse von Raketen, die donnernd in den Himmel hinaufjagen. Und dann die Aufnahmen der in die Rakete eingebauten Kameras, die uns unsere Erde zeigen, wie sie noch kein Menschenauge je erblickte, Aufnahmen aus hundert und mehr Kilometern Höhe. Wir sehen die Erdkrümmung, wirklich, wir sind eine Kugel, aber was für eine! Zernarbt, rissig, schründig, in einem Zustand, als habe Gott der Herr gerade erst sein „Er werde Licht!" gesprochen, als höben sich gerade erst die Urnebel, als teilten sich gerade erst in gewaltigen Katastrophen Erde und Wasser.
Zu denken, dass wir da unten herumkriechen und uns Sorgen um den Suezkanal machen! Oder zum Amtsgericht laufen, weil Nachbars Fritz eine Latte aus unserem Gartenzaun herausgebrochen hat!
Wir verlassen den Filmvorführraum und treten in ein großes Planetarium. Hoch über uns dreht sich die Erdkugel, umkreist von einer kleinen Kugel, dem künstlichen Erdsatelliten, der 1957, im geophysikalischen Jahr, in den Weltraum hinausgeschossen werden wird. Dieser Satellit wird eine Kugel von 75 Zentimeter Durchmesser und einem Gewicht von nur zehn Kilogramm sein, angefüllt mit kostbaren winzigen Messinstrumenten und einem Miniatursender, der die Beobachtungen der Instrumente zur Erde hinuntersendet. Viel ist hierüber schon geschrieben worden. Auf der Berliner Industrieausstellung aber gewinnen wir zum ersten Mal eine Vorstellung von diesem Unternehmen, mit dem die Menschheit beginnt, dem Kosmos seine Geheimnisse zu entreißen. Winzige Rundfunkempfanggeräte kennen wir schon, hier aber halten wir einen Sender von der Größe einer Taschenlampe in der Hand! Dieser Sender musste erst erfunden und konstruiert werden, denn ein normales Gerät vierhundert Kilometer hoch in den Raum zu befördern, das würde vorläufig noch eine Rakete von utopischen Ausmaßen erfordert haben. Ohne den Sender aber, der uns seine Beobachtungen über ultraviolette Strahlen, kosmische Strahlen, meteoritische Partikel, Temperaturen usw. mitteilt, bliebe der Erdsatellit eine Spielerei.
Und was er uns mitteilt, das sind die Voraussetzungen für die Verwirklichung des Traumes von der Fahrt des Menschen in den Weltenraum.
Grandios ist, was die USA in Berlin zeigen. Mit Schauder aber erfüllt uns der Gedanke, dass die Rakete im Krieg entwickelt wurde, zu Vernichtungszwecken.
Wir kehren wieder zurück zu den Blumen des Sommergartens, zu den Weinen Spaniens, den Früchten Italiens, zu schönen Möbeln und edlem Porzellan, zu den tausend Geräten, die dem Behagen, dem Komfort dienen …
Dies alles eines Tages wieder zu zerstören, welch ein Wahnsinn! Nein, möchten wir ausrufen mitten im festlichen Gedränge der Zehntausenden von Besuchern, die hier staunen, schwatzen, lachen, an kleinen Tischen Kaffee trinken, nein, das darf nie sein. Mögen die Wunder der Technik in Zukunft nur immer dem Menschen dienen. Auch die gigantische, drohende Rakete dort drüben auf dem Platz der Nationen.
Hier in Berlin stellt sich die Frage Glück oder Vernichtung, Wahnsinn oder Einsicht eindringlicher, härter als sonst irgendwo auf der Welt.
Seite 3 Nicht anerkannt ... Das Schicksal einer Mutter aus Königsberg
Nicht anerkannt! so lautete die Entscheidung der Bundesnotaufnahmebehörde in West-Berlin über den Aufnahmeantrag der Frau Lisbeth St. aus Königsberg. Die vorgebrachten Fluchtgründe seien nicht ausreichend.
So geschehen im März 1954.
Der bittere Urteilsspruch bedeutete die Verlängerung eines Leidensweges, der bereits 1945 begonnen hatte. Er bedeutete Einweisung in ein Lager, Sozialunterstützung, Arbeitsverbot. Nicht, dass der Westen nun Frau St. und die Tausende, die der gleiche Urteilsspruch traf und noch immer trifft, nun etwa zurückschickte. Das tut er nicht, er gewährt Asyl, aber die Nichtanerkannten sind Bürger zweiter Klasse, ohne Recht auf Wohnung und Arbeit.
Aus dem Flüchtlingsdurchgangslager kam Frau St. mit der dreizehnjährigen Tochter Gudrun in ein sogenanntes Stammlager, mit fünf Familien in einen Raum, in einer stillgelegten Fabrik. Hier spielten sich manchmal schreckliche Dinge ab, Gewalttaten und Unzucht. Oft fuhren Mutter und Tochter nachts aus dem Schlaf hoch, geweckt von den Sirenen des Überfallkommandos, das der Lagerleiter hatte rufen müssen.
Sechs Monate dauerte die Gefahr für Leib und Seele, vor allem des Kindes, bis Frau St. mit Hilfe der Inneren Mission ein winziges möbliertes Zimmer zugewiesen bekam. Da lebten sie auf neun Quadratmetern zu dreien, denn inzwischen war der älteste Sohn . . .
Doch berichten wir von Anfang an.
Als die Sowjets in Königsberg eindrangen, holten sie den bei der Stadtverwaltung angestellten Ingenieur Karl St. aus seiner Wohnung und erschlugen ihn. Seine Frau und die drei kleinen Kinder schleppten sich nach Palmnicken, wo sie zwei Jahre lang unter Umständen lebten, die uns nur allzu bekannt sind. Die Mutter musste „robotern", die Kinder blieben sich selbst überlassen. Die kleine Gudrun erkrankte an Hungertyphus.
Nach zwei Jahren wurde die Familie in einem Transport nach Mitteldeutschland gebracht, ein kleiner Ort in der Nähe von Berlin wurde ihnen als Aufenthaltsort zugewiesen. Frau St. ernährte sich und die Kinder mühselig mit Näharbeiten, vorübergehend fand sie auch einmal einen Arbeitsplatz in Ost-Berlin.
Werner, der Älteste, erwies sich als hochbegabt, und sein Rektor schlug ihn zur Aufnahme in die Oberschule vor. Voraussetzung hierfür, so hieß es allerdings, sei die „gesellschaftlich positive Einstellung" der Mutter; unter Druck gesetzt, sich einer „fortschrittlichen" Organisation anzuschließen, trat Frau St. dem DFD („Demokratischer Frauenbund Deutschlands") bei. Und Werner musste natürlich in die FdJ.
Eines Tages kommt Werner nach Hause: „Mutti, ich soll FdJ-Agitator werden. Ich, dessen Vater die Russen erschlagen haben! Nein, das mache ich nicht mehr mit!"
Der Siebzehnjährige ging allein nach West-Berlin ins Flüchtlingslager, wurde aufgenommen. Auf Grund einer Prüfung, die seine überdurchschnittliche Begabung zeigte, erhielt er einen Freiplatz an einem der besten westdeutschen Internate, der Odenwaldschule. Auch Hanna, die Zweitälteste, hielt es nicht länger in der Sowjetzone aus, sie fand eine Lehrstelle in einem westdeutschen Diakonissen-Mutterhaus.
Bürger zweiter Klasse
Die Mutter und Gudrun waren zurückgeblieben. Mehrfach wurde Frau St. wegen ihrer beiden „republikflüchtigen" Kinder zu Vernehmungen bestellt. Sie stellte fest, dass ihre Post überwacht wurde. Das machte ihr das Leben zur Hölle, und schließlich wurde auch die Sehnsucht nach den Kindern immer stärker. Wenn man überhaupt nach Gründen fragt, weshalb ein Mensch das SED-Paradies verlässt: Frau St. hatte Gründe, menschlich überzeugende.
Im Frühjahr 1954 ging sie nach West-Berlin, im Herbst bekam sie jenes kleine Zimmer, in das auch Werner, nachdem er sein Abitur an der Odenwaldschule bestanden hatte, mit einzog.
Die Miete betrug vierzig DM, und einschließlich Miete erhielt die Familie 149 DM Sozialunterstützung. Ohne Anerkennung, ohne Zuzugsgenehmigung durfte Frau St. keinen Antrag auf Hinterbliebenenrente stellen, keinen Antrag auf Lastenausgleich, Hausrathilfe oder gar den Antrag auf Pension, die ihr sonst zugestanden hätte. Und — Frau St. durfte nicht arbeiten. Hie und da nähte und strickte sie für Bekannte, gelegentlich konnte sie eine Nachtwache bei Kranken übernehmen. Als Landsleute sie einmal in der Woche als Aushilfe in ihrem kleinen Gewerbebetrieb beschäftigten, wurde sie angezeigt. Zum Glück hatte sie nur Nahrungsmittel als Entgelt erhalten, so dass von einem „illegalen" Arbeitsverhältnis nicht die Rede sein konnte.
Werner musste sein kaum begonnenes Studium an der Technischen Universität unterbrechen, er ging für 64 DM im Monat als Praktikant in einen Großbetrieb.
Gudrun erkrankt
Im März 1954 war das ablehnende Urteil der Bundesnotaufnahmebehörde ergangen. Im Sommer 1956 ist Frau St. noch immer nichtanerkannter Flüchtling.
Die nunmehr fünfzehnjährige Gudrun bekommt durch die Aktion der Landsmannschaft einen Ferienfreiplatz in Westdeutschland. Sie trifft es gut, ist überglücklich und kehrt — scheinbar — erholt zurück. Wenige Wochen darauf erkrankt sie.
Schon seit dem Frühsommer war ihr manchmal so „komisch" gewesen; manchmal schwankte sie, wenn sie nur von ihrer Schulbank nach vorn an die Tafel gehen musste. Manchmal taumelte sie mitten auf der Straße, manchmal zog es wie Schleier vor ihre Augen. Der Ferienaufenthalt konnte die Katastrophe nur für einige Wochen aufhalten.
Ende August muss Gudrun zum Arzt, weil die Gleichgewichts- und Sehstörungen immer schlimmer werden.
Blutkreislaufstörungen, stellt der Arzt fest. Späte Nachwirkung des Hungertyphus und Auswirkung jahrelanger Unterernährung danach. Gudrun darf nicht mehr zur Schule gehen. Sie müsste auf lange Zeit verschickt werden, meint der Arzt, und für sofort gäbe es nur eine Hilfe: hochwertige Nahrungsmittel, Butter, Milch, Sahne.
Von 149 DM?
Und zur gleichen Zeit klagt auch Werner immer häufiger über Kopfschmerz, über ein Schwächegefühl, er kann sich oft nur noch schwer auf seine Arbeit konzentrieren. Nicht einmal eine Zigarette kann er sich leisten, um sich wenigstens für den Augenblick aufzumuntern.
Butter, Sahne? Frau St. weiß oft nicht, woher das Geld für Kartoffeln nehmen.
Wettlauf
Anfang September lichtet sich der Horizont. Aber gerade dieser schwache Hoffnungsschimmer lässt die Lage der Familie St. nur noch tragischer erscheinen.
Die Zuzugsgenehmigung scheint erkämpft, Frau St. kann Hauptmieterin der Wohnung werden, in der sie bisher als Untermieterin wohnte. Mit dieser Wohnung will sie sich eine Existenz aufbauen, sie will Studenten in Vollpension aufnehmen. Doch dazu müssen erst die Räume möbliert werden, und Frau St. besitzt kaum für sich das Notwendigste, ein paar armselige zusammengeborgte oder geschenkte Möbelstücke!
Frau St. kann jetzt die notwendigen Anträge auf Hinterbliebenengeld für die Kinder, auf ihre Pension stellen. Aber wie lange wird es dauern, bis sie bearbeitet, entschieden, genehmigt sind?
Ein Wettlauf beginnt, ein Wettlauf auf Leben und Tod. Die Uhren der Büros ticken langsam, die Uhr des Lebens tickt schnell. Gudrun ist krank. Wenn sie nicht sofort . . .
Frau St. läuft von Dienststelle zu Dienststelle. Man verspricht Beschleunigung, aber die Beamten sind ja nur winzige Rädchen eines gewaltigen schwerfälligen Apparates. Zwischendurch scheuert Frau St. irgendwo Treppen; besorgt einen Kranken. Abends trennt sie, todmüde, einen alten Pullover auf und strickt einen neuen daraus. Das bringt sieben Mark. Kartoffeln, Haferflocken, Margarine und als Äußerstes ein Kilogramm Obst für die Kinder. Sie ist fünfzig Jahre alt und sieht wie weit über Sechzig aus. Und Gudrun ist krank, und Werner klagt über Kopfschmerzen.
Die Uhren der Büros ticken langsam, rasend schnell die Uhren der drei Menschenleben. Vielleicht ist es zu spät, wenn eines Tages endlich der Pensionsbescheid kommt.
Das ist in kurzen Worten das Schicksal einer Königsberger Familie, das Schicksal Nichtanerkannter. Tausende solcher Parias leben in West-Berlin, sie dürfen nicht arbeiten, weil sie keine Zuzugsgenehmigung haben, sie bekommen keine Zuzugsgenehmigung, weil sie keinen Arbeitsplatz nachweisen können. In Westdeutschland ist alles leichter, aber wer hier in Berlin hängenbleibt, kann als Betroffener kaum begreifen, dass die Stadt der hunderttausend einheimischen Arbeitslosen sich durch so grausame Bestimmungen vor der Überflutung mit auswärtigen Arbeitskräften schützen will.
Besonders schwer aber ist es, wenn der Flüchtling mit Versorgungsansprüchen kommt. Zugegeben, die Bundeskassen handeln da aus einer gewissen Notwehr. Wo führte das hin, wenn alle Rentner und Pensionäre aus Mitteldeutschland zu uns kämen?
Eines aber bleibt ungeklärt. Die Witwe eines Bremer Beamten bekommt ihre Pension, und wenn sie ihr in Bayern abgelehnt wird, dann bestimmt in Bremen. Wohin aber soll sich die Witwe des Königsberger Beamten wenden? Sollte da der Bund nicht stellvertretend für Ostpreußen handeln? Manchmal ist in solchen Fällen der „Stichtag" für die Anmeldung von Ansprüchen versäumt. Wir fragen, was denn das ist, ein Stichtag — gegen ein Menschenschicksal . . .
Seite 4 Ausländer vertrauen Berlins Zukunft
In der letzten Zeit ist ein steigendes Interesse ausländischen Kapitals an Grundstücken und Häusern in West-Berlin zu beobachten. Dies geht aus einem Bericht der „New York Herald Tribüne" hervor. Man liest da: „Berliner Grundbesitz erweckt bei ausländischen Käufern und Spekulanten in der letzten Zeit steigendes Interesse. Führende West-Berliner Grundstücksmakler nennen hier Amerikaner, Kanadier, Schweizer, Franzosen, Südafrikaner, Interessenten aus Iran und aus Spanien. Die Käufe beschränken sich auf West-Berlin. West-Berliner Fachleute sind der Ansicht, dass diese Entwicklung bisher durch die Möglichkeit eines Krieges in Europa zurückgehalten wurde. Jetzt scheinen ausländische Käufer von Grundstücken in West-Berlin für diese Aktion zwei Gründe zu haben: erstens die Hoffnung, dass der Frieden in Europa gesichert ist, und zweitens, dass der Kaufpreis für Grundbesitz in West-Berlin Zurzeit noch relativ niedrig ist“.
Seite 4 Unsere Stimme im er Äther. Ein Besuch beim Sender Freies Berlin
Was können wir noch tun?
Diese Frage bewegt den Berichterstatter oft, wenn er die Rundfunkprogramme durchblättert, wenn er den Einstellfaden über die Skala seines Radiogerätes gleiten lässt. Der erste Eindruck ist zunächst immer wieder erfreulich. Keine Woche vergeht — und so zeigen es ja auch die Programmauszüge, die unser Blatt regelmäßig veröffentlicht —, ohne dass die ostdeutsche Heimat nicht mehrfach zu Worte käme. Das geschieht einmal im Rahmen der allgemeinen Nachrichten und politischen Kommentare, aber auch durch Hörbilder, Hörspiele, Reportagen, im Rahmen des Schulfunks, in Sendungen deutscher Volkslieder und Volkstänze, in Gedenksendungen für die großen Männer des deutschen Osten, von denen kaum einer vergessen, übersehen wird.
Manche dieser Sendungen erklingt nur aus dem gegebenen besonderen Anlass, andere kehren regelmäßig wieder, haben ihren festen Platz im Programm des Senders.
Einfluss nehmen
Aber es könnte noch mehr getan werden, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Bei genauerem Hinhören zeigt sich nämlich die Tendenz, die Frage des deutschen Ostens zu einem rein kulturpolitischen Thema, die Frage der Millionenarmee der Heimatvertriebenen zu einem rein sozialen Thema zu degradieren. Der klare Rechtsanspruch auf unsere Heimat und die Tatsache, dass unser Anliegen Lebensfrage aller Deutschen ist — das kommt meist nur dann zum Ausdruck, wenn einmal Ausschnitte aus einer Kundgebung von Heimatvertriebenen übertragen werden.
Wie können wir Einfluss gewinnen? Das haben wir uns hier in Berlin gefragt, und zunächst einmal mit dem Blick auf den Sender Freies Berlin. Und da ist uns sogleich in der Organisation des Senders ein kleiner „Schönheitsfehler" aufgefallen.
Die Linie des Senders, die Marschroute in großen Zügen bestimmt ein paritätischer Rundfunkrat. In diesem Rundfunkrat sind vertreten: die Parteien, die Gewerkschaften, die Kirchen, die Wirtschaft, die Zeitungsverleger, der Presseverband, ja auch die Sportverbände. Wer fehlt, das sind die Heimatvertriebenen. Und dabei klingt uns noch das Wort in den Ohren, das der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses am Tag der Heimat bei der großen Kundgebung in der Waldbühne sprach: „Jeder vierte Berliner ist Heimatvertriebener!" Die Landsmannschaften haben mehr Mitglieder als die politischen Parteien, aber sie sitzen nicht mitbestimmend am Sprachrohr unserer Zeit! Gewiss zählen die im Rundfunkrat vertretenen Gruppen auch viele Heimatvertriebenen zu ihren Mitgliedern. Aber was sagt das? Was wir wollen, das liegt doch meist — leider — außerhalb der Wirkungsmöglichkeiten der genannten Parteien und Gruppen.
Besuch beim Sender
Mit diesen Gedanken haben wir Herrn Fenske aufgesucht, den verantwortlichen Leiter einer der bekanntesten, stets auch vom Norddeutschen und Westdeutschen Rundfunk übernommenen feststehenden Sendungen für ostdeutsche Fragen, der Sendung „Alte und neue Heimat".
Herr Fenske, gebürtiger Westpreuße, betreut diese Sendung bereits seit 1950, als es noch keinen Sender Freies Berlin gab, sondern nur die Berliner Zweigstelle des NWDR. Unter britischer Zensur, durfte diese Sendung nur sozialen Charakter tragen, gerahmt von melancholisch stimmenden musikalischen Erinnerungen an die Heimat, — ein Gepräge, das westdeutsche Rundfunkstationen ihren Heimatvertriebenensendungen auch heute noch allzu oft geben.
Die Sendung „Alte und neue Heimat" des nunmehr von den Besatzungsmächten unabhängigen Senders Freies Berlin aber hat ihr Gesicht gewandelt. In den dreißig Minuten, die ihr allwöchentlich zur Verfügung stehen, werden nicht nur geschichtliche, kulturgeschichtliche Themen, sondern auch brennend aktuelle Fragen behandelt. Nehmen wir als Beispiel nur das zum Tag der Heimat angesetzte Rundgespräch der Sprecher der verschiedenen Landsmannschaften, die bereits in unserer Zeitung Erwähnung fand.
Da fragte der Sender, fragte die Öffentlichkeit, wie wir zu dem Vorwurf ständen, wir seien „Revanchisten", wie es mit unserem Rückkehrwillen bestellt sei und mit dem Heimatgefühl der heranwachsenden Vertriebenengeneration und manches andere. Die Antworten, die die Vertreter der Landsmannschaften gaben, sind uns bekannt. Wir kennen sie, aber die breite Öffentlichkeit muss sie immer und immer wieder hören. Für solch eine Sendung danken wir ihrem Leiter, danken wir auch dem Intendanten Alfred Braun, der, obwohl er uns oft als politisch indifferent erscheint, als alter Berliner wohl weiß, dass Berlin mit dem deutschen Osten steht oder fällt.
Doch wöchentlich dreißig Minuten sind zu wenig.
Wie eine Stafette
Wir müssen aus dem engen Rahmen unserer Organisation, unserer Zeitungsorgane heraus, müssen unseren Rechtsanspruch täglich erheben und vertreten. Wie eine Äther-Stafette sollten die deutschen Rundfunkstationen sich die Termine für ostdeutsche Sendungen zureichen, bis endlich dem letzten Deutschen klar wird, dass wir keine Interessengruppe sind, sondern Deutschland für Deutschland zurückfordern, bis der ganzen Welt klar wird, dass es keinen Frieden geben kann ohne die Beseitigung des schreienden Unrechts unseres Jahrhunderts.
Studios sind da, Mikrophone, Verstärkeranlagen, durch die heute das Ohr der Menschheit zu jeder Stunde erreicht werden kann. Wird das alles, dies Wunder der Technik, auch genügend genutzt für Frieden und Gerechtigkeit?
Da sagt uns der Leiter der Sendung „Alte und neue Heimat", der Mann, der unser aller Anliegen beim Sender Freies Berlin vertritt: „Ich habe für den Schulfunk, für die Reihe „Das Gesicht der deutschen Stämme" eine Sendung über Ostpreußen geschrieben, das Land, das ich nächst meiner engeren Heimat Westpreußen am tiefsten liebe. Es ist nur eine anspruchslose Sprechersendung. Man hätte mehr daraus machen können, ein großes, eindrucksvolles Hörbild — aber dafür ist unser Sender zu arm ...!"
Ja, wenn wir nun einen Vertreter in dem die Mittel verteilenden Rundfunkrat des Senders sitzen hätten!
Auch dann bliebe zwar noch die Tatsache bestehen, dass „in Geldsachen die Gemütlichkeit aufhört". Der Etat hat unerbittliche Grenzen. Aber, um es einmal krass zu formulieren, soll es eines Tages heißen, die Deutschen haben ihren Osten vergessen, weil es an materiellen Mitteln fehlte, in ihnen das Bewusstsein wachzuhalten, dass dieser Osten ihr aller Schicksal ist?
Wir haben das Sendehaus am West-Berliner Heidelberger Platz recht nachdenklich verlassen.
Seite 4 Berlin im September. Veranstaltungskalender einer Weltstadt.
Die zweite Hälfte dieses Monats lässt hier in Berlin einen einzigen rauschenden Akkord von Veranstaltungen aufklingen. Am Kurfürstendamm wehen die Festwochenfahnen, von den Litfaßsäulen rufen die drei eindrucksvollen Schornsteine in den Bundesfarben zur 7. Deutschen Industrieausstellung, ein Großzirkus hat sein Dreimanegenzelt auf dem Funkturmgelände errichtet, im Zoologischen Garten hat das Oktoberfest begonnen, die Don-Kosaken singen im stets ausverkauften Sportpalast. Alles findet Besucher, nicht nur die Catcher im Catcherzelt an der Gedächtniskirche, sondern auch die beiden bedeutenden Kunstausstellungen „120 moderne französische Meister" und die „Galerie des zwanzigsten Jahrhunderts" sind oft überfüllt.
Und damit es ja keine Atempause gibt, kündigen sich schon jetzt für den Oktober die Oper von Peking mit einem mehrtägigen Gastspiel und das klassische Berliner Sechstagerennen an. Und dabei sind die Kongresse und Tagungen, die Berlin in seinen Mauern beherbergt und beherbergen wird, noch gar nicht erwähnt. Der Industrieausstellung ist ein besonderer Bericht in dieser Folge gewidmet. Hier nun einige Worte zu den Berliner Festwochen, über die wir ausführlicher nach ihrem Abschluss im Oktober berichten werden.
Festwochen sind eine Krankheit geworden. Heute gibt es in Westeuropa 81 Festivalstädte, die sich gegenseitig die größten Dirigenten und Solisten, Schauspieler und Sänger, Ballettensembles, Uraufführungen und ganze Schauspielinszenierungen abzujagen, wegzuschnappen versuchen. Ein österreichisches Blatt nannte das kürzlich einen Ausverkauf der Kultur, eine Ausschlachtung, Auspowerung des Schöpferischen, was durchaus zutrifft, wenn man bedenkt, dass diese 81 Festivals im Sommer und Frühherbst stattfinden, eine Zeit, in der früher einmal auch die Künstler in Urlaub gingen, um frische Kräfte für die bevorstehende Wintersaison zu sammeln.
Ein halbes Dutzend europäischer Städte jedoch können ihre Festwochen stichhaltig begründen. Dass Berlin zu ihnen zählt, diese Ansicht hat das Ostpreußenblatt schon im vorjährigen Herbst vertreten. Wir stimmen dem Regierenden Bürgermeister der Stadt, Professor Suhr, zu, wenn er als Geleitwort zu den diesjährigen Festwochen schreibt: „... Dass Berlin wieder das deutsche Kulturzentrum zu sein beginnt, das Deutschland so notwendig braucht, muss im Vergleich zu ostdeutschen wie westdeutschen Anstrengungen deutlich vor Augen geführt werden. Vielleicht wird es dazu später, wie ehemals, keiner besonderen Festwochen mehr bedürfen. Heute aber ist diese Herausstellung Berlins als Kulturmittelpunkt eine gesamtdeutsche politische Aufgabe und eine der dringendsten und vornehmsten uns möglichen Aktionen für die Vorbereitung der Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschland“.
Wichtig ist vor allem die Ausstrahlung nach dem Osten, und allein ihr gegenüber dürfte die Kritik an den Berliner Festwochen als solchen verstummen. Wie wichtig uns die Besucher aus Ost-Berlin und der Zone sind, zeigt die strikte Regelung, dass ein hoher Prozentsatz der verfügbaren Eintrittskarten bis jeweils zwei Tage vor der betreffenden Veranstaltung für Ostbewohner (genau Ostmark) an den Kassen reserviert bleibt.
Nun zum Programm. Im vergangenen Jahr hatte eine Anzahl von Veranstaltungen ausdrücklich das Thema Zone und deutscher Osten. Keine von ihnen hatte jedoch ein nennenswertes Niveau, ja die drei Bühneneinakter über aktuelle politische Ost-Westthemen, die der Festspielausschuss speziell für die Festwochen hatte schreiben lassen, stellten sich als gänzlich unzulänglich, als künstlerischer Misserfolg heraus. Das hat damals auch das Ostpreußenblatt heftig kritisiert.
Die Festspielleitung hat daraus gelernt. Sie sagt sich heute: ehe nichts künstlerisch überragendes Gestaltetes zum Thema Zone und deutscher Osten vorliegt, bringen wir lieber gar nichts. Die spezielle Aufgabe der Berliner Festwochen ist schon dann erfüllt, wenn echte Zeugnisse abendländischer Kultur aus Vergangenheit und Gegenwart in besten Aufführungen in das Schaufenster zum Osten gestellt werden. Sechzehn Tage lang bringen die Berliner Oper, die Berliner städtischen und Privattheater, die Berliner Konzertsäle nun täglich bis elf Veranstaltungen, das heißt zusammen (die ohnehin laufenden Repertoirestücke mitgerechnet) 151 Aufführungen, darunter Ur-, Neu- und Erstaufführungen. Als Gäste nennen wir ein amerikanisches und ein spanisches Ballett, britische und französische Schauspielerensembles.
Nach dem 2. Oktober, dem letzten Tag der Festwochen, wird man abschließend urteilen können.
Seite 4 Brandenburger Tor wieder mit Vierergespann
Die vom Pankower Regime eingesetzte Ost-Berliner Stadtverwaltung unter der Leitung von Friedrich Ebert Junior hat in einem Schreiben den Regierenden Bürgermeister und den Senat von West-Berlin um die leihweise Überlassung der in West-Berlin aufbewahrten historischen Gipsformen für einen Neuguss des Vierergespanns auf dem berühmten Brandenburger Tor gebeten. Der Berliner Senat teilte dazu mit, er werde die technischen Voraussetzungen für eine leihweise Herausgabe des Gipsabdruckes klären. Dieser befindet sich zurzeit in der Gipsformerei der Staatlichen Museen in Berlin-Charlottenburg.
Das alte Vierergespann auf dem von Langhans erbauten Brandenburger Tor ist, schwer beschädigt, 1945 von den Sowjetrussen entfernt worden. Seine Trümmer sollen sich immer noch in ihrem Besitz befinden. Ein Neuguss der sogenannten „Quadriga" ist möglich, da seinerzeit die Originalabgüsse auf Befehl der Könige von Preußen in den königlichen und späteren staatlichen Museen aufbewahrt blieben. Es muss bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen werden; dass das Pankower Regime, das sich jetzt endlich für die Wiederherstellung von Kunstdenkmälern einsetzen will, aus rein politischen Gründen das trotz der Bombenschäden durchaus gut erhaltene und verhältnismäßig einfach wiederherzustellende Berliner historische Königsschloss abreißen ließ, um hier einen Aufmarschplatz für die Trabanten der Pieck, Ulbricht und Grotewohl zu schaffen.
Seite 4 Die Steglitzer Festwoche. Landsmannschaft Ostpreußen war beteiligt
An der schon traditionell gewordenen Steglitzer Festwoche beteiligte sich in diesem Jahre zum ersten Mal auch die Landsmannschaft Ostpreußen in Berlin, um die enge Verbundenheit mit dem Patenbezirk Steglitz zu zeigen. Durch das Entgegenkommen des Bezirksstadtrates Grobecker war es möglich, dass in Zusammenarbeit mit den Herren Dr. Ebel und Schönrock vom Bezirksamt Steglitz die Landsmannschaft Ostpreußen in Berlin im Festzug der Steglitzer eine eigene geschlossene Gruppe bilden konnte. Angeführt wurde sie durch zwei Ordensritter zu Pferde, denen einige Reisige in der historischen Tracht der Ordenszeit folgten. Dann kam, angeführt durch das Ostpreußenbanner, eine große Gruppe unserer heimatvertriebenen Landsleute, die Fahnen und Wimpel unserer Heimat mitführten. Den Abschluss bildete ein geschmücktes Lastfahrzeug, auf dem Angehörige der Ostpreußengruppe (DJO) in Trachtenkleidung Kurenwimpel und Wimpel mit den Farben unserer Heimat zeigten. Vertreter des Memellandes hielten am Ende des Wagens Wacht bei dem eindrucksvollen Memel-Banner.
Die Ostpreußengruppe wurde von der Steglitzer Bevölkerung, die zu vielen Tausenden die Straßen säumte, stark beachtet.
Bei der Schlussveranstaltung der Steglitzer Festwoche im Lichterfelder Stadion am darauffolgenden Sonntag waren viele Tausende aus dem Steglitzer Bezirk erschienen; sie spendeten besonders der bei den großen Tanzvorführungen mitwirkenden Tanzgruppe der DJO starken Beifall. Lebhafte Zustimmung fand auch die Ansprache des Ersten Vorsitzenden der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Matthee, die mit der Versicherung schloss, dass wir Ostpreußen niemals auf unsere Heimat verzichten werden.
Den Abschluss der Festwoche bildet ein großes Feuerwerk, dem das „Abbrennen" der Wappen der Provinz Ostpreußen und des Bezirkes Steglitz sowie der Freiheitsglocke von Berlin vorausgingen.
Die Steglitzer Festwoche hat bewiesen, dass das Bezirksamt von Steglitz, an der Spitze Bürgermeister Dr. von Hansemann, sowie seine Mitarbeiter und die Steglitzer Bevölkerung in hohem Maße ihre Verbundenheit mit unserer ostpreußischen Heimat zum Ausdruck brachten. Wir sind glücklich und dankbar, dass wir diese Unterstützung bei unserer Arbeit erfahren. Die Pläne für die kommende Zeit sehen auch weiterhin eine starke Unterstützung unserer heimatpolitischen Arbeit durch den Patenbezirk Steglitz vor. Fritz Roddeck
Seite 5 Viel Wasser in den Wein. Weltpolitisches Geschehen – kurz beleuchtet.
Die dreitägige zweite Suez-Konferenz London endete erwartungsgemäß mit dem Beschluss, den zunächst von Eden vorgeschlagenen Verband der Suezkanal-Benutzer ins Leben zu rufen. Von dem geradezu kämpferischen Plan, den der britische Ministerpräsident vorgebracht hatte, ist allerdings nicht allzu viel übriggeblieben. Es zeigte sich auf der Konferenz der achtzehn Staaten überdeutlich, dass keine andere Macht gewillt ist, einen Weg zu gehen, der jeden Tag die Gefahr militärischer Konflikte und eines Krieges im Orient heraufbeschwören kann. Der amerikanische Außenminister Dulles hat sich auch diesmal wieder von vornherein bemüht, im Einverständnis mit Präsident Eisenhower dem Vorschlag alle Härten zu nehmen und eine Basis für ein sachliches Gespräch mit dem ägyptischen Staatspräsidenten Nasser zu schaffen.
Der jetzt vorgelegte Plan sieht lediglich eine Gemeinschaft der Kanalbenutzer vor, wobei es übrigens den Mitgliedstaaten freigestellt ist, ob sie die Kanalgebühren direkt an Ägypten oder an den Verband entrichten wollen. Nasser selbst hat in der letzten Zeit immer wieder betont, er denke gar nicht daran, die Freiheit der Schifffahrt im Suez-Kanal einzuschränken. Die Hoffnung britischer und französischer Interessenten, dass durch den Abzug der meisten nichtägyptischen Lotsen der Verkehr zum Erliegen kommen werde, hat sich bisher nicht erfüllt. Es gab wohl Stockungen, aber Tag für Tag konnten mit ägyptischen Lotsen große Geleitzüge durch den Kanal gebracht werden. Führen die neuen Verhandlungen mit Nasser nicht zu einem Ergebnis, so wird auch dann nicht mit einem Konflikt gerechnet. Man hat sich entschlossen, in diesem Fall die ganze Angelegenheit vor den Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen zu bringen. Inzwischen dürften die Lotsen, die sich aus verschiedenen Ländern — auch aus Deutschland — für den Dienst gemeldet haben, ihre Ausbildung abgeschlossen haben.
Die Franzosen und Engländer sind über den Ausgang der zweiten Suez-Konferenz, der im Oktober eine dritte folgen soll, ziemlich unzufrieden. Paris hat sich sogar geweigert, sofort der vereinbarten Lösung zuzustimmen. Man rechnet in Frankreich damit, dass es nach dem Zusammentritt des Parlaments im Hinblick auf die Suez-Frage und die nach wie vor kritische Situation in Algerien zu heftigen Debatten, vielleicht sogar zu einem Sturz des Kabinetts Mollet kommen wird. Moskau hatte sich in die ganze Sache dadurch eingeschaltet, dass Bulganin erklärte, er schlage eine Sechsmächte-Konferenz in Genf vor, um die Suez-Angelegenheit zu beraten. Man ist in London auf diesen Wink nicht näher eingegangen.
Parteibuch ins Grab!
Nachdem vor einiger Zeit der Moskauer Kreml die Erklärung abgab, das Unrecht, das unter Stalin so vielen russischen Politikern, Parteifunktionären und Offizieren in den sogenannten „Säuberungsprozessen" zugefügt wurde, sei „restlos wiedergutgemacht" worden, beeilen sich nunmehr auch die Trabanten der Sowjets, ähnliche Versicherungen abzugeben. So sagte jetzt der stellvertretende Verteidigungsminister der kommunistischen ungarischen Regierung, ein General Hazai, zahlreiche höhere Offiziere, die in den Jahren 1949 bis 1952 zu Unrecht verurteilt worden seien, seien ausnahmslos wieder „in ihre ehemaligen Funktionen eingesetzt oder für das erlittene Unrecht entschädigt" worden. Auch die beiden roten Generale Palffy und Solmymon habe man „vollständig rehabilitiert".
Diese heuchlerische Erklärung ist eine geradezu grausige Groteske. In Ungarn weiß jedes Kind, dass nicht nur Palffy und Solmymon, sondern auch die meisten anderen erwähnten höheren Offiziere seit vielen Jahren in einem Massengrab auf dem Hofe des Zuchthauses ruhen. Sie sind entweder sofort erschossen oder erhängt worden, oder sie wurden im Zuchthaus selbst ein Opfer der ihnen zuteil gewordenen Behandlung durch die roten Geheimpolizisten.
Auch das rote Bulgarien gibt eine ähnliche Deklaration ab, in der es heißt, man habe den Prozess gegen die 1949 wegen angeblichen Titoismus, Verrats und Spionage angeklagten Politiker und Parteifunktionäre noch einmal überprüft. Das Parteizentral-Komitee sei zur Ansicht gelangt, dass die Angeklagten „unbegründet verurteilt" wurden. Man habe sie daraufhin „rechtlich rehabilitiert" und ihnen wieder die Mitgliedschaft der bulgarischen Kommunistischen Partei verliehen. Von diesen Parteibüchern haben nun der damals verurteilte Vizeministerpräsident Kostow und die anderen damals zum Tode Verurteilten sicher nichts mehr. Kostow und mehrere andere Angesagte sind nämlich bereits am 16. Dezember 1949 hinge richtet worden.
Wahlen an der Ostsee
Die Reichstagswahlen in Schweden brachten Zwar erwartungsgemäß kein sensationelles, immerhin doch ein recht interessantes Ergebnis, besonders bemerkenswert war die Tatsache, dass die bürgerliche Opposition dieses Ostseestaates rund neun Mandate gewinnen konnte. Die stärkste Partei Schwedens sind nach wie vor die Sozialdemokraten, die in diesem Königreich seit nahezu einem Vierteljahrhundert fast ununterbrochen die Hauptregierungspartei stellen. Sie hatten früher einmal sogar die absolute Mehrheit im Parlament, verloren dann aber bei späteren Wahlen mehrere Mandate und mussten auch diesmal eine Verkleinerung ihrer Fraktion von 110 auf 108 Sitze bei insgesamt 231 Abgeordneten hinnehmen. Erheblich stärker waren die Verluste der bis heute mit den Sozialisten in einer Koalition vereinigten Bauernpartei; diese ging von 26 auf 20 Mandate zurück. Die bürgerlichen Konservativen und Liberalen sind zusammen auf 97 Mandate angestiegen.
Wenn man auch in Stockholm glaubt dass einstweilen die „rotgrüne Koalition“ von Sozialisten und Bauernparteilern noch fortgeführt wird, so nimmt man doch allgemein an, dass eine Reihe von landwirtschaftliche Abgeordneten geneigt ist, lieber eine Koalition mit den bürgerlichen Gruppen zu bilden. Beachtlich ist die Tatsache, dass die sozialdemokratische Presse betont, die Mandatsverluste müssten dem bisherigen Regierungslager Anlass sein, seine Politik sorgsam zu überprüfen.
Auf höherer politischer Ebene dürfte sich der Mandatsgewinn der Rechten dahin auswirken, dass die sozialistisch-bauernparteiliche Regierung gerade auf dem Gebiet der Wehrpolitik sehr vorsichtig handeln muss. Die Linkssozialisten, die sich für eine stärkere Beschränkung der Wehrausgaben einsetzten, werden ihre Forderungen jetzt im Reichstag kaum mehr verwirklichen können. Es ist allgemein aufgefallen, dass gerade die Konservativen, die für eine starke Verteidigungsmacht des neutralen Schweden und für eine Modernisierung von Armee, Marine und Luftwaffe eintraten, die meisten Stimmen gewonnen haben. In Moskau wird jedenfalls dieser Ausgang der schwedischen Wahlen nicht sehr begrüßt werden, wenn auch die Kommunisten in den neuen Reichstag statt fünf, sechs Abgeordnete entsenden.
Seite 5 Der Lastenausgleich. Kleine Verbesserungen vorgeschlagen. Die Entscheidung wird voraussichtlich im März 1957 fallen. Von unserem Bonner O. B.-Mitarbeiter
Nach vielen Ankündigungen hat die Bundesregierung am 6. September ihren Entwurf eines Achten Änderungsgesetzes zum Lastenausgleichsgesetz endlich dem Bundestag zugeleitet. Das Ostpreußenblatt berichtete bereits darüber, wie enttäuschend und völlig unzulänglich dieser Entwurf in allen großen Fragen des Lastenausgleichs ist. Heute sei jedoch auf eine Reihe der kleinen „Geschenke“ eingegangen, die die Regierung in ihren Vorschlägen darbietet. Da die Regierung selbst diese Verbesserungen unterstützt, kann mit ihrem Zustandekommen gerechnet werden. Für viele Vertriebene ist es gut, zu wissen, was wahrscheinlich kommt; sie können sich dann darauf einstellen.
Zwanzig Prozent mehr bei der Hauptentschädigung
Bei der Hauptentschädigung bietet die Bundesregierung eine Aufbesserung um etwa zwanzig Prozent an. Eine derartig geringfügige Erhöhung der Hauptentschädigung wird von den Vertriebenen zwar abgelehnt; aber mit Sicherheit kann jeder Vertriebene damit rechnen, dass das Achte Änderungsgesetz mindestens diese zwanzigprozentige Heraufsetzung bringen wird.
Mit Sicherheit kann also jeder für die Zukunft mit mindestens folgenden Hauptentschädigungssätzen rechnen (zu denen noch ein zehnprozentiger Zuschlag für Heimatvertriebene hinzukommt):
Schaden bis zu 1800 RM hundertprozentige Entschädigung, höchstens jedoch 1400 DM, Schaden bis 2200 RM stets 1600 DM, bis 2600 RM 1800 DM, bis 3000 RM 2000 DM, bis 3600 RM 2250 DM, bis 4200 RM 2500 DM, bis 5000 RM 2800 DM, bis 6000 RM 3150 DM, bis 7200 RM 3550 DM, bis 8500 RM 3950 DM, bis 10 000 RM 4350 DM, bis 12 000 RM 4850 DM, bis 14 000 RM 5300 DM, bis 16 000 RM 5650 DM, bis 18 000 RM 6000 DM, bis 20 000 RM 6350 DM, bis 25 000 RM 7100 DM, bis 30 000 RM 7800 DM, bis 35 000 RM 8400 DM, bis 40 000 RM 9000 DM, bis 52 000 RM 10 200 DM, bis 70 000 RM 11 800 DM, bis 80 000 RM 13 500 DM, bis 125 000 RM 16 000 DM. bis 175 000 RM 19 000 DM, bis 225 000 RM 22 000 DM, bis 275 000 RM 25 000 DM, bis 325 000 RM 28 000 DM, bis 375 000 RM 31 000 DM, bis 425 000 RM 34 000 DM, bis 475 000 RM 37 000 DM, bis 550 000 RM 41500 DM, bis 650 000 RM 47 500 DM, bis 750 000 RM 51 500 DM, bis 850 000 RM 55 000 DM, bis eine Million RM 60 000 DM. Bei Schäden über eine Million RM beträgt der Grundbetrag der Hauptentschädigung 60 000 DM zuzüglich drei vom Hundert des eine Million RM und zwei vom Hundert des zwei Millionen RM übersteigenden Schadensbetrages.
Die Bewertung der verlorenen Vermögen erfolgt bekanntlich mit dem Einheitswert. Es ist im Ostpreußenblatt wiederholt darauf hingewiesen worden, dass Landwirtschaft um sieben Achtzehntel (rund 39 Prozent) niedriger liegen als die Einheitswerte bei den anderen Vermögensarten (gewerbliches Vermögen, Hausbesitz). Die Bundesregierung ist in ihrer Vorlage zwar nicht bereit — wie es von den Vertriebenen gefordert wird —, die volle Angleichung durch einen 39-prozentigen Zuschlag zuzubilligen, sieht in ihrem Entwurf jedoch eine dreißigprozentige Anhebung der landwirtschaftlichen Einheitswerte vor. Wenn auch die Hoffnung sich darauf richtet, dass der Bundestag aus den dreißig Prozent 39 Prozent machen wird; mit der Aufbesserung um dreißig Prozent kann jeder Vertriebene jedoch bestimmt rechnen.
Beispiel: Wenn jemand einen Einheitswert von 10 000 RM besitzt, so erhielt er nach altem Recht für diesen Hof 3600 DM + 10 Prozent Heimatvertriebenenzuschlag als Entschädigung. Nunmehr wird nicht ein Schaden von 10 000 RM, sondern ein solcher von 13 000 RM (10 000 + 30 Prozent zugrunde gelegt. Auf 13 000 RM Schaden gibt es nach künftigem Recht 5300 DM + 10 Prozent Heimatvertriebenenzuschlag als Entschädigung. Selbst nach der Regierungsvorlage würden diesem Bauern mithin 1870 DM an Hauptentschädigung mehr zustehen; das ist rund die Hälfte mehr.
Vorrang bei Aufbaudarlehen
Bei der Gewährung von Aufbaudarlehen für die gewerbliche Wirtschaft, die Landwirtschalt und den Bau eines Hauses (Ersatzbau für ein im Osten zurückgelassenes Haus) sah das Gesetz bisher keine bestimmte Rangfolge bei der Bewilligung vor. Der Regierungsentwurf zum 8. Änderungsgesetz enthält nunmehr eine Vorschrift, nach der Personen, die Schäden an landwirtschaftlichem Vermögen, gewerblichem Betriebsvermögen, Hausbesitz, Berufsvermögen, wissenschaftlichem Vermögen oder Anspruchsvermögen geltend machen können, mit Vorrang zu berücksichtigen sein werden.
Wer ein Aufbaudarlehen erhalten hat und gleichzeitig einen Anspruch auf Hauptentschädigung besitzt, braucht bekanntlich das Darlehen insoweit nicht zurückzuzahlen; Darlehen und Anspruch werden miteinander verrechnet. Zu großen Härten hat es geführt, wenn der Sohn eines Geschädigten ein Aufbaudarlehen nahm, weil der Vater wegen Alters die Errichtung eines Geschäfts oder den Bau eines Hauses nicht mehr auf sich nehmen wollte. In diesen Fällen kann nach geltendem Recht das Aufbaudarlehen des Sohnes nicht mit dem Hauptentschädigungsanspruch des Vaters verrechnet werden. Auf Anregung des Bundesrates hat nunmehr die Bundesregierung in ihrem Achten Änderungsgesetzentwurf vorgesehen, dass in derartigen Fällen auf Antrag des Vaters eine Verrechnung erfolgen könne. Der Sohn spart dadurch nicht nur die Darlehnsamortisation, der Hauptvorteil wird vor allem darin liegen, dass bereits bei der Bewilligung der Sohn unter Berufung auf den Schaden des Vaters in eine bevorrangigte Dringlichkeitsstufe gelangt.
Nach bisherigem Recht musste derjenige, der ein Aufbaudarlehen für eine Mietwohnung erhielt (z. B. im Umsiedlungswohnungsbau), es sich gefallen lassen, dass ihm in Höhe dieses Darlehens seine Hauptentschädigung fortgenommen wurde, obwohl er gar nicht Eigentümer des Hauses ist und obwohl andere Mieter, die keinen Hauptentschädigungsanspruch besitzen, genauso die Wohnung erhalten. Dem Geschädigten mit dem Hauptentschädigungsanspruch wurde zwar die Miete um ein paar Mark ermäßigt; das sah der Geschädigte jedoch nicht als der Fortnahme der Hauptentschädigung gleichwertig an. Nunmehr sieht der Regierungsentwurf — auf Anregung des Bundesrates — vor, dass eine Verrechnung von Mieterdarlehen und Hauptentschädigung nur noch auf Antrag des Mieters, nicht mehr automatisch, erfolgen soll. (Denjenigen Vertriebenen, die eine Verrechnung nicht wünschen und in einer durch Mieterdarlehen geförderten Wohnung wohnen, wird empfohlen, vor dem 1. April 1957 nicht den Darlehensvertrag zu unterschreiben oder, falls sie schon unterschrieben haben, aber noch keinen Feststellungsbescheid besitzen, gegen einen etwa ergehenden Feststellungsbescheid ein Rechtsmittel einzulegen, um die Rechtskraft der Hauptentschädigungszubilligung bis hinter den 31. März 1957 in der Schwebe zu halten.)
Auch jüngere Jahrgänge . . .
Nach geltendem Recht können Unterhaltshilfe und Entschädigungsrente nur diejenigen Geschädigten erhalten, die 1889 und früher (Frauen 1894 und früher) geboren sind. Die Vorlage der Bundesregierung zu einem Achten Änderungsgesetz sieht vor, dass für eine Entschädigungsrente (nicht auch für eine Unterhaltshilfe) künftig auch die jüngeren Jahrgänge in Betracht kommen sollen, sofern sie im Übrigen die Voraussetzungen für die Entschädigungsrente erfüllen.
Entschädigungsrente wird nach gegenwärtigem Recht nur dann und insoweit gewährt, als durch Zurechnung der etwa zustehenden Entschädigungsrente zu den sonstigen Einkünften das Monatseinkommen 250 DM nicht übersteigt; für den Ehegatten erhöht sich dieser Betrag um 75 DM und für jedes Kind um 35 DM. Die Regierungsvorlage zum Achten Änderungsgesetz sieht nunmehr vor, dass der Betrag von 250 DM auf 300 DM heraufgesetzt werden soll; eine Erhöhung der Familienzuschläge ist nicht beabsichtigt.
Höhere Sätze bei der Hausrathilfe
Die gegenwärtigen Sätze der Hausratentschädigung bemessen sich mit 800 DM im Normalfalle, mit 1200 DM, sofern die Einkünfte 1937/1939 mehr als 4000 RM betragen haben, und mit 1400 DM, sofern die Einkünfte 1937/1939 6500 RM überstiegen. Die Bundesregierung plant in ihrem Entwurf, den Satz von 800 DM auf 1000 DM, den Satz von 1200 DM auf 1300 DM und den Satz von 1400 DM auf 1600 DM heraufzusetzen. So unzureichend diese Aufbesserung ist; jeder Vertriebene kann auf alle Fälle mit einer dritten Hausrathilferate rechnen.
Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen, dass es sich hier erst um die Vorschläge der Bundesregierung, noch nicht um ein neues Gesetz handelt. Die endgültige Entscheidung fällt der Bundestag, das wird voraussichtlich Ende März 1957 der Fall sein.
Seite 5 Langsamere Einstellung bei der Bundeswehr?
In Bonn rechnet man damit, dass die Einberufung von Freiwilligen für die Bundeswehr vorübergehend etwas gebremst wird. In der letzten Zeit waren wöchentlich etwa 4500 neue Soldaten eingestellt worden. Es soll vor allem der Mangel an Unterkünften sein, der dazu zwingt, das Einstellungstempo etwas zu drosseln. Man hält es dennoch für wahrscheinlich, dass bis Ende dieses Jahres — wie zugesagt — 96 000 Soldaten in die Kasernen eingezogen sind. Etwa 30 000 müssten noch einberufen werden. Man rechnet damit, dass der Bundesverteidigungsminister im Zusammenhang mit einer Einführung der einjährigen Dienstzeit fordern wird, die Zahl der Berufssoldaten und Längerdienenden von 230 000 auf 300 000 heraufzusetzen. Die Korrespondenten wollen wissen, dass ein entsprechender Gesetzentwurf vom Minister vorbereitet worden sei. Die Kürzung der Dienstzeit um ein Drittel bedeutet, dass in der Bundeswehr jedes Jahr statt 270 000 nur 200 000 Wehrpflichtige dienen würden.
Seite 5 Ein LAG-Gegenentwurf
Als einzige Fraktion des Bundestages hat bisher diejenige des Gesamtdeutschen Blocks/BHE im Bundestag einen Gegenentwurf zu dem Regierungsentwurf eines Achten Änderungsgesetzes zum Lastenausgleichsgesetz eingebracht. Der Gegenentwurf lehnt sich engstens an die Vorschläge an, die der Lastenausgleichsausschuss des BvD (in dem auch die Landsmannschaften vertreten sind) zur Neugestaltung des Lastenausgleichs erarbeitet hatte. Er hat insbesondere auch die annähernd hundert Einzelvorschläge übernommen, durch die kleinere Härten des Lastenausgleichsgesetzes beseitigt werden sollen. In der großen Linie fordert der BHE, dass für Schäden bis zum 5000 RM hundertprozentige Entschädigung gewährt werden soll (der Regierungsentwurf sieht für einen Schaden von 5000 RM nur eine Hauptentschädigung von 2800 DM vor), dass für die Verluste soweit sie 5000 RM übersteigen, der Überbetrag mit 50 Prozent bis — mit der Schadenshöhe absinkend —
6 ½ Prozent entschädigt werden soll, dass die Hausratentschädigung um 400 DM erhöht werden soll, dass die Unterhaltshilfen um 20 Prozent aufgestockt werden und dass die Fortführung der Aufbaudarlehen Landwirtschaft, Gewerbe und Wohnungsbau nicht aus dem Ausgleichsfonds, also zu Lasten der anderen Leistungen, sondern aus zusätzlichen Bundeshaushaltsmitteln erfolgen soll.
Die erste Lesung des Regierungsentwurfs zum Achten Änderungsgesetz sowie des BHE-Gegenentwurfs (und etwaiger noch von anderen Fraktionen oder Abgeordnetengruppen eingehender Gegenentwürfe) im Plenum des Bundestages findet am ?? (unlesbar) September statt. Man wird damit rechnen können, dass die Beratungen im Bundestag etwa im März abgeschlossen sein werden, so dass das Änderungsgesetz nach Durchlaufen des Bundesrates und des Vermittlungsausschusses zum 1. April 1957 in Kraft treten wird.
Seite 6 Aus den ostpreußischen Heimatkreisen.
Heimattreffen
30. September: Insterburg Stadt und Land in Dortmund, Industrie-Hotel, Mallinkrodtstraße 214, Straßenbahnlinien 5 und 7 ab Hauptbahnhof.
Johannisburg in Dortmund, „Reinoldi-Gaststätten".
Fischhausen, Königsberg-Land, Lablau, Pr.Eylau in Bochum, Gaststätte „Kaiseraue". (Dieses Treffen der Natanger Kreise ist vom 23. September auf den 30. September verlegt worden.)
7. Oktober: Osterode In Osterode (Harz). Kurpark.
Neidenburg in Hamburg-Nienstedten. Elbschlossbrauerei.
Bartenstein in Wuppertal-Barmen, „Schuberthaus", Sternstraße 32.
14. Oktober: Ebenrode (Stallupönen) in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.
21. Oktober: Angerburg in Stuttgart-Fellbach, Gasthaus „Adler".
Osterode in Düsseldorf, Unionssäle. Witzelstraße
Memel-Stadt und Land, Heydekrug, Pogegen in Hamburg, Winterhuder Fährhaus.
28. Oktober: Gumbinnen in Stuttgart.
Memelkreise
Am Sonntag, dem 21. Oktober, findet in Hamburg im Winterhuder Fährhaus ein großes Heimattreffen der vier Memelkreise, Memel-Stadt, Memel-Land, Heydekrug und Pogegen statt. Nähere Einzelheiten werden in den nächsten Folgen des Ostpreußenblattes bekanntgemacht.
Aus der Heimat werden gesucht:
früher in Memel wohnhaft gewesen:
Wilhelmine Auer;
Fritz Sabottka und Frau Anna Sabottka, geb. Auer und deren Kinder Helmut Sabottka, Gerhard Sabottka, Lotar Sabottka und Traute Sabottka.
Zuschriften erbeten an den Suchdienst der Memelkreise. Oldenburg (Oldb), Cloppenburger Str. Nr. 302 b.
Heydekrug. Bekanntmachung
Anlässlich des gemeinsamen Treffens der Memelkreise (Memel-Stadt und -Land, Heydekrug und Pogegen) am Sonntag, dem 21. Oktober 1956, in Hamburg, Winterhuder Fährhaus, findet um 14 Uhr ein Hauptkreistreffen des Kreises Heydekrug mit folgender Tagesordnung statt:
1. Tätigkeits- und Rechenschaftsbericht des Kreisvertreters,
2 Einsprüche (zwei Einzeleinsprüche) gegen die Wahl des Kreisausschusses vom 16.10.1955,
3. Wahl eines Jugendvertreters,
4. Antrag zur Beschleunigung des Feststellungsverfahrens bei Lastenausgleichsanträgen,
5. Verschiedenes.
Zu diesem Treffen (Kreisversammlung) werden alle Angehörigen des Kreises Heydekrug eingeladen. Anträge zur Tagesordnung bitte ich schon rechtzeitig bei mir einzureichen.
W. Buttkereit, Kreisvertreter, Eckernförde, Lindenweg 13
Pogegen
Anlässlich des Heimattreffens der Memelkreise am Sonntag, dem 21. Oktober, in Hamburg, Winterhuder Fährhaus, findet um 14 Uhr in einem besonderen Raume eine Mitgliederversammlung der Kreisgemeinschaft Pogegen statt, zu der ich alle Landsleute aus diesem Heimatkreis einlade.
Tagesordnung: 1. Bericht des Kreisvertreters, 2. Ergänzung der Satzung vom 16. Oktober 1955 und eventuell Nachwahlen, 3. Verschiedenes.
Der Kreisvertreter
Tilsit-Stadt
Zu einem internen Treffen der in und um Hannover wohnenden Tilsiter ladet die Heimatgruppe Hannover ihre Landsleute zum Sonntag, 7. Oktober, um 16 Uhr ins „Bäckeramtshaus" herzlichst ein. Neben zwei interessanten Kurzfilmen wird eine „Reise durch Tilsit" gestartet, ein Frage- und Antwortspiel mit Preisverteilung, danach gemütliches Beisammensein.
Unsere Landsleute Studienrat i. R. Otto Harbrucker, jetzt wohnhaft in Kiel, Holtenauer Str. 123, und Dr. med. Günther Ruhnke, Kiel, Holtenauer Straße 312, beabsichtigen, alle ehemaligen Schüler des Staatlichen Gymnasiums, Tilsit, Oberst-Hoffmann-Straße, karteimäßig zu sammeln, um, wie Ldsm. Dr. Friedrich Weber (24b) Marne/Holst., Bäckerstr. 7, es für das Realgymnasium Tilsit, Überm Teich, schon lange macht, zu besonderen Treffen einladen zu können. Es ergeht daher an alle ehemaligen Schüler des Staatlichen Gymnasiums der Aufruf, sich mit Angabe von Name, Vorname, Beruf, Geburtstag (Ort und Jahr), jetzige Anschrift und der Schuljahre am Gymnasium, bei Studienrat i. R. Otto Harbrucker zu melden. Meldungen auch von Freunden, Mitschülern usw., wenn auch unvollständig, sind sehr erwünscht.
Gesucht werden:
396/1645 Gustav Fechter, geb. ca. 1898. Angehöriger d. Verw.-Polizei, Tilsit, Stolbecker Str.;
397/1646 Firma „Wegena", Tilsit, Hohe Str., Inh. W. u. G. Neumann;
(ohne Nummer) Albert Nickolaus, Hausmeister bei der Polizei-Direktion Tilsit;
(ohne Nummer) Julius Zastrofski, Kanzlei-Angest. b. d. Polizei-Direktion Tilsit;
397/1647 Arthur Lessat, Tilsit, Kraftfahrer, geb. ca. 1905;
397/1648 Frau Helene Gessat, geb. Burneleit, Tilsit, Stolbecker Str., mit ihren Töchtern Elsbeth und Irmgard, ca. 25 und 28 Jahre alt;
397/1649 Kurt Laupichler und Frau Liesbeth Laupichler, geb. Knitsch, geb. 12.02.1914, Tilsit, Ragniter Str. 30;
397/1650 Emil Juschkat; Otto Meyer; Franz Westphal; (ohne Vornamen Steppat, alle Tilsit, Damaschkestr. 15;
397/1651 Familie Killutat, Tilsit, Flottwellstr. 26; Helmut Scheppat, Tilsit, Flottwellstr. 26
397/1652 Otto Kowaleck und Frau Helene Kowaleck, geb. Heinrich, Tilsit, Jägerstr.;
398/1655 Fräulein (Vorname unbekannt) Stulgeit, Tilsit, Heinrichswalder Str. 60;
398/1656 Paul Podszuweit, geb. 25.02.1903 und seine Ehefrau Frieda Podszuweit, geb. Otto, geb. 14.07.1913, Tilsit, Stolbecker Str. 26;
398/1657 Wilhelm-Friedrich Daniel und Frau Emma Daniel, geb. Liedtke, Tilsit, Ternerstr. 5.
Bei allen Zuschriften wird gebeten, unbedingt die vorstehende Kenn-Nummer und die Heimatanschrift anzugeben und bei allen Anfragen Rückporto beizufügen. Wer über den Verbleib der vorstehend aufgeführten Landsleute Auskunft erteilen kann, gebe bitte sofort Nachricht an:
Landsmannschaft Ostpreußen, Geschäftsstelle der Patenstadt Tilsit (24b) Kiel, Bergstr. 26
Elchniederung. Erstes Jahreshaupttreffen im Patenkreis
Das Jahreshaupttreffen der Elchniederunger Kreisgemeinschaft am 15. und 16. September in Nordhorn war von gutem Wetter begünstigt. Am Sonnabend versammelten sich die bereits eingetroffenen Landsleute zu einer heimatlich-besinnlichen Stunde im Saal der Gaststätte Kamps. Kreisvertreter Klaus begrüßte alle Anwesenden, insbesondere Landrat Zahn. Er betonte die Schicksalsverbundenheit der heimatvertriebenen Landsleute und gab der Freude Ausdruck, einen Patenkreis zu haben, der die Kreisgemeinschaft in ihrem heimatpolitischen Wollen stets unterstützen wird. Landrat Zahn hieß zugleich im Namen des dienstlich verhinderten Oberkreisdirektors Dr. Mawick die Elchniederunger herzlich willkommen. Er bekräftigte die Ausführungen des Kreisvertreters und hob hervor, dass gerade die heimatvertriebene Jugend in verstärktem Maße zur Mitarbeit herangezogen werden müsse. Die junge Generation müsse sich mit der angestammten Heimat eng verbunden fühlen. Landrat Zahn versprach, dass der Patenkreis Grafschaft Bentheim die Bestrebungen zur Förderung der Jugendarbeit ganz besonders unterstützen werde. Kreisvertreter Klaus dankte Landrat Zahn für seine Bemühungen um die Vertiefung der Patenschaft. Die Landsleute blieben dann noch lange beim Austausch von Erinnerungen in gemütlicher Runde beisammen.
Das eigentliche Treffen am Sonntag begann um 11 Uhr mit der heimatpolitischen Feierstunde im Saal der Stadthalle. Nach einem einleitenden Liedvortrag des Ostpreußenchors Nordhorn unter Leitung von Lehrer Müller und einem Vorspruch des Landsmannes Zirbel gedachte die Kreisgemeinschaft der Toten beider Weltkriege und der Vertreibung sowie der Gefangenen und Verschleppten. In seiner Ansprache brachte Kreisvertreter Klaus zum Ausdruck, dass Heimattreffen für uns Vertriebene stets Festtage darstellen, insbesondere wenn sie im Patenkreis stattfinden. Sie bringen uns neben einem Wiedersehen mit Heimatfreunden und Angehörigen des Patenkreises auch einen wertvollen Gedankenaustausch, bei dem so manche gewonnene Erfahrung vermittelt werden kann. Jedes Heimattreffen gibt uns darüber hinaus neuen Mut und neue Kraft für den kommenden Alltag. Landsmann Klaus wandte sich gegen die Äußerungen jener Politiker, die in jüngster Zeit offen für den Verzicht des deutschen Volkes auf die östlichen Heimatgebiete plädiert haben. Das ganze deutsche Volk werde seiner Heimat im Osten die Treue halten, was beim diesjährigen Tag der Heimat erneut eindrucksvoll bekräftigt worden sei. Es könne nicht oft genug klar herausgestellt werden, dass auch Ostpreußen, wenn es auch zurzeit unter fremder Verwaltung stehe, doch nach wie vor ein Teil des Deutschen Reiches innerhalb der völkerrechtlich anerkannten Grenzen sei.
Als Vertreter des Landkreises Grafschaft Bentheim begrüßte Oberkreisdirektor Dr. Mawick alle Vertriebenen und Einheimischen, die sich zu der Feierstunde versammelt hatten, wobei er die Patenkinder aus der Elchniederung besonders herzlich ansprach. Der Oberkreisdirektor kam dann auf die im vorigen Jahr, stattgefundene Patenschaftsübernahme zu sprechen und verlas hierbei den Text der Patenschaftsurkunde. Er verwies darauf, dass durch diese Patenschaft die Heimatverbundenheit der Vertriebenen gestärkt werden solle, dass andererseits bei der eigenen Kreisbevölkerung die Überzeugung wachgehalten und vertieft werden solle, dass auch ostwärts der Zonengrenzen deutsche Gebiete liegen, die niemals aufgegeben werden könnten. Der Oberkreisdirektor erinnerte daran, dass unser Volk in seiner Gesamtheit nach wie vor schwer unter dem furchtbaren Zusammenbruch von 1945 zu leiden habe, und dass die verhältnismäßig günstige wirtschaftliche Entwicklung Westdeutschlands in den letzten Jahren uns nicht darüber hinwegtäuschen dürfe. Als Volk könnten wir nicht glücklich werden, bevor nicht allen Menschen, die Heimat und Lebensgrundlage verloren haben, entscheidend geholfen sei. Die Wiedervereinigung Deutschlands sei nicht nur für unser deutsches Volk eine Lebensfrage, sondern auch im Interesse eines allgemeinen Friedens in Europa und der Welt dringend geboten. Oberkreisdirektor Dr. Mawick schloss mit dem Wunsch, dass der Tag der Wiedervereinigung nicht mehr allzu fern sein möge.
In seinen Schlussworten mahnte Kreisvertreter Klaus dass wir Vertriebenen uns von Gleichgültigkeit und Pessimismus hinsichtlich der deutschen Wiedervereinigung freimachen müssten. Der Gemeinschaftssinn, der Idealismus, die Hingabe an unseren Auftrag müssten immer wieder neu gestärkt werden. An alle, insbesondere aber an unsere Jugend, sei deshalb die dringende Bitte zu richten: Stellt euch zur Verfügung, kämpft mit in Wort und Tat! Die Jugend aber müsse in der Liebe zur Heimat erzogen werden, damit sie uns standhaft in unserem Kampf um die friedliche Wiedergewinnung der Heimat unterstützen könne. Der Kreisvertreter schloss seine Ausführungen mit dem Appell: Wir wollen bleiben, was wir immer waren und was wir in den elf Jahren nach der Vertreibung geblieben sind: Eine große Schicksalsgemeinschaft! Mit dem Ostpreußenlied „Land der dunklen Wälder" klang die Feierstunde aus.
Am Nachmittag zeigte Landsmann Sahmel im Rahmen eines Lichtbildervortrages Bilder aus unserem Heimatkreis und von den Patenschaftsfeierlichkeiten des Vorjahres. Die weiteren Stunden des Tages waren der Pflege der Geselligkeit und dem gemütlichen Beisammensein gewidmet. Es spielte eine gute Tanzkapelle. Der Ostpreußenchor Nordhorn unter seinem rührigen Dirigenten Müller erfreute die Anwesenden mit Liedvorträgen, wobei insbesondere das „Hafflied", unser Elcbniederunger Heimatlied, mit Beifall aufgenommen und vielstimmig mitgesungen wurde.
Ebenrode/Stallupönen. Kreistreffen in Hannover am 14. Oktober
Das letzte diesjährige Treffen unseres Heimatkreises findet am Sonntag, dem 14. Oktober, im Kurhaus Limmerbrunnen, Hannover-Limmer, statt. Das Lokal ist mit der Straßenbahn, Linie 3, ab Hauptbannhof und Linie 1 ab Kröpke bis Endstation Hannover-Limmer zu erreichen.
Gesucht werden:
Franz Kraemer, Ehefrau Martha Kraemer und Kinder, aus Tannenmühl.
Minna Wenghöfer, aus Ebenrode, wohnte bei Gindler;
Familie Barth, aus Amalienhof.
Rudolf de la Chaux, Kreisvertreter (16) Wiesbaden, Sonnenberger Str. 67
Gumbinnen. Dritte Freizeit der Gumbinner Jugend in Bielefeld,
Freitag, 28. September: Eintreffen möglichst bis 17 Uhr; 18 Uhr Abendessen; 20 Uhr „Aus der Geschichte des Ordenslandes Preußen", Mittelschullehrer Hefft, Celle.
Sonnabend; 8 Uhr Frühstück; 9.15 Uhr Begrüßung durch Oberbürgermeister Ladebeck; 9.30 Uhr „Entwicklung der Stadt Bielefeld", Verkehrsdirektor Fuchs; 10.30 - 12 Uhr „Gumbinnen, die nordöstlichste Regierungshauptstadt Preußens und Deutschlands", Mittelschullehrer Hefft; bis 14.30 Uhr Mittagspause; 14.30 - 16 Uhr „Begegnung mit der Jugend der SBZ", Studienrätin Ursula Böse, Bavink-Gymnasium Bielefeld; Vortrag mit Lichtbildern; 16.15 - 17.15 Uhr Aussprache; 18 Uhr Abendessen; 20 Uhr Stadt und Land Gumbinnen im Bild, Landsmann Gebauer.
Sonntag: 8 Uhr Frühstück; 8.30 Uhr Jugendgottesdienst, Pfarrer Wolfgang Plitt, Usseln/Waldeck; 9.30 Uhr „Zweck und Ziel der landsmannschaftlichen Arbeit", Kreisvertreter Kuntze; 10 - 12.30 Uhr Musische Stunde mit einem Schülerchor aus Bielefeld, „Bi ons to Huus", Rektor Schukat. Boffzen; Erzählerwettbewerb in heimatlicher Mundart; bis 14 Uhr Mittagspause; 14 - 18 Uhr Spaziergang zur Sparrenburg; 18.30 Uhr Abendessen; 19.30 - 22 Uhr Bunter Abend mit der Spielschar der DJO Bielefeld.
Montag: 8 Uhr Abfahrt zur Besichtigung von Bethel und eines Industriebetriebes; anschließend Abreise. — Die Teilnehmerliste wurde den Teilnehmern bereits zugestellt. An allen Veranstaltungen nehmen wieder Abordnungen der Bielefelder Schulen teil. — Auf frohes Wiedersehen!
Am Sonntag, dem 28. Oktober, wird in Stuttgart-Süd, Schützenhaus, Burgstallstr. 99, ein Treffen für alle Jugendlichen im Alter von etwa sechzehn bis achtundzwanzig Jahren stattfinden. Ich bitte jeden Gumbinner um Bekanntgabe dieses Treffens bei allen Heimatfreunden. Bei diesem Jugendtreffen soll über die Freizeiten berichtet werden und über die weitere Förderung des Zusammenschlusses der Gumbinner Jugend. Wir wollen das nachbarliche Zusammenleben der Jugend pflegen, so wie es zu Hause gewesen wäre. Wenn die Entfernungen uns auch trennen und die Zeit oft knapp ist, so ist dieser heimatliche Zusammenhalt ein immer wieder von neuem kraftvolles Treuebekenntnis. Wir erleben es heute schon, dass die Gumbinner Jugend von weither die Treffen besucht und dass dieser Kreis immer größer wird und immer fester zusammenhält. „Wir wissen jetzt, dass wir nicht mehr allein stehen, sondern dass wir in einer eigentlich alten Gemeinschaft neu zusammenstehen", heißt es. Die Lichtbilder, die Ldsm. Gebauer aus unserer Heimat bringen wird, sind recht dazu angetan, auch der Jugend vergessene Bilder in Erinnerung zu bringen oder überhaupt ein Bild unserer schönen Landschaft zu geben.
In Stuttgart werde ich auch Anmeldungen für die nächsten Freizeiten entgegennehmen. So hoffe ich, recht viel Jugend in Stuttgart-Süd, Schützenhaus, begrüßen zu können.
Kreistreffen in Stuttgart am Sonntag, dem 28. Okt.
Das Programm des letzten in diesem Jahr stattfindenden Kreistreffens gebe ich heute bekannt: Tagungsort: Schützenhaus Stuttgart-Süd. Burgstallstraße 99. Anfahrt: Straßenbahn ab Hauptbahnhof in Richtung Stuttgart-Vaihingen mit den Linien 1, 12, 14, 15. Das Schützenhaus ist ab 9.30 Uhr geöffnet! 11 Uhr Gottesdienst im Tagungslokal, den Herr Pfarrer Grunwatd (früher Wehlau) halten wird. 12 Uhr Ansprache des Kreisvertreters. 12.30 - 14 Uhr Mittagspause. 14 Uhr Jugendstunde mit Vorführungen der Landesspielschar der Ost- und Westpreußen. 15 Uhr Lichtbildvortrag „Stadt und Land Gumbinnen", Ldsm. Gebauer, Heide/Holstein. 16 Uhr Geselliges Beisammensein mit Tanz.
Anmeldungen zum Treffen und Wünsche wegen Nachtquartier bitte ich an Herrn Dr. Heinz Burneleit, Stuttgart-Bad Cannstatt, Lorcher Str. 5. zu richten. — Ich hoffe, dass der Gumbinner Gruppe in Stuttgart, die mit viel Liebe die würdige Ausgestaltung des Treffens vorbereitet, durch starken Besuch gedankt wird. Besonders die Jugend möchte ich bitten, sich so zahlreich zu beteiligen, wie auf allen unsern Gumbinner Treffen!
Hans Kuntze, Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4
An alle Handwerker unseres Kreises
Infolge Überbeanspruchung unserer Kreiskartei ist es bisher nicht möglich gewesen, der Bielefelder Kreishandwerkerschaft eine Liste aller Handwerker unseres Kreises für die geplante Betreuung überreichen zu können. Um die Erledigung bestehender Wünsche nicht unnötig hinauszuschieben, bitte ich alle Kollegen(innen), die Rat und Hilfe benötigen, sich mit ihren Anfragen zunächst an mich zu wenden.
Bei der Besprechung mit der Kreishandwerkerschaft Bielefeld hat sich diese besonders an der Vermittlung von Lehrstellen interessiert gezeigt. Auf diese Möglichkeit, unserm Nachwuchs gute Lehrstellen verschaffen zu können, möchte ich vor allem die in abgelegenen Gebieten untergekommenen Landsleute hinweisen. Bielefeld verfügt über eine Reihe vorzüglicher Bildungsstätten und bietet eine Gewähr für die Berücksichtigung der verschiedensten Wünsche.
Fritz Schacknies, Bremen-Vegesack, Albrecht-Poppe-Str. 24
Seite 6 Haltet die Liebe zur alten Heimat wach! Die erste Neidenburger Jugendwoche in der Patenstadt Bochum ein Erfolg
Schwarz-Weiß, Blau-Weiß und Schwarz-Rot-Gold, die Farben der alten Heimat, der Patenstadt Bochum und der Bundesrepublik grüßten am Montag, dem 10. September, rund vierzig Jungen und Mädel im Alter von zwanzig bis dreißig Jahren aus allen Teilen Gesamtdeutschlands in Bochum auf dem herrlich gelegenen Hedtbergheim zur Eröffnung der ersten Neidenburger Jugendwoche, veranstaltet von der Stadt Bochum und dem Kreis Neidenburg. Diese jungen Menschen sind zu Gast hier, vereinigt zu Gesprächen, Vorträgen und Lesungen, zu informatorischen Rundfahrten und Besichtigungen mit dem Ziel, Tradition und Geschichte nicht nur der alten Heimat, sondern auch der Patenstadt kennenzulernen und zu erarbeiten. Vertreter der Stadtverwaltung und -Vertretung, der Presse und der Neidenburger Ortsgruppe waren anwesend, als Kreisvertreter Wagner die Erschienenen begrüßte. „Die Frage des Geschichtsbildes ist eine Frage der Gewissensentscheidung, der niemand ausweichen kann", betonte er in seiner Begrüßung. Während der erwachsene Mensch noch auf lebendige Erinnerung an die Heimat zurückgreifen könne, wachse eine Jugend heran, die bereits wesentlich von einer neuen Umwelt geformt sei. Diese Jugend hat nicht mehr den gleichen Heimatbegriff wie wir, daher dürfe die Jugendarbeit nicht „museal", nur gefühlsmäßig sein, nicht rückwärtsschauend, sondern sie müsse auch auf Gegenwart und Zukunft ausgerichtet sein.
Die Teilnahme leitender Männer der Stadt, betonte Bürgermeister Calderoni, zeige die Bedeutung, die die Stadt Bochum dieser Tagung beimesse, die Stadt, die immer ein offenes Herz für ihre Patenkinder gehabt habe. Tagungsteilnehmer Brosch und der Stellvertretende Sprecher der Landsmannschaft. Egbert Otto, dankten der Stadt in herzlichen Worten für ihre Gastfreundschaft, und Stadtverordneter Hopmann als „Hausherr" wünschte der Tagung einen erfolgreichen Verlauf. Der Chor der Theodor-Körner-Schule umrahmte die Feierstunde mit Chorsätzen des Königsberger Komponisten Johannes Eccard.
Am Nachmittag begann dann die Arbeitswoche. Zahlreiche Herren aus Ostpreußen und aus Bochum hatten sich willig und gern als Vortragende zur Verfügung gestellt, so dass die Teilnehmer dieser Jugendwoche kostbares Gedankengut mit nach Hause nehmen konnten. Der Stellvertretende Sprecher der Landsmannschaft, Otto, leitete die Reihe der Vorträge mit der Geschichte des Ermlandes ein. Diese Enklave ist von den Polen schon früher als polnischer Besitz bezeichnet worden; Otto machte seine Zuhörer mit den beweiskräftigen Gegenargumenten vertraut. Landesgruppenvorsitzender Grimoni-Düsseldorf sprach über das Thema: „Was ich
bin, das blieb ich Mutter Ostpreußen schuldig“. Eine heimatliche Stunde in Erinnerung und Sich-finden beschloss den ersten Tag.
Das Frühprogramm der Tage war einheitlich ausgerichtet. Nach dem Frühstück eine Singstunde, dann wurde eine Zeitungsbesprechung abgehalten, dann folgten Vorträge. Die Jugendlichen wurden mit dem Bochumer Stahl bekanntgemacht, Kustos Raub vom Bergbau-Museum erzählte von der Geschichte des Bergbaues; man besichtigte gemeinsam das Bergbau-Museum, wobei natürlich eine Grubenfahrt nicht fehlen durfte. Landsmann Knies-Bremerhaven sprach über die Geschichte Neidenburgs, Wagalta-Struben über die Landwirtschaft im Kreise Neidenburg. Dr. Brepohl vom Sozial-Forschungsinstitut Dortmund, der beste Kenner der Ostpreußenfrage im Ruhrgebiet, behandelte ein Thema aus seinem Forschungsgebiet: Die Besiedlung des Ruhrgebietes durch den Osten. Dustmann-Bochum sprach über Bochumer Tradition, und Landrat i. R. Dr. Deichmann berichtete über den Kreis Neidenburg, seine Naturschönheiten und Seltenheiten. Museumsdirektor Nadolny zeichnete die Geschichte des Ordensstaates. Dr. Hopf sprach über „Östliche Dialektik und heimatpolitische Aufgaben der Landsmannschaft". Verwaltungsrat Lassek-Bochum machte die Zuhörer mit der Geschichte der Patenstadt Bochum bekannt und Dr. Heinke behandelte das Thema: „Unsere Familien müssen wieder die Zelle ostpreußischer Art werden“. Allen Vorträgen folgte eine lebhafte Diskussion. Aufgelockert wurden die Veranstaltungen durch Rundfahrten und Besichtigungen.
Sonnabend, den 15. September, war der Abschiedsabend, an dem wiederum eine Reihe von Gästen teilnahm. „Wenn heute die erste Jugendwoche des Kreises. Neidenburg zu Ende geht, dann beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte des Kreises nach der Vertreibung, und dieses Kapitel möge die Grundlage dafür werden, dass der heimatvertriebenen Jugend die Wege gewiesen wurden, die sie gehen muss, wenn sie einmal die derzeitigen Männer der Heimatbewegung ablösen", sagte Bürgermeister Wagner in seiner Schlussrede. Er ermahnte die Teilnehmer, wenn sie in ihre Wohnorte in der Bundesrepublik oder in der Sowjetzone zurückkehren, als eine Art Wanderprediger das Gehörte und Erarbeitete weiterzugeben. „Der größte Lohn kann nur der sein, dass das vermittelte Gedankengut so in die Tat umgesetzt wird, wie wir es alle wollen — Deutschland!", so schloss er seine Verabschiedung. Nach nochmaligem Dank an die Stadt Bochum blieb man noch lange fröhlich und doch in Abschiedsstimmung zusammen.
Ein Gedanke ist Keim geworden, möge er gute Frucht bringen!
Seite 6 Drei fröhliche Ferienwochen für Königsberger Kinder
Die Patenstadt Königsbergs, Duisburg, hatte im August neunzehn Königsberger Jungen und Mädchen einen kostenlosen Ferienaufenthalt in dem herrlich gelegenen Jugendheim Heisterberg im Westerwald möglich gemacht. Schon monatelang vorher liefen die Vorbereitungen. Endlich war es dann soweit: am Morgen des 13. August bestiegen neunzehn erwartungsvolle und fröhliche Kinder mit ihren Betreuern, Lehrer Hermann Waschkies und seiner Frau, den Zug und landeten wohlbehalten in Herborn, wo sie von Vertretern des Jugendamtes Dillenburg empfangen wurden. Ein Omnibus brachte die Jungen und Mädchen dann zum Lager Heisterberg.
Ganz in der Nähe eines etwa fünfzig Morgen großen Sees liegt das schmucke, im vergangenen Jahre erbaute, Jugendheim. Hier verleben Kinder im Alter von zehn bis vierzehn Jahren unter der Leitung von Erziehern Ferienfreizeiten. In kleineren Gruppen, geführt von geschulten Kräften, wachsen die jungen Menschen in diesen Ferientagen zu einer Gemeinschaft zusammen. Sie werden eingeordnet in den großen Lagerbetrieb, lernen die Besonderheiten der Landschaft kennen und werden durch Spiele und kleine Pflichten im Lager in die große Gemeinschaft einbezogen. Dass über allem anderen Erholung und echte Entspannung für die Jugendlichen steht, ist selbstverständlich.
Um sieben Uhr morgens weckten fröhliche Weisen auf der Ziehharmonika die Schläfer. Draußen im Freien wurden die Kaffeetische gedeckt. Nach der Reinigung der Schlafräume trafen sich dann unsere Königsberger Kinder zum morgendlichen Singen im Kaminraum. Dabei erzählte dann Landsmann Waschkies den Jungen und Mädchen viel von ihrer Heimatstadt Königsberg. Dem Entgegenkommen der Stadt Duisburg war es zu verdanken, dass er den Kindern mancherlei Material über ihre Vaterstadt in die Hand geben konnte, unter anderem auch einen Stadtplan. So entstand vor den Augen der jungen Menschen aus Berichten und Gesprächen das lebendige Bild ihrer Stadt.
Vor dem Mittagessen wurde dann von den vielen Sportmöglichkeiten Gebrauch gemacht. Eine Gruppe spielte Tischtennis, andere Federball. Indiaca oder Faustball, die Kleineren tummelten sich auf der großen Wiese, die zum Jugendheim gehört. Verschiedene Gruppen hatten auch kleine Pflichten im Lagerbetrieb. Besonders beliebt war das fröhliche Kartoffelschälen im „Kartoffelschälklub Pelle-Pelle". Unter Lachen, Erzählen und Singen war bald das Quantum für das nächste Mittagessen fertig. Keiner drückte sich vor dieser Aufgabe, ebenso war es mit den anderen Arbeiten, die der Lagerbetrieb mit sich brachte. Daraufhin schmeckte dann das Mittagessen besonders gut.
Anfangs konnten sich die Kinder schwer an die zweistündige Mittagsruhe gewöhnen, aber nach ein paar Tagen war der Mittagsschlaf schon zur Selbstverständlichkeit geworden, und die Erzieher achteten streng darauf, dass die Erholungspausen auch eingehalten wurden.
Am Nachmittag vereinten sich die Kinder dann wieder zu lustigen Ferienspielen. Nach dem Kaffeetrinken wurde gerudert und gebadet: das war wohl der schönste Teil des Tages. Wenn das Abendessen vorüber war, brachten gemeinsame Gesellschaftsspiele noch einmal viel Fröhlichkeit und Ausgelassenheit. An manchen Abenden versammelten sich auch die Königsberger Kinder vor dem Kaminfeuer, und Landsmann Waschkies las ihnen Geschichten und Gedichte aus Ostpreußen vor. Gegen 21 Uhr wurde wieder gemeinsam das Abendlied gesungen, und nach kurzer Zeit zeigten die tiefen Atemzüge der Schlafenden, dass sie rechtschaffen müde waren nach einem ausgefüllten, schönen Tag.
Ausgiebig wurde die Landschaft erwandert. Die riesige Krombachtalsperre machte einen großen Eindruck auf die Jungen und Mädchen. Welch herrliches Gefühl, einige Tage später auf dem höchsten Berg des Westerwaldes, der Fuchskaute, sich den Wind um die Ohren brausen zu lassen, im Grase zu liegen und in den hellblauen Himmel zu schauen! Unterwegs ging es durch große Tannenwälder. Himbeersträucher am Wege luden mit ihren roten Früchten zu köstlichem Schmaus ein.
So gingen die Tage schnell dahin. Eine Gruppe nach der anderen verließ nach fröhlich-wehmütigem Abschied das Lager. Wir Königsberger blieben in der letzten Woche ganz allein. Eine wohltuende Stille umgab uns und leitete über zu einem friedvollen, beruhigenden Ausklang unserer schönen Ferienzeit. Dankbar konnten wir uns von den Herbergseltern verabschieden, die uns so reichlieh mit gutem Essen versorgt hatten, dass wir es oft nicht schaffen konnten. Als Abschiedsgeschenk überreichten wir ihnen das Buch „700 Jahre Königsberg" mit einer Widmung und den Unterschriften aller Ferienteilnehmer. Froh und voll schöner Erinnerungen rollten wir dann am Sonnabend, dem 1. September, unseren Heimatorten zu.
Hermann Waschkies
Wie wir erfahren, ist Lehrer Waschkies, der dieses Ferienlager für Königsberger Kinder der Patenstadt Duisburg geleitet und der uns auch diesen Bericht geschrieben hat, auf dem Wege vom Jugendamt Duisburg zu seinem Heimatort Essen schwer verunglückt; er liegt mit einem Schädelbasisbruch in einem Essener Krankenhaus. Mit uns wünschen viele Landsleute, die Herrn Waschkies von seiner sehr ausgedehnten landsmannschaftlichen Arbeit, besonders auf den Gebieten der Jugendbetreuung und der Kultur, kennen, dass er von dem schweren Unfall bald und ohne jeden Schaden für seine Gesundheit genesen möge.
Seite 7 Alle Mühen wurden belohnt. Ein abschließendes Wort zur Freiplatzaktion
Wir wollen das alles nicht so schnell vergessen und noch einmal Rückschau halten auf die Ferienfreiplatzaktion für Ostpreußenkinder aus Berlin und der Sowjetzone.
Mit Ausnahme eines Mädels, das bis heute noch nicht zurückgekehrt ist, das die Pflegeeltern, natürlich unter Zustimmung der Eltern, einfach „dabehalten" haben, ist die Aktion ja längst abgeschlossen. Wochenlang hat unsere Landsmannschaft gewissermaßen mit angehaltenem Atem gewartet, ob nicht doch noch der oder jener Klage- und Beschwerdebrief eintrifft, von Pflegeeltern oder auch von Eltern verschickter Kinder. Aber nichts dergleichen. Im Gegenteil, Dankbriefe kamen. Die Aktion war wirklich, wie wir es in der Berlin-Beilage vom August nannten, eine Lotterie ohne Nieten, wenn die Treffer auch nicht alle gleich hoch waren. Die mehrfach erhobene Frage, weshalb man denn ein West-Berliner Kind bekommen habe, und nicht, wie erwartet, ein Kind aus dem Machtbereich der Pankower SED-Regierung, hat unsere Landsmännin Frau Kathi Volquards, die beauftragte Leiterin der Aktion, in persönlichen Briefen beantwortet, sie hat die Schwierigkeiten aufgezählt, die die Ferienfahrt so manches ostpreußischen Kindes aus der Sowjetzone in die Bundesrepublik im letzten Moment vereitelten.
Zum Dank an die Pflegeeltern kommt auch der Dank an die Spender von Geldbeträgen. Sie wollen wissen, wofür ihre Spende ausgegeben wurde. Nun, zweitausend DM zahlte die Berliner Landsmannschaft allein an die Omnibusunternehmen, die die Kinder nach Hamburg brachten. In Hamburg dann wurden für rund achttausend DM Fahrkarten bei der Bundesbahn gekauft! 132 Kinder fuhren an 110 verschiedene Ferienorte, die meisten davon in Süddeutschland, 25 Kinder fuhren in den Raum Frankfurt am Main, siebzehn ins Ruhrgebiet. Das bekamen wir nicht geschenkt, und für Zielorte, für die mehr als sieben Kinder in Frage kamen, stellten wir je einen Begleiter. Für zweihundert DM wurden allein von Hamburg aus Ferngespräche geführt, einhundertfünfzig DM wurden an Briefporto ausgegeben, und diese Summen verdoppeln sich, wenn man die Unkosten des Berliner Büros und der Kreisbetreuer hinzunimmt.
Wir hatten auch kostenlose Helfer. Die Bahnhofsmissionen nämlich und auf Nebenstrecken, auf kleineren Stationen die Bahnhofsvorsteher, die von Frau Volquards benachrichtigt worden waren, wann und wie viele ostpreußische Kinder eintreffen und mit welchem Zug sie weiterfahren müssen. Das galt für die Hin-, und die Rückfahrt. Viele unserer Kinder sind in kleine Orte gefahren, zu erreichen nur mit zwei- oder dreimaligem Umsteigen. Und es hat immer geklappt, mochte auch einmal ein Schaffner vergessen haben, ein Kind in den richtigen Kurswagen zu setzen. Solche kleinen Pannen und die Pannen, die dadurch entstanden, dass einige Pflegeeltern sich im Rückfahrttermin geirrt hatten, konnten durch Telefongespräche und Telegramme in Ordnung gebracht werden.
Natürlich gab es da einige aufregende Momente, doch dürfen wir sagen, dass unsere tüchtige, umsichtige Organisatorin nie die Nerven verloren hat.
Endlich noch ein Wort über die neu entstandenen Freundschaften. Was wir voraussagten, ist eingetroffen. So mancher Briefwechsel ist in Gang gekommen; was in vier schönen Ferienwochen aufkeimte, wird weiter gepflegt. Die sechs, acht oder zehn Pfund, die viele unserer Ferienkinder zugenommen hatten, mag der Schulalltag wieder verzehrt haben, aber das Erlebnis bleibt, die Freundschaften bleiben, so manches Band wurde fest geknüpft zwischen Ost und West.
Seite 7 Foto: Ihr Kind wird Ihnen Ihre Hilfe sein ganzes Leben nicht vergessen, sondern immer danken mit seiner ganzen Liebe und Anhänglichkeit. Helfen Sie Ihrem Kind sofort
Eltern fragen:
Sind unsere Kinder Entwicklungs-gefährdet?
Auf dem Deutschen Ärztetag in Baden-Baden berichteten zwei namhafte Fachärzte der Hamburger Universitäts-Kinderklinik: „Die Nerven der Kinder sind strapaziert. Bereits Kinder leiden unter Über-Nervosität und Aufbrauchserscheinungen wie fünfzigjährige Manager“. Sind das die Ursachen für das Versagen vieler Kinder in der Schule?
Unsere Kinder wachsen heute unter viel stärkeren Umwelteinflüssen auf, als noch vergangene Generationen. Bereits zu Hause fehlt es infolge Wohnungsnot auch in den modernen Neubauwohnungen an der nötigen Ruhe. Oft sind auch beide Elternteile berufstätig. So bleiben die Kinder den ganzen Tag sich selbst überlassen.
Radio, Film, Groschenschmöker, Schaufenster voll Spielzeug locken das Kind und zerren an seinen Nerven.
Es fehlt an Spielplätzen. Das Betreten der Grünanlagen ist meist verboten. Auf der Straße und im Verkehrslärm ist das Spielen jedoch lebensgefährlich! Das alles reizt die kindlichen Nerven in einem Ausmaß, welches man bisher nicht für möglich hielt.
Was die Mutter nur als Einzelfall bei ihrem Kind sieht, häuft sich in der Praxis des Arztes: Bei einer Reihenuntersuchung von zweitausend Schulkindern litten allein zwanzig Kinder im Alter von sechs Jahren an Magengeschwüren, die man bisher in diesem Alter für unmöglich hielt. Doch das war kein Irrtum, denn die Röntgenaufnahmen waren unbestechlich. Und das Untersuchungsergebnis bewies: Jedes fünfte Kind war unruhig, übernervös und seelisch gestört!
Kinder können nichts dafür!
Doch auch der Lehrer wird überfordert, wenn der natürliche Rhythmus des Kindes durch Schichtunterricht und überfüllte Schulklassen gestört wird. Der ständige Wechsel, die Vielzahl der Fächer und immer neue Lehr-Methoden überfordern das Kind.
Es ist deshalb auch kein Wunder, dass diese Kinder unruhig und zappelig werden. In der Schule fehlt es ihnen an der nötigen Aufmerksamkeit, weil sie bereits zu nervös sind, sich einfach nicht mehr genügend auf einen Punkt des Unterrichts konzentrieren können.
Für den Lehrer sind diese Kinder ein großes Problem. Es fehlt ihnen ja nicht an Intelligenz. Im Gegenteil: Gerade diese Kinder sind vielfach weit über ihr Alter hinaus entwickelt. Aber es fehlt das ruhige Gleichmaß. Und deshalb stören sie den Unterricht.
Andere Kinder erscheinen als Einzelgänger, ihnen fehlt es jedoch an Kontakt zu ihren Spielgefährten und anderen Schulkameraden. Besonders vor Schularbeiten, Examen und Zeugnisterminen schleichen diese Jungen und Mädchen seelisch deprimiert einher.
So erklären sich auch jene Kurzschlusshandlungen, von denen die Zeitungen immer wieder berichten; die Kinder trauen sich nicht mehr nach Hause, gehen einfach in die Welt hinaus.
Denn wer versteht so ein armes, verängstigtes Kinderherz noch? Dem Lehrer ist es nicht möglich, sich bei den heutigen Schulverhältnissen mit jedem Kind so zu beschäftigen, wie es nötig wäre. Und die Eltern sind mit ihren eigenen Existenzsorgen und Nöten belastet, deshalb haben sie oft nicht mehr die Zeit und den richtigen Blick für die Probleme ihrer Kinder.
Das muss nicht sein: Diese schwerwiegenden Schul- und Erziehungsprobleme sind keineswegs unabänderlich. Und erst recht keine naturnotwendigen Erscheinungen wie Unwetter- und Hochwasser-Katastrophen.
Es ist vielmehr für jeden Erzieher und besonders für die Eltern eine verdammte Pflicht und Notwendigkeit, alles zu tun, was nötig ist und den Kindern nützt.
Was ist zu tun?
Als man mit Gehirn über das Gehirn nachdachte, kam man rasch dahinter: Genauso wie der Körper über alle Organe spezielle Organnährstoffe benötigt, genau so braucht auch das Gehirn spezielle Gehirn-Nährstoffe.
Meist fehlt es jedoch unseren täglichen Mahlzeiten an einer für das Gehirn nötigen Menge Gehirn-Nährstoffe, weil unsere Nahrungsmittel heute fast alle „technisiert" sind chemisch bearbeitet und „verbessert" werden. Folglich kommt es zu Mangelerscheinungen.
Da das Gehirn seinen Hunger jedoch nicht einfach wie der Magen durch Knurren melden kann, reagiert es auf andere Weise, jedoch genau so deutlich, durch: Gedächtnisschwäche, Konzentrationsmangel, Zerstreutheit, Gedankenhemmungen, Nervosität, Depressionen und ähnliche Erscheinungen.
Kinder bringen schlechte Noten, sind unaufmerksam, lernen schwer, sind einfach „schwierig" Und besonders junge Menschen zweifeln an sich selbst und fühlen sich aller Welt unterlegen.
Erwachsene dagegen werden unbegründet müde sind leicht reizbar, fühlen sich bereits vorzeitig verbraucht und haben einfach keinen Schwung zur Arbeit mehr.
Chemische Mittel helfen deshalb kaum, weil sie nur aufpulvern — also der Gesundheit schaden!
Auch Strafen und harte Worte machen das Kind nicht lerneifriger, sondern verängstigen es nur noch mehr. Es ist sich ja keiner Schuld bewusst, sondern tut sein Bestes und alles, was es
kann.
Zahlreiche Versuche beweisen:
Es gib nur wenig wirklich „Dumme". Aber es gibt zahlreiche Menschen und besonders überforderte Kinder, die in des Wortes wahrster Bedeutung geistig unterernährt sind, weil sie ihrem Gehirn weniger Gehirn-Nährstoffe gönnen, als es unbedingt braucht.
An Volks- und Mittelschulkindern, Erwachsenen, Nachtarbeitern und überbeanspruchten wurde erprobt:
Bessere Gehirn-Ernährung bewirkt bessere Gehirn-Leistung. Und ausreichende Gehirn-Nahrung verbürgt regelmäßige und ungestörte Gehirn-Funktionen verhindert folglich Blockierungen der Gehirn-Leistungen. Auf Grund dieser Forschungsergebnisse wurde von namhaften Fachwissenschaftlern Energlut-Gehirn-Direkt-Nahrung geschaffen. Weil Energlut die speziell für die Versorgung des Kindergehirns notwendigen Nährstoffe in einer Form enthält, wie sie das Kind braucht und auch verwertet, darum wirkt Energlut so nachhaltig. Das geschieht auf vollkommen unschädliche, auf naturgemäße Weise.
Viele Kinder lernen besser, wurden eifriger, konzentrierter, aufnahmefähiger und bringen heute gute Noten, nachdem ihre Eltern ihnen die nötigen Gehirn-Nährstoffe mittels Energlut-Gehirn-Direkt-Nahrung ausreichend direkt zuführten. Dadurch halfen viele Eltern ihren Kindern über Schulhemmungen hinweg.
Beruflich Angestrengte, Prüfungskandidaten, Menschen aller Berufe, die geistig viel leisten müssen, bewirken das heute durch regelmäßige Gehirn-Direkt-Nahrung mittels Energlut. Und jeder, der sich müde, leicht erschöpft und nicht mehr so auf Draht fühlt, sollte durch ausreichende Zufuhr von Energlut für bessere Ernährung seines Gehirns sorgen.
Helfen Sie Ihrem Kind!
Denken Sie sich in Ihr Kind hinein: Oder erinnern Sie sich nicht mehr aus Ihren eigenen Jugenderfahrungen, dass nächtliche Tränen, Mutlosigkeit und Verzweiflung einem Kind so leicht sein letztes bisschen Mut und Selbstvertrauen rauben können?
Stehen Sie Ihrem Kind bei. Noch können Sie Ihres Kindes Entwicklung korrigieren, vor seelischen Schäden bewahren.
Für Ihr Kind bedeutet Energlut-Gehirn-Nahrung mehr als nur ein bisschen Schulhilfe. Vielmehr hilft es ihm, Depressionen zu überwinden, das Selbstvertrauen zu stärken. Damit hilft es Ihrem Kind in der Entwicklung, in seinen kritischen Jahren, die wichtigsten Grundlagen für seinen späteren Lebenserfolg zu gewinnen.
Geben Sie Ihrem Kind mittels Energlut-Gehirn-Direkt-Nahrung, was es braucht. Beugen Sie vor, solange es noch Zeit ist. Was sie heute versäumen, ist vielleicht für immer versäumt. Was Sie aber heute tun, erspart Ihnen später viel Sorgen um Ihr Kind.
Schicken Sie kein Geld!
Auf den Gutschein erhalten Sie eine Original-Packung Energlut-Gehirn-Direkt-Nahrung. Machen Sie damit einen Versuch auf unsere Kosten. Und bezahlen Sie nur, nachdem Sie zufrieden sind. Sonst, schicken Sie die angebrochene Packung einfach wieder zurück.
Sie riskieren nichts! Senden Sie deshalb den Gutschein sofort ein. Oder schreiben Sie nur eine Postkarte an: COLEX-ANDRESEN, HAMBURG GA 311.
Weil jede Stunde früher für Ihr Kind und auch für Sie ein Gewinn ist, sollten Sie es jetzt sofort tun. Damit Sie sich nicht später selbst Vorwürfe machen. Sondern Ihr Kind wieder froh wird.
Rest der Seite: Rätsel-Ecke. Wir hören Rundfunk.
Seite 8 Familienanzeigen
Petra-Barbara, geb. 28.08.1956. Unser Bernt hat ein Schwesterchen bekommen. Hildegard Wach, Herbert Wach. Bursch, Kr. Neidenburg, Ostpreußen, jetzt Kirchlinteln über Verden (Aller)
Detlef, 10.08.1956. Mit Freude und Dankbarkeit zeigen die Geburt ihres Söhnchens an: Franz Mattern und Frau Anni Mattern, geborene Lasun (schlecht lesbar). Sand, Kreis Preußisch Eylau, Ostpreußen. Leoben, Stmk., Österreich. Jetzt Siegen, Westfalen, Charlottenstraße 16
Gabriele, Andrea und Friederike in der Mitten. 20. September 1956. Brigitte Schweighöfer, geb. John, Erfurt. Dr. Jürgen Schweighöfer, Allenstein. Jetzt Neuwied (Rh.), Rudolf-Troost-Straße 20
Wir haben uns verlobt. Ilse Gritzuhn, Lyck, Kaiser-Wilhelm-Straße 128, jetzt Hamburg 21, Heinrich-Hertz-Stra0e 67. Joachim Rudat, Gr.-Ponnau, Kreis Wehlau, jetzt Pinneberg-Etz, Schenefelder Landstraße. August 1956
Statt Karten. Die Verlobung ihrer Tochter Christel mit Herrn Heinz Anton, zeigen hiermit an: Max Sczensny und Frau. Früher Arys, Markt 10
Christel Sczesny, Lechenich, Zehntwallstraße 77, früher Arys. Heinz Anton, Köln, Lützowstraße 2, früher Danzig. Verlobte. 6. Oktober 1956
Ihre Vermählung geben bekannt: Manfred Lobinski, Wehlau, Nadolnystraße, jetzt Lüneburg, Beim Benedikt 2. Eleonore Lobinski, geb. Frohnert, Fischhausen, Kirchenstraße.
Ihre Vermählung geben bekannt: Klaus Stoelger, Hoch- u. Tiefbauingenieur. Ilse Stoelger, geb. Büge. Wiesbaden Schiersteiner Straße 15
Für die Glückwünsche zu unserer Silberhochzeit danken wir allen Verwandten u. Heimatfreunden herzlichst. Bruno Rapp und Frau Hella, Königsberg, Stägemannstr. 43, jetzt Ludwigsburg-Eglosheim, Hirschbergstraße 5
Wir haben uns verlobt und senden Grüße. Astrid Birnbacher, Wehrkirchen, Ostpreußen. Gerhard Possekel, Gr.-Blumenau, Ostpreußen. Zurzeit Hannover, 3. August 1956
Als Vermählte grüßen, Bruno Will, früher Arnstein, Kreis Heiligenbeil. Hilda Will, geb. Ruddat, früher Demmen, Kreis Elchniederung, jetzt Meckelfeld, Kr. Harburg, Am Blöcken 50
Als Vermählte grüßen: Wolfgang Ruppeit, Apotheker. Irmgard Ruppert, geborene Lilienthal. Früher Zinten, Ostpreußen, jetzt Berlin-Neukölln, Wildenbruchstraße 5, im September 1956
Ihre Vermählung geben bekannt: s.g.L. Georg Weichert, Kiel. Anneliese Weichert, geb. Keil, Arrild bei Kappeln (Schlei) früher Thomascheinen, Kr. Osterode.
Zur Silberhochzeit am 3 Oktober 1956 gratulieren den lieben Eltern, Schwiegereltern und Großeltern, Emil Kurschat und Frau Frieda Kurschat, geb. Rieß, jetzt Fützen, Kreis Donaueschingen, Südbaden: Gisela Meyer, geb. Kurschat, Herford, Ortsieker Weg 107. Karl Meyer, Schwiegersohn. Roswitha Meyer, Enkelkind. Heinz Dietmar Kurschat, Karlsruhe-Ettlingen, Postfach 555 und Rüdiger Kurschat, Fützen. Früher Königsberg Pr. - Prappeln
Am 24. September 1956 feierten wir unsere Goldene Hochzeit im Kreise von Walter, Gerhard, Charlotte und Gerda. Wir alle grüßen unsere Verwandten und Bekannten aus der Heimat Ostpreußen. Otto Grünheit und Frau Clara. Früher Landsberg, Ostpreußen, jetzt Kassel, Bismarckstraße 8
Meinem lieben Muttchen, Frau Maria Sziegoleit, zum 75. Geburtstage die herzlichsten Glückwünsche von ihrer Tochter Edith Ziadak, Verwandten und Bekannten
Am 30. September 1956, feiert unser lieber Vater und Großvater, Anton Porsch, aus Landsberg, Ostpreußen, seinen 70. Geburtstag. Es wünschen alles Gute seine Kinder und Enkelkinder. Oersdorf bei Kaltenkirchen
Am 7. Oktober 1956 begehen wir unsere Goldene Hochzeit. Aus diesem Anlass grüßen wir unsere lieben Verwandten und Bekannten aus der Heimat. Adolf Meyhöfer und Frau Anna Meyhöfer, geb. Hermenau. Königsberg Pr., jetzt Nürnberg, Merkelsgasse 1
Am 29. September 1956 feiert RB-Amtmann-Witwe, Olga Freund, geb Dahl, früher Danzig, Marienburg, Insterburg, jetzt Bruchhausen-Vilsen, Schulstr. 89 (Bez. Bremen), ihren 70. Geburtstag.
Viel Glück und gute Gesundheit! Die Verwandten
Herzlichen Glückwunsch! Am 26. September 1956 begehen ihre Diamantene Hochzeit, Hermann Böttcher und Frau Amalie Böttcher, geb. Wulff, Die dankbaren Kinder, Enkel und Urenkel. Rastenburg, Ostpreußen, Ziegelgasse 7, jetzt Schlüsselburg (Weser) über Stolzenau
Am 22. September 1956 feierte unsere liebe Mutter, Großmutter und Urgroßmutter, Klara Fieberg, früher Königsberg Pr., Waisenhausplatz 10, jetzt Ubach oder Übach-Palenberg 3, bei Aachen, Lindenstraße 54. Es gratulieren herzlichst ihre vier Kinder nebst Familien
Am 2. Oktober 1956 feiert unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Omi, Ida Schwoch, geb. Faeser, früher Lyck, Ostpreußen, jetzt (24a) Cadenberge (N.E.) Mühlenweg 15, ihren 70. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin gute Gesundheit und Gottes Segen, ihre Kinder, Schwiegersohn und Enkel
Am 3. Oktober 1956 begehen wir das 25-jährige Geschäftsjubiläum und grüßen aus diesem Anlass unsere lieben Verwandten und Bekannten aus der Heimat. Julius Braun und Frau, Uhrmachermeister. Wartenburg, Ostpreußen, jetzt Münster, Westf., Jüdefelder Straße 29
Rest der Seite: Unterricht, Werbung. Verschiedenes
Seite 9 Im Lande der Wälder und Seen. Zu einem polnischen Buch über Masuren.
Zwei Fotos: Zu diesen Bildern.
Da stehen drei Männer und blicken — die beiden Bilder sind dem polnischen Buch entnommen — zu einem Fischadlerhorst empor. Der Horstbaum neigt sich ein wenig aus dem Rand eines Altholzes heraus. Das ist ein typisches Bild für Masuren. Das Bild rechts: Eine Trägerkolonne im masurischen „Urwald".
Foto: Masurische Fischer — so lautet die Unterschritt, die der polnische Verfasser dieser in dem Buch veröffentlichten Aufnahme gegeben hat. So gestellt, wie diese Aufnahme wirkt, so unwahr ist auch die Berufskleidung dieser Fischer. Es ist eine der üblichen Propagandaaufnahmen und eine schlechte dazu, weil man sie sofort als solche erkennt.
Foto: In der Übersetzung sagt die Tafel:
Naturschutzgebiet.
Das Gelände steht vollständig unter Schutz. Vernichtung oder Beschädigung irgendwelcher Art des Gebiets ist streng verboten.
Staatliche Oberförsterei in Nikolaiken.
„Im Lande der Wälder und Seen, — das ist der Titel eines Buches, das Zdzislaw Wdowinski im Verlag „Sport i Turystyka" (Warschau) im Jahre 1955 in deutscher Sprache herausgebracht hat. Man kann es in der Sowjetzone in jedem Buchladen kaufen, und es wird auch in der Bundesrepublik angeboten. Auf der Klappe des Umschlages heißt es:
„In Masuren, dem Lande der Wälder und Seen, sucht eine Gruppe polnischer Ornithologen Vögel. Der Verfasser dieses Buches, ein bekannter Photograph, begleitet sie auf ihren Wanderungen. Mit seiner Kamera fängt er die Geschichte dieser Reise ein. Das Fangen und Beringen der Vögel ist keine leichte Aufgabe. Dazu gehört viel Erfahrung, Mut und volle Hingabe. Aber wieviel Eindrücke und starke Gefühle bringt es auch, hier in der wilden Natur, in einem fast exotischen Land, wo das Abenteuer lauert. Auf der Suche nach dem Seeadler muss ein gefährlicher Weg zurückgelegt werden. Die geheimnisvollen schwimmenden Inseln wehren den Zugang zu den majestätischsten aller Vögel, den Schwänen. Die Inseln der Kormorane sind von fast undurchdringlichem Urwald überwuchert. Wie ein lebendiger Film zieht sich ein Gürtel spannender Abenteuer durch das ganze Buch“.
Außer dieser Anpreisung trägt der Buchumschlag ein Foto: zwei der Expeditionsteilnehmer bahnen sich, ein großes Gepäckstück tragend, einen Weg durch ein urwaldähnliches Waldstück, in dem Schlingpflanzen von den Bäumen herabhängen, ein Bild, das gut und gern ein Foto aus dem Amazonasgebiet sein könnte.
Sehen wir richtig: soll das unser masurischer Wald sein? Lesen wir richtig: soll da von unserer ostpreußischen Heimat die Rede sein? Ist es wahr, dass Gebiete unserer Heimat von fast undurchdringlichem Urwald überwuchert sind, das unser Masurenland ein fast exotisches Land geworden ist, in dem es gefährliche Wege gibt, auf denen das Abenteuer lauert? Was sollen wir davon halten? Sollen wir solches nur als eine naive schriftstellerische Übertreibung nehmen oder wird hier eine Entwicklung zu einer Verwilderung grüßten Ausmaßes registriert?
So stürmen schon vor dem geschlossenen Buch Fragen über Fragen auf uns ein, und eine berührt uns so schmerzlich wie die andere. Es wäre zu verstehen, wenn viele von uns es nun ablehnen würden, dieses Buch überhaupt aufzuschlagen. Aber der Titel zieht uns in das Buch hinein, und die Sehnsucht weckt das Verlangen, etwas von unserer Heimat wiederzusehen und über sie zu erfahren, und wäre diese Schau auch von fremder Hand gereicht. Es treibt uns die Frage: was geschieht jetzt mit unserem Land? Wie steht es um die schöne und reiche Natur unserer Heimat?
Von dem Zustand der Städte und Dörfer, von der Landwirtschaft und der Arbeit in den Forsten wissen wir vieles. Aber was ist mit den Tierparadiesen und den Naturschutzgebieten, was mit der mannigfaltigen und einzigartigen Tierwelt? Wir schlagen das Buch auf in der Hoffnung, in ihm Antworten zu finden. Die Augen eilen dem Herzen vorauf. Unsere Spannung ist sehr groß. Was werden wir empfangen und wer wird vor uns treten?
Zuerst erscheint der Verfasser des Buches selbst, allerdings in einer etwas eigenartigen Weise. Er bekennt, dass er als Schriftsteller nicht über die angemessenen künstlerischen Ausdrucksmittel verfügt, dass er als Verfasser eines immerhin in der Hauptsache ornithologischen Buches keinerlei naturwissenschaftliche Kenntnisse besaß und dass es ihm auch nicht gelang, sich selbst die einfachsten Vorstellungen von der Tierwelt zu verschaffen, dass er vielmehr die Scham fallen ließ und die primitivsten vogelkundlichen Lektionen von einem Begleiter erbat. Und er zeigt, dass er auch als Tierfotograf seine ersten Schritte tat, und entsprechend ist auch die Ausbeute ausgefallen; bis auf einige Lachmöwenbilder blicken uns nur noch nicht flügge Jungvögel aus den Fotos an. Die Expedition in das Land der Wälder und Seen beginnt sachlich also bei null, und wir könnten das Buch nach einem flüchtigen Durchblättern schon aus der Hand legen, weil es uns nichts zu geben hat. Wo sid die uns in den Bann ziehenden Bilder des herrlichen Landes? Wo sind die fesselnden Berichte über die Tiere, die uns so viel galten?
Wir könnten das Buch also gleich wieder zuklappen, wenn uns dieses Null nicht so viele Gedanken aufgäbe. Das fängt bei der Vogelkunde an, die auf Säuglingsfüßen in das Land stolpert: sie hätte an die großartigen Ergebnisse der Thienemann, Schüz, Tischler, Steinfatt und vieler anderer anknüpfen und sich der Resultate der von der Vogelwarte Rossitten geleisteten Arbeit bedienen können. Sie hätte die Schilderungen der von Sanden, Siewert, Steiniger, Sielmann, Hoffmann und anderer kennen und beachten müssen. „Fieberhafte Vorbereitungen für eine Suchexpedition nach Reihern" hätten sich erübrigt, wenn man nur einmal Tischlers wundervolles, exaktes, in Europa einmaliges Werk „Die Vögel Ostpreußens" zu Rate gezogen hätte, dort sind nämlich alle ostpreußischen Reiherkolonien säuberlich zusammengestellt. Man wäre bei der Inanspruchnahme gerade dieser „Vorarbeit" allerdings auf die Tatsache gestoßen, dass der für dieses Werk mit dem Dr. h. c. ausgezeichnete Friedrich Tischler von je und erst recht durch seine intensive, die ganze Persönlichkeit erfassende Forschung seiner Heimat so verbunden war, dass er es nicht über das Herz brachte, sie zu verlassen, und dass er darum mit seiner Lebensgefährtin freiwillig aus dem Leben geschieden ist, um in der deutschen ostpreußischen Erde zu ruhen. Aber die polnischen Forscher wollen Selfmademans sein, und geben sich als kühne Forschungsreisende, die mit Äxten, Hämmern und Tauen in ein völlig unbekanntes und unerforschtes Land vordringen, in den wilden Norden „ihres" Landes.
Dem entspricht ihre Ausrüstung. „Geraume Zeit verlief mit der Reinigung, Instandsetzung und Verpackung des Gerätes. Wir nahmen ja nicht nur alles Nötige für die Beringung und Beobachtung der Vögel mit uns. Für unser dreimonatiges Landstreicherleben in den Wäldern und an den Seen mussten wir auch selbst richtig ausgerüstet sein. Der lange Korridor des Zoologischen Institutes sah wie ein Lagerraum aus. In Kisten und Säcken häuften sich die Küchengeräte, Hämmer, Äxte, Taue, Netze, Zeltbahnen und unzählige Mengen anderer Gegenstände. Natürlich durften auch Reiseapotheken nicht fehlen. Beim Verpacken halfen wir alle mit, denn es gab viel Arbeit. Der Expeditionsleiter überwachte das Ganze und bereitete genaue Karten und Situationspläne des Gebietes vor, in dem wir die Beringungsaktion durchführen sollten. Unter seinem erfahrenen Blick verlief die Verpackung reibungslos, und immer mehr Kisten und Säcke wurden mit einer Nummer und der Anschrift der Vogelwarte versehen. Ich beteiligte mich zum ersten Mal an einer solchen Expedition und nahm mir daher alle Bemerkungen darüber, wie man sich am besten kleidet und ausrüstet, besonders zu Herzen“.
Einige Bilder des Buches illustrieren diesen großartigen Aufbruch in ein wildes Land, man sieht die Masse der Gepäckstücke, unter denen ein Sprachrohr nicht fehlt, man sieht spähende Gesichter von Männern und Forschern, die entschlossen sind, auch das äußerste an Gefahren zu wagen. Man sieht und liest das alles und denkt sofort daran, wie es zu unserer Zeit doch alle Dinge des täglichen Bedarfs im letzten masurischen Dorf zu kaufen gab. Und ohnehin erübrigte sich eine solche Expedition zum Beringen von Lachmöwen und anderen Arten, weil im ganzen Lande freiwillige Helfer der Vogelwarte wohnten, die das Beringen sachkundig besorgten, ohne davon viel Aufhebens zu machen.
Man erreichte mit all diesem Expeditionsgepäck bei Mondschein den „Beldanskie-See" (Beldahnsee). Man „begann das Leben der Waldmenschen" und stellte in mehrtägiger Forschung fest, dass dort Haubentaucher, Bleßen und Wasserhühner lebten“. Aber damit gab man sich nicht zufrieden, denn man suchte den Seeadler, „der in unserem Lande schon selten ist“. Doch hier hält nun gewiss jeder deutsche Leser zum mindesten verdutzt inne. Der Gegenstand der Abhandlung wird unwichtig. Ein kleines Wort in diesem Satz trifft uns hart und raubt uns den Atem. Haben wir es recht gelesen, dieses Wörtchen „unser"? In „unserm" Land? Ganz einfach, schlicht und selbstverständlich bezeichnet der polnische Autor unsere ostpreußische Heimat als ein polnisches Land. Ja, das tut er. Und was tun wir nun? Was sagen wir dazu? Wir fordern für unsere Schulen eine „Ostkunde", gegen die sich anfangs viele Lehrer sträubten, weil sie eine weitere Belastung des Stoffplanes fürchteten. Aber eine gesonderte Ostkunde ist gewiss auch gar nicht nötig, wenn nur eines unbedingt geschieht: dass man mit einer ebensolchen Selbstverständlichkeit das deutsche Land im Unterricht in seinen alten Grenzen behandelt, genauso wie man es seit alters her getan hat, und dass dann die polnisch und russisch besetzten Zonen immer als deutsches Land bezeichnet werden. Man verliert nur, was man aufgibt!
Die Expedition streifte am Ufer des „Sniardwysees" (Spirding) entlang, und das Buch bringt nun einige wenige Bilder, die uns einen Blick, in die Schönheit unserer Heimat werfen lassen, und der Text findet einige Sätze, die unsere Heimat aufblenden. Da stehen drei Männer und blicken zu einem Fischadlerhorst auf. Der Horstbaum neigt sich ein wenig aus dem Rand eines Altholzes heraus. Und da ist ein typisches Bild für Masuren und das Oberland, für den Wald am Beldahnsee ebenso wie für die Wälder am Geserich. Und wo zwei Boote zu einer Suchfahrt starten, da liegt hinter einer Lücke im Uferwald der silberne Spiegel eines Waldsees, und das ist ebenfalls ein stark heimatliches Bild. Und auf dem dritten Bild türmen sich große Haufenwolken über dem Waldessaum des jenseitigen Ufers, der sich dunkel spiegelt. Schließlich preist der Autor diesen Wald, und die Schönheit unseres Heimatwaldes erhöht seine Worte: „Seine ganze sommerliche Schönheit war überwältigend. Alles blühte hier. In der sonnerhitzten, schwülen Luft zirpten die Insekten. Die Pflanzenwelt bezauberte das Auge durch ihre mannigfaltige Gestalt und die Farbenpracht ihrer Blumen. Wir durchschritten ganze Lichtungen voller Maiglöckchen und Glockenblumen. Die mit ihrem Duft gesättigte Luft berauschte uns“.
Solche Sätze steigern unsere Erinnerung: ja so voller Blüten, voller Duft, voller Sonnenwärme, voller Schönheit waren die Wälder unserer Heimat. Und dieses offendeutige Gepräge erkannten wir besonders eindringlich, wenn wir beispielsweise von Ostrolenko her über die Grenze nach Masuren einfuhren. Wer hätte da nicht sofort sagen können, wo der ostpreußische Wald, wo die deutsche Landschaft begann! Die Begeisterung der Expeditionsteilnehmer lässt sich gut verstehen. Unser ostpreußischer Wald war anders als der polnische Wald, er war auch nach unseren Begriffen ungemein schön.
Aber nun erlebte die Expedition auch ihre Abenteuer. Es kam Wind auf und man legte zu der Überfahrt über einen unserer masurischen Seen Schwimmwesten an. Man sah sich dann mit Entsetzen einer bedrohlichen Lage gegenüber und gab schon fast alle Hoffnung auf Rettung auf. In dem Kampf gegen die Wellen verlor man die Orientierung und wünschte nur noch, das Ufer zu erreichen. Man erreichte es und gelangte doch nur aus dem Regen unter die Traufe. Man kehrte zum Lagerplatz zurück und stellte die Zelte auf, um hier zu übernachten. Mitten in der Nacht riss ein durchdringender unbeschreiblicher Schrei den Autor aus dem tiefen Schlaf. Er sprang auf. Die das Trommelfell zerreißenden bedrohlichen Schreie verstummten nicht. Auch seine Reisegefährten fuhren auf. Ein Nachbar wusste schließlich, worum es sich handelte. „Na, das ist ja eine Geschichte", sagte er, „jetzt habe ich selbst einen gehörigen Schreck bekommen. Dabei wollte ich euch darauf vorbereiten, dass so ein irrsinniges Konzert zu erwarten war. Ich habe das nämlich schon einmal gehört. Nachts stehlen sich Marder, Wiesel und andere Raubtiere in die Reiherkolonien, um die Jungen aus dem Nest zu rauben. Dann fangen die Reiher an zu kreischen, um die Angreifer zu erschrecken“. Aber der Autor konnte lange keinen Schlaf finden. „Die tragischen Stimmen waren bis zum Morgengrauen zu hören“.
Ach, und wie untragisch und keineswegs das Trommelfell zerreißend sind doch in Wahrheit die Stimmen der Reiher, die auch in den Nächten zum Fischfang abstreichen und dann auch wieder heimkehren. Beim Abfliegen und Anfliegen stoßen sie Rufe aus, und natürlich lebt auch bei ihrer nächtlichen Rückkehr das Keckern der Jungreiher auf, mit dem diese das Auswürgen der Beute aus dem Schlund verlangen. Sprudelt dem Altvogel das Futter aus dem Kehlsack, so stürzen sich alle stürmisch auf das ausgewürgte Futter und verschlingen es gierig. Der polnische Autor stellt das so dar: „Der Reiher ließ das hungrigste, das am meisten nach Futter schrie, aussuchen, was es von der Beute haben wollte, die die Alte im Schnabel trug“. Diesen Reihern sind offenbar von irgendeiner Seite Tischsitten beigebracht worden.
Aber was wollen wir noch weiter auf solche Einzelheiten eingehen, die da mehr oder weniger belanglos, mehr oder weniger schief oder falsch, mehr oder weniger übertrieben und entstellt zusammengetragen sind: das Erlebnis mit dem singenden Ei, das Abenteuer mit den schwimmenden Inseln, die Begegnung mit den masurischen Fischern in weißem Ölzeug und mit weißen Südwestern, der Vorstoß zur Dobeninsel als der Insel der Kormorane, das seltsame Geschehen, in das ein „tapferer" Storch, ein Sperber und ein graues Vögelchen verstrickt waren, der Abstecher zum Pogobiersee bei Johannisburg, den sie „Schwanensee" nennen und auf dem sie eine aufregende Schwanenjagd veranstalten, um die Schwäne zu beringen — es lohnt sich wirklich nicht, die Ergebnisse dieser Expedition in das Land der Wälder und Seen ernsthaft in sich aufzunehmen. Außerhalb der Beringung sind keine Ergebnisse erzielt worden.
Aber das kurze Schlusskapitel müssen wir Wort für Wort in das Auge fassen. Es lautet: „Der Herbst überraschte mich mitten unter meinen Vögeln. Immer häufiger zogen schwarze Wolken über den blauen Himmel. Die Vögel bildeten schon Schwärme und bereiteten sich zum Abflug vor. Nur die Schwäne und Wildenten schwammen noch ruhig im Schilf umher. Sie verlassen unser Land erst, wenn die Nachtfröste eintreten. Durch das raschelnde trockene Laub auf den Waldwegen watete ich hin und her und dachte voll Trauer an die nahende Abreise. Ich wusste, dass ich diese Gegend und die Eindrücke, die ich hier gewonnen hatte, nie vergessen werde. Diesen schönen und malerischen Winkel unseres Landes habe ich ins Herz geschlossen. Nie werde ich seinen Reiz vergessen. Und ich werde hierher zurückkehren, um neue Abenteuer zu erleben und die wilde kraftstrotzende Natur und die Bewohner der Wälder und Seen noch besser kennenzulernen“.
In diesen Schlusssätzen zeigt das Buch noch einmal überdeutlich seinen wahren Gehalt: es beginnt bei null und verschweigt alles, was davor war! Das ist ein großes Gewicht, das uns beim Lesen den wehesten Schmerz zufügt. Es verschweigt unsere Existenz, es verschweigt unsere menschlichen Rechte, es verschweigt unser Werk, es verschweigt sieben deutsche Jahrhunderte, es verschweigt unsere Liebe zu unserem Land, es verschweigt uns selbst. Darum ist dieses Buch, das sonst in jeder Hinsicht so leicht wiegt, ein so furchtbar schweres Buch. Es ist eine Hand, die dem Besiegten den Atem und das Schreien zuhält.
Du, unbekannter Mann, schreibst, dass du voll Trauer an die nahende Abreise dachtest. Uns zerriss es das Herz, als wir Abschied nehmen mussten. Du hast die Schönheit des Landes ins Herz geschlossen. Wieviel stärker noch ist sie bei uns eingeschlossen, weil dieses Land das Land unserer Väter, das Land unserer Kindheit, unser Heimatland ist! Du willst dieses Land nie vergessen. Und wir? Wir werden es nicht vergessen bis zu unserem letzten Atemzug!
Seite 10 Mammutschau des Geistes. Was dem ostpreußischen Besucher auf der Frankfurter Buchmesse auffällt
Es machte eine leicht unglückliche Figur, das arme Buch, der geistige Mittler zwischen den Menschen und die persönlichste, individuellste „Ware" der Welt, das arme Buch, wie es da in den riesigen Ausstellungshallen auf dem Frankfurter Messegelände den Blicken und der Bewunderung der Besucher dargeboten war wie der neueste Kochlöffel ansonsten oder das Superauto. Fünfzigtausend Titel, so hörte man, und davon etwa vierzehntausend Neuerscheinungen waren zu sehen. Man glaubt es gern, wenn man am Stand 725, dem letzten, sich ein wenig wieder an dem Gedanken aufrichtet, dass es doch wirklich sehr viel gibt, was man nicht braucht. Mehrere Wochen, wie jemand auszurechnen nicht vergaß, hätte der bedauernswerte Mensch benötigt, der jeden aufgestellten Band nur in die Hand nehmen und schnell wieder zurück aufs Regal hätte legen wollen, — ein zwar wenig sinnvolles Tun, es hätte aber die Bücherinflation unserer Tage anschaulich verdeutlicht.
Kein Gebiet, und sei es noch so abgelegen, über das nicht dies und jenes Spezialwerk zu haben war, von Monographien über Porzellan und Anweisungen über richtiges Essen bis zum Kommentar zu Goethes Faust. Selbstverständlich gab es auch eine insgesamt erfreulich hohe Zahl wirklich wertvoller Bücher, nur war es eben recht schwierig, diese guten Bücher aus der unübersehbaren Menge herauszufinden.
Rotchina zeigt Kinderbücher
Verlage aus zwanzig Ländern stellten aus. So sah man Bücher aus Ägypten und Japan ebenso wie aus Frankreich und Großbritannien und überraschenderweise — Bücher aus der Volksrepublik China, aus der Sowjetunion, der Sowjetzone und den Satellitenstaaten. Neugierig, was das im Katalog angekündigte Rotchina auf einer deutschen Buchmesse wohl zu zeigen habe, erblickte man — an einem großen, repräsentativen Stand übrigens — Kinderbücher, Kunstdrucke und wissenschaftliche Werke, die sich über die Regulierung chinesischer Flüsse und den Reisanbau in einer entlegenen südchinesischen Provinz ausließen. Politische Themen waren auch unter den Büchern der übrigen Ostblockländer kaum anzutreffen. Das ist umso erstaunlicher, als die Bundesrepublik, die im vergangenen Jahr für 2,05 Millionen DM Bücher aus dem Ostblock (einschließlich der Sowjetzone) einführte, überwiegend politische Literatur bezog, während die Buchausfuhr in diese Länder im Werte von 6,7 Millionen DM vor allem wissenschaftliche und technische Literatur betraf.
Drei Kantausgaben
Der ostpreußische Besucher der Buchmesse wird sich nach Büchern ostpreußischer Schriftsteller, nach Werken über Ostpreußen und Ostdeutschland umgesehen haben. Er tat das nicht vergeblich. So konnte man die Werke von Immanuel Kant gleich in drei gelungenen Ausgaben zur Hand nehmen. Da ist in erster Linie die große sechsbändige Gesamtausgabe des Insel-Verlages zu nennen, die von Wilhelm Weischedel herausgegeben wird. Bisher liegt als erster Band die „Kritik der reinen Vernunft" vor. Mit dem Erscheinen des zweiten Bandes, Schriften zur Ethik und Religionsphilosophie, kann noch im Laufe dieses Herbstes gerechnet werden. Im Kröner-Verlag erschien ein Auswahlband, der die Hauptteile der Kritiken und der Schriften zur Religions-, Rechts- und Geschichtsphilosophie in sehr guter Zusammenfassung bringt. Und im Marion von Schröder-Verlag kam gerade rechtzeitig zur Herbstmesse die dritte Auflage des von Johannes Pfeiffer herausgegebenen Kant-Breviers heraus, das durch die kluge Auswahl eine wirkliche Summe der Kantischen Philosophie bringt und wieder einmal zeigt, wie weise und lebensnah und auch für den Laien verständlich die Stimme dieses großen Philosophen klingt.
Ernst Wiechert in zehn Bänden
Nachdem die Gesamtausgabe der Werke von Agnes Miegel im Diederichs-Verlag jetzt abgeschlossen ist, bereitet der Münchener Verlag Kurt Desch eine zehnbändige Ausgabe des Werkes von Ernst Wiechert vor. Anlässlich der Buchmesse erging zu dieser Gesamtausgabe, die auch die seit Jahren vergriffenen Romane aus der Frühzeit enthalten wird, eine Einladung zur Subskription, die im April 1957, kurz nach Erscheinen des ersten Bandes, erlischt. Da der letzte Band noch im Dezember nächsten Jahres erscheinen soll, werden im siebzigsten Geburtsjahr Ernst Wiecherts nach Beseitigung vor allem urheberrechtlicher Schwierigkeiten endlich die gesammelten Werke dieses großen ostpreußischen Dichters vorliegen.
Von Heinz Panka, dem jungen ostpreußischen Autor, der mit seinem Erstlingswerk „An Liebe ist nicht zu denken" manchem in guter Erinnerung ist, brachte der Georg Westermann Verlag jetzt einen Schelmenroman heraus. „Ein Windhund" erzählt die Erlebnisse eines sympathischen Strolches, der ein kleines amerikanisches Städtchen durch seine Streiche durcheinanderbringt. Das Ganze ist leicht und luftig geschrieben und mit vergnüglichem Behagen zu lesen.
Zwei ostpreußische Stände
Auch die Stände der beiden bekannten ostpreußischen Verlage, die auf der diesjährigen Messe vertreten waren, fanden starke Beachtung. Der Holzner-Verlag (früher in Tilsit, jetzt in Würzburg) bringe eine Neuauflage des vielgefragten Büchleins von G. Werner „Bittersüße Erinnerungen an Königsberg“ heraus, während der frühere Königsberger Verlag Gerhard Rautenberg (jetzt in Leer) vor allem mit seinen Bänden „ … in 144 Bildern“ großen Erfolg hatte. Nach den Bänden „Königsberg in 144 Bildern“ und „Von Memel bis Trakehnen in 144 Bildern“ erscheinen jetzt im Herbst „Masuren in 144 Bildern“ und Danzig in 144 Bildern“. Auch so mancher westdeutsche Besucher blätterte interessiert in den schönen Bildbändern.
Von der in diesem Herbst erschienen politischen Literatur über den deutschen Osten ist eine im Isar-Verlag herausgekommene Publikation zu erwähnen, die unter dem Titel „Der deutsche Osten“ Referate des Ostseminars der Münchener Hochschule für Politische Wissenschaften enthält. Der kleine Band bringt Beiträge von Prof. Koch (Probleme der deutsch-slawischen Nachbarschaft), Prof. Thiel (Die wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Ostgebiete), Prof. v. d. Heydte (Völkerrechtliche Lage der deutschen Ostgebiete) und anderen Autoren.
Sowjetzone und Weimarer Justiz
An den Ständen des „Interzonenhandels" waren neben zahlreichen wissenschaftlichen Werken und den „fortschrittlichen" Büchern linientreuer Schriftsteller vor allem die Schriften russischer Dichter ausgestellt. Die Gesammelten Werke Tschechows und Gorkis standen neben der Gesamtausgabe der Dichtungen Heinrich Manns, den Werken Anna Seghers und den vielbändigen Publikationen des sowjetzonalen Kultusministers Johannes R. Becher. Der Ost-Berliner Anwalt Dr. Kaul, bekannt geworden durch die Verteidigung der Kommunisten in dem Karlsruher KDP-Prozess, gibt laut Umschlagklappe in seinem Buch an Hand von mehreren Prozessen „ein eindringliches Bild der Weimarer Justiz, die in ihrer Betonung der Verfassungstreue und Wahrung der Rechtsstaatlichkeit doch nichts anderes war als die große Kulisse, hinter der sich die faschistische Diktatur zu ihrem Auftritt rüstete“. Diese Veröffentlichung trägt den Titel: „Justiz wird zum Verbrechen!“ Der Titel stimmt, aber der Verfasser hat sich in der in seinem Buch behandelten Zeit vergriffen, - um etwa fünfundzwanzig Jahre. Ein Verbrechen ist die Justiz heute in der Sowjetzone.
Schweizer Atlas vorbildlich
Die auf der Messe vertretenen Landkarten-Verlage boten eine vorzügliche Möglichkeit, einmal die Behandlung der besetzten ostdeutschen Gebiete in den Atlanten nachzuprüfen. Dass die deutschen Atlanten die deutschen Namen der Städte und Orte bringen und den Zusatz „Unter polnischer oder sowjetischer Verwaltung“ hinzufügen, ist selbstverständlich. So zeigt der in Mairs Geographischem Verlag, Stuttgart, erschienene Shell-Autoatlas von Deutschland sogar auf einer Übersichtskarte die Straßen des nördlichen Ostpreußen, obwohl ja kaum ein Käufer des Kartenwerkes in absehbarer Zeit diese Straßen wird benutzen können.
Erfreulich, dass auch die Schweizer Atlanten, die auf der Messe zu sehen waren, eine richtige Darstellung der deutschen Ostgebiete mit deutschen Ortsnamen und den verwaltungstechnischen Zusätzen bringen. Vorbildlich in dieser Hinsicht ist der prächtige, repräsentative Atlas des Züricher Stauffacher-Verlages. Der – in jeder Hinsicht ausführlich und ins einzelne gehend – die Grenzen von 1937 zeigt und alle ostpreußischen Namen sogar ohne den Zusatz der polnischen oder russischen Ortsnamen abgedruckt hat, - im Gegensatz sogar zu mancher deutscher Karte, die Wünsche offen lässt.
Das schlechte Gewissen der „Times“
Die deutschen und Schweizer Atlanten sind aber leider auch die einzigen, die — mit einigen Ausnahmen — beim Betrachten der Karte Ostpreußens Zustimmung finden können. Große italienische Kartenwerke (so der Atlas des Touring Club Italiano) und französische und englische Atlanten (so der Oxford Atlas) bringen die abgetrennten ostdeutschen Gebiete ohne jede farbliche oder textliche Unterscheidung als zu Polen oder der Sowjetunion gehörig. Das höchste Maß des Zugeständnisses ist dann der in einer Klammer ganz klein unter Kaliningrad gedruckte deutsche Name Königsberg, und vielleicht wird dann noch bei einigen anderen große Städten so verfahren. Sonst muss jeder von Kenntnissen unbeschwerte Betrachter ohne weiteres annehmen, dass das ostpreußische Gebiet eben zu Polen oder der Sowjetunion gehört. Den Höhepunkt in dieser Hinsicht bietet der sechsbändige „The Times Altlas of the World", der in dem Band Nordeuropa — um es möglichst mit keinem zukünftigen Käufer zu verderben — in der Einleitung folgende Entschuldigung für die lediglich polnische Bezeichnung beispielsweise von Bartenstein enthält: „In einem für den internationalen Gebrauch bestimmten Atlas muss notwendigerweise hervorgehoben werden, dass die gezeigten Grenzen genau den de facto oder tatsächlichen Verwaltungszustand zur Zeit des Druckes wiedergeben. Diese Tatsache bedeutet keine internationale Anerkennung einer besonderen Grenze oder Waffenstillstandslinie, die durch Verträge oder auf andere Weise beansprucht wird, sondern lediglich den Status quo für praktische Zwecke“.
Praktischer Zweck, - dein Name ist Absatzsteigerung, zum Beispiel in den Ostblockstaaten.
Seite 10 Julius-Campe-Preis 60 000 DM. Die Merian-Hefte über den deutschen Osten.
Die Stiftung eines Literaturpreises in einer Gesamthöhe von 60 000 DM — verteilt auf vier Jahre mit jeweils 15 000 DM — aus Anlass seines 175-jährigen Bestehens gibt der Hoffmann und Campe Verlag in Hamburg bekannt. Der Preis ist gedacht für Romane und für sogenannte „Non-Fiction-Bücher", also Tatsachen-Literatur populärwissenschaftlich-feuilletonistischer Darstellungsart; er wird Ende 1957 zum ersten Mal vergeben werden.
Dieser Julius-Carnpe-Preis trägt nach dem Willen des Verlagsinhabers, Kurt Ganske, „den Namen eines Mannes, der in einer beschwerlichen Zeit der Restauration und Unterdrückung mutig für die Freiheit der Literatur eintrat und sich weder durch Verbot noch Gefängnis davon abhalten ließ, dem ‚liberalen Deutschland' Wegbereiter zu sein. Damit diente er der fortschrittlichen Entwicklung im Sinne einer gerade heute wieder voll ins Bewusstsein gerückten humanistischen Haltung, die sich der Weltoffenheit, der Aufgeschlossenheit für das Zeitgemäß-Neue ebenso verpflichtet weiß, wie
den neuzeitlichen Werten unserer Kulturtradition“.
Diesen Geist Julius Campes spiegelt eine Schrift „Das Kabinett der Konterbande", die von dem jüngsten Hoffmann und Campe-Autor, dem Ostpreußen Siegfried Lenz, in seiner lebendig eigenwilligen Art verfasst worden ist.
Mit dem Ziel, junge schriftstellerische Begabungen zu fördern, sollen durch den Preis solche Arbeiten ausgezeichnet werden, die vom Geist einer umfassend verstandenen Freiheit geprägt sind. Die näheren Bedingungen sollen bald bekanntgegeben werden.
Wir Heimatvertriebenen haben noch einen besonderen Anlass, das Jubiläum dieses Verlages hervorzuheben. In ihm erscheinen die Merian-Monatshefte — die hundertste Folge, die Florenz zum Thema hat, ist jetzt in einer Auflage von mehr als 110 000 Exemplaren herausgekommen —, die als die geradezu klassische Darstellung eines in sich geschlossenen heimatlichen Themas — einer Stadt, einer Landschaft — gelten können; sie haben unter der ausgezeichneten Leitung von Chefredakteur Dr. Bürkle im kulturellen Leben Deutschlands einen besonderen Rang erlangt. Zahlreiche Hefte nun behandeln Provinzen und Städte der besetzten deutschen Ostgebiete. So gibt es auch zwei Hefte über Ostpreußen, ein drittes hat noch gesondert die Stadt Königsberg zum Inhalt. Hier zeigt sich — und auch dem verständnisvollen und mutigen Verlagsinhaber sei dafür gedankt — eine Haltung, die manchem anderen deutschen Verlag ein Beispiel sein könnte.
Seite 11 Comedia Polonica
In der Schottischen Gemäldegalerie zu Edinburgh befand sich bis vor kurzem eine Holzskulptur des Hl. Sebastian, ein Meisterwerk des deutschen Bildhauers, Kupferstechers und Malers Veit Stoss, der in der Welt als der Hauptmeister der Bildnerei der deutschen Spätgotik bekannt ist. Veit Stoss, der vornehmlich in Nürnberg wirkte – von ihm stammen der „Englische Gruß“ in St. Lorenz in Nürnberg und die anmutige Gruppe des Erzengels Raffael mit dem jungen Tobias -, war auch eine Zeitlang in Krakau tätig, wo er 1489 den berühmten Marienaltar vollendete. Die Tatsache nun, dass sich Veit Stoss etwa zwei Jahrzehnte seines Lebens in der Stadt Krakau aufhielt – die übrigens damals einen hohen Anteil der Deutschen ihrer Einwohnerschaft aufwies und 1430 der Deutschen Hanse beigetreten war — hat nun die polnische „Kulturpropaganda" zum Anlass genommen, zu behaupten, dass Veit Stoss eigentlich „Wit Stwosz" heiße und Pole sei.
Dies wirkte sich in Schottland dahingehend aus, dass die erwähnte Skulptur von Veit Stoss nach ihrer Verbringung aus der Gemäldegalerie in das „Königliche Schottische Museum" zu Edinburgh eine Zeitlang nicht mehr ausgestellt wurde, weil sie — wie der zuständige Abteilungsdirektor bekanntgab — „restauriert" werden musste. Diese „Restauration" erstreckte sich zugleich — wie nun bekannt wird — auf die Tafel, die dem Besucher davon Kenntnis gab, dass es sich um ein Werk von Veit Stoss handelte; denn es wurde — auf Einwirkung von exilpolnischer Seite hin — eine neue Tafel erstellt, welche die Aufschrift: „Wit Stwosz" polnischer Bildhauer" trägt.
Diese Maßnahme der Verwaltung des „Königlichen Schottischen Museums" zu Edinburgh ist geeignet, eine Revolution der europäischen Kultur- und Geistesgeschichte einzuleiten. So ergäbe sich zunächst für alle Kulturhistoriker Europas die Aufgabe, nachzuforschen, welche hervorragenden Männer der Kulturgeschichte der verschiedenen Länder sich mehr oder weniger vorübergehend in anderen Staaten aufgehalten haben; denn dieses würde dann dazu Anlass geben, sie entsprechend umzubenennen und ihnen nachträglich eine neue Nationalität zu verleihen. Dies würde beispielsweise für „Léon de Vinc" gelten, den die Italiener Leonardo da Vinci zu nennen sich noch erdreisten, wobei sie gänzlich außeracht lassen, dass er sich lange in Frankreich aufhielt, wie sich ja auch eines seiner Hauptwerke im Louvre befindet.
Die Franzosen wären umso eher zu einer solchen Maßnahme berechtigt, als ihnen nun ein großer Verlust droht, nachdem sie bisher den bekannten preußischen Philosophen Franz Maria Wolther als Francois Marie Voltaire für sich beanspruchten unter völliger Missachtung der Tatsache, dass sich dieser einige Jahre am Hofe des Preußenkönigs aufhielt. Die Pariser Kulturhistoriker werden umso größere Schwierigkeiten haben, diesen Voltaire für Frankreich zu retten, da auch die Engländer ihn aus ähnlichen Gründen beanspruchen können.
Ob schließlich aber auch die Deutschen ihren Goethe an die Italiener verlieren werden — denn immerhin hielt sich derselbe wiederholt in Italien auf und beherrschte nachweislich sogar das dort landesübliche Idiom —, werden noch weitere Forschungen zu ergeben haben, mit denen zweckmäßigerweise die Redaktion des Londoner „Dziennik Polski" beauftragt werden sollte, welche sich in der europäischen Kulturgeschichte so gut auskennt, dass sie von dem Königlichen Schottischen Museum als Expertengremium voll anerkannt wurde, wie sie selbst in den Spalten ihres Blattes verkündet.
Allerdings sollte sich die Redaktion des genannten exilpolnischen Blattes dadurch nicht davon abhalten lassen, eine Neufassung auch der polnischen Kulturgeschichte herauszugeben, in der die autochthonen oder urpolnischen Berühmtheiten der wiedererrungenen Westgebiete ebenfalls aufgeführt sind, die bisher — abgesehen von dem Astronomen Mikolaj Kopernigk — so sehr vernachlässigt wurden. Insbesondere erscheint es hohe Zeit, dass nunmehr endlich der urpolnische Charakter des Jan Herderski nachgewiesen wird, der — aus Morag in der Woiwodschaft Olsztyn gebürtig — bekanntlich als Johann Gottfried Herder aus Mohrungen in Ostpreußen späterhin einigen germanisierenden Einflüssen unterlag. Es wäre dabei zu empfehlen, dass diese neue polnische Kulturgeschichte dann unter dem Titel „Comedia Polonica" erschiene; denn sie würde in der europäischen Öffentlichkeit sicherlich eines Erfolges gewiss sein können, der den der satirischen Werke des oben erwähnten britisch-preußischen Franzosen Francois M. Walter-Voltaire weit in den Schatten stellen würde. Kalliopos
Seite 11 Blätter ostpreußischer Geschichte. Die Handfeste der Altstadt Königsberg.
In unserer Heimat, dem alten Ordenslande Preußen, ging die Besiedlung der freien Flächen mit deutschen Einwanderern in allen Formen des Rechts vor sich. Niemand konnte sich niederlassen, wo es ihm passte, sondern der Orden als Obereigentümer des ganzen Landes wies jedem den Grund und Boden an, den er bebauen sollte. Jeder Gutsbesitzer, jedes Dorf und jede Stadt erhielten darüber eine Verschreibung, eine Pergamenturkunde, die Handfeste genannt wurde. Sie war die Gründungs- und Verfassungsurkunde der Gemeinde. Viele hundert solcher Handfesten sind im Original oder in Abschriften im Ordensarchiv bis heute erhalten, ein sprechender Beweis für den Rechtscharakter der Kolonisation.
Besonders bedeutungsvoll für die Geschichte unserer Heimat war die Handfeste der Altstadt Königsberg. Da die erste Siedlung auf dem Steindamm von den aufständischen Samen zerstört worden war, legte der Orden, sobald der Frieden halbwegs wiederhergestellt war, auf dem bisher noch unbebauten feuchten Talgrund zwischen Burg und Pregel eine neue Stadt an, nachdem er durch einen Tauschvertrag mit dem Bischof von Samland alleiniger Besitzer des Burgberges und des ganzen Pregelufers geworden war. 1277 finden wir in der neuen Siedlung einen Pfarrer Jakob, es bestand also eine kirchliche als Vorform einer bürgerlichen Gemeinde. In den folgenden Jahren erhielt ein gewisser Gerko von Dobrin als Lokator einen Siedlungsauftrag. Viel war zu tun, bis die Stadt ihre Form bekam. Der Boden war trocken zu legen, Straßen mussten gebaut, Grundstücke vermessen, das Ufer mit einem Bollwerk befestigt werden. Siedler waren zu werben, Kirche, Rathaus und Wohnhäuser zu bauen. Auch mit Mauern, Türmen und Toren musste die Stadt versehen werden. Gewiss war das alles 1286 noch lange nicht fertig, aber doch soweit gediehen, dass der Lokator seinen Auftrag als erfüllt ansehen, dass die Stadt in aller Form konstituiert werden konnte.
Der 28. Februar war der bedeutungsvolle Tag, an dem der Landmeister Konrad von Tierberg auf der Burg zu Königsberg dem Lokator und der Bürgerschaft feierlich die in lateinischer Sprache ausgestellte Handfeste übersehen konnte. Der Hochmeister hatte damals seinen Sitz noch nicht in Preußen. Konrad war der höchste Ordensbeamte, sozusagen der Landesherr. Der Ordensmarschall Helwig von Goldbach, der Königsberger Komtur Albert von Meißen, der Vogt des Bistums Samland Dietrich von Liedlau und viele andere Ordensherren wohnten dem feierlichen Akt bei. Für die Bürgerschaft nahm Gerko von Dobrin an der Spitze einer Abordnung die Urkunde entgegen. Sie bestimmte die Pflichten und Rechte der Bürger, die Verwaltung und Gerichtsbarkeit der Stadt und ihren Grundbesitz. Das Stadtgebiet reichte nur vom späteren Kaiser-Wilhelm-Platz, auf dem die Stadtkirche erbaut wurde, bis zum Ende der Altstädtischen Langgasse. Erst hundert Jahre später wurde es nach Westen erweitert, so dass ein Teil der nach der Bernsteinküste führenden Straße von der Krämerbrücke über die Koggenstraße zum Steindamm in die Stadt einbezogen wurde. Schon in der Handfeste gehörten aber zur Stadt ein verhältnismäßig großes Landgebiet (der Steindamm und die Hufen bis Lawsken) und allerlei Holz- und Fischereigerechtigkeit sowie Wiesen pregelaufwärts.
Vermutlich war damals die Ausbildung der bürgerlichen Selbstverwaltung schon vorbereitet; denn zwölf Tage später erscheint in der ersten städtischen Urkunde, einer Bekanntmachung über Strafen für Diebstahl, der städtische Rat: Gerko von Dobrin als Schultheiß (Stadtrichter) und elf Ratsherren. Um 1300 gliederte sich in allen Städten des Ordenslandes das Stadtregiment in zwei Körperschaften, den aus dem Bürgermeister und zwölf Ratsherren bestehenden Rat und das aus dem Schöffenmeister und zwölf Schöffen bestehende Gericht.
Die Burg Königsberg stand schon seit einunddreißig Jahren, als die Stadt sozusagen auf den Weg gebracht wurde. 670 Jahre sind seit dem 28. Februar 1286 verflossen, an dem unser Königsberg seinen Weg durch die Geschichte antrat. Viel Glück und viel Leid hat die Stadt auf diesem Wege erfahren, aber immer war es ein Weg durch die deutsche Geschichte — bis zum Jahre 1945. Dr. Gause
Seite 11 Der Ostunterricht in den Schulen von Nordrhein-Westfalen.
Um den Bestrebungen nach Vertiefung und Ausweitung des Unterrichts über die deutschen Ostgebiete praktische Bedeutung zu verschaffen ist die beim Arbeits- und Sozialministerium des Landes Nordrhein-Westfalen bestehende Abteilung für Vertriebene und Flüchtlinge jetzt dazu übergegangen, die von der „Bundesarbeitsgemeinschaft für deutsche Ostkunde im Unterricht“ herausgegebenen Blätter „Deutsche Ostkunde“ im Sonderdruck zu übernehmen und sie im Einvernehmen mit dem Kultusministerium allen Schulen Nordrhein-Westfalens unentgeltlich zuzusenden. Nordrhein-Westfalen ist damit das erste Land der Bundesrepublik, das die Schulen mit diesem eigens für den Unterricht über den deutschen Osten vorbereiteten Material laufend versorgt.
Seite 11 Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …
Insterburg Stadt und Land
Auf das Herbsttreffen der Landsleute aus dem gesamten Ruhrgebiet am 30. September im Industriehotel in Dortmund, Mallinkrodtstraße 214, wird nochmals hingewiesen. Beginn der Feierstunde 11 Uhr. Es spricht der stellvertretende Vorsitzende Harry Poley, Duisburg. Die Jugendgruppe der Landsmannschaft wird singen, musizieren und spielen. — Auf diesem Treffen wird die Liste der in Dortmund anwesenden Landsleute zur Einsicht und Vervollständigung ausliegen.
Oberstudiendirektor Dr. Walter Schultz, der früher die Hindenburg-Oberschule in Insterburg leitete, feiert am 1. Oktober 1956, seinen 70. Geburtstag. Bis zum Herbst 1951 leitete er das Mädchengymnasium in Rendsburg, wo er auch jetzt noch seinen Wohnsitz hat.
Angerburg
Unser Kreistreffen in Siegburg verlief, von schönem warmem Wetter begünstigt, zu aller Zufriedenheit in bester Harmonie. Es war wieder eine erhebende Wiedersehensfeier, an der auch eine Anzahl Landsleute aus der Sowjetzone teilnehmen konnten. Der Saal im Lindenhof war bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch die Jugend, unter ihr die ehemaligen Hindenburgschüler, war stark vertreten. Die Stadt Siegburg hatte Saal und Bühne überaus reichlich schmücken lassen. Die Bühne zierten die Bundesfahne, die Fahne der Stadt Siegburg und die Masurenfahne.
Die Feierstunde begann mit dem Gesang des Ostpreußenliedes. Kreisvertreter Priddat begrüßte alle Erschienenen, besonders die Landsleute aus der Sowjetzone, herzlichst. Er dankte Landsmann August Matthee und seiner Ehefrau für ihre Mühe und Arbeit, mit der sie das Kreistreffen in Siegburg nun schon zum dritten Male aufs Beste vorbereitet hatten. Er dankte auch der Stadt für ihr allseitiges Entgegenkommen. Unter anhaltendem Beifall begrüßte der Kreisvertreter den Vertreter unseres Patenkreises Rotenburg (Hannover), Oberkreisdirektor Janssen, der die weite Reise nicht gescheut hatte, um auch seine Patenkinder im Rheinland näher kennenzulernen. Ferner konnte er Bürgermeister Müller, Frau Kreistagsabgeordnete Hamann, die Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen in Siegburg, Frau Vigoreuxe, und den Stadtvertreter des BHE, Dr. Geis, begrüßen. Der Kreisvertreter gedachte dann zunächst in ehrenden Worten der Toten, Vermissten, der noch in Gefangenschaft und in Gefängnissen Schmachtenden sowie der immer noch von uns getrennten Landsleute. Pastor Stein hielt eine zu Herzen gehende Andacht. Patenonkel Oberkreisdirektor Janssen begrüßte seine Patenkinder aufs herzlichste, sprach vom Tag der Heimat, ging auf den Sinn der Patenschaft ein und versprach allen Landsleuten jede nur mögliche Hilfe und Unterstützung. Seine Ausführungen wurden mit wiederholtem großem Beifall aufgenommen. Frau Kreistagsabgeordnete Hamann ermahnte die Landsleute, nie die Heimat zu vergessen. Bürgermeister Müller überbrachte die Grüße der Stadt Siegburg, der unsere Landsleute stets gerngesehene Gäste sind. Kreisvertreter Priddat führte dann aus, dass auch dieses Kreistreffen in erster Linie der Pflege des Heimatgedankens, aber auch der Besinnung diente. „Auch wir treffen uns heute, wie an vielen Orten, mit den Einheimischen zum Tag der Heimat. Unter dem Motto „Selbstbestimmung auch für Deutsche“ demonstrieren auch wir erneut gegen jenes Unrecht, das an uns verübt worden ist. Auch unsere Gedanken sind heute bei unserer lieben, schönen und unvergesslichen Heimat, und wir geloben, niemals von der Forderung nach dem Recht auf unsere uns geraubte Heimat abzugehen. Wir wollen in unserem angestammten Lebensraum, auf den wir vor Gott und den Menschen einen Anspruch haben, frei und voller Verantwortung gegenüber der Gesamtheit unser Leben gestalten können. Jeder einzelne von uns muss für den Heimatgedanken arbeiten. Wir müssen den Heimatgedanken vor allem auch in die Seelen unserer Kinder pflanzen, auch schon der jüngsten“.
Zum geschäftlichen Teil übergehend, sprach der Kreisvertreter kurz über die neue Satzung. Unter großem Beifall machte er bekannt, dass der Rat der Stadt Rotenburg (Hannover) beschlossen hat, drei Straßen nach dem Angerburger Kreis zu benennen, und zwar 1. Angerburger Straße. 2. Mauerseestraße und 3. Jägerhöhestraße. Zum Schluss bat der Kreisvertreter die Landsleute, fest zur Kreisgemeinschaft und zu unserer Landsmannschaft Ostpreußen zu stehen und sie nach bestem Können zu unterstützen. „Solange wir nicht in unsere Heimat zurückkehren dürfen, müssen wir uns in die Bundesrepublik einzuleben versuchen. So trägt auch die vom Kreise Rotenburg für uns übernommene Patenschaft in besonderem Maße dazu bei, die Verbundenheit mit uns vertriebenen Angerburgern zu stärken und zu fördern. Wir sind unserem Patenkreis für alles, was er bis jetzt getan hat — und das ist nicht wenig — zu großem Dank verpflichtet, und wir hoffen, dass sich die gute Zusammenarbeit zwischen Patenonkel und Patenkindern zu aller Wohle vertiefen möge“. Kreisvertreter Priddat schloss seine Ausführungen mit den Worten: „Wir waren Ostpreußen, sind Ostpreußen und bleiben Ostpreußen! Wir waren Angerburger. sind Angerburger und wir bleiben Angerburger!" Mit dem Gesang des Deutschlandliedes wurde der offizielle Teil beendet. Bei geselligem Beisammensein und Tanz blieb man noch lange Stunden vereint.
Unser letztes diesjähriges Kreistreffen findet am 21. Oktober in Stuttgart-Fellbach statt. Näheres wird noch bekanntgegeben werden.
Gesucht wird
Fritz Marszinsky, Deputant aus Primsdorf.
Hans Priddat. Kreisvertreter
Rastenburg. Tausend Rastenburger trafen sich in Hannover
Zum Heimatkreistreffen der Rastenburger in Hannover-Limmerbrunnen am 16. September, war den Landsleuten kein Weg zu weit gewesen. Sie kamen aus Bayreuth und München, aus Aachen und Flensburg, selbst eine Abordnung aus Berlin war vertreten. Kreisvertreter Heinrich Hilgendorff gab einen Bericht über die Aufstellung der Ersatzeinheitswerte unseres Kreises, die nach dreimonatiger Arbeit als eine der ersten abgeschlossen werden konnte. Er dankte den etwa hundert ehrenamtlichen Mitarbeitern für die geleistete Arbeit. Dann ging Landsmann Hilgendorff auf die herzliche Aufnahme ein, die eine Abordnung der Rastenburger bei unserem Patenkreis Rees — mit dem Hauptort Wesel — am Niederrhein gefunden hat. Das Entgegenkommen des Patenkreises ließe auf weitere tatkräftige Unterstützung unserer Arbeit hoffen. Für das Frühjahr ist im Kreis Rees ein großes Treffen der Rastenburger vorgesehen, und wir bitten alle Landsleute, sich schon jetzt darauf einzustellen.
Es folgte der Bericht eines Landsmannes, der vor einigen Wochen die Stadt Rastenburg und den Nordteil des Kreises besucht hat und uns den jetzigen Zustand aus eigener Anschauung schildern konnte. Unsere Heimatstadt ist stark zerstört, und wenn auch Schutt und Trümmer beseitigt sind, so ist doch wenig wieder aufgebaut worden. Der Blick geht frei vom Bahnhof zum Markt und Wilhelmsplatz. Unser Landsmann fand die alte Windmühle bei Wehlack wieder, deren tote Flügel mahnend zum Himmel ragen, und das Kirchdorf Wenden, dessen Kirche erhalten geblieben ist, wenn sie auch eine andere Glaubensrichtung aufgenommen hat. Im Tal der Liebe liegt jetzt eine Reihe von Staatsgütern. Der Landsmann schloss seinen Bericht mit den Worten: „Eure Heimat grüßt Euch, sie ist die alte geblieben. Und wenn sie auch schwere Narben trägt, sie wartet auf Euch“.
Wer Hannover erlebt hat, ist befriedigt heimgegangen. Schließt enger das Band um unsere Schicksalsgemeinschaft, haltet bei der Jugend den Gedanken an unsere unvergessliche Heimat wach!
Heinrich Hilgendorff, Kreisvertreter (24b) Flehm, P. Fletkamp üb. Lütjenburg (Holst.)
Der Verkauf der Chronik „Die Geschichte Rastenburgs und seines Kreises" hat sich in der jüngsten Zeit etwas belebt. Es kann den Landsleuten nur der Rat gegeben werden, die Chronik zu bestellen, bevor sie ausverkauft ist; sie ist gut geeignet als Geschenk zu Geburtstagen oder zu Weihnachten. Die Chronik ist zum Preis von 3,50 M zuzüglich Porto zu erhalten bei Regierungsbaumeister a. D. Martin Modricker, Windelsbleiche bei Bielefeld.
Hilgendorff, Kreisvertreter
Bartenstein. Organisationsverzeichnis
Das Organisationsverzeichnis der Kreisgemeinschaft, enthaltend die Anschriften der Mitglieder des Kreisausschusses, des Kreistages und aller Ortsbeauftragten und Stellvertreter liegt im Druck vor und konnte allen Besuchern unserer Kreistreffen kostenlos übergeben werden. Ich bin bereit, die acht Schreibmaschinenseiten umfassende Druckschrift durch die Post zuzusenden, wenn mir ein mit einer 10 Pfennig Briefmarke versehener Umschlag (Drucksache) mit der Anschrift des Anfordernden zugesandt wird. Ein besonderes Schreiben ist auch nicht notwendig.
Zeiß, Kreisvertreter (20a) Celle, Hannoversche Straße 2
Treffen der Domnauer Kirchengemeinde in Lauenburg/Elbe
Als ehemaliger Pfarrer zu Domnau, Kreis Bartenstein, hatte Pastor Engel in Lauenburg, wie schon vor zwei Jahren, mit seinen getreuen Gemeindegliedern aus der ostpreußischen Heimat ein Treffen am 15. und 16. September in Lauenburg veranstaltet. Mehr als zweihundert Domnauer, die jetzt verstreut in Westdeutschland leben, und siebzehn aus Sachsen, Thüringen und Mecklenburg waren nach Lauemburg gekommen. Die Familien von jenseits des Eisernen Vorhangs fanden besonders liebevolle Aufnahme bei Lauenburger Gemeindegliedern.
Eine Andacht im Saal des Hotels „Stadt Hamburg" vereinigte alte Freunde und Konfirmanden mit ihren Pfarrern. Rückblickend auf die Nöte der Vergangenheit wies Pfarrer Engel auf das Lutherwort hin: „Gott ist unsere Zuflucht und Stärke“. Und zum Schluss: „Das einzige, was uns blieb, ist die Fürbitte, die uns getragen hat“. Als später farbige Lichtbilder Domnau in seiner alten Schönheit zeigten, war es, als seien die Jahre der Not und der Trennung plötzlich versunken. Die wuchtige niederdeutsche Backsteinkirche mit ihrem Treppengiebel war wieder gegenwärtig und der malerische Schlossteich. Häuser und Straßen, unversehrt und vertraut, grüßten alle, denen die alte Ordenssiedlung Heimat und Geborgenheit gewesen ist. Erst Farbaufnahmen von den schönsten Stätten Lauenburgs führten die Beschauer aus ihrer schmerzlichen Versunkenheit wieder in das Leben unserer Tage zurück. Pastor Bahr aus Lauenburg beendete das Zusammensein mit einer Schlussandacht.
Als die Kirchenglocken am Sonntagvormittag zum Gottesdienst riefen, grüßte ein Bild ihres Domnauer Gotteshauses die Gäste im Vorraum der Lauenburger Maria-Magdalenen-Kirche. Pfarrer Engel stellte seine Predigt unter die Worte aus dem Brief des Apostels Paulus, den er aus der Haft an die Epheser schrieb: Nicht in der Diesseitigkeit auseinanderzulaufen, sondern den andern zu sehen und zu tragen als einen Mitwanderer. Gemeinsam mit ihrem Pfarrer sangen die Domnauer und die Lauenburger zu den Klängen der Orgel den Choral des Liederdichters Georg Weißel (geb. zu Domnau 1590) „Such' wer da will ein ander Ziel" und die alte ostpreußische Liturgie.
An einer festlich gedeckten Kaffeetafel im Hotel „Stadt Hamburg" sammelten sich die ostpreußischen Heimatfreunde am Nachmittag noch einmal, um ihren Pfarrer Engel und seine Familie. Grüße wurden verlesen von Freunden und Verwandten, die am Kommen verhindert waren, und alte Erinnerungen wurden ausgetauscht, ehe sich die Domnauer in den frühen Abendstunden trennten. Mit Lebensmittel- und Kleiderspenden von Lauenburger Freunden versehen, reisten die Besucher aus der sowjetisch besetzten Zone dankbar wieder ab.
Gertrud Trabert, Lauenburg/E., Grünstr. 1
Seite 11 Ein herrliches Ferienlager. Schloßberger Kinder in Undeloh im Landkreis Harburg.
Ferien in der Lüneburger Heide, mitten in ihrem Herzen! Zweiunddreißig Kinder, Buben und Mädel, treffen sich, lernen sich kennen und hören von ihrer Heimat.
Sie kommen aus Berlin, Düsseldorf, Essen, Dortmund, aus der Lübecker Gegend, aus Bayern, dem Westerwald. Alle möglichen Dialekte klingen auf, nur keine ostpreußischen Laute. Kein Wunder, viele Jahre vergingen seit der Flucht aus der Heimat. Wo hast du gewohnt? Was hat dein Vater gemacht? Nicht jedes Kind kann jede Frage beantworten. Grund genug, Vergessenes, lang Verklungenes, im Unterbewusstsein Schlummerndes zu wecken, wieder lebendig zu machen, darüber hinaus das zu lösen, was allen gemeinsam ist: Liebe zur fernen Heimat.
Auf unseren Wanderungen durch die Heide, bei Spiel und Tanz, während der Mahlzeiten lernen wir uns gut kennen. Übrigens Mahlzeiten. Haben Sie schon einmal achtzehn Scheiben Brot verdrückt? Wolf-Dietrich und Manfred schafften es. Und die Folgen? — Der Rekord wurde nicht wieder eingestellt, aber bei der Abfahrt stellte man auf der Bahnhofswaage in Winsen (Luhe) Zunahmen von vier bis sieben Pfund fest.
Die Im Anfang unruhigen und lauten Kinder werden stiller. Sie entdecken die Heide, sehen Wildspuren stehen staunend vor den hohen Wacholdern, den großen Findlingen, begutachten die Heidehöfe die Schafställe, möchten jedes Tier streicheln. Das führt zu Gesprächen, die bald weitergehen ins alte Pillkallen. Da fallen Ausdrücke der heimatlichen Mundart, Späßchen und Sagen werden erzählt, hinüberführend zur Heimatkunde des Schloßberger Kreises, zur Geschichte und Bedeutung Ostpreußens.
Aus der Heide, aus der Vergangenheit der Heimat fährt uns eines Tages der Bus in das quirlende Leben Hamburgs. Auf einer kleinen, schaukelnden Barkasse fahren wir rund durch den Hafen. Staunend sehen wir die Schiffe aus aller Welt. Durch die Stadt, vorbei an Michel und Rathaus geht es zu Hagenbecks Tierpark. Das war ein Tag, randvoll von Erlebnissen.
Höhepunkt unseres Singens ist die Trauung eines ostpreußischen Brautpaares in der uralten Wehrkirche Undelohs. Unsere Mädel stehen auf dem Chor. „Lobe den Herren" klingt es auf. „Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen" tragen ihre klaren Stimmen unser Lied durch den Raum. Still verlassen wir das Haus. Hinterher schmeckt uns der vom Brautpaar gestiftete Riesenbutterkuchen ausgezeichnet.
An den Abenden geht es bunt zu. Gemeinsam mit einer Turnergruppe aus Schötmar wird gesungen und gespielt. Manches bunte Spiel und mancher Scherz finden ihre begeisterten Abnehmer.
Wir sehen Lichtbilder aus Ostpreußen. Wir durchwandern den Süden und den Norden unserer Provinz. Bei den größeren Jungen und Mädeln werden leise Erinnerungen wach, als die Bildreihe aus dem Kreis Schloßberg gezeigt wird. Ein Junge entdeckt seinen Großvater. — Wir sind an den Bildabenden nicht allein. Immer füllen jugendliche Gäste aus Westdeutschland den großen Tagesraum der Herberge und sehen und hören. Das letzte Bild leuchtet auf. Aufragt das hohe Kreuz vor der Fläche des Schwenzaitsees. Wir gedenken all derer, die starben in den großen Kriegen und auf der großen Flucht. Nein, nein, niemals wollen wir unsere Heimat aufgeben.
Wir danken unserm Patenkreis, der uns die schönen Tage in Undeloh schenkte.
Seite 12 Das Kreistreffen am 7. Oktober 1956
Das Kreistreffen in Wuppertal-Barmen am Sonntag, dem 7. Oktober, steht nun mit seiner Veranstaltungsfolge fest. Wer mit der Bundesbahn fahren muss, benutzt von der Station Wuppertal-Oberbarmen die Schwebebahn bis zur Station Wupperfeld, von dort nur einige Minuten Fußweg. Das Treffen wird um 11 Uhr eröffnet, um 12.30 Uhr ist ein Heimatgottesdienst in der Kirche vorgesehen, den wieder Pfarrer Dannowski (jetzt Hameln) übernommen hat. Anschließend ein gemeinsames Mittagessen, dem ein Lichtbildervortrag aus der alten Heimat folgen soll. Da dieses Treffen nur durch die freundliche Vorarbeit der Heimatkameraden in Wuppertal möglich gemacht werden kann, darf ich wohl hoffen, dass reger Besuch aus dem Westen diese Mühe belohnen wird. Ich bitte daher um weitest gehende Verbreitung.
Die großen Schwierigkeiten für einen Druck unseres Heimatbuches (Papierverteuerung usw.) sind durch die vielen Vorbestellungen, insbesondere aber auch durch die zugesagte Unterstützung unseres Patenkreises Nienburg nunmehr überwunden. Es ist dadurch möglich geworden, eine solche Auflage in Druck geben zu können, dass der verhältnismäßig günstige Preis von 8,30 DM vereinbart werden konnte. Das vielen Heimatkameraden schon bekannte, von Schriftleiter Piehl herausgegebene, schön bebilderte Heimatbuch eignet sich so recht als Geschenk für unsere Jugend zum Weihnachtsfest und kann daher nur empfohlen werden. Eine weitere Auflage wird sich wohl kaum ermöglichen lassen. Bestellungen sind an Herrn Piehl, Rendsburg, Alte Kieler Landstraße Nr. 25. zu richten. Es besteht die Möglichkeit, den Preis in zwei Raten zu bezahlen.
Aus den Bezirken Gr.-Schwansfeld und Falkenau (vergleiche meine Notiz in Folge 37 unseres Ostpreußenblattes) sind die nachstehend genannten Heimatkameraden als verzogen gemeldet:
Ursula Dobe (bisher Göttingen).
Rudolf Gellesch (Brackwede),
Erich Körn (Geisweid).
Gustav Lau (Gut Dankersen).
Auguste Losch (Duisburg-Buchhotz).
Franz Matthias (Helmstedt).
Erich Schemmert (Wacken).
Werner Schömberg (Hamburg-Rissen).
Hilde Wölkv (Ihrhove). —
Die schon öfters erwähnte Berliner Dienststelle sucht zur Zustellung von Nachlasssachen Frieda Thiel, aus Bartenstein, Lindenweg 11. —
Von einem Offizier der alten Wehrmacht werden aus Bartenstein gesucht:
Frau Kublun, Mackensenstraße (Ehemann war Feldwebel und Ernst Müll, ehemals Zahlmeister, Yorckstraße 3.
Zweckdienliche Angaben erbittet: Zeiß, Kreisvertreter (20a) Celle, Hannoversche Straße 2
Sensburg
Am 2. September in Remscheid ist mir durch ein Versehen ein Grußtelegramm des früheren Landrats Nikolaus, jetzt Hannover, nicht zugestellt worden, so dass die Bekanntgabe nicht erfolgen konnte. Ich möchte auf diesem Wege die Grüße bekanntgeben und gleichzeitig Herrn Nikolaus im Namen der Sensburger danken. — Das für Hamburg vorgesehene Kreistreffen wird voraussichtlich am ersten Sonntag im November stattfinden. Den genauen Termin werde ich an dieser Stelle demnächst bekannt geben; ich bitte aber, sich schon jetzt auf ein Wiedersehen in Hamburg vorzubereiten. —
Gesucht wird:
der Gärtner Ernst Strunk, aus Sensburg.
Nachricht über seinen Verbleib bzw. die heutige Anschrift erbitte ich an unsern Karteiführer Gustav Waschke, Remscheid, Lenneper Str. 15 II.
Albert v. Ketelhodt, Kreisvertreter Ratzeburg, Kirschen-Allee 11
Johannisburg
Ich hoffe, dass es am Sonntag, dem 30. September, auf unserem diesjährigen letzten Kreistreffen in Dortmund (Reinoldigaststätten) ein frohes Wiedersehen unter allen Johannisburger Landsleuten geben wird. Herzlich eingeladen sind auch alle Landsleute, die schon in früheren Jahren in das Ruhrgebiet bzw. nach Westdeutschland gekommen sind. Unser Landsmann Maseizik hat bereits viele Zusagen erhalten, sogar aus dem Schwarzwald, der Pfalz und aus Holstein. Die Programmfolge ist bereits im letzten Ostpreußenblatt bekanntgegeben worden. Nochmals der Weg ab Hauptbahnhof: Fußweg 7 Minuten über Burgtor-Brückstraße-Reinoldikircbe. — Ab 28. September bis 20. Oktober bitte ich Suchanzeigen an unseren Schriftführer, Landsmann Wielk in (24) Tönning-Neustadt 1 zu richten.
Gesucht wird:
Franz Beier, Ublick.
Fr. W. Kautz, Kreisvertreter (20) Altwarmbüchen/Hann.
Ortelsburg
Unsere Kreisgemeinschaft begrüßt nachstehende Landsleute, die aus dem Heimatkreis nach Westdeutschland ausgesiedelt sind, auf das herzlichste:
Alwine Bartsch (geboren am 13.04.1896) aus Theerwisch;
Marie Borowski, geb. Sobottka (18.03.1894), aus ?;
Doris Czepluch (02.03.1933), aus Altkirchen;
Irene Czepluch (22.12.1954), aus Altkirchen;
Friedrich Draguhn (24.02.1879), aus Kobulten;
Karoline Draguhn, geb. Kostros (01.11.1877), aus Kobulten;
Luise Dusda, geb. Domurath (26.08.1890), aus Neu-Kiwitten;
Maria Dziersk (13.02.1908), aus Friedrichshof;
Gertrud Dziersk (20.03.1940), aus Friedrichshof;
Horst Dziersk (21.08.1942), aus Friedrichshof;
Franziska Eichhorn, geb. Zink (24.06.1884), aus Rummau;
Marie Ficht, geb. Treder (29.07.1887), aus Neu-Keykuth;
Auguste Gadomski (13.01.1882), aus Kornau;
Marie Gadomski, geb. Katanek (29.09.1884), aus Kornau;
Maria Joswig (23.07.1883), aus Seenwalde;
Wilhelmine Kepura, geb. Danielzik (27.08.1886), aus Weißengrund;
Karoline Klask, geb. Siemanski (11.07.1887), aus Waplltz;
Frieda Klara, geb. Lams (19.07.1892), aus Schützendorf;
Agnes Konopatzki, geb. Gehrmann (06.05.1888), aus Kobbelhals;
Olga Kronburg (27.09.1897), aus Ohmswalde;
Maria Kulikowski, geb. Kaminski (06.02.1897), aus Groß Schiemanen.
Aufruf an die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Passenheim:
Liebe ehemalige Mittelschüler Passenheims!
Die Mittelschule in Hann. Münden übernahm im September v. J. dankenswerterweise die Patenschaft für unsere Mittelschule. So glaube ich, dass sie uns in unserem Tun, alle ehemaligen Schülerinnen und Schüler zu sammeln und uns zu einem Wiedersehen zu verhelfen, unterstützen wird. — Ich bitte euch, mir eure Anschriften mit Angabe der Schulzeit und des Abgangsdatums sowie alle euch bekannten Adressen mitzuteilen. — Wer kennt die Anschriften der Lehrkräfte, die während des Krieges aus dem Reich an unsere Mittelschule abgeordnet waren? Ich würde mich über den Eingang zahlreicher Meldungen freuen, damit ich die Vorbereitungen für ein erstes Wiedersehen treffen könnte.
Walter Probol, Mittelschullehrer, Hameln a. d. Weser, Finkenborner Weg 5
Am 7. August 1956 beging Mittelschul-Rektor Dr. Alfred Kluge, Bremen, Herderstr. 67, seinen 70. Geburtstag. Rektor Dr. Kluge hat sich um die Mittelschule Passenheim überaus verdient gemacht. Unter seiner Leitung erfolgte im Jahre 1927 die ministerielle Anerkennung der gehobenen Klassen der Stadtschule zur Mittelschule Passenheim. Während seiner Tätigkeit in Passenheim (1920 - 1929) wurde auch der Neubau der Mackensen-Schule durchgeführt. — Wir gratulieren Herrn Dr. Kluge nachträglich herzlichst zu seinem Ehrentage und wünschen ihm weiterhin beste Gesundheit und Schaffenskraft.
Max Brenk, Kreisvertreter, Hagen (Westf), Elbersufer 24
Neidenburg
Das norddeutsche Bezirksheimattreffen findet am 7. Okt. in Hamburg-Nienstedten, Elbschlossbrauerei (nicht Elbschlucht), statt. Das Lokal ist zu erreichen mit Bus 36 ab ZOB am Hauptbahnhof, vormittags halbstündlich, nachmittags viertelstündlich. Straßenbahnen: Linie 6, 11 und 12 mit Übersteiger in Bus 86 an den Endstationen. Mit S-Bahn bis Klein-Flottbek, von dort Fußweg etwa fünfzehn Minuten. Eröffnung 9 Uhr, Feierstunde gegen 14 Uhr.
Wagner, Kreisvertreter, Landshut/Bayern 2, Postschließfach 2
Allenstein-Stadt. Oberstudienrat Kurt Maeder siebzig Jahre alt
Am 2. Oktober 1956, begeht Oberstudienrat a. D. Kurt Maeder (Wolfenbüttel, Brandesstr. 16) seinen siebzigsten Geburtstag.
Gebürtiger Ostpreuße aus Salzburger Geschlecht, hat er wesentlichste Jahre seiner beruflichen Tätigkeit in seiner Heimatprovinz gelebt. Das Hufengymnasium in Königsberg und dann das Humanistische Gymnasium in Tilsit waren erste Stationen seines schulischen Wirkens. Als Oberstudienrat Maeder 1927 nach Allenstein kam, war diese Stadt Mittelpunkt eines erwachenden geistigen Lebens in Südostpreußen geworden. In seinem Bemühen, Bildungsgüter auch weiteren Kreisen zu vermitteln, gründete er eine Volkshochschule, die später unter dem Namen Volksbildungsstätte weiterwirkte, und wurde bald ihr Mittelpunkt. Eine stille und eindringliche Unterrichtsmethode ließ unter seiner Leitung zahlreiche Arbeitsgemeinschaften entstehen und zusammenwachsen.
Als Vorsitzender der Coppernicus-Gesellsehaft gab Oberstudienrat Maeder dem kulturellen Leben und der historischen Forschung Allensteins weitere maßgebliche Impulse. Mit Recht kann man sagen, dass er eine der bestimmenden Persönlichkeiten des Allensteiner geistigen Lebens war.
Seine Aufgeschlossenheit für das Leben der Stadt und ihrer Bürger, die ihn bis heute erfüllt, übertrug sich auch auf sein Verhältnis zu seinen Schülern. Als stellvertretender Direktor des Allensteiner Gymnasiums versuchte er, eine von menschlicher Verantwortung getragene Bildungsarbeit wachzuhalten. Je heftiger der weltanschauliche Tageskampf entbrannte, desto ernsthafter war sein Bemühen, das humanistisch begründete Bildungsideal nicht abwerten zu lassen.
Sein nach außen hin so friedvoll mit ernsten Studien ausgefülltes Leben eines Wissenschaftlers entbehrte nicht der menschlichen Tragik: seinen Adoptivsohn Kurt Otto Wilke — einen Frühvollendeten, dessen von Empfindsamkeit und tiefem Lebensgefühl durchströmte Gedichte unter anderem auch in dem Allensteiner Festbuch zur 600-Jahr-Feier wiedergegeben sind — verlor er nach jahrelangem Siechtum.
Es war nur selbstverständlich, wenn Oberstudienrat Maeder nach der Vertreibung seine Mission und seine Persönlichkeit in den Dienst der landsmannschaftlichen Arbeit stellte. Bei zahlreichen Vortragsreisen arbeitete er die Bedeutung Ostpreußens für das Reich und Europa heraus. Seine intensive Mitarbeit galt auch dem Geschichtsbild seiner engeren Allensteiner Heimat. So war er mitbeteiligt an dem Buch, das anlässlich des 600-jährigen Allensteiner Stadt Jubiläums 1954 in Gemeinschaftsarbeit mit der Patenschaft Gelsenkirchen herausgebracht wurde. Und als ein Jahr später das Allensteiner „Hauptbuch", die umfassende Stadtchronik des Allensteiner Ehrenbürgers Rektor Funk, mit ihren 450 Seiten verlegt werden sollte, fiel die Wahl des wissenschaftlichen Überarbeiters wieder auf Oberstudienrat Maeder. Sein nicht ruhender Geist, seine nimmermüde Feder lassen ihn auch jetzt wieder an einer Dokumentation der Stadt Allenstein nach dem Zusammenbruch schaffen und schreiben. Und dies neben seiner tätigen Teilnahme in seinem neuen Wirkungskreis in Wolfenbüttel, der Stadt des von ihm so verehrten Lessing!
Die Stadt Allenstein nimmt den Ehrentag dieses Mitgliedes der Allensteiner Stadtvertretung zum Anlass, dem Jubilar von Herzen kommenden Dank für seine segensreiche Arbeit im Dienst der Heimat auszusprechen. Das Wissen um die Heimat und ihre Wurzeln ist für Kurt Maeder vielleicht deshalb so bedeutsam, weil Heimatgefühl und wahres Menschentum für ihn verwandte Größen sind, und das eine auf dem Weg zum anderen liegt.
So ist eine wie Kurt Maeder gewachsene Persönlichkeit für das Allensteiner Gemeinwesen gerade jetzt schlechthin unersetzlich. Die Bürger der Stadt Allenstein wünschen dem Jubilar den Eintritt in ein erfülltes und gesundes neues Lebensjahrzehnt. Möge er ihnen zum Segen des 600-jährigen Allensteins noch lange erhalten bleiben!
H. L. Loeffke, Stadtvertreter von Allenstein
Heilsberg
Liebe Guttstädter!
Unsere Patenstadt Aschendorf/Ems benötigt zwecks Aufstellung einer Guttstädter Heimatkartei Eure Angaben (Name, Vorname, Geburtsdatum, Geburtsort). Da viele unserer Landsleute in der sowjetisch besetzten Zone wohnen, bitte ich, alle euch zur Verfügung stehenden Anschriften der Stadtverwaltung Aschendorf/Ems zuzusenden. Jubiläen, Goldene Hochzeiten usw. bitte ebenfalls der Stadtverwaltung mitzuteilen. —
Das vorgesehene Heimattreffen der Guttstädter im Oktober in Köln-Deutz fällt aus.
Otto Zagermann, Bad Honnef/Rhein, Bergstr. 5
Königsberg-Stadt. Lesgewang-Stiftung
Wer von unseren Lesern weiß etwas über die von-Lesgewang-Stiftung? Gibt es noch einen Vorstand, und wer gehört ihm an? Nachrichten bitte an die Schriftleitung des Ostpreußenblattes, Hamburg 13, Parkallee 86, zu richten.
Städtisches Oberlyzeum (Direktor Scheibe): Es werden Mitschülerinnen von Brigitte Schober und Mieze Schimmelpfennig gesucht. Zuschriften erbittet Susanne Giessing, Berlin-Friedenau, Süerstr. 7.
Seite 12 Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …
BERLIN
Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83. „Haus der ostdeutschen Heimat".
7. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Ortelsburg. Kreistreffen, Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, S-Bahn Wilmersdorf. Bus A16, Straßenbahn 44 und 74.
7. Oktober. 16 Uhr, Heimatkreis Heiligenbeil, Kreistreffen, Lokal: Zum Burggrafen, Berlin-Steglitz, Liliencronstraße 9, in der Nähe der Straßenkreuzung Albrecht-/Siemensstraße. S-Bahn Südende, Straßenbahn 98, Bus 2, 17, 32 und 33.
13. Oktober, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Schöneberg, Bezirkstreffen, Lokal: Zur Sonne, Berlin-Schöneberg. Kolonnenstraße 51.
13. Oktober, 20 Uhr, Heimatkreis Königsberg. Bezirk Kreuzberg, Bezirkstreffen, Lokal: Konditorei Bolt, Berlin SW 61, Yorckstraße 80.
14. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Wehlau, Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann. Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße. Bus A 16.
14. Oktober, 15 Uhr, Heimatkreis Neidenburg/Soldau, Kreistreffen. Lokal: Ideal-Klause. Berlin-Neukölln, Mareschstr. 14. S-Bahn Sonnenallee, Bus A 4.
14. Oktober, 16 Uhr. Heimatkreis Rastenburg, Kreistreffen, Lokal: Schultheiß am Lietzensee, Berlin-Charlottenburg. Kaiserdamm 109. S-Bahn Witzleben, U-Bahn Kaiserdamm.
14. Oktober, 16 Uhr. Heimatkreis Memel, Heydekrug, Pogegen, Kreistreffen. Lokal: Parkrestaurant Südende. Steglitzer Straße 14/16. S-Bahn Südende.
15. Oktober, 20 Uhr, Heimatkreis Königsberg. Bezirk Charlottenburg, Bezirkstreffen, Lichtbildervortrag im Haus der ostdeutschen Heimat. Berlin-Charlottenburg 9, Kaiserdamm 83, im großen Saal, eine Treppe, Zimmer 109. Anschließend Beisammensein im Lokal Zur Quelle. Berlin-Charlottenburg. Königin-Elisabeth-Str.
SCHLESWIG-HOLSTEIN
Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter. Kiel, Holstenstraße 46 II.
Hubert Koch sprach in drei Städten Schleswig-Holsteins
Viele Hunderte, ja Tausende, Einheimische und Heimatvertriebene, fanden sich am Tag der Heimat in den kleinen Städtchen des Kreises Pinneberg in Schleswig-Holstein zusammen, um in Feierstunden ihrem Gedenken an die Heimat in Ostdeutschland einen würdigen und weithin sichtbaren Ausdruck zu verleihen.
Kirchenglocken der evangelischen und katholischen Kirchen läuteten in der Kreisstadt Pinneberg die Feier ein, zu der sich über fünfhundert Menschen an dem Mahnmal des deutschen Ostens im Drostelpark versammelt hatten. Umrahmt von Musikdarbietungen einer großen Kapelle stand im Mittelpunkt der Feierstunde eine Ansprache Hubert Kochs, des unermüdlichen Freundes Ostpreußens, der, gebürtiger Schleswig-Holsteiner, einer der unerschrockendsten und besten Botschafter unserer Heimat ist. Hubert Koch sprach anschließend zur Feier des Tages der Heimat auch in den Nachbarorten Garstedt und Quickborn, in Garstedt von der Freitreppe des Rathauses aus vor mehr als zweitausend Menschen.
Die Not der Gegenwart, so sagte er in seiner Pinneberger Ansprache, liegt vor allem darin begründet, dass viele Menschen sich von der Heimaterde trennten oder gewaltsam von ihr getrennt
wurden. Seit Urzeiten waren Menschen und Völker aber nur stark, wenn sie sich mit der Heimaterde verbunden fühlten. Deshalb richtet sich an uns alle die Mahnung, unserer Heimat, unserer Erde nicht untreu zu werden. „Für uns alle", so führte Hubert Koch wörtlich aus, „spannt sich in dieser Stunde der weite Bogen von Schleswig-Holstein ins deutsche Ostland. In Zeiten großer Not ist der Blick des deutschen Volkes in seiner Gesamtheit nach Osten gerichtet gewesen, schon weil die tiefsten Wunden, die unserem Vaterlande im Laufe seiner Geschichte zugefügt wurden, immer im Osten gerissen worden sind“. Auf dem Ostmahnmal in Pinneberg versinnbildlichen sieben Bronzewappen sieben ostdeutsche Heimatgebiete, aus denen ostdeutsche Menschen gegen jedes Recht verjagt worden sind. Für diese zehn Millionen heimatvertriebener deutscher Brüder und Schwestern, so rief Hubert Koch aus, fordern wir das unsprünglichste und natürlichste aller Menschenrechte, das Recht, in die Heimat zurückzukehren. Mit allem Nachdruck erklärt das deutsche Volk am Tag der Heimat, dass wir Deutsche das so oft und laut proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker auch für uns beanspruchen.
So wichtig politische Konferenzen auch sein mögen, meinte der Redner, von schließlich entscheidender Bedeutung sind Stimme und Haltung des deutschen Volkes, wie es sich gerade im vergangenen Jahr an der Saar so deutlich gezeigt habe. Wer einmal an der Zonengrenze stand, dem ist erschreckend zum Bewusstsein gekommen, wie tief das Dunkel des bolschewistischen Systems in das Herz Deutschlands hineinreicht, und der wurde sich darüber klar, dass die größte und vordringlichste Aufgabe des deutschen Volkes ein pausenloses Bemühen um die deutsche Einheit sein muss.
„Auf diesem Mahnmal", so schloss Hubert Koch seine Ansprache, „steht ein Wort als Gelübde eingemeißelt: Heimat, dir bleiben wir treu! Ich tue zu den sieben Wappen ostdeutscher Länder, die diese Worte umrahmen, noch eins hinzu: das Wappen meiner schleswig-holsteinischen Heimat. Dieses Wappen trägt ein Wort, das fünfhundert Jahre alt ist, und dieses Wort soll uns als Wahlspruch leiten in unserem heißen Bemühen um die Unteilbarkeit des deutschen Landes, um die Einheit des deutschen Volkes. Heute, am Tag der deutschen Heimat, rufen wir laut und vernehmlich In die Welt hinaus: ,Op ewig ungedeelt!“
Lübeck. Veranstaltungen im Monat Oktober: 2. Oktober, 20 Uhr, Mitgliederversammlung der Heimatkreisgruppen Königsberg-Stadt und Fischhausen im Haus Deutscher Osten. Angehörige der übrigen Kreisgruppen sind als Gäste willkommen. Es spricht Senator Plust. — 10. Oktober, 16 Uhr, Vierteljahrestreffen der Heimatkreisgruppe Labiau im Haus Deutscher Osten. — 16. Oktober, 15 Uhr, Hausfrauennachmittag für alle ostpreußischen Hausfrauen im Haus Deutscher Osten. Durch den Tonfilmwagen werden die Filme „Mutter Ostpreußen", „Ein Land baut auf" (Schleswig-Holstein), „Heimat, wir schützen dich" und „Jagd in Trakehnen" gezeigt werden. — 16. Oktober, 20 Uhr. Filmvortrag für die Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise mit anschließendem Heimatabend Im Haus Deutscher Osten. Zu der Filmveranstaltung sind die Angehörigen der übrigen Kreisgruppen als Gäste willkommen. Es werden dieselben Filme gezeigt, die am Nachmittag um 15 Uhr zum Hausfrauennachmittag vorgeführt werden. Eintritt wird nicht erhoben. — 21. Oktober. Busfahrt ab Hauptbahnhof Lübeck zum Heimattreffen der Memelkreise nach Hamburg. Karten für die Busfahrt sind auf der Geschäftsstelle der Landsmannschaft Lübeck. Hüxtertorallee 2, zu haben. — Die Landsmannschaft der Ostpreußen in Lübeck hat in den letzen beiden Monaten drei Heimatabende durchgeführt, die außerordentlich gut besucht waren und großen Anklang fanden. Die Landsmannschaft empfiehlt die Abhaltung solcher Abende den anderen Kreisgruppen innerhalb der Landesgruppe. Die Abende gliederten sieh in einen geschäftlichen Teil und in einen geselligen Teil. Im geschäftlichen Teil wurde stets ein Vortrag gehalten, und der Ostpreußenchor sang einige Lieder. Der gesellige Teil wurde mit Vorführungen der Jugendgruppe eingeleitet und endete mit Musik und Tanz. Auf dem letzten Abend am 15. September konnte der 1. Vorsitzender , Guttmann, eine Anzahl Besucher aus der sowjetisch besetzten Zone begrüßen. Lehrer Ignee hielt einen heimatpolitischen Vortrag, der mit regem Beifall aufgenommen wurde.
Uetersen. Die nächste Zusammenkunft am 6. Oktober im Deutschen Haus ist der Geselligkeit und dem Frohsinn gewidmet.
HAMBURG
Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86: Postscheckkonto Hamburg 96 05.
Bezirksgruppenversammlungen
Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.
Wandsbek: Sonntag. 30. September, um 19 Uhr nächster Heimatabend im Bezirkslokal Lackemann. Wandsbek, Hinterm Stern 4 (unmittelbar am Wandsbeker Marktplatz).
Fuhlsbüttel: Dienstag. 2. Oktober. 20 Uhr. Jahreshauptversammlung im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1. Wegen der Neuwahl des Bezirksobmannes wird um zahlreiches Erscheinen gebeten.
Harburg-Wilhelmsburg: Am Sonntag. 7. Oktober. 18 Uhr, in Stübens Festsälen, Vogelhüttendeich, 1. Erntedankfest, veranstaltet von der Jugendgruppe: 2. Bericht über Ostpreußenschau (DLG-Ausstellung) Hannover: 3. gemütliches Beisammensein mit Tanz. Unkostenbeitrag 50 Pf.
Altona: Sonnabend. 13. Oktober. 20 Uhr. Erntedankfest im Hotel „Stadt Pinneberg" Altona. Königstraße 260. Unkostenbeitrag 50 Pf. — Am 1. und 4. Oktober Besichtigung des Axel-Springer-Verlagshauses. Treffpunkt 19 Uhr im Vorraum des Verlages in der Kaiser-Wilhelm-Straße 6
Eimsbüttel: Sonnabend. 13. Oktober. 19.30 Uhr, im Lokal Heusshof, Fruchtallee 136 a. Heimatabend. Die Eundesbahn zeigt einen Film. Anschließend gemütliches Beisammensein.
Elbgemeinden: Nächster Heimatabend am 13. Oktober um 19.30 Uhr in der Johannesburg. Blankenese, Elbchaussee 566.
Kreisgruppenversammlungen
Gerdauen: Die in Hamburg und Umgebung wohnenden Landsleute aus Stadt und Kreis Gerdauen wollen sich am Sonnabend, dem 13. Oktober, um 19.30 Uhr im Lokal Heusshof, Fruchtallee 136 a, treffen. Zu erreichen mit U-Bahn Emilienstraße, Linie 3 und 16 Osterstraße — Heussweg. Gemeinsame Veranstaltung mit dem Bezirk Eimsbüttel.
Memelkreise: Sonntag. 21. Oktober, in Hamburg Memeltreffen. Alle Bewohner der Memelkreise sind herzlich eingeladen.
Neidenburg: Wir weisen nochmals auf das norddeutsche Bezirksheimattreffen aller Landsleute aus Stadt und Kreis Neidenburg am 7. Oktober in Hamburg-Nienstedten, Elbschlossbrauerei, hin. Das Lokal ist zu erreichen mit Bus 36 ab ZOB am Hauptbahnhof, vormittags halbstündlich, nachmittags viertelstündlich. Straßenbahnen: Linie 6, 11 und 12 mit Übersteiger in Bus 86 an den Endstationen. Mit S-Bahn bis Klein-Flottbek, von dort Fußweg etwa fünfzehn Minuten. Eröffnung 9 Uhr, Feierstunde gegen 14 Uhr.
Unsere Jugend trifft sich
Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch, 19.30 bis 21.30 Uhr. Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächstes Treffen am 3. Oktober. — Kindergruppe: Heimabend ab 4. Oktober alle acht Tage jeden Donnerstag um 18 Uhr im Hotel „Stadt Pinneberg", Altona, Königstraße 260, nächstes Treffen am 4. Oktober.
Barmbek:..Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim Wittenkamp 17 a.
Eimsbüttel: Kindergruppe: Die Veranstaltungen fallen vorläufig aus.
Elbgemeinden: Unsere Kinder und Jugendlichen schließen sich den Veranstaltungen in Altona an.
Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag. 17.30 bis 19.30 Uhr. Im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1.
Billstedt: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag, 20 bis 22 Uhr, im Jugendheim Horner Brückenweg 24.
Harburg-Wilhelmsburg: Kindergruppe: Jeden Freitag um 15.30 Uhr im Jugendheim, Winsener Straße 72 a.
Innenstadt: Jugendgruppe, Kreis für Volkstänze: Montag. 1. Oktober. 20 Uhr, in der Schule Winterhuder Weg 128. — Heimabend: 11. Oktober. 19.30 Uhr, im Heim zur offenen Tür, Lothringer Straße Nr. 18. — Wir feiern Erntedank am 30. September. 15.30 bis £1.30 Uhr, in der Schule Wendenstraße Nr. 162.
NDR-Konzert am Erntedanktag. Am Sonntag. 30. September, 20 Uhr, wird der Norddeutsche Rundfunk ein volkstümliches Konzert zum Erntedanktag in der Friedrich-Ebert-Halle zu Harburg veranstalten, das unmittelbar auf der Mittelwelle gesendet wird. Das nach landsmannschaftlichen Bereichen sorgfältig ausgewählte Programm soll mit dazu beitragen, die Erinnerung an die zurzeit unter fremder Verwaltung stehenden deutschen Ostgebiete wachzuhalten. Es enthält u. a. mehrere ostpreußische Lieder und Tanzweisen. Mitwirken werden außer bekannten Solisten der Chor des Norddeutschen Rundfunks, das Hamburger Rundfunkorchester und der Kinderchor. Karten zum Preise von 1 bis 4 DM werden an der Abendkasse in der Friedrich-Ebert-Halle ausgegeben werden.
NIEDERSACHSEN
Vorsitzender der Landesgruppe Niedersanken: Arnold Woelke, Göttingen, Keplerstr. 28, Tel. 2 47 01.
Osnabrück. Am Mittwoch, dem 3. Oktober, nachmittags Treffen der Frauengruppe im Lokal „????“ (unlesbar) — Am Sonnabend, dem 20. Oktober, abends Mitgliederversammlung. Ein Landsmann hält einen Vortrag. Die Jugendgruppe trifft sich jeden Dienstag ab 20 Uhr im Haus der Jugend, Eltern und Schulen werden gebeten, schon die schulpflichtigen Kinder zum Besuch der Jugendgruppe anzuhalten.
Braunschweig. Am 9. September, dem Tag der Heimat, trafen sich die Landsleute nach einer eindrucksvollen Kundgebung auf dem Burgplatz zu einer heimatlichen Gedenkfeier. Der zweite Vorsitzende. Landsmann Kuhn, betonte in seiner Ansprache unser Recht auf die Rückgabe der deutschen Ostgebiete. Herr Köhlmann wies in einem spannenden Vortrag nach, dass zwischen dem braunschweigischen Raum und unserer ostpreußischen Heimat engste Verbindungen schon in früheren Jahrhunderten bestanden haben. Einen aktuellen Beitrag gaben ein Landsmann aus Barranowen, der vor drei Monaten aus Ostpreußen gekommen ist. und Herr Dörr in einem interessanten Zwiegespräch. Volkstänze der Jugendgruppe, Rezitationen und gemeinsame Gesänge umrahmten die Feierstunde. — Die Ortsgruppe der Landsmannschaft wird sich am 29. September, um 19.30 Uhr im Gliesmaroder Turm zu einer Erntefeter treffen. Den Festvortrag hält Landwirtschaftsrat Moehrl. Zwei Heimatfilme, Vorträge, gemeinsamer Gesang und musikalische Darbietungen werden uns die Heimat nahebringen. Anschließend gemütliches Beisammensein und Tanz. – Am 8. Oktober um 20 Uhr wird Lehrer Hoffmann, Syke, einen Vortrag mit Lichtbildern über die ostpreußische Vogelwelt halten unter dem Titel „Der See der Adler und Kormorane“. Der Vortragende ist als Vogelkenner allgemein bekannt. Die Veranstaltung findet gemeinsam mit der Landsmannschaft Westpreußen statt.
Seesen (Harz). Bei der Erntebrauchtumsfeier m 6. Oktober weren ostpreußische Volkstänze unter Leitung von Irmgard Bremer und der neue Farbtonfilm „Zwischen Haff und Meer“ von der Kulturstunde zu einem gemütlichen Ausklang mit „Humor der Heimat“ überleiten.
Seite 13 Nordrhein-Westfalen
Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14
Steele-Überruhr. Am 30. September wird die Bezirksgruppe unter Mitwirkung befreundeter Vereine das Erntedankfest begehen. Anschließend Tanz. Beginn: 18 Uhr bei Schürrmann, Steele, Krayer Straße.
Aachen. Veranstaltungen der Kreisgruppe Aachen-Stadt: 29. September, 20 Uhr, im Saal Josef Peters, Aachen, Hüttenstraße 45, Erntedankfest und Feier aus Anlass des fünfjährigen Bestehens der Jugendgruppen. Das Lokal ist mit den Straßenbahnlinien 12 und 22 in Richtung Eilendorf zu erreichen. Straßenbahnhaltestelle Englebert. Unkostenbeitrag 1 DM. – 7. Oktober Ausflug mit Fischer-Omnibussen nach Königswinter. Treffpunkt um 7 Uhr Kaiserplatz, an der „Aachener Zeitung“. Fahrpreis 6 DM. Anmeldungen nehmen gegen Zahlung des Fahrpreises entgegen: 1. Felix Viehoefer, Aachen, Kurfürstenstraße 27; 2. Hans Lengning, Aachen, Schönforstwinkel 9; 3. Günther Daust, Aachen, Kaiserplatz 1, im Zigarrengeschäft Krüger & Overbeck. Meldeschluss ist der 3. Oktober.
Essen. Am Sonntag, 30. September, wird um 16 Uhr ein Erntedankfest der Bezirksgruppen Essen-West, Borbeck und der Memellandgruppe im Saale „Bocholder Eck“, Bocholder Straße 77, Ecke Wüstenhöfer Straße, stattfinden. Unkostenbeitrag 50 Pf. Die Jugendgruppe wird die Landsleute mit einer Theateraufführung unterhalten.
Recklinghausen. Am Sonnabend. 29. September, um 20 Uhr veranstaltet die Gruppe im Saale Henning am Neumarkt in der Südstadt ein Erntedankfest. Wir laden unsere Landsleute herzlich dazu ein. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Vergiss nie die Heimat, wo deine Wiege stand, du findest in der Ferne kein zweites Heimatland“. Es wirken mit,die Jugendgruppe mit dem Spiel „Das liebe Brot“ und der Ostlandchor. Die Festrede hält der Landesgruppenvorsitzende, Landsmann Erich Grimoni.
Recklinghausen – Altstadt. Am Sonnabend, dem 29. September, 20 Uhr, wird im Handelshof, Holzmarkt 1, unser Heimatabend mit Erntedankfest stattfinden.Umrahmt wird die Veranstaltung von Volkstänzen zweier Jugendgruppen. Jeder Landsmann bringt einen ihm bekannten Landsmann mit! Gäste sind herzlich willkommen. Anschließend ein gemütliches Beisammensein.
Witten (Ruhr). Der geplante Ausflug wird am 30. September stattfinden. Ziel ist die Westfälische Schweiz. Gasthaus „Zur Westfälischen Schweiz, Herbede-Kämpen. Die Teilnehmer treffen sich um 13 Uhr an der Haltestelle Markt. Von Von hier besteht Fahrtverbindung. Alle Landsleute sind herzlich eingeladen. — Unsere Laienspielgruppe wiederholt am 29. September, 19.30 Uhr, in Herbede-Kämpen, Gasthaus Bollmeier, und am 6. Oktober um 19.30 Uhr in Witten, Gasthaus Weber, Marienstraße, das Lustspiel „Der geplatzte Strohwitwer".
Unna. Am Sonnabend, dem 29. September, um 20 Uhr in Unna, Societät-Kasino, Nordring: Unterhaltungsabend und Tanz. - Am Freitag, dem 5. Oktober, um 20 Uhr in Unna, Societät-Kasino:
Monatsversammlung. Unser Landesvorsitzender Erich Grimoni spricht über das Thema „Was ich bin, blieb ich der Heimat schuldig". Wir bitten alle Landsleute mit ihren Angehörigen, recht zahlreich zu erscheinen.
BREMEN
Vorsitzender der Landesgruppe Bremen: Rechtsanwalt und Notar Dr. Prengel, Bremen, Sögestraße 46.
Bremen. Unser Heimatabend am 3. Oktober um 20 Uhr im Café Schrick steht unter dem Motto „Erntedank". — Allen denen, die zu dem schönen Erfolg unseres Stiftungsfestes beigetragen haben, sei es durch Tombolaspenden, Mitarbeit oder Mitwirkung bei dem Festprogramm, sei auf diesem Wege nochmals gedankt. — Die Daten unserer nächsten Zusammenkünfte möge sich jeder notieren" 7. November Heimatabend; 5. Dezember Nikolausfeier; 15. Dezember Kinder-Weihnachtsfeier. Einzelheiten werden rechtzeitig bekanntgegeben werden.
RHEINLAND-PFALZ
Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 3 44 08. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3.
Landestreffen und Delegiertentagung
Am 30. September wird in Bad Kreuznach, Rudervereinshaus, Mannheimer Straße 71, ein Landestreffen in Verbindung mit der Delegiertentagung stattfinden. Der Saal des Rudervereins wird vom Vormittag an geöffnet sein, um den Landsleuten Gelegenheit zu geben, dort schon vor der Kundgebung Bekannte und Landsleute aus der engeren Heimat zu treffen.
BADEN-WÜRTTEMBERG
Vorsitzender der Landesgruppe Barten-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.
Reutlingen. Wir machen nochmals auf unsere Erntefeier am Sonntag, 30. September, im Lokal „Südbahnhof", Reutlingen-Pfullingen, aufmerksam. Beginn: 16 Uhr. Die Programmgestaltung hat die Landesspielschar unserer Landsmannschaft unter Leitung von Otto Manneck. Metzingen, übernommen. Ab 19.30 Uhr wird zum Tanz aufgespielt. Eintrittskarten können im Vorverkauf für 1,50 DM, erworben werden. An der Abendkasse kostet der Eintritt 2 DM. Vorverkauf bei Uhrmachermeister Kriese, Karlstraße 26.
BAYERN
Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München: Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7, Telefon 44 84 32; Postscheckkonto Nr. 213 85, PSA
Kitzingen. Am Sonntag, dem 30. September, wird um 15 Uhr in der Gaststätte Mühlberg eine außerordentliche Mitgliederversammlung stattfinden. Unter anderem wird über die künftige Satzung und die Einführung eines Jugendnotopfers beraten werden. Danach werden Lichtbilder „Ostpreußen, südliche Wanderung" gezeigt werden.
Seite 13 Amtliche Bekanntmachungen
II 43/56 Aufgebot
Die Witwe, Auguste Michalski, geb. Burrak, in Grevenburg bei Sommersell, Kr. Höxter, hat beantragt, ihren Sohn, den berufslosen Helmut Richard Michalski, geb. 27.09.1925 in Neu-Retzken, Kreis Treuburg, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft in Büttken, Kreis Treuburg, Ostpreußen, für tot zu erklären Der bezeichnete Vermisste wird aufgefordert, sich spätestens bis zum 21. Dezember 1956, 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen kann. An alle, welche Auskunft über das Leben oder den Tod des Vermissten zu erteilen vermögen, ergeht die Aufforderung spätestens bis zum obigen Termin dem Gericht Anzeige zu machen.
Steinhelm, Westf., den 15. September 1956. Das Amtsgericht
II 28/56 Aufgebot
Die Ehefrau Agnes Magdalene Becker, geb. Schielke, aus Oeventrop, Kreis Arnsberg, Kreisstraße 173, hat beantragt, die Ehefrau Maria Schatzhoff, geb. Guski, verw. Schielke, geb. am 13. Mai 1904 in Bochum, zuletzt wohnhaft in Allenstein, Ostpreußen, Mozartstraße 3, für tot zu erklären. Die bezeichnete Verschollene wird aufgefordert, sich spätestens bis zum 19. November 1956, mittags 12 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen wird. An alle, welche Auskunft über Leben und Tod der Verschollenen zu erteilen vermögen, ergeht die Aufforderung, spätestens bis zu dem angegebenen Termin dem Gericht Anzeige zu machen.
Arnsberg, den 17. September 1956 Das Amtsgericht
Seite 13 Suchanzeigen
Suche dringend Augenarzt Dr. v. Jarmerstedt, früh. Elbing, Westpreußen. Fritz Holldack, Steinkirchen 95, Bez. Hamburg.
In einer Rentenangelegenheit suche ich Herrn Adolf Amling, Oberstadtinspektor, Königsberg Pr., oder Kameraden des Feld-Art.-Regts. 16, 4. Batt., die bestätigen können, dass ich 1914/1918 Frontsoldat war. Nachr. erb. Julius Hinzer, Bremen-Arsten, Landstr. Nr. 37. Früher Königsberg Pr., Ostendorffstraße 2.
Wer weiß etwas üb. den Verbleib meines Bruders. Uffz. Otto Liedtke, geb. 16.02.1900, Zivilberuf: Zollbeamter (Oberzollsekretär)? Letzte Nachr. vom Dezember 1944. Letzte FPNr. L 62 261, Lg.-Kommandantur Posen. Unkosten werden erstattet. Um Nachr. bittet Schwester Emma Liedtke. Roetgen/Eifel, Brandstraße 305.
Ihre Verwandten sucht Frau Auguste Kommritz, verw. Budahn, geb. Heidemann. Tilsit, Drosselsteig 14, jetzt wohnhaft sowjetisch besetzte Zone. Antwort vermittelt Bendig, Dortmund, Möllerstraße 14
Wer weiß etwas üb. den Verbleib mein. Eltern Richard Ponell u. Anna Ponell, aus Heinrichswalde, Kreis Elchniederung, Ostpreußen, Marktstr. Nr. 7? Sie waren zul. (Dezember 1944) in Taplacken, P. Drugehnen, Kr. Samland, Ostpreußen. Nachr erb. Edith Ponell, Hann.-Kleefeld. Arnimstraße 1.
Suche Willi Graf, geb. 12.08.1906 in Königsberg Pr. Wer kann Ausk. erteilen od. weiß seinen Aufenthalt? Nachr. erbittet Frau Lisa Riechert, geb. Graf, Duisburg-Hamborn, Katharinenstraße 14.
Gesucht wird Obersekretär Tolksdorf, früher beschäftigt gewesen B. W Königsberg Pr. Wer kann Auskunft geben? Unkosten werden erstattet. Karl Nowack, Gelsenkirchen, Grenzstraße 185.
Seite 13 Rest der Seite: Stellengesuche, Stellenangebote, Werbung, Bekanntschaften
Seite 14 Wir gratulieren …
zum 94. Geburtstag
am 27. September 1956, Landsmann Johann Skonintzki, aus Scharnau, Kreis Neidenburg, jetzt bei seinem jüngsten Sohn in Berlin-Charlottenburg, Hebbelstr. Nr. 10. Er ist noch sehr rüstig und liest gern das Ostpreußenblatt.
zum 91. Geburtstag
am 30. September 1956, Frau Auguste Weiß, geb. Krokowski, aus Seubersdorf, Kreis Mohrungen, jetzt bei ihren Kindern in Oldelum, Post Hoheneggelsen, Kreis Hildesheim.
zum 89. Geburtstag
am 22. September 1956, Landwirtswitwe Marie Marchlewitz, geb. Borowski, aus Kurkau bei Soldau, Kreis Neidenburg, jetzt bei ihrem Sohn Adolf in Daldorf, Holstein, Kreis Segeberg.
am 27. September 1956, Frau Anna Seydler, aus Schmerkstein, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Bayreuth, Brandenburger Straße 7.
zum 88. Geburtstag
am 5. Oktober 1956, Witwe Marie Wengorz, geb. Cwalina, aus Kibissen, bei Langsee, Kreis Johannisburg, jetzt bei ihrer Tochter Margarete Tielmann in Hagen-Vorhalle, Mühlenbrückstraße 1.
zum 86. Geburtstag
am 30. September 1956, Altbauer Karl Strüwe, aus Thomascheinen, Kreis Osterode, jetzt in (23) Hohenkirchen-Oldenburg. Seine beiden Söhne, Dipl.-Landwirt Dr. Walter Strüwe, zuletzt Offizier an der Italienfront, und Bauer Karl Strüwe, zuletzt Ostfront (Wartheland), werden noch vermisst. Der Jubilar bittet herzlich, falls Landsleute etwas über das Schicksal seiner beiden Söhne wissen, sich zu melden.
zum 85. Geburtstag
am 28. September 1956, Regierungsbaurat a. D. Ernst August Heinemann. Er wirkte 39 Jahre in Stallupönen, Bartenstein und Königsberg (Henschestraße Nr. 15). Er lebt jetzt mit seiner Ehefrau im Altersheim der Gartenkirche in Hannover, Baumstraße 25. Seine beiden Kinder und sieben Enkelkinder wohnen ebenfalls in Hannover.
am 2. Oktober 1956, Frau Marieanna Tadra, aus Osterode, Roßgarten 16, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Anna Bogdanski in (13 a) Beilngries, Oberpfalz, Eichstätter Straße 294.
am 6. Oktober 1956, Lehrer i. R. Franz Steiner, aus Wehlau; vorher war er in Sanditten als Lehrer tätig. Jetzige Anschrift: Kaltenkirchen, Schleswig-Holstein, Haus Gerdauen.
zum 84. Geburtstag
am 4. Oktober 1956, Frau Wilhelmine Kablau, geb. Matzat, aus Insterburg, Siehrstraße 33, jetzt in Berlin-Reinickendorf, bei Familie Adamy.
zum 83. Geburtstag
am 19. September 1956, Frau Minna Kolada, aus Fließdorf, Kreis Lyck, jetzt mit ihrem Ehemann bei ihrem jüngsten Sohn Paul in Bad Oldesloe, Mewesstraße 8 I.
am 24. September 1956, Frau Wilhelmine Neumann, geb. Browarzick, aus Insterburg, Cäcilienstraße 3 a, jetzt in (21 a) Recklinghausen, Dorstener Straße 10 b.
am 29. September 1956, Landwirt Friedrich Buchmann, aus Königs, Kreis Bartenstein, jetzt bei seiner Tochter Ruth Saß in Rendsburg, Boelckestraße 36.
zum 82. Geburtstag
am 24. September 1956, Witwe Wilhelmine Lask, aus Giersfelde, Kreis Lyck, jetzt mit ihrem Sohn Heinrich und ihrer Tochter Gertrud Bandilla in Winseldorfer Mühle, Itzehoe, Holstein.
zum 81. Geburtstag
am 29. September 1956, Kaufmann Hugo Struwe, aus Heiligenbeil, Ostdeutsche Maschinenfabrik. Er wohnt jetzt bei seiner ältesten Tochter Lisbeth Jensen in Flensburg, Bergstraße 7 II.
am 30. September 1956, Forstamtmann i. R. Heinrich Weber, Oberförsterei Kastaunen, Forstamt Tawellenbruch, jetzt in Frohnhausen (Dillkreis), Hauptstraße 101. Der Jubilar war in der Heimat als „Elchvater Weber" bekannt. Er hatte sich große Verdienste um die Hege und Pflege des deutschen Elchwildes erworben. Zu seinem 80. Geburtstag wurde Forstamtmann Weber zum Ehrenmitglied des Vereins der Jäger des Dillkreises, Hessen, ernannt; außerdem wurde ihm das Hegeabzeichen des DJV verliehen.
am 5. Oktober 1956, Frau Julia Scheffler, geb. Neumann, aus Königsberg und Rauschen-Düne, jetzt bei ihrer Tochter Lotte Günther in Hamburg-Rissen, Gudrunstraße 64 a.
zum 80. Geburtstag
am 19. September 1956, Bauer Otto Jaeckel, aus Augam, Kreis Pr. Eylau, jetzt bei seiner Schwiegertochter Elise Jaeckel in Marne, Holstein, Königsberger Weg 5. Er ist auch heute noch unermüdlich tätig und stolz darauf, aus dem Garten gute Erträge herauszuholen.
am 22. September 1956, Frau Hedwig Swiderski, aus Rogallen, Kreis Lyck, jetzt bei ihrer Tochter in Schöppenstedt, Bezirk Braunschweig, Neue Straße 13 a.
am 22. September 1956, Landsmann Gustav Nowinski, aus Ulleschen, Kreis Neidenburg, jetzt in Lütjensee über Trittau, Bezirk Hamburg.
am 27. September 1956, Landsmann Carl Bieberneit, aus Roggenfelde, Kreis Treuburg; später wohnte er in Neuendorf. Als ehemaliger Militärmusiker leitete er eine kleine Musikgruppe. Heute lebt er mit seiner Ehefrau bei seinem Sohn Ernst in (24 a) Nordleda Nr. 276 über Otterndorf, Kreis Land Hadeln.
am 1. Oktober 1956, Kaufmannwitwe Ida Ambrosy, aus Gehlenburg (Bialla), jetzt bei ihrer Tochter Helene Gallenkamp in Wuppertal-Elberfeld, Brillerstraße 48. Bei geistiger und körperlicher Frische nimmt sie am Gegenwartsgeschehen noch regen Anteil.
am 1. Oktober 1956, Gestütsoberwärter a. D. Wilhelm Wenger, aus Georgenburg, Kreis Insterburg, jetzt in Harzburg-Bündheim, Gestütstraße 2.
am 2. Oktober 1956, techn. Reichsbahninspektor i. R. Anton Symann, aus Königsberg, Reichsstraße 1, jetzt mit seiner Ehefrau Anna in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch seinen Sohn Walter in Braunschweig, Cyriaksring 29, zu erreichen.
am 3. Oktober 1956, Schlosser- und Brunnenbaumeister Gustav Kemski, aus Osterode, Blumenstraße 5, seit 1948 bei seiner Tochter Charlotte Seefeldt in Auingen, Kreis Münsingen, Württemberg, Kantstraße 5. Die landsmannschaftliche Kreisgruppe gratuliert herzlich.
am 4. Oktober 1956, Landsmann Paul Kochan, aus Lyck, jetzt in Schwabach, Nürnberger Straße 8. Die Kreisgruppe Lyck gratuliert herzlich.
am 5. Oktober 1956, Witwe Anna Marx, aus Pr.-Holland, jetzt bei ihrer Tochter Erna Hoffmann in (17 b) Rastatt, Baden, Kehlerstraße 17.
zum 75. Geburtstag
am 11. September 1956, Landsmann Albert Link, aus Königsberg, Rippenstraße 3, jetzt in Lübeck, Königstraßa 64.
am 11. September 1956, Frau Marie Maczey, geb. Brczoska, aus Ortelsburg, jetzt mit ihrem Ehemann, der am 26. August 1956, sein 80. Lebensjahr vollendete, in Kirchhellen, Westfalen, Overhagen 22/5.
am 14. September 1956, Rentner Gustav Reimann, aus Königsberg, jetzt in Lingen (Ems), Am Kiesberg 3.
am 15. September 1956, Frau Luise Kerkien, geb. Schwarz, aus Königsberg-Ponarth, Barbarastraße 52, jetzt in Dabringhausen, Rhein-Wupper-Kreis, Auf dem Scheid 8.
am 15. September 1956, Telegraphenoberinspektor i. R. Friedrich Grünheid, ehemals Leiter der Fernsprechdienststelle Bartenstein. Er wurde in Seehesten, Kreis Sensburg, geboren. Von 1905 bis 1907 gehörte er der Ostasiatischen Besatzungsbrigade in Tientsin, China, an; auch den Ersten Weltkrieg machte er mit. Der Jubilar, der mit seiner Ehefrau in Würzburg, Landwehrstraße 11, lebt, ist Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes des Bezirksverbandes Unterfranken. Er betätigt sich rege an der Aktion zur Feststellung der Verluste der deutschen Bevölkerung aus den Vertreibungsgebieten.
am 22. September 1956, Landsmann Karl Gerull, aus Rauschen-Düne, Villa Waldfriede, jetzt in Grafertshofen 79, Post Weißenhorn, Kreis Neu-Ulm.
am 24. September 1956, Postbeamtenwitwe Dorothea Holzel, geb. Bohn, aus Tilsit, Am Anger 4, jetzt bei Frau Minna Rothkamm in Braunschweig-Lehndorf, St.-Wendel-Straße 34.
am 1. Oktober 1956, Frau Ella Porsch, geb. Morr, Witwe des Bauern Otto Porsch aus Greißings, Kreis Pr.-Holland, jetzt bei ihrer Tochter Lucia Kuhn in (23) Lindholz 22, bei Langwedel, Kreis Verden (Aller).
am 3. Oktober 1956, Meister der Gendarmerie i. R. August Menz, aus Benkheim, Kreis Angerburg, später Königsberg, jetzt in (24 b) Petersdorf auf Fehmarn.
am 3. Oktober 1956, Oberstleutnant a. D. Karl von der Trenck-Zohlen. Bis zum Verlust der Heimat lebte er auf dem Rittergut Zohlen, Kreis Pr.-Eylau, das ihm von seiner Tante, Fräulein Auguste von La Chevallerie, 1918 übergeben wurde. Im Ersten Weltkrieg, den er bei den Prinz-Albrecht-Dragonern, Tilsit, mitmachte, geriet er schwer verwundet in russische Gefangenschaft, im Frühjahr 1918 gelang ihm die Flucht aus einem sibirischen Straflager am Amur. Auch den Zweiten Weltkrieg machte er als Divisions-Nachschubführer im Osten, Westen und auf dem Balkan mit. Oberstleutnant von der Trenck lebt heute mit seiner Ehefrau, fünf Kindern und acht Enkelkindern in Nordbaden. Anschrift: Sulzbach, Baden, Amalienhof 18.
am 6. Oktober 1956, Frau Elisabeth Schwellnus, geb. Streichert, aus Tilsit, später Memel, Seilerstraße 3, jetzt in Friedrichshafen am Bodensee, Marienstr. 9.
Diamantene Hochzeiten
Das Fest der Diamantenen Hochzeit begehen:
am 26. September 1956, feierten das Fest der Diamantenen Hochzeit die Eheleute Hermann Böttcher und Frau Marie Böttcher, geb. Wulff, aus Weitzdorf, Kreis Rastenburg. Für 50-jährige treue Dienste auf dem Pavenstedtschen Besitz erhielt der Jubilar, der 1942 in den Ruhestand trat, die goldene Pferdepflegerspange. Das Ehepaar lebt heute in Schlüsselburg (Weser), über Stolzenau.
am 2. Oktober 1956, das Ehepaar Fritz Herrmann und Frau Berta Herrmann, geb. Gedaschke, aus Königsberg, Klingershof 4 a, jetzt in Herford, Westfalen, Genossenschaftsstraße 3.
am 3. Oktober 1956, Konrektor Emil Benger und seine Ehefrau Ida Benger, geb. Mehl, aus Lyck; sie leben jetzt mit ihrer Tochter in der sowjetisch besetzten Zone. Das im 85. und 79. Lebensjahre stehende Ehepaar ist durch Frau M. Krähmer, Berlin-Schöneberg, Dominicusstraße 49 III, zu erreichen.
am 4. Oktober 1956, die Eheleute Hermann Kanakowski und Frau Caroline Kanakowski, geb. Rieck. Sie lebten dreißig Jahre in Abschwangen, Kreis Pr.-Eylau, dann in Königsberg-Lauth. Jetzige Anschrift: Bad Hersfeld, Wilhelmshof, bei ihrer Tochter Marie Strötzel.
Goldene Hochzeiten
Das Fest der Goldenen Hochzeit feiern:
am 16. September 1956, feierten im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Urenkel der ehemalige Gutskämmerer Hermann Schiemann und Frau Berta Schiemann, geb. Klein, aus Adl. Grünhoff, Samland, jetzt in Hamburg-Harburg, Bünte 40, das Fest der Goldenen Hochzeit.
am 25. September 1956, feierten Landsmann Ernst Zinterra und Frau Johanna Zinterra, geb. Bidler, aus Angerburg, Bismarckstraße 31, jetzt in Nierstein a. Rh., Hauptstraße 29, das Fest der Goldenen Hochzeit.
am 28. September 1956, die Eheleute Rudolf Korkowski und Frau Marie Korkowski, geb. Rockel, aus Königsberg-Ratshof, Arndtstraße 15 c, jetzt in Gleschendorf, Kreis Eutin, Post Pönitz.
am 30 September 1956, Landwirt Eduard Tomm und seine Ehefrau Berta Tomm, geb. Werner, aus Zielkeim bei Königsberg, Kreis Samland, jetzt in Munster-Lager, Kreis Soltau, Nordstraße 16.
am 30. September 1956, der ehemalige Hausmeister beim Magistrat Gumbinnen Franz Kuhn und seine Ehefrau Auguste Kuhn, geb. Zink, aus Gumbinnen, Gartenstraße, jetzt in (21 a) Gladbeck, Westfalen, Horsterstr. 228.
am 1. Oktober 1956, Altbauer Ferdinand Behrend und seine Ehefrau Emma Behrend, geb. Pannwitz, aus Mohrungen-Abbau, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Das Ehepaar ist durch Frau Lina Saffran, (21 a) Pottenhausen 66 über Lage (Lippe), zu erreichen.
am 5. Oktober 1956, Buchdruckmeister und Korrektor Otto Sahm und seine Ehefrau Anna Sahm, geb. Brasilge, aus Königsberg, Richard-Wagner-Str. 30; sie leben jetzt mit ihrer einzigen Tochter Hildegard in Stade (Elbe), Holzstraße 7. Der Jubilar, der in Lievenberg, Kreis Heilsberg, als Sohn eines Gutsbesitzers geboren wurde, war Jahrzehnte bei der Königsberger Allgemeinen Zeitung tätig.
am 5. Oktober 1956, Buchdrucker Fritz Kiaulens und seine Ehefrau Thea Kiaulens, geb. Schulz, aus Königsberg, jetzt in Hamburg-Eidelstedt, Pinneberger Chaussee Nr. 128.
am 5. Oktober 1956, die Eheleute Heinrich Szepanski und Frau Maria Szepanski, geb. Rutta, aus Elbing, jetzt in Rendsburg, Alte Kieler Landstraße 72. Herr Szepanski ist seit Gründung der landsmannschaftlichen Gruppe Rendsburg ununterbrochen im Vorstand tätig.
am 14. Oktober 1956, der Bundesbahnbedienstete i. R. Friedrich Markert und seine Ehefrau Marie Markert, geb. Jorn, aus Königsberg-Ponarth, Barbarastraße 70, jetzt in Essen-Steele, Lohmühlental 67.
Jubiläen
Im Dienst der Gehörlosen
Am 17. September 1956, trafen sich Lehrkräfte und Schüler im festlich geschmückten Vortragssaal der Rheinischen Landes-Gehörlosenschule in Essen zu einer schlichten Feierstunde zu Ehren ihres Kollegen und Lehrers, Taubstummenoberlehrers Josef Kranich, der auf eine vierzigjährige Lehrertätigkeit zurückblicken kann. Gehörlose Kinder sagten ihm Worte des Dankes für die schwierige und mühevolle Arbeit des Taubstummenunterrichts, die ihnen die Welt der Sprache und des Geistes erschlossen hat. Ergreifend waren besonders die Worte, die der gehörlose ostpreußische Dichter Walter Scheffler seinem Freund und Landsmann Josef Kranich in einem Gedicht gewidmet hat. Direktor Hein trug sie im Rahmen seiner Festansprache vor.
1897 in Neuendorf bei Heilsberg in Ostpreußen geboren, war Josef Kranich zunächst als Volksschullehrer tätig. Nach einem Universitätsstudiurn erlangte er die Befähigung zur Erteilung des Taubstummenunterrichts. In der Gehörlosenschule in Königsberg erzielte er vor allem im Zeichenunterricht hervorragende Leistungen. Sein besonderes Interesse galt dem Werkunterricht. Durch systematische Weiterentwicklung der Didaktik des Berufsschulunterrichts hat Herr Kranich diesem jüngsten Zweig der Berufsausbildung der Gehörlosen neue Wege gewiesen.
Über besondere Kenntnisse und große praktische Erfolge verfügt Herr Kranich auf einem der schwierigsten Gebiete der Sprachheilfürsorge, der Behandlung des Stottererleidens. Mit Hilfe eines eigenen Unterrichtsverfahrens hat er vielen, auch erwachsenen Stotterern, neuen Lebensmut gegeben und Dauererfolge erzielt.
Seit dem 1. Fehruar 1949 wirkt er als Taubstummenoberlehrer an der Rheinischen Landes-Gehörlosenschule in Essen, Syndikatstraße 1. Im Juni 1956 übernahm er im Auftrage des Landschaftsverbandes Rheinland die Leitung von Sprachheilkursen in Bad Oeynhausen.
Landesrat Selge sprach dem Jubilar die Glückwünsche des Landschaftsverbandes Rheinland aus und überreichte ihm im Auftrage des Landesdirektors eine Ehrenurkunde.
Hundert Jahre Café Neumann
Vor hundert Jahren, am 1. Oktober 1856, wurde in Memel das Stammhaus der dort sehr bekannten Konditorei Neumann eröffnet, und zwar von Konditormeister Seifert. 1871 kaufte der Großvater des jetzigen Inhabers, des Konditormeisters Herbert Neumann, das Geschäft, und wenige Jahre vor der Jahrhundertwende, 1897, wurde der Vater Besitzer der Konditorei. Bei dem Zusammenbruch von 1945 geriet Konditormeister Herbert Neumann bei der Verteidigung Königsbergs in russische Gefangenschaft, aus der er nach drei Jahren entlassen wurde. Er hat dann in Glückstadt an der Elbe die Konditorei Thomsen gepachtet, und dort hält er die Tradition der weit über die Grenzen von Memel hinaus bekannten Konditorei Neumann lebendig.
Landsmann Walter Meyer, aus Königsberg, Kurfürstendamm 8, jetzt in Bremen, Tübinger Straße 12, begeht am 5. Oktober 1956, sein 50-jähriges Dienstjubiläum als Seehafenspediteur. Er war über 40 Jahre bei der Firma Artus-Hansa (Poseidon-Kohlenimport AG). Seit 1947 ist er in Bremen bei der „Rhenus" tätig.
Seite 14 Ferienfahrt ins Land der Vorfahren. Einundzwanzig Ostpreußenkinder waren Gäste im Salzburger Land.
Foto: Malerisch in der Wengerau am Fuße des Eiskögls liegt der Wenghof (links im Bild), der Stammsitz der Familie Wenghoffer.
Wir Geschwister Wolfgang und Renate Wenghoffer sind siebzehn und fünfzehn Jahre alt und sind in Insterburg geboren. Wir stammen aus einer Familie, die seit 1732 in Gumbinnen ansässig gewesen ist und von den Salzburgern abstammt. Mit andächtiger Bewunderung haben wir oft die mächtige alte Bibel betrachtet, die unsere Voreltern aus Salzburg mitgebracht haben, als sie ihres Glaubens wegen die alte Heimat verlassen mussten. Diese Bibel, in Schweinsleder gebunden und mit Kupferbeschlägen versehen, hat unsere Mutter als kostbarsten Besitz auf der beschwerlichen Flucht aus Ostpreußen gerettet.
Wir hatten uns schon immer gewünscht, das Land unserer Vorfahren einmal selbst kennenzulernen. Deshalb konnten wir uns vor Freude kaum fassen, als Vater uns den Brief vom Verein der Ostpreußen Salzburger Herkunft zeigte, in dem wir eingeladen wurden, vier Ferienwochen im Salzburger Land zu verleben.
Endlich war es soweit. Mit den anderen Fahrtteilnehmern fanden wir uns in Hannover zur gemeinsamen Weiterfahrt zusammen. Wir waren elf Mädchen und zehn Jungen, dazu kam noch Frau Loos als Begleiterin und Betreuerin.
Nach einer Nachtfahrt kamen wir am nächsten Morgen gegen sechs Uhr in Salzburg an, von dort ging es weiter mit Bahn und Bus, und von Mühlbach am Hochkönig aus wanderten wir zu Fuß weiter bis zu unserem Ziel, dem Mandlwandhaus. Für die meisten von uns war es ein mühevoller Weg, denn der steile Weg mit seinen vielen Kehren war uns neu und ungewohnt. Aber hier bekamen wir den ersten Eindruck von der gewaltigen Bergwelt, den unbeschreiblichen Schönheiten des Hochgebirges.
Im Mandlwandhaus trafen wir auf achtzig Kinder und Jugendliche aus evangelischen Gemeinden Österreichs, vor allem Salzburger, mit denen wir für die nächsten drei Wochen zusammenbleiben sollten. Wir haben uns rasch mit ihnen angefreundet und uns auch bald an das Lagerleben gewöhnt.
Der Höhepunkt dieser herrlichen Ferienwochen war für uns beide eine Fahrt nach Werfen-Weng, zum Wenghof, dem alten Stammsitz unserer Familie. Es war ein eigenes Gefühl, auf dem Boden zu stehen, den unsere Voreltern Jahrhunderte hindurch bewirtschaftet hatten und den sie um ihres Glaubens willen verlassen mussten.
Der Wenghof liegt malerisch in der Wengerau am Fuße des Eiskögls. Wie schwer muss es unseren Vorfahren gewesen sein, diese schöne Heimat zu verlassen, wir gingen durch die alten Räume und Ställe und besuchten dann die Pfarrkirche von Werfen-Weng, die uns an die Bilder der Salzburger Kirche in Gumbinnen erinnerte. Versonnen und ganz mit unseren Gedanken beschäftigt fuhren wir in unser Lager zurück.
Aber auch sonst haben wir viel Neues und Schönes kennengelernt. Vormittags machten wir gewöhnlich eine gemeinsame Wanderung, und als wir uns etwas mehr an das Bergsteigen gewöhnt hatten, waren wir alle eifrig dabei. Jeder Tag brachte ein neues Erlebnis. Ob wir ein Rudel Gamswild in den Felsklüften beobachten konnten oder ein scheues Murmeltier, das zwischen den Steinen verschwand, — für uns Norddeutsche waren das einmalige Erlebnisse. Und gar das Baden im eisig kalten Bergbach unter sprühendem Wasserfall am verschneiten Uferrand!
Der Nachmittag im Lager gehörte meistens, nach ausgiebiger Bettruhe, dem Spiel und Sport, auf der großen Wiese. Von den Jungen wurde ausgiebig Fußball gespielt, bei dem die Ostpreußen den Salzburgern meist überlegen waren.
Besonders schön empfanden wir den sonntäglichen Gottesdienst unter freiem Himmelsdom, den Pfarrer Florey uns hielt.
Die österreichische Kost war uns allen zunächst ungewohnt, wir wurden mit Nudeln, Knödeln, Griesschmarren und anderer „Mehlspeis" „gemästet“. Erstaunlich, was manche im Vertilgen dieser Gerichte und der reichlichen Frühstücksbrote leisten konnten!
Viel zu schnell vergingen die drei Wochen, die wir dort in 1500 Meter Höhe verbringen durften. Der vorletzte Abend vereinte uns alle um ein riesiges Lagerfeuer. Die österreichische Gruppe brachte uns einiges an Spiel und Gesang aus ihrer Heimat, während wir einige ostpreußische Gedichte vortrugen und unser Ostpreußenlied sangen.
Die letzten Ferientage brachten uns noch einen Aufenthalt im evangelischen Schülerheim in Salzburg. Wir nahmen die wenigen Tage wahr, um möglichst viel von den Schönheiten der alten Stadt zu sehen. Ein Mozartkonzert führte uns in die Welt des großen Meisters ein. Im Regierungsgebäude wurden wir vom Landeshauptmann empfangen, der uns als Gäste der Stadt Salzburg begrüßte. Ein Mädel aus unseren Reihen überreichte ihm einen Blumenstrauß und dankte in unser aller Namen, für die gastliche Aufnahme und für die wunderschönen Ferientage im Land Salzburg. Um es nochmal zu sagen: Es waren herrliche, unbeschreiblich schöne Wochen. Das gegenseitige Verstehen war denkbar gut, und manches Band der Freundschaft wurde geknüpft.
Rückschauend danken wir, und wir dürfen es zugleich im Namen aller Fahrtteilnehmer tun, allen, die uns diese Ferienfahrt und die Zeit in unserer alten Stammheimat ermöglicht haben. Wir danken dem Lande Salzburg, der evangelischen Gemeinde, insbesondere Pfarrer Florey, dem Lagerleiter Neustädter, unserer Betreuerin, Frau Loos, für ihre Mühe und Fürsorge, und nicht zuletzt dem Vorstand des Vereins der Ostpreußen Salzburger Herkunft für seine sorgfältige und mühevolle Planung und Vorbereitung der Fahrt.
Einen Gruß allen Fahrtgenossen, die gleich uns wieder in ihrem Wohnort angelangt sind, und allen Freunden im schönen Lande Salzburg.
Wolfgang Wenghoffer und Renate Wenghoffer, Bad Pyrmont
Seite 15 Familienanzeigen
Du starbst im Frühling Deines Lebens. Dein Schöpfer rief Dich aus der Zeit, des Arztes Hilfe war vergebens. Du eiltest viel zu früh zur Ewigkeit. Durch heimtückische Krankheit wurde uns am 13. September 1956 unser hoffnungsvoller einziger Sohn, Bruder, Onkel, Schwager und Enkel, der kaufm. Angestellte Harry Schirmacher, im blühenden Alter von 20 Jahren genommen. Du warst des Vaters Stolz, der Mutter Freude. Gott aber liebt Dich mehr als Deine Eltern beide. In tiefer Trauer: Erich Schirmacher. Käte Schirmacher, geborene Hülse. Berta Hülse, als Oma. Helge Sebastian, geborene Schirmacher. Hans Sebastian und Klein-Petra. Lauterbach, Kreis Heiligenbeil, Ostpreußen. Jetzt Buchholz, Kreis Harburg, den 13. September 1956. Die Trauerfeier fand statt am Dienstag, dem 18. September 1956, in der Friedhofskapelle.
Am 15. September 1956 entschlief sanft nach kurzer schwerer Krankheit fern seiner geliebten Heimat mein lieber Sohn, unser guter Bruder, Schwager, Onkel, Neffe und Vetter, Fritz Bacher, früher Schieden, Kreis Schloßberg, Ostpreußen, im Alter von 52 Jahren. In stiller Trauer: August Bacher. Elise Bacher. Fritz Gritzmacher und Frau Anna Gritzmacher, geb. Bacher. Siegfried Rundt und Frau Hilda Rundt, geb. Gritzmacher. Sigmar Rundt und alle Anverwandten. Engelade, den 21. September 1956 über Seesen (Harz)
Plötzlich und für uns immer noch unfassbar entriss uns der Tod durch Herzschlag am 16. April 1956 meinen lieben, guten Mann, unseren herzensguten unvergesslichen Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager, Onkel und lieben Großvater, den Landwirt Helmut Reimann aus Gr.-Jahnen, Kreis Angerapp, Ostpreußen, im Alter von 57 Jahren. Er hatte sich das Herzleiden aus der Gefangenschaft in Sibirien mitgebracht. Sein großer Wunsch, noch einmal in der ostpreußischen Heimat weilen zu dürfen, blieb unerfüllt. Sein Leben war eine nimmermüde Sorge für das Wohl seiner Lieben. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Frieda Reimann, geb. Joswig nebst Kindern und Verwandten. Baltensweil 34, Keris Waldshut, Süd-Baden
Am 13. September 1956 entschlief nach langer Krankheit in der sowjetisch besetzten Zone unser lieber Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder. Schwager und Onkel, Landwirt Rudolf Volkmann aus Zellenfelde, Kreis Pr.-Holland, im 74. Lebensjahre. In stiller Trauer: Fritz Volkmann und Frau Frieda Volkmann, geb. Madsack. Kurt Volkmann u. Frau Margareta Volkmann, geb. Schmitt. Max Volkmann und Frau Edith Volkmann, geb. Osterlandt und zwei Enkel. Weinheim a. d. B., Großsachsen a. d. B., sowjetisch besetzte Zone
Unmittelbar vor meiner Ankunft ist nach einem Leben liebevoller Fürsorge meine geliebte Mutti, Lina Heldt, geb. Balschun, geb. 05.10.1867, gest. 08.07.1956, an den Folgen eines Sturzes, nach kurzem Krankenlager, eingeschlafen. Sie folgte ihrem Mann, meinem unvergesslichen Vati, Friedrich Heldt, Postmeister a. D., geboren 08.01.1864 (Tag mit ? weil unleserlich), gestorben am 18.03.1946, der an den Folgen von Misshandlungen auf der Flucht in Güls bei Köslin gestorben ist, nach zehn Jahren. In tiefem Leid: Lies Schulze, geborene Heldt. Swakopmund, Südwestafrika, zurzeit Salzgitter-Lebenstedt, bei Dr. Grohser, Bauerngraben 6. Früher Willenberg, Ostpreußen.
Mein lieber Mann, unser guter Vater, Franz Symanzik, Oberingenieur, ist wenige Monate nach seiner Heimkehr aus dem nordöstlichen Russland, kurz vor seinem 80. Geburtstag, in den ewigen Frieden eingegangen. Ilse Symanzik, geborene Wunderer. Hedwig Symanzik. Dr. Kurt Symanzik. München, den 16. September 1956. Berg-am-Laim-Straße 78/2. Früher Königsberg Pr., Haydnstraße 6
Mein lieber Mann, unser guter Bruder, Schwager und Onkel, Curt Bischoff, ist heute nach langer schwerer Krankheit sanft entschlafen. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Margarete Bischoff, geb. Sachs. Oldenburg (Oldb), den 20. September 1956, Elsässer Straße 33, früher Königsberg Pr.
Nach schwerem Leiden starb am 15. September 1956, an seinem 64. Geburtstag, fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat, mein lieber Mann, unser guter Vater und Schwiegervater, unser lieber Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Erich Schmolke, Tischlermeister, früher Ortelsburg, Ostpreußen. In tiefem Schmerz im Namen aller Hinterbliebenen: Martha Schmolke, geb. Brosch. Lienen-Westerbeck 64, Kreis Tecklenburg, Westfalen
Zum 15. Todestage unseres lieben Sohnes und Bruders, Leutnant Heinz-Günther Maluck, geb. 28.07.1921, Königsberg Pr., gefallen 30.09.1941 Russland. In treuem Gedenken: Otto Homm. Edith Homm, verw. Maluck, geb. Petersen. Manfred Homm. Langen, Hessen, Bürgerstraße 9
Am 9. September 1956 entschlief sanft nach kurzer Krankheit mein lieber Mann, unser guter Vater und Großvater, Bauer August Baltrusch, im 80. Lebensjahre. Im Namen aller Angehörigen: Auguste Baltrusch, geb. Mikelat. Kirschkeim, Ostpreußen, jetzt Harpenfeld bei Bad Essen
Nach langem Krankenlager hat Gott der Herr meinen lieben Mann, Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager, Onkel und Großonkel, Johann Quednau, Revierförster i. R. im gesegneten Alter von 87 Jahren zu sich heimberufen. Im Namen aller Angehörigen: Frieda Quednau, geb. Bendig. Hamburg-Poppenbüttel, im September 1956, Langenstücken 10
Nach langer schwerer Krankheit verstarb am 15. September 1956 mein lieber guter Mann, mein treuer Lebensgefährte, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Urgroßvater, Schwager und Onkel, Emil Daumann, im 81. Lebensjahre. In stiller Trauer: Ella Daumann, geb. Kaufmann, die Kinder, Enkelkinder und alle Angehörigen. Elmshorn, Peter-Bold-Str. 2 a, den 18. September 1956, früher Tilsit, Ostpreußen, Dammstraße 8
Am 4. September 1956 entschlief nach kurzer schwerer Krankheit unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Martha Hilpert, geb. Kotzan, im Alter von 61 Jahren. Im Namen aller Hinterbliebenen: Hildegard Hilpert. Engern, Kr. Goldap, Ostpreußen, jetzt Bremen-Osterholz, Im alten Dorf 31
Fern der geliebten Heimat verstarb nach langem schwerem Leiden am 9. September 1956 mein geliebter Mann, unser lieber Vati, Bruder, Schwager, Onkel und Großvater, Landwirt Heinrich Gottschalk, aus Gr.-Wabeln (Winterlinden), Kr. Tilslt-Ragnit, kurz vor vollendetem 66. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Meta Gottschalk, geb. Juknat .Hannelore, Hans-Joachim, Klaus. Anneliese Goeres, geb. Gottschalk. Theo Goeres und drei Enkelkinder. Karl Gottschalk und Frau Anna Gottschalk, geb. Laske sowie alle Anverwandten. Altenbeken, Westfalen, Hüttenstraße 2
Am 3. September 1956 entschlief plötzlich und unerwartet mein lieber Mann, unser guter Vater, Opa, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, Otto Mühlbrecht, Schillen, Kreis Tilsit-Ragnit, im 73. Lebensjahre. Im Namen aller Angehörigen: Maria Mühlbrecht, geb. Preukschat. Sandkamp über Fallersleben
Nachruf. Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat entschlief nach langem schwerem Leiden, jedoch unerwartet, am 4. September 1956, Bäckermeister Karl Otto Kohn, geb. 03.06.1901 in Tiefensee, Kr. Heiligenbeil, fr. Neukuhren, Kr. Samland (Nähe Villa Bergershöh). In tiefstem Schmerz, die trauernden Angehörigen. Die Beerdigung hat am 8. September 1956 in der sowj. bes. Zone stattgefunden. Näheres durch Fräulein Ilse Glage, Nordwalde in Westf., Barkhof 21.
Nun hab' ich überwunden Kreuz, Leiden, Angst und Not. Durch seine heil'gen Wunden bin ich versöhnt mit Gott. Es hat Gott dem Allmächtigen gefallen, heute Nacht nach langer schwerer Krankheit meinen geliebten Mann, unseren lieben Bruder, Schwager, Onkel, Neffen und Cousin, Gustav Pawlowski, im Alter von 62 Jahren, fern seiner geliebten Heimat, zu sich in die Ewigkeit zu rufen. In tiefer Trauer: Lina Pawlowski, geb. Gerlach. Alt-Christburg, Ostpreußen, jetzt Veltheim (Weser) Nr. 23, den 29. August 1956. Die Beerdigung fand am Sonntag, dem 2. September 1956, um 14.30 Uhr von der Friedhofskapelle aus statt
Am 16. September 1956 entschlief sanft unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester und Tante, Marie Briese, geb. Abramowsky, früher Kröligkeim. Ostpreußen, im 84. Lebensjahre. In stiller Trauer: Willy Briese. Max Briese und Frau Wera Briese, geb. Laue. Elfriede Schirmacher, geb. Briese. Alfred Briese und Frau Erna Briese, geb. Platz. Robert Schirmacher und acht Enkelkinder. Diepholz, 21. September 1956
In ewiger Sehnsucht nach der geliebten Heimat verstarb am 30 Juli 1956 im Alter von 59 Jahren mein herzensguter Mann, lieber Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, der Landwirt Rudolf Karkoska, Kolonie Lupken, Kreis Johannisburg. In stiller Trauer: Martha Karkoska, geb. Sobottka. Amalie Karkoska, Mutter. Emma Sanden, geb. Karkoska. Friedrich Karkoska u. Frau Hildegard Karkoska, geb. Wysotzki und alle Verwandten. Oberste-Zeit, Post Seelscheid, Kreis Siegburg
Schmerzliche Erinnerung. Zum fünfjährigen Todestag am 22. September 1956,gedenken wir in Wehmut meines lieben Mannes, unseres guten Vaters, des RB-Obersekretärs i. R. Rudolf Wargenau. Elise Wargenau und Kinder, z. Z. Wehnsen/Peine, früher Königsberg Pr., Godriener Straße 23
Am 24. September 1956, gedachten wir des einjährigen Todestages meines lieben Mannes und Vaters, Kaufmann Otto Schlünzen, aus Königsberg Pr. In stiller Trauer: Gerda Schlünzen, geb. Krüger und Sohn Manfred. Königsberg Pr., Lobeckstr. 20/21, jetzt Berlin-Wannsee, Albrechts-Teerofen 44
Nachruf zum einjährigen Todestage. Am 26. September 1955 verstarb plötzlich und unerwartet mein lieber Mann, Sohn und Bruder, unser guter Vater, Schwager und Onkel, Siegfried Schramm, im 43. Lebensjahre. In stillem Gedenken: Gertrud Schramm, geb. Pokern und Söhne Bodo u. Dieter. Gertrud Schramm, verw. Hirscher, geb. Poerschke, als Mutter. Erich Schramm, als Stiefbruder und alle Verwandten. Neuhausen-Tiergarten bei Königsberg Pr., jetzt Dinklar 14 über Hildesheim.
Heute wurde unsere gute Mutter und Schwiegermutter, unser geliebtes Omchen, Frau Bertha Herrmann, geb. Grape geboren am 5. Oktober 1876 zu Königsberg Pr. von Heimweh, Leid und schwerer Krankheit durch den Tod erlöst. Erich Herrmann. Charlotte Herrmann, geb. Runde. Hanne-Lore Herrmann. Erika Herrmann. Königsberg Pr., Radziwillstraße 8. Eckernförde, Schleswiger Landstraße 1. 20. September 1956
Fern der geliebten Heimat Ostpreußen entschlief nach langem schwerem Leiden am 19. September 1956, meine liebe gute Frau, Emma Zajewski, geb. Pasternack, im 54. Lebensjahre. In stiller Trauer: August Zajewski. Hellmut und Lothar, als Kinder. Kruglanken, Kr. Angerburg, jetzt Hüttlingen Kreis Aalen, Württbg.
Seite 16 Familienanzeigen
Nach dem ersten Herzanfall genesend aus dem Krankenhaus am 15. September 1956 heimgekehrt, überraschte plötzlich und unerwartet am 21. September 1956 nach einem Leben voller Liebe, Treue und Güte für die Seinen, der Tod meinen geliebten treusorgenden Mann, unseren herzensguten Vati, Schwiegersohn, Bruder und Onkel, Rektor Ernst Sobottka, Hauptmann der Reserve a. D., im 56. Lebensjahre. Er starb viel zu früh mit dem unerfüllten Wunsch, seine geliebte ostpreußische Heimat wiederzusehen. Wir werden ihn stets vermissen. In tiefer Trauer: Elfriede Sobottka, geb. Kruppa. Edeltraud Sobottka und Manfred Sobottka, als Kinder. Lina Koslowski, verw. Kruppa, als Schwiegermutter. Wissowatten, Kreis Lötzen, jetzt (20a) Sibbesse über Alfeld (Leine)
Am 17. September 1956 erreichte uns die erschütternde Nachricht, dass mein geliebter Mann, unser lieber guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Kaufmann Gustav Bieber, Pogegen, am 2. September 1956 im Alter von 60 Jahren in Tauroggen, Litauen, an Herzschlag verstorben ist. Nach den langen Jahren der Gefangenschaft hat er den nun schon zwei Jahre andauernden Kampf um die Heimreise zu uns nicht mehr durchgehalten. In tiefem Schmerz: Helene Bieber, geb. Klemm. Erika Balschuweit, geb. Bieber. Kurt Balschuweit. Ute und Elke. Kulmbach, Kressenstein 14, Riegel a. K.
Stumm schläft der Sänger … Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief am 24. August 1956 der
Hauptlehrer i. R. und letzte Organist an der kath. Kirche in Memel, Franz Wölke, im fast vollendeten 80. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Klara Wölke, geb. Hohmann, Herne in Westf., Markgrafenstraße 3. Erich Wölke und Familie, Mülheim (Ruhr) Gathestraße 28. Conrad Wölke, vermisst und Sohn Eberhard.
Am 7. August 1956 erlöste Gott der Herr meinen lieben Mann, unseren unvergesslichen Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, Albert Götz, aus Pörschken. Kreis Heiligenbeil, im Alter von 53 Jahren, von seinem schweren Leiden. Die trauernden Angehörigen: Gertrud Götz, geb. Schönhoff, Hahnstätten, Rheinland-Pfalz. Familie Hermann Götz, Zwiefalten, Kreis Münsingen, Württemberg
Und ob es währt bis in die Nacht und wieder an den Morgen, so soll mein Herz an Gottes Macht verzweifeln nicht noch sorgen. Zum stillen Gedenken des 50. Geburtstages, am 30. September 1956, meines geliebten Mannes und guten Vaters seiner drei Söhne, des Landwirts und Obergefreiten Hermann Balduhn, der im Februar 1945 verschollen und bis heute nicht wiedergekehrt ist. Mit ihm verloren wir unsere Scholle, unsere geliebte Heimat und den Inhalt unserer so kurzen und glücklichen Ehe. Seine von ihm geliebte Gattin: Alma Balduhn, geb. Kailuweit. Seine Söhne: Erwin Balduhn, Walter Balduhn, Gerd Balduhn und seine Geschwister nebst Familien. Darmstadt, Kirchstraße 18, im September 1956
Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat schloss am 5. September 1956 seine gütigen Augen für immer mein geliebter Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Verwaltungsinspektor a. D. David Saballus, aus Ragnit, Ostpreußen, Schützenstraße 8, im 72. Lebensjahre. In tiefem Schmerz: Johanna Saballus, geb. Barkowsky. Ernst Rudat und Frau Margarete, geb. Saballus, Rouen, Frankreich. Elfriede Paulikat, geb. Deluweit, Kassel. Ruth Deluweit, geb. Metzdorf, Winsen (Aller) und vier Enkelkinder. Hofgeismar, den 5. September 1956
Fern seiner geliebten Heimat entschlief unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit mein innig geliebter Mann unser treusorgender Vater, lieber Bruder, Onkel, Schwiegersohn und Schwager, der Lehrer i. R. Walter Mruck, Major d. R., im Alter von 65 Jahren. Immer hat er gehofft, seine Heimat noch einmal wiederzusehen. In tiefer Trauer: Hildegard Mruck, geb. Fägenstädt. Die Kinder: Brigitte, Hans-Joachim, Ekkehard, Marianne. Westerstede (Oldb), den 21. August 1956, früher Osterode, Ostpreußen, Sendenhauptstraße 6
Zum zehnten Male jährt sich der Tag, an dem unser unvergessener Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, der Postinspektor Oswald Romeyke, im 33. Lebensjahre von uns gegangen ist. Er starb an den Folgen der erlittenen Gefangenschaft. Er folgte nach viereinhalb Jahren seinem Vater, jedoch fern seiner geliebten Heimat. In stetem Gedenken und im Namen aller Angehörigen: Olga Romeyke, als Mutter. Grünfließ, Ortelsburg, Ostpreußen, jetzt Vernawahlshausen, Bezirk Kassel
Nach langem schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden verschied am 8. September 1956 fern der Heimat mein lieber guter Mann, unser lieber guter Vater, Großvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, Herr Max Beisteiner, ehemaliger Werkmeister der Kalksandsteinfabrik Königsbeig-Moditten, im 62. Lebensjahre. In tiefer Traue: Anna Beisteiner, Gattin, nebst Kindern und Verwandten, jetzt Straubing, Niederbayern, Wittelsbacherhöhe 45 a
2. Korinther 5. Vers 1 Am 24. März 1956 ist mein lieber Mann, unser guter Vater, der Reichsbahn-Rottenaufseher i. R. Karl Horsch, nach kurzer schwerer Krankheit im festen Glauben an seinen Erlöser in Bad Salzungen, Thüringen, sanft entschlafen. Er konnte sein neues Heim bei seinem jüngsten Sohn nicht mehr sehen. Am 19. September 1956, seinem 80. Geburtstag, gedachten wir besonders seiner. Es trauern um ihn seine Ehefrau: Marie Horsch, geb. Ewert, sieben Kinder, drei Schwiegertöchter, drei Schwiegersöhne, sieben Enkelkinder. Früher Brittanien, Kreis Elchniederung, Ostpreußen, jetzt Ruppichteroth, Bez. Köln, den 18. September 1956
Fern seiner geliebten Heimat verstarb nach schwerer Krankheit mein lieber Vater, unser treusorgender Stiefvater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, Bruder, Schwager und Onkel, Johann Bieschewski, im 82. Lebensjahre. In stiller Trauer: Margarete Salewski, geb. Bieschewski und Familie. Alfred Kraffert. August Kraffert und Frau und Angehörige. Gehlenburg, Ostpreußen, jetzt Bremen, den 11. September 1956, Boßdorfstraße 5
Plötzlich und unerwartet, für uns alle unfassbar, verschied am 12. August 1956, fern seiner geliebten Heimat mein lieber guter Mann, treusorgender Vater, Schwiegervater, lieber Opa und Bruder, Textilkaufmann Max Biernath, kurz nach Vollendung seines 68. Lebensjahres. In tiefer Trauer: Martha Biernath, geb. Scheiba, Rehau (Ofr.), Martin-Luther-Straße 9. Ursula Fischer, geb. Biernath. Emil Fischer und Enkel Klaus, Immendingen, Baden, Donaustraße 5. Kurt Biernath, Flensburg, Bismarckstraße 48, früher Königsberg Pr., Samlandweg 23
Heute Nacht starb nach langem schwerem Leiden mein über alles geliebter Mann, unser Bruder, Schwager und Onkel, Richard Ulrich, im 69. Lebensjahre. In tiefem Schmerz: Margarete, Zlrich, geborene Neumann. Offenbach (Main). Goethestraße 102, den 11. September 1956, früher Labiau. Ostpreußen, Haffstraße 4. Die Beisetzung hat am 14. September 1956 auf dem Neuen Friedhof in Offenbach (Main) stattgefunden.
Nach einem Leben voller Liebe und Pflichterfüllung verschied fern ihrer geliebten unvergesslichen Heimat, unsere über alles geliebte treusorgende Mutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Lucy Edle von Graeve - Gr.-Gotteswalde geb. Habedanck, nach langem schwerem Leiden, im 77. Lebensjahre. Adolf Edler v. Graeve, Major a. D. Hertha Freifrau v. Braun, geb. Edle v. Graeve, verw. v. Frantzius. Alexandrine v. Frantzius. Inge Edle v. Graeve, geb. Herder. Dr. Hans-Georg Frhr. v. Braun, Oberregierungsrat. Franz Habedanck-Schillgallen. Anni v. Saucken. geb. Habedanck. Editha Habedanck, geb. v. Roon. Bonn, den 13. September 1956. Trier, Palmatiusstraße 7. Heide, Holstein, Lindenstraße 27. Die Beisetzung hat am 17. September 1956 in Bonn stattgefunden.
(Meine Bemerkung: Vielleicht Namensänderung. Aus Pawlick wurde Moritz)?
Was Gott tut, das ist wohlgetan. Gott der Herr nahm am 31. August 1956 in Passenheim, Kreis
Ortelsburg, kurz vor ihrer Umsiedlung nach Berlin, meine liebe einzige Schwester, Fräulein Minna Moritz (Pawlick), im 73. Lebensjahre heim. Ihr Leben war Liebe und Aufopferung. Ein Wiedersehen auf Erden war uns nicht beschieden. In tiefer Trauer: Frau Marie Ickert, geb. Moritz, Berlin, Buttmannstraße 18, und ihre treue Hausgenossin Fräulein Anna Weiselberg, Passenheim, Kr. Ortelsburg. Sie wurde am 3. September 1956 neben ihren Eltern und ihrem Bruder zur ewigen Ruhe gebettet.
Fern ihrer geliebten ostpreußischen Heimat erlöste Gott der Herr am 19. August 1956 unsere liebe gute Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwester und Tante, Marie Dontsch, geb. Gutt, früher Julienhöfen, Ostpreußen, im 82. Lebensjahre. Beigesetzt in Großenhain, Sachsen. In stiller Trauer
im Namen aller Angehörigen: Ida Przygodda. Wahle, Kreis Braunschweig
Nur Arbeit war Dein Leben, Du dachtest nie an Dich. Nur für die Deinen streben. War Deine höchste Pflicht. Nach langem, mit unendlicher Geduld ertragenem Leiden entschlief am Donnerstag, dem 9. August 1956, meine liebe Gattin, unsere treusorgende Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Emma Petereit, geb. Schweißing, im Alter von 70 Jahren.
In stiller Trauer: Eduard Petereit nebst Kindern und Angehörigen. Stein 2 bei Nürnberg, früher Eichendorf, Kreis Tilsit. Ostpreußen. Die Beerdigung hat in aller Stille stattgefunden.
Für die vielen Beweise aufrichtiger Teilnahme beim Hinscheiden unseres lieben Vaters, Fritz Florek, sagen wir allen Freunden und Bekannten unseren herzlichsten Dank. Geschwister Florek, Seehausen, Kreis Angerburg, Ostpreußen, jetzt Weil (Rhein), Fischerstraße 5
Statt Karten. Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme zum Tode unseres lieben Vaters, August Hennig, sprechen wir allen unseren innigsten Dank aus. Richard Hennig und Frau
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