Ostpreußenblatt, Folge 37 vom 15.09.1956

Ostpreußenblatt
Folge 37 vom 15.09.1956

 

Seite 1   Foto: Der Tag der Heimat in Berlin.

Zehntausende waren zu der Feier gekommen, die am Sonntagvormittag in der Berliner Waldbühne in eindrucksvoller Weise vor sich ging.

 

Seite 1   Kommt es zum Gespräch?

Die Überreichung der seit langem angekündigten deutschen Regierungs-Denkschrift in Moskau muss in jedem Falle als wichtiger politischer Tatbestand gewertet werden. Fast genau ein Jahr nach dem Besuch des Kanzlers in der Sowjetunion wandte sich Bonn erstmals in der Wiedervereinigungsfrage unmittelbar an Moskau. Schon vorher war in einer amtlichen Erklärung des Auswärtigen Amtes betont worden, die umfangreiche Denkschrift, die zusammen mit einem Begleitschreiben des Ministers von Brentano und einer Note übergeben wurde, solle dem Zweck dienen, einem Gedankenaustausch auch mit der Sowjetunion einen Weg zu bahnen. Da der amtierende sowjetrussische Außenminister nicht mehr im Kreml weilte, hatte Botschafter Dr. Haas das Memorandum seinem Stellvertreter Gromyko zu übergeben. Der Empfang verlief ziemlich kühl. Gromyko brachte wieder den altbekannten Hinweis vor, dass zwei souveräne deutsche Staaten beständen und direkte Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und Pankow möglich seien. Er polemisierte zugleich auch gegen das Verbot der KPD und sprach von „Remilitarisierungstendenzen" in Westdeutschland, die eine Wiedervereinigung unmöglich machen könnten. Der deutsche Vertreter konnte ihm entgegenhalten, dass jedes freie Land das Recht zu eigener Verteidigung hat und dass das KPD-Verbot, das man in Moskau als „Unterdrückung von Freiheit und Recht" bezeichnen möchte, auf Grund eines Urteils eines völlig unabhängigen Gerichts erfolgt sei. Gromyko versicherte hierauf, Moskau wolle das deutsche Dokument aufmerksam studieren und es beantworten.

 

In jedem Fall wichtig

Es wird kaum Deutsche geben, die in der Illusion leben, das Bonner Memorandum könne recht bald zu großen Fortschritten und Auswirkungen führen. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es sich im Augenblick nicht um mehr als um den Versuch handelt, ein Gespräch über diese Frage in Gang zu bringen. Gelingt es, in die völlig verhärteten Fronten überhaupt wieder Bewegung zu bringen, so ist damit schon mehr erreicht, als man zunächst annehmen möchte. Kommentare des In- und Auslandes stellen fest, dass Moskau nun das Wort hat und dass sich in der Reaktion der Sowjetunion recht bald deutlich abzeichnen dürfte, ob man um jeden Preis an dem bisherigen starren Standpunkt festhalten will. Es ist sicher richtig, wenn man betont, dass das Klima der Beziehungen zwischen Bonn und Moskau jetzt denkbar frostig ist und dass sowohl die Westmächte wie auch Moskau durch manche anderen weltpolitischen Probleme abgelenkt sind. Koalition und Opposition in Deutschland sind sich aber darin einig, dass die Fühlungnahme in jedem Fall begrüßenswert ist. Die nicht in der Regierung vertretenen Parteien betonen nur, dass das sehr umfangreiche Memorandum sich allzu stark auf die alten und bekannten Argumente beschränke und nicht genug an neuen Möglichkeiten aufzeige.

 

Eine unaufschiebbare Aufgabe

Die Bonner Denkschrift erinnert die Sowjets einleitend daran, dass in Bulganins Schreiben vom 13. September 1955 an den Kanzler betont wurde, auch Moskau sei davon überzeugt, dass die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern wesentlich zur Lösung der ungeklärten Fragen und vor allem des nationalen Hauptproblems des gesamten deutschen Volkes — der Wiedervereinigung — helfen könne. Die Bundesregierung wolle darum der UdSSR ihre Gedanken darüber vortragen, wie die Wiedervereinigung rasch und bestens gelöst werden könne. Die Lösung des deutschen Problems habe ja auch Moskau bereits 1952 und 1953 als unaufschiebbare Aufgabe bezeichnet. Sie war es, die bereits vor einigen Jahren den Zustand der deutschen Teilung nach so vielen Jahren als anomal bezeichnete. Von deutscher Seite wird mit allem Nachdruck betont, dass wir befreit seien, jeden Vorschlag für eine Wiedervereinigung in Freiheit zu erörtern und umfangreichen Sicherheitsvereinbarungen in Europa zuzustimmen, sofern gewährleistet sei, dass nur ein deutscher Staat, das wiedervereinigte Deutschland, in ein solches europäisches Sicherheitssystem einbezogen werde. Das oberste Gut, das es für alle Deutschen zu wahren gelte, sei der Friede. Die Aufstellung eigener Streitkräfte durch die Bundesrepublik könne ernsthafte Befürchtungen der Sowjetregierung für ihre eigene Sicherheit oder die Sicherheit anderer östlicher Nachbarn nicht hervorrufen. Es sei ja das unbestreitbare Recht jeden souveränen Staates, für eine Selbstverteidigung zu sorgen. Die Aufstellung einer kleinen Bundeswehr stehe in keinerlei Widerspruch zu den Abrüstungswünschen, denn ein Abrüstungsabkommen könne nicht in der Weise geschlossen werden, dass ein Staat, der überhaupt keine Soldaten hat, auf diesem Stande stehen bleibt, während Mächte, die hochgerüstet sind, von über hundert Divisionen einige abbauen. Bonn hat in dem Memorandum erneut die Tatsache unterstrichen, dass der Nordatlantikpakt reinen Verteidigungszwecken dient. Es sei ein Missverständnis, wenn Moskau annehme, von den Westmächten werde die Zugehörigkeit Gesamtdeutschlands zum Nordatlantikpakt nach der Wiedervereinigung gefordert. Eine solche Bedingung sei niemals aufgestellt worden.

 

Das Selbstbestimmungsrecht

Es versteht sich von selbst, dass die deutsche Denkschrift als die natürliche Voraussetzung für die Verwirklichung der Wiedervereinigung Deutschlands die Entscheidungsfreiheit Gesamtdeutschlands nach außen und innen und die Forderung nach freien Wahlen herausstellt. Sie erinnert die Sowjets daran, dass der bolschewistische Staat schon nach seiner Gründung 1917 das Selbstbestimmungsrecht aller Völker als die Grundlage für jeden Frieden hervorhob. Es wird in der Note auch betont, dass es nach einer Wiedervereinigung keine politischen Verfolgungen in Deutschland geben werde. In allem Freimut schildert das Memorandum die unerträgliche menschliche Not der siebzehn Millionen Deutschen in der Zone.

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Es sind, wie gesagt, keine wesentlich neuen Momente, die hier vorgebracht werden, man darf es aber sehr wohl als neu bezeichnen, dass in durchaus sachlicher Sprache alle diese Gegebenheiten und Tatsachen in einer großen Zusammenfassung der Sowjetunion vor Augen gerückt werden. Das Memorandum selbst und die amtlichen Erklärungen, die hierzu vor der Presse abgegeben wurden, machen es klar, dass Deutschland bereit ist, alle Argumente der Gegenseite anzuhören, und dass es nur den Wunsch hat, in ein wirklich fruchtbares Gespräch einzutreten.

 

Man darf wirklich darauf gespannt sein, wie das Echo aus Moskau lautet. Wird sich der Kreml darauf beschränken, lediglich wieder einmal zu sagen, die Wiedervereinigung sei nach seiner Meinung allein zwischen Bonn und Pankow auszuhandeln, und wird er damit erhärten, dass er jetzt und in absehbarer Zukunft in Wahrheit an einer Lösung dieser Schicksalsfrage nicht interessiert ist? Wird er vielleicht doch Gelegenheit nehmen, von sich aus neue Gedanken in das Gespräch zu bringen? Ein hartes und unmissverständliches Nein würde allerdings die Aussprache bald beenden. Moskau wird dabei kaum übersehen können, dass ein solches völlig negatives Echo dann erneut und endgültig auch der übrigen Welt klarmacht, allein entschlossen ist, die Klärung einer Situation zu verhindern, die beseitigt werden muss, wenn Europa, wenn die Welt zu einem wirklichen Frieden kommen will.

 

Seite 1   Wie steht es mit dem Rückkehrwillen? Streiflichter vom Tag der Heimat in Berlin. Von unserem Berliner M. Pf. - Korrespondenten

So überwältigend wie voriges Jahr war auch diesmal wieder der Höhepunkt des Tages der Heimat in Berlin, die Kundgebung in der Waldbühne. Am strahlend schönen Sonntagmorgen saßen die Menschen dichtgedrängt auf den ansteigenden Bankreihen dieses herrlichen Freilichttheaters, geschart jeweils um die Tafel mit den Namen der Heimatprovinzen, der Heimatkreise, im Angesicht der Fahnen der nie aufgegebenen Länder und Provinzen des deutschen Ostens. Dahinter die bezaubernde Naturkulisse der märkischen Landschaft.

 

Überwältigend, erschütternd, sowie im vorigen Jahr.

 

Doch als er dies dachte: „Wie im vorigen Jahr …“, da war es dem Besucher, als schöbe sich eine Wolke vor die Sonne; ihn fröstelte. Wieder ein Jahr vergangen, und noch immer liegen Königsberg, Allenstein, Tilsit, liegen Breslau und Stettin weit, weit wie auf einem anderen Stern, ja liegen auch Frankfurt an der Oder, Leipzig, selbst Potsdam, dessen Hügel zur Waldbühne herübergrüßen, in einem anderen Land.

 

Der Rückkehr in die Heimat, noch auch nur der Wiedervereinigung von West- und Mitteldeutschland sind wir keinen Schritt nähergekommen. Im Gegenteil. Ist er vielleicht auch nicht schwärzer als damals zu nennen, der politische Himmel, so hat er doch jenes fahle, bleierne Grau angenommen, das auf lange Zeit jede Hoffnung auf Änderung auszuschließen scheint.

 

In so mancher Rede, so manchem Referat dieser Tage klang als banger Unterton mit: „Was wird, wenn die großen Mächte sich unter Ausklammerung Deutschlands einigen, die deutsche Frage ungelöst versteinern lassen?"

 

Als wir im vorigen Jahr den Tag der Deutschen in Berlin begingen, befand sich der Bundeskanzler gerade in Moskau. Heimkehr der Kriegsgefangenen, diplomatische Beziehungen zwischen Moskau und Bonn: eine gewisse Hoffnung war es doch, die uns alle belebte. Vielleicht käme nun alles in Fluss … Heute aber ist die so lange angekündigte deutsche Note an den Kreml weiter nichts als die Bestätigung völlig festgefahrener Fronten.

 

Und noch etwas warf seinen Schlagschatten auf diesen Tag der Heimat: Äußerungen und Publikationen aus dem westlichen Lager, vom falschen Zungenschlag Außenminister Brentanos über die Aufforderung McCloys, uns endlich abzufinden, bis zu dem geschichtsfälschenden Elaborat der Engländerin Wiskemann. All das, was — ob wohlwollend oder böse gemeint — darauf hinausläuft, wir sollten nun endlich Ruhe geben.

 

Wir Heimatvertriebenen haben uns mit aller Schärfe gegen derartige „Ratschläge" gewandt. „Selbstbestimmung auch für Deutsche", — unter diesem Wort stand der Berliner Tag der Heimat. Als wir uns am Sonnabendabend um das Mahnmal am Reichskanzlerplatz versammelten, das die Inschrift „Freiheit, Recht, Friede" trägt, da schien unter diesen drei Worten im zuckenden Schein der Fackeln das Wort „Recht" besonders scharf hervorzutreten. Freilich, und das wurde am Sonntag dann auch ausgesprochen, gibt es kein ewiges Recht. Es gibt keinen Anspruch, der einfach aus sich bestehen bleibt, ohne dass der Inhaber dieses Anspruchs sich immer wieder um ihn bemüht. Die Mahnung ist ein Begriff des bürgerlichen Rechtes, selbst klare Schuldtitel in Mark und Pfennigen verjähren, wenn die Forderung nicht angemahnt wurde.

 

Und welch eine gigantische Rechtsforderung ist der deutsche Osten!

 

Was ist nun zu tun? Immer wieder stellt der Tag der Heimat diese Frage. Er beantwortet sie auch, doch indem er sie beantwortet, zeigt sich jedes Mal wieder, dass eigentlich noch alles zu tun ist.

 

Einmal: noch häufigere, noch eindringlichere Appelle an die Öffentlichkeit, — dazu fordert gerade eine so gelungene Kundgebung wie die am vergangenen Sonntag auf, zu der die Tausende und aber Tausende aus Berlin und der Sowjetzone zusammenströmten. Zum anderen: verstärkter Kontakt von Mensch zu Mensch, enger das Band zwischen den Landsleuten geknüpft, unter uns hier im Westen, besonders aber auch zwischen uns und den Landsleuten in Mitteldeutschland. Beides zusammen, die auf Fernwirkung angelegte Aufklärungsarbeit und die intime Arbeit an menschlichen Kontakten, wird unseren Ruf nach Rückgabe der Heimat zu einer Volksbewegung werden lassen, über die man auch an Konferenztischen nicht zur Tagesordnung übergehen kann.

 

Was die Presse- und Rundfunkarbeit, die Vertretung unserer Interessen im Parlament die Aufklärung der öffentlichen Meinung auch im Ausland anbetrifft, so kann auf diesen Gebieten nie zu viel, vor allem aber nie gut genug gearbeitet werden, — allerdings immer nur von einzelnen, wenn sie auch vom Vertrauen der Landsmannschaft getragen sein müssen. Das andere aber ist unser aller Aufgabe.

 

Und wie?

 

Nennen wir nur ganz grob dreierlei: Briefe, Päckchen, Einladungen. Unsere Berliner Landsmannschaft hatte zum Tag der Heimat als spezielle Gäste dreißig Landsleute aus der Zone geladen (die Älteste war 74 und kam über vierhundert Kilometer weit aus dem Thüringischen angereist). In einer dreistündigen Omnibusfahrt zeigten wir ihnen das aufbauende West-Berlin („das gibt Hoffnung, das gibt Mut", sagten sie), wir tranken zusammen Kaffee, unser Referent für Heimatfragen, Herr Roddeck, zeigte ihnen, mit Anekdoten und Scherzen gewürzte Lichtbilder aus der Heimat, dann bewirteten wir sie mit einem herzhaften Abendessen, es herrschte Feststimmung. Wir haben es den Gesichtern angesehen und es ausgesprochen gehört, dass dieser Tag Auftrieb für Monate gegeben hat. Das war der Tag der Heimat mit seiner intimen Seite. Und wenn die Landsmannschaft sich dreißig Gäste einlädt, so kannst du — und du — dir einen einladen.

 

Alles, was wir tun, — und auch darüber nachzudenken gab der Tag der Heimat Anlass —, bleibt unfruchtbar, wenn eines fehlt, nämlich der Wille zur Rückkehr. Wie steht es mit dem Rückkehrwillen? So fragen die Nichtvertriebenen skeptisch, so fragt das Ausland, so fragen alle, die uns Vertriebenen gegenüber im Grund ein schlechtes Gewissen haben und die nun gerne hören wollen, mit diesem Rückkehrwillen sei es nicht weit her. Auch der Sender Freies Berlin stellte diese Frage in einer Sendung, zu der er verschiedene Sprecher der Landsmannschaften ins Funkhaus geladen hatte. Die Antwort lautete, dass der Rückkehrwille keineswegs nachgelassen habe, wenn er auch da und besonders in Fällen wirtschaftlichen Wohlergehens „verdeckt" sei.

 

Immerhin müssen wir uns prüfen, jeder einzelne. Denn dieser Wille zur Rückkehr ist das große unersetzbare Kapital der Heimatvertriebenen. Bewahren wir es, pflanzen wir es in die Herzen der nachwachsenden Generation ein. Es ist Treibstoff für den Motor der Weltgeschichte.

 

Seite 2   Die Vereinigten Staaten und Preußen. Von Dr. Oskar L. Lipsius

Es gehört zu den tragischsten Entwicklungen der Geschichte, dass die Vereinigten Staaten von Amerika, die mit Preußen von ihrer Begründung an in freundschaftlichen Beziehungen verbunden waren, schließlich im zwanzigsten Jahrhundert dazu beitrugen, dass dieses Preußen von der Karte Deutschlands und Europas gelöscht wurde.

 

Wohl wurde und wird in den Vereinigten Staaten das Gedächtnis des preußischen Generals von Steuben, der als Generalquartiermeister der Armee Washingtons wesentlich zum Entstehen der Vereinigten Staaten als freier und unabhängiger Nation beitrug, in hohen Ehren gehalten. Aber man ließ in diesem Jahrhundert außeracht, dass eben die Grundsätze der Zucht und Ordnung, des Dienstes und der Pflichterfüllung für das Gemeinwesen, die nicht zuletzt durch das Wirken von Steubens zum Gemeingut in den revolutionären Streitkräften der jungen amerikanischen Nation wurden, preußische Grundsätze waren, die weiterwirkten in der Geschichte beider Länder. Und ebenso geriet es in Vergessenheit, dass niemand anders als Friedrich der Große als einer der ersten europäischen Fürsten die Vereinigten Staaten anerkannte, indem Preußen einen bahnbrechenden Handelsvertrag mit dem neuen kraftvollen Staate jenseits des Ozeans schloss, einen Vertrag, der zugleich die Freiheit der Meere anerkannte und der überhaupt beispielgebend für zahlreiche weitere Verträge zwischen den Vereinigten Staaten und europäischen Staaten gewesen ist. Es war Benjamin Franklin, der damals nach Berlin reiste, um diese Verbindungen auszubauen und zu festigen, wie auch der nachmalige amerikanische Präsident John Quincey Adams auf einer Reise durch Preußen Eindrücke gewann, die ihn in seinen „Letters on Silesia" (Briefe über Schlesien) zu lebhaften Lobeserhebungen über das sorgsam und weitschauend vom großen Preußenkönig aufgebaute Bildungs- und Schulwesen veranlassten.

 

Es war kein Zufall, dass die „Väter der Vereinigten Staaten" ein so lebhaftes Interesse an den Entwicklungen in Preußen nahmen; denn vieles verband beide Länder über die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen hinaus. Beide Staaten waren weithin durch Pioniertaten von Generationen fleißiger und tapferer Siedler entstanden oder dehnten sich aus, indem Trecks in Gebiete zogen, die von ihnen urbar gemacht und der Zivilisation angeschlossen wurden. Beide Staaten boten denen Zuflucht, die um ihres Glaubens willen eine neue Heimat suchten wie Preußen und die Vereinigten Staaten gleichermaßen zum Hort der Toleranz wurden. Aber nicht nur das: Beide Staaten sahen sich dem gleichen Problem der Assimilierung von Zuwanderern gegenübergestellt, und sie lösten es in ähnlicher Weise: Indem sie jeder „ethnischen Gruppe" die Freiheit der Sprache und der volkstümlichen Sitten und Gebräuche ließen und allein die selbstverständliche Loyalität gegenüber dem staatlichen Gemeinwesen forderten.

 

Weder Preußen, noch die Vereinigten Staaten waren Nationalstaaten in jenem Sinne, wie sie dann im 20. Jahrhundert entstanden. Beide lehnten eine jedwede „Zwangsangleichung" ab, sondern überließen es im Bewusstsein ihrer geistigen Ordnungskraft jedem einzelnen, sich einzufügen auch in die Lebensweise der Mehrheit der Staatsbürger. So waren sowohl die Preußen wie auch die Amerikaner „werdende Nationen", und sie waren stolz darauf, dass das Gemeinwesen als solches so stark ausgleichend wirkte, dass immer wieder aus Einwanderern der früheren Generationen und späterhin Zuwandernden oder durch politische Entwicklungen Inkorporierten „Neustämme" entstanden. Nur dass diese Entwicklung in Preußen lange Jahrhunderte begann, bevor Amerika überhaupt entdeckt worden war: In jener Zeit, als deutsche und westeuropäische Ritter, Bürger und Bauern nach Osten zogen, um Ostpreußen für das Christentum zu gewinnen, wobei es zwar ebenso zu heftigen Kämpfen kam wie sie späterhin die Pioniere im amerikanischen Westen mit den Ureinwohnern zu führen hatten, jedoch mit dem Unterschiede, dass in Preußen diese Ureinwohner nicht in „Reservationen" zusammengefasst wurden, sondern vielmehr der Angleichungsprozess unverzüglich einsetzte, nachdem die Pruzzen das Christentum angenommen hatten. Diese Angleichung — die später und besonders heute von der polnischen Agitation als „Germanisierung" aufs schärfste verurteilt wird — war in Wirklichkeit der Stolz Preußens, wie die „Amerikanisierung" der Einwanderergruppen der Stolz der Vereinigten Staaten ist.

 

Umso tragischer war es, dass gerade die Vereinigten Staaten sich — veranlasst insbesondere durch die Einflüsse einer Bevölkerungs- und Wählergruppe, die sich in den USA nur sehr schwer angleichen ließ — gegen Ende des Ersten Weltkrieges dazu herbeiließen, den „ethnischen Nationalismus" der Ostvölker zu fördern, indem sie ihn zugleich als Kriegswaffe gegen die Mittelmächte einsetzten. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn hier darauf hingewiesen wird, dass diese Förderung des polnischen Nationalismus eines Roman Dmowski — der von Hause aus Biologe war — den besten Traditionen Amerikas scharf zuwiderlief. Dieser „biologische Nationalismus", der entstanden war, als Polen durch Schuld und Schicksal die Eigenstaatlichkeit eingebüßt hatte, stand dem preußischen — und österreichischen — Staatsdenken und Staatsbewusstsein in unversöhnlicher Feindschaft gegenüber. Und so war es eine der dunklen Stunden der Geschichte, als der amerikanische Präsident Wilson als Vertreter einer „zusammenwachsenden Nation" in Versailles den Tendenzen Vorschub leistete, die auf eine Unterbringung eben desselben Prozesses in Preußen abzielten, der sonst binnen eines halben Jahrhunderts in voller Freizügigkeit und Freiwilligkeit vollendet worden wäre.

 

Doch damit nicht genug: Dadurch, dass — ohne jede Abstimmung, allein auf Grund von Sprachkarten — östliche preußische Landesteile abgetrennt und zugleich die Donaumonarchie zerschlagen wurde, wurde nunmehr Preußens Tradition geschwächt bis zu einem Ausmaße, dass nun das Streben nach einem „Nationalstaat der erreichbaren Menschen deutscher Zunge" eine „schreckliche Gesetzmäßigkeit" — wie dieser Tage ein kluger Beobachter schrieb — gewann. Was dann geschah, war sicherlich nicht nur fernere zwangsläufige Auswirkung jener Maßnahmen und Ereignisse, aber es führt doch eine gerade Linie von dorther bis zu den Abkommen von Jalta und Potsdam, wo das „ethnische Prinzip" sogar zur „Begründung" der größten Massenaustreibung von Menschen in der Geschichte der Menschheit diente.

 

Diese Erinnerung an vergangene Irrtümer und tragische Verwicklungen soll nichts sein als Warnung und Mahnung zugleich: Eine Warnung vor den Bestrebungen des östlichen „ethnischen Nationalismus", der von großen Gruppen amerikanischer Staatsbürger polnischer Herkunft unterstützt wird, obwohl er zudem heute in Vermischung mit weltrevolutionären Ideologien in Erscheinung tritt. Eine Mahnung an Deutschland und Amerika, sich auf die Gemeinsamkeiten zu besinnen und die echten Traditionen zu pflegen, die allein die Gewähr dafür bieten, dass eines Tages doch die Folgen des Krieges gelöscht werden können und damit ein wahrhafter Frieden in Europa und der Welt herbeigeführt wird.

 

Man sollte deshalb auch niemals vergessen, dass die deutsch-amerikanische Freundschaft in der Geschiebe einen festen Grund hat, der nicht allein von dem General Steuben gelegt wurde, sondern vor allem durch jenen Handels- und Freundschaftsvertrag von 1785, der von König Friedrich und dem Philosophen der amerikanischen Revolution in Potsdam abgeschlossen wurde und der überdies die Anfänge des kodifizierten modernen Völkerrechts bedeutet.

 

Seite 2   Eine unmissverständliche Sprache. Die bedeutungsvolle Erklärung der amerikanischen Steuben-Gesellschaft

Die feierliche Erklärung der politisch so bedeutsamen amerikanischen Steuben-Gesellschaft, die wir in der letzten Folge veröffentlichten, ist in weitesten Kreisen unserer Landsleute mit großer Genugtuung aufgenommen worden. Sie wird überall als Zeichen dafür gewertet, wie wichtig und wertvoll es ist, wenn von deutscher Seite auch in den Vereinigten Staaten die Öffentlichkeit über die großen Schicksalsfragen unseres Volkes aufgeklärt wird. Die Besuche ostpreußischer Persönlichkeiten in den USA und die Tätigkeit einer ständigen ostpreußischen Vertretung in dem großen verbündeten Land haben manche Gelegenheit geschaffen, mit wichtigen Persönlichkeiten des amerikanischen politischen Lebens zu sprechen. Es wäre sehr zu wünschen, wenn auch die diplomatischen und konsularischen Vertretungen der Bundesrepublik hier in Zukunft weit mehr Aktivität zeigen würden. Die Zahl der Amerikaner und auch der USA-Staatsbürger deutscher Herkunft, die bisher allzu wenig sachlich über die deutsche Problematik, vor allem über die Fragen der Wiedervereinigung und der künftigen deutschen Ostgrenze unterrichtet wurden, ist groß.

 

Die Erklärung der amerikanischen Steuben-Gesellschaft, die mit unübertrefflicher Deutlichkeit die wahre Lage beleuchtete, und die, wie seinerzeit der Abgeordnete Reece, den unabdingbaren Anspruch der vertriebenen Ostdeutschen auf ihre Heimat unterstrich, kann kaum überschätzt werden. Es ist bekannt, dass gerade die polnischen Emigranten in den USA eine äußerst rege Agitation betreiben. Man weiß, dass diese Kreise sich nicht scheuen, einen Druck auf amerikanische Politiker auszuüben, den wohlbegründeten Rechtsanspruch der Deutschen preiszugeben. Die Steuben-Gesellschaft, die den verpflichtenden Namen eines um die Gründung und Sicherung der Vereinigten Staaten hochverdienten preußischen Offiziers trägt, hat mit allem Nachdruck betont, dass es das Ziel Warschaus ist, die gewaltsame Annektion urdeutscher Provinzen, wie Ostpreußen, Pommern und Schlesien, und die brutale Austreibung von Millionen von Deutschen zu betreiben. Loyale amerikanische Staatsbürger deutscher Herkunft, die den politischen Willen von mehr als zwölf Millionen vertreten, haben mit großem Ernst darauf hingewiesen, dass Amerika, wenn es nicht den von ihm beschworenen Gesetzen und Verträgen untreu werden will, niemals seine Hand dazu bieten darf, aus Unrecht Recht zu machen und die völlig willkürliche Oder-Neiße-Linie hinzunehmen. Solche Worte können gerade auch im Jahr des Präsidentschaftskampfes von den USA-Politikern nicht überhört werden.

 

Es ist in der großen Union bekannt, dass die amerikanischen Staatsbürger deutscher Abstammung in jeder Stunde der Gefahr ihrem Lande treu gedient haben. Kein Amerikaner, der die Geschichte seines Landes kennt, hat vergessen, dass Friedrich Wilhelm von Steuben schon in den Tagen des amerikanischen Freiheitskampfes dem Staatsgründer und ersten Präsidenten George Washington als umsichtiger Stabschef die leistungsfähige Armee der jungen Nation geschaffen hat. Der einstige Wohnsitz dieses großen deutschen Helfers für Amerika, der ursprünglich als preußischer Offizier noch unter den Fahnen Friedrichs des Großen diente, ist vor einigen Jahrzehnten zum Nationalheiligtum erklärt worden.

 

Wie Steuben, wie Karl Schurz und alle anderen großen Deutschen, die den USA in Krieg und Frieden höchste Dienste leisteten, so fühlt auch die amerikanische Steuben-Gesellschaft die Verpflichtung, alles zu tun, um der Wohlfahrt der Union zu dienen und die für beide Nationen so wichtigen freundschaftlichen Beziehungen zu vertiefen. Man hat nicht mit Unrecht gesagt, dass die Amerikaner deutscher Herkunft in der Vergangenheit politisch oft allzu bescheiden und zurückhaltend auftraten. Die große Hauptversammlung der Steuben-Gesellschaft beweist aber, dass die bedeutsamste und angesehenste Vereinigung des Deutsch-Amerikanertums auch ihre aktuellen Aufgaben im Dienste des Friedens und der Erhaltung des Völkerrechts wohl erkennt. Für ihre letzte Erklärung haben wir ihr alle zu danken. Wir wissen, dass sie eine wichtige politische Tatsache ist.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Die politischen Ferien in Bonn sind zu Ende. Die Bundestagsausschüsse haben ihre Arbeit wieder begonnen. Bundeskanzler Adenauer ist wieder nach Bonn zurückgekehrt.

 

Die Antwort Moskaus auf das Deutschland-Memorandum der Bundesregierung wird in Bonner politischen Kreisen schon für die nahe Zukunft erwartet.

 

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Müller-Hermann, ein gebürtiger Königsberger, sprach sich in Hamburg für die Entsendung einer deutschen Parlamentsdelegation nach Moskau aus. Er erklärte, er sehe nicht ein, warum man einer solchen Einladung nicht folgen solle. Im Übrigen müsse selbstverständlich vor jeder Politik der Leichtgläubigkeit gegenüber der Sowjetunion gewarnt werden.

 

Der bisherige amerikanische Botschafter in Bonn, James Conant, kündigte seinen Rücktritt für Ende des Jahres an. Er wolle nur bis zum Ablauf der gegenwärtigen Regierungsperiode Eisenhowers amtieren Conant war viele Jahre Präsident einer großen amerikanischen Universität.

 

Die Lieferung von 2383 Flugzeugen für die neue Bundeswehr sieht das erste Beschaffungsprogramm des Verteidigungsministeriums vor. 682 Maschinen werden von den USA als Geschenk oder Leihgabe gestellt.

 

Der Prozess gegen den früheren Feldmarschall Schörner wird wahrscheinlich Ende des Jahres beginnen. Schörner werden von der Anklage zunächst ein Verbrechen des Totschlags und zwei Verbrechen der Anstiftung zum Totschlag zum Vorwurf gemacht. Gleichzeitig soll der frühere Generalleutnant von Treskow angeklagt werden.

 

Die DLG-Wanderausstellung in Hannover fand in der Öffentlichkeit größtes Interesse. Schon am Eröffnungstage waren über 100 000 Besucher zu verzeichnen.

 

Ein erster großer amerikanischer Kredit der amerikanischen Exportbank für die deutsche Industrie wurde soeben in Washington bewilligt. Der Kredit in Höhe von 42 Millionen DM ist für die August-Thyssen-Hütte bestimmt.

 

Der Frauenüberschuss in der Bundesrepublik sinkt. Immerhin kamen 1955 auf tausend Männer 1123 Frauen. In den Jahrgängen bis 28 Jahren herrscht ein Gleichgewicht der Geschlechter.

 

Die Arbeitslosigkeit sinkt weiter. Nur noch 2,5 Prozent aller deutschen Arbeitnehmer waren Anfang September erwerbslos. Bei 41 westdeutschen Arbeitsämtern sank die Arbeitslosigkeit unter ein Prozent.

 

Für eine Fünftagewoche bei den Behörden mit vierzigstündiger Arbeitszeit setzt sich der Deutsche Gewerkschaftsbund ein. Er forderte den Bundestag auf, in das neue Beamtenrechtsgesetz entsprechende Bestimmungen aufzunehmen.

 

Über einen großen Mangel an Turnhallen und Spielplätzen für die Jugend klagt der Deutsche Sportbund. Er weist darauf hin, dass elf Jahre nach Kriegsende sechzig Prozent aller höheren Schulen noch immer keine Turnhalle oder einen ausreichenden Sportplatz besitzen.

 

Ein neuer Rekordstand der Flucht aus der Sowjetzone war im August zu verzeichnen. 27 522 flüchteten in diesem Monat nach Westdeutschland. Auch die Zahl der Jugendlichen, die die Sowjetzone verließen, ist weiter erheblich gestiegen. Es kamen auch viele ehemalige politische Häftlinge nach West-Berlin und in die Bundesrepublik.

 

Mit den Zuständen in der Sowjetzone will sich der Untersuchungsausschuss des amerikanischen Parlaments eingehend befassen. Der Leiter der Berliner „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit" wird zu dieser Frage den amerikanischen Abgeordneten einen eingehenden Bericht vortragen.

 

Sonderbriefmarken für die Ferienaktion Berliner Kinder wird die Bundespost Anfang 1957 herausbringen. Die Wohlfahrtszuschläge der Marken werden als geschlossener Fonds für die Ferienhilfe rechtzeitig vor dem nächsten Sommer zur Verfügung gestellt.

 

Die Gerichtsverhandlung gegen Teilnehmer des Posener Aufstandes hat begonnen. Der rotpolnische Regierungschef erklärte, man wolle bei diesen Verhandlungen die „Gesetze streng beachten", ausländische Beobachter würden jedoch nicht zugelassen.

 

Die Abschaffung der Fünfjahrespläne in Rotpolen kündigte der Warschauer Ministerpräsident Cyriankiewicz an. Er erklärte, das Warschauer Regime wolle sich bemühen, ausländische Kredite zu erhalten, künftig Jahrespläne dem Parlament vorlegen und eine Erhöhung der unzureichenden Löhne für 3,2 Millionen Arbeiter und Angestellte zu erreichen.

 

Der sogenannte „Stalin-Friedenspreis" der Sowjetunion wird umgetauft. Moskau kündigte an, dass die bisherigen Stalinpreise künftig als „Lenin-Preise" vergeben werden.

 

Wegen starken Mangels an Landarbeitskräften hat das Moskauer Regime, wie britische und holländische Korrespondenten melden, größere Truppenteile der Roten Armee für die Ernte in Sibirien und in anderen sowjetrussischen Ländern in Asien abkommandiert.

 

Durch die letzten Truppentransporte Frankreichs nach Zypern haben die dort stationierten französischen Einheiten bereits die Stärke einer Division erreicht.

 

Riesige Taifun-Schäden werden aus Ostasien gemeldet. In Japan erlitten vor allem kleinere Inseln schwere Verwüstungen. Auch die Hauptstadt der Philippinen wurde teilweise überschwemmt.

 

Seite 3   Viertausend Blumensträuße. Der Tag der Heimat am Göttinger Ehrenmal.

Zwei Fotos: Von weither waren viele Ostpreußen gekommen, um an dem Tag der Heimat in Göttingen teilzunehmen. Das Bild links: Landsmann Otto Labeth aus Stalupen, Kreis Gumbinnen, mit seiner Gattin vor der Namensschleife des gefallenen Sohnes; das Ehepaar hatte den weiten Weg von Siegburg im Rheinland nach Göttingen gemacht, um hier des Sohnes und der Heimat zu gedenken. — Die Aufnahme rechts: Der stellvertretende Sprecher unserer Landsmannschaft, Strüvy (links) mit dem Vorsitzenden der Gruppe Göttingen, Landsmann Woelke.

 

Seit Jahren schon gehört die eindrucksvolle Gedenkstunde am Fuße des Ehrenmals das für die gefallenen ostpreußischen und niedersächsischen Soldaten im Göttinger Rosengarten errichtet worden ist, mit zu den herausragendsten und bewegendsten Feiern, die am Tag der Heimat im Bundesgebiet stattfinden. Ein besonderes Gesicht erhält die Feier der Göttinger Ostpreußen vor allem auch durch die innere Teilnahme unzähliger ostpreußischer Landsleute aus aller Welt — aus West- und Ostdeutschland, aus dem Ausland und aus Übersee —, die zum Tag der Heimat ihrer gefallenen Männer, Söhne, Brüder und Schwestern durch Blumensträuße gedenken. Diese Sträuße werden dann von der ostpreußischen Kreisgruppe in Göttingen, von deren Vorsitzendem, Landsmann Woelke, der Plan zu dieser schönen Aktion stammt, mit einer Namensschleife versehen und zu großen, bunten Blumenteppichen vor dem Ehrenmal im Göttinger Rosengarten ausgelegt.

 

Über viertausend solcher Sträuße mit den Namen der Toten lagen diesmal am Tag der Heimat in farbenprächtigen Blumenbeeten zusammen und bildeten mit der schwarz-weißen Preußenfahne zwischen den Fahnen der Bundesrepublik und Niedersachsens um das Ehrenmal herum das feierliche Bild für die Veranstaltung, zu der Tausende von Ostpreußen aus Göttingen und Umgebung, dazu aus anderen Gegenden Deutschlands mit den Vertriebenen anderer Landsmannschaften und auch vielen Einheimischen zusammengekommen waren.

 

Strahlender Sonnenschein lag auf der schönen Anlage vor dem Ehrenmal, als der aus Allenstein stammende Pfarrvikar Schaffrin, die erste Predigt des Gottesdienstes zur Eröffnung des Tages der Heimat hielt. „Ich bin froh, dass ich als Landsmann zu Euch hier sprechen kann", rief der Vikar den vielen Ostpreußen zu. Er sprach von der ostpreußischen Heimat und von der Schuld, die auch mancher Deutsche auf sich geladen habe. Er ermahnte seine Landsleute, immer an die ostpreußische Heimat zu denken, aber auch zu versuchen, mit der neuen Umwelt fertigzuwerden, in die Gottes Wille die Vertriebenen gestellt hat.

 

Superintendent Grote aus Winsen (Luhe), der anschließend für die evangelische Kirche sprach, begann: „Gott möge dem deutschen Volk sein Recht auf Heimat erhalten!" Gerade dem ostpreußischen Land mit seinen zweieinhalb Millionen Vertriebenen sei eine Tradition geschenkt, die stärker sei, als alle augenblickliche schwere Not. Auf die historische Entwicklung und Berufung des Glaubenslandes Ostpreußen eingehend, sprach er die Hoffnung aus, dass über die jetzt versteppten Fluren Ostpreußens dereinst wieder der Klang der deutschen Glocken erklingen möge. „Gott hat Ostpreußen angesehen", so sagte er, „und gesehen, dass dieses Volk sein Volk ist, dieses Land, das von der ersten Stunde der Ordensritter bis zuletzt ein großes, gewaltiges Glaubensland war!"

 

Nach diesem von Chorliedern des Singkreises Ostpreußen aus Bad Harzburg umrahmten Gottesdienst hielt der aus Königsberg stammende Generalmajor a. D. Dethleffsen die Festansprache zur Totenehrung. Nirgendwo in Deutschland sei es so offenbar geworden, dass der Einsatz der Soldaten und ihr Tod der Verteidigung der Heimat und Deutschlands gegolten habe, wie gerade in Ostpreußen, wo schon nach dem Ersten Weltkrieg jedem Besucher des Landes die unzähligen Soldatenfriedhöfe auffielen und wo auch im Zweiten Weltkrieg die deutschen Menschen das höchste Opfer gebracht haben, dessen sie fähig waren. „In Ostpreußen hat der Opfergang des deutschen Volkes seinen sichtbaren und stärksten Ausdruck gefunden. Stünden wir heute in unserer Heimat auf einem ostpreußischen Soldatenfriedhof, dann wäre es nicht schwer, über das Opfer unserer Toten zu sprechen", sagte der Redner. „Dann brauchten wir nur über unsere Landschaft zu blicken, und wir wüssten, wofür sie gestorben sind, wir wüssten, dass ihr Opfer nicht vergebens war. Aber heute, im Anblick des zweigeteilten Deutschland und des abgetrennten deutschen Ostens kommt uns die Versuchung, zu sagen, sie seien umsonst gefallen. Ob sie wirklich umsonst gestorben sind, hängt nur von uns ab, die heute leben, weil sie fielen, ihr Tod hatte für uns dann einen Sinn, wenn wir ihr Vermächtnis erkennen und unser Handeln danach ausrichten. Sie starben für unsere, für ihre Heimat“. Wir dürfen deshalb niemals unsere Heimat aufgeben. Das Recht auf Heimat und Selbstbestimmung gehört zu den unveräußerlichen Lebensrechten der Menschheit. Deshalb ist ein Verzicht auf den deutschen Osten, wie er in einigen westlichen Kreisen erwogen zu werden scheint, niemals eine Basis für den Frieden oder die Voraussetzung für die Wiedervereinigung Deutschlands. „Wir sind zu Opfern politischer und wirtschaftlicher Art bereit, aber niemals darf dieses Opfer im Verzicht auf die Heimat liegen!" Der Redner appellierte an jeden einzelnen, mitzuhelfen, in unserem Volk die Voraussetzungen für die Forderung auf Rückkehr in die Heimat zu schaffen. Wir müssen bereit sein, unserem Volk um der Sache willen zu dienen.

 

Totenstill war es dann auf dem weiten Platz, als unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden über vierzig Kränze in langer, feierlicher Reihe von den Abordnungen und Vertretern der ostpreußischen und niedersächsischen Traditionsverbände, der Landsmannschaften und Vertriebenengruppen durch das Spalier der vielen hundert ergriffenen Menschen getragen und am Ehrenmal niedergelegt wurden, als erster ein Kranz der Landsmannschaft Ostpreußen, den das Mitglied des Bundesvorstandes, Landsmann Strüvy, am Sockel des Denkmals niederlegte. Kameraden aus der Sowjetzone waren die Träger eines Kranzes, den die ehemaligen Angehörigen einer ostpreußischen Division dem Gedächtnis der Gefallenen gewidmet hatten. Auf den Schleifen der vielen Kränze, die das Rund des Ehrenmals vollkommen bedeckten, sah man Widmungen der ostpreußischen Kreise, der Ortsgruppen und Burschenschaften, ebenso wie die der Landsmannschaft Schlesien, des Verbandes der Soldaten und einzelner Divisionen. In stillem Gedenken verweilten anschließend die Ostpreußen vor dem Ehrenmal ihrer Gefallenen und vor den Kränzen und den Blumenteppichen; viele waren von weither gekommen, um in dieser Stunde an dieser Stätte der Ostpreußen ihrer geliebten Heimat und ihren nicht mehr unter den Lebenden weilenden Lieben nahe zu sein.

 

Dass diese große Feierstunde in einer derart eindrucksvollen, bewegenden und würdigen Weise begangen werden konnte, ist in erster Linie der ostpreußischen Kreisgruppe in Göttingen und ihrem ersten Vorsitzenden, Landsmann Woelke, zu danken. Die Tätigkeit dieser Gruppe, die auch den diesjährigen Tag der Heimat zu einem bei allen Teilnehmern sicher lange nachklingenden Erlebnis gestaltete, ist vorbildlich. Aus kleinsten Anfängen hat Landsmann Woelke in Göttingen eine Kreisgruppe entwickelt, die mit ihren über viertausend Mitgliedern nicht nur zu den zahlenmäßig stärksten in der Bundesrepublik gehört, sondern auch zu den Aktivsten. Noch vor dem vollen Wirksamwerden der Bruderhilfe Ostpreußen zum Beispiel haben die Göttinger Landsleute ein Notwerk für unsere in der Heimat zurückgehaltenen Ostpreußen geschaffen, für das damals ostpreußische Studenten von Haus zu Haus zogen und die vielen Spenden von Kleidern und Gebrauchsgegenständen abholten. Diese beispielhafte, aktive Einstellung der Ostpreußen zur landsmannschaftlichen Arbeit führte schon früh zur Gründung einer von zahlreichen Landsmannschaften in Göttingen getragenen Kreisgruppe des Verbandes der Landsmannschaften, zu deren erstem Vorsitzenden Landsmann Woelke ebenfalls gewählt wurde. Auch auf der Landesebene hat Landsmann Woelke viele Kreis- und Ortsgruppen der verschiedenen Landsmannschaften zu Arbeitsgemeinschaften zusammengeschlossen.

 

„In Göttingen reicht auch der größte Saal nicht aus", meinte Landsmann Woelke, „um alle die Ostpreußen zu fassen, die an unseren Treffen und Feiern teilnehmen wollen! Wir müssen immer auf gutes Wetter hoffen“. Der vergangene Sonntag, der Tag der Heimat, brachte dieses gute Wetter; er war einer der schönsten und sonnigsten Spätsommertage dieses Jahres. Aber über diese äußere Voraussetzung hinaus war diese Feier von dem Geist getragen, der würdig war dem Andenken unserer Toten und dem Erbe und der Verpflichtung unserer Heimat.

 

Seite 3   Ein Anruf der Heimat. Die Ostpreußenschau auf der Wanderausstellung der DLG in Hannover

Foto: Das Modell der Marienburg in der Eingangshalle der Ostpreußenschau in Hannover steht da als ein Beispiel der zahlreichen Burgen und Dome unserer Heimat Aufnahmen und graphische Darstellungen an den Wänden zeigen, in welcher Form man den Besuchern einen Eindruck von dem Charakter und der Bedeutung Ostpreußens zu geben versucht.

 

Foto: Ordenskreuz und Elchschaufel, Symbole unserer Heimat, stehen zu beiden Seiten des Einganges unseres Ostpreußen-Pavillons bei der DLG-Schau in Hannover.

 

Am Sonntag, dem 9. September, wurde auf dem Messegelände in Hannover die diesjährige Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft feierlich eröffnet. Schon vom frühen Morgen an, als in Zelten und Hallen noch die letzten Hammerschläge getan wurden, strömten die Besucher aus Stadt und Land in unübersehbarer Zahl durch die Tore der Ausstellung.

 

Strahlender Sonnenschein lag über dem Messegelände, als Bundesernährungsminister Lübke die Ausstellung eröffnete. Zum Schluss seiner Ansprache sagte der Minister: „Das einzige, was neben den Naturkatastrophen schwer auf uns lastet, ist die Frage nach unseren Brüdern im Osten. Herr von Kessel sagte heute, am Tage der Heimat, dass an diesem Tage auch auf der DLG-Ausstellung ein Hinweis notwendig wäre, dass ganz Deutschland den Tag herbeisehnt, an dem die DLG-Ausstellungen wieder für ganz Deutschland veranstaltet werden. Das kann ich von der Bundesregierung her nur auf das Wärmste unterstreichen. Ich bitte auch unsere Gäste aus Mitteldeutschland, versichert zu sein, dass mit allem, was die Bundesregierung in der Politik in Ost und West tut, was auch mit der neuen Note wieder versucht wird, dass alles das darauf abgestellt ist, diesen Tag der Wiedervereinigung so bald wie möglich herbeizuführen“.

 

Zum ersten Mal zeigte die Landsmannschaft Ostpreußen auf dieser Wanderausstellung in zwei Hallen eine Ostpreußenschau. Durch das Entgegenkommen der DLG und der Firma Mannesmann war es möglich gewesen, diese repräsentative Schau an einem Brennpunkt der Ausstellung, im Mannesmann-Pavillon in der Bonner Straße, den Besuchern nahezubringen.

 

Am Eröffnungstage wehte, weithin sichtbar, die Fahne der Landsmannschaft an der gläsernen Halle, deren Eingang von den Symbolen der Landsmannschaft, Elchschaufel und Ordenskreuz auf schwarzweißem Schild flankiert wird.

 

Der Besucher sieht zunächst in der Eingangshalle ein großes Modell der Marienburg. Licht flutet durch die gläsernen Wände der Halle über die Nachbildung des schönsten und wuchtigsten Bauwerks des deutschen Ostens; nichts Störendes lenkt die Aufmerksamkeit ab.

 

Aufnahmen von der Landschaft und von ostpreußischen Städten sind gegenübergestellt einigen neuen Fotos aus unseren Tagen, die den Unterschied vor Augen führen zwischen gestern und heute. Sie sollen zeigen, was aus unserem Ostpreußen unter fremder Herrschaft geworden ist. Sie sollen zum Nachdenken zwingen, nicht nur den Landsmann, der ja weiß, was er verloren hat und was er nie aufgeben darf in seinem Herzen, sondern auch den Fremden, der wenig weiß von diesen Dingen.

 

Auf graphischen Darstellungen wird die Geschichte Ostpreußens lebendig. Hier hat Museumsdirektor Dr. Nadolny dargestellt, was auf engstem Raum eine klare Übersicht ermöglicht. Das alte Bauernland Ostpreußen, der ostdeutsche Siedlungsraum, die geschichtliche Bedeutung des Deutschen Ritterordens, die Geschichte der einzelnen Siedlergruppen, ihre Ursprungsländer und ihre Verteilung im ostpreußischen Raum, die einzelnen ostpreußischen Landschaften, der Anteil der ostpreußischen Arbeitskräfte an der westdeutschen Industrie, — diese Darstellungen geben ein anschauliches Bild vom Werden und Wachsen dieses deutschen Landes. Auf einer großen Tafel in der Eingangshalle finden wir in langer Reihe die Namen der großen Söhne Ostpreußens, deren Wirken aus der abendländischen Kultur und Geschichte nicht wegzudenken ist.

 

Der Mittelgang enthält weiteres Anschauungsmaterial über wirtschaftliche Fragen, Hinweise auf ostpreußisches Schrifttum und einige Jagdtrophäen.

 

In der zweiten Halle fällt der Blick zunächst auf die große Innenwand mit Trophäen aus Ostpreußens berühmten Jagdrevieren, Trophäen, die als kostbarer Besitz aus der Heimat gerettet worden sind und deren Wucht und Schönheit der Westen nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hat. Schauwände gegenüber geben auf übersichtlichen Tafeln knapp und überzeugend dargestellt, einen Überblick über die Leistungen der ostpreußischen Land- und Forstwirtschaft. Hier finden wir Zusammenstellungen über die verschiedensten Zweige des landwirtschaftlichen Raumes Ostpreußen: Wälder und Forsten, das Trakehner Pferd, die Kaltblutzucht das Herdbuchvieh, Schweinezucht, Getreideanbau, Milcherzeugung und manches andere mehr. All diesen Leistungen wird eine eindringliche Würdigung zuteil. Der Vergleich mit den entsprechenden Zahlen des Reichsdurchschnitts führt überzeugend vor Augen, welch hohen Stand die intensive ostpreußische Land- und Forstwirtschaft auf fast allen Gebieten erreicht hatte.

 

Ein Stück der Heimat, das jedem Ostpreußen ebenso vertraut ist wie das Trakehner Pferd oder der Elch, hat in der zweiten Halle einen Platz gefunden: der Bernstein. In der Ausstellung der Bernstein-Manufaktur, die jetzt ihren Sitz in Hamburg hat, werden schöne und kostbare Stücke vor den Besuchern ausgebreitet.

 

Unterstrichen wurde die Bedeutung dieser Schau durch den Besuch des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Lübke; er besichtigte sie zusammen mit Ministerpräsident Hellwege, Minister von Kessel, dem Landwirtschaftsminister von Württemberg-Baden und Staatssekretär Sonnemann. Eine große Zuschauermenge hatte sich vor der Halle angesammelt, als zur Begrüßung der Gäste Bläser vom Jagdschutzverband alte Jagd- und Reitermotive zu Gehör brachten. Landsmann Loeffke begrüßte die Gäste im Namen der ostpreußischen Jägerschaft. Als Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen gab das geschäftsführende Vorstandsmitglied Otto seiner Freude darüber Ausdruck, dass die Minister sich trotz der starken Beanspruchung an diesem Tage die Zeit genommen hatten, gerade der Ostpreußenschau ihren Besuch abzustatten. Bundesminister Lübke betonte in seiner Antwort: „Ostpreußen ist deutsch und wird von allen Deutschen als ein Teil Deutschlands betrachtet. Wir hoffen alle, dass der Tag nicht mehr fern ist, da Ostpreußen wieder ganz zu uns gehört“. Aber nicht nur dieser Ministerbesuch, auch der nicht abreißende Strom der Besucher, der schon am ersten Tag der Ausstellung die beiden Hallen durchzog, zeigte, wie stark das allgemeine Interesse für diese repräsentative Ausstellung ist. Man muss dabei bedenken, dass schließlich die meisten Besucher gekommen waren, um die Tierschauen und die Ausstellung moderner landwirtschaftlicher Geräte zu sehen. Trotzdem zog der Ostpreußen-Pavillon den ganzen Tag über immer neue Scharen von interessierten Besuchern an. Natürlich waren es vor allem viele Landsleute, die ihren Weg in die Hallen fanden: „Ist auch etwas über Rastenburg dabei?" — „Wo sind die Bilder aus dem jetzigen Ostpreußen?" — „Haben Sie auch eine Trakehnerschau mitgebracht?" — „Wo finde ich etwas über die Ostpreußische Herdbuchgesellschaft, wo ist sie geblieben?" — „Wie ist dieses Geweih gerettet worden?" — Aber es kamen auch Menschen, die niemals in Ostpreußen gewesen waren und die trotzdem lange nachdenklich vor den Schautafeln und den Bildern standen und sich gegenseitig auf dieses und jenes aufmerksam machten.

 

Ich sah einen alten ostpreußischen Bauern, der ein Stück Bernstein behutsam in seine Hand nahm. Rings um ihn drängten sich die Besucher, er sah es nicht. Er stand ganz versunken da, allein mit dem leuchtenden Stein. Vielleicht mischte sich in die leise Wehmut, die aus seiner Haltung sprach, zugleich auch ein wenig Hoffnung; vielleicht komme ich doch noch einmal nach Hause, dorthin, wo dieses Bernsteinstück irgendwann einmal an den Strand gespült wurde, in meine Heimat.

 

Eine Frau stand vor den Tafeln mit Namen aus der ostpreußischen Herdbuchzucht. Man sah ihr an, dass sie von einem großen Bauernhof stammte. Im Gespräch stellte sich heraus, dass sie noch den Namen jedes einzelnen Rindes aus dieser hervorragenden Zucht kannte, sie erinnerte sich an die Besitzer, sie fragte, was aus ihnen geworden sei.

 

Ich traf einen jungen Polizeibeamten, der in einer kleinen Stadt Ostpreußens geboren ist und sich aus seiner Kindheit nur noch dunkel an die Heimat erinnern konnte. Er musste zum Dienst irgendwo auf dem Messegelände, aber er blieb bis zur letzten Minute, ging von Bild zu Bild und konnte sich nicht von dem trennen, was er hier sah.

 

Aus den Gesprächen holte man es heraus, aus dem nachdenklichen Betrachten spürte man; für alle diese Menschen bedeutet die Schau mehr als eine Ansammlung toter Gegenstände und geschichtlicher Erinnerungen. Sie ist ein lebendiger Anruf der Heimat, niemals zu vergessen, niemals zu verzichten.

 

Wir wollen hoffen, dass im Laufe dieser Woche — die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, dem 16. September, geöffnet — noch viele Landsleute, aber auch viele Besucher sonst mit wachen Augen durch die beiden Hallen gehen, sich in die Schau vertiefen und mit dem festen Wissen nach Hause gehen: Dies Land war deutsch, ist deutsch und wird deutsch bleiben.

 

Seite 4   Suez-Verhandlungen gescheitert. Weltpolitisches Geschehen — kurz beleuchtet

Die Beratungen einer Abordnung der Londoner Suez-Konferenz mit dem ägyptischen Staatspräsidenten Nasser sind, wie zu erwarten war, ohne jedes positive Ergebnis geblieben. Der australische Ministerpräsident Menzies, der im Auftrage der Konferenzmächte die Gespräche in Kairo führte, erklärte vor seiner Abreise nach London, die Lage sei sehr ernst. Der britische Regierungschef Eden will gemeinsam mit den französischen Politikern und Menzies darüber beraten, was nun zu tun ist. Man vertritt allgemein den Standpunkt, dass es kaum einen anderen gangbaren Weg gibt als den, das ganze Problem vor den Vereinten Nationen zu beraten und hier langsam Kompromissmöglichkeiten zu erarbeiten. Wenn auch einige Heißsporne in England und Frankreich weiterhin militärische Maßnahmen befürworten, so glaubt man doch weder im Westen noch im Osten, dass es keine britische oder französische Regierung verantworten könnte, eine Katastrophe von unabsehbaren Ausmaßen heraufzubeschwören. Der Hinweis der Moskauer „Prawda", dass jedes militärische Eingreifen in Ägypten recht bald zu einem allgemeinen Konflikt führen werde, dürfte auch in London und Paris nicht überhört werden.

 

Bei den Verhandlungen mit Kairo hat Nasser wiederholt betont, dass er und seine Regierung jede Garantie für eine ungehinderte Schifffahrt durch den Suez-Kanal geben wollten. Ägypten könne es aber nicht zulassen, dass man versuche, auf dem Wege über eine sogenannte internationale Kontrolle den Kanal aus den Händen des Landes zu nehmen, dem er gehöre. Der ägyptische Staatschef richtete sehr scharfe Worte gegen die alte anglo-französische Kanalgesellschaft, die immer wieder versuche, die Angestellten und Arbeiter des Kanalbetriebs zum Boykott und zur Sabotage zu ermuntern und zu wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen gegen Ägypten aufzufordern.

 

Der englische Ministerpräsident hat das Londoner Parlament vorzeitig aus den Ferien zurückgerufen. Er ist sich bewusst, dass die britische Opposition und auch ein großer Teil der englischen Presse von ihm den Verzicht auf alle militärischen und sonstigen Zwangsmaßnahmen verlangen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Eden im Unterhaus die Vertrauensfrage stellen wird.

 

Es hat einiges Erstaunen und auch Beunruhigung hervorgerufen, dass die Franzosen nicht nur Truppen und Marinestreitkräfte nach der Insel Zypern verlegten, sondern dass Paris inzwischen auch Fallschirmtruppen in dem Hafen Dschibuti landen ließ. Dieser Stützpunkt liegt am Roten Meer südlich von Ägypten. Die Landung wird von den Ägyptern zweifellos als Herausforderung angesehen. Alles deutet darauf hin, dass Washington auch weiter bemüht bleibt, seine westlichen Verbündeten in der Frage des Suez-Konfliktes auf den Weg friedlicher Verhandlungen und Gespräche zu verweisen.

 

Staatspräsident Nasser hat in einer an den UN-Generalsekretär und alle Länder außer Israel gerichteten Noten neue Verhandlungen vorgeschlagen über eine Suez-Lösung, die „keine Schmälerung der ägyptischen Souveränität" darstellt.

 

 In ihren Noten empfiehlt die ägyptische Regierung die Bildung eines „Verhandlungsgremiums", dem die Benutzer des Suezkanals angehören sollen. Dieses Verhandlungsgremium soll Tagungsort, Termin und Verhandlungsverfahren für eine Konferenz mit „größerem Teilnehmerkreis" festlegen.

 

Nach dem ägyptischen Vorschlag sollen auf dieser Konferenz folgende Fragen gelöst werden: 1. Freiheit und Sicherheit des Suezkanal-Schiffsverkehrs. 2. Ausbau des Kanals im Hinblick auf künftige Bedürfnisse der Kanalschifffahrt. 3. Festlegung gerechter Kanalgebühren.

 

Ägypten will sich verpflichten, die Beschlüsse des vorgesehenen „Verhandlungsgremiums" und der späteren „breiteren internationalen Konferenz" — abgesehen von einer internationalen Kontrolle — anzunehmen. Die Konferenz soll zur Erörterung und Ratifizierung der Beschlüsse des „Verhandlungsgremiums" einberufen werden.

 

Neue Sturmzeichen über England

Eine erhebliche Verschärfung der innerpolitischen und wirtschaftlichen Kämpfe erwartet man in Zukunft in England. Man hält es allgemein für sehr bezeichnend, dass der traditionelle britische Gewerkschaftskongress eine sehr viel radikalere Haltung zeigte, als die Tagungen der Vergangenheit. Die politischen Äußerungen der britischen Gewerkschaften sind aber umso bedeutsamer als hinter diesen Verbänden mehr als neun Millionen Arbeiter stehen, und die Gewerkschaften die wichtigste Rückenstütze der oppositionellen Arbeiterpartei darstellen. Die Opposition hat in den letzten Jahren mehrere hunderttausend einzelne Parteimitglieder verloren. Für die Wahlen dürfte also die Gewerkschaftsführung eine entscheidende Rolle spielen; sie finanziert auch weitgehend die Labourpartei. Die jetzt in den Vordergrund getretenen jüngeren Gewerkschaftsführer gelten allgemein als viel radikaler als die Männer der älteren Generation.

 

Man muss damit rechnen, dass in den kommenden Monaten sehr heftige Lohnkämpfe stattfinden werden, die sich zu einer großen Gefahr für die britische Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt und für die Festigkeit der Währung auswirken können. Die radikale Linke dürfte gleichzeitig eine Reihe von Forderungen für die künftige Gestaltung der britischen Außenpolitik stellen. Man darf sicher sein, dass schon in den nächsten Wochen die Meinungen im Parlament hart aneinander geraten werden. Schon jetzt haben übrigens mehr als drei Millionen Arbeiter der Werften und der Metallindustrie große Lohnerhöhungen gefordert. Werden sie nicht bewilligt, dann droht in einem der wichtigsten Wirtschaftszweige ein Streik, dessen Folgen kaum zu übersehen sind.

 

Russische Fischerei-Offensive?

Die außerordentliche Verstärkung der verschiedenen russischen Hochsee-Fischereiflotten wird vor allem in der Presse Englands, Skandinaviens und auch Japans lebhaft besprochen. Man weist darauf hin, dass der Kreml keine Mühe scheut, immer neue Fischgründe mit seinen Fabrik- und Fangschiffen „abernten" zu lassen. Die nicht seltenen Fischerei-Zwischenfälle etwa vor der norwegischen Küste, aber auch im nördlichen Pazifik, zeigen, dass die Sowjetunion entschlossen ist, eine wirkliche Offensive ihrer Fangflotten einzuleiten. Man weist darauf hin, dass allein von einer Kieler Werft für Moskau bisher schon über zwanzig große Fang- und Fabrikschiffe abgeliefert wurden. Die erste Neubauserie wird bald fertig sein, aber die Sowjets lassen daheim und im Ausland eine Reihe von weiteren fertigstellen.

 

Die hochmodernen Typen der neuen Fangschiffe, die gleich auf See den Fisch zu Konserven verarbeiten, finden in der Moskauer Presse großes Lob. Jede dieser schwimmenden Fabriken soll in einer Saison einen verarbeiteten Gesamtfang von rund 100 000 Zentnern nach Hause bringen.

 

Die Sowjets haben sich auch in der Nordsee auf den Heringsgründen umgesehen. Die Holländer nehmen an, dass die rote Fangflotte in Zukunft selbst einen Teil der Heringe fangen soll, die früher von der Sowjetunion bei den westlichen Ländern aufgekauft wurden. Moskau hat ein eigenes Fischereiministerium, das Arbeitsprogramme für die Fischerei im Eismeer, in der Ostsee, im Schwarzen Meer, Kaspischen Meer, aber auch im Atlantik und im Stillen Ozean entwickelt hat.

 

Die Briten weisen darauf hin, dass die Fischereiflotten, die die Sowjets ausschicken, auch noch militärische Aufgaben zu erfüllen haben. Wetterstationen und Vermessungsabteilungen sind den Fangschiffen beigegeben worden. Wenn die Fahrzeuge an den Küsten von Nordeuropa bei Spitzbergen und Grönland operieren, dann muss man damit rechnen, dass sie gleichzeitig für die vorgeschobenen Wetterwarten und als „Späher" der Sowjet-Luftflotte und der Kriegsmarine tätig sind.

 

Seite 4   Polen planten Massenflucht auf Gotland. Fünf Politruks an Bord der „Masowsze" — Sippenhaft-Drohung erfolglos

Nur mit Mühe konnten die fünf Politruks, die sich in der Maske harmloser Reisender an Bord des polnischen Touristendampfers „Masowsze" befanden, nach dem Anlegen in Visby auf Gotland eine Massenflucht der Passagiere verhindern. Auf der Fahrt nach Stockholm versuchten sie, den Fahrgästen die Pässe abzunehmen, was jedoch nicht gelang. Das Ergebnis war, dass der Dampfer bei der Abfahrt aus Stockholm sechs Passagiere weniger an Bord hatte. Sie waren an Land geblieben und hatten die schwedische Polizei um Asyl ersucht.

 

Die Politruks schienen geahnt zu haben, dass eine ganze Masse Fahrgäste nicht nur die Absicht hatten, vierzehn Tage Kreuzerfahrt in der Ostsee zu genießen. Die Passagiere an Bord der „Masowsze" gehörten zwar zur Kategorie der Wohlhabenden, die dem Staatlichen Reisebüro 3400 Zloty für die Fahrt auf den Tisch legen konnten, doch auch ihnen war nicht zu trauen. Schon kurz nach dem Auslaufen des Schiffes wurde den Fahrgästen mitgeteilt, niemand solle daran denken, die Reise bereits in Schweden zu beenden. Da zwischen Warschau und Stockholm ein Auslieferungsvertrag bestehe, würden „Abspringer" automatisch im polnischen Gefängnis landen.

 

Niemand an Bord wusste, dass damit eine leere Drohung ausgestoßen war, denn einen solchen Vertrag gibt es nicht. Trotzdem steckten die meisten Fahrgäste auf der Überfahrt nach der schwedischen Insel Gotland die Köpfe zusammen. Sie beratschlagten, ob es zweckmäßig sei, eine Massenflucht zu organisieren. Als die Politruks schließlich kurz vor dem Anlegen in Visby auf Gotland drohten, dass man mit einer Sippenhaft zu rechnen habe, wer nicht an Bord zurückkehre, hatten sie die erste Runde gewonnen.

 

Die zweite dagegen, die in Stockholm begann, verloren sie. Als die Sirene der „Masowsze" zur Abfahrt heulte, standen sechs Fahrgäste bereits in einer Polizeiwache, wiesen ihre Pässe vor und baten um Asyl als politische Flüchtlinge: neben dem Staatsschauspieler Kafka ein Bankbeamter, ein Ingenieur, ein Graphiker, ein Abteilungsleiter und ein Elektroingenieur, alle im Alter zwischen 24 und 48 Jahren. In ihrer Begleitung befand sich Dr. Lisinski als Leiter des polnischen Flüchtlingsrates. Er leitete die Verhandlungen mit den schwedischen Behörden ein. Die Geflohenen werden zunächst bei Landsleuten untergebracht. Ihre Pässe zog die Polizei ein, bis über das Ersuchen um Asyl entschieden ist.

 

 Die Vernehmung beschränkte sich auf die Frage nach dem Warum. Die Antwort lautete einhellig: „Im heutigen Polen kann kein Mensch, der jemals die Freiheit der Persönlichkeit kennengelernt hat, nicht mehr leben. Lieber wollen wir im Westen schwere körperliche Arbeit verrichten als zurückkehren in ein Land, in dem die Polizei jeden Atemzug überwacht“.

 

Seite 4   Drei Schmarotzer auf einen Arbeiter in Polen

Mit dem „Aufbau des Sozialismus“ wächst in den Satellitenstaaten eine schmarotzende Bürokratie auf, für die es in der freien Welt kein Beispiel gibt. Die wirkliche Produktionsarbeit wird immer mehr überschattet durch Verwaltungs-Wasserköpfe, die das schwache Rückgrat der arbeitenden Menschen kaum noch zu tragen vermag. Ein kürzlich in der rotpolnischen „Trybuna Ludu" veröffentlichter kritischer Bericht über den Bürokratismus in den Maschinen- und Traktorenstationen wirft ein Schlaglicht auf die Manie des „Verwaltens". Da liest man von der MTS Siennica Rozana: Dort gibt es 33 Traktoristen, dem ein Verwaltungsapparat von 62 (!) Personen vorgesetzt ist. „Sie wollen wissen, wer das ist?" fragt die Zeitung. Und sie antwortet:

 

„Bitte schön! Also zuerst sieben Agronomen. Diese ‚wissenschaftlichen Berater' zählen im Durchschnitt 18 bis 19 Lenze . . . und wissen von der Landwirtschaft weniger als jeder Bauer. Was sie wohl machen? Ach, sie schreiben einfach täglich auf, welche Arbeiten die Traktoristen ausgeführt haben. Dann kommen fünf Brigadiere, drei Rechnungsführer, ein Magazinleiter für Brennstoffe und einer für Ersatzteile, ein gewöhnlicher Wächter und ein Wächter gegen Feuer, der Werkstättenleiter und ein Hauptmechaniker, ein wirtschaftlicher Leiter und vier Angestellte der politischen Schulung, ein Direktor, mehrere Sekretärinnen, Chauffeure usw."

 

Während für Traktoren und Traktoristen im vorigen Jahr 400 000 Zloty ausgegeben wurden, verschlang das „Verwalten" 740 000 Zlotv. Durchschnittlich verdient ein Traktorist 841 Zloty im Monat — ein MTS-Verwaltungsangestellter 1123 Zloty. „Trybuna Ludu" hat noch eine andere MTS besucht. Aber dort verschlug es ihr offenbar den Atem: Sie berichtet nur, dass in dieser MTS auf achtzehn Traktoren 53 (!) Verwalter kamen, und dass ihr Defizit 1955 990 000 Zloty betrug. Einer arbeitet also, und drei schmarotzen . . .

 

Seite 4   Mit der Freilassung von achtzig sogenannten „Kriegsverurteilen“ hat Pankow begonnen. Wie es heißt, sollen auch die Fälle der übrigen von sowjetischen Militärtribunalen verurteilten Deutschen überprüft werden.

 

Seite 5   Die polnischen Zollsätze ermäßigt. Vom 1. Oktober ab in Kraft – Tarifsenkungen bis zu 75 Prozent.

Die polnischen Zollsätze sind seit drei Jahren bekanntlich so hoch, dass es überhaupt nicht oder nur unter sehr erschwerten Bedingungen möglich war, an unsere in der Heimat lebende Landsleute Pakete zu schicken. Die polnische Presse bringt jetzt Nachrichten, nach denen mit Wirkung vom 1. Oktober die Zollsätze gesenkt werden sollen, und sie veröffentlicht auch Einzelheiten über die Höhe der neuen Zollsätze. Amtliche polnische Mitteilungen liegen noch nicht vor. Wenn die Angaben der polnischen Zeitungen zutreffen, wird jetzt wieder in größerem Umfange eine persönliche Betreuung der in unserer Heimat lebenden Menschen möglich sein; zunächst muss aber amtliche Bekanntgabe aus Warschau abgewartet werden. Wir bitten daher, von Anfragen an uns abzusehen; sobald neue Nachrichten vorliegen, werden wir sie veröffentlichen.

 

Hohe Zollsätze für hochwertige Lebensmittel

Nachdem, was die polnische Presse berichtet, gehen die Zollsenkungen bis zu fünfundsiebzig Prozent, sie umfassen vor allem Textilien und Gebrauchsartikel. Es sollen in Zukunft erhoben werden: für Wäsche und Stolle aus Baumwolle 50 ZIoty, aus Kunstseide 150 ZI., aus Wolle 300 Zl., aus Naturseide, Nylon u. a. synthetischen Stoffen 800 Zl. Je kg: für Anzüge und Kleider gelten ähnliche Sätze: für Nylon- oder Perlonstrümpfe 40 Zl. Je Paar, Seidentücher 80 Zl., für Korsetts, Riemen, Hosenträger und ähnl. 300 Zl. Je kg. Der Zoll für die gleichen – jedoch gebrauchten – Artikel ermäßigt sich um 50 bis 75 Prozent. Neuwertige Schuhe werden bei einfachem Leder mit 120 Zl., bei Schlangen-, Eidechsen- oder Krokodilhaut mit 350 Zl. je Paar verzollt. Bei Lederwaren sind nur geringe Zoll-Ermäßigungen vorgenommen worden. Die Auslösung einer Tasche aus Schlangenhaut kostet immer noch 300 Zl., einer einfachen Ledertasche (ungeachtet ihrer Größe) 100 Zl. Auch hochwertige Lebensmittel wie Butter, Margarine, Öl oder Kondensmilch haben hohe Zollsätze. Hingegen sind die Zölle für Fischkonserven, Hartwurst und Speck. Gemessen an den polnischen Ladenpreisen, in Zukunft erschwinglich. Das gleiche gilt für Medikamente, Seife, Wachpulver und ähnliches.

 

Der neue Zollsatz für eine Schreibmaschine beträgt 600 Zl., für ein Kinderfahrrad 100 Zl., ein Erwachsenenfahrrad 250 Zl., ein Fernsehgerät 1000 Zl., eine Armbanduhr 400 Zl., Gold- und Platinuhren ausgenommen, Füllhalter mit gewöhnlicher Feder 15 Zl., mit Goldfeder 100 Zl. Tabak wird mit 350 Zl., anstatt wie bisher 1000 Zl. je kg verzollt.

 

Kinderwagen – zollfrei

Zollfrei sind Kinderwagen, Kinderspielzeug (in geringer Menge), Krankenwagen sowie alle Artikel zur Kinder- und Säuglingspflege. Für die sehr beliebten westlichen Modehefte werden in Zukunft 15 Zl. je Stück erhoben. Bücher, Zeitschriften, Kalender, Öldrucke, Litographien und Fotografien sind zollfrei. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass nur Schriften und Darstellungen unpolitischen Inhalts zum Versand kommen dürfen.

 

Der Versand von Briefmarken ist von einer besonderen Genehmigung des Handelsministeriums abhängig.

 

Am besten ist es, jeden Paketinhalt vor dem Versand brieflich mit dem Empfänger abzusprechen. Ebenso empfiehlt es sich, soweit als möglich und zur Vermeidung jeden Risikos gebrauchte und nicht von vornherein als neuwertig zu erkennende Stoffe bzw. sonstigen Artikel zu schicken.

 

Grundsätzlich dürfen Pakete, deren Empfänger in Polen oder in den polnisch verwalteten Ostgebieten wohnen, einschließlich der Verpackung nicht schwerer sein als 20 kg. Eine Zollinhaltserklärung ist nach wie vor unerlässlich, sie muss vom Absender in doppelter Ausfertigung geschrieben werden. Für gebrauchte Gegenstände genügt eine allgemein gehaltene Angabe, neuwertige Sachen müssen Punkt für Punkt aufgeführt sein. Der Vermerk „Geschenk ohne Handelswert" sollte niemals fehlen.

 

Seite 5   Verdoppelung der Transporte. Um die Aussiedlung aus den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten

Die Familienzusammenführung von Deutschen jenseits der Oder-Neiße-Linie mit ihren Angehörigen in der Bundesrepublik soll schneller vorangetrieben werden. Für den Monat September und für die kommenden Monate hat das Polnische Rote Kreuz eine Verdoppelung der Transporte zugesagt. Dies wurde vom Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, Dr. Weitz, in Bonn mitgeteilt.

 

Das polnische Schreiben ist eine Antwort auf Vorschläge des Deutschen Roten Kreuzes, die im Juni in Bonn bei deutsch-polnischen Verhandlungen unterbreitet worden waren. Damals hatte sich das Rote Kreuz für eine Erleichterung der Ausreisebestimmungen eingesetzt.

 

Nach dem Brief des Polnischen Roten Kreuzes können jetzt auch deutsche Familien, die während des Krieges aus Westdeutschland in die deutschen Ostprovinzen evakuiert worden waren, Ausreisegenehmigungen in die Bundesrepublik erhalten. Auch katholische Ordensschwestern, die aus Gesundheitsgründen nicht mehr in der karitativen Arbeit tätig sind, sollen künftig bei der Bewilligung von Ausreiseanträgen berücksichtigt werden.

 

Unter den Aussiedlern des letzten Transportes befanden sich zum ersten Mal mehrere Jugendliche im wehrpflichtigen Alter. Bisher waren Wehrpflichtige grundsätzlich zurückgehalten worden.

 

Wie uns das Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes in Bonn ergänzend mitteilt, sind im September bereits in stärkerem Umfang Transporte eingetroffen. Man hat dort die Hoffnung, dass die Rückführung der Deutschen aus Südostpreußen und den anderen besetzten deutschen Ostprovinzen wie zugesagt bis Ende 1956 in schnellerer Folge von statten geht. Im Septembermonat trafen kurz nacheinander am 4., 6. und 8. September drei Transporte in üblicher Stärke mit jeweils rund 230 Personen in Buchen ein. Die genauen Listen lagen dem Roten Kreuz noch nicht vor. Es befanden sich jedoch auch mehrere Personen in jüngerem Alter auch Jugendliche dabei.

 

Seite 5   Die Entschädigungsrente ein Skandal. Den meisten Vertriebenen noch unbekannt — Für die Verzögerung der Feststellung ist der Bundesfinanzminister verantwortlich. Von unserem Bonner O. B. - Mitarbeiter

Die meisten Vertriebenen wissen es gar nicht, dass es sie gibt, und trotz dessen ist sie die eigentliche Altersversorgungsleistung des Lastenausgleichs: die Entschädigungsrente. So wie es bei den Kriegsbeschädigten zwei Renten gibt, die Grundrente und die Ausgleichsrente, so gibt es im Lastenausgleich zwei verschiedene Renten, nämlich die Entschädigungsrente und die Unterhaltshilfe (für beide zusammen wird der Oberbegriff „Kriegsschadenrente" benutzt). Die Unterhaltshilfe ist ihrem Charakter nach gewollt eine soziale Auffüllrente: jedem alten Vertriebenen soll ein Mindest-Lebensniveau garantiert werden, und wenn er aus eigenen Quellen nicht so hohe Einkünfte besitzt, stockt der Lastenausgleichsfonds ihm seine Einkünfte bis auf die festgelegte Höhe auf. Die Entschädigungsrente hingegen hat einen völlig anderen Charakter; sie bedeutet nichts anderes als eine vorzeitige ratenweise Freigabe der dem Vertriebenen zustehenden Hauptentschädigung wegen Vermögensverlustes. Diesem Umstand gemäß kann sie (vom Sonderfall der Entschädigungsrente wegen Existenzverlustes abgesehen) nur der Vertriebene erhalten, der infolge der Vertreibung Vermögen verloren hat; sie kann allein oder neben der Unterhaltshilfe bezogen werden.

 

Wenn die Entschädigungsrente vier Jahre nach Verabschiedung des Lastenausgleichsgesetzes den meisten Vertriebenen noch unbekannt ist, so liegt es daran, dass sie ihrem Charakter gemäß erst dann gezahlt werden kann, wenn dem einzelnen Vertriebenen seine Hauptentschädigung zuerkannt worden ist. Das ist jedoch bisher erst in rund sechs Prozent aller Fälle erfolgt. Die Ursache für diesen skandalös niedrigen Prozentsatz liegt darin, dass die Feststellung der Schäden noch nicht erfolgt ist; bevor nicht die Höhe des Schadens amtlich festgestellt wird, kann auch nicht die Höhe der Hauptentschädigung errechnet werden. Für die Verzögerung der Feststellung ist der Herr Bundesfinanzminister verantwortlich.

 

Die Entschädigungsrente bemisst sich gegenwärtig mit vier vom Hundert des Hauptentschädigungsanspruches im Jahr. Das bedeutet nichts anderes als die Zinsfreigabe (die Hauptentschädigung wird bekanntlich mit vier Prozent jährlich verzinst; der Zins wird jedoch nicht laufend ausbezahlt, sondern wächst dem Hauptentschädigungsanspruch zu). Für Personen, die am 01.04.1952 älter als 65 Jahre waren, wird für jedes zusätzliche Altersjahr ein Prozent Hauptentschädigungsfreigabe zusätzlich gewährt (wer z. B. am 01,04.1952 82 Jahre alt war, erhält 4 + 17 Prozent). Die Regelung ist im Hinblick auf die ganz alten Vertriebenen ohne Zweifel erfreulich; für die „jüngeren" Alten ist die Regelung jedoch völlig unzureichend. Das auf den 31. März 1957 zu erlassende große Änderungsgesetz muss hier eine wesentlich günstigere Regelung treffen. Der 65-jährige hat eine Lebenserwartung von noch zwölf Jahren. Selbst wenn man, um normalerweise Überzahlungen zu vermeiden, mit erheblicher Vorsicht kalkuliert und ein Überleben des Ehegatten mit berücksichtigt, müsste man einschließlich des Zinses jährlich dem 65-jährigen mindestens ein Fünfzehntel seines Hauptentschädigungsanspruches (etwa sieben Prozent) freigeben können.

 

Die Entschädigungsrente wird nach geltendem Recht gekürzt, soweit sie mit anderen Einkünften des Vertriebenen zusammen 250 DM (bei Verheirateten 325 DM) im Monat übersteigen würde Die Anrechnungsvorschrift ist absolut systemwidrig. Kürzungsvorschriften vertragen sich nur mit Sozialrenten, nicht jedoch mit Hauptentschädigungsfreigaben. Dem noch so wohlhabenden Kriegsbeschädigten zahlt man ohne Ansehung der sonstigen Einkünfte seine Grundrente, dem noch so gut verdienenden politisch Verfolgten seine Rente. Die Vertriebenen erwarten von dem auf den 31.03.1957 zu erfassenden Änderungsgesetz, dass die Anrechnungsvorschriften gegenüber der Entschädigungsrente aufgehoben werden. (Im Regierungsentwurf zum Achten Änderungsgesetz ist lediglich eine Heraufsetzung der Obergrenze von 250 DM auf 300 DM bzw. bei Verheirateten von 325 DM auf 375 DM vorgesehen.)

 

Eine weitere Unzuträglichkeit ist die Bestimmung, dass Entschädigungsrente nur Angehörige der Jahrgänge 1889 und älter (Frauen 1894 und älter) erhalten können. Da die Entschädigungsrente Hauptentschädigungsfreigabe ist, gibt es kein Motiv, mit dem man eine Zahlung an die nachrückenden Jahrgänge verwehren könnte. Auch in dieser Hinsicht erwarten die Vertriebenen eine Gesetzesänderung.

 

Die Entschädigungsrente hat seit dem Vierten Änderungsgesetz eine sehr sympathische Bestimmung, nach der die Rente auf jeden Fall bis zum Lebensende fortgezahlt wird, auch wenn der Hauptentschädigungsanspruch bereits voll aufgebraucht ist. Auf der anderen Seite sieht diese Bestimmung vor, dass in allen Fällen, in denen der Entschädigungsrentner vor Aufzehrung seines ganzen Hauptentschädigungsanspruches verstirbt, der unverbrauchte Rest der Hauptentschädigung, den Erben verbleibt. Diese Regelung sollte unter allen Umständen auch für die Zukunft erhalten bleiben.

 

Seite 5   Seltsame Dinge bei der Hausratshilfe. „Die Möbelkinder'' Eine Frage: Konnte ein 1951 geborenes Kind 1945 seine Möbel verlieren? Von unserem Bonner O. B.-Mitarbeiter

Der Lastenausgleich hat nicht nur 375 Gesetzesparagraphen, 126 Änderungen in sieben Änderungsgesetzen und 98 Rechtsverordnungsparagraphen, er hat auch Wortneuschöpfungen mit sich gebracht. Ein solches neues Wort sind die „Möbelkinder". Ein Möbelkind ist ein Kind, das "im Zeitpunkt der Vertreibung die Möbel für mindestens einen Wohnraum besessen hat und diesen Tatbestand entweder nachweisen oder nicht nachweisen kann. Diese Bestimmung über die Möbelkinder hat sich als eine der unzulänglichsten des ganzen Lastenausgleichs erwiesen. Sie ist nicht nur wegen ihre materiellen Härte unzulänglich - wer nicht den Besitz von Möbeln für mindestens einen Wohnraum nachweisen kann, bekommt aus dem Lastenausgleich keinerlei Entschädigung für den verlorenen Hausrat sofern er 1952 nicht mehr zum elterlichen Haushalt gehörte -. sie hat sich auch moralisch außerordentlich bedenklich ausgewirkt. Die Fälle sind nicht selten, dass Personen, die 1945 noch zum elterlichen Haushalt gehörten 1952 jedoch bereits nicht mehr zu ihm gehörten, die Möbel für einen Wohnraum besessen zu haben behaupteten, obwohl sie so viele Möbel in Wirklichkeit nicht besaßen. Diese Personen fühlten sich moralisch zu der nicht ganz richtigen Angabe im Fragebogen berechtigt, weil sie das Gesetz selbst, das Hausrat von weniger als einer vollen Zimmereinrichtung unentschädigt ließ, für mit den Grundsätzen der Moral unvereinbar ansahen. War schon die unrichtige Antragstellung zu einem Gewissensproblem geworden, so hat das inzwischen angelaufene Zeugenverfahren zu zehntausendfachen Gewissenskonflikten geführt. Die Ausgleichsbehörden verlangen nämlich, dass die vom Antragsteller genannten Zeugen über die Frage des Möbelbesitzes von einem Amtsgericht unter Eid vernommen werden. Da in den Hausratanträgen fast stets enge Verwandte oder gute Bekannte als Zeugen benannt werden, gelangen die Zeugen nun in die Lage, entweder ihren Verwandten oder Bekannten bloßzustellen oder einen Meineid zu schwören.

 

Die Vertriebenen hatten erwartet, dass die Bundesregierung in ihrem Entwurf eines Achten Änderungsgesetzes zum Lastenausgleichsgesetz diesen unglückseligen Komplex in einer vernünftigen Regelung aus der Welt schaffen würde. Die einzige vernünftige Regelung wäre

die, den Kindern, die nicht mindestens die Möbel eines Wohnraumes besaßen, bei ihren Eltern einen angemessenen Entschädigungszuschlag zukommen zulassen. Dann hätten viele, die in der Erinnerung ihren Möbelbestand überbewertet haben, ihre etwas zweifelhaften Anträge auf eine eigene Hausratentschädigung zurückgezogen und sich mit dem Zuschlag bei den Eltern abgefunden. Die Vertriebenen haben sich jedoch geirrt. Die Bundesregierung hat diese Frage in ihrem Regierungsentwurf nicht angeschnitten. Die Vertriebenen empfinden das als eine ziemlich unchristliche Haltung.

 

Zum allgemeinen Erstaunen hat die Bundesregierung jedoch ein anderes, eng verwandtes Problem innerhalb der Hausratentschädigung novelliert. Während die Bundesregierung beim Grundbetrag der Hausratentschädigung nur eine Erhöhung um 200 DM, bei der zweiten Hausratentschädigungsstufe sogar nur um 100 DM vorschlägt und für den Ehegatten keinerlei Aufbesserung vorsieht, empfiehlt sie eine Heraufsetzung des Kinderzuschlages um 50 Prozent. Damit würde der Zustand eintreten, dass einem Antragsteller zu seinen eigenen 1000 DM für die Ehegattin nur 200 DM Zuschlag gewährt werden, für ein 1951 geborenes Kind jedoch 300 DM. Der Frau hat meist der überwiegende Teil des Hausrats gehört, das 1951 geborene Kind kann bestimmt keinen Hausrat verloren haben. Bei allem Wohlwollen für Kinderbegünstigungen wird man hier wohl sagen müssen, dass eine solche Regelung dem Sinn des Lastenausgleichs widerspricht. Wir sind durchaus für finanzielle Hilfen an die Kinderreichen, aber sie müssen als echte soziale Leistung aus Haushaltsmitteln kommen und nicht dem Lastenausgleichsfonds entnommen werden.

 

Ist die von der Bundesregierung vorgesehene Neuregelung schon vom Entschädigungsgedanken her unverständlich, so ist sie auch von den Prinzipien eines sozialen Lastenausgleichs kaum zu rechtfertigen. Die Eltern eines 1951 geborenen Kindes benötigen sehr viel weniger dringend Geld für die Hausratbeschaffung für das Kleinkind als Jungvermählte Geld benötigen zur Einrichtung ihres neuen Haushaltes. Die Jungvermählten erhalten jedoch aus dem Lastenausgleich nichts, weil sie in der Regel 1945 noch zum elterlichen Flaushalt gehörten, nicht die Möbel für einen Wohnraum besaßen und 1952 den elterlichen Haushalt verlassen hatten. Aus dem Entschädigungsprinzip und aus dem sozialen Motiv heraus muss daher gefordert werden, dass sich der Gesetzgeber vordringlich der Jugendlichen von 1945, die immerhin regelmäßig Kleidung und persönliche Dinge verloren, annehmen sollte und den Anträgen der Bundesregierung auf Erhöhung der Kinderzuschläge mindestens so lange die Zustimmung versagen sollte, als den Jugendlichen von 1945 nicht Gerechtigkeit widerfahren ist.

 

Seite 5   Um die Einheitswerte. Von unserem Bonner O. B. - Mitarbeiter

Nachdem die Rechtsverordnungen über die Bewertung des verlorenen Grundvermögens und über die Bewertung des verlorenen Betriebsvermögens herausgekommen sind, ist wieder die Frage aufgetaucht, ob sich nun derjenige besser steht, der seinen ehemaligen Einheitswertbescheid gerettet und vorgelegt hat, oder derjenige, der nach dem Ersatzeinheitswert bewertet wird. War schon bei der Landwirtschaft die Frage generell kaum zu beantworten, immerhin aber dahin entscheidbar, dass in mindestens 51 Prozent der Fälle der Ersatzeinheitswert günstiger sein werde, so ist beim Grundvermögen und beim Betriebsvermögen eine Beantwortung der Frage noch schwieriger. Beim Grundvermögen wird sich eine Regel aufstellen lassen: waren die Zimmer eines Hauses verhältnismäßig klein, so wird das reine Ersatzeinheitswertverfahren zu günstigeren Ergebnissen führen. Mehr lässt sich beim Grundvermögen nicht sagen. Beim Betriebsvermögen muss damit gerechnet werden, dass die Ersatzeinheitswerte nicht über den talsächlichen Einheitswerten liegen; soweit die Bewertung nach Pauschsätzen erfolgt, lässt sich im Übrigen unschwer im Amtlichen Mitteilungsblatt des Bundesausgleichsamtes nachsehen, ob der Ersatzeinheitswert höher oder tiefer liegt als der Ursprungseinheitswert. (Das Ostpreußenblatt ist nicht in der Lage, über Pauschsätze Auskunft zu erteilen; darüber müssten jedoch die örtlichen Vertriebenenverbände unterrichtet sein.) Im Übrigen muss in der Frage Einheitswert/Ersatzeinheitswert darauf hingewiesen werden, dass derjenige, der seinen Einheitswertbescheid vorzulegen in der Lage war oder inzwischen ist, den großen Vorteil hat, alsbald seinen Feststellungsbescheid zu erhalten, während jeder andere noch Monate, wenn nicht Jahre lang wird warten müssen, bis das Ausgleichsamt mit der Berechnung des Ersatzeinheitswertes fertig wird.

 

Seite 5   32,4 Prozent. Vertriebene und Flüchtlinge in Niedersachsen.

Niedersachsen hatte am 1. April 1956 eine Wohnbevölkerung von 6 547 667 Personen; darunter waren 1673 524 (25,7 v. H.) Vertriebene und 436 479 (6,7 v H.) Flüchtlinge.

 

Mit diesem hohen Anteil der Vertriebenen und Flüchtlinge von insgesamt 32,4 Prozent an der Gesamtbevölkerung des Landes — der durchschnittliche Anteil im Bundesgebiet beträgt 22,6 v II (17,4 v. H. Vertriebene und 5,2 v H. Flüchtlinge) — ist Niedersachsen nach Schleswig-Holstein nach, wie vor das mit Vertriebenen und Flüchtlingen relativ am stärksten belegte Land in der Bundesrepublik.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

15. und 16. September: Elchniederung, Haupttreffen in Nordhorn (Patenkreis), in der Stadthalle. Neuenhauser Straße 45.

 

Domnau in Lauenburg a. d. Elbe. Hotel „Stadt Hamburg".

 

16. September: Rastenburg in Hannover. Kurhaus Limmerbrunnen.

 

Treuburg in Opladen, Stadthalle.

 

23. September: Insterburg Stadt und Land in Frankfurt am Main. Ratskeller.

 

Schloßberg (Pillkallen) in Bochum-Gerthe. „Haus Lothringen", Lothringer Straße 49.

 

Pillau in Essen-Steele, Stadtgarten-Saalbau.

 

30. September: Insterburg Stadt und Land in Dortmund, Industrie-Hotel, Mallinkrodtstraße 214. Straßenbahnlinien 5 und 7 ab Hauptbahnhof.

 

Johannisburg in Dortmund. „Reinoldi-Gaststätten".

 

Fischhausen, Königsberg-Land, Labiau, Pr.Eylau in Bochum, Gaststätte „Kaiseraue". (Dieses Treffen der Natanger Kreise ist vom 23. September auf den 30. September verlegt worden.)

 

7. Oktober: Osterode in Osterode (Harz). Kurpark.

 

Neidenburg in Hamburg-Nienstedten. Elbschlossbrauerei.

 

Bartenstein in Wuppertal-Barmen. „Schuberthaus". Sternstraße 32.

 

14. Oktober: Ebenrode (Stallupönen) in Hannover. Kurhaus Limmerbrunnen.

 

21. Oktober: Angerburg in Stuttgart-Fellbach, Gasthaus „Adler".

 

Osterode in Düsseldorf, Unionssäle. Witzelstraße

 

28. Oktober: Gumbinnen in Stuttgart.

 

Samländisch-natangisches Treffen in Bochum

Am Sonntag, dem 30. September, findet in Bochum in der Gaststätte „Kaiseraue" ein gemeinschaftliches Treffen der Heimatkreisgemeinschaften Königsberg-Land, Fischhausen, Labiau und Pr.-Eylau statt. Die Gaststätte „Kaiseraue" ist vom Hauptbahnhof mit dem Linienbus 53 in zehn Minuten bequem zu erreichen. Die Gaststätte wird ab 8 Uhr morgens für die von auswärts eintreffenden Landsleute aufnahmebereit sein.

 

Der Vormittag steht den Landsleuten zur gegenseitigen Begrüßung und evtl. Stadtbesichtigung zur Verfügung. Um 13 Uhr findet eine Heimatgedenkfeier statt. Danach gemütliches Beisammensein bei Unterhaltungs- und Tanzmusik.

 

Zur zahlreichen Teilnahme an diesem Treffen werden alle Kreiseingesessenen der vier Kreise herzlichst eingeladen. Alle Ostpreußen sind herzlich willkommen!

Teichert, Lukas, Gernhöfer, v. Elern

 

Königsberg-Stadt. Wiederwahl von Konsul Bieske als Stadtvorsitzender

Nachdem gegen den Wahlvorschlag für die Mitglieder der Stadtvertretung Königsberg Pr. keine Einsprüche erhoben worden sind, hat die Stadtvertretung entsprechend den Richtlinien des Organisationsplanes und der Wahlordnung den Stadtausschuss am 20. August 1956 gewählt. An Stelle des stellv. Vorsitzenden, Pfarrer Linck, der aus Gründen der Überlastung gebeten hat, ihn von seinem Amt zu entbinden, sowie an Stelle von Regierungsrat Stech, der infolge Krankheit sich genötigt sah, von der Mitarbeit Abstand zu nehmen, hat der Stadtausschuss die Ldsm. Erich Grimoni, Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, u. Rechtsanwalt Rehs, Bundestagsabgeordneter, Kiel, als Stellvertreter gewählt.

 

Als Mitglieder für diesen Ausschuss wurden ebenfalls ohne Widerspruch gewählt. Rechtsanwalt Dr. E. Hohmann, Hamburg 1, Chilehaus A OE — Frau Lore Kensbeck, Hamburg 12, Schlüterstr. 14 — Konrad Riebensahm, Hamburg 13, Oberstr. 16c — Werner Barth, Hamburg 11, Neue Gröninger Straße 7 — Konsul Albert Ebner, Hamburg-Wandsbek, Ahrensburger Str. 116 — Harry Poley, Vorsitzender der Gruppe Königsberg in Duisburg, Duissernstr. 24 — Werner Strahl, Mitglied des Ausschusses zur Förderung der Beziehungen zwischen den Städten Duisburg und Königsberg Pr., Velbert (Rheinl), Klein Umstand 16 — Fritz G. Walter, Hamburg-Harburg, Wiltorfer Str. 56, Schatzmeister — Harry Janzen, Geschäftsführer der Stadtvertretung Hamburg 39, Himmelstraße 38.

 

Eine Würdigung der Zusammenarbeit mit der Patenstadt Duisburg, die ein Verdienst von Konsul Bieske ist, wird in einer der nächsten Ausgaben gegeben werden.

 

Vereinigung ehemaliger Sackheimer Mittelschüler.

Sonntag, den 7. Oktober, 14 Uhr im Restaurant „Zwölf Apostel", Düsseldorf, Bilkerallee 87 (Straßenbahn 1, 6, 17) Treffen aller ehemaligen Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler des Bezirks Rheinland-Westfalen unserer Vereinigung zu einem gemütlichen Beisammensein aus Anlass des sechsunddreißigjährigen Bestenens. Anmeldungen nimmt entgegen: 1. Vors. Herbert Minuth, Düsseldorf, Suitbertusstraße 34.

 

Fischhausen

Wir bitten unsere Landsleute im rheinisch-westfälischen Raum zu beachten, dass das gemeinsame Treffen der Samländer und Natanger Kreise umgelegt werden musste. Es findet am Sonntag, dem 30. September in Bochum, Lokal „Kaiseraue'' statt. Die Mitglieder unserer Geschäftsstelle werden wie üblich anwesend sein und alle Landsleute beraten, die Hilfe in personellen Angelegenheiten wie Renten, Lastenausgleich und Vertriebenenausweis benötigen. Wir bitten alle Landsleute um rege Teilnahme, und wir hoffen, dass durch die Wiedersehensfreude unsere Arbeit für den Zusammenhalt und die Wiedergewinnung unserer Heimat erneut gestärkt wird.

Heinrich Lukas, Kreisvertreter, Gr. Quern bei Flensburg

 

Die Pillauer Heimatgemeinschaft verweist nochmals auf das „Rhein-Ruhr-Treffen der Pillauer" am Sonntag, dem 23. September, im Stadtgarten-Saalbau in Essen-Steele. 11 Uhr: Organisationsfragen der Bezirksgruppe Rhein-Ruhr; 15 Uhr: Feierstunde, anschl. gemütliches Beisammensein und Tanz.

 

Folgende Pillauer, die ihre Wohnung gewechselt haben, werden gesucht:

Walther Glashoff (Duisburg).

Emil Holzmann (Wanne-Eickel),

Klaus Ketelboeter (Köln-Deutz).

Egon Rehberg (HamburgWilhelmsburg).

Frau Lotte Schönhoff (Herne),

Otto Sieber (Lübeck) und

Richard v. Wardenburg (Kiel).

 

Ferner werden gesucht:

die Familien Reichenbach, Böhme und Faruhn, aus dem Hause Hindenburgstraße 7.

Julius Pink, Lizentstr. 4, und

die Familie Wagner aus der Breitestr.

 

Hugo Kaftan (22a), Vluyn (Niederrhein) Postfach 18

 

Labiau. Verschiebung des Kreistreffens in Bochum

Das für den 23. September gemeinsam mit den Kreisen Fischhausen, Königsberg und Pr.-Eylau geplante gemeinschaftliche Treffen musste aus zwingenden Gründen auf Sonntag, den 30. September verschoben werden und findet nunmehr an diesem Tage in Bochum. Gaststätte Kaiseraue, statt. Es ist in diesem Jahre dafür gesorgt, dass alle Landsleute im Saal Platz finden werden. Wir bitten also, sich auf Sonntag, den 30. September einstellen zu wollen und laden alle Labiauer aus Stadt und Land zu diesem Treffen herzlich ein.

Walter Gernhöfer, 1. Kreisvertreter, Lamstedt/N. E.

 

Elchniederung.

Liebe Elchniederunger!

Im Vorjahr nahmen rund zweitausend Landsleute aus unserem Heimatkreis an dem Festakt der Patenschaftsübernahme in Bentheim teil und legten damit ein eindrucksvolles Bekenntnis der Heimattreue ab. Die Tage der Patenschaftsfeierlichkeiten sind für alle Teilnehmer zu einem eindrucksvollen Erlebnis geworden.

 

Es ist für die Kreisvertretung Elchniederung eine selbstverständliche Ehrenpflicht, das Haupttreffen der Kreisgemeinschaft alljährlich in einem Ort des Patenkreises abzuhalten.

 

Unser erstes Jahreshaupttreffen nach der Patenschaftsübernahme soll nun am 15. September und Sonntag, dem 16. September (Haupttag) in der Kreisstadt Nordhorn durchgeführt werden. Hierzu laden wir alle Elchniederunger recht herzlich ein. Wir hoffen dabei, dass auch in Nordhorn unsere Jugend wieder so zahlreich vertreten sein wird wie bei allen bisherigen Heimattreffen dieses Jahres. Gerade die junge Generation der vertriebenen Ostpreußen hat in letzter Zeit in steigendem Maße bewiesen, dass sie sich ihrer Verpflichtung voll bewusst ist, treu zum Land der Väter zu stehen und mit der Landsmannschaft Ostpreußen für die friedliche Wiedergewinnung der uns geraubten Heimat einzutreten.

 

In diesem Sinne soll auch unser diesjähriges Elchniederunger Haupttreffen zeigen, dass Alt und Jung, eine Schicksalsgemeinschaft bilden, die unverbrüchlich zusammenhält!

 

Selbstverständlich wird dieses Jahreshaupttreffen auch wieder für alle Teilnehmer zu einem Fest der Wiedersehensfreude werden und mit Tanz und Frohsinn ausklingen.

 

Eine besondere Freude wird es wohl für Sie alle sein, wenn beim Treffen im Rahmen eines besonderen Vortrages unsere schönen Lichtbilder aus der Elchniederung und von den Patenschaftsfeierlichkeiten des Vorjahres gezeigt werden.

 

Benutzen Sie bitte die verbilligten Sonntagsrückfahrkarten zur Fahrt nach Nordhorn, insbesondere auch vom Ruhrgebiet aus, von wo wir wieder die meisten Landsleute erwarten dürfen.

 

Nordhorn, die Kreisstadt unseres Patenkreises Grafschaft Bentheim, erwartet die Elchniederunger. Die Kreisvertretung Elchniederung ruft Euch, liebe Landsleute zum Jahreshaupttreffen nach Nordhorn. Der Ruf der Kreisvertretung ist der Ruf Eurer Heimat! Folgt diesem Ruf in alter Treue zum Land Eurer Väter! Es grüßt Euch in treuer Verbundenheit Euer Kreisvertreter Johannes Klaus.

 

Memelkreise

Es werden gesucht:

Aus Memel:

Helmut Fleischmann und Frau Erna Fleischmann, geborene Glasze, Mühlentorstraße 66;

Else Milkutat, geborene Schernus, Rosenstraße 7;

Angehörige von Gerda Becker, geb. 21.03.1929, Mühlenstr. 28;

Martin Kuhnkies und Frau Anna Kuhnkies, geborene Zwickies, ohne Straßen-Angabe.

 

Aus dem Kreis Heydekrug:

Martha Bugenings, geborene Szameitat und

Helene Bugenings aus Tauten.

 

Aus dem Kreis Pogegen:

Witwe Emma Walluth, Tochter Gerda und Sohn Walter, aus Plauschwarren.

 

Aus einem unbekannten Ort des Memelgebietes:

Hans Man(t)z (auch Manns), geb. etwa 1900 bis 1905, Beruf vermutlich Land- oder Mühlenarbeiter, mittelgroß, dunkelblond, lebend gesehen 1951/1952 im Lager Kijew (oder Angehörige). —

 

Meldungen erbittet der Suchdienst der Memelkreise, Oldenburg (Oldb), Cloppenburger Straße 302b.

 

Schloßberg (Pillkallen)

Wir weisen nochmals auf das am Sonntag, dem 23. September, in Bochum-Gerthe, Lothringer Straße 49 (Haus Lothringen), stattfindende Heimatkreistreffen hin. Das Lokal ist ab 9 Uhr geöffnet. Pfarrer Horn (früher Schloßberg) hat sein Erscheinen zugesagt. Die beiden Unterzeichneten nehmen an dem Treffen teil.

Kreisvertreter und Kreiskarteiführe stehen bereits am Sonnabend, dem 22. September, ab 20 Uhr, im Haus Lothringen Kreisangehörigen zwecks Rücksprache zur Verfügung und am Sonntag, dem 23. September, ab 10 Uhr.

Dr. Wallat, Kreisvertreter. Albert Fernitz, Kreiskarteiführer

 

Foto:

„Ännchen von Tharau“ auf dem Festwagen der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Kreisgruppe Fitzlar. Dieser Wagen der von den Zuschauern mit starkem Beifall begrüßt wurde, beteiligte sich am historischen Festzug zur 75-Jahrfeier des historischen Pferdemarktes in der Stadt Fitzlar.

 

Aus der Arbeit der Kreiskartei. Ein Appell an unsere Landsleute

Fast in jeder Folge unseres Ostpreußenblattes und auch bei allen Kreistagungen erfolgen immer wieder Ermahnungen, sich zu den Kreiskarteien zu melden und dann auch jede Wohnsitzveränderung dahin mitzuteilen. Alle ostpreußischen Heimatkreise haben inzwischen wohl die Einheitssatzungen angenommen, in denen die aktive Mitgliedschaft zur Kreisgemeinschaft von der Eintragung in die Kreiskartei abhängig ist. Beiträge werden nicht erhoben. In der Praxis kommt es dann öfters vor, dass ein Heimatkamerad es bei einer Anfrage an die Kreiskartei für selbstverständlich hält, dass die von ihm gewünschten Anschriften vorhanden sind, und dann stellt es sich heraus, dass er selbst nicht einmal gemeldet ist. Das wird wohl in allen Kreisen vorkommen.

 

Und nun zur Kreiskartei Bartenstein: Jede mir bekanntgewordene Anschrift benutze ich dazu, um von den Heimatkameraden die Karteikarte zu erbitten. Ich habe im Laufe der Jahre recht gute Ergebnisse erzielt, wenn auch immer Säumige festzustellen waren. Aus einer der letzten Arbeiten haben sich aber leider folgende besonders schlechte Ergebnisse genau festlegen lassen. Pfarrer Schmidt (Gr.-Schwansfeld) gibt schon seit Jahren ein Anschriftenverzeichnis für die Kirchspiele Gr.-Schwansfeld und Falkenau heraus, das er laufend ergänzt. Aus diesem Verzeichnis für 1956 konnte ich für die 19 Gemeinden und Ortsteile feststellen, dass von 684 Anschriften 178 noch nicht in der Kreiskartei enthalten waren. Ich bat daher diese Familien um Ausfüllung der Kreiskarteikarte, die ja noch die für Dokumentation usw. erforderlichen weiteren persönlichen Angaben enthält (Kinder, Verstorbene usw.). Sogar einen gedruckten Umschlag an mich lege ich immer bei. Neben einer allgemeinen Erläuterung über die Zwecke und Ziele der Kreisgemeinschaft legte ich in diesem Sonderfalle noch ein Anschreiben bei, in dem ich darauf hinwies, dass ich aus der Kartei ausdrücklich festgestellt hätte, dass die Familie in der Kreiskartei nicht enthalten sei. Neun Briefe kamen zurück, da die Familien ohne Angabe ihrer neuen Anschrift verzogen waren. 33 Karteikarten gingen ein, aber 136 also über 70 Prozent haben sich bis heute (seit Juni) nicht gemeldet. Fürwahr ein beschämendes Ergebnis und wirklich kein Dank für die mühselige Arbeit für die Kartei! Hoffentlich halten alle in Betracht kommenden Familien wenigstens unser Ostpreußenblatt und lesen diese Nachricht. Vielleicht erinnern sie sich dann an ihre Säumigkeit! Es könnte ja vorgekommen sein, dass die Karteikarte verlegt ist. Ich bin selbstverständlich bereit, sofort solche zuzusenden.

 

Ich glaube übrigens, dass dieser Appell für alle Kreisgemeinschaften der Landsmannschaft Ostpreußen zutrifft. Hoffentlich bringt er nun auch Erfolg!

Zeiß, Kreisvertreter (20a), Celle, Hannoversche Straße 2

 

Gumbinnen. Das Treffen in Berlin

Mit Freude wird hier in Berlin immer der jährliche Besuch unseres Kreisvertreters Kuntze und unseres Archivars Gebauer erwartet. Aus diesem Anlass waren die Landsleute aus Berlin und der sowjetisch besetzten Zone für Sonntag, den 2. September wieder eingeladen. Etwa dreihundert Gumbinner waren der Einladung gefolgt. Wie alle unsere großen Gumbinner Treffen wurde auch dieses mit einem Gottesdienst eingeleitet, der von Pfarrer Moritz gehalten wurde. Eine Freude war es dabei, dass die Gesänge von unserm alten Gumbinner Kantor Fauck begleitet wurden. Pfr. Moritz hatte als Text für die Predigt das Wort Hebr. 13, 9 gewählt: „Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest wurde, welches geschieht durch Gnade". Er setzte sich eingangs mit der Frage auseinander, ob es richtig ist, dass wir unsere Treffen mit einem Gottesdienst beginnen, da die Landsmannschaft doch eine politische Organisation sei. Ist das nicht unzulässige Vermischung von Religion und Politik? Auch vonseiten der Kirche kamen Einwände: Gottesdienst im Gasthaussaal usw. Aber die Frage muss doch bejaht werden gerade aus der engen Verbindung, die für uns Ostpreußen Glaube und Heimat immer gehabt hätten. Zudem können wir heimatpolitische Arbeit heute gar nicht treiben, wenn wir nur auf Menschen und politische Mächte sähen. Heimatpolitische Arbeit könne nur von Menschen mit glaubensstarken Herzen getrieben werden. Nur wenn wir mit Gott als den letzten Faktor alles Geschehens rechnen, werden wir in der Hingabe an die Heimatarbeit nicht müde werden. Daher tut uns das feste Herz not. Gegenüber den Verächtern der Gnade als etwas Undeutschem ist im Neuen Testament das Wort Gnade ganz groß geschrieben. Es sagt, dass zu uns Menschen, die wir „Fleisch", ein „bald verwelkt Geschlecht" sind. Gott sein Ja sagt, in dem er Christus unser Fleisch "und Blut annehmen lässt. Er ist der Immanuel, das heißt „Gott mit uns und für uns". Das bewahrt uns vor aller Verzweiflung. Wenn Gottes Stunde kommt, müssen ihm auch die irdischen Mächte dienen. Das verpflichtet uns aber auch, von Gott nichts mit Gewalt ertrotzen zu wollen. Der Geistliche erinnerte an ein Wort des verstorbenen Ministers Tillmanns, dass das deutsche Volk die Wiedervereinigung einmal nur als Erfüllung vieler Gebete ansehen dürfe. Das gilt auch für unsere Arbeiten um die Wiedergewinnung unserer Heimat.

 

In seiner Begrüßungsansprache konnte Pfr. Moritz dann besonders die von weit her aus der Zone erschienenen Landsleute begrüßen und dem Kreisvertreter für das Interesse, das er besonders an der Berliner Gruppe nimmt, herzlich danken. Als Gäste konnten begrüßt werden vom Vorstand der Ostpreußischen Landsmannschaft Dr. Matthée und Geschäftsführer Lukat, als Vertreter der Königsberger Landsmannschaft Ldsm. Roddeck und des Nachbarkreises Stallupönen Landsmann Spiess. Besonders freudig wurde aufgenommen, dass die Vereinigung der ehem. 33-er der Verbindung mit ihrer alten Garnison durch Entsendung einer Abordnung unter Herrn Griess Ausdruck gegeben hatte. Ein herzlicher Gruß galt auch dem langjährigen Direktor der Friedrichschule Oberstudiendirektor a. D. Dr. Czwalina.

 

Ldsm. Kuntze rief in seiner Ansprache in eindringlichen Worten die Landsleute zu ernster und eifriger Mitarbeit auf und wandte sich besonders an die Jugend, die nun auch in Berlin sich zu sammeln beginnt und die vor dem nächstjährigen großen Treffen zu einer Freizeit vom 30.08. bis 02.09.1957 nach Berlin eingeladen werden soll. Mit großer Freude wurde das Erscheinen einer Gruppe der DJO begrüßt, die vereint mit der Gumbinner Jugend, einige Volkstänze zeigte.

 

Nach einem Grußwort des Vorsitzenden der Ostpreußischen Landsmannschaft, Dr. Matthée, sang Frau Schmidt zwei Volkslieder, und Herr Weimann spielte eine von ihm komponierte Fantasie über unser Ostpreußenlied. Dann sprach Dr. Czwalina sehr zu Herzen gehende Worte. Er erinnerte an die Stunde, da wir am Sarge der Mutter gestanden hätten. So sei uns zu Mute, wenn wir der Mutter Ostpreußen gedächten. Aber die lange deutsche Geschichte dieses Landes gebe uns das Recht, seine Heimkehr zur Mutter Deutschland zu fordern. Dr. Czwalina erinnerte an die Stunde, als er am 12. September 1914 inmitten seiner Division in das befreite Gumbinnen einzog und an die achtzehn Jahre, die er als Leiter der Friedrichschule dort verlebt hat. Auch manches Humorvolle war dabei wie die Geschichte jener Abiturientenfeier, an deren Schluss die Abiturienten ihren „beliebtesten" Studienrat auf dem Elch reiten ließen und er dann dem Polizisten in die Arme fiel und ein Strafmandat über fünf Mark erhielt.

 

Bei Eintritt der Dunkelheit konnte uns Ldsm. Gebauer dann wieder mit Lichtbildern erfreuen. Diesmal zeigt er eine neue Reihe „Salzburg-Gumbinnen". In Gumbinnen, wo die Salzburger Kirche stand und das Salzburger Hospital war, wurde die Erinnerung an diese glaubensstarken Vorfahren besonders hochgehalten, dort fanden auch die großen Erinnerungsfeiern statt, zuletzt 1932. Diese große Geschichte wurde in Ldsm. Gebauers Vortrag und durch die Bilder wieder lebendig, auch uns, den Nachkommen, eine Mahnung zu letzter Treue.

 

Lange blieben die Gumbinner dann noch gesellig beieinander. Sie freuen sich schon auf das nächste Großtreffen am 1. September 1957!

 

Gedanken zur Arbeit In unseren Jugendfreizeiten

Die Arbeit unserer Heimatkreisgemeinschaft Gumbinnen hat dazu geführt, dass sich unsere Landsleute mehrere Male im Jahr an den verschiedensten Orten der Bundesrepublik treffen, um zu zeigen, dass sie den Willen zur Rückkehr in die alte Heimat nicht aufgegeben haben. Gestützt auf diese Willenskundgebungen der Heimatkreise kann die Landsmannschaft Ostpreußen mit Forderungen an die Öffentlichkeit treten. Hämische Stimmen werden laut, die da sagen: Nun ja, die Alten, aber sie werden eines Tages nicht mehr da sein! Dann brauchen wir auf die Ostpreußen und die Ostdeutschen nicht mehr Rücksicht zu nehmen! Um den Willen der Deutschen zum Osten wachzuhalten, ist es nötig, die nächste Generation, die Jugend unserer Heimatvertriebenen heranzuholen, sie zu sammeln und zu Vorkämpfern unserer Heimat im Osten heranzubilden. Dabei haben wir folgendes festzuhalten und als Ziel unserer Arbeit hinzustellen:

 

1. Wir holen die Jugend nicht zusammen, um sie nur gut zu unterhalten. Selbstverständlich gehören Lehrgang, Feier, Spiel und Freizeit mit dazu.

 

2. Heimat und Mensch gehören zusammen: da unsere Heimat nur durch Wort und Bild an unsere jungen Menschen herangebracht werden kann, deshalb Vorträge aller Art, um unsere Jugend mit Landschaft und Geschichte unserer ostpreußischen Heimat vertraut zu machen.

 

3. Da die Heimat im Augenblick durch die Menschen in der Vertreibung dargestellt wird, gibt die „Freizeit", die lehrgangsmäßige Zusammenfassung, den Teilnehmern ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit in der Gemeinschaft gleichdenkender und aus gleichem Erleben kommender Gefährten.

 

 4. Die Arbeit für unsere Heimat ist politische Arbeit, keine Partei- und Tagespolitik. Dadurch, dass wir die Jugend mit ihrer Heimat im Osten und deren Geschichte vertraut machen, stellen wir ihr ein Ziel und geben ihr eine Aufgabe, für die es sich mit allen Kräften einzusetzen lohnt: Wiedergewinnung der Heimat. Jeder junge Heimatvertriebene, den wir zum aktiven Träger dieses Gedankens erziehen, hilft mit, die Weichen für eine neue deutsche Ostpolitik zu stellen.

 

5. Weil diese Arbeit politische Arbeit Im besten Sinne ist, haben wir daran zu denken, die Jugend mit der Geschichte unserer Nachbarvölker und deren Leben bekanntzumachen, damit ein neues Zusammenleben in der Zukunft möglich wird.

 

6. Inwieweit eine schärfere organisatorische Erfassung unserer Jugend erforderlich ist, wird die weitere Entwicklung lehren. Im Augenblick haben wir unsere Jugendlichen dahin zu bringen, dass sie da, wo sie das Schicksal hingestellt hat, in Schule und Beruf, in der Werkstatt und im Kontor, aktive Träger des Reichsgedankens und des Ostgedankens werden.

Hans Kuntze, Kreisvertreter

 

Stuttgart 28. Oktober 1956

Im süddeutschen Raum findet auf vielfachen Wunsch ein Gumbinner Kreistreffen am Sonntag, 28. Oktober, in Stuttgart statt. Der Tagungsort und das Programm werden noch rechtzeitig im Ostpreußenblatt bekanntgegeben werden. Ich hoffe, dass sich recht viele Landsleute dort zu einem Wiedersehen verabreden werden. Ich bitte, den Termin jetzt schon allen Bekannten weiterzusagen. Es ist das letzte diesjährige Kreistreffen der Gumbinner Kreisgemeinschaft. Ich möchte jetzt schon darauf hinweisen, dass das Treffen mit einem Gottesdienst eröffnet wird. Am Nachmittag findet eine Jugendstunde statt, zu der ich heute schon die Jugend ganz besonders herzlich einladen möchte. Anschließend dann gemütliches Beisammensein mit Tanz. Auf Wiedersehen in Stuttgart!

Hans Kuntze, Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4

 

Seite 7   Bestätigungen

Achtung, Rastenburger! Wer kann bestätigen, dass ich in Rastenburg, Ostpreußen, 1913 u. 1914 bis zum 3. August im Baugeschäft Gollieb Mühle als Maurer gearbeitet habe (Rentensache)? Zuschrift erb. Hugo Nimmert, Siegen, Westf. In der Numbach 17.

 

Seite 7   Amtliche Bekanntmachungen

Aufgebot. Fräulein Valeria Grunenberg, in Himmelsthür, Stadtweg 9, bei Brunke, hat beantragt, den verschollenen Bauern Hugo Grunenberg, geboren am 20. November 1906 zu Münsterberg, Kreis Heilsberg, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft ebenda, für tot zu erklären.  Der bezeichnete Verschollene wird aufgefordert, sich bis zum 1. Dezember 1956 bei dem hiesigen Gericht, Zimmer Nr. 9, zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen kann. An alle, die Auskunft über Leben und Tod des Verschollenen geben können, ergeht die Aufforderung, dem Gericht bis zu dem angegebenen Zeitpunkt Anzeige zu machen.

Amtsgericht Hildesheim, Bahnhofsallee Nr. 11. 3. September 1956. 11 — 14 II 102/56 —

 

Das Amtsgericht.   4 II 231/56     Detmold, den 17. August 1956

Aufgebot

Es Ist beantragt, die Witwe Lina Schwarz, geb. Graffenberger, zuletzt wohnhaft in Drengfurt, Ostpreußen, Am Markt Nr. 32, geboren am 18.05.1875 in Treuhof, Kreis Gerdauen, Ostpreußen, für tot zu erklären. Mitteilungen über das Schicksal der Vermissten werden zu 4 II 231/56 des Amtsgerichts Detmold erbeten.

 

Rest der Seite: Unterricht, Verschiedenes, Bekanntschaften, Werbung

 

Seite 8   Suchanzeigen

Kindersteckbrief mit Foto

Name: Zwicklinski

Vorname: Hannelore

geboren: 5. Januar 1943

in: Deutsch-Eylau

Augen: blau/grau

Haar: mittelblond

Das Kind lebte zuletzt bei den Großeltern und wurde durch Vermittlung der NSV einer Frau Schulzke in Pflege übergeben. Nachr. erb. u. Nr. 66 107 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Wer kann Auskunft geben über meinen Sohn Heinz Laupichler, geb. 04.02.1925 in Strigengrund, Kreis Insterburg, Ostpreußen, Feldpostnummer 08 574, letzte Nachricht vom 09.01.1945 aus dem Raum Goldap? Welcher Kamerad weiß etwas? Nachr. erbittet Otto Laupichler, Sevelten über Cloppenburg i. O.

 

Suche die Herren Stabsarzt Dr. Singer u. Feldwebel Erich Dickmann, beide zuletzt bei der San.-Abt. in Tapiau, Ostpreußen. Hildegard Kröhn, Itzehoe, Holstein, Oelixdorfer Straße 6, vorm. Tapiau. Lindemannstraße 7.

 

Wer hat im Sommer 1946 als Kriegsgefangener am Nordbahnhof, unten an den Bahnschienen, zusammen mit. meinem Sohn Herbert Graffunder gearbeitet und weiß etwas über seinen Verbleib? Nachr. erb. Fr. Lina Graffunder, (22c) Kerpen. Bez. Köln, Hahnenstraße 13

 

Kindersteckbrief mit Foto

Name: unbekannt

Vorname: unbekannt

geboren: etwa 1941

in: vermutlich Königsberg

Augen: braun

Haar: dunkelblond

Der Knabe kommt aus dem Waisenhaus Königsberg Pr.-Ponarth. Nach Angabe desselben wohnten die Eltern in Königsberg in einem kleinen Siedlungshaus in der Nähe einer Wäscherei (Siedlung der Arbeiter des Elektrowerkes). Angeblich flüchtete er im November 1944 mit seinen Eltern und Geschwistern von Königsberg nach Palmnicken. Dort soll der Vater verstorben sein. Die Mutter und der Bruder Heini sollen ebenfalls unterwegs verstorben sein. Der Junge spricht von einer Schwester „Waltraud", die während des Krieges nach Sachsen evakuiert wurde. Nachr. erb. u. Nr. 66 108 Das Ostpreußenblatt, Anz.Abt., Hamburg 13

 

Wo befindet sich Fritz Kapplitz, der Auskunft über Willi Dölps, FPNr. 40 758, geben kann? Bruhn, Rothenhahn/Kiel.

 

Wer weiß etwas über den Verbleib von August Böhmke, Lyck, SA-Straße 29? Nachr. erb. Frau Grete Waschkewitz. Walsum, Im Wertzkamp 15.

 

Gesucht werden Erna Gnadt, geb. 27.11.1903 in Amwalde, Kr. Angerburg, Ostpreußen, vermisst Februar 1945 bei Heilsberg, Ostpreußen; Fritz Gnadt, geb. 13.07.1906 in Amwalde, Kr. Angerburg, vermisst seit 1945, letzte Nachr. Februar 1945 aus Kroatien; Ewald Gnadt, geb. 13.02.1923 in Amwalde. Kr. Angerburg, vermisst seit Februar 1945 b. Angriff der Russen auf Heilsberg und Braunsberg. Etwaige Nachricht, erb. Fr. Helene Gnadt, Gelsenkirchen-Buer-Nord, Bogenstraße 23

 

Seite 8   Familienanzeigen

Norbert Dietrich, geb. 31.08.1956. Gottes Güte schenkte uns unser zweites Kind und unserer Silvia Carola das langersehnte Brüderchen. In dankbarer Freude, Asta Busch geb. Nielsen und Erwin Busch. Angerapp, Ostpreußem und Ebenrode, Ostpreußen, jetzt (2lb) Seelbach über Siegen

 

Ihre Verlobung geben bekannt, Lili Schweitzer, früher Hohenwalde, Kreis Heilsberg, Ostpreußen, jetzt Heidebergen (Siegkreis) und  Heinz Konopasek, früher Bad Godesberg, Mühlenstr. 1. 16. September 1956

 

Ihre Vermahlung geben bekannt: Friedlich v. Below-Lugowen, Lugowen, Kreis Insterburg, Ostpreußen, jetzt Hodenhagen, Kreis Fallingbostel und Wolffiede v. Below, geb. Thiele, Heidelberg. 31. August 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Albert Passauer, Schützendorf, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen, jetzt Toronto (Kanada) 425 Manning Ave, zurzeit Holzbüttgen bei Neuß und  Traute Passauer, geb. Meyrahn, Markthausen, Kreis Labiau, Ostpreußen, jetzt Rheydt II, Mollsbaumweg 15. 8. September 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Landwirt Burghard Kahl, Velbert, Rhld., Wilhelmstraße 53, früher Rittergut Barsenicken, Ostpreußen und Liesel Kahl, geb. Mostberger, Pfullendorf in Baden, Schönbrunnerhof. 15. September 1956

 

Ute, geboren am 22.08.1956. Die glückliche Geburt unseres ersten Kindes geben hocherfreut bekannt: Elfriede Radtke, geborene Thierbach, Stobingen, Kreis Insterburg und Fritz Radtke, Heiligenbeil, Schmiedestraße 5a. Jetzt Weidenau (Sieg) Vorm Kieselstein 38

 

Wir haben uns vermählt: Ing. Hansgeorg Ruhnau, Berlin W 30, Münchener Straße 3, früher Tilsit, Deutsche Straße 12 und Edith Ruhnau, geb. Gastner, Elmshorn, Holstein, Gerberstraße 12a, früher Passenheim, Kreis Ortelsburg. 25. August 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Heinz Küppers, Leverkusen und Gerda Küppers, geb. Mätzel, früher Gumbinnen, Ostpreußen. Juli 1956

 

Am 18. September 1956 feiern wir unsere Silberhochzeit und grüßen hiermit alle Verwandten und Bekannten. Emil Ruck und Frau Elisabeth Ruck, geb. Neumann. Groß-Nuhr, Kr. Wehlau, Ostpreußen, jetzt (20a) Sarstedt (Hann.) Mühlenstraße 63

 

Unserer lieben Mutter und Großmutter, Gertrud Windzus, geb. Blank, aus Uderwangen, Kr. Pr.-Eylau, jetzt Uhingen (Fils) Kirchstraße 23 (14a) gratulieren zu ihrem 80. Geburtstag, am 20. September 1956 herzlichst die Kinder und Enkelkinder

 

Am 17. September 1956 feiert unser lieber Vater, Schwieger-, Groß- und Urgroßvater, Hermann Kroll,  aus Bischofsburg, jetzt Hameln (Weser), Ostertorwall 20, seinen 80. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst seine acht Kinder nebst Familien

 

Am 12. September 1956 feierte unsere liebe Omi, Frau Marie Tresp, früher Saalfeld, Ostpreußen, Gemeindehaus, z. Z. Neuß (Rhein) Düsseldorfer Straße 84 bei Czerwinski, ihren 70. Geburtstag. Es gratulieren herzlich, Tochter, Enkelkinder und alle lieben Verwandten und Bekannten

 

Wir freuen uns, allen Freunden aus der Heimat mitteilen zu können, dass unser lieber Vater und Großvater, Gustav Laschat, aus Ragnit, jetzt Coburg, Löwenstraße 27, am 20. September 1956, seinen 70-jährigen Geburtstag feiert. Unsere Mutter und Omi wird am gleichen Tage 64 Jahre alt. Dr. Fritz Laschat und Frau Hildegard Laschat, geb. Schirmer, zwei Enkel. Heinz Bauschat und Frau Friedel Bauschat, geb. Laschat, drei Enkel. Neubeuern (Inn), Coburg

 

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Seite 9   „Ich will Euch nicht Waisen lassen …“ Vier Geschwister, die sich nach elf Jahren der Trennung ihre Heimkehr ins Elternhaus erkämpfen

Foto: Ulla, die Jüngste, der drei Schwestern, beim Bügeln in der elterlichen Wohnung. Die Mädchen helfen der überlasteten Mutter gern und nehmen ihr die Arbeit ab, wo es irgend geht. Ulla ist musikalisch sehr begabt und möchte später Musiklehrerin werden,

 

Foto: Wir trafen die Zweitälteste, Edith, in der kleinen Wohnküche der Penks bei der Vorbereitung des Mittagessens. Edith wurde als Sportlehrerin ausgebildet. Sie möchte auch hier nach der Umschulung den begonnenen Berufsweg fortsetzen.

 

Foto: Der fünfzehnjährige Werner hat es schnell gelernt, im Garten des Hauswirts mit dem Rasenmäher umzugehen. Er hatte in Ostpreußen gerade die Volksschule beendet. Als der Hauswirt der Penks in Düsseldorf ihn zum ersten Mal mit dem Wagen mitgenommen hatte, stand sein Berufswunsch fest: er möchte Kraftlahrer werden.

 

In den drei letzten Folgen berichteten wir über das Schicksal der Geschwister Erna, Edith, Ulla und Werner Penk. Die Kinder, die im Februar 1945 in ihrem Dorf im Kreis Bartenstein von ihrer Familie getrennt wurden - sie waren damals vier bis neun Jahre alt — konnten nach langjährigen Bemühungen jetzt endlich die Zusammenführung mit ihren Eltern und Geschwistern erreichen; sie trafen im August hier im Westen ein. Was sie erlebt haben und uns jetzt erzählen, gibt einen Einblick in das schwere Schicksal der ostpreußischen Kinder, die, von ihren Angehörigen getrennt und allein auf sich gestellt, jetzt in unserer Heimat unter den Polen leben müssen.

 

Dritte Fortsetzung und Schluss

Immer wieder findet sich in den Briefen, die die Geschwister nach Hause schreiben, der Satz: „Wir haben wieder nach Warschau an das Innenministerium, nach Allenstein an die Behörde X wegen unserer Rückführung geschrieben“. Immer wieder versuchen sie, selbst ihre Heimkehr ins Elternhaus zu erkämpfen. Sie wissen, dass die Eltern von Düsseldorf unermüdlich für das gleiche Ziel arbeiten. Aber immer wieder werden den Geschwistern Schwierigkeiten gemacht, immer neue Bescheinigungen gefordert, immer wieder wird ihnen vorgehalten, dass sie ja nun bald erwachsen wären, dass sie heiraten und im Beruf stehen und ihr Elternhaus nicht mehr brauchen würden. Aber sie lassen sich durch nichts beirren. Der Wunsch nach einer Rückkehr in das Elternhaus beherrscht in diesen elf Jahren ihr ganzes Sinnen und Trachten.

 

„Wir können Briefmarken kaufen"

Das Leben aber geht weiter ... Im Herbst 1954 wird Erna als Lernschwester nach Mohrungen versetzt. Das ist zwar bitter für die Schwestern, weil sie nun wieder auf unbestimmte Zeit voneinander getrennt werden, aber Erna wird nun schon ein kleines Taschengeld bekommen. Edith und Ulla schreiben nach Hause: „Jetzt werden wir Euch bestimmt öfter schreiben, da wir von nun an Briefmarken haben werden, weil ja Erna jetzt schon arbeitet. Sie wird uns und auch Werner besuchen kommen. Erna arbeitet in Mohrungen. Sie schreibt uns, dass es ihr dort gut geht und sie Geld verdienen wird“.

 

Erna hat es nicht leicht in ihrem Beruf. Es ist ja nicht nur die Arbeit, die auf ihr lastet, — auch das Heimweh wird immer stärker. Und die Fürsorge um die jüngeren Geschwister, bei denen sie jetzt nicht immer sein kann, hört für sie niemals auf. So schreibt sie im Februar 1955 an die Eltern:

 

"Liebes Mütterchen und Papi, ich kann es gar nicht erwarten, bis ein Brief von Euch da sein wird, in dem zu lesen steht, dass wir zu unseren geliebten Eltern fahren können. Mütterchen, ich habe vor einigen Tagen erfahren, dass sie jetzt größere Gruppen ins Ausland lassen werden. Vielleicht werden auch wir darunter sein. Wernerchen schreibt mir sehr oft. Darüber bin ich sehr erfreut, denn er pflegt ja nicht gern zu schreiben. Er schreibt, daraus sieht man, dass er Zärtlichkeit vermisst. Denn als wir noch alle zusammen waren, hatte er sich um nichts zu ängstigen. Jetzt aber ist es anders. Im nächsten Monat werde ich bestimmt bei ihm sein, und da werde ich ihm wieder etwas Wäsche waschen, flicken, und dann werde ich ihn wieder für längere Zeit nicht sehen. Nun werde ich mich wenigstens ein wenig freuen können mit ihm.

 

Liebes Mütterchen, erst jetzt habe ich festgestellt, wie schwer ich es in meinem Beruf habe. Ich habe schon alles satt. Ich möchte von hier weg und in einem kleineren Betrieb arbeiten, zum Beispiel in einem Gesundheitsamt oder aber auch in einem Waisenhaus, wo wir einst waren. Ich küsse Euch unzählige Male sehr stark, Erna“.

 

Die Schule stellt hohe Anforderungen

Edith und Ulla besuchen jetzt in Lötzen das Pädagogische Lyzeum und leben im Internat. Ulla schreibt darüber: „Wir sind gesund und fühlen uns wohl, was wir auch Euch von ganzem Herzen wünschen. In der Schule stellen die Lehrer immer größere Anforderungen. Alle Lektionen muss man auf hundertzwei können. Der Edith geht es am schwierigsten mit der russischen Sprache und mir mit der Mathematik; ich kann diese gar nicht kapieren. In der Schule ist es sonst lustig. Oft gehen wir ins Kino. Jetzt haben wir hier Festvorstellungen russischer Filme. Wir besuchen jeden Film. Es gibt Farbfilme, sehr aus dem Leben gegriffen und schön. Liebe Mutter und Papi, die Zuzugsgenehmigung, die Ihr uns geschickt habt, haben wir noch nicht erhalten, aber wir hoffen, dass wir sie bald bekommen werden. Wir sind gespannt, ob Ihr schon aus Allenstein oder Warschau etwas bekommen habt“.

 

Der Lehrstoff auf dem Pädagogischen Lyzeum ist interessant und vielseitig. Neben den wissenschaftlichen Fächern lernen die Mädchen nähen, Schnittmuster zeichnen, sie machen Bastelarbeiten mit verschiedenem Material und sie kochen im Internat. Auch Gartenarbeit und Tanzen gehört zum Lehrplan. Daneben laufen sie im Winter Ski; die Ausrüstung stellt die Schule. Edith wird im Skilauf unter 57 Wettbewerbern Zweitbeste und fährt zu den Jugendmeisterschaften nach Zakopane. Im Sommer schwimmen sie viel. Edith wird im Brustschwimmen Beste und fährt wiederum zu Meisterschaften, diesmal nach Lodz. Das Internat besitzt eigene Paddelboote und veranstaltet auch Wettpaddeln.

 

 Außerdem fahren die Mädchen im Bus in Gruppen durch ganz Masuren, sie lernen das Ermland kennen, sie fahren nach Danzig und Oliva, nach Stettin, nach Allenstein und zweimal sogar nach Warschau zu den Jugendtreffen.

 

„Wenn wir Flügel hätten . . ."

Aber so viel ihnen auch die Schule bieten mag, — sie vergessen niemals ihr Ziel, die Heimkehr. So schreiben sie Ende März 1955:

 

„Anfangs war bei uns das Wetter sehr schön, aber jetzt hat es sich verschlechtert. Es fällt Schnee, und es gibt furchtbaren Morast. Der Wind pfeift, als ob er dafür angestellt wäre. Wie immer lernen wir gut. Anfang dieses Monats schickte ich einen Brief an das Polnische Rote Kreuz nach Warschau in Sachen unserer Repatriierung nach Deutschland. Ich erhielt auch schon die Nachricht, dass unser Gesuch dem Nationalrat der Woiwodschaft, Abteilung öffentliche Verwaltung, nach Allenstein geschickt wurde. Wir haben jetzt die Hoffnung, dass man unsere Sache erledigen wird. Wir bitten Euch wirklich sehr herzlich, dass Ihr dorthin eingeschriebene Briefe schreibt. Dies kann unsere Fahrt zu Euch beschleunigen. Wir küssen Euch ganz stark hunderttausend und noch mehr mal. Eure Euch stets liebenden Töchter Edith und Ulla“.

 

Und im nächsten Brief, vier Wochen später: „Aus Allenstein haben wir noch keine Antwort. Wir haben die Hoffnung, dass man die Angelegenheit erledigen wird, und bestimmt werden wir uns bald sehen. Das Wetter bei uns ist schön, denn es ist wärmer geworden, und wir bereiten den Feiertag der Arbeit vor, den 1. Mai. Das ist bei uns ein sehr hoher Feiertag. Weil unsere Schule eine Schule für körperliche Erziehung ist, werden wir am 1. Mai im Sportdress marschieren.

 

Die Prüfungen rücken immer näher, und man muss sich gut vorbereiten, um in die neunte Klasse versetzt zu werden. Aber wir werden wohl die neunte Klasse nicht mehr beenden, denn bestimmt kommen wir vorher zu Euch. Wir können es schon nicht mehr erwarten. Wenn wir Flügel hätten, würden wir zu Euch auf Flügeln kommen. Oft sagen wir mit einem Lächeln auf unseren Gesichtern: „Wenn doch Papi uns mit einem Flugzeug holen käme!“ Werner fühlt sich im Waisenhaus gut; er schrieb uns, dass es ihm gut geht. Nur kann er es nicht erwarten, dass er zu Euch, Mütterchen und Papi, gefahren kommen wird.“.

 

Was die Karten sagen . . .

Auch die Eltern schreiben fleißig. Aus der Ferne können sie ja nun am Leben ihrer Kinder teilnehmen. Sie möchten jede Kleinigkeit von ihnen wissen, und sie versuchen, den geliebten Kindern mit Rat und Trost Mut zu machen. Oft haben sie ihnen in deutscher Sprache geschrieben, in der Hoffnung, sie würden dort schon jemand finden, der ihnen die Briefe von zu Hause übersetzt. Aber da schreibt Ulla einmal. „Könnt Ihr nicht, Mütterchen und Papi, mir wieder polnisch schreiben? Denn wenn der Brief polnisch ist, dann kann ich ihn mir immer vornehmen und ihn lesen, so oft ich will“. Und so gehen die Eltern wieder, wie so häufig in diesen Jahren, mit jedem ihrer Briefe zum Dolmetscher. Wieder schreibt Ulla über die erhoffte Rückkehr: „Wir sind sehr neugierig, ob Ihr Post aus Allenstein oder Warschau erhalten habt. Falls nicht, dann schreibt bitte noch einmal dorthin. Wir sind der festen Überzeugung, und wir fühlen es auch, dass wir uns 1956 sehen und dass wir dann zusammenbleiben werden. Dies hat uns eine Frau aus den Karten gesagt. Diese Frau hat uns überhaupt nicht gekannt, und trotzdem hat sie uns unsere ganzen Erlebnisse erzählt. Auch sagte sie, wir haben unsere Eltern in Deutschland und dass wir uns erst 1956 sehen werden. Wir werden uns aus ganzer Kraft bemühen, damit wir mit Euch zusammenkommen können“.

 

Und ein Brief von Werner: „Liebe Eltern! Zu Beginn meines Briefes frage ich Euch, ob Ihr gesund seid, so wie ich es bin. Ich erhielt von Euch ein Paket, in dem folgende Sachen waren: Füller, Hemdchen, Sporthemd und Hose und Schokolade. Das Paket war zu meinem Geburtstag gedacht. Nun, ich war sehr zufrieden. Ich habe das Paket sofort abgeholt und bin mit dem Fahrrad hingefahren. Dann bin ich aber schnell nach Hause geradelt. Aber unterwegs musste ich noch einige Kleinigkeiten kaufen. Nicht nur für mich, sondern auch für das Waisenhaus. Ich kaufte Nägel für das Waisenhaus und Tinte für mich. Die Tinte ist für den Füller gedacht, den ich jetzt erhalten habe. Mit dieser Tinte und mit diesem Füller schreibe ich Euch nun diesen Brief. Mama, schreibt doch mal zur Genossin M., wann ich nun geboren bin. Sie wissen es nämlich nicht und sagen mir immer, ich sei nicht vom richtigen Jahrgang, der angegeben worden ist. Mögen sie doch wissen, von welchem Jahrgang ich wirklich bin. Ich möchte nun endlich, dass das Gequatsche mit dem Geburtsdatum aufhört. Sind bei Euch alle gesund? Ich wünsche es Euch, auf dass es Euch so gut wie möglich geht. Damit beende ich meinen kurzen Brief. Pa! Pa! Pa! 1222 Küsse ! ! ! Grüßt von mir dort alle Schwestern und Schwager. Werner Penk“.

 

Ernteeinsatz im Kreis P r. - Eylau

Zu Beginn der Sommerferien fahren Edith und Ulla zu ihrem Bruder Werner nach Lupken ins Waisenhaus. Werner ist mächtig gewachsen. Er ist jetzt mit seinen vierzehn Jahren fast größer als die Schwestern. Die Hälfte der Kinder des Waisenhauses ist verreist, ein Teil ist zu den Verwandten gefahren. Die Ferientage sind schön für die drei Geschwister. Sie baden im See und lassen sich braun brennen. Einmal können sie sogar mit Erna in Mohrungen telefonieren. Da die Ferien sehr lange dauern, fast acht Wochen, melden sich die beiden Mädchen gemeinsam zum Ernteeinsatz nach Landsberg im Kreis Pr.-Eylau. Auf einer Kolchose helfen sie beim Einbringen der Ernte und beim Getreidedreschen. Die Arbeit macht den kräftigen jungen Mädchen Spaß; außerdem verdienen sie auch Geld, sechshundert Zloty in vier Wochen. Die Hälfte davon wird ihnen für Unterbringung und Verpflegung abgezogen, außerdem müssen sie die Fahrtkosten selbst tragen. Aber etwas bleibt doch übrig. So können sie sich als Lohn für die tägliche Arbeit von acht Stunden etwas leisten: Ulla kauft sich Badezeug, Edith ein ledernes Portemonnaie zum Preis von 35 Zloty, und ein ebenso schönes aus Leder bringen sie Werner mit ins Waisenhaus, — ein kostbares Geschenk für den Jungen.

 

Ulla schreibt über diese Zeit: „Es war für uns sehr lustig, denn außer uns waren dort noch achtzehn Mädchen aus verschiedenen Schulen und Ortschaften. Dort haben wir selbst kochen müssen. Ich musste sogar Mittag kochen und war für das Ganze verantwortlich. Aber es ging alles gut, und das Mittagessen mundete allen sehr. Jeden Sonntag hatten wir ein Fest. Auf unserer Kolchose waren nur Mädchen, auf der anderen nur Jungen. Da haben wir uns am Sonntag besucht und haben den ganzen Nachmittag getanzt. Das war eine lustige Zeit“.

 

Edith schreibt Ende September: „Liebe Mama und Papa! Ich habe Euch noch nicht geschrieben, dass ich selbständig geworden bin, das heißt, dass ich schon nicht mehr zum Waisenhaus gehöre, und ich bekomme von dort nichts mehr. Kurz und bündig: ich bin jetzt ohne Schutz. Ich bekomme ein Stipendium, das heißt ich bin kostenlos auf der Schule. Auch den Lebensunterhalt habe ich umsonst. Aber ich denke, alles wird nicht mehr lange dauern, denn schließlich müssen wir uns vereinen und in einem Haus wohnen und nicht zu den gestrandeten Leuten gehören, die Schiffbruch erleiden im Leben“.

 

„Einer von uns soll weiterkommen"

Als die beiden Mädchen frisch und braungebrannt wieder zurück auf die Pädagogische Anstalt in Lötzen kommen, gibt es Schwierigkeiten. Im neuen Semester müssen zusätzlich Bücher und Lernmaterial angeschafft werden, und es fehlt das Geld dazu. Ernas kleines Gehalt reicht auch nicht aus für die Bedürfnisse der Geschwister. Da erklärt Ulla entschlossen: „Dann gehe ich eben vom Lyzeum ab und gehe in die Fabrik. Einer von uns soll weiterkommen, und Edith ist die Begabteste von uns“. Edith wehrt sich, versucht Ulla klarzumachen, wie wichtig der Besuch des Konservatoriums für ihren späteren Berufsweg ist. Es ist aber nichts zu machen, was Ulla sich in ihren Kopf gesetzt hat, das schafft sie auch. Als die Mädchen mir jetzt von diesem kleinen Streit erzählen, lacht Ulla verschmitzt. „Na, und war es doch nicht besser so? Bis achthundert Zloty habe ich verdient im Akkord, und ich habe Euch allen helfen können“.

 

Ja, sie stehen füreinander ein, die Geschwister Penk. Und es rührt die Eltern in Düsseldorf zu Tränen, als sie diese Geschichte aus den sachlichen Briefen ihrer Kinder erfahren.

 

Gut also. Ulla geht nach Bartenstein zurück, findet Unterkunft bei der deutschen Familie, die ihnen so lange Jahre geholfen hat, und bekommt Arbeit in der großen Maschinenstrickerei. Die Umstellung ist nicht leicht für sie. Aber das Gefühl, dass sie den anderen helfen kann mit ihrer Arbeit, macht sie froh. Und nun kann sie sich auch noch einen Herzenswunsch erfüllen, den die Geschwister schon seit langem mit sich herumtragen: sie kann sich konfirmieren lassen. Während der Schulzeit hatten die Kinder keine Möglichkeit gehabt, auch nur den Gottesdienst in einer evangelischen Kirche zu besuchen, und an einen Konfirmationsunterricht wagten sie gar nicht zu denken.

 

Ulla wird konfirmiert

Aber jetzt ist Ulla frei, und sie ist jetzt in der Lage, die sechzig Zloty aufzubringen, die der polnische Pfarrer für die Konfirmation fordert. Ein Vierteljahr besucht sie nach der Arbeit in der Fabrik den Konfirmandenunterricht zusammen mit vier anderen deutschen Mädchen und zwei Jungen. Und im November 1955 schreibt sie nach Hause:

 

„Am 4. Dezember werde ich konfirmiert werden. Ein weißes Kleid werde ich von Frau K. bekommen. Sie hat es noch von ihrer Tochter. Sie ist sehr gut zu mir. Sie hilft mir, damit wir alle vier zu Euch kommen können. Wenn es geht, Mütterchen, dann schicke mir doch bitte im Brief schöne Heiligenbildchen oder andere bunte Bildchen, die ich ins Gesangbuch stecken kann. Ich weiß noch, dass diese Bildchen auf Deutsch „Sonnenglanz" heißen. Ich beende diesen Brief und küsse Euch und grüße Euch alle. Ich wünsche eine schnelle Vereinigung mit der Familie. Eure Ulla“.

 

Die Heiligenbildchen hat Ulla bei den polnischen Kindern gesehen.

 

Zum ersten Mal in der Kirche

Die Konfirmation Anfang Dezember wird ein großes Fest für die vier Geschwister. Sie haben alle Urlaub bekommen und feiern diesen Tag bei der deutschen Familie, die Ulla aufgenommen hat. Es gibt sogar ein richtiges Festessen. Als ich die Geschwister bei unseren Gesprächen frage, was wohl ihr größtes Erlebnis in den elf Jahren ihrer Trennung vom Elternhaus gewesen ist, sagen sie mir übereinstimmend, dass es der erste Besuch in einer evangelischen Kirche aus Anlass dieser Konfirmation war.

 

Mit dieser Einsegnung war etwas völlig Neues in ihr Leben getreten. In der Schule hatte es keinen Religionsunterricht gegeben Sie wussten wohl von den anderen Kindern, dass diese ab und zu in die katholische Kirche gingen. Aber sie selbst waren ja evangelisch, und ebenso wie den anderen deutschen Kinder evangelischen Glaubens war es ihnen während der Zeit im Waisenhaus und auf der Schule nicht gestattet worden, den Gottesdienst zu besuchen. Es gab ja auch nur wenige evangelische Kirchen in Ostpreußen; die Geschwister erinnern sich nur noch an die zu Bartenstein, in der Ulla konfirmiert wurde. Nun, da sie wieder zu Hause bei den Eltern sind, wollen auch die anderen drei den Konfirmandenunterricht besuchen, sobald sie der deutschen Sprache mächtig sind.

 

Ulla hat ihr polnisches Konfirmationszeugnis mit nach Hause gebracht. Es ist erschütternd, darin in polnischer Sprache den Spruch aus Johannes 14, 18, zu lesen, der in Deutsch lautet:

 

„Ich will Euch nicht Waisen lassen. Ich komme zu Euch“.

 

Einsamer Geburtstag

Erna ist wieder ins Krankenhaus nach Mohrungen zurückgekehrt. Im Februar 1956 kommt dieser Brief von ihr:

 

„Im Krankenhaus bin ich versetzt worden. Vorher arbeitete ich auf der Inneren Station bei den alten Leuten, jetzt bin ich bei den Kindern. Die Arbeit geht mir einstweilen gut von der Hand. Man muss sich aber ins Zeug legen, denn bei den Kindern ist viel zu tun. Mütterchen, und jetzt erzähle ich, wie ich in diesem Jahr meinen Geburtstag verbracht habe. Ich muss schon sagen, nicht sehr schön, denn ich war allein. Niemand konnte zu mir kommen. Aus Gram habe ich geweint, und ich stellte mir vor, wie es sein wird, wenn wir zusammen sein werden. Unsere Repatriierung dehnt sich aber aus! Hoffentlich erleben wir noch diesen glücklichen Tag. Ich lasse die Hoffnung nicht fahren. Dieser Tag wird doch mal kommen, nicht wahr?

 

Liebes Mütterchen und Papi, Ihr möchtet etwas mehr von meiner Arbeit erfahren. Also im Brief kann man das nicht so beschreiben, wie man arbeitet und wie alles vor sich geht. Ja, Mütterchen, ich arbeite des Nachts, wie Papi, aber manchmal ist so ein Nachtdienst sehr anstrengend, wenn viele Patienten da sind. Und dann ist man so müde und möchte so gerne schlafen, aber man muss sich überwinden. Dafür kann man ja am Tage schlafen, aber der Schlaf am Tage ist nicht so gut wie in der Nacht, denn immer wird man gestört. Ich hoffe, dass meine Arbeit in Düsseldorf ähnlich sein wird, nicht wahr? Ich denke, die Krankenhäuser sind dort ganz anders eingerichtet. Mütterchen, beschreibe mir doch, wie in Düsseldorf die Krankenhäuser aussehen.

 

Wie geht es den älteren Schwestern? Und wie fühlen sich die Kinder? Denn ich möchte gern mit ihnen spielen und spazieren gehen. Ich warte nur darauf, dass unser einsames Leben hier beendet wird. Damit schließe ich meinen Brief, der für Euch so wertvoll ist wie Eure Briefe für uns. Ich küsse Euch stark, stark, stark. Eure Euch nie vergessende Tochter Erna“.

 

„In der Nacht träumte ich . . ."

 

Die Osterfeiertage 1956 verleben die Geschwister wieder zusammen bei Erna in Mohrungen. Sie schreiben darüber: „Beim Abendbrot haben wir an Euch gedacht. Wir hatten gedacht, wir würden schon längst bei Euch sein, aber unsere Repatriierung verzögert sich immer noch. Auf unseren letzten Brief nach Warschau haben wir noch keine Antwort“.

 

Und in einem Brief von Edith heißt es: „Liebe Eltern, in den letzten Tagen ging mir alles quer. Wenn mich jemand rief, dann glaubte ich an eine Nachricht wegen unserer Rückführung. Klopfte jemand, so glaubte ich, es wäre für mich. In der Nacht träumte ich, ich sei auf dem Wege zu Euch. In der Schulstunde habe ich manchmal nicht aufgepasst, denn stets denke ich an Euch und an die Schwestern“.

 

Nun, wo Ulla arbeitet, kann sie auch zu allen Veranstaltungen gehen, die ihr während der Schulzeit verschlossen waren. Sie ist lebenslustig und tanzfreudig wie andere junge Mädchen ihres Alters, und so geht sie fast jeden Sonntag ins Haus der Kultur, wo auch getanzt wird. Die Musik dazu kommt von Schallplatten. Manchmal, bei besonderen Anlässen, spielt auch eine Militärkapelle. Die meisten anderen Tanzveranstaltungen kosten Eintrittsgeld, und zwar genau neun Zloty und neunundzwanzig Groschen. „Ja", lacht Ulla, „bei zehn Zloty ist nämlich die Vergnügungssteuer viel höher!"

 

Daneben gibt es auch eintrittsfreie Tanzvergnügen in den Gaststätten. Aber Ulla erzählt, dass sie da nicht so gerne hinging, weil diese „Vergnügen" meist mit einer Schlägerei endeten, oft auch mit Messerstechereien. Dort wurde auch Alkohol ausgeschenkt, der im Haus der Kultur verboten war. Trotz der hohen Besteuerung wird in den Gaststätten viel Schnaps getrunken.

 

In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag gibt es keine Polizeistunde; die Veranstaltungen am Sonntag müssen aber um 24 Uhr beendet sein, damit die Arbeiter am Montagfrüh ausgeschlafen zur Fabrik kommen. Die Polen sind sehr tanz- und vergnügungsfreudig.

 

„Versuchsfeld für Atombomben"

Nun, da die Geschwister das Gefühl haben, dass ihre Rückkehr vor der Tür steht, unterhalten sie sich auch mit den anderen deutschen Kindern über die Rückführung nach Deutschland. Die tollsten Propagandalügen werden ihnen erzählt. So wird ihnen gesagt, ganz Westdeutschland sei jetzt ein einziges Versuchsfeld für Atombomben geworden und es sei sehr gefährlich, dort zu leben. Außerdem sei die deutsche Polizei sehr scharf, und in Westdeutschland würden sie alle verhaftet und eingesperrt werden. So kommt es, dass einige deutsche Kinder, die sich um die Aussiedlung bemühen, aus Angst ihre Meldung wieder zurückziehen.

 

Die Geschwister Penk aber, die ja auch durch die Verbindung mit ihren Eltern besser unterrichtet sind als die anderen, lassen sich durch nichts beirren. Sie wollen zu ihren Eltern, und das so schnell wie möglich. Erna fährt mehrere Male zu den Behörden nach Allenstein. Immer wieder wird ihr dort gesagt, dass die Geschwister doch die besten Aussichten in Polen hätten und dass sie die begonnene Ausbildung doch nicht einfach unterbrechen könnten; sie würden es nirgendwo so gut haben wie hier. Aber Erna bleibt fest. Die Rückführung ist genehmigt worden, und sie besteht auf ihrem Anspruch. So

rden die Ausreisepapiere vorbereitet.

 

Erna bekommt Nachricht vom Woiwodschafts-Nationalrat in Allenstein, dass sie die Papiere für die vier Geschwister in Empfang nehmen kann. Und als sie von der Fahrt nach Allenstein zurückkommt, kann sie endlich den drei anderen mitteilen: „Ich habe die Papiere, jetzt kann es nicht mehr lange dauern!"

 

 

Für die anderen deutschen Kinder, mit denen die Geschwister Penk Verbindung haben, ist das ein Alarmzeichen. Also ist doch eine Heimkehr zu den Eltern möglich! Sie bitten die Geschwister, ihnen in Westdeutschland zu helfen, damit sie ihre Angehörigen finden und zu ihnen zurückkehren können. Die deutschen Kinder haben zwar die Möglichkeit, in polnischen Provinzzeitungen in einer besonderen Spalte Suchanzeigen nach ihren Eltern und Angehörigen zu veröffentlichen, aber diese Zeitungen kommen ja nicht über die Grenze nach Deutschland. „Viele von den Deutschen haben sehr geweint, als wir abfuhren“, berichten die Geschwister.

 

Seite 10   DasTelegramm

Foto: Das ist der Schluss eines der Briefe, die Werner nach Hause schrieb, als er vierzehn Jahr alt war. Die deutsche Übersetzung lautet: „Nun beende ich meinen Brief, den ich Euch geschrieben habe. Grüßt alle Schwager und Schwestern und Papi und Mutter. Pa! Pa! Pa! 1222 Küsse !!!! Werner Penk“. Das dreimalige Pa! Ausdruck seiner Sehnsucht nach dem Vater, hat er auch meist unter seine anderen Briefe geschrieben.

 

Und endlich, am 28. Juli 1956, ist es soweit. Am Abend dieses Tages kommt ein Telegramm in polnischer Sprache in Düsseldorf an. Frau Penk lässt alles stehen und liegen und läuft damit zum Dolmetscher. Immer wieder holt sie auf dem Weg das Stück Papier aus der Tasche und versucht, die fremden Buchstaben zu entziffern. Aber dann hat sie schnell Gewissheit. Der Dolmetscher übersetzt: „Wir reisen am 31. Juli von Polen ab. Liebe Eltern, seid vorbereitet. Ursula Penk“.

 

Allenstein ist der Treffpunkt der Kinder. Jedes von ihnen wird aus seinem Wohnort von einem Milizsoldaten abgeholt und nach Allenstein gebracht. Auch hier gibt es noch Schwierigkeiten. Plötzlich sollen nur Erna und Ulla reisen dürfen. Beide kämpfen sich auf der Behörde von Amtszimmer zu Amtszimmer durch, weinen, betteln und flehen, nun darf auch Edith kommen und ganz zuletzt, als die Schwestern schon fast verzweifeln, trifft auch Werner ein. So können sie endlich den Sonderzug besteigen, der mit etwa 180 Aussiedlern nach Stettin rollt. Auf dieser Fahrt müssen sie sich selbst verpflegen. In Stettin dann kommen sie für zwei Tage in ein Repatriierungsheim. Es wird ein langer Sonderzug zusammengestellt, der ältere Leute, aber auch einige Kinder nach Deutschland bringen soll.

 

Fieberhaft haben Vater und Mutter Penk während dieser Zeit in Düsseldorf jede Meldung über das Eintreffen des Sonderzuges verfolgt. Schließlich kommt durch den Rundfunk die Nachricht, dass der Sonderzug in der Nacht vom 3. zum 4. August die Grenze nach Westdeutschland passieren soll. Obwohl man ihnen abrät, sofort nach Friedland zu fahren, hält es sie doch nicht mehr zu Hause. Am Abend des 3. August sind sie in Friedland.

 

„In dieser Nacht habe ich kein Auge zugetan", sagt Mutter Penk. „Immer musste ich denken: Hat alles geklappt? Sind sie nun wirklich auch alle vier zusammen? Werden sie wirklich ankommen?"

 

Zeichensprache . . .

Am nächsten Morgen um acht Uhr ist es dann soweit. Mutter Penk erzählt: „Der Zug kam ganz langsam angefahren. Wir standen an der Rampe und waren furchtbar aufgeregt. Im ersten Wagen sah ich lauter alte Leute. Ich dachte mir gleich, da werden sie nicht dabei sein. Dann machte der Zug einen Bogen, und da streckten sich mit einem Mal so viele Hände aus den Fenstern. Da habe ich gedacht, das müssen junge Menschen sein, die winken so toll. Und dann waren sie wirklich dabei. Und als sie dann aus dem Zug gesprungen waren und auf uns zugelaufen kamen, da habe ich überhaupt nichts sagen können vor lauter Aufregung, aber sie hätten es ja sowieso nicht verstanden“.

 

Und Ulla: „Wie wir in den Bahnhof gefahren sind, da haben wir aus den Fenstern gewinkt und uns die Augen ausgeguckt. Da standen so viele Leute, und ich glaube, wir hätten die Eltern auch gar nicht erkannt nach den Bildern. Aber auf der Rampe, da lief einer immer so aufgeregt hin und her. Und da sagte ich zu Edith: „Sieh mal, der da, das muss der Vater sein, der sieht so furchtbar aufgeregt aus“. Und da sahen wir zu, dass wir schnell aus dem Zug herauskamen und liefen hin, und da breiteten Mütterchen und Papi auch schon die Arme aus, und sie waren es auch wirklich. Bloß reden konnten wir nicht mit ihnen. Aber wir haben geweint und gelacht und uns gefreut“.

 

Nun lassen die Eltern ihre wiedergefundenen Kinder aber nicht mehr von der Hand. Die Kinder bekommen Zettel in die Hand gedrückt für Kleidung und Papiere für die ärztliche Untersuchung. Und da sie diese Zettel nicht lesen können, sind sie froh, die Eltern bei sich zu haben, die ihnen helfen können. Sie bekommen neue Kleider. Bei der ärztlichen Untersuchung wird zur großen Freude der Eltern festgestellt, dass alle Kinder gesund sind.

 

Nach der Übernachtung im Lager fahren sie Sonntagfrüh nach Hause, nach Düsseldorf. Und im Zug lachen sie sich gegenseitig an und versuchen, sich durch Zeichen zu verständigen. Die Kinder machen ihre Pappköfferchen auf und holen die Fotos und die Briefe der Eltern hervor und zeigen, was sie noch von den Sachen haben, die die Eltern ihnen geschickt hatten.

 

Endlich zu Hause

Die Kinder können es gar nicht erwarten, die kleine Wohnung zu sehen, in der sie nun wirklich zu Hause sein sollen. Die Hauswirtin der Penks hatte bei den Nachbarn Geld gesammelt für den Empfang: „Wenn für Beerdigungen gesammelt wird, dann kann man das auch für die Heimkehr dieser Kinder tun“.

 

108 DM sind zusammengekommen. Für acht DM werden Blumen für die Wohnung gekauft, und der Hundertmarkschein wird Vater Penk zur Begrüßung überreicht. Ein großes Schild prangt über dem Eingang: „Herzlich willkommen zu Hause", und die ältere Schwester hatte schon das Essen auf dem Tisch.

 

So sind sie nun wieder zu Hause bei den Eltern und den Geschwistern. Und neugierig gehen die vier durch die beiden kleinen Räume, sehen sich alles an und nehmen Besitz von ihrem neuen Heim. Mit einem Mal ist Leben in den beiden kleinen Räumen unter dem Dach, und als der Dolmetscher an diesem Abend zu Besuch kommt, da beginnt das große Erzählen, das in all diesen Tagen kein Ende nehmen will.

 

Nun, nach der ersten Wiedersehensfreude, zieht auch der Alltag wieder ein. Vater Penk läuft unermüdlich von Behörde zu Behörde, um Hilfe für die heimgekehrten Kinder zu erbitten. Die Schwierigkeiten häufen sich. Immer wieder die gleiche Antwort zu Beginn: „So einen Fall haben wir noch nicht gehabt, wir wissen nicht, wie wir Ihnen helfen sollen. Unsere Vorschriften ..." Aber langsam hat Vater Penk doch Erfolg mit seinen Bemühungen. Der „Fall Penk" wird mit Windeseile in der ganzen Stadt bekannt. Eine Vertreterin des Arbeitsamtes kommt und versprach schnelle Hilfe. Die Schwierigkeiten liegen vor allem darin, dass die Geschwister kein Wort deutsch sprechen. Arbeitsmöglichkeiten wären genug vorhanden, Angebot über Angebot flattert in die kleine Wohnung. Aber Vater Penk möchte seinen Kindern auf jeden Fall den Wunsch erfüllen, sie wieder in die Berufsausbildung zurückkehren zu lassen. Dazu wird eine gründliche Umschulung erforderlich werden; Ämter und Behörden haben jetzt ihre Hilfe zugesagt. Diese Kinder, die mit so viel Vertrauen in die Zukunft nach Hause gekommen sind, dürfen nicht enttäuscht werden.

 

Als ich Edith frage, ob es ihr nicht leid getan habe, drüben ihre Ausbildung abzubrechen, sagt sie einfach: „Ich wollte vor allem nach Hause. Ich wusste, dass ich auch hier weiterkommen werde“.

 

Über unseren Gesprächen ist es tiefe Nacht geworden. Der Dolmetscher muss gehen, und die Wohnung wird für das Schlafengehen umgeräumt. Ich verabschiede mich von der Familie Penk, und Werner spricht die ersten deutschen Worte, die ich von den Geschwistern höre: „Los, los, Zeit zum Schlafen, gute Nacht!"

 

Sie werden ihren Weg machen, diese Kinder. Sie sind erst einmal beieinander, und das Gefühl, wieder eine große Familie zu sein und sich gegenseitig stützen und helfen zu können, macht sie stark. Und einmal werden auch Vater und Mutter Penk, auf denen jetzt noch so viele Sorgen lasten, zur Ruhe kommen.

 

Am nächsten Tag besuche ich noch die Betreuerin der Familie beim Landesverband Nordrhein-Westfalen des Deutschen Roten Kreuzes, die den Eltern beigestanden hat in den vergangenen schweren Jahren. Unzählige Suchanträge und Bescheinigungen sind durch Frau Jacob gestellt und weitergeleitet worden.

 

Frau Jacob stellt fest: „Wir haben zwar von hier aus alles getan, was menschenmöglich war, um die vier Kinder zu ihren Eltern zurückzubringen. Aber wenn die Kinder nicht ihr Geschick selbst in die Hand genommen und von sich aus Jahre hindurch darum gekämpft hätten, nach Hause zu kommen, dann wären sie heute noch nicht hier“.

 

Der unbeugsame Wille

Neun Jahre erst war Erna alt, da musste sie als Älteste schon die Verantwortung für das Schicksal der vier Geschwister auf sich nehmen, ohne jede Hilfe vom Elternhaus und gegen einen ständig wachsenden Druck von außen.

 

Denken wir einmal zurück an unsere eigene Kindheit: wären wir selbst in diesem Alter schon so selbständig, so zielbewusst gewesen, wie es Erna war? Hätten wir uns so tapfer gegen fremde Einflüsse zu wehren gewusst? Schwer zu sagen. Wir haben es ja alle selbst erlebt, dass der Mensch in Notzeiten und in der Gefahr eine Kraft in sich spürt, von der er vorher nichts ahnte. Hier sind aus Kindern ohne jeden Übergang selbständig handelnde und denkende Menschen geworden, die klar ihren Weg erkannten und sich durch nichts beirren ließen. Eins hat ihnen dabei geholfen: die Wachsamkeit und die Zähigkeit, die jedem echten Ostpreußen im Blut liegt, der ostpreußische „Dickschädel".

 

Der entscheidende Tag in ihrer Kindheit, der Tag, an dem man ihnen nach dem Vater und den drei Geschwistern auch noch die Mutter entriss, hat in den Älteren, vor allem in Erna, schlagartig das Bewusstsein geweckt, dass sie Deutsche sind. Und später, als man mit allen Mitteln versuchte, ihnen ihr Deutschtum zu nehmen, da wuchs gerade dadurch ihr innerer Widerstand, auch wenn sie sich äußerlich in den gegebenen Rahmen einfügten. Vielleicht wäre eines der Kinder, auf sich allein gestellt, der starken Beeinflussung erlegen, so wie die Geschwister es im Waisenhaus an anderen deutschen Kindern beobachten konnten. Wenn sie auch nur selten in unbewachten Augenblicken untereinander von zu Hause und von den Eltern sprechen konnten, so wussten sie doch: wir sind vier und wir gehören zusammen. So wuchsen auch die Jüngeren, Ulla und Werner, ganz selbstverständlich in die Haltung hinein; die Erna und Edith ihnen vorlebten.

 

Am schwersten waren für die Kinder die ersten fünf Jahre im Waisenhaus, als sie noch klein waren und sich ganz allein in die fremde, kalte Umgebung einfügen mussten, die Jahre, als sie auf dem Papier als Polen galten. Mit dem Augenblick, als die erste Nachricht von den Eltern kam, als die Brücke geschlagen war, da bekamen sie neue Kraft in ihrem Kampf um die Heimkehr. Und was schon in diesen ersten Jahren als unerschütterlicher Glaube in ihren Herzen gestanden hatte, das wurde nun zu einem festen Wissen: wir werden wieder nach Hause kommen.

 

So ist dieser „Fall Penk" mehr als ein Einzelschicksal. An diesem Beispiel zeigt sich, was der Mensch vermag gegen alle äußere Gewalt, wenn er unbeirrbar seinen Weg geht und den Glauben nicht verliert.

 

Hier waren es Kinder, die ihr Schicksal selbst in ihre jungen Hände nahmen, Kinder, die manchem Erwachsenen ein Beispiel sein können. Und das ist das eigentlich Erschütternde an dem Weg dieser vier Geschwister: dass sie in den langen Jahren, als alles verloren schien, doch nicht den Glauben an ihre Zukunft und an eine Wendung ihres Geschickes aufgaben. Ihrem eigenen zähen Kampf ist es zu verdanken, dass ihr Weg sie nach elf Jahren wieder dahin führte, wo er einmal begonnen hatte, zurück ins Elternhaus. Ruth-Maria Wagner

 

Seite 11   Entenjagd in Masuren. Von Martin Meißner.

Foto: Zeichnung: Wilhelm Eigener. „Auf den ersten Schuss im überschwemmten Sumpfland sind mir vor Staunen schier die Augen aus dem Kopfe gefallen …“

 

Verlorene Heimat in Masuren, wie oft bin ich in Gedanken in deinen Wäldern, deinen Seen und den Mooren und Sümpfen. Bilder steigen dann auf, heitere und ernste, und alles verwebt sich zu einem erlebten und gelebten Jägerleben in einer Natur, die noch den Hauch des, Unberührten in sich trägt.

 

Es ist, als sei es vor einigen Tagen gewesen. Oben auf einer Anhöhe stehe ich und schaue hinunter in die Bucht des Sees. Da drunten wimmelt es von Bleßhühnern, Tauchern und Enten, die zum Abzug bereit sind. Zum Schutz meiner Fischerei war ich schwer auf die Bleßhühner losgegangen. Ich glaubte schon, mit dem Kleinkaliber ordentlich eine Bresche in den Bestand gelegt zu haben; im Herbst aber musste ich erkennen, dass meine Mühe vergeblich gewesen war. Für die vielen, die ich erledigt hatte, waren Hunderte getreu nachgezogen. So ähnlich — oft auch umgekehrt erging es uns mit den Enten.

 

Auf den ersten Schuss im überschwemmten Sumpfland sind mir vor Staunen schier die Augen aus dem Kopfe gefallen. Mit einem Schlage gingen uns da Tausende von großen und kleinen Enten, neunundfünfzig Störche, Wolken von Kiebitzen, kleinen und großen Bekassinen, Rotschenkeln und Bleßhühnern hoch. Flüge von Turtel- und Ringeltauben, die in den Moorgehölzen aufgebäumt gewesen, flatterten dazwischen, und trotzdem war es uns nur gelungen, ein paar Versprengte aus dem Gewimmel zu holen. Das Land war weit überflutet, wir kamen ohne Lärm zu machen nur sehr schwer an die Schlupfwinkel heran, wir waren nur zu zweit und konnten nicht viel machen.

 

Ein paar Tage später kam ich mit erheblicher Verstärkung wieder. Das Wasser hatte sich inzwischen bereits verlaufen, und mit ihm hatte sich der ganze Segen verzogen. So geht es eben bei der „richtigen" Entenjagd. Denn die Jagd im Einfall oder in den Haferstoppeln — womöglich mit Kanapee und Wecker — überlassen wir gerne noch älteren Knochen.

 

Mein Fischereibezirk bestand aus einer Folge mittlerer und kleinerer Seen, die durch Abläufe, Kanäle, Torfstiche und Sumpfländer miteinander verbunden sind. Hier kann man nur passionierte Jäger verwenden. Leute, die — wie bei der Feldjagd — immer festen Boden unter den Füßen haben wollen, kann man hier nicht mitnehmen. Da war einer dabei, der, als er auf das liebliche, in sanften Wellen schwappende Schwingmoos trat, sofort die Beine anzog: „Mensch! Ich hab doch noch ne Mutter! Glaubst du, ich will mir die Zwiebeln von unten ansehen?" Also den krieg ich nimmer auf Entenjagd.

 

Für die anderen gibt es gar keine Bodenverhältnisse. Für sie gibt es nur — Enten! Zusammen mit dem guten Hund schwindeln sie sich von Bülte zu Bülte, sie kehren auch nicht um, wenn sie plötzlich vor einem schwarzen Moorgraben stehen und geben geduldig ihr letztes Kleidungsstück her. Mit hochgereckter Flinte und erhobener Patronentasche wandeln sie dann, wie bei einer Bittprozession, bis an die Brust im Schlick, durch den hemmenden Graben. Einige sind wohlbeleibt, was das heitere Schmunzeln noch belebt. Denn: was bedeutet das alles gegen die Wonnen der Entenjagd! Wenn es einem endlich geglückt ist, unbemerkt an das Sumpfstück heranzukommen, wenn, gleich auf den ersten Schuss hin, die langen Flaschenhälse der Enten, Stück für Stück aus dem Schilfrand fahren, möchte man am liebsten Zeitlupenaugen haben. Der ganze Mensch zittert vor Wonne oder ist es von dem kalten Moorschlick? Das schnelle Sehen und Erfassen, der Schuss und der Fall, das mit den Augen beim Wild, beim arbeitenden Hund und gleichzeitig doch noch in der Landschaft sein, das erst macht die Krönung dieser Jagd aus, die für mich die schönste ist, bei der man vor Vergnügen schreien könnte. Das ist echte Pirsch!

Siebenundvierzig Enten habe ich im Spätsommer an einem solchen Jagdtage geschossen, an dem wir adamsähnlich pirschten. In der Nacht darauf war es mir freilich weniger angenehm zumute. Drei Bienenstiche an den Zehen, Füße und Knie wie Igelkolben, dazu ein arg geschwollener Körper, den der Schüttelfrost plagte, — das war doch etwas zu viel gewesen. —

 

Trotzdem, ich brauchte mich nur an so manche kleine Episode der vergangenen Tage erinnern, und das Lachen kam mir gleich wieder. Man kann die Komik solcher Jagden nicht beschreiben, man muss sie gesehen haben. Vor meinen geistigen Augen steht mein alter Freund Lehrer Kalinke, lang und dünn, der plötzlich neben mir mit großen erstaunten Augen in einer Schlammspalte versank, oder wie mein Onkel Paul — das Gegenstück in den Proportionen — an Bord meines Segelbootes, stolz wie ein Spanier auf die Arkebuse gelehnt, langsam aber sicher in den Fluten unterging, als ein Stück Reeling unter seiner Wucht brach, — das waren alles Bilder, die mich in Gedanken immer wieder auflachen lassen.

 

Meine größte Freude hatte ich aber immer dann, wenn so recht schön lustig einer im Moor versank.

 

Da war ich mit unserem korpulenten Bürgermeister im Herbst abends auf Entenstrich gewesen. Es hatte nichts klappen wollen. Die Enten fielen aus unerklärlichen Gründen an diesem Abend ganz woanders ein. Ohne Beute stiefelten wir langsam heimwärts ... Es gibt in dieser verflixten Gegend nur einen einzigen kleinen Steg, der durch die sonst stundenweite Moorniederung führt. Dieser Steg hat kein Geländer. Er besteht aus einem glitschigen, schwankenden Brett, das über einen tiefen nicht gerade wohlduftenden Moorgraben führt. Das Brett reicht nicht ganz bis ans nachgiebige Ufer hin, weshalb der Wanderer gut tut, bei seinen Besuchen dann und wann einen Arm voll Reisig in die schlüpfrige Ufermasse zu werfen. Es erhöht dies das Sicherheitsgefühl des Abspringenden ganz bedeutend.

 

An diesem Abend hatte ich den Steg bereits hinter mich gebracht. Mächtig zog ich an, den festeren Gründen zu, als mich ein leises, mehr gegurgeltes „Martin!" jäh verhalten ließ. Es riss mich herum. Doch — da plätscherte was! Und richtig neben dem gebrochenen Steg tauchte, wie der Nöck im Schwall, der Kopf des Bürgermeisters auf. Es war eine reiche Flora, in der er seine Tauchübungen machte. Krebsschere, Wasserrosen, Entengrün, außerdem ist der Boden dort dicht mit Wasserpest verwachsen. Schwimmen kann man nicht in solchen Löchern, nur leise seufzend untergehen. Der Gute aber hatte doch einen Pfosten erobert und außerdem seine Waffe bei sich behalten. Es war also kein Grund, da bange zu sein. Aber das alles sah so komisch aus, es half nichts, — ich musste lachen.

 

„Komm! — Schieb mir das Brett her!" knurrte er.

 

Der Mensch denkt an nichts Böses, wenn er heiter gestimmt ist. Ich schob ihm also das Brett zu und bot ihm außerdem hilfreich noch meine Hand. Das missbrauchte er. — Er war vollgesogen und schwer, vielleicht auch zog er zu stürmisch an, — im nächsten Augenblick lag ich auf der anderen Seite im stinkenden Graben. — Ich habe nie in meinem Leben vorher einen total dreckigen Menschen so dreckig lachen sehen.

 

Nass, in einer Wolke von seltsamen Düften, strebten wir heimwärts. Es war eine dunkle Nacht. Wenig Sterne, kein Mond. Leider auch kein Wind. Keiner wollte reden. Ein paarmal schon war's mir vorgekommen, als ob die an meiner Seite gehende Hündin einen größeren Kopf als sonst habe. Aber ich war zu faul, um richtig hinzuschauen. Morgen würde er schon wieder normal sein. Vielleicht hast du Sumpffieber? Bis der andere plötzlich fragte: „Was hat denn der Hund im Fang?" Und ich nun selber darauf kam, dass Hunde bei Nacht nicht unbedingt größere Schädel haben müssen. Bella, der Guten, war die Jagd heute wohl zu unlohnend gewesen. Vielleicht hatte sie gefürchtet, dass wir zu Hause nichts zu essen vorfänden, und so hatte sie sich vorsichtshalber irgendwo im Vorbeigehen ein schwarzes, steinaltes Huhn geschnappt. Es sah wie ein Geier aus und hatte einen langen, nackten Kragen. Treu und brav hatte sie den Vogel immer neben mir hergetragen. Ich brachte es nicht übers Herz, sie zu strafen. Wir lachten uns gesund über die Geschichte und den merkwürdigen Verlauf dieser Jagd in einem Revier, wo der Jäger einmal Dutzende von Enten und ein anderes Mal nur einen alten dürren Pleitegeier nach Hause bringt.

 

Seite 11   Dat Äte schmeckt un de Bexe passe. Der ostpreußische Volksmund über das Essen.

Welchen Einfluss das Essen auf das Wohlbefinden des ostpreußischen Menschen hatte, zeigt treffend folgendes kurze Gespräch zwischen zwei sich begegnenden Bekannten:

 

„Na, wie geit?"

 „Wie wart goahne?! Goot! Dat Äte schmeckt un de Bexe passe!"

 

Wenn einem das Essen immer schmeckt, so ist er gesund und zufrieden, wenn es nicht recht schmecken will, so ist er krank. „Öck mott rein krank sen, mie schmeckt nich mehr recht dat Ate".

 

Der Ostpreuße isst gern, „öck ät alles, ook Fleesch!" „Äte un Drinke holt Lief un Seel" tosamme un manche Mönsche nähre sick davon“. „Vom Äte un Drinke läwe de meiste Mönsche".

 

Zum Arbeiten soll man sich nötigen lassen, aber nicht zum Essen. „Nicht tom Äte anharre, lewer tor Oarbeit". „Die Ersten zum Essen, die Letzten zur Arbeit". Wer beim Essen schwitzt und bei der Arbeit friert, der wird alt.

 

Der Ostpreuße isst auch eine gute Portion. „Langsam äte un dicht fliee (fleien = stapeln), du gloowst nich, wat du beherbarge kannst". Wenn ihm etwas ganz besonders gut schmeckt, tut es ihm leid mit essen aufzuhören. Er seufzt dann: „Wenn doch mien Muul e Schienedär weer un mien Moage e Mettfack" (= Getreidefach in der Scheune).

 

Der starke Esser stopft ein, schüttet ein. Er hachelt, er pfropft und premst ein, er schaufelt und spachtelt, packt ein, bedeljt sich, schlägt sich die Koddern voll und verputzt alles.

 

Für einen, der gierig und viel isst, hat man allerlei bildhafte Vergleiche: „He ätt wie e Drescher", he ätt wie e Berschtebinder (Bürstenbinder), he frett wie e Wulf, he ätt, dat em dat Muul schiemt (schäumt), he frett, dat em de Ohre schlackre".

 

Wie einer isst, so arbeitet er auch. Isst er schnell, so geht ihm auch die Arbeit flott von der Hand. Früher setzten manche Bauern, bevor sie das Gesinde einstellten, diesem zu essen vor. Nach dem Tempo des Essens beurteilten sie dann schon im Voraus die Leistung.

 

Die Gastfreundschaft, der Ostpreußen ist sprichwörtlich. Wenn Gäste ins Haus kamen, wurde reichlich aufgetischt und zum Essen genötigt. Man empfand es als Kränkung, wenn der Gast nicht tüchtig zulangte. „Nu esst man, esst! Wenn all nuscht wär‘! Aber ist ja alles da!" „Ät man, ät! De Kneep (Knöpfe) hohle noch anne Bexe!" „Nu ät't doch man, ju sen bie keinem Oarme!"

 

Und wenn man einen Gast necken wollte, so sagte man zu ihm: „Nu ät man, ät! Sonst sechst wedder wie jennsmoal: se jeewe mie nuscht!"

 

Die Ostpreußen verstehen sich aufs Essen, wie die ostpreußischen Frauen auf's Kochen, über die ostpreußischen Nationalgerichte ist schon so viel geschrieben worden, dass ich darüber hinweggehen will. Aber von einem guten Bissen sagte man: „Das muss mit Verstand gegessen werden". Das bedeutet, dass man etwas Gutes mit Bedacht und Genuss essen muss. Wer lustlos und ohne Appetit ist, der „isst mit langen Zähnen".

 

Beim Essen hielt man durchaus auf gute Sitten. „Wenn äte, denn äte" und nicht noch etwas anderes vorhaben. Wer beim Essen liest, der verliert das Gedächtnis. Das Mädchen, welches beim Essen singt, bekommt einen dummen Mann. Sieht man beim Essen in den Spiegel, so bekommt man eine lange Zunge. Wenn einem beim Essen etwas auf die Erde fällt, so hat man das Essen nicht verdient. Man muss beim Essen nicht mit dem Messer spielen oder es mit der Schneide nach oben hinlegen, denn die Engelchen würden sich daran schneiden. Wer zu spät zum Essen kommt, den rügt man: „Du kannst esse, wo de Schessel gestande hat".

Berta Gross

 

Seite 11   Herbstliches Einmachen. Von Margarete Haslinger

Nach einem Sommer des Missvergnügens dürfen wir doch nicht auf die winterliche Vorratswirtschaft verzichten, ehe Obst und Gemüse noch teurer sind. Auch muss die Ernte des eigenen Gartens verwertet werden, wie Tomaten, die nur mühsam reifen und zum Teil grün bleiben.

 

Vielleicht sind so manche Weckgläser leer geblieben; füllen wir sie mit Tomatenmark. Tomaten säubern, zerkleinern, mit einem Mindestmaß Wasser bis zum Weichwerden rasch kochen, durchschlagen, in die Gläser füllen und dreißig Minuten bei hundert Grad sterilisieren.

 

Haben wir keine Verschlussgläser mehr, können wir uns mit Flaschen helfen. Das passierte Tomatenmark wird dann gesalzen und zwanzig Minuten stark gekocht, sofort heiß in sauber gespülte Flaschen füllen, mit ausgekochten Korken schließen. Mit dem Halse nach unten in einen Eimer zum Abkühlen stellen. Der Zweck dieser Maßnahme ist, die noch nicht keimfreie Luft aus dem Flaschenhalse durch den kochenden Fruchtbrei zu treiben, der dabei die letzte bakterientötende Funktion übernimmt. Daraus ergibt sich also: erst eine Flasche fertig machen, ehe die nächste mit dem kochend gehaltenen Tomatenmark gefüllt wird.

 

Darf ich noch ein Rezept für Tomatenmark (in der Art des Ketchups) wiederholen, zu dem ich zwar schon einmal riet, das aber gar nicht genug empfohlen werden kann: drei Kilogramm Tomaten, vier große Zwiebeln, eine Tasse Essig, zwei Esslöffel Salz, vier Esslöffel Zucker, fünf Pfefferkörner, sechs Nelken, ein kleines Loorbeerblatt. Alles gut durchkochen, durch ein Sieb streichen und auf kleinster Flamme oder auf der Tropfpfanne des Backofens bei leicht geöffneter Tür eindicken. Man kann das Mark sowohl in kleine Gläser füllen als auch in einen Steintopf. Ohne Sorge vor dem Beschlagen kann man jederzeit davon entnehmen.

 

Grüne Tomaten süß eingemacht sind nicht jedermanns Sache, oft aber eine erwünschte Form, um die kleinsten Früchte zu verwenden, die in der Wohnung nicht mehr nachreifen würden. Sie werden gewogen und wenig zerschnitten in kochendem Wasser überwallt und auf ein Sieb zum Abtropfen gelegt. Auf ein Kilogramm Tomaten rechnet man 750 Gramm Zucker, kocht ihn klar und legt die Tomaten hinein. Am nächsten Tage lässt man die Tomaten in diesem Sirup eine halbe Stunde kochen und dann zwei Tage stehen. Danach wird der Saft dick eingekocht unter Zusatz von Zitroneneschale, Zimt und etwas Vanille, nach Geschmack wird Essig dazugegeben; die Tomaten heiß werden lassen, aber nicht mehr kochen; in Gläsern fest verbunden aufbewahren.

 

Die gebräuchlichste Form der Gurkenkonservierung ist die der Salzgurke. Immer häufiger ertönt die Klage: Meine Gurken halten sich nicht. Wer nicht Brunnenwasser dazu verwenden kann, sondern auf das gechlorte Leitungswasser angewiesen ist, lasse die Hände davon. Die Einsäuerung beruht auf der Bildung von Milchsäure. Nun tötet der Chlorgehalt des Wassers nicht nur die Krankheitskeime, sondern verhindert genauso die Bildung der Säurebakterien, das Ergebnis sind verfaulte Gurken. Man wähle daher lieber das Sterilisieren kleiner Gurken in Essigwasser mit Gewürzen (dreißig Minuten auf achtzig Grad) oder Gewürzgurken, bei denen Wasser kaum verwendet wird, Polnische, Senf- und Süße Gurken.

 

Gewürzgurken:

Kleine Gurken werden sauber abgebürstet, einen Tag in Wasser gelegt, abgetrocknet und in Gläser und Steintöpfe eingeschichtet; dazwischen Dill, Estragon, Meerrettich, Bohnenkraut und Senfkörner. Eine Lösung von drei Teilen Essig und einem Teil Wasser aufkochen, mit Salz und Zucker abschmecken und kalt über die Gurken geben. Nach etwa acht Tagen die Flüssigkeit noch einmal aufkochen und kalt über die Gurken gießen, die gut bedeckt sein müssen.

 

Scheiben- oder Polnische Gurken:

Alle Gurken, groß oder klein, grün oder gelb werden dazu verwendet. Erster Tag: man wäscht sie sauber, schält und schneidet sie in strohhalmdicke Scheiben, schichtet sie mit Zwiebelscheiben und Salz in einen Steintopf. Zweiter Tag: Salzwasser abgießen, dünne Essigmischung kochend über die Gurken gießen, 24 Stunden stehenlassen. Dritter Tag: Essigwasser abseihen, aufkochen, kochend über die Scheiben gießen. Vierter Tag: Alle Flüssigkeit fortgießen, die Gurken zum Abtropfen auf ein Sieb schütten, dann in einen Steintopf folgendermaßen schichten: Eine Schicht Gurken- und Zwiebelscheiben, ein bis zwei Lorbeerblätter, Dill, Meerrettich und etwas gestoßenen Pfeffer, dann

wieder Gurken, Gewürze und so fort, bis der Topf voll ist. Nun kocht man Weinessig und Zucker — auf einen Liter Essig 750 Gramm Zucker — und gießt ihn kochend über die Gurken. Den beim späteren Verbrauch der Gurken übrig bleibenden Essig verwendet man zu Salaten, zum Würzen usw.

 

In diesen Wochen reifen auch die Flieder(Holunder)beeren, die wir selbst suchen können. Sie werden mit einer Gabel von den Dolden gestreift, mit wenig Wasser kurz gekocht, durchgeschlagen und nach zehn Minuten erneutem Durchkochen heiß in Flaschen gefüllt. (Siehe Tomatenmark). Nehmen Sie kleinere Flaschen, es gibt einen sehr kräftigen Saft, von dem man herrliche süße Wintersuppen macht, mit Birnen oder Äpfeln und Grießklößchen drin.

 

Quitten sind die am spätesten reifende Frucht, sie wird nur für Einmachzwecke verwendet. Wunderbar Quittengelee, die Fruchtrückstände werden durchgeschlagen und geben eine steife Marmelade (auf fünfhundert Gramm Obstbrei genügen vierhundert Gramm Zucker), aus der man Weihnachten Quittenbrot machen kann. Man schneidet dazu Marmeladenstückchen, wälzt sie in Zucker und lässt sie an warmem Ort übertrocknen. Sie werden in Blechbüchsen aufbewahrt mit Papierzwischenlagen.

 

Ein nicht alltäglicher Brotaufstrich ist Quittenhonig. Sechs große Quitten, vier große Äpfel von einer süßen Sorte, Saft von zwei Zitronen. Man wäscht und reibt roh die Früchte, wiegt sie ab und rechnet dreiviertel ihrer Menge für den Zucker. Soviel Wasser, dass der Zucker gerade gelöst wird, aufkochen, über den Zucker gießen und rühren, bis er fast zergangen ist. Dann die geriebene Frucht dazu, Zitronensaft, und unter öfterem Umrühren solange kochen, bis ein klarer, dicker „Honig" entstanden ist, den man in kleine Gläser füllt und nach dem Erkalten zubindet.

 

Zum Schluss noch ein ganz altes ostpreußisches Rezept für Hagebuttenkompott, das zwar mühsam ist, aber köstlich schmeckt: ein halber Liter Weinessig wird mit zwei Kilogramm Zucker geläutert, eine Stange Vanille und Stangenzimt kocht man mit. Dann gibt man zwei Kilogramm geschälte, in Viertel geschnittene Äpfel hinein und lässt sie glasig kochen. Wir nahmen früher Hasenköpfe dazu, es gibt auch im Westen harte Äpfel, die ihnen in Festigkeit und Geschmack ähnlich sind. Man entkernt vorher 500 bis 750 Gramm Hagebutten, wäscht sie, wellt sie leicht über (eigentlich nur. um die letzten Kerne zu entfernen) und lässt sie auf einem Sieb abtropfen.

 

Zum Schluss werden die Hagebutten mit den Äpfeln zusammen rasch aufgekocht, dabei umgerührt und in Gläser gefüllt. Wenn man seinem Keller nicht ganz trauen kann, überdeckt man sie mit einem Rum- oder Salizylpapier, ehe man sie zubindet.

 

Seite 12   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Angerapp

Auf Beschluss des Kreisausschusses ist Herr Gustav Frenkel, früher Angerapp, zum Karteiführer für den Kreis Angerapp bestätigt worden. Herr Frenkel übernimmt die Führung der Kreiskartei ab 1. Oktober dieses Jahres. Ich bitte daher von diesem Tage ab sämtliche Schreiben, die mit der Führung der Kartei zusammenhängen, und alle Anfragen nach Anschriften von Angehörigen des Kreises und der Stadt Angerapp an Herrn Gustav Frenkel, (22a) Lobberich, Süchteiner Straße 30, zu richten. In allen Schreiben bitte ich stets den früheren Wohnort in der Heimat anzugeben. Allen Anfragen bitte ich entweder einen Freiumschlag oder Rückporto beizufügen.

 

 Bereits mehrfach hatte ich um Einsendung von Fotos, die für die Herstellung eines Filmstreifens über die Sehenswürdigkeiten des Kreises und der Stadt geeignet sind, gebeten. Obgleich ich erfreulicherweise von mehreren Seiten Material erhalten habe, so ist dieses doch noch nicht ausreichend. Ich bitte deshalb nochmals alle Landsleute, mir geeignete Fotos zu überlassen. Diese werden nach Herstellung des Films wieder zurückgesandt.

 

Gesucht werden:

Rudolf Kreutzmann, früher Auerfluß;

Frau Hanna Siebert, geb. Kreutzmann, früher Neu-Beynuhnen;

Friedrich Kreutzmann, früher Wilhelmsberg;

Familie Jablonski, früher Oberhofen;

Familie Engler, früher Oberhofen;

Fräulein Lisbeth Matzkeit, früher Molkereigenossenschaft Warnheide;

Frau Friedel Wenskat, geb. Gottschalk, früher Kermuschienen.

 

Auskünfte über die Angefragten bitte zu richten an: Wilhelm Haegert, Kreisvertreter Düsseldorf, Zaberner Straße 42

 

Angerburg. Letztes Heimattreffen 1956 am 21. Oktober in Stuttgart-Fellbach

Ich lade alle Landsleute, besonders diejenigen aus Baden-Württemberg, zu unserem letzten, diesjährigen Kreistreffen schon heute herzlich ein. Es findet in Fellbach, Gasthaus Adler, statt. Das Lokal ist zu erreichen vom Hauptbahnhof Stuttgart mit der Straßenbahn Linie 1 bis zur Endstation, von dort zwei Minuten Fußweg. Quartierbestellungen bitte an Landsmann Fritz Preuß, (14a) Stuttgart-Fellbach, Bühlstraße 15, rechtzeitig zu richten. Weitere Bekanntmachungen folgen im Ostpreußenblatt.

 

Wir begrüßen herzlich Frau Luise Zielasko, geb. Ridzewski, aus Jorken, die aus Jorken ausgesiedelt wurde. Wir wünschen unserer Landsmännin nach den bitteren Jahren der Haft beste Gesundheit, baldiges Einleben und alles Gute.

Hans Priddat, Kreisvertreter, (16) Bad Homburg v. d. Höhe, Seifgrundstraße 15

 

Treuburg

Zur Wiedersehensfeier der ehemaligen Bewohner des Kreises Treuburg am Sonntag, dem 16. September, in der Stadthalle in Opladen. Veranstaltungsfolge: Ab 9 Uhr ist das Versammlungslokal geöffnet; 9.45 Uhr Gottesdienst in der evangelischen Kirche, Bielertstraße 12; 10 Uhr Gottesdienst in der katholischen Kirche, Düsseldorfer Straße; 12.30 bis 14.30 Uhr Mittagspause, gemeinsames Essen; 15 Uhr Feierstunde: 1. Gemeinsamer Gesang: Ostpreußenlied „Land der dunklen Wälder". 2. Eröffnung und Begrüßung der Gäste, 3. Begrüßung durch den Bürgermeister der Kreisstadt Opladen und Übergabe der Patenschaftsurkunde, 4. Ansprache des Vorsitzenden der Landesgruppe Ostpreußen in Nordrhein-Westfalen, 5. Schlussansprache, 6. Gemeinsamer Gesang: Deutschlandlied; ab 17 Uhr: Geselliges Beisammensein.

W. Kowitz, stellvertretender Kreisvertreter

 

Johannisburg

Sonntag, den 30. September, 11 Uhr, Treffen in Dortmund in den Reinoldigaststätten. Vom Hauptbahnhof zu erreichen über Burgstraße. Torstraße, Brueckstraße, Reinoldikirche

 

Gesucht werden:

Oberstraßenmeister Mettzarski, Arnswalde;

Reinhold Mucks, Arys.

F. W. Kautz. Kreisvertreter (20) Altwarmbüchen (Hann.)

 

Ortelsburg. Ortelsburger Treffen in Neumünster

Am 26. August fand das Kreistreffen der Ortelsburger im Raume Schleswig-Holstein in Neumünster statt. Trotz des ungünstigen Wetters hatten sich über vierhundert Ortelsburger in der Reichshalle zusammengefunden.

 

Schon am Abend zuvor tagten der Vorstand und im Anschluss daran der vorläufige Kreistag der Kreisgemeinschaft. Als Hauptpunkte standen der Finanzbericht und der Jahresbericht auf der Tagesordnung. Der Kassen- und der Geschäftsführung wurde Entlastung erteilt. Weiterhin fand eine abschließende Aussprache über die Satzung der Kreisgemeinschaft Ortelsburg statt. Die Durchführung von Wahlen ist für das Frühjahr 1957 vorgesehen. Patenkreis und Patenstadt Hannoversch Münden wurden insbesondere für die Durchführung des Ferienlagers Ortelsburger Jugendlicher in Pelzerhaken und für die Unterbringung von 20 Berliner Ferienkinder in Patenfamilien herzlicher Dank ausgesprochen. — Am Sonntag begann die Feierstunde um 14 Uhr. Nach dem gemeinsamen Lied „Land der dunklen Wälder" und dem Vorspruch „Heimat" sang der Vertriebenen-Chor Neumünster das Masurenlied: „Wild flutet der See", das von den Ortelsburgern mit besonderer Freude und viel Beifall aufgenommen wurde. Auch das innige Lied Simon Dachs „Ännchen von Tharau" erwärmte die Herzen der Anwesenden. Kreisvertreter Brenk begrüßte die Gäste und alle Landsleute, insbesondere die Teilnehmer aus der Zone und Frau Marchlowitz, die erst vor kurzem aus dem Kreise Ortelsburg nach Westdeutschland gekommen ist. Seine besondere Anerkennung galt Landsmann Diesing, der in Zusammenarbeit mit Landsmann Reuter und mit dankenswerter Unterstützung die städtischen Stellen dieses Treffen sorgsam vorbereitet hatte. Grüße der Stadt Neumünster übermittelte Stadtrat Kasolowski. Er schloss mit den Worten: „Wir sind keine Bettler, sondern Berechtigte".

 

Dann ergriff der Vorsitzende des Kreisverbandes Neumünster, Oberst a. D. Schöpffer, das Wort. Er sei oft in Ortelsburg gewesen und hätte sich dort immer wohlgefühlt. Es gibt Orte und Städte in Deutschland, die überall bekannt sind, dazu gehört Ortelsburg. Denn schon vor 750 Jahren war Ortelsburg die äußerste Südostburg gegen das Heidentum. In dieser Ecke bildete sich der Geist des Volkes. „Dieser Geist muss weiterleben, nicht mit dem Schwerte, sondern mit dem Geiste müssen wir weiterkämpfen!" — Landsmann Reuter rief den Ortelsburgern zu: „Wir dürfen auf die Heimat nie verzichten, denn unser Recht auf die Heimat ist ein göttliches Recht." Die Heimat ist der Ort, an dem niemand sagen könne: „Was willst du hier?" So hat auch jedes Treffen etwas Heimatliches, es muss daher als Dienst aufgefasst werden.

 

Nach dem Lied des Vertriebenen-Chors: „Nichts kann uns rauben Liebe und Glauben zu unserm Land" überbrachte Herr Schroeter die Grüße der Landesgruppe Schleswig-Holstein und des Bundesvorsitzenden Dr. Gille. — „Was sind unsere Treffen? Nicht mehr Zusammenfassung einzelner Gruppen, sondern Träger und Grundlage der Maßnahmen, die die Landsmannschaften zu tragen haben!" Er forderte die Landsleute auf, nicht das Interesse an den Aufgaben für die Heimat sinken zu lassen, denn diese Gefahr bestände, je mehr die Eingliederung im Bundesgebiet fortschreite. Sehr scharf nahm Landsmann Schroeter gegen die Verleihung des Karls-Preises der Stadt Aachen an Churchill Stellung. Sie sei eine Provokation aller deutschen vertriebenen gewesen!

 

Dann wandte der Redner sich gegen die Studie der Wiskemann „Deutschland und seine östlichen Nachbarn". „Es gibt kein Zurück und keinen Kompromiss in der Frage des Rechtes auf die Heimat im Osten." Alle diese Dinge müssten Alarm genug sein, nicht an den Dingen vorbeizusehen, sondern den Kampf fortzuführen. So forderte Herr Schroeter zum Schluss zur erhöhten Wachsamkeit auf. — Mit dem schon 1920 gesungenen Abstimmungslied: „Ich hab' mich ergeben mit Herz und mit Hand" endete die eindrucksvolle Feierstunde.

 

Lange saßen die Ortelsburger dann noch beisammen und ließen in ihrer Erinnerung die Heimat erstehen. — Unter ihnen weilten zur Freude aller Frau Ruth Presting, geb. Knauff, früher Kobulten, die vor vier Wochen erst aus Kanada in die Bundesrepublik gekommen war und deren erstes Unternehmen nach langer Abwesenheit aus Deutschland der Besuch des Heimattreffens der Ortelsburger war.

 

Landschaftsrat Bludau, Steinhöhe verstorben

Ende Juli 1956, verstarb nach langer, schwerer Krankheit, im Alter von 79 Jahren, Landschaftsrat Josef Bludau, früher Steinhöhe, zuletzt Wrisbergholzen über Alfeld (Leine). — Herr Bludau war jahrzehntelang in den verschiedensten Ehrenämtern des Kreises und darüber hinaus des Reg.-Bez. Allenstein und der Provinz Ostpreußen rastlos tätig. — So war Herr Bludau u. a. Kreistagsmitglied, Kreisausschussmitglied, Kreisdeputierter, Vorstandsmitglied im landw. Zentralverein Allenstein und Mitglied der Landwirtschaftskammer. Als Landschaftsrat hat er lange Jahre hindurch die Interessen seiner Berufsgenossen bei der Ostpr. Landschaft vertreten. Seine besondere Passion war die Züchtung des edlen ostpreußischen Pferdes Trakehner Abstammung.

 

Der Kreis Ortelsburg wird dieses Mannes stets ehrend gedenken. — Die Kreisgemeinschaft spricht seiner Familie und seinen Angehörigen herzliche und tiefempfundene Anteilnahme aus. —

Max Brenk, Kreisvertreter Hagen (Westf), Elbersufer 24

 

Allenstein-Stadt

Liebe Allensteiner! Trotz wiederholter Bekanntgabe gehen täglich Anfragen über den Verbleib der Abwicklungsstellen der Stadt- und Kreissparkasse, sowie der Volksbank Allenstein (ehemalige Vereinsbank) ein. Es wird nochmals an dieser Stelle bekanntgegeben, dass beide Geldinstitute als untergegangen anzusehen sind. Ehemalige Beamte und Angestellte sowie Direktoren beider Banken können heute aus der Erinnerung über ehemals geführte Konten keine Angaben mehr machen.

 

Achtung! Familie Neuwald, Allenstein! Nachstehend aufgeführte Sparkassenbücher befinden sich im Besitz des vor drei Monaten aus Allenstein übergesiedelten Herrn Johann Sanden, Berlin-Neukölln, Fuldastr. 52, b.

Barbara Brinkmann: Neuwald,: 2 Bücher Sparkasse der Stadt Köln, 1 Buch Kreissparkasse Köln-Mülheim, 1 Buch Ostpr. Landschaft Königsberg.

 

Elisabeth Neuwald: 2 Bücher Sparkasse der Stadt Köln.

 

Basila Neuwald, Neuwald, Anselm.

Adlbert Neuwald: je ein Buch Sparkasse der Stadt Köln.

Die beiden letzteren wohnten in Heilsberg (Ostpr).

 

Gesucht werden:

Joachim Gorschewski sowie Ehefrau Maria Gorschewski, geb. Jeschik und Kinder Inge, Gerda, Heinz;

 

Familie Bernhard Diel (Dziendzelewski) aus Allenstein;

Ingenieur Scheffler von Techn. Uberwachungsverein in Allenstein;

Helga Pernau, Lehrerin, Allenstein, Langgasse 26, geb.07.06.1925;

Frau Ottilie Chmielewski, geb. Denda, geb. 09.08.1890, Allenstein, Hohensteiner Str. 57 a;

Christoph Denda, Hohensteiner Straße 57, Eigentümer des Hauses Luisenstr. 15;

 

wegen Vervollständigung der Kartei, da anlässlich des Jahreshaupttreffens in Gelsenkirchen am 1. und 2. September übersehen wurde, die jetzige Anschrift aufzugeben.

 

Alle Zuschriften und Meldungen werden an die Geschäftsstelle „Patenschaft Allenstein", Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus, erbeten.

 

Osterode

Das Treffen der Heimatkreisgemeinschaft am 2. September in Kiel verlief, begünstigt durch schönes Wetter und damit verbunden einem sehr guten Besuch. In schöner, harmonischer Welse. Die Veranstaltung wurde durch eine Andacht von einem Heimatpfarrer eingeleitet. Die Ansprache des Kreisvertreters ebenso wie der Lichtbildervortrag von Dr Kowalski fanden Beifall und Anerkennung. Mit großem Interesse wurde die Fragestunde über wirtschaftliche Angelegenheiten, insbesondere den Lastenausgleich und die Ersatzeinheitsbewertung durch die Heimatauskunftstelle wahrgenommen. Der Veranstalter des Heimatkreistreffens in Kiel, Landsmann Kuessner, hatte die Vorbereitungen bestens getroffen und die Durchführung gut geleitet. Auch an dieser Stelle sei ihm dafür herzlich gedankt.

 

Als Abschluss der Jugendfreizelt, die durch Fräulein Kowalski durchgeführt wird, findet in der Patenstadt Osterode (Harz), am 7. Oktober im Lokal „Kurpark" ein Kreistreffen statt, zu dem auch alle sonstigen ostpreußischen Landsleute aus dem Patenkreis herzlich eingeladen werden. Gelegentlich dieser Veranstaltung wird unser langjähriger Wunsch erfüllt, dass die „Osteroder Heimatstube" in dem Heimatmuseum der Patenstadt eröffnet werden kann. Dort werden die gesammelten Erinnerungsstücke, Heimatbilder und ein Modell des Tannenbergdenkmals zur Schau gestellt.

 

Einzelheiten über den Ablauf des Kreistreffens, das mit einem Gottesdienst in der Marienkirche durch Pfarrer Kirstein eingeleitet wird, werden rechtzeitig bekanntgegeben werden. Sicherlich wird wie immer das Zusammensein der Osteroder in der Patenstadt besonders stark besucht sein.

 

Gesucht werden:

Hans Weber, Osterode, Schlageterstr. 22;

Angehörige des Willibald Klein, zwecks Zustellung von Nachlasssachen;

Emilie, Frieda, Rudolf, August und Auguste Semmelka;

Martha Fröhlich, geb. Semmelka;

Grethe Böhm, geb. Semmelka;

Bublitz, Osterode;

Schneidermeister Adolf Figger, Osterode;

Zube, Möbelhandlung, Osterode;

Otto Blank, Schreiner, Osterode, Hindenburgstr. 1;

Schwesig, Schreiner, Osterode;

Johann Loch und Adolf Loch, Bergfriede;

Hermann Bartniekowski, Bergfriede;

Frau Steffanski, Osterode, Hindenburgstraße 50.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter

 

Rößel

Anläßssich des 77. Deutschen Katholikentages In Köln trafen sich am 2. September über 300 Landsleute aus dem Kreise Rößel im Mathildenhof in Deutz. Nach einem Grußwort an alle Anwesenden und an den Vorsitzenden im Bezirk Köln, Landsmann Biber (Königsberg), fand Kreisvertreter Stromberg besonders herzliche Worte für die anwesenden Landsleute aus der sowjetisch besetzten Zone, denen er materielle Unterstützung seitens der Kreisgemeinschaft in Aussicht stellte. Er erwähnte noch ausdrücklich die vorausgegangenen erhebenden Feierveranstaltungen beim Katholikentag, wobei dem Vertriebenenproblem und der Frage der Wiedervereinigung ein großer Raum gegeben, worden war. Es ist die besondere Aufgabe der älteren Generation, durch Aufklärung in den Familien und in den Schulen dafür zu sorgen, dass das Bild der Heimat besonders bei der Jugend erhalten bleibt. Sodann erhielt die Versammlung in anschaulicher Weise Auskunft über die Zusammensetzung, den Aufbau und die heimatpolitischen Aufgaben der Landsmannschaft und die bisher geleistete Arbeit der Vertreter für die Kreisgemeinschaft. An Hand von Schrift- und Bildmaterial wurde eingehend über die Patenschaftsübernahme am 21. September 1955 in Meppen und über den Zweck einer Patenschaft berichtet. Bei der Erörterung organisatorischer Fragen wurde die in Vorbereitung befindliche Kreissatzung eingehend erläutert. Hiernach wird ein Kreistag von 30 Vertrauensmännern aus sieben Bezirken gewählt, der den Vorstand (Kreisausschuss) zu wählen und die Arbeiten der Kreisgemeinschaft zu überwachen hat. Alle Mitteilungen werden nur im Ostpreußenblatt bekanntgegeben. Auf den in Folge 36 veröffentlichten Aufruf Gesamterhebung" wird nochmals hingewiesen. — Landsmann Biber gab seiner Freude über die so gut gelungene Zusammenkunft Ausdruck und bat um weiteres Zusammenstehen in den Kreisgemeinschaften und in den Landesgruppen. — Dieser Tag diente so recht der heimatpolitischen Gemeinschaft durch persönliche Fühlungnahme und durch den Gedankenaustausch zwischen den einzelnen Landsleuten und den ehemaligen Nachbarn.

Franz Stromberg, Kreisvertreter Hamburg 19, Armbruststraße 27

 

Bartenstein. Das Kreistreffen in Hamburg

Nach den Wochen der Stürme und des Regens war Sonntag, der 2. September, in Hamburg, wieder einmal ein sonniger und warmer Tag, der zu unserem Kreistreffen auch recht zahlreichen Besuch gebracht hat. Pfarrer Engel (Domnau) hatte es freundlich übernommen, wieder einmal die Morgenandacht zu halten. Aufbauend auf das biblische Gleichnis der Heilung von zehn Aussätzigen, von denen nur einer den Dank aussprach, erläuterte er die Notwendigkeit auch gerade für uns Heimatvertriebene, immer wieder in Dank an Gott zu verharren und so den notwendigen Trost zu erhalten. Es gebe so viele Gelegenheiten, dann auch dem Dank die Tat folgen zu lassen, wobei nur an die Brüder und Schwestern in der Zone und in der Heimat zu erinnern sei. Dieser Anregung folgte dann im Anschluss auch die Sammlung für das Hilfswerk Bartenstein: wie bisher bei jedem Kreistreffen brachte sie eine schöne Summe. Der Geistliche schloss mit dem Gedenken an die Toten und mit einem Gebet.

 

Kreisvertreter Zeiß gab einen Überblick über die bisherige Tätigkeit. Er erläuterte wie immer die Ziele der landsmannschaftlichen Arbeit. Für unser einziges, im Rahmen der Vertriebenenpresse größtes Nachrichtenblatt, unser „Ostpreußenblatt" bat er zu werben, da durch dessen Einnahmen die ungeheuren Kosten der ganzen landsmannschaftlichen Tätigkeit aufgebracht werden müssen. Die Kreisgemeinschaften erheben bekanntlich keine Beiträge.

 

Dem Wunsche der im Westen wohnenden Heimatkameraden kann nun mit einem Treffen, das in Wuppertal-Barmen am Sonntag, dem 7. Oktober, im Hubertushaus stattfinden wird, endlich nachgekommen werden. Dieser Tage brachte das Ostpreußenblatt mehrere Glückwünsche für Heimatkameraden über 75 Jahre, und zumeist aus der Zone. Der Kreisvertreter gab diese bekannt; er konnte sie mit anderen, u. a. auch für den am 7. September 1956 75 Jahre alt werdenden ehemaligen Stadtbaumeister von Bartenstein, Franz Birkenfeld, ergänzen, der ebenfalls in der Zone wohnt.

 

Bei Tanz und Unterhaltung blieben die Heimatkameraden noch einige Stunden zusammen. Sie stellten mit Befriedigung fest, dass das alte Versammlungslokal in Hamburg, der „Sülldorfer Hof" unter seinem neuen Besitzer Richard Guske mit seiner abgelegenen Lage gerade für Treffen der Heimatkameraden nach wie vor beliebt ist. Das auch an dieser Stelle festzuhalten, freut mich besonders, weil auch gegnerische Stimmen früher die abgelegene Lage bemängelten.

Zeiß, Kreisvertreter, (20a) Celle, Hannoversche Straße 2

 

Ostpreußischer Studententag vom 27. Oktober bis 2. November In Osterode/Harz

Der Bund ostpreußischer Studierender ruft im Einvernehmen mit der Landsmannschaft Ostpreußen die heimatvertriebenen ostpreußischen Studentinnen und Studenten nach Osterode zu dem ersten ostpreußischen Studententag 1956, dessen Schirmherrschaft Se. Magnifizenz der Rektor der Georg-August-Universität zu Göttingen, übernommen hat.

 

Kommilitoninnen und Kommilitonen, melden Sie sich bitte bei der mit der Durchführung der Tagung beauftragten Landsmannschaft Ordensland in Göttingen, Robert-Koch-Straße 2. Schluss der Anmeldung ist der 25. September.

Bund ostpreußischer Studierende

 

Seite 12   Die Sensburger in ihrer Patenstadt

Am. 2. September konnten wir in Remscheid, unserer Patenstadt, zum zweiten Mal unser großes Kreistreffen begehen.

 

Nachdem am Sonnabend in der Turnhalle des Remscheider Turnvereins ein Heimatabend der Ostpreußen in Remscheid zur Begrüßung der schon eingetroffenen Sensburger sowie eine Zusammenkunft der ehemaligen Oberschüler stattgefunden hatte, begann das Hauptkreistreffen am Sonntag mit den Gottesdiensten der beiden großen Kirchen. Sie wurden von Pfarrer Czeckay-Nikoleiken und Pfarrer Wölki-Sensburg gehalten.

 

11.30 Uhr versammelten sich die Landsleute im festlich geschmückten Stadttheater, zu einer erhebenden Feierstunde. Nachdem zunächst Oberbürgermeister Walter Frey die Sensburger willkommen geheißen hatte, begrüßte Kreisvertreter Albert v. Ketelhodt im Namen der Sensburger den Oberbürgermeister und Bürgermeister Engelhard sowie die Vertreter der Verwaltung. Er dankte insbesondere den Vertretern der Patenstadt dafür, dass es uns ermöglicht wurde, zum ersten Mal ein Jugendtreffen in Burg bei Remscheid zu veranstalten, das vor allem bei unserer Jugend großen Anklang gefunden hat.

 

Nach dem gemeinsamen Gesang des Liedes Ännchen von Tharau ergriff das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Landsmannschaft Ostpreußen, Egbert Otto-Rosenau, das Wort zu einer mit großer Begeisterung aufgenommenen Festrede, in der er uns „aus dem Flugzeug" in unserer zurzeit von den Polen besetzte Heimat führte. Manch bekannte Persönlichkeit und manche bekannte Gegend unserer engeren Heimat erstanden vor unserem geistigen Auge. Anschließend gab er unsere Auffassung über unser Heimatrecht Ausdruck. Er sprach von der Verpflichtung aller Siegermächte zur endlichen gerechten Erfüllung unserer Forderungen nach Rückgabe unserer Heimat. Langanhaltender Beifall zeigte, dass in jedem Ostpreußen die Liebe zur angestammten Heimat ungebrochen weiterlebt und die Forderung der Wiedergutmachung des Unrechts von Jalta und Potsdam von Jung und Alt bis zu ihrer Erfüllung immer wieder erhoben werden wird.

 

Nach Beendigung der Feier im Stadttheater verteilten sich die Landsleute auf die zugewiesenen Lokale; sie blieben bis zum späten Abend in trautem Gespräch mit Bekannten und Verwandten zusammen. Man war einmal wieder in der Heimat. Besondere Grüße an alle Sensburger gingen ein, von Landsmann Max Kostrzewa, früher Kuppenhof, seit 1936 bei der 4. MG-Kompanie Inf.-Regt. 44 in Sensburg, bei der er zum Schluss Oberfeldwebel und Futtermeister war. Er bittet Bekannte, an ihn zu schreiben; Anschrift: (14a) Waldstetten, Goethestraße 654, Kreis Schwäbisch Gmünd.

 

Ferner wird von Erich Sauer ein Willy Großmann, Bauernsohn bei Sensburg, gesucht, der beim Art.-Regiment 57 in Elbing aktiver Soldat war.

 

Der frühere Bürgermeister Reitz, aus Nikolaiken wird ebenfalls gesucht.

 

Wer etwas über die beiden Gesuchten weiß, wird um Mitteilung an mich gebeten.

Albert v. Ketelhodt, Ratzeburg, Kirschen-Allee 11

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat“.

 

Am 30 September werden die folgenden Treffen stattfinden:

15 Uhr Heimatkreis Allenstein, Kreistreffen Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87 Alt-Moabit 47/48. Straßenbahn 2, 3, 23. 25, 35 und 44

 

15 Uhr Heimatkreis Bartenstein, Kreistreffen mit Erntedankfeier. Lokal: Vereinshaus Heumann Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

 

17 Uhr Heimatkreis Braunsberg, Kreistreffen, Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2. S-Bahn Wilmersdorf, Bus A 16, Straßenbahn 44

 

18 Uhr Ostpreußengottesdienst in der Kirche zu Schlachtensee, Matterhornstraße.

 

Veranstaltungen im Haus der ostdeutschen Heimat.

Im Haus der ostdeutschen Heimat in berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, finden im Monat September noch folgende Veranstaltungen statt:

 

Am Dienstag, dem 18. September, 20 Uhr, Ostdeutscher Kulturabend – „Auch die Oder hat zwei Ufer“ – eine historische Szene in der Glogauer Domkantorei; gespielt vom Studio Berliner Studenten mit einem einführenden Lichtbildervortrag – Sommer in Glogau – Dom und Schloss, Musik aus dem Glogauer Liederbuch der Domkantorei 1480.

 

Am Freitag, dem 21. September, 20 Uhr, Ostdeutscher Dichterabend — Erinnerungen an Robert Hohlbaum - einführende Worte E. P. Wisura. Erik von Loewis liest aus den Werken Robert Hohlbaums.

 

Am Dienstag, dem 25. September, 20 Uhr, Gedenkvortrag von Dr. Ewalt Kliemke aus Anlass des zehnten Todestages des baltischen Philosophen Hermann Graf Keyserling.

 

Am Freitag, dem 28. September, 20 Uhr, „Su waorsch derhem“, Mundart und Trachten, Vortrag in Wort und Bild.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München: Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Straße 7, Telefon 44 84 32; Postscheckkonto Nr. 213 85, PSA

 

Würzburg. Die erste Mitgliederversammlung nach der Sommerpause war gut besucht. Der Vorsitzende gab eine kurze Übersicht über die letzten Ereignisse im Zusammenhang mit unserer Forderung auf Rückgabe unserer Heimat. Bei den Ersatzwahlen für den Schriftführer und einen Kassenprüfer wurden Landsmann Kraft als Schriftführer und Landsmann Grünheid als Kassenprüfer gewählt. Ein Landsmann der Kreisgruppe hatte Gelegenheit, an einer Reise nach England teilzunehmen. Eine Gemeinschaft ehemaliger deutscher Soldaten war vom Verband ehemaliger englischer Fallschirmjäger eingeladen worden. Über dieses Treffen, das vor allem der gegenseitigen Verständigung dienen sollte, gab der Landsmann einen ausführlichen und sehr spannenden Bericht. Ein Ereignis besonderer Art war für ihn ein Zusammentreffen mit einem Landsmann aus dem Kreise Wehlau, den es nach dem Kriege nach England verschlagen hatte. Vor dem Abschluss der Fahrt wurde in Frankreich ein großer deutscher Soldatenfriedhof südlich Sedan besucht, auf dem auch sehr viele ostpreußische Soldaten ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Einen besonders nachhaltigen Eindruck hat der Bericht über den Besuch dieses Friedhofes bei den Mitgliedern hinterlassen. — Die nächste Versammlung, verbunden mit einem Lichtbildervortrag, findet am 6. Oktober im Kolpinghaus statt.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Heimatnachmittag des Kreisverbandes Stuttgart

Anlässlich der Wiederkehr seines Gründungstages hatte der Kreisverband Stuttgart unsere Landsmannschaft zu einem Heimatnachmittag zum 2. September nach dem idyllisch am Waldrand gelegenen Traditionslokal, dem Freizeitheim in Stuttgart-Feuerbach, eingeladen. In großer Zahl waren die Landsleute mit ihren Familien der Einladung gefolgt, und so konnte der Vorsitzende des Landesverbandes Baden-Württemberg und zugleich des Kreisverbandes Stuttgart Hans Krzywinski ein bis auf den letzten Platz besetztes volles Haus begrüßen. Nach der Totenehrung gab der Redner einen kurzen Überblick über die Entwicklung und die Arbeit der Landsmannschaft. Treffend setzte er sich mit der sowjetischen und polnischen zweckbedingten Propaganda auseinander. Die Recnung des Kremls aber werde nicht aufgehen. Es sei höchste Pflicht eines jeden ostpreußischen Landsmanns, sich mit allen Kräften für die Heimat einzusetzen.

 

Nach diesen mahnenden und aufrüttelnden Worten begrüßte Hans Krzywinski die für den bunten Heimatnachmittag gewonnenen Künstler Marion Lindt, Fredy Dakweiler und Alfred Rautenberg, die uns allen besonders von ihrer Tätigkeit vom Königsberger Sender in bester Erinnerung sind. Schnell war ein enger Kontakt zwischen Bühne und Saal hergestellt. In bunter Folge rollten die reichhaltigen, von heimatlichen Erinnerungen getragenen, teils ernsten, teils frohen und in unverfälschter ostpreußischer Mundart vorgebrachten Vorträge ab, und immer wieder dankte herzlichster Beifall den Künstlern für ihre Darbietungen.

 

Nachdem Kamerad Herrchen im Auftrag der Kreisgruppe Ludwigsburg dem Kreisverband Stuttgart herzliche Glückwünsche zum Stiftungsfest übermittelt und ein Geschenk überreicht hatte, kam die Jugend mit frohem Tanz zu ihrem Recht. Die Älteren aber fanden im schönen Garten des Freizeitheims bei geselliger Unterhaltung und heimatlichen Erinnerungen Erholung und Entspannung.

 

Ulm – Neu – Ulm. Der frohe Heimatabend, zu dem die Landsmannschaft eingeladen hatte – der Saal des Hotels Casino war bis auf den letzten Platz gefüllt – wurde ein voller Erfolg; das konnte auch der erste Vorsitzende, Landsmann Korinth, in seinen Begrüßungs- und Dankesworten feststellen. Den Abend bestritten Marion Lindt und Ferdy Dackweiler; die beiden Künstler sind von ihren Vorträgen so bekannt, dass es sich erübrigt, hier auf ihre Darbietungen im Einzelnen einzugehen.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14

 

Fahrt zu dem Treffen der Memelkreise in Hamburg

Alle ostpreußischen Landsleute, die zum Bundestreffen der Memelkreise nach Hamburg fahren wollen, können sich bei Landsmann Hermann Waschkies, Essen-Frintrop, Im Neerfeld 4, melden. Im Hinblick auf den Vertretertag fährt der Omnibus von Essen über Bochum, Dortmund, Unna, Hamm und Münster schon sehr früh am Sonnabend dem 20. Oktober ab und kommt am Montag, dem 22. Oktober sehr früh zurück. Die Fahrtkosten werden etwa 28,-- DM betragen, die mit der Anmeldung eingezahlt werden müssen.

Der Bezirksvorstand der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise i. d. LO e. V. Bezirksgruppe Ruhrgebiet, i. A. Gustav Butkewitsch

 

Düsseldorf. Die ostpreußische Jugendgruppe ??????? (unlesbar) gemütlichen Abend im Union-Hotel in Düsseldorf, Witzelstraße 33, bei dem das Erntedankfest im Vordergrund steht. Beginn 20 Uhr. Alle Landsleute sind herzlich eingeladen.

 

Duisburg. Die Kreisgruppe Duisburg der Landsmannschaft Ost- und Westpreußen veranstalten aus Anlass ihres fünfjährigen Bestehens am Sonnabend, dem 15. September in den Rheinhof-Festsälen, Wanheimer Straße 223 – 225 eine Feierstunde. Es spricht der Vorsitzende der Landesgruppe, Erich Grimoni. An die Feierstunde schließt sich ein Tanz- und Unterhaltungsabend an. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr; der Eintrittspreis für Angehörige der Kreisgruppe beträgt 1,-- DM.

 

Essen-Rüttenscheid. Mittwoch, den 19. September, 20 Uhr, Monatsversammlung im „Weißen Rößl“, Rüttenscheider Straße (Straßenbahnhaltestelle Klaraplatz).

 

Bochum. Am Mittwoch, dem 26. September wird um 19 Uhr im Saal des Industrie-Hotels, Bochum, Herner Straße, unser diesjähriges Erntedankfest stattfinden. Die Mitwirkenden dieses Abends sind: Das Akkordeon-Orchester Bochum-Werne unter Leitung von Fred Werner Wenzel, früher Kapellmeister im Tiergarten Königsberg, der Männergesangverein Bochum-Werne und die Frauengruppe der Landsmannschaft Ostpreußen. — Die Beteiligung am Sommerfest in Bochum-Riemke war erfreulich groß. Leider mussten infolge der Überfüllung viele Landsleute umkehren. Die kommenden Veranstaltungen sollen in größeren Räumen stattfinden. Die Mitglieder werden gebeten, zu größeren Veranstaltungen sich Karten im Vorverkauf zu sichern. Programme für das Erntedankfest sind bei Landsmann Gehrmann, Nordring 65 zu haben. Gäste sind herzlich willkommen.

 

Bochum. Alle Landsleute aus den Memelkreisen nehmen teil an der Erntedankfestveranstaltung der Landsmannschaft Ostpreußen, Kreisgruppe Bochum, am 26. September ab 19 Uhr im Industriehotel. Es ist zugleich die Monatsversammlung für September. – Die Monatsversammlung aller Landsleute aus den Memelkreisen für Oktober findet schon am  7. Oktober ab 15 Uhr in dem gleichen Lokal statt, da die Fahrt nach Hamburg und das Bezirkstreffen am 1. November besprochen und vorbereitet werden müssen.

 

Witten/Ruhr. Am 16. September, 11.15 Uhr, findet im Saale des Evangelischen Gemeindehauses Augustastraße die Feier der Landsmannschaften zum Tag der Heimat statt, verbunden mit einer Ausstellung. Wir bitten alle Landsleute um ihr Erscheinen. Die für September vorgesehene Monatsversammlung fällt aus. Der Zeitpunkt für den geplanten Ausflug wird noch bekanntgegeben werden.

 

Hagen. In der Monatsversammlung der hiesigen Kreisgruppe gedachte der erste Vorsitzende Ewert des durch einen tragischen Unglücksfall ums Leben gekommenen Landsmannes Reckzeh. Der Verstorbene gehörte der Landsmannschaft seit ihrer Gründung an und war eines ihrer treuesten und aktivsten Mitglieder. — Vorsitzender Ewert erläuterte den von der Bundesregierung herausgegebenen Erhebungsbogen. Landsmann Matejit konnte die Mitteilung machen, dass die Heimatstube im ehemaligen Museum in absehbarer Zeit bezogen werden kann. Die Frauengruppe ist zurzeit dabei, die Wappen aller ostpreußischen Städte zu sticken, die als Wandschmuck für die Stube gedacht sind. — In seinem heimatpolitischen Referat befasste sich Kulturwart Hanke mit der politischen Lage. Er rief abschließend seine Zuhörer auf, nicht müde zu werden in der Arbeit um die Anerkennung des Rechtes auf die Heimat. — Der von der Landsmannschaft veranstaltete Kindernachmittag mit Puppenspielen war für die Kleinen ein großes Erlebnis. Der nicht enden wollende Beifall der kleinen Landsleute bewies, dass es gut wäre, in Zukunft öfter solche Kinderveranstaltungen durchzuführen.

 

Rheydt. Unser nächster Heimatabend wird am Sonnabend. 15. September, 20 Uhr, bei Köllges, Oberheydener Straße, Ecke Wickrather Str., stattfinden. Der Abend wird eine Vorlesung aus dem humoristischen Werk eines ostpreußischen Schriftstellers bringen. — Der geplante Ausflug mit dem Omnibus zur Gruga nach Essen, anschließend zur Villa Hügel und zum Baldeney-See ist für den 30. September vorgesehen. Abfahrt 7.30 Uhr an der Stadthalle. Der Fahrpreis beträgt DM 4,--. Um unseren Hilfsbedürftigen (Rentnern) die Möglichkeit zur Teilnahme zu bieten, übernimmt die Landsmannschaft Rheydt ein Drittel des genannten Fahrpreises. Anmeldungen werden bei der Geschäftsstelle Rheidt, Limitenstraße 159, in der Zeit von 17 bis 19 Uhr entgegengenommen. — Mit den Kindern unserer Landsleute ist in den Herbstferien ein Ausflug an einem Werktag (mit Omnibus) zum Neandertal, zum Wuppertaler Zoo und Märchenwald geplant. Der Preis für diese Fahrt wird für Erwachsene DM 5,--, für Kinder DM 3,-- betragen. Anmeldungen bis 15. September bei unserer Geschäftsstelle erbeten.

 

Münster. Im Aegidiihof trafen sich die Ost- und Westpreußen zur Mitgliederversammlung. Der 2. Vorsitzende wies auf die Fahrt nach Bonn/Königswinter am 7. Oktober hin, zu der Meldungen umgehend an das Büro, Manfred-von-Richthofen-Straße oder Quadt, Hammerstraße 97, zu richten sind. Für den Westfalentag 1956 sind Freikarten zur Feierstunde bei der Landsmannschaft zu haben. Nach einem Vortrag über das Leben der in der Tschechoslowakei zurückgebliebenen Deutschen forderte der Redner auf, die in der alten Heimat zurückgebliebenen Deutschen nicht zu vergessen und ihnen durch Briefe und Pakete zu helfen. Die Leiterin der schlesischen Frauengruppe gab den ost- und westpreußischen Frauen zahlreiche wertvolle Anregungen; sie wies vor allem darauf hin, wie notwendig es sei, das heimatliche Brauchtum zu bewahren und an die Jugend weiterzugeben. Es wurde auf die am Dienstag, dem 18. September um 15.30 Uhr im Lokal „Biedermeier" stattfindende Versammlung der Frauengruppe hingewiesen, zu der alle ost- und westpreußischen Frauen eingeladen sind.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Helmut Gossing, Hannover, Anzeiger-Hochhaus, Goseriede 56; stellvertretender Vorsitzender H. L. Loeffke, Lüneburg, Vor dem neuen Tore Nr. 12. „Meyers Garten"

 

Zum 80. Geburtstag Erminia v. Olfers'

Eine Gedenkfeier besonderer Art gab die Landsmannschaft in Hannover dem 80. Geburtstag der im Dezember 1954 verstorbenen Dichterin Erminia v. Olfers-Batocki. Sie hatte zu einer Lesung aus ihren Werken geladen, bei der die Tochter der Dichterin, Frau Hedwig von Lölhöffel, in wohlbedachter Folge hoch- und plattdeutsche Gedichte und Prosastücke las. Angefangen von der frohen und ungetrübten Jugendzeit auf Gut Ratshof. das damals noch nicht von Königsberg verschlungen war. bis zu der letzten Fahrt übers Haff in die Vertreibung zog ein Leben vorüber, das ganz in der ostpreußischen Heimat wurzelte und mit all ihren Menschen aufs engste verbunden war. Der Bauer aus den „Ostpreußischen Dorfgeschichten" gewann ebenso Gestalt wie der große Brand von Königsberg aus dem noch immer nicht gedruckten, historischen Roman „Das Taubenhaus". Am stärksten aber wirkte, von der Sprecherin vorbildlich gegenübergestellt, der Vergleich einer hochdeutschen Fassung der Ballade von der „Krügerin von Eichmedien" mit dem plattdeutschen Gedicht. Die unvergleichlich stärkere Wirkung der volkstümlichen Sprache ging auch dem zu Herzen, der vielleicht nicht jedes Wort verstehen mochte.

 

Das besondere dieser Feier lag darin, dass, um die Sprecherin versammelt, die vier Enkel der verstorbenen Dichterin saßen und im Laufe der Lesestunde drei ihrer volkstümlichen Lieder sangen, die von ostpreußischen Komponisten vertont, zum Teil schon Volksliedcharakter gewonnen haben. Den mit steigender, innerer Teilnahme lauschenden Landsleuten hatten sich auch geladene Vertreter des Niedersächsischen Heimatbundes und der Presse angeschlossen, denen vor allem die Pflege der mundartlichen Heimatkunst der verstorbenen Dichterin Eindruck machte.

 

Hannover. Am 7. Oktober findet im Bäckeramtshaus, Herschelstraße, um 16 Uhr ein Treffen der Tilsiter aus Hannover und Umgebung statt. Landsmann Lemke, der nach Hamburg geht, wird die Gruppe an Landsmann Lottermoser. übergeben; anschließend gemütliches Beisammensein.

 

Goslar/Harz. Der Tag der Heimat wurde bereits am 2. September begangen, da am 9. September in Goslar der Bezirks-Jugendtag des Bezirks Braunschweig stattfand. Die große Kundgebung vor der Kaiserpfalz wurde zu einem tief berührenden Erlebnis. In Begleitung von über 100 Fackelträgern marschierten die Fahnen der Landsmannschaften und Goslaer Verbände unter dem Geläut der Heimatglocken am beleuchteten Mahnmal vorbei zur Kaiserpfalz. Nach Begrüßungsworten von Landsmann Hensel sprachen Oberbürgermeister Grundner-Culemann und der Landesvorsitzende der Sudetendeutschen, Buhl- Göttingen. Bei der Totenehrung und dem Lied vom guten Kameraden senkten sich die Fahnen, während die Teilnehmer in stiller Ergriffenheit verharrten. Bengalisches Rotlicht erstrahlte über den historischen Mauern der Kaiserpfalz. Mit dem gemeinsam gesungenen Deutschlandlied nahm die eindrucksvolle Feierstunde ihr Ende. — Der nächste Heimatabend findet Ende September statt. Der genaue Zeitpunkt wird noch bekanntgegeben. Die Frauengruppe der Landsmannschaft hatte sich zur ersten Zusammenkunft nach der Sommerpause zahlreich im schönen „Hahnhof" oberhalb von Goslar eingefunden. Frau Werner unterhielt humorvoll wie immer mit mundartlichen Vorträgen. Unter Leitung von Frau Endrussat wurde eine Fahrt nach Bad Pyrmont und zum Saupark Springe durchgeführt.

 

Seesen a/H. Zum Heimatabend am 1. September liefen in den übervollen Festräumen des Ratskellers die schönen Tonfilme „Das war Königsberg", „Land in der Stille", Deutsches Ordensland" und „Ostpreußen, Heimat und Volkskunst", vorgeführt durch Mittelschullehrer Budzinski. Im geselligen Teil brachte unsere bewährte Lina Fahlke. Pillau, köstliche Proben ostpreußischen Humors. — Die Vorbereitungen für die Erntebrauchtumsfeier am 6. Oktober sind unter Führung von Kulturleiterin Lieselotte Donnermann und Frl. Irmgard Bremer (Volkstanzgruppe) in vollem Gange.

 

Wilhelmshaven. Die Landsmannschaft Ostpreußen veranstaltete kürzlich einen Heimatabend bei Dekena. Der 1. Vorsitzende, Obermedizinalrat Dr. Zürcher, hatte Herrn Matzkeit vom Verband der Heimkehrer für eine Tonfilmvorführung gewonnen, bei der ostpreußische Heimatfilme gezeigt wurden. Der Vorsitzende leitete diese Wanderung durch schöne Gebiete der verlorenen Heimat mit dem Gedicht „Gebet der Heimatlosen" von Ottfried Graf Finckenstein ein. Seine Ansprache gipfelte in dem Satz, dass für uns immerfort die Inschrift auf zahlreichen Abstimmungsdenkmälern Ostpreußens gelte: „Dies Land bleibt deutsch!". „Ostpreußen, deutsches Ordensland" betitelte sich der erste der vier Heimatfilme. Kraftvolle deutsche Art schuf in den wuchtigen Burgen die Bollwerke des Deutschtums von der herrlichen Marienburg bis Neidenburg und Tilsit. Wertvolle Kunstschätze bergen die Dome von Königsberg und Frauenburg, und trutzige Wehrkirchen künden vom Grenzlandschicksal.

„Königsberg, wie es war", Die Rominter Heide", allen vertraute Bilder, oft durchwandert und erlebt, riefen manchen Ausruf des Wiedererkennens und gemeinsamer Erinnerung hervor. Wundervoll gesehen und gut gelungen waren die Aufnahmen von dem reichen Tierbestand der Heide vom königlichen Rothirsch bis zum possierlichen Jungfuchs und schwarzen Storch. Der Film „Jagd in Trakehnen" ließ alle Herzen höher schlagen, denn fast jeder Ostpreuße ist Pferdekenner und Pferdeliebhaber. Zum Schluss zog der 1. Vorsitzende die Bilanz über die „Fahrt ins Blaue" im Vormonat. Der Tag war durchaus gelungen und hat allgemein sehr gefallen. Besonders dankte er dem Kassenführer Fritz Dohnert, der in peinlich genauer Kleinarbeit die Fahrt organisierte, so dass alles wie am Schnürchen klappte. Den Kassierern und allen Helfern galt ebenfalls sein Dank. — Das nächste Treffen findet am 15. Oktober bei Dekena statt.

 

Seite 13   Tag der Gewissheit und Zuversicht. Bundesratspräsident sprach zum Tag der Heimat in Hamburg

Der Tag der Heimat 1956 wurde in der größten Stadt Westdeutschlands am Sonnabend mit würdigen Gedenkstunden in den vielen hundert Schulen von Hamburg eingeleitet. Am Sonntag fanden evangelische Gottesdienste in der Harvestehuder St. -Johannis-Kirche und in der Paulus-Kirche in Hamburg-Hamm statt. Pastor Wilhelm Schmidt und Pastor Richard Müsing würdigten in bedeutsamen Predigten das große gemeinsame Anliegen aller Deutschen vor stark besetzten Gotteshäusern. Auch in allen katholischen Kirchen der Hansestadt wurde beim Gottesdienst in der Predigt auf die Bedeutung des Tages der Heimat hingewiesen.

 

Die eigentliche Feierstunde des Landeskuratoriums Unteilbares Deutschland" fand am Sonntagnachmittag im großen Saal des historischen Curio-Hauses statt. Die kulturellen Darbietungen dieser Feier standen auf beachtlicher Höhe. Der Ostpreußenchor unter der bewährten Leitung von Karl Kulecki fand für seine Darbietungen geradezu stürmischen Beifall der festlichen Gemeinde. Siegfried Grenz mit dem tüchtigen Musikchor der Hamburger Schutzpolizei wurde besonders gefeiert, als er in meisterlicher Interpretation die schönsten Volkslieder des deutschen Ostens zum Vortrag machte. Der sehr schöne Saal war mit den Wappen aller deutschen Länder und Provinzen geschmückt. Allgemein bedauert wurde es nur, dass man den Rahmen dieser Feierstunde allzu bescheiden gezogen hatte. Es gibt zu denken, wenn an der Feier des Tages der Heimat in einer Zweimillionenstadt mit rund 200 000 Heimatvertriebenen nur etwa sechshundert Personen an einer Kundgebung teilnehmen können. Mancher mag sich daran erinnert haben, dass in dem nur wenig größeren Westberlin zur gleichen Stunde viele Zehntausende das große Geschehen in der Waldbühne miterlebten. Im kommenden Jahre muss sich das auch in Hamburg grundlegend ändern. Die gewaltigen Parkanlagen und Hallen von „Planten und Blomen“ oder auch das mächtige Bahrenfelder Stadion wären doch wohl die natürlichen Versammlungsstätten an einem Tag, an dem Hunderttausende gerufen werden.

 

Die Kundgebung eröffnete im Namen des Kuratoriums und des Landesverbandes der Vertriebenen mit herzlichen Grußworten Dr. Dr. Langguth. Der Hamburger Senatspräsident und Regierende Bürgermeister Dr. Kurt Sieveking der zugleich auch Präsident des Bundesrates ist, hatte es sich nicht nehmen lassen, eine Ansprache zu halten. Er wies darauf hin, dass man in Hamburg den Tag der Heimat nicht als Trauertag. sondern als Tag der Gewissheit und Zuversicht feiern wolle. Am Gedicht einer alten Ostpreußin machte er klar, was alles uns das Wort Heimat bedeuten muss. Wir denken nicht an eine kriegerische Rückeroberung. Die Heimatvertriebenen haben auf Rache und Vergeltung verzichtet, nicht aber auf ihr Heimatrecht. Sie fühlen sich auch als Vorkämpfer eines großen Europa, das weder an der Oder-Neiße noch an der Weichsel enden darf. Es gehe um die Wiederherstellung der Menschenrechte. Wenn sich dereinst die Tore zur alten Heimat wieder öffnen, dann mögen nicht alle zurückkehren, die einst vertrieben wurden. Mit den Ostdeutschen aber werden dann gewiss auch viele junge Westdeutsche dorthin gehen, um ein neues, großes Kulturwerk zu verrichten.

 

Im Namen des Bundeskuratoriums betonte Dr. Wolfgang Schütz - Bonn in der Festrede, das die Völker aus tieferen Quellen lebten als aus denen, die durch die Tagespolitik und die Wirtschaft geboten würden. Er wies nachdrücklich darauf hin, dass uns die politische Lösung unserer berechtigten Ansprüche nicht geschenkt wird. Wir haben unser Recht auf die Heimat immer neu zu vertreten, und alles hängt davon ab, dass die Deutschen Mann für Mann und Frau für Frau sich für dieses Ziel maßvoll und doch unbeirrbar einsetzen. Unter stürmischem Beifall der Versammlung erklärte Dr. Schütz, es müsse noch weit mehr getan werden, um der Welt unsere Zielsetzung zu demonstrieren. Man könne nur wünschen und hoffen, dass sich Bundesregierung, Bundestag und Ländervertretung recht bald dazu entschließen, mindestens alle drei Monate eine Tagung in Berlin abzuhalten, das Deutschlands Hauptstadt sei und bleibe.

 

Seite 13   Tag der Gewissheit und Zuversicht. Bundesratspräsident sprach zum Tag der Heimat in Hamburg

Der Tag der Heimat 1956 wurde in der größten Stadt Westdeutschlands am Sonnabend mit würdigen Gedenkstunden in den vielen hundert Schulen von Hamburg eingeleitet. Am Sonntag fanden evangelische Gottesdienste in der Harvestehuder St. -Johannis-Kirche und in der Paulus-Kirche in Hamburg-Hamm statt. Pastor Wilhelm Schmidt und Pastor Richard Müsing würdigten in bedeutsamen Predigten das große gemeinsame Anliegen aller Deutschen vor stark besetzten Gotteshäusern. Auch in allen katholischen Kirchen der Hansestadt wurde beim Gottesdienst in der Predigt auf die Bedeutung des Tages der Heimat hingewiesen.

 

Die eigentliche Feierstunde des Landeskuratoriums „Unteilbares Deutschland" fand am Sonntagnachmittag im großen Saal des historischen Curio-Hauses statt. Die kulturellen Darbietungen dieser Feier standen auf beachtlicher Höhe. Der Ostpreußenchor unter der bewährten Leitung von Karl Kulecki fand für seine Darbietungen geradezu stürmischen Beifall der festlichen Gemeinde. Siegfried Grenz mit dem tüchtigen Musikchor der Hamburger Schutzpolizei wurde besonders gefeiert, als er in meisterlicher Interpretation die schönsten Volkslieder des deutschen Ostens zum Vortrag machte Der sehr schöne Saal war mit den Wappen aller deutschen Länder und Provinzen geschmückt. Allgemein bedauert wurde es nur, dass man den Rahmen dieser Feierstunde allzu bescheiden gezogen hatte. Es gibt zu denken, wenn an der Feier der Tages der Heimat in einer Zweimillionenstadt mit rund 200 000 Heimatvertriebenen nur etwa sechshundert Personen an einer Kundgebung teilnehmen können. Mancher mag sich daran erinnert haben, dass in dem nur wenig größeren Westberlin zur gleichen Stunde viele Zehntausende das große Geschehen in der Waldbühne miterlebten. Im kommenden Jahre muss sich das in Hamburg grundlegend ändern. Die gewaltigen Parkanlagen und Hallen von „Planten und Blomen“ oder auch das mächtige Bahrenfelder Stadion wären doch wohl die natürlichen Versammlungsstätten an einem Tag, an dem Hunderttausende gerufen werden.

 

Die Kundgebung eröffnete im Namen des Kuratoriums und des Landesverbandes der Vertriebenen mit herzlichen Grußworten Dr. Dr. Langguth. Der Hamburger Senatspräsident und Regierende Bürgermeister Dr. Kurt Sieveking der zugleich auch Präsident des Bundesrates ist. hatte es sich nicht nehmen lassen, eine Ansprache zu halten. Er wies darauf hin, dass man in Hamburg den Tag der Heimat nicht als Trauertag, sondern als Tag der Gewissheit und Zuversicht feiern wolle. Am Gedicht einer alten Ostpreußin machte er klar, was alles uns das Wort Heimat bedeuten muss. Wir denken nicht an eine kriegerische Rückeroberung. Die Heimatvertriebenen haben auf Rache und Vergeltung verzichtet, nicht aber auf ihr Heimatrecht. Sie fühlen sich auch als Vorkämpfer eines großen Europa, das weder an der Oder-Neiße noch an der Weichsel enden darf. Es gehe um die Wiederherstellung der Menschenrechte. Wenn sich dereinst die Tore zur alten Heimat wieder öffnen, dann mögen nicht alle zurückkehren, die einst vertrieben wurden. Mit den Ostdeutschen aber werden dann gewiss auch viele junge Westdeutsche dorthin gehen, um ein neues, großes Kulturwerk zu verrichten.

 

Im Namen des Bundeskuratoriums betonte Dr. Wolfgang Schütz - Bonn in der Festrede, das die Völker aus tieferen Quellen lebten als aus denen, die durch die Tagespolitik und die Wirtschaft geboten würden. Er wies nachdrücklich darauf hin, dass uns die politische Lösung unserer berechtigten Ansprüche nicht geschenkt wird. Wir haben unser Recht auf die Heimat immer neu zu vertreten, und alles hängt davon ab, dass die Deutschen Mann für Mann und Frau für Frau sich für dieses Ziel maßvoll und doch unbeirrbar einsetzen. Unter stürmischem Beifall der Versammlung erklärte Dr. Schütz, es müsse noch weit mehr getan werden, um der Welt unsere Zielsetzung zu demonstrieren. Man könne nur wünschen und hoffen, dass sich Bundesregierung, Bundestag und Ländervertretung recht bald dazu entschließen, mindestens alle drei Monate eine Tagung in Berlin abzuhalten, das Deutschlands Hauptstadt sei und bleibe.

 

Seite 13   Foto. „Das ist meine Heimat!“

Vor der Karte von Ostpreußen (von links nach rechts): Präsident Josef Linden, Gouverneur Williams, Konsul Dr. Friedensburg und Lothar E. Konietzko von der Heimatgruppe der Ost- und Westpreußen, mit dem Finger auf Ludwigsort weisend.

 

Seite 13   Der Tag der Heimatvertriebenen in Detroit. Eine Heimatgruppe der Ost- und Westpreußen im Entstehen.

Tausende kamen zum diesjährigen Deutschen Tag in Detroit in den Vereinigten Staaten am Sonntag, dem 12. August zusammen. Die Feier wurde durch das Deutsch-Amerikanische Kulturzentrum mit seinem Präsidenten Josef Linden eingeleitet. Tausende Deutschstämmige sahen zum ersten Mal große Schilder, die eine Elchschaufel trugen und deren Beschriftung einfach sagte: Ostpreußen—Westpreußen. Was konnte es anderes sein als ein Aufruf an alle Ost- und Westpreußen und eine Ermahnung an alle Anwesenden, dass auch unsere Landsleute vertreten waren. Landsmann Konietzko sorgte für den Aushang der Schilder und für das Reservieren von Tischen. Eine von ihm ausgehängte Ostpreußenkarte mit den wunderschönen Wappen der Heimatstädte und das ausgelegte Ostpreußenblatt fanden das größte Interesse aller Landsleute und vieler Deutschamerikaner. Immer wieder scharten sich Gruppen um die Karte, und immer wieder blätterten Landsleute im Ostpreußenblatt, das viele zum ersten Mal zu sehen bekamen. Das größte Interesse fand jedoch die Ostpreußenkarte, die bis in den späten Abend hinein umlagert war. „Hier komme ich her", sagte ein Landsmann zum anderen und wies mit dem Finger auf Tilsit. „Von dort kamen meine Eltern", hörte man eine Frau sagen, während ihr Finger auf Mohrungen zeigte. „Und dies ist der Ort, woher meine Großeltern gekommen sind", sagte ein deutschstämmiger Amerikaner auf Englisch und wies auf die Stadt Goldap. „Nu sieh mal die schönen Wappen von unseren Städten" — „Sieh mal unser schönes Ostpreußen hier", — diese und ähnliche Worte konnte man den ganzen Nachmittag vernehmen. Auch der amerikanische Staatschef des Staates Michigan, Gouverneur Williams, ließ es sich nicht nehmen, die Ost- und Westpreußen durch Händeschütteln zu begrüßen und mit ihnen einige Worte zu wechseln. Vor der Ostpreußenkarte verweilte Gouverneur Williams längere Zeit mit dem deutschen Konsul Dr. Friedensburg, dem Präsidenten des Deutsch-Amerikanischen Kultur-Zentrums, Josef Linden, dem Professor der Staatlichen Universität Detroit, George Lechler (aus Dessau), und unserem Landsmann Konietzko, dem Gründer der Heimatgruppe Ostpreußen-Westpreußen. „Dort war ich in meiner Jugendzeit" und „Dort war mein Vater Landrat", sagte der Konsul Dr. Friedensburg zu Gouverneur Williams, und „Das ist meine Heimat und unser Ostpreußen", sagte Landsmann Konietzko und wies auf der Karte in die Ludwigsorter Gegend. „Ein schönes Land, das Ostpreußen", sagte Professor Lechler zu Gouverneur Williams und erzählte ihm mehr über dieses deutsche Land. Bei einer späteren Begrüßungsansprache fand Gouverneur Williams Worte höchster Anerkennung für die Leistungen der Deutschamerikaner in Amerika und er betonte, dass die Ostdeutschen die ersten waren, die sich an jenem denkwürdigen 17. Juni gegen die Kommunisten auflehnten.

 

Konsul Dr. Friedensburg erklärte unserem Landsmann Konietzko, dass er sich über den Zusammenschluss der Ost- und Westpreußen freue; er sagte der neuen Heimatgruppe seine Unterstützung zu. Die Landsleute der Heimatgruppe Ost- und Westpreußen saßen gemütlich im engsten Kreise beisammen; sie begrüßten freudig die Gründung der neuen Heimatgruppe. Es wurde der Wunsch ausgesprochen, dass es gelingen möge, alle Ost- und Westpreußen zu erfassen, um altes ostdeutsches Brauchtum nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, und dass unsere Landsleute beim nächsten Zusammensein noch zahlreicher im Kreise ihrer Heimatgruppe in ostdeutscher Gemütlichkeit den Tag verbringen können.

 

Die Mitbegründer der neuen Heimatgruppe sind Landsmann Wilfried Maeding (Tilsit und Berlin) und Landsmann Arnold Stieber (Bialla-Johannisburg), denen Dank und Anerkennung für die namentliche Erfassung vieler Landsleute und für die Mithilfe beim Aufbau der Heimatgruppe gebührt. Landsmann Maeding machte den Vorschlag, auch die Brandenburger und Berliner in unsere Heimatgruppe einzubeziehen, so dass geplant ist, unserer Heimatgruppe Ost- und Westpreußen die Landsmannschaft Brandenburg Berlin beizugeben. Die Anschrift von Landsmann Maeding, der für die Landsmannschaft Brandenburg und Berlin zuständig ist, lautet: Wilfried Maeding, 29356 Wand Drive, Mount Clemens Michigan, USA.

 

Viele Landsleute, die noch nicht erfasst werden konnten, haben unserer Heimatgruppe zugesagt, ihre Anschrift mitzuteilen. Die Heimatgruppe Ost-und Westpreußen bittet daher nochmals alle Landsleute, ihre Angehörigen und Bekannten, ihre Anschrift bekanntzugeben, auch diejenigen Landsleute in Deutschland, die Anschriften von ausgewanderten Landsleuten besitzen. Schreibt daher bitte an: „Heimatgruppe" c/o Wayne Eagle, Wayne/Mich., USA.

 

Seite 14  

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86: Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Billstedt: Am Sonnabend, 15. September, um 20 Uhr im Vereinslokal Könnper, Billstedt, Billstedter Hauptstraße 95, Tanzabend. Unkostenbeitrag 1 DM. Freunde und Bekannte sind herzlich eingeladen.

 

Eimsbüttel: Sonnabend, 15. September, um 19.30 Uhrim „Heusshof", Fruchtallee 136 a, Heimatabend. Es spricht der 2. Vorsitzende der Landesgruppe, Landsmann Elbe, über die heutige Lage. Um rege Beteiligung wird gebeten. Zu erreichen mit U-Bahn Emilienstraße, Linie 5 Fruchtallee. Linie 3 und 16 Osterstraße / Heussweg.

 

Elbgemeinden: Am Sonnabend, 15. September, um 19.30 Uhr in der „Johannesburg". Blankenese, Elbchaussee 566, nächster Heimatabend mit lustiger Unterhaltung mit Landsmännin Charlotte Gronwald. Gäste herzlich willkommen.

 

Kreisgruppenversammlungen

Gerdauen: Die in Hamburg und Umgebung wohnenden Landsleute aus Stadt und Kreis Gerdauen wollen sich am Sonnabend. 15. September, um 19.30 Uhr im Lokal „Heusshof", Fruchtallee 136 a, treffen. Zu erreichen mit U-Bahn Emilienstraße, Linie Nr. 5 Fruchtallee, Linie 3 und 16, Osterstraße / Heussweg. Gemeinsame Veranstaltung mit dem Bezirk Eimsbüttel.

 

Lyck: Sonnabend, 15. September, 18 Uhr. in der Alsterhalle", An der Alster 83, nächste Zusammenkunft.

 

Gumbinnen: Am Sonntag, 16. September, um 16 Uhr bei Bohl, Mozartstraße 27, nächstes Beisammensein.

 

Goldap: Unsere nächste Zusammenkunft findet am Sonnabend, 22. September, um 20 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83. statt. Wir bitten um umfangreiches.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch, 19.30 bis 21.30 Uhr. Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächstes Treffen am 19. September. — Kindergruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Donnerstag um 16 Uhr im Hotel „Stadt Pinneberg", Altona, Königstraße 260, nächstes Treffen am 27. September.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim Wittenkamp 17 a.

 

Billstedt: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag, 20 bis 22 Uhr, im Jugendheim Horner Brückenweg 24.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Die Veranstaltungen fallen vorläufig aus.

 

Elbgemeinden: Unsere Kinder und Jugendlichen schließen sich den Veranstaltungen in Altona an.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Jeden Montag, 17.30 bis 19.30 Uhr, im Landhaus Fuhlsbüttel, Brombeerweg 1.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Nächste Zusammenkunft am Donnerstag, 20. September, 19.30 Uhr, im Gymnastikraum, Eissendorfer Straße Nr. 26. Volkstänze. — Mittwoch, 26. September, 19.30 Uhr, im Jugendheim, Winsener Straße 72 a. Singen. — Kindergruppe: Jeden Freitag um 15.30 Uhr im Jugendheim, Winsener Straße 72 a.

 

Innenstadt: Jugendgruppe: Montag. 17. September, 20 Uhr, Volkstanz, Schule Winterhuder Weg Nr. 128. — Mittwoch. 19. September, 19.30 Uhr, bei Egon Bannis, Hamburg 24, Kuhmühle 4 a. „Wir wollen wieder Theater spielen!". — Montag, 24. September, 20 Uhr, Volkstanz, Schule Winterhuder Weg 128.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter. Kiel. Holstenstraße 46 II.

 

Schleswig. Auf einem Heimatabend der Landsmannschaft hielt der Schleswig-Holsteiner Bauernsohn Hans Möller-Schwensby einen Lichtbildervortrag „Schleswig-Holstein, Landschafts- und Kulturbild des zur Wahlheimat gewordenen Landes", in dem er die zahlreich erschienenen Zuhörer in fein ausgewählten und prächtigen Farbaufnahmen durch Schleswig-Holstein führte. Der Vorsitzende Wlottkowski fasste den Dank für diese Feierstunde dahin zusammen, dass seine Landsleute ihre Notheimat noch niemals mit diesen Augen gesehen hätten: er mahnte alle, das menschenverbindende Wort Heimat über alles zu stellen.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 90. Geburtstag

am 15. September 1956, Frau Amalie Girrulat, geb. Krauledat, aus Kiesdorf, Kreis Schloßberg, jetzt in (20 a) Nordsehl über Stadthagen. Die Jubilarin erlitt kürzlich einen Oberschenkelbruch, den sie aber gut überstanden hat.

 

zum 89. Geburtstag

am 15. September 1956, Frau Maria Mauritz, geb. Naused, aus Wersmeningken, jetzt bei ihren Töchtern in Hävern 6, Kreis Minden, Westfalen.

 

am 16. September 1956, Witwe Anna Selmigkeit, aus Gr.-Wersmeningken bei Lasdehnen, Kreis Pillkallen, jetzt bei ihrer Tochter Helene Bartel in Berlin-Lichterfelde, Giesensdorfer Straße 25. Sie nimmt am Zeitgeschehen noch regen Anteil.

 

zum 87. Geburtstag

am 5. September 1956, Landsmann Ferdinand Meier, aus Gumbinnen, jetzt bei seinem Sohn in Gömern, Kreis Biedenhopf, Schelde-Lahn-Straße.

 

am 10. September 1956, Landsmann Emil Wolff, aus Gehlenburg, jetzt in Berlin - Zehlendorf, Teltower Damm 47.

 

zum 86. Geburtstag

am 16. September 1956, Karl Schomburg, aus Insterblick bei Georgenburg, Kreis Insterburg, jetzt in Eidinghausen bei Bad Oeynhausen, Hahnenkamp.

 

zum 85. Geburtstag

am 16. September 1956, Landwirt Adolf Waschau, aus Workallen bei Liebstadt, jetzt in Berlin-Charlottenburg, Holzendorffstraße 7 II, in der Nähe seines Sohnes, Rechtsanwalt Dr. Waschau.

 

am 20. September 1956, Frau Marie Polley, geb. Höchst, aus Königsberg, Sackheimer Kirchenstraße 24, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Maria Wunsch und deren Familie in Garmisch-Partenkirchen, Rathausstraße 3.

 

am 22. September 1956, Witwe Maria Horn, geb. Reiner, aus Daynen, Post Schirwindt, Kreis Pillkallen, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Dort konnte sie im vergangenen Jahr mit ihrem inzwischen verstorbenen Ehemann das Fest der Diamantenen Hochzeit begehen. Sie ist durch Frau Martha Staedler, Berlin-Zehlendorf, Am Wieselbau 25, zu erreichen.

 

zum 84. Geburtstag

(ohne Datum) Polizei-Hauptwachtmeister i. R. Rudolf Polleit, aus Osterode, Bahnhofstraße 18, jetzt bei seiner Tochter Frieda Langkau in Hannover, Spichernstraße 27 II.

 

zum 83. Geburtstag

am 7. September 1956, Witwe Auguste Zilian, aus Kraftshagen, Kreis Bartenstein, jetzt bei ihrer Tochter Martha Pitschner in (20b) Schöningen, Gabelsbergerstraße 7.

 

am 10. September 1956, Schneidermeisterin Elisabeth Sokoll, geb. Smolenia, aus Rastenburg, jetzt in (17 b) Schuttern, Kreis Lahr, Baden, Unterdorfstraße Nr. 95.

 

am 13. September 1956, Landwirt Daniel Parakenings, aus Gruten, Kreis Elchniederung, jetzt mit seiner Ehefrau Elisabeth bei seinem Sohn Heinrich in Isernhagen H. B. 59 bei Hannover. Der rüstige Jubilar verrichtet auf dem gepachteten Bauernhof seines Sohnes noch viele Arbeiten.

 

am 16. September 1956, Frau Luise Peylo, aus Lyck, Danziger Straße 3, jetzt mit ihrer ältesten Tochter, Frau Schumacher, in Marne, Holstein, Fahrstedt.

 

am 22. September 1956, Frau Maria Piepereit aus Insterburg, Georg-Friedrich-Straße 3, jetzt bei ihrer Tochter Uta in Tellingstedt über Heide, Holstein.

 

zum 82. Geburtstag

am 19. September 1956, Frau P. Neumann, aus Königsberg, jetzt bei ihrer Tochter Else, Witwe des in Königsberg 1945 verstorbenen Pfarrers Dr. Reiß, in (14 b) Saulgau, Südwürttemberg, Blaurostraße 12 b.

 

am 19. September 1956, Frau Anna Scheffler, aus Königsberg, Domhardtstraße 8, jetzt bei ihrer Tochter Frau Hochfeld in Altenhunden, Westfalen, Hundemstraße 43.

 

zum 81. Geburtstag

am 11. September 1956, Frau Hanna Abromeit, geb. Staschull. Sie ist die Witwe des Mühlen- und Sägewerksbesitzers Josef Abromeit, aus Antagminnen bei Lesgewangen, Kreis Tilsit-Ragnit. Jetzt lebt sie bei ihrer Tochter Gerda Kurz in Kellinghusen, Mittelholstein, Mathildenstraße 11.

 

am 14. September 1956, Frau Marta Knappe, geb. Kessler, aus Tilsit, Stolbecker Straße 3, jetzt bei ihrer Tochter Lotte Mundorf in Radevormwald-Bergerhof, Elberfelder Straße 135.

 

am 16. September 1956, Kaufmann Karl West, aus Königsberg, Weidendamm 37, jetzt in Dieringhausen-Brück (Rhld.), Marienhagener Straße 2, bei seinem Sohn, Zahnarzt Gerhard West. Er ist der Altmeister der Petri-Jünger vom Frischingfluss.

 

am 22. September 1956, Frau Auguste Preuß, geb. Kirstein, aus Königsberg, Löbenichtsche Unterbergstraße Nr. 1, jetzt mit ihren Kindern Otto, Frieda und Johanna in Willich bei Krefeld, Stettiner Straße 2.

 

zum 80. Geburtstag

am 3. September 1956, Uhrmachermeister Max Dygutsch, aus Neidenburg. Er besaß dort seit 1911, nachdem er sich 1900 zuerst in Willenberg selbständig gemacht hatte, ein größeres Uhren- und Goldwarengeschäft, das durch den Russeneinbruch im Ersten Weltkrieg vernichtet und dann wiederaufgebaut wurde. Der Zweite Weltkrieg zerschlug sein Lebenswerk zum zweiten Mal; die Gebäude gingen in Flammen auf. Trotz seines Alters ging er nach der Vertreibung daran, seiner Familie wieder eine Existenz zu schaffen und einen neuen Betrieb aufzubauen. 1950 konnte er sein 50-jähriges Geschäftsjubiläum feiern, zwei Jahre später mit seiner Ehefrau das Fest der Goldenen Hochzeit. Er lebt mit seiner Familie in Aurich (Ostfriesland).

 

am 6. September 1956, Landsmann August Waldhauer, aus Postnicken, Samland, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Ernst Zeise, Alsdorf-Ofden, Kreis Aachen, Alfred-Brehm-Straße 72, zu erreichen.

 

am 10. September 1956, Witwe Auguste Dulz, geb. Koloska, aus Gr.-Gablick, Kreis Lötzen, jetzt bei ihren Kindern in Nürnberg, Reichelsdorfer Keller, Georg-Stefan-Straße 78.

 

am 10. September 1956, Amtsgerichtsrat i. R. Richard Heinemann, aus Königsberg, jetzt in Cismar, Kreis Oldenburg, Holstein. Die landsmannschaftliche Gruppe gratuliert herzlich.

 

am 11. September 1956, Fräulein Else Froelich, aus Memel, jetzt in Stade (Elbe), Gr. Schmiedestraße 11.

 

am 12. September 1956, Justizobersekretär i. R. Carl Boersch, aus Königsberg, Admiral-Scheer-Straße 13, jetzt mit seiner Ehefrau in Peine, Lessingstraße 3.

 

am 14. September 1956, Lehrerwitwe Emma Wiemer, geb. Mirbach, aus Paplienen bei Schirwindt. Ihr 1947 verstorbener Ehemann war über 20 Jahre Lehrer in Gronden, Kreis Angerburg. Bis zur Vertreibung lebte das Ehepaar dann in Schirwindt. Die Jubilarin wohnt jetzt bei ihrem Sohn Oskar in Biedenkopf (Lahn), Frhr.-vom-Stein-Straße 25.

 

am 15. September 1956, Eisenbahnschaffner i. R. Fritz Feuersenger, aus Johannisburg und Prostken, Kreis Lyck, jetzt mit seiner Ehefrau in Gifhorn (Hannover), Königsberger Straße 14.

 

am 16. September 1956, Frau Luise Hill, geb. Wittstock, aus Gr.-Klitten, zuletzt in Domnau. Sie wohnt heute bei ihrer jüngsten Tochter Elise Stein in Osnabrück, Wörthstraße 50.

 

am 16. September 1956, Pfarrerwitwe Hedwig Poetz, geb. Baege, aus Königsberg, Schillerstraße 20, jetzt in Hamburg-Bramfeld, Steilshooper Straße 284, bei Pastor Lenke, Pastorat.

 

am 17. September 1956, Frau Wilhelmine Zoop, geb. Weiss, aus Königsberg, Blumenstraße, jetzt mit ihrer Schwester in (17 b) Hüfingen über Donaueschingen.

 

am 18. September 1956, Frau Luise Haberland, geb. Tolkmitt, aus Königsberg Pr., Nasser Garten, Karlstraße 5. Nach Ausweisung im Jahre 1947 wohnt sie heute bei ihrer Tochter Helene Jeschkeit, Leer (Ostfriesl), Hoheellernweg 67.

 

am 19. September 1956, Oberingenieur Franz Symanzik, aus Königsberg, Haydnstraße 6, jetzt in München, Berg am Laimstraße 78. Er ist erst vor wenigen Wochen aus dem Komigebiet zu seiner Ehefrau Ilse nach München gekommen.

 

am 20. September 1956, Frau Gertrud Windzus, geb. Blank, aus Uderwangen, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Uhingen (Fils), Kirchstraße 23.

 

zum 75. Geburtstag

am 20. August 1956, Frau Anna Symann, geb. Hammer, aus Königsberg, Reichsstraße 1, jetzt mit ihrem Ehemann in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihren Sohn Walter, Braunschweig, Cyriaksring 29, zu erreichen.

 

am 10. September 1956, Frau Marie Klask, geb. Konitzka, aus Klein-Dankheim, Kreis Ortelsburg. Ihr Ehemann Gottlieb Klask vollendete am 23. August 1956, sein 76. Lebensjahr. Anschrift: Borstel Nr. 29 bei Rinteln (Weser).

 

am 12. September 1956, Frau Berta Michalczyk, geb. Hasenpusch, aus Hohenwalde, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei ihrer Tochter Lotte Jost in Uttrichshausen, Kreis Schlüchtern bei Fulda.

 

am 12. September 1956, Postassistent August Adam, aus Heinrichswalde, Elchniederung. Er war seit 1910 dort beim Postamt tätig. Mit seiner Ehefrau wohnt er jetzt in Hamburg-Bergedorf, Reinbeker Weg 44 A.

 

am 13. September 1956, Maurer Otto Zimehl, aus Himmelforth, Kreis Mohrungen, zuletzt Pr.-Holland, Lange Straßa 31. Er wohnt jetzt bei seinem Schwiegersohn Willy Madsack in Kirchlengern 657, Kreis Herford.

 

am 13. September 1956, Witwe Else Wulf, geb. Jackscht, aus Königsberg, Insel Venedig 5, jetzt in (24 b) Oster Bordelum-Feld, bei Bredstedt, Kreis Husum.

 

am 13. September 1956, Frau Margarete Nolting, geb. Thieler, aus Gerslinden, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt mit ihrem Ehemann, Lehrer i. R. Franz Nolting, in (24 b) Burg i. Dithm., Norderende 77.

 

am 14. September 1956, Frau Elise Reuser, aus Königsberg, jetzt in Salzgitter-Lebenstedt, Bauerngraben 4.

 

am 18. September 1956, Frau Marie Schlicht, geb. Nerenberg, aus Osterode, Bahnhofstraße, jetzt bei ihrem Sohn, Lokomotivführer Erich Schlicht, in (16) Darmstadt, Am Nordbahnhof 23.

 

am 18. September 1956, Lehrerwitwe Gertrud Bolz, geb. Schettat, aus Rostken, Kreis Johannisburg, zuletzt Ortelsburg, Kaiserstraße 38 Sie wohnt heute im Haus der Evangelischen Frauenhilfe Rheinland, Bad Godesberg, Antoniterstraße 22.

 

am 18. September 1956, Landsmann Franz Buberek, Yorckstraße, jetzt in Wanne-Eickel, Hauptstraße 226. Die Kreisgemeinschaft Lyck gratuliert herzlich.

 

am 19. September 1956, Frau Therese Heppner, aus Heistern bei Mehlsack, jetzt in Flensburg, Friedheim Nr. 30.

 

am 20. September 1956, Frau Helene Schroeter, geb. Hoffmann, aus Altstadt-Mohrungen, jetzt mit ihrem Ehemann, Organist und Schulleiter i. R. Gustav Schroeter, und ihrer Tochter Christel Kippar in Uetersen, Holstein, Schanzenstraße 30.

 

am 20. September 1956, Witwe Maria Blankenstein, geb. Bobeth, aus Königsberg-Ponarth, Godriener Straße Nr. 13, jetzt in (24 b) Suchsdorf 110 über Kiel.

 

Seite 14   Ostpreußischer Sportsgeist. Fritz Suess 80 Jahre alt.

Einer der rührigsten Sportvereine in Ostpreußen war der Sportverein Lötzen. Für die Lötzener, aber auch für die meisten anderen ostpreußischen Sportler ist der Name Fritz Suess — von den überlebenden Sportskameraden jetzt mit vertrauter Herzlichkeit „Papa Suess" genannt — ein fester Begriff geworden.

 

Fritz Suess wurde am 19. September 1876 in Molditten bei Rößel geboren, besuchte hier die Schule und erwählte sich die Tätigkeit als Dentist zum Lebensberuf. Von früher Jugend an schon vom seelischen und sittlichen Wert eines gesunden Körpers überzeugt, widmete er sich in seiner Freizeit mit Hingabe den Leibesübungen. Leichtathletik, Rasensport und Turnen, diesen Sportarten galt sein Hauptinteresse. 1922 übernahm Fritz Suess die Führung des Sportvereins Lötzen. Mit dem ihm eigenen Eifer und allen menschlichen Qualitäten für die Erfüllung der Führungsaufgaben wirkte er vorbildlich als Vorsitzender, Betreuer und Organisator. Er verstand es, Fachleute um sich zu sammeln und den Nachwuchs zu begeistern. So wurden sehr bald die Früchte seines Wirkens sichtbar, denn mit den Siegen von Hans Kunze, Erwin Henkies und den Staffeln in der Arena des friedlichen Wettstreites wurde der Sportverein Lötzen über die Grenzen Ostpreußens bekannt. Aus den Reihen der Jugendmannschaft kam der spätere Weltrekordmann im Hammerwerfen, Erwin Blask.

 

Unvergesslich bleiben die von allen ostpreußischen, aber auch von Vereinen aus dem weiteren Reichsgebiet beschickten Nationalen Sportfeste des Lötzener Vereins in den Jahren 1924 bis 1936, an deren Gelingen Fritz Suess und sein „Adjutant" W. Geelhaar entscheidenden Anteil hatten. Viele werden sich noch an die glänzenden Einzel- und Mannschaftssiege erinnern, an denen auch die beiden Söhne von „Papa Suess" beteiligt waren. Sein Sohn Karl, der heute nicht mehr unter uns weilt, machte damals seinem Vater und dem Verein in vielen Siegesläufen Ehre.

 

In männlich-treuem Geist blieb dem Lötzener Sportverein auch nach dem furchtbaren Schicksal des Heimatverlustes eine Gemeinschaft erhalten. Seit 1947 besteht die Traditionsgruppe des Sportvereins Lötzen und — wie könnte es anders sein — Fritz Suess ist ihr Ehrenvorsitzender. Trotz seines hohen Alters hat er auch jetzt vieles getan, um den alten Geist der Sportkameradschaft lebendig zu erhalten und zu vertiefen. Es war für Fritz Suess eine Genugtuung, als er im Jahre 1951, geistig frisch und guter Dinge, an dem vierzigjährigen Jubiläum des Sportvereins Lötzen in Ratzeburg teilnehmen konnte, zu dem auch Lötzens Bürgermeister. Dr. Alfred Gille, erschienen war.

 

Aus Anlass der Vollendung seines 80. Lebensjahres am 19. September 1956, soll hier an dieser Stelle Fritz Suess erneut der Dank für seine aufopferungsvolle und fruchtbare Arbeit zum Nutzen und Frommen des deutschen Sports ausgesprochen werden. Möge „Papa Suess" noch recht lange mit seiner Gattin in Timmendorf ein friedvoller und gesunder Lebensabend vergönnt sein. Alle seine Sportkameraden und Landsleute, die ihn kennen und schätzen, wünschen ihm das zu seinem Geburtstage von ganzem Herzen. H. Gossing

 

Seite 14   Dr. Alfred Kluge 70 Jahre alt

Dr. Alfred Kluge, der verdiente ostpreußische Schulmann aus Zinten, — er wohnt jetzt in Bremen-Oberneuland —, wurde am 7. August 1956, 70 Jahre alt. Er ist in Bladiau, Kreis Heiligenbeil geboren. Vom Jahre 1911 ab war er nacheinander Rektor der Stadtschulen in Domnau, Bialla, Passenheim, der Städtischen Volksschule und der Höheren Knaben- und Mädchenschule in Zinten. Nebenamtlich betreute Dr. Kluge die Städtische Berufsschule in Zinten, war Kreisjugendpfleger des Kreises Heiligenbeil und verwaltete in den Jahren 1933 und 1934 die Schulratsstelle des Kreises Heiligenbeil; die endgültige Ernennung zum Schulrat wurde ihm von der NSDAP versagt. Nach der Vertreibung aus der Heimat wirkte Dr. Kluge als Dozent an Lehrerbildungskursen in Dessau, am Pädagogischen Seminar der Stadt Bremen und schließlich an einer Oberschule in Bremen. Nach seiner Pensionierung war er noch im Privatschuldienst tätig.

 

Dr. Kluge gehörte zu den tüchtigsten Mittelschulrektoren und hervorragendsten Schulmännern Ostpreußens. Neben der umfangreichen Schularbeit war er in Passenheim Geschäftsführer des Verkehrsvereins, verfasste eine „Geschichte der Stadt Passenheim" und schrieb die Erzählung „Der Teufel in Passenheim", die Robert Budzinski illustriert hat. Dr. Kluge kann somit auf ein arbeits- und erfolgreiches Leben zurückblicken. Wir wünschen ihm für die kommenden Jahrzehnte weiterhin die bisherige gute Gesundheit und Schaffensfreude.

 

Seite 14   Goldene Hochzeiten

Am 12. September 1956, feierten das Fest der Goldenen Hochzeit Landsmann Otto Wiede und seine Ehefrau Maria Wiede, geb. Bley, aus Königsberg-Maraunenhof, jetzt in Plön, Budienallee 14 a.

 

Das Fest der Goldenen Hochzeit begingen am 14. September 1956, die Eheleute Karl Blahr und Frau Auguste Blahr, geb. Breuer, aus Rastenburg, Georgstraße Nr. 20, jetzt in Itzehoe, Holstein, Bahnhofstraße 7.

 

Ihre Goldene Hochzeit feiern am 21. September 1956, Landwirt Ernst Dieck und seine Ehefrau Elisabeth Dieck, geb. Eckloff, aus Tiefensee, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei ihrer Tochter Gerda Motzkau in Ollenermoor, Post Hiddigwardermoor über Delmenhorst, im Kreise von fünf Kindern und zehn Enkeln. Die beiden Söhne des Ehepaares sind gefallen.

 

Landwirt Heinrich Schwarz und seine Ehefrau Berta Schwarz, geb. Worm, aus Hanshagen, Kreis Pr.-Eylau, feiern am 21. September 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit. Anschrift- Dollbergen Nr. 155 über Lehrte.

 

Am 22. September 1956, begehen das Fest der Goldenen Hochzeit Landsmann Emil Freimann und seine Ehefrau Lina Freimann, geb. Oschmann, aus Königsberg, Kaporner Straße 14 a, jetzt in Kamp-Lintfort, Kreis Moers, Moerser Straße 74.

 

Fleischermeister Gustav Minuth und seine Ehefrau Gertrud Minuth, geb. Kannengießer, aus Schaaksvitte, Samland, gegenwärtig bei seinem Schwiegersohn Franz Brausewetter in Ergenzingen, Kreis Horb a. N., begehen am 25. September 1956, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Am 27. September 1956, feiern Bauer Hermann Krössel, aus Thierenberg, Samland, und seine Ehefrau Maria Krössel, geb. Mannke, das Fest der Goldenen Hochzeit. Anschrift: (14 b) Ergenzingen, Württemberg.

 

Seite 14   Prüfungen

Georg Kurschus, Sohn des Elektromeisters Willy Kurschus, aus Pr.-Wilten, Kreis Bartenstein, jetzt in Hanau a. M., Krebsbachweg 22, bestand an der Universität in Marburg das erste theologische Examen. Er ist jetzt als Vikar in Frankenberg (Eder) tätig.

 

Erwin Petzel, Sohn des Landwirts Otto Petzel, aus Saussienen, Kreis Bartenstein, jetzt in Werries bei Hamm, Westfalen. Goethestraße 51, bestand vo rder Handwerkskammer Flensburg die Meisterprüfung als Kraftfahrzeugschlosser.

 

Seite 14   Das Abitur bestanden

Dorothea Baltruweit, Tochter des Landwirts und kaufm. Angestellten Wilhelm Baltruweit, aus Parwen bei Kreuzingen, am Earl Haig Collegiate Institute, Toronto Wollowdaie? (schlecht lesbar). Anschrift: 157 Close Ave., Toronto, Kanada.

 

Seite 14   Tote unserer Heimat. Lehrer Walter Mruck verstorben.

Am 21. August 1956, starb in Westerstede (Oldenburg) nach schwerer Krankheit Lehrer a. D. Walter Mruck. Vierzig Jahre hat er im Dienste der Jugenderziehung in Osterode gewirkt. In beiden Weltkriegen, die er als Offizier mitmachte, tat er seine Pflicht als Soldat. Nach der Erreichung der Altersgrenze von 65 Jahren trat er in den Ruhestand und widmete sich der Arbeit für die ostpreußische Jugendgruppe in Westerstede. Für die hohe Achtung, der er sich bei der Jugend erfreute, zeugt der letzte Gruß der Gruppe: „Mit seinen Angehörigen trauern alle um diesen aufrechten Menschen, die Jugend, seine Landsleute und alle, die ihn kennen. Hab' Dank für Dein freundliches Wesen, für Deine Liebe zur Jugend, zu unserem Ostpreußen. Leb wohl, lieber Landsmann Mruck“.

 

Seite 14   Bestätigungen

Es werden Landsleute gesucht, die über das Beschäftigungs- und Versicherungsverhältnis des Hans Stallony, geb. am 25.06.1904 in Widminnen, Kreis Lötzen, Auskunft geben können. Stallony hat das Schneiderhandwerk erlernt.

 

Wer kann bestätigen, dass Paul Riechert, geboren am 09.11.1911, früher wohnhaft gewesen in Königsberg, Artilleriestraße 37, von 1925 bis 1940 bei der Stadtsparkasse in Königsberg, Altstädtische Langgasse, tätig war, und wer kann mitteilen, welchen Posten Riechert dort innehatte?

 

Wer kann bestätigen, dass Rudi Blümeke. geboren am 24.11.1907, früher wohnhaft gewesen in Königsberg-Ponarth, Jägerstraße 41 a, von 1933 bis 1941 beim Telegrafenamt, Postamt 6, in Königsberg tätig gewesen ist? Wo befinden sich der Bautruppenführer Kelmereit, Fritz Kulenkampf. Willi Rademacher und Hans Klein?

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Einen jähen Tod durch unverschuldeten Verkehrsunfall fand in Ausübung seines Dienstes am 27. August 1956, mein geliebter Mann, unser guter Sohn, Bruder, Enkel, Schwiegersohn, Schwager und Onkel, der Revierförster Reinhold Bacher, im Alter von 31 Jahren. Er war unser Glück und unser Stolz. Allen lebte er zur Freude. Am 31. August 1956,senkten ihn seine Kameraden inmitten der blühenden Heide in ein frühes Grab. Wir beugen uns unter Gottes Willen. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Gretchen Bacher, geb. Niemann. Reinhold Bacher und Frau Frieda Bacher, geb. Arndt. Eleonore Bacher. Visselhövede, Kreis Rotenburg (Hannover). Früher: Tilsit, Landwehrstraße 41, jetzt: Hamburg 26, Hinrichsenstraße 13

 

In Wehmut und Trauer gedenken wir meines lieben Mannes,.unseres guten Vaters und Schwiegervaters, des Kaufmannes Kurt Stroemer, aus Germau, Kreis Samland. Er verstarb am 25. August 1946, drei Tage nach Vollendung seines 65. Lebensjahres, an den Folgen der Flucht, in einem Lager in Dänemark. Gertrud Stroemer, als Witwe. Kaufmann Horst Stroemer. Asta Stroemer, geb. Redkowski. Liselotte Besenfelder, geb. Stroemer. Karl Besenfelder. Gerda Szallies, geb. Stroemer. Dr. Hellmut Szallies. Früher Bartenstein, jetzt Dortmund, Kronprinzenstraße 136

 

Am 20. September 1956 jährt sich der Todestag unserer lieben Mutter, Schwiegermutter und meiner guten Oma, Therese Klein, geb. Plaumann. Sie starb kurz nach Vollendung ihres 86. Geburtstages. Ihr Wesen war Güte, Warmherzigkeit und Liebe. Wir gedenken ihrer in Hochachtung Marg. Kuhrau. Familie Walter Witsch. Königsberg Pr., jetzt Salzgitter-Bad, Engeroder Straße 28 a

 

In dem am 6. September 1956 erschienenen Nachruf für Frau Berta Patz, geb. Bachor muss es bei der Angabe der Anschrift richtig heißen: Gustav Patz, Markshöfen, Kreis Ortelsburg, Ostpreußen, jetzt Vonhausen, Oberdorf 18, Kreis Büdingen. Oberhessen

 

Fern ihrer geliebten ostpreußischen Heimat entschlief nach langem schwerem Leiden am 4. September 1956 unsere geliebte Schwester, Liesbeth Eisenblätter. In stiller Trauer: Margarete Eisenblätter und Gustav Eisenblätter, als Geschwister und Angehörige. Königsberg Pr., Kaiserstr. 28. Jetzt Celle, St.-Georgs-Garten IV/4, den 7. September 1956. Die Beerdigung hat am 8. September 1956 in Celle stattgefunden.

 

Am 21. August 1956 entschlief nach langem schwerem Leiden, wohlversehen mit den heilg. Sterbesakramenten der kath. Kirche, meine liebe gute Frau, unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Anni Czichowski, geb. Romer im 47. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Paul Czichowski und Angehörige. Allenstein, Hohensteiner Querstraße 18, jetzt Satrup/Angeln, Söruper Straße 1

 

Tretet her, Ihr meine Lieben, nehmet Abschied, weint nicht mehr. Heilung konnt' ich nicht mehr finden, meine Leiden war'n zu schwer. Nun, so ziehe ich von dannen, schließ' die müden Augen zu, haltet innig treu zusammen, gönnet mir die ewige Ruh. Am 10. August 1956 entschlief fern seiner geliebten Heimat nach langem schwerem Leiden mein innig geliebter Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater und Großvater, lieber Bruder, Schwager und Onkel, Josef Schwabe, im 68. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Anna Schwabe, geb. Schwabe nebst Kindern und Enkelkindern.

Lehmau, Kr. Ebenrode, Ostpreußen. Jetzt Glinde bei Hamburg-Bergedorf

 

Nach langen harten Jahren in unserer ostpreußischen Heimat, hoffend auf ein Wiedersehen, wurde unser lieber Vater, Schwiegervater und Opa, der Gastwirt Gustav Boegel, aus Eichhöhe, Kr. Sensburg am 17. April 1956 ausgesiedelt und kam zu seinen Kindern. Es war ihm nicht vergönnt, lange bei uns zu bleiben. Er starb nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren. Gleichzeitig gedenken wir in Liebe und Dankbarkeit unserer lieben herzensguten Mutter, Schwiegermutter und Omchen, Friedericke Boegel, geb. Kichkewitz, die am 25. Oktober 1952 im Alter von 62 Jahren in unserer alten Heimat verstorben ist. In tiefer Trauer: Erich Wolf und Frau Helene Wolf geb. Boegel, München. Ella Breß, geb. Boegel, Tornesch, Holstein. Erich Prieß und Frau Martha Prieß, geb. Boegel, Trier. Karl Schiementz und Frau Hildegard Schiementz, geb. Boegel, Weißenburg, Bayern, und sieben Enkel

 

Am 26. August 1956 starb in Lübeck unsere liebe Mutter, Schwester und Oma, Bertha Thurau geb. Jaekel, früher Königsberg Pr., Farenheidstraße 10, nach langem, geduldig ertragenem Leiden, im 82. Lebensjahre. Gleichzeitig gedenken wir unseres lieben Vaters, Johann Thurau, der am 26. August 1944, beim Terrorangriff auf Königsberg, sein Leben lassen musste. In stiller Trauer: Die Kinder: Fritz Thurau, sowj. bes. Zone. ??? (könnte Klaus heißen) Thurau, Lübeck, Brandenbaumer Landstr. 198. Helen Thurau, Lübeck, Große Burgstraße 38 II. Mia Räther, geb. Thurau, Lübeck, Ratzeburger Allee 51. Die Schwestern: Lina Duda, geb. Jaekel, Essen (Ruhr), Frankenstraße 10 a. Maria Krause, Wilstedt bei Tangstedt, Bez. Hamburg.

 

Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, was man hat. muss scheiden. Am 29. Juli 1956 verstarb plötzlich und unerwartet mein lieber Mann, mein treusorgender Papi, unser guter Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, Steuerinspektor Hans Becker, fern der geliebten Heimat, im Alter von 52 Jahren. Ferner gedenken wir unseres lieben Vaters, Bauer und Gastwirt Friedrich Becker, früher Deeden, Kr. Ebenrode, Ostpreußen, der am 3. November 1944 in Freudenthal, Ostpreußen, auf der Flucht verstorben ist, und unseres lieben Sohnes, Bruders und Schwagers, Bauer Gottfried Becker, der am 27. Februar 1945 nach dreimaliger Verwundung in Braunsberg, Ostpreußen, gefallen ist; er folgte seinem Schwager, Obertruppführer RAD, Erich Schröder, der im November 1944 beim Einbruch der Russen für die Heimat sein Leben ließ. In stiller Trauer: Gertrud Becker, geb. Mess. Amalie Becker, geb. Aee, als Mutter. Magdalene Schröder geb. Becker. Charlotte Becker. Erich Becker. Liesbeth Becker. Ilse Becker, geb. Stein und Enkelkinder. Zeven, Birkenweg 10, Bezirk Bremen

 

Müh und Arbeit war dein Leben, Ruhe hat dir Gott gegeben. Plötzlich und unerwartet ging am 26. August 1956 unser lieber Vater, Schwiegervater, Schwager und Onkel und unser treusorgender unvergesslicher Opa und Uropa, Rudolf Racholl, im Alter von 75 Jahren, für immer von uns. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Else Jetzki, geb. Racholl, Karlshöhe, Kr. Angerburg, Ostpreußen, jetzt Kleinwörden, Kreis Land Hadeln

 

Am 12. Juli 1956 verstarb nach langer Krankheit meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter und Oma, Maria Springer, geb. David, aus Lobellen, Kr. Tilsit-Ragnit, im Alter von 67 Jahren. In stiller Trauer: Carl Springer und Kinder, sowj. bes. Zone. Erna Kaiser, geb. Springer, München, Justinus-Kerner-Straße 22

 

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein. Am 29. August 1956 verschied unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter Schwester und Tante, Wilhelmiene Drichel, geb. Kerlin, im Alter von 82 Jahren. Gleichzeitig gedenken wir in Liebe unseres Vaters, Friedrich Drichel, gest. 27.10.1945 sowie unserer gefallenen und vermissten Brüder und unserer Schwester, Ewald, Almar und Lilly. In stiller Trauer: Karl Drichel und Frau Marta Drichel, geb. Salotzkat. Lydia Drichel. Maria Drichel. Emil Hinz und Frau Olga Hinz, geb. Drichel. Emil Liebegut und Frau Ottilie Liebegut, geb. Drichel. Paul Nabel und Frau Hulda Nabel, geb. Drichel. Erich Drichel und Frau Resi Drichel, geb. Hollemann. Nauningen, Kr. Schloßberg, b. Mallwen, jetzt Bremen-Mahndorf. Walzeder Straße 1

 

Fern der Heimat verstarb heute Morgen nach langer schwerer Krankheit mein lieber Mann, unser treusorgender Vater, guter Bruder, Schwager und Onkel, Landwirt a. D. Karl Pedack, nach einem arbeitsreichen, vorbildlichen Leben treuester Pflichterfüllung, im Alter von 56 Jahren. In stiller Trauer: Martha Pedack, geb. Wichmann. Erwin Pedack. Herbert Pedack. Helga Pedack. Heinz Pedack und Anverwandte. Boritten bei Schippenbeil, Ostpreußen, jetzt Gelsenkirchen, Konradstraße 1, den 2. September 1956

 

Wenn Liebe könnte Wunder tun und Tränen Tote wecken, so würde dich, du gute Mutter, niemals die kühle Erde decken. Zum zehnjährigen Todestage gedenken wir in großer Liebe und Verehrung meiner lieben Frau, unserer herzensguten Mutter und Großmutter, Frau Marie Jäckel, geb. 25.12.1880, gest. 17.09.1946 in Demmin, Vorpommern. Franz Jäckel und Kinder. Labiau, Ostpreußen, Bismarckstr. 2, jetzt Wipperfürth, Rhld., Neye-Siedlung

 

Nach schwerer Krankheit entschlief am 22. August 1956 in der sowj. bes. Zone unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Oma, Berta Koß, geb. Schäfer, früher Mühlhausen, Kr. Pr.-Holland, Ostpreußen. In stiller Trauer: Berta Kirsch, geb. Koß, sowj. bes. Zone. Emma Rebbe, geb. Koß. Uetersen in Holstein, Eggerstedtsberg 24

 

Zum Gedenken. Am 30. August 1956, jährte sich der neunte Todestag unseres lieben guten Vaters, Schwiegervaters und lieben Opas, Landwirt Hermann Thimm, aus Lönhöfen. Kr. Heiligenbeil, Ostpreußen, geb. 18.05.1883, gest. 30.08.1947 an Hungertyphus in Heiligenbeil. Ihm folgte am 14. September 1952 seine liebe Gattin, unsere treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Oma, Frieda Thimm, geb. Söecknick, in die ewige Heimat. Gleichzeitig gedenken wir unsers lieben Bruders, Horst Thimm, geb. 02.04.1921, vermisst seit 1945. Wer weiß etwas über sein Schicksal? In Dankbarkeit und Liebe gedenkt ihrer im Namen aller Angehörigen: Dora Thimm. Gräfelfing bei München, Würmstraße 13

 

Zum fünfjährigen Todestag gedenke ich meiner lieben Mutter, der Postbetriebsassistentenwitwe Minna Jurkschat, gest. am 06.09.1951. Ihr folgte jetzt am 29. März 1956 meine Schwester, Gertrud Kurschat geb. Jurkschat, aus Osnabrück. Im Namen der Hinterbliebenen: Frau Margarete Eretier, geb. Jurkschat. Insterburg, Wassergasse 1, Ecke Kehrwiedergasse, jetzt Rieste über Bramsche, Bez. Osnabrück

 

Nach kurzem Krankenlager ist meine liebe Frau, Mutter, Schwiegermutter und Oma, Lina Grunau, geb. Urban, am 1. August 1956 in Schnaittach-Markt im Alter von fast 82 Jahren, sanft entschlafen.

In stiller Trauer: Gustav Grunau, als Gatte. Emil Grunau. Gustav Grunau. Otto Urban. Arthur Urban. Schwiegertöchter und Enkelkinder. Ragnit, Ostpreußen, jetzt Schnaittach-Markt, Mittelfranken

 

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Seite 16   Familienanzeigen

In seiner Heimat Sensburg ist am 13. August 1956 unser lieber Vater, Schwiegervater, Groß- und Urgroßvater, Rudolf Passlack, im 96. Lebensjahre nach einem arbeitsreichen, treusorgenden Leben sanft entschlafen. Er folgte unserer über allesgeliebten Mutter, die am 26. März 1945 starb, in die Ewigkeit. Wir haben immer auf ein Wiedersehen gehofft. Anny Ulrich, geb. Passlack. Fritz Passlack,, vermisst. Rudi Passlack. Berta Schröder, geb. Passlack. Adalbert Ulrich. Berta Passlack, geb. Nickel. Erna, Irmgard, Hubertus, Horst, als Enkel und drei Urenkel. Ennepetal-Milspe in Westfalen, im September 1956, Heilenbecker Straße 42, Sensburg und sowj. bes. Zone

 

Am 6. August 1956, ist mein geliebter Mann, unser guter Vater, Bürgermeister a. D. Franz Noruschat, zuletzt Helfer in Steuersachen, nach langer schwerer Krankheit im Alter von 52 Jahren für immer von uns gegangen. In tiefer Trauer: Erna Noruschat, geb. Borchert. Hans Noruschat, Australien. Ernst Noruschat und alle Angehörigen. Föckinghausen, Kreis Melle, im September 1956, früher Wehlau, Ostpreußen

 

Statt Karten. Am 31. August 1956 verschied sanft nach kurzem Leiden, sechs Wochen nach dem Tode der lieben Mutter, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, Gutsbesitzer Franz Erzberger, Werfen (Paballen), Kreis Tilsit-Ragnit, im 79. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: die Söhne Kurt Erzberger und Paul Erzberger. Amberg (Opf.), Rathausstraße 11 Pfaffenhofen, Ilm (Obb.), Scheyerer Straße 37 b

 

Heute früh entschlief nach kurzer schwerer Krankheit, drei Monate nach dem Tode meiner lieben Mutter, mein lieber Vater, Bruder, Schwager und Onkel, Otto Walpuski, geb. 26. Dezember 1886. Im Namen der Hinterbliebenen: Dorothea Walpuski, Göttingen, Rosdorfer Weg 76. Sülfeld über Gifhorn, den 1. September 1956, früher Osterode, Ostpreußen, Elwenspoekstraße 22. Die Trauerfeier fand am 5. September 1956, um 12.15 Uhr, im Krematorium Braunschweig statt

 

Heute entschlief sanft und ruhig nach kurzer Krankheit, für uns plötzlich und unerwartet, mein lieber Mann, unser guter treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, August Pienkoss, im vollendeten 69. Lebensjahre. Nicht einmal ein Jahr nach seiner Entlassung aus russischer Kriegsgefangenschaft durfte er bei uns bleiben. In tiefer Trauer: Marie Pienkoss, geb. Kraska. Kurt Pienkoss. Victor Heimann und Anneliese Heimann, geb. Pienkoss. Klaus Ruschmeyer und Ruth Ruschmeyer, geb. Pienkoss. Bremen, den 5. September 1956, Mecklenburger Straße 3, früher Königsberg Pr.. Händelstraße 3 a

 

Am Sonntag, dem 26. August 1956, ist mein lieber Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, Johann Kahnwald, Reichsbahnobersekretär a. D., im gesegneten Alter von fast 83 Jahren still und friedlich entschlafen. Er konnte sein schönes Tilsit nicht wiedersehen. In tiefer Trauer: Berta Kahnwald nebst Kindern und Enkelkindern. Hausberge a. d. Porta, den 3. September 1956, früher Tilsit, Ostpreußen, Kleffelstraße 12 b

 

Am 2. September 1956 entschlief nach langer Krankheit mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Oberzollinspektor i. R. Franz Mestrum, früher Königsberg Pr., Henriettenstraße 16, im Alter von 73 Jahren. Für alle Angehörigen: Dorothea Mestrum, geb. Mierau. Oldenburg i. Oldenburg, Prinzessinweg 49

 

Zum Gedenken. Viel zu früh seid Ihr von mir geschieden, ließt mich in tiefem Schmerz allein. Ich werde Euch auch nie vergessen und in Gedanken immer bei Euch sein! In Liebe und Treue gedenke ich meines lieben guten Vaters, des Landwirts David Klimat, geb . 13.08.1874, gest. 07.04.1945 in Lauenburg, Pommern. Ihm folgte meine herzensgute treusorgende Mutter, Anna Klimat geb. Stars, geb. 23.12.1887, gest. 19.09.1945 in Lauenburg, Pommern. Sie folgten ihrem einzigen Sohn, meinem lieben unvergesslichen Bruder, Heinrich Klimat geb . 15.02.1916, gefallen 31.08.1943 in Russland. In treuem Gedenken: Hedwig Klimat. Minneiken, Kreis Heydekrug, Memelland, jetzt Hamburg-Ohlstedt, Diestelstraße 27

 

Am 3. September 1956 ist nach langem schwerem Leiden unsere liebe Tante, Käte Otto, geb. Nadolny, früher Gedwangen, Kreis Neidenburg, im 89. Lebensjahre in der sowjetisch besetzten Zone heimgegangen. Sie folgte ihrem am 7. November 1946 daselbst verstorbenen Ehemann, dem Landwirt August Otto in die Ewigkeit. Anna Skwarra, geb. Poss. Otto Skwarra, Reg.-Vermessungsrat a. D. in (17 b) Lörrach, Ebertstraße 2

 

Am 18. August 1956 entschlief nach langem schwerem Leiden meine liebe gute Frau, unsere geliebte treusorgende Mutter, Oma, Schwiegermutter, Schwägerin und Tante, Anna Rogalski, geb. Pehlke, aus Allenstein (früher Rastenburg), im Alter von 74 Jahren. In stiller Trauer: Mathias Rogalski. Charlotte Rogalski. Hildegard Langer, geb. Rogalski. Oswald Langer. Gisela Langer. Wettmar über Hannover, Hannover-Stöcken

 

Am 26 August 1956 entschlief infolge Herzschlag mein lieber Mann, unser guter Vater, Opa, Schwager und Onkel, Bauer August Winkel, im Alter von 76 Jahren. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Elsa Winkel, geb. Soult. Irglacken bei Tapiau, Ostpreußen, jetzt Heide, Holstein, Schützenstraße 15

 

Am 25. August 1956 erlag einem Unfall durch seinen Motorroller mein Sohn Kurt Gemballa, geb. 12.12.1922. Er folgte seiner Mutter, Marta Gemballa, geb. Szidat, geb. 30.07.1896 sowie seiner Schwester Reintraut Gemballa, geb. 22.04.1926, die beide nach Königsberg zurückfuhren und dort unter den Russen umkamen, in die Ewigkeit. In tiefer Trauer im Namen der Angehörigen: Fritz Gemballa. Königsberg Pr., Unterhaberberg 52, jetzt Stuttgart-Feuerbach, Adolfstraße B

 

Im festen Glauben an ihren Erlöser entschlief sanft nach langem Leiden am 30. August 1956, kurz vor Vollendung ihres 86. Lebensjahres, unsere liebe gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwägerin und Tante, Lehrerwitwe Olga Dannöhl, geb. Knorr, früher Rastenburg. Ihr Leben war eine nimmermüde Sorge für das Wohl ihrer Lieben. In tiefer Trauer: Ernst Schroeder, Lehrer und Organist i. R. und Frau Johanna Schroeder, geb. Dannöhl. Med.-Rat Dr. med. Willy Voltz und Frau Elisabeth Voltz, geb. Dannöhl. Waldemar Dannöhl und Frau Grete Dannöhl, geb. Keßler. Reinhold Dannöhl und Frau Hermine Dannöhl, geb. Most. Ottbergen (Westf.), Hannover, Osnabrück. Bad Salzgitter. Die Beisetzung hat am 3. September 1956 auf dem Heger Waldfriedhof in Osnabrück stattgefunden.

 

Unsere herzensgute, liebe Mutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante, unsere unvergessliche Großmutter und Urgroßmutter, Frau Emma Uwis, geb. Markowski, ging am 21. August 1956 im 85. Lebensjahre plötzlich und unerwartet in Frieden heim. Sie folgte ihrem Mann, ihren beiden Kindern Ewald und Helene und ihrem Enkel, Arno Wenk, die der letzte Krieg uns nahm. In stiller Trauer: Paul Wenk und Frau Margarete Wenk, geb. Uwis. Ernst Krause und Frau Eva Krause, geb. Uwis. Fritz Weinreich und Frau Anna Weinreich, geb. Uwis. Albert Stoz und Frau Martha Stoz, geb. Markowski. Gertrud Uwis, geb. Fohlmeister. Emil Malessa. Fünf Enkelkinder und vier Urenkel. Nikolaiken, Ostpreußen, jetzt Rahrbacher Höh über Altenhundem (Lenne)

 

Am 28. August 1956 ist meine liebe Frau und bester Lebenskamerad, unsere herzensgute Tante, ganz plötzlich und völlig unerwartet für uns, viel zu früh fern von ihrer geliebten ostpreußischen Heimat für immer von uns geschieden. Frau Hotelbesitzer Helene Treppnau, geb. Rippke, aus Königsberg Pr., im 66. Lebensjahre. In tiefem Schmerz: Oskar Treppnau, Hotelbesitzer und Anverwandte. Bamberg (Obfr.), Vorderer Graben 2, früher Deutsch-Eylau, Westpreußen. Für erwiesene Teilnahme herzlichen Dank.

 

Unsere geliebte Sabine ist plötzlich und unerwartet für immer eingeschlafen. 15 Jahre hat sie uns Freude gemacht. Sie folgte unserer geliebten Karin, nach 2 ½ Jahren, in die Ewigkeit. In tiefstem Schmerz: Dr. Fritz Kuster und Frau Elsa Kuster, geb. Reich. Rosemarie, Heidegard, Klaus, Iris, Herbert. Neuhausen-Tiergarten, jetzt Nürnberg, Heimgartenweg 40, am 1. September 1956

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