Ostpreußenblatt, Folge 31 vom 04.08.1956

Ostpreußenblatt

Folge 31 vom 04.08.1956

 

Seite 1   Foto: Am Niedersee in Masuren

 

Seite 1   Atom und Politik

Ein neues Schlagwort geistert durch die Welt. Es heißt Umrüstung.

 

Das klingt so, als handele es sich um nichts anderes als die Auseinandersetzung von Militärexperten um die Form des zukünftigen Krieges, für den man, wie schon die alten Römer wussten, gerüstet sein muss, wenn man den Frieden bewahren will. Kaum aber fiel das Wort Umrüstung, als sich schon herausstellte, dass es sich hier nicht nur um eine Angelegenheit der Generalstäbler und allenfalls der Finanzminister handelt, sondern — heute, im Atomzeitalter — um eine Schicksalsfrage jedes einzelnen und der ganzen Welt.

 

Angefangen hat es mit Verlautbarungen aus Washington und London, man erwäge, die Zahl der Bodentruppen und herkömmlichen Waffen entscheidend zu verringern und das Schwergewicht der Rüstung ganz auf die Atomwaffen zu verlagern; im Zusammenhang damit wurde von der Verringerung der Zahl der alliierten Truppen auf deutschem Boden gesprochen.

 

Die Bundesregierung — wir berichteten darüber in der letzten Folge — reagierte heftig. Der Bundeskanzler berief die Botschafter aus Washington, London, Paris und Rom nach Bonn und wies sie an, bei den Regierungen, bei denen sie beglaubigt sind, vorzusprechen. Sie sollten erkunden, wie weit es sich bei der Umrüstung um die unverbindliche Erörterung von Möglichkeiten oder bereits um ernsthafte Planungen handelt, sie erhielten den Auftrag, in jedem Fall die schwersten Bedenken der Bundesregierung vorzutragen. Der Chef der Bundeswehr, Generalleutnant Heusinger, wurde nach Washington entsandt, der Chef der Abteilung Gesamtstreitkräfte im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Speidel, nach Paris ins staatliche Hauptquartier.

 

Die Ansicht der Bundesregierung ist, dass die Furcht vor der Anwendung der Atomwaffen vielleicht den Ausbruch eines Weltbrandes verhindern kann, nicht aber den Ausbruch kleiner sogenannter Lokalkriege, die mit den herkömmlichen Waffen geführt werden. Verringerten die Westmächte diese herkömmlichen Waffen einschneidend und zögen überdies Truppen aus Westdeutschland ab, so bestünde für Mitteleuropa die Gefahr eines zweiten Korea. Die Bundesregierung hält die Frage der Umrüstung für so ernst, dass sie den persönlichen Rücksprachen ihrer Botschafter eine Note an die Mitgliedstaaten der Westeuropäischen Union folgen ließ, die den Vorschlag enthält, sofort zu gemeinsamen Besprechungen zusammenzutreten. In der Note wird noch einmal der Standpunkt dargelegt, dass die Verminderung der herkömmlichen Waffen ernste Gefahren mit sich bringen würde und erst dann ins Auge gefasst werden könnte, wenn ein echtes Abkommen über eine allgemeine kontrollierte Abrüstung getroffen sei.

 

Frankreich scheint die Befürchtungen der Bundesregierung zu teilen, das Echo aus London war bisher zwiespältig. Der britische Premierminister Eden bekannte sich in der außenpolitischen Debatte vor dem Unterhaus zum Gedanken der Umrüstung mit den Worten: „Es liegt auf der Hand, dass der Besitz der Wasserstoffbombe durch die beiden Hauptmächte der Welt und bald auch durch uns ein militärisches Umdenken auf beiden Seiten des Eisernen Vorhanges erfordern wird“. Eden hält die Gefahr eines europäischen Korea für gering, er sprach von echten Veränderungen in der kommunistischen Welt, die es zu nutzen gelte, und vertrat damit etwa den Standpunkt der westdeutschen Oppositionsparteien.

 

Die Frage, ob man die herkömmlichen Waffen und damit die Zahl der Bodentruppen verringern sollte, wird so gleichbedeutend mit der Frage, ob man den Sowjets traut oder nicht.

 

Wir trauen ihnen nicht.

 

Wohl mag das Vorhandensein der Wasserstoffbombe auf beiden Seiten heute einen alles vernichtenden Weltbrand ausschließen. Aber was berechtigt uns zu der Annahme, es werde keinen Lokalkrieg mehr geben? Man braucht ihn ja nicht einmal Krieg zu nennen. Wie, wenn Moskau die Eroberung Westdeutschlands als „Befreiung" aufzieht? Befreiung — wie seinerzeit in der Tschechoslowakei? Auf Grund unserer Kenntnis bolschewistischer Taktik und Strategie, auf Grund aufschlussreicher  Äußerungen kommunistischer Staatsmänner haben wir in letzter Zeit immer häufiger auf diese Möglichkeit hinweisen müssen, zuletzt vorige Woche an der gleichen Stelle unter der Überschrift „Was Moskau plant".

 

Nehmen wir nun einmal an, die westliche Welt hat „umgerüstet". Und nun erscheint die Pankower Bürgerkriegsarmee, verstärkt vielleicht durch Satelliten-Divisionen — ohne Atomwaffen! — und „befreit" uns über Nacht und das gelingt, weil es uns an Bodentruppen und herkömmlichen Waffen fehlt. Was dann? Wird Washington eingreifen? Lohnt sich, von jenseits des Atlantiks aus gesehen, das furchtbare Risiko des Atomkrieges?

 

„Lasst uns nicht in eine Situation geraten, in der wir nichts einzusetzen haben als die allerletzte Waffe!", schreibt die britische Zeitung „Daily Mail". Das ist eine sehr ernste Mahnung, die die Besorgnisse der Bundesregierung voll und ganz unterstreicht.

 

Wir brauchen also Bodentruppen und herkömmliche Waffen, wir brauchen die alliierten Verbände auf deutschem Boden und zwar diese mindestens so lange, bis unsere Bundeswehr steht — wobei wir uns allerdings nicht unbedingt an die Zahl 500 000 klammern wollen.

 

Die bundesdeutsche Opposition träumt von einem unbewaffneten, in ein kollektives Sicherheitssystem eingebetteten Gesamtdeutschland. Sie will nicht wahrhaben, dass ein solches Deutschland für die Sowjetunion nichts anderes sein würde als ein Übergangsstadium zu einem bolschewistischen Gesamtdeutschland. Sie meint, die Sowjets und ihre Satelliten seien doch mit gutem Beispiel vorangegangen, sie hätten ihre Truppenstärke herabgesetzt. Nun, auch das ist nur eine Umrüstung, man braucht Arbeiter für die Rüstungsindustrie und bleibt auch nach den erfolgten Verminderungen dem Westen an herkömmlichen Waffen noch immer weit überlegen.

 

Wie gern würden auch wir an eine echte Entspannung glauben! Wir können es nicht. Hat nicht Bulganin eben erst in Krakau eine Brandrede für die Verstärkung der Rüstung gehalten? Und was sagen unsere rosaroten Optimisten zu den Vorgängen in Ägypten um den Suezkanal?

 

Angesichts dieser weltpolitischen Lage erscheint es uns fast unbegreiflich, wie westdeutsche Politiker in einer Tonart, die derjenigen der SED-Presse immer ähnlicher wird, gegen die Bundesregierung zu Felde ziehen. Wie bei uns Opposition gespielt wird, das ist geradezu eine Tragödie der Demokratie. Man hält es für entwürdigend, zuzugeben, dass auch im anderen Lager gelegentlich vernünftig gedacht und gehandelt werden könne. Muss man denn Pro-Adenauer sein, um zuzugeben, dass die Bedenken der Bundesregierung gegen eine westliche Umrüstung Hand und Fuß oder mindestens eine gewisse Berechtigung haben.

 

Wir Heimatvertriebenen wollen diese „Lager"-Politik nicht mitmachen. Obwohl in unseren Herzen die heißesten und sehnsüchtigsten Wünsche brennen, wollen wir kühl wägen und urteilen und das Richtige anerkennen, aus welchem „Lager" es auch kommt. Wir sehen keine Entspannung, leider. Ist der kalte Krieg wirklich vorbei, ist Adenauer wirklich der „letzte Soldat des kalten Krieges", ein blinder Greis mit einer kindischen Vorliebe fürs Soldatenspielen?

 

Wenn wir hören, was in der Sowjetzone vor sich geht, uns in Berlin umsehen, wenn wir Bulganin und Chruschtschow, Ulbricht und Grotewohl im Radio hören: das ist doch der kalte Krieg, einmal in Dur, einmal in Moll, doch immer mit der gleichen Melodie. Als Eden kürzlich von Entspannung und echten Änderungen in der kommunistischen Welt sprach, erhielt er den Beifall der „Prawda", des Organs, das die Ausdehnung des Bolschewismus auf die ganze Welt propagiert, des Organs Chruschtschows, der auf seinen Reisen einem seiner westlichen Gastgeber sagte: „Ihre Kinder werden Kommunisten sein ...!"

 

Auch Moskau wird nicht glauben, dass ein Vernichtungskrieg mit Atomwaffen zur Erreichung seines Ziels noch Sinn hat; deshalb muss der Westen, ehe nicht das Wunder einer allgemeinen kontrollierten Abrüstung geschieht, atomar gerüstet sein und bleiben, ganz gewiss. Moskau will die Welt aber nicht auf einmal erobern, sondern Stück um Stück und dazu dient der kleine Krieg, bei dem es seine Hände nicht einmal unmittelbar im Spiel zu haben braucht. Also muss der Westen auch mit Bodentruppen und herkömmlichen Waffen ausreichend versehen sein, eben damit wir nicht in eine Situation kommen, in der wir nichts einzusetzen hätten als die allerletzte Waffe.

 

Seite 1   „Große Verbrechen und tragische Fehler". Starke ukrainische Minderheit in den deutschen Ostgebieten.

Die rotpolnische Presse berichtet erstmals über die starke ukrainische Minderheit in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten und hebt dabei hervor, dass es sich um antikommunistisch eingestellte Ukrainer handelt, die von den polnischen Behörden nach ihrer zwangsweisen Umsiedlung in die deutschen Ostgebiete als „Menschen zweiter Klasse" behandelt worden sind. Durch „Unrecht und Beleidigungen" sei bei diesen Zwangssiedlern ein „schwelender Hass" verursacht worden. Jene Jahre der Zwangsumsiedlung seien „so sehr erfüllt von Feuer und Blut, großen Verbrechen und tragischen Fehlern" gewesen, dass es „sogar heute, nach so vielen Jahren, schwer fällt, zu einem ruhigen Urteil zu kommen". Wörtlich heißt es hierzu in einer polnischen Tageszeitung: „Es ist heute nicht mehr möglich, eine Antwort darauf zu finden, inwieweit die damals herrschende Lage eine Umsiedlung der ukrainischen Bevölkerung aus den südöstlichen Gebieten in die wiedererrungenen Westgebiete als gerechtfertigt erscheinen ließ, — doch in einer schwierigen Lage muss man bisweilen radikale Methoden anwenden“.

 

Die umgesiedelten Ukrainer seien dann nach der Zwangsumsiedlung schändlich behandelt worden. „So wurde ihnen die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, da man befürchtete, dass sie in ihre alten Wohnorte zurückkehren würden“. Man habe sie beschuldigt, antikommunistischen Partisanen-Einheiten angehört zu haben, habe ihnen die ärmsten Ländereien zugeteilt, ihnen keine Arbeitsplätze vermittelt und sie auch sonstigen Repressalien ausgesetzt. Es handele sich um „Zehntausende von Menschen", die auf diese Weise in den Oder-Neiße-Gebieten zwangsangesiedelt wurden. Insbesondere weisen die ostpommerschen Kreise Schlawe, Köslin, Kolberg, Schlochau, Rummelsburg und Schwedt (Kolberg-Körlin) eine starke ukrainische Minderheit auf.

 

Seite 1   Die Reichsgrenzen gelten! Der  Bundeskanzler wendet sich gegen eine Botschaft Bulganins.

Bundeskanzler Dr. Adenauer hat die Erklärung des sowjetischen Ministerpräsidenten Bulganin, die Westgrenzen und Schlesien seien für immer polnisch und die Gerechtigkeit habe hier triumphiert, von seinem Ferienaufenthalt in Bühlerhöhe aus energisch zurückgewiesen.

 

In einer Grußbotschaft an die „Bevölkerung Schlesiens" hatte Bulganin erklärt, die polnische Westgrenze solle für immer unverändert bleiben, die Garantie dafür sei die Freundschaft der Nationen des sozialistischen Lagers. Wörtlich heißt es in der Botschaft: „Freunde und Bürger Schlesiens! Wir überbringen Euch die brüderlichen Grüße der Sowjetunion. Wir sind glücklich, dass die Gerechtigkeit gesiegt hat und Schlesien zu Polen zurückgekehrt ist. Niemand wird in der Lage sein, diesen Akt der Gerechtigkeit zunichte zu machen. Die Westgrenzen und Schlesien sind jetzt für immer polnisch. Die Garantie dafür ist die Freundschaft der Nationen unseres sozialistischen Lagers und vor allem die Freundschaft der polnischen und der sowjetischen Nation. Lange lebe das polnische Volk!"

 

In einer Kundgebung in Kattowitz sagte Bulganin vor polnischen Arbeitern, Schlesien sei das industrielle Herz Polens. Von den Erfolgen der „schlesischen Arbeiter" hänge das Wohlergehen des ganzen Landes ab. Während Polen in der Vergangenheit weit hinter gewissen westeuropäischen Ländern zurückgeblieben ist und diese auf Polen als schwaches, rückständiges Land herabgesehen haben, ist nunmehr die Zeit gekommen, dass gewisse westliche Mächte einiges von Volkspolen lernen können“. Zum ersten Mal in der Geschichte sei Polen jetzt ein gut organisierter, starker und sich rasch entwickelnder Staat. An der Kundgebung nahm auch der sowjetische Verteidigungsminister, Marschall Schukow, teil; er hatte auch die Grußbotschaft an die „Bevölkerung Schlesiens" unterschrieben.

 

In seiner Erklärung, die vom Bundespresseamt bekanntgegeben wurde, stellt Bundeskanzler Dr. Adenauer fest, „dass nach dem Potsdamer Abkommen, das die Sowjetunion mit den Vereinigten Staaten und Großbritannien abgeschlossen hat und dem Frankreich beigetreten ist, Schlesien nur der Verwaltung des polnischen Staates unterstellt und eine endgültige Regelung dem Friedensvertrag vorbehalten ist“. Das entspreche auch dem heutigen Standpunkt der Westmächte.

 

„Die Erklärung des sowjetischen Ministerpräsidenten ist ein erneutes Zeichen für die Zweifel, die man in Polen selbst an der Dauerhaftigkeit und Gerechtigkeit der Oder-Neiße-Linie hegt", sagt der Bundeskanzler weiter. Besonders bemerkenswert sei, dass Bulganin das Problem der polnischen Ostgrenzen — der Gebiete, welche die Sowjetunion den Polen genommen hat — nicht berührt habe. Die Erklärung zeige auch, dass die Sowjetregierung trotz der von ihr proklamierten Abkehr von Stalin an dem von ihm geschaffenen Unrecht festhalte und weiterhin der stalinistischen Methode folge, internationale Abkommen durch eine Politik der vollendeten Tatsachen zu missachten.

 

In Regierungskreisen in Bonn wird im Zusammenhang mit der „Botschaft" Bulganins auf die Erklärung hingewiesen, die Außenminister von Brentano am 1. Juli beim Bundestreffen der Landsmannschaft Oberschlesien in Bochum abgegeben hat. Brentano sagte: „Die Bundesregierung hält auch ihre klare Einstellung zu der Frage der Grenzziehung im Osten unverändert aufrecht. In voller Übereinstimmung mit dem erklärten Willen des ganzen deutschen Volkes hat sie immer wieder darauf hingewiesen, dass das Deutsche Reich in seinen Grenzen von 1937 fortbesteht und dass einseitige Entscheidungen, die in den Jahren nach dem völligen Zusammenbruch getroffen wurden, vom deutschen Volk nicht anerkannt werden“.

 

Die Landsmannschaft Schlesien protestierte gegen die Erklärungen Bulganins. Der Protest hebt hervor, dass nach dem Potsdamer Abkommen die deutschen Ostprovinzen bis zum Abschluss des endgültigen Friedensvertrages lediglich der polnischen Verwaltung unterstellt worden sind. In einem Appell an die Bundesregierung und die Unterzeichnerstaaten des Potsdamer Abkommens wird darauf hingewiesen, dass die von Bulganin abgegebene Erklärung im Widerspruch zum Potsdamer Abkommen steht. Die Behauptung, Schlesien sei „zu Polen zurückgekehrt" und die Sowjetunion und Polen hätten dieses Gebiet „aus der Kolonialherrschaft" befreit, widerspreche der geschichtlichen Wahrheit.

 

Es ist das erste Mal, dass einer der sowjetischen Machthaber sich so für die „polnischen „Westgrenzen" ausgesprochen hat wie jetzt Bulganin. Der Zweck ist klar: der Aufstand von Posen hat gezeigt, wie unzufrieden die polnische Arbeiterschaft ist. Und auch die „Entstalinisierung" hat offenbar gemacht, dass der Kommunismus Moskauer Prägung in Polen alles andere als fest verankert ist. So sah Bulganin sich genötigt, auf seiner Reise durch Polen — wir berichteten darüber in der letzten Folge — allen „nationalen Sonderwünschen" und jeder Forderung nach einer „Ausweitung der Demokratie" in den Ländern der kommunistischen Welt ein entschiedenes Nein entgegenzusetzen. Er musste den Polen vorhalten, dass Polen erst durch den Kommunismus seine nationale Einheit gefunden habe.

 

Das waren Worte, die die Polen nicht gern hörten. Ihre Unzufriedenheit soll jetzt durch die Erklärung gemildert werden, dass die Oder-Neiße-Linie die Westgrenze Polens sei und als solche unverändert bestehen bleiben werde. Unverändert natürlich nur, solange Polen zum sozialistischen, also kommunistischen Lager gehören werde. Jeder Blick aus Polen nach dem Westen, das steht zwischen den Zeilen der Botschaft, würde diese Westgrenze natürlich schwächen. Polen soll also, das ist der Zweck der Botschaft, stärker an die Sowjetunion gebunden werden. Die herrschenden polnischen Kommunisten haben sicher ihr Teil dazu beigetragen, dass diese Botschaft zustande kam.

 

Solange die Welt steht, sind schon viele Botschaften erlassen worden, welche die geschichtliche Entwicklung an einem bestimmten Punkt zum Stillstand bringen wollten. Noch keinem Menschen aber ist es bisher gelungen, den Gang der Geschichte aufzuhalten; auch die Moskauer Machthaber werden das nicht vermögen.

 

Seite 1   Moskaus Schatten am Suezkanal. Ist das Koexistenz, ist das Entspannung?

Der ägyptische Staatschef Nasser hat auf einer Kundgebung zum vierten Jahrestag der ägyptischen Revolution die Verstaatlichung des Suezkanals verkündet, die dann auch schlagartig in die Tat umgesetzt wurde. Die Gebäude der internationalen Suezkanalgesellschaft wurden besetzt, Einheiten der ägyptischen Kriegsmarine an den nördlichen und südlichen Kanaleingang entsandt, die Kanalzone zum Militärgebiet erklärt. Sämtliche Garnisonen längs des Kanals wurden in Alarmzustand versetzt, und Nasser proklamierte sogar eine „allgemeine Mobilmachung gegen die Imperialisten". Ab sofort kassiert Ägypten die Gebühren für die Durchfahrt, die den Seeweg von Europa nach dem Fernen Osten gegenüber der alten Route um das Kap der Guten Hoffnung um 8800 Kilometer verkürzt: schon am ersten Tag nach der Enteignung waren es rund 650 000 DM.

 

Nassers Maßnahme bedeutet den Bruch eines allen internationalen Abkommens, der Konvention von Konstantinopel aus dem Jahre 1888, die bis zum Jahre 1968 Gültigkeit hatte. Dann sollten der Kanal und alle seine Einrichtungen ohnehin Ägypten übergeben werden. Was aber heute, 1956, geschah, ist Vertragsbruch, ist Raub.

 

Die Hauptaktionäre der Gesellschaft, Großbritannien und Frankreich, haben schärfstens protestiert. In London und Paris werden politische, diplomatische, wirtschaftliche Gegenmaßnahmen erwogen. In London spricht man auch von militärischen Maßnahmen, allerdings nur für den Fall, dass Ägypten dem Durchgangsverkehr britischer Schiffe Hindernisse in den Weg legt.

 

Die Rede, in der Nasser die Verstaatlichung verkündete, strotzt von Herausforderungen und Beleidigungen der „imperialistischen Mächte", die Ägypten wirtschaftliche Hilfe stets nur unter entwürdigenden politischen Bedingungen angeboten hätten. Daran sei auch die USA-Hilfe für den Bau des großen Assuan-Staudamms, Ägyptens nationalem Bauprojekt Nummer eins, gescheitert. „Aber nun, mit den Einnahmen aus dem Suezkanal . . . werden Ägypten und die Ägypter ihren Assuan-Damm ohne Druck durch irgendwelche Nationen bauen“.

 

Kurz zuvor hatte auch die Sowjetunion eine Mithilfe beim Bau des Dammes abgelehnt, und man meinte im Westen, Nasser habe sich „zwischen zwei Stühle" gesetzt. Doch kein Wort in Nassers Rede gegen die Sowjetunion. Im Gegenteil, Nasser überraschte die Welt durch die Mitteilung, die Sowjetunion habe doch Finanzhilfe für den Staudamm zugesagt und zwar ohne irgendwelche politischen Bedingungen daran zu knüpfen.

 

Merkwürdig. Die Verlautbarungen nach der Abreise des sowjetischen Außenministers Schepilow aus Kairo lauteten anders. Da war ausdrücklich davon die Rede gewesen, dass die Sowjetunion sich nicht am Staudamm beteiligen würde.

 

Der Schritt des ägyptischen Staatspräsidenten lässt jene Verhandlungen mit Schepilow in neuem Licht erscheinen. Heute fragen wir uns, ob Nasser einen so provozierenden Schritt und noch dazu in so provozierender Form — er sandte die britische Protestnote zurück und der Gesandte in Paris hatte Anweisung, die Protestnote der französischen Regierung überhaupt nicht entgegenzunehmen! — gewagt hätte ohne irgendwelchen Rückhalt, ohne eine Ermutigung. In engem Zusammenhang mit solch einer Ermutigung würden auch die von Nasser in seiner Rede selbst zugegebenen Waffenlieferungen der Sowjetunion an Ägypten stehen.

 

 „Wir werden Ägypten industrialisieren und mit dem Westen in Wettbewerb treten. Wir marschieren von Stärke zu Stärke", sagte Nasser. Das könnte auch in Moskau abgefasst worden sein. Die weiteren Ereignisse, die sich aus der Verstaatlichung des Suezkanals ergeben, werden zeigen, ob wir mit unserer Vermutung im Recht sind, dass Moskau den ägyptischen Staatschef zu seinem Bruch internationalen Rechtes ermutigt oder gar angeregt hat.

 

Das läge durchaus in der Linie der politischen Aktivität des Kremls im Vorderen Orient.

 

Sie stellen nirgendwo politische Bedingungen, beileibe nicht. Sie versprechen Wirtschaftshilfe und kommen mit dieser Hilfe selbst als Dauergäste ins Haus. Sie liefern Waffen. Sie ermutigen schließlich zu gefährlichen Abenteuern.

 

Ist das Koexistenz, ist das Entspannung?

 

Zunächst werden die kleinen Völker, deren Regierungen den roten Gast ins Haus lassen, die Rechnung bezahlen. Aber dabei kann sich die westliche Welt nicht beruhigen. Der Brand schwelt von Haus zu Haus. Was aber den Suezkanal anbetrifft, so hat dieser Fall weltweite Bedeutung. Der Kanal ist ein wichtiger Schifffahrtsweg für alle friedlichen Völker. Im Besitz eines moskaufreundlichen oder moskauhörigen Ägypten kann er zu einem gefährlichen Punkt auf dem Erdball werden.

 

Seite 2   Verseuchter Regen... Die Menschheit muss vor den tödlichen Strahlen geschützt werden.

Die Menschheit geht auch ohne Atomkrieg zugrunde, wenn die Atombombenversuche im bisherigen Umfang weitergeführt werden. Diese Auffassung vertrat Professor Bechert von der Universität Mainz in einem Vortrag. Er erklärte, dass die Radioaktivität auf der Erde als Folge der Atom- und Wasserstoffbombenexplosionen erst nach etwa fünfzehn Jahren ihren Höhepunkt erreichen wird. Mit jeder neuen Atombombenexplosion vergrößert sich nach seinen Worten die tödliche Strahlungsmenge noch zusätzlich, so dass sie „in einigen Jahren schon sehr gefährlich" werden kann.

 

Während die Radioaktivität der Luft vorläufig noch harmlos zu sein scheint, muss die Zunahme der lebensbedrohenden Strahlen auf der Erdoberfläche durch verseuchten Regen zu größter Sorge Anlass geben. Wenn die Bundesregierung behauptet, die Radioaktivität der über der Bundesrepublik niedergehenden Niederschläge sei unbedeutend, so kann dies nach Ansicht Becherts wissenschaftlich nicht gerechtfertigt werden.

 

Messungen in Freiburg haben im vergangenen Jahr ergeben, dass der Regen durchschnittlich achtzehnmal radioaktiver war, als die noch erträgliche „Toleranzdosis" für Trinkwasser beträgt. Der tödliche Kreislauf geht aber nach der Darstellung von Professor Bechert dann weiter: das verseuchte Gras wird von Kühen aufgenommen, und die Milch dieser Kühe ist dann ebenfalls radioaktiv. Messungen in England haben gezeigt, dass Trinkmilch das Dreifache der noch für ungefährlich gehaltenen Radioaktivität enthalten hat.

 

Nach den Ausführungen Becherts kommt die jetzige Generation noch glimpflich davon, da eine dauernde Überdosis an radioaktiven Strahlen die Lebenserwartungen der betroffenen Menschen „höchstens um einige Jahre verkürzt". Viel ernster sind die jetzt noch unmerklichen Erbschäden, als Folge müssen unübersehbare Schäden bei den Nachkommen erwartet werden. Alles nur Erdenkliche müsse getan werden, um die Menschen vor den tödlichen Strahlen zu schützen.

 

Entgegen diesen Ausführungen teilte Bundesminister Strauß in der Antwort auf eine Anfrage von CSU-Bundestagsabgeordneten mit, die bisherigen Atom- und Wasserstoffbombenversuche hätten weder Einfluss auf das Wetter in der Bundesrepublik, noch verseuchten sie die Luft so stark mit radioaktiven Teilen, dass irgendwelche gesundheitlichen Schädigungen zu befürchten sind.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Ohne Pass kann man vom 5. August ab zwischen der Bundesrepublik, Belgien und Luxemburg reisen; es genügt ein Personalausweis.

 

Der SPD-Vorsitzende Ollenhauer befürwortete auf einer Kundgebung in Lüneburg die vom Premierminister Eden gemachten Vorschläge zu Verhandlungen mit der Sowjetunion über die Deutschlandfrage auch um den Preis der Aufgabe der Zugehörigkeit der Bundesrepublik zur NATO, wenn damit die Sicherheit in Europa gewährleistet werden kann.

 

Eine Verfassungsbeschwerde gegen das Wehrpflichtgesetz hat ein Stuttgarter Rechtsanwalt beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe im Auftrag von sechs Mandanten der Jahrgänge 1918 bis 1937 erhoben. Dieses Gesetz verstoße gegen das im Grundgesetz verankerte Recht der Menschenwürde, weil es die Pflicht zum Bruderkampf gegen die Deutschen in Mittel- und Ostdeutschland mit sich bringen könne.

 

An einer Dienstzeit von achtzehn Monaten hält das Bundesverteidigungsministerium nach wie vor fest, wurde in Bonn erklärt. Das Ministerium stellte sich damit gegen Äußerungen des CDU-Bundestagsabgeordneten Lenz, der sich für eine zwölfmonatige Dienstzeit ausgesprochen hatte.

 

Drei Soldaten-Gewerkschaften gibt es jetzt in der Bundesrepublik, obwohl die Bundeswehr noch im allerersten Aufbaustadium steckt. Sie alle wollen die Interessen der Soldaten vertreten, und sie befehden sich gegenseitig.

 

Der Vorsitzende des Bundeswehr- und Grenzschutzverbandes, Major im Bundesgrenzschutz, von Stülpnagel, ist aus Protest gegen angebliche Behinderungen seines Verbandes durch Verteidigungsminister Blank zurückgetreten; Blank mache seinem Verband die Tätigkeit in der Bundeswehr unmöglich und habe eine Gegengründung, den Deutschen Bundeswehrverband, befohlen.

 

Die deutsche Luftwaffe verfügt jetzt über die ersten eigenen Flugzeuge. Auf dem amerikanischen Fliegerhorst Erding bei München wurden 49 Flugzeuge der USA-Luftwaffe an die deutschen Luftstreitkräfte übergeben.

 

Für das erste Atom-Programm der Bundesrepublik werden 44 Millionen DM aufgewendet, teilte Bundesminister Strauß mit.

 

Weitere Versuche mit Atom- und Wasserstoffbomben solle die Bundesregierung nicht länger schweigend hinnehmen, sondern bei den Regierungen der USA, Großbritannien und der Sowjetunion protestieren, heißt es in einer Erklärung der Studenten der Universität Marburg.

 

Mit rund einer Milliarde Mark jährlich wird die Bundesrepublik durch die Vorrechte der auf deutschem Boden stationierten ausländischen Truppen belastet, besonders durch die zollfreie Einfuhr bestimmter Genussmittel. Die Verhandlungen über die Einschränkung dieser Vorrechte gestalten sich außerordentlich schwierig.

 

Ein dreizehntes Monatsgehalt für die Beamten verlangt der Deutsche Gewerkschaftsbund; es soll zur Hälfte zu Beginn des Urlaubs und zur Hälfte zu Weihnachten gezahlt werden.

 

Bei der Hochwasserkatastrophe in Niedersachsen sind 52 000 Hektar Ackerfläche und 120 000 Hektar Grünlandfläche überschwemmt worden sowie 72 000 Stück Rindvieh in Futternot geraten.

 

Aus den Zuchthäusern Bautzen, Luckau, Brandenburg, Torgau und Hoheneck in der Sowjetzone sind 281 politische Häftlinge vorzeitig entlassen worden.

 

Der Weltkirchenrat trat am letzten Wochenende in einem Ort nordöstlich von Budapest zu einer Tagung zusammen; sie findet zum ersten Mal in einem kommunistisch regierten Land statt. Der deutschen Delegation gehören Bischof Dibelius und Kirchenpräsident Niemöller an.

 

Das Prestige der gegenwärtigen Führungsgruppe im Kreml habe schwer gelitten, erklärte der Führer der italienischen Linkssozialisten Nenni, der Träger des Stalin-Friedenspreises ist, und der seit seiner Abkehr von den Sozialisten mit den Kommunisten zusammenging. Die Kette von Verbrechen könne nicht auf einen einzelnen Menschen zurückgeführt werden, sondern sei nur aus dem System selbst zu erklären.

 

Bei den Besprechungen über die Suezkanalkrise in London haben Großbritannien und Frankreich eine internationale Kontrolle für diese Wasserstraße vorgeschlagen, da es untragbar sei, dass ein einziges Land die volle Verfügungsgewalt über den Kanal habe. Sie regten weiter an, ein internationales Kontrollamt zu schaffen, dem die neun Staaten der Suezkanal-Konvention — darunter auch die Sowjetunion — sowie Ägypten angehören sollen. Ägypten soll einen Teil der Kanalgebühren erhalten. Londoner politische Kreise haben den Eindruck, dass die erste scharfe Reaktion auf das Vorgehen Ägyptens einer gemäßigteren Betrachtung Platz gemacht hat. Ausdruck dieser Mäßigung sei der britisch-französische Plan, der praktisch die Enteignung der Suezkanalgesellschaft durch Ägypten anerkennen und lediglich Garantien für das freie, durch keine Klauseln eingeschränkte Durchfahrtsrecht verlangen würde. Als weitere Gegenmaßnahmen hat die britische Regierung, wie Premierminister Eden im Unterhaus bekanntgab, ein Waffenlieferungsverbot nach Ägypten verhängt.

 

Die Zahl der Opfer, die der Zusammenstoß des 29 000 Tonnen großen italienischen Luxusdampfers „Andrea Doria" mit dem schwedischen Passagierdampfer „Stockholm" hundert Kilometer vor der amerikanischen Ostküste forderte, steht immer noch nicht fest. Es wird die Zahl von zwanzig Todesopfern und 72 Vermissten angegeben.“. Das Wrack der „Andrea Doria" liegt in 55 Meter Tiefe.

 

Seite 3   Hilfe, ich bin Zonenredakteur! Von unserem Berliner M. Pf.-Korrespondenten.

Noch ist er nicht geflohen, der Kollege Politredakteur. Es würden ihm Unannehmlichkeiten bereiten, wurde hier sein wahrer Name der Name der sowj. Bezirksstadt, in der er wohnt und der des „bürgerlichen" Parteiorgans bei dem er arbeitet, genannt. Denn, eben er ist noch nicht geflohen. Aber von den Kollegen die er bei seinem Dienstantritt 1950 in den schäbigen Redaktionsstuben vorfand, ist keiner mehr da. Der derzeitige Chefredakteur ist Nachfolger eines vor neun Monaten geflohenen und der wiederum war Nachfolger eines 1954 wegen „Verbrechens gegen die Verfassung" zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilten ...

 

Auch diese Bemerkung gefährdet Politredakteur Herbert Heise nicht, denn sie trifft in ähnlicher Form auf alle Redaktionen der Zonenpresse, seien es SED- oder Satellitenorgane zu.

 

Herbert Heises seelische Verfassung braucht danach nicht weiter erläutert werden. Er bezeichnet sich selbst als das „ärmste unter siebzehn Millionen armen Schweinen“. Er ist groß und hager, hat ungesunde Hautfarbe, blickt unstet und ist in scheußliche HO-Zellwolle gekleidet; die für einen wollenen Maßanzug erforderlichen 550 Ostmark hatte er noch nie übrig. Von seinen achthundert Ostmark netto monatlich gehen fünfhundert für Miete, Licht, Heizung und einen bescheiden bestellten Tisch drauf, hundert Ostmark für Zigaretten (täglich rund dreißig zu zehn Pfennig), ebenso viel für Spirituosen und achtzig Ostmark für ein Kilogramm Bohnenkaffee. Mit diesen Mitteln hält er sich in dem „Waschraum, in dem man in unserem Saftladen noch existieren kann“.

 

An der Kette des ZK

Als Heise eintrat, kam seine Zeitung mit sechs bis acht Seiten heraus. Dann gab es einmal ein Hochwasser, das die thüringische Papiererzeugung lahmlegte; ministerielle Anordnung: Provinzorgane nur noch vier Seiten. Längst ist das Hochwasser vergessen, aber die vier Seiten sind — wenn auch nur für die „bürgerlichen" Parteiorgane — geblieben. So drängen sich auf zwei Seiten Sport, Kunst, Unterhaltung, Lokales und Anzeigen zusammen, Politik und Nachrichten auf den übrigen zwei.

 

„Macht" Herbert Heise diese Seiten, redigiert er, kürzt er, schreibt er Kommentare, bestellt er Artikel, verhandelt er mit Mitarbeitern? O nein. Nicht, dass er das nicht könnte, er hat sein Fach, wenn auch in der Nazizeit, von der Pike auf gelernt. Aber hier ist er nichts als das letzte Glied einer straffen Kette; sie geht von der Abteilung Vier, der Presseabteilung der Bezirksparteileitung, zur Zonenparteileitung in Berlin und von dort über das Presseamt beim Ministerpräsidenten unmittelbar zur Abteilung Agitation des ZK der SED. Diese Abteilung legt von Woche zu Woche das Gesicht der eigenen SED wie der Presse der Satellitenparteien fest, stellt alles staatspolitisch Wichtige im Wortlaut zur Verfügung, gibt der Zonenparteileitung Anweisungen für das, was dort selbst abgefasst werden darf und wie sie ihre Bezirksparteileitungen anzuleiten hat, damit die großen Gesichtspunkte auch auf den regionalen Seiten bis hin zur Kleinstadtlokalseite (Selbstverpflichtungen, Resolutionen, Hebung des Lebensstandards durch Errichten neuer HO-Kioske) zur Geltung kommen.

 

Die Nachrichten liefert einzig und allein die Pankow-Agentur ADN. Was Vorrang hat, ist meist bereits markiert, auch die Bezirksparteileitung kreuzt einige an, und Heise darf sich nur den Kopf darüber zerbrechen, was er vom Rest unter den Tisch fallen lassen will oder nicht und wo er die kümmerlichen Meldungen über das Scheinleben der eigenen Partei unterbringt.

 

Wenn Ulbricht sechs Stunden lang geredet hat, darf Heise nicht etwa kürzen. Er muss warten, bis die einzig zugelassene Kürzung bzw. Zusammenfassung von oben kommt. Einer seiner Vorgänger brach sich das Genick, weil er eigenmächtig Zwischentitel einsetzte …!

 

Und es gibt noch andere Möglichkeiten, zu Fall u kommen. Einmal war es ein übersehener Tippfehler, der Pieck zum „Hüter der faschistisch-demokratischen Ordnung“ machte. Der vorletzte Sportredakteur aber floh, nachdem ihn SSD-Agenten zur Spitzeltätigkeit unter den Sportlern der Bezirksstadt verpflichten wollten. Der letzte zweite Politredakteur fiel durch westliche Kleidung auf, wurde überwacht, auf einer Reise nach West-Berlin festgenommen und wegen unerlaubten Besitzes von Westgeld zu Gefängnis verurteilt.

 

„Seit vier Wochen“, berichtet Heise düster, „ist unser Umbruchredakteur abhängig“. Er war eben erst vom Zentralorgan der Partei in Berlin zu uns strafversetzt worden, wegen ‚Anfälligkeit gegenüber den Verlockungen des monopolkapitalistischen Westens‘. Es wurde ihm untersagt, seinen Sohn weiter zur Schule nach West-Berlin zu schicken; er tat es trotzdem. Ein netter Kerl und guter Kamerad, aber eines morgens, war er plötzlich nicht mehr da“.

 

Andererseits erschien eines Tages, ungebeten und zur Überraschung sowohl des Chefredakteurs als auch der Bezirksparteileitung, ein 25-jähriges FDJ-Mädchen, von der Berliner Zentrale zur Feuilletonredakteurin bestimmt. Sie brachte den neuen Fortsetzungsroman gleich mit, im Übrigen betreut sie die Rätselecke, denn für mehr ist selten Platz. Die Rätsel — auch sie sind in der Zone knapp — pflegt sie aus Westzeitungen zu nehmen, die sie offen herumliegen lässt. Da aber nicht einmal die Parteileitung offiziell Westzeitungen halten darf, erhob sich sogleich die Frage unter den Kollegen: soll das Mädchen provozieren? Ist sie SSD-Spitzel? Niemand weiß es.

 

Nervenzusammenbruch

Der Chef und Herbert Heise sind zurzeit die einzigen Berufsjournalisten. Sie arbeiteten schon unter den Nazis — „damals war alles noch großzügig gegen jetzt!" —, sie hatten einmal Freude an ihrem Beruf, sie wären bereit, auch für die lächerliche Satellitenpartei eine ansprechende Zeitung zu machen, denn Gesinnung war nie ihre Stärke. Wenn man sie nur machen ließe! So aber wie die Dinge liegen, hassen sie sich und das Produkt, das jede Nacht aus dem SED-Druckhaus (sie sind dort Gast) herausgeht. Die fortschrittlichen Schlagzeilen, den vorfabrizierten Einheitsstil, die kindische Antiwestpropaganda, durchschaubar für jede Bauersfrau, die einmal „drüben" war. Täglich reißen die Nerven, kommt die unheilschwangere Atmosphäre zur Explosion. Heise brüllt den Chef an, der Chef brüllt ihn an, der Sportredakteur trommelt auf der Tischplatte, draußen heult eine Sekretärin. Und nur die Feuilletonredakteurin schweigt undurchsichtig. Und dann erscheint noch nach Redaktionsschluss der Bezirksparteisekretär und verlangt eine Änderung, die wichtigsten Postzüge werden wieder einmal nicht erreicht, das Blatt, schon in der Presse Makulatur, wird wieder einmal an den amtlichen Zeitungsverkaufsständen der Kleinstädte liegenbleiben.

 

Das ist der Alltag. Aber es gibt auch die ganz großen Redaktionskrawalle. Jene Nacht im Oktober 1950, als die Pressen angehalten werden mussten, weil das Innenministerium die Ergebnisse der Einheitslistenwahl korrigierte. Der Märzumschwung 1953 vom Antimilitarismus zu den nationalen Streitkräften, als noch ein nunmehr pazifistischer Artikel mit durchgerutscht war. Das Schwimmen im Juni 1953 (ein Kollege blieb damals auf der Strecke) bis hin zum Adenauerbesuch in Moskau, jenen Tagen wahrhaft komischer Verwirrung, als alle Provinzblätter, hoffnungslos vom Zentralkomitee im Stich gelassen, eine eigene Note zeigten, eine setzte die gewohnten Beschimpfungen fort, die andere mäßigte sich, die dritte zeigte kühle Höflichkeit, die vierte Andeutung von Wohlwollen. Herbert Heise hatte in der Mitte gelegen, ja er hatte sogar selbständig gehandelt und in den Text, den die Abteilung Vier herüberschickte, das Wort „Bundeskanzler“ eingefügt.

 

Fahrende Sänger waren aktueller

Und nun der XX. Parteitag der KPdSU.

 

„Da war nichts“, sagt Herbert Heise. „Kein Türenschlagen, kein Gebrüll, kein Anruf von der Partei, Chef wurde nicht nach Berlin bestellt, wie damals bei dem Druckfehler. Wir waren apathisch oder sorglos, wie Sie es nennen wollen. Als wir die Sache mit Stalin im Westrundfunk hörten – hören wir alle, immer -, beschlossen wir feierlich, zu vergessen, dass wir eine Tageszeitung machen. Abwarten. Und wenn wir die Nachricht, die Millionen schon im Radio gehört haben, erst in vierzehn Tagen bringen. Es war ein denkwürdiger Augenblick, in dem allen, ich glaube auch den jungen Amateurkollegen, klar wurde, dass wir ja gar keine Zeitung sind. Die fahrenden Sänger von einst, von der Zeit vor der Erfindung der Buchdruckerkunst, waren schneller, interessanter, aktueller in ihrer Berichterstattung. Was wir spiegeln, ist ja nicht das Leben, sondern ein Spukreich von Transparenten und Pappkulissen. Leben? Höchstens noch in den Familienanzeigen“.

 

Heise hat also gewartet, bis vom Zentralkomitee drei Wochen später die Ulbricht-Erklärung vor der Berliner Bezirksdelegiertenkonferenz herunterkam, Kurzfassung für die Vier-Seiten-Blätter, ein halber Absatz über Stalin. Dazu die Anweisung: Weitere Zitate verboten. Tatsächlich: Selbstgewählte Zitate aus dem Zentralorgan der SED, dem „Neuen Deutschland" — Sabotage!

 

Überhaupt hat das Zentralkomitee die Zonenpresse jetzt noch schärfer an die Kandare genommen.

 

Wahrheitsgemäß...

Und dabei ist nun noch einer, dicht neben Herbert Heise, abgestürzt. Der junge Lokalredakteur. Als Verfasser einer der wenigen echten Leserbriefe an die Bezirkszeitung hatte ihn die Bezirksparteileitung entdeckt, zum freien Mitarbeiter ernannt und dann im Hause geschult. Er war eifrig und begeistert, blind folgte er der Lehre, dass es in der „DDR" weder Mord noch Diebstahl gäbe, auch keine Überschwemmungen und Brände, selbst wenn man sie, wie es einmal geschah, vom Redaktionsfenster aus lodern sah, sondern nur Versammlungen, Resolutionen, Wettbewerbe und HO-Preissenkungen. Im April hatte man ihn zu einer Plenarsitzung des „Bezirksfriedensrates" geschickt, auf der heikle Fragen gestellt worden waren. Weshalb Ulbricht denn nicht früher schon... Weshalb denn nun nicht alles, was Stalin verbrochen habe, rückgängig gemacht würde ... Und so weiter. Darüber hatte also der junge Mann berichtet. Der Chef hatte den Bericht herauswerfen lassen. Aber der Lokalredakteur musste den Verstand verloren haben. Er tobte, ja er lief zur SED-Bezirksleitung hinüber, um sich zu beschweren, er verlangte, dass sein Bericht gebracht würde, weil er — wahrheitsgemäß sei!

 

„Wie können Sie es in dieser Atmosphäre nur noch aushalten, Herr Heise?"

 

„Ich sagte Ihnen ja schon: ich bin das ärmste unter siebzehn Millionen armen Schweinen. Ich habe meine Selbstachtung verloren“.

 

Seite 3   In unserer ostpreußischen Heimat: Die Not der getrennten Familien. Selbst die polnische Zeitung in Allenstein gibt sie zu

„In unserem Dorf warten viele Deutsche schon seit Jahren auf die Genehmigung ihres Umsiedlungs-Antrages", so berichten immer wieder Ostdeutsche, welche zu den auserwählten Glücklichen gehören, die mit einem der seit dem letzten Winter in der Bundesrepublik eintreffenden Transporte aus den deutschen Gebieten jenseits der Oder und Neiße mitfahren durften. Auch aus zahllosen Briefen, welche noch in der Heimat lebende Deutsche schrieben, ist bekannt, dass Anträge auf Erteilung einer Reiseerlaubnis nach Westdeutschland mehrere Jahre lang ohne Antwort blieben und heute noch nicht entschieden worden sind. Nunmehr beschäftigt sich auch die in den deutschen Ostgebieten erscheinende rotpolnische Lokalpresse mit diesem „Terror durch Schweigen" und enthüllt in ausführlichen Berichten die Absichten, welche die rotpolnischen Behörden mit diesem Verfahren verfolgen.

 

„Mein Platz nur noch im Irrenhaus"

„Ihre Angelegenheit ist für unsere Woiwodschaft zweifellos typisch", stellt das in Allenstein erscheinende „Glos Olsztynski“ in seinem Bericht über das Schicksal der Frau Grabowski in dem Dorfe Kobulten im Kreis Ortelsburg fest. Seit Februar 1952 liegt das Gesuch des Mannes von Frau Grabowski, der sie zwölf Jahre nicht gesehen hat, von den deutschen Behörden befürwortet, in Warschau vor. Bis heute aber wurde ihr die Ausreise zu ihrem Mann über die Oder nach Westen nicht gestattet. Die Schubfächer in den Amtsstellen des Woiwodschafts-Volksrates in Allenstein und in den verschiedenen Kreis-Volksräten lassen sich nicht mehr schließen, „so hoch türmen sich in ihnen die Gesuche, die schon seit Jahren eingereicht und noch nicht bearbeitet wurden", schreibt die Zeitung dazu.

 

„Immerzu durch Schluchzen unterbrochen, berichtete Frau Grabowski der Reporterin der Allensteiner polnischen Zeitung von den verschiedenen Schikanen, welchen sie auf ihre Bemühungen um die Reiseerlaubnis hin ausgesetzt war. Die Unterhaltung musste durch eine Dolmetscherin geführt werden, denn Frau Grabowski kann kein Polnisch. Der Frau, welche noch zwei Töchter im Hause hat, von denen eine schwindsüchtig ist, wurden im vergangenen Jahr fünf Schweine und im laufenden Jahr sogar Acker fortgenommen mit der Begründung, dass sie ihr Ablieferungssoll nicht erfüllt habe. „Ich bin ohne Mittel zum Leben . . . Meine einzige Einnahme ist die Milch", sagte Frau Grabowski, und sie schloss ihren Bericht resigniert: „Mein Platz ist nur noch im Irrenhaus, so plagen sie mich“. Die Reporterin fasst ihre Erkundigungen beim Gemeinde-Volksrat in der Feststellung zusammen: „Es scheint fast, dass man die Grabowski von ihrem Wunsch abbringen wolle, sich um die Ausreise zu ihrem Manne zu bemühen“.

 

„Hierarchie der Notwendigkeiten"

Nicht weniger erschütternd wie dieser Bericht über das Schicksal einer der vielen noch immer festgehaltenen Deutschen sind aber die Überlegungen, welche „Glos Olsztynski" abschließend zu der Frage der Familienzusammenführung anstellt. Die Zeitung fordert nicht zu einer schnellen Erledigung der vielen Anträge auf, sondern erklärt unter Hinweis auf „eine gewisse Hierarchie der Notwendigkeiten", dass, manche „auf die Ausreise noch lange warten müssen". Was unter der „Hierarchie der Notwendigkeiten" zu verstehen ist, geht aus dem folgenden Satz hervor: „Es gibt bei uns fraglos auch Menschen, die sich unberechtigter- und unbegründeter Weise um eine Ausreise bemühen . . . Gewöhnlich liegt es ganz in ihrem Interesse, bei uns zu bleiben“. Hier enthüllt das rotpolnische Organ die wahren Hintergründe für die schleppende Bearbeitung der Reiseanträge. Sie sind nicht so sehr in einem Versagen der Behörden, sondern darin zu suchen, dass sie ein Mittel der „gerechten und begründeten Repolonisierungspolitik" darstellt, von der die Zeitung nur die „Deutschen", aber nicht diejenigen ausgenommen wissen will, welche von der polnischen Propaganda — wie Frau Grabowski ihres polnisch klingenden Namens wegen — als sogenannte „Autochthone", als Ureinwohner bezeichnet werden.

 

Sie schleppen Kinder fort

Aus einem weiteren Bericht derselben Zeitung geht hervor, welche Maßnahmen die Verwaltungsbehörden bei ihrer „Polonisierungspolitik" auch sonst ergreifen. So wurden im Januar 1955 der Frau Lenz im Dorfe Muntau im Kreise Sensburg zwei Jungen im Alter von fünfzehn und dreizehn Jahren gewaltsam fortgenommen. Am frühen Morgen kam ein Auto mit vier Milizleuten vorgefahren, erzählte die alte Frau. Sie brachen in die Wohnung ein und schleppten die Kinder aus dem Keller, in dem sie sich versteckt hatten, in das Auto und brachten sie fort. „So wurden mir die Jungen mehrere Male weggenommen. Sie aber brannten immer wieder durch und kehrten nach Hause zurück. Das letzte Mal brachte man sie bis nach Krzeszowice bei Krakau. Doch sie wollen auch von dort her flüchten . . ."

 

Seit 1944 hatte Frau Lenz die beiden Jungen, welche der Schwager in ihrer Obhut zurückließ, zusammen mit ihren eigenen Töchtern aufgezogen. „Wir mussten das zum Besten der Kinder tun", damit begründete man der Reporterin des „Glos Olsztynski" auf dem Kreisgericht in Sensburg die Verschleppung der Kinder, denn „Frau Lenz war niemals im rechtlichen Sinne Vormund dieser Jungen". Die Lehrerin in der neuen polnischen Schule in Rotenfelde war etwas gesprächiger. Denn sie erzählte, dass Frau Lenz jedes Ansinnen, die polnische Staatsbürgerschaft anzuerkennen, abgelehnt habe, weshalb man ihr u. a. auch keine Bezugscheine zum Beispiel für Kohlen zuteilte. Dann habe Frau Lenz auch erklärt, dass „sie die Kinder nicht in die polnische Schule schicken werde, weil sie in deutscher Sprache lernen müssten. Sie begann, sie im Hause zu unterrichten. Wir meldeten das der Kulturabteilung in Sensburg. Diese brachte die Angelegenheit vor das Gericht".

 

Wenn ich Geld hätte...

Während der Vater der beiden Jungen in Westdeutschland lebt und noch immer nicht seine Kinder wiedersehen kann, schreiben diese aus den staatlichen Kinderheimen, in welche man sie verbracht hat, Briefe, in denen Sätze stehen wie diese: „Von einem Morgen bis zum anderen mussten wir hungern. Wenn ich Geld hätte, würde ich flüchten . . . Deinen Brief habe ich nicht erhalten, er liegt hier auf dem Büro. Ich weiß nicht, ob der Leiter ihn mir geben wird ... Ich habe meine Socken, doch Werner wurden die Socken von den Füßen gezogen ... Vorgestern wollte ich zum Leiter gehen, weil man uns keine neue Kleidung gibt. Alle haben welche erhalten, nur ich nicht. Ich würde schrecklich gerne wieder zu Hause sein“.

 

Frau Lenz aber hofft immer noch auf die Genehmigung zur Umsiedlung nach Westdeutschland. Man hat sie, als sie sich schützend vor die Kinder stellte, schwer geschlagen und verletzt. Nun ist sie nicht mehr voll arbeitsfähig, sie war sehr lange im Krankenhaus deshalb. Arbeitsunfähige aber erhalten eher die Ausreisepapiere, und außerdem trägt sie einen deutschen Namen. Vielleicht vermittelt ihn nun das Polnische Rote Kreuz, das schon oftmals in Härtefällen eingegriffen hat, die ersehnte Genehmigung für sie selbst, ihre Töchter und die beiden Jungen.

 

Seite 3   Warschau senkt Zolltarife. Auch im Hinblick auf die „deutsche Minderheit"

Zu den vom Warschauer Ministerrat kürzlich gebilligten Zolltarifsenkungen für Geschenkpakete aus westlichen Staaten nach Polen und den deutschen Ostgebieten erklärte der Direktor des polnischen Zentral-Zollamtes, Josef Konarzewski, in einem Interview mit der amtlichen Nachrichtenagentur PAP, dass mit der im Oktober 1956 in Kraft tretenden neuen Verordnung vor allem eine „sachlichere Festlegung der Zolltarife in Bezug auf den wirklichen Wert der Gegenstände" erfolgt sei. Durchschnittlich seien die Zolltarife um 29 v. H. gesenkt worden, für getragene Garderobe zwischen 50 und 80 v. H. gegenüber den Zolltarifen für neue Kleidungsstücke. Ferner enthielten die neuen Vorschriften „viele Artikel, die bisher nicht im Zollkatalog aufgenommen waren, und schließen damit die Notwendigkeit aus, zusätzliche Genehmigungen für die Einfuhr bestimmter Waren einzuholen". Konarzewski erklärte ferner, dass mit der neuen Verordnung nunmehr die Zolltarife „normalisiert" worden seien.

 

Wie hierzu verlautet, hat sich das Polnische Rote Kreuz in letzter Zeit mehrfach beim Warschauer Ministerrat für eine Senkung der im Januar 1954 von der Warschauer Regierung erhöhten Zolltarife eingesetzt. In Warschauer Regierungskreisen wurde zu der Zolltarifsenkung erklärt, man wolle u. a. auch der „deutschen Minderheit" in den besetzten deutschen Ostgebieten entgegenkommen, die vor der radikalen Erhöhung der Zollsätze vor zweieinhalb Jahren besonders viele Geschenkpaketsendungen aus der Bundesrepublik erhalten habe. Es wurde auch zugegeben, dass sich das Verhältnis zwischen Warschau und der „deutschen Minderheit* gerade durch die Zolltariferhöhungen — die jetzt von der polnischen Presse als „voreilig und die wirklichen Bedürfnisse missachtend" bezeichnet werden — verschlechtert habe. Aber man habe den „Fehler" erkannt und bemühe sich nun, die krassen Auswirkungen zu beseitigen.

 

Seite 3   Rentenerhöhung bisher nicht erfolgt

Berichten der rotpolnischen Presse ist zu entnehmen, dass die von der Warschauer Regierung geplante Rentenerhöhung auch für die in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten verbliebenen bzw. zurückgehaltenen älteren und arbeitsunfähigen Deutschen Gültigkeit haben wird. Nach den bisherigen Plänen sollen die Renten der Kategorie

 

I von 360 bis 720 auf 450 bis 900 Zloty, die der Kategorie

II 200 bis 480 auf 300 bis 720 Zloty

sowie die Witwenrenten von 110 auf 180 bzw. von 180 auf 240 Zloty nebst Kinderzulagen erhöht werden.

 

Es war jedoch nicht möglich, den ursprünglich vorgesehenen Termin des 1. Juli 1956 einzuhalten. Die rotpolnische Presse gibt in ihren Berichten zu, dass es sich gegenwärtig um „lächerlich geringe Mindestrenten" handelt, von denen kein Rentenempfänger leben könne.

 

Seite 4   Weil sie gebraucht werden... Die Deutschen in Polen

Auf Grund einer Umfrage stellte die Warschauer Zeitung „Zycie Warszawy" fest, dass die Mehrheit der in Polen lebenden Deutschen „das Land so schnell wie möglich verlassen und nach Westdeutschland auswandern möchte". Die „jahrelange Diskriminierung und Entrechtung der Deutschen" habe dazu geführt, dass auch die deutsche Jugend, mit deren Einschmelzung gerechnet wurde, „von Polen nichts mehr wissen will". Obwohl das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei neue Richtlinien für die Behandlung der deutschen Minderheit herausgegeben habe, spielten sich dennoch viele Polen den Deutschen gegenüber „als Herrenvolk" auf. Das Warschauer Blatt macht diese polnischen „Nationalisten und Chauvinisten" darauf aufmerksam, „dass Polen zum Beispiel die deutschen Bergleute dringend braucht und dass bei einer plötzlichen Abwanderung dieser Arbeitskräfte die gesamte polnische Volkswirtschaft in eine schwere Krise geraten würde".

 

Seite 4   „Menschen, gebt uns Menschen!"

In der in Breslau erscheinenden polnischen Zeitung „Gazeta Robotnicza" war zu lesen: „Menschen, gebt uns Menschen — so rufen laut die Staatsgüter der Woiwodschaft Breslau. Wir wundern uns nicht über diesen Ruf. Denn es fehlen nicht wenige: etwa neuntausend“. — Allein die Staatsgüter im Bezirk Breslau benötigen also neuntausend Landarbeiter.

 

Seite 4   Wasserpflanzen als Schweinefutter

Durch Zufall habe man festgestellt, dass die Wasserpflanzen der masurischen Seen ein ausgezeichnetes Schweinefutter darstellten, berichtet die Warschauer Zeitung „Sztandar Mlodych". Aus diesem Grunde werde nunmehr die Einbringung von Wasserpflanzen für die Schweinemast in großem Umfange aufgenommen werden!

 

Seite 4   Flottenparade vor Pillau

In allen Häfen der Sowjetunion und in den Hauptstädten der Sowjetrepubliken wurde am letzten Wochenende der „Tag der sowjetischen Seestreitkräfte" mit Flottenparaden und Volksfesten gefeiert. Im ostpreußischen Hafen Pillau fand eine große Flottenparade von Einheiten der sowjetischen „baltischen Flotte" statt. An den Vorführungen nahmen auch mehrere polnische Torpedoboote teil.

 

Seite 4   „Großpolen ..."

Der „Kongress der Amerika-Polen" in Chicago mit etwa tausend Delegierten forderte in Entschließungen erneut die Errichtung eines „Großpolen" von Stettin bis Wilna und von Breslau bis Lemberg. Die Delegierten sprachen sich dafür aus, dass die an die Sowjetunion übergebenen Bug-San-Gebiete zurückgegeben werden sollten. Die Oder-Neiße-Linie soll als polnisch-deutsche „Grenze" auch von der amerikanischen Politik bestätigt werden.

 

Seite 4   Westliche Einflüsse . . .

Der Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte in der Sowjetzone hat in einem Tagesbefehl das sichtliche Zunehmen zersetzender westlicher Einflüsse unter den in der Sowjetzone stehenden russischen Truppen scharf gerügt. Besonders anfällig hätten sich in dieser Hinsicht die Offiziersfrauen gezeigt. Sie führen häufig nach West-Berlin, nähmen es mit der Kindererziehung nicht mehr genau genug, gewöhnten sich mehr und mehr an einen mit den russischen Traditionen unvereinbaren luxuriösen Lebenszuschnitt und entzögen sich überdies nur allzu oft der Teilnahme an den Schulungskursen, die eigens für sie eingerichtet wären.

 

Seite 4   Nuschke auf dem Kirchentag

Das Präsidium des Evangelischen Kirchentages teilte mit, dass Volkskammerpräsident Dieckmann und der stellvertretende Ministerpräsident der Sowjetzone, Otto Nuschke, „als Glieder der evangelischen Kirche" an einer Reihe von Veranstaltungen des vom 8. bis 12. August in Frankfurt stattfindenden Evangelischen Kirchentages teilnehmen werden. Die Mitteilung bemerkt, dass „seinerzeit die so früh Verstorbenen, Bundestagspräsident Dr. Ehlers und Bundesminister Tillmanns, sowie andere Mitglieder der Regierung, des Parlaments der Bundesrepublik an Kirchentagen als Glieder ihrer evangelischen Kirchengemeinden teilgenommen" haben.

 

Seite 4   Im Merkblatt für die Einstellung von ungedienten Bewerbern für die Truppenoffizierslaufbahn ist von Bedeutung, dass unter Ziffer 3 der Erläuterungen zum Fragebogen für die Spalte Landsmannschaft auch die ostdeutschen Landsmannschaften mit angegeben sind. Es erscheint geboten, dass die Bewerber diese Spalte durch Angabe ihrer ostdeutschen Landsmannschaft ausfüllen, wenn sie oder ihre Eltern von dort stammen, und nicht etwa ihren gegenwärtigen zugrunde legen.

 

Seite 4   Kampf gegen die „private Kuh“. Ein schwerer Schlag gegen die zusätzliche Versorgung auch in den ostpreußischen Städten

Von den westlichen Beobachtern in seiner Tragweite kaum verzeichnet wurde ein Beschluss des Ministerrates der Sowjetunion, der Millionen Familien ernste Sorgen und der sowjetischen Ernährungswirtschaft einige Probleme bringen wird: der Beschluss „Über die Maßnahmen zur Bekämpfung der Verfütterung von Korn- und anderen Nahrungsmittelfonds an privates Vieh". Hinter diesem ungefügen und trügerischen Titel verbirgt sich ein als „Projekt" getarnter Feldzug gegen die private Vieh- und Kleinviehhaltung; die Form eines „Projektes" wurde wahrscheinlich darum gewählt, um einer Panik unter der Bevölkerung vorzubeugen. Denn in die Praxis umgesetzt, wird dieser Beschluss für ungezählte Familien eine fühlbare Verschärfung ihrer Ernährungslage und die Vernichtung ihrer aus der privaten Viehhaltung zusätzlich gewonnenen Einkünfte bedeuten.

 

Der Beschluss fordert, dass das Gesetz über die Begünstigung der privaten Viehhalter (1953) aufgehoben werden soll. Es heißt in dem Beschluss unter anderem:

 

1. Die lokalen Behörden können in den Städten die Haltung von Vieh und Kleinvieh aus „sanitären Gründen" verbieten.

 

2. Die lokalen Behörden üben die Kontrolle darüber aus, dass an einzelne Verbraucher keine größeren Nahrungsmittelmengen verkauft werden. Falls ein Verbraucher dabei ertappt wird, dass er eine ihm nicht zustehende Menge „hinten herum" einkaufte, zahlt er 500 Rubel und im Wiederholungsfalle 1000 Rubel Strafe. Die Eintreibung dieser Strafe besorgt die Miliz.

 

3. Wer Vieh zum eigenen Gebrauch hält, zahlt dafür folgende Steuern: je Kuh 500 Rubel, je Schwein 150 Rubel, je Schaf oder Ziege 40 Rubel, je Arbeitspferd 1500 Rubel jährlich. Außerdem ist er zu folgenden Naturalabgaben verpflichtet: je Kuh 400 Liter Milch, je Schwein 20 kg und je Schaf 5 kg Fleisch jährlich.

 

Da diese drakonischen Bestimmungen es den privaten Viehhaltern zukünftig unmöglich machen werden, ihre Tiere weiter zu füttern, wird es zu massenhaften „Notschlachtungen" und Verkäufen kommen. Der Ministerratsbeschluss legt daher den Kolchosen nahe, die privaten Viehbestände aufzukaufen, wofür sie besondere Kredite erhalten sollen. Dass die Vernichtung des privaten Viehbesitzes sich auf die gesamte Ernährungswirtschaft nachteilig auswirken wird, sieht der Ministerratsbeschluss voraus. Es heißt: „Es wird selbstverständlich zu einer gewissen Verknappung von Viehwirtschaftsprodukten kommen“.

 

Diese Voraussage dürfte sich umso eher erfüllen, als ein sehr bedeutender Teil der städtischen Märkte gerade von privaten Viehhaltern mit Milch und Fleisch beliefert worden sind.

 

Auch aus den Berichten, die wir über die Lage in dem von der Sowjetunion besetzten nördlichen Ostpreußen brachten, und zwar auf Grund der Darstellungen von Landsleuten, die von dort kamen, ging das hervor. Die sogenannten freien Märkte in Königsberg, Tilsit und Memel konnten nur deshalb etwas aufweisen, weil private Viehhalter ihre Erzeugnisse dorthin brachten, um sich durch den Verkauf Mittel für dringend benötigte Dinge zu beschaffen. Schwer getroffen werden darüber hinaus vor allem die Bewohner der Vorstädte und Kleinstädte, die neben den Bauern als private Vieh- und Kleinviehhalter ihren eigenen Bedarf, aber auch den ihrer Umgebung ergänzen und sich zusätzliche Einnahmen daraus schaffen konnten. So gibt es auch in den genannten ostpreußischen Städten zahlreiche Einwohner, die sich Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen halten, ja es werden dort zum Teil, aus der Stadt Kuhherden auf die Weide getrieben. Diese Viehhaltung kann jetzt von den lokalen Behörden vollständig verboten werden, verboten bis zum letzten Schwein und zur letzten Ziege. Aber auch wenn ein Verbot nicht besteht, sind die Steuern und Abgaben so hoch, dass sich die Viehhaltung wohl nicht mehr lohnt.

 

Auch diese Regierungsmaßnahme zeigt, dass die angebliche „Auflockerung" der staatlichen Vorherrschaft nur fauler Zauber ist.

 

Seite 4   Namentliche Listen aller Ostpreußen. Auch die Mitarbeit an der Gesamterhebung ist Dienst an der Heimat

Liebe Landsleute!

In jahrelanger mühseliger, ehrenamtlicher Kleinarbeit haben uns viele Landsleute geholfen, die Unterlagen für eine Dokumentation der Vertreibung aus unserer Heimat zu sammeln. Diese uneigennützige vielfältige Mitarbeit hat ein Ergebnis gezeitigt, wie es keine andere Landsmannschaft in diesem Umfang aufweisen kann. Ich möchte an dieser Stelle allen Landsleuten, die ihr Wissen und ihre Zeit für diese Arbeit zur Verfügung stellten und die auch die nicht immer kleinen Unkosten trugen, die sich bei der Beschaffung der erforderlichen Unterlagen oft nicht vermeiden ließen, herzlich danken.

 

Diese Arbeiten für eine Dokumentation der Vertreibung sind für die Provinz Ostpreußen fest abgeschlossen. Was unsere Landsleute jedoch an Unterlagen erarbeitet und an Seelenlisten zusammengestellt haben, das bildet jetzt die Grundlage für unsere neue Aufgabe: Herstellung von namentlichen Listen aller Deutschen, die zur Zeit der Vertreibung in Ostpreußen wohnten. Auf die Wichtigkeit dieser Liste für kommende politische Verhandlungen ist bereits in unserem Aufruf vom 30. Juni 1956 hingewiesen worden.

 

Wenn ich mich heute erneut an alle Landsleute mit der Bitte wende, uns bei der Aufstellung dieser Namenslisten zu helfen, so darf ich darauf hinweisen, dass es sich praktisch um eine Ergänzung der bereits hergestellten und bei uns vorhandenen Seelenlisten für die Dokumentation handelt. Wer also für eine Gemeinde eine Seelenliste bereits angefertigt hat, braucht dieses nicht noch einmal zu tun. Wer jedoch glaubt, diese Seelenliste ergänzen zu können, oder wer alle Einwohner seiner Gemeinde oder eines Teiles seiner Gemeinde (bei Stadtgemeinden die Namen der Einwohner seines Hauses, seiner Straße oder eines Teiles seiner Straße) noch namentlich weiß, den bitte ich herzlich, eine Postkarte an die Landsmannschaft Ostpreußen, Gesamterhebung, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86, zu senden und uns mitzuteilen, für welche Gemeinde oder Straße er Angaben machen kann. Wir werden dann prüfen, ob eventuelle Angaben über diese Gemeinde, Straße usw. bereits vorliegen. Sollte das nicht der Fall sein, dann erhält unser Landsmann, der sich zur Mitarbeit bereiterklärt hat, vorgedruckte Listen, in die er die ihm bekannten Namen und sonstige Angaben eintragen kann.

 

Wir sind auch für alle Angaben über den Verbleib einzelner Personen dankbar. Nur bitten wir, diese Angaben dem zuständigen Kreisvertreter bzw. Kreiskarteiführer zu übermitteln, da der Eingang zu vieler Einzelmeldungen unsere Zentrale zu sehr überlasten würde. Die Anschriften der Kreisvertreter und Kreiskarteibearbeiter sind im Ostpreußenblatt in der Ausgabe vom 30. Juni 1956 auf Seite 11 veröffentlicht worden.

 

Noch einmal: Helft alle mit, dass unsere gemeinsame Arbeit für die Gesamterhebung das gleiche stolze Ergebnis zeigt, wie unsere Bemühungen um die Unterlagen für die Dokumentation der Vertreibung. Gerhard Müller, Geschäftsführer

 

Seite 4   Die Krankenversicherung der Rentner. Von unserem Bonner O. B. - Mitarbeiter

Das neue Gesetz über die Krankenversicherung der Rentner (Angestellten- und Invalidenrentner), tritt am 1. August 1956 in Kraft. Den krankenversicherten Rentnern stehen grundsätzlich die gleichen Leistungen zu wie den beschäftigten Versicherten; künftig wird aber nicht mehr jeder Invaliden- oder Angestelltenrentner gleichzeitig Mitglied der Rentner-Krankenversicherung sein.

 

Für Personen, die am 31. Juli 1956 bereits Rente beziehen, gilt folgende Regelung:

 

a) Auf Kosten der Invaliden- oder Angestelltenversicherungsanstalt versichert bleiben nur solche Rentner, die in den letzten fünf Jahren vor Stellung des Rentenantrages in der gesetzlichen Krankenversicherung mindestens 52 Wochen pflichtgemäß oder freiwillig versichert waren. Diese Rentner haben jetzt das Recht, statt bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse auch bei einer Ersatz-, Betriebs- oder Innungskrankenkasse Mitglied zu werden. In diesem Falle muss bis zum 31. Dezember 1956 ein Antrag gestellt werden. Die Mitgliedschaft bei der neuen Kasse beginnt mit dem Ersten des auf den Eingang des Antrages folgenden Monats; bis dahin bleibt die Mitgliedschaft bei der bisher zuständigen Kasse bestehen.

 

b) Personen, die in den letzten fünf Jahren vor Stellung des Rentenantrages nicht wenigstens 52 Wochen in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtgemäß oder freiwillig versichert waren, können die bisher bestehende Krankenversicherung der Rentner ohne Rücksicht auf die Höhe des Einkommens freiwillig fortsetzen. Sie müssen dies ihrer Mitgliedskasse bis zum 31. Januar 1957 anzeigen. Diese Rentner haben die Beiträge zur Krankenkasse jedoch selbst zu entrichten; die Beitragshöhe richtet sich nach den persönlichen Verhältnissen. Diese Rentner erhalten jedoch seitens der Rentenversicherung für die Krankenversicherung einen Zuschuss von etwa neun DM. Die Mitgliedschaft in der gegenwärtigen Krankenversicherung wird nicht unterbrochen, wenn der Rentner vom 1. August 1956 an Beiträge entrichtet; andernfalls beginnt die Versicherung am Tage des Eingangs der Anzeige bei der Kasse.

 

c) Rentner, die in den letzten fünf Jahren vor Stellung des Rentenantrages nicht wenigstens 52 Wochen in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtgemäß oder freiwillig versichert waren, können an Stelle der Fortsetzung ihrer jetzigen Versicherung gegen Beitragsentrichtung künftig auch bei einer anderen Krankenversicherungsanstalt eine Krankenversicherung eingehen. In diesem Falle erhalten sie ebenfalls etwa neun DM Zuschuss.

 

d) Den Anspruch auf den Zuschuss von neun DM besitzen auch Rentner, die in den letzten fünf Jahren vor Stellung des Rentenantrages nicht 52 Wochen in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtgemäß oder freiwillig versichert waren und eine private Krankenversicherung unterhalten.

 

Für Personen, die erst vom 1. August ab in den Genuss einer Invalidenrente oder Angestelltenrente gelangen, gelten die folgenden Regelungen:

 

a) Ist die 52-Wochen-Klausel erfüllt, kann der Rentner Mitglied derjenigen Krankenversicherung bleiben, der er während seines Arbeitslebens angehört hat. Die Krankenversicherung der Rentner kann auf Antrag in diesem Falle aber auch von einer Ersatz-, Betriebs- oder Innungskasse übernommen werden. Die Beiträge für diese Rentner erhält die Krankenversicherung seitens der Rentenversicherungsanstalt. Bei der Stellung des Rentenantrages ist bereits mitanzugeben, bei welcher Krankenkasse die Krankenversicherung gewünscht wird.

 

b) Angestellten- und Invalidenrentner, die die 52-Wochen-Klausel nicht erfüllen, deren Einkommen jedoch 500 DM im Monat nicht übersteigt, können bei Eintreten des Rentenfalles freiwillig der Krankenversicherung der Rentner beitreten. Sie müssen ihre Beiträge zwar selbst entrichten, doch bekommen sie von der Rentenversicherung einen Betrag von etwa neun DM als Zuschuss.

 

c) Angestellten- und Invalidenrentner, die die 52-Wochen-Klausel nicht erfüllen, und deren Einkommen 500 DM übersteigt, können, sofern sie eine private Krankenversicherung unterhalten oder eingehen, ebenfalls den Zuschuss von etwa neun DM erhalten.

 

Es sei darauf hingewiesen, dass diese Neuregelung der Krankenversicherung der Rentner nicht die Unterhaltshilfeempfänger betrifft, soweit sie Krankenversorgung als Unterhaltshilfeempfänger in Anspruch nehmen.

 

Die Neuordnung der Krankenversicherung der Invaliden- und Angestelltenrentner hat auch nichts mit der Rentenreform im Rahmen der sogenannten Sozialreform zu tun.

 

Seite 4   Kriegsgefangenen-Entschädigung. Eine weitere Ausschüttung

In Kürze werden die Entschädigungen an Berechtigte der 19. Dringlichkeitsstufe (34 bis 40 Punkte) nach dem Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz ausgezahlt, nachdem der Bundesrat der 6. Auszahlungsverordnung zugestimmt hat. Für die 19. Dringlichkeitsstufe werden rund 144 Mill. DM benötigt. Diese Gruppe ist die zahlenmäßig stärkste. Für die weiteren Dringlichkeitsstufen sinkt der Bedarf zunächst langsam und nach der 21. Stufe stark ab

 

Seite 4   Fast 98 Prozent für Deutschland. Vergesst nicht die großen Volksabstimmungen. Von Bernhard Pawelcik, Erstem Bürgermeister a. D. von Marienburg des Jahres 1920.

In West- und Ostpreußen, Schlesien (Oberschlesien) und Schleswig-Holstein fanden im Jahre 1920 laut Versailler „Friedensvertrag" freie, von internationalen Komitees kontrollierte Volksabstimmungen statt. In diesen sollten vom 20. Lebensjahr ab die in den Abstimmungsgebieten Geborenen, wenn auch dort nicht mehr Wohnenden sowie die ohne Rücksicht auf Geburtsort in den Abstimmungsgebieten gewisse Zeit Wohnenden ihre Stimme darüber geheim abgeben, ob sie deutsch bleiben oder polnisch (bzw. in Schleswig dänisch) werden wollten. Abstimmungsbezirke waren die westpreußischen Kreise Marienburg, Stuhm, Marienwerder und Rosenberg und in Ostpreußen Masuren und Ermland, ferner Oberschlesien und Nordteile von Schleswig-Holstein.

 

 

In großartiger Weise erhob sich in allen vier Abstimmungsgebieten die Bevölkerung in West- und Ostpreußen, Oberschlesien und in Schleswig-Holstein ohne Rücksicht auf Partei, Religion, Stand und Sprache zu lückenloser, die gefährliche Gegenpropaganda mattsetzender Einigkeit, organisiert durch zahlreiche führende Männer und Frauen aller Kreise. Eine besonders großartige Leistung war die durch den polnischen Korridor äußerst erschwerte Heranführung der vielen Zehntausenden heimattreuen im Reich wohnenden Abstimmungsberechtigten. „Die Heimat rief und alle, alle kamen!"

 

In allen Abstimmungsgebieten wurde ein glänzender Sieg einmütigen Volkswillens errungen: in den ostpreußischen Abstimmungsgebieten stimmten an dem unvergesslichen 11. Juli 1920 deutsch 97,7 Prozent und nur 2,14 Prozent polnisch, in dem westpreußischen Abstimmungsgebiet deutsch 92,42 Prozent und nur 7,38 Prozent polnisch! Dieser gewaltige mit friedlichen Mitteln ohne alle Gewalt errungene Erfolg bedeutete die damalige Rettung des ganzen Ostpreußens und des restlichen Westpreußens, aber auch Danzigs, das dadurch vor völliger polnischer Umklammerung bewahrt blieb! Deshalb müssen alle Ost- und Westpreußen und Danziger mit den Schlesiern und Schleswig-Holsteinern dieser Volkstat gedenken. Sie war — wie ein deutscher Schriftsteller sagte — „Deutschlands erster Frühlingstag!"

 

Seite 5   Zwei Geschwister finden sich ...

Foto: In Liebe und Treue immer Deine Tante Gerda", das steht auf diesem Kinderbild, das Marlene als dreijähriges Mädchen zeigt. Tausende ostpreußischer Frauen und Mädchen mussten einen so schweren Weg gehen wie Marlene, und für viele, allzu viele, brachte er doch nicht die Wiedervereinigung mit wenigstens einem der Menschen, die sie lieb hatten und mit denen sie eine Familie bildeten.

 

Foto: Zwei glückliche Geschwister: Hans und Marlene

 

Irgendwo in der Sowjetzone . . . Der Zeiger der großen Bahnhofsuhr springt von einer Minute zur nächsten. 23 Uhr 58 ... 23 Uhr 59 … Mitternacht.

 

Der Zug fährt durch die mondlose Nacht. In einem der trüb erleuchteten Abteile sitzt ein junges Mädchen. Die Mitreisenden schlafen. Der kleine Raum riecht nach abgestandenem Rauch und nach Schweiß.

 

Das Mädchen sieht mit brennenden Augen hinaus in die Nacht. Bäume streifen vorüber jetzt ein Dorf, dunkel die Fenster. Die Menschen schlafen schon. Sie sind zu Hause. „Und ich?", geht es ihr durch den Sinn. „Wo ist mein Zuhause?"

 

Sie öffnet ihr billiges Handtäschchen, holt eine abgegriffene Fotografie hervor. Zum hundertsten Male vertieft sie sich in das kleine Passbild. Das Bild eines jungen Mannes mit dunklem Haar und einem guten, breiten Gesicht. „Mein Bruder", denkt sie. „Ob ich ihn erkennen werde? Das Bild ist so klein. Ob er meinen Brief noch bekommen hat? Ob er am Bahnhof sein wird? Ob er mich noch kennt?"

 

„Hans ... Er war der Älteste von uns sieben Kindern, ich die Jüngste. Ein großer Junge war er damals schon mit seinen vierzehn Jahren, als ich ihn zuletzt sah . . ." Sie rechnet: „Fünf Jahre war ich damals, als sie ihn weggeholt haben von zu Hause, und dann war ich allein“.

 

Der Zug rattert auf die Grenze zu. Die Grenze, die mitten durch unser Land schneidet, die die Menschen scheidet in hüben und drüben.

 

Zur gleichen Zeit machen sich drüben, jenseits der Grenze, zwei junge Männer in einem kleinen Vorort von Bremen auf den Weg. Mitternacht ist schon vorbei, die beiden gehen zusammen durch die Nacht, wie sie viele Male zusammen gegangen sind, seit sie als Fünfzehnjährige von den Russen aus Königsberg verschleppt worden sind. Sie verstehen sich ohne viele Worte.

 

„Ob das auch stimmt mit dem Zug?", fragt Alex, der Freund.

 

Hans hat alle Zeiten im Kopf. „Ich mein schon", sagt er. „Aber wissen kann man ja nicht. Es ist besser, wir sind früher da“.

 

Es geht auf drei Uhr, als sie auf dem Bahnhof ankommen. Noch viel Zeit. Um 4.44 soll der planmäßige Interzonenzug ankommen. Aber Hans hat keine Ruhe mehr. „Komm, lass uns auf den Bahnsteig geh'n", sagte er. „Da können wir genauso gut warten“.

 

Unruhig gehen die beiden hin und her. Immer wieder sieht Hans nach der großen Uhr. Langsam rückt der Zeiger vor, viel zu langsam für einen, der wartet. Und die Gedanken des großen Jungen dort auf dem Bahnsteig gehen zurück, viele Jahre zurück, bis in die Kinderzeit in dem kleinen ostpreußischen Dorf, als sie alle noch zusammen waren.

 

Gudschallen im Kreis Wehlau. Eine Handvoll kleiner Höfe. Zur Kirche mussten sie ins Nachbardorf, nach Schirrau.

 

Ein kleines Bauernhaus, einstöckig, weiß gestrichen. Der Garten davor, inmitten des Rasens das runde Beet mit den leuchtenden Farben der Sommerblumen, die Obstbäume, von denen er jeden einzelnen noch weiß, der große Jasminstrauch am Zaun.

 

Sie hatten es nicht leicht, die Eltern. Die Arbeit war hart und riss nie ab. Und die älteren Kinder mussten schon früh mit zupacken. Aber sie waren zufrieden alle miteinander, und der Feierabend war schön und der Sonntag mit dem frischgebackenen Kuchen.

 

Und jetzt soll er Marlene wiedersehen, die Kleinste, das Nesthäkchen. Hans versucht sich vorzustellen, wie sie jetzt aussehen mag. Aber er kommt nicht weiter damit. Er sieht sie immer noch vor sich, das zierliche braune Mädelchen, das sie alle ein bisschen verwöhnten, weil es eben noch so klein war und so schön bitten konnte.

 

Der Krieg . . . gleich zu Anfang wurde der Vater eingezogen. Die größeren Jungen mussten die Stelle der Männer einnehmen. „Damals ging ich schon hinter dem Pflug", denkt Hans. Dass andere Kinder nur spielen in diesem Alter, das war ihm gar nicht zum Bewusstsein gekommen. Er wurde gebraucht, und er musste helfen, das war alles. Nach Feierabend ging er noch auf die anderen Höfe arbeiten. Und die Nachbarn hielten zusammen, ohne viel Worte darum zu machen.

 

1943: dann kam der Vater zum letzten Mal in Urlaub. Ganz kurz nur, er kam nur bis Königsberg, und die Mutter fuhr hin zu ihm. Das war das letzte Mal. Sie haben ihn nie wiedergesehen.

 

Dann die Flucht. Ein frostklarer, kalter Tag im Januar, sie waren unter den letzten, die das Dorf verließen, mit Pferd und Wagen, die kleinen Kinder oben auf den Habseligkeiten, dick vermummt. Es war eine Flucht im Kreise. Nach Wochen kamen sie zurück nach Hause, arm und ausgeraubt, verzweifelt, zwei Geschwister fehlten.

 

Der kleine Hof war geplündert, auf der Straße stand das Sofa, nackt stand es da, der Bezug war abgerissen. Die Wohnstube hatte als Pferdestall gedient. Sie richteten sich ein, so gut es eben ging. Nachbarn kehrten zurück, sie halfen einander. Das Leben ging weiter. Aber es war das bittere Leben der Ausgestoßenen und Vogelfreien.

 

Hans schreckt auf aus seinen Gedanken. Er kommt wie von weit her, aus einem anderen Leben. Da ist wieder der nächtliche Bahnhof. Signale, ein durchfahrender Zug. Und die Uhr. Noch immer eine halbe Stunde Zeit. Der Freund bietet ihm schweigend eine Zigarette an. Sie rauchen beide. Und die Gedanken wandern wieder zurück.

 

Der Tod der Mutter. Sie hat alles schweigend ertragen, das Entsetzliche, für das es keine Worte gibt. Aber im Herbst war es dann zu Ende. Sie hatte um der Kinder willen durchgehalten, aber sie ist daran zerbrochen. Hans hat sie noch ins Krankenhaus gebracht. Aber es gab keine Rettung mehr. Und als er zurückkehrte, da waren sie allein. Der Vierzehnjährige musste den Jüngeren Vater und Mutter ersetzen, musste für Brot sorgen. Die kleine Marlene hatte jetzt immer Hunger, aber das Bitten hatte sie verlernt.

 

Dann, am 6. März 1946, kam die endgültige Trennung. Er wurde zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt, wegen „Mundraubes". Ab nach Sibirien.

 

Es ist gut, den Freund aus jener Zeit jetzt neben sich zu wissen. Sie machen nicht viel Worte drum. Aber Alex hat den heimatlosen Hans zu sich geholt, nach Bremen, wo er selbst seine Eltern wiederfand. Es geht ihnen nicht besonders gut. Aber sie halten zusammen. Sie wissen beide, dass sie sich aufeinander verlassen können, und das ist viel in dieser Zeit.

 

Der träge Zeiger der Bahnhofsuhr ist immer weitergerückt. Die Ankunftszeit kommt näher. Hans ist unruhig. Er kann die beiden Bilder nicht zusammenbringen: das kleine schmale Mädel von damals und eine Sechzehnjährige, auf die er jetzt wartet und die ihm fremd ist, auch wenn sie seine Schwester ist . . .

 

Endlich ist es soweit. Die monotone Stimme aus dem Lautsprecher durchbricht die Stille unter der Kuppel: „Achtung an der Bahnsteigkante . . . Zug hat Einfahrt . . .!

 

Zwei Lichter nähern sich, der Zug fährt ein, hält. Ein paar Leute steigen aus, die Freunde mustern jedes Gesicht . . . Kein junges Mädel dabei. Hans läuft den Zug entlang, späht in jedes Abteil, entdeckt schließlich in einem der Mitreisenden, die ihn verständnislos anstarren: „Wecken Sie doch das Mädchen dort ... ich glaube, das ist meine Schwester!" Das Mädchen wird wachgerüttelt, blickt auf — eine Fremde. Enttäuscht wendet sich der junge Mann ab. Nichts . . .

 

Bitterkeit steigt in ihm auf. Das Warten war vergeblich. Bilder steigen vor ihm auf: die Grenze, vielleicht hat sie keine richtigen Papiere gehabt, sie ist doch noch so unerfahren, vielleicht haben sie sie aus dem Zug geholt. Er hat es doch selbst immer wieder erlebt, diese Machtlosigkeit des einzelnen gegenüber diesem Drohenden, Unfassbaren, das Staat heißt und Polizei. Wie oft hängt so ein kleines Menschenschicksal ab von einem lumpischen Stückchen Papier mit ein paar Stempeln und Unterschriften!

 

Der Kamerad aus den Lagern spricht ihm Mut zu. „Komm, es kann doch sein, dass sie einen Zug später kommt. Wir wollen mal nachsehen. Musst nicht gleich den Kopf hängen lassen, Mensch!"

 

Und wirklich, es kommt noch ein zweiter Zug. Wieder öffnen sich die Türen, wieder Menschen, Fremde, Gleichgültige. Und dann ein zierliches junges Mädchen in einem grünen Kleid, das sich scheu und suchend umblickt. Der junge Mann stürzt auf sie zu, er hat sie sofort erkannt. „Marlene!" Ein paar Menschen drehen sich um. Dem Mädchen steigt ein Schluchzen in die Kehle. Sie starrt ihn nur an, sucht in seinem Gesicht nach etwas, was ihr vertraut ist von Kindheit her. Und dann legt sie zögernd ihre schmale braune Hand in die breite, verlässliche des großen Bruders. Sie ist zu Hause.

 

So haben sie sich wiedergefunden. Sie haben es mir selbst erzählt, als wir ein paar Tage nach diesem Wiedersehen zusammensaßen, zusammen mit Alex, dem Freund.

 

Noch ist alles so fremd und neu für die beiden. Und wenn sie erzählen, dann tun sie es langsam, mit langen Pausen, stocken, suchen nach Worten. Nur als von den Tagen der Kindheit die Rede ist, von den paar glücklichen Jahren zu Haus, da wird auch Marlene lebhaft, fällt dem Bruder ins Wort, erinnert sich an Kleinigkeiten, die er vergaß.

 

Und dann berichtet sie von den langen Jahren, die zwischen dem Abschied vom großen Bruder und dem Wiedersehen jetzt liegen. Sie ist damals mit anderen kleinen Kindern des Ortes in ein russisches Kinderheim gekommen. „Wir hatten immer Hunger", erzählt sie. „Und wenn es zum Essen ging, dann sind immer die russischen Kinder zuerst in die Stube gekommen, und wenn wir rein durften, dann hatten sie schon das meiste weggegessen“.

 

An die Zeiträume hat sie keine Erinnerung mehr. Ein neues Heim, ein anderer Ort, wann war das und wo? Es war kein Unterschied. Sie weiß nicht mehr, wo überall sie gewesen ist, als sie mit zehn Jahren zu deutschen Pflegeeltern in die Sowjetzone kam, auf eine kleine Siedlerstelle. Dort ist sie dann auch zum ersten Mal in die Schule gegangen, in eine Klasse mit den ABC-Schützen, denn sie wusste noch nichts vom Schreiben und Rechnen. „Aber dann hab' ich gearbeitet, auch zu Hause, und nach einem halben Jahr konnte ich schon in die vierte Klasse kommen, und in der achten Klasse hab ich dann meine Abschlussprüfung gemacht wie alle andern", erinnert sie sich. Dann kam sie in die kaufmännische Lehre, nebenher in die Berufsschule. Sie hat Freude an ihrer Arbeit, und sie ist ein wenig stolz, dass sie es soweit geschafft hat.

 

Man liest in dem gesammelten Gesicht der Sechzehnjährigen, dass sich hier aus einem Kind ein Mensch geformt hat, ganz von innen heraus. Sie ist etwas zu ernst und zu nachdenklich für ihr Alter. Aber man spürt, sie weiß ihren Weg, und sie wird ihn gehen. Nur ganz innen — sie wird es nicht aussprechen, aber es klingt aus ihren Worten — ist sie glücklich, dass sie nicht mehr allein ist. Nun ist nach all den langen Jahren endlich wieder einer da, der zu ihr gehört, dem sie vertrauen kann. Auf die Frage nach den Pflegeeltern sagt sie einfach: „Na ja, wie das so ist. Sie sind gut zu mir. Aber ich bin doch nicht ihr Kind“.

 

Auch für Hans ist alles noch neu und fremd. Er ist noch nicht fertig mit all dem Erleben, das ihn ohne Übergang vom Kind zum Manne machte. Er möchte hier bleiben, zusammen mit seinem Freund, möchte Autoschlosser werden. Aufs Land? „Nein, lieber nicht. Nicht bei Fremden", meint er. Und dann sagt er langsam: „Ich hab es doch noch immer besser als andere. Ich bin wenigstens nicht allein. Er sieht sich um nach dem Freund, fasst dann nach der Hand der Schwester. „Und ich habe Marlene endlich wieder. Jetzt wird alles gut“.

 

Und die Zukunft? Sie sah nicht gerade sehr hell aus. Marlene wollte zurück in die Sowjetzone, um dort ihre Lehre zu beenden, aber der Bruder wollte die eben gefundene Schwester nicht wieder hergeben. Nun hat sich alles doch noch zum Guten gewendet. Zahnarzt G., ein Heimatvertriebener aus Schneidemühl, der jetzt in Bremen lebt und es dort durch unermüdliche Arbeit zu einem eigenen Haus mit Garten gebracht hat, wird Marlene in sein Haus aufnehmen. Das Ehepaar G. begnügt sich aber nicht damit, ihr ein schönes Zimmer zu geben und für ihr leibliches Wohl zu sorgen, es will das Mädchen auch einen Beruf erlernen lassen. Marlene wird eine Fachschule besuchen und als Sprechstundenhilfe ausgebildet werden. Nach zwei Jahren soll sie dann frei entscheiden, ob sie bei dem Zahnarzt-Ehepaar bleiben oder an einer anderen Stelle ihren Beruf ausüben will. Braucht noch gesagt zu werden, dass Marlene, die so scheu und verstört war, jetzt vor Freude strahlt?

 

Gott schlägt ein Fenster zu und tut eine Tür auf, so heißt es in einem alten Wort. Für diese beiden, Bruder und Schwester, scheint nun die Tür aufgetan. Ruth-Maria Wagner

 

Seite 4   107 Jugendherbergen in Ostpreußen

Den Jugendwanderern standen in Ostpreußen insgesamt 107 Jugendherbergen zur Verfügung. Seit 1926 war die Zahl der Übernachtungen im ständigen Steigen begriffen. Bereits im Jahre 1930 konnten zweieinhalbmal so viel Übernachtungen registriert werden wie 1926; 1933 hatte sich die Zahl verdreifacht: 177 764 Übernachtungen. In den nächsten Jahren lockten die Schönheiten unserer Provinz noch mehr junge Wanderer auf die Beine. Die Vorkriegsstatistik schloss mit 350 000 Übernachtungen im Jahre 1937 ab. Den Hauptanteil der Wanderer stellte Ostpreußen mit 58,8 Prozent, aus dem übrigen Reichsgebiet kamen 38,2 Prozent, und drei Prozent aller Jugendwanderer stammten aus dem Ausland. Die Übernachtungsziffern gaben zugleich Aufschluss über die bevorzugten Wandergebiete: An erster Stelle stand unsere Provinzialhauptstadt.

 

Seite 4   Käthe Kollwitz-Ausstellung in New York. „Sie gehört in die große Tradition von Rembrandt, Goya und Daumier

Seit einigen Jahren sieht man immer häufiger Blätter des graphischen Werkes von Käthe Kollwitz bei New Yorker Kunsthändlern. So zeigte die Galerie St. Etienne etwa fünfzig Zeichnungen und seltene Drucke. Was die „New York Times" darüber schreibt, möchten wir im Auszug wiedergeben:

 

„Das machtvolle graphische Werk der Käthe Kollwitz hat, seit es vor fünfundzwanzig oder dreißig Jahren in Amerika eingeführt wurde, hier ständig an Ansehen gewonnen. Angesichts der Popularität des Happy-End à la Hollywood und der freundlichen Primitivität von Grandma Moses ist es erstaunlich, dass ihr Werk, das tragischste und erschütterndste, das die vergangene Generation hervorgebracht hat, solchen Widerhall findet . . . Die Zeichnungen und einige der Drucke sind selbst in Reproduktion weniger bekannt, als jene berühmten Plakate gegen den Krieg und für die hungernden Kinder in Deutschland, in der dunklen Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.

 

Käthe Kollwitz verlor ihren Sohn im Ersten Weltkrieg; sie hatte unter der Missbilligung des kaiserlichen Regimes zu leiden; sie sah unter den Nazis ihr schöpferisches Werk, ihre Ausstellungs- und Lehrtätigkeit gehemmt. Sie arbeitete weiter und stellte das Leben der Demütigen, der Unglücklichen, der Unterdrückten dar, mit denen sie in ihres Mannes Berliner Klinik in so enge Berührung kam. Kaum hat ein Künstler gelebt, der selbstloser, bescheidener und ehrlicher war. Sie gehört in die große Tradition von Rembrandt, Goya und Daumier, und ihre besten Blätter können sich wohl neben ihnen sehen lassen“.

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

4. und 5. August: Neidenburg, Haupttreffen in der Patenstadt Bochum, Nord- und Süd-Börsenhalle.

 

5. August, 15 Uhr, Heimatkreis Insterburg, Kreistreffen Lokal: Grunewaldkasino, Berlin-Grunewald, Hubertusbader Straße 7 - 9, S-Bahn Halensee, Str.-Bahn 76, 79, Bus A 10.

 

5. August, 16 Uhr, Heimatkreis Osterode, Kreistreiffen im Sportkasino, Kaiser-Friedrich-Str. 63.

 

5. August: Johannisburg in Bremen, Gaststätte „Zum Kuhhirten", Haltestelle Kirchweg.

Pr.-Holland, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Pillau in der Patenstadt Eckernförde, Gewerkschaftshaus und Hotel „Kaiserhof“-Vogelsang.

Angerapp in Hamburg-Sülldorf, (S-Bahn-Station) in der Gaststätte „Sülldorfer Hof".

 

11. und 12. August: Heiligenbeil, Haupttreffen in Lehrte.

 

11. August: Memelkreise in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

Fischhausen in Pinneberg.

Rastenburg in Hamburg-Nienstedten Elbschloßbrauerei.

 

19. August: Gumbinnen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Lötzen, Haupttreffen in der Patenstadt Neumünster, „Reichshalle", Altonaer Straße.

Gerdauen, Haupttreffen in Rendsburg. Bahnhofshotel.

Lyck in Hannover, Pallaschs Gaststätte (Mühlenpark), Ratewiese 18.

 

26. August: Ortelsburg in Neumünster. Reichshalle, Probstenstraße 1.

Wehlau, Hauptkreistreffen in Syke.

Insterburg Stadt und Land in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

 

1. und 2. September: Allenstein Stadt und Land in der Patenstadt Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

Bartenstein in Hamburg-Sülldorf, „Sülldorfer Hof".

 

1. September: Ebenrode (Stallupönen) in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Gumbinnen in Berlin.

Heiligenbeil in Schwerte, Gaststätte „Freischütz".

Johannisburg in Dortmund.

Lyck in Neumünster, Reichshalle.

Osterode in Kiel, Gaststätte „Eichhof".

Sensburg in der Patenstadt Remscheid.

Tilsit-Stadt, Tilsit-Ragnit, Elchniederung in Frankfurt am Main - Schwanheim, Saarbrückenstraße, „Turnhalle", Endstation der Straßenbahnlinie 21.

Angerburg in Siegburg, Lindenhof, Kronprinzenstraße 5.

 

15. und 16. September: Elchniederung, Haupttreffen in Nordhorn (Patenkreis), in der Stadthalle, Neuenhauser Straße 45.

 

16. September: Rastenburg in Hannover. Kurhaus Limmerbrunnen.

 

23. September: Insterburg Stadt und Land in Frankfurt am Main, Ratskeller.

Schloßberg (Pillkallen) in Bochum-Gerthe, „Haus Lothringen", Lothringer Straße 49.

 

30. September- Insterburg Stadt und Land in Dortmund. Industrie-Hotel, Mallinkrodtstraße 214, Straßenbahnlinien 5 und 7 ab Hauptbahnhof.

 

7. Oktober: Osterode in Düsseldorf.

Neidenburg in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Mohrungen in der Patenstadt Gießen.

 

14. Oktober: Ebenrode (Stallupönen) in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

Fischhausen in Pinneberg, in der Gaststätte „Cap Polonio".

 

Elchniederung. Haupttreffen in Nordhorn.

Bei der Mitteilung über die geplante Sonderbusfahrt von Mülheim-Ruhr nach Nordhorn, die in der Folge 30 zum Abdruck gelangte, hatte der Druckfehlerteufel seine Hand im Spiel. Es wird berichtigend vermerkt und nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass unser Jahreshaupttreffen nicht am 12. August, sondern am 15. und 16. September in Nordhorn stattfindet. Nordhorn ist die Kreisstadt unseres Patenkreises Grafschaft Bentheim. Trefflokal ist die „Stadthalle" Nordhorn, Neuenhauser Straße 45, die etwa 800 Personen Platz bietet.

 

Teilnehmeranmeldungen für die geplanten Sonderfahrten mit Reiseomnibussen nach Nordhorn werden aus organisatorischen Gründen baldmöglichst schriftlich erbeten, und zwar für Hamburg an Kreisgeschäftsführer Herbert Sahmel in Hamburg 26, Burggarten 17, für Hannover an Landsmann Richard Pollack in Pattensen bei Hannover, Im Mühlenfeld 9 und für Mülheim-Ruhr an Landsmann Heinz Just in Mülheim-Ruhr-Speldorf, Saarner Straße 448. Der Fahrpreis für die Sonderfahrt ab Hamburg beträgt nur 20,-- DM (Abfahrt am 15.09., mittags, Rückfahrt am 16.09., abends). — Die Bekanntgabe des Programmverlaufs erfolgt demnächst.

 

Weitere Treffen in diesem Jahr

Am 2. September trifft sich die Kreisgemeinschaft Eichniederung in Frankfurt am Main, und zwar gemeinsam mit den Landsleuten aus der Stadt Tilsit und dem Kreis Tilsit-Ragnit. Trefflokal ist die Großgaststätte „Turnhalle" in Frankfurt-Main-Schwanheim. — Ferner findet im Spätherbst erstmalig ein offizielles Elchniederunger Heimatkreistreffen in Berlin statt. Der Zeitpunkt wird in einer der nächsten Folgen bekanntgegeben. Es wird insbesondere nochmals darauf hingewiesen, dass bei sämtlichen Kreistreffen dieses Jahres der Lichtbildervortrag über unseren Heimatkreis Elchniederung und die feierliche Patenschaftsübernahme im Vorjahr in Bentheim gehalten wird.

Herbert Sahmel, Kreisgeschäftsführer (24 a) Hamburg 26, Burggarten 17

 

Tilsit-Stadt

Gesucht werden:

395/1638 Hermann Grösser und Familie, Feinkostgeschäft, Tilsit, Hohe Straße —

 

396/1639 Herbert Kikillus und Frau Erna, Tilsit, Memelhang 71; Willi Kosgalwies und Frau Anna, Tilsit, Memelhang 71; (ohne Vornamen) Hanselmeier und Frau Adele, Tilsit, Memelhang 71; Frau Auguste Jakubeit, Tilsit, Memelhang 71. —

 

396/1640 Heinz Siebert und Familie, Kasernenstraße (Kolonialwarengeschäft); Frl. Eleonore Sammek,Tilsit, gegen Ende des Krieges als Nachrichtenhelferin in Lübben/Spreewald eingesetzt gewesen. —

 

396/1641 König, Angestellter der Stadtverwaltung Tilsit und Frau Erna König, geb. Nitsch, Tilsit, Kastanienstraße 8a. —

 

396/1642 Frau Anna Guddat, geb. Lorenz, geb. etwa 1915, mit den Söhnen Dieter und Siegfried, Tilsit, Am Posener Platz; Frau Schneidereit mit Tochter Brigitte, Tilsit, Niederunger Str. 161 oder 162. —

 

396/1643 Frau Kassat, Tilsit, Moritzkehmen 4; Frau Emilie Nickeleit, Tilsit-Kallkappen; Frau Martha Bucka, Tilsit-Kallkappen. —

 

396/1644 Emil Franz Mikat, geb. 1904 und seine Ehefrau Auguste Mikat, geb. Haase, nebst Kindern, Tilsit, Bahnhofstraße 3.

 

Bei allen Zuschriften wird gebeten, unbedingt die vorstehende Kenn-Nummer anzugeben und bei allen Anfragen Rückporto beizufügen. Wer über den Verbleib der vorstehend aufgeführten Landsleute Auskunft geben kann, gebe bitte sofort Nachricht an: Landsmannschaft Ostpreußen — Geschäftsstelle — der Patenstadt Tilsit, (24b) Kiel, Bergstraße 26.

 

Tilsit-Stadt, Tilsit-Ragnit,

Diese drei ostpreußischen Heimatkreise veranstalten am Sonntag, dem 2. September in Frankfurt/Main-Schwanheim, in der Gaststätte „Turnhalle", Saarbrücker Straße (Endstation der Straßenbahnlinie 21), ein gemeinsames Heimatkreistreffen, zu dem alle Angehörigen dieser Kreise hiermit herzlichst eingeladen werden. Beginn: 9 Uhr. 12 bis 13 Uhr Begrüßung und Ansprachen, nachmittags gemütliches Beisammensein.

Indem wir Sie zu diesem Wiedersehen zahlreich erwarten, grüßen wir Sie in heimatlicher Verbundenheit.

Ernst Stadie, Kiel, Bergstr. 26; Joh. Klaus, Husum, Woldsenstr. 34; Dr. H. Reimer, Lübeck, Glashüttenweg 36.

 

Schloßberg (Pillkallen). Kreistreffen in Bochum am 23. September

Unser Heimatkreistreffen für Nordrhein-Westfalen findet am Sonntag, dem 23. September, im Hotel-Restaurant „Haus Lothringen" in Bochum-Gerthe, Lothringer Straße 49, statt. Das Lokal ist ab 9 Uhr vormittags geöffnet.

Das für Süddeutschland im Herbst 1956 geplante Heimatkreistreffen wird auf Vorschlag der örtlichen Vertretung wegen der vorgeschrittenen Jahreszeit auf das Frühjahr 1957 verlegt. Voraussichtlicher Tagungsort: Nürnberg.

Dr. Wallat. F. Schmidt

 

Angerburg

Die Nebenerwerbssiedlung in Helvesiek, Kreis Rotenburg (Hann) — siehe „Das Ostpreußenblatt", Folge 29 vom 21.07.1956 — ist inzwischen vergeben. Da die Verkäufer häufig möglichst schnell zu einem Verkaufsabschluss kommen wollen, werden alle Landsleute, die Interesse für den Erwerb eines landwirtschaftlichen Betriebes, Übernahme eines gewerblichen Betriebes oder einer Nebenerwerbssiedlung haben, aufgefordert, ihre diesbezüglichen Wünsche umgehend unserem Landsmann Franz Jordan, (23) Rotenburg (Hann), Immelmannstraße 9, mitzuteilen.

Hans Priddat, Kreisvertreter (16) Bad Homburg v. d. Höhe, Seifgrundstraße 15

 

Sensburg. Frohe Tage in der Jugendherberge Burg.

Fröhlich sind die Nachrichten, die aus dem Ferienlager in der Jugendherberge Burg im schönen Bergischen Land eintrafen. Zu einer vierzehntätigen Freizeit waren zwölf Mädel und fünfzehn Jungen gekommen, die sehr dankbare Gäste der Patenstadt Remscheid waren. Zwei von ihnen sind nicht mehr im Heimatkreis Sensburg geboren worden. Es war sehr nett von dem Jüngsten, dem elfjährigen Joachim, gemeint, dass er dem Remscheider Oberbürgermeister Frey einen Berliner Bären mitbrachte. Die jungen Sensburger werden sehr liebevoll von Rektor Bredenberg betreut, der im Kreise Sensburg als Lehrer tätig war und viele der Eltern kennt. Er und Kreisvertreter von Ketelhodt sprachen auch der Patenstadt den Dank der Kreisgemeinschaft aus. Für Regentage hatte der Remscheider Beigeordnete Dr. Kühler mehrere Bücherkisten mitgebracht; Kreisjugendpfleger Dr. Meents erzählte von der Stadt und dem Bergischen Land, das die Jungen und Mädel auf Wanderungen kennenlernten. So bestaunten sie die Anlagen der Solinger Talsperre. In guter Kameradschaft gesellten sich Remscheider Jugendliche zu den jungen Ostpreußen, und auch sie erfuhren einiges über unsere masurische Landschaft. Der Vertiefung des Heimatgedankens und dem Verständnis für die Wiedervereinigung dienten mehrere Vorträge. Einen wertvollen Beitrag hierzu lieferte ein Lichtbildervortrag von Rektor Bredenberg „Reise durch Ostpreußen, Pommern, Schlesien, Sudetenland". Der Geschichte des Kreises Sensburg wurde ein breiter Raum gewidmet. Um die Ausgestaltung der Freizeit bemühten sich neben dem Kreisvertreter und dem Leiter der Sensburger Heimatkartei. Gustav Waschke aus Grabenhof (seine Anschrift lautet jetzt: Remscheid, Lenneper Straße 15, II), der Leiter des Vertriebenenamtes Böhm, die landsmannschaftliche Gruppe in Remscheid, das Stadtjugendamt und das Sozialamt. — Beim Kreistreffen am 2. September in der Patenstadt Remscheid ist Gelegenheit, dass auch die „großen" Sensburger die gastliche Stadt kennenlernen, die unserer Jugend so schöne Tage bescherte.

 

Ebenrode (Stallupönen). Ehemalige Realgymnasiasten und Luisenschülerinnen

Wir treffen uns in Frankfurt am Main am Sonntag, dem 19. August ab 10 Uhr im Ratskeller der Stadt Frankfurt in den Römerstuben gegenüber der Paulskirche. Leitung: Ingenieur Johann Schinz, Bad Vilbel, Am Hang 9 a.

Dr. Kurt Stahr (16) Marburg a. d. Lahn, Rückertweg 4

 

Seite 6   Königsberg-Stadt. Abschied von Konsul Erich Haslinger

Gemeinsam mit den Familienmitgliedern nahm am 25. Juli 1956 auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf ein großer Freundeskreis Abschied von dem Königsberger Reeder Erich Haslinger. In der Trauergemeinde befanden sich mehrere bekannte Persönlichkeiten aus Königsberg, unter ihnen Agnes Miegel, sowie viele frühere Angestellte aus den Abteilungen der angesehenen großen Firma. Die blaue Kontorflagge der Reederei Meyhoefer bedeckte den Sarg; auf ihr lag die Burschenmütze des Königsberger Corps „Masovia", das heute im Verein mit einem Hallenser Bund als Corps „Palaiomarchia-Masovia" an der Landesuniversität Kiel weiterbesteht. Zwei Chargierte hielten zu beiden Seiten des Sarges die Ehrenwache. Vor dem Sarg lagen auf einem Samtkissen das Große Bundesverdienstkreuz und der Silberne Ehrenzirkel des Corps für fünfzigjährige Zugehörigkeit. Ein Flor gelber Rosen und der Schimmer brennender Wachskerzen gaben dem Raum eine würdig-feierliche Stimmung.

 

Pfarrer Hugo Linck, der bekanntlich früher an der Löbenichtschen Kirche amtierte, erteilte den Ausgangssegen. Seiner Ansprache stellte er das Bibelwort voran: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“. Der Scheidende habe diese Anforderung nach Menschenmaß erfüllt. Die hohen sittlichen Gedanken, die dem Gedicht von Simon Dach innewohnten: „Der Mensch hat nichts zu eigen, so wohl steht Ihm nichts an, als dass er Treu erzeigen und Freundschaft halten kann" haben auch Erich Haslinger beseelt. Wer wie er seiner Heimat treu geblieben sei, der stehe auch mannhaft und treu zum deutschen Vaterlande.

 

In seiner Eigenschaft als Erster Vertreter der Stadt Königsberg würdigte Konsul Bieske das Lebenswerk von Erich Haslinger, der, unterstützt durch seinen allzu früh verstorbenen Bruder Oswald, die Firma Meyhoefer zu einem großen Unternehmen erweitert habe. Zu ihrer Leitung sind, so führte er aus, ein klarer Überblick über die vielen Abteilungen — die Reederei, die Spedition, das Reisebüro, die Niederlassungen im In- und Ausland — und Wagemut Voraussetzungen gewesen. Diese Eigenschaften haben Erich Haslinger auch befähigt, nach der Vertreibung die Reederei wieder aufzubauen. Nicht zu vergessen ist, dass auf Schiffen von Robert Meyhoefer viele Landsleute sich über die Ostsee retten konnten, als das Unheil über Ostpreußen hereinbrach. Als ein wahrhaft königlicher Kaufmann und ein Mann rechtlicher Gesinnung wird Konsul Erich Haslinger, dessen Rat und Stimme in der Königsberger Industrie- und Handelskammer Gewicht hatten, im Gedenken seiner Landsleute weiterleben.

 

Namens des Bundesvorstandes der heimatvertriebenen Wirtschaft stattete Herr Wenzel den letzten Dank an Erich Haslinger ab, der die Notwendigkeit dieser Vereinigung als einer der ersten erkannt hat und zu ihren Mitbegründern zählt. Als ihr Vorsitzender und späterer Ehrenvorsitzender hat er, dessen redlichem Wesen sich alle Türen und Herzen öffneten, der gemeinsamen Sache der Heimatvertriebenen große Dienste erwiesen.

 

Ein Bekenntnis zu Treue und Freundschaft enthielt der letzte Gruß des Vorsitzenden des Altherren-Verbandes des neuen Bundes „Palaiomarchia-Masovia", Rechtsanwalt Dr. Schrader-Rottmers. Man spürte aus den Worten die enge Verbundenheit Erich Haslingers mit seinen Bundesbrüdern; er war einer der eifrigsten Förderer der Wiederaufnahme des Corpslebens. Als er nach dem Kriege in Frankreich das Grab seines vor Paris gefallenen Sohnes besuchte, der ebenfalls dem Corps „Masovia" angehörte, schnitt der Vater sein altes Burschenband durch und heftete ein Stück des Bandes an das Grabkreuz des Sohnes. Einen in den blau-weiß-roten Farben Masurens und des Corps „Masovia" gehaltenen Blumenstrauß nebst dem Burschenband auf dem Sarge niederlegend, gab der Vorsitzende des Altherren-Verbandes den Wunsch des Verstorbenen bekannt, dass seinen Ausgang aus dieser Welt die Melodie des Masurenliedes „Wild flutet der See" begleiten möge . . . Orgel und Geigen spielten die Weise . . . Beim dritten Vers sank der Sarg hinab, über dem die Chargierten den Ehrengruß erwiesen — Ein Aufleuchten der festgefügten, gediegenen Umwelt eines Mannes, dessen Lebensgrundsätze auf der Verbindung des Humanismus mit den Gedanken des Liberalismus Königsberger Prägung beruhten, teilte sich der sichtlich bewegten Trauergemeinde mit.

(In der vorigen Ausgabe würdigte das Ostpreußenblatt das Wirken von Konsul Haslinger auf der Ehrentafel „Tote unserer Heimat".)

 

Seite 6   Tausend Labiauer waren in Hamburg

Jedem Labiauer, der am Sonntagmittag den großen Saal der Hamburger Elbschloßbrauerei betrat, muss wohl vor Freude das Herz höher geschlagen haben. Freudiges Stimmengewirr klang ihm aus allen Ecken entgegen, auch der letzte Tisch und Stuhl war von seinen Landsleuten mit Beschlag belegt, die es sich — insgesamt fast an die tausend — trotz, langer Reisewege und oft erheblicher Kosten nicht hatten nehmen lassen, zu ihrem diesjährigen Hauptkreistreffen nach Hamburg-Nienstedten zu kommen. Man kann Kreisvertreter Gernhöfer zu dieser Bekundung des Gemeinschaftsgeistes und der vorbildlichen Organisation der Treffen nur beglückwünschen.

 

Die Feierstunde wurde mit einer Ansprache des Kreisvertreters eröffnet. Mit warmen Worten begrüßte Landsmann Gernhöfer seine Landsleute, vor allem auch die jungen Labiauer, die in erfreulich großer Zahl vertreten waren. Dass die Jugend bei den Heimattreffen mit dabei ist, so sagte er, gibt uns die Gewähr, dass auch weiter für unsere Heimat eingetreten wird, wenn wir das einmal nicht mehr können. Der Redner erläuterte dann die Bedeutung der Heimattreffen, die schön und traurig zugleich seien, — schön, weil sie uns Landsleute einmal wieder zusammenführten und damit unsere feste Verbundenheit mit der alten Heimat bekräftigten, traurig, weil wir unser Ostpreußen jetzt eben nur in der Erinnerung aufsuchen könnten. Landsmann Gernhöfer erzählte dann von den letzten Labiauer Treffen, die in würdevoller Weise gezeigt haben, welcher Geist unter den Vertriebenen herrscht. Wir wollen und müssen der Heimat die Treue halten, in jeder möglichen Weise, die diesem Ziel dienen kann. Der Kreis Labiau, das Samland waren blühend und schön, und so schön wollen wir es auch in der Erinnerung behalten und in Erzählungen überall weitergeben. Wir sind Brüder und Schwestern eines Landes, eines Kreises, so schloss der Redner, und freuen uns, dass wir alle in voller Treue gemeinsam zu unserer Heimat stehen. Möge uns diese feste Treue auch weiter erhalten bleiben. Der starke Beifall zeigte, wie sehr Kreisvertreter Gernhöfer im Sinne seiner Landsleute gesprochen hatte.

 

Oberkreisdirektor Büning überbrachte den Labiauern die herzlichen Wünsche und Grüße des Patenkreises Land Hadeln. Es zeugt von wahrem, idealistischen Geist, so führte er aus, dass Labiau sich keinen reichen Paten ausgesucht habe, sondern vielmehr einen Kreis, der selbst zum Sanierungsgebiet gehört. Der Patenkreis könne nur wenig tun, aber das Wenige tue er von ganzem Herzen.

 

In der Hauptrede betonte Landsmann Naujoks, Mitglied des Vorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen, die unbedingte Notwendigkeit, immer wieder ein Treuebekenntnis zur gesamtdeutschen Heimat abzulegen. Der Gedanke der Koexistenz bedeute für uns nicht, dass wir k.o. sind, und die anderen existieren. Es sei für uns alle eine Aufgabe, so sagte der Redner, uns von Rache und Vergeltungssucht freizumachen, sonst würden wir nur einen Grundstein für neue Auseinandersetzungen legen, die ja nichts anderes als ein Versagen geistiger Kräfte sind. Unter dem Beifall seiner Zuhörer brachte Naujoks den besonderen Dank aller Ostpreußen gegenüber jenen westdeutschen Menschen zum Ausdruck, die durch ihre großzügige Hilfe und ihre Taten die Achtung vor der Würde des Menschen hochgehalten haben. Wir Heimatvertriebenen, so führte er aus, haben die von manchen Einheimischen von uns verlangten „Vorleistungen" in reichem Maße erbracht. Ohne uns wären, wie auch der Bundeskanzler betont hat. der schnelle Wiederaufbau und das sogenannte Wirtschaftswunder niemals möglich gewesen. Aber Heimatvertriebene wie Einheimische sollten daran denken, dass mit diesem Wirtschaftswunder und dem sozialen Wohlstand die ungeheure Gefahr der Trägheit und Gleichgültigkeit verbunden sei. Unsere Liebe zu unserer Heimat lege uns die Verpflichtung auf, den heimatpolitischen Kampf weiterzuführen. Kein Politiker hat das Recht, jemals auf unseren nach allgemeinen Menschenrechten und Völkerrecht gegebenen Anspruch auf unsere Heimat zu verzichten. Das uns zugefügte Unrecht kann nicht durch die Ehrung eines Staatsmannes oder die Verleihung irgendwelcher Preise und Orden, sondern nur dadurch beseitigt werden, dass das Recht wieder zur Anwendung gebracht wird. Wir aber müssen so handeln, so schloss der Redner unter starkem Beifall, als hinge von dem Tun eines jeden von uns das Schicksal der deutschen Sache ab.

 

Mit dem Gesang des Deutschlandliedes wurde die eindrucksvolle Feierstunde beendet.

 

Seite 6   Allenstein Stadt und Land. Ambrosius Kniffky verstorben.

Am 19. Juli 1956 entschlief in Rimbeck, Post Scherfelde, Westfalen, nach schwerer Krankheit im 69. Lebensjahre das Mitglied des Allensteiner Stadtvorstandes, Hotelbesitzer Ambrosius Kniffky. Am 27. September 1887 geboren, kaufte er 1908 das Hotel Kaiserhof in Allenstein, das er nach Vergrößerung und Modernisierung bis zur Vertreibung geführt hat. Über 25 Jahre war er — ein Zeichen der Wertschätzung — Vorsitzender des Gaststätten- und Hotelbesitzerverbandes, ebenso gehörte er während einiger Jahre dem Allensteiner Stadtparlament an. Er war ein gläubiger Jünger seiner katholischen Kirche, seine irdische Passion lebte er in Gottes freier Natur, in Ausübung der Jagd — das Erbteil seiner Vorfahren aus altem ermländischen Bauerngeschlecht — aus. Noch in der Erinnerung werden die im Ostpreußenblatt erschienene Schilderung und sein Bild von dem auf seiner Allensteiner Jagd erlegten Blaufuchs sein und von seinem treuen Jagdhund „Tell", der noch in der Polenzeit nach seinem Herrn in Allenstein suchte. Nach Flucht und Gefangenschaft betrieb Ambrosius Kniffky im Kreis Uelzen ein Gemischtwarengeschäft, bis die Krankheit seiner Ehefrau zur Geschäftsaufgabe zwang. Fast auf keinem der Allensteiner Heimatkreistreffen fehlte Ambrosius Kniffky. Ihm war der persönliche Einsatz um die Rückgewinnung der ostpreußischen und Allensteiner Heimat selbstverständlich. Auch auf seinem Krankenlager kreisten seine Gedanken bis zuletzt um die Heimat, gipfelten in dem Wunsch, in der geliebten Heimat zu sterben. Mit Ambrosius Kniffky ist wieder ein Allensteiner Traditionsträger abberufen. Dem Allensteiner Stadtvorstand erwächst die Verpflichtung, die Reihen zu schließen und nach dem Gesetz der Heimat weiterhin im Sinn von Ambrosius Kniffky zu handeln.

H. L. Loeffke, Stadtvertreter von Allenstein Lüneburg, Vor dem neuen Tor 12  

 

Seite 6   Zum Haupttreffen beider Allensteiner Kreise am 1. und 2. September 1956 in Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus, werden alle Heimatfreunde herzlich eingeladen.

 

Das Programm über den Ablauf des Treffens an beiden Tagen wird in der nächsten Folge des Ostpreußenblattes veröffentlicht. Hier kann nur kurz angedeutet werden, dass die Veranstaltung am Sonnabend, dem 1. September 1956, um 20 Uhr, mit einem bunten Heimatabend eingeleitet wird.

 

Landsleute, die an beiden Tagen des Treffens teilnehmen wollen, wird empfohlen sich sofort wegen Quartierbeschaffung an die Geschäftsstelle „Patenschaft Allenstein", Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus, zu wenden. Dabei ist anzugeben, ob Hotel- oder Privatquartier erwünscht wird. Nur rechtzeitige Quartierbestellung sichert zufriedene Unterbringung. Allen Quartierbestellern geht nach der Bestellung ein Bescheid über die Unterbringung zu.

Weitere Ankündigungen über das Allensteiner Haupttreffen in der nächsten Folge.

Geschäftsstelle „Patenschaft Allenstein" Gelsenkirchen

 

Seite 6   Mitgliederversammlung der Ostpreußischen Herdbuchgesellschaft.

Zu einer ordentlichen Mitgliederversammlung lädt der Vorsitzende der Ostpreußischen Herdbuchgesellshaft e. V., von Saint Paul, Zieverich bei Bergheim/Erft. zum 9. September, 13 Uhr, nach Hannover, Gaststätte Schloßwende, Königsworther Platz 3, ein. (Straßenbahnlinie 16 ab Bahnhof oder Straßenbahnlinie 5 ab Kroepke.) Auf der Tagesordnung stehen: 1. Geschäftsbericht, 2. Kassenbericht, 3. Bericht über Pensionsfragen und Bewertung der Zuchtherden. 4. Satzungsänderungen zu §§ 11 und 13 der Satzungen, 5. Neuwahl gemäß §§ 11 und 13 der Satzungen, 6. Verschiedenes.

 

Rest der Seite: Rätsel-Ecke

 

Seite 7   Gumbinnen Kreistreffen In Hamburg am 19. August

Das diesjährige Kreistreffen für den norddeutschen Raum findet, wie bereits öfter mitgeteilt, am 19. August in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei, Elbehaussee 372, statt. Das Tagungslokal ist ab 8.00 Uhr geöffnet. Bahnverbindung: S-Bahn bis Kl.-Flottbek, dann 15 Minuten Fußweg, oder Bus-Verbindung vom ZOB (Omnibus-Bahnhof neben Hauptbahnhof Hamburg) mit Schnellbus bis Haltestelle Teufelsbrück.

 

Programm: 10.30 Uhr Gottesdienst. 11.30 Uhr Ansprache des Kreisvertreters. 12.00 Uhr Sondersitzung der Landwirte und Gewerbetreibenden. „Aktuelle Fragen zum Lastenausgleich", Referent: Herr Walter, stellv. Leiter der Heimatauskunftstelle (24) Lübeck für den Regierungsbezirk Gumbinnen. 14.00 Uhr Jugendstunde: „Spiel und Tanz" mit der Jugendreferentin der Landsmannschaft Ostpreußen, Hanna Wangerin. 15 Uhr Treffen ehemaliger Angehöriger der Gumbinner Garnison. Um rege Teilnahme bitten alte Kameraden. Anschließend gemütliches Beisammensein.

 

In einem besonderen Raum wird Herr Gebauer eine Ausstellung zeigen: „Gumbinnen Stadt und Land im Bild“. Dort werden auch Vorbestellungen auf das Gumbinner Heimatbuch entgegengenommen!

Auf gesundes Wiedersehen in Hamburg!

Hans Kuntze, Kreisvertreter Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4

 

Die Jugendstunde am 19. August in Hamburg

In einem besonderen Rundschreiben ist von der Jugend an die Jugend — soweit Anschriften vorhanden sind — eine Aufforderung zur Teilnahme am Treffen ergangen. Hier heißt es unter anderem:

 

„Es fanden in unserer Patenstadt Bielefeld bereits zwei Jugendfreizeiten statt. Jedes Mal waren sechzig Jugendliche aus Stadt und Land anwesend. Bei jedem Treffen verband uns sofort eine enge und aufrichtige Kameradschaft, obwohl wir uns zuvor meistens gar nicht kannten“. „Wir Jungen sollen das Werk unserer Eltern im Bemühen um unsere Heimat Ostpreußen fortsetzen. Wir dürfen unser Ostpreußen nicht vergessen, denn es war, ist und bleibt ein Teil Deutschlands und unsere Heimat . . ." „Unter den Teilnehmern der beiden Freizeiten hat sich bereits ein fester Zusammenhalt gebildet. Das zeigte sich auch sehr deutlich beim letzten Kreistreffen im Juni in Bielefeld, bei dem viele junge Menschen erschienen waren. Wir standen diesmal nicht, wie sonst so oft, verloren zwischen den Älteren. Diesmal hatten auch wir unseren Bekanntenkreis und lernten gleichzeitig viele Eltern unserer Kameraden kennen . . ." „Deshalb bitte ich Dich noch einmal sehr dringend, nach Hamburg zu kommen. Hast Du Gumbinner Bekannte, die in Deiner Nähe wohnen, zeige ihnen bitte diesen Brief, er gilt auch ihnen“.

Anmeldungen — bitte möglichst gleich — an Fräulein Ursula Mertins, Oststeinbek über Hamburg-Bergedorf.

 

Staatliche Ingenieurschule Duisburg übernimmt die Patenschaft für die ehemalige Ingenieurschule Gumbinnen!

 

Folgenden Brief gebe ich der Kreisgemeinschaft zur Kenntnis:

Dr.-Ing. Eschelbach, Baudirektor      Duisburg, 18.07.1956, Bismarckstraße 81

 

Sehr geehrter Herr Kuntze!

Die Staatliche Ingenieurschule Duisburg hat am 14. Juni 1955 um Genehmigung einer Patenschaft für die ehemalige Staatliche Ingenieurschule Gumbinnen nachgesucht.

 

Mit Verfügung vom 29. Juni 1956 hat der Herr Kultusminister NRW dieser Patenschaft zugestimmt. Die Staatliche Ingenieurschule hat sich zu diesem Antrag bewogen gefühlt, weil in ihrem Kollegium mehr als die Hälfte der ehemaligen Dozenten der Gumbinner Anstalt Aufnahme gefunden haben. Verschiedene Anfragen ehemaliger Absolventen an die Dozenten haben uns zu diesem Antrag gestärkt und beabsichtigen wir, mit dieser Patenschaft den heimatlos gewordenen Gumbinner Absolventen eine Möglichkeit zu einem Anschluss an eine in Westdeutschland bestehende gleiche Anstalt zu geben. Ich darf Sie bitten, soweit Anfragen an Sie gerichtet werden, die eine einschlägige Beantwortung des Anfragenden erfordern, die Betreffenden an unsere Anstalt zu verweisen.

 

Mit vorzüglicher Hochschtung! gez. Dr. Eschelbach

 

Der Staatlichen Ingenieurschule Duisburg — seinem Direktor und seinem Kollegium — sowie dem Herrn Kultusminister sei an dieser Stelle der besondere Dank der Kreisgemeinschaft Gumbinnen ausgesprochen. Mögen recht viele Angehörige der ehemaligen Schule und der jugendliche Nachwuchs dort Rat und Beistand erfahren.

Hans Kuntze, Kreisvertreter Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4

 

Seite 7   Vertiefung der Beziehungen Pr.-Eylau-Verden

Das Haupttreffen der Kreisgemeinschaft Pr.-Eylau am 29. Juli in Hamburg-Nienstedten begann mit einem Gottesdienst in der dortigen Kirche. „Siehe. Ich bin mit dir, und will dich behüten, wo du hinziehst, und Ich will dich wieder herbringen in dies Land . . ." Auf diese Verheißung baute Pfarrer Müller seine Predigt auf. Der Geistliche, der um die seelische Not seiner Landsleute weiß — Wilhelm Strüvy berichtete im Verlaufe der Versammlung von dem tiefen Gehalt einer religiösen Zuspräche, die Pfarrer Müller am 6. November 1948 in fernem Russland an die Schicksalsgefährten in der Gefangenschaft richtete —, knüpfte an zwei Gestalten auf dem Bilde im Gumbinner Gymnasium an, das die Ankunft der Salzburger in Ostpreußen darstellte: an den gefasst sein Lebensende erwartenden Greis und an die alte Frau mit der Bibel. Diese glaubensstarken Einwanderer hätten um die geheime Mitte gewusst, die sie befähigte, Not und Ungewissheit zu ertragen. Auch uns könne sie helfen und aufrichten: den Weg der Rückkehr in die Heimat werde Gott bestimmen.

 

Im kommenden Jahr: Ferienlager Pr. - Eylauer Kinder

In der Elbschloßbrauerei versammelten sich sodann annähernd achthundert Pr.-Eylauer. Der Kreistag und der Kreisausschuss traten zu einer kurzen Besprechung zusammen. Namens des Kreistages eröffnete Landsmann Scheffler, Albrechtsdorf, die Feierstunde. Dass die herzliche nachbarliche Gesinnung, die von Hof zu Hof, und in den Städten von Familie zu Familie, bestand, auch heute noch weiterlebt, wurde man bei der Begrüßung der Anwesenden durch Wilhelm Strüvy-Gr.-.Peisten gewahr. Den starken Zusammenhalt wertete er als ein Zeichen, dass die Pflege dieser schönen menschlichen Beziehung die Kreisgemeinschaft beseele. Als der Redner den Dank an Karl von Elern-Bandels für seine unermüdliche Arbeit als Kreisvertreter und Mitglied des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft aussprach und von seinem Besuch in Königswinter aus Anlass des 70. Geburtstages des Kreisvertreters berichtete, ertönten Bravorufe. In einer würdigen Ansprache zu Ehren unserer Toten gedachte Wilhelm Strüvy besonders der verstorbenen Landsleute von Saucken-Loschen und Harwart-Mühlhausen. Die Weise vom guten Kameraden beschloss die Totenehrung.

 

Als Beauftragter des Patenkreises Verden (Aller) sprach Landsmann Willutzki, der Mitglied des Verdener Kreisausschusses und Vorsitzender der dortigen landsmannschaftlichen Gruppe ist. Er überbrachte die Grüße des Patenkreises: leider seien der Landrat sowie der Kreisdirektor durch die Sorgen, die die Überschwemmungsnot dem Kreis bereite, am Erscheinen verhindert. Noch immer drohe das stehende Hochwasser durch die Deiche zu dringen. Der Schaden sei noch gar nicht zu übersehen; zunächst gelte es für 17 000 Stück Vieh, Futter herbeizuschaffen.

 

Die Pr.-Eylauer erfuhren dann Näheres über die Auswirkungen der Patenschaft: In Verden werde jetzt die Kreiskartei von Landsmann Schadwinkel betreut und mit Unterstützung des Patenkreises ausgebaut. Die Hauptstraße in einem neuen Wohnbezirk habe den Namen „Pr.-Eylauer Straße" erhalten. Im nächsten Jahre würden Pr.-Eylauer Kinder vom Patenkreis zur Teilnahme an einem Ferienlager eingeladen werden: hierüber werde das Ostpreußenblatt rechtzeitig eine Ankündigung bringen. Da das Gebäude des Verdener Heimatmuseums jetzt frei geworden sei, werde in ihm eine „Pr.-Eylauer Stube" eingerichtet werden. Zu Ausstattung dieses Erinnerungsraumes sei die Mithilfe der Landsleute erforderlich. Wer Urkunden, Bilder und andere der Ausstellung würdige Stücke besitze, möge sie — leihweise oder als Stiftung — zu diesem Zweck zur Verfügung stellen. Gedacht sei auch an die Erwerbung von Werken bildender Künstler aus dem Kreise Pr.-Eylau.

 

Mithilfe bei der Ausgestaltung der „Pr.-Eylauer Stube"

Kreisvertreter Karl von Elern dankte für die vielen Glückwunschschreiben, die er zu seinem 70. Geburtstag erhalten habe. Er betrachte sie als Beweis des Vertrauens und sei darum froh, weil dieses Vertrauen ausschlaggebend für seine Arbeit sei. Der Kreisvertreter erinnerte dann an den 70. Geburtstag von Wilhelm Strüvy und die Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes. Lebhafte Zustimmung regte sich in der Versammlung, als von Elern den Wunsch äußerte, dass Wilhelm Strüvy noch lange die Kraft verliehen würde, als zweiter Sprecher unserer Landsmannschaft und als Leiter der Heimatauskunftstellen in Lübeck zum besten der Ostpreußen zu wirken. In Anlehnung an die Grußworte von Landsmann Willutzki betonte der Kreisvertreter die Verbundenheit mit dem Patenkreis Verden. Auf einer Fahrt durch das Überschwemmungsgebiet habe er das Unheil gesehen. Fluren und Felder seien zerstört: der Schaden sei unermesslich. Im Namen der hier versammelten Kreisgemeinschaft sprach er dem Patenkreis das tiefste Mitgefühl zu dieser schweren Prüfung aus. — Mit der Einrichtung der geplanten „Pr.-Eylauer Stube" sei auf Beschluss des Kreistages Landsmann Winkelmann beauftragt worden. Eine Unterstützung seiner Bemühungen wurde den Landsleuten dringend nahegelegt. Einen nachhaltigen Eindruck habe er — so versicherte der Kreisvertreter — von Schülerarbeiten in der von Rektor Rohlfing geleiteten Mittelschule in Verden empfangen. Sorgsam und eifrig hätten die Schüler Darstellungen der ostdeutschen Gebiete jenseits der Oder-Neiße in großem Format auf die Wände gemalt. Es sei nur zu wünschen, dass eine solche Aufgeschlossenheit überall in den westdeutschen Schulen wirksam würde, und wenn wir unsere Kinder in der Liebe zur Heimat erzögen, bestehe die Hoffnung, dass die Jugend gestärkt den Kampf um ihre Wiedergewinnung fortführen werde.

 

...Nur eine gemeinsame ostpreußische Meinung

Mit der Schilderung des Kreises Pr.-Eylau begann das geschäftsführende Vorstandsmitglied unserer Landsmannschaft, Egbert Otto, seine die Geschichte Ostpreußens streifende und aktuelle politische Ereignisse behandelnde Rede. Ostpreußen habe dem preußischen Staat den Namen und die Krone gegeben. Durch Opferbereitschaft und weise Staatskunst sei Preußen, das dann die Einigung Deutschlands bewirkte, hochgestiegen. Neid und Missgunst hätten den Namen Preußens zu verdunkeln gesucht, aber es rege sich zunehmend die Bewunderung für die Leistungen Preußens. Amerikanische Stimmen hätten sich dahin geäußert, dass zweimal die USA gegen Deutschland in den Krieg gezogen seien, um die Deutschen zu ändern. „Jetzt wären wir froh, wir hätten sie so geändert, dass sie sind, wie sie 1914 waren!" Solche Erwägungen könne man heute in den USA lesen. Die Ostpreußen „umerziehen" zu wollen, sei unnötig, denn sie hätten sich die Liebe zur Heimat, in der ihr Pflichtbewusstsein wurzele, erhalten. Der Redner fand rege Aufmerksamkeit, als er über die Reise Dr. Alfred Gilles durch die USA und den Erfolg der Tätigkeit von Landsmann Dr. Sallet berichtete. (Über das Eintreten des Mitgliedes des amerikanischen Repräsentantenhauses Mr. Reece für Ostpreußen brachte das Ostpreußenblatt mehrere Berichte.) Chruschtschow und Bulganin stellten zwar heute den Hauptschuldigen von Jalta, Stalin, als einen großen Verbrecher hin, doch auf die Folgerung, dieses Verbrechens wiedergutzumachen, nämlich die geraubten Gebiete herauszugeben, gingen sie nicht ein. Das Lächeln sei die neue Taktik der Kremlgewaltigen, um den Westen zu täuschen, und leider sei bei einem Teil unseres Volkes auch eine Erweichung des Widerstandswillens zu beobachten. Wenn von „Opfern" geredet würde, die das deutsche Volk bringen müsse, so meine man damit zunächst den Verzicht auf Ostpreußen, ferner auf Schlesien, Pommern, Berlin und schließlich gar auf die Freiheit der Bundesrepublik. Im Hinblick auf das künftige Schicksal unserer Heimat erscheine es ratsam, dass die Ostpreußen wachsam auf jede auftauchende Formulierung achten. Wenn es um Ostpreußen gehe, so gebe es keine Unterschiede: hier gebe es nur eine gemeinsame ostpreußische Meinung. — Mit dem Deutschlandlied endete die sehr bewegte Feierstunde.

 

Seite 7   Königsberg-Stadt. Ostpreußische Mädchengewerbeschule

Das Heft 12 der Zeitschrift des deutschen Verbandes der Gewerbelehrer „Die berufsbildende Schule" (Herausgeberin Ministerialrätin i. R. E. Albrecht), ist der früheren Ostpreußischen Mädchengewerbeschule und Berufspädagogischem Institut in Königsberg gewidmet. Auszüge aus den Verwaltungsberichten seit der Gründung der Schule am 1. Oktober 1909, die aus der Zusammenlegung der Cäcilienschule des Vereins Frauenwohl mit der Ostpreußischen Haushaltungsschule von Luise von Hippel und den Geschwistern Popp entstand, geben einen geschichtlichen Überblick. Über die Zeit von 1935 bis zum 22. Januar 1945 berichtet Frau Brostowski. Im Bilde wird das moderne Schulgebäude, Ecke Brahmsstraße/Beethovenstraße, gezeigt. Das Heft kann gegen Einsendung von 50 Pfennigen, einschließlich Porto, vom Heckner-Verlag, (20 b) Wolfenbüttel, bezogen werden.

 

Lötzen

Am Sonntag, dem 19. August ist in unserer Patenstadt in Neumünster, in den Reichshallenbetrieben, Altonaer Straße das Jahreshaupttreffen der „Kreisgemeinschaft Lötzen in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V." Am gleichen Tage findet um 9.30 Uhr die Sitzung des Kreistages Lötzen gemäß § 6 der Satzung im Terrassensaal der Reichshalle statt, wozu die Mitglieder des Kreistages, die im „Heimatbrief aus der Patenstadt Neumünster" namentlich auf den Seiten 14 bis 16 aufgeführt sind, hiermit eingeladen werden.

 

Infolge des zögernden und nur mangelhaft eingehenden Jahresbeitrages von zwei DM je Lötzener Familie wird es leider nicht möglich sein, den Mitgliedern die Kosten der Reise zu erstatten.

 

Tagesordnung: 1. Eröffnung des Kreistages und Begrüßung durch den Kreisältesten als Vorsitzenden des Kreistages. 2. Feststellung der satzungsgemäßen Einladung. 3. Erstattung des Jahresberichts durch den Kreisvertreter, b) Erstattung des Jahresberichts durch den Geschäftsführer, c) Bericht des Kreisschatzmeisters über die Kreisfinanzen. d) Bericht der Kassen- und Haushaltsprüfer über die Kassenprüfung für das abgelaufene Geschäftsjahr 1955/1956. 4. Entlastung des Kreisausschusses für das abgelaufene Geschäftsjahr. 5. Wahlen für den Kreisausschuss: Kreisvertreter und dessen Stellvertreter, Schatzmeister und vier Beiräte, b) Wahl der Kassenprüfer. 6. Verschiedenes.

Werner Guillaume, Kreisvertreter

 

Fischhausen

Die Gemeindevertreter unseres Heimatkreises werden dringend gebeten, die angeforderten Wahlformulare der Geschäftsstelle einzusenden, da der Wahlausschuss nach dem schriftlichen Abstimmungsergebnis die Wahl zum Kreistag und Kreisausschuss beurkunden muss. Das Ergebnis wird in der Kreistagssitzung am 12. August bekanntgegeben.

 

Die Gemeinde- und Ortsvertreter können an dieser im Kreistagssitzungssaal des Kreishauses Pinneberg, Moltkestraße, als Gäste teilnehmen. Für alle anreisenden Landsleute steht das Lokal „Cap Polonio" ab 9 Uhr zur Verfügung.

 

Kreistagssitzung: Beginn 10 Uhr. Eröffnung und Begrüßung. Ansprachen des Kreispräsidenten, des Landrates und der Parteienvertreter. Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Geschäftsbericht. Neuwahl eines Schatzmeisters. Verschiedenes. Feierstunde nachmittags 14.30 Uhr in der Gaststätte „Cap Polonio" mit Ansprachen und gemütlichem Beisammensein. Wir bitten alle Landsleute um rege Teilnahme.

Heinrich Lukas, Kreisvertreter, Gr.-Queern bei Flensburg

 

Johannisburg

Letzter Hinweis auf das erste in Bremen in der Gaststätte „Zum Kuhhirten" am Sonntag, dem 5. August, um 11 Uhr, stattfindenden Kreistreffen. Das Trefflokal ist vom Hauptbahnhof mit der Linie 4 bis Station Kirchweg zu erreichen; von dieser Haltestelle noch 50 Meter geradeaus, dann links ab, acht Minuten Fußweg bis zur Gaststätte. Möge dieses Treffen ebenso eine Überraschung durch so zahlreichen Besuch bringen wie unser vorjähriges erstes Dortmunder Treffen, bei dem dreimal so viel Landsleute erschienen, als erwartet worden war.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter (20) Altwarmbüchen (Hann.)

 

Osterode

Da ich bis zum 20. August verreist bin, bitte ich Verzögerungen beim Schriftwechsel zu entschuldigen.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, Lübeck, Alfstraße 35

 

Neidenburg

Die Geschäftsstelle Landshut ist bis zum 20. August geschlossen. Dringende Angelegenheiten wird der stellvertretende Kreisvertreter, Herr Otto Pfeiffer, Garstedt bei Hamburg, Tannenhofstraße Nr. 12, erledigen.

Wagner, Kreisvertreter Landshut/B II, Postschließfach 2

 

Rest der Seite: Unterricht, Werbung

 

Seite 8     Wehlau. Vorschläge für die Wahl der Bezirksvertrauensmänner

Die Landsmannschaft Ostpreußen e. V. ruht auf zwei Säulen: den Kreisgemeinschaften und den Landesgruppen. Die Heimatkreisgemeinschaften sind der Kern der Landsmannschaft. Beide Säulen sind die verantwortlichen Träger ostpreußischer Tradition. Ihre Tätigkeit ist durch eine vom Vorstand vorbereitete Rahmensatzung geregelt. Die Kreisgemeinschaft Wehlau hat diese Satzung noch zu beschließen. Die Vertretungsorgane des Kreises sind der Kreisausschuss (Vorstand) und der Kreistag (Bezirksvertrauensmänner).

 

Gelegentlich seiner vorjährigen Zusammenkunft in Syke hat der derzeitige Kreisausschuss die Bildung dieser satzungsmäßigen Kreisvertretungen beschlossen. Der Kreis ist zu diesem Zweck in die nachstehend benannten 24 Bezirke eingeteilt.

 

Wahlberechtigt und wählbar sind alle zur Kreisgemeinschaft zählenden Angehörigen, die sich zur Kreiskartei gemeldet und das 20. Lebensjahr vollendet haben. Die im Wege der Urwahl durch die Kreisgemeinschaft gewählten Kreistagsmitglieder haben sodann gemäß § 7 der von der Landsmannschaft Ostpreußen vorbereiteten Satzung den Kreisvertreter, dessen Vertreter und fünf Beiräte zu wählen.

 

Der gegenwärtige Kreisausschuss ist am 17. Juni 1956 übereingekommen, seinerseits der Kreisgemeinschaft für die Wahl der Bezirksvertrauensmänner (Mitglieder des Kreistages) folgende Vorschläge zu machen:

 

Bezirk Wehlau:

Heinz Kroll, Kreisangestellter, Wehlau, jetzt in Braunschweig, Am Horstbleeke 1; für Wehlau. —

 

Bezirk Tapiau:

Werner Potreck, Rechtsanwalt, Tapiau, jetzt in Hamburg 36, Fontenayallee 12; für Tapiau, Koddien und Wargienen. —

 

Bezirk Allenburg:

Hugo Hennig, Rektor i. R., Allenburg, jetzt in Halstenbek über Hagenwisch; für Allenburg, Eiserwagen, Freudenfeld, Neumühl, Schallen und Schönrade. —

 

Bezirk Bieberswalde:

Hans Hagen, Landwirt, Freiwalde, jetzt in Großensee, Bezirk Hamburg; für Bieberswalde, Damerau, Frischenau, Romau und Sielacken. —

 

Bezirk Bürgersdorf:

Hugo Gerlach, Landwirt, Bürgersdorf, jetzt in Wachenhausen 102 bei Northeim; für Bürgersdorf und Holländerei. —

 

Bezirk Cremitten:

Gustav Plonus, Gastwirt, Langendorf, jetzt in Wesel, Herzog-Adolf-Straße 49; für Bartenhof, Biothen, Eichen, Irglacken, Langendorf, Pomedien, Schiewenau und Stampelken. —

 

Bezirk Friedrichsdorf:

Albert Kurtzstiel, Landwirt, Friedrichsdorf, jetzt in Hepstedt 45 über Zeven, Bez. Bremen; für Friedrichsdorf, Kühnbruch und Sechshuben. —

 

Bezirk Gauleden:

Arnold Berger, Landwirt, Genslack, jetzt in Stadtoldendorf, Homburger Stieg 10 (Weserbergland); für Gauleden, Starkenberg und Genslack. —

 

Bezirk Gr. - Allendorf:

Hellmuth Jacob, Landwirt, Ziegelhöfchen, jetzt tn Gr. Sisbeck über Vorsfelde, Kr. Helmstedt; für Gr. Allendorf, Ernstwalde und Kortmedien. —

 

Bezirk Gr. Engelau:

Franz Neumann, Landwirt, Gundau, jetzt in Diekhusen, Marne/Holstein; für Gr. Engelau, Gundau, Hanswalde, Jägersdorf und Kl. Engelau. —

 

Bezirk Gr. Kuglack:

Gerd v. Hippel, Landwirt. Gr. Kuglack, jetzt in Staun, Post Vogelsang-Grünholz, Kr. Eckernförde; für Gr. Kuglack, Gr. Keylau und Moterau. —

 

Bezirk Gr. Weißensee:

Fritz Neumann, Landwirt, Gr. Weißensee, jetzt in Mustin über Ratzeburg, Kr. Herzogtum Lauenburg; für Gr. Weißensee, Brandlacken, Nalegau, Taplacken und Wilkendorf. —

 

Bezirk Goldbach:

Otto Erzberger, Landwirt, Goldbach, jetzt in Hiltrup bei Münster (Westf), Amelsbürner Straße 97; für Goldbach, Fritschienen, Gr. Birkenflede, Gr. Udertal. Roddau-Perkuiken. Rosenfelde, Schillenberg, Sprindlack, Uderhöhe und Wilmsdorf. —

 

Bezirk Grünhayn:

Albert Mertsch, Landwirt, Grünhayn, jetzt in Otterndort/Niederelbe, Bahnhofstraße 17; für Grünhayn, Friedrichsthal, Gr. Michelau. Grünlinde, Kothen, Nickelsdorf, Poppendorf, Reipen, Rockeimswalde, Leipen und Schenken. —

 

Bezirk Kl. Nuhr:

Fritz Göhlke, Landwirt, Kl. Nuh,. jetzt in Schönningsstedt über Bergedorf bei Hamburg: für Gr. Nuhr und Kl. Nuhr. —

 

Bezirk Leißienen: Paula v. Boddien, Landwirtin, Leißienen, jetzt in Wiesbaden, Parkstraße 22: für Leißienen, Plauen und Koppershagen. —

 

Bezirk Paterswalde:

Ernst Froese, Pfarrer, Paterswalde, jetzt in Braunschweig, Riddagshausen, Johanniterstraße 3: für Paterswalde. Lindendorf und Richau. —

 

Bezirk Parnehnen:

Ernst Grigat, Landwirt, Kukers, jetzt in Luthe über Wunstorf, Hannöversche Straße 143; für Parnehnen, Klinglacken, Knäblacken, Köllm, Damerau, Kukers, Pettkuhnen, Reinlacken und Ringlacken. —

 

Bezirk Petersdorf:

Heinrich Spohde, Landwirt, Petersdorf, jetzt in Frankenthal, Nordring 52; für Petersdorf und Stobingen. —

 

Bezirk Plibischken:

Max Kraft, Landwirt, Pelkeninken, jetzt in Wasbek über Neumünster (Holst); für Plibischken, Gr. Ponnau, Kallehnen, Kl. Ponnau, Kuglacken, Pelkeninken, Tölteninken und Warnien. —

 

Bezirk Pomanden:

Karl Raethjen, Landwirt, Hasenberg, jetzt in Bad Schwalbach, Karl-Lang-Straße 19; für Hasenberg und Neuendorf. —

 

Bezirk Pregelswalde:

Ewald Romeyke, Landwirt, Zohpen, jetzt in Schenefeld, Hamburg-Blankenese, Lindenallee 5; für Imten, Pregelswalde und Zohpen. —

 

Bezirk Sanditten:

Georg Graf v. Schlieben, Landwirt, Sanditten, jetzt in Bonn-Beuel/Rhein, Arndtstraße 83; für Sanditten und Magotten. —

 

Bezirk Schirrau:

Herbert Caspari, Landwirt, Schirrau, jetzt in Witten-Stockum (Westf), Gerdesstraße 25; für Schirrau, Aßlacken, Auerbach, Dachsrode, Fuchshügel, Grauden, Gr. Budlacken, Guttschallen, Kl. Budlacken, Moptau, Plompen, Schorkeninken, Skaten, Stadthausen und Weidlacken.

 

Innerhalb der vorstehend abgegrenzten 24 Bezirke können gemäß den Ziffern 3. 5 und 8 der Wahlordnung auch weitere Vorschläge seitens der wahlberechtigten Landsleute bis zum 13. August 1956 dem Unterzeichneten eingereicht werden. Ein solcher Wahlvorschlag muss durch dreißig Unterschriften von Landsleuten des betreffenden Bezirks unterschriftlich gestützt sein und außerdem folgende Angaben enthalten:

 

a)     den Namen und Vornamen, b) den Heimatwohnsitz, c) die derzeitige Anschrift des Vorgeschlagenen und des Vorschlagenden und schließlich d) die schriftliche Zustimmung des Vorgeschlagenen; diese ist dem Wahlvorschlag beizufügen.

Strehlau, Kreisbeauftragter zur Durchführung der Wahl (17a) Karlsruhe-West, Hertzstraße 2

 

Seite 8   „Kamerad – ich rufe dich!“

291. (Elch) Inf. Division. Am Sonnabend, 1. September, wird in Osnabrück ein Treffen des Traditionsverbandes im Gasthaus Gerritzen. Mellerstraße 10, Nähe Rosenplatz, Telefon 53 60, stattfinden, 10 Uhr: Eröffnung des Treffens. Sonntag, 2. September, vormittags: Kranzniederlegung am Ehrenmal. Kameraden, die ihre Teilnahme noch nicht oder noch nicht endgültig gemeldet haben, werden dringend gebeten, ihre Anmeldung sofort an den Vorsitzenden zu richten. Bei Wünschen nach Hotelunterkünften sind anzugeben, ob beste, mittlere oder einfache Güteklasse bestellt werden sollen. Mit der Bahn eintreffende Kameraden melden den sich in der Bahnhofsgaststätte. Kraftfahrzeuge haben am Tagungslokal gute Parkmöglichkeiten.

Kurt Illas, Oberst a. D., 1. Vorsitzender, Oldenburg i. O., Friedensplatz 4

 

Die ehemalige 121. Infanterie-Division wird ihr drittes Treffen am 1. und 2. September in Hannover veranstalten. Der letzte Divisionskommandeur, Generalleutnant Ranck, der Kommandeur des Grenadier-Regimentes 407, Oberst von Tycowicz, sowie der Kommandeur des Artillerie-Regimentes 121, Oberstleutnant Walter Tarin, werden anwesend sein. Bildlisten des Deutschen Roten Kreuzes werden ausliegen, und die Kameraden werden gebeten mitzuhelfen, das Schicksal von Vermissten zu klären: beim Treffen in Bielefeld im Herbst 1954 erwies sich ihre Arbeit als sehr ergiebig. — Nähere Auskunft erteilt der Traditionsverband der 121. Infanterie-Division, Engehausen über Schwarmstedt.

 

Ehemaliger Luftgau I. Am „Tag der Heimat", dem 9. September, wird wie in jedem Jahre, eine Feierstunde und ein Feldgottesdienst am Ehrenmal für die gefallenen ostpreußischen Soldaten in Göttingen stattfinden. Die Angehörigen des ehemaligen Luftgaues I mit allen zugehörigen Dienststellen und Einheiten werden zur Teilnahme aufgerufen. Es wird gebeten, die Anmeldung zur Teilnahme sowie zum gemeinsamen Mittagessen an die Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Göttingen, Keppeler Straße 26, zu richten. Quartierwünsche müssen beim Fremdenverkehrsverein, Göttingen, Rathaus, bestellt werden. Vorschläge und Meinungen über die Gründung eines Traditionsverbandes des Luftgaues I sind schriftlich Wilhelm Gramsch, (20a) Celle, Waldweg 83, Tel. 47 34, mitzuteilen, über die dann in Göttingen im Trefflokal beraten werden soll. Falls sich Kameraden an den Unkosten beteiligen, wird am Ehrenmal ein Kranz mit Schleife und Aufdruck niedergelegt werden. Die Spenden hierfür sind auf das Konto 52 570 bei der Städtischen Sparkasse in Celle, Wilhelm Gramsch, einzuzahlen.

 

Seite 8   Amtliche Bekanntmachungen

II 26/56      Aufgebot

Die Ehefrau Waltraud Weissbrod, geb. Küfner, Lügde, Pyrmonter Straße 16, hat beantragt, ihren Bruder, den Büroangestellten Heinz Herbert Küfner, geb. am 02.12.1920 in Groß-Hermenau, Kreis Mohrungen, zuletzt wohnhaft in Mohrungen für tot zu erklären. Der bezeichnete Vermisste wird aufgefordert, sich spätestens bis zum 26. Oktober 1956, 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen kann. An alle, welche Auskunft über das Leben oder den Tod des Vermissten zu erteilen vermögen, ergeht die Aufforderung, spätestens bis zum obigen Termin dem Gericht Anzeige zu machen. Steinheim, Westfalen, den 19. Juli 1956 Das Amtsgericht

 

Beschluss

Der Uhrmachermeister Willy Dotzek (Zivilist), geboren am 14. April 1882 zu Dirschau, zuletzt wohnhaft gewesen in Ortelsburg, Ostpreußen, Adolf-Hitler-Straße Nr. 45, wird für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wird der 31. Dezember 1945, 24 Uhr, festgestellt. Amtsgericht Hildesheim, 19. Juli 1956  — 14 II 37/56  

 

Seite 8   Bestätigungen

Achtung! Suche Zeugen (od. verlorene Sparbücher), die Aussagen machen können über Sparguthaben bei der Volksbank u. Kreissparkasse Ortelsburg in Ostpreußen. Sparer sind Kinder von Rudolf Rausch, Paterschobensee, Kreis Ortelsburg. Um Auskunft bittet Wilhelmine Rausch, Neuhausen bei Engen, Kreis Konstanz.

 

Seite 8   Suchanzeigen

Wer kann Auskunft geben über Familie Julius Kiszio, früher Leiter einer Poststelle bei Gumbinnen oder deren Tochter Frau Klara Schumann? Nachr. erb. Kurt Brzoska, Oldenburg, Sandkamp 18, früher Gumbinnen

 

Rest der Seite: Bekanntschaften, Verschiedenes, Stellenangebote, Stellengesuche, Werbung, Verschiedenes

 

Seite 9   Zwei Fotos: Ernte in Ostpreußen. Roggengarben vor einer Windmühle in der Elchniederung, Einfahren in Sorgenau an der Samlandküste, — wie würden alle, die auf dem Lande wohnten, sich jetzt in unserer Heimat bei der Ernte fleißig regen!

 

Seite 9   Die Garben vor dem Gewitter unter Dach … Kornaust auf heimatlichem Feld.

Schon seit zwei Tagen schwanken die hohen, schwerbeladenen Leiterwagen der großen Scheune auf dem Vorwerk zu, deren Tore weit offen stehen. Wieder kommt ein Austwagen. Mächtig legen sich die vier sehnigen Trakehner in die Sielen und ziehen ihn die kleine Anhöhe zum Hof hoch, laut knallt der Gespannführer mit der Peitsche, ein Zuruf und die Pferde biegen auf den Hof ein, fahren auf die Tenne und bleiben stehen. Schnell springt der Mann von seinem Braunen, spannt aus und bringt das Gespann vor einen leeren Wagen, der draußen vor der Scheune bereit steht. Kaum steht das volle Fuder in der Scheune, klettern auch schon zwei andere Männer hinauf und beginnen mit dem Abladen. Im hohen Bogen werfen sie mit den langen Stakforken die Garben ins Fach, wo Frauen sie in Empfang nehmen und sie sauber und gleichmäßig, Schicht für Schicht, aufpacken.

 

„He, Heinrich, spod di man, dat du furtkömmst, wi hebbe disem Föder bold afjeloadet“, ruft der eine Staker dem Fahrer zu, als dieser einen Augenblick an seinem Wagen stehen bleibt und den Arbeitern zusieht.

 

„Joa, joa, man nich so karsch, öck foahr joa all“, entgegnet der Ermahnte und wischt sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. „Öck mott man bloß e bößke verpuste, dat ös joa e Hötz, doa kannst foarts opschmölze“.

 

 Dann steigt er hurtig auf seinen Braunen, und im Trab geht es zurück auf das Feld, dass die eisenbeschlagenen Wagenräder nur so rattern und klappern, auf dem steinharten rissigen Boden, den die Hitze ausgetrocknet hat. Ja, der Gespannführer hat recht, schon seit einigen Tagen sengt die Sonne vom wolkenlosen Himmel unbarmherzig herab. Dieses Wetter muss ausgenutzt werden, denn das schöne Getreide soll trocken in die Scheune kommen. Heute scheint zwar die Sonne auch wieder prachtvoll, aber der Himmel hat sich verändert, ein bleierner Dunst verschleiert ihn, und es ist furchtbar schwül.

 

Dem Inspektor, der bei den Gutsleuten auf dem Feld ist, kommt dieser Himmel nicht ganz geheuer vor, und er meint mit einem schrägen Blick nach oben: „Na, Manns, ich glaub', heut' gibt es noch was. Wollen uns beeilen, dass wir die letzten Fuder auch noch trocken unter Dach bekommen“.

 

Der alte Landarbeiter, der in der Nähe aufstakt, lehnt sich einen Augenblick auf seine Forke, schiebt den alten, verbeulten Strohhut in den Nacken, zieht sein großes, rotkariertes Taschentuch heraus und wischt sich über das Gesicht. Dann nickt er zustimmend: „Joa, Herr Entspekter, öck jloaw ok, dat hiede noch Jewitter jöwt. Oawer bött Oawend war dat sick woll noch hoale. Bößke mehr beile kunn wi ons oawer noch, dat micht nuscht schoade un söcher ös söcher“. Dann spuckt er sich in die Hände, spießt mit der Forke zwei Garben auf und reicht sie den beiden Marjellen hoch, die das Fuder laden. „Hüh“, ruft er dann dem kleinen Blondschopf zu, der stolz auf dem Sattelpferd sitzt und den Wagen von Hocke zu Hocke fährt.

 

Langsam ist es Vesperzeit geworden. Alle halten schon sehnsüchtig Ausschau nach den Essenträgern. Und da kommen sie, die Marjellen und Jungen. Barfuß laufen sie über die Stoppeln; sie spüren diese gar nicht, sie sind sie gewohnt, und sie schleppen die Taschen und Körbe mit dem Vesperbrot. Schnell werden ein paar Garben umgeworfen, und im kargen Schatten der Hocken setzt man sich nieder und packt aus, was in den Taschen und Körben verstaut ist. Herrlich munden die dicken, saftigen Landbrotstullen, und wundervoll erfrischt der heiße Milchkaffee aus den Flaschen.

 

Die Vesperpause dauert nicht lange, bald geht die Arbeit weiter. Im Westen ziehen jetzt dicke Wetterköpfe auf; es braut sich etwas zusammen. Die Wolken werden dicker und immer dicker, tief schwarzblau wird der Himmel hinter dem Gewölk, das einen düsterroten, bedrohlichen Schein bekommt.

 

Emsiger arbeiten die Männer, schneller packen die Frauen die Garben, und die Wagen fahren vollbeladen im Trab und kommen leer im Galopp zurück. Es ist ein Wettrennen mit dem aufziehenden Gewitter.

 

Die ersten Blitze zucken, der Donner grollt, zuerst leise, dann immer lauter. Und noch stehen einige Hockenreihen. Aber sie verschwinden zusehends. Als die ersten Windstöße über das Stoppelfeld fegen und die ersten dicken Tropfen fallen, schwankt auch der letzte Wagen im Galopp auf den Hof und in die Scheune. Der Regen rauscht nieder und das Gewitter tobt sich aus, doch die Männer und Frauen haben es geschafft. Mögen die Blitze zucken und der Donner rollen, die Wasserfluten vom Himmel stürzen und die durstige Erde erfrischen — die Ernte ist geborgen, das Getreide unter Dach! H. Lanz

 

Seite 9   Als die Bienen schwärmen wollten.

Heute wollten sie fertig werden mit Kornmähen, und heute Abend sollte Kornaust gefeiert werden. Wir Kinder freuten uns darauf wie auf Weihnachten. Wir mussten natürlich fleißig mithelfen, Kartoffeln schrapen, Gurken schälen und Petersilie holen und hacken. Alles, was sonst den Großen zukam, mussten unsere Kinderhände schaffen, denn Großmutter und Mutter waren allein mit der ganzen Arbeit. Plötzlich kam die Großmutter zur Küche herein und rief: „Kinder, de Beene schwarme, un dat geroatz too Koornaust“. Wir Kinder warfen alles hin und juchten; das würde ja ein herrlicher Spaß werden. Und eh sich noch einer versah, hatten wir schon die Schlittenglocken von der Lucht unter der Okel hervorgeholt und fingen an, zu klingern, und einer schlug mit einem Knüppel auf die große Gießkanne. Dies war unser Amt, wenn die Bienen schwärmten; sie sollten sich ja festsetzen.

 

Ich war gerade beim schönsten Klingern, da hieß es, ich sollte den Bruder vom Kornfeld holen, er sollte die Bienen aufschöpfen. Und so überließ ich meine Schlittenglocke meiner Schwester. Die Sonne brannte; es war erst kurz nach der Mittagstunde. Ich lief mit den Schwalben um die Wette, und dann stand ich atemlos am Kornschwatt vor meinem Bruder: „Franz, de Beene schwarme!" Ich kam mir dabei ganz schuldbewusst vor, denn mein Bruder war sehr ungehalten, und so sagte ich: „öck kann joa nuscht doaför“. Der Bruder wetzte gerade die Sense und lachte, die anderen lachten mit und sagten, mein Bruder solle nur gehen, bis Abend würden sie es sowieso schaffen.

 

Als wir in die Nähe des Hofes kamen, hörten wir schon das Klappern und Klingern; als wenn die wilde Jagd los wäre, sagte mein Bruder. Er schickte mich sofort auf die Lucht, einen strohgeflochtenen Bienenkorb zu holen, und er zog sich schnell das Bienenhemd über. Das war grobes, graues Leinen mit einem runden, siebähnlichen Ding am Halsausschnitt, in diesem kam der Kopf hinein. Mein Bruder sah aus wie ein Taucher, und eben band ihm Mutter die Ärmel mit Bindfäden zu. Er war ungeduldig und sagte, er könne sich nicht lange aufhalten. Dann ging es zu dem alten Kruschkebaum, in dem die Bienen saßen. Es schienen zwei Schwärme zu sein, wie ein Milcheimer so groß hing die Traube zwischen den Ästen, und die Bienen flogen noch wie wild. Mein Bruder schwang sich auf die Stehleiter, den Bienenkorb in der Hand, und vorsichtig begann er die Bienen hineinzuschütteln. Großmutter, Mutter und wir Kinder umstanden den Bleichteich, der in nächster Nähe war; ich aber hatte mich auf den Weidenbaum am Teich geschwungen und klingerte noch immer.

 

Da plötzlich schrie mein Bruder los. Schon hatte er die Bienen drin im Korb, da ließ er ihn fallen, denn in der Eile hatte er vergessen, sich die Hosen unten zuzubinden. Der Korb fiel samt den Bienen vom Baum, mein Bruder sprang kopfüber in den Bleichteich, die wildgewordenen Bienen aber schwärmten nun bösartig auf uns Kinder, Mutter und Großmutter zu. Ich ließ die Schlittenglocke fallen, denn schon hatte ich einen Stich auf der Nase. Großmutter hielt sich den Kopf, sie hatte im Genick einen Stich wegbekommen, aber auch ihre Nase hatte etwas abgekriegt. Mutter lief wie wild zum Kücheneingang, sie kreischte, denn auch sie ging nicht leer aus. Die beiden Jüngsten kamen heulend aus den Weiden. Mein Bruder aber schwamm im Bleiteich. Den Bienenkorb auf dem Kopf, strampelte er mit den Füßen wie ein Wilder im Wasser herum.

 

Da kam ein Fuhrwerk auf den Hof. Onkel Kurschat aus Insterburg, der Fleischer war, wollte uns auf seiner Geschäftsfahrt besuchen. Er sah meinen Bruder im Teich herumschwimmen und dachte, es wäre ein Unglück geschehen. Als er aber den Mann mit dem Bienenhemd und dem schwarzen Sieb auf dem Kopf im Wasser wühlen und uns alle jaulen hörte, da lachte er, was er nur konnte und schlug sich immer aufs Knie. Doch schon hatte auch er zwei Stiche fort. Großmutter kam mit geschwollener Nase an, bot ihm die Hand und sagte: „öck seeh goar nich önn, woarom di nich ok de Beene spöcke sulle

 

Inzwischen war mein Bruder aus dem Bleichteich gestiegen, hatte sich das Wasser abgeschüttelt und die toten Bienen aus seinen Hosenbeinen entfernt. Und meine kleine Schwester sagte heulend und zeigte auf meinen Bruder: „Em hebbe se wenigstens nich önt Gesöcht gespöckt“. Da mussten wir doch alle lachen. Mein Bruder zog sich um, dann probierte er mit dem Onkel Kurschat den Bärenfang, der riet ihm, ordentlich Schnaps zu trinken, das sei Gegengift, doch mein Bruder ging wieder hinaus aufs Feld, und wir, die wir ebenfalls Halbinvaliden waren, mussten unsere Arbeit weitermachen.

 

Am Abend kamen alle mit Gesang vom Kornfeld. Wir liefen ihnen mit geschwollenen Nasen entgegen und waren natürlich mit dabei, als sie sich gegenseitig mit Wasser begossen. Als wir nachher zwischen den Leuten am Tisch saßen und Großmutter eine Schüssel voll geschmortem Hammelfleisch auf den Tisch brachte, da bot sie mit ihrer dickgeschwollenen Nase einen solch drolligen Anblick, dass alles laut loslachte, und die Großmutter lachte mit. Die Bienen hingen noch im alten Birnbaum, und mein Bruder sagte, die können dort hängen, bis sie schwarz werden, aber schwarz waren sie sowieso. Abends wurde getanzt und mein Bruder tanzte dem „Sittst em nuscht, durrt kömmt er" trotzdem und er warf die zerstochenen Beine so schneidig, als ob er nicht zahllose Bienenstiche bekommen hätte. Und wieder sagte meine kleine Schwester und hielt sich ihre Nase: „Hadde se ons ok leewer önne Beene gespöckt, dann wär dat doch nich so too seehne“.

 

So ging die Kornaust doch noch lustig aus. Wir schliefen schon lange, da hörten wir noch im Traum: „Lott ös doot, Lott ös dot, Lieske liggt öm Keller“. Aber wir hörten im Traum die wildgewordenen Bienen summen. Toni Schawaller.

 

Seite 9   Sternschnuppen über der Ostsee

An solchen warmen Abenden, wie wir sie jetzt haben, fielen ganze Scharen von Sternschnuppen in die Ostsee. Alle, die wir an der See aufwuchsen, glaubten fest daran, dass jeder Wunsch in Erfüllung ginge, den wir bei diesem himmlischen Feuerwerk taten.

 

Meine Schulfreundin Eva-Maria und ich gingen Abend für Abend an den Strand unf berieten über unsere dringlichsten Wünsche. Es ginge nämlich, glaubten wir, an jedem Abend immer nur ein Wunsch in Erfüllung.

 

Die praktische Eva-Maria schlug vor: „Wünsch' Du, dass wir morgen keine Mathematikarbeit schreiben, dann kann ich mir morgen Abend etwas anderes wünschen“. Sie verriet mir aber ihren Wunsch nicht. Sicher war es etwas ganz Tolles, denn sie war das einzige Mädchen, das bis auf die schwankende Spitze des Wettermastes am Strand kletterte.

 

Wir verließen schnell die hellerleuchtete Promenade, liefen bis ans Ende des dunklen Stegs, der weit in die See hinaus ragte, setzten uns auf die letzte Bank und schauten in den Himmel. Unsere Aufregung war grenzenlos, denn die Sternschnuppen fielen so schnell, dass wir meist gar nicht dazu kamen, einen Wunsch zu denken, bevor sie lautlos im Wasser versanken.

 

Eva-Maria saß neben mir, baumelte mit den Beinen über das Geländer und fragte nur: „Hat es geklappt?" Denn es war eisernes Gesetz, dass der Wunsch ganz zu Ende gedacht werden musste, ehe das kleine flimmernde Etwas in der rabenschwarzen See verschwand.

 

Ich empfand die Verantwortung riesengroß und war froh, als ich endlich sagen konnte: „Ja, jetzt hat es geklappt!"

 

Am Morgen fuhren wir dann seelenruhig zur Stadt in die Schule, machten im Zug nicht unser Mathematikbuch auf und waren gar nicht verwundert, als unser Studiendirektor die Klasse betrat und sagte: „Meine Damen", — er war der einzige Lehrer, der „meine Damen" sagte — „die Mathematikstunde fällt aus. Fräulein Doktor Toussaint ist leider erkrankt. Ich werde Ihnen Gesellschaft leisten und mit Ihnen ein wenig englische Konversation treiben.

 

Wir beide, Eva-Maria und ich, lachten einander nur verständnisinnig an und hatten gar kein schlechtes Gewissen wegen des armen Fräulein Doktor.

 

In der Erinnerung kommt es mir jetzt vor, als ob damals alle meine Sternschnuppenwünsche in Erfüllung gingen. Hier in der großen Stadt habe ich noch keine Sternschnuppe gesehen. Gibt es hier keine, oder ist der Stadthimmel zu hell? Ich würde mir ja nur wünschen, noch einmal auf dem Cranzer Seesteg sitzen zu dürfen . . . Erika Zebrowski

 

Seite 9   Landsmannschaft Ostpreußen auf der OLG-Ausstellung

Nachdem Ostpreußen auf der Internationalen Jagdausstellung 1954 in Düsseldorf, die mit 800000 Besuchern bislang am stärksten besuchte Ausstellung Westdeutschlands mit größtem Erfolg vertreten war, wird die Landsmannschaft Ostpreußen jetzt auch auf der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) - Ausstellung am 9. September in Hannover das Gedenken an die ostpreußische Heimat herausstellen. Die Landsmannschaft übernimmt dort u. a. einen Pavillon, indem beispielsweise einzelne starke ostpreußische Jagdtrophäen, Leistungsnachweise des edlen Trakehner Pferdes, des ostpreußischen Herdbuches, der ostpreußischen Schafzucht, die Bedeutung des ostpreußischen Forstwesens sowie geistes- und siedlungshistorische Hinweise zur Geschichte Ostpreußens aufgezeigt werden. Das jetzt zu gründende ostpreußische Jagdmuseum (vgl. „Georgine", Beilage zum „Ostpreußenblatt“ vom 21. Juli d. J.), kann seine Aufgabe unter anderem auch als „Rüstkammer" noch nicht für diese Ausstellung erfüllen. Deshalb ergeht hiermit der Appell, uns geeignetes Material (nicht nur stärkste ostpreußische Jagdtrophäen), wie zum Beispiel Dokumente, geeignete Fotografien, Bilder, für die Ausstellung als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. Auch diese Ausstellung soll zu einer heimatpolitischen Tat werden in unserem Kampf um das deutsche Ostpreußen.

Nachrichten erbeten an H. L. Loeffke, Lüneburg, Vor dem Neuen Tore 12, Meyers Garten

 

Seite 10   Foto: Theodor Freiherr von Schön. Die Mauern und Türme der Marienburg, die im Hintergrund des Bildes zu sehen sind, bilden einen symbolischen Ausdruck für die Lebensarbeit des Freiherrn von Schön, der das einstige Ordensland — die Provinzen Ost- und Westpreußen – als Staatsminister verwaltete.

 

Foto: Die auf einem Hügel erbaute Ordenskirche von Arnau und die Flussläute des Alten und Neuen Pregel zeigt dieser zu Lebzeiten des Freiherrn von Schön erschienene Stich. — Freiherr von Schön ruht in dem von ihm geschaffenen Park von Arnau.

 

Foto: Im Vorhof der Staatlichen Kunst- und Gewerbeschule auf der Königstraße in Königsberg stand ein Ehren-Obelisk für Schön, der die – zuerst in diesem Gebäude untergebrachte – Kunstakademie 1845 gegründet hat.

 

Seite 10   „Du musst, weil du sollst!" Zum hundertsten Todestage des Staatsministers von Schön. Von Professor Dr. Hans Rothfels.

Seinem Antrag vom 22. November 1815 auf Wiederherstellung der Marienburg gab der damalige Oberpräsident Theodor Freiherr von Schön die folgende Begründung: „ . . . damit der Sinn für große und edle Taten gestärkt werde, durch die Erinnerung an die Vorzeit, welche um des Glaubens willen, so große Dinge tat und welche solchen Bau zu gründen vermochte“. Diese Worte zeigen den Charakter eines Mannes, der sich in den Zeiten des Unglücks nach dem Krieg 1806/1807 um den Staat und seine Heimat Ostpreußen sehr verdient machte. Freiherr von Schön wurde am 20. Januar 1772 auf dem am Memelstrom gelegenen Gut Schreitlaugken geboren. Nach einem tatenreichen und erfüllten Leben starb er am 23. Juli 1856 auf seinem Gut Arnau. Sein Wirken wird in dem nachstehenden Aufsatz von Professor Dr. Hans Rothfels gewürdigt.

 

Von dem schlichten Grab Theodor von Schöns auf dem Arnauer Uferrand sieht man in Nähe und Ferne zugleich: Nebenan, dem Boden eng verwachsen, die Pfarrkirche der Ordenszeit, umsponnen vom geheimnisvollen Zauber der Jahrhunderte. Und an ihr vorbei der Blick ins Weite, in die Ebene hinaus mit ihren klaren Linien und lichten Farben.

 

Auch der Mann, der hier seine Ruhestätte gefunden hat, gehörte im tätigen Leben diesen beiden Welten an. Er war im engsten Heimatbezirk verwurzelt und lebte dessen geschichtliche Überlieferungen innerlichst mit. Die Marienburg verdankt Theodor von Schön nicht zum wenigsten ihre Wiederherstellung. Im Saal des Arnauer Gutshauses hingen die Bilder von Kopernikus und Simon Dach, von Herder und Kant. Und draußen zeugen noch heute die Baumriesen des Parks von dem Grundgefühl des bodenständigen Mannes, der über die eigene Existenz hinaus, in der Kette der Generationen lebend, pflanzen will.

 

Aber diese Hingabe an Heimat, Geschichte und Natur war frei von aller Romantik, frei von allem Triebhaft-Unbewussten, wie es etwa aus der Baumliebe Bismarcks spricht. Schön suchte nicht das Dunkel der Wälder, das den einzelnen im Schoß des Ewigen birgt, das Handeln aus geschichtlichem Bewusstsein heraus hat er als eitlen „Notizenkram" mit Schärfe verworfen. Was er für sich und den Staat forderte, waren „Ideen", weite Perspektiven, klare Grundsätze, eine feste Ausrichtung nach unbedingten Zielpunkten hin. Während die Ostpreußen Hamann und Herder ihre tiefen Schächte in das Reich des Irrationalen trieben, ist Schön in einem anderen Sinne Repräsentant seiner Heimat geworden, er hat die Philosophie und der Volkswirtschaftslehre der „praktischen Vernunft", das Vertrauen auf die sittliche Kraft der Persönlichkeit in das staatliche Leben, in dem Kampf um äußere und innere Freiheit hinein vermittelt. Als Patriot in den Jahren der Reform und der Erhebung, als Oberpräsident in zweiundeinhalb Jahrzehnten einer Verwaltungspraxis großen Stils, und endlich als politischer Frondeur — immer fiel es ihm zu, die Fackel weiter zu geben, deren Licht am Ausgang des aufgeklärten Säkulums in Ostpreußen entzündet worden war.

 

Ein halber Knabe noch, trat Schön in diese geistige Welt ein. Wenn man von der Langsamkeit des ostdeutschen Menschen zu sprechen pflegt, so brach er jedenfalls aus der vermeintlichen Regel aus. 1773 auf der preußischen Domäne Schreitlaugken geboren, bezog er als Fünfzehnjähriger — im Erscheinungsjahr der „Kritik der praktischen Vernunft" — die Albertina. Mit Kant war schon der Vater, der Amtsrat Schön, befreundet gewesen, auf den Sohn machten jetzt die strenge Zucht des autonomen Denkens und der vorgelebte Primat des Willens unauslöschlichen Eindruck. Das große allgemeingültige Programm: Du musst, weil du sollst, wurde, so hat es Schön selbst bezeugt, „mit Flammenschrift in den Charakter aufgenommen".

 

Es zeugt für den pädagogischen Blick des ostpreußischen Kammerpräsidenten von Schrötter, dass er diesem „Überflieger Geist" vor dem Referendarexamen ein Jahr Domänenarbeit auferlegte, damit er wisse, „wie der Schulze ein Dorf in Ordnung hält, und wie man gut ackern und säen muss". Es folgten die üblichen Lehrjahre in der „Zivilbaukunst" der Kriegs- und Domänenkammer, danach das zweite Examen. Schon jetzt muss der Eindruck des jungen Verwaltungsbeamten ein ungewöhnlicher gewesen sein. So erhielt Schön 1796 außerhalb aller Norm Erlaubnis und Auftrag zu einer Art staatsmännischer „Bildungsreise", die ihn durch wirtschaftlich wichtige Teile des „Reiches" und dann 1798 nach England führte. Seit langem gingen von hier, dem Handelswege folgend, durch gewisse Gemeinsamkeiten der sozialen Struktur angeregt, starke Wirkungen nach Ostpreußen hinüber. Emsiger noch als sonst auf dem Kontinent blickte man in Königsberg nach dem gelobten Land der Freiheit jenseits des Kanals. Schön hat später versichert, in England erst sei er zum „Staatsmann" geworden. Und in der Tat zeigen seine ausführlichen Reiseberichte, wie er alle Erfahrungen, die ihm zugänglich waren, auszuschöpfen strebte. Zum Empiriker ist er darüber nicht geworden. Vielmehr war es ihm das wichtigste, dass die Anschauungswelt und die Erfolge einer von staatlicher Bevormundung befreiten „Gesellschaft" mit ihren fließenden Grenzen, ihrer Selbständigkeit und Fülle der individuellen Charaktere, dass die Verbindung von aristokratischer Tradition und bürgerlichem Fortschritt, dass die englische Dichtung von dem „Menschen" ihn selbst in den Kategorien seines Denkens bestätigte und vollends fest machte.

 

Schon an den Reformversuchen vor der Katastrophe nahm Schön lebhaften Anteil. Er gehörte seit 1800 dem Generaldirektorium in Berlin an, insbesondere seit 1802 der Gesetzkommission, die an die friderizianische Wirtschafts- und Sozialpolitik die bessernde Hand zu legen begann. Nach dem Zusammenbruch ist er dann Mitglied der berühmten Immediatkommission gewesen, die im Juli 1807 eingesetzt wurde, um noch vor der Ankunft des Freiherrn vom Stein das große Reformwerk zu beginnen. Gleich dem ersten entscheidenden Akt hat Schön die Grundlage geliefert: Anfang August 1807 verfasste er das vorbereitende Gutachten für das Edikt der Bauernbefreiung. Während er in Memel daran schrieb, verfiel seine Frau in Königsberg tödlicher Krankheit: Mit schwerstem persönlichem Opfer hat Schön gleichsam die Strenge der Grundsätze besiegeln müssen, die er selbst in das Edikt hineintrug.

 

Stein akzeptierte sie, und doch zeigen zugleich gewisse Abweichungen, was ihn von dem „Ostpreußen" schied: Der Minister setzte die Ausdehnung des Edikts auf das Gebiet der ganzen Monarchie durch, und er behielt einen Rest des friderizianischen Bauernschutzes bei. Wohl ist auch Schön ein erklärter Freund des Bauernstandes gewesen, aber er wollte ihn nicht auf staatlichen Schutz, sondern auf das freie Spiel der Kräfte anweisen. Der prinzipielle Gegensatz beider Männer deutet hier sofort sich an. Sehr bezeichnend hat Schön später von Stein geurteilt, er habe zu sehr nach „Beispielen" und zu wenig nach „Ideen" gehandelt. Steins Reformgedanken wurzelten in tiefem geschichtlichem Erdreich und wollten organisch Glied an Glied fügen; kein anderer Mann war so geeignet, sie vorzustoßen und zum System zu runden wie der Ostpreuße Schön. Und so ist es ihm zugefallen, beim plötzlichen Sturz Steins das „Glaubensbekenntnis" der Epoche zu schreiben, das sogenannte „Steinsche Testament" von 1808. Was Schön hier als Vermächtnis des Ministers skizzierte, widersprach zwar nicht dessen Meinung, es konnte von ihm durchaus anerkannt werden, und doch stand eine „innere Richtung" dahinter, die dem ethischen Erziehungswillen Steins ganz fern lag: Die Forderung des modernen Rechtsstaates, der Gesellschaft freier Staatsbürger. Oder wie es das Testament mit triumphierender Vorwegnahme verkündete: „Der unerschütterliche Pfeiler jeden Thrones, der Wille freier Menschen ist gegründet“.

 

In den beiden Ministerien, die auf Stein folgten, hat Schön trotz mehrfacher Anläufe eine leitende Stellung nicht erlangt. Auf eigenen Antrag wurde er 1809 Regierungspräsident von Gumbinnen. Im Verkehr mit den durchziehenden französischen Truppen konnte er hier bewähren, was ein Mann von Rückgrat auch unter ungünstigsten äußeren Umständen zu leisten vermag. Seine Leidenschaft barg sich in „kalten Formen", in einer starren Rechtlichkeit, die ihn zwischen Auflehnung und Nachgeben kerzengerade hindurchsteuern ließ. So zeigen ihn vollends dann die viel berufenen Königsberger Vorgänge vom Januar und Februar 1813. Schön konnte den Anspruch autonomer Selbstbestimmung, mit dem die ostpreußischen Stände auftraten, als Geist von seinem Geist empfinden, er half mit, die weltergehenden Forderungen Steins wie der Russen abzuwehren und zugleich doch die militärischen Formen zu schaffen, in die dann die volleren und allgemeineren Impulse der Freiheitskriege hineinströmten.

 

Seite 10   Briefe an das Ostpreußenblatt.

Die Mädels tanzten doch! Von Sommerfesten in Georgenswalde

Regierungsbaurat a. D. Wilhelm Westerhausen (23) Achmer-Wakum über Bramsche, Siedlung Feldfach, der in Georgenswalde ein Eigenheim besaß, schreibt:

 

„Mit allergrößtem Interesse habe ich im „Ostpreußenblatt" in den Folgen 24, 27 und 28, die Beiträge über Georgenswalde von Karl Herbert Kuhn, Otto Stolzke und Eva Maria Arnold („Aus Angst vor Paul Wegeners Zorn") gelesen.

 

Besondere Verdienste um die Anlage der wunderschönen Promenadenwege, der Straßen und Plätze hat sich der erste „Badedirektor", Hauptmann a. D. Oesterreich, erworben. Ihm ist es zu danken, dass die einzelnen Parzellen mannigfaltigste Gehölzanpflanzungen erhielten. Auch seine Sommerfeste waren immer etwas Einmaliges. Ich denke da noch an das „Gausupfest". Im Wolfskesselweg am Waldhaus standen Buden und Stände mit allerlei Überraschungen. In der Mitte des Wolfskesselweges war ein Musikpodium aufgebaut, auf dem die Musikkapelle des Fußartillerie-Regiments Nr. 1 (Linger), dem er angehörte, konzertierte. Wenn die Fröhlichkeit ihren Höhepunkt erreicht hatte, bestieg er selbst das Podium und dirigierte mit viel Schwung . . .

 

Neben Hauptmann Oesterreich hat sich ganz besonders Landesbürodirektor Karl Schnetka verdient gemacht. Sein Verdienst war es, dass, er immer wieder für den Schutz der Küste eintrat. Mit Baurat Stahl zusammen baute er den Küstenschutz des Samlandes auf. Seiner Initiative war es zu verdanken, dass ein breiter Küstenstreifen entlang der Nordküste Naturschutzgebiet wurde. Ihm verdankten die Georgenswalder die herrliche Anpflanzung vom Landwehrplatz bis Park Warnicken, den Elchdamm mit seinen Lupinen (alle vorhandenen Sorten waren vertreten) und den vielartigen Heckenrosen. Eine seiner wichtigsten Neuerungen war der Aufbau des Betriebswerkes, der Elektrifizierung. Am Tage der Einweihung beging Georgenswalde ein Fest, das Flammenfest, wie es vorher und nachher nie gewesen ist. Ich hatte damals die große Freude, im Vergnügungsausschuss mitwirken zu können. 24 junge Mädels hatte ich damals zu einem Tanz bei bengalischer Beleuchtung auf dem werten, grünen Kurhausvorplatz beisammen. Die Aufführung versprach eine Sensation zu werden! Beinahe wäre jedoch alles schief gegangen, denn kurz vor der Generalprobe führten einzelne Muttis ihre Töchter fort, weil sie die Wirkung des Ganzen bezweifelten, zumal alle Mädels in einfachen weißen Kleidern und dazu noch barfuß (!) tanzen sollten. Knapp die Hälfte verblieb mir bei der Generalprobe. Im Vergnügungsausschuss drohte man mir, im Raritätenkabinett am Wolfskesselweg ausgebrannte Glühbirnen mit der Bezeichnung „Die ausgegangenen Flammen des Herrn Westerhausen" aufzuhängen. Doch den Triumph gönnte ich den Herren nicht. Wir ließen uns nicht beirren und siehe da, kurz vor dem Fest erschienen alle 24 Mädels. Die Muttis waren bei der Generalprobe doch anderen Sinnes geworden...

 

Beim Lesen des Artikels von Frau Arnold über Paul Wegener, musste ich jedoch etwas schmunzeln. Flunderfrauen am Bahnhof? Nein, das hatte Georgenswalde nicht, niemals. Bei uns gab es — leider — keine Fischer. Der Teil unserer Küste war zu steinig. Hier irrt Frau Arnold . . .

 

Georgenswalde hat unter den Kriegseinwirkungen kaum gelitten. Doch viel Leid und Elend hat es gesehen. Viele liebe Freunde sind dort erschlagen worden oder verhungert. Wir alten Georgenswalder werden es nie vergessen, und wir hoffen, dass wir es noch einmal wiedersehen können.

 

Seite 10   Das Samland am stärksten besucht

Welcher Teil Ostpreußens wurde am meisten besucht? Davon vermittelt uns die Statistik über den Fremdenverkehr ein anschauliches Bild. Die höchste Übernachtungsziffer hatte der Fremdenverkehrsbezirk Samland aufzuweisen. Im Jahre 1936 waren es 38,7 Prozent von der Gesamtzahl aller Übernachtungen In Ostpreußen. 1937 stieg die Zahl auf 46,5 Prozent. An zweiter Stelle stand der Bezirk Königsberg und Umgebung (9,2 Prozent), dann folgten die Bezirke Masuren, Trakehnen, Tannenberg, Ermland-Natangen, Niederung-Kurisches Haff und an letzter Stelle das Oberland. Den Hauptanteil der Besucher stellte Ostpreußen selbst mit 62,6 Prozent, ihm folgte Ostdeutschland (Pommern, Mecklenburg, Berlin, Brandenburg, Grenzmark, Schlesien) mit 18,1 Prozent, Westdeutschland (Westfalen, Lippe, Rheinprovinz, Saarland, Hessen-Nassau, Land Hessen) mit 4,9 Prozent, Mitteldeutschland mit 4,8 Prozent, Nordwestdeutschland mit 3,9 Prozent, Süddeutschland mit 2,1 Prozent. Über 3 Prozent aller Übernachtungen entfielen auf Besucher aus dem Ausland.

 

Seite 11   Die landwirtschaftliche Nebenerwerbsstelle.  Von Hans Moehrl, Landwirtschaftsrat z. Wv., Hannover, früher Neidenburg und Heiligenbeil

Viel ist über die landwirtschaftliche Nebenerwerbsstelle bisher geschrieben und gesprochen worden. Gar mancher, der das Thema „Landwirtschaftliche Nebenerwerbsstelle" so mit einer Handbewegung abzutun glaubt, ist sicherlich nicht genügend über diese Materie unterrichtet. Ich hoffe, dass meine kurzen Ausführungen zu einer Aufklärung und gerechten Anerkennung des Wertes der Nebenerwerbsstelle führen.

 

Es unterliegt gar keinem Zweifel, dass man von Eingliederung des vertriebenen Bauern nur sprechen kann, wenn es gelungen ist, ihn auf einer Vollerwerbsstelle, zumindest in Größe einer Ackernahrung, anzusetzen, und es ist bestimmt falsch, von den bis zum 20.06.1955 durchgeführten Siedlungsfällen in Höhe von 63 295 als von Eingliederungsfällen zu sprechen, sind doch allein 37 195 oder beinahe 60 Prozent dieser Siedlungsfälle in der Größenklasse unter zwei Hektar erfolgt, also überwiegend die sogenannten landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstellen.

 

Es ist naturgemäß unter den gegebenen Verhältnissen bei der derzeitigen Gesetzgebung sehr schwierig, alle vertriebenen Bauern von jenseits der Oder und Neiße und die geflüchteten Bauern aus der Sowjetzone auf Vollerwerbsstellen unterzubringen. Aber wo ein Wille, ist auch ein Weg. Die Möglichkeiten der Moor- und Ödlandkultivierung sowie der Schaffung von Vollbauernstellen auf dem Wege der Flurbereinigung (Aufstockung von Kleinsthöfen zu vollen Ackernahrungen) sind bei weitem noch nicht voll ausgeschöpft. In diesem Zusammenhang möchte ich bzgl. der Durchführung der Siedlungsprojekte auf die Ausführungen des Staatssekretärs Dr. Nahm zurückkommen, die er über den Rundfunksender Frankfurt gemacht hat: „Man sollte die Ansiedlung der vertriebenen und geflüchteten Bauern nicht nur unter dem Gesichtspunkt des materiellen Nützlichkeitseffekts für die westdeutsche Wirtschaft betrachten. Die Regierung wird in dieser Frage der gesamtdeutschen Verpflichtung den Vorrang einräumen müssen. Dass der Erfolg bisher ein weit größerer gewesen wäre, wenn die zur Genüge gemachten Vorschläge für die Eingliederung heimatvertriebener Bauern (ohne Enteignung) Gesetzeskraft erlangt hätten, ist klar, über diese Vorschläge zur Erstellung von Vollbauernstellen soll ein anderes Mal gesprochen werden. Bleiben wir heute einmal bei der Nebenerwerbsstelle, die in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden darf, wenn sie auch dem Bestreben, wertvolles ostdeutsches Bauerntum dem Lande zu erhalten, nur unvollkommen Rechnung trägt.

 

Was versteht man überhaupt unter einer Nebenerwerbsstelle? Es handelt sich um einen landwirtschaftlichen Kleinstbetrieb, den der Betriebsinhaber und seine Familienmitglieder neben einem Hauptberuf, der die Grundlage der Familienexistenz bietet, betreiben. So ist den bäuerlichen Menschen wenigstens noch in etwa die Lebenshaltung in einem bäuerlichen Milieu gesichert, leidet doch niemand so unter der Vertreibung und unter dem Verlust seines Berufes wie der Bauer, da Bauer sein ja nicht nur ein Beruf schlechthin ist, sondern eine Lebensform. Auch werden die Kinder der Nebenerwerbssiedler eher dem Beruf ihrer Väter erhalten, als wenn die Familie im Häusermeer der Städte leben muss.

 

Wer kommt für eine landwirtschaftliche Nebenerwerbsstelle überhaupt in Frage, d. h., wem kann ein Existenzaufbaudarlehen Landwirtschaft zum Bau oder Erwerb einer landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstelle gewährt werden?

 

Antwort: (aus dem LAG — Lastenausgleichsgesetz)

Wer einen Hof verloren hat,

wer Hoferbe ist,

wer seine Existenz als Unselbständiger in der Landwirtschaft verloren hat und jetzt wieder in der Landwirtschaft tätig ist.

 

Die Weisung über Aufbaudarlehen für die Landwirtschalt vom 21.10.1952 sagt in § 2:

 

Antragsberechtigt sind: Vertriebene im Sinne der § 11, 229 LAG, bei denen die Voraussetzungen des § 230 Abs. 1 bis 3 LAG vorliegen und die auf Grund von Vertreibungsschäden (§ 12 LAG) voraussichtlich Anspruch auf eine Hauptentschädigung gemäß § 243 LAG haben, oder die einen Vertreibungsschaden im Sinne des § 12 Abs. 1 Nr. 4 LAG (Verlust der beruflichen oder sonstigen Existenzgrundlage) geltend machen können und deren Hauptberuf, gesichert ist.

 

Der frühere Landarbeiter kann aus dem LAG nur gefördert werden, wenn er auch jetzt wieder in der Landwirtschaft arbeitet. Die frühere Bäuerin, die mit einem Vertriebenen verheiratet ist, nur dann, wenn dessen Einkommen noch eine Existenzgefährdung darstellt, die Bäuerin, die einen Einheimischen geheiratet hat, nur dann, wenn dieser in der Landwirtschaft tätig ist.

 

Nach dem BVFG (Bundesvertriebenengesetz) kann ein Existenzaufbaudarlehen für Nebenerwerbsstellen erhalten:

 

Wer Vertriebener oder Sowjetzonenflüchtling ist und aus der Landwirtschaft stammt, oder nach der Vertreibung überwiegend in der Landwirtschaft tätig war (§ 35 BVFG).

 

Welche Stellen können als landwirtschaftliche Nebenerwerbsstellen gefördert werden?

 

Die Durchführungsbestimmungen vom 03.12.1954 des BAA zu § 1 Abs. 2 b der Weisung über Aufbaudarlehen für die Landwirtschaft vom 21.10.1952 besagen, dass Nebenerwerbsstellen nur gefördert werden können, wenn die Sicherung der Existenzgrundlage des Antragstellers durch den Hauptberuf bereits besteht oder zu erwarten ist. (Auf Grund der 4. LAG-Novelle kann auch ein Unterhaltshilfeempfänger gefördert werden, wenn sonst die Voraussetzungen erfüllt sind.)

 

1. Als landwirtschaftliche Nebenerwerbsstellen im Sinne der Weisung können nur Stellen angesehen werden, die

 

 a) neben ausreichendem Wohnraum angemessene Wirtschaftsräume und eine angemessene Landzulage aufweisen,

 

b) dort errichtet werden, wo ihr wirtschaftlicher Bestand und die Lebensgrundlage ihres Inhabers hinreichend gesichert erscheinen.

 

2. Mit Aufbaudarlehen können nur Stellen gefördert werden, die einschließlich der zugeteilten Pachtfläche eine Gesamtgröße von mindestens 2500 qm, davon mindestens 2300 qm Nutzland aufweisen.

 

a) Bei Neuerrichtung landwirtschaftlicher Nebenerwerbsstellen soll von der Gesamtfläche zur Bildung der Stammstelle eine Fläche von mindestens 1250 qm als Eigentum oder im Erbbaurecht (Eigenland) zur Verfügung stehen. In begründeten Ausnahmefällen kann die Stammstelle kleiner sein, ihr Anteil an der Gesamtfläche darf jedoch nicht unter 1000 qm liegen.

 

b) Die Übernahme bebauter Grundstücke oder bestehender Betriebe soll nur gefördert werden, wenn diese sich als landwirtschaftliche Nebenerwerbsstellen eignen und mit mindestens 2500 qm nutzbaren Eigenlandes ausgestattet sind, der spätere Zukauf des erforderlichen Nutzlandes innerhalb eines angemessenen Zeitraumes gesichert ist und für die Übergangszeit das in diesem Falle zur Bildung der landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstelle erforderliche Eigenland durch Pachtland ersetzt wird.

 

c) Die Zupachtflächen sollen den Stelleninhabern zu angemessenem Pachtzins auf mindestens zwölf Jahre überlassen werden.

 

3. Der Darlehnsnehmer muss sich zur dauernden ordnungsgemäßen Bewirtschaftung der übernommenen landwirtschaftlichen Nutzfläche verpflichten und in der Schuldurkunde anerkennen, dass das Darlehen mit sofortiger Wirkung gekündigt werden kann, wenn er die Stelle nicht ordnungsgemäß bewirtschaftet.

 

Hinsichtlich des Gesamtareals der Nebenerwerbsstellen bestehen zwischen den Bundesländern gewisse Abweichungen, so muss der Nebenerwerbssiedler in Niedersachsen neben den 1250 qm Eigenland noch 2 vha Pachtland für zwölf Jahre nachweisen.

 

Es ist natürlich nicht möglich, im Rahmen dieses Kurzaufsatzes alle Dinge, die die Nebenerwerbsstellengründung betreffen, eingehend zu behandeln. Wer Rat haben will, setze sich mit dem für ihn zuständigen Landesverband des Bauernverbandes der Vertriebene n in Verbindung. Die Anschriften der Landesverbände sind in der Georgine, Folge 15, vom 14. April 1956 bekanntgegeben.

 

Seite 11   Ostpreußen - „Land der dunklen Wälder". Von H. L. Loeffke

Die Gründung des ostpreußischen Jagdmuseums, in dem auch zum Teil forstliche Unterlagen Ostpreußens gesammelt werden sollen, gibt Veranlassung, auf die Struktur und Leistung des ostpreußischen Waldes einzugehen. Auf Ausstellungen (so zum Beispiel jetzt auf der Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Hannover), und in Veröffentlichungen soll u. a. auch mit diesem forstlichen Material die Bedeutung Ostpreußens für Gesamtdeutschland herausgestellt werden. Deshalb verdienen die nachfolgenden Beiträge von H. L. Loeffke Beachtung. Die Schriftleitung.

 

I.              Besitzformen der ostpreußischen Wälder

Der Zauber und die Menschenferne der ostpreußischen großen Waldgebiete sind schon öfters begeistert geschildert. („Unsere Elche" von H. L. Loeffke, „Ostpreußenblatt" vom 25. Dezember 1952 und 5. Januar 1953; „Rominten, wie wir es lieben" von W. Frevert, „Ostpreußenblatt" vom 5. September 1953; „Unsere großen Wälder" von S. Zühlke, „Ostpreußenblatt" vom 16. Oktober 1954). In diesen naturhaften Wäldern, die auf jüngeren und deshalb noch nicht so ausgelaugten kräftigeren Böden (in Ostpreußen eine Eiszeit mehr!) als in Mittel- und Westdeutschland erstarken, lebt und webt noch die „Waldseele", „geht der Liebe Gott noch durch den Wald“.

 

Zweck dieses Beitrags ist aber vornehmlich die nicht minder wichtige Auswertung noch vorhandenen statistischen Materials, um so die forstpolitische, waldbauliche und holzwirtschaftliche Bedeutung des ostpreußischen Waldes kurz zu skizzieren.

 

Gleich zu Beginn eine Einschränkung, die jeder landläufigen, wildromantischen Vorstellung widerspricht: Ostpreußen als „das" Land der dunklen Wälder ist in Wahrheit ein ausgesprochen waldarmes Land, das innerhalb Deutschlands in seiner Waldarmut nur noch von Schleswig-Holstein (unter 10 Prozent) übertroffen wird. Mit einem Bewaldungsprozent von nur 19,5 Prozent (beim benachbarten Pommern, Grenz-, Kurmark betrug das Bewaldungsprozent 31,2 Prozent, in der Lausitz sogar 50 Prozent) liegt es erheblich unter dem Reichsdurchschnitt von 27,6 Prozent. Aber wenn und wo nun einmal Wald in unserer ostpreußischen Heimat stockt, — da ist er meist zusammenhängend im „Klumpatsch" vorhanden, da fuhr man oft stundenlang durch urwüchsige Bestände. So z. B. ist die Johannisburger Heide mit ihren 965 qkm auch das größte zusammenhängende Waldgebiet des Reiches. Man konnte darin schon noch nachempfinden dieses pantheistisch lösende Gefühl des „Und ewig singen die Wälder"!

 

Noch um die Mitte der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts war das damals waldreiche Ostpreußen mit 32,5 Prozent der Gesamtfläche mit Wald bestanden. Durch Nonnenfraß und infolge ausgedehnter Abholzungen der gutsherrlichen und bäuerlichen Waldungen ging dieser Waldanteil bis 1900 sogar auf 18,2 Prozent zurück. In der Agrarkrise jener Jahre wurde der „Sparstrumpf" einer jeden Landwirtschaft, der Guts- und Bauernwald, ausgeleert oder zumindest geplündert. Beklagenswerter weise wurde dabei eine große Anzahl von Privatforsten ganz oder teilweise an Händler verkauft, ohne dass eine Wiederaufforstung erfolgte. Die dann einsetzende leichte Zunahme des ostpreußischen Waldareals resultierte aus Ödlandaufforstungen, besonders in Masuren. Die ostpreußischen Staatsforsten erfuhren seit 1883 eine ständige Vermehrung ihrer Flächen, meist durch Ankauf von Privatforsten.

 

Umgekehrt liegt Ostpreußen mit seinen unkultivierten Moorflächen — bezeichnend für die noch im Ganzen unverfälschte Landschaft — mit 1,2 Prozent an der Spitze (Ostpommern 0,8 Prozent, Schlesien 0,1 Prozent). Diese großen Moore mit ihren zum Teil so urhaft ostpreußisch anklingenden Namen wie die Große Plinis, die Kaksche Balis, das Zehlaubruch.

 

Fast 75 Prozent der ostpreußischen Wälder waren Staatsbesitz im Gegensatz zu Pommern mit nur 42 Prozent sowie zu Schlesien mit sogar nur 20 Prozent Staatsforsten. In Ostpreußen spielte deshalb der fiskalische Wald, bzw. früher der Wald der Krone, als nachhaltiges Reservoir des Holzbedarfs und der Wildhege für seine nähere und weitere Umgebung, nicht zuletzt als Pflanzstätte hoher waidmännischer Tradition (Rominten, Elchwald) eine gerade auch ideell bedeutende Rolle. Im „Königlichen", — das war ein auch noch bis zuletzt öfters gebrauchter, Anerkennung und Respekt heischender Begriff.

 

Diese im ostpreußischen Wald vorherrschende Großflächenwirtschaft gestattet dem Wald ein wirtschaftliches und biotisches Eigenleben und machte ihn deshalb nicht so von den Bedürfnissen anderer Wirtschaftszweige, etwa der Landwirtschaft, abhängig. Der Großwaldbesitz führt deshalb in der Regel auch zum größten waldbaulichen und wirtschaftlichen Nutzeffekt.

 

Ostpreußen ist auch die Wiege der sog. „Kreiswaldbewegung". Initiator war der Ortelsburger Landrat (scherzweise „Waldlandrat" genannt) von Poser, der mehr als ein Menschenalter (1914 - 1945) wirklicher „Vater" seines Kreises war. Dass Städte Waldbesitzer sind (so z. B. die Stadt Königsberg als Besitzer, der ein Forstamt ausmachenden sog. Löbenichtschen Hospitalforst im Kreis Insterburg sowie Allenstein mit seinem 2500 ha großen Stadtforstamt) ist hinlänglich bekannt. Nun wurden aber auch Landkreise — 1932 waren es schon ungefähr 100 — zu Waldbesitzern, darunter in Ostpreußen Ortelsburg (6000 Morgen!), Gerdauen, Allenstein, Pr.-Eylau, Johannisburg, Sensburg, Goldap, Lötzen und Mohrungen. Es handelte sich meist um Ankauf von Ödland sowie von verwüsteten oder durch Siedlung freigewordenen kleineren Bauern- und Gutswäldern. Eine Konkurrenz mit dem Forstfiskus ergab sich hierbei in der Regel nicht, die Kreise füllten im Gegenteil eine Lücke aus; denn der Forstfiskus kann sich nur in der Nachbarschaft bereits vorhandenen Staatsforstbesitzes käuflich festlegen, der mit dem neuen Erwerb eine Betriebseinheit bilden kann. (Fortsetzung folgt)

 

Seite 11   Foto: Bestandsbild aus einem „wilden Jagen" der Rominter Heide.

Die Rominter Heide, die in ihrer ganzen Ausdehnung von 247 qkm zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, ist das berühmte „Paradies" der stärksten Hirsche Europas. Sie ist ein Rest der „großen Wildnis", die den mittelalterlichen Ordensstaat umgrenzte. Um 1850 wurde sie von einer ungeheuren Nonnenplage heimgesucht. Damals war es nicht möglich, die verwüsteten Waldteile sämtlich wieder aufzuforsten. So blieben — wie übrigens auch in vielen anderen ostpreußischen Forstämtern — einzelne „wilde Jagen" sich vollkommen selbst überlassen. Sie bildeten urwaldähnliche gestaltreiche Mischwälder aus Hainbuche, Rüster, Linde, Esche, Ahorn, Eiche, Espe, Erle und vereinzelt Fichte, die bis zuletzt in voller Absicht aus waldästhetischen und naturschützlerischen Gründen in diesem „Urzustand" erhalten wurden.

(Aus „Urwaldwildnis in deutschen Landen" Von W. Schoenischen 1934)

 

Seite 11   Vom Sinn der Ernte

Wo und wie auch der Mensch wirken mag, immer „sät und erntet" er: für sich, für seine Familie, für seine Mitmenschen und seine Welt, in die er gestellt ist. So erneuert sich unsere Welt täglich, weil sie täglich stirbt wie die reife Ähre, die sich im Winde neigt und sich willig dem Schnitter Tod hingibt, auf dass ihr Korn als grüne Saat zur reifen Frucht des folgenden Jahres werde.

 

Wir alle, die wir in jener blühenden Kornkammer des Ostens zu Hause sind, in der auch der Bewohner einer großen Stadt irgendwie seinen inneren Standort zwischen grünen Wiesen und goldenen Erntefeldern hatte, lassen nun unsere Blicke um diese einmalige ländliche Erntezeit des Jahres über die wogenden Kornfelder und Hocken mit einem zwiespältigen Gefühl gleiten, das Sehnsucht und Hoffnung, Verzichten und Eroberung zugleich ist. Nie und nimmer vergessen wir unsere weiten Getreidefelder, jene klingenden Sensen einst in der ländlichen Heimat glücklich verankerter Menschen, denen zunehmend die zügige Motorenkoppelung neuzeitlicher Erntemaschinen folgte vergessen nicht jene langen Erntewagen, die mit trabenden Pferden bei fröhlichem Mädchengelächter den Hof verließen und nach Bergung vieler Hocken des Tages hochbeladen im abendlich andächtigem Gesang langsam zur Scheune rollten, wenn im Bruch die Nachtigall schlug und am Walde das Reh schreckte.

 

Jedes Jahr wieder, und nun sind es schon zwölf Jahre her seit „unserer" letzten Ernte, erscheint in uns dasselbe Bild. Ob alt oder jung, immer dasselbe Erlebnis des Gedächtnisses, von dem Carl Ludwig Schleich einmal sagte:

 

Zwei Diener hat das Gedächtnis:

Die Hoffnung und die Dankbarkeit.

Ihr Stern und ihr Vermächtnis

Vergolden alle Zeit.

 

Wir danken es einer göttlich schöpferischen Führung, dass jede Wunde vernarbt und dass die Erinnerung im Laufe des fortschreitenden Erlebens in der Seele die farbigen erfrischenden Bilder bevorzugt. Ihr Vermächtnis und die gelben Kornfelder vergolden die Trübnis einer immer neu aufflackernden Sehnsucht und entfachen die Hoffnung aufs Neue, einst auf heimatlicher Erde wieder „unsere" Ernte bergen zu dürfen.

 

Es ist das Wesen der Hoffnung, dass sie in die Zukunft weist, dass sie Auftrieb und Kraft gibt für den planenden Geist und die suchende Seele, die nach Ruhe in ihrem Standort dürstet. Jede Ernte ist nur denkbar in der Saat, wie jedes wahrhafte Glück nur messbar ist an seinem Leid. Jede Höhe misst sich nur an der Tiefe und die wahre Weisheit ist die goldene Ernte schwerer und tiefer Irrungen menschlichen Daseins im immergrünen Werden sich verjüngenden Lebens. Ständig ist dies im Fluss, gibt uns Anreize zu neuem schöpferischem Schaffen, wie die ländliche Saat, an dessen Werken und Weiten erfahrungsnutzend sich jene ständige Reife vollzieht, die uns über das Gestern hinaus jene volle Ernte beschert, in der wir die Nahrung für die Erkenntnis finden können, aus der wir die Kraft für die Tat von Morgen schöpfen müssen.

 

Nur eine gute Ernte mit offenem Auge, bereiter Seele und starker Hand führt zu neuer hoffnungsberechtigter Saat. So ist die Ernte kein Abschluss, sie ist Aufbruch für das unvergängliche Leben wie die lebende Zelle, die allein nur die Unsterblichkeit der organischen Substanz ermöglicht.

 

Dem reifenden Menschen mit der Krönung einer zielbewussten Weisheit folgt die erobernde, vorwärtsstürmende Jugend als unvergängliches Gesetz.

 

Im heimatlichen Boden unserer Vergangenheit liegt die Kraft unseres Seins. Die gegenwärtig goldene Ernte — jedoch nicht unsere — beschert uns das Korn. Bergen wir es behutsam und mit offener Bereitschaft, damit wir leben und wirken können, dass aus seiner Saat einst „unsere" Ernte werde! Günther Siegfried- Kollkeim

 

Seite 12   Siedlungspolitik in Rheinland-Pfalz

Kürzlich hielt Dr. Gebert, Bad Kreuznach, in Saarbrücken auf einer Tagung des Bauernverbandes der Vertriebenen ein Referat über das obige Thema. Er führte dabei etwa folgendes aus:

 

In Rheinland-Pfalz sind seit Beginn der Flüchtlingseingliederung von 1950 bis Mitte 1956 rund 3000 Vertriebene landwirtschaftlich eingegliedert worden. Das Verhältnis der Vollerwerbstellen zu landwirtschaftlichen Nebenerwerbstellen liegt nahezu bei 1:1. Durch die Möglichkeit, Nebenerwerbstellen neu zu errichten, ist der Anteil der landwirtschaftlichen Nebenerwerbstellen im Jahre 1955 gestiegen.

 

Auch in Rheinland-Pfalz trat, wie überhaupt in Südwestdeutschland und sicher auch im Saargebiet, die Grundsatzfrage auf: Stehen landwirtschaftliche Eingliederung von Vertriebenen und Verbesserung der Agrarstruktur im Widerspruch, oder lässt sich zwischen beiden Arbeitsbereichen eine positive Verbindung finden? Die bisherigen Erfahrungen in der Flüchtlingseingliederung haben in Rheinland-Pfalz erwiesen, dass diese Aufgaben sich organisch verbinden lassen. Es kann darüber hinaus sogar festgestellt werden, dass der vertriebene Bauer im Rahmen der einheimischen Landwirtschaft in sehr positiver Weise der Verbesserung der Agrarstruktur dienen kann.

 

Wenn man davon ausgeht, dass die Symptome der Strukturkrankheit in der Landwirtschaft nicht allein technischer Art sind, wie zu geringe Betriebsgrößen, Flurzersplitterung, betriebswirtschaftlich zu eingeengte Hoflagen, überaltete Gebäude, unzeitgemäßes totes Inventar, ein falsches Kulturartenverhältnis, so rückt der Mensch auch hier in entscheidender Weise in den Vordergrund. Die mehrjährigen praktischen Erfahrungen der landwirtschaftlichen Eingliederung in Rheinland-Pfalz haben eindeutig unter Beweis stellen können, dass neben den positiven Aufbaukräften der einheimischen Landwirtschaft jeder tüchtige, aufbauwillige vertriebene Landwirt ein äußerst wertvoller und willkommener Faktor im Rahmen der Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur ist. Im Herzen und vor Augen das Bild seiner strukturell im Allgemeinen wesentlich gesünderen Heimat fügt sich der vertriebene Bauer in seine neuen Umweltverhältnisse ein und beginnt im neuen Anfang diese unaufschiebbar gewordene strukturelle Aufbauarbeit.

 

Aus der Sicht der menschlichen Seite der bestehenden Problematik haben sich in Rheinland-Pfalz die Einheiraten junger Vertriebener in einheimische landwirtschaftliche Betriebe besonders fruchtbar erwiesen. Man sollte deshalb dieser Form der Eingliederung besondere Beachtung schenken.

 

Bei der überragenden Bedeutung des Menschen in der landwirtschaftlichen Eingliederung einerseits und der Verbesserung der Agrarstruktur auf der anderen Seite ist heute die Erfassung siedlungs- und aufbauwilliger Vertriebener die entscheidend wichtige Aufgabe der Vertriebenenorganisationen und insbesondere des Bauernverbandes der Vertriebenen. Es kann aus den Erfahrungen von Rheinland-Pfalz nicht deutlich genug betont werden, dass die hier anfallenden Aufgaben in engster Zusammenarbeit seitens der Vertriebenenorganisationen mit den berufsständischen Einrichtungen der einheimischen Landwirtschaft erfolgen sollten. Letztlich haben einheimisches und vertriebenes Landvolk gleiche Zielsetzungen: sie sitzen wirklich in einem Boot. Die menschliche und berufliche Unruhe der landlosen Vertriebenen ist dabei ein nicht zu übersehender und äußerst erwünschter Motor zur Verbesserung der Agrarstruktur!

 

Eine sinnvolle landwirtschaftliche Eingliederung, die sich organisch in die Notwendigkeiten der Verbesserung der Agrarstruktur einfügt, muss in der praktischen Arbeit von einem zielklaren Strukturprogramm ausgehen. Wenn schon in den früheren Jahren in Rheinland-Pfalz die Praxis der landwirtschaftlichen Eingliederung auf die Strukturnotwendigkeiten der Landwirtschaft Rücksicht zu nehmen hatte, so gilt dies nach dem neuen „Grünen Plan" der Bundesregierung in besonderem Maße. Strukturelle Zwischenexistenzen sollten nur noch in begründeten Ausnahmefällen Grundlage landwirtschaftlicher Eingliederung sein. Die landwirtschaftlichen Nebenerwerbstellen müssen danach in ihrer Größe beschränkt werden, während die Vollerwerbsstellen eine wirklich ausreichende Betriebsgröße (Ackernahrung) aufweisen sollten und besatzmäßig genügend ausgestattet sein müssten. Bei der Verwertung bestehender Betriebe muss die Betriebsfläche kleiner bäuerlicher Kümmerbetriebe zur Herbeiführung strukturell richtig gelagerter Nebenerwerbstellen verkleinert werden, und das freiwerdende Land kann, wie dies in Rheinland-Pfalz immer wieder praktiziert worden ist, zur Aufstockung bisher zu kleiner bäuerlicher Betriebe dienen. Auf diesen kann dann der vertriebene Bauer auf befriedigender Grundlage einen neuen beruflichen Anfang finden. Andererseits kann im gegebenen Fall freiwerdendes Land zur Aufstockung einheimischer Betriebe Verwendung finden.

 

Die GFK hat 1955 diesen positiven Brückenschlag zwischen landwirtschaftlicher Eingliederung und Verbesserung der Agrarstruktur bei der Betreuung von 232 vertriebenen Landwirten bei ihrer Eingliederung auf Vollerwerbstellen erzielen können. Bei 162 Kaufobjekten als Grundlage für Vollerwerbstellen betrug die Durchschnittsgröße nur 5,8 ha. Die Initiative des vertriebenen Käufers und die Mitwirkung der ihn betreuenden GFK konnten erreichen, dass diese wesentlich zu geringe Ausgangsgröße durchschnittlich um 3,7 ha auf zunächst 9,5 ha aufgestockt wurde. Damit wurde bei 162 Kaufvorhaben schon im ersten, unmittelbaren Eingliederungsvorgang eine Betriebsvergrößerung um rund 64 v. H. erreicht. Bei 70 Pachtobjekten (Vollerwerbstellen) betrug die Durchschnittsgröße des Ausgangsbetriebes 12,2 ha. Auch hier konnte eine durchschnittliche Zulagefläche von 1,8 ha beschafft werden, so dass sich bei diesen Pachtobjekten eine Durchschnittsgröße von vorläufig 14 ha, also eine Betriebsvergrößerung um 15 v. H., ergab. Bei 44 Zusatzkreditverfahren für Landaufstockung konnte die GFK 1955 in Rheinland-Pfalz durchschnittlich eine Aufstockungsfläche von 2,5 ha je Betrieb gewinnen.

 

Wenn heute bei den Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur die Aussiedlung von Bauerngehöften aus zu engen Dorflagen eine immer größer werdende Bedeutung erhält, hat auch bei diesem Vorgang der vertriebene Landwirt vielseitige Möglichkeiten der positiven Mitwirkung. Der eingeheiratete vertriebene Schwiegersohn ist, wie immer wieder festgestellt werden kann, vielfach geradezu ein Pionier der Aussiedlung. Die auf Kaufobjekten eingegliederten vertriebenen Landwirte bilden in gleicher Weise oft die ersten Ansätze zur Durchführung von Aussiedlungsmaßnahmen. Ihr bisheriges Gehöft diente dabei entweder der Gehöftsvergrößerung des einheimischen Nachbarbauern, oder auch als neuer Ansatzpunkt in Form der Nebenerwerbstelle für einen neuen Eingliederungsvorgang.

 

Der eingegliederte Vertriebene wurde in Rheinland-Pfalz in vielen Fällen der Initiator eines freiwilligen Landaustausches. Dort, wo Vertriebene schwerpunktmäßig konzentriert eingegliedert worden sind, lösen sie initiativ die Durchführung beschleunigter Zusammenlegungsmaßnahmen aus. Es gibt hierfür eine Reihe sehr interessanter Beispielsfälle in Rheinland-Pfalz.

 

Wenn danach die landwirtschaftliche Eingliederung in keiner Weise im Gegensatz zur Verbesserung der Agrarstruktur steht, so kann eine falsch gelenkte Neusiedlung von Vollerwerbstellen allerdings zu Überschneidungen führen. Auch aus Gründen einer rationellen Verwendung der zur Eingliederung zur Verfügung stehenden Kredite sollte deshalb bei der Auslegung von Neusiedlungen mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl vorgegangen werden. Dies betrifft jedoch in keiner Weise die Schaffung neuer besonderer Sozialstellen. Hier kann an zeitgemäße Handwerkerstellen gedacht werden. (Einrichtungen für Traktorreparatur, für den Landmaschinenhandel.) Darüber hinaus ist die Förderung und Schaffung von Spezialisten für mittelständische Maschinenhalter (Lohnunternehmer) gerade auch im Hinblick auf strukturelle Gesichtspunkte von großer Bedeutung.

 

In organisatorischer und methodischer Beziehung ist der vertriebene Landwirt in Rheinland-Pfalz über die Möglichkeiten des früheren Flüchtlingssiedlungsgesetzes der Wegbereiter für alle Formen der Selbsthilfe und Freimachung bäuerlicher Initiative für den Landaufbau insgesamt geworden. Die Erfahrungen der landwirtschaftlichen Eingliederung in Rheinland-Pfalz lassen die Behauptung zu, dass eine umfangmäßig befriedigende Verbesserung der Agrarstruktur nicht stattfinden wird, wenn in der heutigen Organisation dieser Maßnahmen das aufbauwillige Landvolk nicht auch unmittelbar zum Zuge kommen kann.

 

Die Vertriebeneneingliederung hat damit einen organisatorischen und methodischen Einbruch in die bisherige Form der sogenannten klassischen Siedlung herbeigeführt. Der Mensch wird damit immer sichtbarer selbsthandelndes Subjekt landwirtschaftlicher Aufbaumaßnahmen. Der vertriebene Bauer nimmt hierbei einen unentbehrlichen Platz ein.

 

Wenn durch ungehemmten Einsatz der Selbsthilfe durch die Mitwirkung der GFK im Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Eingliederungsmaßnahmen in Rheinland-Pfalz neue Bauerngehöfte für 35000,-- bis 40 000,-- DM Fremdkapital errichtet werden konnten und wenn bei rund 500 Eingliederungsverfahren auf Nebenerwerbstellen als Auswirkung der Selbsthilfe Kreditersparnisse von insgesamt rund 2 Mill. DM im Jahre 1955 festzustellen sind, so zeigt dies eindeutig, dass bei entsprechender Anwendung eines Treuhandverfahrens die landwirtschaftliche Eingliederung der Siedlungspraxis ganz neue und im Hinblick auf die Verbesserung der Agrarstruktur entscheidende, methodische und kostensparende Ausblicke bereitet hat.

 

Landwirtschaftliche Eingliederung und Verbesserung der Agrarstruktur stehen damit in engstem organischem Zusammenhang. Jedes agrarstrukturkranke Bundesgebiet sollte deshalb dankbar sein, wenn ihm möglichst viele landaufbauwillige Vertriebene für die kommenden Aufgaben zur Verfügung stehen.

 

Seite 12   Ersatz-Einheitsbewertung. Von landwirtschaftlichen Betrieben nach dem Lastenausgleichsgesetz.

Den Heimatauskunftstellen liegt für sämtliche Vermögensverluste auf landwirtschaftlichem Gebiet nur ein ganz geringer Prozentsatz von gültigen Einheitswertbescheiden vor, so dass für die endgültige Schadensfeststellung eine Ersatz-Einheitsbewertung bei den Heimatauskunftstellen vorgenommen werden muss. Diese hat folgende Vorgänge:

 

Dem Bundesfinanzministerium waren die Durchschnitts-Einheitswerte per 01.01.1935 der einzelnen Kreise der Vertreibungsgebiete des Altreiches bekannt. Diese Durchschnitts-Einheitswerte sind der Bewertung nach dem LAG zugrunde zu legen. Durch sogenannte Kreiskommissionen, die bei den Heimatauskunftstellen getagt haben, sind dann diese Kreis-Durchschnittshektarsätze wertmäßig (abgestellt auf Bodengüte) für die einzelnen Gemeinden anteilmäßig festgelegt worden. Diese Gemeinde-Durchschnittshektarsätze sind im Amtlichen Mitteilungsblatt des Bundesausgleichsamtes veröffentlicht worden und haben durch die Bestätigung des Präsidenten des Bundesausgleichsamtes Rechtskraft erhalten.

 

Bewertet werden müssen sämtliche Betriebe, die in den einzelnen Gemeinden im Zeitpunkt der Vertreibung vorhanden waren. Den Heimatauskunftstellen steht die Statistik über die Gemeinde-Größen und die Anzahl der Betriebe zur Verfügung, so dass an Hand dieser Unterlagen und durch Befragung von Vertrauensleuten ein verhältnismäßig klares Bild über jede Gemeinde entsteht. Bei der Bewertung muss der einfache Durchschnitt jeder Gemeinde eingehalten werden. Er darf nur bis 0,5 Prozent oder 5,-- DM überschritten werden. Dieses sind die sog. „Schmutzprozente". Die Bewertung erfolgt durch den Gemeinde-Arbeitskreis im sog. Vergleichsverfahren. Es wird erst ein Rahmen abgesteckt: es werden der beste, ein mittlerer und der bodenmäßig schlechteste Betrieb ermittelt. Dann erfolgt in dieser Aufteilung eine wertmäßige Einreihung der anderen Betriebe. Zur Aufklärung, wie eine Bewertung vorgenommen werden muss, soll die Aufteilung eines Hektarsatzes Aufschluss geben:

 

Ein Hektarsatz von 500,-- DM unterteilt sich:

Für Grund und Boden 205,-- DM

für sämtliche Gebäude 131,-- DM

diese unterteilen sich in

 

54,-- DM für Wohn- und

77,-- DM für Wirtschaftsgebäude,

für sämtliches Inventar 164,-- DM

davon 66,-- DM für totes und

98,-- DM für lebendes Inventar.

 

Zu den Einheitswerten vom 1. Januar 1935 können Zuschläge bis zu 20 Prozent gegeben werden für gehaltene Zuchten und Gebäudebauten, die nach dem 1. Januar 1935 erstellt worden sind und sofern sie 20 Prozent vom Gebäudeanteil ausmachen. Der Betriebseigentümer muss Mitglied der Ostpreußischen Herdbuchgesellschaft, des Ostpreußischen Kaltblutstutbuches oder Warmblutstutbuches oder Inhaber einer Stammschäferei gewesen sein. Diese Zuschläge werden dann aber gegeben für den Anteil vom Hektarsatz am lebenden Inventar bzw. an den Gebäuden und dem toten Inventar.

 

Zuschläge für Meliorationen können nicht mehr berücksichtigt werden. Diese müssen bereits bei dem Grundhektarsatz durch den Gemeinde-Arbeitskreis angesprochen werden. Bei Betrieben, die einen Einheitswert von 7500 DM nicht überschreiten, erfolgt die sogenannte Mindestbewertung, die bei den Ausgleichsämtern vorgenommen wird. Hierbei werden vom Hektarsatz 20 Prozent abgezogen, dann erfolgt ein genereller Zuschlag von 1500 DM für den gesamten Betrieb.

 

Die Treuhänder der verschiedentlichsten Bankinstitute aus den Vertreibungsgebieten haben den zuständigen Landesausgleichsämtern ihre Unterlagen zur Auswertung übergeben. Die Landesausgleichsämter leiten in Form von Verbindlichkeiten-Karteikarten den Heimatauskunftstellen diese Verbindlichkeiten zu. Die Heimatauskunftstellen selbst haben mit der Ermittlung dieser Verbindlichkeiten nichts zu tun; sie haben die Verbindlichkeiten-Karteikarten nur leitbar zu machen. Hierzu ist folgendes zur Aufklärung zu sagen:

 

In der Regel enthalten diese Verbindlichkeiten-Karteikarten die Summe, die seinerzeit von dem Schuldner aufgenommen worden ist. Hiervon sind vom Tage der Übernahme dieser Hypothek bis zum Zeitpunkt der Vertreibung die Amortisation von mindestens 0,5 Prozent und der Zinsauflauf in Absatz zu bringen.

 

Leider enthalten die Unterlagen des Treuhänders der Ostpr. Landschaft keine Angaben darüber, wann die Schuld einmal entstanden ist. Hatte der Schuldner eine Lebensversicherung bei der Lebensversicherungsanstalt der Landschaft, der Ladol, abgeschlossen, so ist die Höhe der Schuld im Zeitpunkt der Vertreibung dieselbe, wie im Zeitpunkt der Aufnahme der Schuld, denn die Amortisation und der Zinsauflauf daraus sind zur Prämienzahlung bei der Ladol verwendet worden.

 

Auf den Verbindlichkeiten-Karteikarten erscheinen öfters für verschiedene Betriebe sogenannte Betriebsaufbaudarlehen der Deutschen Rentenbank. Es muss darauf hingewiesen werden, dass es sich bei diesen Krediten in der Regel um sogenannte mittelfristige, dinglich nicht gesicherte Kredite handelt, deren Laufzeit höchstens bis zu sieben Jahren betrug, so dass dieselben im Zeitpunkt der Vertreibung größtenteils zurückgezahlt sein dürften.

 

So wie das Lastenausgleich- und das Feststellungsgesetz bis zum 29. Februar 1956 lauteten, hätte ein Siedler, der nach dem Ersten Weltkrieg in einem Vertreibungsgebiet angesetzt worden war, keinen Grundbetrag erhalten, denn die kapitalisierte Rente war trotz Amortisation im Zeitpunkt der Vertreibung immer doppelt so hoch wie der Einheitswert. Auf Veranlassung der Vertriebenenverbände ist von dem Bundesausgleichsamt jetzt folgende dankenswerte Regelung für sämtliche Siedlungsbetriebe aus den Vertreibungsgebieten erfolgt:

 

Die Belastung der Siedlungsbetriebe ist an den Einheitswert gebunden. Sie beträgt jetzt, sofern ein Antragsteller nicht nachweisen kann, dass er höhere Abzahlungen geleistet hat, für Siedlungen, die nach dem Ersten Weltkrieg erstellt worden sind, bis 1935 = 60 Prozent vom Einheitswert, nach dieser Zeit bis zum Zeitpunkt der Vertreibung = 65 Prozent vom Einheitswert, einschließlich der Vorlasten, die auf den einzelnen Betrieben gelegen haben. Ein kurzes Beispiel hierzu:

 

Einheitswert 10 000,-- DM

vor 1935 ausgelegt,

Belastung 60 Prozent vom Einheitswert = 6 000,-- DM,

anzurechnende Schuld ½  = 3 000,— DM

verbleibende Schadenssumme 7 000,-- DM

 

Die Bewertung von Wald- und Wasserflächen kann, sofern diese Flächen über 50 Hektar groß sind oder mehr als 20 Prozent von der Betriebsgröße ausmachen, noch nicht vorgenommen werden, da eine entsprechende Rechtsverordnung hierfür noch nicht vorliegt.

 

Trotz vielfacher Vorstellungen bei den zuständigen Stellen ist es den Vertriebenenverbänden bisher noch nicht gelungen, den Deputanten, die ja einen eigenen Vertreibungsschaden erlitten haben, zu einer angemessenen Entschädigung zu verhelfen. Wie von zuständiger Stelle bekannt wird, soll hierfür in Kürze eine Regelung erfolgen.

 

Abschließend muss festgestellt werden, dass diese Ersatz-Einheitsbewertung nur durch die Mitarbeit der Vertrauensleute der einzelnen Gemeinden möglich ist, und es muss betont werden, dass die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern eines Gemeinde-Arbeitskreises und den Heimatauskunftstellen nur als gut bezeichnet werden kann. Den heimatvertriebenen Landwirten, die sich für diese ehrenamtliche Aufgabe und die Verantwortung, die sie damit tragen, zur Verfügung stellen, soll auf diesem Wege gedankt werden. Durch diese Tätigkeit wird das einzige Dokument hergestellt, das einmal am Tage X für jede Gemeinde Gültigkeit haben wird.

 

Seite 12   Förderung der gemeinschaftlichen Anwendung von Maschinen

Die Richtlinien hierzu liegen vonseiten der Bundesregierung noch nicht vor. Es ist vorgesehen, von der entsprechenden Etatposition eine Mill. DM abzuzweigen für den ursprünglichen Lübke-Plan für Zinsverbilligung. Weitere 500 000 DM sind für Forschung, Studienobjekte usw. in Aussicht genommen. Demnach bleiben 1,5 Mill. DM für den im Grünen Plan vorgesehenen Zweck, wobei allerdings die abgezweigte 1 Mill. DM nicht als zweckfremd angesehen werden muss. Mittel sollen gegeben werden für eine gemeinschaftliche Anwendung von Maschinen und für neue Lohnunternehmen, insbesondere für Vollerntemaschinen und dergleichen. Zurzeit stoppt der Maschinenabsatz infolge der Kreditrestriktionen und der unerschwinglichen Zinshöhe.

 

Seite 12   Bauerneingliederung in der Krise. 1955 brachte einen Tiefstand der Siedlungsaktion.

Wie die jetzt vorliegenden Unterlagen des Bundesernährungs- und Landwirtschaftsministeriums über die Ergebnisse der landwirtschaftlichen Eingliederung Vertriebener im Jahre 1955 zeigen, haben sich die optimistischen Prognosen des Bundesvertriebenenministeriums nicht erfüllt. Im Gegenteil, das Vorjahresergebnis muss sogar als das bisher ungünstigste überhaupt bezeichnet werden. Denn nicht nur die gesamte an Vertriebene übergebene Hektarfläche ist auf den bisher niedrigsten Satz von 40314 Hektar abgesunken, sondern die durchschnittliche Hektarfläche je Siedlungsfall hat auch den bisher niedrigsten Satz von 2,9 Hektar erreicht. Dazu kommt als weitere unerfreuliche Erscheinung, dass sich der Anteil der Nebenerwerbsstellen mit Hektarflächen bis zu zwei Hektar an allen Siedlungsstellen von 75 v. H. im Jahre 1954 auf rund 80 v. H. im Vorjahr erhöht hat. Nur noch 10,5 v. H. waren Vollbauernstellen mit zehn und mehr Hektar. Um fast die Hälfte zurückgegangen ist auch die Zahl der übernahmen durch Kauf von 4935 im Jahr 1954 auf 2795 im Jahr 1955. Die Pachtübernahmen sind mit 6774 beinahe unverändert geblieben, während die Übernahmen durch Einheirat auf 3521 angestiegen sind. Insgesamt erhielten 13 728 Vertriebene die Möglichkeit, wieder in der Landwirtschaft tätig zu sein, wobei sich allerdings 10 975 (das sind 80 v. H.) mit Stellen bis zu zwei Hektar begnügen mussten. Sechshundert Stellen haben Flächen zwischen zwei und fünf Hektar, 716 zwischen fünf und zehn Hektar, 938 zwischen zehn und zwanzig Hektar und 499 über zwanzig Hektar. Die Bedeutung der auslaufenden Höfe, auf die das Bundesvertriebenenministerium seine Hoffnungen weitgehend aufbaute, spielte ebenso, wie die „wüsten Höfe" nur noch eine untergeordnete Rolle. Bei den Gesamtvergaben sind sie nicht einmal mit acht Prozent vertreten, während 12 728 Ansiedlungen auf anderen Grundstücken erfolgten.

 

Nach der Flüchtlingsstatistik sind demnach in den Jahren 1949 bis 1955 insgesamt 70 739 Stellen mit 383 908 Hektar und weitere 8624 Stellen mit rund 20 000 Hektar ohne Förderungsmittel geschaffen worden. 34 100 aber waren Nebenerwerbsstellen mit Flächen bis zu zwei Hektar und nur 13 540 Vollbauernstellen mit Flächen von zehn und mehr Hektar. Innerhalb der elf Jahre nach der Vertreibung haben damit erst rund 4,5 Prozent der insgesamt etwa 300 000 in die Bundesrepublik vertriebenen ehemaligen Bauernfamilien die Möglichkeit erhalten, hier wieder ansässig zu werden.

 

Die Ergebnisse des Vorjahres und die im laufenden Jahr zeigen, dass die landwirtschaftliche Siedlung der Vertriebenen in eine echte und überaus ernste Krise geraten ist und dass optimistische Prognosen nicht ausreichen, um dieses so schwierige Problem der Eingliederung einer Lösung näherzubringen. (Aus dem Vertriebenen-Anzeiger München vom 20.07.1956)

 

Seite 13   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Lyck

Superintendent i. R. Brehm 87 Jahre alt.  Er wurde zum Kreisältesten von Lyck ernannt.

Am 3. August 1956 begeht der Kreisälteste der Kreisgemeinschaft Lyck, Superintendent i. R. Brehm, aus Lyck, jetzt in Meldorf, Rolandstraße 8, seinen 87. Geburtstag. 26 Jahre hat er die Seelsorge in Masurens Hauptstadt ausgeübt. Zuerst hatte er die dritte Pfarrstelle mit dem damals noch sehr umfangreichen Landgebiet, dann die zweite verwaltet und schließlich — nach dem Ausscheiden des Superintendenten Bury — übernahm er als Superintendent den ersten Pfarrbezirk. Vier Jahre nach seiner Amtsübernahme in Lyck musste er mit dem Landrat, dem Bürgermeister und seinem damaligen Superintendenten sowie einigen anderen Lykkern den Weg nach Sibirien antreten. Am 19 August 1914 wurden sie als Geiseln der Stadt Lyck zunächst in Ossowietz festgesetzt, später wurden sie nach Wladiwostok und in die Umgebung dieser am Japanischen Meer gelegenen Stadt gebracht. Im Austausch gegen einen russischen General erhielt der Geistliche im Herbst 1915 die Freiheit. Aus der Hand des Kaisers empfing er im Jahre 1917 auf dem Marktplatz in Lyck das Eiserne Kreuz. Die Wunden zu heilen, die der Krieg geschlagen hatte, betrachtete er als seine Lebensaufgabe, die er mit der Einweihung der im Ersten Weltkrieg zerstörten Kirche 1925 krönen konnte. Im Jahre danach wurde er Superintendent. Dieses Amt versah er zehn Jahre hindurch, bis er im Alter von 67 Jahren 1936 in den Ruhestand trat. Die Kreisgemeinschaft Lyck hat seine Verdienste nicht vergessen; durch ihre Kreisvertretung ernannte sie am 22. Juli 1956 in Hagen einstimmig Superintendent Brehm zum Kreisältesten. Mit den besten Wünschen zu seinem Ehrentage verbindet die Kreisgemeinschaft den Dank, dass er sich für dieses Amt zur Verfügung stellte. Möge Gott ihn uns noch recht lange erhalten.

Otto Skibowski, Kreisvertreter von Lyck, Kirchhain, Bezirk Kassel

 

Das Jahrestreffen 1956 in der Patenstadt Hagen war schöner als jemals. Dreitausend Lycker trafen sich, viele waren schon Samstag zum Heimatabend gekommen.

 

Der Kreistag Lyck hat die Wahlen bestätigt Die Liste der Ortsvertreter ist im 8. Hagen-Lycker Brief enthalten. In den Kreistag wurden gewählt:

 

Wahlbezirk I — Stadt Lyck:

Kurt Lange, München 13, Barer Str. 42,

Richard Koschorreck, Landshut-Mitterwöhr, NdB.,

Fritz Nagel, Stade, Harburger Straße 10;

Bruno Hensel, Aurich, Ausgl.-Amt;

Hans Syttkus, München 8, Rablstr. 25;

Dr. Hartmut Hoeppel, Stuttgart-O, Haußmannstr. 104,

Dr. Martin Kunitz, Treysa, Bez- Kassel, Bahnhofstr. 10.

 

Wahlbezirk II — Prostken:

Emil Jerosch, Ronneberg- Mühlenwehr 11

 

Wahlbezirk III — Kalthagen:

Johann Skrodzki, Neuß-Rauschenberg, Nachtigallenstr. 30

 

Wahlbezirk IV — Auglitten:

Gustav Brozka, Osterledde 37, Kreis Tecklenburg

 

Wahlbezirk V — Grabnick:

Max Brinkmann, Kisdorf über Ulzburg

 

Wahlbezirk VI — Klaussen:

ErichVogt, Wuppertal-Barmen, Bramberger Straße 11

 

Wahlbezirk VII — Morgengrund:

Arnold Czudnochowski, Elkershausen über Göttingen

 

Wahlbezirk VII — Neuendorf:

Ludwig Lendzian, Düsseldorf-Kalkum, Unterdorfstr. 13

 

Wahlbezirk IX — Sentken:

Eugen Krawolitzki, Oberhausen (Rhld), Luisenstraße 6

 

Wahlbezirk X - Lenzendorf:

Adolf Olias, Rotenburg (Nieders), Mühlenstr. 17

 

Wahlbezirk XI - Bebern:

Gustav Melzer, Solingen, Schellbergtal 5

 

Wahlbezirk XII — Borschimmen:

Hermann Sokoll, Landringhausen 28 über Wunstorf

 

Wahlbezirk XIII — Dreimühlen:

Otto Murawski,.Eldingen, Kreis Celle (Nieders), Bahnhofsstraße 97

 

Wahlbezirk XIV — Auersberg:

Adam Royla, Kl.-Berkel 139, Kr. Hameln

 

Wahlbezirk XV — Ebenfelde:

Paul Fischer, Hildesheim, Lilienthalstraße 5

 

Wahlbezirk XVI — Kutzen:

Adolf Marzeizik, Bramstedt über Segeberg

 

Wahlbezirk XVII — Kelchendorf:

Karl Heinrich, Dortmund-Schüren, Niergartenstr. 1

 

Wahlbezirk XVIII — Wittenwalde:

Walter Rogalla, Ludersbüttel über Heide (Schleswig-Holstein).

 

Zum Kreisältesten wurde einstimmig Superintendent i. R. Brehm, Meldorf (Holst), ernannt. Skibowski wurde als Kreisvertreter bestätigt.

 

Der Kreistag wählte den bisherigen Kreisausschuss wieder (s. 7. Lycker Brief). Stellv. Kreisvertreter ist Max Brinkmann, Grabnick, Kisdorf über Ulzburg, der zugleich die Landwirtschaft vertritt. Weiter gehören dem Kreisausschuss an: Arnold Czudnochowski, Morgengrund, Karl Heinrich, Kelchendorf, Dr. Kunitz, Kurt Lange, Fritz Nagel und Hans Syttkus (alle Lyck). Dr. Kunitz wird die Kassenführung, Hans Syttkus die kulturellen Fragen übernehmen.

 

Das Lycker Heimatbuch, herausgegeben von Hans Syttkus und der Münchener Gruppe zum Preise von 3 DM (zuzügl. Porto und Verpackung 0,35 DM) ist erschienen. Bestellungen gegen Vorauszahlung nimmt auch der Kreisvertreter entgegen (Postscheckkonto Hamburg 1207 45). Es ist schön gelungen und hat 24 Bilder auf Glanzpapier im Anhang.

 

Am 19. August findet ein Kreistreffen in Hannover statt, am 2. September in Neumünster. Am 1. September wird der Kreisvertreter eine Versammlung der Lycker in Hamburg einberufen, um eine Hamburger Gruppe zu bilden.

 

Erholungsbedürftige Kinder können noch an einer Freizeit in Hagen teilnehmen. Meldung mit genauen Angaben sofort erbeten.

Otto Skibowski, Kreisvertreter (16) Kirchhain, Bez. Kassel

 

Kirchentag in Frankfurt (Main)

Besucher des Kirchentages werden am Sonnabend, 11. August, um 15.30 Uhr, im Grüneberg-Park ein Schild „Kreis Lyck" finden. Weitere Zusammenkünfte können an diesem Tage vereinbart werden. Pfarrer Hans Brehm, Frankfurt (Main), Eysenbeckstr. 2

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat".

 

1. August, 16 Uhr, Heimatkreis Johannisburg, Kreistreffen Lokal: Nogatklause bei Wilks, Berlin-Neukölln, Nogatstraße 50.

1. August, 15 Uhr, Heimatkreis Ortelsburg. Kreistreffen Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, S-Bahn Wumersdorf. Straßenahn 44 und 74.

 

5. August, 15 Uhr, Heimatkreis Pillkallen/Stallupönen, Kreistreffen Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15. S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 15.

 

5. Agust, 15 Uhr, Heimatkreis Darkehmen, Kreistreffen Lokal: Zum Landsknecht, Berlin NW 21, Havelberger Straße 12, S-Bahn Putlitzstraße. Bus A 16.

 

5. August, 16 Uhr, Heimatkreis Lyck, Kreistreffen Lokal: Konditorei Bolt, Berlin SW 61, Yorckstraße 80/81, Str.-Bahn 2, 3. 95, 96, S-Bahn Yorckstraße.

 

5. August, 16 Uhr, Heimatkreis Gumbinnen, Kreistreffen Lokal: Parkrestaurant Südende Steglitzer Straße 14/16, S-Bahn Südende, Bus A 32.

 

5. August, 16 Uhr, Heimatkreis Tilsit Tilsit-Ragnit/Elchniederung, Kreistreffen/Heimatspaziergang Lokal: Reinickendorfer Festsäle. Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32.

 

8. August, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Wedding, Bezirkstreffen Lokal: Beyer. Berlin N 65, Müllerstraße 126.

 

11. August. 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Schöneberg, Bezirkstreffen Lokal: Zur Sonne, Berlin-Schöneberg, Kolonnenstraße 51.

 

11. August, 20.00 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Kreuzberg, Bezirkstreffen Lokal: Konditorei Bolt, Berlin SW 61, Yorckstraße 80/81.

 

11. August, 20.00 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Charlottenburg, Bezirkstreffen Lokal: Grafsche Gaststuben, Berlin-Charlottenburg, Wilmersdorfer Straße 21.

 

12. August, 8.00 Uhr, Heimatkreis Sensburg, Dampferfahrt nach Heiligensee. Abfahrt um 8 Uhr vom Halleschen Tor, Nähe Mehringplatz, mit Dampfer Rheinpfalz. Str.-Bahn 2, 3. 98, 99, U-Bahn Hallesches Tor.

 

12 August, 15 Uhr. Heimatkreis Wehlau/Tapiau, Kreistreffen Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15. S-Bahn Putlitzstraße. Bus A 16.

 

12 August. 15 Uhr, Heimatkreis Memel Heydekrug/Pogegen, Kreistreffen/Sommerfest und Kinderfest Lokal: Parkrestaurant Südende, Steglitzer Straße 14/16. S-Bahn Südende.

 

12. August, 16 Uhr. Heimatkreis Rastenburg. Kreistreffen Lokal: Schultheiß am Lietzensee. Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 109. S-Bahn Witzleben.

 

12. August, 17 Uhr, Heimatkreis Neidenburg/Soldau. Kreistreffen Lokal: Ideal-Klause, Berlin-Neukölln, Mareschstraße 14. S-Bahn Sonnenallee, Bus A 4.

 

18. August, 16 Uhr, Heimatkreis Bartenstein. Kreistreffen/Kinderfest Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

 

18. August. 19 Uhr, Heimatkreis Elchniederung, Kreistreffen Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2. Str.-Bahn 44, 74. Bus A 16.

 

18. August, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg/Bezirk Spandau, Bezirkstreffen Lokal: Sportklause, Berlin – Charlottenburg, Pichelsdorfer Straße 71.

 

18. August, 19.30 Uhr. Heimatkreis Königsberg/Bezirk Tempelhof, Bezirkstreffen Lokal: Schultzheißrestaurant, Berlin-Tempelhof, Tempelhofer Damm 113.

 

19. August, 16 Uhr, Heimatkreis Angerburg, Kreistreffen Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48, Str.-Bahn 2, 3, 23, 25, 35 und 44.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München; Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7, Telefon 44 84 32; Postscheckkonto Nr. 213 85. PSA

 

Würzburg. Auf dem gut gelungenen Sommerfest der Kreisgruppe in dem alten Weindorf Randersacker konnten auch Mitglieder der benachbarten Kreisgruppe Ochsenfurt freudig begrüßt werden. — Fröhlich ging es beim Kinderfest im Steinbachtalbäck her, an dem als herzlich willkommene Gäste Berliner Ferienkinder teilnahmen. Landsmann Stahl leitete mit viel Geschick und Humor die Wettkämpfe und Spiele der munteren Schar.

 

Ochsenfurt. Auf einem Heimatabend im Hotel Bären erörterte der Vorsitzende, Plep, die Verhältnisse jenseits der Oder-Neiße. Er rief seinen Landsleuten zu, nie müde und matt zu werden, sondern sich immer für die Heimat einzusetzen. Im Anschluss vermittelten drei Filme „Ostpreußisches Gold", „Trakehnen" und der „Oberländische Kanal" sowie zwei Dia-Reihen Eindrücke von Ost- und Westpreußen. Zu diesem Filmabend waren auch Ochsenfurter Bürger gekommen. — Die Bevölkerung wurde herzlich zur Teilnahme am „Tag der Heimat" eingeladen, der am 19. August in Ochsenfurt begangen werden wird.

 

Traunstein. Auf der Juli - Versammlung überreichte der Vorsitzende. Alexander Schadau, dem Ehrenmitglied Maria Dann, Königsberg, zum 86. Geburtstag ein kleines Geschenk. Zu diesem Abend erschienene Landsleute aus Aachen und Wiesbaden wurden herzlich als Gäste begrüßt. Landsmann Schadau erinnerte an die Volksabstimmung von 1920 in Ost- und Westpreußen. Die Jugend verschönte die Zusammenkunft durch Blockflötenmusik. — Die Gruppe wird sich am 4. August im Aubräu-Keller, An der Wegscheid, wieder treffen.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgrupne Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W. Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen. Karlstraße Nr. 19.

 

Friedrichshafen. Die Landsleute aus den Kreisen Tettnang. Ravensburg, Biberach/Riß, unternahm gemeinsam auf einem buntbewimpelten Dampfer einen Ausflug auf dem Bodensee. Auf der Insel Reichenau wurde eine wertvolle historische Ausstellung besichtigt. Bei dem Gesang von Heimatliedern, bei Rätselspielen und Tanz an Bord verging die Zeit im Fluge. Angelegt wurde rheinabwärts in Stein am Rhein. Den Abschluss bildete ein geselliges Beisammensein im „Hirschen".

 

Tuttlingen. Die letzte Veranstaltung der landsmannschaftlichen Vereinigung „Ordensland" war eine Busfahrt, die zunächst nach Bad Dürrheim führte. Dort wurde die Saline besichtigt. Die Fahrt ging dann weiter nach der Harmonikastadt Trossingen. Hier gesellten sich sechzig Landsleute zu den Mitgliedern der Vereinigung. Es entwickelte sich bald eine fröhliche Harmonie, die den Wunsch nach einer abermaligen Begegnung im Herbst aufkommen ließ.

 

Geislingen. Als liebe Gäste nahmen die Gruppen aus Wendlingen und Plochingen an einer mit vielen Überraschungen gewürzten Veranstaltung der Geislinger Gruppe in der Gaststätte „Wilhelmshöhe“ teil. Ein Gegenbesuch ist geplant.

 

RHEINLAND-PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe Rheinland-Pfalz: Landrat a. D. Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 7408; Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3.

 

Ahrweiler. Auf einem Ostpreußenabend sprach Erna Achtsnick, die auch die Leitung der Veranstaltung übernommen hatte, über die Geschichte und die Landschaft Ostpreußens. Der Gesang heimatlicher Lieder und Vorträge von Gedichten bereicherten den Abend.

 

HESSEN. Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Grünberger Straße 144.

 

Darmstadt. Die in Stadt und im Kreis Darmstadt wohnenden Ost- und Westpreußen werden am 9. September eine Rheinfahrt (Lorelei-Bacherach) unternehmen. Anmeldungen bis zum 7. August bei Herrn Tiedtke, Darmstadt, Lindenhofstraße 4. Hin- und Rückfahrt für Erwachsene 6,-- DM; für Kinder bis zu 14 Jahren 3,-- DM. Gäste sind willkommen.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14.

 

Essen-Steele-Überruhr. Am 5. August, 16 Uhr, wird die Mitgliederversammlung bei Schürmann, Krayerstraße stattfinden. — Am 12. August, 12.20 Uhr, ab Steele-West, wird ein Ausflug zum Hackstück unternommen werden.

 

Unna. Der diesjährige Ausflug der Gruppe ist nach Schloss Burg geplant. Die Fahrt wird zum Wuppertaler Zoo, in den Ittertaler Märchenwald, zur Mungster Brücke (höchste Brücke Europas) und zu der ostdeutschen Gedächtnisstätte führen. Anmeldungen werden sogleich und auf der nächsten Monatsversammlung entgegengenommen. Preis 6,-- DM für Mitglieder, Jugendgruppe und Kinder bis zu zwölf Jahren halber Preis. Näheres in den Aushangkästen.

 

Warendorf. Die Frauengruppe wird sich am Mittwoch, dem 8. August, 15 Uhr, bei Porten-Leve, Freckenhorster Straße, zur Kaffeestunde treffen.

 

Burgsteinfurt. Die Mitglieder der Gruppe unternahmen einen Familienausflug nach Teepe, wo sie sich mit den Landsleuten aus Borghorst trafen. Während der gemeinsamen Kaffeetafel äußerte der Vorsitzende, Gemballa, seine Freude darüber, dass so viele Eltern mit ihren Kindern trotz der Schlechtwetterlage den weiten Weg nicht gescheut hätten. Auf Vorschlag von Landsmann Münch wurde ein Sommerausflug nach Rothenfelde-Iburg beschlossen. Die Hauskapelle spielte zum Tanz, und die Kinder vergnügten sich beim Spielen, Sackhüpfen und Eierlaufen.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Helmut Gossing, Hannover, Anzeiger-Hochhaus, Goseriede 5/6; stellvertretender Vorsitzender H. L. Loeffke, Lüneburg, Vor dem neuen Tore Nr. 12, „Meyers Garten".

 

Sulingen. Auf dem nächsten Monatstreffen am Montag, dem 13. August, 20 Uhr, im Lindenhof, wird Landsmann Frank über die Kulturtagung der Landesgruppe in Hannover sprechen, ferner wird Bericht über die Sammlung „Kinderhilfe für ostpreußische Kinder in Berlin" erstattet werden. — Am Sonntag, 9. September, werden Mitglieder der Gruppe zum Tag der Heimat nach Göttingen fahren, um an der Feierstunde am Denkmal für unsere ostpreußischen Divisionen teilzunehmen und unserer gefallenen Väter, Brüder und Söhne zu gedenken. Anschließend ist eine Besichtigung von Göttingen vorgesehen; Rückfahrt auf Wunsch über Goslar oder durch den Solling. Fahrpreis etwa 8,-- DM. Diese Fahrt und andere Angelegenheiten sollen auf der Versammlung, auf der auch wichtige Bekanntmachungen mitgeteilt werden, besprochen werden.

 

Seesen a. H. Die Kulturstunde der landsmannschaftlichen Gruppe wird am 4. August unter dem Motto „Unsere Kinderchens" nach einer Vorlage von Marion Lindt gestaltet werden. Liederbücher mitbringen! In der Informationsstunde wird Sozialreferent Max Wilbudies „Aktuelles zum Lastenausgleich" bringen.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86; Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Ansiedlung heimatvertriebenen Landvolks

Nachdem es den ostdeutschen Landsmannschaften gelungen ist, einige hundert heimatvertriebene Bauern in verschiedenen Bezirken Hamburgs anzusiedeln, wird nun angestrebt, auch in der Umgebung von Bergedorf landwirtschaftliche Nebenerwerbssiedlungen zu errichten. Heimatvertriebene Landwirte, Bauern und Bauernerben. die wieder zu eigener, wenn auch bescheidener Scholle gelangen wollen, werden gebeten, unverzüglich beim Agrar-Ausschuss des Landesverbandes der vertriebenen Deutschen vorzusprechen. Sprechzeiten beim Agrar-Ausschuss, Hamburg 13, Rothenbaumchaussee 80, Zimmer 3: Dienstag, Donnerstag,Sonnabend von 9 - 13 Uhr, Freitag von 14 - 19 Uhr.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Die Veranstaltung im Monat August fällt aus.

 

Fuhlsbüttel: Am Dienstag, 7. August, um 20 Uhr, Monatsversammlung im „Landshaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1.

 

Eimsbüttel. Achtung! Lokalwechsel! Am Sonnabend, 11. August, 19.30 Uhr, im Lokal Heusshof, Fruchtallee 136a. Filmvorführung und gemütliches Beisammensein mit musikalischer Unterhaltung. Zu erreichen mit U-Bahn bis Emilienstr., Linie 5 Fruchtallee, Linie 3 und 16 Osterstr./Heussweg.

 

Elbgemeinden: Nächster Heimatabend am Sonnabend, 18. August, 19.30 Uhr, in der „Johannesburg", Blankenese, Elbchaussee 566. Tonfilmvorführung: Rominten - Masuren, anschließend gemütliches Beisammensein. Gäste herzlich willkommen.

 

Wandsbek: Am Sonntag, 26. August, findet unser ganztägiger Sommerausflug statt. Wir fahren wieder mit dem Sonderomnibus zum Luftkurort Bevensen-Medingen zum Gasthof des Landsmannes Malunat. Der Teilnehmerpreis beträgt 11,50 DM pro Person und schließt Hin- und Rückfahrt sowie drei gute Mahlzeiten (Mittagessen, Kaffeetafel und Abendessen) ein. Anmeldungen unter gleichzeitiger Überweisung des genannten Betrages werden baldigst, spätestens bis zum 15. August an Bezirksobmann Herbert Sahmel, Hamburg 26, Burggarten 17, erbeten. Abfahrt morgens 7 Uhr ab Gewerkschaftshaus, Rückfahrt um 21 Uhr. Es können auch Landsleute aus anderen Stadtbezirken sich beteiligen.

 

Kreisgruppenversammlungen

Insterburg: Sonnabend, 4. August, 20 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83.

 

Pr.-Holland. Am Sonntag, 5. August, findet in der Elbschloß-Brauerei, Hamburg-Nienstedten, das Haupttreffen des Kreises Pr.-Holland statt, worauf wir unsere Landsleute hinweisen.

 

Angerapp. Alle Landsleute aus Kreis Angerapp werden auf das Haupttreffen am Sonntag, 5. August, in Hamburg-Sülldorf, „Sülldorfer Hof" aufmerksam gemacht.

 

Gerdauen. Die in Hamburg und Umgebung wohnenden Landsleute aus Stadt und Kreis Gerdauen wollen sich am Sonnabend, 11. August, um 19.30 Uhr, im Lokal „Heusshof", Fruchtallee 136a, treffen. Zu erreichen mit Linie 5, 3 und 16, U-Bahn Emilienstraße. Gemeinsame Veranstaltung mit dem Bezirk Eimsbüttel.

 

Heiligenbeil. Am Sonntag, 12. August, Hauptkreistreffen in der Patenstadt Lehrte. Abfahrt ab Hamburg, Zentral-Omnibusbahnhof, 6.30 Uhr, Bahnsteig 0 mit Sonderbus. Wir verweisen auf unseren Hinweis im Ostpreußenblatt vom 14.07.1956.

 

Treuburg. Sonnabend, 11. August, ab 19 Uhr, in der Gaststätte Steenbuck (Schultheiß), Hamburg 13, Beim Schlump 29. Zu erreichen mit S-Bahn Sternschanze, U-Bahn und Straßenbahn 3 und 16. Gäste stets willkommen.

 

Rastenburg. Am Sonntag, 12. August, findet das Haupttreffen des Kreises Rastenburg in der Elbschloß-Brauerei, Hamburg-Nienstedten, statt, worauf wir unsere Landsleute hinweisen.

 

Memel, Heydekrug, Pogegen. Die Gruppe Hamburg trifft sich am Sonntag, 19. August, um 16 Uhr, im Lokal „Frascati", Methfesselstr. Anwesend werden auch Oberregierungs- und Schulrat Meyer, der Vorsitzende der AdM und Ldsm. Görke, der Geschäftsführer der AdM, sein. Landsmann Elbe wird einen Vortrag über das Thema: „Krise im Ostlandbewusstsein" halten. Der übrige Teil des Treffens wird der Geselligkeit gewidmet sein.

 

Unsere Jugend trifft sich

Altona. Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage, Mittwoch, 19.30 - 21.30 Uhr, Jugendheim Altona, Bahrenfelder Str. 131. Erstes Treffen nach den Ferien: 22. August. Kindergruppe: Während der Schulferien fällt die Kinderstunde aus. Nächste Zusammenkunft: 16. August.

 

Barmbek. Jugendgruppe : Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 - 20.30 Uhr im Jugendheim, Wittenkamp 17a.

 

Billstedt. In den großen Ferien findet keine Veranstaltung der Jugendgruppe statt.

 

Eimsbüttel. Kindergruppe: Jeden Dienstag von 15.30 - 17.30 Uhr im „Heim der offenen Tür", Bundesstraße 101.

 

Elbgemeinden: Die Veranstaltungen finden zusammen mit Altona statt.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Die Kinderstunden während der großen Ferien fallen aus, nächste Zusammenkunft: 20. August im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1.

 

Harburg-Wilhelmsburg. Jugendgruppe: Während der großen Ferien fallen die Gruppenabende aus. Am 4. August Wochenendfahrt mit dem Fahrrad nach Stade. Treffpunkt: 4. August um 16.30 Uhr, Bahnhof Unterelbe. Kindergruppe: Während der Schulferien fällt die Kindelstunde aus. Nächstes Treffen: 17. August, Jugendheim, Winsener Straße 72a, um 15.30 Uhr.

 

Innenstadt. Jugendgruppe: Montag, 6. August, 20 Uhr, Volkstanz, Schule Winterhuder Weg 128, Turnhalle — Mittwoch, 8. August, 20 Uhr, Musischer Kreis bei Egon Bannis, Hamburg 24, Kuhmühle 4a — Montag, 13. August, 20 Uhr, Volkstanz, Turnhalle Schule Winterhuder Weg 128.

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk

 

Seite 14   SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II

 

Busfahrt Hamburg – Lübeck - Berlin

Die Landsmannschaft Westpreußen wird in der Zeit vom 17. bis 20. August eine Sonderfahrt nach Berlin, veranstalten, zu der auch ostpreußische Landsleute eingeladen sind. Die Sonderbusse werden am 16. August um 23 Uhr in Hamburg/ Hachmannplatz, und am 17. August um 0.15 Uhr in Lübeck, Lindenplatz 7, eingesetzt. Der Fahrpreis beträgt sowohl von Hamburg wie auch von Lübeck 25,-- DM für die Hin- und Rückfahrt. Die Wagen werden am 17. August gegen 7 Uhr in Berlin-Charlottenburg, Stuttgarter Platz, ankommen und am 20. August von dort zurückfahren. Anmeldungen und Fahrgeldüberweisungen sind sofort zu richten an: Landsmannschaft Westpreußen, Bundesgeschäftsführung, Lübeck, Lindenplatz 7. Bei allen Anmeldungen sind anzugeben: Name, Vorname, Geburtstag, Wohnung, Hausnummer, Nummer des Personalausweises und Ausstellungsort. Ohne diese Angaben ist eine Mitfahrt nicht möglich. Das Fahrgeld muss in gesamter Höhe bis zum 10. August in Lübeck eingegangen sein. Bei Überweisungen wird gebeten, den Vermerk „Fahrt nach Berlin" auf den Postabschnitt zu schreiben. Quartiere zum Preise von 6,-- bis 10,-- DM können unmittelbar bei Herrn Paul Kollmann, Berlin-Wilmersdorf, Südwestkorso 26, bestellt werden; es stehen auch eine Anzahl kostenloser Privatquartiere zur Verfügung.

 

Kreis Pinneberg. Wie den Ortsvereinigungen bereits bekanntgegeben wurde, wird am Sonntag, dem 12. August, in Pinneberg, das Haupttreffen des Samlandkreises Fischhausen stattfinden. An diesem Treffen, das erstmalig im Kreise Pinneberg veranstaltet, und das viele Landsleute aus Königsberg und dem Samland zusammenführen wird, bitten wir alle Landsleute aus dem Kreise Pinneberg, sich zu beteiligen. Um 14.30 Uhr wird in einer Feierstunde ein Vertreter der Bundesführung unserer Landsmannschaft sprechen. Ferner werden auch Vertreter des Kreises Pinneberg ihre Verbundenheit mit dem Patenkreis Fischhausen bekunden. In einem bunten Programm mit Tanz wollen wir Ostpreußen gemeinsam unsere Zusammengehörigkeit nach außen hin bekunden. Wir bitten daher alle Landsleute um rege Beteiligung. — Für die Kreisgruppe der Ostpreußen in Pinneberg, H. Sommer.

 

Uetersen. Eine Busfahrt unter der Leitung von Landsmann Koller führte in das Gebiet der Oberelbe, durch die Vierlande nach Lauenburg und weiter in den Sachsenwald. Im Rodenbecker Quellental waren die Teilnehmer in geselliger Runde beisammen. — Die nächste Zusammenkunft wird am Sonnabend, dem 4. August, im Café von Stamm unter dem Motto „Unter der Linde" stattfinden.

 

Seite 14   Sparbücher

Für nachstehende Landsleute liegen Sparbücher vor:

Paul Doligkeit, aus Königsberg,

Erich Rathke, aus Insterburg,

Margarete Arndt, aus Kumehnen,

Carl Alexander, aus Peitschendorf.

 

Für eine ehemalige Luftnachrichten-Helferin aus Königsberg, zuletzt in einer Stellung bei Danzig, die mit einem Schiff von Gotenhafen fliehen wollte, liegt ein Sparbuch vor.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Seite 14   Für Todeserklärungen

Heinz Matzkuhn, geb. 19.09.1922 und Erwin Matzkuhn, geb.02 .06.1926, beide in Scharfs, Kreis Rastenburg, werden vermisst. Wer kann Auskunft über ihren Verbleib geben?

 

Schuhmachermeister Adolf Mack, geb. 04.05.1879 in Bjurren, Kreis Lyck, aus Nikolaiken, Kreis Sensburg, Kirchenstraße 5, soll auf der Flucht bei Rhein, Ostpreußen, von den Russen erschossen worden sein. Es werden Augenzeugen gesucht, die seinen Tod bestätigen können.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13. Parkallee 86.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 94. Geburtstag

am 7. August 1956, Färbermeister i. R. Franz Behnert, aus Bischofstein, Kreis Rößel, wo er sich jahrzehntelang im öffentlichen Leben der Stadt betätigte. Er wohnt jetzt in einem Altersheim in der sowjetisch besetzten Zone und ist durch seine Tochter, Frau Elvira Dreyer in Kirchdorf 133, Landkreis Hannover und durch Erich Stockdreher, Wunsdorf, Melanchthonstraße 21, zu erreichen.

 

zum 92. Geburtstag

am 28. Juli 1956, Frau Julie Griech, geb. Konrad, aus Marienthal, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter in Jettebruch II über Soltau.

 

am 5. August 1956, Lehrer i. R. August Neumann, aus Auxkallen, Kreis Insterburg, jetzt bei seiner Tochter Charlotte Lekies, Cuxhaven, Drengsleweg 20.

 

am 5. August 1956, Altbauer August Kühn, aus Schneckenwalde, Kreis Elchniederung, jetzt in Lingen (Ems), Goethestraße 1.

 

zum 91. Geburtstag

am 1. August 1956, Landsmann Friedrich Wiede, aus Pobethen, Kreis Samland, jetzt bei seiner Großtochter Frau Eva Pusch in Haftenkamp 16 bei Neuenhaus, Kreis Bentheim.

 

am 2. August 1956, Müllermeister Hermann Reimer, aus Gr.-Karßewischken (Sprosserweide), Kreis Elchniederung, jetzt mit seiner Ehefrau bei seiner verheirateten Tochter in Reinbek, Sachsenwald. Die landsmannschaftliche Gruppe gratuliert herzlich.

 

zum 90. Geburtstag

am 30. Juli 1956, Frau Henriette Puszian, aus Fließdorf, jetzt in Freiburg, Breisgau, Falkenberger Straße 41.

 

am 5. August 1956, Landwirt Emil Berge, aus Schanzkrug, Kreis Lebiau, jetzt bei seinem Sohn in Mainz, Sömmeringstraße 31.

 

am 8. August 1956, Frau Marie Kirsch, geb. Polley, aus Königsberg, Stiftstraße 1, jetzt im Altersheim Alt-Techau, Post Pansdorf, Kreis Eutin.

 

am 9. August 1956, Bauer Friedrich Wlotzka, aus Giesenau, Kreis Sensburg, jetzt bei seiner Tochter Liesbeth Kopka in Wiesbaden, Scharnhorststraße 6.

 

zum 89. Geburtstag

am 7. August 1956, Frau Margarete Klinke, aus Königsberg, Georgstraße 15, jetzt bei ihrer Tochter Emmi in Köln, Ubierring 58.

 

zum 88. Geburtstag

am 30. Juli 1956, Frau Helene Auschrat, geb. Buchholz, aus Insterburg, Gerichtsstraße 27, jetzt bei ihrem Schwiegersohn Bundesbahninspektor Kühnlenz, Düsseldorf, Oberbilker Allee 70.

 

am 4. August 1956, Kaufmann Gottlieb Guseck, aus Gilgenburg, Kreis Osterode, jetzt in Berlin-Reinickendorf, Schulstraße, Neues Altersheim. Die Gruppe Osterode in Berlin gratuliert herzlich.

 

am 8. August 1956, Rektor a. D. Theodor Bartels, aus Mohrungen, jetzt in Nürnberg, Agnesgasse 13 II.

 

zum 87. Geburtstag

am 31. Juli 1956, Landsmann Jakob Stinka, aus Allenstein, jetzt in Hedingenkoog über Wesselburen, Post Hirtenstall, DRK-Heim.

 

am 7. August 1956, Landsmann Wilhelm Murza, aus Kaigendorf, jetzt in Nachrodt-Einsal, Hermann-Löns-Weg 20.

 

am 8. August 1956, Landwirt Fritz Schröder, aus Mühlhausen, Kreis Pr.-Eylau, jetzt bei seinem Schwiegersohn Lehrer Hans Borowski in Hüttenbusch bei Bremen.

 

zum 86. Geburtstag

am 23. Juli 1956, Witwe Maria Damm, aus Königsberg, jetzt in Traunstein (Oberbayern), Siegsdorfer Straße Nr. 8 a.

 

am 5. August 1956, Frau Lina Podzun, aus Nordenburg, Kreis Gerdauen, jetzt in Flintbek bei Kiel.

 

(kein Datum angegeben) Frau Henriette Ozysewski, geb. Leimann, aus Rödental, Kreis Lötzen, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter Ida Spakowski in Wennigloh bei Arnsberg, Westfalen, Neue Siedlung 3.

 

zum 85. Geburtstag

am 16. Juli 1956, Frau Martha Supply, aus Königsberg, Tragheimer Kirchenstraße 80, jetzt im Altersheim Gammertingen, Hohenzollern, Württemberg.

 

zum 84. Geburtstag

am 3. August 1956, Schmiedemeister Hermann Saat, aus Georgenfelde, Kreis Gerdauen, zuletzt Insterburg, jetzt bei seiner Tochter Gertrud Behrendt in Neuenwege über Varel, Oldenburg.

 

zum 83. Geburtstag

am 10. August 1956, Frau Auguste Krause, geb. Dauksch, aus Seewalde, jetzt mit ihrem Ehemann in Ocholt, Kreis Ammerland, Oldenburg.

 

zum 82. Geburtstag

am 5. August 1956,Telegraphensekretär a. D. Wilhelm Oskierski, aus Ortelsburg, Luisenstraße 13, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Frau Hedwig Zimmermann, Bad Godesberg, Saarstraße 2, zu erreichen.

 

am 8. August 1956, Landsmann Friedrich Zimmerningkat, aus Runden, Kreis Angerapp, jetzt bei seinem Sohn in Peine, Hans-Bockler-Straße 12 E.

 

zum 81. Geburtstag

am 5. August 1956, Frau Olga Bortz, geb. Echternach, aus Königsberg, Vorst. Langgasse 57, jetzt bei ihrer Tochter Eva Brever in Wuppertal-Elberfeld, Düsseldorfer Straße 126.

 

am 5. August 1956, Zoll-Oberwachtmeister a. D. Christof Teubert, aus Pillau, Haffstraße 8, jetzt bei seiner Tochter Alma Niemann in Mülheim-Ruhr, Eltener Straße 31.

 

am 5. August 1956, Frau Gertrud Ide, aus Königsberg, Cranzer Allee 25, jetzt bei ihrer Tochter Else Klein, Celle, Trift 38.

 

am 9. August 1956,Frau Maria Schmidt, geb. Sillus, aus Ußpelken, Kreis Heydekrug, jetzt bei ihrer Tochter Emma Schwellnus in Brügge, Westfalen, Am Kamp 43.

 

zum 80. Geburtstag

am 27. Juli 1956, Landsmann Gustav Pflaumbaum, aus Jutschen bei Pillkallen, jetzt mit seiner Ehefrau bei seinen Kindern in Dersau über Plön, Holstein.

 

am 31. Juli 1956, Frau Anna Wilke, aus Treuburg, jetzt in Gr.-Sittensen, Bezirk Bremen.

 

am 2. August 1956, Landsmann Ferdinand Schoettke, aus Pillau, jetzt in Flensburg, Apenrader Straße 8.

 

am 4. August 1956, Frau Magdalena Ameiser, geb. Perrey, aus Seebach, Kreis Ebenrode, jetzt bei ihrer Tochter Frau Buttgereit, Paderborn, Löher Straße 19.

 

am 6. August 1956, Frau Auguste Lindenberg, geb. Zimmermann, aus Hensken, Kreis Schloßberg, jetzt im Altersheim Seelscheid im Siegkreis.

 

am 7. August 1956, Frau Anna Lottermoser, aus Gumbinnen, jetzt in Büdelsdorf, Kreis Rendsburg, Amsenstraße 1a.

 

am 9. August 1956, Frau Louise Scharries, aus Königsberg, Hinterlomse 29, jetzt bei ihrer Tochter Gertrude Plewka, Witten-Ruhr, Schlachthofstraße 12.

 

am 10. August 1956, Frau Helene Lechleiter, aus Sensburg, jetzt in Göttingen, Nikolausberger Weg 58.

 

am 11. August 1956, Frau Auguste Zmyewski, aus Königsberg, Oberhaberberg 21, jetzt in Bevensen, Kr. Uelzen, Medinger Straße.

 

zum 75. Geburtstag

am 31. Juli 1956, Carl Radke, aus Hohenwalde, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Lehrte über Braunschweig, Berliner Straße.

 

am 1. August 1956, Organistenwitwe Marie Haase, geb. Marquardt, aus Königsberg-Tannenwalde. Sie ist durch ihre Tochter Gertrud Haase, Berlin-Zehlendorf, Am Lappjagen 55, zu erreichen.

 

am 4. August 1956, Frau Clara Born-Jablonski, aus Prostken, jetzt in Mülheim-Ruhr, Kämpchenstr. 44.

 

am 6. August 1956, Landsmann Emil Bendzko, aus Königsberg, Helfferichstraße 31, jetzt bei seiner Tochter Maria Zimmermann, Wuppertal-Barmen, Märkische Straße 264.

 

am 9. August 1956, Landsmann Fritz Böhnack, aus Schippenbeil, jetzt in Flensburg, Heinz-Krey-Lager.

 

(ohne Datum) Frau Maria Heppner, aus Bischofsburg, Speicherstraße 26, jetzt bei ihrer Tochter Lucia Heppner in Friedensthal 59c bei Bad Pyrmont.

 

Seite 14   Konsul Carl Wiese achtzig Jahre alt

Am 7. August 1956 feiert der Memeler Reeder Konsul Carl Wiese seinen achtzigsten Geburtstag. In Friedrichstadt in Holstein geboren, wurde er 1903 Mitinhaber der Memeler Firma A. H. Schwedersky Nachf. Bei Kriegsausbruch 1914 besaß die Reederei fünf Dampfer, die mit dem Krieg verloren gingen. Aber nachdem Carl Wiese einige Jahre nach dem Krieg Alleininhaber der Reederei geworden war, begann er 1928 mit dem Neuaufbau des Reedereibetriebes, und bald zeigten die Dampfer „Gotland", „Friesland" und „Holland" in zahlreichen Häfen das weiße W im grünen Feld. Neben der Reederei wurde die Schiffsmaklerei, Stauerei und Spedition betrieben. Die Firma hatte für Memel eine große wirtschaftliche Bedeutung, sie genoss im In- und Ausland einen sehr guten Ruf. Welches große Ansehen Konsul Wiese in Memel hatte, das zeigten die zahlreichen Ehrenämter, die er dort bekleidete.

 

Beim Zusammenbruch 1944/1945 verlor die Reederei sämtliche Dampfer; sie waren versenkt oder mussten ausgeliefert werden. Konsul Wiese hat es mit Umsicht und Tatkraft trotzdem verstanden, die alte Firma A. H. Schwedersky Nachf. in Kiel wieder aufleben zu lassen; sie besitzt die beiden Motorschiffe „Luciana" und „Adriane", die je 1800 t groß sind und auf der Route Hamburg-Chicago verkehren, außerdem ist Konsul Wiese an anderen Reedereien beteiligt. Er wohnt jetzt in Cuxhaven, Papenstr. 115. Mit den Besatzungen seiner alten Schiffe und den Angehörigen seiner Firma wünschen auch seine Landsleute Konsul Wiese, es möge ihm noch lange vergönnt sein, in Frische und Gesundheit zu wirken.

 

Seite 14   von Saucken-Julienfelde siebzig Jahre alt

Am 11. August 1956 wird Otto Heinrich von Saucken-Julienfelde siebzig Jahre alt. In Bartenstein geboren, erbte er 1891 das Gut Julienfelde, welches er bis zur Vertreibung im Oktober/November 1944 besaß. Nach dem Studium der Rechte war Otto Heinrich von Saucken u. a. im Oberpräsidium in Königsberg und verschiedenen Ämtern in Berlin tätig. Von 1926 bis 1930 war er Mitglied des Ausschusses zur Untersuchung der Absatz- und Erzeugungsbedingungen der deutschen Wirtschaft. Auf seine Initiative wurde ein besonderer Bericht über die Lage der Landwirtschalt in Ostpreußen durch den Ausschuss gemacht. Nachdem für Ostpreußen ein besonderer Unterausschuss unter Sauckens Vorsitz gebildet war, machte dieser eine Besichtigungsreise nach Ostpreußen; der Bericht der von Saucken geleiteten Untersuchung führte zu einer sofortigen Hilfe für Ostpreußens Landwirtschaft. — Herr von Saucken lebt jetzt mit seiner Gattin in Werl in Westfalen.

 

Seite 14   Goldene Hochzeit

Das Fest der Goldenen Hochzeit feiern am 4. August 1956, der Altbauer Eduard Jodat und seine Ehefrtu Minna Jodat, geb. Mahl, aus Trakehnen, Kreis Ebenrode. Sie wohnen jetzt in Kiebrau Göhrde, Kreis Dannenberg (Elbe).

 

Prüfungen

Klaus Schneider und Manfred Schneider, Söhne des Baumeisters Otto Schneider, aus Königsberg-Quednau, haben das Examen zum Bauingenieur an der Landesbauschule Eckernförde bestanden. Anschrift: (24 b) Büsum, Landweg 17.

 

Horst Werner Gestigkeit, Sohn des Bäckermeisters Ewald Gestigkeit, aus Lyck, Hindenburgstraße 23, jetzt in Gießen (Lahn), Lindenplatz 4, bestand die Prüfung als Maschinenbauingenieur.

 

Ulrich Leskien, Sohn des Prokuristen Bruno Leskien, aus Königsberg, Hagenstraße 120, jetzt in Aschaffenburg, Schillerstraße 39, bestand das Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen an der Joh.-Gutenberg-Universität in Mainz.

 

Horst Gerigk, Sohn des Arbeitsamts-Angestellten Alfons Gerigk, aus Allenstein, Memellandstraße 3, jetzt in Lüchow, Theodor-Körner-Straße 4, hat an der Staatsbauschule in Holzminden das Examen als Ingenieur für Hochbau bestanden.

 

Burkhard Hömke, Sohn des Landsmanns Gustav Hömke aus Germau, Kreis Fischhausen, hat an den Vereinigten Technischen Lehranstalten in Koblenz die Prüfung als Hochbauingenieur bestanden.

 

Jubiläen

Am 25. Juli 1956, beging sein 40-jähriges Dienstjubiläum der Gerichtsvollzieher Hubert Schwarz, aus Allenstein, Zimmerstraße 3, jetzt in Seligenstadt, Hessen, Giselastraße 27.

 

Seite 14   Foto: Eine Ausstellung in Rosenheim

Wenn der Kreisverband Rosenheim am Inn seltener als früher Berichte einsendet, so bedeutet dies keineswegs, dass der seit Jahren immer wieder gewählte Vorstand inzwischen müde geworden wäre. Nur soll unser Ostpreußenblatt nicht mit Berichten von Fahrten und nebensächlichen Nachrichten überhäuft werden, dazu ist der Platz einer Zeitung zu kostbar. Im Hinblick auf die geleistete Arbeit kann der Kreisverband einige Erfolge melden. Ein Schmalfilm, der in zahlreichen Schulen Westdeutschlands läuft, wurde von einem Landsmann gedreht, und ein Hörspiel eines anderen Mitgliedes wurde im Bayrischen Rundfunk gesendet und wiederholt. Man kann also kulturell arbeiten, wenn auch die Möglichkeiten wesentlich von den Mittel abhängen, die zur Verfügung stehen. Sind diese gering, so müssen Begeisterung, Können und Einfallsreichtum Schwierigkeiten überwinden helfen.

 

Als es bekannt wurde, dass bei einer Prüfung in Rosenheim Breslau als „Hauptstadt von Jugoslawien" bezeichnet worden war, und dass die Prüflinge von Tilsit, Marienburg und anderen ostdeutschen Städten keine Vorstellung hatten, reiften zwei Pläne. Der erste: Wir drehen einen Film „Marienburg", der zweite: Wir führen eine Ausstellung „Ordensland Ostpreußen" durch. Nun, der Film geht langsam seiner Vollendung entgegen. Was tut es, dass die Kettenpanzer der Ritter aus Gardinenstoff gefertigt sind, dass die Mündungsblitze der Geschütze mit Magnesium erzielt werden, dass die Komparsen — jugendliche Mitglieder einer Spielschar — sich mit einer „Gage" in Form von Limonade begnügen und dass der Kameramann mitunter nicht recht weiß, was er am Abend essen soll, nachdem wieder ein paar Mark seiner Unterstützung für den Film gebraucht wurden. Filme mit Geld zu drehen, — das ist leicht! Aber zumeist wachsen Wunderblumen auf kargem Boden ...

 

Immerhin hat sich die Heimatpresse dieser Erkenntnis nicht verschlossen. Eine andere Hilfe von irgendwelcher Seite ist nicht zu erwarten. Das bewies der Stadtrat von Rosenheim, als er sich für den Plan einer Ausstellung „nicht erwärmen" konnte, obwohl dieses sehr sorgfältig vorbereitet worden war. Ein Heimatverlag hatte sich bereiterklärt, Bücher, Stiche und Fotos zu senden, und der Kreisverband hatte zahlreiche Gemälde, Bernsteinschmuck, Römermünzen, Ordensmünzen, Notgeld, Zeitungen, ein Original-Spinnrad, Steinbeile, Truhen aus dem Mittelalter zusammengetragen, vor allem Originalurkunden bis zurück in die Zeiten der großen Hochmeister.

 

Diese Absage zeigt, wie gering das Verständnis sogenannter Kulturausschüsse sein kann. Aber ostpreußische Zähigkeit kennt kein verzichten. Eine Ausstellung kam dennoch zustande, wenn auch im kleineren Rahmen. Wir zeigen einen Ausschnitt im Bild. Die Fahnen sind Nachbildungen von Fahnen, die am 15. Juli 1410 in der Schlacht bei Tannenberg vorangetragen wurden. Der pommersche Greif, das Rot-weiß-rot der Österreicher befanden sich unter diesen Bannern. Damals kämpften im Bunde mit dem Aufgebot aus Preußen Ritter und Reisige aus Bayern, Schwaben und anderen deutschen Landen. Das Foto soll einen kleinen Eindruck von der Ausstellung vermitteln. E. Rogalski

 

Seite 14   Fußballspiel nach den Wettkämpfen. Die Ostpreußen beim Treffen der Leichtathleten in Berlin

Bereits in Folge 26 des Ostpreußenblatts (Ausgabe vom 30. Juni) wurden die Freunde des Sports über das für den 17. August in Berlin geplante Treffen der Leichtathleten aus den deutschen Ostgebieten unterrichtet. Im Mittelpunkt werden leichtathletische Wettkämpfe auf dem Dominicussportplatz sowie das abendliche Wiedersehenstreffen am gleichen Tage im Haus der Festlichkeiten in Schöneberg, im Rahmen der Deutschen Leichtathletikmeisterschaften, stehen. Das große Sportlertreffen wird vom Olympischen Sportclub Berlin vorbereitet und zwar in der Hauptsache von Ostpreußen, die jetzt dem O.S.C. angehören. Alle westdeutschen Kameraden, die schon in den Vorjahren dabei waren, werden sicher mit Freuden nach Berlin kommen, aber auch die noch abseitsstehenden Sportler, besonders Jugendliche und Schüler werden in Berlin erwartet, um ihre Freundschaft und Verbundenheit mit den Berlinern und mit den Deutschen aus der Mittelzone zu bekräftigen. Im Olymapiastadion stehen noch reichlich Gemeinschaftsquartiere für die Jugend zur Verfügung: auch kann das Quartieramt noch preiswerte Pensionen für Erwachsene bereitstellen.

 

Im Mittelpunkt der Leichtathletikwettbewerbe steht wieder die 4 X 100-m-Staffel für die Traditionsverbände für die Jahrgänge 1920 und älter. 1954 war Schlesien, 1955 Ostpreußen Sieger. Wird unsere Ostpreußenstaffel diesen Sieg und damit den Gewinn des Wanderpreises des Vorsitzenden des Deutschen Leichtathletikverbandes, Dr. Danz, für ein weiteres Jahr erringen können? Scharmacher fällt leider für die Staffel aus. Dafür soll Wittke, VfK Königsberg eingesetzt werden, und man hofft, dass die Staffel mit Petschull, Wittke, Hildebrandt und Wagemans nicht schwächer als 1955 sein wird. Erstmalig steht ein Verbandsmehrkampf für die Jahrgänge 1924 und älter auf dem Programm. Hier stützt sich Ostpreußen in der Hauptsache auf die bereits bewährten Kämpfer und zwar auf Wagemans, Petschull, Hildebrandt im 100-m-Lauf und Weitsprung. Albrecht und Liedig im 1000-m-Lauf. Hilbrecht, Wittke und Blask im Kugelstoßen und die 4 X 100-m-Traditionsstaffel.

 

Wenn diese Mannschaft vollzählig in Berlin antreten kann, erscheint die ostpreußische Vertretung recht stark und hat Siegesaussichten. Nach den Wettkämpfen ist ein Fußballspiel Alte Herren Ostdeutsche-West gegen Ostdeutsche-Berlin vorgesehen. Danach freie Fahrt mit Bussen der BVG zum Olympiastadion und Rückfahrt zum Haus der Festlichkeiten, außerdem eine freie Stadtrundfahrt in zwei Omnibussen voraussichtlich am Sonnabendvormittag. Zahlreiche Ehren- und Wanderpreise stehen wieder für die Sieger zur Verfügung. Neben dem großen Wanderpreis für die siegreiche Traditionsstaffel kommt erstmalig der vom VfB Breslau gestiftete Wanderpreis (ein Ölgemälde vom Rathaus Breslau) für die siegreiche Verbandsmehrkampfmannschaft zum Austrag. Für die Läufer der siegreichen Traditionsstaffel haben die Berliner Behörden Erinnerungsgaben zugesagt. Zusammenfassend nochmals: Meldungen der Aktiven und für das Kampfgericht an Studienrat Hans Kunze, Berlin-Friedenau, Hauptstraße 88; Quartierbestellungen bei Frau Elfriede Kenneweg, Berlin-Wilmersdorf, Sodener Str. 20: Wettkampfbeginn am 17. August auf dem Dominicussportplatz in Schöneberg, Sachsendamm 2, 14.30 Uhr, Kampfrichter 13.45 Uhr. Siegerehrung und Wiedersehenstreffen im „Haus der Festlichkeiten" in Schöneberg, Hauptstraße 12/24.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Hiermit zeigen wir die Geburt unseres dritten Kindes Torsten in dankbarer Freude an. Helmut Mittelstädt und Frau. Königsberg Pr., Neuroßgärter Kirchenberg 9 a, jetzt Berlin-Zehlendorf, Am Hegewinkel 56. Sucht Freunde!

 

Regina, geboren am 22.07.1956. Die glückliche Geburt unserer dritten Tochter zeigen an, Renate Tolkmitt, geb. Kramer Voigtshof b. Seeburg. Heinz Tolkmitt, Wohlau Kreis Heiligenbeil. Jetzt Frauental, Kreis Mergentheim

 

Am 20. Juli 1956 wurde unser Sohn, Hanko, geboren. In dankbarer Freude, Christa Berger, geborene Stiemer, Kusitten, Kreis Pr.-Eylau. Dietrich Berger, Lübeck Knud-Rasmussen-Straße 42

 

Die Verlobung unserer Tochter Renate mit Herrn Dr. phil. Konrad Hartong, zeigen wir an. Landw.-Rat Bernhard Sandbrink und Frau Maria Sandbrink, geb. Kreke. Cloppenburg, Garreler Weg 29. Juli 1956

 

Meine Verlobung mit Fräulein Renate Sandbrink, beehre ich mich anzuzeigen. Dr. phil. Konrad Hartong. Cloppenburg Amtsweg. 29. Juli 1956

 

Meinen lieben Eltern, Erich Pilz und Frau Grete Pilz, geb. Jonas, zur Silberhochzeit am 31. Juli1956 meine herzlichsten Glück- und Segenswünsche, Tochter Gretel. Schunkern, Kr. Gumbinnen, jetzt Düsseldorf-Unterrath, Krahnenburgstraße 48

 

Ihre Verlobung geben bekannt. Gretel Pilz, früher Schunkern, Kreis Gumbinnen und  Heinz Girnth, Postinspektor, früher Breslau. Düsseldorf, den 31. Juli 1956

 

Die Vermählung unserer jüngsten Tochter Christa Dombrowski mit Herrn Albert Justies, Reckeln, Kreis Gumbinnen, Ostpreußen, jetzt Radevormwald (Rheinland), Danziger Straße 4, geben wir bekannt. Gustav Dombrowski und Frau Marie Dombrowski, geb. Palluck. Scharfenrade, Kreis Lyck, Ostpreußen, jetzt Neitersen, Kreis Altenkirchen (Westerwald). 4. August 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Gustav Gamm, Stadtinspektor. Sabine Gamm, geb. Ney, früher Tapiau. Berlin-Steglitz, Flemmingstraße 22. 7. Juli 1956

 

Vermählte.Walter Fürst, Buchen, Odenwald, Trunzerstraße 6. Marion Fürst, geb. Brockhaus, Freiburg i. Pr., Kaiser-Joseph-Straße 274. Früher Gr.-Lenkuk, Kreis Angerburg. 27. Juli 1956

 

Ihre Verlobung geben bekannt. Dora Herrmann, Görken, Kreis Pr.-Eylau, Ostpreußen, zurzeit Herzhorn, Schleswig-Holstein. Hans Roos, Stockholm, Schweden. 21. Juli 1956

 

Ihre Verlobung geben bekannt, Vera Schirmacher, Waltersdorf, Kreis Heiligenbeil, jetzt Lindhorst, Kreis Harburg. Adolf Heins, Woxdorf, Kr. Harburg. 22. Juli 1956

 

Im Gedenken an meinen lieben Mann Oberst d. L. Peter Wendt - Hohenfelde, gefallen auf Kreta am 12. Juni 1941, beehre ich mich die Vermählung unserer Tochter Silvine Wendt, mit dem Pflanzer Gert von Linde-Suden, ergebenst anzuzeigen. Erika Wendt, geb. March. Friedrichshafen Schwalbenweg 5. Juli 1956

 

Wir geben unsere Vermählung bekannt. Gert von Linde-Suden. Silvine von Linde-Suden, geb. Wendt. Chivititi, Portug. Westafrika, Angola. Juli 1956

'

Wir wurden getraut. Hans-Hermann Habeck-Tropfke, Diplom-Ingenieur, Sigmaringen, Werenwagstraße 12. Dr. rer. nat. Lieselotte Habeck-Tropfke, geborene Pangritz, Gumbinnen, Schützenstr. 21 und Kl.-Kuhren (Hasenberg), jetzt Boppard, Rh. Schützenstr. 15. 27. Juli 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Alfred Böll. Irmhild Böll, geb. Stock. Krefeld, 3. August 1956, Steinstraße 80, früher Königsberg Pr., Hardenbergstraße 9

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Georg Thor, Bremen 13, Pastorenweg Nr. 179. Erika Thor, geb. Schulz, Borken bei Bartenstein, Ostpreußen. Jetzt Altwarmbüchen 110 über Hannover. 4. August 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Günter Pinkinelli, Else Pinkinelli, geb. Oehler. Durmersheim Bd., Werderstr. 59. Früher Königsberg Pr., Mittel-Anger 21. Im Juli 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Hans-Joachim Braese, Schloßberg, jetzt Ohrbeck 62 bei Osnabrück. Ursula Braese, geb. Krüger, Bischofsburg, Richterstraße 2, jetzt Braunschweig, Goslarsche Straße 46

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Heinz Groß, Drugehnen, Kreis Samland, jetzt Buchholz über Hattingen-Ruhr, Auf der Höhe 13. Wilma Groß, geb. Offermann, Buchholz über Hattingen-Ruhr. 4. August 1956

 

Zum 60. Geburtstag unserer lieben Oma, Frau Auguste Geier, Frankenberg Eder, alles Gute und Schöne, die dankbaren Kinder: Edith, Martin. Sigrid, Jutta Plotzki

 

Wir begehen am 10. August 1956 unsere Silberhochzeit. Gleichzeitig jährt sich zum 25. Male der Tag unseres Einzuges in Hanswalde. Aus diesem Anlass gedenken wir in herzlicher Liebe unserer alten Heimat und grüßen alle Verwandten, Freunde, Bekannten und alle ehemaligen Schülerinnen und Schüler. Wir gedenken auch all der lieben Toten, die ein hartes Geschick uns allen nahm.Oberlehrer Willy Nass und Frau Ida Nass, geb. Muthreich, früher: Hanswalde, Kr. Heiligenbeil, Ostpreußen, jetzt: Metzingen, Kr. Reutlingen, Württemberg Urbanstraße 19

 

Wir haben am 25. Juli 1956 unsere Silberhochzeit gefeiert und unserer lieben Verwandten und Bekannten gedacht. Ernst Eisenberg und Frau Elise Eisenberg, geb. Blank, Königsberg Pr., Berliner Straße 16/18, jetzt Niedergude über Bebra

 

Für die zahlreichen Glückwünsche anlässlich unserer Goldenen Hochzeit sagen wir allen Bekannten, Freunden und Kollegen, sowie Herrn Oberbürgermeister von Duisburg unseren herzlichsten Dank. Robert Kuchenbecker und Frau Hedwig Kuchenbecker. Lemgo, Fichtenstraße 12

 

Allen lieben Freunden und Bekannten aus der Heimat danken wir herzlichst für ihre lieben Wünsche zu unserer Goldenen Hochzeit. Gustav Poerschke und Frau Bertha Poerschke, geb. Stern, Georgenthal, Kreis Mohrungen, jetzt Noer, Kreis Eckernförde. 20. Juli 1956

 

Geliebt, beweint und unvergessen. Am 19. Juli 1956 verstarb infolge eines tragischen Verkehrsunfalles, fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat, mein über alles geliebter stets treusorgender Mann, der Kaufmann Hans Zoike, im fast vollendeten 58. Lebensjahre. Er folgte unserem 1944 in Frankreich gefallenen einzigen Sohn Hans-Dieter Zoike, in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Meta Zoike, geb. Warwel. Schwalbental, Kr Insterburg, jetzt Sulingen (Hann.) Gartenstraße 9

 

Nach langem, mit großer Geduld getragenem Leiden erlöste Gott am 13. Juni 1956 meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, den früheren Bauern aus Reuschwerder, Kreis Neidenburg, Ostpreußen, Wilhelm Baginski sen., im 84. Lebensjahre. In stiller Trauer: Wilhelmine Baginski. Wilhelm Baginski und Frau Baginski, geb. Bartkowski. Minna Rayzik, geb. Baginski. Karl Stahl und Frau Frieda Stahl, geb. Baginski. Joh. Loch und Frau Martha Loch, geb. Baginski. Paul Baginski 12 Enkelkinder u. 2 Urenkel. Uphusen 285 bei Bremen, im Juli 1956

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief plötzlich und unerwartet am 6. Juli 1956 mein lieber guter Mann, unser herzensguter lieber Vater, Opa, Bruder, Schwager und Onkel, der frühere Landwirt Friedrich Flach, aus Heimfelde, Kr. Ebenrode, Ostpreußen, im Alter von 74 Jahren. Müh' und Arbeit war sein Leben, Ruhe hat ihm Gott gegeben. Er folgte seinem einzigen lieben Sohne Fritz Flach, der am 11. August 1941 in Russland gefallen ist; und seiner Tochter Frieda Flach, die am 30. April 1946 in Berlin tödlich verunglückte. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Auguste Flach, geb. Hofer. Berlin-Neukölln, Pflügerstr. 54

 

Durch einen tragischen Verkehrsunfall erlag am 19. Juli 1956 unser einziger Sohn, Arno Liedert, im blühenden Alter von 22 Jahren seinen Verletzungen. In tiefer Trauer: Fritz Liedert und Frau Auguste, geb. Knorr. Wilma Koch, als Braut. Drugehnen, Kreis Samland, Ostpreußen, Am Hegeberg 14, jetzt Oberhausen (Rhld), Lipper Straße 28

 

Fern der Heimat hat Gott unsere lieben Eltern, Schwieger-, Groß- und Urgroßeltern zu sich genommen, Justine Scharfschwerdt, geb. Arndt, geb. 26.03.1872, verst. 23.06.1956; Adolf Scharfschwerdt, geb. 13.01.1875, verst. 11.07.1956, beide beerdigt in der sowj. bes. Zone. Früher wohnhaft in Rödersdorf, Kr. Heiligenbeil, Ostpreußen. Im Namen aller trauernden Hinterbliebenen: Friedrich Scharfschwerdt. Lütkenfürst, Ostpreußen, jetzt Rheinhausen, Friedrich-Ebert-Straße 105

 

Gott hat's gewollt. Psalm 90. 10/12    Meine geliebte Frau Marie Priebe, geb. Ambraß, ist am 13. Juli 1956 im Alter von 83 Jahren an Schlaganfall und Herzschwäche im Krankenhaus verstorben. In stiller Trauer: Albert Priebe. Schwiegertochter Lydia und Enkel Erhard. Degimmen, Kr. Elchniederung, Ostpreußen, jetzt Altersheim Krempe, Stiftstraße 21 und Westerborstel bei Tellingstedt, Holstein

 

Am 10. Juni 1956 entschlief unerwartet infolge eines Gehirnschlages meine liebe Frau, unsere gute Mutter und Oma, Elisabeth Rese, geb. Polenk, im Alter von 62 Jahren. In tiefer Trauer: Fritz Rese, Schmiedemeister. Elfriede Hellmick, geb. Rese. Konrad Hellmick, vermisst. Erika Müller, geb. Rese, Stuttgart. Edwin Müller und Marlieschen, Stuttgart. Gr-Ponnau, Kreis Wehlau, jetzt Nützen, Holstein

 

Seite 16   Familienanzeigen

Am 9. Juni 1956 verließ mich nach langem, schwerem Leiden, plötzlich und unerwartet und für uns alle unfassbar, mein lieber herzensguter Mann, unser lieber Schwager und Onkel, der Oberlokomotivführer i. R. Paul Krause, kurz vor der Vollendung seines 74. Lebensjahres. In tiefer Trauer: Anna Krause, geb. Meyke und Angehörige. Königsberg Pr., Alter Garten 36/37, jetzt Stinstedt, Kreis Wesermünde, den 25. Juli 1956

 

Fern der Heimat entschlief am Sonnabend, dem 7. Juli 1956, nach langem schwerem, mit Geduld ertragenem Leiden, unser lieber Vater, Schwiegervater und Opa, Wilhelm Henkis, im 63. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Erwin Henkis (russ. Gefangenschaft). Heinz Henkis. Meta Henkis, geb. Michaelis. Klaus Henkis. Renate Henkis, geb. Kotterheidt. Klein-Manfred. Amanda Trauwald. Tilsit, Ostpreußen, Lindenstraße 27, jetzt Worpswede, im Juli 1956

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief am ?0. Juni 1956 (erste Zahl vom Tagesdatum nicht lesbar),  nach langem schwerem Leiden, mein lieber Mann und guter Vater, mein guter Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel, der Kaufmann und staatliche Bernsteinabnehmer Otto Koske, im Alter von 64 Jahren. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Ida Koske, geb. Skriebeleit. Irmgard Koske. Seestadt Pillau, Ostprenußen, jetzt Flensburg, Neustadt 45

 

Fern der Heimat entschlief nach längerem schwerem Leiden unser lieber treusorgender Vater, Schwiegervater und Großvater, der Stellmachermeister Eduard Lauks, aus Kreuzingen, Kreis Elchniederung, im 79. Lebensjahre. In stiller Trauer: Erna Lauks, Dissau über Lübeck. Werner Lauks und Familie, Lübeck, Grünewaldstraße 20. Dissau, den 22. Juli 1956

 

Zum stillen Gedenken an meinen lieben Mann und Vater, Dr. Kurt Rossmann, Oberstud.-Direktor z. W. allen, die ihn kannten. Frau Helene Rossmann und Kinder. Königsberg Pr., Gluckstraße 5, jetzt Stade, Harsefelder Straße 40, den 7. August 1956

 

Zum Gedenken. Am 9. August 1956, jährt sich zum fünften Male der Todestag meines geliebten Mannes Paul Gahbler, Justiz-Bezirksrevisor aus Allenstein, Steinstraße 5, verstorben im 65. Lebensjahre in der sowj. bes. Zone. Gertrud Gahbler, geborene Schulz. Bad Segeberg, Holstein, Kirchstraße 38

 

Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, am Sonnabend, dem 7. Juli 1956, nach langer und mit großer Geduld getragener Krankheit meine innigst geliebte Frau, unsere liebe treusorgende Mutter, Großmutter, Schwester, Schwiegermutter, Schwägerin und Tante, Marta Lepkojus geb. Klaudat, im Alter von 56 Jahren zu sich in sein himmlisches Reich zu nehmen. Sie folgte ihrem Bruder, Wilhelm Klaudat, im Alter von 49 Jahren, nach vier Wochen in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Heinrich Lepkojus nebst Kindern und Angehörigen. Angerbrunn (Wersmeningken), Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt Abbenrode bei Braunschweig, den 7. Juli 1956

 

Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unseren Herrn Jesus Christus! 1. Kor. 15, 57  Der Herr über Leben und Tod hat am 21. Juli 1956 plötzlich meinen lieben Mann, unseren Vater, Bruder, Schwager und Onkel, Herrn Reinhold Schlimm, im Alter von 60 Jahren heimgerufen in sein Reich. Ursula Schlimm, geb. Bullmann. Klaus Schlimm. Henning Schlimm. Conrad Schlimm. Sabine Schlimm. Dr. Wilhelm Schlimm und Familie und alle Anverwandten. Essen-Werden, Schiefenberg 16, und Oberlahnstein, Adolfstraße 153

 

Am 18. Juli 1956 ist mein lieber Mann, unser Vater und Großvater, Konrektor i. R. Hermann Platz, aus Labiau, Ostpreußen, nach 52 glücklichen Ehejahren, im Alter von 86 Jahren heimgegangen. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Anna Platz. Dorf Berlin, Kreis Segeberg, im Juli 1956. Die Einäscherung hat auf Wunsch des Entschlafenen am 23. Juli 1956 im Krematorium Hbg.-Ohlsdorf stattgefunden.

 

Am 27. Juli 1956, 7.15 Uhr, entschlief sanft nach kurzer Krankheit, fern der Heimat, unser lieber guter Vater, Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater, der Landwirt Christian Matzdorf (Argenquell, Kreis Insterburg) im 78. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Otto Matzdorf und Frau. Visselhövede, Joh.-Seb.-Bach-Str. 5. Die Beerdigung fand am Montag, dem 30. Juli 1956, auf dem Friedhof in Visselhövede, statt.

 

Am 13. Juli 1956 nahm Gott in unserer ostpreußischen Heimat nach schwerem Leiden unsere treusorgende geliebte Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Tante, Lina Füllhaas, geb. Bauer, kurz vor ihrem 86. Geburtstag zu sich in die Ewigkeit. Sie folgte ihrem Mann, unserem lieben Vater, Großvater und Onkel, Gendarmerie-Oberwachtmeister i. R. Martin Füllhaas, Neu-Retzken, Kreis Treuburg, verstorben am 19. Dezember 1944 auf der Flucht in Ostpreußen, und ihrem Enkel, Unteroffizier Willi Kowalzik, gefallen 1945 im Westen. In tiefer Trauer: Elise Kowalzik, geb. Füllhaas, Johanna Füllhaas, beide noch in Salpia, Ostpreuße. Bruno Füllhaas, Charlotte Füllhaas, geb. Szczesny, Heilsberg, Ostpreußen, jetzt: Preetz, Holstein, Platenstraße 17. Paul Füllhaas, Ida Füllhaas, geb. Pietruk, Treuburg, Ostpreußen, jetzt: Celle (Hann.), Am heiligen Kreuz 12. Bärbel und Jürgen; Renate. Lothar und Doris, als Enkelkinder. Familie Kuischewski und Niederhaus, früher: Rehfeld, Kreis Treuburg. Familie Wölk, früher: Treuburg, Ostpreußen

 

Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief am 4. Juli 1956, im 72. Lebensjahre, fern ihrer geliebten unvergessenen Heimat, unsere liebe Mutter und Großmutter, Auguste Scheffler, geb. Janell, aus Seegerswalde, Kreis Mohrungen, Ostpreußen. Für die trauernden Familienangehörigen: Max Scheffler. Freckenhorst in Westfalen, Warendorfer Straße 37

 

Tretet her, ihr meine Lieben, nehmet Abschied, weint nicht mehr. Heilung konnt' ich nicht mehr finden, meine Leiden war'n zu schwer. Nun, so ziehe ich von dannen, schließ' die müden Augen zu, haltet innig treu zusammen, gönnet mir die ewige Ruh'. Am 16. Juli erlöste Gott der Herr unsere liebe unvergessliche. Tochter Hedi Billgett von ihrem schweren Leiden. Die tieftrauernden Eltern: Fritz Wiechert und Frau, Verwandte und Freunde. Neuhäuser, Ostpreußen, jetzt Kiel-Gaarden, Kieler Straße 15

 

Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, das man hat, muss scheiden. Nach Gottes heiligem Willen ist unsere liebe gute Mutter, Schwieger- und Großmutter, Schwägerin und Tante, Charlotte Pyko, geb. Szewczik, am 27. Juni 1956, im 77. Lebensjahre sanft heimgegangen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Gertrud Pyko. Erlental, Kreis Treuburg, Ostpreußen, jetzt Gladbeck, Westfalen, Schanzenheide 20

 

Am 15. Juli 1956 verschied sanft nach kurzem Leiden meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwägerin und Tante, Martha Erzberger, geb. Schneppat,

kurz vor ihrem 73. Geburtstage. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Franz Erzberger,

Werfen, Ostpreußen (Paballen), Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt Pfaffenhofen/Ilm (Obb), Scheyerer Straße 37 b

 

Wer treu gewirkt bis ihm die Kraft gebricht und liebend stirbt, ach, den vergisst man nicht. Heute früh nahm Gott, plötzlich und für uns ganz unerwartet, unsere über alles geliebte Mutti, Oma, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin, Tante und Kusine, die Kaufmannswitwe Lydia Riemann, geb. Böhnke, im 78. Lebensjahre, fern der geliebten und unvergesslichen Heimat, zu sich in die Ewigkeit. In stiller Trauer ihre Kinder: Elsa Riemann. Charlotte Breßem, geb. Erwin Riemann. Erwin Riemann und  Anverwandte. Königsberg Pr., Börsenstraße 13, Luisen-Allee 90, jetzt Duisburg, Ruhrorter Straße 55, den 18. Juli 1956. Die Trauerfeier zur Einäscherung hat am Montag, dem 23. Juli 1956, 13.45 Uhr, im Krematorium des Duisburger Waldfriedhofes, Düsseldorfer Straße, stattgefunden.

 

Am 16. Juli 1956 rief Gott der Herr unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Luise Rosener, geb. Bajahr, im Alter von 82 Jahren,nach einem erfüllten Leben zu sich in sein himmlisches Reich. Es trauern um sie: Ruth Dawert, geb. Rosener, Obernkirchen (Hann.), Eilsener Straße 45. Waltraut Flegel, geb. Rosener, Hohegeiß (Harz), Am Brande 1. Erich Rosener, Stuttgart-Cannstatt, Sommestraße 8. Hans Dawert und ihre Enkelkinder. Die Beisetzung der Urne fand in Hohegeiß statt.

 

Zum Gedenken. Fern ihrer geliebten Heimat starb vor fünf Jahren unsere herzensgute liebe Mutter, Auguste Zabaschus, geb. Knobelsdorf, geb. 16.12.1890, gest. 13.05.1951. Zum vierzehnten Male jährte sich der Todestag meines lieben Mannes und Vaters Oberleutnant Franz Assmus, geb. 16.09.1905, gefallen 05.06.1942 in Russland. Vermisst wird unser lieber Schwager, Gefreiter Walter Lange, 4. Gren.-Regt. 531, geb. 25.10.1901, vermisst Juni 1944 in Borustki bei Bialystock. Im Namen aller Angehörigen: Elisabeth Assmus, geb. Zabaschus. Insterburg und Tilsit, jetzt Barmstedt, Holstein, Kirchenstraße 3

 

Am 2. Juli 1956 ist nach einem arbeitsreichen Leben mein lieber Mann, unser stets gütiger Vater, Schwiegervater und Großvater, der frühere Schmiedemeister Gustav Knetsch, im gesegneten Alter von 84 Jahren, für immer von uns gegangen. In tiefer Trauer: Henriette Knetsch, geb. Bembeneck und Kinder. Funken, Kreis Lötzen. Ostpreußen, jetzt Windeby, Kr. Eckernförde

 

Zum 15. Todestag unseres lieben einzigen Sohnes cand. lng. Werner Heinrichs, Flugzeugführer, gefallen 4. August 1941. In treuem Gedenken: Familie W. Heinrichs, Halstenbek, Holstein

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