Ostpreußenblatt, Folge 28 vom 14.07.1956

Ostpreußenblatt

Folge 28 vom 14.07.1956

 

Seite 1   Foto: Aufnahme: Horst Sack. Uferstraße in Kahlholz.

An der Ostküste des langgedehnten Frischen Haffs streckt sich im kräftigen Schwung der Kahlholzer Haken vor, der nahezu die Form einer Halbinsel bildet. Nahe seiner äußersten Spitze liegt das Fischerdorf Kahlholz, und nicht weit von ihm die alte Ordensfeste Balga. Eine Betonmauer schützte die Uferstraße in Kahlholz vor Überflutung durch das Haff. Meist entsandte es friedlich plätschernde Wellen an den schmalen Strand, auf denen gemächlich einige verankerte Fischerboote schaukelten. Nach Westen zu — auf unserem Bilde im Hintergrunde links als dunkler Strich erkennbar — zeigt sich jenseits des Haffs die Landzunge der Frischen Nehrung. — Über Wanderungen von dieser Uferstrecke des Frischen Haffs aus bis ins natangische Land erzählen mehrere Beiträge in dieser Folge.

 

Seite 1   Eine große Entscheidung.

Als der deutsche Bundestag jetzt — vor dem Beginn der großen Parlamentsferien — nach sehr lebhafter und auch keineswegs immer erfreulicher Debatte das Wehrpflichtgesetz in zweiter und dritter Lesung annahm — schloss die einzige freigewählte Volksvertretung des deutschen Volkes damit zugleich auch das siebente Jahr ihrer Tätigkeit. Tritt sie im Herbst wieder zusammen, dann hat das eigentliche „Wahljahr" begonnen, an dessen Ende die Nation darüber zu entscheiden hat, welcher Kurs in der kommenden Legislaturperiode gesteuert werden soll. Niemand vermag heute genau vorauszusagen, wie das Votum ausfallen wird, wem die Wähler der Bundesrepublik mit ihrer Stimmenmehrheit den Auftrag zur Führung der politischen Geschäfte 1957 erteilen werden. Eines allerdings ist jetzt schon sicher: Es wird im kommenden Herbst und in den dann folgenden zwölf Monaten bis zum Urnengang bei uns ein sehr viel härteres politisches Klima geben als in den zurückliegenden Jahren. Die vom lebhaften Wettstreit um die Wählergunst gekennzeichneten Spannungen zwischen den Parteien, die schon in der ersten Jahreshälfte 1956 so spürbar wurden, werden gewiss nicht an Schärfe verlieren, sondern bestimmt noch zunehmen. Ganz gleich, ob uns allen das nun gefällt oder nicht, wir können es nicht ändern und müssen es als eine natürliche Begleiterscheinung der Vorwahlzeiten in allen Staaten der parlamentarischen Demokratie hinnehmen. Wer will es einer Partei verdenken, dass ihr das Brot der Opposition bitter und in Deutschland besonders bitter schmeckt, dass alle Gruppen mit höchstem Eifer darum bemüht sind, ihren politischen Besitzstand, ihre parlamentarische Vertretung in den Fraktionen nicht nur zu behaupten, sondern nach Kräften auch noch auszubauen und zu erweitern? Wenn die Wahlen heranrücken, dann erhitzen sich auch in sehr alten und erprobten Demokratien die Gemüter, dann wird auch dort „gehobelt" und dann fallen auch dort die Späne. Vertrauensvoten des Volkes sind hier nun einmal keine Dauerware, sie wollen immer wieder errungen sein.

 

Vertrauen und Achtung

Dass diese Wahljahrstimmung auch auf die beiden letzten Bundestagsdebatten über das so wichtige Wehrpflichtgesetz stark ausstrahlte, haben wir alle, die wir am Funk und in der Tagespresse den Verlauf der Sitzungen und vor allem der aufreibenden achtzehnstündigen abschließenden „Marathon-Debatte" verfolgten, miterlebt. Es kam zu einem zeitweiligen Auszug der Opposition aus dem Plenarsaal, es fehlte gewiss nicht an scharfen und oft überscharfen Formulierungen und Redewendungen und die gegensätzlichen Ansichten gerade in Grundsatzforderungen, aber auch in einzelnen prinzipiellen Fragen gerieten oft hart aneinander. Andererseits war es durchaus erfreulich und beachtlich, dass zumal in der entscheidenden dritten Lesung die Aussprache vor allem über die eigentlich menschlichen Probleme (zum Beispiel in der Frage der Gewissensentscheidung zum Militärdienst, der Staatenlosen, der letzten Söhne usw.) eine beachtliche Höhe und Würde erreichte und hier und da auch zu Korrekturen der vorgeschlagenen Paragraphen führte. Mit 270 gegen 166 Stimmen bei 20 Enthaltungen der FDP-Abgeordneten wurde schließlich in der Morgenfrühe das Gesetz im Bundestag angenommen und wohl jedermann spürte, dass hier eine große und sehr bedeutende Entscheidung gefallen war.

 

Präsident Dr. Gerstenmaier sagte zum Schluss: „Wie wir auch gestimmt haben, wir alle sind davon überzeugt, dass es niemals mehr dazu kommen darf, dass die Welt uns fürchtet und misstraut. Wenn sie uns schon nicht lieben, das zu erzwingen liegt nicht in unserer Macht, so mögen sie uns doch achten und vertrauen“. „Das Gesetz — so sagte er weiter — möge in jenem Geist verwirklicht werden, in dem wir bestehen könnten vor dem, was groß sei in unserer Geschichte und was unseren Kindern und Enkeln zur Freiheit und Segen werden möge“. Dass er hier Wunsch und Hoffnung weitester Kreise des Volkes ausgesprochen hat, braucht nicht besonders betont zu werden. Die sozialdemokratische Opposition hat gewiss bis zum Schluss keinen Zweifel daran gelassen, dass sie der Wehrpflicht auch weiter ablehnend gegenüberstehen wird und dass sie sich von einem neuen Bundestag erhofft, er werde andere Wege gehen. Der jetzige Parteitag der SPD wird das vermutlich noch schärfer akzentuieren. Dass aber geltendes Recht auch hier — wie das in einer echten Demokratie selbstverständlich ist — loyal beachtet wird, wurde ausdrücklich betont. Nur eine Bundestagsmehrheit kann Gesetze ändern, aufheben und durch andere ersetzen.

 

Schutz und Sicherheit

Wir haben schon früher immer wieder darauf hingewiesen, dass die Beratung der neuen Wehrgesetze in Bonn in der großen Politik etwas Einmaliges darstellt. Keine andere Nation — vielleicht mit der einzigen Ausnahme Japans — hat es erlebt, dass ihr nach einer großen nationalen Katastrophe das Recht des Selbstschutzes und der Selbstverteidigung für länger als ein Jahrzehnt auf Befehl der sogenannten Siegerstaaten völlig genommen, dass ihr eine jahrhundertealte Wehrtradition restlos zerschlagen und zunächst „für immer" die Aufstellung auch eines noch so bescheidenen Heeres verboten wurde. Erst seit kurzem erhielten wir wieder den Status der Souveränität und jeder Deutsche musste empfinden, dass ein selbständiger Staat, der inmitten einer auch heute noch schwerbewaffneten Welt wehr- und waffenlos dasteht, noch eines der wichtigsten und entscheidenden Merkmale wirklicher Souveränität entbehrt. Es braucht nicht besonderer politischer Fachkenntnisse, um zu empfinden, dass wir — so lange wir selbst für den primitivsten Schutz unseres Hoheitsgebietes fast ausschließlich auf den Beistand anderer angewiesen sind — zwangsläufig mehr Objekt als handelnde Person im weltpolitischen Geschehen bleiben müssen. Die Notwendigkeit, den vertraglich versprochenen deutschen Beitrag zur Verteidigung baldigst zu liefern, und zwar auch in unserem ureigensten Interesse, kann im Ernst niemand leugnen. So ist es nur zu verständlich, dass viele darüber sehr befremdet sind, dass in Bonn auch nur bis zum Erlass der unbedingt notwendigsten Wehrgesetze so viel Zeit verstrichen ist. Gewiss, man kann nicht leugnen, dass eben gerade in unserer einzigartigen Situation und nach elf Jahren völliger Waffenlosigkeit bei gleichzeitiger unheimlicher Weiterentwicklung von Strategie und Taktik tausend und aber tausend Dinge bedacht und durchdiskutiert werden wollen, wenn man schon vom Start her den Erfolg sichern will. Zur Verteidigungspflicht haben sich im Grundsatz auch mehrere Fraktionen eindeutig bekannt, die nicht in der Regierung vertreten sind, zur Aufstellung von Verteidigungskräften an sich bekannten sich alle. Strittig waren und blieben Zeitpunkt für die neuen Gesetze, blieben Größe, Umfang und Grundcharakter und anderes mehr. Wenn nun das soeben verabschiedete Gesetz Armee, Heer und Luftwaffe in einer Größenordnung von 500 000 Mann auf der Basis der Wehrpflicht festlegt, so wird auch da draußen in der Welt niemand ernstlich behaupten können, der die Dinge nicht im Voraus verdrehen will, es handle sich hier um eine „bedrohliche deutsche Aufrüstung". Wenn schließlich von hundert Bürgern der Bundesrepublik einer ständig im Dienst der Sicherheit und des Schutzes seines Vaterlandes steht, so ist das ein Zahlenverhältnis, das sehr viel bescheidener ist als in den meisten anderen Ländern. Wer hier noch von angeblichen deutschen Gefahren faselt, wer mit dem Schlagwort vom „deutschen Militarismus" operiert, ist im höchsten Grade verdächtig, dass er auf eine deutsche Wehrlosigkeit sehr bestimmte politische Spekulationen aufbaut und weit gefährlichere Absichten verfolgt.

 

Mit dem Beistand aller

Wir machen uns zum Wortführer vieler, die in den letzten Monaten und Wochen aus den Kreisen unserer Landsleute mit uns sprachen und an uns schrieben, wenn wir in dieser geschichtlichen Stunde die dringende Bitte aussprechen, den Aufbau einer neuen deutschen Bundeswehr in allen Kreisen mit einer Einmütigkeit und jenem Wohlwollen und vaterländischen Verständnis zu fördern, das für das Gelingen der großen Aufgabe unbedingt notwendig ist. Wer als Freiwilliger und vor allem auch als Wehrpflichtiger seine ganzen Kräfte dem ehrenvollsten Dienst der Nation widmet, der muss es wissen und spüren, dass das ganze Volk hinter ihm steht, dass aus der politischen Kontrolle nicht unfruchtbares Hineinreden und lähmendes Misstrauen werden darf. Eine neue Wehrmacht kann nie als Truppe einer Partei oder einer Koalition gewertet werden, wir alle tragen für sie Verantwortung und wir alle sollen echte Leistung anerkennen und würdigen. Bei der Verabschiedung von Wehretats und Wehrgesetzen pflegt auch im Ausland sehr wohl eine gründliche Diskussion stattzufinden. Es ist aber vielen gerade der ältesten Demokratien eine Selbstverständlichkeit, dass bei solchen politischen Beschlüssen eine große Einmütigkeit und Geschlossenheit des Wollens zutage tritt. Der Soldat muss wissen, dass er alles erhält, was er für die Erfüllung seines Werkes zum Besten des Ganzen gebraucht und dass in entscheidenden Stunden parteitaktische Bedenken eine Grenze haben.

 

Die Diffamierung des deutschen Soldaten — vor dem auch der Gegner in Wahrheit immer große Achtung hatte — hat in der Nachkriegszeit übelste Blüten getrieben. Wir freuen uns, dass hier in weitesten Kreisen ein Wandel eingetreten ist und dass man heute überall unglaubwürdig wird, wenn man die bösen Mären von einst wieder aufwärmt. Uns allen — und auch unseren Soldaten — steht wahrlich der Sinn nicht nach Eroberungszügen und Gewalt. Wir fordern für uns den Schutz, den man keinem souveränen Staat vorenthalten kann. Wir wollen achtenswert und glaubwürdig in der ganzen Welt sein und bleiben und jene Soldatentugenden pflegen, die in den Armeen Preußens und des Deutschen Reiches vorgelebt wurden. Dieser Geist der Pflicht, der Treue, der Opferbereitschaft und des klugen Haushaltens hat uns größte Werte geschenkt. „Jedem das Seine" und „Immer die Gleichen", das sind zwei preußische Parolen, die fern von jeder Großsprecherei und Maßlosigkeit aus Jünglingen tüchtige Männer und ganze Persönlichkeiten machten, auf die Verlass war und die sich nach dem Waffendienst auch sonst im Leben bestens bewährt haben. Wir leben nicht mehr in den Tagen Friedrichs und der deutschen Erhebung von 1813, aber auch wir sind gut beraten, wenn wir unser Ringen um Einheit in Freiheit, um echten Frieden und Ausgleich unter das sittliche Gesetz unserer Väter, unter die Mahnung des großen Ostpreußen Immanuel Kant stellen.

 

Seite 1   Um einen gerechten Frieden! Von Prof. Dr. jur. Herbert Kraus, Vorsitzender des Göttinger Arbeitskreises

In der ausländischen Publizistik ist verschiedentlich dann, wenn die Frage der Massenaustreibungen deutscher Bevölkerung erörtert wurde, zum Ausdruck gebracht worden, eine Wiedergutmachung des hier geschehenen Unrechts komme nicht in Frage, einmal weil diese Wiedergutmachung „neues Unrecht" mit sich bringen werde und zum anderen, weil die Austreibungen nur die „zwangsläufige Folge" jenes Unrechts gewesen seien, das während des Krieges den Völkern angetan wurde, aus deren Staatsgebiet oder den ihnen zur Verwaltung übergebenen Gebieten dann die deutsche Bevölkerung vertrieben worden ist.

 

Bemerkenswert an diesem Vorbringen ist zunächst, dass man immerhin das Bedürfnis zu haben scheint, die Austreibungen, wenn nicht zu rechtfertigen — das ist unmöglich —, so doch wenigstens irgendwie „psychologisch begreiflich" zu machen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass sie tatsächlich nicht nur völkerrechtswidrig, sondern auch als widermoralisch im Lichte der öffentlichen Moral erkannt werden. Aus diesem Grunde wird etwa so argumentiert: Da die deutschen Volksgruppen sich als „unzuverlässig", als „illoyale Staatsbürger" oder gar als „Fünfte Kolonne" erwiesen hätten, habe es die Staatssicherheit erforderlich gemacht, derartige „Gefahrenquellen" auszuschalten, und zwar durch Vertreibung.

 

Einmaliger Vorgang

Da nun auf diese Weise keineswegs zugleich auch die Austreibung der deutschen Bevölkerung aus den fremder Verwaltung unterstellten deutschen Ostprovinzen „begründet" werden konnte, nahm man zu der Behauptung Zuflucht, es sei auch bei diesen Deutschen für die Zukunft ein „entsprechendes Verhalten" (wie angeblich bei den Volksgruppen bzw. Minderheiten) zu vermuten. Auf diese Weise kam der in der europäischen Geschichte einmalige Vorgang einseitiger Austreibung zustande, während bis dahin seit Beginn der Geschichtsschreibung territoriale Veränderungen stets in dem Sinne erfolgten, dass die ansässige Bevölkerung die Staatsangehörigkeit wechselte, im Übrigen, aber

grundsätzlich in den betroffenen Gebieten verblieb bzw. ein ausdrückliches Optionsrecht erhielt.

 

Die zeitgenössische Geschichtsschreibung hat nun mit hinreichender Beweiskraft dargetan, dass sich jene Behauptung, die deutschen Volksgruppen seien als solche „Fünfte Kolonne" gewesen, nicht aufrechterhalten lässt. Die in letzter Zeit zu verzeichnenden Rückkehraufrufe verschiedener Ostblockstaaten — einschließlich der Volksrepublik Polen — bestätigen dies. Die Rechtslage wird aber hiervon keineswegs berührt: Selbst wenn jener Nachweis nicht hätte geführt werden können, ist die Austreibung ganzer Volksgruppen nichtsdestoweniger rechtswidrig, da in einem solchen Falle die betreffenden Staaten nur auf Grund ordentlicher Gerichtsverfahren gegenüber einzelnen Staatsangehörigen gemäß dem geltenden Recht hätten Strafen verhängen dürfen, unter denen niemals die Austreibung auch der straffällig Gewordenen hätte begriffen sein können, zumal in keinem Staate der Erde die Ausweisung der eigenen Staatsbürger ins Ausland — zum Unterschiede von Staatenlosen oder fremden Staatsangehörigen — in der Gesetzgebung vorgesehen war und ist. Für die einst in den Oder-Neiße-Gebieten ansässigen Deutschen kam zudem rechtlich eine Bestrafung für ihre Tätigkeit zugunsten Deutschlands, sofern sich diese im Rahmen der völkerrechtlich gültigen Normen der Kriegführung hielt, ebenso wenig in Betracht wie für jeden anderen deutschen Staatsbürger, der im deutschen Staatsgebiete wohnhaft war.

 

Klarer Rechtsbruch

Die These, dass die Austreibungen „endgültig“ seien und dass sie eine „Sicherungsmaßnahme" oder eine „Retaliation" darstellten, widerspricht somit in jeder Hinsicht dem Völkerrecht und Staatenrecht wie dem Minderheitenrecht, zu schweigen von den Menschenrechten, wie sie in der „UNO-Charta der Menschenrechte" formuliert sind. Dies bedeutet aber, dass ein künftiger Friedensvertrag diese Rechtsansprache berücksichtigen muss, und zwar aus folgenden Gründen:

 

Ein „Straffrieden" ist jedweder zwischenstaatlichen Rechtsordnung zuwider, weil Strafe nur im Verhältnis von Oberen zu ihren Untergebenen zulässig ist, Staaten aber voneinander unabhängig sind, wie schon Kant in seiner Schrift über den „Ewigen Frieden" festgestellt hat. Eben dort weist Kant auch darauf hin, dass die Idee des Völkerrechts „die Absonderung vieler voneinander unabhängiger ... Staaten" voraussetzt.

 

Besonders verwerflich, da mit der Idee des Völkerrechts völlig unvereinbar, sind Friedensschlüsse, die auf Unterjochung, Teilung oder Beseitigung von Staaten, damit auf deren moralische oder faktische Vertilgung ausgehen. Was für den Staat gilt, hat umso mehr für die Bevölkerung Gültigkeit. Das Völkerrecht gestattet dem einzelnen Staate nur die Erhaltung des Seinen, aber nicht Vergrößerung auf Kosten eines anderen Staates, um wieviel weniger erst auf Kosten der Bevölkerung, der einzelnen Staatsbürger. Dieses leugnen zu wollen, würde Auflösung nicht nur des Völkerrechts, sondern auch jedweder sonstigen Form nicht nur des politischen, sondern überhaupt menschlichen Zusammenlebens bedeuten.

 

Somit bedeutet auch die Vertreibung der ostdeutschen Bevölkerung aus ihrer Heimat nicht etwa eine Minderung des Rechtsanspruches auf die fremder Verwaltung unterstellten deutschen Ostgebiete als vielmehr eine Verstärkung dieses Rechtsanspruches, da, je größer das Unrecht, umso dringlicher die Wiederherstellung des Rechts ist. Dies muss im Interesse der Aufrechterhaltung der Völkerrechtsgemeinschaft im Hinblick auf etwaige Friedensverhandlungen oder bei diesen selbst klar zum Ausdruck gebracht werden, wobei sich selbstverständlich zugleich ergibt, dass für die sich aus der Wiederherstellung des Rechts — die niemals „Unrecht" sein kann — ergebenden Fragen der praktischen Politik — in diesem Falle u. a. der Rücksiedlung — die gesamte Völkerrechtsgemeinschaft mitverantwortlich ist und zu deren Lösung beizutragen hätte.

 

Seite 2   Dr. Kohnert Sprecher der Westpreußen

Zum neuen Sprecher der Landsmannschaft Westpreußen wurde auf dem großen Westpreußentreffen in Hannover am letzten Sonntag Dr. Hans Kohnert gewählt, der damit die Nachfolge Erik von Witzlebens übernimmt. Die den Westpreußen besonders verbundene Landsmannschaft Ostpreußen begrüßt in dem neuen Sprecher einen seit vielen Jahren bekannten und bewährten Vorkämpfer der Heimatvertriebenen, der schon in den Jahren vor dem Zweiten Weltkriege sich mit großer Tatkraft für die Belange der Deutschen in den damals von Polen besetzten Gebieten in Westpreußen und Posen eingesetzt hat.

 

Dr. Hans Kohnert wurde 1905 in Posen geboren. Er besuchte das deutsche Privatgymnasium, in der alten deutschen Stadt Bromberg und betätigte sich in den Jahren 1923 bis 1925 als praktischer Landwirt in den Kreisen Schwetz und Kulm. Er musste dann im polnischen Heer in der Garnison Skierniewiece seinen Militärdienst ableisten. Hierauf ging er als Student der Landwirtschaft an die Danziger Technische Hochschule. Nach Abschluss des von 1927 bis 1930 dauernden Studiums wurde Dr. Kohnert wissenschaftlicher Assistent bei Professor Woermann ebenfalls an der Danziger Technischen Hochschule. In den Jahren 1932 bis 1934 war er landwirtschaftlicher Sachverständiger der Danziger Landschaft. Von 1934 bis 1939 war er als Vorsitzender der deutschen Vereinigung in Bromberg mit der Vertretung der Interessen der deutschen Minderheit besonders befasst. In den Jahren 1939 bis 1945 war Dr. Kohnert als praktischer Landwirt im Kreise Hohensalza tätig. Bei Kriegsende vertrieben aus der Heimat, durchlebte er wie alle anderen ostdeutschen Landsleute zunächst sehr schwere Jahre. Von 1948 bis 1953 wurde er zum Geschäftsführer des Niedersächsischen Landvolkes in Hannover berufen. Seit 1953 ist er als Geschäftsführer für den Verband der Fleischwarenfabriken und die große Fleischwaren-Exportgesellschaft in Hamburg tätig.

 

Seite 2   Königsbergbrücke in Duisburg vorgeschlagen

Sechzig Brücken über Straßen, Schienen, und Gewässer werden Bestandteile der Autobahn sein, die Duisburg in 25 Kilometer Länge durch sein Stadtgebiet baut. Jede dieser Brücken soll auf Vorschlag des Ratsherrn Michael den Namen einer ost- oder mitteldeutschen Stadt tragen, in den Stein des Geländers gemeißelt und mit dem Stadtwappen geziert. Neben Tilsit, Königsberg, Stettin, Breslau und Gleiwitz würde auf diese Weise auch Dresden, bis zu seiner Zerstörung kultureller Mittelpunkt der heutigen Sowjetzone, ins Gedächtnis derer zurückgerufen, die heute in der Bundesrepublik schon ganz Deutschland sehen. Das Duisburger Beispiel verdient Nachahmung.

 

Es braucht sich nicht auf Brücken zu beschränken, sondern kann auf alle staatlichen und kommunalen Neubauten ausgedehnt werden. Wozu streitet man sich in Westdeutschland noch, ob ein Gymnasium den Namen Mozarts oder der Droste-Hülshoff tragen soll? Wird nicht Ostpreußen durch Kant, Schlesien durch Eichendorff, Sachsen durch Fichte, Mecklenburg durch Reuter, die Mark durch Fontane und Berlin durch Humboldt symbolisiert? Es gibt auf diesem Gebiet unendlich viel Möglichkeiten, nicht nur die Erinnerung an den deutschen Osten wachzuhalten, sondern auch den Willen, die unter fremder Verwaltung stehenden Gebiete nicht verloren zu geben. Wie das Beispiel beweist, gehört nicht viel dazu, in der Öffentlichkeit das gesamtdeutsche Bewusstsein, das nicht an der Oder-Neiße-Linie enden darf, zu erhalten und zu fördern.

 

Seite 2   Einziehungen ab April 1957. Einzelheiten aus dem neuen Wehrpflichtgesetz.

Das neue Wehrpflichtgesetz, das am frühen Morgen des 7. Juli 1956 vom Bundestag in dritter Lesung verabschiedet wurde, sieht vor, dass wehrpflichtig alle deutschen Männer vom vollendeten 18. Lebensjahr an sind, die Deutsche im Sinne des Grundgesetzes sind und ihren ständigen Aufenthalt im Geltungsbereich dieses Gesetzes (also nicht in Berlin) haben. Die Dauer des Grundwehrdienstes wird erst später geregelt. Die Wehrpflicht endet nach dem vorliegenden Gesetz mit Ablauf des Jahres, in dem der Wehrpflichtige das 45. Lebensjahr vollendet. Bei Offizieren und Unteroffizieren endet sie jedoch erst bei Vollendung des 60. Lebensjahres. Der auf Grund der Wehrpflicht zu leistende Wehrdienst umfasst den Grundwehrdienst sowie weitere Wehrübungen und im Verteidigungsfalle einen unbefristeten Wehrdienst.

 

Zum Grundwehrdienst soll der Wehrpflichtige in der Regel in dem Kalenderjahr herangezogen werden, in dem er das 20. Lebensjahr vollendet. Einem Antrag, vorzeitig zum Grundwehrdienst herangezogen zu werden, soll entsprochen werden. Als erster Jahrgang soll 1937 eingezogen werden. Wer vor dem 1. Juli 1937 geboren ist, wird zu den sogenannten „Weißen Jahrgängen" gerechnet, und braucht nur einen verkürzten Grundwehrdienst zu leisten. Die erste Einziehung von Rekruten dürfte Anfang 1957 erfolgen. Sofort nach dem Inkrafttreten des Wehrpflichtgesetzes beginnt das Verteidigungsministerium mit dem Aufbau des Wehrersatzwesens und der Ausarbeitung des Gesetzentwurfes über die Dauer des Grundwehrdienstes. Das Bonner Verteidigungsministerium hält bekanntlich an einem Grundwehrdienst von achtzehn Monaten fest, während sich der Bundesrat für eine Beschränkung auf zwölf Monate ausgesprochen hat.

 

Wehrdienstausnahmen

Zum Wehrdienst wird nicht herangezogen, wer untauglich ist, wer sich auf das geistliche Amt vorbereitet und wer entmündigt ist. Wer in ein Parlament gewählt ist, kann nur während der Parlamentsferien einberufen werden. Weitere Zurückstellungen sind möglich, wenn a) die Versorgung der Familie des Wehrpflichtigen, wenn hilfsbedürftige Angehörige oder andere hilfsbedürftige Personen gefährdet würden, für deren Lebensunterhalt der Wehrpflichtige aus rechtlicher oder sittlicher Verpflichtung aufzukommen hat, b) für Verwandte ersten Grades des Wehrpflichtigen besondere Notstände zu erwarten sind, c) wenn der Wehrpflichtige für die Erhaltung und Fortführung eines eigenen oder elterlichen Betriebes unentbehrlich ist, d) wenn die Einberufung einen bereits weitgehend geförderten Ausbildungsausschnitt unterbrechen würde, e) wenn ein Strafverfahren anhängig ist, in dem eine Freiheitsstrafe erwartet werden kann.

 

Unabkömmlich gestellt werden können Wehrpflichtige, wenn dies im öffentlichen Interesse liegt. Gedacht ist hierbei vor allem an ausgesprochene Mangelberufe, wie Bergleute, Hochseefischer und Seeleute, über die Unabkömmlichkeitsstellung entscheidet die Wehrersatzbehörde.

 

In den Bestimmungen über die mögliche Kriegsdienstverweigerung heißt es: „Wer sich aus Gewissensgründen der Beteiligung an jeder Waffenanwendung zwischen den Staaten widersetzt und deshalb den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert, hat statt des Wehrdienstes einen zivilen Ersatzdienst außerhalb der Bundeswehr zu leisten. Er kann auf seinen Antrag zum waffenlosen Dienst in der Bundeswehr herangezogen werden“.

 

Angenommen wurden im Bundestag zwei wichtige Anträge über die Wehrdienstbefreiung von „letzten Söhnen" und Wehrpflichtigen mit nahen Verwandten in der Sowjetzone. Der Paragraph 11 des Gesetzes, der auch die Befreiung vom Wehrdienst für die Geistlichen, die Schwerkriegsbeschädigten und die Spätheimkehrer regelt, wurde durch folgende Bestimmungen erweitert: „Vom Wehrdienst sind auf Antrag zu befreien: Wehrpflichtige, deren sämtliche Brüder oder, falls keine Brüder vorhanden waren, deren sämtliche Schwestern an den Folgen einer Schädigung im Sinne des Paragraphen 1 des Bundesversorgungsgesetzes oder des Paragraphen 1 des Bundesentschädigungsgesetzes verstorben sind, sowie Wehrpflichtige, sofern sie Verwandte ersten Grades besitzen, die ihren Wohnsitz oder ständigen Aufenthaltsort in der sowjetisch besetzten Zone oder im sowjetischen Sektor von Berlin haben“.

 

Seite 2   Die Bonner Abstimmung

Bei der letzten Abstimmung über das Wehrpflichtgesetz wurden für die Vorlage 270 Stimmen abgegeben. Für das Wehrpflichtgesetz sprachen sich geschlossen aus die Fraktionen der CDU/CSU, der FDP und der Deutschen Partei. Die 166 Gegenstimmen wurden von Abgeordneten der SPD, des Gesamtdeutschen Blocks und einigen Mitgliedern der FDP abgegeben. Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Abgeordneter Dr. Gille, sprach sich für das Gesetz aus. Zwanzig FDP-Abgeordnete enthielten sich der Stimme. Von den nicht stimmberechtigten Berliner Abgeordneten entschieden sich sechs für und acht gegen das Gesetz. Zwei enthielten sich der Stimme.

 

Seite 2   Kein Verzicht auf die Heimat! Treffen der Westdeutschen und Sudetendeutschen.

Auf dem großen Bundestreffen der Landsmannschaft Westpreußen in Hannover betonte Bundesminister Jakob Kaiser, es sei völlig falsch, dem deutschen Volk heute den Ratschlag zu geben, es solle auf die deutschen Ostgebiete verzichten, um sie nicht wieder zum Schauplatz einer Völkerwanderung werden zu lassen. Man könne den Deutschen nicht zumuten, den Weg zu einer gesamtdeutschen Regierung mit Verzichten auf deutsche Gebiete zu erkaufen. Über das Schicksal des deutschen Ostens werde erst in den Verhandlungen über den Friedensvertrag entschieden. Bei diesem Friedensvertrag aber werde eine gesamtdeutsche Regierung mit am Verhandlungstisch sitzen.

 

Vor über 30 000 Sudetendeutschen betonte Bundesminister Seebohm in Bochum, dass der Kampf um das Heimatrecht in Wahrheit ein Kampf um die Zukunft aller freien Völker Europas sei. Niemals könne um der Wiedervereinigung willen unser Volk auf die ostdeutschen Gebiete jenseits der Oder-Neiße-Linie verzichten. Seebohm erklärte, Frieden und Freiheit könnten in Europa nur dann einkehren, wenn wirklich Vertrauen zwischen den europäischen Völkern aufkomme und die Sowjetunion ihre Herrschaft über Ost- und Südosteuropa aufgebe. Die Heimatvertriebenen müssten erhöhte Wachsamkeit zeigen. An einen Umschwung im Osten könne man erst glauben, wenn alle Lager leer seien und wenn auch die Männer in Posen begnadigt würden. Der Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Lodgman von Auen, erklärte, als Volk der Mitte dürften sich die Deutschen nicht nur auf eine Westpolitik beschränken, sie müssten vielmehr auch ihre Politik nach dem Osten ausrichten.

 

Seite 2 „Begrenzte Zugeständnisse?" Erörterungen zwischen Pankow und Warschau über die Oder-Neiße-Frage

Nach Informationen, die aus dem Sowjetzonenregime nahestehenden Kreisen stammen sollen, wird sich dieser Tage eine sowjetzonale Delegation nach Warschau begeben, um dort mit Vertretern der volkspolnischen Regierung „den gemeinsamen weiteren Aufbau" der polnisch verwalteten Gebiete jenseits von Oder und Neiße zu erörtern. Dabei sollen, wie aus den gleichen Quellen des Weiteren verlautete, dem Sowjetzonenregime einige „begrenzte politische Zugeständnisse" in Ostpommern, Ostbrandenburg und Niederschlesien als „Gegenleistung" in Aussicht gestellt worden sein. Es sei sogar angedeutet worden, dass es sich um eine „Sensation" handeln werde. In diesem Zusammenhange sei auch darauf hingewiesen worden, dass die Warschauer Regierung nunmehr der Rückkehr deutscher Heimatvertriebener keine Hindernisse mehr in den Weg lege.

 

Der „Pressedienst der Heimatvertriebenen" weist darauf hin, dass diese Informationen bisher noch nicht bestätigt sind. Es muss aber hervorgehoben werden, dass ein Sprecher der rotpolnischen Botschaft in Ost-Berlin dieser Tage erklärte, es bestehe nunmehr nicht nur für diejenigen Vertriebenen, die Angehörige in der Heimat haben, die Möglichkeit, Anträge auf Rückführung in die Oder-Neiße-Gebiete zu stellen, sondern dies gelte auch „für andere rückkehrwillige Deutsche". In Abrede gestellt wurde nur, dass die polnische Botschaft in Ost-Berlin unter den Heimatvertriebenen in der Sowjetzone eine „Abwerbungsaktion" durchführe, (wobei es natürlich eine offene Frage ist, was unter „Abwerbungsaktion" zu verstehen ist). Es erscheint nun nicht ausgeschlossen, dass Pankow und Warschau einen „Gemeinsamen Aufruf" an die Heimatvertriebenen zur Rückkehr in ihre Heimat richten. Worin die polnischen „Gegenleistungen" für die Hilfe der Sowjetzone bestehen würden, ist eine offene Frage. Es dürfte wohl kaum etwas anderes in Aussicht genommen sein als die Zusicherung, dass die Rückkehrer dann auch von der Sowjetzonen-SED „betreut" werden würden.

 

Seite 2   Ostdeutsche Bilder der Bundesbahn

Wie das „Werbe- und Auskunftsamt für den Personen- und Güterverkehr" der Deutschen Bundesbahn dem „Pressedienst der Heimatvertriebenen" mitteilte, befinden sich unter den in den Reisezugwagen der Bundesbahn angebrachten Schmuckbildern 20 Bilder mit Motiven aus den deutschen Ostgebieten. Es handelt sich u. a. um zwei Motive aus Königsberg und vier Motive aus dem Riesengebirge sowie um Bilder von Allenstein, Elbing, der Marienburg, von Marienwerder, Breslau, Landeck im Glatzer Bergland, Fürstenstein bei Waldenburg usw. 77 weitere Bildmotive betreffen mitteldeutsche Städte und Landschaften sowie Berlin. Die Bilder wurden von der Bundesbahn bei einer bekannten westdeutschen Firma in Auftrag gegeben.

 

Die zum Teil sehr eindrucksvollen und ansprechenden Schmuckbilder aus unserer ostdeutschen Heimat haben durchaus den Beifall aller unserer Landsleute gefunden, die sie auf der Reise sahen. Sie alle wünschen nur, dass die Bundesbahn den Kreis der Motive noch erheblich erweitert.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Eine Umbildung der Bundesregierung soll nach Bonner Unterrichtungen wahrscheinlich noch vor dem 21. Juli stattfinden, an dem der Kanzler seinen Urlaub antritt. Man rechnet damit, dass drei der bisherigen Bundesminister aus dem Kabinett ausscheiden werden und nennt hier die Namen der Minister Kraft, Neumayer und Schäfer. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.

 

Der tiefste Stand der Arbeitslosigkeit seit der Währungsreform wurde im Juni erreicht. In diesem Monat erhielten abermals rund 60 000 Personen eine Arbeitsstelle. Die Zahl der Arbeitslosen sank damit auf 478 800.

 

Die deutsche Handelsflotte wird in diesem Jahr den Umfang von drei Millionen BRT überschreiten. Am 1. Juli gab es bereits 970 Seeschiffe mit 2,85 Millionen BRT.

 

Die Zahl der Eheschließungen im Bundesgebiet nimmt zu. Im ersten Vierteljahr 1956 wurden 76 532 Ehen geschlossen. Das sind rund 7000 mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres.

 

22 516 Ferienfreiplätze für Berliner Kinder bei privaten Gastgebern und in Heimen des Bundesgebietes konnten dem Hilfswerk Berlin zur Verfügung gestellt werden. Die Berliner Jugendsenatorin, Frau Kay, erklärte hierzu, dass alle Erwartungen übertroffen worden seien.

 

Täglich vierzig Unfalltote gab es im Bundesgebiet bei Verkehrsunfällen im Mai 1956.

 

In der Bundesrepublik fehlen immer noch 30 000 Klassenräume für die Schulen. Die Lehrerorganisationen wiesen darauf hin, dass an 75 Prozent aller Schulen immer noch Schichtunterricht durchgeführt werden muss. Vierzig Prozent aller Schulen haben keine Turnhallen.

 

Rund 400 000 Menschen leben immer noch in 3000 Lagern der Bundesrepublik und Westberlin. Eine Bonner Statistik weist darauf hin, dass von den Lagerinsassen 50 Prozent Vertriebene und 28 Prozent Sowjetzonenflüchtlinge sind. Der Rest besteht aus Ausländern und Staatenlosen.

 

Eine Moskauer Einladung an den Bundestag ist beim Präsidenten Gerstenmaier eingegangen. Der Oberste Sowjet hat die Entsendung einer deutschen Parlamentsdelegation nach der Sowjetunion angeregt. Gerstenmaier erklärte, er könne die Einladung erst nach dem Zusammentreten der Volksvertretung nach den Parlamentsferien beantworten.

 

Gegen die Fünfprozentklausel bei den Bundeswahlen hat die Bayernpartei eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht eingebracht. Sie beantragt eine Nichtigkeitserklärung der Sperrklausel, da diese nach ihrer Ansicht nicht mit dem Grundgesetz zu vereinbaren sei.

 

Nach dem römischen Besuch des Bundeskanzlers wurde bekanntgegeben, dass die Regierungen Deutschlands und Italiens übereinstimmend die deutsche Wiedervereinigung als notwendige Voraussetzung, für dauerhafte Entspannung und einen wahren Frieden in der Welt bezeichnet haben.

 

Gegen den Frühschluss der Einzelhandelsgeschäfte am Sonnabend hat sich jetzt der Deutsche Hausfrauenbund nachdrücklich ausgesprochen. Es wurde betont, dass viele Familien nur an einem Sonnabend-Nachmittag größere Einkäufe durchführen können.

 

Die Ehrendoktorwürde der Hamburger Universität wird dem indischen Ministerpräsidenten Nehru am 16. Juli bei einem Besuch in der Hansestadt verliehen.

 

Das bekannte Berliner Rundfunkhaus an der Masurenallee ist von den Sowjets der Westberliner Stadtverwaltung wieder übergeben worden. Es handelt sich um eine Riesenanlage mit fünfhundert Zimmern.

 

Die Wiedergründung der Berliner Ufa-Film-Gesellschaft erfolgte auf einer Gründungsversammlung in Tempelhof. Der Aufsichtsrat gab bekannt, dass wieder alle Teile der Ufa in Berlin vereinigt werden sollen. Die Gesellschaft will im Jahre 1958 ihre ersten Spielfilme herausbringen.

 

Papst Pius XII. betonte in einer Rede beim Kanzlerbesuch in Rom, für Deutschland müssten noch eine große Anzahl brennender Fragen gelöst werden, die eine fast übermenschliche Belastung des deutschen Volkes darstellten. Die Deutschen müssten hierbei Zähigkeit, Weitblick und Geduld zeigen.

 

Das Stalin-Denkmal in Ostberlin soll verschwinden. Die Verwaltung des Ostsektors hat angekündigt, man wolle auf dem jetzigen Denkmalsgelände an der Stalin-Allee ein Hotel errichten. Man rechnet auch damit, dass in Kürze die bisherige „Stalinstadt" an der Oder wieder den Namen Fürstenberg erhält.

 

Eine Reihe von Großbränden in Rotpolen melden nun auch mehrere kommunistische Warschauer Zeitungen. Im Mai seien vier Dörfer völlig niedergebrannt und diese Großbrände gingen nach Ansicht Warschauer Machthaber auf organisierte Widerstandsgruppen zurück.

 

Eine zunehmende Welle des Antisemitismus in Rotpolen will das amerikanische jüdische Komitee festgestellt haben. Es kämen immer mehr Überfälle auf Synagogen und jüdische Friedhöfe vor und die jüdischen Kinder würden in den Schulen benachteiligt.

 

Der dritte große Landarbeiterstreik in Italien innerhalb weniger Wochen ereignete sich jetzt. Die Landarbeiter traten 48 Stunden in den Ausstand und forderten höhere Löhne und verbesserte Arbeitsbedingungen.

 

Eine Beschlagnahme großer amerikanischer Stahlvorräte für Verteidigungszwecke ist von der Washingtoner Regierung verfügt worden. Da sich 650 000 Stahlarbeiter in einem Streik befinden, will man verhüten, dass die Produktion für die Wehrmacht leidet.

 

Die Annahme der Präsidentschaftskandidatur durch Eisenhower auch nach der zweiten schweren Erkrankung gilt heute in Washington als sicher. Der Präsident selbst hat sich allerdings noch nicht geäußert.

 

Seite 3   Der Rechtsanspruch auf Ostdeutschland. Bedeutsame Gedanken in der außenpolitischen Debatte

In der letzten großen außenpolitischen Debatte des Bundestages vor den Parlamentsferien wurde — wie wir in der letzten Folge bereits erwähnten — ein Antrag des Gesamtdeutschen Blocks den zuständigen Ausschüssen überwiesen, der auf eine Sicherstellung des Rechtsanspruchs auf die deutsche Vertreibungsgebiete hinzielt und fordert, dass dieser Anspruch von Mitgliedern der Bundesregierung und von den nachgeordneten Stellen nicht in Zweifel gezogen werden darf. Hierbei wurden in der Volksvertretung sehr bedeutsame Ausführungen durch Vertriebenen-Abgeordnete gemacht, die besonderes Interesse verdienen. Da es uns unmöglich ist, den vollen Wortlaut der Reden zu bringen (sie umfassen im Sitzungsprotokoll mehr als zehn Druckseiten), stellen wir hier einige besonders wichtige Punkte heraus:

 

Der Abgeordnete Dr. Kather, der auch den Antrag begründete, wies darauf hin, dass der Bundestag in siebenjähriger Tätigkeit sich niemals in einer besonderen Debatte mit dem Schicksal der ostdeutschen Vertreibungsgebiete befasst habe. Er erwähnte diesen Sachverhalt, um darzutun, welch große Zurückhaltung seitens der Vertriebenen-Abgeordneten hinsichtlich dieses Problems geübt worden sei. Auch die überparteilichen Organisationen der Vertriebenen hätten wohl ihr Recht auf die Heimat herausgestellt, aber Protestkundgebungen wohl in der Frage der Eingliederung und des Lastenausgleichs, nicht aber für das Heimatrecht und die Heimatgebiete durchgeführt. Dr. Kather erinnerte daran, dass es die Vertriebenen waren, die schon in ihrer Charta 1950 auf Hass, Rache und Vergeltung verzichtet und immer wieder erklärt hätten, dass sie die Rückgabe ihrer Heimat nicht um den Preis eines neuen Krieges erstreben wollten. Diese äußerst maßvolle Haltung der Vertriebenen habe nicht die Anerkennung gefunden, die sie verdient hätte. Jetzt sei es so weit gekommen, dass der Außenminister zunächst das Recht auf die Vertreibungsgebiete selbst als problematisch bezeichnet und sich dann darauf zurückgezogen habe, er habe nur die Durchführung des Rechtes problematisch kennzeichnen wollen. Als darauf ein einziger Schrei der Entrüstung durch alle Vertriebenen-Organisationen aufklang, da mussten sich die Sprecher dieser Menschen sagen lassen, sie versuchten, auf dem Schicksal der Vertriebenen mit politischen Geschäften so etwas wie eine Lebensstellung aufzubauen.

 

Dr. Kather wies es als Versuch einer grotesken Geschichtsfälschung zurück, wenn behauptet werde, als seien die Proteste gegen die Äußerungen von Brentanos und Greves erfolgt, weil sie erklärt hätten, dass vorerst nur eine Wiedervereinigung zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetzone möglich sei. Er selbst und andere Sprecher der Vertriebenen hätten immer wieder betont, dass die Wiedervereinigung Deutschlands sich in Etappen vollziehen müsse. Dr. Kather ging dann im Einzelnen auf die verschiedenen, in sich sehr widerspruchsvollen Äußerungen des Außenministers, des Botschafters von Herwath, McCloys und anderer ein. Er erklärte, es sei nicht mehr nur möglich, hier nur von Missverständnissen oder falschem Zungenschlag zu sprechen. In einem Interview habe von Brentano den Rückkehrwillen eines Teiles der Vertriebenen in Zweifel gezogen. Nachdrücklich wandte sich Dr. Kather gegen die Taktik einer gewissen deutschen Presse, den Sprechern der Heimatvertriebenen, die an dem Rechtsanspruch festhielten, mangelnden Realismus vorzuwerfen. Er wies darauf hin, dass einige Äußerungen des „Rheinischen Merkurs" und der Hamburger „Welt" vom Pankower Kommunistenorgan „Neues Deutschland" in hohen Tönen belobigt worden seien, und zitierte hierbei auch eine Reihe von Äußerungen der polnischen Presse. In der Charta der deutschen Heimatvertriebenen stehe nicht nur der Verzicht auf Rache und Vergeltung, sondern auch der Satz: „Dem Menschen mit Zwang von seiner Heimat trennen, bedeutet, ihn im Geiste töten“. Die Charta mache deutlich, dass die Vertriebenen entschlossen seien, niemals ihr Recht preiszugeben. Wenn der Außenminister gesagt habe, die Bonner Regierung halte ihre klare Einstellung zur Frage der Grenzziehung im Osten unverändert aufrecht, so mute ihn — Dr. Kather — diese Formulierung langsam geradezu unheimlich an. Es gehe hier nicht nur um eine Grenzregulierung, sondern um 25 Prozent des deutschen Landes und Bodens, dafür solle man andere Worte wählen. Dr. Kather erklärte weiter, dass in einer Bonner Korrespondenz am 26. Juni gemeldet worden sei, es stehe ein deutsch-polnisches Kondominium in Sicht. Es solle ein Gerücht umgehen, dass zwischen Washington und der Bundesregierung ein gemeinsamer Vorschlag besprochen worden sei. Der Abgeordnete erinnerte daran, dass der katholische Flüchtlingsrat in Würzburg die Proteste der deutschen Heimatvertriebenen gegen die verwirrenden Auslassungen einiger Politiker über Ostdeutschland gutgeheißen habe. Bonn solle sich ein Beispiel an der nach Haltung des Vatikans nehmen, der trotz allem Drängen der polnischen Machthaber bis auf den heutigen Tag daran festgehalten habe, dass die ostdeutschen Gebiete ein Teil des Deutschen Reiches seien und bis zum Abschluss eines Friedensvertrages blieben. Die deutsche Bundesregierung, die eine viel weitgehendere Verpflichtung als der Vatikan habe, müsse eine entschiedene und klare Haltung einnehmen.

 

Dr. Kather erklärte schließlich, der sehr rührigen und geschickten Auslandspropaganda der Polen und Tschechen hätten wir nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Im Mammutbau des deutschen Auswärtigen Amtes habe sich offenbar noch immer kein Platz für eine deutsche Ostabteilung mit Informationen finden lassen. Die einzige Waffe der Besiegten sei das Recht und es sei die Aufgabe Bonns, diese Waffe scharf zu halten. Vergleichsvorschläge könnten erst erörtert werden, wenn man am Verhandlungstisch sitze. Die Stimme der Vertriebenen müsse auch in Zukunft unüberhörbar ins Ohr der Welt und des deutschen Volkes klingen, damit das Recht keinen Schaden nehme.

 

Bundesaußenminister Dr. von Brentano erklärte in einer kurzen Erwiderung, Dr. Kather habe seine Erklärungen in einem Sinne interpretiert, wie es für die von den Vertriebenenabgeordneten vertretenen Menschen nachteilig sei. Er — Brentano — habe auch am 1. Mai in London erklärt, dass die Millionen der aus den Ostgebieten Vertriebenen ein Recht auf ihre Heimat besäßen. Er sei in London gefragt worden, ob Deutschland die Wiedervereinigung mit der Zone von der gleichzeitigen Erfüllung des weitergehenden Anspruches abhängig mache. Darauf habe er allerdings „nein" erklärt. Er gebe diese Erklärung noch einmal ab. Nur wenn man in der Welt wisse, dass ein wiedervereinigtes Deutschland sein neugewonnenes Potential nicht missbrauchen werde, nur dann würden wir in der Wiedervereinigungspolitik die Unterstützung erhalten, die wir brauchten. Er habe bereits in der außenpolitischen Debatte betont, dass das Problem der deutschen Ostgrenzen ein Problem sei, das im Friedensvertrag geregelt werden müsse. Die Unterstellung, er selbst oder irgendein Mitglied der Bundesregierung hätten ihre Äußerungen mit Rücksicht auf die bevorstehenden Wahlen getan, empfinde er als peinlich und er halte es für unter seiner Würde, darauf zu antworten. Die Frage, ob zwischen Bonn und Washington eine Vereinbarung (Kondominium) vorbereitet werde, könne er getrost mit einem „nein" beantworten.

 

Im weiteren Verlauf der Debatte nahm der Bundestagsabgeordnete Dr. Baron Manteuffel-Szoege das Wort, der darauf hinwies, wie schwierig und bedenklich es sei, außenpolitische Fragen in allzu großer Breite zu behandeln. Er sagte u. a.: „Ich wage zwar nicht in die Zukunft zu schauen, aber wenn sich wieder etwas ändern sollte in Moskau, im Kreml, und wenn andere Männer an der Spitze stehen sollten — wie es dem Ablauf der Zeiten entspricht — dann wird sich in der Theorie nur so viel ändern, dass dieser oder jener glaubt, es habe sich etwas geändert. Wer nach Beispielen dafür sucht, dass sich in Bezug auf die Zielsetzung nichts geändert hat, könnte an die Politik Lenins denken. Die bürgerliche Welt, die die Bequemlichkeit so sehr sucht, glaubte damals, es sei doch alles so anders geworden und werde sich nun zum Besten ändern. Bei der Sowjetzonen-Republik habe sich sowohl auf militärischem wie auch auf politischem Gebiet am Kurs nichts geändert. Es sei unwesentlich, ob man dort die Wehrpflicht einführe oder nicht, denn man sei uns dort schon weit voraus. Man habe dort bereits ein stehendes Heer, ausgerüstet und ausgebildet. Es erhalte die klassischen Waffen. In der Politik gelte noch immer das Gesetz, dass kein System so mächtig sei, dass es radikal das ändern könne, was es geschaffen habe. Er glaube daher, dass sich der sogenannte Stalinismus in der sowjetisch besetzten Zone länger und stärker halten müsse.

 

Es sei, so sagte Baron Manteuffel weiter, ein ehernes Gesetz, dass Macht ein entscheidender Faktor bleibe. Wer diese Loslösung unserer östlichen Heimatgebiete aus der Verklammerung anstrebe, in der sie sich heute befänden, der müsse den festen Willen haben, die Bundesrepublik so stark zu machen, dass sie den achtzehn Millionen drüben helfen könne. Man solle darunter nicht zuerst militärische Stärke verstehen. Wenn unsere Wirtschaft stark sei, so werde damit jenen gedient, die dereinst verhandeln müssten. Wenn unsere sozialen Verhältnisse gesundet sind — und sie könnten noch viel gesünder werden — so erleichtere man ebenfalls künftiges Verhandeln. Nachdrücklich

setzte sich auch Baron Manteuffel für die Schaffung eines schlagkräftigen diplomatischen Apparates ein. Die dort heute zur Verfügung stehenden Kräfte reichten nicht aus. Er begrüße es, dass der Bundesaußenminister in einem eingehenden Brief seinen Standpunkt zur Frage der deutschen Ostgebiete präzisiert habe und dass man diesen Standpunkt nun schwarz auf weiß besitze.

 

Die von Dr. Kather zitierten Aussprüche der „Stuttgarter Zeitung" gegen die Sprecher der Heimatvertriebenen bezeichnete Baron Manteuffel als unwürdig und schädlich. Man versuche hier, Menschen, die sich aufopfernd für ihre Schicksalsgenossen einsetzten, als Geschäftspolitiker zu deklassieren. Nachdrücklich betonte der Sprecher, dass die Probleme des deutschen Ostens nicht Angelegenheit nur einer Gruppe von Vertriebenen, sondern aller Deutschen sei. Ein Mann in Aachen dürfe und könne auf den deutschen Osten ebenso wenig verzichten wie ein Mann, der in Königsberg oder Breslau geboren sei. Das Schicksal binde uns alle an ein Schiff. Wer verzichtet, wer alles der Zukunft überlassen will, der beweist nur, dass er in seinem Bestreben, das deutsche Volk stark zu machen, weich ist. Die Heimatvertriebenen hätten Recht und Pflicht, immer wieder vom Recht auf Heimat zu sprechen und dafür einzutreten. Man solle nie vergessen, dass die Zustimmung zu einem Unrecht weiteres Unrecht fördert. Das sei doch der tiefere Sinn alles historischen Geschehens, dass man die Gefahren der Unrechts erkennt und unerbittlich auf seinem Standpunkt steht, damit solches Unrecht nicht wieder geschehen könne. Unter Hinweis auf die Ereignisse in Posen betonte Baron Manteuffel abschließend, die deutschen Heimatvertriebenen dächten mit warmem Herzen und ohne Hass und Rachegefühle an alle Menschen, die Unrecht litten und sich gegen Unrecht und Unfreiheit aufbäumten.

 

Seite 3   Die unverantwortliche Zumutung. Ein McCloy-Interview und unsere Antwort.

In einem Interview mit dem Vertreter der „Welt" in USA erläuterte der frühere amerikanische Hochkommissar für Deutschland, Mr. John J. McCloy, die Ausführungen, die er im Vorwort zu einem kürzlich in den Vereinigten Staaten erschienenen Buche „Russland und Amerika" gemacht hat, wobei er u. a. die Preisgabe der deutschen Rechtsansprüche auf die polnisch verwalteten deutschen Ostgebiete jenseits von Oder und Neiße forderte. In dem Interview führte McCloy aus, er habe damit an die Deutschen appellieren wollen, sie möchten die Frage der deutschen Ostgrenzen „kühl und leidenschaftslos anpacken", um auf diese Weise die Wiedervereinigung zu beschleunigen. Die Lösung müsse dabei „auf der Basis eines Kompromisses" gesucht werden. Die „Leidenschaften, die durch das Unrecht der heutigen Lage geweckt worden sind", müsse man anerkennen, zugleich aber auch zu überwinden suchen. Die Polen und die übrigen Nachbarn Deutschlands müssten „beruhigt" werden, und es müsse „unter allen Umständen vermieden werden . . ., dass Grenzen hin- und hergerückt werden, dass neue Kriege ausbrechen und immer wieder Gewalt angewandt wird, wie es jahrhundertelang in diesem Grenzgebiet geschehen ist". „Leidenschaften und Gefühlsregungen" müssten daher „abklingen", zumal man nicht die Teilung Polens durch den Hitler-Stalin-Pakt vergessen dürfe. Die Frage der Ostgrenzen Deutschlands müsse genau so friedlich und gelassen gelöst werden wie die Saarfrage. „Jegliches aggressive Beharren auf Grenzkorrekturen im Osten" stelle eine „ernste Gefährdung der Wiedervereinigung" dar. Es gelte aber zu verhindern, dass „Polen und Tschechen unter russischem Schutz Zuflucht suchen". Durch eine „europäische Lösung" werde schließlich ein Zustand herbeigeführt werden, in dem Grenzen ihre Bedeutung verlieren „und zugleich endlose Wiederholungen der Geschichte unmöglich" gemacht würden.

 

Wenn der frühere US-Hochkommissar für Deutschland nunmehr erneut die Forderung erhebt, dass das deutsche Volk auf seine Ostgebiete — und die Sudetendeutschen auf ihre Heimat — Verzicht leisten sollen, so begründet er dies damit, dass durch eine solche Verzichterklärung die Wiedervereinigung West- und Mitteldeutschlands beschleunigt herbeigeführt werde. Den Beweis für diese Behauptung bleibt er allerdings schuldig, zumal er erst kürzlich — in eben dem Vorwort, auf das er in dem „Interview" mit dem Vertreter der „Welt" Bezug nimmt — die Auffassung vertrat, die amerikanische Außenpolitik solle sich nun nicht mehr darum bemühen, bei den Sowjets zu ermitteln, welche Haltung sie in der Frage der Wiedervereinigung einzunehmen gedächten, da die Wiedervereinigung sowieso nicht in Aussicht stehe.

 

Man muss diese Ausführungen McCloys zur Frage der Wiedervereinigung hinzunehmen, um zu erkennen, welche Zumutung seine „Vorschläge“ darstellen. Tatsächlich findet, sich der eigentliche Grund für dieses an Deutschland gerichtete Ansinnen in dem wiederholten Hinweis darauf, dass es gelte, die Bevölkerung der Satellitenstaaten daran zu hindern, bei den Russen „Zuflucht zu suchen", wobei er also davon ausgeht, dass die polnische und tschechische Bevölkerung mehr auf Einbehaltung der deutschen Ostgebiete bzw. des sudetendeutschen Besitzes bedacht sei denn auf die Freiheit. Aber auch abgesehen davon, hat die Reaktion auf den McCloy-„Vorschlag" in Warschau deutlich erkennen lassen, welch bedenkliche Auswirkungen derartige Projekte logischerweise haben müssen.

 

Die sonstigen Darlegungen McCloys bedürfen kaum der Erörterung, da sie sich im Rahmen der Vorstellungen des polnischen und „tschechoslowakischen" Exils halten. Es sei nur darauf verwiesen, dass es keineswegs den historischen Tatsachen entspricht, wenn behauptet wird, in jenen Gebieten sei „jahrhundertelang Gewalt angewandt" worden: Die Ostgrenzen Ostpreußens und Schlesiens gehören zu den ältesten in Europa, wie eben der Bundesaußenminister betont hat. Es ist auch nicht an dem, dass politische Leidenschaften die Vertriebenen bewegen, sondern sie vertreten vielmehr ihre Rechtsansprüche in maßvoller Weise, wobei sie sich von politischen Illusionen — wie etwa der eines „grenzenlosen Europas" — fernhalten. Die Kriegsgefahr oder Kriegsfurcht zu beschwören, wie dies McCloy getan hat, ist umso unverantwortlicher, als die Vertriebenen immer wieder auf den Weg der Verhandlungen verwiesen haben.

 

Seite 4   Der Kreml spricht sich frei. Weltpolitisches Geschehen — kurz beleuchtet.

Als ein ebenso interessantes wie bedeutsames politisches Dokument entpuppt sich der riesenlange „Rechenschaftsbericht", den das Zentralkomitee der sowjetischen Kommunistenpartei zur Frage der „Beseitigung des Persönlichkeitskultes" veröffentlicht hat. Der ganze Tonfall der weitschweifigen Erklärungen lässt deutlich darauf schließen, dass über die Abkehr vom Stalinkult und die Proklamierung der sogenannten „kollektiven Führung" durchaus nicht nur in Kreisen der anderen Kommunistenparteien, sondern auch bei den russischen Genossen selbst erhebliche Verwirrungen herrschen muss. Es geht aus dem Rechenschaftsbericht einwandfrei hervor, dass offenkundig auch aus den Kreisen der eigentlichen Bolschewisten den Machthabern des Kreml erhebliche Vorwürfe darüber gemacht wurden, dass sie nicht den Mut gefunden haben, den jetzt so laut verdammten Diktator unschädlich zu machen. Es ist beinahe selbstverständlich, dass die Chruschtschow, Bulganin, Molotow und Mikojan sich selbst zuerst einmal von jeder Schuld an den Entwicklungen in der Vergangenheit freisprechen. Mindestens ebenso interessant ist aber die Tatsache, dass im Rahmen dieser „Rechenschaft'' recht deutlich der Versuch unternommen wird, einen erheblichen Teil der Schuld in ziemlich durchsichtigen Worten den Sowjetmarschällen und anderen führenden Persönlichkeiten der Roten Armee in die Schuhe zu schieben. Chruschtschow lässt nämlich erklären, für die Politiker sei jedes Auftreten gegen Stalin unmöglich gewesen, weil sie bei einer offenen Erhebung gegen den Diktator keine Unterstützung beim Volk gefunden hätten. Die Führung der Armee habe aber in jenen Tagen wichtige Kommandohöhen besetzt und doch die Gelegenheiten nicht ausgenützt, um Stalin zu entthronen. Man darf gespannt sein, ob den roten Marschällen jemals Gelegenheit gegeben wird, zu dieser Darstellung der eigentlichen Parteigrößen Stellung zu nehmen. Mindestens ebenso wichtig ist nun andererseits die Erklärung der Moskauer Parteiführung, dass sie die scharfe Kritik ausländischer Kommunistenführer und Parteien zurückweisen müsse. Man erklärte dabei wörtlich, die „Genossen im Ausland seien nicht bis in den Kern der Frage vorgedrungen", sie hätten die Absichten der Moskauer Führung falsch ausgelegt. Die Annahme, dass zum Beispiel die Kritik des italienischen Kommunistenhäuptling Togliatti vorher durchaus mit dem Kreml abgesprochen wurde, gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, dass Togliatti den jetzigen Moskauer Rüffel sehr gleichmütig zur Kenntnis nahm. Der Kreml hat übrigens nicht versäumt, im Rahmen seiner Erklärung abermals zu betonen, dass die Beschlüsse des 20. Parteitages nicht etwa als Schwächung, sondern als Stärkung der kommunistischen Wühlarbeit in aller Welt aufzufassen sei. So wurde gesagt, alle marxistischen Arbeiterparteien hätten die Pflicht, ihre Einheit und Solidarität zu verstärken, auch nach der Auflösung von Kominform und Komintern werde man größten Wert darauf legen, die notwendige Zusammenarbeit aller kommunistischen Parteien zu vertiefen.

 

Wer wird Außenminister?

Eine Reihe amerikanischer Zeitungen und auch gewisse Washingtoner politische Kreise rechnen damit, dass im Amt des amerikanischen Außenministers in absehbarer Zeit — nach einigen sogar schon recht bald — ein Wechsel erfolgen werde. Man nimmt dabei an, dass auch bei einer Wiederwahl des Präsidenten Eisenhower der bisherige Minister Dulles durch eine andere Persönlichkeit ersetzt werde, weil sich in den letzten Monaten — zum Beispiel in der Beurteilung der sowjetischen Politik und der Frage der Neutralität — erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Eisenhower und Dulles gezeigt hätten. Bei der Wahl eines demokratischen Präsidenten wäre in jedem Fall mit einer Neubesetzung des Washingtoner States Department zu rechnen. In Washington ging das Gerücht um, dass vor einiger Zeit Eisenhower dem früheren amerikanischen Hohen Kommissar in der Bundesrepublik, John McCloy, das Amt des Außenministers angeboten habe. McCloy, der vor kurzem bekanntlich zusammen mit einigen anderen Politikern eine sehr merkwürdige Erklärung zur Frage der deutschen Ostgrenzen abgab, soll sich nicht bereitgefunden haben, eine Kandidatur für das Ministeramt anzunehmen. Unter den übrigen möglichen Kandidaten, die bei einer zweiten Präsidentschaft Eisenhowers ins Außenamt einrücken könnten, werden in Washingtoner politischen Kreisen der bisherige NATO-Oberbefehlshaber General Gruenther und der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat und New Yorker Gouverneur Thomas Dewey genannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist mit General Marshall bereits einmal ein hoher amerikanischer Offizier nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven militärischen Dienst Chef des Außenministeriums geworden. Es wurde Marshall damals bestätigt, dass er in seinem außerordentlich verantwortungsvollen politischen Amt Hervorragendes leistete. Amerikanische Zeitungen nehmen an, dass Eisenhower auf jeden Fall bemüht sein werde, den mit europäischen Problemen so vielseitig befassten General Gruenther in ein wichtiges politisches Amt zu berufen. Man hält es auch für möglich, dass — falls Gruenther nicht für das Außenministerium kandidieren sollte — diesem Mann das ebenso entscheidend wichtige Verteidigungsministerium übertragen würde, das in Amerika normalerweise niemals ohne besondere Zustimmung der Parlamente von einem General im aktiven Dienst übernommen werden kann. Gerüchtweise verlautet übrigens auch, dass man in Washington daran denke, als neuen amerikanischen Botschafter in Bonn den jetzigen Unterstaatssekretär im Außenministerium, Robert Murphy, zu ernennen, der nach 1945 viele Jahre hindurch zunächst politischer Berater des amerikanischen Militärgouverneurs in Berlin war und dem man besondere Kenntnisse der deutschen Probleme wie auch der russischen Politik nachsagt.

 

Deutschland und Indien

Mit dem indischen Ministerpräsidenten Pandit Nehru kommt in diesen Tagen eine der interessantesten Persönlichkeiten der asiatischen Politik zum ersten Mal nach Westdeutschland. Von Nehru, dem ersten Regierungschef eines freien Indien nach der Beendigung der britischen Kolonialherrschaft, weiß man vor allem, dass er sich nachdrücklich dafür einsetzt, dass die asiatischen jungen und älteren Staaten sich keinem der beiden großen Machtblöcke der Welt anschließen. Für die Deutschen ist wichtig, dass der indische Staatsmann mehrfach erklärt hat, dass nur freie Völker imstande seien, den Frieden zu bewahren. Man kann darüber streiten, ob Nehrus Hoffnungen auf eine sogenannte friedliche Koexistenz auf festen realen Grundlagen ruhen. Deutschland wird mit ihm zuerst und vor allem den sehr bedeutenden Repräsentanten des zweitgrößten Staates der Welt begrüßen. Indien, das bald schon etwa 400 Millionen Einwohner haben dürfte und auch dem Umfang nach mehr einem Kontinent als einem Land entspricht, steht noch am Anfang seines großen Aufbauwerkes. Den Indern, die in ihrer großen Überzahl in der Vergangenheit viel Not und Elend miterlebt haben, ist eine Zusammenarbeit mit allen Staaten erwünscht, die ihnen bei diesem Aufbau helfen können. Es ist bekannt, dass die Deutschen, denen koloniales Denken seit langem fernliegt, in Indien ebenso wie in anderen asiatischen Ländern, sehr viel Freunde haben. Es gibt bedeutende Wirtschaftsbeziehungen zwischen unserem Land und dem mächtigen Staatenbund am Ganges und Indus. Wir sollten nicht vergessen, dass Indien, das selbst so viele große Denker und Geister hervorbrachte, in seiner geistigen Elite stets auch die großen Deutschen und vor allem auch zwei der größten Söhne Ostpreußens, Kant und Herder, geschätzt und gewürdigt hat. Ministerpräsident Nehru, der noch vom großen Vorkämpfer der indischen Befreiung Mahatma Gandhi für sein schweres Amt auserwählt wurde und der in Gandhi einen väterlichen Freund sehen durfte, gilt allgemein als eine Persönlichkeit, die mit ungeheurem Eifer und gewaltiger Tatkraft ihrem Vaterlande dient. Nehru, der aus einer der vornehmsten und reichsten Familien Indiens kommt, steht heute im Alter von 66 Jahren. Wer ihn sieht, wird das zunächst kaum glauben.

 

Seite 4   „Polnische Karte in München"

Von der „Süddeutscher Verlag GmbH" in München wird uns zu dem Bericht, der in Folge 22 vom 2. Juni erschien, folgende Gegendarstellung übersandt:

 

In der Ausgabe vom 2. Juni 1956 der Heimatvertriebenenzeitung „Ostpreußenblatt" ist unter der Überschrift „Die ‚polnische' Karte in München" ein Kommentar zu einem Artikel der Warschauer kommunistischen Zeitung „Trybuna Ludu" veröffentlicht. Die in diesem Kommentar getroffenen Feststellungen veranlassen folgende Gegendarstellung:

 

1. Der Verfasser des Artikels der Warschauer Zeitung „Trybuna Ludu", Herr Podkowinski, wollte während eines Aufenthaltes in München bei der Redaktion der „Süddeutschen Zeitung" vorsprechen. Ein Gespräch kam jedoch nicht zustande.

 

2. Als Herr Podkowinski sich in einem der Vorzimmer der Redaktion aufhielt, bemerkte er eine Landkarte, die dort seit sieben Jahren aufliegt. Diese Landkarte wurde in der Schweiz hergestellt. Die Oder-Neiße-Linie ist auf ihr als Grenze angegeben. Die Orte jenseits der Oder-Neiße-Linie sind zum größten Teil mit ihren deutschen Namen und nur zu einem kleinen Teil daneben auch mit den polnischen Namen eingetragen. Obwohl in der Redaktion der „Süddeutschen Zeitung" natürlich auch Landkarten mit ausschließlich deutschen Ortsbezeichnungen aufliegen, benötigt der Redakteur auch diese Karte, um die polnischen Ortsnamen jenseits der Oder-Neiße-Linie feststellen zu können.

 

3. Mit Ausnahme des polnischen Redakteurs Stanek hat niemals ein polnischer Journalist die Redaktion der „Süddeutschen Zeitung" aufgesucht und dort mit den Redakteuren politische Gespräche geführt. München, den 22. Juni 1956

Verlag und Redaktion der „Süddeutschen Zeitung“. Dr. Franz Josef Schöningh, Verlagsleiter und Geschäftsführer. Hans Dürrmeier, Verlagsdirektor und Geschäftsführer. Werner Friedmann, Chefredakteur.

 

Das „Dementi" der „Süddeutschen Zeitung" ist mit Recht in weitesten Kreisen der Heimatvertriebenen als sehr dürftig empfunden worden. Es sagt nichts darüber, ob mit Vertretern dieses Blattes außerhalb der politischen Redaktion Gespräche mit rotpolnischen Sendboten stattgefunden haben, es kann auch das Vorhandensein der polnisch beschrifteten Karte nicht leugnen und „begründet" es mehr als merkwürdig. Wir sind gespannt, was der Pole Podkowinski hierzu in weiteren Artikeln zu Sagen hat.

 

Seite 4   Änderungsgesetz völlig unzulänglich. Von unserem Bonner O. B. – Mitarbeiter.

Der völlig unzureichende Regierungsentwurf eines Achten Änderungsgesetzes zum Lastenausgleichsgesetz passierte im ersten Durchgang den Bundesrat. Ließ bereits die Bundesregierung jedes Verständnis für die Belange der Geschädigten in ihrer Vorlage vermissen, so hat auch der Bundesrat in seiner Stellungnahme zum Kabinettsentwurf keine größere Aufgeschlossenheit gegenüber den Vertriebenen und Kriegssachgeschädigten gezeigt. Während die Geschädigten nach elf Jahren endlich eine grundlegende und angemessene Neugestaltung der Entschädigungsleistungen erwarteten, glaubte die Bundesregierung die Vertriebenen mit einem kümmerlichen Zwischengesetz abspeisen zu können, in dem eine nur 20-prozentige Erhöhung der Hauptentschädigung und überhaupt keine Aufbesserung der Unterhaltshilfe vorgesehen ist. Auch der Bundesrat hielt es für richtig, einem solchen Almosengesetz, das die Ungleichheit zwischen Vertriebenen und Kriegssachgeschädigten einerseits und den sonstigen Geschädigtengruppen wie den Besatzungsgeschädigten und politisch Verfolgten andererseits aufrechterhält, seine Zustimmung zu erteilen. Er ging sogar noch über die Verständnislosigkeit der Bundesregierung hinaus, indem er sich entschloss, die in der Regierungsvorlage vorgesehenen Landeszuschüsse an den Ausgleichsfonds zu versagen. Es fehlten zwar im Bundesrat nicht einige wenige verständnisvolle Stimmen, wie z. B. die des niedersächsischen Vertriebenenministers, aber sie vermochten sich gegen die ablehnende Mehrheit nicht durchzusetzen.

 

Das so verheißungsvoll angekündigte, in der Regierungsvorlage jedoch so enttäuschende Achte Änderungsgesetz wird Mitte September in das Plenum des Bundestages zur ersten Beratung kommen. Die Erwartungen aller Geschädigten gehen dahin, dass die Vertreter des Volkes den Almosenentwurf der Regierung zur Seite schieben und ein völlig anderes, gerechteres Änderungsgesetz zum Lastenausgleichsgesetz beschließen. Wie man hört, beabsichtigt die Fraktion des Gesamtdeutschen Blocks/BHE aus Empörung gegenüber dem Regierungsentwurf einen eigenen Gesetzesentwurf im Bundestag einzubringen. Auch in Kreisen der Vertriebenenabgeordneten der CDU wird dem Vernehmen nach erwogen, durch Einbringung eines eigenen Antrages sich in aller Form von dem völlig unzulänglichen Regierungsangebot zu distanzieren. Überlegungen, dem Regierungskonzept ein eigenes entgegenzustellen, werden auch in der FDP angestellt. Am empörtesten über die Haltung der Bundesregierung und des Bundesrates sind naheliegenderweise die Organisationen der Geschädigten. Von ihnen sind für den Herbst bereits große Protestkundgebungen angekündigt worden.

 

Seite 4   Die Ausbezahlung der Altsparerzuschläge. Von unserem Bonner O.B.-Mitarbeiter.

Wann werden den Vertriebenen die Altsparerzuschläge zu ihren fälligen Lebensversicherungen bei westdeutschen Versicherungsanstalten ausbezahlt? Diese Frage wird immer wieder von solchen Vertriebenen gestellt, die im Zeitpunkt der Vertreibung bei einer westdeutschen Lebensversicherung oder bei einer nach Westdeutschland verlagerten Versicherung einen Vertrag laufen hatten, der inzwischen fällig geworden ist.

 

Das Altsparergesetz schreibt vor, dass auf Lebensversicherungen, die bereits am 1. Januar 1940 bestanden, zusätzlich zu der auf Grund der Währungsreform zustehenden Versicherungszahlung aus Lastenausgleichsmitteln ein Zuschlag gewährt wird. Die Ausbezahlung des Zuschlags erfolgt durch das Versicherungsinstitut. Das Versicherungsinstitut zahlt tatsächlich jedoch nur dann, wenn ihm vom Bund (Lastenausgleichsfonds) Mittel in entsprechendem Ausmaß zur Verfügung gestellt werden. Nach den Bestimmungen des Altsparergesetzes sind seitens des Ausgleichsfonds Mittel für diesen Verwendungszweck indes erst ab 1958 bereitzustellen. Seit Jahren wird nun von den Vertriebenenverbänden an die Versicherungsinstitute mit der Bitte herangetreten, bei inzwischen fällig gewordenen Versicherungsverträgen aus eigenen Mitteln bereits jetzt die zustehenden Altsparerzuschläge vorfinanzierend auszubezahlen. Die Institute haben das — bedauerlicherweise — abgelehnt. Immerhin sind sie in Sonderfällen zu einer vorzeitigen Ausbezahlung eines Teilbetrages des Altsparerzuschlages bereit. Zu diesen Sonderfällen rechnen in erster Linie Personen mit einem Alter von mehr als 70 Jahren, sofern eine besondere Dringlichkeit vorliegt. In solchen Fällen pflegen die Institute Beträge bis zu 500 DM im Jahr aus eigenen Geldbeständen vorzufinanzieren.

 

Es muss darauf hingewiesen werden, dass die Ausbezahlung der Altsparerzuschläge, bevor das Bundesausgleichsamt den Instituten entsprechende Mittel zur Verfügung stellt, eine völlig freiwillige Leistung der Versicherungen ist, auf die kein Rechtsanspruch besteht. Besonders zahlungskräftige Versicherungsgesellschaften werden mutmaßlich auch den Kreis der Härtefälle weiter ziehen als schwache Gesellschaften. In jedem Falle ist, wenn das genügende Alter und die hinreichende Bedürftigkeit vorliegen, zu empfehlen, dass sich die in Frage kommenden Vertriebenen mit ihrer Versicherungsanstalt in Verbindung setzen.

 

Seite 4   Landsleute, die jetzt aus Ostpreußen kamen

Außer den in den letzten Folgen bereits gemeldeten Ostpreußen sind im Laufe des Juni 1956 noch folgende Landsleute als einzelreisende Heimkehrer oder Ausgesiedelte im Grenzdurchgangslager Friedland eingetroffen. Der Wohnort vom 01.09.1939 ist in Klammern angegeben. Die Ortsangaben sind aus mancherlei Gründen nicht immer ganz fehlerfrei.

 

Heimkehrer

1. Ruth Bieber, 26.11.1926 in Königsberg (Königsberg). –

 

2. Peter Bieber, 06.11.1953 in Maldawski UdSSR. –

 

3. Günter Botschek, 24.10.1934 in Rastenburg (Tilsit).

 

4. Ingrid Fröhlich, geb. Siedler, 02.09.1926 in Königsberg (Königsberg).

 

5 Eva Kristan, 14.06.1923 in Königsberg (Königsberg). –

 

6. Carl Kropat, 18.11.1884 in Riga (Memel).

 

7. Otto Lilischkies, 08.01.1895 in Memel (Memel).

 

8. Meta Neumann, geb. Pionus, 19.01.1896 in Neu-Heidendorf/Labiau (Wehlau).

 

9. Gustav Rokitta, , 22.01.1891 in Puppen (Puppen/Ortelsburg.

 

10. Friedrich Ruhnke, 29.03.1909 in Memel (Memel).

 

11. Elfriede Sip, 13.12.1929 in Königsfelde/Angerburg (Friedrichsfelde/Angerburg).

 

Aussiedler

1. Emma Armgardt, 24.07.1912 in Gellen/Ortelsburg (Koslau), kommt aus Koslau.

 

2. Heinz Armgardt, 16.05.1933 in Koslau (Koslau), kommt aus Koslau.

 

3. Gerhard Armgardt, 11.11.1935 in Koslau (Koslau), kommt aus Koslau.

 

4. Julius Armgardt, 08.12.1873 in Boband/Ortelsburg (Koslau), kommt aus Koslau

 

5. Marie Armgardt, 09.09.1878 in Jerutten/Ortelsburg (Koslau), kommt aus Koslau.

 

6. Marie Borowski, geb. Sobotta, 18.03.1894 in Gr.-Schmückwalde/Osterode (Osterode), kommt aus Osterode.

 

7. Marie Czieschewski, 23.11.1888 in Königsberg (Sensburg), kommt aus Sensburg.

 

8. Charlotte Dworak, 22.08.1881 in Kowalewen/Johannisburg (Kowalewen/Johannisburg).

 

9. Minna Grabowski, geb. Holst, 06.09.1889 in Lissetenfeld/Bartenstein (Landsberg), kommt aus Landsberg.

 

10. Emil Happek, 01.09.1882 in Sonntag/Sensburg (Gr.-Steinfelde/Sensburg), kommt aus Gr.-Steinfelde.

 

11. Else Mitzkus, geb. Naujoks, 09.03.1882 in Westmingken (Traxeden/Heydekrug), kommt aus Traxeden/Heydekrug.

 

12. Franziska Pallakst, 17.04.1905 in Pustutten/Elchniederung (Kallingken/Elchniederung), kommt aus Barsdehnen/Heydekrug.

 

13. Karl Pilat, 06.09.1890 in Sinnwalde-Ortelsburg. —

 

14. Lina Pilat, geb. Kraska, 17.05.1888 in Alt-Kirchen/Ortelsburg (Gellen/Ortelsburg), kommt aus Gellen/Ortelsburg.

 

15. Anna Schaknies, geb. Kupschuss, 15.03.1877 in Klischen (Drucken/Memel), kommt aus Klischen/Memel. —

 

16. Bruno Schaknies, 19.10.1922 in Prökuls/Memel (Drucken/Memel), kommt aus Klischen/Memel. —

 

17. Gertrud Schaknies, geb. Jerull, 18.05.1925 in Adl. Linkuhnen/Elchniederung (Adl. Linkuhnen/Elchniederung), kommt aus Klischen/Memel.

 

18. Barbara Schulz, geb. Schinaka, 16.07.1884 In Jeglia/Osterode (Fingaiken/Osterode), kommt aus Osterode.

 

19. Elisabeth Tolksdorf, 13.10.1916 in Heinrikau/ Braunsberq (Heinrikau/Braunsberg), kommt aus Schlawe, Pommern.

 

20. Gerda Zander, 20.12.1921 in Hilpertswerder (Hilpertswerder/Angerapp), kommt aus Neisserdorf/ Schlesien.

 

Mit dem Aussiedlertransport am 1. Juli 1956 sind nur zwei Landsleute in Friedland eingetroffen:

 

1. Paul Sturm, 14.01.1902 in Gottschalk/Graudenz (Königsberg), kommt aus Stettin.

 

2. Walter Dietrich, 06.06.1922 in Elbing (Elbing), kommt aus Warschau.

 

Seite 5   Aus Angst vor Paul Wegeners Zorn … „Von den Georgenswalder Flunderfrauen kann man lernen!" / Eine Erinnerung von Eva Maria Arnold.

 

Foto: „Jeder Mensch hat viele Ichs in sich. Der wirkliche Schauspieler muss gleichsam ein weites geistiges Land in sich bergen und in vielen verschiedenen Provinzen wohnen können. Jede Rolle entsteht in einem speziellen Sektor eines Innenlebens ..." (Aus einer Abhandlung über das Wesen des Schauspielers von Paul Wegener)

 

In Königsberg wurden meine beiden Kinder geboren, hier verlebten sie die ersten schönen Jahre einer sorglosen Kindheit. Dann vertrieb sie der Krieg aus diesem Jugendparadies. Damit ihre Erinnerung nicht verblasse, erzähle ich ihnen von dem fernen Land an der Ostsee und versuche etwas von seinem Glanz, seiner Schönheit und Eigenart aufleuchten zu lassen; auch von den herben Menschen versuche ich ihnen ein Bild zu machen, und so erzähle ich ihnen aus meinem Leben, Erinnerungen wie zum Beispiel diese:

 

In dem hübschen Schauspielhaus auf den Hufen in Königsberg warteten wir eines Morgens alle auf Paul Wegener. Er sollte als Gast in unserer Aufführung „Vater" von Strindberg die Hauptrolle spielen. Ich hatte Wegener noch nie gesehen und wusste nur, dass er Ostpreuße, Königsberger, und ein ganz großer Schauspieler sei. Endlich erschien er, und alle Mitspielenden wurden ihm durch den Intendanten vorgestellt. Er sah imponierend aus mit seiner großen, kräftigen Gestalt, den interessanten ausdrucksvollen Zügen, diesem breitknochigen, wie von Barlach aus Holz geschnitztem Gesicht, aus dem Vitalität und Kraft ebenso sprachen wie Sensibilität und hohe Intelligenz. Aber er schien müde von der Reise und abgespannt. Wenn ich gehofft hatte, an diesem Morgen schon etwas von seiner Kunst zu sehen, wurde ich enttäuscht: Wegener markierte nur mit halber Stimme, deutete an, sagte seine Wünsche über Stellungen, Abgänge, Auftritte, Spielpausen. Es war also nur eine kleine Durchsprechprobe, und das genügte, da unsere Aufführung schon stand: Wir hatten das Stück schon einige Male ohne Wegener gespielt. Ich spielte die Tochter. In unserer Szene lehnte ich mich leicht an den Schreibtisch. Wegener riet mir: „Spielen Sie sich mehr nach vorn, in meinem Wutausbruch werfe ich Sie an die Wand. Sie könnten sich an den Ecken des Schreibtisches verletzen. Sie können doch hoffentlich geschickt fallen?"

 

Ich muss gestehen, nach dieser Warnung sah ich mit einigem Bangen der Aufführung am Abend entgegen. Unser Auftritt begann freundlich und heiter, o, wie klug baute dieser geistreiche Schauspieler diese Szene auf: Er steigerte sich von Augenblick zu Augenblick bis zu dem elementaren Ausbruch der Leidenschaft, der Wut. Ich selber war so fasziniert, dass ich Bühne, Spiel und Menschen vergaß. Zitternd drängte ich mich vor diesem gefährlichen wutbebenden Vater in die Ecke, aber er folgte mir, langsam, drohend, gefährlich, packte mich und schleuderte mich wütend auf die Erde. Ganz benommen taumelte ich dann hinaus, alle Glieder taten mir weh.

 

In der Pause nach dem Umbau saß ich auf einer Kiste hinter der Bühne. Wegener kam zu mir, setzte sich neben mich und fragte: „Habe ich Ihnen sehr weh getan?"

 

„Ich bin ganz voll blauer Flecke, aber das macht nichts, es ist trotzdem herrlich, mit Ihnen zu spielen!"

 

„Wie alt sind Sie?", fragte Wegener und sah mich prüfend an mit seinem klugen, durchdringenden Blick.

 

„Neunzehn Jahre", sagte ich.

 

„Behalten Sie immer die Begeisterungsfähigkeit Ihrer neunzehn Jahre", antwortete er, stand auf und ging auf die Bühne. Ich hörte ihm von der Kulisse aus zu. Es war das hinreißendste Spiel, das ich je sah: Bald klug gebändigt, bald ausbrechend in elementarster, gewaltigster Leidenschaft. Größe und Kraft waren in diesem Spiel, wie in der Landschaft, der er entstammt: Weite, Urwüchsigkeit.

 

Am nächsten Morgen war Probe für den „Kaufmann von Venedig“. Wir saßen im Konversationszimmer. Wegener trat ein, warf mir die Zeitung zu und rief: „Sie haben ne Bombenkritik, Marjell, fast so viel wie ich". Staunend las ich: „Erfreulich war es zu beobachten, wie die junge Darstellerin noch weiter an sich und ihrer Rolle gearbeitet hat. Wie echt ist diese Angst gespielt, dies zitternde Zurückgleiten . . ."

 

Ich musste lachen. In Wahrheit hatte ich die Rolle überhaupt nicht mehr angesehen, keinen Moment mehr daran gefeilt, darüber gegrübelt. Was ich gespielt hatte, war wirklich die echte Angst vor dem gewaltigen Zornesausbruch meines Partners, ich lebte und fühlte das, was die Rolle vorschrieb, in diesem Augenblick wirklich; nichts war erdacht, ergrübelt oder gar Routine, alles war Widerspiel der Faszination dieses großen Darstellers.

 

Ich sagte es ihm, und er schmunzelte amüsiert; dann fragte er plötzlich: „Kommen Sie heute Mittag mit raus an die Samlandküste? Muss mal wieder nach Rauschen und Georgenswalde fahren. Haben Sie Zeit und Lust?"

 

Wir wanderten an der Steilhangküste entlang. Es war ein Maitag, aber es war schon sommerlich heiß. An einem sonnigen Platz hoch über dem Meer setzten wir uns auf eine Bank. Weit schweifte der Blick übers unendliche, blauschimmernde Meer. Die grenzenlose Weite um uns schwieg, man hörte nur das leise Singen des Windes, das Rauschen in den gewaltigen hohen Baumwipfeln. Ein köstlich herber Duft stieg aus dem Waldboden auf.

 

„Wo gibt es noch so gewaltig herrliche Bäume, soviel Einsamkeit?" fragte Wegener. „Man sollte viel öfter herfahren, da zerreißt man sich in Berlin vor lauter Arbeit und Hetze: Bühne, Film, Gastspiele . . ."

 

„Ja, muss denn das sein?", wagte ich einzuwenden.

 

„Leider, leider muss es das", antwortete er, und er berichtete von den vielen Verpflichtungen, die er hatte, von seiner großen Familie, von seinen Kindern. Er erzählte manches von sich, von seinen Sammlungen, die ich mir in Berlin ansehen dürfe, von seinem Interesse für ostasiatische Kunst.

 

Nachdem wir im Kurhause Georgenswalde Kaffee getrunken hatten, wanderten wir auf den herrlichen Waldwegen, hoch über dem Meer, zurück zum Bahnhofe. Dort saßen die Fischfrauen und riefen uns zu: „Flunderchen, fünf Dittchen, Madamchen, fünf Dittchen, Harrchen!" Wegener trat heran. In seinen schmalen Augen blitze es übermütig: „Trautsterche", sagte er breit, „die sind doch nicht frisch, i nöi!"

 

Die Frauen, alle sich ähnlich mit den runden, ein wenig breiten Gesichtern, mit dem glatten Haar, das am Hinterkopf zu einem Knups gesteckt war, schrieen jetzt empört: „Erbarmung, Harrchen, i nöi, solche Flunderchen, sehen Sie doch Harrchen, nöi, was Baßres gibt's nich, seien Sie nich so dreibastig, jibt nuscht Basseres!"

 

Ihre Augen blitzten vor Empörung, einige traten zu uns hin, ihre runden Arme in die Seite gestemmt, es waren kräftige Frauen. Ihre Entrüstung, ihr Schimpfen prasselte auf uns, nieder. Wegener hörte es sich belustigt an, all die kleinen Fältchen um seine Augen lachten, hin und wieder plinkerte er mir übermütig zu, dazwischen tat er, als ob er sehr ernsthaft die Qualität der Fische prüfe. Schließlich warf er den Frauen Geld in die Schürzen und rief gutmütig: „Prima sind Eure Flunderchen, Marjellns, brauch nur keine!"

 

„So'n Lorbaß!", staunten die Frauen ihm nach.

 

„Niemand kann so herrlich schimpfen wie die Flunderfrauen", sagte Wegener im Weitergehen, „da kann man direkt was lernen, ich lerne immer und überall". Dann fuhren wir nach Königsberg beim sinkenden Abend, letztes goldenes Licht überglänzte den Wald, die Wiesen, die Felder. Die Luft schmeckte nach See, nach Wald und Erde und Sonne.

 

„Gefällt es Ihnen in meiner Heimat, in meinem Ostpreußen?", fragte Wegener.

 

„O, ich liebe dieses Land", sagte ich, „und ich werde es immer lieben!"

 

Diese Erinnerung an den großen ostpreußischen Schauspieler — das Ostpreußenblatt würdigte sein Wirken in einer ausführlichen Darstellung in Folge 50 des Jahrganges 1954 — wurde zum Erzähler-Wettbewerb des Göttinger Arbeitskreises eingesandt.

 

Seite 5   Götz hatte Pech vor dem „Blutgericht“. Freilicht-Aufführungen im Königsberger Schlosshof / Von Karl Herbert Kühn.

Auch in Königsberg gab es dereinst im Sommer Freilicht-Aufführungen. Sie fanden im Schlosshof in der nordwestlichen Ecke statt, zwischen dem Eingang zum „Blutgericht" und dem nördlichen Treppenaufgang in die Schlosskirche hinein. Die Zuschauertribüne mit ihren vielen, hölzernen, ansteigenden Bankreihen war so weit zurück in den Schlosshof gebaut worden, dass die Schauspieler zum Auftritt und zum Abgang, wenn nötig, auch das westliche Tor nach dem Gesecusplatz benutzen konnten.

 

Die Zahl der Stücke, der bekanntesten Klassiker-Stücke, die man zur Aufführung geeignet fand, war nicht gerade groß. Selbstverständlich stand der „Götz", der Goethesche „Götz", an erster Stelle dabei. Und wie sich das überall bei Freilicht-Aufführungen nun einmal gehörte, durften auch auf dem Königsberger Schlosshof Ritter nicht anders als zu Pferde erscheinen. Das ergab denn für die Schauspieler noch zusätzliche Vorbereitung: sie mussten, soweit sie das nicht etwa schon konnten, noch das Reiten erlernen, zum mindesten doch dies: auf einem lebendigen Pferde sich im Sattel zu halten.

 

Eine Freilicht-Aufführung kann mit einer Aufführung auf einer Bühne in einem festen Hause unter Dach und Fach nun keineswegs verglichen werden. Sie ist schon mehr so etwas wie ein richtiges Schauspiel, wie ein festlicher Aufzug, der auf Ausstattung gestellt ist. Bei solchen Aufführungen unter freiem Himmel ergeben sich denn auch genug der erheiternden Zwischenfälle, die kein Mensch, kein Schauspieler, kein Regisseur voraussehen kann. Es war in Königsberg nicht anders.

 

Der Darsteller des Götz auf dem Schlosshof war damals, „schwerer Charakterheld" schon nach der Fachbezeichnung, ein Mann, dem es sichtlich nicht leicht fiel, sich auf sein Streitross zu schwingen. Man wusste sich Rat. Hinter den feurigen Hengst (natürlich fromm wie ein Lamm), der ihm vorgeführt wurde, rückte man unauffällig auf der den Zuschauern abgewandten Seite einen breiten, sicheren Tritt heran, über dessen Stufen dann Götz, mit Gewicht und mit Würde, wortwörtlich in den Sattel stieg, von einigen seiner Knappen diskret unterstützt.

 

Gerade Götz hatte Pech, als eines Abends sein Ross, auf dem er von Osten her auf den Schauplatz gelangen sollte, vor dem Eingang zum „Blutgericht" den Auftritt verweigerte. Es blieb kurzerhand stehn, und nichts war imstande, es einen Schritt nur weiter von der Stelle zu bewegen. Um die Aufführung darüber nicht ins Stocken zu bringen, blieb Götz, dem Ritter der sein Leben lang geritten war, nichts anderes übrig: er stieg ab und trat zu Fuß, von seinen reitenden Begleitern hoch zu Ross umgeben, auf den Platz vor die Tribüne.

 

Als ein wilder Mustang erwies sich der Rappe, der den reitenden Boten herbeibringen sollte, aus dessen Mund dem trotzigen Ritter in die Burg die Aufforderung des kaiserlichen Hauptmanns zuflog, sich diesen Hauptmann mit Burg und mit Mannen zu ergeben. Es war das kurz vor dem bekanntesten Worte aus dem „Götz". Der Himmel mag wissen, wie es damals dazu kam: noch ehe der „Bote" die Zügel anzuziehen und sein Ross zum Stehen zu bringen vermochte, schon gewillt, seinen Text an Götzen loszuwerden, setzte der Rappe (das sonst friedlichste Tier zwischen Braunsberg und Trakehnen) unerwartet zum Sprunge an; kaum gelang es noch dem „Boten", sich erschrocken um den Hals seines Rosses zu klammern, als der Rappe schon wiehernd in gestrecktem Galopp zum westlichen Tore aus dem Schlosshof sprengte, durch das dunkle, hallende Tor hindurch und zum Gesecusplatz hin. Mehr erblickten die Zuschauer von der Tribüne nicht. Indessen der Regisseur in die Verwirrung hinein die Worte des „Boten" an den Ritter richtete und Götz aus einem Fenster sein kräftiges, von allen erwartetes Zitat in den Hof herab schleuderte, fingen auf dem Gesecusplatz Passanten und Polizisten erstaunt und dann lachend den jammernden Reiter und sein Ross wieder ein.

 

Vor dem obersten Stockwerk des Nordflügels des Schlosses, des ältesten Teiles dieses vielteiligen Baues, hing noch immer eine schmale, hölzerne Galerie. Sie zu betreten war verboten, da sie herabzustürzen drohte. So galt es im Allgemeinen. Für die Aufführung des „Götz" war es dem Darsteller des Lerse, freilich nur ihm, ausdrücklich gestattet worden, sich für die Dauer einiger Sätze auf der Galerie aufzuhalten. Wohl selten hat der treue, rechtschaffene Lerse seinen Text in so ehrlicher, steigender Erregung gesprochen wie dort oben, auf eben der Galerie. Man sah es: er musste sich, seine Bewegung zu meistern, mit beiden Händen an dem Geländer der Galerie zu halten suchen. Seine Kollegen, ihn zu necken, erkundigten sich später, heuchlerisch teilnehmend, was ihn denn hier so besonders in Erregung versetzt hätte. „Na, steht ihr mal da oben", erwiderte Lerse, noch immer außer Atem, „und denkt dabei: gleich — gleich brechen hier die Bretter durch und ich sause mit dem ganzen alten Ritterkleinholz in die Tiefe, zwei Stockwerke runter!" „Aber was willst du denn? Sei doch zufrieden", meinte trocken der „schwere Held", nun seiner Sorge, wie er seinerseits in den Sattel käme, enthoben, „dann landest du doch mitten im Blutgericht. Was willst du mehr!"

 

Rest der Seite: Wir hören Rundfunk

 

Seite 6   Als „Fremder" auf dem eigenen Hof...  Wüste Städte und Dörfer im Ermland.

Foto: Den heutigen Zustand der Pfarrkirche von Peterswalde schildert der nebenstehende Bericht. Die Altäre der Kirche wiesen einen reichen Figurenschmuck auf, der aus Werkstätten tüchtiger Rößeler Künstler stammte. Den Hauptaltar schufen der Bildschnitzer und Ratsherr Christian Bernhard Schmidt, die Statuen an dem hier abgebildeten rechten Seitenaltar der als Biereichel-Enkel bezeichnete Nachfahre einer seit drei Generationen in Rößel arbeitenden Künstlerfamilie. — Kirchdörfer mit dem Namen Peterswalde gab es ebenfalls in den Kreisen Heilsberg, Osterode und Marienburg.

 

Skizze

 

Kürzlich sah ein ostpreußischer Landwirt seinen alten Hof im Kreise Braunsberg wieder. In einem Brief schilderte er seine Beobachtungen in der völlig verwandelten Umgegend. Die Empfindungen, die er beim Anblick der einst von ihm bebauten Felder hatte, wird jeder Schicksalsgefährte nur zu gut verstehen.

 

„. . . Einen Aufenthalt in den frühen Morgenstunden benutzten wir, um uns die Stadt und das Schloss Marienburg anzusehen. Die Burg ist noch verwüstet. In Elbing hatten wir ebenfalls zwei Stunden Zeit. Gegen 18 Uhr fuhren wir mit der Haffuferbahn nach Braunsberg. Das war eine gemächliche Fahrt! Das Schönste war die Abfahrt von Elbing durch die Stadt. Gleich beim Abdampfen setzte das Bimmelchen bei der Lokomotive ein. Ein Pole lief als Herold mit einem roten Taschentuch voraus und machte die Straße frei. Rechts und links vom Gleis standen Menschen, Fuhrwerke, Autos und Straßenbahnen und bildeten Spalier. Wir ‚sausten' mit einer Geschwindigkeit von drei Stundenkilometern an ihnen vorüber. Zwischen Succase und Kadinen stehen Hunderte von Bahnwagen, die als Wohnraum und Erholungsheim hauptsächlich für schlesische Bergleute dienen, die dort ihren Urlaub verbringen.

 

Brand des Braunsberger Bahnhofs

Wie Braunsberg aussieht, habt Ihr sicherlich schon aus anderen Berichten erfahren. Wenn man die Bahnhofstraße entlang geht, die ungefähr noch erhalten ist, sieht man die Marktstraße entlang nichts als die Neustädter Kirche, die rötlich getüncht ist, und im Hintergrund an der Königsberger Straße die Evangelische Kirche. Alles Übrige ist verschwunden. An den Hauptstraßen ist der Schutt weggeräumt, und es sind zum Teil Grünanlagen angelegt worden. In der Flemingstraße wurden etwa die Hälfte der Häuser zerstört . . ., dagegen haben sich die Obstbäume gut entwickelt. In diesem März brannte das Bahnhofsgebäude zur Hälfte nieder. Die Reinmachefrauen hatten die Asche stets auf den Boden geschüttet, und dadurch soll der Brand entstanden sein. Ausgebrannt bis auf die Ringmauern ist der Gebäudeteil, in dem sich die Wartesäle befanden Die Feuerwehren von Elbing und Marienburg, bekämpften das Feuer.

 

Von Braunsberg aus fuhren wir mit dem Zug nach Mehlsack. Die Bahnhöfe Vogelsang, Schönau und Hogendorf sind neu gebaut. Am Mehlsacker Bahnhof ist auch noch nichts getan. In der Stadt wurde nur in einer Straße der Schutt beseitigt. Alles Übrige liegt noch so, wie es die Kriegsfurie hinterlassen hat.

 

Bei einem herrlichen Sommerwetter sind wir dann über Land gewandert. Wir haben uns auf diesen Spaziergang jeden Baum und jedes veränderte Strauchwerk ins Gedächtnis eingeprägt. Ja, das Landschaftsbild ist ein vollständig neues geworden. Wo einst die stolzen und herrlichen Bauernhöfe waren, ist heute nur Schutt. Buschwerk und Wald findet man an ihrer Stelle. Von den Dörfern Engelswalde, Peterswalde und Lilienthal ist wenig übrig geblieben. Nur die Kreuzstämme und die kleinen Kapellchen, die doch sehr beliebt waren, stehen fast alle unversehrt. Die jeweiligen Figuren sind zum Teil verwittert, sie sind aber alle noch da. Die Peterswalder Kirche ist halb zerstört; ihr Turm steht. Dagegen ist das Dach zum Teil heruntergestürzt. Der Hochaltar ist auch stark beschädigt; nur Johannes der Täufer, der doch als Hauptpatron in Peterswalde gefeiert wurde, steht noch auf seinem Platz auf dem Altar, obwohl ihm ein Stück Brett von der eingestürzten Decke auf dem Kopf hängt.

 

Die Polen waren freundlich

In meinem Heimatort stehen ein paar Wohnhäuser, die aber auch alle schwer mitgenommen sind. Unser Wohnhaus und das Stallgebäude stehen noch. Vom Wohnhaus ist dreiviertel des Putzes runter; es sieht aus, als ob ein Mensch nackend dasteht. Wo sich noch Reste eines Daches über den Ruinen zeigen — denn als Gebäude sind die meisten Häuser nicht mehr anzusprechen — haben sich Polen angesiedelt. Sie bewirtschaften fünf bis zehn Hektar Land, das ihnen am passendsten zur Wohnung liegt. Alles übrige Land wird durch ,PGR', (auf deutsch: P = Staatliche, G = Wirtschaft, R = Land) erfasst. Zu dreiviertel sind die Felder bestellt; soviel wir sehen konnten, durchweg mit Roggen. Die Polen waren sehr freundlich zu uns. Wir übernachteten auf einem Nachbargrundstück. Die dort wohnende Frau wollte uns sofort ein Abendbrot bereiten. Wir haben aber dankend abgelehnt, weil wir zum Essen genug mitgenommen hatten. Aber Kaffee, zur Hälfte mit Milch — so wie die Polen und Russen ihn trinken — und schönen Bienenhonig brachte die Frau doch auf den Tisch. Zum Frühstück gab es wieder Kaffee, Quark, Eier und Honig. Als wir ins Dorf kamen und uns mit dem ersten Polen unterhielten, ging dies wie ein Lauffeuer durch das Dorf, und fast alle Einwohner scharten sich um uns und wollten erfahren, wie es früher im Dorf bei den Deutschen ausgesehen habe. Als ich beim Abschied fragte, was wir für das Nachtbleiben und Essen schuldig sind, wies die Frau unser Anerbieten mit Entrüstung zurück. Sie meinte, es gehöre doch alles uns. Sie wären doch nicht die richtigen Besitzer der Wirtschaft, und wenn wir für das Schlafen noch sollten bezahlen, so wäre das unverschämt. Wir haben ihr dennoch 70 Zlotys gegeben.

 

Morgens früh ging ich nochmals über das Feld und in den Wald (die Gedanken und Gefühle, die ich hierbei hatte, als ich diesen würzigen Roggen und die Waldluft einatmete, könnt Ihr Euch denken), dann wanderten wir über Gayl nach Schönau. Gayl ist ebenfalls fast zerstört, auch das Klafkische bzw. Sternsche Gehöft ist weg. Ein Stück von einem T-Träger ragt aus dem Keller heraus, und eine Espe von sieben Meter Höhe steht dicht daneben.

 

Hin und wieder trifft man deutsche Familien an. Sie leben in ärmlichen Verhältnissen. Ich sprach eine Frau, die die Befürchtung äußerte, dass ihre Familien im Falle einer Aussiedelung in die sowjetisch besetzte Zone Deutschlands verhungern müssen. Diese Familie besitzt noch fünf Hektar Land, kommt aber nur kümmerlich durch. In Braunsberg und in der näheren Umgebung der Stadt sollen etwa noch zwanzig deutsche Familien leben. ….“

 

Seite 6   Briefe an das Ostpreußenblatt. Schicksale ostpreußischer Künstler.

In Folge 25, Ausgabe vom 23. Juni, veröffentlichte das Ostpreußenblatt ein Gedenken an die gefallenen, verschollenen und verstorbenen Bildenden Künstler von Alexander Kolde. Er betonte darin, dass er nur von Schicksalen berichten könne, die ihm bekannt geworden sind. Frau Margarete Kudnig (Heide, Holstein, Hans-Sierks-Straße 10) erinnert in einer Zuschrift an den Maler Julius Schmischke:

 

„Den Aufsatz Alexander Koldes über „Das Schaffen ostpreußischer Künstler" haben gewiss viele Landsleute mit großer Anteilnahme gelesen, voller Stolz, dass so viel künstlerisch Schaffende in unserer Heimat tätig waren und auch voller Wehmut, weil so manche hoffnungsvolle Begabung sich nicht erfüllen konnte. Darf ich ergänzend noch einen Namen hinzufügen, damit er nicht zu den Vergessenen gehört? Es ist Julius Schmischke. Er wurde 1890 in Rossitten auf der Kurischen Nehrung geboren und wuchs dort in einem kinderreichen Lehrerhaus auf. Auch ihn zog es, genau so wenig wie seinen Studienkameraden Eduard Bischoff, nicht zu dem vorgesehenen Lehrerberuf. Sie besuchten beide die Kunstakademie in Königsberg und waren Meisterschüler des jetzt in Berlin lebenden Professors Richard Pfeiffer. Gezwungen durch die Wohnungsnot der Nachkriegszeit, fanden sie, zusammen mit dem Maler Robert Hoffmann und dem Schriftsteller Fritz Kudnig, auf dem Gutshof Friedrichswalde ein ländlich-bescheidenes, idyllisches Unterkommen. Mancher Sonntagsspaziergänger besinnt sich vielleicht noch auf Schmischkes um ein altes Backhaus herum gebautes „Zwergenhäuschen" hinterm „Grobschmied". Der schwere Existenzkampf als freischaffender Künstler bewog Schmischke, im Jahre 1923, dem Ruf eines ostpreußischen Arztfreundes folgend, mit Frau und Kind nach Brasilien überzusiedeln. Dank seiner großen handwerklichen Fähigkeiten konnte er sich dort durch künstlerische Holzschnitzereien und Drechslereien über Wasser halten, bis er sich auch als Maler, vor allem als Porträtmaler, durchgesetzt hatte. Die verschärfte politische Lage, die Schwierigkeiten der Berufsausbildung für seinen Sohn und Heimweh nach einem echt ostpreußischen Winter veranlassten ihn, 1937 nach Königsberg zurückzukehren. Auch dort war der neue Anfang nicht leicht. Die starke Farbigkeit und das südländische Milieu seiner Bilder erregte ein beträchtliches Aufsehen. Aber im Grunde war er doch als Künstler und auch als Mensch der alte, urwüchsige Ostpreuße geblieben. Während des Krieges zum Polizeischutz eingezogen, nutzte er die langen unausgefüllten Stunden des Bereitschaftsdienstes, um in fast mittelalterlicher Vertiefung ein bedeutsames religions-philosophisches Werk abzuschreiben, und mit kunstvollen Initialen liebevoll Buchstaben für Buchstaben malend zu versehen. Zu dem wenigen, was seine heute in Wentorf bei Reinbeck, Wischoff 6 (Schleswig-Holstein) lebende Frau von seinen Werken retten konnte, gehört auch dieses Buch. Schmischke fiel 1945 im Straßenkampf um Königsberg, nachdem er seinen einzigen Sohn in Russland verloren hatte“.

 

 Viele unserer Leser schrieben auf die erwähnte Würdigung hin an Alexander Kolde. Manche dieser Briefe enthielten die bittere Kunde vom Tode ostpreußischer Künstler, die als vermisst oder verschollen galten. Der Bildhauer Filitz suchte beim Eindringen der sowjetischen Truppen in einem Keller Schutz. Durch Flammenwerfer, die russische Soldaten auf die sich dort verborgen haltenden Menschen richteten, fand er den Tod. Der Bildhauer und Maler Manfred Steinert soll in Metgethen umgekommen sein. Karl Finke, der mehrere Jahre den Wirtschaftlichen Verband Bildender Künstler in Königsberg leitete und sich auch im „Notbund" betätigte, starb 1944. Der Geschäftsführer des Verbandes, der Maler Emil Banzan , wurde zum Volkssturm eingezogen. Sein Schicksal ist bisher nicht geklärt worden.

 

Seite 6   Der Heilige Vogel

Hoch oben in der Nordspitze von Deutschland, im Memelland, drei Meilen von der Ostsee und zwei Meilen von der russischen Grenze entfernt, bin ich, einige Jahre vor der Jahrhundertwende, auf meinem väterlichen Gut Ziobrischken, bei Prökuls, geboren. In der Brust der Menschen dort oben, wohnen zwei Seelen. Die harte, welche erforderlich ist, um sich in der unerbittlichen Natur zu behaupten, die weiche, welche sie tief religiös macht und sie an die Gebräuche ihrer Vorfahren fester bindet als die im Westen wohnenden Brüder.

 

Besonders ausgeprägt ist ihre Tierliebe. Nie werden sie unnütz ein Tier in der freien Wildbahn töten. Darum gab es damals — im Gegensatz zu dem Westen — bei uns noch den Uhu, die prächtig blau schillernde Mandelkrähe, den Seeadler, welcher seine Flüge, besonders in der Paarungszeit, bis weit in das Hinterland ausdehnte und dessen Liebesspiele hoch oben im Himmelsblau jedes menschliche Auge entzückten. Außerdem stolzierte auf unsern Feldern und Wiesen der Storch, der Adebar unserer Kindheit. Und um solch einen Storch geht es in meiner kleinen Erzählung.

 

Seit alters her gilt dort oben der Storch als heiliger Vogel. Kein einheimischer Jäger würde es gewagt haben, einen Storch abzuschießen, trotzdem Meister Langbein in den Jagdgebieten manchen Schaden anrichtet. Das Junghäslein und die Rebhuhneier, welche er seinem unersättlichen Magen einverleibt, sind ein Zoll, welchen die Jäger gerne zahlen. Denn ihre Kinder haben an dem hübschen Vogel ihre Freude und singen ihm gern das kleine Liedchen: „Storch, Storch bester, bring' mir eine kleine Schwester". Gesegnet der Hof, auf welchem ein Storchenpaar nistet.

 

Doch die westlichen Menschen, vielfach von der Mutter Natur entfremdet, denken anders und lächeln über solchen Aberglauben, einen Vogel als heilig anzusehen.

 

Eine solche Missachtung des Volksglaubens erlebte ich als Kind.

 

Wir hatten einen aus dem Rheinland stammenden Hauslehrer, einen angehenden Pastor. Er war ein guter Lehrer und ein feiner Kerl und in seiner Freizeit ein begeisterter Jäger. Leider war er ein zu aufgeklärter Mensch, der wenig für Volkstum übrig hatte. Darum verstand er nicht unsere besondere Liebe zu dem Storch. Für ihn war er nur ein Jagdschädling, und zu gerne hätte er einige von ihnen abgeschossen. Aber mein Vater verbot es ihm streng. Aber was helfen schon solche Verbote, wenn der Teufel seine Hand mit im Spiel hat.

 

Ausgerechnet an einem Sonntag, an dem die Eltern zur Kirche gefahren waren, geschah das Unglück. Gerade zu dieser Stunde flog — wir hatten auf dem Hof keine Störche — ein einzelner Storch auf ein Scheunendach. Stolz über seine Leistung fing er noch an zu klappern. Dadurch aufmerksam geworden, stürzte unser Lehrer mit der Flinte aus seinem Zimmer, bereit, diesen seinen Feind zu erledigen.

 

Aber dem armen Storch erwuchsen Helfer. Unsere Hofleute und wir Kinder waren ebenfalls auf dem Hof erschienen. Wir alle baten den Kandidaten, den Storch leben zu lassen. Wir beschworen ihn, dem Gebot unseres Vaters zu gehorchen und den heiligen und uns lieben Vogel zu schonen. Doch er lachte nur darüber.

 

Als unsere Bitten nicht halfen, trat unser hübschestes Stubenmädchen, welches den Kandidaten besonders gerne leiden mochte, dicht an ihn heran. In flammender Empörung schrie sie ihm ins Gesicht: „Herr Kandidat, wenn Sie den Storch totschießen, werden Sie selber in drei Jahren sterben!"

 

Aber auch diese Verwünschung half nichts. Er lachte laut auf, hob das Gewehr, der Schuss krachte, und der Storch fiel tot vom Dach.

 

Bald darauf kamen unsere Eltern nach Hause. Der Vater war sehr ungehalten über den Schützen. Die Sache renkte sich nicht ein. Der Kandidat verließ uns dann bald, er erhielt eine Pfarre im Westen.

 

Der Vorfall geriet in Vergessenheit. Aber nach drei Jahren wurde er doch wieder aufgerührt. Da flatterte ein Trauerbrief in unser Haus. Unser ehemaliger Kandidat, der Storchentöter, war plötzlich gestorben, fast genau auf den Tag der Verwünschung. Diese Todesnachricht bestärkte unsere Leute noch mehr in dem Volksglauben, dass der Storch ein heiliger Vogel sei. Uns Kindern aber gab sie die Mahnung für das Leben mit, die im Volk verwurzelten alten Überlieferungen hoch zu achten. Franz von Hertzberg

 

Rest der Seite: Rätselecke

 

Seite 7   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

15. Juli: Ebenrode (Stallupönen) in Essen-Steele, Stadtgarten-Saalbau.

Angerapp in Hannover, „Dönrener Maschpark".

Gerdauen in Hamburg-Nienstedten. Elbschloßbrauerei.

Gemeinde Schillen (Kreis Tilsit-Ragnit) in der Patenstadt Plön.

 

22. Juli: Allenstein Stadt und Land in Hannover Kurhaus Limmerbrunnen.

Braunsberg tn der Patenstadt Münster.

Labiau, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten Elbschloßbrauerei.

Lyck, Haupttreffen in der Patenstadt Hagen.

 

29. Juli: Bartenstein. Haupttreffen in Nienburg. Gaststätte Dierks.

Pr.-Eylau, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten. Elbschloßbrauerei.

 

5. August: Neidenburg, Haupttreffen in der Patenstadt Bochum, Nord- und Süd-Börsenhalle.

Johannisburg in Bremen, Gaststätte „Zum Kuhhirten", Haltestelle Kirchweg.

Pr.-Holland, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Pillau in der Patenstadt Eckernförde

 

12. August: Heiligenbeil, Haupttreffen in Lehrte.

Memelkreise in Hannover. Kurhaus Limmerbrunnen.

Fischhausen in Pinneberg.

Rastenburg in Hamburg-Nienstedten Elbschloßbrauerei.

Elchniederung, Haupttreffen in Nordhorn (Emsland).

 

19. August: Gumbinnen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Lötzen, Haupttreffen in der Patenstadt Neumünster.

Gerdauen, Haupttreffen In Rendsburg. Bahnhofshotel.

Lyck in Hannover, Pallaschs Gaststätte (Mühlenpark), Ratewiese 18.

 

26. August: Ortelsburg in Neumünster Reichshalle, Probstenstraße 1.

Guttstadt in Aschendorf (Ems), Patenschaftsübernahme.

Wehlau, Hauptkreistreffen in Syke.

Insterburg Stadt und Land in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

 

2. September: Allenstein Stadt und Land in der Patenstadt Gelsenkirchen, Hans-Sachs-Haus.

Bartenstein in Hamburg-Sülldorf, „Sülldorfer Hof".

Ebenrode (Stallupönen) in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Gumbinnen in Berlin.

Heiligenbeil in Schwerte, Gaststätte „Freischütz".

Johannisburg in Dortmund.

Lyck in Neumünster, Reichshalle.

Osterode in Kiel, Gaststätte „Eichhof".

Sensburg in der Patenstadt Remscheid.

Tilsit-Stadt, Tilsit-Ragnit, Elchniederung in Frankfurt am Main - Schwanheim, Saarbrückenstraße.

 

9. September: Osterode in Berlin.

 

16. September: Rastenburg in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

23. September: Insterburg Stadt und Land in Frankfurt am Main, Ratskeller.

 

Insterburg Stadt und Land. Heimattreffen in Hamburg am 26. August 1956.

Am 26. August findet ein Heimattreffen der Insterburger in der Elbschloßbrauerei in Hamburg statt. — Ein weiteres Treffen ist auf den 23. September in Frankfurt am Main im Ratskeller angesetzt.

 

Wir bitten die Landsleute, sich die Termine für diese Treffen freizuhalten und schon jetzt die „Dittchen" für die Fahrten zurückzulegen.

Fritz Padeffke, Geschäftsführer Oldenburg i. O., Kanalstraße 6a

 

Gumbinnen. Friedrichsschule und Cecilienschule

Während des Gumbinner Hauptreffens in Bielefeld versammelten sich etwa hundert „Ehemalige" unserer beiden Schulen im Berghotel „Stiller Frieden" zu einer fröhlichen Runde. Wir hörten die Grüße unserer Oberstudiendirektoren Dr. Czwalina, Finck, Dr. Bock, die alle drei leider infolge widriger Umstände oder durch Krankheit an der Teilnahme verhindert waren. Die Bielefelder Vertretung stellte sich persönlich vor. Dietrich Goldbeck gab einen Bericht über die Tätigkeit der Vertretung, insbesondere über die Herausgabe des Mitteilungsblattes, von dem bisher sechs Nummern erschienen sind. Auf Grund der Zustimmung der Versammlung hoffen wir auf eine weitere stetige Aufwärtsentwicklung. Kreisvertreter Hans Kuntze rief die „Ehemaligen" mit eindringlichen Worten dazu auf, überall und immer aktiv an den Aufgaben mitzuwirken, die uns Ostpreußen für die Wiedergewinnung unserer Heimat gestellt sind. Aus der angeregten Aussprache, die sich an die Worte der Verantwortlichen anschloss, und aus vielen Vorschlägen in Einzelgesprächen entnahmen wir, dass unser Zusammenschluss allgemein mit Freude begrüßt wird. Weitere Einzelheiten bitten wir den Mitteilungsblättern zu entnehmen (Bestellungen bei D. Goldbeck, (21a) Quelle 9. Kreis Brackwede, Westf., Brockhagener Straße). Nachrichten und Anschriften sammeln für die Friedrichsschule Otto Heinrich Tolkmitt, Detmold, Palaisstraße 53; für die Cecilienschule Oberstudiendirektor Dr. E. Bock, Krefeld, Uerdinger Straße 232.

 

Am 8. Juni beging die Bielefelder Cecilienschule das Fest ihres hundertjährigen Bestehens. Diese Schule hat bereits mehrfach bei Gumbinner Veranstaltungen in der Patenstadt Bielefeld mitgewirkt. Deshalb war es uns eine besondere Freude, ihr zum hundertsten Geburtstage als Gegengabe ein Aquarell einer ostpreußischen Künstlerin überreichen zu können. Dieses Bild mit der Darstellung einer ostpreußischen Seenlandschaft wird kommenden Schulgenerationen eine stete Mahnung sein, unserer Heimat nicht zu vergessen. Starker Beifall der großen Festversammlung in der Bielefelder Oetker-Halle zeigt uns, dass unser Glückwunsch und gleichzeitiges Anliegen mit herzlichem Verständnis aufgenommen wurde. Wir berichten darüber in den Mitteilungen Nr. 3/56.

Dietrich Goldbeck

 

Herr Pfarrer Moritz teilte mit, dass unser Landsmann Günter Margies aus Gumbinnen nach jahrelanger Haft aus dem sowjetzonalen Gefängnis in Torgau entlassen worden und zu seiner Mutter nach Spandau, Weverstraße 71 c, heimgekehrt ist. Sein Vater starb vor zwei Jahren aus Gram über das traurige Los seines Sohnes. Die Kreisgemeinschaft Gumbinnen begrüßt Herrn Margies zu der wiedererlangten Freiheit, und sie wünscht ihm Gesundheit, ein baldiges Einleben und auch wirtschaftliches Vorwärtskommen nach den bitteren Jahren der Haft.

Hans Kuntze, Kreisvertreter Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4

 

Sensburg

Unser Karteiführer Gustav Waschke (Grabenhof) ist seit dem 1. Juli nach Remscheid, Lenneper Straße 15 II, verzogen und nunmehr unter dieser Anschrift zu erreichen. Ich bitte, dieses zu beachten. Ich bitte Landsleute aus Fasten, Balz, Hoverbeck, Charlotten, Guttenwalde, Hermannsruh und Kl.-Stamm sich zwecks Aufstellung der Seelenlisten mit mir in Verbindung zu setzen. Die oben genannten Ortschaften sind die letzten aus unserem Kreise, von denen wir bisher noch keine Seelenlisten aufstellen konnten, da sich bisher kein Mitarbeiter fand.

Albert v. Ketelhodt. Kreisvertreter Ratzeburg, Kirschenallee 11

 

Johannisburg

Wie in der letzten Folge des Ostpreußenblattes bereits berichtet wurde, kann man unser Hamburger Treffen als sehr wohlgelungen bezeichnen. Sehr erfreulich war die Teilnahme so zahlreicher Jugend, bedauerlich dagegen, dass so wenig Johannisburger Landsleute erschienen waren. Die jetzt in unserem Patenkreise Flensburg wohnen und leider nicht die Verbundenheit mit unserem Patenkreis zum Ausdruck brachte.

 

Unser nächstes Treffen findet nun am 5. August in Bremen, Gaststätte „Zum Kuhhirten", statt. Es empfiehlt sich schon jetzt, gemeinsame Bus- und Eisenbahnfahrten zu verabreden. Wichtig ist, dass sich in größeren Orten ein Landsmann findet, der die Organisation übernimmt.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter (20) Altwarmbüchen bei Hannover

 

Lyck

Der 8. Lycker Brief ist nunmehr an alle in Westdeutschland heraus. Wer ihn nicht bekommen hat, melde sich mit Anschrift, Heimatort usw. sofort beim Kreisvertreter. Adressenänderungen werden immer noch nicht schnell und deutlich genug gemeldet. In jedem Falle brauchen wir den alten Heimatort im Kreise Lyck. Wer den Lycker Brief nachgeschickt bekommt, melde trotzdem die neue Anschrift. Außer zwanzig Auslandsanschriften sind 9035 Briefe nach Westdeutschland verschickt worden: 2700 Schleswig-Holstein und Hamburg-Stade: 2400 Nordrhein-Westfalen, 1600 Niedersachsen östlicher Teil (20), 620 nördlicher und westlicher Teil (23), rund 200 nach Berlin, der Ret nach Süddeutschland, davon rund 1000 Bayern und Württemberg-Baden.

 

Die Liste der Ortsvertreter muss bereits ergänzt werden. Die Kreistagsliste liegt mir noch nicht vor.

 

Hauptkreistreffen in Hagen 21. und 22. Juli

Das Programm für 21. und 22. Juli in Hagen ist im Lycker Brief enthalten. 21. Juli Kreistags- und Kreisausschusssitzungen. 20 Uhr Heimatabend gestaltet von der Stadt Hagen und der Landsmannschaft Ostpreußen zu Hagen im Zelt „Auf der Springe" (das ist der Markt der Patenstadt). Sonntag nach den Gottesdiensten Jahrestreffen im Zelt. Die Ortsvertreter werden um 11.30 Uhr in der Nähe bei Ficker (Am Markt) zusammentreten. Um 14 Uhr Kundgebung vor dem Zelt. Es spricht neben einem Vertreter der Stadt der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen in der Landsmannschaft Ostpreußen, Erich Grimoni Düsseldorf. Anschließend Volksfest mit den Hagenern. Quartieranmeldung nicht vergessen (Verkehrsamt Hagen, Westf.)! Massenquartiere sind vorbereitet.

Otto Skibowski, Kreisvertreter, Kirchhain, Bez. Kassel

 

Fortsetzung Heimatkreise Seite 11

 

Rest der Seite: Stellenangebote, Stellengesuche, Werbung, Verschiedenes

 

Seite 8   „Singen gehört zum Tagewerk". Unvergessliche Wochen in Rippen — Von der Kulturarbeit der ostpreußischen ländlichen Volkshochschulen von Elfriede Poschmann, geb. Schiffke

 

Foto: Im Park von Rippen hatten — wie unser Bericht erzählt — die jungen Mädchen ihre Gesangstunden. Eine Lichtung gibt den Blick auf das Heim der Volkshochschule frei.

 

Foto: Dieses im griechischen Stile gehaltene, für die Gräfin Wilhelmine von der Schulenburg in Rippen errichtete Mausoleum nahm die sterblichen Reste von drei in Liebe und Freundschaft verbundenen Menschen auf. Die Gräfin war hier neben ihrem ersten und ihrem zweiten Gatten bestattet. Die antike Frauengestalt in dem tempelartigen Bau ist eine Marmorstatue von Christian Daniel Rauch. (Vergleiche den Beitrag: „Schmerz um entflohenes Glück" in Folge 17, Jahrgang 1951.)

 

Foto: Die moderne Landfrau muss auch Kenntnisse in der Physik haben: Unterricht im Lehrsaal der Volkshochschule Rippen.

 

Die Landflucht ist eine sehr ernst zu nehmende Gefahr für den Bestand unseres Volks- und Wirtschaftslebens. Durch soziale Maßnahmen allein kann ihr nicht begegnet werden. Wichtig sind die Anrufung der seelischen Kräfte, und die Stärkung des Heimatbewusstseins, zumal bei der Jugend. Auf ihr beruht ja die Zukunft der Dorfgemeinschaft. — Dies wurde auch in Ostpreußen erkannt. In den ländlichen Volkshochschulen konnte die Landjugend ihr in der Schule erworbenes Wissen bereichern, und offen wurden hier alle Fragen erörtert, die die Gegenwart an diese Jugend stellte. Neben Bildungslehrgängen wurden Webkurse, Singewochen und Freizeiten veranstaltet. Viele ostpreußische Männer und Frauen, die heute im besten Schaffensalter stehen, haben an solchen Lehrgängen teilgenommen. Gegen Ende der zwanziger Jahre gab es in Ostpreußen vier ländliche Volkshochschulen. Sie befanden sich in Carlshof bei Rastenburg, in Legienen bei Rößel, in Jablonken in Masuren, und in Rippen im Kreise Heiligenbeil. Der nachstehende Bericht gibt ein Bild von der Arbeit in einer ländlichen Volkshochschule. Er ist von einer Teilnehmerin des Sommerlehrgangs 1931 geschrieben.

 

Nach einstündiger Fußwanderung vom Bahnhof Ludwigsort tauchte vor uns ein schlossartiges Gutshaus auf, ein Gutshaus, wie es viele dieser Art in Ostpreußen gab: zweigeschossig mit hohem Dach, in der Mitte des Hauses ein Vorbau mit Veranda und darüber liegendem Balkon, das Ganze in hellem Weiß gehalten. Und ringsherum — welch ein herrlicher Anblick! — ein mit üppigem Grün großer Park. Wir waren in Rippen.

 

Hier, in diesem Gutshaus, befand sich das Volkshochschulheim, das nun für ein Vierteljahr unsere Heimstätte werden sollte. In den freundlichen Mansardenstübchen fanden wir behagliche Unterkunft. Der Leiter der Volkshochschule, Dr. Schack, (sein Nachfolger war Dr. Carstensen) bemühte sich, uns den Aufenthalt in diesem schönen Heim so angenehm wie möglich zu machen.

 

Der erste Abend diente dem gegenseitigen Kennenlernen. Da saßen wir nun alle in der geräumigen Veranda, junge Menschen im Alter von achtzehn bis fünfundzwanzig Jahren, und wir versuchten, einander näherzukommen. Die meisten Mädel — wir waren insgesamt etwa fünfundzwanzig — stammten vom Lande, die anderen aus kleinen Städten, wo sie in verschiedenen Vereinen und Jugendgruppen tätig waren. Sie kamen aus Danzig und Westpreußen, aus dem Ermland, aus Masuren und dem Memelland, aus allen Landschaften unserer Heimatprovinz.

 

Noch lange saßen wir an diesem Abend beisammen, hörten von Nöten und Freuden einer jeden, und nahmen Anteil an ihren großen und kleinen Sorgen.

 

Für die Erhaltung der Dorfgemeinschaft.

Mit einem fröhlichen Lied wurden wir geweckt, dann empfing uns Fräulein Jipp zur Morgengymnastik: ein kurzer Dauerlauf, einige Atem- und Lockerungsübungen, und dann stellten wir uns unter die Dusche.

 

Vor Beginn der Arbeit versammelten wir uns in der Diele zu einer kurzen Morgenfeier. Ein besinnlicher Spruch und ein fröhliches Lied leiteten die Tagesarbeit ein. Nun ging es in den Lehrsaal. Wir hörten Vorträge aus den Gebieten der Volkswirtschaft, Geschichte, Philosophie, Psychologie und Naturwissenschaft. Auch deutsche Literatur, Bildende Kunst und Fragen der Wohnkultur fehlten nicht im Lehrplan. Vieles, was wir dort hörten, war für uns Neuland, das erst Schritt für Schritt in geistigen Besitz genommen werden musste. Eine Fülle von Fragen drängte sich auf uns, und mancherlei Probleme wurden erörtert. So kam es zu längeren und fruchtbaren Diskussionen, die oft lebhafte Formen annahmen, und die noch an der reich gedeckten Mittagstafel fortgesetzt wurden.

 

In der Mittagspause gönnten sich einige ein Mittagsschläfchen, andere streckten sich auf die einladende, abgelegene Sonnenwiese und lasen, denn das Volkshochschulheim hatte eine reichhaltige Bücherei. Die Musizierfreudigen unter uns benutzten die Freizeit, um sich im Zusammenspiel zu üben.

 

Die Themen der Nachmittagsarbeit galten hauptsächlich der praktischen Seite der ländlichen Kulturarbeit. Viele von uns waren, wie bereits erwähnt, zu Hause in verschiedenen Jugendvereinen und Jugendgruppen tätig. Hier in Rippen bekamen wir nun neben dem theoretischen auch praktisches Rüstzeug für unsere Arbeit. Wir gingen hinaus in den schönen Park, saßen auf den Stufen des Mausoleums und debattierten mit unseren Dozenten über die Voraussetzungen der Kulturarbeit auf dem Lande. Oder wir machten uns Gedanken über die Fragen: Wie kommen wir an die dörfliche Jugend, die nach der Schulentlassung in immer stärkerem Maße vom Sog zur Stadt erfasst wird, überhaupt heran? Was können wir den jungen Menschen auf dem Lande bieten, um sie nach der schweren Tagesarbeit geistig wie seelisch aufzulockern und entspannen? Wie können wir ihren Feierabend so gestalten, dass ihnen das Leben auf dem Dorfe eine befriedigende Abwechslung bietet?

 

Es ging um die Erhaltung der dörflichen „Gemeinschaft", die ja nur dann bestehen kann, wenn die Dorfjugend an aller gemeinschaftsbildenden Arbeit Anteil nimmt und wenn sie selbst Träger der dörflichen Kulturarbeit wird.

 

Im gegenseitigen Erfahrungsaustausch empfingen wir weiterwirkende, praktische Anregungen. Da lud uns zum Beispiel Herr Scholz zum Singen ein. In irgendeiner Ecke des großen Parks saßen wir unter schattigen Bäumen und sangen. Wir lernten, dass auch das Singen zum Tageswerk gehört, wir erlebten den Reigen der Jahreszeiten im Lied, sangen von Freude und Leid und spürten an uns selber, wie durch das rechte Singen die Gemeinschaft einer Gruppe vertieft und innerlich gefestigt werden kann. Wir haben in Rippen einen reichen Liederschatz kennen gelernt. Wohl der Familie, in der gesungen wird! Dann ist es um sie gut bestellt. Es sähe heute in vielen Familien weit besser aus, wenn noch gemeinsam gesungen oder musiziert würde!

 

Als Gäste des ADAC im Parkhotel

Auch das Singspiel und der Volkstanz wurden nicht vergessen. Nach Herrn Scholz nahm uns meistens Herr Konrad, der auf dem Gebiet des Laienspiels bewandert war, in Empfang. Auf zahlreichen Proben erhielten wir Hinweise und Ratschläge für die lebendige und schöpferische Spielgestaltung.

 

Die Pausen wurden durch fröhliches Spiel im Freien ausgefüllt. Einmal überraschte uns hierbei ein Königsberger Automobil-Club (ADAC). Wir luden die Herren zum Mitmachen ein. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Wenn auch ihre Glieder vom Autofahren etwas steif waren und ihnen das Laufen beim Zweiten und Dritten abschlagen sauer fiel — unser jugendliches Temperament riss sie alle mit. Zum Schluss waren sie trotz der Schwitzkur sehr begeistert und luden uns — zum Dank für die fröhliche Stunde — ins Parkhotel nach Königsberg ein. Wir nahmen die Einladung natürlich mit Freuden an. In Verbindung mit einer Studienfahrt, wobei die Sehenswürdigkeiten in Königsberg besichtigt wurden, fanden wir uns, wie verabredet, im Parkhotel ein und genossen dort bei Kaffee und Kuchen einen schönen Nachmittag.

 

„Ostpreußen, wie bist du so schön!" — Dieses beglückende Gefühl überwältigte uns auf zahlreichen Fahrten und Besichtigungen, die uns das so vielseitige Landschaftsbild unserer Heimat erleben ließen, und die sogar bis Oliva und Zoppot ausgedehnt wurden.

 

Es würde zu weit führen, wollte ich alles das wiedergeben, was uns in Rippen geboten wurde. Mit zu den schönsten Erinnerungen gehört die Feierstunde am Kamin. Die Holzscheite knisterten im Feuer, das die Diele nur spärlich erhellte. Gespensterhaft huschten die Lichtreflexe um die Inschrift auf dem Kamin: „Per aspera ad astra", d. h. durch Mühsal zu den Sternen, Durch Nacht zum Licht. Wir lagerten uns um das Feuer, sangen, hörten eine besinnliche Geschichte und lauschten den Klängen des Mitternachtsklaviers (Clavichord), bis eine kleine Schar leise nach oben ging und mit dem Lied: „Hört ihr Herrn, und lasst euch sagen ..." den Abend ausklingen ließ.

 

Dankerfüllten Herzens denke ich noch heute an die Zeit im Rippener Volkshochschulheim zurück. Es war eine Stätte der Besinnung, eine Pflegestätte echter Heimatkultur. Hier wurden uns die Augen aufgetan für alles Schöne und Erhebende, das ein junges Menschenherz innerlich beglückt und bereichert.

 

Unsere Schülergemeinschaft, die (bis zum Zeitalter der „Gleichschaltung") durch Rundbriefe und Altschülertreffen aufrecht  erhalten wurde, ist in alle Winde zerstreut; ob das Gutshaus in Rippen heute noch steht, weiß ich nicht, eines aber ist sicher: der Geist, der von dieser Volkshochschule ausstrahlte, wird für immer in unseren Herzen und Seelen lebendig bleiben.

 

Seite 8   Die „Kürbishütte" als Grundthema. Mutiges Experiment des „Studios Berliner Studenten".

Die ,,Musikalische Kürbishütte" war das Thema eines Kulturabends im Haus der ostdeutschen Heimat in Berlin am 19. Juni. Professor Dr. Zastrau ließ in einem Vortrag Stimmen aus dem alten Königsberg wieder aufklingen. Die Stadt am Pregel war damals eines der geistigen Zentren des Barock. Simon Dach und Domkantor Heinrich Albert, standen im Mittelpunkt eines Freundeskreises, zu dem auch der Kurfürstliche Rat Robert Roberthin, Adersbach und andere, zählten. Ihr Treffpunkt war die „Kürbishütte" in Heinrich Alberts Garten vor dem Honigtor. Simon Dach nannte Roberthin „den Retter und Erhalter seines Lebens"; es ist zu vermuten, dass er für seinen Freund das Lied schrieb: „Der Mensch hat nichts so eigen . . ." Dieses Lied, das am Schluss der Veranstaltung gesungen wurde, gibt Zeugnis von dem engen Zusammenhalt dieses Bundes altdeutscher Poeten und Kantoren.

 

Eine Zwischenmusik, klanggetreu auf Spinett, Barock-Cello und Flauto dolce für Diskant- und Mittelstimme gespielt, leitete zu einer Vorführung über. Tod und Sterben, die Hinfälligkeit alles Irdischen — das ist der Ostinato-Ton dieser Instrumentalsätze Heinrich Alberts.

 

Den zweiten Teil des Abends bestritt das „Studio Berliner Studenten". Man hatte dem Thema „Musikalische Kürbishütte" einen Kerngedanken entnommen. Die Unsinnigkeit des Krieges, die Fragwürdigkeit vom Werte eines Menschenlebens in einer solchen erbarmungslosen Zeit — Gedanken, die vor rund dreihundert Jahren, während des Dreißigjährigen Kriege, im Freundeskreis um Simon Dach und Heinrich Albert ihren Ausdruck fanden, und die heute, im Zeitalter der Massenvernichtungswaffen, eine erschreckende Aktivität gewonnen haben. Der Regisseur des Abends, Hajo Holz, hatte mutig ein Thema angepackt, das von der Konzeption her und in der geistig-abstrakten, symbolhaften Art der Durchführung große Anforderungen an das Publikum stellte. Die Darbietungsfolge war in drei Teile gegliedert: in ein Vorspiel, ein elegisch-besinnliches Gespräch über religiöse und irdische Fragen, betitelt „der Geist der Kürbishütte", dann — dies sei vorweggenommen: als Schluss- und Höhepunkt das „Requiem", ein Kammerspiel des nach dem letzten Krieg verstorbenen Königsberger Dichters Rolf Lauckner. Jeweils zwischen den Programmteilen erklang eine gut ausgewählte Zwischenmusik, bestehend aus Instrumentalpartien Heinrich Alberts.

 

Das Vorspiel, ein Gespräch zwischen einem Vater, einer Mutter und einem Kind der heutigen Zeit war in kindlich-leichtfassbarer Form gehalten. In diesem Rahmen wurden Stätten des alten Königsbergs erwähnt, und es bot sich die Gelegenheit, das Gedicht der Tharauer Dichterin Erminia von Olfers-Batocki vorzutragen, in dem die Geschichte des Annke von Tharau erzählt wird.

 

Nach den Stimmen der Gegenwart kam die Vergangenheit zu Wort. Der junge Gerhard Branstner hatte einen Dialog zwischen Simon Dach und Heinrich Albert geschrieben. Der Dialog war anspruchsvoll; manchem Besucher mag die Kost zu schwer gewesen sein, wodurch sie jedoch an Gehalt nichts verliert. Bemerkenswert war die Kostümierung, die durch ihre Farbe — Simon Dach in ein leuchtendes Orange, Heinrich Albert in ein gedecktes Blau gekleidet — einen farbensymbolischen Spiegel der Charaktere gab.

 

Eine Gedankenbrücke leitete über zum dritten und letzten Teil: Lauckners „Requiem". Professor Zastrau hatte in seinem Vortrag erläutert, dass hier der Geist eines Königsberg heraufbeschworen würde, — wie ihn — leider — erst die Zukunft bringen könne. Lauckner hat das Stück nach dem letzten Krieg geschrieben; man spürt, dass ihm das Grauen der Massenvernichtung noch dicht vor Augen stand. Marmontier, die Hauptfigur, bringt das Anliegen Lauckners zum Ausdruck: „…Es gibt keine Siege mehr, nur Untergang! — Die sogenannten Sieger merken das nur erst viel später! — Alle gehen drauf ... Es muss doch einen Ausweg geben!"

 

Im Programm war vermerkt, dass Lauckner den Stil des Expressionismus nie ganz abgelegt hat. Manches in der Form ließ unbefriedigt; vieles, besonders aus dem Zyklus „Schrei aus der Straße" wirkt heute überholt. Dennoch ist das „Requiem" aber eines der ausdrucksvollsten Werke, und dies kam in der Aufführung sehr gut zum Ausdruck. Zwang zur Improvisation und Mut zum Experiment sollen ein Studententheater auszeichnen. Hier wurde beides in hohem Maße bewiesen. Völlig illusionslos hatte der Spielleiter das Stück auf die Bühne gestellt. Das Wort, die Aussage sollte allein entscheidend sein. Das Notwendigste wurde symbolisch angedeutet, in teilweise sehr abstrakter Form, etwa eine mitten im Raum, vor schwarzem Hintergrund schwebende rohe Andeutung eines Fensterrahmens, oder eine angedeutete Stellage. Man spielte bewusst zeitlos. Das Stück sollte über Zeit und Raum hinausgehoben werden, und zum überwiegenden Teil gelang es auch. Die Mitwirkenden waren mit großem Ernst bei der Sache. Eindrucksvoll war die Leistung von Frau Huteau. Dem mutigen Experiment gebührt Dank und Anerkennung. Anhaltender Beifall sprach dies auch allen Beteiligten aus.

 

Seite 9   Von der Haffküste ins natangische Land. Ortsplaudereien mit Beitragen von Emil Johannes Guttzeit.

 

Foto: Der Gutshof von Weßlienen.

Die zwischen Baumgruppen versteckten Gebäude, die großflächigen Weiden und Fluren zwischen den gewundenen Wegen und der Schwanenteich sind kennzeichnend für die Anlage eines ostpreußischen Gutshofes. Das obige Bild, eine farbige Lithographie von R. Kallina, zeigt das Rittergut Weßlienen im Kreise Heiligenbeil vor etwa hundert Jahren. Weßlienen war nicht nur ein sehr alter, sondern auch ein bedeutender Besitz namhafter adliger Geschlechter; bis zur Vertreibung gehörte er Herrn von Bülow. Das schlichte, würdige Gutshaus, ein Mansardbau, stammte aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ihm gegenüber lag der weiträumige Wirtschaftshof mit den Speichern, Ställen und Scheunen. Der große Gutspark mit dem bewunderswerten Baumbestand und seinen Denkmälern war vor Jahrzehnten weithin bekannt und wurde viel besucht. Durch zwei mit großen Adlern besetzte Torpfeiler trat man in den Park, wo lebensgroße Heroldsfiguren gleichsam wie zur Begrüßung standen. Schattige Gänge schlängelten sich durch alle Teile des Parks an zahlreichen Statuen, Denkmälern und Gedenksteinen vorüber, die fast alle von des Deutschen Reiches ruhmreicher Vergangenheit kündeten. Weite Rasenflächen dehnten sich vor dem Besucher. Ruhte er auf einer der weißen Parkbänke unterm Lindendach aus, so sah er zum verkrauteten See dicht am Park hinunter, die Schluchten entlang bis hinüber zum kornreichen Land. Am herrlichsten aber war der Fernblick vom Parktor aus nach Norden. Mehr als fünfzig Meter hoch stand der Schauende über dem des Frischen Haffs und genoss das Bild der sinkenden Sonne, die die unten liegende, wechselreiche Landschalt zu vergolden schien. E. J. G.

 

Seite 9   Das Seefahrer- und Bauerndorf Balga.

Foto: Den schönen Farbklang dieses Bildes, das Alfred Partikel in Balga malte, kann diese Reproduktion nicht wiedergeben, wohl aber die klare Ordnung der Komposition.

 

Bei dem Namen Balga denkt man an das Frische Haff, an die Ordensburgruine auf hohem Steilufer und an die kleine alte Kirche mit dem eigenartigen, kunstgeschichtlich wertvollen Portal, erst zuletzt an das eigentliche Dorf. Alfred Partikel gewann hier das Motiv zu einem Bilde; man sieht einige Häuser und einen Heuwagen, der gerade abgeladen wird. — In dem Dorf Balga wohnten in jüngster Zeit meist Seefahrer und Grundbesitzer, die ihre kleinen Ländereien bestellten, das Heu ihrer Wiesen ernteten, ihre Hausgärten sauber und hübsch gestalteten und gern Sommerfrischler aufnahmen, die hier die friedvolle Hafflandschaft erwanderten oder sich vom Geräusch und Getriebe der Großstadt erholten. Denn das Dorf Balga, das nur eine Hauptstraße hatte, war sonst ein reizvolles und stilles Dorf, in dem sich die Gäste wohlfühlten.

 

Ursprünglich war das Dorf eine Siedlung vor der Burg, eine Lischke, in der Hofleute, Handwerker, „Gärtner" und Instleute wohnten, die zu Dienst- und Scharwerk auf dem Vorwerk, der späteren Domäne, verpflichtet waren. Später entwickelte sich die Lischke zum Flecken mit einer Schule, und erst von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ab wuchs die Zahl der Bauern und Fischer, die in Kriegszeiten — 1531 auch unter der Pest — viel auszustehen hatten; denn bei allen Angriffen auf die Burg brandschatzten die Feinde, Polen, Bündische, Schweden, den Flecken Balga. Nach der Separation, die von 1826 - 1844 durchgeführt wurde, erlebte das Dorf einen wirtschaftlichen Aufstieg. Die Zahl der Fischer ging zurück; viele Söhne Balgas wurden Seefahrer, die die entferntesten Meere befuhren, zum Lebensabend aber zum friedvollen Heimathafen zurückkehrten.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Balga immer mehr zu einem beliebten Ausflugsort, besonders seit dem Bau der neuen Kunststraße von der Reichsstraße 1 bei Gnadenthal bis Groß-Hoppenbruch und nach der Errichtung der Jugendherberge, die etwas abseits am Westrande des Dorfs inmitten einer Kiefernwaldung schmuck und frei auf hoher Küste im Jahre 1928 erbaut worden war. Nach 1933 erhielt das saubere und nette, 755 Einwohner (1939)- zählende Dorf, dem das Gut Balga und Schneckenberg eingemeindet waren, mehrere neue Häuser.

 

Seite 9   Papiermacher-Glas Anno 1704.

Foto: Das hier abgebildete Glas war seit dem Jahre 1927 in den Kunstsammlungen der Stadt Königsberg im Schloss ausgestellt. Es ist ein 25 Zentimeter hohes, walzenförmiges emailliertes Glas, das einen Papiermacher vor einem mit flüssiger Papiermasse gefüllten Bottich und links und rechts einer Presse zwei arbeitende Gesellen zeigt. Außer der Datierung Anno 1704 hat das Glas zwei Inschriften: Greiff an das werk, thu dein arbeit, Gott dich zu segenen ist bereit und Reinholt Bruderlein, papiermachergesele, verEhret dieses Glaß den ernvesten Cuntreichen Meister Ehrenfried schaffhirten papiermacher zu Carben

 

Beide Papiermachermeister Schaffhirt und sein Geselle Brüderlein, wirkten in der einstigen Papiermühle Karben bei Heiligenbeil, die von 1691 bis 1779 bestanden hat. Noch in jüngster Zeit erinnerten die Flurnamen „Papiermacherland" und „Papiermacherbrücke" an die Karber Papiermühle, die wie die Karber Mahlmühle durch das „Mühlenfließ" betrieben wurde, das von der Bahnau in einem Bogen zum Frischen Haff abgeleitet worden ist.

 

Ostpreußen besaß seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche Papiermühlen, die den Kanzlei- und Amtsstuben das Papier lieferten. Im Jahre 1839 zählte man 39 Papiermühlen. 1862 nur noch 26 Papierfabriken bzw. Papiermühlen. Die Papiermühle in Karben wurde 1690 gegründet und an den Papiermacher George Brüderlein (verstorben 1697) gegen eine jährliche Pachtsumme von 900 Mark übergeben. Sein Nachfolger war der Papiermacher Ehrenfried Schaffhirt; er entstammt einer alten sächsischen Papiermacherfamilie. Sein Geselle Reinhold Brüderlein — jedenfalls ein Sohn des ersten Karber Papiermachers — hat seinem Meister aus besonderem Anlass im Jahre 1704 das oben genannte Glas verehrt. Ehrenfried Schaffhirt erwarb 1708 drei Hufen Landes im Forst Teschenwalde, Kreis Pr.-Holland, und erbaute dort eine neue Papiermühle. Nach seinem Weggang übernahmen Christian Rein von 1710 bis 1716 und Reinhold Brüderlein, den wir bereits als Gesellen im Jahre 1704 und als Stifter des Glases kennen, von 1716 bis 1722 die Papiermühle Karben.

 

In den folgenden Jahrzehnten pachteten die Papiermacher Johann Schorell, Samuel Schaffhirt, Gottfried Schorell und Gottfried Günther die Mühle. Die letzten drei zogen in die Stadt Heiligenbeil, betätigten sich als Mälzenbräuer und ließen das Papier von tüchtigen Gesellen herstellen. Die immer häufiger werdenden Reparaturen an der Papiermühle und die Schwierigkeiten, Lumpen für die Herstellung des Papiers zu beschaffen, richteten den Karber Betrieb zugrunde, so dass er 1779 einging. Heute enthält noch mancher alte Foliant Papier aus Karben, das man an dem Wasserzeichen erkennen kann.

 

Seite 9   „Der Frieden“ von Keimkallen.

Foto: Skizze, Auf dieser Kartenskizze sind die Orte angegeben, von denen auf dieser Wanderung, berichtet wird.

 

Wer mit dem Zuge von Heiligenbeil nach Königsberg fuhr, sah ich bald hinter Bregden mit dem markanten Gutshaus die diluvialen Höhen ganz nah an die Eisenbahnstrecke heranrücken. Fast immer pflegte ich bei der Fahrt nach den roten Dächern der Gehöfte auf den Burgen zu suchen und die alte Land- und Heerstraße mit ihren hohen Linden zu verfolgen. Ein sandiger Landweg zweigte nach einem der ältesten Orte unserer Heimat ab, nach Keimkallen, dem „Bergdorf", wie es schon die Ureinwohner genannt haben (caymis = Dorf, kalns = Berg). Mehr als ein Jahrtausend hatten die Prußen hier gelebt, als der Deutsche Orden ins Land kam. Einige Friedhöfe — Gräberfelder mit Skelett- und Brandbestattung — zeugten von einer größeren altpreußischen Siedlung während des ersten Jahrtausends nach Christi Geburt; beachtliche urgeschichtliche Gefäße, Waffen, Schmuck und Gebrauchsgegenstände konnten hier aufgedeckt und geborgen werden. Eine Keimkaller Grabstätte etwa aus dem 7. Jahrhundert hatten wir in der Vorburgruine Balga wieder aufgebaut.

 

Keimkallen wird bereits im Jahre 1262 urkundlich erwähnt; der Deutsche Orden belehnte den prußischen Edlen Trope in jenem Jahre für vielfache treue Dienste mit mehreren Gütern, auch mit Keimkallen. In den folgenden Jahrhunderten saß die altpreußische Familie von Portugal auf diesem alten Gut, das sie im Jahre 1778 an Johann Otto Gottfried von Beneckendorff verkaufte nebst dem Vorwerk Perscheln und vier Hufen des Freudenthalschen Waldes. Dessen in Keimkallen geborener Sohn Otto Ludwig ist der Großvater des Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten Paul von Beneckendorff und von Hindenburg. Aber schon im November 1789 veräußerte Hindenburgs Ahnherr die Keimkaller Güter an den Burggrafen Karl Adolf Ernst zu Dohna-Lauck. Von ihm gingen sie auf Rudolf von Auerswald über, der von 1824 bis 1834 der erste Landrat des Kreises Heiligenbeil war und im Jahre 1827 das nach ihm benannte Vorwerk Auerswalde gründete, als die Bauern von Perscheln bei der Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse Ländereien abtreten mussten. Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen die Keimkaller Güter an die Familie von Schlemmer über. Sie bezog das alte, auf gotischen Grundmauern der Ordenszeit errichtete Gutshaus, das im 18. Jahrhundert umgebaut worden ist. Die Fundamentmauern waren etwa zwei Meter dick; in einem granitenen Eckstein fand ich die Jahreszahl 1719 eingemeißelt.

 

Hinter dem Gutshaus lag ein alter Park mit stattlichem Baumbestand. Ich gedenke mit Wehmut der 600-jährigen, weitverzweigten Eibe, eines seltenen, gewaltigen Strauches, der in den dreißiger Jahren vertrocknete, als der Park zerstört worden war und man hier Gemüsebeete anlegte. Am Rande des Parks, unmittelbar am Wege Wangnicken—Keimkallen—Gabditten stand eine stark und schön gewachsene Eiche mit einer majestätischen Krone. Sie wurde Eigentum des Kreises Heiligenbeil und war geschützt. Einst war sie fast bis zur Spitze mit dunklem Efeu berankt; im Jahre 1936 hatte sie einen Umfang von fast sechs Metern.

 

Außer diesen geschichtlichen und botanischen Kostbarkeiten besaß Keimkallen ein wenig bekanntes Kleinod von besonderer Eigenart: den „Frieden". Er lag nicht weit vom Gutshause auf einer Höhe am Rande einer tiefen, waldbestandenen und wildromantischen Schlucht. „Der Frieden" wurde nicht oft besucht, man mied ihn sogar; denn er war ein ehemaliger Gutsfriedhof.

 

Als ich den Frieden vor Jahrzehnten besuchte, musste ich mich durch Gebüsch und Dickicht zu ihm hindurcharbeiten. Einzelne hohe Bäume, meist von Efeu umrankt, standen wie Riesen eines Urwaldes zwischen vielen Sträuchern und Büschen und hohem Gras, goldene Strahlen der Sonne durchbrachen das dichte Grün und malten hier und da gespenstische Schatten auf Grabtafeln. Sie waren zum Teil von Moosen und Flechten überzogen und lagen breit und behäbig zwischen Gras und Blumen. Schmetterlinge wiegten sich auf leuchtenden Feldblumen, und Käfer und Raupen tummelten sich zwischen den Grashalmen. Nur vielstimmiger Vogelgesang durchbrach die sonst friedvolle Stille der unberührten Natur. Als ich dann an den Rand des Friedhofs trat, den ein morscher, zerfallender Zaun umgab, blickte ich weithin über reifende Kornfelder und satte Wiesen, hinweg über Büsche und Sträucher, hinein in den klaren blauen Sommerhimmel.

 

Nur zögernd schritt ich wieder zurück in die menschenleere Wildnis und entzifferte die Inschriften auf den Grabplatten. Mit Mühe ließen sie sich enträtseln. Sie nannten Namen von Jung und Alt verstorbenen Angehörigen der Familie von Schlemmer, ließen auf diesem und jenem Stein ein Wappen erkennen; unter einem großen Grabmal ruhte ein Ehepaar. Alle hatten hier den Frieden gefunden.

 

Als der letzte Spross der Keimkaller Familie von Schlemmer gestorben war, ging das alte Rittergut nach dem Ersten Weltkrieg auf Hans von Kalckstein über. Er fand aber in Keimkallen nicht das Glück und den Frieden, den er suchte. Im Herbst 1929 verkaufte er den schönen Besitz an die Ostpreußische Landgesellschaft und wanderte im nächsten Jahre nach Afrika aus. Die Jahrtausende alte Geschichte Keimkallens nahm nun einen andern Weg; die fruchtbaren Felder und die ehrwürdigen Stätten teilte man in viele Siedlerstellen auf. Neue Menschen kamen und fanden hier auf dem alten Kulturboden eine neue Heimat, die sie aber schon nach fünfzehn Jahren verloren.

 

Seite 10   In der Kirche von Pörschken.

Foto: Der Turm der Pfarrkirche von Pörschken hatte einen mächtigen Unterbau aus Feldsteinen, der durch Schrägpfeiler gestützt wurde.

 

Bis kurz vor der Einmündung des Frischings in das Frische Haff breitet sich zu beiden Ufern des Flusses eine weite Ebene aus. Schnurgerade gezogene Gräben und kleine Dämme, stellenweise mit Weiden bepflanzt, durchziehen die grüne Wiesentafel, deren saftige Gräser ein gutes Futter für das Milchvieh auf den Bauernhöfen ringsum lieferten. Nach Südwesten zu begrenzen eine hangartig aufsteigende Hügelkette und der dunkle Waldsaum der Brandenburger Heide das Blickfeld.

 

Unterhalb der sanften Kuppen, noch in der Ebene, liegt das Dorf Pörschken. Von den nach Königsberg fahrenden Zügen aus, die hier auf einem hoch aufgeschütteten Eisenbahndamm vorüberrollten, sah man von oben her auf die Häuser und die langgestreckte Kirche mit dem spitzen, schieferblauen Turm. Sein gedrungener, aus mächtigen Feldsteinen gefügter Unterbau ließ auf ein beträchtliches Alter schließen; zum ersten Male urkundlich erwähnt wurde der Ort Pörschken (Perske) 1386.

 

Der Kanzelaltar mit den Statuen der vier Evangelisten (1731) bot ein frühes Beispiel für die Zusammenfügung von Kanzel und Altar, die bis zu jenen Jahrzehnten in den ostpreußischen Kirchen stets getrennt aufgestellt worden waren. Über die reich dekorierte Barockorgel erhob sich der preußische Adler mit den Insignien des ersten Königs FR: Fridericus Rex. Mit Doppeladler geschmückte Leuchter hingen von der gewölbten Decke herab, auf der großzügig komponierte Gemälde biblische Motive darstellten. Zwei sich küssende Kinderköpfchen — eine feine, sinnfältige Arbeit — wiesen auf das Leid eines Geistlichen hin, der seine verstorbenen Kinder betrauerte. Als letzter der Amtsbrüder amtierte Pfarrer Bruno Link, der heute in Heidenheim/Brenz, Griegstraße 14 (Württemberg) im Ruhestand lebt.

 

„Mann Gottes von Pörschken"

Ein Vorgang, der sich in der Kirche zutrug wurde lange Zeit nicht vergessen, und an ihn knüpft sich die in Ostpreußen recht bekannte Redensart „Mann Gottes von Pörschken".

 

 „Stund in Pörschke moal de Pfarr

Boawe opp dem Hochaltar ..."

 

So beginnt ein lustiger Reimbericht des Kreuzburger Mundartdichters Wilhelm Reichermann. In ihm wird geschildert, dass der mit Recht verärgerte Geistliche den Bauern eine Strafpredigt hielt, weil sie ihn durch minderwertige Stücke bei der Kalende — den pflichtmäßigen Naturallieferungen — zu betrügen versucht hätten.

 

Glaubhafter ist die mir bekannte Überlieferung:

 

Der Pfarrer wollte seiner Gemeinde in einem drastischen Vergleich ihren sündhaften Starrsinn vorhalten. Der Herr habe ihn in der Nacht angerufen — so verkündete er von der Kanzel — „Mann Gottes von Pörschken — wo hast du meine Schafe ...?" Erschreckt über diese Aufforderung zur Rechtfertigkeit habe er erwidert: „Herr, Du gabst mir Schafe — aber die Mehrzahl von ihnen sind Ochsen“.

 

Über dieses derbe Urteil empörte sich ein Bauer aus Patranken. Er stand auf und erklärte laut: „Doa häwt ons läw Herrgott keinen schlechten Dusch (Tausch) gemoakt. Wenn öck för jeddret Schoap en Osse kreg', so sie öck woll' tofrede!"

 

Für diese zur Unzeit geäußerte, irdisch gemessene Wertung des Nutzviehs musste der Redner wegen Störung des Gottesdienstes einige Tage in der Kluse schlafen. Der Pfarrer aber erhielt eine Verwarnung vom Konsistorium, nicht noch einmal den Unwillen der Gemeinde herauszufordern. Uns heutigen Menschen erscheinen zwar solche scharfen Predigten seltsam, bedenkt man aber, was etwa Abraham Santa Clara mitunter von der Kanzel sagte, so gewinnt man schon eher Verständnis für jene kräftigen Worte.

 

Der Name der erwähnten Ortschaft Patranken stammt von dem prussich-baltischen Wort für „Raupe", weil ihre gekrümmte Gestalt entfernt an die Form des Ringwalles erinnerte, der nahe dieses Ortes lag; die Erdbefestigung war die Fliehburg für die Huntau in heidnischer Zeit. Den Charakter der Landschaft findet man in dem Ortsnamen Legnitten (ursprünglich Ligenithen) wieder, was etwa „eben, flach" bedeutete.

 

Seite 10   Rudolf Wermkes Werk in Heiligenbeil. Ein Gutsschmied wurde der erste Pflugfabrikant Ostdeutschlands.

In der 1302 gegründeten alten Stadt Heiligenbeil, im deutschen Vaterlande leider bekannt geworden durch die Schlusskämpfe im Zweiten Weltkrieg und durch den winterlichen Treck von unendlichen Flüchtlingszügen über das brüchige Eis des Frischen Haffs, lebte und wirkte Rudolf Wermke , ein Mann von erstaunlicher Begabung und Tüchtigkeit.

 

Er wurde am 21. September 1842 geboren. Sein Vater war Schmiedemeister und Gutsschmied in Bregden bei Heiligenbeil. Bei ihm erlernte er das Schmiedehandwerk, und er übernahm die Gutsschmiede nach dessen Tode. Er erkannte bald, dass die im Lande üblichen Holzpflüge mit eisernen Schaaren, die ostpreußischen Zochen und Haken, nicht genügten, um den guten Boden der Umgebung in richtige Kultur zu bringen. So ging er daran, neue Pflüge ganz aus Eisen und Stahl von besserer Form zu konstruieren. Zuerst baute er sie nur für das Gut Bregden, und dann für seine Umgegend.

 

Im Jahre 1869 zog Wermke nach Heiligenbeil, und er erhielt 2000 Thaler von seinem bisherigen Arbeitgeber Wien zum Bau einer eigenen Pflugschmiede. Am 1. Dezember 1870 eröffnete Wermke seinen Betrieb mit zwei Schmiedefeuern und wurde so der erste Pflugfabrikant Ostdeutschlands. Seine in der Bahnhofstraße, später Wermkesstraße genannt, errichteten Gebäude enthielten seine Wohnung und seine Werkstatt.

 

Die von Wermke gebauten Pflüge und Ackergeräte fanden dank ihrer Güte eine derartige Verbreitung, dass er im Jahre 1882 eine neue Fabrik mit Dampfmaschinenantrieb und zwanzig Schmiedefeuern und entsprechenden Maschinen bauen konnte. Schon zehn Jahre später musste Wermke seine Fabrik verdoppeln, und gleichzeitig nahm er die Fabrikation von Landmaschinen verschiedener Art auf. So baute er noch Montagehallen, eine Tischlerei und eine große Gießerei dazu. Als er im Jahre 1897 schon im Alter von 54 Jahren infolge eines Herzleidens starb, hinterließ er ein gut gehendes Werk im Werte von anderthalb Millionen Mark.

 

Rudolf Wermke war und blieb ein Mann des Volkes von schlichter und frommer Gesinnung. Er wollte nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch seinen Mitmenschen und Mitarbeitern helfen. Ein beredtes Zeugnis hierfür waren die Arbeiterwohnhäuser, die als mustergültig in der ganzen Provinz angesehen und oft von Vereinen und Korporationen besichtigt wurden.

 

Nach dem Tode von Rudolf Wermke wurde sein Werk eine Aktiengesellschaft unter dem Namen „Ostdeutsche Maschinenfabrik vorm. Rud. Wermke AG“. Die Fabrikate fanden nicht nur in ganz Deutschland weite Verbreitung, sondern auch ins Ausland, besonders nach Russland und Sibirien bis zum Amurgebiet gingen vor dem Ersten Weltkrieg die Heiligenbeiler Fabrikate in großen Mengen. Aber auch nach dem Balkan, Ober-Italien, Südafrika und Argentinien wurde exportiert.

 

Nach einigem Wechsel in der Leitung kam das Werk 1903 in stetige Hand und wurde im Sinne seines Gründers weitergeführt, modernisiert, stetig vergrößert, so dass es mehr als verdoppelt war, als die letzten Kämpfe des letzten Weltkrieges es im Jahre 1945 gänzlich zerstörten. Frederik Bartels

 

Seite 10   Blätter ostpreußischer Geschichte. Die Ausrüstung des Ordenshauses Brandenburg.

Foto: Dieser alte Stich zeigt links die Burg und rechts den Oberflecken Brandenburg am Frischen Haff. Burg und Ortschaft trennt der Frisching, über den eine Holzbrücke geschlagen ist. Seinen Namen erhielt das Ordenshaus 1266 zu Ehren des Markgrafen Otto III. von Brandenburg. Als Ausgangsort für die Besiedelung des Hinterlandes war der Komtursitz Brandenburg ein wichtiger Stützpunkt des Deutschen Ritterordens

 

Das Ordenshaus Brandenburg am Frischen Hall gehörte zu den stattlichsten Burgen des Deutschen Ordens in Preußen. In der geräumigen Anlage lebten zahlreiche Ordensritter, Knechte und Diener unter einem Komtur. Zehn Jahre lang hatte Günther von Hohenstein dies Amt inne. Er galt als tüchtiger Ordensbeamter und wurde auch von Kaiser Karl IV. sehr geschätzt. Vor allem genoss Günther von Hohenstein hohes Ansehen als diplomatischer Unterhändler mit Litauen und als rühriger Kolonisator. Als er im Jahre 1380 starb, setzte man ihn in Brandenburg bei. Sein Grabstein, der sein Bildnis trug, lag im Chor der Dorfkirche.

 

Es war in den Ordenshäusern üblich, bei der Übernahme des Amts durch einen neuen Komtur eine Bestandsaufnahme der Burg vorzunehmen, die in das „Große Ämterbuch" eingetragen wurde. Prof. Dr. Ziesemer hat dies aufschlussreiche Buch 1921 herausgegeben; es gehört heute zu den seltensten Werken.

 

Bei dem Tode Günther von Hohensteins verzeichnete man das Inventar zu Brandenburg; es ist die älteste Bestandsaufnahme der Burg. Die Zahlen geben uns heute Aufschluss über die planvolle Vorratswirtschaft des Ritterordens. Daher seien sie hier wiedergegeben. Rosinen fehlten ebenso wenig wie Waffen, Regenmäntel und Pelzröcke. Man muss bedenken, dass diese Bestandsaufnahme vor nahezu 540 Jahren erfolgte. In jenem Jahre 1380 waren vorhanden:

 

Viehbestand: 13 Hengste, 14 Wagenpferde, 38 Pflugpferde, 390 Schweine, 1266 Schafe, 100 Stück Rindvieh.

 

Lebensmittel: In der Küche lagerten: 240 Flicken Fleisch. (Seiten mit Schinken und Schulter), 240 Rinder zu einem ganzen Jahr, 46 Tonnen Speiseschmalz, 2 Fass und 2 Tonnen Schmer, 5 Last Salz, 150 Stück Streckfisch (Brutkarpfen), 2 Fass Stör, Feigen, Mandeln, Rosinen zu einem ganzen Jahr, und Gewürz; außerdem 100 Scheffel Erbsen, 3 Tonnen Butter, 6 000 Herrenkäse und 4 000 Knechtskäse.

Armbrüste: Im Schnitzhause zählte man 122 Stegreifarmbrüste, 90 Stegreifarmbrustbogen, 23 Rückarmbrüste, 56 Rückarmbrustbogen.

 

Netze: Der Fischhof barg Garne und allerlei Gerät und 6 Arbeitspferde.

 

Tuche und Pelzwerk: In der Kleiderkammer, Traperie genannt, lagerten 300 Ellen westfälische Leinwand, 200 Ellen Reifleinwand, 500 Ellen Sackleinwand, 5 Ghistelische Tuch (Ghistel in Flandern), 2 Bloser (Tuch), 40 zerlassene Mäntel, 30 Regenmäntel, 130 Ellen Berber (rauher Wollstoff), 10 Stück weißgegerbtes Leder, 1200 Smoschen (Pelzwerk von Lammfell), 100 weiße Lammfelle, 24 Pelzröcke.

 

Zelte und Pferdedecken: In des Komturs Zelt standen 10 Zelte, 4 Karwen (Wagen), 150 Säcke und 38 Decken für Pferde.

 

Seite 10   „Storchresidenz“ Grunau.

Das Kirchdorf Grunau hat heute den traurigen Ruhm, im Niemandsland zu liegen. Denn die Grenzlinie, die vom Frischen Haff mitten durch unsere Heimat nach Osten gezogen ist und sowjetisch und polnisch besetztes Gebiet trennt, verläuft unmittelbar nördlich des Dorfes Grunau. Wachtürme, Stolperdrähte, verminte Äcker kennzeichnen das Niemandsland; das Dorf selbst ist unbewohnt, und es wird vermutlich gänzlich zerstört sein.

 

Und doch lebten hier 620 Jahre lang arbeitsame, heimatliebende deutsche Menschen. Das Dorf hatte im Jahre 1331 eine Handfeste vom Deutschen Orden erhalten, hatte manche Kriegs- und Notzeit, aber auch viele friedvolle und glückliche Jahrzehnte durchlebt. Vor den beiden Weltkriegen bot die Franzosenzeit oft den Gesprächsstoff; denn es gab noch genug alte Grunauer, die manche Begebenheit zu erzählen wussten. Auch die Grunauer Schulchronik hatte einiges aufgezeichnet.

 

„Als 1812 die Franzosen nach Russland zogen, wüteten sie hier noch ärger als 1806/1807. Da die armen Bewohner die Soldaten nicht hinlänglich mit Federvieh versorgen konnten, so schossen die Franzosen alle jungen Störche, die noch nicht flügge waren, von den Dächern, rupften, brieten und verzehrten einen Teil, und die übrigen — vier ganze Kornsäcke voll — nahmen sie mit nach Königsdorf, wo das nächste Quartier war. Zur Erklärung diene noch, dass Grunau früher eine große Menge Storchennester hatte. Noch in meiner Jugend", so berichtet der Grunauer Kantor Heinrich Lettau — er ist 1836 geboren — „zählten wir Kinder im Frühjahr oft 100 - 120 bewohnte Storchnester im Dorfe. Grunau war weit und breit unter dem Namen Storchresidenz bekannt“.

 

Nach 1900 ging die Zahl der bewohnten Storchnester wie überall in Ostpreußen auch hier zurück. 1922 gab es 27 und im Jahre 1931 nur noch 13 Storchnester in Grunau. Gern hielten sich die Störche auf dem Pfarrgehöft auf, vielleicht deshalb, weil es hier ruhiger war als auf den geschäftigeren Bauernhöfen. E. J. G.

 

Seite 10   Das Tuch fiel vom Sarge (mit Zeichnung). Ein Begebnis aus dem alten Zinten.

Wer in der Nähe des neuerbauten Kriegerdenkmals in Zinten stand, erblickte auf dem alten Kirchhof, dem späteren Stadtpark, ein Grabgewölbe. In diesem ruhten die Gebeine von Angehörigen eines Zintener Geschlechts: der Laudiens. In dieses Bereich der Toten drang vor zweihundert Jahren in frevelhaftem Übermut der Fleischermeister R. ein. Er hatte mit seiner Furchtlosigkeit geprahlt. In jener Zeit, in der die religiösen Anschauungen tiefer als heute hafteten, und allerdings auch der Aberglaube vielen Menschen Schrecken einflößte, galt sein Vorhaben als eine dreiste Herausforderung des Schicksals. Mit Zechkumpanen hatte der Fleischermeister gewettet, dass er auf einem Sarg ein Tuch legen würde.

 

Die Tat schien ihm sehr einfach auszuführen. Er besorgte sich den Schlüssel zum Gewölbe und er ging festen Schritts zur mitternächtlichen Stunde auf den alten Kirchhof. Seine Begleiter zogen es freilich vor, außerhalb des Friedhofs auf ihn zu warten.

 

R. stieg in das Gewölbe. In der Finsternis tastete er sich vorsichtig an einen Sarg heran und er wollte das Tuch auf einen Deckel niederlegen. Aber seine Hand begann plötzlich zu zittern, eine Unruhe überfiel ihn, das Tuch glitt vom Sarge herab. Er bückte sich und hob es auf — ein Schauer durchrieselte ihn, und sein Atem stockte, denn abermals fiel das Tuch herab.

 

Da packte ihn das Grauen. Er stürzte hinaus in das Freie. Wie von Sinnen raste er bis an den Kirchhofzaun, den er in seiner Angst übersprang und er erreichte mehr fallend als laufend seine Haustür. Mit beiden Fäusten hieb er auf die Türe ein und schrie voll Entsetzen: „Frau, mach auf, die ganze Welt ist voller Gespenster!"

 

Der frevelhafte Mut, die Toten zu stören, war ihm für immer vergangen.

 

Nach mündlichen Überlieferungen nacherzählt von Heinrich Lenz.

 

Seite 10   1418: Brief aus Stockholm nach Balga

Im Mittelalter bestanden zur Zeit der Hanse enge wirtschaftliche Verbindungen zwischen den nordischen Ländern und dem Ordenslande Preußen. Bemerkenswert ist hierfür eine Urkunde aus dem Jahre 1418. Der Bürgermeister und der Rat der Stadt Stockholm schreiben am 18. April an Engelbert zu Balga, weil eines ihrer Schiffe mit einer wertvollen Ladung vor Balga gestrandet war. Sie teilen dem Ordensbeamten mit, dass der Ritter und Hauptmann zu Stockholm Boo Diwre und dessen Bruder Daniel die Danziger Brüder Berend von Buren und Ewert Quade bevollmächtigt haben, die Ladung in Empfang zu nehmen. Der Empfänger des schwedischen Briefes war sicherlich der Balgaer Hauskomtur Engelhart. E. J. G.

 

Seite 11   Allenstein Stadt und Land. Heimatkreistreffen in Hannover

Am Sonntag, dem 22. Juli, findet das traditionelle Heimatkreistreffen der Stadt und des Landkreises Allenstein in Hannover-Limmer, Kurhaus Limmerbrunnen, bei Anwesenheit des Stadtvertreters sowie des Landkreisvertreters von Allenstein und des Kreisgeschäftsführers des Landkreises Allenstein statt. H. L. Loeffke, Stadtvertreter der Stadt Allenstein

 

Im Nachgang zur Folge 27 des Ostpreußenblattes vom 7. Juli wird noch mitgeteilt, dass wie bisher die Heimatkreistreffen vom Landkreis mit der Stadt Allenstein durchgeführt werden. Wir hoffen, in Hannover-Limmer am 22. Juni recht viele Heimatfreunde begrüßen zu können.

Bruno Krämer, stellvertretender Kreisvertreter und Karteiführer Celle (Hann.), Sägemühlenstraße 28

 

Schloßberg (Pillkallen)

Die Bestellungen auf Kreiskarten 1:100 000 gehen so zahlreich ein, dass ein Umdruck aufgelegt werden muss. Wir bitten deshalb, Verzögerungen in der Auslieferung entschuldigen zu wollen. Diese Karten bringen die neuen Ortsnamen, die wir in Zukunft gebrauchen wollen, einschließlich Schloßberg. Wer zur besseren Orientierung die alten Ortsnamen auch benötigt, kann eine Liste mit den neuen und alten Namen mit der Karte 1:100 000 anfordern. Der Mehrpreis zur Deckung der Unkosten beträgt 20 Pf, also im ganzen 2,20 DM.

 

Auch nach einer Kreiskarte 1:25 000 wird gefragt. Diese Karte gibt es nicht, wohl aber Messtischblätter 1: 25 000. Für den Kreisverband haben wir diese 19 Messtischblätter auf Leinwand aufziehen lassen und werden diese Karte (2 X 3 m groß) auf unserem Kreistreffen aushängen, auch auf den Jugendfreizeit- und Ferienlagern. An Hand dieser großen Karte, die jeden Steg und Weg und jedes Haus aufzeigt, kann jeder Teilnehmer dieser Treffen und Lager das Gedächtnis auffrischen und unsere Jugend einweisen. Diese große Karte wird allen Vertrauensleuten gelegentlich der Festsetzung der Einheitswerte für den Kreis bei der Heimatauskunftstelle in Lübeck ein gutes Hilfsmittel sein. Wer einzelne Kartenblätter 1: 25 000 erwerben will, wende sich bitte direkt an die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen in Hamburg (Hamburg 13, Parkallee 86). Es ist uns nicht möglich, alle Kartenblätter auf Lager zu halten. Mit der Karte 1:100 000 können auch Ostpreußennadeln und Broschen zum Preise von 50 Pf. je Stück bestellt werden: desgleichen auch Bernsteinnadeln (Preis 1,50 DM). In Broschenform gibt es diese leider nicht. Alle Bestellungen bitte an Albert Fernitz. (24) Winsen (Luhe), Ilmer Weg, richten.

F. Schmidt (Schleswighöfen) (23) Sulingen, Bassumer Straße 42

 

Ortelsburg. Kreistreffen Neumünster am 26. August

Unser nächstes Heimattreffen findet im Raume Schleswig-Holstein in Neumünster, Reichshalle, Probstenstraße 1, statt. Die Vorbereitungen hierfür hat Landsmann Eduard Reuter, (24b) Itzehoe, Kreis Steinburg, Klosterhof 9 a, freundlicherweise übernommen. Bereits am Sonnabend, dem 25. August, werden Kreisausschuss und Kreisbeirat zur Jahresschlusssitzung zusammentreten. Das Programm für das Treffen in Neumünster wird im Ostpreußenblatt noch veröffentlicht werden. Ich bitte unsere Landsleute, sich auf dieses Treffen bereits jetzt einzurichten und auch Bekannte, Verwandte und Freunde darauf hinzuweisen.

 

Patenstadt Hannoversch Münden

Der „Mündener Schützenverein von 1863" richtet in der Zeit vom 28. bis 31. Juli nach achtzehnjähriger Pause den alten „Mündener Schützenhoff" wieder aus und beabsichtigt, genau wie früher dieses Fest zu einem echten Volksfest zu gestalten. Der Mündener Schützenverein lädt zu dieser Veranstaltung alle Ortelsburger herzlich ein und hofft gern, dass beim Festkommers am Sonnabend, dem 28. Juli, 20.15 Uhr, im Festzelt und am Montag, dem 30. Juli, beim Frühschoppen an der gleichen Stelle eine starke Abordnung des Patenkreises begrüßt werden kann. Wer an den schießsportlichen Veranstaltungen der Tage teilnehmen kann und will, ist auf den herrlich gelegenen Ständen in den Königshöfer Eichen herzlichst willkommen. Aber auch jeder Nichtschütze wird einen Besuch dort nicht bereuen. Der Schützenverein würde sich freuen, eine Anzahl von Vertretern Ortelsburgs mit ihren Damen als Gäste in den Familien aufnehmen zu dürfen. Für jagdlich interessierte Herren wird sich Gelegenheit bieten, auf den roten Bock weidwerken zu können. Wer sich bis zum 20. Juli bei Oberlandforstmeister Kamlah, Hannoversch Münden, Schlesierplatz 8, Telefon Nr. 2206, anmeldet, wird ein genaues Programm zugestellt bekommen.

Max Brenk, Kreisvertreter Hagen, Westfalen. Elbersufer 24

 

Angerburg. Einsendungen für den Literaturpreis Ankauf von Kunstwerken.

Der „Angerburger Literaturpreis“ wird von unserem Patenkreis Rotenburg zum ersten Male in diesem Jahre verliehen. Er ist für literarische Werke Angerburger Schriftsteller oder den Kreis Angerburg betreffende literarische Werke deutschsprachiger Schriftsteller ausgesetzt, in denen insbesondere seine Landschaft, menschliche Atmosphäre, Kultur, Wirtschaft und Geschichte oder eines dieser Gebiete künstlerisch behandelt sind. Zu den in Betracht kommenden Werken zählen auch Hörspiele. Es werden nur Arbeiten berücksichtigt, die noch nicht oder nach dem 21. Januar 1955 veröffentlicht worden sind. Der Preis beträgt 500 DM. Er soll in der Regel aufgeteilt werden. Die Arbeiten sind jeweils bis zum 31. Dezember einzureichen. Die Einsendung hat an den Landkreis Rotenburg (Hann.), Kreishaus, unter dem Kennwort „Angerburger Literaturpreis“ zu erfolgen. Erstmalig können die Arbeiten bis zum 31. Dezember 1956 eingereicht werden. Der Name, die Anschrift des Verfassers und die unterschriebene Erklärung, dass der Einsender sich den Bedingungen des Wettbewerbs unterwirft, sind in einem Anlageschreiben beizufügen. Unser Patenkreis hat ferner alljährlich einen Betrag von 500 DM zum Ankauf von Werken freischaffender Künstler aus dem Kreise Angerburg ausgesetzt.

 

Ich weise alle Landsleute wiederholt auf obige beiden Preise hin und bitte, sich zu bewerben, da die Preise sonst verfallen.

 

Gesucht werden:

Hildegard Hemmerling, geb. Lange, aus Angerburg, Theaterstraße, im Hause Baltruschat;

 

Gottlieb Scheller, aus Haarschen. geb. 23.04.1870. Er soll im Januar 1945 auf der Flucht im Raum Bartenstein erkrankt und dort ins Krankenhaus gekommen sein. Seit dieser Zeit fehlt jegliches Lebenszeichen von ihm.

 

Minna Grenz, etwa 39 Jahre alt, aus Neufreudenthal. Sie ist verheiratet mit Hermann Grenz, Tischler und Lindwirt. Sie hatten vier Kinder: Gerhard und Lotti (Zwillinge), Gisela und Ulli;

 

Otto Kalkowski, Tischler aus Kutten, und Ehefrau Meta Kalkowski, geb. Liedtke;

 

Max Wierschbinna, Bauer aus Dowiaten, und Ehefrau Ida Wierschbinna, geb. Liedtke.

 

Wer ist 1945 mit Frau Caroline Kropp und Gertrud Kropp, aus Sonnheim in Woßceden, Kreis Heilsberg, Ostpreußen, zusammen gewesen?

 

Verzogen ist Paul Urredat, Tischlermeister aus Surminnen. nach (22b) Meisenheim (Glan), Raumbacher Straße 1.

 

Mitglieder des Kreisausschusses

Der vom Kreistag am 23. Juni in Rotenburg (Hann.) gewählte neue Kreisausschuss setzt sich wie folgt zusammen:

Kreisvertreter: Hans Priddat, (16) Bad Homburg v. d. Höhe, Seifgrundstraße 15;

Stellvertretender Kreisvertreter: Franz Jordan, (23) Rotenburg (Hann.), Immelmannstraße 9;

weitere Mitglieder: Ernst Groos, (20a) Hannover-Kirchrode, Molanusweg 40;

Erich Pfeiffer, (22a) M.-Gladbach, Buscher Straße 19;

Klaus Gruhnwald, (24a) Niendorf a. St. über Mölln (Lbg.);

Julius Dembowskv. (23) Bünte 6 über Bassum;

Emil Raschke, (20a) Zahrensen über Soltau (Hann.).

 

Kreistreffen in Siegburg

Unser nächstes Kreistreffen findet im September in Siegburg, Rhld., statt. Genauer Termin sowie nähere Angaben werden laufend im Ostpreußenblatt bekanntgegeben.

Hans Priddat, Kreisvertreter (16) Bad Homburg v. d. Höhe, Seifgrundstr. 15

 

Bartenstein. Hauptkreistreffen in Nienburg am 29. Juli

Zu dem am Sonntag, dem 29. Juli, in der Stadt Nienburg (Weser), dem Sitz unseres Patenkreises, stattfindenden Hauptkreistreffen werden alle Mitglieder der Kreisgemeinschaft Bartenstein gemäß § 5 unserer Satzung eingeladen. Auch Gäste und Freunde sind willkommen. Das Treffen findet wie im Vorjahre im Dierkschen Saale statt, der vom Bahnhof aus leicht zu erreichen ist. Die Mitgliederversammlung soll etwa um 11 Uhr — das Lokal ist schon um 9 Uhr geöffnet — mit einer Andacht begonnen werden. Darauf ein Vortrag des Mitgliedes des Bundesvorstandes der Landsmannschaft, Kreisvertreter Wagner (Neidenburg), Referent für Patenschaften. Einziger geschäftlicher Punkt der Tagesordnung: Änderung der Wahlordnung: Änderung der Wahlordnung zur Erleichterung bei der Wiederwahl der Kreistagsmitglieder.

 

Die Mitglieder des Kreistages werden gleichzeitig gemäß § 6 der Satzung zu einer ordentlichen Sitzung eingeladen, die um 15 Uhr im Sitzungssaale des neuen Kreishauses am Schloßplatz stattfinden soll. Tagesordnung: 1. Jahres- und Kassenbericht des Kreisvertreters; 2. Entlastung desselben nach Kenntnisnahme des Prüfungsberichtes der Rechnungsprüfer: 3. Haushaltsvoranschlag für das Jahr 1957. Besondere schriftliche Einladungen ergehen nicht.

Celle, den 10. Juli 1956. Kreisvertreter Bruno Zeiß, Vorsitzender der Kreisgemeinschaft Bartenstein in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V.

 

Busfahrten nach Bartenstein/Württemberg und nach Nienburg

Schriftleiter Piehl, Rendsburg, Alte Kieler Landstraße 25, veranstaltet in diesem Jahre wieder eine Fahrt nach Bartenstein in Württemberg, die vom 2. bis 8. August stattfinden soll. Auch zum Kreistreffen in Nienburg soll ein Bus von Rendsburg eingesetzt werden. Anmeldungen bitte möglichst umgehend nach Rendsburg richten.

 

Bartensteiner Zimmer im neuen Kreishaus Nienburg

In einer eindrucksvollen Feierstunde wurde in Gegenwart des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Hellwege und von Frau Regierungspräsident Bähnisch, Hannover, das neue Verwaltungsgebäude unseres Patenkreises in Nienburg der Kreisverwaltung übergeben. Sie wurde durch den Vortrag eines Streichquartetts aus dem Concerto grosso F-dur von Händel eingeleitet. Danach überreichte Architekt Ahrens Landrat Witte-Dunk den Schlüssel, und Oberkreisdirektor Harms hielt die Festrede. Die völlig unzulänglichen, in sechs auf den ganzen Stadtbezirk verteilten Gebäuden untergebrachten Diensträume hatten einen schon 1919 für notwendig gehaltenen Neubau umso mehr notwendig gemacht, als die vor dem letzten Kriege erfolgte Zusammenlegung der Kreise Stolzenau und Nienburg schon damals ein doppeltes Arbeitsgebiet geschaffen hatten. Kreisvertreter Zeiß dankte in einer Ansprache für das der Kreisgemeinschaft Bartenstein stets bewiesene Wohlwollen — es wird ein Traditionszimmer geschaffen und auch die Heimatkreiskartei wird übernommen — und schloss mit der Bitte an Gott, es uns doch noch erleben zu lassen, dass eine ähnliche Feierstunde mit Vertretern von Nienburg in unserem Kreise Bartenstein stattfinden könnte. Zur Erinnerung und als Ausdruck der Dankbarkelt überreichte er ein von dem Heimatkameraden Pietsch (Bartenstein) in selbstloser Arbeit geschaffenes Ölgemälde des Heilsberger Tores aus Bartenstein. — Die Mitglieder der Kreisgemeinschaft werden beim Hauptkreistreffen in Nienburg am Sonntag, dem 29. Juli, Gelegenheit zur Besichtigung des Gebäudes und des Gemäldes haben.

eiß, Kreisvertreter (20a) Celle, Hannoversche Straße 2

 

Rastenburg. Achtung Rastenburger!

Unsere Kreistreffen finden in diesem Jahre wie folgt statt:

 

1. Am Sonntag, dem 12. August, in Hamburg, jedoch nicht wie bisher in der „Elbschlucht" (dieses Lokal macht wegen Umbaus und Verkaufs keine Kreistreffen mehr), sondern in Hamburg-Nienstedten in der Elbschloßbrauerei. Die Elbschloßbrauerei ist zu erreichen ab Hauptbahnhof Hamburg mit der S-Bahn bis Kl.-Flottbek oder mit der S-Bahn bis Othmarschen, dann Omnibus 86 bis Nienstedten, oder Straßenbahn 11 oder 12 bis Bahrenfelder S-Bahn bis Kl.-Flottbek oder mit der S-Bahn Rennbahn, dann übersteigen in Omnibus 86 oder Straßenbahn 6 bis Parkstraße, dann übersteigen in Omnibus 86, oder Omnibus 36 ab ZOB am Hauptbahnhof bis Teufelsbrücke oder Sieberlingstraße (der letzte Bus geht allerdings Sonntag erst ab etwa 11 Uhr). (ich glaube die Beschreibung ist nicht richtig)

 

2. Das übliche Treffen in Hannover findet in diesem Jahre am Sonntag, dem 16. September, im Kurhaus Hannover-Limmerbrunnen statt.

Unsere Patenschaftsverhandlungen stehen nun auch kurz vor dem Abschluss und werden hoffentlich zu aller Zufriedenheit ausfallen. Näheres darüber auf den beiden Kreistreffen.

Bei beiden Treffen werden die Orts- und Bezirksvertreter sowie die Kreisausschussmitglieder gebeten, sich um 12 Uhr zu einer kurzen Besprechung bereitzuhalten.

Ich hoffe auf recht rege Teilnahme, da das Interesse aller wohl bei einem näheren Bericht über unsere Patenschaft liegen wird.

Heinrich Hilgendorff, Kreisvertreter, Flehm, Post Kletkamp über Lütjenburg

 

Heiligenbeil. Hauptkreistreffen in Lehrte 11. und 12. August

Am 11. und 12. August ist das Hauptheimattreffen in der Patenstadt Lehrte im Patenkreis Burgdorf (Hann.). Ich rufe alle Landsleute des Heimatkreises Heiligenbeil zur Teilnahme auf. Gerade dieses Hauptreffen ist durch die ordentliche Mitgliederversammlung — Mitglied ist jeder Heimatkreisangehörige —, durch die Kreistags- und Kreisausschusswahlen und die große Festfolge von ganz besonderer Wichtigkeit.

 

Heiligenbeiler, schließt Euch in den jetzigen Wohngebieten zur gemeinsamen Teilnahme und Fahrtpreisermäßigung für Bus und Eisenbahn zusammen und kommt bitte in großer Zahl nach Lehrte.

 

Die Heiligenbeiler Gruppe in Kiel fährt mit Bus am Sonnabend, dem 11. August, um 5 Uhr vom Hauptbahnhof ab. Die Rückkehr erfolgt spätestens am Sonntag, dem 12. August, um 22 Uhr ab Restaurant „Lehrter Hof". Landsleute aus Kiel und näherer Umgebung, meldet Euch bitte schriftlich umgehend bei Landsmann Paul Birth, Kiel, Hardenbergstraße 15, an. Bei voll besetztem Fahrzeug betragen die Reisekosten je Person 20 DM für die Hin- und Rückfahrt.

 

Treffen in Schwerte am 1. und 2. September

Ein zweites Heimattreffen des Kreises Heiligenbeil findet im Ruhrgebiet in Schwerte, „Etablissement Freischütz", bei Landsmann Fritz Pelikan, früher Zinten, am 1. und 2. September statt. Auch zu diesem Treffen werden die Landsleute um zahlreiches Erscheinen gebeten. Von den in Kiel und näherer Umgebung wohnenden Heiligenbeiler Landsleuten werden zwecks Beschaffung einer billigen Verkehrsmöglichkeit  die Anmeldungen auch umgehend schriftlich an Landsmann Paul Birth erbeten. Je nach der Teilnehmerzahl können erst die Fahrtkosen ermittelt werden, die dann den Teilnehmern mitgeteilt werden.

 

Ich bitte alle anderen örtlichen Gruppen, genauso für die Teilnahme an beiden Heimattreffen zu werben.

Paul Rosenbaum, Kreisausschussmitglied Kiel, Sternwartenweg 7

 

Busfahrt von Hamburg nach Lehrte

Bei genügender Beteiligung wird am Sonntag, dem 12. August, von Hamburg aus ein Sonderbus zum Haupttreffen der Heiligenbeiler Kreisgemeinschaft nach Lehrte fahren. Ich bitte, den unten angegebenen Termin des Meldeschlusses unbedingt einzuhalten, denn es ist unmöglich, damit bis zum letzten Tage zu warten, da der Omnibus im Voraus fest bestellt werden muss. Verlassen Sie sich nicht darauf, dass noch Freiplätze am Abfahrtstage vorhanden sein könnten, ersparen Sie es sich und mir, dass Sie — wie bei der Fahrt nach Burgdorf im vorigen Jahr — wiederum zurückbleiben müssten. Damals war das Fahrzeug voll besetzt. Vorgesehen ist: Abfahrt vom Zentral-Omnibus-Bahnhof Hamburg um 6.30 Uhr, Bahnsteig 0. Zusteigemöglichkeit Bahnhof Harburg, 7 Uhr: die Fahrt geht über Dibbersen — Soltau — Bergen. Rückfahrt etwa 18 Uhr. Meldeschluss unwiderruflich am 31. Juli (Postdatum). Fahrpreis 9,-- DM. Teilnehmermeldungen ohne Einsendung des Fahrpreises sind ungültig. Sollten bis zum Meldeschluss nicht genügend Teilnehmer vorhanden sein, so wird der eingesandte Fahrpreis unter Abzug der Portogebühren an die Einsender zurückgeschickt werden. Anmeldungen nimmt entgegen:

Willi Oltersdorf, Obmann der Kreisgruppe Heiligenbeil, Hamburg, Osterbeckstr. 82 I

 

Pr.-Eylau. Hauptkreistreffen am 29. Juli in Hamburg

Wie bereits mehrmals bekanntgegeben, findet das Hauptkreistreffen am 29. Juli in Hamburg, Elbschloßbrauerei, Nienstedter Elbchaussee 372, statt. Das Lokal ist ab 9 Uhr geöffnet.

Zeitfolge: 10 Uhr Gottesdienst in der Kirche Nienstedten (sieben Minuten vom Tagungsort). Der Gottesdienst wird von Pfarrer Müller (Albrechtsdorf) mit heimatlicher Liturgie gehalten. Im Anschluss findet vielleicht Beichte und Abendmahl statt. 11.30 Uhr Besprechung der Mitglieder des Kreisausschusses und des Kreistages. 13.30 Uhr Feierstunde. Es spricht der stellvertretende Sprecher unserer Landsmannschaft. Egbert Otto (Rosenau). Im Anschluss Konzert und Tanz.

 

Die Elbschloßbrauerei ist wie folgt zu erreichen: S-Bahn bis Kl.-Flottbek, dann 15 Minuten Fußweg: S-Bahn bis Othmarschen, dann Omnibus 86 bis dorthin: Straßenbahn 6 vom Hauptbahnhof oder Bahnhof Altona bis Parkstraße, dann übersteigen in Omnibus 86; Omnibus 36 vom Hauptbahnhof (ZOB) bis Teufelsbrücken oder Sieberlingstraße. Erster Bus fährt 9.30 Uhr, dann halbstündlich. — Ich hoffe auf ein Wiedersehen mit vielen Kreiseingesessenen.

v. Elern-Bandels, Kreisvertreter (22c), Königswinter, Siebengebirgsstraße 1

 

Am 21. Juli 1956 wird Herr Karl von Elern-Bandels, jetzt wohnhaft in Königswinter, Siebengebirgsstraße 1, 70 Jahre alt. Der Kreis Pr.-Eylau spricht ihm zu diesem Tage ganz besonders herzliche und aufrichtige Glückwünsche aus. Er gedenkt in Dankbarkeit all dessen, was Herr von Elern nicht nur als Soldat und später als Vorsitzender des Landverbandes Ostpreußischer Schafzüchter e. V. für die Provinz Ostpreußen geleistet hat, sondern auch seiner Verdienste im Kreise Pr.-Eylau um die Regulierung der Elm und seiner sonstigen Ehrenämter. Als Kreisvertreter hat er sich für den Kreis, in dem sein Vater jahrelang Landrat war (unter ihm wurde das Kreishaus, wie wir es alle kennen, erbaut) und den er auch jahrelang als Reichstagsabgeordneter vertreten hat, in hervorragender Weise eingesetzt.

 

Der Kreis Pr.-Eylau hofft, dass Herr Karl von Elern sich noch lange Jahre bester Gesundheit erfreuen möge und ihm im Kampfe um die Heimat Erfolg beschieden sein wird.

Wilhelm Strüvy (Gr.-Peisten), Stellvertretender Kreisvertreter

 

Heilsberg. Liebe Landsleute aus Guttstadt!

Wie mir die Stadtverwaltung Aschendorf (Ems) mitteilte, hat der Rat der Stadt Aschendorf (Ems) in einer Sitzung am 13. Juni 1956 einstimmig beschlossen, die Patenschaft über Guttstadt, Kreis Heilsberg, zu übernehmen. Bereits im Jahre 1955 hatte der Landkreis Aschendorf-Hümmling die Patenschaft für den Kreis Heilsberg übernommen, so dass wir es jetzt besonders begrüßen können, dass die Stadt Aschendorf selbst nunmehr die Patenschaft über unsere Heimatstadt Guttstadt übernehmen will.

 

Die feierliche Übernahme soll nun im Rahmen des Tages der Heimat, der in Aschendorf am 26. August stattfindet, vorgenommen werden. Am Vorabend des 25. August soll bereits auf einem Festkommers die Geschichte beider Städte behandelt werden.

 

Ich bitte Euch jetzt schon, liebe Landsleute aus Guttstadt, diesen Termin zu notieren und sehr zahlreich zu erscheinen. Der Stadt Aschendorf wird es natürlich eine Freude und Selbstverständlichkeit sein, für die Angehörigen ihrer Patenstadt in den Tagen ihres Dort-seins für Unterkunft und Verpflegung zu sorgen.

 

Sobald die Vorarbeiten über die Gestaltung des Tages der Heimat und der damit verbundenen Fragen der Patenschaftsübernahme geregelt, erfolgt von mir aus noch einmal rechtzeitig die Bekanntgabe im Ostpreußenblatt. Mit Heimatgruß Otto Zagermann, Ortsbetreuer für Guttstadt, Bad Honnef am Rhein, Bergstraße 5

 

Labiau. Hauptkreistreffen am 22. Juli in Hamburg

Nochmals und zum letzten Male laden wir alle Labiauer aus Stadt und Land zu unserem Hauptkreistreffen am Sonntag, dem 22. Juli, in Hamburg-Nienstedten, Restaurant Elbschloßbrauerei, Nienstedter Elbchaussee 372, ein. Die Verbindungen zum Tagungslokal sind in der Ausgabe des Ostpreußenblattes vom 30. Juni veröffentlicht worden. Das Tagungslokal ist ab 8 Uhr geöffnet. Die Feierstunde beginnt um 13 Uhr im großen oberen Saale. Wir bitten um recht zahlreiches Erscheinen. Auf Wiedersehen In Hamburg!

Walter Gernhöfer, 1. Kreisvertreter (24a) Lamstedt (N.E.)

 

Gemeinsames Ziel - gemeinsamer Weg. Das Rößeler Haupttreffen in Hamburg

Am 8. Juli trafen sich die Rößeler in einem Saal des Hamburger Gewerkschaftshauses, das bequem in einigen Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof erreicht werden kann.

 

Am Vorabend kamen in der gleichen Gaststätte Schüler und Schülerinnen des Rößeler Gymnasiums und der Höheren Mädchenschule zusammen, um mit dem, von allen verehrten Oberstudiendirektor Dr. Poschmann, viele Erinnerungen aufzufrischen. Sehr herzlich begrüßt wurde der Schulkamerad Zahnarzt Kinsky, der in den dreißiger Jahren nach Addis Abeba auswanderte und jetzt zu Besuch nach Deutschland gekommen ist.

 

Der Sonntag begann mit Gottesdiensten. In der katholischen St.-Marien-Kirche begrüßte der aus Elbing stammende Vikar Prost vor der Andacht die Rößeler; die evangelischen Christen nahmen an dem Gottesdienst im Gemeindesaal der Dreieinigkeitskirche teil. Der Kreistag und der Kreisausschuss, die zum ersten Male im vorigen Herbst in Meppen zusammengetreten waren, berieten am Vormittag unter Leitung von Kreisvertreter Stadtbaumeister i. R. Franz Stromberg über einzelne Punkte der Kreissatzung. Mit der Totenehrung eröffnete der Kreisvertreter die Feierstunde. Danach verlas er die vielen eingetroffenen Grußschreiben, u. a. des Oberkreisdirektors i.r. Stecker des Patenkreises Meppen und des Obmanns der Rößeler Kreisgruppe in Berlin, Rechtsanwalt Lingnau. Wie sorgsam die für die Kreisgemeinschaft eingehenden Geldbeträge verwaltet werden, die vornehmlich aus Zuschüssen seitens der Landsmannschaft Ostpreußen und des Patenkreises Meppen stammen, war dem Rechnungsbericht des Schatzmeisters Kretschmann zu entnehmen. Kreisvertreter Stromberg erinnerte eingangs eines Arbeitsberichtes an die Patenschaftsübernahme am 21. September vorigen Jahres durch den Kreis Meppen (Emsland). Die Kreisgemeinschaft Rößel, die dank der Bemühungen des früheren Kreisvertreters und heutigen Kreiskarteiführers Paul Wermter aus kleinen Anfängen entwickelt wurde, habe sich in Meppen eine festere Form gegeben. Auf Treffen in Itzehoe, Meppen und in Gemeinschaft mit den anderen neun Heimatkreisen des Regierungsbezirkes Allenstein in Stuttgart sei den Rößelern die Möglichkeit eines Wiedersehens geboten worden. Als Ausdruck der Verbundenheit mit ihren Geistlichen seien Glückwünsche in würdiger Form Kapitularvikar Prälat Kather und Pfarrer Büchmann (Frankenau) zu ihrem 50. Priesterjubiläum übermittelt worden. Herzlich gehaltene Schreiben gingen in diesem Jahre aus der Heimat ausgesiedelten und in das Bundesgebiet gekommenen Landsleuten zu zuletzt Frau Heppner aus Bischofsburg. Kreisvertreter Stromberg gedachte zum Schluss seines Rechenschaftsberichtes der Landsleute in der Heimat und in der sowj. besetzten Zone sowie der Rößeler Gruppe in Bellin. Die fest in den Verband der Landsmannschaft eingegliederte Kreisgemeinschaft Rößel werde stets mit ihr für das gemeinsame Ziel — die Rückgewinnung unserer Heimat — eintreten. Alle für die Rößeler wichtigen Bekanntmachungen und Hinweise — auch für die Bestimmungen des Lastenausgleichs — würden in dem Organ der Landsmannschaft, dem Ostpreußenblatt. veröffentlicht werden. — Das Mitglied des Kreistages v. Marquardt sprach Kreisvertreter Stromberg und seinem Vorgänger Wermter namens der Versammlung den Dank für ihre geleisteten Dienste aus.

 

“Vor nunmehr 36 Jahren zeigte die Bevölkerung des südlichen Ermlandes und Masurens bei der unvergesslichen Volksabstimmung am 11. Juli 1920, wie sie zu ihrem Vaterlande stand“, begann der stellvertretende Sprecher unserer Landsmannschaft, Egbert Otto, seine auf die heutige Lage eingehende Rede. Es sei notwendig, so betonte er, gerade jetzt auf die damalige Willensbekundung im Abstimmungsgebiet im Hinblick auf die spürbare Erweichung in politischen Fragen in Westdeutschland hinzuweisen. Wenn noch keine heimatliche Organisation bestehen würde, so müsste diese jetzt geschaffen werden. Der Redner umriss sodann in großen Zügen die Geschichte Ostpreußens und des Ermlandes, das auch in der Epoche der zeitweiligen Abtrennung seinen deutschen Charakter behauptet habe. Ostpreußen sei oft das Bollwerk gewesen, das die Stürme aus dem Osten aufgefangen habe, dessen solle man eingedenk sein. Die Annahme der allgemeinen Wehrpflicht durch den Bundestag bewirke, dass für das deutsche Volk eine neue geschichtliche Phase beginne. Ein Land ohne Wehrmacht sei nicht fähig, sich im Kräftespiel der Völker zu behaupten. Es sei uns auferlegt, unsere heutigen westdeutschen Nachbarn davon zu überzeugen, dass mit Ostpreußen auch ihnen ein Stück Vaterland fortgenommen worden sei. Er berichtete von einem Gespräch mit dem ermländischen Pfarrer Grimme, der, aus Rom kommend, mitteilte, dass der Vatikan das Ansinnen, neue Diözesen einzurichten, mit dem Hinweis abgelehnt habe, dass Ostpreußen deutsches Land sei (diese Erklärung wurde mit großem Beifall in der Versammlung aufgenommen). Egbert Otto bestärkte die Rößeler, sich nicht beirren zu lassen; mit allen anderen ostpreußischen Landsleuten aus sämtlichen Landschaften unserer Heimat würden sie eines Tages doch den Weg nach Osten gehen, denn das Verbrechen von Jalta und Potsdam könne nicht ewig bestehen bleiben. Mit dem Deutschlandlied schloss die Feierstunde. — In nachbarlichen Gesprächen bei guter Musik und in froher Stimmung blieben die Rößeler noch eini

ge Stunden beieinander.

 

3000 Ortelsburger waren in Bochum.

Nach vielen kalten und regnerischen Tagen war der Wettergott dem Vorhaben der Ortelsburger am Sonntag, dem 1. Juli, sehr gnädig gewogen: Sonne, Wind und Wärme lockten Tausende von Menschen zu ihren Heimattreffen. Die Ortelsburger fanden sich in Bochum in der Nord-Süd-Halle zusammen, die sich den dreitausend Teilnehmern als äußerst günstige Tagungsstätte erwies: übersichtlich, geräumig, hell und festlich. Das Lied „Heilig Heimatland", dargebracht vom Männer-Gesangverein „Eintracht", Bochum-Dahlhausen, leitete die Feierstunde ein. Nach dem Vorspruch „Was ist meine Heimat" und dem Lied „Glocken der Heimat" begrüßte Kreisvertreter Brenk die Erschienenen. Mit besonderer Freude nahmen die Ortelsburger die Begrüßung des Spätheimkehrers Wilhelm Oskierski aus Ortelsburg, Luisenstraße 13, sowie der erst kürzlich aus dem Heimatkreis Ortelsburg nach Westdeutschland gekommenen Frau Raitzig aus Glauch auf.

 

Bürgermeister Calderoni, Bochum, hieß alsdann die Ortelsburger herzlich willkommen. Er umriss die Entwicklungsgeschichte der Stadt Bochum und erörterte die Gegenseitigkeit der Hilfe und Arbeit von Ost und West. „Ehemals waren wir im Ruhrgebiet auf die Hilfe aus dem Ostpreußenlande angewiesen. Menschen aus Ihrer Heimat kamen zu uns, sind Bürger unserer Stadt geworden, und daher sind wir mehr als andere miteinander verbunden: Auf Gedeih und Verderb!"

 

Der zur Freude der Ortelsburger gekommene Vertreter der Patenstadt Hannoversch Münden, Bürgermeister Güntzel, gab seinen Beobachtungen bei diesem Treffen mit den Worten Ausdruck: „Es ist dasselbe Bild wie in Hannoversch Münden und dieselbe herzliche Freude des Wiedersehens und der Begrüßung“. Bürgermeister Güntzel führte weiter aus, er wäre mit großer Freude nach Bochum gekommen, denn Patenschaft sei eine Herzenssache. Da Hannoversch Münden das große Glück erfahren habe, aus dem Kriege völlig unzerstört hervorzugehen, sei es der Stadt und dem Kreis ein besonderes Anliegen den Patenkindern äußere Sorgen abzunehmen und zu helfen, wo es nottue.

 

Landsmann Krischik gedachte der Toten, wobei der Chor verhalten das Lied vom guten Kameraden sang.

 

Der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Erich Grimoni, kennzeichnete die gegenwärtige Lage der Vertriebenen: „Alle haben sich schon ein bisschen ‚bekuwert'“. Doch dies sei nicht durch den Lastenausgleich geschehen, sondern wir hätten den Lastenausgleich auf ostpreußische Art in den Westen mitgebracht, und zwar unseren Fleiß. In Ostpreußen habe der Bauer die kurze Vegetationsperiode ausnutzen müssen, und oft wurde man auf dem Lande schon um halb drei Uhr morgens wach, weil Großvater die Sense klopfte. Der Redner schloss seine Ausführungen: „Es ist jetzt fünf Minuten vor zwölf. An allen Ecken der Welt rührt es sich. Wir Ostpreußen, die wir den weitesten Weg haben, müssen zuerst aufwachen. Unsere Vorfahren haben durch die Kraft ihres Glaubens Großes geschaffen, und die Kraft unseres Glaubens führt uns zurück in unsere Heimat“. Das Deutschlandlied bildete den Abschluss der Feierstunde.

 

Noch viele Stunden war man dann beisammen, Erinnerungen wurden ausgetauscht und alte Bande befestigt. Für musikalische Unterhaltung sorgte die Bundespost-Kapelle, Bochum. Auch die Kreisgeschäftsstelle, die einen Tisch für Auskunftsmöglichkeiten aufgestellt hatte, hatte alle Hände voll zu tun. Da wurden Fragen notiert. Karteikarten ausgefüllt, und jeder hatte das Gefühl des angesprochen-seins. So war der 1. Juli für alle Beteiligten ein schöner, sonniger, froher und erfolgreicher Tag.

 

Rest der Seite: Verschiedenes, Stellengesuche, Stellenangebote, Reklame

 

Seite 12   Wir gratulieren …

zum 90. Geburtstag

am 5. Juli 1956, Frau Elisabeth Glaner, geb. Riegert, aus Rehwalde, Kreis Schloßberg, jetzt in Berlin-Neukölln, Nogatstraße 40.

 

am 16. Juli 1956, Fräulein Minna Hoepfner, aus Cranz, Plantagenstraße 9, jetzt in (20a) Stadthagen, Am Stadtpark 6. Die Jubilarin ist geistig noch sehr rege.

 

zum 89. Geburtstag

am 15. Juli 1956, Frau Wilhelmine Kurpjuweit, geb. Hennig, aus Labiau, jetzt bei ihrem Schwiegersohn, Gastwirt R. Sueß, in Clausthal - Zellerfeld / Harz, Schulstraße 47.

 

zum 88. Geburtstag

am 6. Juli 1956, Landsmann Friedrich Koske, aus Pillau I. Hier war er viele Jahre hindurch Friedhofsverwalter. Jetzt wohnt er bei seiner Tochter Eva Schirmacher in Soltau, Visselhöveder Straße 48.

 

zum 87. Geburtstag

am 1. Juli 1956, Landsmann Bernhard Kurdelski, aus Osterode, jetzt in Berlin-Zehlendorf, Sundgauerstraße 100.

 

am 12. Juli 1956, Frau Friederike Schimmelpfennig, geb. Stadthaus, aus Königsberg, Tiepoltstraße 7, jetzt bei ihrer Tochter Helene Steinau in Minden, Westfalen, Königswall 35.

 

am 14. Juli 1956, Fleischermeisterwitwe Anna Kessler, aus Tilsit, Schmiedestraße 18, jetzt bei ihrer ältesten Tochter Gertrud Ziebonka in Dannenfels/Pfalz.

 

zum 86. Geburtstag

am 13. Juli 1956, Kupferschmiedemeister Emil Bendrich, aus Königsberg, Nikolaistraße 36, jetzt mit seiner Ehefrau in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch seinen Schwiegersohn Erich Lubowsky, Kamen, Westfalen, Kämerstraße 25, zu erreichen.

 

zum 85. Geburtstag

(keine Datumsangabe) Landsmann Walter Kruppa, aus Osterode, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Kreisbetreuer Emil Schulz, Berlin-Heiligensee, Henningsdorfer Straße 132, zu erreichen.

 

am 12. Juli 1956, Landwirt Adam Pelka, aus Schuttschen, Kreis Neidenburg, jetzt in Zarpen über Lübeck.

 

am 19. Juli 1956, Frau Marta Fieber, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, DRK-Heim.

 

am 19. Juli 1956, dem Bauern Gustav Moser, aus Wöschen, Kreis Schloßberg, jetzt in Verden-Aller, Kl. Hutbergerweg 22.

 

zum 84. Geburtstag

am 10. Juli 1956, Bauer Gustav Korth, aus Neu-Dollstädt, Kreis Pr.-Holland, jetzt in Löllbach, Post Kirn, Kreis Bad Kreuznach/Pfalz. Er verlor durch den Krieg drei Söhne, eine Tochter, einen Schwiegersohn und einen Enkel. Seine Ehefrau verstarb 1952.

 

am 10. Juli 1956, Frau Maria Britt, geb. Brandt, aus Weeskenhof, Kreis Pr.-Holland, später mit ihrem Ehemann, Korbmachermeister Franz Britt, in Lötzen. Sie wohnt heute in Berlin-Schöneberg, Barbarossastraße 5, Vorderhaus III r.

 

am 21. Juli 1956, Fleischermeister und Viehhändler Gustav Kowalus, aus Kanthausen, Kreis Gumbinnen, jetzt in (24b) Burg i. Duhm., Bahnhofstraße 6.

 

zum 83. Geburtstag

am 20. Juni 1956, Landsmann Franz Brandt, aus Ohldorf bei Gumbinnen, jetzt in Berlin-Grunewald, Erbacher Straße 1 - 3.

 

am 23. Juni 1956, Schneidermeister und Kirchendiener Karl Kuhn, aus Starkenberg, Kreis Wehlau, jetzt in (24) Burg i. Dithm., Kreisaltersheim.

 

am 11. Juli 1956, Stellmachermeister Hermann Witt, aus Charlottenburg bei Kraftshagen, Kreis Bartenstein, jetzt bei seiner Tochter Lisa Hopp in Kirchhellen, Im Wenkendick 19.

 

zum 82. Geburtstag

am 12. Juli 1956, Landsmann Albert Neumann, aus Königsberg-Ponarth, Maybachstraße 27, jetzt mit seiner Ehefrau Auguste, die am 28. Juli 1956 81 Jahre alt wird, in der sowjetisch besetzten Zone. Das Ehepaar ist durch seine Tochter Erna Borowski, Lörrach, Baden, Basler Straße 9 b, zu erreichen.

 

am 14. Juli 1956, Landsmann Adolf Guth, aus Gr.-Hanswalde, jetzt bei seiner jüngsten Tochter Erna Schwan in Lüllau Nr. 8 über Buchholz, Kreis Harburg.

 

am 18. Juli 1956, Frau Elisabeth Schurau, aus Königsberg-Rosenau, jetzt in Adendorf über Lüneburg, Elba 4 II.

 

am 20. Juli 1956, Landsmann Ludwig Stuhler, aus Krausenwalde, Kreis Gumbinnen, zuletzt in Roßlinde. Er wohnt heute in Lingen/Ems, Jägerstraße 40.

 

am 21. Juli 1956, Frau Berta Blumenthal aus Hoppenbruch, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Flensburg, Brixstraße 5.

 

zum 81. Geburtstag

am 2. Juli 1956, Frau Maria Schallnat, aus Bärenfang, Kreis Pillkallen, jetzt bei ihrem Sohn Gustav in Haan/Rhld., Nordstraße 11.

 

zum 80. Geburtstag

am 6. Juli 1956 Landwirt und Fährmann Herrmann Mallien, aus Unter-Eißeln, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in Hamburg-Düneberg, Friedrich-Momsen-Hof 1.

 

am 8. Juli 1956, Fräulein Johanna Knischewski, aus Rhein, Kreis Lötzen, Frankfurter Straße 17, jetzt in Dinslaken/Niederrhein, Drosselstraße 11. (Siedlung)

 

9. Juli 1956, Bauer Karl Kinder, aus Schönborn, Kreis Pr.-Holland, jetzt bei seinem Sohn Gustav in (23) Schüttorf, Kreis Bentheim, Emsbürener Straße Nr. 2.

 

am 16. Juli 1956, Frau Amalie Bloecks, geb. Riedck, aus Wiesenhöhe, Kreis Treuburg, jetzt bei ihren Töchtern in (13 a) Bersbronn über Wörnitz, Kreis Rothenburg o. d. T.

 

am 16. Juli 1956, Frau Maria Thiel, aus Königsberg, jetzt in Münster, Westfalen, Südstraße 43.

 

am 19. Juli 1956, verw. Frau Ella Reinhardt, geb. Jaeger, zuletzt in Cranz, Plantagenstraße. Heute lebt sie in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihren Bruder, Landesbankdirektor i. R. Bruno Jauger, Lübeck, Roeckstraße 6 a, zu erreichen.

 

am 19. Juli 1956 ,Frau Wilhelmine Gesper, aus Freiwalde bei Maldeuten, dann Pr.-Holland, Fleischerstraße 3. Jetzt wohnt sie bei ihrem Sohn Alfred in Braunschweig, Burbacher Straße 31.

 

am 21. Juli 1956, Zimmermann Hermann Sondt, aus Goldbach, Kreis Wehlau, jetzt mit seiner Tochter und zwei Schwestern in Achern, Baden, Illenauer Allee 1.

 

zum 75. Geburtstag

 am 2. Juli 1956, Friseurmeister Richard Lubowsky, aus Lötzen, Markt — Deutsches Haus —, jetzt mit seiner Ehefrau in Weddinghofen über Kamen, Westfalen, Dorfstraße 18.

 

 am 3. Juli 1956, Frau Marie Wirsching, geb. Manneck, aus Königsberg, Roonstraße 18, jetzt in Itzehoe, Holstein, Sandberg 82, St. Jürgenstift.

 

am 4. Juli 1956, Stellwerksmeister i. R. Gustav Bessel, aus Korschen, Kreis Rastenburg, jetzt in Völkersen Nr. 143, Post Landwedel, Bezirk Bremen.

 

am 5. Juli 1956, Landsmann Josef Kroschewski, aus Gr.Köllen, Kreis Rößel, jetzt in Essen-Steele, Dahlhauser Straße 47.

 

am 7. Juli 1956, Kaufmann Ernst Kuhr, aus Königsberg, Sackheim 122, jetzt bei seiner Tochter Elisabeth Neumann in Düsseldorf, Heresbachstraße 5.

 

am 8. Juli 1956, Fleischermeisterwitwe Elise Rangnick, aus Königsberg, Alter Garten 46 b, jetzt bei ihrer vorheirateten Tochter in Kiel-Wik, Hohenrade 52.

 

am 9. Juli 1956, Landsmann Otto Fedtke. Er war bis 1933 Bürgermeister der Stadt Wormditt und wohnte danach in Königsberg. Seine heutige Anschrift ist: Offenbach am Main, Haydnstraße 7.

 

am 9. Juli 1956, Frau Johanna Prattki, aus Bischofstein. Sie ist durch Franz Lingnau, Berlin-Charlottenburg Nr. 4, Monimsenstraße 46 I, zu erreichen.

 

am 14. Juli 1956, Frau Lina Schmidtke, aus Heilsberg, jetzt mit ihrem Ehemann in Essen, Sevenarstraße 6.

 

am 15. Juli 1956, Gendarmeriemeister i. R. Paul Hennig, aus Goldbach, Kreis Wehlau, jetzt mit seiner Familie in Itzehoe/Holstein, Heinrich-Rabe-Str. 16.

 

am 16. Juli 1956, der Stadt- und Sparkassenleiter-Witwe Helene Moewert, geb. Kanert, aus Johannisburg, jetzt bei ihrer Tochter Käthe Perkuhn in (21a) Kirchlengern 460, Kreis Herford.

 

am 17. Juli 1956, der Witwe Else Manneck, verw. Siegmund, aus Königsberg, Vorstädt. Langgasse 94, jetzt im Kloster Lorch über Stuttgart, Altersheim vom Evangelischen Hilfswerk.

 

am 17. Juli 1956, Bauer Eduard Kreuzer, aus Rositten, Kreis P.-Eylau, jetzt in (16) Lauter über Grünberg (Oberhessen), Laubacher Straße 108.

 

am 18. Juli 1956, Landsmann Karl Lehmann aus Urbanshöhe, Kreis Schloßberg, jetzt in Malstedt, Kreis Bremervörde.

 

am 19. Juli 1956, Frau Margarete Stiller, geb. Kessler, aus Wormditt, Kaiserstraße, jetzt in Oldenburg i. O., Tweelbäker Tradde 7.

 

am 21. Juli 1956, Fräulein Maria Post, aus Lenglauken, Kreis Gumbinnen, dann in Blumenthal, Kreis Insterburg. Sie wohnt in Malente-Gremsmühlen.

 

(ohne Datum) Lehrerwitwe Emilie Grigo, geb. Bernitzki, aus Lyck, Hindenburgstraße 24, jetzt bei ihrer Tochter Edeltraut in (20 b) Braunschweig-Rühme, Eichenstieg Nr. 12.

 

Jubiläen

Pfarrer Ernst Kuthning, der von 1919 bis zur Vertreibung 1945 in Rogehnen, Kreis Pr.-Holland wirkte und jetzt in Nienhof, Kreis Celle, lebt, ist kurz vor der Vollendung seines 70. Lebensjahres am 22. Juli 1956 in den Ruhestand getreten.

 

Auszeichnungen

Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Staatssekretär a. D. Weitz, hat dem Apotheker Dr. Kurt Reuter, aus Rastenburg, jetzt in (24a) Büchen (Lauanburg), das Ehrenkreuz des Deutschen Roten Kreuzes verliehen.

 

Ehrung

Die mit Ostpreußen, insbesondere mit Königsberg engverbundene Schauspielerin Anita Schertoff, über deren Wirken wir aus Anlass ihres 80. Geburtstags in Folge 7 vom 18. Februar 1956 berichteten, wurde vom Hauptvorstand der „Genossenschaft deutscher Bühnenangehörigen" mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.

 

Ernennung

Dr. habil. Helmut Piel, wissenschaftlicher Assistent beim Institut für Tierzuchtlehre an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim, ist zum Dozenten für Tierzucht ernannt worden Er ist der älteste Sohn des Lehrers i. R. Wilhelm Piel aus Milken, Kreis Lötzen, jetzt in Stuttgart-Hohenheim, Karlshofstraße 24.

 

Der derzeitige Rektor der Hochschule, der internationalen Ruf der Wissenschaftler auf dem Gebiet der Milchwirtschaft genießende Direktor des Instituts für landwirtschaftliche Technologie, Professor Dr. Georg Schwarz, wurde am 28. Juni 1956, 60 Jahre alt. Professor Schwarz stammt aus Königsberg.

 

Prüfungen

Gerhard Bortz, Sohn des ehemaligen Bürgermeister von Thiergarten, Kreis Angerburg, hat an der Staatlichen Ingenieurschule in Münster die Prüfung als Tiefbau-Ingenieur bestanden. Anschrift: Dortmund-Hörde, Piepenstocherstraße 11.

 

Karl Sakowsky, Sohn des Obersteuerinspektors a. D. Fritz Sakowsky, aus Königsberg, Arendtstraße Nr. 10, jetzt Hamburg 33, Lämmersieth 50, wurde am Palmsonntag 1956 in Hamburg zum Pastor ordiniert.

 

Elisabeth Ochs, Tochter des Landsmanns Eberhard Ochs, aus Königsberg, Hermannallee 7, jetzt in Vancouver 15, 1789 Island Ave., bestand an der Normal School in Vancouver ihr Examen als Volksschullehrerin, ihre jüngere Schwester Gudrun Ochs, ihre Reifeprüfung an der John Oliver High School in Vancouver, British Columbia, Canada.

 

Seite 12   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat".

 

15. Juli, 17 Uhr, Heimatkreis Rößel, Kreistreffen, Lokal: Klubhaus am Fehrbelliner Platz. Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 185.

 

21. Juli, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Wilmersdorf, Bezirkstreffen, Lokal: Wolter, Berlin-Wilmersdorf, Rüdesheimer Platz 7.

 

22. Juli, 15 Uhr, Heimatkreis Goldap, Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

 

15. 30 Uhr, Heimatkreis Treuburg, Kreistreffen, Lokal: Domklause am Fehrbelliner Platz. Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 33.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e.V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München; Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7. Telefon 44 84 32; Postscheckkonto Nr. 213 96. PSA

 

Kulmbach. Mit großem Staunen wurden von Jung und Alt die Überraschungen auf dem Kinderfest im Stadion Mittelau aufgenommen. Neben allerlei munteren Wettspielen trat eine von Frau Hoppe vorgeführte Wundermaschine in Tätigkeit, die die tollsten Dinge hervorzauberte. So verwandelte die Maschine einen Kirschkern in ein ganzes Tablett voller Kirschen, Zigarren füllte eine leere Kiste, ein Löffel Mehl genügte, um flugs eine Torte vorzuzeigen. — Die nächste gesellige Veranstaltung wird der für August geplante Ausflug sein.

 

Bayreuth. Der In Duisburg wohnende Architekt Kallmeyer, ein Sohn des in Ostpreußen sehr bekannten Tier- und Jagdmalers Hans Kallmeyer, zeigte im Trefflokal Maiselbräu auf einer Veranstaltung des Heimatvereins der Ost- und Westpreußen selbst aufgenommene, farbenprächtige Bilder von Griechenland und von Denkmälern und Tempeln hellenischer Kunst, wofür ihm herzlich gedankt wurde. Eine Sammlung für die Ostpreußische Kinderhilfe erbrachte einen schönen Betrag.

 

München. Auf der letzten Mitgliederversammlung nahm der Vorsitzende der Gruppe Nord Süd, Landsmann Diester, zu den Äußerungen des Bundesaußenministers in London Stellung. Niemals dürfe deutsches Land gegen deutsches Land ausgehandelt werden. Die neugegründete Jugendgruppe unter Führung von Landsmann Seewald wirkte an diesem Abend zum ersten Male durch den Vortrag von Volksliedern mit. Sie trifft sich jeden Mittwoch um 19.30 Uhr im Jugendheim im Alten Botanischen Garten.

 

München. Im Garten und in den Sälen des Regina-Palast-Hotels München, Maximilianplatz, wird am Freitag, dem 20. Juli, der große „Sommernachtsball" stattfinden. In dieser erstmaligen Veranstaltung, die von den Landsmannschaften Ostpreußen - Westpreußen - Pommern und Sachsen getragen wird, werden mitwirken: Ruth Mangold, Solotänzerin am Staatlichen Operettentheater München und eine Tanzgruppe des Balletts, Leo Huck, der beliebte Humorist und Ansager, die bekannte Hamburger Tanzkapelle „Walter Byrr" vom Boccaccio-Casino Hamburg sowie die Tanzkapelle Georg Artmeier. Allerlei Überraschungen werden geboten werden. (Sämtliche Heimatschnäpse werden für 70 Pfennige zu haben sein.) — Karten im Vorverkauf zu 1,50 DM im Hotel Regina und bei Landsmann Polixa, München 5, Rumfordstraße 40. An der Abendkasse 2 DM. Gäste sind herzlich willkommen. Dieser Sommernachtsball soll uns an unsere, heimatlichen Seefeste erinnern.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzywinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen. Karlstraße Nr. 19.

 

Wendlingen. Gemeinsam mit der Plochinger Gruppe unternahm die Gruppe Wendlingen am 1. Juli den alljährlichen Omnibus-Ausflug, der zum Hohenneuffen, nach Urach und Blaubeuren führte. Den Höhepunkt bildete der Besuch der landsmannschaftlichen Gruppe in Geislingen, die ihre Gäste mit einem flotten Unterhaltungsprogramm überraschte.

 

NORDRHEIN- WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14.

 

Groß-Dortmund. Der Vortrag über den Lastenausgleich auf der letzten Monatsversammlung fand eine äußerst rege Teilnahme, so dass für eine der nächsten Versammlung eine abermalige Behandlung dieser Fragen vorgesehen ist. — Die übliche Monatsversammlung am 31. Juli fällt aus, weil am Sonnabend, dem 28. Juli, das Sommerfest im Hotel Industrie (Mallinkrodtstraße 110 - 114) stattfinden wird. Hierbei wird die Vortragskünstlerin Ruth-Luise Schimkat mitwirken. Mitglieder-Karten im Vorverkauf 1 DM, an der Abendkasse 1,50 DM; Gäste 2 DM. Vorverkauf bei Frau Bodenbinder, Dortmund. Bornstraße 143, (Ruf 3 45 04) im Laden und bei Herrn Haase, Dortmund, Haydnstraße 68, Ruf 3 52 34.

 

Haltern. Die von der Gruppe am 1. Juli unternommene „Fahrt ins Blaue", an der 130 Personen teilnahmen, führte über Soest, Paderborn zum Hermannsdenkmal und nach Detmold. Hier fand in Verbindung mit der dortigen Gruppe ein Heimatabend im Hotel „Frankfurt" statt. Nach herzlichen Begrüßungsworten von Stadtrat Benkmann und Landsmann Schrör erfreute die Jugendgruppe Haltern die Teilnehmer durch die Vorführung von Volkstänzen und den Gesang heimatlicher Lieder.

 

Siegen. Auf der letzten Veranstaltung der Kreisgruppe am 28. Juni im Handwerkerhaus sprach der Vorsitzende über „Heimatrecht und europäische Sicherheit". Vierzehn neue Mitglieder konnten von ihm begrüßt werden. — Die nächste Versammlung ist für Donnerstag, dem 27. Juli, 20 Uhr, im Handwerkerhaus vorgesehen. Es wird eine Reise durch Deutschland in Farbdias gezeigt werden.

 

Wuppertal. Die Kreisgruppe wird am 22. Juli eine „Fahrt ins Blaue" unternehmen. Die Fahrt kostet einschließlich Mittag- und Abendessen 13 DM. Für Mitglieder der Landsmannschaft zahlt die Vereinigung 3 DM zu, so dass die Fahrt nur 10 DM kosten wird. Die Fahrt wird in Autobussen durchgeführt werden. Abfahrt ab Vohwinkel-Schwebebahn um 7 Uhr; von Elberfeld, Treffpunkt Hotel Kaiserhof, um 7.15 Uhr; von Oberbarmen-Schwebebahnhof um 7.30 Uhr. Karten und nähere Auskunft erteilt in Vohwinkel Erich Weberstaedt, Kaiserstraße 114, in Elberfeld die Geschäftsstelle in der Alexanderstraße und in Oberbarmen Walter Stark, Sonntagstraße 31, nach 18 Uhr. Die Anmeldungen müssen schnellstens erfolgen, da nur dreihundert Plätze vorhanden sind.

 

Ostpreußisches Jungenlager in Meinerzhagen

In der Zeit vom 1. August bis 15. August führt die Landesgruppe der Landsmannschaft Ostpreußen in Zusammenarbeit mit der DJO ein Jungenlager für ostpreußische Jungen im Alter von zehn bis vierzehn Jahren in Meinerzhagen im Sauerland durch. Preis: 30 DM einschließlich der Fahrt (bitte Ferienkarten zu lösen!). Mitzubringen sind zwei bis drei Decken, ein Trinkbecher, warme Bekleidung, Sportzeug, ein Buch, Schreibmaterial, Bälle (soweit vorhanden!). Treffpunkt: 1. August um 14 Uhr im Wartesaal 3. Klasse in Hagen Hbf. Von hier aus erfolgt gemeinsame Weiterfahrt zum Lagerort.

Anmeldungen bitte ich bis spätestens 18. Juli zu richten an: Horst Piezarka, Dortmund, Sudermannstraße 25, dem Lagerleiter dieses Lagers. Von ihm erhaltet ihr nach Anmeldung die erforderlichen Unterlagen (Rüstblatt usw.) zugesandt. Mindestens jedoch eine Benachrichtigung. Auf ein gutes Gelingen unseres ersten Lagers! Mit herzlichen Grüßen Euer Hans Herrmann, Landesjugendreferent der Landsmannschaft.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86; Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen. Billstedt: Achtung, Terminänderung! Der angekündigte Filmabend findet am Sonnabend, 28. Juli, um 19.30 Uhr im Lokal Könnzer, Billstedt, Billstedter Hauptstraße 95, statt. Anschließend gemütliches Beisammensein. Für gute Musik ist gesorgt. Mitgliedskarten bitte mitbringen. Unkostenbeitrag 50 Pf.

 

Wandsbek: Im Ferienmonat findet kein Heimatabend statt. Wegen des für August geplanten Ausfluges wird in der nächsten Folge Näheres bekanntgegeben.

 

Bergedorf: Am Sonntag, 12. August, um 7.30 ab Mohnhof-Bergedorf, Fahrt über Lauenburg und Lüneburg in die Göhrde. Rückkehr gegen 21 Uhr. Fahrpreis für Erwachsene 4,75 DM, Kinder bis zu vierzehn Jahren 2,50 DM. Letzter Anmeldetermin 20. Juli bei Landsmann Schauka, Bergedorf, Am Bahnhof 17.

 

Kreisgruppenversammlungen

Treuburg: Am Sonnabend, 14. Juli, ab 19 Uhr in der Gaststätte Steenbock (Schultheiß), Hambg. 13, Beim Schlump 29. Sehr wichtige Besprechung, zahlreiches Erscheinen notwendig. Zu erreichen mit Straßenbahn 3 und 16 sowie S- und U-Bahn.

 

Gerdauen: Unsere Mitglieder weisen wir auf das Kreistreffen des Kreises Gerdauen am Sonntag, 15. Juli, in Hamburg-Nienstedten in der Elbschloßbrauerei hin.

 

Labiau: Am Sonntag, 22. Juli, findet in der Elbschloßbrauerei in Hamburg-Nienstedten das Haupttreffen des Kreises Labiau statt, worauf wir unsere Mitglieder hinweisen.

 

Unsere Jugend trifft sich:

Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch, 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim Altona, Bahrenfelder Straße 131. Nächster Abend am 25. Juli. — Kindergruppe: Während der Schulferien fällt die Kinderstunde aus.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim Wittenkamp 17 a.

 

Billstedt: Im Juli findet keine Veranstaltung der Jugendgruppe statt.

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Jeden Dienstag von 15.30 bis 17.30 Uhr im „Heim der offenen Tür", Bundesstraße 101.

 

Elbgemeinden: Die Veranstaltungen finden zusammen mit Altona statt.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Die Kinderstunden im Monat Juli fallen aus und beginnen erst nach den großen Ferien wieder.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Heimabend jeden Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim Winsener Straße 72 a. — Kindergruppe: Während der Schulferien fällt die Kindelstunde aus.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Helmut Gossing, Hannover, Anzeiger-Hochhaus, Goseriede 5/6; stellvertretender Vorsitzender H. L. Loeffke, Lüneburg, Vor dem neuen Tore Nr. 12, „Meyers Garten".

 

Stadthagen. Die Gruppe wird am Sonntag, 5. August, eine Busfahrt nach der Hansestadt Bremen durchführen; Abfahrt Stadthagen-Markt 7 Uhr. Der sehr günstige Fahrpreis beträgt 6 DM je Person für die Hin- und Rückfahrt. In Bremen und Umgebung werden die Sehenswürdigkeiten besichtigt werden. In einer gutbürgerlichen Gaststätte wird ein preiswertes Mittagessen eingenommen werden. Näheres wird durch Rundschreiben bekanntgegeben werden. Auf der Rückfahrt wird ein heimatlicher kultureller Abschluss bei Landsmann Kiaulehn, Waldkrone Bad-Rehburg, geboten werden. Anmeldungen bei den Landsleuten Wilke, Stadthagen, Niedernstraße 39, und Scheumann, Stadthagen, Zeitungsstand, Marktstraße.

 

Göttingen. Zum fünften Stiftungsfest der Landsmannschaft Ordensland (früher: Ostpreußische Hochschulgruppe der Universität Göttingen) trafen sich die ehemaligen und die aktiven Mitglieder und ihr Freundeskreis im Haus des V. d. St. Vorsitzender stud. theol. Naunien hielt die Festansprache. Danach überreichte Landsmann Petzold (Angerburg) namens des Freundeskreises — der auch die Anwesenden gastlich bewirtete — dem Bund ein Geldgeschenk.

 

Arbeitstagung der Landesgruppe

Die Landesgruppe Niedersachsen führte am 30. Juni und 1. Juli eine Arbeitstagung für Kreisgruppenvorsitzende und Kreiskulturref erenten durch. Der Vorsitzende der Landesgruppe, Hellmut Gossing MdL., betonte in einem Referat über die Aufgaben auf kulturellem und heimatpolitischem Gebiet, dass die Heimatvertriebenen bemüht sein müssten, ihr Wissen und ihre Liebe zur Heimat an ihre Kinder weiterzugeben. Die Regierung wäre verpflichtet, die Erhaltung des ostdeutschen Kulturgutes mit allen Kräften zu unterstützen; eine vordringlichste Aufgabe sei der Einbau der Ostlandkunde in den Schulunterricht und in die Erwachsenenbildung. In den landsmannschaftlichen Gemeinschaften müsse man einen Geist pflegen, der das alte und neue eigene in der kulturellen Leistung mit dem anderen alten und neuen In Mittel- und Westdeutschland verbindet. Gossing ging dann auf die Äußerungen westdeutscher Politiker zur Oder-Neiße-Linie ein und stellte hierbei als eine schmerzliche Erkenntnis heraus, dass vorerst noch kein allgemeiner und starker Wille im deutschen Volk gegen diese Politik der Abschreibung spürbar sei. Daher erwachse für die Heimatvertriebenen eine der verantwortungsvollsten Aufgaben für die Sicherung der Zukunft Deutschlands als Nation. Eine unermüdliche Kleinarbeit im kulturellen und heimatpolitischen Bereich werde zu ihrer Bewältigung nötig sein. — Im Verlaufe der Tagung wurden von mehreren Teilnehmern anregende Vorträge gehalten und aktuelle Fragen — insbesondere zur Wiedervereinigung, zur Lage in den deutschen Ostgebieten und in der sowjetisch besetzten Zone sowie zur Jugendarbeit — erörtert.

 

Seite 13   Der Erbauer des Masurischen Kanals. Wasserstraßendirektor i. R. Kurt Ziegler 82 Jahre alt.

Der Erbauer des Masurischen Kanals, Wasserstraßendirektor i. R. Kurt Ziegler, vollendet am 2. Juli 1956 sein 82. Lebensjahr. Er wurde 1874 als Sohn eines ostpreußischen Gutsbesitzers im Kreise Gumbinnen geboren. 1894 bestand er die Reifeprüfung auf dem Friedrichs-Gymnasium zu Gumbinnen und 1902 die zweite Staatsprüfung im Ingenieurbaufach. Auf seinen Wunsch wurde er nach Verwendung im Oder-Gebiet 1908 in seine ostpreußische Heimat zurückversetzt unter Übertragung des Amtes als Vorstand des Bauamtes I für den Masurischen Kanal in Insterburg. Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges wurde er zum Vorstand der Oberbauleitung dieses Kanals ernannt.

 

Von den Bauten, bei denen der Jubilar in Ostpreußen in leitender Stellung tätig war, sind ferner zu nennen: die Uferschutzbauten vor dem Ostseebad Cranz, bestehend aus vierzehn Seebuhnen in neuartiger, besonders starker Bauart, sowie Uferabdeckungen und Ufersicherungen mit Bohlen als Uferpromenade in Cranz, die Führung des Elbinger Fahrwassers durch das Frische Haff bis zum Königsberger Seekanal. — Sein eigentliches Lebenswerk aber war und bleibt der Masurische Kanal mit etwa zehn Schleusen und rund zwanzig Brücken, bis die durch die Inflation verursachte Einstellung des Baues im Jahre 1923 erfolgte. Nach der Wiederaufnahme der Bauarbeiten an dem Kanal im Jahre 1932 wirkte er als Dezernent der Wasserstraßendirektion in Königsberg weiter an diesem Bauvorhaben. Als im Frühjahr 1936 Kurt Ziegler als Wasserstraßendirektor nach Stettin versetzt wurde, war der Masurische Kanal zum weitaus größten Teil ausgeführt; die Entwürfe für das noch Fehlende lagen fest und der Grunderwerb war restlos durchgeführt.

 

 Nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945 hat der Jubilar schwere Monate erlebt, sogar das Konzentrationslager blieb ihm nicht erspart. Mit 76 Jahren wurde er nochmals dienstlich verwendet, und zwar bei der Bundesanstalt für Gewässerkunde, die damals in Bielefeld ihren Sitz hatte. Erst 1951, also mit 77 Jahren, begann für ihn der Ruhestand. Der 82-jährige ist noch so rüstig, dass er noch heute in einem Turnverein als Ältester in der Altersriege bei Freiübungen und an den Geräten sportlich tätig ist. Er wohnt in Bielefeld, Ehlentruperweg 87. E. H.

 

 

Seite 13   Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht …

Über nachstehend aufgeführte Landsleute liegen Nachrichten vor; die Angehörigen werden gesucht.

 

1. Julius Splett, geboren am 28.06.1892 in Antilewanowka; gesucht wird Pauline Splett, aus Adlig Raken, Kreis Johannisburg.

 

2. Franz Spill, geboren am 30.01.1921 in Allenstein; gesucht wird Ilse Spill, aus Allenstein.

 

3. Ewald Sowitzki, geboren am 07.12.1922 in Allenstein; gesucht wird Maria Sowitzki, aus Allenstein, Eisenbahnstraße 15.

 

4. Gustav Smolenka, geboren am 20.02.1893; gesucht wird Luise Smolenka, aus Allenstein, Königsberger Straße 36.

 

 5. Alfred Sommerfeld, geboren am 07.12.1909 in Dermikokowka; gesucht wird Karl Sommerfeld, aus Altvierzighuben, Kreis Allenstein.

 

6. Adolf Soboll , geboren am 06.09.1903 in Allenstein; gesucht wird Anna Soboll, aus Bobeva, Kreis Lyck.

 

7. Franz Spie, geboren am 19.08.1912 in Laukischken; gesucht wird Familie Spie, aus Christinenfeld, Kreis Gerdauen.

 

8. Walter Spießwinkel, geb. am 02.04.1915 in Klein-Rubnicken; gesucht wird Rudolf Spießwinkel, aus Dorbnicken bei Palmnicken, Samland.

 

9. Karl Sowa, geboren am 15.08.1923 in Duneiken; gesucht wird Familie Sowa, aus Duneiken, Kreis Treuburg.

 

10. Siegfried Schwirblat, geb. am 20.06.1926 in Königsberg; gesucht wird Familie Schwirblat, aus Ebenrode, Ulanenstraße 21.

 

11. Franz Springefeld, geb. am 05.04.1900 in Fürstenfelde; gesucht wird Familie Springefeld, aus Fürstenfelde bei Königsberg, Schneidergasse 229.

 

12. Herbert Szablen oder Stabien, geboren am 03.06.1924 in Gellen; gesucht wird Gustav Gölsch, aus Gellen, Kreis Ortelsburg.

 

13. Johann Soboll, geboren am 26.02.1906 in Sendlen; gesucht wird Gottlieb Soboll, aus Georgensfelde, Kreis Lyck.

 

14. Fritz Szameitat, geboren am 24.07.1904, in Fuchshagen; gesucht wird Anna Szameitat, aus Groß-Griben, Kreis Osterode.

 

15. Paul Smolka, geboren am 17.12.1901 in Groß-Nattertisch; gesucht wird Anna Smolka, aus Groß-Seedorf über Neidenburg.

 

16. Johannes Springwald, geb. am 16.07.1923 in Hindenburg; gesucht wird Johann Springwald, aus Hindenburg, Fleischerweg 2.

 

17. Gustav Meyer, geboren am 04.01.1883; gesucht wird Familie Meyer aus Kaulengrund, Kreis Tilsit-Ragnit.

 

18. Karl Stiemer , geboren am 06.05.1923 in Groß-Kaplan; gesucht wird Heinrich Stiemer, aus Klein-Lindenau.

 

19. Gerhard Spangehl, geb. am 21.08.1923 in Königsberg; gesucht wird Johanna Spangehl, aus Königsberg, Friedmannstraße 14.

 

20. Gerhard Sparmann, geboren am 10.02.1922 in Anklam; gesucht wird Alfred Sparmann, aus Königsberg, Steinstraße 11.

 

21. Helmut Szobries , geboren am 30.10.1918 in Königsberg; gesucht wird Anna Szobries, aus Königsberg-Liep, Außiger Weg 28.

 

22. Kurt Sohn, geboren am 18.02.1919 in Krausen; gesucht wird Elisabeth Sohn, aus Krausen, Post Bergenthal, Kreis Rößel.

 

23. Erich Soltek, geb. am 22.10.1926 in Langenwalde; gesucht wird Johann Soltek, ,aus Langenwalde, Post Grünwalde, Kreis Ortelsburg.

 

24. Franz Spei (ich glaube er wurde Spey geschrieben), geb. am 29.07.1911 in Purwienen; gesucht wird Martha Spei, aus Lasdehnen, Kreis Schloßberg.

 

25. Martin Szakinnis, geboren am 27.10.1918 in Nausseden; gesucht wird Johann Szakinnis, aus Lehllen bei Memel.

 

26. Emil Szangolies, geboren am 19. 3.1908 in Stubbenheide; gesucht wird Käthe Szangolies, aus Lindenhof, Kreis Schloßberg.

 

27. Fritz Spirok, geboren am 30.10.1904 in Tannenberg; gesucht wird Ruth Spirok, aus Lissen, Kreis Angerburg.

 

28. Johann Szirniks , geboren am 13.01.1896 in Okslinden; gesucht wird Marie Szirniks, aus Mieneiken, Kreis Heydekrug.

 

29. Paul Sobiesinski, geboren am 12.09.1912 in Hohendorf; gesucht wird Martha Sobiesinski, aus Murasken, Post Grallau, Kreis Neidenburg.

 

30. Kurt Soboczinski,  geboren am 11.07.1926 in Neidenburg; gesucht wird Wilhelm Soboczinski, aus Neidenburg, Stolzenburgstraße 20.

 

31. Walter Tadday , geboren am 25.07.1915 in Renschwerder; gesucht wird Gertrud Tadday, aus Nieden, Kreis Johannisburg.

 

32. Helmut Suth, geboren am 05.04.1921 in Ortelsburg; gesucht wird Emil Suth, aus Ortelsburg, Kreis Allenstein.

 

33. Hugo Sowa, geboren am 27.02.1926 in Ridbach; gesucht wird Monika Sowa, aus Ridbach, Kreis Rößel.

 

34. Gerhard Sokolowski, geb. am 02.03.1926 in Rößel; gesucht wird Franz Sokolowski, aus Rößel, Walkmühlenstraße 21.

 

35. Hermann Schäfer, geb. am 08.12.1908 in Rudwangen; gesucht wird Michael Schäfer, aus Rudwangen, Kreis Sensburg.

 

36. Ernst Szelwies, geboren am 19.01.1924 in Memel; gesucht wird Adam Szelwies, aus Sanlanken bei Frommen.

 

37. Robert Szagun, geboren am 12.11.1909 in Klein-Kirschnaken; gesucht wird Albert Szagun, aus Schanzburg.

 

38. Georg Mayer, geboren am 10.06.1925 in Schloßberg; gesucht wird Theresia Mayer, aus Schloßberg, Kirchenweg 78.

 

39. Paul Schneider, geboren am 24.05.1906 in Schuskehnen; gesucht wird Familie Schneider, aus Schuskehnen bei Gumbinnen.

 

40. Heinrich Sbrzesny, geboren am 14.12.1909 in Danzig; gesucht wird Gottlieb Sbrzesny, aus Sensburg, ehemalige Hermann-Göring-Straße Nr. 19.

 

41. Fritz Sokel, geboren am 04.03.1916 in Berlin; gesucht wird Emma Sokel, aus Sotzen, Kreis Gerdauen.

 

42. Willi Meyer, geboren am 17.05.1922 in Steinort; gesucht wird Christoph Meyer, aus Steinort, Samland.

 

43. Paul Sommerfeld, geb. am 28.01.1924 in Essen; gesucht wird Anton Sommerfeld, aus Trinkhaus-Groß bei Königsberg.

 

44. Albert Sommerfeld, geboren am 29.03.1923 in Kunskein; gesucht wird Margarete Sommerfeld, aus Wappendorf, Kreis Ortelsburg.

 

45. Alfred Sommerfeld, (geboren am 7); gesucht wird Josef Sommerfeld, aus Wernegitten, Kreis Heilsberg.

 

46. Gerhard Smelszus, geboren am 03.10.1920 in Wieszen; gesucht wird Familie Smelszus, aus Wiesenheide, Kreis Memel.

 

47. Willi Sugies, geboren am 13.02.1925 in Windenburg; gesucht wird Johann Sugies, aus Windenburg, Post Kinten, Kreis Heydekrug.

 

48. Kurt Spukat, geb. am 17.11.1924 in Zwirschen; gesucht wird Ernst Spukat, aus Zwirschen, Kreis Tilsit.

 

49. Ludwig Schaudensitis, geboren am 03.04.1919 in Usteninis; gesucht wird Familie Schaudensitis, aus Auriken, Kreis Heydekrug

 

50. Emil Stinka, geboren am 01.02.1910 in Wellheim; gesucht wird Maria Stinka, aus Braunsberg, Langgasse 52.

 

51. Wilhelm Przyborowski, geb. am 14.02.1922 in Dingeln: gesucht wird Luise Przyborowski, aus Dingeln, Post Herzogskirchen, Kreis Treuburg.

 

52. Wilhelm Rehberg , geboren am 26.01.1900 in Groß-Bartelsdorf; gesucht wird Rosa Rehberg, aus Doze-Bartoty, Gemeinde Ramsowo, Powiat Olsztyn (Allenstein).

 

53. Erich Scesny, geboren am 25.10.1920 in Dreifelde; gesucht wird Wilhelm Sczesny, aus Dreifelde, Kreis Johannisburg.

 

54. Erich Rüger, geboren 1920; gesucht wird Familie Rüger, aus Forsteck, Kreis Gumbinnen.

 

55. Hermann Ruppert, geboren am 19.06.1906 in Czorkow; gesucht wird Herta Ruppert, aus Gutenfeld, Samland.

 

56 Josef Zyborowicz, geboren am 14.04.1902 in Schrensk; gesucht wird Anna Zyborowicz, aus Kischinen, Kreis Neidenburg.

 

57. Ernst Stobbe, geboren am 09.10.1926 in Königsberg; gesucht wird Fritz Buchholz, aus Königsberg, Friedmannstraße 38.

 

58. Johann Thorun, geboren am 21.01.1903 in Königsberg; gesucht wird Bertha Thorun, aus Königsberg, Jerusalemer Straße 47.

 

59. Ephraim Ströbel, geboren am 12.06.1910 in Jakobkan; gesucht wird Lydia Ströbel, aus Königsberg, Moltkestraße 15.

 

60. Ernst Sprengel, geboren am 25.03.1907 in Königsberg; gesucht wird Martha Sprengel, aus Königsberg, Sternwarte 72.

 

61. Oskar Szebries, geboren am 06.10.1913 in Memel; gesucht wird Anna Nausad, aus Mestellen, Kreis Heydekrug.

 

62. Otto Schulz, geboren am 02.10.1907 in Reichenbach; gesucht wird Minna Schulz, aus Neukußfeld, Kreis Pr.-Holland.

 

63. Heinrich Sczepanek, geboren am 07.04.1909 in Omulefofen; gesucht wird Johann Sczepanek, aus Omulefofen, Kreis Neidenburg.

 

64. Alexander Müller, geboren am 10.12.1900, gesucht wird Ottilie Müller, aus Pereswolde, Kreis Angerburg.

 

65. Günther Zieske, geboren am 02.03.1922 in Waldried: gesucht wird Eugen Zieske, aus Perkuiken, Post Goldbach, Kreis Wehlau.

 

66. Gustav Sbrzesny, geboren am 25.01.1912 in Brassendorf, Kreis Lötzen; gesucht wird Familie Sbrzesny, aus Rodenau, Kreis Lötzen.

 

67. Friedrich Störmer, geboren am 22.10.1895 in Labagienen; gesucht wird Emma Störmer, aus Walddorf, Kreis Insterburg.

 

Zuschriften unter Su Mü 8/56 an die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 13, Parkallee 84/86.

 

Tote unserer Heimat. Reichsbahndirektionspräsident i. R. Siegfried von Schaewen verstorben.

Am 22. Juni 1956 verstarb in Frankfurt am Main Reichsbahndirektionspräsident i. R. Siegfried von Schaewen. Er wurde am 15. Juni 1887 in Mohrungen geboren und wuchs in Königsberg nach dem frühen Verlust seines Vaters auf. 1905 bestand er als erster seiner Klasse das Abitur auf dem Friedrichskollegium; auch seine juristischen Examina wurden mit guten Prädikaten bewertet. Den Ersten Weltkrieg, in dem er mehrmals verwundet wurde, machte er als Offizier des Königsberger Pionierbataillons Nr. 1 mit. Nach dem Kriege trat er in die Dienste der Reichsbahn. Als seine schönste Zeit bezeichnete er die von 1923 bis 1930 in Königsberg verbrachten Jahre, in denen er bei der Reichsbahndirektion tätig war. Seine Gattin Hildegard, mit der er 36 Jahre in glücklicher Ehe verbunden war, schenkte ihm zwei Kinder. Er wurde nach Berlin berufen, wo er beim Aufbau der Sozialeinrichtungen der Reichsbahn an leitender Stelle hervorragendes leistete. Das Ende des Zweiten Weltkrieges und die darauffolgenden Jahre erlebte er in der Reichshauptstadt. Seine Erfahrungen und seine Tatkraft kamen noch einige Jahre bei der Generalverwaltung der Süddeutschen Eisenbahn in Speyer und bei der Hauptverwaltung in Frankfurt am Main zur Geltung bis er am 1. Juli 1952 als Reichsbahndirektionspräsident in den Ruhestand trat. Der ersehnte Lebensabend, den er mit der Vertiefung in seine vielen wissenschaftlichen Interessen ausfüllen wollte, war ihm nicht vergönnt. Gefasst und im festen Glauben ertrug er ein schweres körperliches Leiden. Neben seinen großen geistigen Fähigkeiten zeichneten den Heimgegangenen größte Pfichttreue und persönliche Bescheidenheit aus, was ihm die hohe Achtung seiner Mitarbeiter eintrug.

 

Seite 13   Straßenfegerin in Königsberg. Die Stadt ist verschmutzt und voller Ratten.

Königsberg war einst eine reinliche Stadt, die sich die Sauberkeit auch etwas kosten ließ. Im Sommer fuhren Sprengwagen durch die Hauptstraßen, Kraftkehrmaschinen schoben mit riesigen Bürstenwalzen den nass genetzten Staub zusammen, kräftige Männer hantierten mit Besen und Karren in den Nebenstraßen. Für Sommer und Winter war die Städtische Reinigungs- und Fuhrgesellschaft gerüstet, die Fuhrparks in mehreren Stadthöfen unterhielt, und deren Lagerverwaltung sich im Dohna-Turm befand. Dass die Müllabfuhr regelmäßig und ohne Stockung erfolgte, erschien allen Einwohnern als eine Selbstverständlichkeit.

 

Heute aber starrt die Stadt — oder genauer gesagt, die Teile, die von ihr übrigblieben — in Schmutz und Dreck. Gefegt werden lediglich jene Straßen, in denen die Offiziers- und Funktionärsfamilien wohnen.

 

Revier: Brahmstraße und Luisenallee

Eine aus ihrer Heimatstadt nach dem Westen Deutschlands gekommene Königsbergerin verdiente sich ihren kümmerlichen Lebensunterhalt als Straßenfegerin, und sie musste bei dieser Tätigkeit allerlei unerfreuliche Erfahrungen sammeln. Das ihr zugeteilte Revier war in zwei Abschnitte aufgeteilt; in die Brahmstraße und in eine Strecke der Luisenallee von der Ecke Hufenallee ab.

 

Ihr Tagewerk begann früh. Um fünf Uhr stand sie auf, und sie ging sofort zur Arbeit, die schnell verrichtet werden musste, denn die Aufseher trieben zur Eile an. Nicht nur die Straße hatte sie zu säubern, sondern außerdem noch die Höfe und die Keller zu reinigen. Es fiel ihr schwer, mit den immer kraftloser werdenden Händen den schweren Besen zu führen. Wir sahen die harten Schwielen und die Wülste aus Hornhaut, die sich auf ihren Händen zwischen Daumen und Zeigefinger gebildet haben. Die 390 Rubel, die sie monatlich für diese Arbeit erhielt, reichten nicht aus, um die Lebensmittel zu kaufen, deren ein erwachsener Mensch bedarf. Nach dem geltenden Tarif hätte sie für die Arbeit an zwei Stellen 500 Rubel im Monat erhalten müssen, aber die Kassiererin betrog die rechtlose deutsche Frau. Kopekenweise musste sie sich zudem noch das Geld für die Reise nach Westdeutschland sparen. Kartoffel und Brot, nur gelegentlich ein Hering oder gar ein Ei; so war die Nahrung beschaffen, die sie sich leisten konnte.

 

Unrat aus dem Fenster gekippt

Wir setzen in Europa eine gewisse Gesittung bei allen Menschen voraus, die in einer Gemeinschaft leben. Aber hiervon ist im heutigen Königsberg wenig zu spüren. Die russischen Offiziersfrauen, die jetzt in der Brahmstraße wohnen, gehören doch den „besten Kreisen" an; sie genieren sich aber durchaus nicht, Küchenabfälle, Kehricht und noch schlimmere Dinge aus purer Bequemlichkeit aus den Fenstern auf die Straße oder in die Anlagen zu schütten. Zwar sind an den Häusern große Holzkästen aufgestellt, in die der Unrat gebracht werden soll, aber der Weg zu ihnen ist den Frauen zu mühselig. Die Straßenfegerin musste den widerlichen Schmutz dann aufsammeln und in die Behälter tragen. Hatte sie ihre Arbeit beendet, und es warf wieder jemand Dreck auf die Straße, so wurde sie grob von den Aufsehern angefahren und ihr mit Entlassung gedroht.

 

Wie wir bereits bemerkten, wird aber nur in den bevorzugten Gegenden auf Sauberkeit geachtet; die anderen Straßen werden überhaupt nicht gereinigt. Ohne Scham voreinander schichten die heutigen Bewohner der Häuser allen Abfall auf die Höfe oder sie laden ihn im Keller ab. Die Luft wird verpestet, und es breitet sich ein fürchterlicher Gestank aus. Wenn es gar zu arg wird, müssen alle Anwohner antreten und den Schmutz auf Lastkraftwagen schaffen. Danach wird der Dreck wieder munter von neuem angehäuft, und es herrscht bald wieder der alte Zustand.

 

Gute Zeiten für die Ratten

Die stinkenden Abfallhaufen auf den Höfen und in den Kellern sind wahre Zuchtstätten für Ratten. Die eklen Tiere haben sich in unheimlicher Zahl vermehrt. Dreist zeigen sie sich auf der Straße am hellichten Tage, und sogar an den Abfallkästen vor den Häusern der „Privilegierten" balgen sie sich in wilden Knäueln und führen widerliche Tänze auf. Für die Fresssucht dieses stets hungrigen Ungeziefers hat der berühmte Zoologe Alfred Brehm ein Beispiel gegeben: in einer einziger Nacht vertilgen Ratten in einer Abdeckerei bei Paris fünfunddreißig Pferdekadaver bis auf die Knochen! Man kann sich daher vorstellen, welchen Schaden die Ratten jetzt in Königsberg anrichten. Die Königsbergerin, von deren Schicksal wir hier berichten, hatte sehr unter der Rattenplage zu leiden.

 

Hilfe durch die Landsleute

Erst vor etwa einem Jahre war diese Frau wieder nach Königsberg zurückgekommen. Während der bösen Zeit nach 1945 war sie mit ihrem Manne, nachdem ihr zweites Kind verhungert war, nach Litauen gewandert. Dort wurde das Ehepaar verhaftet und voneinander getrennt. Der Mann wurde in ein Arbeitslager in Westrussland gebracht, wo er durch einen Unglücksfall drei Finger verlor; die Frau kam nach Sibirien. Erst nach zehn Jahren hat sich das Ehepaar wieder vereinigen können.

 

Von Sibirien aus wurde die Frau nach Königsberg entlassen; die Kosten der Reise musste sie selbst bestreiten. Gleich nach ihrer Ankunft entging sie mit knapper Not einem Überfall am Bahnhof. Sie fragte sich zu den in der Lortzingstraße wohnenden Deutschen durch — es sind heute vermutlich nur noch fünf! Die Landsleute lebten selbst in bitterster Armut, aber sie hatten doch noch ein Bettgestell und eine Decke für sie übrig; ein wertvoller Besitz in ihrem tiefen Elend.

 

Die Frau schlief im Keller jenes Hauses in der Lortzingstraße. Die Kleider konnte sie den ganzen Winter über nicht ablegen, weil sie sonst erbärmlich gefroren hätte. So wie sie sich zum Schlafen niederlegte, rannten ihr die Ratten über Gesicht und Körper. Später fand sie einen Unterstellraum in einem Offiziershaus, in dem sie bleiben durfte. Kalt war es auch hier, denn an der Türe und an den Wänden klafften große Risse, die die Kälte durchließen, aber sie war hier wenigstens vor Ratten sicher.

 

Die einzigen friedlichen Stunden, die ihr beschieden waren, bereiteten ihr das Zusammensein mit den Landsleuten. Sowie aber das Tageslicht zu verlöschen drohte, ging sie eilig fort. Obwohl sie doch nur wenige hundert Meter entfernt von der Lortzingstraße wohnte, wagte sie es nie, beim Herannahen der Dunkelheit die Straße zu betreten. Sie hatte Angst vor Überfällen, die sich ja an jedem Tage im heutigen Königsberg ereignen.

 

Als sie die Ausreisegenehmigung erhalten hatte und endlich abfahren konnte, begleiteten sie die Zurückbleibenden zum Bahnhof. Tränen standen ihnen in den Augen: „Grüße Deutschland!", sagten sie.

 

Seite 13   Das Recht auf die Heimat

Der Katholische Flüchtlingsrat von Deutschland fasste auf seiner Tagung vom 16. Juni 1956 in Würzburg zur Frage des Heimatrechtes folgende Entschließung:

 

Der einmütige Protest der deutschen Heimatvertriebenen gegen verwirrende Auslassungen einiger Politiker des In- und Auslandes in jüngster Zeit zur Frage der deutschen Ostgebiete hat erneut bewiesen, dass die alte Heimat in den Herzen von Millionen Vertriebener und Flüchtlinge unvermindert lebendig geblieben ist. Mit Entschiedenheit muss die Unterstellung zurückgewiesen werden, als ob diese spontanen Äußerungen echter Heimatliebe ein Ausfluss nationalistischer Tendenzen seien. Sie sind in Wahrheit der Schrei vergewaltigter Volksmassen, denen durch willkürlichen Entzug des angestammten Lebensraumes schwerstes Unrecht zugefügt wurde, ein Unrecht, zu welchem Papst Pius XII. von hoher sittlicher Warte aus gesagt hat, es müsse wieder gutgemacht werden. Indem die Vertriebenen und Flüchtlinge vor aller Welt unentwegt die Forderung erheben, dass ihnen die Rückkehr in ihre Heimatgebiete und das Leben daselbst in Freiheit und Sicherheit ermöglicht werden müsse, verlangen sie nicht mehr und nie weniger, als was nach der Menschenrechts-Deklaration der Vereinten Nationen jedem Mitglied der menschlichen Gesellschaft zusteht.

 

Der Katholische Flüchtlingsrat richtet im Namen von Millionen deutscher Vertriebener und Flüchtlinge katholischen Glaubens den dringenden Appell an die deutsche Bundesregierung, unermüdlich ihre Anstrengungen fortzusetzen, dass die Frage der Wiedervereinigung des deutschen Volkes und der Verwirklichung des Heimatrechtes der Vertriebenen in den angestammten Gebieten ehestens einer Lösung entgegengeführt werde, welche dem abendländischen Rechts- und Kulturbewusstsein entspricht und zugleich ein konstruktiver Beitrag zur Sicherung des Völkerfriedens ist.

Namens des Katholischen Flüchtlingsrates, gez. Dr. Lukaschek, Bundesminister a. D., gez. Frau Cäcilia Schmauch, gez. Prälat Dr. Braun, gez. Hans Schütz, MdB, Mitglied des Europarates

Seite 14   Amtliche Bekanntmachungen

II 123/56      Aufgebot

Frau Lisbeth Schulz, geb. Falkenau, Würzburg, Hermann-Zilcher-Straße 7, hat den Antrag gestellt, ihre Mutter Maria Elisabeth Falkenau, geborene Fischer, geb. 22.01.1867 in Großhof bei Tapiau, Hausfrau und Witwe, zuletzt wohnhaft in Königsberg, Schleiermacherstraße 55, im Wege des Aufgebotsverfahrens als verschollen für tot erklären zu lassen. Die Verschollene ist seit 27.01.1945 bei der Evakuierung aus Königsberg in das Reichsgebiet vermisst. Die Genannte wird aufgefordert, sich bis 1. Oktober 1956 beim Amtsgericht Würzburg zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden kann. Zugleich ergeht an alle, die Auskunft über die Vermisste geben können, die Aufforderung, bis spätestens 1. Oktober 1956 dem Gericht Mitteilung zu machen. Würzburg, den 2. Juli 1956. Amtsgericht

 

Aufgebot

Der Georg Meier in Loikum Nr. 24, Kreis Rees, hat beantragt, die verschollene Hildegard Meier, ledig, geb. am 21.09.1921 in Steinsdorf, Kreis Mohrungen, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft ebenda, für tot zu erklären. Die Verschollene wird aufgefordert, bis zum 15. September 1956 vor dem unterzeichneten Gericht in Wesel, Ritterstraße Nr. 1, I. Stockwerk, Zimmer Nr. 22, Nachricht über ihren Verbleib zu geben, widrigenfalls sie für tot erklärt werden kann. Alle, die Auskunft über Leben und Tod der Verschollenen geben können, werden aufgefordert, bis zu dem oben bestimmten Zeitpunkt dem Gericht Anzeige über die Tatsachen zu machen, die darauf schließen lassen, dass die Verschollene noch lebt. Wesel, den 2. Juli 1956 Amtsgericht — 1 UR II 15/56

 

Seite 14   Suchanzeigen

Achtung Heimkehrer! Wer kann Auskunft geben über meinen Mann, Gefr. Aug. Schickschnus, geb. 24.12.1906, aus Uschkullmen, Pogegen, Kr. Tilsit, zuletzt Ende Januar 1945 in Urlaub gewesen in Söllen, Kr. Bartenstein? Unkosten werden ersetzt. Frau Helene Schickschnus, geb. Genett, (22a) Kettwig, am Stadtwald 8.

 

Wer kann Auskunft geben über Kurt Noak, geb. 27.09.1926 in Segenshof/Liebau, wohnhaft gewesen in Segenshof? 1948 mit unbekanntem Ziel nach Deutschland geflüchtet. Auskunft erb. die Mutter Wanda Noak, geb. 1888 in Subilke, Kreis Labiau, jetzt Essen-Heisingen, Bonscheider Str. 9.

 

Wer gibt Auskunft über Herta Neubauer, geb. Bunk, geboren 15.12.1894 in Königsberg, zuletzt wohnhaft Königsberg, Beethovenstr. 41? Unkostenvergütung. Nachr. erb. Gertrud Gohlke, Berlin SW 29, Kopischstraße 4.

 

Hans Gerhold, techn. Reichsbahnoberinspektor, aus Königsberg Pr., Vorstädt. Langgasse 13 (Bruhn), lebt in einem kleinen Dorf in der,sowj. bes. Zone und bittet Verwandte und Freunde, sich zu melden unter Nr. 64 864 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Suche meine Tochter Eva Bendig, geb. 29.11.1919 in Königsberg Pr., Alter Graben 30, angeblich im Zivillager Nettienen/Insterburg gewesen (Juli 1945). Wer weiß Näheres oder kann irgendwelche Hinweise geben? Zuschrift erbittet der Vater Joh. Bendig, Weinsberg/Heilbronn, postlagernd.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib von Carl Böhnke, geb. 23.10.1875 zu Alt-Teschen, zul. Altersheim Siemonetti bei Mohrungen, Ostpreußen? Meldungen gegen Unkostenerstattung erb. an Gustav Lehwald, (21a) Jöllenbeck bei Bielefeld, Am Pfarrholz 19.

 

Mit Foto: Gesucht wird Waler Baubkus, Obergefreiter, geb. 06.05.1903. Beruf Gastwirt, zul. April 1945 in Königsberg, Schleiermacher-Kaserne U. 2, FPNr. L 60 197 Lgpa. Berlin, wohnhaft gewesen Insterburg, Gerichtsstr. 3. Nachricht erbittet Frida Baubkus, (17b) Murg-Baden. Ledergasse 14.

 

Gesucht werden Kurt Küssner und Ernst Küssner, Gerhard Wenk und Günther Wenk und Kunkel, alle aus Rastenburg, Ostpreußen. Nachricht erbittet Heinz Zechmann, Lüneburg, Wienebütteler Weg 1, L-Krankenhaus H 1.

 

Achtung, Königsberger-Haberberg! Schülerinnen der Roon-Schule Klasse 1 b, Jahrg. 1936, Lehrerin Frl. Eliesabeth Kroeske, wollen sich melden. Hildegard Belau-Jevorek, Gevelsberg, Westf., Rosendahler Straße 14.

 

Suche ehem. Königsberger Trinkhallenbesucher, insbes. diejenigen, die von mir Speiseeis bezogen haben, sowie Kunden meiner Trinkhalle, General-Litzmann-Str. 56, sowie Speiseeiswerkstätte und –verkauf, Rhesastraße 14. Zuschrift erb. Joh. Bendig, Weinsberg / Heilbronn, postlagernd.

 

Seite 14   Familienanzeigen

Die glückliche Geburt unseres ersten Kindes Rosemarie zeigen in dankbarer Freude an Ursula Gaertner geb. Waßmann und Karl Gaertner. Ortelsburg, Dießen a. Ammersee, jetzt 53, Hunnevall Ave. Elmont, L.J. N.Y. USA

 

Unser Rolf-Rüdiger ist nun nicht mehr allein Bernd-Rainer ist hinzugekommen. Werner Nagel u. Frau Erika, geb. Arlitt. Kallen/Löwenhagen, Ostpreußen, jetzt Beringstedt, Holstein 5. Juli 1956

 

Wir haben uns verlobt. Rita Mann, Kallies, Pommern, jetzt Berlin-Charlottenburg, Ebereschenallee 48. Klaus Weischkull, Königsberg Pr., Hans-Sagan-Str. 21 a, jetzt Berlin-Grunewald Kühler Weg 11. Juli 1956

 

Statt Karten. Als Verlobte grüßen Hildegard Höfert, Alfred Böhnke. Ortelsburg, Hubert-Gercke-Straße 9, jetzt Bevensen Medinger Straße 50, den 24. Juni 1956

 

7. Juli 1956. Wir haben geheiratet. Dietrich Klaar,  Widminnen, Kreis Lötzen, Ostpreußen. Elsa Klaar, geb. Rosenthal, Marienwerder, Kr. Pyritz, Pommern. Zurzeit Wolfenbüttel, Jahnstr. 106

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Helmut Becker, Königsberg-Juditten, jetzt Erkrath. Gertrud Becker, geb. Franke, Weidenau, Ostsud., Bahnstraße 31. 14. Juli 1956

 

Am 19. Juli 1956 feiert Frau Gertrud Gurski, geborene Küssner, Königsberg, Barbarastraße 22, jetzt Lübeck, Bismarckstr. 25, ihren 63. Geburtstag. Es gratuliert herzlichst ihre Schwester Käte Dilley. Königsberg. Sackheim 101, jetzt Bad Berneck (13a), Buchwaldweg 10

 

Ihre Vermählung geben bekannt. Alfred Puschat, Tilsit. Doris Puschat, geb. Kretschmann, Saalfeld, Ostpreußen, Gasthaus „Drei Kronen", jetzt Flensburg, P.-Chr.-Hansen-Weg 16 7. Juli 1956

 

Die Vermählung ihrer Tochter Vera mit Herrn Bruno Schultz, beehren sich anzuzeigen: Ewald Krieger und Frau Charlotte Krieger, geb. Ostrowski. Mülheim-Ruhr, Sandstraße 2, früher Hartenstein, Kr. Angerburg, Ostpreußen 7. Juli 1956.

 

Als Vermählte grüßen , Bruno Schultz, Vera Schultz, geborene Krieger. 7. Juli 1956

 

Die am 19. November 1955 vollzogene Vermählung unserer dritten Tochter Marianne Ochs mit Herrn Eberhard Thews, aus Gerdauen, zeigen wir hiermit an. Ebenso geben wir die Verlobung unserer vierten Tochter Elisabeth Ochs mit Herrn Dieter v. Holst bekannt. Eberhard Ochs und Frau Elisabeth Ochs, geb.. Weller, Königsberg, Herrmannallee 7, jetzt 1789 Island Ave Vancouver 15, B.C, Kanada

 

Wir geben die Vermählung unserer Kinder bekannt. Alfred Plocksties und Frau Hilde Plocksties, geb. Klangwald, Harksheide, Falkenberg. Rudolf Fink und Frau Charlotte Fink, geb. Plocksties, Bad Godesberg, Saarstraße 1. Bernhard Plocksties u. Frau Gertrud Plocksties, geb. Glaß. Rauterskirch, Elchniederung, Ostpreußen, jetzt Harksheide, Falkenberg

 

Für die uns aus Anlass unserer Silberhochzeit übermittelten Aufmerksamkeiten danken wir herzlichst. Bruno Klinger und Frau Hildegard Klinger, geb. Führer. Königsberg Pr., Hagenstr. 62. Zurzeit Speyer (Rh.) Sophie-de-la-Roche-Straße 5

 

Unserer lieben Mutter und Oma, Anna Dussello, geb. Queda, aus Rhein, Ostpreußen, Kreis Lötzen, jetzt Bad Pyrmont, Marienstraße 1, gratulieren wir zu ihrem 70. Geburtstage am 18. Juli 1956 herzlichst. Die Kinder

 

Rest der Seite: Bekanntschaften, Reklame

 

Seite 15   Familienanzeigen

Im festen Glauben an seinen Erlöser verstarb nach langem schwerem Leiden am 2. Juli 1956 mein herzensguter Mann Reinhold Krüger, früherer Bürgermeister von Rödental, Ostpreußen, im Alter von 76 Jahren. In stiller Trauer: Lisette Krüger. Herta und Ewald Kreitschmann. Hans Krüger und Frau Walter Krüger und Frau, und vier Enkelkinder. Wiesbaden-Bierstadt, Kanzelstraße 6

 

Bescheiden, wie er gelebt, ist unser lieber Vater, Großvater und Schwiegervater, der Reisende, Richard Schwarz, aus Königsberg Pr., ganz überraschend, ohne krank gewesen zu sein, von uns gegangen. Er ist 86 Jahre alt geworden. Es trauern um ihn: Heinz Schwarz. Ursula Kuprat, sieben Enkelkinder und viele Verwandte. Minden, Westf., den 4. Juli 1956, Königstraße 22

 

Durch einen tragischen Unglücksfall entschlief völlig unerwartet mein lieber Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater, Bruder, Onkel und Opa, Fritz Urbat, Malermeister, im 66. Lebensjahre. In tiefer Trauer im Namen aller Hinterbliebenen:  Johanna Urbat. Stuttgart-Degerloch, den 22. Juni 1956, Straifstraße 18

 

Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb am 21. Juni 1956, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, Erich Sult, früher Königsberg Pr., Buddestraße 5, im 57. Lebensjahre. In stiller Trauer:  Ernst Sult und Familie, Hamburg-Harburg, Bremer Straße 136. Friedrich Sult und Familie, Hannover-Linden, Am Lindener Berge 34. Gertrud Wittich, Neu-Isenburg, Rheinstraße 86. Wir haben ihn auf dem Friedhof in Neu-Isenburg-Frankfurt am Main zur letzten Ruhe gebettet.

 

Am 21. Juni 1956 nahm Gott nach langem schwerem Leiden meinen treuen Lebenskameraden, unseren guten Papa, Schwiegervater und Opa, Paul Wischnewski, früher Mensguth, Kr. Ortelsburg, kurz vor reinem 63. Geburtstage zu sich in die ewige Heimat. Sein Leben war nur Sorge für die Seinen. Wir gedenken seiner geliebten Söhne Walter Wischnewski, vermisst seit 1945 in Russland; Bruno Wischnewski, gest. am 3. April 1945 in Kopenhagen, Dänemark. In stiller Trauer: Maria Wischnewski, geb. Herrndorf. Olga Wischnewski. Paul Wischnewski und Frau Irma Wischnewski, geb. Kimmerle. Leo Wischnewski und Frau Ottilie Wischnewski, geb. Sieger. Erich Retzbach und Frau Maria Retzbach, geb. Wischnewski. Agnes Wischnewski. Sylvia, Bruno, Wolfgang, Rita und Reinhold, als Enkelkinder. Donaueschingen, den 3. Juli 1956, Drosselweg 9

 

Statt Karten. Nach kurzer Wiedersehensfreude mit ihren heimgekehrten Töchtern verschied nach schwerer kurzer Krankheit am 4. Juli 1956, 23.30 Uhr, an den Folgen einer Blutvergiftung, Frau Elisabeth Mundkowski, geb. Grieswald, nach Vollendung ihres 56. Lebensjahres. In stiller Trauer: Kinder und Enkelkinder. Königsberg Pr., Lizentstraße 12, jetzt Weilheim, den 6. Juli 1956, Engelhardtgasse 21

 

Nach kurzer schwerer Krankheit erlöste Gott am 3. Juli 1956 meine geliebte Frau, meine gute Mutter, Schwiegermutter, Oma, unsere liebe Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Elise Gambal, geb. Riech, im Alter von 67 Jahren, von ihren mit größter Geduld ertragenen Schmerzen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Fritz Gambal, Lehrer a. D. Heinz Gambal und Frau Herta Gambal, geb. Block. Heidemarie Gambal. Friedrichsberg, Kr. Angerapp, jetzt Warber 76 bei Bückeburg, den 3. Juli 1956

 

Fern ihrer geliebten Heimat nahm Gott, der Herr über Leben und Tod, am 10. Juni 1956 unsere liebe Schwester, Schwägerin, Tante, Nichte und Kusine, die Lehrerwitwe, Ida Fidorra, geb. Piontkowski, aus Willenberg, Ostpreußen, im 65. Lebensjahre zu sich in seinen Frieden. Die Beerdigung fand am 14. Juni 1956 auf dem ev. Friedhof in Haan (Rhld.) statt. Wir gedenken ihres im Ersten Weltkrieg in Frankreich gefallenen Mannes, des Lehrers Karl Fidorra und ihres im Zweiten Weltkrieg in Russland vermissten einzigen Sohnes Helmut Fidorra. Im Namen aller Hinterbliebenen: Marie Piontkowski. Willenberg, Ostpreußen, jetzt Dortmund, Sonnenstr. 128

 

Gott der Herr erlöste nach langem schwerem Leiden am 12. Juni 1956 meine liebe Mutter, Schwester und Tante, Johanne Braun, geb. Holland. Barschen, Kreis Pillkallen, früher Corben, im 77. Lebensjahre. In stiller Trauer: Margarete Braun, Rauschen, jetzt sowj. bes. Zone. Henriette Kislat, Königsberg, jetzt Trupermoor über Bremen 5

 

Am 9. Mai 1956 verstarb nach langer schwerer Krankheit, fern der geliebten Heimat, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Oma, Lina Simoneit, geb. Weller, Birkendorf, Kr. Goldap, Ostpreußen, jetzt sowj, bes. Zone, im 75. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Herrmann Simoneit und Frau Anna Simoneit, geb. Mau, sowj. bes. Zone. Hildegard Simoneit ,geb. Streblow, Berlin. Gertrud Rau, geb. Simoneit, Düsseldorf. Fritz Holstein u. Frau Erna Holstein, geb. Simoneit, Berlin-Zehlendorf. Franz Ipach und Frau Liesbeth Ipach, geb. Simoneit, Düsseldorf-Reisholz, acht Enkelkinder, Düsseldorf, den 26. Juni 1956, Oberbilker Allee 262

 

Fern ihrer geliebten Heimat entschlief nach kurzer schwerer Krankheit unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Oma und Uroma, Wilhelmine Sierke, geb. Wolff Sensburg, Ostpreußen, Blocksberg 4. Im Namen aller Hinterbliebenen: Gustav Bombe u. Frau Anna Bombe, geb. Sierke, Kaldenkirchen, Venloer Str. 85

 

Nach schwerer Krankheit ist am Dienstag, dem 19. Juni 1956, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Oma, Johanna Gottaut, geb. Sziede, im Alter von 76 Jahren unerwartet verschieden. In tiefer Trauer: Frieda Schröder, geb. Gottaut und Familie. Karl Gottaut, Frankfurt am Main und Familie. Freiburg i. Br., 20. Juni 1956, Birnbaumweg 2, früher Plibischken, Kreis Wehlau, Ostpreußen. Die Beerdigung fand am Freitag, dem 22. Juni 1956, vormittags 9 Uhr, in der Melanchtonpfarrei Freiburg - Haslach statt.

 

Nach langer schwerer Krankheit entschlief am 29. Mai 1956 unsere liebe gute Mutter, Luise Holstein, geborene Mollenhauer, im 82. Lebensjahre. In stiller Trauer: Anna Zibner, geb. Holstein. Otto Zibner. Fritz Holstein. Johanna Holstein, geb. Link. Gertrud Holstein, geb. Holstein. Eduard Holstein, acht Enkel und fünf Urenkel. Gr.-Heydekrug. Kr. Samland, jetzt Dortmund, Lützowstraße 82

 

Nach Gottes heiligem Willen entschlief heute früh nach langer schwerer Krankheit, jedoch für alle unerwartet, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester und Tante, Helene Therese Streich, geb. Fisch, im Alter von 67 Jahren. Ihr Leben war eine nimmermüde Sorge für das Wohl ihrer Lieben. In tiefer Trauer: Edeltrud Rau, geb. Streich. Dieter Streich, vermisst seit Januar 1945 im Raum von Stallupönen. Harry Rau. Regina Rau. Anna Fisch. Arys, Insterburg, Gumbinnen und Tilsit, jetzt Marl-Sinsen, 12. Mai 1956, Gräwenkolkstraße 100

 

Nach langem, mit großer Geduld getragenem Leiden ist unsere liebe herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwägern und Tante, Franziska Janz, geb. Janz, heute früh, 6 Uhr, im Alter von 81 Jahren für immer von uns gegangen. Ihr Leben war Liebe und Aufopferung für die Ihrigen. In Verehrung und Liebe gedenken wir ihrer: Gertrud Janz. Betty Klaus, geb. Janz. Olga Grigat, geb. Janz. Johannes Klaus. Johann Grigat und Großkinder. Torney/Neuwied, 1. Juli 1956, Husum, Göttingen

 

Fern seiner geliebten Heimat entschlief plötzlich und unerwartet am 25. Juni 1956 in der sowj. besetzten Zone mein lieber Mann, unser herzensguter lieber Vater u. Schwiegervater, der Landwirt Andreas Piotrowski, aus Draheim bei Reuß, Kr. Treuburg, im Alter von 80 Jahren. Müh und Arbeit war sein Leben, Ruhe hat ihm Gott gegeben. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Marie Piotrowski Sowj. bes. Zone, Bremen. Mainz, im Juni 1956

 

Fern unserer geliebten ostpreußischen Heimat entschlief infolge Herzschlages mein lieber Mann, der

Bildhauer Karl Sollondz, geb. 20.07.1887, gest. 18.06.1956, früher Lötzen, Ostpreußen. In stiller Trauer: Klara Sollondz, geb. Poeschel. Pöschendorf, Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein

 

Nach langem schwerem Leiden entschlief am 4. Juli 1956 mein lieber treusorgender Mann, mein guter Vater, Willy Schwidder, früher Gärtnereibesitzer, Königsberg Pr., Godriener Str., im 66. Lebensjahre.

In tiefer Trauer: Emma Schwidder, geb. Adomeit. Margarete Haberland, geb. Schwidder. Neu-Ulm, den 4. Juli 1956, Ludwigstraße 28

 

Am 24. Juni 1956 verschied infolge eines Unglücksfalles mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Opa, unser Schwager und Onkel, Friedrich Broszeit, früher Tilsit. Gleichzeitig gedenken wir unseres 1944 gefallenen Sohnes und Bruders Herbert Broszeit. In tiefer Trauer: Martha Broszeit, geb. Michan und Kinder

 

Am 2. Juli 1956 entschlief sanft nach kurzem schwerem Krankenlager mein lieber treuer Lebensgefährte, der Filialleiter Max Nagel, im 94. Lebensjahre. Eugenie Nagel, geb. Grube, Königsberg Pr., Glaserstr. 4, jetzt Altersheim Herdeck (Ruhr), Goethestraße

 

Am 20. Juni 1956 entschlief sanft nach kurzer schwerer Krankheit in der Sowjetzone unser lieber Schwager, Wilhelm Mertinat, früher Dreifurt, Kr. Tilsit, im 60. Lebensjahre. Es trauern mit seinen Lieben: Gustav Matteikat und Frau Charlotte Matteikat, geb. Noetzel. Oberfeldbach bei Kräwinklerbrücke, früher Sammelhofen, Kreis Tilsit

 

Am 2. Juli 1956 entschlief sanft unsere liebe Muttel, Schwiegermutter, Oma, Urchen, Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Elise Schwarz, geb. Frey, früher Tenkitten, Kr. Samland, jetzt Freilassing, Obb., kurz vor Vollendung ihres 80. Lebensjahres. Sie folgte ihrem Mann Karl-Gottfried Schwarz, verstorben am 12. Mai 1945 in Bremervörde und ihrem Sohn Georg Schwarz, verstorben am 8. November 1947 in der sowj. bes. Zone, kurz nach seiner Entlassung aus russischer Gefangenschaft. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Gertrud Czurgelies, geb. Schwarz, früher Königsberg Pr., Weidendamm 14, jetzt Freilassing. Obb. Breslauer Straße 2

 

Am 24. Mai 1956 entschlief nach kurzer schwerer Krankheit unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwägerin und Tante, Frau Minna Jakobeit, geb. Bosch, im Alter von nahezu 68 Jahren. Zum gleichzeitigen Gedenken an unseren lieben Vater Walter Jakobeit gest. 06.03.1946 und unseren einzigen Bruder Georg Jakobeit, gefallen 11.04.1942. In stiller Trauer: Elli Nobel, geb. Jakobeit, Berlin-West. Gertrud Schimanski, geb. Jakobeit, sowj. bes. Zone. Edith Köckmann, geb. Jakobeit, Gemünd (Eifel), drei Schwiegersöhne und zwei Enkelkinder. Friedrichsburg, Kr. Labiau, Ostpreußen, jetzt Gemünd-Eifel, Mühlenstraße 5

 

Am 22. Juni 1956 entschlief sanft, fern ihrer geliebten Heimat, nach langem, mit Geduld getragenem Leiden unsere treusorgende geliebte unvergessliche Mutter, Großmutter und Schwiegermutter, Frau Marie Salewski, geb. Hassenstein, früher Königsberg Pr., im Alter von 71 Jahren. In Trauer, Liebe und Dankbarkeit: Ruth Salewski. Renate, Karin, Barbara und Petra, Pinneberg, Bodderbarg 13. Dr. Heinz Salewski. Heiko und Birge, Münster, Westf. Mausbachstraße 39. Klaus Salewski, vermisst. Ursula Salewski, geb. Dignath. Ute-Maria und Eckhard, Elmshorn, Gerberstraße 14. Pfarrer Gerd Salewski. Dorothea Salewski, geb. Guddas. Albrecht, Christiane und Helmut, Winnenden, Schloßstr. 18. Die Beerdigung hat am 27. Juni in Pinneberg stattgefunden.

 

Ein treues Mutterherz hat aufgehört zu schlagen und ruhet in Heimaterde. Nach langem schwerem Leiden entschlief noch fern von uns am 22. Juni 1956 unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Auguste Wietoska, geb. Kordahs, früher Kölmerfelde, Kreis Johannisburg, Ostpreußen, im Alter von fast 75 Jahren. In stiller Trauer: August Wietoska, noch in Rostken, Ostpreußen. Anna Kletzing, geborene Wietoska, noch in Rostken, Ostpreußen. Günther Kletzing, noch in Rostken, Ostpreußen. Otto Wietoska. Wilhelmine Wietoska, geb. Maczeyzyk. Horst Wietoska, Welsede, Kr. Hameln (Hannover). Alfred Wietoska, Hamburg 6, Schröferstiftstraße 35 I. Die Beerdigung fand am 24. Juni 1956 auf dem Friedhof in Rostken. Kr. Johannisburg, statt.

 

Seite 16   Familienanzeigen

Statt besonderer Anzeige. Mein geliebter Mann, der beste Vater meiner drei Jungen, unser guter Schwager, Onkel und Großonkel, Herr Erwin Rohde, Ingenieur, ist im Alter von 55 Jahren für immer von uns gegangen. In tiefer Trauer: Hedwig Rohde, geb. Wittke. Erhard Rohde. Erken-Lutz Rohde. Ermo-Hagen Rohde. Carl-Heinz Wittke. Gudrun Wittke-Baudisch und die übrigen Verwandten. Königsberg Pr. und Treuburg, jetzt Köln-Bickendorf, Hainbuchenweg 1, den 29. Juni 1956. Die Einäscherung hat in aller Stille stattgefunden.

 

Nach langer Krankheit und Operation ist mein lieber Mann und unser guter Vater Ingenieur Ernst Ludwig Gäde, Oberst a. D., am Mittwoch, dem 20. Juni 1956, sanft entschlafen. In tiefer Trauer:

Margarete Gäde, geb. Teubner. Jochen Gäde, Ingenieur. Rita Gäde, geb. Winter. Heilbronn (Neckar), Schwibbogen 10

 

Im festen Glauben an seinen Erlöser entschlief sanft am 21. Juni 1956 mein lieber Mann, mein guter Vater und Schwiegervater, unser lieber Opa, Schwager und Onkel, Kriminalsekretär i. R. Ernst Otto Noetzel, früher Tilsit, im 76. Lebensjahre. In stiller Trauer: Frau Maria Noetzel, geb. Mauruschat, Traben-Trarbach (Mosel), Sponheimer Str. 1. Heinz Noetzel und Frau Hilde Noetzel, geb. Blotenberg mit den Enkeln Anne-Dore und Christa. Ludwigshafen (Rh.), Schillerstraße 43

 

 

Am 22. Mai 1956 entschlief nach kurzer Krankheit mein lieber Mann, mein guter Vater, Schwiegervater und Großvater, der Lehrer i. R. Karl Hoefert, im 75. Lebensjahre. Ferner gedenken wir meiner lieben Tochter und Schwester, Grete Becker geb. Hoefert, 1945 im Ural verstorben und meines lieben Schwiegersohnes Amtsanwalt Horst Becker, 1945 in Ostpreußen vermisst. In stiller Trauer: Minna Hoefert, geb. Bussas. Charlotte Gröll, geb. Hoefert. Erich Gröll. Roswitha Gröll. Kutten, Kr. Gumbinnen, Ostpreußen, jetzt Windbergen bei Meldorf in Holstein

 

Zum Gedenken. Fern der geliebten Heimat entschliefen unsere liebe Mutter und liebe Omi, Frau Lina Scherwinsky, geb. Abrolat, geb. 2. Juni 1880, gest. 11. Juli 1951; unser lieber Vater Horst Birkenfeld, geb. 1. Dezember 1911, gest. 6. September 1954; unsere liebe Mutter, Frau Ilse Birkenfeld, geb. Scherwinsky, geb. 24. Juni 1912, gest. 11. März 1955. Sie ruhen auf dem Hattenser Friedhof bei Ottenstein. Im Namen aller Hinterbliebenen: Edith Rohde, geb. Scherwinsky. Klaus und Peter Birkenfeld. Wehrwilten, Kr. Bartenstein, Ostpreußen, jetzt Holzminden (Weser), Bismarckstraße 9 und Dortmund-Dorstfeld, Am Hartweg 124

 

Am 1. Juli 1956 entschlief nach kurzer glücklicher Ehe im 68. Lebensjahre unerwartet infolge eines Schlaganfalles mein innig geliebter Mann, unser herzensguter Vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Kurt Krips, Stadtoberinspektor i. R., früher Tilsit, Ostpreußen. In tiefer Trauer: Erna Krips, geb. Tessun. Rüdiger Krips und Frau Gerda Krips, geb. Schwagereit, Kanada. Hans-Werner Krips und Frau Edith Krips, geb. Zeifang oder Zelfang, Frankfurt am Main. Eva-Regina Meier-Menzel, geb. Krips. Hans-Jürgen Meier-Menzel, Murnau, Obb., Schwaiganger Straße 11. Gertrud Krips, Bondorf. Käte Reuter, geb. Krips. Alfred Reuter, Bondorf. Charlotte Krips, sowj. bes. Zone und acht Enkelkinder. Vöhringen, Kr. Horb a. N., Württemberg, Rottweiler Straße 402

 

Fern der geliebten Heimat entschlief plötzlich und unerwartet am 17. Mai 1956 mein innig geliebter Mann, unser herzensguter treusorgender Vater, Schwiegervater und Opi, Töpfermeister Artur Arndt, früher Königsberg Pr. – Metgethen, im 69. Lebensjahre. Sein Leben war Liebe und Aufopferung für uns. In tiefer Trauer : Hedwig Arndt, geb. Kröhnke. Christel Arndt. Heinz Arndt und Familie. Stuttgart S, Liststraße 70

 

Statt Karten. Gott der Herr erlöste meinen geliebten Mann, herzensguten Vater seiner Kinder, Willy Siemoneit, aus Tilsit, im 44. Lebensjahre, von langem schwerem Herzleiden. In tiefer Trauer: Ph. Mr. Marie Siemoneit, geb. Radl. Inge und Günther, als Kinder. Rodewald (Hann.), Mai 1956

 

Drei Brüder im Tode vereint! Am 25. Mai 1956, morgens 7 Uhr, entschlief sanft und unerwartet an Herzschlag, mein lieber herzensguter Mann und treusorgender Vater, Bruder, Schwager und Onkel, Fischermeister Paul Granitzki, früher Motitten, Ostpreußen, im Alter von 63 Jahren. Gott der Herr nahm ihn zur ewigen Ruhe zu sich in sein himmlisches Reich an die Seite des schon heimgegangenen Sohnes Horst Granitzki, als Opfer des Zweiten Weltkrieges. In tiefer Trauer: Emma Granitzki, geb. Granitzki. Tochter Christel Granitzki und Anverwandte. Sipplingen (Bodensee) Nr. 95.

Am 20. April 1956 starb nach langem, mit Geduld getragenem Leiden mein lieber Bruder, Schwager und Onkel, Fischermeister Otto Granitzki, früher Fischerhof bei Passenheim, Ostpreußen, im Alter von 68 Jahren.

Als Nachruf. Im Dezember 1945 starb an den Folgen schwerer Misshandlungen von polnischer Besatzung Bauer Richard Granitzki früher Gr.-Simnau, Ostpreußen, im Alter von 47 Jahren. In tiefer Trauer: Ernst Granitzki und Frau Anna Granitzki, geb. Hübner, Duisburg, Rhld., Eigenstraße 32. Gott hat es gewollt — ruhet sanft in Frieden!

 

Am 26. Mai 1956 entschlief plötzlich unsere liebe treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Tante, Frau Auguste Bludau, geb. Hoyer, Königsberg Pr., Richard-Wagner-Straße 69/70, im Alter von 79 Jahren. In tiefer Trauer: Carl Bludau. Charlotte von der Heyde, geb. Bludau. Max-Clemens von der Heyde. Heide-Dagmar von der Heyde. Frankfurt am Main, Wormser Straße 19

 

Fern unserer geliebten ostpreußischen Heimat entschlief am 5 Juli 1956 nach schwerer Krankheit im 67. Lebensjahre unser geliebter Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, Wilhelm Gedat, Kaufmann, früher Insterburg, Ostpreußen, Göringstraße 65. In tiefer Trauer: Lothar Gedat und Anverwandte. Kaiserslautern, Schützenstraße 50

 

Geboren am 12.07.1881, gestorben am 24.06.1956. Am 24. Juni 1956 entschlief sanft unsere liebe treusorgende Mutter, Schwiegermutter und unsere herzensgute Großmutter, die Arztwitwe Maria Brünemann geb. Lück, Besitzerin von Menzelswalde, Kr. Angerapp, kurz vor Vollendung ihres 75. Lebensjahres. In tiefer Trauer: Felix Brünemann. Friederike Brünemann, verw. Brünemann, geb. Grok. Gerhard, Siegbert, Karin und Hans, als Enkelkinder. Gut Menzelswalde, Kr. Angerapp, jetzt Berlin-Schöneberg, Suttnerstraße 22. Die Beisetzung fand am 28. Juni 1956 auf dem St.-Matthias-Friedhof, Berlin-Mariendorf, statt.

 

Am 5. Juni 1956, 13 Uhr, entschlief sanft nach langem schwerem Leiden meine liebe Frau, die Mittelschullehrerin Erna Groß geb. Kaiser, im 64. Lebensjahre. Ihr schicksalsschweres Leben bestand aus treuer Pflichterfüllung, ständiger Hilfsbereitschaft, größter Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit. In stiller Trauer: Paul Groß, Königsberg Pr., Regentenstraße 8, jetzt Travemünde, Am Heck 8

 

Fern der geliebten Heimat entschlief am 22. Juni 1956 meine liebe unvergessliche Mutti, unsere liebevolle Schwester, Schwägerin und Tante, Marta Deyda, geb. Biernath, im 54. Lebensjahre.

In stiller Trauer: Eva-Maria Deyda und Familie August Gollub. Früher Albrechtsfelde, Kreis Treuburg, jetzt Kolenfeld Nr. 191, Kreis Neustadt a. Rbge.

 

Plötzlich und unerwartet ist heute unsere innig geliebte Mutti, gute Schwiegermutter und Tante, Margaretha Heldt, geb. Weiß, drei Tage nach ihrem 83. Geburtstage in ihre geistige Heimat weitergeschritten. In tiefer Trauer: Clara Marschall, geb. Heldt. Margarete Esen, geb. Heldt. Erich Marschall. Labiau, Ostpreußen, Königsberger Straße, jetzt Bremen, den 26. Juni 1956, Eschenstraße 14

 

Ich hab' den Berg erstiegen, der euch noch Mühe macht. Lebt wohl, ihr meine Lieben, Gott hat das wohl gemacht. Nach langem schwerem Leiden ist meine liebe Mutti, Schwester, Schwägerin, Tante, Kusine und Nichte, Hedwig Demuschewski, geb. Dunz, im 45. Lebensjahre sanft entschlafen. In stiller Trauer: Hans Rüdiger Demuschewski, als Sohn. Familie H. Dresp, Oberhausen, Körnerstr. 73. Und alle Verwandten. Kellinghusen, den 10. Juni 1956, früher Königsberg Pr., Berliner Straße 108

Inhaltspezifische Aktionen