Ostpreußenblatt, Folge 27 vom 07.07.1956

Ostpreußenblatt

Folge 27 vom 07.07.1956

 

Seite 1   Foto: An der samländischen Steilküste. Aufnahme: Asta Hild

 Weiße, sich überstürzende Schaumkämme aufwerfend, rollen in langen Ketten die Wogen der Ostsee gegen den Strand. Die gewaltige Kraft des Meeres offenbart sich im Donnern der Brandung. Es gibt Tage, an denen die See ruhiger atmet, und wiederum Tage, an denen der Sturm drohende Wasserberge hochpeitscht, denn die Ostsee kann genauso wüten wie die Nordsee. Unablässig greift das in Bewegung geratene Element den Erdsockel an. Tiefe Einstürze und zerklüftete Schluchten im Steilhang der samländischen Küste sind die zurückgebliebenen Narben des ewigen Kampfes.

 

In dieser herben, eigenartigen Küstenlandschaft konnte sich der Mensch von aller geschäftigen Unrast der Arbeitswochen befreien. Das Bad im kräftigen Wellenschlag, oder eine Wanderung am Hangpfad bei frischer, kühlender Brise an heißen Sommertagen taten allen wohl, die zur Erholung hierher kamen. Hiervon berichtet ein Beitrag in dieser Folge, in dem der Badeort Georgswalde und seine waldreiche Umgegend geschildert werden.

 

Seite 1   Ernste Selbstprüfung

Die letzte große außenpolitische Debatte vor den Sommerferien des Bundestages liegt hinter uns. Sie war — darüber konnte von vornherein kein Zweifel bestehen — überschattet von den im Zeichen des kommenden Wahljahres 1957 erheblich zugespitzten parteipolitischen Spannungen und auch von den mancherlei Neuentwicklungen und Aspekten auf weltpolitischem Felde. Dass guter Grund bestand, gerade in der einzigen freigewählten Vertretung des deutschen Volkes sich über die heutige Situation wie auch über die Ausblicke in die Zukunft gewissenhaft Rechenschaft abzulegen, kann ernstlich nicht bestritten werden. Nicht nur im Kreis der Abgeordneten und der Regierung sondern in weitesten Kreisen der Nation selbst spürt man, wie notwendig ernste und strenge Selbstprüfung gerade heute ist. Auch im Ausland ist in den letzten Monaten oft genug von einer sogenannten „Malaise" im Volk gesprochen worden. Man versteht darunter jenes schwer bestimmbare ungute Gefühl, das urplötzlich viele verantwortungsbewusste Bürger überkommt, wenn sie den Eindruck haben, dass große Entwicklungen ins Stocken geraten, dass die Dinge nicht mehr so laufen, wie man das für die Lösung der großen offenen Probleme erhoffen und erwarten muss. Von solcher inneren Unruhe wissen gerade wir einiges zu sagen. Sie hat bei uns die Befürchtung geweckt, dass vor allem unser ureigentlichstes Anliegen, das der deutschen Einheit, nicht nur nicht vom Fleck kommt sondern ernstlich in Gefahr gerät, aufs tote Gleis zu geraten und — wenigstens bei den anderen — vergessen zu werden. Wer sollte sich nicht innerlich alarmiert fühlen, wenn in ihm die Vermutung aufsteigt, es könne bei dem äußerst durchtriebenen Spiel der östlichen Drohungen und verführerischen Lockungen darauf hinauslaufen, dass sich westliche Mächte bereitfänden, den Apfel der „Koexistenz" aus der Moskauer Hand anzunehmen und sich mit dem Kreml eventuell auf unsere Kosten über einige andere Probleme zu einigen? Oft genug wird sich in diesen Wochen jeder einzelne gefragt haben, ob nun auch wirklich alle denkbaren Taktiken zur Erreichung unserer großen Ziele genützt wurden oder was an den in letzter Zeit erhobenen Vorwürfen ist, man halte sich in Bonn zu sehr an eine starre politische Linie und trage neuen Gegebenheiten nicht gebührend Rechnung. Die Tatsache, dass in so manchem westlichen Außenamt eine immer etwas unheimlich anmutende „Windstille" herrschte, die in beträchtlichem Gegensatz zu der kaum zu leugnenden großen Aktivität des Ostens auf vielen Ebenen stand, konnte zu unserer Beruhigung wirklich nicht beitragen. Es heißt sicher das deutsche Volk gründlich missverstehen, wenn man annehmen wollte, bei uns werde nun etwa nach dilettantischer politischer Regsamkeit ohne wohldurchdachte Planung schlechthin gerufen. Davon kann ganz gewiss nicht die Rede sein, zumal sich die überwältigende Mehrheit der Deutschen durchaus darüber im klaren ist, dass wir in jedem Fall einen überaus steilen und schweren Pfad vor uns haben und dass wir ihn nur meistern werden, wenn wir unsere politischen Anliegen klug, umsichtig und geschlossen vertreten.

 

Die Stimme der Regierung

Noch ehe im Bonner Bundeshaus die erfreulicherweise ohne übergroße Schärfen und Überspitzungen geführte außenpolitische Debatte eröffnet wurde, hatte sie übrigens — worauf die Opposition hinwies — in einem Interview des Kanzlers mit der amerikanischen Presse eine Art Ouvertüre gefunden, das bei der Opposition recht lebhafte Kritik gefunden hatte. Dr. Adenauer hatte es in dieser Erklärung erneut abgelehnt, direkte Verhandlungen mit Moskau zu führen und gesagt, die Frage der deutschen Wiedervereinigung müsse unter den „Großen Vier" diskutiert werden, da die Gefahr bestehe, dass unsere Positionen in USA, England und Frankreich verlorengingen, wenn man bei uns gesondert verhandle! Es könne dabei leicht der Verdacht im Westen gestärkt werden, dass die Deutschen letzten Endes auf die Seite Russlands gingen. Die Sowjets rechneten mit langfristigen Entwicklungen in Westeuropa, sie hofften auf Volksfrontregierungen in Italien und Frankreich und darauf nach seinem — des Kanzlers Abtreten — wohl auch darauf, die Bundesrepublik einmal ohne einen Tropfen Blut erobern zu können. Dass sich an der endgültigen außenpolitischen Zielsetzung — der Ausbreitung des Kommunismus in der ganzen Welt — nichts geändert habe, meinte dann in der umfangreichen Regierungserklärung vor dem Plenum in mehrstündiger Rede auch der Außenminister von Brentano. Drei Grundsätze der Bonner Politik zur Frage der Wiedervereinigung bezeichnete er als unumstößlich: dass das illegitime Gewaltregime der Zone niemals anerkannt werden könne, dass die Wiedervereinigung ohne Sicherung der freiheitlichen Grundordnung des deutschen Volkes nach innen und außen unmöglich sei und dass schließlich Deutschland die Zugehörigkeit zur freien Welt nicht preisgeben werde. Brentano erinnerte daran, dass Bulganin noch im September 1955 dem Kanzler in Moskau gegenüber die Verpflichtung der vier einstigen Besatzungsmächte in Bezug auf die Lösung der Deutschlandfrage anerkannt habe, während Molotow dann in Genf diese Verpflichtung beiseite fegte. Die unnachgiebige Haltung Moskaus in der Frage der deutschen Wiedervereinigung sei immer wieder betont worden. Die Bundesregierung sei — so sagte er — an einer Verbesserung ihres Verhältnisses zur Sowjetunion um des Friedens und der Sicherheit in Europa willen interessiert und wisse, dass eine Lösung unseres großen Anliegens nicht gegen Moskau ertrotzt werden könne. Jede wirkliche Änderung der sowjetischen Politik und jeder Wandel ihrer inneren Verhältnisse sollten in Bonn aufmerksam verfolgt werden. Die Anknüpfung diplomatischer Beziehungen zu Polen und anderen östlichen Satellitenstaaten sei unter den augenblicklichen Umständen nicht möglich, da diese von der Teilung Deutschlands ausgingen.

 

Die deutschen Ostgrenzen

Der Bundesaußenminister kam auch diesmal auf seine mit Recht stark kritisierte Londoner Äußerung zur Frage des deutschen Ostens zurück. Schon in der Regierungserklärung und auch später nach den Reden der Abgeordneten Baron Manteuffel und Dr. Kather erklärte er, dass die Bundesregierung sich niemals mit der Teilung Deutschlands abgefunden habe. In voller Übereinstimmung mit dem Willen des ganzen Volkes habe sie immer wieder darauf hingewiesen, dass das Deutsche Reich in seinen Grenzen von 1937 fortbestehe und dass einseitige Entscheidungen, die nach dem Zusammenbruch getroffen wurden, vom deutschen Volke nicht anerkannt werden. Das Recht auf die Heimat und das Selbstbestimmungsrecht seien unabdingbare Voraussetzungen für die Lösung der in der Vertreibung und in der Unfreiheit lebenden Menschen und Völker. „Immer wieder haben wir feierlich erklärt, dass die Lösung des Problems der deutschen Ostgrenzen einem Friedensvertrag vorbehalten bleiben muss, zu dessen Abschluss nur eine vom ganzen deutschen Volk demokratisch legitimierte gesamtdeutsche Regierung berechtigt sein kann“. Brentano betonte den aufrichtigen Willen der Deutschen zur Verständigung auch mit den Völkern Osteuropas. Eine Lösung der strittigen Fragen sei nur möglich durch friedliche Vereinbarungen zwischen freien Völkern, deren Zusammenleben nicht von Gefühlen des Hasses, des Misstrauens und der Vergeltung sondern vom aufrichtigen Wunsch nach Frieden und gemeinsamer Wohlfahrt gestaltet werden solle. An den Schluss seiner Erklärung stellte der Minister eine Warnung vor einer Aktivität um ihrer selbst willen und eine Versicherung, dass die Regierung entschlossen sei, die von ihr unterzeichneten und von der deutschen Volksvertretung ratifizierten Verträge unter allen Umständen zu halten. Jeder Gedanke an einen Vertragsbruch müsse uns zwangsläufig das Vertrauen der Welt kosten und im Kernpunkt jeder Initiative habe die Forderung nach der Erhaltung und Behauptung der Freiheit zu stehen. Man wolle sich nicht auf starre Methoden und unechte Prinzipien versteifen und alle neuen Entwicklungen gewissenhaft überprüfen. Die Gewährung echter Sicherheitsgarantien auch an die Sowjets brauche niemals am Widerstand der deutschen Regierung zu scheitern. Ein leichtfertiges Spiel mit der Zukunft sei allerdings unzulässig.

 

Um das direkte Gespräch

In der eigentlichen Debatte äußerten alle Sprecher der Opposition ihre Enttäuschung darüber, dass die Bonner Regierungserklärung ihrer Ansicht nach viel zu wenig über neue Initiativen sage. Zum Kanzlerinterview meinte Ollenhauer, hier habe sich gezeigt, wer eigentlich „Koch der deutschen Außenpolitik" sei. Der von dem Kabinett angekündigte moralische Appell an die vier Mächte allein werde das große Anliegen der Lösung nicht entscheidend näherbringen. Der neuen russischen Methode müsse Deutschland mit entsprechenden Mitteln begegnen und seine Partei halte es für notwendig, auch die heutige NATO-Mitgliedschaft in den großen Gesprächen zur Debatte zu stellen. Jede Verzögerung könne bedeuten, dass der Preis für eine Wiedervereinigung immer teurer werde. Ollenhauer setzte sich für die direkte diplomatische Fühlungnahme mit Moskau ein und betonte dabei, dass direkte Gespräche mit den Pankower „Exponenten" einer überholten Politik" unmöglich seien. „Trocken, abstrakt und unbeweglich" nannte dann auch Dr. Dehler von der FDP die Regierungserklärung. Man solle sich nicht darüber täuschen, dass der Kommunismus sich festige. Er halte auch die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Warschau und Prag für geboten. Notwendig sei es, nicht nur das Ausland, sondern gerade auch die Deutschen selbst viel mehr als bisher für die Wiedervereinigung zu bewegen. Im Namen des Gesamtdeutschen Blocks unterstrich der Abgeordnete Feller, dass niemand daran denke, Pankow anzuerkennen. Man müsse sich aber um eine enge Fühlungnahme mit den 17 Millionen Deutschen der Zone bemühen. Brentanos Erklärung habe nichts darüber ausgesagt, wie wir aus der Sackgasse herauskommen sollten und man sollte sich doch der Gefahr bewusst sein, dass zwischen den anderen eine Entspannung erfolgen könne, ohne dass die deutsche Frage gelöst werde. Er wies darauf hin, dass auch Amerikaner wie etwa der Senator Flanders aus Eisenhowers Partei, wie Konnan, Lippmann u. a. den Deutschen ein direktes Gespräch mit den Russen angeraten hätten. Beachtlich war es, dass als Sprecher der DP auch der Bundesminister von Merkatz es für geboten hielt, sich unmittelbar Klarheit über das russische „Njet" zum Deutschlandproblem zu verschaffen. Kiesinger von der CDU wies darauf hin, dass Moskaus

„Politik des Lächelns" vielleicht noch gefährlicher sei als die frühere Taktik. Wir hätten uns davor zu hüten, in einem Nervenkrieg zu früh zu ermüden. Auch er sähe in den Sowjets nicht den „Todfeind" sondern einen — sicher schwierigen und gefährlichen — Verhandlungspartner.

 

Klarer Rechtsanspruch

Im Rahmen der recht lebendigen Debatte wurde dann auch ein Entschließungsantrag des BHE angesprochen, der die Regierung auffordert, den Rechtsanspruch auf unsere ostdeutschen Provinzen von neuem unmissverständlich klarzustellen und vor der Welt zu betonen. Dr. Kather und der Vorsitzende des Verbandes der Landsmannschaften, Abgeordneter Baron Manteuffel betonten, es sei unbedingt notwendig, diesen Rechtsanspruch in keinem Punkt aufzugeben. Hierauf versicherte der Außenminister, dass die Bundesregierung diese Meinung teile. Mit seinen Erklärungen habe er jeden Zweifel beseitigen wollen, als ob irgendjemand in Deutschland mit dem Gedanken spiele, die Frage der Oder-Neiße-Linie später mit Gewalt zu lösen. Der Entschließungsantrag des Blocks wurde dann den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Wir werden über diesen Teil der Debatte nach dem Sitzungsprotokoll noch in der nächsten Folge eingehender berichten.

 

Seite 1   Posener Flammenzeichen

Die Erhebung der polnischen Arbeiterschaft gegen das kommunistische Regime in der Stadt Posen am 28., 29. und 30. Juni 1956 hat in der ganzen Welt ungeheures Aufsehen erregt und stärkste Beachtung gefunden, überall wurde dabei darauf hingewiesen, dass dieser Aufstand in seinem Verlauf sehr stark an die deutsche Volkserhebung erinnerte, die in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands am 17. Juni 1953 die ganze Welt aufhorchen ließ. Geradezu lächerlich mutet die übliche Versicherung des rotpolnischen Warschauer Regimes an, die Unruhen seien durch „Agenten des Westens und Reaktionäre" verursacht worden. Warschau musste zugeben, dass beim Posener Volksaufstand mehr als fünfzig Personen — darunter auch Frauen und Kinder — von der berüchtigten polnischen Staatspolizei getötet wurden und dass Hunderte von polnischen Zivilisten schwer verwundet wurden. Inzwischen hat man aus dem Kreise der Posener Ärzteschaft erfahren, dass die Zahl der Toten offenbar in die Hunderte geht und dass dementsprechend auch die Zahl der Verwundeten weit höher liegt, als sie von den roten Machthabern angegeben wurde. Wir brauchen hier den in der gesamten Tagespresse eingehend geschilderten Verlauf der Ereignisse nicht mehr in jeder Einzelheit darzustellen und können uns darauf beschränken, wichtige und für das ganze Ereignis besonders kennzeichnende Dinge hervorzuheben.

 

Es begann im Stalinwerk

Die deutsche Volkserhebung in der Sowjetzone begann bekanntlich am 16. Juni 1953 mit einem Protestzug der Arbeiter Ostberlins auf der sogenannten „Stalinallee". Der Posener Generalstreik als Auftakt der schweren Zusammenstöße in der einstigen preußischen Provinzhauptstadt erfolgte in den dortigen Lokomotivwerken „Stalin". Es ist nach den vorliegenden Berichten anzunehmen, dass sich der Streikbewegung sofort Hunderttausende von erbitterten polnischen Arbeitern angeschlossen haben und dass sich diese in kürzester Zeit in eine richtige Erhebung der Bevölkerung verwandelte. Gewaltige Demonstrationszüge durchzogen Posen. Es besteht bis heute noch keine völlige Klarheit darüber, wie weit die Gerüchte zutreffen, dass auch in anderen Städten Polens und der von Polen besetzten deutschen Ostgebiete (genannt wurden dabei u. a. Allenstein, Danzig und Stettin), die Arbeiterschaft sich den Demonstrationen angeschlossen hat. Deutsche Augenzeugen, die in den letzten Tagen vom Besuch der Posener Messe nach Berlin zurückkehrten, betonen jedoch, dass sie in Städten und Ortschaften wie Schwerin, Sternberg und Reppen überall große Gruppen von Bauern, Arbeitern und auch Milizsoldaten antrafen, die das Ereignis lebhaft diskutierten, das sich mit Windeseile in den Grenzgebieten verbreitet hatte. Schon am Donnerstag hörten deutsche, holländische, amerikanische und andere Besucher Posens, die übrigens von den Demonstranten überall sehr höflich behandelt wurden, immer wieder deutsche und französische Rufe: „Russen raus" und „Wir wollen Freiheit". Sie sagen über die tieferen Hintergründe sehr viel. Die Posener Eisenbahnarbeiter hatten die Züge angehalten, der Straßenverkehr wurde lahmgelegt und die Lokomotivführer ließen die Sirenen pfeifen. Es ist unbestreitbar, dass auch die Angestellten aller Posener Staatsbetriebe weitgehend mitstreikten, dass rote Fahnen niedergeholt wurden und dass die Menge mit entblößtem Haupt die Nationalhymne Polens sang. Die Masse der Demonstranten drang bis in die Posener Strafanstalt vor und als die Arbeiter vor dem Gebäude des so verhassten sogenannten Sicherheitsdienstes demonstrierten, feuerten die Polizisten zum ersten Mal auf die Menge. Bei den weiteren Demonstrationen wurde eine Flagge vorangetragen, die mit dem Blut des ersten getöteten jungen Polen getränkt war. Immer wieder wird betont, dass es den Aufständischen vorübergehend gelang, Waffen und sogar einige Panzer zu erbeuten, dass viele Soldaten geringe Neigung zeigten, auf die Menge zu feuern und dass sehr bald mit dem Barrikadenbau gegen die anrückenden Formationen zweier roter Panzerdivisionen begonnen wurde. Die Wut der Menge, die immer wieder in Rufen Brot und Freiheit forderte, richtete sich vor allem gegen die Parteihochburgen, die sich in der Nähe des Posener Schlosses befinden. Es erfolgte auch ein Sturm auf den roten Sender Posen. Der rotpolnische Regierungschef Cyrankiewicz, der sich mit anderen Machthabern sofort nach Posen begeben hatte, richtete heuchlerische Aufrufe an die Bevölkerung, die aber zunächst wenig Beachtung fanden. Wenn die deutschen und die ausländischen Messebesucher in Wagen und Zügen Posen verließen, riefen ihnen die Arbeiter in gebrochenem Deutsch zu, sie sollten im Westen melden, dass die Polen frei sein wollten. Man kenne die militärische Überlegenheit der roten Machthaber, aber man sei davon überzeugt, dass die Märtyrer des 28. Juni eines Tages in einem Marmortempel ruhen würden.

 

Das „Blutgericht"

Noch bis zum Sonnabend der letzten Woche haben ausländische Zeugen immer wieder das Hämmern der Maschinengewehrsalven und das Feuern der Panzer vernommen, die in der Stärke von zwei Divisionen von den Vorstädten her auf Befehl des früheren Sowjetmarschalls und von Moskau aufgezwungenen polnischen Verteidigungsministers Rokossowski vorrückten. Es konnte von vornherein kein Zweifel darüber bestehen, dass den weit überlegenen und allein mit starken Waffen ausgerüsteten Regierungsstreitkräften der Roten die blutige Niederschlagung des Posener Aufstandes gelingen würde. Nach den letzten uns vorliegenden Berichten herrscht in Posen jetzt eine unheimliche Friedhofsruhe. Die Funktionäre der roten Geheimpolizei durchsuchen offenbar alle Häuser und die Gefängnisse sind voller Verhafteter. Alle irgendwie verletzten Personen, auch völlig harmlose Straßenpassanten, sind offenbar von den roten Geheimpolizisten aus ihren Wohnungen geholt und in Gefängnislazarette geschleppt worden. Das Regime hat angekündigt, dass gegen alle, die sich aktiv am Aufstand beteiligt hätten, schärfste Strafen und wahrscheinlich auch Todesurteile zu erwarten seien. In anderen Fällen wolle man, so wurde behauptet, angeblich milder urteilen. Man ist sich aber offenkundig auch in den Kreisen der Warschauer Kommunisten und ihrer Handlanger darüber klar, dass die Posener Ereignisse damit keineswegs aus der Welt geschafft sind und dass sie sowohl in den Ostblockstaaten wie auch in der freien Welt noch lange ebenso nachwirken werden, wie die deutsche Volkserhebung vom 17. Juni 1953. Bezeichnend dafür ist die Tatsache, dass sich sämtliche roten Regime jenseits des Eisernen Vorhanges stark beunruhigt fühlen und das in ihren Aufrufen und Erklärungen auch deutlich durchschimmern lassen. Die Pankower Machthaber haben in ihrem Hauptparteiorgan der Bevölkerung bereits damit gedroht, dass bei jeder Erhebung gegen die Unterdrücker die sogenannte Arbeitermacht (lies der Terror der SED-„Größen") eine „stählerne Härte" zeigen werde. Der berüchtigte Ulbricht, der sich immer für ein System schärfster Unterdrückung in allen Ostblockstaaten ausgesprochen hat, soll nach Ostberliner Unterrichtungen erklärt haben.

 

Es bleibt ein Fanal

Im roten Ungarn fühlten sich Stalins Vertrauensleute veranlasst, einige Gruppen, wie die Anhänger des gemaßregelten früheren Ministerpräsidenten Nagy und den sogenannten Petöfi-Bund, scharf zu rügen, weil diese auf einer von Tausenden besuchten Kundgebung die Presse- und Redefreiheit verlangt hatten. Sehr beachtlich ist doch wohl die Tatsache, dass Chruschtschow unverzüglich die beiden ungarischen roten Machthaber Rakosi und Hegedüs sowie die beiden tschechischen roten Statthalter Siroki und Nogroki zum Befehlsempfang nach Moskau bestellte. Vermutlich werden umgehend auch die roten Machthaber Warschaus neue Weisungen des Kremls entgegenzunehmen haben. Das alles kann jedoch nicht verhindern, dass die Posener Ereignisse in weitesten Kreisen der unterdrückten Bevölkerung der Ostblockländer als ein äußerst beachtliches Fanal angesehen wird. Sie haben gerade jenen Kreisen des Westens, die angeblich schon mit einer weitgehenden Demokratisierung im Osten rechneten und sich dadurch in ihrer Sehnsucht nach der Koexistenz gestärkt fühlten, deutlich gemacht, wie groß auch heute die Zahl der Menschen ist, die das blutige und terroristische Regime der dortigen Kommunisten entschieden ablehnen.

 

Seite 2   Der Kanzler zum Heimatrecht.

An die Landsmannschaft Oberschlesien richtete der Kanzler zum Bochumer Treffen folgendes Grußwort:

 

„Zum Tag der Oberschlesier in Bochum sende ich den dort versammelten Heimatvertriebenen meine herzlichsten Grüße. In der Erinnerung an Ihre schöne unvergessene Heimat fühle ich mich mit Ihnen von ganzem Herzen verbunden.

 

Die Bundesregierung hat das Recht auf die Heimat, das zu den Menschenrechten gehört, immer wieder vertreten und wird dies auch in Zukunft tun. Die Sorge um die Heimatvertriebenen sieht die Bundesregierung als eine ihrer vordringlichsten Aufgaben an.

gez. Adenauer, Bundeskanzler"

 

Seite 2   Versteht der Westen die Zeichen? Der Aufstand von Posen im Spiegel der großen Presse

Die so dramatischen Ereignisse in Posen haben in der Weltpresse eine überaus starke Beachtung gefunden. In den wichtigsten Blättern der freien Welt beherrschten die Meldungen und Augenzeugenberichte hierüber mehrere Tage lang die ersten Seiten, überall wird betont, dass es sich hier um Geschehnisse handelt, die auf die gesamte Weltpolitik ausstrahlen dürften und die mit der blutigen Niederwerfung der Posener Erhebung keineswegs ihre Wirkung verloren haben. Im Hinblick auf die deutsche Volkserhebung vom 17. Juni betont der Berliner „Tagesspiegel", er schöpfe aus den Ereignissen in Posen die Zuversicht, dass sich auch das Leben in totalitären Staaten nicht mit den dialektischen Kunstgriffen des Marxismus fassen lasse und dass die Hoffnung auf unserer Seite sei: „Wir wissen, welche Kraft innerer Befreiung im Augenblick eines solchen Aufstandes lebendig ist und als dauerhafter Wert zurückbleibt“. Es habe sich schon am 17. Juni gezeigt, dass alle, die unter einer Diktatur zu leben haben, ein feines Gefühl dafür entwickeln, wann die Machthaber unsicher werden und wann die Stunde gekommen ist, die den Ausdruck der ehrlichen Überzeugung zulässt. Das Blatt hofft, dass man im Westen endlich überall diese Zeichen verstehen werde. In der Hamburger „Welt" wird festgestellt, dass die Toten und Verwundeten in Posen der blutige Beweis dafür seien, dass die kommunistische Herrschaft im europäischen Osten immer noch die Diktatur einer Minderheit sei. Es sei den von der Roten Armee eingesetzten Machthabern in den elf Jahren seit dem Kriege nicht gelungen, die Zustimmung und Unterstützung ihrer Völker zu erlangen. Auch in den Reihen der Kommunisten sei im Zeichen der sogenannten Abkehr vom Stalinismus der unbefangene Glaube an das Dogma zerstört worden. Die Züricher „Tat" stellt fest: „Ein Flammenzeichen leuchtet in die Welt aus Posen. Seit dem 17. Juni 1953, als die Berliner Stichflamme hochfuhr, hatte sich wieder ein Dämmern über die Ostgebiete gelegt, aus denen wir so wenig erfahren. Man konnte sich fragen, ob dort noch freiheitliche Kräfte lebendig seien oder ob ein fortgesetztes Gewaltregime die Menschen schließlich weich kriege. Die Ostberliner gaben eine Antwort“.

 

In Posen sind es wieder wie in Berlin, die Arbeiter, die sich gegen das Regime auflehnen, mit einer Tapferkeit, die alle Bewunderung verdient. Der „Hamburger Anzeiger" meint: „Das Fanal von Posen hat die Weltöffentlichkeit alarmiert. Der Aufstand der Posener Arbeiter hat gezeigt, dass die Flamme des Unmuts gegenüber der kommunistischen Gewaltherrschaft weiterlodert. Die „Errungenschaften" im Sowjetbereich werden von den Betroffenen als unmenschlich angeprangert. Uns aber drängt sich damit von neuem mahnend die Verpflichtung auf, hart zu bleiben gegenüber dem Ansinnen Moskaus, auch nur teilweise die „volksdemokratischen Errungenschaften" für ganz Deutschland zu übernehmen“.

 

Die „Basler Nachrichten" fordern den Westen auf, endlich wichtige politische Konsequenzen aus den Posener Geschehnissen zu ziehen. Nach dem 17. Juni 1953 habe der Westen nichts dergleichen übernommen und den Protest gegen das dauernde Gewaltregime des Ostens nur einigen Zeitungen und der politischen Satire überlassen. Jetzt müsse der Westen wenigstens zeigen, dass er die Zeichen der Zeit verstanden hat. Von den großen amerikanischen Zeitungen betont die „New York Times", dass Posen der klarste Beweis dafür sei, dass Freiheit und kommunistische Diktatur unvereinbar seien und blieben. Die Unruhen in Posen seien zwar zunächst mit Blut ertränkt worden, es sei jedoch grundfalsch, anzunehmen, dass die Ursachen für diese Ereignisse beseitigt wurden oder dass keine Wahrscheinlichkeit dafür bestehe, dass sich Ähnliches irgendwo in der kommunistischen Welt wiederholen könne.

 

Die italienischen Zeitungen bringen ein kurzes Interview mit dem in Rom weilenden Bundeskanzler, in dem Dr. Adenauer betont, die Ereignisse von Posen zeigten klar, welchen Hass in Wahrheit die Völker Osteuropas gegen das kommunistische Unterdrückungssystem hegten. Es könne seiner Ansicht nach keinen Zweifel darüber geben, dass in Osteuropa eine Entwicklung beginne, die hauptsächlich durch Ausdauer und Festigkeit in der westlichen Politik in Gang gebracht worden sei. Dieser Ausdauer müsse man treu bleiben. Das letzte Ziel bleibe, so sagte der Kanzler, die Wiederstellung der Freiheit in Osteuropa.

 

Seite 2   „Die Ostgebiete sind deutsch“. Brentano sprach vor den Oberschlesiern in Bochum.

Auf dem großen Bochumer Bundestreffen der Oberschlesier erklärte in seiner Rede Bundesaußenminister von Brentano vor seinem Abflug nach Italien, die Einstellung der Bundesregierung zu den Fragen der deutschen Ostgrenze sei unverändert. Brentano gab die Versicherung ab, dass Deutschland keine aggressiven Forderungen gegen seine östlichen Nachbarn habe. Friedensvertrag und deutsche Wiedervereinigung blieben die Voraussetzungen einer gerechten Lösung. Die deutschen Provinzen jenseits der Oder-Neiße-Linie seien nach den Bestimmungen von Potsdam auch rechtlich gesehen bis zu einem endgültigen Friedensvertrag ein Teil Deutschlands. Die deutsche Regierung habe sich niemals mit der Teilung abgefunden, sie halte nach wie vor an ihrer klaren Einstellung auch zu den Grenzfragen im Osten fest. Dies sei auch in der letzten Regierungserklärung vor dem Bundestag deutlich zum Ausdruck gekommen. Vertragspartner bei einer Verständigung zwischen den osteuropäischen Nachbarvölkern könne auf deutscher Seite nur eine aus freien Wahlen hervorgegangene gesamtdeutsche Regierung sein. Brentano betonte, die Ostgrenze des gegenwärtig polnisch verwalteten Deutschlands hätte zu den ältesten und dauerhaftesten Grenzen in Europa gehört. Eine gerechte Lösung der deutsch-polnischen Probleme könne es nur geben, wenn beide Völker frei seien. Heute sei das polnische Volk nicht frei. Niemals werde eine totalitäre, nach innen illegitime, nach außen unfreie Regierung, die noch in diesen Tagen in Posen mit Panzern und Maschinengewehren gegen ihre eigenen Arbeiter vorging, eine gerechte Lösung auch nur anstreben können. Man müsse sich fragen, ob Stalin Polen nicht gerade dadurch fester an Russland ketten wollte, dass er die deutschen Gebiete der polnischen Herrschaft unterstellte. Chruschtschow habe Stalin die Verschleppung und Vertreibung ganzer Völkerstämme in der Sowjetunion vorgeworfen. Er habe es jedoch bewusst unterlassen, dabei auch die Vertreibung der Ostdeutschen zu erwähnen. Brentano schloss mit einem Dank an die Heimatvertriebenen für ihre Leistung, Selbstzucht und Geduld in den letzten Jahren. Damit hätten sie nicht nur das deutsche Volk vor kommunistischer Unfreiheit bewahrt, sondern auch Europa und der ganzen freien Welt einen großen Dienst erwiesen.

 

Der Sprecher der Oberschlesischen Landsmannschaft, Dr. Ulitz, wandte sich energisch gegen alle Stimmen von außen und innen, die den deutschen Rechtsanspruch auf die deutschen Ostgebiete anzweifeln. Gleichfalls verwahrte er sich gegen die auch in Deutschland zum Teil geäußerte Meinung, dass der Rückkehrwille der Heimatvertriebenen mit der älteren Generation absterben werde.

 

Seite 2   „Millionen müssten sterben!"

Den bisher düstersten Ausblick in einem künftigen Atomkrieg hat der für sämtliche Forschungsaufgaben der amerikanischen Armee verantwortliche General Garvin gegeben. Aus einem Geheimbericht des Generals vor einem Senatsausschuss geht hervor, dass im Falle eines Atomangriffs der USA auf die Sowjetunion wahrscheinlich nicht verhindert werden kann, dass durch radioaktive Niederschläge Millionen Menschen der verbündeten Länder Amerikas ums Leben kommen. Der demokratische Senator Jackson hat darauf sofort erklärt, er sei „entsetzt" darüber, dass dieser Bericht freigegeben wurde.

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Mit einer Umbildung der Bundesregierung rechnet man in Bonner politischen Kreisen im Laufe des Juli‘s. Man erwartet ein Ausscheiden von mehreren Bundesministern und hält es für möglich, dass der bisherige Vizepräsident der Montan-Union, Franz Etzel, zum Vizekanzler berufen wird, wobei ihm vor allem wirtschaftliche Aufgaben übertragen werden sollen.

 

Der bisher größte Bundeshaushalt in Höhe von 35 Milliarden wurde vom Bonner Parlament in dritter Lesung gebilligt. Für den Etat stimmten die drei Koalitionsparteien, dagegen geschlossen die Abgeordneten der SPD, FDP und des BHE. Ein Sprecher des Gesamtdeutschen Blocks lehnte die Vereinbarungen über die Stationierungskosten ab und erklärte, das deutsche Volk habe keinerlei Verständnis für diese Zahlungen an die Alliierten.

 

Bei der ersten Lesung des Rentenreformgesetzes im Bundestag wurde die Vorlage des Kabinetts von fast allen Parteien erheblich kritisiert.

 

Für die Ostsee sollen nach dem Bewaffnungsplan bis 1960 vierzehn kleine Geschwader mit rund 11500 Mann fahrenden Personals geschaffen werden.

 

Zur Wiedervereinigung bekannte sich die Gesamtdeutsche Synode der evangelischen Kirche auf ihrer Tagung in Berlin. Einmütig forderte sie das Selbstbestimmungsrecht für das ganze deutsche Volk und erklärte, freie Wahlen seien nötig und bei allseitig gutem Willen auch möglich.

 

Die Abschaffung des Notopfers an Stelle einer Senkung der Einkommensteuer wurde vom Finanzausschuss des Bundestages endgültig abgelehnt.

 

Die Durchführung gesamt-berliner Wahlen forderte in der außenpolitischen Debatte des Bundestages der Berliner CDU-Abgeordnete Lemmer von der Sowjetunion. Er wies darauf hin, dass die alte Reichshauptstadt nicht zur NATO gehöre und die westdeutschen Wehrgesetze dort nicht in Kraft seien.

 

Nur zwei Typen von Divisionen soll es in der neuen Bundeswehr geben. Das Verteidigungsministerium erklärte, das neue Heer solle nach den modernsten Gesichtspunkten aufgebaut werden.

 

Eine Warnung vor jedem kriegerischen Einsatz von Atomwaffen richteten insgesamt 51 Nobel-Preisträger an die ganze Welt. Sie betonten, dass bei vollem Einsatz von Atomwaffen die Vernichtung ganzer Völker, auch der neutralen, zu befürchten sei.

 

Scharfe Angriffe gegen die Gesamtdeutsche Synode richtet die Zonenpresse. Sie beschimpft die Synode vor allem darum, weil die evangelische Kirche die von Pankow geforderte „Loyalitätserklärung" nicht abgegeben habe.

 

Eine angebliche Reduzierung der Sowjetzonentruppen auf 90 000 Mann hat Pankow aus durchsichtigen Gründen angekündigt, über die zukünftige Stärke der ebenfalls schwerbewaffneten kasernierten Vopo wurde nichts gesagt. Die Zonenkommunisten wollen sich abermals um eine Fühlungnahme mit der SPD bemühen, was hier jedoch auf scharfe Ablehnung stieß.

 

Sonderbriefmarken für die Ferienaktion der Berliner Kinder haben alle Fraktionen des Bundestages der Bundespost vorgeschlagen. Das Land Baden-Württemberg stellte 100 000 DM für den Ferienaufenthalt von 400 Berliner Kindern zur Verfügung.

 

Ein großer deutscher Soldatenfriedhof in Italien wird vom Volksbund jetzt bei Pomezia südlich von Rom ausgebaut. Er nimmt die Gräber von 26 500 deutschen Gefallenen der Italienfront auf.

 

Einen verstärkten Schutz der deutschen Bevölkerung gegen Atomstrahlung will die Bundesregierung vorbereiten. Bis Ende des Jahres soll ein größeres Netz von Beobachtungsstationen geschaffen werden, das die Radioaktivität der Atmosphäre kontrollieren soll.

 

367 210 Heimatvertriebene aus Schleswig-Holstein sind in der Zeit vom 1. April bis zum Mai 1956 nach anderen Bundesländern umgesiedelt worden. Fast 185 000 von ihnen kamen nach Nordrhein-Westfalen, rund 100 000 nach Baden-Württemberg.

 

Eine Pariser Reise Edens und des britischen Außenministers Lloyd ist auf den 25. Juli festgesetzt worden. Man vermutet, dass die beiden britischen Staatsmänner mit den Franzosen über den Plan einer neuen Viererkonferenz mit Moskau sprechen wollen.

 

Zur Verlegung der französischen Europa-Divisionen nach Algerien erklärte NATO-Oberbefehlshaber General Gruenther, man müsse bald Ersatzdivisionen für die westeuropäische Verteidigung suchen. Wenn die französischen Truppen bei Jahresende noch in Nordafrika seien, müsse die gesamte militärische Lage Westeuropas neu überprüft werden.

 

Der Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitern in der Sowjetunion führt zu immer neuen Moskauer Aufrufen an die Jugend, sich für kürzeren oder längeren Ernteeinsatz zur Verfügung zu stellen. Die bolschewistische Partei forciert nicht nur die Entsendung von 500000 jungen Männern und Mädchen nach Sibirien für die Dauer von wenigstens zwei Jahren, sondern auch die sofortige Bereitstellung von weiteren 200 000 Jugendlichen für die Ernte im europäischen Russland.

 

Über 328 000 unerledigte Klagen liegen nach einer Mitteilung der Kriegs- und Zivilgeschädigten zurzeit bei den Sozialgerichten des Bundesgebietes.

 

Die Abschaffung der Todesstrafe in England wurde vom britischen Unterhaus mit knapper Mehrheit in dritter Lesung angenommen. Man rechnet allerdings damit, dass sich eventuell die Mehrheit des Oberhauses für, die Beibehaltung der Todesstrafe bei Mord aussprechen wird. Dann müsste das Gesetz nochmals beraten werden.

 

Seite 3   Foto: Wachsam bleiben! Von unserem Berliner M. Pf.-Korrespondenten

Foto: Ein Bild aus den Aufstandstagen in Posen: vor dem Gebäude der Polnischen Nationalbank ist ein Panzer aufgefahren. Aufnahme: dpa

 

Die Angriffe gegen den Bundeskanzler werden schärfer. Sie kommen aus den Kreisen nicht nur der Opposition, man hat den Eindruck, dass ihn seine eigene Partei nicht mehr recht zu verteidigen wagt. Dabei wäre es leicht, an das zu erinnern, was Konrad Adenauer ohne Zweifel geleistet hat. Liegt das Jahr „Null" mit Hunger, Kleiderkarte, Demontagen schon so weit zurück? Heute muss eine Hochkonjunktur gebremst werden! Wir waren verhasst, ein zuckender Leichnam am Boden, so schien es. Heute rechnet zumindest die Welt wieder mit uns.

 

Adenauers Konzept, erst einmal Westdeutschland im Rahmen westlicher Allianzen stark zu machen, erschien einmal allen als die einzige Möglichkeit, ein bolschewistisches Gesamtdeutschland unmöglich zu machen. Adenauer hat vielleicht zu wenig über die Wiedervereinigung gesprochen, das war sicher ein Fehler, doch nur Gehässigkeit konnte und kann ihm vorwerfen, er wünsche die Wiedervereinigung in Freiheit nicht. Adenauer spricht auch heute noch in denselben Formeln von den Chancen der Wiedervereinigung und den Chancen von Verhandlungen mit Moskau wie einst, und das allerdings in einem starr wirkenden Altersstil, der manchmal befremdet.

 

Doch zur Sache selbst: welche neuen Tatsachen rechtfertigen den hämischen Ton der Gazetten und Nachrichtenmagazine? Welche Konzeption bieten die Gegner? Sie fordern, man solle „nett" zu den Russen sein, sie bieten Preise, Opfer, Geschenke, bis hin zum Geschenk des deutschen Ostens. Was wir darüber denken, haben wir oft genug zum Ausdruck gebracht. Und dies alles soll angeboten werden, ohne dass sich im Osten das geringste Anzeichen dafür findet, dass die Wiedervereinigung zur Zeit auch mit dem äußersten Preis erkauft werden könnte, es sei denn um den der Freiheit, den keine deutsche Partei zahlen will und kann.

 

Mit allen Opfern, auch dem schändlichen der Preisgabe des Anspruches auf Ostdeutschland, erreichten wir — bestenfalls nach der Übergangszeit eines neutralisierten Gesamtdeutschlands — das bolschewistische Deutschland.

 

Denn wir sind nicht Österreich. In Österreich gab es keinen Eisernen Vorhang, dort bestand auch während der Zeit der russischen Besetzung großer Landesteile eine zentrale, antibolschewistische Regierung! Wir aber sind in zwei politisch und wirtschaftlich völlig verschiedenartige Teile zerrissen. Drüben rüsten bolschewistische Aggressoren, hüben kann man auch für offenkundig irreale Pläne Stimmung machen.

 

Moskaus Plan

Moskau wünscht, dass Bonn und Pankow verhandeln. Könnte man es tun, wenn Ulbricht und die Benjamin zuvor entfernt werden? Das wird vielleicht eines Tages geschehen. Vielleicht vor den Bundestagswahlen, als geschickter stimmungsmachender Schachzug. Nicht mehr. Denn wenn etwas nach dem 20. Parteitag der KPdSU klar geworden ist, dann doch das, dass die stalinistische Außenpolitik unverändert fortgeführt wird, wenn auch in anderen Kostümen.

 

Wenn man sich die Bundestagsdebatte über die Außenpolitik anhörte, hatte man oft den Eindruck, als sei schon vergessen, was Chruschtschow in Moskau dem französischen Ministerpräsidenten und dem französischen Außenminister sagte, nämlich, dass ihm 17 Millionen Deutsche in der Hand lieber seien, als 70 Millionen Deutsche in einem wiedervereinigten und sogar neutralisiertem Deutschland.

 

Auch wir wünschen, ja fordern von der Bundesregierung größere Elastizität, Wendigkeit, geschicktere Verlautbarungen. Aber manchen ihrer Kritiker empfehlen wir eines: ein Abonnement auf das Organ des Zentralkomitees der SED, „Neues Deutschland". Es muss erschrecken, wie sehr sich heute die Angriffe, die dieses Organ gegen die Bundesregierung richtet, mit denen gleichen, die von einigen westdeutschen nichtkommunistischen Kreisen ausgehen. Kann es im Interesse eines freien Gesamtdeutschlands liegen, was die von der Bevölkerung Mitteldeutschlands so gehasste SED täglich in höchster Lautstärke fordert?

 

„Der Kanzler muss abtreten, weil er in der veränderten Weltsituation fehl am Platze ist", schreibt ein westdeutsches Magazin. Und so beginnt auch jedes Mal das „Neue Deutschland": „Adenauer muss weg — um diese Erkenntnis kommt niemand, der einigermaßen real denkt, herum. Wenn er nur einen Schritt weiter denkt und überlegt, was dann positiv zu geschehen habe, so ergibt sich zwangsläufig: verhandeln, sich verständigen, vor allem mit der Deutschen Demokratischen Republik“.

 

Verhandeln, wie schön klingt das. Aber dann, und nun bitte aufgemerkt, geht es im „Neuen Deutschland" weiter: „Wenn ernsthafte gesamtdeutsche Verhandlungen begännen, so würde sofort die Frage auftauchen, wie der Frieden und der gesellschaftliche Fortschritt in Deutschland am besten zu sichern sind. Selbstverständlich würde es sich dann nicht darum handeln, ob die sozialen Errungenschaften der DDR erhalten bleiben sollen — das steht außer Frage —, sondern darum, was zur Sicherung des Friedens in Westdeutschland geändert werden muss“.

 

Änderungen in Westdeutschland zur Sicherung des Friedens? Das bedeutet doch nichts anderes als das bolschewistische Gesamtdeutschland. Das aber ist keine eigene Pankower These, über die Moskau etwa in direkten Verhandlungen eines Tages hinweggehen würde. Es ist Moskaus eigene These. Chruschtschow hat es mehrfach bestätigt. Er wird auf sein Ziel nicht verzichten, auch wenn wir noch so „nett" zu ihm sind.

 

Am liebsten waffenlos

Das Zentralkomitee der SED läuft täglich Sturm gegen die Einführung der Wehrpflicht in der Bundesrepublik. Die SED aber weiß genau, dass ein westdeutsches Bundesheer (so wenig Bedeutung es vielleicht im weltpolitischen Maßstab haben mag), den geplanten Handstreich nach gesamtdeutschen Verhandlungen erschweren oder gar unmöglich machen würde.

 

Ahnungslose Leute im Westen plappern die These des „Neuen Deutschland" nach, dass die Wehrpflicht die Wiedervereinigung unmöglich machen würde. Sie macht sie unmöglich, die Wiedervereinigung nämlich, die Pankow wünscht. Ist man zu arglos oder zu bequem, um sich die Tatsache vor Augen zu rufen, dass in Mitteldeutschland eine wohlausgerüstete, gedrillte, zum Bürgerkrieg, zum Hass gegen alles „Westliche" erzogene Armee bereits steht!

 

Wir behaupten nicht, dass die Wehrpflicht die Wiedervereinigung in unserem Sinne etwa erleichtert. Aber sie ist das kleinere Übel. Ein Defensivakt der in sich zerrissenen Demokratie gegen die aggressive Diktatur. Er ist notwendig, denn so zerrissen wir auch sind, eines wollen wir alle nicht, für eines bedanken sich auch die Phantasten und Träumer: für die Pankower „Errungenschaften des Sozialismus".

 

Posen . . .

Wir wollen sie nicht und es ist im Gegenteil, doch so, dass Millionen Europäer darauf warten, dass sie von ihnen befreit werden. Gerade erst liegt der Tag der dritten Wiederkehr des 17. Juni 1953 hinter uns. „Nun", so sagten uns die Versöhnungsreisenden, „heute ist alles schon viel besser ..." Da aber erreichen uns die alarmierenden Meldungen aus Posen. Sie haben in vielen Einzelheiten Ähnlichkeit mit dem Volksaufstand in Ostberlin und Mitteldeutschland vom Juni 1953. Und das nach mehrfach verkündeten „Neuen Kursen", nach der „Abkehr des Systems vom Stalinismus". Brot wollen die Menschen zu allererst. Und — sie stürmen die Gefängnisse —: Meinungsfreiheit.

 

Zuerst haben sie, den Meldungen zufolge, zu verhandeln versucht, sie haben, eine Delegation nach Warschau gesandt, die Arbeiter des Lokomotivwerks „Stalin". Aber auch diesmal mussten sie erfahren, dass man nichts damit erreicht, wenn man „nett" zu den Bolschewisten ist. Im Zusammenhang mit den Ereignissen in Polen gewinnt die Bonner Erklärung des Bundesaußenministers besondere Bedeutung: dass die Sowjetunion nur dann ihre Politik ändere, wenn sie auf unüberwindlichen Widerstand stoße; man müsse ihr die letzte Hoffnung nehmen, dass sich ihre bisherige Deutschlandpolitik verwirklichen ließe.

 

Die Frage der Methode ist eine andere. Die Sowjets haben die ihre geändert, sie haben eingesehen, dass das ewige Njet sie ihren Zielen nicht näher bringt. Das gilt umgekehrt auch für den Westen, insbesondere für die Bundesrepublik. Ein stures Nein bringt uns nicht weiter, es wird uns eines Tages ernste Feinde auch im befreundeten Ausland machen. Sprechen wir mit den Russen, seien wir aufdringlich, fallen wir ihnen lästig. Gut. Aber versprechen wir uns keinen Erfolg davon, ehe wir nicht für sie beachtlicher geworden sind. Bis dahin: bewahren wir unsere Freiheit, taumeln wir nicht in Abenteuer. Bleiben wir wachsam.

 

Seite 3   Sukarno zur deutschen Einheit

Vor der Universität in Heidelberg hielt der Staatspräsident der Republik Indonesien, Dr. Sukarno, am 22. Juni 1956 eine Rede, in der er u. a. ausführte: „Meine deutschen Freunde, seit langem kennen wir Deutschland als eine nationale Einheit, und diese Idee ihrer großen nationalen Einheit hat Indonesien befruchtet. Eine Nation ist ein Organismus, und ein Organismus ist unteilbar . . . Das Leben einer geteilten Nation ist ein kümmerliches Leben. Wir selber wissen das . . . Das ausgeprägte Charakteristikum einer Nation ist der Wille des Volkes zur Einheit. Wenn dieser Wille durch überwältigende Macht erdrückt wird, dann ist der nationale Organismus in tödlicher Gefahr. Wir erreichten unsere Wiedervereinigung weitgehend, weil unsere Nation einmütig und entschlossen dieses Ziel verfolgte. Nichts ist stärker als eine wirklich geeinte Nation, und schwächer als ein geteiltes Volk. Ihre eigene Geschichte zeigt es deutlich. Ich bin davon überzeugt, dass Ihre Zukunft dies erneut beweisen wird . . . Möge auch Ihnen, meine deutschen Freunde, in Ihrem Ringen um die nationale Einheit Erfüllung zur Seite stehen. Möge unsere beiden Nationen der Geist verbinden, der einen Großen, Friedrich von Schiller, sagen ließ: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr, wir wollen frei sein, wie die Väter waren, und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen“.  . . .

 

Seite 3   Tabakwerbung. Eine gute Rechnung

Ein kühler Trunk an warmen Tagen

Bereitet immer Wohlbehagen,

und deshalb holt sich hier Herr Klee

aus seinem Kühlschrank kalten Tee.

 

Sein Vetter, der bei ihm zu Gast,

der fragt erstaunt: „Nanu, Du hast

Dir einen Kühlschrank aufgestellt?

Na hör mal, hast Du so viel Geld?“

 

„Da staunst Du, was?“ sagt Klee und lacht,

„das hättest Du wohl nicht gedacht?

Ich hab‘ das Geld auf leichte Art

Durch klüg’res Rauchen mir erspart!

 

Die Zigaretten dreh‘ ich alle

Mir einfach selbst in jedem Falle:

Da rauch‘ ich dann so gut wie Du –

Und hab‘ den Kühlschrank noch dazu!“

 

Für Tabakkenner gilt seit je:

Wer selber dreht, schwört auf MB.

*oder stopft

Ein Brinkmann-Feinschnitt aus Bremen 1,35 DM

 

Seite 4   Der Lageraufenthalt in Dänemark. Noch keine Klärung für Entschädigung.

Von unserem Bonner O. B. - Mitarbeiter

Immer wieder wird die Frage gestellt, ob Vertriebene, die zunächst nach Dänemark geflohen waren, für die Zeit ihres dortigen Lagerzwangsaufenthaltes Kriegsgefangenenentschädigung zu beanspruchen haben. In Paragraph 2 Absatz 2 dieses Gesetzes heißt es, dass sie den Kriegsgefangenen gleichgestellt sind. Deutsche, die im ursächlichen Zusammenhang mit den Kriegsereignissen von einer ausländischen Macht festgehalten wurden. Diesen Paragraph 2 Absatz 2 legte die Bundesregierung in einer Rechtsverordnung, die ihrerseits auf eine Ermächtigung des Paragraphen 44 des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes gestützt wurde, dahingehend aus, dass die in Dänemark festgehaltenen Vertriebenen nicht unter den Paragraph 2 Absatz 2 des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes fallen. Sie begründete ihren Standpunkt damit, dass es sich bei den Lagern in Dänemark um keine Internierungslager handelte, sondern um Lager zum Zwecke des Abtransports, die nicht um den Deutschen die Freiheit zu nehmen, sondern um sie vor der Volkswut der Dänen zu schützen, von dänischem Militär umstellt waren.

 

Das Bundesverfassungsgericht hat kürzlich in einer Entscheidung aus formalen Gründen den Paragraph 44 des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes aufgehoben. Seit dieser Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ist die Frage aufgetaucht, ob nun nicht die Dänemark-Lagerinsassen ein Anrecht auf eine Kriegsgefangenenentschädigung besäßen. Die Frage ist im Augenblick noch ungeklärt. Unklar ist zunächst, inwieweit eine Rechtsverordnung, die auf Grund eines nachträglich für ungültig erklärten Paragraphen erlassen wurde, ihre Rechtskraft verliert. Wenn man unterstellt, dass durch den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts die Verordnung nichtig geworden sei, entsteht die neue Frage, ob sich aus dem Wortlaut des § 2 Absatz 2 des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes eindeutig eine andere Regelung herleiten lässt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine Behörde bereit sein wird, bei dem immerhin nicht ganz eindeutigen Wortlaut der Gesetzesbestimmung an die Dänemark-Lagerinsassen die Entschädigung zu zahlen, zumal erwartet werden muss, dass in einiger Zeit in einer formfehlerfreien Rechtsverordnung die Bundesregierung die alte Regelung wieder verkündet. Aus Anlass des Bundesverfassungsgerichtsurteils kann den Vertriebenen mit zeitweiligem Lageraufenthalt in Dänemark keine sehr große Hoffnung auf eine Entschädigung gegeben werden. Eine positive Lösung wird wahrscheinlich nur im Wege einer Gesetzesergänzung möglich werden. Entsprechende Bemühungen sind im Bundestag bereits im Gange.

 

Seite 4   Um die Hausrathilfe

Der Kontrollausschuss beim Bundesausgleichsamt verabschiedete den Wirtschaftsplan 1956. Existenzaufbaudarlehen und Wohnungsbaumittel werden 1956 etwa im gleichen Ausmaß wie 1955 zur Verfügung stehen, der Wohnungsbau wird sogar noch höher dotiert sein als im Vorjahr. Diese Positionen des Wirtschaftsplanes waren daher im Kontrollausschuss auch völlig unumstritten. Die ganze Diskussion drehte sich nur um die Hausrathilfe. Nachdem jahrelang die Hausrathilfeauszahlungen je Jahr bei einer Milliarde DM lagen, empfahl der Präsident des Bundesausgleichamtes für 1956 nur eine Hausrathilfeauszahlung von 742 Mill. DM. Schuld an diesem niedrigen Ansatz hatte weniger der Präsident des Bundesausgleichsamtes als der unselige Kabinettsbeschluss vom 05.04. (siehe frühere Ausgaben des Ostpreußenblattes). In der voraufgegangenen Beiratssitzung hatten die Vertreter des Lastenausgleichsausschusses des

BVD und der anderen Vertriebenenverbände nachgewiesen, dass die Unterlagen, auf denen der Regierungsbeschluss vom 05.04. zustande kam, zahllose übervorsichtige Schätzungen enthalten hatten. Angesichts dieser Lage gab das Bundesfinanzministerium in der Kontrollausschusssitzung bekannt, dass die Wahrscheinlichkeit bestehe, dass die Bundesregierung ihren Beschluss vom 05.04. dahingehend überprüfen werde, bei anderen Ausgabenposten auftretende Ersparnisse in die Hausrathilfe überzuleiten. Da die Überschätzung der Ausgabenansätze bei den anderen Leistungen mindestens 150 Mill. DM ausmacht, würde die Überprüfung des Kabinettsbeschlusses eine Erhöhung der Hausrathilfeausbezahlungen von 742 Mill. DM auf rund 900 Mill. DM bedeuten. Dadurch wäre zwar die Forderung der Vertriebenenverbände nach dem Wiedererreichen der Milliardengrenze noch nicht erfüllt, ihr aber doch bereits ein wesentliches Stück näher gekommen.

 

Seite 4   Landsleute, die jetzt aus Ostpreußen kamen

Mit dem 25. Aussiedlertransport, der am 26. Juni 1956 im Grenzdurchgangslager Friedland eintraf, sind auch 24 Landsleute aus Ostpreußen gekommen. Wir bringen hier ihre Namen; die Ortsangabe ist aus mancherlei Gründen nicht in jedem Fall fehlerfrei. Der Wohnort von 1939 ist in Klammern gesetzt. Es trafen in Friedland ein:

 

1. Brigitte Biesling, 25.11.1943 in Osterode, kommt aus Bergfriede, Kreis Osterode;

 

2. Anna Buntin, geb. Lekhaus, 22.06.1891 in Krottingen (Memel) kommt aus Schliewenhorst, Kreis Danzig;

 

3. Georg Buntin, 14.07.1887 in Mellnerhagen, Kreis Memel (Memel), kommt aus Schliewenhorst, Kreis Danzig;

 

4. Rudolf Falk, 24.11.1942 in Elbing kommt aus Elbing.

 

5. Johanna Grünheit, geb. Radtke, 27.01.1904 in Grauschienen (Hanshagen), kommt aus Stanitz/Pom.;

 

6. Christine Kowalinski, 10.11.1946 in Lipianach/ Ostpreußen, kommt aus Lipianach;

 

7. Franz Liedtke, 20.10.1878 in Redewitz bei Guttstadt (Guttstadt), kommt aus Ulkau, Kreis Danzig;

 

8. Gerlinde Morgenroth, 09.01.1942 in Danzig, kommt aus Elbing;

 

9. Irma Pohnke, geb. Kreefeld, 19.05.1912 in Dröbnitz, Kreis Neidenburg (Treuburg), kommt aus Neustadt, Kreis Danzig.

 

10. Erika Reuter, 14.06.1929 in Datzken (Datzken, Kreis Ebenrode), kommt aus Lupowa Pommern;

 

11. Ida Reuter, geb. Drossmann, 13.03.1898 in Schlossbach (Datzken, Kreis Ebenrode), kommt aus Lupowa/Pommem;

 

12. Anna Schwesig, geb. Tadra, 07.06.1900 in Bergfriede, Kr. Osterode (Bergfriede, Kr. Osterode), kommt aus Bergfriede, Kreis Osterode;

 

13. Schwesig, Margret, 18.04.1929 in Bergfriede (Bergfriede, Kreis Osterode), kommt aus Berdfriede;

 

14. Anna Simanowski, geb. Kloss, 06.01.1915 in Ganthen (Benkheim, Kreis Angerburg), kommt aus Stettin/Pommern.

 

15. Gisela Simanowski, 11.05.1943 in Benkheim, Kreis Angerburg, kommt aus Stettin;

 

16. Josef Slomski, 07.04.1883 in kgl. Neudorf (Marienburg), kommt aus Marienburg;

 

17. Franziska Slomski, geb. Wiesniewski, 15.06.1896 in Marienburg (Marienburg), kommt aus Marienburg;

 

18. Charlotte Sommer, geb. Gawlik, 02.04.1884 in Wirgow, (Logwenen Ostpreußen), kommt aus Logwenen;

 

19. Berta Soth, geb. Doerk, 02.04.1899 in Brünnekshof, Kreis Pr -Holland (Altstadt, Kreis Mohrungen), kommt aus Radatz/ Pommern.

 

20. Albert Szillat, 23.11.1891 in Grün-Dann (Grün-Dann/Elchniederung), kommt aus Schorin/Pommern;

 

21. Marta Szillat, geb. Stallzus, 27.03.1897 in Alt-Mühle (Grün-Dann/Elchniederung), kommt aus Schorin/Pommern;

 

22. Franz Treike, 26.12.1891 in ? (Tromitten, Kreis Bartenstein), kommt aus Gr.-Gluschen/Pommern;

 

23. Johanna Treike, geb. Thiehl, 28.05.1892 (Tromitten, Kreis Bartenstein), kommt aus Gr.-Gluschen/Pommern.

 

24. Luise Welk, geb. Baumgart, 12.10.1876 in Gr.-Lathana, Kreis Ortelsburg (Johannisburg), kommt aus Johannisburg.

 

Seite 4    „Thyra" siegte wieder im Dressur-Derby

Das in den Tagen vom 27. Juni bis 1. Juli veranstaltete Große Hamburger Turnier, auf dem das deutsche Spring-, Dressur- und Fahr-Derby ausgetragen wurde, war mit besten Pferden aus Deutschland und dem Ausland beschickt worden. Die ostpreußische Zucht behauptete hierbei wieder ihren alten Ruf. Wie bereits im vorigen Jahre gewann Willi Schultheis auf der braunen Trakehnerstute „Thyra" den Sieg im Dressur-Derby, diesmal mit 16,88 Punkten vor dem Olympiasieger Major St. Cyr auf dem Vollblüter „Perfekt" (15,19 Punkte), an dritter Stelle kam Heinrich Boldt auf dem Holsteiner „Brokat" (14,11 Punkte) und auf den vierten Platz der bekannte süddeutsche Dressurreiter Marotzke auf dem Hannoveraner „Falter".

 

Auch in der Material- und Eignungsprüfung für Reitpferde sah man erstklassige Pferde. In einer schweren Prüfung siegte Herr Marotzke auf dem Trakehner-Hengst „Arnost", gegen sehr starke Konkurrenz. Er kam mit diesem Pferde auch in die Prüfung „Championat der Reitpferde", die die erste und zweite aus allen Teilprüfungen vereinigt. Er wurde hier an die dritte Stelle gesetzt hinter den beiden englischen Vollblütern „St. Georg" des Herrn Dr. Schaurte aus Neuß und „Liostro" von Fräulein Hornschuh aus Forchheim/Oberfranken.

 

Im Spring-Derby, das die höchst dotierte deutsche Springprüfung ist, errangen die Ausländer mit ihren hochedlen Pferden einen großen Erfolg. Ihnen allen gelang es, den schweren Parcours mit null Fehlern zu überwinden. Zu nennen sind hier der Argentinier Carlos Delia auf seinem zwölfjährigen Fuchswallach „Discutido", der in Argentinien geboren ist, aber nach seinem Aussehen auch gut ein Ostpreuße sein könnte; ferner der Spanier Francisco Goyoaga, einstmals Weltmeister der Springreiter, auf der Hannoverschen Rappstute „Toscanella" und der Italiener Raymondo d' Inceo auf seinem sechsjährigen edlen braunen Wallach „Posilippo". Diese drei Pferde nahmen im Stechen die höchsten Hindernisse und wurden in der genannten Reihenfolge platziert. Von ostpreußischen Pferden sahen wir im Spring-Derby den edlen Wallach „Marmion" unter dem englischen Kapitän Dallas, der einen sehr guten Parcours mit nur elf Fehlern überwand, sowie die Halbostpreußen „Latane" von „Lateran", „Hardenberg von Heristhal" und „Marsalla" von „Marko", der nur acht Fehler machte und „Page" von „Per Saldo". Alle diese Pferde stammen von Trakehner Hengsten, aber aus Stämmen der hannoverschen Zucht.

 

Im Ganzen gesehen haben die Pferde der kleinen Trakehner Zucht in Westdeutschland auch auf dieser großen Leistungsprüfung ausgezeichnet abgeschnitten.

 

Seite 4   Blätter ostpreußischer Geschichte. Sommerfrischen in alter Zeit.

Foto: Wie in dem Beitrag von Dr. Gause geschildert wird, wurde man erst in der Romantik der Eigenart des samländischen Steilufers gewahr. Diese Lithographie von O. Hermann zeigt, wie ein damaliger Maler die Wolfsschlucht sah. Zwar sind bereits Stiegen zur Bequemlichkeit der Badegäste angelegt, aber der Herr, der die beiden Frauen (in der Mitte des Bildes) führt, glaubt auf den Zylinderhut auch am Strande nicht verzichten zu dürfen.

 

Das Bedürfnis nach einer Sommerirische ist eine Begleiterscheinung des Zeitalters der Technik und der rationalisierten Arbeit. In früheren Jahrhunderten mit ihren zwar langen Arbeitszeiten, aber dem bedächtigen individuellen Arbeitstempo kannten die Menschen nicht das Verlangen nach einer wochenlangen Entspannung, nach einer Unterbrechung des Arbeitsrhythmus. Man fühlte sich wohl und geborgen innerhalb der Stadtmauern, und wenn man sich erholen wollte, ging man in die Badstuben oder in die Junker- und Gemeingärten. Wenn der Bürger einen Garten vor dem Tore hatte, diente dieser als Baum- oder Krautgarten nur dem wirtschaftlichen Nutzen. Erst im Zeitalter des Barock wurde das anders. Da gab es in Königsberg zwischen der Innenstadt und der äußeren Umwallung prächtige Gärten reicher Bürger mit verschnittenen Hecken, Statuen und Springbrunnen, Grotten und Sonnenuhren. Solche Gärten lagen auf dem Tragheim und dem Roßgarten oder am Pregel, auf dem Sackheim, der Lomse und der Laak. Berühmt waren die Gärten des Goldschmieds Paul Eglof und des Apothekers Caspar Panzer. Den Schlossteich und seine Gärten begann man in der Zeit der Romantik zu lieben. Alle diese Gärten waren nicht öffentlich. Wenn der Bürger, der keinen Garten besaß, sich an der Natur erfreuen wollte, ging er vor die Tore.

 

Das Spazierengehen, also das Gehen um des Gehens willen ohne einen nützlichen Zweck, kam im 18. Jahrhundert auf. Kant war einer der ersten regelmäßigen Spaziergänger, darin modern wie in manchen andern Dingen auch. Beliebte „Lustorte“ waren damals Sprint und Kalthof vor dem Königstor, die Neue Bleiche, Maraunen und Aweyden. Der Staat wusste auch aus diesem Vergnügen Gewinn zu ziehen, indem er 1734 eine Abgabe einführte, die von den nach Toresschluss Heimkehrenden am Tor erhoben wurde. Sie kam den Kranken und Armen zugute. Als diese Spaziergänge sich immer mehr einbürgerten, entstanden vor den Toren Kaffeegärten, besonders auf den Hufen, die ihren dörflichen Charakter verloren. Man ging nach den Tanzlokalen Sprechan und Legan vor dem Steindammer Tor oder auf dem seit 1785 bestehenden Bohlensteg nach Carlsruh auf den Hufen zum Militärkonzert. Wer noch weiter hinaus wollte, fuhr zu Schilf nach Holstein oder Arnau oder zu Wagen nach Wargen. Wanderziele für die romantischen Naturfreunde waren der Wald von Wilky und der Galtgarben. Abends war man aber immer wieder zu Hause.

 

Die Sitte, sich eine Sommerwohnung zu mieten, kam erst im 19. Jahrhundert auf, und zwar blieb man in der Nähe der Stadt. Wie die Berliner zur Sommerfrische nach Charlottenburg gingen, so die Königsberger nach Ponarth oder Juditten.

 

Dann begann man die Schönheit des Meeres zu entdecken und zugleich den Nutzen des Seebades für die Gesundheit. Der Samlandstrand galt allgemein als öde. Abgesehen davon, dass er wegen des Bernsteinregals gesperrt und überwacht war, wäre es niemandem eingefallen, am Strande zu wandern. Baden unter freiem Himmel galt als unschicklich. Mutige junge Leute wagten es wohl, wie Goethe in der Schweiz, erregten aber damit viel Ärgernis, wie Goethe selbst in „Dichtung und Wahrheit" berichtet. Es bedurfte einer Wandlung des Naturgefühls, des Schönheitsempfindens und eines Fortschrittes der Hygiene, bis man dazu kam, den Strand als schön, das Seebaden als gesund, und eine Sommerfrische an der See als angenehm zu empfinden.

 

Arzt und Naturfreund war der Mann, der 1816 das erste ostpreußische Seebad in dem kleinen Fischerdorf Cranz schuf, der Regierungs- und Medizinalrat Kessel, der auch die ersten öffentlichen Grünanlagen Königsbergs geschaffen hat und dessen Namen der Verschönerungsverein trug, dem die Stadt viel zu verdanken hat. Wagemutige Pioniere einer neuen Zeit müssen die ersten Sommergäste gewesen sein, wenn sie sich nach einer Tagesfahrt in die Fluten stürzen. Sie wohnten in räuchrigen Fischerhütten oder in Zelten, die sie sich selbst errichteten. Allmählich nahm das Dorf einen anderen Charakter an. Ein Logierhaus entstand, und Restaurationen, Bälle, Theater und andere Lustbarkeiten machten es, wie Faber 1840 berichtet, zum Vergnügungsort für körperlich Gesunde. Auch der große Philosoph Rosenkranz war ein begeisterter Freund des Seebadens. In seinen „Königsberger Skizzen" schwärmt er von der Schönheit des Meeres und fährt dann fort: „Es ist zu bedauern, dass die Damen ganz gegen die Forderungen der Gesundheit auch bei uns schon der Prüderei huldigen, mit Badekleidern in die See zu gehen, bei deren Abziehen sie sich nicht selten erkälten, zu geschweigen, dass diese Hülle das Bad unkräftig und unbequem macht. Sind die Holden denn nicht vor Unverschämten durch ausgesonderte Stunden, durch die bergigen Ufer und durch die mitgenommenen Badefrauen hinlänglich geschützt? Wurde nicht in Cranz, als doch einst Beschwerden einige lorgnettierende Stutzer einliefen, zu ihrer Hut ein kurzsichtiger Gendarm aufgestellt?" So taktvoll handelte der preußische Staat!

 

Cranz blieb lange das einzige Seebad. Erst nachdem der Strand 1837 von der Verwaltung des Bernsteinregals allgemein freigegeben worden war, begannen auch andere Orte als Seebäder aufzukommen, bis schließlich die Perlenkette der Badeorte von Memel bis Zoppot entstand, die wir heute so schmerzlich vermissen. Dr. Gause

 

In dem Beitrag zu dieser Reihe über den Freiherrn vom Stein (veröffentlicht in Folge 25) muss ein Satz lauten: „In Memel wohnte Stein im Hause des Geh. Finanzrats von Beguelin, in Königsberg im Hause des Polizeidirektors Frey auf dem Vorderroßgarten ..."

 

Seite 4   „In aller Angst getrost …“

„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein“. (Jesajas 43,1)

 

Es war Anfang September 1939 in Ostpreußen. Was viele befürchtet hatten, war eingetreten. Wir standen im Krieg. In einer Dorfkirche in der Nähe von Tilsit wurde an diesem Sonntag das Gotteswort der Gemeinde zum besonderen Trost. Es war das Wort aus Jesajas 43,1: „Fürchte dich nicht . . ." Der Pfarrer legte es aus, was dieses Wort jetzt und für die Zukunft bedeuten möchte: Der Herr verheißt seine rettende Gegenwart. Wo du auch immer hin musst, der Herr ist überall mit dir.

 

Ein Jahrzehnt später hatte die gleiche Gemeinde ein Kirchspieltreffen in einer westdeutschen Stadt. Vieles war anders geworden. Wieder predigte der Heimatpfarrer über das gleiche Wort aus Jesajas 43,1 wie einst daheim. Nun hörten wir es noch anders, gleichsam von rückwärts; wir hörten das Wort als dankbar Bewegte, gnädig Errettete, persönlich Beschenkte, als Menschen, die als lebendiges Zeugnis für die Wahrheit des Gotteswortes dastanden: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst“. Aber dieses Wort meint ja viel mehr als nur Erlösung und Errettung aus leiblicher Not und Gefahr. So viele, die sich mit uns an diese Gottesverheißung geklammert hatten, sind doch umgekommen. Gilt ihnen diese Erlösungsverheißung nicht? Ist Gottes Wort nur halb wahr? Wir wären armselige Leute, wenn Gottes Zusage vor der Macht des Todes kapitulieren müsste. Dazu ist Jesus Christus in dieser Welt erschienen, um durch Kreuz und Auferstehung die Ewige Erlösung, die Erlösung von Sunden, Schuld und Tod, zu vollenden. Das ist die all unser Denken übersteigende, unwandelbar feststehende Gewissheit: Des Herrn Gnade ist stärker als Not und Tod.

 

Diese Gnade ist uns entgegengebracht worden, ehe wir etwas dazu tun konnten: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“. Die Taufe ist das Siegel, das Gott das erste Wort in unserm Leben hat. Und sein Wort ist und bleibt das gnädige Ja-Wort trotz vieler Nein-Worte, die Menschen über unserm Leben sprechen. Niemand und nichts können uns aus seiner Hand reißen. „Du bist mein".

 

Es gehört zu der uns Menschen vor allen andern Lebewesen auszeichnenden Bestimmung, dass wir die erlösende Gnade annehmen, dass wir immer tiefer in sie hineinwachsen, dass wir Gottes Kinder werden. Gotteskindschaft macht frei von Furcht. Angst, Furcht und Sorgen sind Kennzeichen dieser vergehenden Welt, die in immer neuer Gestalt auf uns eindringen. Wer auf dem Grund der Gnade steht und Geist von Gottes Geist empfangen hat, bleibt in aller Angst getrost. Er weiß sich von Tag zu Tag weiter getragen durch die Kraft auf der ewigen Welt, von der die Verheißung sagt: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein“.

Pfarrer Barutzky, Hamm, Westfalen, früher Hohensalzburg bei Tilsit

 

Seite 5   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

8. Juli: Neidenburg in Hannover.

Rößel in Hamburg. Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof 57.

Mohrungen in Hamburg-Nienstedten. Elbschloßbrauerei.

Tilsit und Tilslt-Ragnit in Bochum „Kaiseraue", Josephinenstraße 29.

Goldap in Hannover, Stadthalle, Linie 6.

 

15. Juli: Ebenrode (Stallupönen) in Essen-Steele. Stadtgarten-Saalbau.

Angerapp in Hannover, „Dönrener Maschpark".

Gerdauen in Hamburg-Nienstedten. Elbschloßbrauerei.

Gemeinde Schillen (Kreis Tilsit-Ragnit) in der Patenstadt Plön.

 

22. Juli: Allenstein Stadt und Land in Hannover. Kurhaus Limmerbrunnen.

Braunsberg in der Patenstadt Münster.

Labiau, Haupttreffen In Hamburg-Nienstedten. Elbschloßbrauerei.

Lyck, Haupttreffen in der Patenstadt Hagen.

 

29. Juli: Bartenstein, Haupttreffen in Nienburg, Gaststätte Dierks.

Pr.-Eylau, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten. Elbschloßbrauerei.

 

5. August: Neidenburg, Hauptreffen in der Patenstadt Bochum, Nord- und Süd-Börsenhalle.

Johannisburg in Bremen, Gaststätte „Zum Kuhhirten“, Haltestelle Kirchweg.

Pr.-Holland, Hauptreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Pillau in der Patenstadt Eckernförde.

 

8. August: Rößel in Hamburg, Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof 57.

 

12. August: Heiligenbeil, Haupttreffen in Lehrte.

Memelkreise in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

Fischhausen in Pinneberg.

 

19. August: Gumbinnen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

Lötzen, Hauptreffen in der Patenstadt Neumünster.

Gerdauen, Haupttreffen in Rendsburg, Bahnhofshotel.

 

29? (zweite Ziffer unleserlich) August, Ortelsburg in Neumünster, Reichshalle, Probstenstraße 1.

 

Memel, Heydekmg, Pogegen. Das Treffen In Bochum-Gerthe am 24. Juni

Die aus den Kreisen Memel-Stadt und -Land, Heydekrug und Pogegen stammenden und heute in Nordrhein-Westfalen wohnenden Landsleute trafen sich am 24. Juni in Bochum-Gerthe. Auch aus anderen, entfernter liegenden Bundesländern und aus der sowjetisch besetzten Zone waren viele gekommen. Beim Frühgottesdienst in der evangelischen Christuskirche reichte der Raum des Gotteshauses kaum für die große Gemeinde aus. Nach der Eingangsliturgie, die der örtliche Pfarrer Knudsen hielt, predigte Pfarrer Butkewitsch, der Landesobmann der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise ist. Im Gedenken an die Heimat wurde ein Fürbittegebet gesprochen für alle, die noch in der Heimat leben und insbesondere für die nach Sibirien Verschleppten. Die Schlussliturgie wurde in der in Ostpreußen gewohnten Form gehalten.

 

Mehr als tausend Landsleute nahmen dann an dem sich anschließenden Festakt im Saal des Gästehauses der Zeche Lothringen teil; es musste nach seiner Beendigung wegen des großen Andranges eine Ausweichgaststätte ausfindig gemacht werden. Der Bochumer Bläserchor „Von der Hecke" — dessen Dirigent Heinz Trümper ostpreußischer Herkunft ist — leitete den Festakt mit dem Choral „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre ...“ ein. Nach den Grußworten des Bezirksvorsitzenden Hermann Waschkies (Essen) übermittelte der Kreisvertreter von Pogegen, von Schlenther, die Grüße der anderen, nicht anwesenden Kreisvertreter sowie von Oberregierungs- und Schulrat Meyer, der wegen einer Kur an dem Treffen nicht teilnehmen konnte. Namens der Stadt Bochum gab Bürgermeister Calderoni der Hoffnung Ausdruck, dass die Rückkehr in die Heimat nicht mehr zu lange auf sich warten lasse. Der Vorsitzende der seit 48 Jahren bestehenden örtlichen landsmannschaftlichen Gruppe, Elke, hob hervor, dass die Treue zur Heimat eine rühmliche Eigenschaft der Ost- und Westpreußen sei.

 

Als Hauptredner nahm der stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen unserer Landsmannschaft, Polley, zu politischen Geschehnissen in jüngster Zeit und zu den bedauerlichen Äußerungen des Bundesaußenministers Dr. von Brentano Stellung. Die sittliche Verpflichtung, Kinder aus Berlin in der Bundesrepublik aufzunehmen, erläuterte der Berliner Vertreter Eckert, der auch für die Landsleute aus der sowjetisch besetzten Zone sprach. Aus der Patenstadt Mannheim war Landsmann Preuß gekommen. Den Dank an alle an den Vorarbeiten Beteiligten sprach Landsmann Pfarrer Butkewitsch aus. Er verlas eine Entschließung, die an den Sprecher der Landsmannschaft, Dr. Alfred Gille, weitergeleitet wurde. In dieser Entschließung wurde bekräftigt, dass die Bevölkerung der ostpreußischen Kreise nördlich der Memel die ohne Volksbefragung 1919 vorgenommene Trennung von Deutschland nie anerkannt habe. Allein gültig sei der 1939 unter Beteiligung der Signatarmächte geschlossene Rückgliederungsvertrag mit Litauen. Ferner werden in dieser Resolution Maßnahmen zur Sicherung der Rückführung aller Landsleute im Sinne der Forderungen des deutschen Volkes gefordert. Die Kundgebung schloss mit dem Gesang des Deutschlandliedes. Sie wurde außer dem bereits erwähnten Bläserchor durch die Mitwirkung der von Klaus geleiteten DJO-Singegruppe Bochum bereichert, die mit ihren Vorführungen auch später den Landsleuten Freude bereitete.

 

Am Nachmittag erstattete der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise, Herbert Görke, einen ausführlichen Bericht über die geleistete Arbeit, zu der auch Staatsangehörigkeitserklärungen und Urkundenbeschaffungen gehören. Vertreter von fünfzehn Gruppen berieten gesondert über schwebende Fragen. Zu den Veranstaltungen am Ostpreußenabend waren viele junge Landsleute und Gäste auch aus den benachbarten Städten gekommen. Unermüdlich spielte eine Bläserkapelle der Post Bochum, der lauter Ost- und Westpreußen angehören.

 

Ebenrode (Stallupönen). Ehemalige Realgymnasiasten und Luisenschülerinen.

Nächste Zusammenkünfte: 1. am 15. Juli Beteiligung am Kreistreffen in Essen, Stadtgartensaalbau in Steele; die „Ehemaligen kommen ab 13 Uhr zueigener Tagung zusammen. Leitung Eva Haßler, geborene Kopitz, Essen-Rellinghausen, Fasanenstraße 28; 2. Am 19. August in Frankfurt am Main, Leitung Johannes Schinz, Frankfurt-Vilbel, Am Hang 9a; 3. Am 1. September in Hamburg, Leitung Dr. Rudolf Hofer, Hamburg-Volksdorf, Duvenwischen 32; verbunden mit der Teilnahme am Kreistreffen am 2. September; 4. In Hannover, Leitung Heinrich Skibbe, Hannover, Kortumstraße 12; 5. In Berlin, Leitung Hans Ritter, Berlin-Charlottenburg, Zilestraße 6 IV. Die Termine zu 4. Und 5. werden später bekanntgegeben. Besondere Einladungen ergehen jeweils an alle im Umkreis von 100 km Wohnenden; weiter entfernt Wohnende wenden sich spätestens zehn Tage vorher an den Leiter. – Unser Nachrichtenblatt Nr. 5 soll möglichst im August erscheinen. Zugleich wird ein neues Anschriftenheft für rund 650 Adressen herauskommen; für dieses wird ein Sonderbeitrag erforderlich sein. Ich erbitte alle Beiträge, Wohnungsveränderungen und Neumeldungen spätestens bis zum 31. Juli. Mit Heimatgruß  Dr. Sta?? (unleserlich)

 

Insterburg Stadt.

Herr Dr. Wander, Kreisvertreter Insterburg-Stadt, ist vom 9. Juli bis 10. August verreist. Wir bitten, alle Anfragen an die Zentralstelle der heimattreuen Insterburger in Oldenburg i. O., Kanalstraße 6 a, zu richten, um Verzögerungen in der Beantwortung zu vermeiden. Fritz Padeffke, Kreiskarteiführer

 

Johannisburg. Kreistreffen am 5. August in Bremen

Im Gegensatz zu früheren Jahren findet das Oldenburger Treffen nicht mehr in Oldenburg, sondern wegen der günstigeren Lage und besseren Verkehrsverhältnisse in Bremen statt. Ich hoffe, dass die Oldenburger dafür Verständnis haben und auch Bremen treu bleiben werden. Treffen am Sonntag, dem 5. August, in den Gaststätten „Zum Kuhhirten", Bremen, Haltestelle Kirchweg. Nähere Beschreibung folgt.

Falls Landsleute beabsichtigen, „Besuchsreisen" in die Heimat, also in das polnisch verwaltete Gebiet zu machen, so gebe ich gerne Auskunft über die zu beschreitenden Wege bzw. die zu erledigenden Formalitäten.

 

Gesucht werden:

der Bürgermeister Sache von Reihershorst und seine Ehefrau, geb. Rudnick, verw. Posegga.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter (20a), Altwarmbüchen bei Hannover

 

Gerdauen

Ich weise noch einmal darauf hin, dass unser Treffen am 15. Juli in Hamburg nicht wie bisher in der Elbschlucht, sondern in den Räumen der Elbschloßbrauerei, Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee 374, stattfindet. Das Lokal ist zu erreichen mit der S-Bahn, Haltestelle Klein-Flottbek. Ich hoffe, recht zahlreiche Heimatfreunde begrüßen zu können.

Franz Einbrodt, Kreisvertreter Solingen, Lützowstr. 93

 

Sensburg

Unser diesjähriges Kreistreffen findet nunmehr endgültig am 2. September statt, am Abend vorher — also am 1. September — treffen sich die Oberschüler der Sensburger Oberschule im Lokal Hanenberg. Ich bitte sich schon jetzt auf diesen Termin einzurichten. Bestellungen von Nachtquartieren bitte ich an das Verkehrsamt Remscheid zu richten. Es liegt wieder Veranlassung vor, zu bitten, keine Bittbriefe an die Verwaltung unserer Patenstadt zu richten. Sollte jemand irgendwelcher Hilfe bedürfen, so möge er sich an mich wenden, ich werde dann versuchen zu helfen.

Albert von Ketelhodt, Kreisvertreter Ratzeburg, Kirschenallee 11

 

Heiligenbeil. Treffen in Lehrte am 11. und 12. August.

Unser Hauptkreistreffen am 11. und 12. August in Lehrte bei Hannover wird ein besonderes Ereignis werden. Eine reichhaltige Veranstaltungsfolge ist vorgesehen. Im Vordergrund werden die Wahlen zum neuen Kreistag und zum neuen Kreisausschuss am Sonnabend, dem 11. August, stehen. Am darauffolgenden Sonntag sind allerlei Darbietungen vorgesehen. Die Stadt Lehrte als Patenstadt unserer Kreisstadt Heiligenbeil wird ein festliches Gewand tragen; denn sie will allen Landsleuten aus unserem Kreise eine herzliche Heimstätte sein und Freude bereiten. Wir wollen ihr unsere Verbundenheit durch unser zahlreiches Erscheinen bekunden. Landsleute, bereitet Euch jetzt schon vor für das Wiedersehen bei dem Treffen in Lehrte!

Emil Johannes Guttzeit

 

Angerburger im gastlichen Rotenburg. Kulturpreise und Kinderaufnahmen des Patenkreises.

Das erste diesjährige Treffen der Angerburger fand wieder in Rotenburg (Hann.), der Kreisstadt des gleichnamigen Patenkreises, am 23./24. Juni statt. Flaggen und Girlanden in den masurischen Farben schmückten die Straßen und erfreuten noch mehr Auge und Herz der schon von der schönen Lage des Städtchens entzückten Besucher. Im Laufe des Tages trafen bereits Angerburger aus allen deutschen Gauen ein.

 

Am Sonnabendnachmittag wurde die erste Sitzung des neugewählten Kreistages der Kreisgemeinschaft Angerburg im großen Sitzungssaal des Kreishauses in Anwesenheit von führenden Vertretern der Kreis- und Stadtbehörden durch Kreisvertreter Hans Priddat eröffnet. Er begrüßte besonders Oberkreisdirektor Janssen, den unermüdlichen Förderer des Patenschaftsgedankens, der seinerseits die Grüße des Landkreises und seiner Verwaltung übermittelte. Oberkreisdirektor Janssen betonte die Wichtigkeit der Tagung des Kreistages der Angerburger, der nun zum ersten Mal auf breiter Basis die Arbeit für die Heimat aufnehme.

 

Dem Bericht des Wahlausschusses folgte die Feststellung der stimmberechtigten Anwesenden. Es wurden 26 ordentliche Kreistagsmitglieder und 30 Stellvertreter gewählt. Kreisvertreter Priddat und sein Stellvertreter Jordan wurden wiedergewählt. Bei den abschließenden Anträgen und Stellungnahmen wurde zum Ausdruck gebracht, dass das vergangene Jahr hauptsächlich zur Vervollständigung der Kartei genutzt worden sei; das neue Jahr solle mit verstärkter Heranziehung der Jugend und der mittleren Generation zur Pflege und Förderung des Heimatgedankens ausgefüllt werden. Allgemeine Zustimmung fand der korporative Beitritt der Kreisgemeinschaft Angerburg als Mitglied des Heimatbundes Rotenburg/Wümme.

 

Der Abend stand im Zeichen der Heimat — auch in der Fremde. Jugendchor und Gesangverein „Germania" hatten sich zur Verfügung gestellt und gaben mit stimmungsvollen und melodienreichen Chören den Rahmen zu dem Farblichtbildervortrag des Landsmanns von Sanden-Guja „Mein Besuch auf den Bahama-Inseln (Westindien)". Angerburger besuchten auf dreimonatiger Trampfahrt ihre Kinder, die sich ein neues Wirkungsfeld als ärztliche Helfer der schwarzen Menschenkinder geschaffen haben. Die phantastischen Farbaufnahmen begeisterten alle Anwesenden. Dankbarer Beifall belohnte Landsmann von Sanden, der unbeirrt auch im Ausland für den Heimatgedanken eintrat.

 

Gottesdienste in den Kirchen beider Konfessionen sowie eine Zusammenkunft der ehemaligen „Hindenburg-Schüler" am Sonntagvormittag und die zwanglose Besichtigung der vorbildlich eingerichteten „Angerburger Stube" nahmen Hunderte von Landsleuten bei stiller Andacht und in bewegtem Erinnern wahr.

 

Der Nachmittag begann mit der Feierstunde im Saal des „Rotenburger Hof" mit Übertragung in den „Lüneburger Hof". Die Plätze reichten nicht aus, viele mussten stehen. Nach dem gemeinsamen Gesang des Ostpreußenliedes und dem Vortrag eines Prologs von Frau Anneliese Seifert, geb. Freytag, mahnte Kreisvertreter Priddat in einer Begrüßungsansprache jeden Einzelnen, sich für die Zukunft der Heimat verantwortlich zu fühlen. Oberkreisdirektor Janssen begrüßte alle, die an den „Angerburger Tagen" teilnahmen, als alte Bekannte und Freunde und bezeugte, dass der Patenkreis nicht untätig gewesen sei. Von den zur Erholung in Rotenburg gewesenen Angerburger Kindern seien zwei als ständige Bewohner dageblieben; vier seien wieder von den Pflegeeltern des Vorjahres eingeladen worden, und in diesem Jahr würden weitere 18 Kinder aus Berlin und Nordrhein-Westfalen erwartet. Der Kunstpreis für Künstler und Kunsthandwerker sowie der Literaturpreis für Darstellungen aus der Angerburger Geschichte, aus der Landschaft und dem täglichen Lebenskreis sollen zum Schaffen anspornen. Der Anspruch auf die Heimat müsse durchgefochten werden. Die Patenschaft sei nur ein Mittel im Kampf für das eine Ziel: zurück in die Heimat!

 

Der stellvertretende Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Egbert Otto, verstand es, die Angerburger in einem eingehenden geschichtlichen Rückblick zu begeistern. Das Werk im Osten — so erläuterte der Redner — sei eine bedeutsame Gemeinschaftsleistung gewesen, die die Einbeziehung des Ostens in den abendländischen Kulturkreis bewirkt habe. Wir könnten mit Stolz auf die Haltung der Ostpreußen weisen. Uns beseelen der Wille und der Glauben an die Wiederauferstehung unserer Heimat. Besonders erfreulich sei die starke Teilnahme der Jugend an dem Heimattreffen. Die Jugend sei der Fackelträger zur Aktivierung des Glaubens an die Heimat. Zu ihrer Bewährung sei den Ostpreußen der Märtyrerkranz der preußischen Passion aufgedrückt worden. Daher solle sich jeder immer wieder fragen, was er für die Heimat getan habe, damit er eines Tages vor seinen Kindern bestehen könne.

 

Kreisvertreter Priddat forderte, den Wiedervereinigungsgedanken zu einer von, jedem stets geförderten Bewegung, zu entfachen. Die Westmächte wüssten die Wiedervereinigung und unser, Recht auf die Heimat als eine gesamteuropäische Frage zu betrachten. — Die Feierstunde klang mit dem Deutschlandlied aus.

 

Der späte Nachmittag und der Abend gehörten dem Wiedersehen. Immer wieder hörte man es „Weißt du noch?", und des Erzählens war kein Ende. Mit einem frohen „Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!" trennten sich die Landsleute und fuhren zurück in alle Teile und Zonen Deutschlands. Kurt Gerdat

 

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Seite 6   Neidenburg. Heimattreffen in Hannover am 7. und 8. Juli

Das Heimattreffen in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen, erreichbar ab Hauptbahnhof mit Linien 1 und 3, beginnt am 7. Juli um 19 Uhr mit der besinnlich-heimatlichen Stunde. Die Kundgebung ist am Sonntag, dem 8. Juli, um 11 Uhr.

Paul Wagner, Kreisvertreter, Landshut, Bayern, Postfach 2

 

Norddeutsches Treffen in Hamburg 7. Oktober

Das norddeutsche Heimattreffen findet nicht am 9. September in Hamburg im „Stellinger Park", sondern am 7. Oktober in der Elbschloßbrauerei in Hamburg-Nienstedten statt. Näheres wird noch bekanntgegeben.

Paul Wagner, Kreisvertreter Landshut II, Bayern, Postschließfach 2

 

Toten- und Vermisstenkartei

Liebe Landsleute! Ein großer Teil von Ihnen hat kaum davon Kenntnis genommen, dass es innerhalb des Kreises Neidenburg eine Dienststelle „Toten- und Vermisstenkartei" gibt, die von mir geleitet wird.

 

Diese Kartei weist sehr große Lücken auf, die dadurch entstanden sind, dass unvollständige Angaben gemacht werden. Die Kartei, die die große Aufgabe hat, die Opfer der Vertreibung, aber auch des Krieges zu erfassen und der Nachwelt zu erhalten, die die Aufgabe hat, das Ableben von Landsleuten der Allgemeinheit zur Kenntnis zu bringen, kann aber nur dann arbeiten, wenn die Angaben über Verluste oder über das Ableben von Angehörigen vollständig erfolgen.

 

Ich bitte daher in Zukunft, aber auch jetzt für die rückliegenden Meldungen, bei Angaben von Opfern der Vertreibung, von Gefallenen, Vermissten oder Verstorbenen Name, Vorname, Geburtsdatum und Geburtsort, Beruf, Wohnung in der Heimat und Wohnung jetzt, wann und wo verstorben, anzugeben. Nur bei solchen Angaben ist es möglich, im Heimatbrief die Bekanntmachungen so zu erfassen, dass jeder Landsmann weiß, um wen die Gemeinschaft trauert. Meine Anschrift finden Sie nachstehend:

 

Wilhelm Losch (Verwaltungsdirektor der Krankenkasse in Neidenburg), jetzt München 22, Oettingerstraße 56 I, Führer der Toten- und Vermisstenkartei des Kreises Neidenburg.

 

Einladung zur Jahreshauptversammlung — ordentliche Mitgliederversammlung — des Vereins „Kreis Neidenburg e. V., in der Landsmannschaft Ostpreußen". Die Mitgliederversammlung — ordentliche Mitgliederversammlung — gemäß § 5 der Satzung findet am Sonnabend, dem 4. August 1956 in Bochum, Nord- und Süd-Börsenhalle statt. Beginn 14 Uhr. Alle Mitglieder werden unter Hinweis auf die Beschlussfähigkeit ohne Rücksicht auf die Zahl der Erschienenen hiermit fristgemäß eingeladen.

 

Tagesordnung: 1. Feststellung der Anwesenden, 2. Bericht über das abgelaufene Jahr, 3. Geschäftsbericht, 4. Kassenbericht, 5. Entlastung, 6. Übertragung von Rechten gemäß § 5 auf den Kreistag, 7. Verschiedenes.

Landshut, im Juni 1956. Wagner, Vorsitzender

 

Einladung zur Sitzung des Kreistages des Kreises Neidenburg e. V. in der Landsmannschaft Ostpreußen. — Die Mitglieder des Kreistages — Bezirksvertrauensmänner und die Beauftragten der berufsständischen Organisationen, die für dieses Amt schriftlich gemäß erfolgter Wahl berufen wurden — werden hiermit zur Sitzung des Kreistages am Sonnabend, dem 4. August 1956 in Bochum, Nord- und Süd-Börsen-Halle, um 14 Uhr, gemäß § 7 der Satzung fristgerecht eingeladen. Vertretung ist durch einen Gemeindevertrauensmann des Bezirks mit schriftlicher Vollmacht gestattet, die vorzulegen ist.

 

Tagesordnung: 1. Feststellung der Anwesenden, 2. Bericht über das abgelaufene Jahr, 3 Geschäftsbericht, 4. Kassenbericht, 5. Wahlen, a) 5 Mitglieder des Kreisausschusses (Beiräte), b) Kassenprüfungskommission. Empfehlung: Wahlvorschläge für die fünf Kreisausschussmitglieder sind tunlichst bis zum Beginn der Sitzung dem Kreisvertreter schriftlich zu machen. 6. Haushaltsvoranschlag 1956/1957, 7. Verschiedenes.

Landshut/B., im Juni 1956. Wagner, Kreisvertreter

 

Fischhausen. Haupttreffen schon am 12. August in Pinneberg

Unser diesjähriges Hauptkreistreffen muss aus Lokalgründen auf Sonntag, dem 12. August vorverlegt werden. Es findet nicht in Altona, sondern in Pinneberg, der Hauptstadt unseres Patenkreises statt.

 

Pinneberg liegt an der Bahnstrecke Hamburg-Neumünster-Kiel und ist mit billigen Vorortkarten sowohl von Altona als auch von Elmshorn zu erreichen. Mit Rücksicht darauf, dass der Kreis Pinneberg das größte Baumschulengebiet der Erde hat, und gerade in diesen Tagen der Rosenflor seine unvergleichliche Pracht darstellt, ist ein Besuch besonders lohnend.

 

Wir bitten unsere Orts- und Bezirksvertreter schon jetzt auf die am Sonntagvormittag im Kreistagssitzungssaal stattfindende Kreistagssitzung — an der auch die Behördenvertreter unseres Patenkreises teilnehmen werden — sich einzurichten und durch ihr Erscheinen die Geschlossenheit unseres Heimatkreises zu dokumentieren.

 

Für diese Veranstaltung gehen in den nächsten Tagen die entsprechenden Rundschreiben und Einladungen heraus.

H. Sommer, stellvertretender Kreisvertreter, Borstel bei Pinneberg, Quickborner Straße

 

Liebe Fischhausener!

In Folge 25/26 vom 30. Juni des Ostpreußenblatts ist auf Seite 3 ein Aufruf der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Ostpreußen veröffentlicht. Für den Stadtbezirk Fischhausen ist mir die Aufstellung und Führung unserer Heimatortskartei ehrenamtlich übertragen worden. Ich bitte daher alle Mitteilungen über Fischhausener Landsleute mir baldmöglichst zukommen zu lassen. Wer sich bei mir noch nicht zur Aufnahme in unsere Heimatortskartei gemeldet hat, den bitte ich dies unter Mitteilung seiner Personalien sowie der Personalien aller Familienmitglieder und seiner Heimatanschrift (Straße und Hausnummer) und auch seiner jetzigen Anschrift zu tun.

 

Gesucht werden:

Fritz Bartels, Maurerpolier;

Richard Bartsch, Siedlung;

Bartsch, Schuhmacher, Mittelstraße;

Albert Baruth, Heizer, Kreisfeierabendhaus;

Gerda Albers, geb. Schönfeld;

Paul Bartock, geb. 13.09.1914;

Behrend, Maurer, Königsberger Straße;

Aloisius Barwinski, Pillauer Straße;

Fritz Blaukat, Bahnhof Straße;

Bolgönn, Zimmermann, Siedlung 3;

Lonni Bux;

Franz Degnat, Arbeiter, Königsberger Straße 23;

Fräulein Ebert, Kontoristin;

Friedrich Judell und Tochter Else;

Franz Grohs, Zigarrenhändler, Königsberger Str.;

Erwin Jacoby, Kaufmann, nebst Kindern Lutz und Gisela;

Johanna Korsch, geb. Schulz, Kreisfeierabendhaus;

Margarete Krause, Konditorwitwe, Langgasse 40;

Sperwien, Bauer, Abbau;

Sprey, Bauer, Abbau;

Witwe Packmohr;

Fräulein Minna Muschinski;

Karl Klein, Freiheitstraße 7.

 

Wer über den Verbleib der vorstehend aufgeführten Landsleute oder deren Angehörige Auskunft geben kann, gebe mir bitte bald Nachricht.

Bei Anfragen bitte stets die alte Anschrift in Fischhausen (Straße und Hausnummer) anzugeben und Rückporto beizufügen, da ich von keiner Seite Mittel für diesen ehrenamtlichen Schriftwechsel erhalte.

Bruno Guddat, Stadtvertreter, (24a) Lübeck, Trappenstraße 2 I

 

Elchniederung. Das Treffen in Hannover.

Das Kreistreffen am 24. Juni 1956 in Hannover war leider durch äußerst schlechtes Wetter sehr beeinträchtigt. Umso höher ist es zu bewerten, wenn trotzdem die Elchniederunger es sich nicht nehmen ließen, diesen Tag inmitten der Kreisgemeinschaft zu verleben. In den Mittagsstunden waren der große Saal des Kurhauses „Limmerbrunnen" und auch der Nebenraum voll besetzt, und es herrschte die vertraute Atmosphäre wie bei jedem Heimattreffen.

 

Um 14 Uhr hielt Kreisgeschäftsführer Sahmel einen Lichtbildervortrag, der die Landsleute für eine Stunde wieder in die Heimat führte und ihnen die eigenartige Schönheit der Elchniederung und das Leben der Bewohner in dem Land zwischen Haff und Strom eindrucksvoll vor Augen führte. In mahnenden Worten wies der Redner auf die innere Verpflichtung hin, dieses Land immer zu lieben und stets und ständig in Worten und in Taten für die Rückgewinnung der Heimat einzutreten. Er leitete damit über zu den Aufnahmen von den festlichen Tagen der Patenschaftsübernahme durch den Landkreis Grafschaft Bentheim im Vorjahr und gab der Hoffnung Ausdruck, dass dieses Patenschaftsverhältnis zwischen zwei Grenzkreisen über das Symbolhafte hinaus sich zu einem wahren Freundschaftsbunde entwickeln möge. Mit herzlichem und langanhaltendem Beifall dankte die Kreisgemeinschaft Landsmann Sahmel für seinen packenden Bildvortrag.

 

Kreisvertreter Klaus begrüßte dann kurz nach 15 Uhr die Anwesenden. In herzlichen Worten gedachte der Kreisvertreter der Toten und Vermissten unserer Heimat. Er ermahnte die Kreisgemeinschaft, im Gedenken an alle diejenigen, die ihr Höchstes für die Heimat gaben, in unverbrüchlicher Treue zu Ostpreußen zu stehen.

 

Erich Grimoni, Mitglied des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft und zugleich Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, hatte in seiner eindrucksvollen Sprechweise, oft mit echt ostpreußischem Humor gewürzt, schon nach den ersten Sätzen alle Anwesenden in seinen Bann gezogen. Er schilderte die Wesensart des ostpreußischen Menschen, wies auf alles hin, was „Mutter Ostpreußen" jedem einzelnen von uns mit auf den Lebensweg gegeben hat und was uns auch nach der Vertreibung überall Anerkennung und Achtung verschafft hat. Diese aufrechte ostpreußische Wesensart gelte es zu erhalten und insbesondere auf unsere Jugend zu übertragen, denn diese Jugend müsse ebenso wie wir Älteren in echter Verbundenheit mit der angestammten Heimat für deren Rückgewinnung eintreten. Landsmann Grimoni leitete dann über zu den jüngsten politischen Ereignissen und stellte eindeutig fest, dass kein in- oder ausländischer Politiker das Recht habe, unseren Rechtsanspruch auf die Rückgabe der deutschen Ostgebiete für problematisch zu erklären oder gar zu bestreiten. Zu den unbestrittenen Menschenrechten gehöre auch das Recht auf die Heimat, und wir würden es deshalb auch nie zulassen, dass unsere ostdeutsche Heimat in irgendeiner Form zum Handelsobjekt gemacht würde. Von unserem Zusammenhalt, und diese Worte richtete der Redner insbesondere an die Jugend, werde es abhängen, ob die friedliche Rückgewinnung der Heimat bald Wirklichkeit werde. Die Ausführungen des Landsmannes Grimoni wurden mit großem Beifall aufgenommen.

 

Landsmann Klaus dankte dem Redner für seine zu Herzen gehenden Worte. Kreisgeschäftsführer Sahmel sprach das Schlusswort, wobei er zum tätigen Beweis der Zusammengehörigkeit der gesamten Kreisgemeinschaft zu einer Sammlung für das „Hilfswerk Elchniederung" aufrief. Mit dem gemeinsamen Gesang des Deutschlandliedes wurde die Feierstunde beschlossen.

 

Bereits am Vorabend hatte ein Sondertreffen der jungen Generation stattgefunden, bei dem Kreisvertreter Klaus und Landsmann Sahmel zu den Anwesenden sprachen. Es wäre allerdings wünschenswert, wenn bei solchen Schülertreffen nicht nur immer wieder die Heinrichswalder den weit überwiegenden Teil der Anwesenden stellen würden, sondern wenn auch zukünftig die jungen Menschen aus allen anderen Orten des Kreises zahlreicher daran teilnehmen würden.

 

Seite 6   Haus des deutschen Ostens in Bielefeld geplant. Haupttreffen der Gumbinner in der Patenstadt

Zum dritten Male trafen sich am 23. und 24. Juni die Gumbinner in ihrer Patenstadt Bielefeld; zweitausend waren gekommen, um ihre Zugehörigkeit zu der großen Heimatfamilie zu bekunden.

 

Schon am Sonnabend hatten sich zahlreiche Gäste zur öffentlichen Sitzung des Gumbinner Kreistages eingefunden. Im festlich geschmückten großen Sitzungssaal des Rathauses tagten die Vertreter des Kreises Gumbinnen und der Rat der Stadt Bielefeld. Bürgermeister Vogeler brachte in herzlichen Worten die Verbundenheit der Patenstadt Bielefeld mit den Gumbinnern zum Ausdruck und sagte ihnen jede nur mögliche Hilfe zu. Die Stadt Bielefeld plant, ein Haus des deutschen Ostens zu bauen, das zum Mittelpunkt der kulturellen Arbeit und des geselligen Lebens der Vertriebenen werden soll.

 

Da der Kreisälteste, Landrat Walter, einer Erkrankung wegen am Erscheinen verhindert war, wurde Herr Karl Olivier für die Dauer des Treffens mit der Wahrnehmung der Aufgaben des Kreisältesten beauftragt. Kreisvertreter Hans Kuntze dankte der Stadt Bielefeld für alle Ermutigungen und für die Unterstützung, die die Patenstadt ihrem Patenkind Gumbinnen angedeihen ließe. Das rührige Patenkind Gumbinnen brauche diese Unterstützung, um zu wachsen und zu gedeihen. Der Kreisvertreter hob dann die rege Beteiligung der Jugend des Kreises Gumbinnen an den Jugendfreizeiten hervor. Die Arbeit für die Jugend und mit der Jugend gebe der landsmannschaftlichen Arbeit und der Patenschaft Sinn und Aufgabe. Diese Gumbinner Jugend hänge mit großer Liebe an ihrer Heimat, und sie zeige es auch dadurch, dass sie Verbindung mit den jungen Gumbinnern halte, die in Berlin und in der sowjetisch besetzten Zone wohnen. Hans Kuntze dankte der Stadt Bielefeld für die erwiesene Hilfe bei der Kinderverschickung nach Wangerooge und bat zum Schluss, dass die Stadt Bielefeld im Hause des deutschen Ostens eine besondere Gumbinner Stube einrichten möge.

 

Salzburger Verein

Daraufhin wurde der Kassenbericht erstattet. Anschließend berichtete Herr Modricker über die Tätigkeit des Salzburger Vereins. Der Mitgliederbestand habe sich gefestigt, die Mittel reichten aus, um die Kosten zu decken, die den nur ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitgliedern entstehen. Durch einen Stiftungsakt des Vorsteheramtes der ehemaligen Salzburger Anstalt zu Gumbinnen und ihres letzten Rendanten, Postrat a. D. Brandtner, seien die in der Bundesrepublik befindlichen Vermögenswerte, bestehend aus Wertpapieren und einem Bankkonto, an den Salzburger Verein übergeführt worden. Somit sei der Salzburger Verein der Träger der Tradition der Salzburger Anstalt geworden, und er sei bemüht, dieses Vermögen zu erhalten und nach Kräften zu mehren. Herr Modricker dankte der Stadt Bielefeld für die Unterstützung bei der Verschickung von Kindern nach Salzburg.

 

Herr Lingsminat berichtete über den Stand der Kartei von Stadt und Kreis Gumbinnen. Er bittet darum, dass die Gumbinner Landsleute ihm die Änderung ihre Anschrift beim Wechsel der Wohnung mitteilen mögen. Herr Gebauer gab über den Stand seiner Arbeiten an der Archiv- und Bildsammlung Auskunft, von der er wieder einen erfreulich großen Teil in einer Ausstellung in Bielefeld während des Treffens zeigte. Herr Goldbeck gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Stadt Bielefeld ihr Versprechen, sich um die Gumbinner zu kümmern, einlöse, indem sie in verstärktem Maße Wohnraum zur Verfügung stelle und bei Existenzgründungen helfe. Herr Broßukat dankte im Namen des Gumbinner Kreisrates der Stadt Bielefeld für die bisher so erfolgreich angelaufene Arbeit und für das gezeigte Entgegenkommen. Herr Goldbeck überreichte der Cecilienschule in Bielefeld anlässlich der Feier ihres hundertjährigen Bestehens das Bild einer ostpreußischen Landschaft.

 

Der Nachmittag des 23. vereinte um 15 Uhr die Gumbinner zu einer Feierstunde in der Aula der Cecilienschule. Studienrätin Lütgert und ihre Mädel ließen in Wort, Lied und Musik Schicksal und Wesen unserer ostpreußischen Heimat und ihrer Bewohner erstehen.

 

Nach dieser eindrucksvollen Feierstunde begannen im Haus des Handwerks die Arbeitstagungen der Salzburger und der Handwerker. Ein Vertreter Salzburgs war diesmal nicht erschienen, jedoch hatte der Landeshauptmann des Landes Salzburg in einem Schreiben seine Grüße übermittelt und seine Verbundenheit betont. Der „Gollub", das Namensverzeichnis der in Ostpreußen angesiedelten Salzburger, ist wieder erschienen und kann beim Salzburger Verein bestellt werden. Herr Langbehn gab eine Satzungsänderung bekannt und berichtete, dass der Salzburger Verein nunmehr eingetragener Verein geworden sei. Der Kassenbericht ergab, dass der Verein seine Arbeit schuldenfrei weiterführen kann.

 

Handwerk und Jugendforum

Herr Schacknies leitete die Tagung der Handwerker, zu der Vertreter der Handwerkskammer der Stadt Bielefeld erschienen waren. Sie betonten, dass sie bei der gegenwärtigen Nachwuchslage jederzeit bereit wären, junge Gumbinner in Handwerkslehrstellen zu vermitteln. Aus einer Stiftung könnten älteren heimatvertriebenen Handwerksmeistern kleinere Unterstützungsbeträge in Fällen besonderer Not gewährt werden.

 

Zu der Tagung der Jugendfreizeitteilnehmer und des Jugendforums hatte sich erfreulicherweise eine große Zahl junger Gumbinner eingefunden. Sie zeigten, dass die Gumbinner Jugend bereit ist, zusammenzuhalten und auch den Heimattreffen mehr und mehr ein besonderes Gepräge zu geben. Auch die jungen Gumbinner sollen sich in der heimatlichen Gemeinschaft wohlfühlen, sich gegenseitig kennenlernen und somit zum Kern jener werden, die einmal den Neubau der alten Heimat vornehmen werden.

 

Der Lichtbildervortrag Herrn Gebauers führte die Gumbinner wenigstens in Gedenken an die alten Stätten ihres Wirkens. Die weiten Räume des Hauses des Handwerks boten dann den Gumbinnein Gelegenheit, im persönlichen Gespräch sowie bei Musik und Tanz beisammen zu sein.

 

Der Sonntag begann nach alter Tradition mit einem Gottesdienst. Im großen Saal des „Rütli" hörten die Gumbinner wieder einmal die Worte ihres Pfarrers Moritz, der aus Berlin gekommen war. Pfarrer Moritz konnte mitteilen, dass Jürgen Hirsch aus dem Lager Bautzen nach vielen Jahren entlassen wurde. Nun wird noch ein Gumbinner hinter sowjetzonalen Gittern zurückgehalten.

 

Nach der Predigt und dem Gottesdienst begrüßte Kreisvertreter Kuntze die stattliche Versammlung der Gumbinner. Er wies darauf hin, dass gerade die Gumbinner den Glauben an die Rückkehr in die Heimat nicht aufgegeben hätten, und dass sie unmissverständlich jedem entgegentreten würden, dem der deutsche Osten „zum Problem" werden sollte.

 

Am Nachmittag trafen sich ehemalige Friedrichsschüler und Cecilienschülerinnen. Sie äußerten den Wunsch, dass die Arbeit des bisherigen Vorstandes fortgesetzt werden möge und dass das Band der Zusammengehörigkeit gefestigt werde.

 

Bei Unterhaltung, Gesprächen. Tanz und Musik klang der Sonntag aus. Die Gumbinner verabschiedeten sich mit dem Versprechen, im nächsten Jahre wieder in ihrer Patenstadt Bielefeld zusammenzukommen. Der besondere Dank gebührt allen denen, die in Bielefeld das Treffen vorbereiteten und für den reibungslosen Ablauf sorgten.

 

Seite 6   Haupttreffen der Johannisburger

Während über zwanzigtausend Zuschauer am vergangenen schwül-sonnigen Julisonntag in Hamburg-Klein-Flottbek das Deutsche Springderby 1956 verfolgten, kamen nur wenige hundert Meter von dem herrlichen Turnierplatz entfernt unsere Johannisburger Landsleute zu ihrem Hauptkreistreffen zusammen. Auf den Terrassen der Elbschloßbrauerei hatten die Johannisburger ein sommerlich schönes Bild der von Ausflugsdampfern und Segelbooten belebten Elbe vor Augen.

 

Nach einer Andacht, die Pfarrer Woytewitz (Arys) hielt, eröffnete Kreisvertreter Fr. W. Kautz das Treffen mit der Totenehrung. Er begrüßte anschließend mit herzlichen Worten die aus der sowjetisch besetzten Zone gekommenen Landsleute und die Spätheimkehrer. Die Johannisburger könnten von sich stolz sagen, dass zu ihren Treffen immer mehr Ostpreußen kämen. Das sei sehr zu begrüßen, denn gerade durch die Heimattreffen wird, wenn auch nur im kleinen, unsere Verbundenheit mit der Heimat auch nach außen zum Ausdruck gebracht. Der Redner gedachte besonders der Johannisburger, die noch jetzt in der Heimat leben. Allenstein und auch Johannisburg, so führte er aus, seien im Zusammenhang mit dem polnischen Aufstand genannt worden. — Kreisvertreter Kautz richtete an die Jugend den dringenden Appell, unbedingt mitzuarbeiten. Die Eltern mahnte er, die jungen Ostpreußen im Gedanken an ihre Heimat zu erziehen, ihnen zu erzählen, wie schön sie war und ist und um welche Werte es bei unserem Kampf um die Heimat damit geht. „Erhaltet den Kindern unsere Heimat“, so rief ihnen der Redner zu, „und wenn es zunächst nur im Herzen ist“. Im Zusammenhang damit wies Landsmann Kautz darauf hin, dass demnächst ein Jugendfreizeitlager vom Patenkreis Flensburg-Land veranstaltet würde. Auch in diesem Jahr wollte der Kreis Flensburg ein Dutzend Jungen bei sich aufnehmen, leider seien aber nur drei Meldungen erfolgt. Unter großem Beifall schloss Landsmann Kautz mit der Mahnung, die innere Überzeugung, dass wir wieder einmal nach Hause kämen, nie zu verlieren und immer für diese große Aufgabe zu arbeiten.

 

Der frühere Johannisburger Landrat Ziemer dankte anschließend dem Kreisvertreter und dem Kreisausschuss mit warmen Worten für die in vorbildlicher Weise geleistete Arbeit. Landsmann Ziemer betonte, dass wir jetzt, ohne allzu große Optimisten zu sein, doch etwas hoffnungsvoller in die Zukunft sehen könnten. In der Sowjetunion und vor allem in den Satellitenstaaten bahne sich allmählich eine Änderung an.

 

Der „Patenonkel" der Johannisburger, der Landrat des Patenkreises Flensburg-Land, Dr. Schlegelberger, begrüßte dann seine „Patenkinder" auf das herzlichste. Wenn er damit vielleicht auch im Gegensatz zur augenblicklichen politischen Konvention stehe, so müsse er doch sagen, dass er stolz sei, unter der schwarz-weißen Fahne sprechen zu dürfen. Unter starkem Beifall der Johannisburger betonte er, dass wir es nicht nötig hätten, uns dessen zu schämen, unter dem unsere Väter groß geworden sind und große Leistungen vollbracht haben. Unser Volk müsse sich jetzt wie eine Familie bewähren und die schwere Lage gemeinsam ertragen und gemeinsam aus ihr lernen. Zunächst müssten wir auf die Wiedervereinigung mit der Sowjetzone hinarbeiten, obwohl damit nur ein Bruchteil der deutschen Heimat wieder zusammenkäme. Nach diesem ersten Schritt müssten wir dann gemeinsam weitergehen. Nur wer diese Gemeinsamkeit kenne, werde auch den Glauben an ein gemeinsames Ziel finden. Wir hatten zwar die Heimat verloren, so schloss der Redner, aber unser Vaterland sei größer und werde uns die Heimat wiedergeben.

 

Die eindrucksvolle Feierstunde wurde mit dem Singen des Deutschlandliedes beendet.

 

Eine große Freude bereitete den Johannisburgern der Sprecher unserer Landsmannschaft. Dr. Gille, der am Nachmittag zu dem Treffen erschien. Er wurde herzlich begrüßt, und mit reger Aufmerksamkeit vernahmen die Versammelten einen kurzgestrafften Überblick über die heimatpolitische Lage und einen Bericht, den unser Sprecher über die Eindrücke von seiner Amerikareise gab.

 

Seite 6   Foto: phot-Telefunken-Leßmann. Unst leewet Platt – auf Tonband.

Sollen unsere ostdeutschen Mundarten aussterben, während wir in der Zerstreuung leben? In Niedersachsen hat der Landeskonservator den pommerschen Landrat Eckert (links im Bild) beauftragt, Sprache und Gebräuche zu sammeln. Unsere Landsmannschaft macht mit! Hier hat Frau Hedwig von Lölhöffel - Tharau einige Landsleute zu sich geladen. Jeder erzählt beim Kaffeestündchen von den Bräuchen der Heimat, und zwar im Platt seiner Gegend. Ein Magnetophon nimmt die Worte auf. Die Erzähler sind oft verwundert, wenn sie zum ersten Mal ihre eigene Stimme bei der Wiedergabe hören. — Gerade erzählt Herr Lilienweiß vom „Rasemuckejoge" im Ermland. Frau Radßun hat vom Fasteloawend bim „ol Krähn in Skirlack" vertellt, Frau Laging berichtete von der Alwiede-Schockel aus dem Tilsitschen zu Pfingsten. Frau Kausch aus dem lnsterburgschen aber wusste genau, was in den „Zwölften“ alles verboten war. Der kleine Kreis wird noch öfter am Tonband zusammen kommen.

 

Seite 6   Foto: Unser Stand auf dem Königsberger Treffen in Hamburg am 3. Juni 1956 fand großen Zuspruch. Wir führen alle lieferbaren Ostpreußen-Bücher (auch aus den Verlagen Gräfe & Unzer und Rautenberg) und liefern schnell und portofrei. Bücherstube Haffke, Hamburg 13, Grindelberg 9. Verlangen Sie unseren Katalog!

 

Seite 7   Königsberg-Stadt. Neuer Stadtdirektor von Duisburg.

Zum Oberstadtdirektor der Stadt Duisburg wählte der Rat der Stadt am 25. Juni den 43-jährigen bisherigen Duisburger Beigeordneten Fritz Seydaack. Oberstadtdirektor Seydaack stammt aus Witten (Ruhr). Er wurde 1951 zum Beigeordneten der Stadt Duisburg gewählt, nachdem er bis dahin das Amt des stellvertretenden Oberkreisdirektors des Landkreises Wolfenbüttel innegehabt hatte. Seit 1954 gehörte zu seinem Duisburger Dezernat u. a. die Patenschaft für Königsberg.

 

Burgschüler, Raum Düsseldorf-Duisburg.

Das nächste Zusammensein (mit Frauen) ist für den 6. Juli, 20 Uhr, im Restaurant „Zum Burggrafen" (Eingang Graf-Adolf-Straße), 1. Stock, geplant. Regierungsrat Erzberger wird einen Vortrag halten „Was jeder vom Lastenausgleich wissen muss“.

 

Königsberg-Land

Am 10. Juli begeht der Senior unseres Kreisausschusses und Vertreter des Kirchspiels Heiligenwalde, Landwirt Heinrich Böhm – Possindern, in seltener körperlicher und geistiger Frische seinen 80. Geburtstag. Der Kreisausschuss und mit ihm die ganze Heimatkreisgemeinschaft Königsberg-Land übermittelt dem Jubilar hiermit die herzlichsten Glückwünsche. – Einer mehrere Jahrhunderte in unserem Heimatkreis ansässigen Landwirtsfamilie entstammend, sind Landsmann Böhm die wirtschaftlichen und die Besitzverhältnisse des Landvolkes unseres Heimatkreises weitgehend bekannt. Die Heimatkreisgemeinschaft Königsberg-Land verbindet seine Glückwünsche mit dem Dank für die Mitarbeit, die Landsmann Böhm trotz seines hohen Alters im Interesse der Bewohner unseres Heimatkreises und im Besonderen für die Bewohner seines heimatlichen Bezirkes Heiligenwalde in der landwirtschaftlichen Kreiskommission sowie im Gemeindearbeitskreis geleistet hat. Möge der weise Rat und die Mitarbeit unseres Landmanns, Heinrich Böhm der Heimatkreisgemeinschaft Königsberg-Land noch recht lange erhalten bleiben und möge ihm noch recht lange, ein ruhiger und gesunder Lebensabend in Gemeinschaft mit seiner Gattin beschieden sein!

 

Leider hat die Heimatkreisgemeinschaft Königsberg-Land wieder zwei treue Mitarbeiter durch den Tod verloren.

 

Am 5. Mai 1956 starb plötzlich der Vertreter der Gemeinde Korreynen, der Bauer Hermann Dirschauer, Korreynen, und am 19. Juni 1956 der Vertreter der Gemeinde Liska-Schaaken, Kaufmann Walter Groß, Liska-Schaaken. Beide Landsleute, die früher jahrelang als Bürgermeister im Interesse ihrer Heimatgemeinden tätig waren, stellten nach Gründung der Landsmannschaft Ostpreußen sofort ihre Mitarbeit zu Gunsten der Bewohner ihrer Heimatgemeinden gern zur Verfügung.

 

Die Heimatkreisgemeinschaft Königsberg-Land dankt den Heimgegangenen für ihre Treue, indem sie ihnen ein ehrendes Gedenken bewahrt.

 

Im Namen des Kreisausschusses Königsberg-Land

Fritz Teichert, Kreisvertreter Osterode

 

Osterode. Früheres Lehrerseminar Hohenstein

Bisher konnten die Anschriften von rund sechzig Kollegen ermittelt werden. Da ein Wiedersehen während der Herbstferien — voraussichtlich in Hannover — geplant ist, werden die einstigen Angehörigen des Hohensteiner Lehrerseminars gebeten, sich an Herrn Ernst Eissing. (24) Stade, Thuner Straße 1, zu wenden.

 

Bei dem großen Interesse, das auf dem Hauptkreistreffen der Osteroder in Hamburg dem neuen Kreisrundbrief bezeigt wurde, sei auch an dieser Stelle auf den grundsätzlichen Beschluss des Kreisausschusses hingewiesen, dass alle diejenigen Landsleute die den Empfang früherer Rundbriefe in keiner Weise bei dem Herausgeber Dr. Kowalski, (24) Schülp bei Nortorf, bestätigt haben, von der Zusendung weiterer Rundbriefe ausgeschlossen werden.

 

Gesucht werden:

Irene Domanski, geb. 21.03.1925, Brückendorf, Arbeitsstelle Marienkrankenhaus Allenstein, von den Russen verschleppt am 09.03.1945 aus Reichau, Kreis Mohrungen. —

 

Hans Reichelt, Hohenstein, Bankangestellter. —

 

Familie Stoll, Osterode, Elvenspoekstraße 1. —

 

Frau H. Dembkowski, Heeselicht. —

 

Hermann Hardt, Haumeister, Revierförsterei Giballen (soll Nähe Rostock wohnen). —

 

Anschrift des für Osterode zuständigen Versicherungsinspektors (aus Elbing?), ferner Angestellte des Osteroder Sozialamtes, die Angestelltenversicherungen bearbeiteten.

Meldungen erbeten an: v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter, jetzt nur Lübeck, Alfstraße 35

 

Wehlau. Hauptkreistreffen in Syke am 26. August 1956

In Syke fand zwischen Vertretern unseres Patenkreises und dem Kreisvertreter am 23. Juni eine Besprechung statt, in der das Hauptkreistreffen endgültig auf den 26. August festgelegt wurde. Es ist dabei vorgesehen, Saal und Garten des Schützenhauses und die Waldbühne mit Lautsprechern zu versehen. Es wird ein einfaches Mittagessen (Eintopf mit Einlage) für etwa 1,50 DM ausgegeben werden.

 

Unser Patenkreis ist bereit, einzelnen besonders bedürftigen Wehlauern einen Erholungsaufenthalt zu ermöglichen. Eventuelle Zuschriften, möglichst mit ärztlichem Attest, bitte ich an mich zu richten.

Amoneit, Kreisvertreter (20a) Göhrde über Dahlenburg

 

Rößel. Kreiskarte Rößel 1:100 000

Trotz wiederholter Reklamation bei der Landesaufnahme in Berlin konnte die Lieferung bisher nicht ermöglicht werden. Nach der Mitteilung vom 22. Juni ist die baldige Lieferung in Aussicht gestellt. Die Besteller werden daher nochmals um Geduld gebeten.

 

Die Seelenlisten der Gemeinden des Kreises sind Dank der Mühen der Ortsbeauftragten und ihrer Helfer, bis auf einzelne Gemeinden restlos aufgestellt. Es fehlen noch die Gemeinden Rößel, Bischofstein, Labuch, Gr. Wolken, Krausenstein mit Krausen und Rothfließ. Die zuständigen Ortsbeauftragten sind auch hier bei der Arbeit, doch fehlen ihnen die Zuschriften der ehemaligen Bewohner. Ich bitte daher nochmals um Mitteilung aller Anschriften auch bei Wohnsitzveränderungen.

Ich erinnere nochmal an die leihweise Überlassung von Fotos aus der Heimat. Diese Bitte möchte ich besonders an meine Seeburger Landsleute richten.

 

Treffen in Hamburg am 8. Juli: Wichtige Mitteilungen sind zu erwarten, aber auch frohe Stunden stehen bevor. Das Versammlungslokal, Besenbinderhof 57 ist schon vormittags geöffnet.

Franz Stromberg, Kreisvertreter, Hamburg 19, Armbruststraße 27

 

Seite 7   Bestätigungen

Es werden Einwohner von Königsberg Pr., Sackheimer Mittelstr. Nr. 39, gesucht, die von 1914 - 1918 mit mir zusammengewohnt haben und wissen, dass mein Mann Gustav Bartilewski, geb. 28.08.1883, Soldat und im Felde war. Es kommen in Frage, Fam. Carl Kaulbars, Braun, Heske, Ross. Nachricht erb. Anna Bartilewski, Berlin-Steglitz, Birkbuschstr. 35.

 

Rest der Seite: Aus der Geschäftsleitung, Unterricht, Werbung, Stellengesuche, Stellenangebote, Bekanntschaften, Verschiedenes.

 

Seite 8   Vier Fotos. Vor wenigen Tagen in Allenstein aufgenommen.

Obere Reihe (Bild links): Die einstige Garnisonkirche; im Vordergrund sieht man das Eisenbahngleis der Strecke Berlin-Osterode-Allenstein-Insterburg. (Bild rechts): Am hohen Tor ist — wovon das Ostpreußenblatt früher eine andere Seite zeigte — ein freier Platz entstanden; rechts die evangelische Kirche. — Untere Reihe (Bild links): Das Treudanktheater in der Hindenburgstraße; im Hintergrund lugt der Turm des neuen Rathauses zwischen den Baumwipfeln hervor. (Bild rechts): Die Josephi-Kirche

 

Seite 8   Ostpreußische Erde in Lüneburg. Johann Lorkowski holte seine Mutter aus Allenstein

Foto: Das alte Kopernikus-Denkmal ist umgesetzt worden. Es steht jetzt auf dem früheren Tennisplatz hinter dem Schloss. In den Sockel wurde eine Inschrift in polnischer Sprache gefügt.

 

Am vergangenen Sonntag kniete die zweiundsiebzigjährige Frau Berta Lorkowski aus Allenstein in der Lüneburger Marienkirche neben ihrer Tochter, die einen Lüneburger zum Mann hat, inmitten von vier Söhnen, die allesamt Lüneburgerinnen geheiratet haben, und dankte Gott im Gebet, dass sie nach zwölf Jahren der Trannung mit ihren Kindern vereint sein darf.

 

Johann fuhr nach Allenstein

Frau Lorkowski hätte wahrscheinlich noch lange auf ihre Ausreise nach dem Westen warten müssen, wenn ihr Sohn Johann sie nicht aus Alleinstein abgeholt hätte. Die Beschaffung der notwendigen Papiere für die Einreise in den polnisch verwalteten Teil Ostpreußens verlief so wie in allen anderen Fällen, von denen das Ostpreußenblatt berichtet hat, und von denen Johann Lorkowski gelesen hatte. Die zuständigen polnischen Beamten in Allenstein und Warschau zeigten sich entgegenkommend, als Landsmann Lorkowski bei ihnen vorsprach und um die Aushändigung der Ausreisepapiere für seine Mutter bat. Der Beamte beim Präsidium in Allenstein erklärte, dass am kommenden Tag ohnehin ein Beamter des Präsidiums nach Warschau fahren müsse, er würde die Papiere von dort mitbringen. Johann Lorkowski aber hatte wenig Zeit und wollte sich nicht darauf verlassen; er machte sich selbst auf die Reise nach Warschau, wo die Formalitäten dann auch innerhalb von zwei Tagen erledigt waren. So konnte die Reise nach Lüneburg schon acht Tage später, vom Ankunftstag in Allenstein an gerechnet, stattfinden. Die Pass- und Gepäckrevisionen wurden sehr schnell und großzügig gehandhabt.

 

Um Landsleuten, die gleichfalls die Absicht haben, eine Reise in die Heimat zu unternehmen, Unannehmlichkeiten und Zeitverlust zu ersparen, möchte Johann Lorkowski darauf hingewiesen haben, dass die Reisekosten von Berlin nach Allenstein und zurück 130,70 Westmark, nicht Ostmark, betragen, und dass man die Fahrkarten beim Bahnhof Zoo in Westberlin lösen kann. Einige Landsleute, die mit ihm fuhren, und die Karten beim Reisebüro im Ostsektor lösten, hatten durch langes Anstehen einen ganzen Tag verloren.

 

Deutsche Laute auf Allensteins Straßen

Eine der ersten Feststellungen, die Johann Lorkowski machte, als er den neu aufgebauten Bahnhof verlassen hatte, war, dass die zurückgebliebenen Deutschen ohne Scheu ihre Muttersprache sprechen konnten. In der jetzt 40 000 Einwohner zählenden Stadt gibt es aber nur noch 500 Deutsche.

 

Im Übrigen waren seine Empfindungen beim Gang durch die Vaterstadt zwiespältiger Art. Der Aufbauplan der polnischen Behörden hat das sonst so vertraute Bild stark verändert. Wohl grüßten ihn in der Wadanger Straße die Türme der Josephikirche, die, wie alle anderen Kirchen der Stadt, erhalten geblieben ist, und in der Johann einst getauft wurde, aber das Elternhaus gegenüber der Kirche fand er in Trümmer; die Mutter hatte in Lykusen, einem kleinen Dorf nahe bei Allenstein, kärgliche Unterkunft gefunden.

 

Völlig zerstört und — wohl aufgeräumt, aber noch nicht wieder aufgebaut, fand er auch die frühere Königstraße bis zur Zimmerstraße; auch die Zimmerstraße ist zum Teil zerstört.

 

Ein völlig neues Bild bot auch, vom Rathaus her gesehen, die Treudankstraße, die bis zum Tunnel in schöne und gepflegte Anlagen verwandelt ist.

 

Überhaupt hat sich das Gesicht der Stadt beim Rathaus sehr gewandelt. Das Kino „Kapitol" war zerstört und ist neu aufgebaut, aber davor ist ein weiträumiger Platz entstanden, der sich bis zu der, ebenfalls zerstörten, Kleeberger Straße ausdehnt. An seiner rechten Seite vom Rathaus her gesehen, stehen Stühle unter großen Sonnenschirmen.

 

Vor dem Regierungsgebäude, das erhalten ist und jetzt der Eisenbahndirektion zur Unterkunft dient, sind die früher dort befindlichen Anlagen zugeschüttet und gleichfalls zu einem freien Platz ausgebaut, auf dem sich ein riesiges polnisches Denkmal erhebt. Die Straße, die vom Regierungsgebäude zur Post führte, ist dadurch zu einer Sackgasse geworden.

 

An der Stelle der zerstörten Kopernikusschule (sonst sind alle Schulen erhalten), steht jetzt das neue polnische Präsidium.

 

Das Bild am Schloss ist insofern verändert, als das Kopernikus-Denkmal nicht mehr den Platz vor der Front des Schlosses ziert, sondern auf dem hinter dem Schloss befindlichen früheren Tennisplatz aufgestellt wurde, der ansehnlich hergerichtet ist. Die Inschrift am Denkmal ist jetzt in polnischer Sprache gefügt und weist auf Kopernikus als den angeblichen „großen Sohn des polnischen Volkes" hin.

 

An der Stelle des früheren Lokals „Kopernikus" ist ein moderner Hotelbau entstanden. Auch sonst geben viele Geschäfts- und Behördenbauten dem neuen Stadtbild das Gepräge.

 

Besondere Mühe hat man sich beim Aufbau der beiderseitig zerstörten Häuserzeilen in der Richtstraße gemacht; von ihrer schmalsten Stelle an in Richtung zum Alten Rathaus wurden beiderseitig Laubengänge gebaut, die bis zum Luisentheater reichen, dazu sind die in der Straße früher befindlichen Laubengänge stehen geblieben.

 

Auch in der Umgebung des erhalten gebliebenen großen Theaters ist viel und in moderner Weise aufgebaut worden.

 

Die Roonstraße ist beiderseitig neu aufgebaut, so dass alles von früher her Vertraute verschwunden ist; manchmal hatte Landsmann Lorkowski das wehe Gefühlt, sich in einer ganz fremden Stadt zu befinden.

 

Ausflug zum Stadtwald

Um Kindheitserinnerungen aufzufrischen, wanderte der für wenige Tage „Heimgekehrte" zum Stadtwald hinaus, jedoch war ihm auch hier der gewohnte Weg versperrt. An der Stelle des früheren „Bellevue" ist die frühere Königstraße zugeschüttet und mit einer Autoschlosserei verbaut; er musste den Umweg über die Tannenbergstraße machen.

 

Dafür fand er im Stadtwald selbst kaum etwas verändert vor, und es machte ihm Freude, über die alten Holzbrücken zu wandern.

 

Das alte Lokal am Jakobsberg ist unverändert erhalten geblieben, und die Anlagen dort fand er in Ordnung vor. Der Jakobstaler Sportplatz ist neu hergerichtet. Auch grüßte ihn die bekannte Silhouette der alten Eisenbahnbrücke über die Alle.

 

Gänzlich von seinem Platz verschwunden ist das Abstimmungsdenkmal.

 

Bleibendes Andenken an die Heimat

Malermeister Johann Lorkowski ist nach Lüneburg in die Rabensteinstraße zurückgekehrt, und die alte Mutter sitzt glücklich am Tisch im Kreise ihrer Lieben, von der jungen Schwiegertochter liebenswürdig und aufmerksam betreut.

 

Aber ein bleibendes Andenken an die Heimat hat der jetzt Vierzigjährige mitgebracht, einen großen Blumentopf voll schwarzer Heimaterde, der von nun an in seinem Hause einen Ehrenplatz einnehmen soll.

 

Foto: Aufnahme: Makove? (unlesbar) Die 72-jährige Frau Berta Lorkowski aus Allenstein wird bei ihrer Ankunft in Lüneburg von ihren vier Söhnen und den, ihr bisher unbekannten Enkeln liebevoll empfangen.

 

Seite 9   Die Schluchten bei Georgenswalde. Ostseebad in einer Waldlichtung.

Foto: Die Steilküste bei Georgenswalde    

Foto: Bildarchiv LMO. „Bitte, recht freundlich!“ – am samländischen Strande. Ein Erinnerungsbild wollte doch jeder gerne haben, und wer eins gerettet haben mag, wird darum froh sein.

 

Im Kreis der Ostseebäder an der samländischen Küste zählt Georgenswalde zu den jüngsten Badeorten. Der Ortsname war aber durch das dortige Rittergut schon über dreihundert Jahre bekannt. Eine Sage erzählt, dass der Große Kurfürst bei einer Jagd in dem Gergenwald (später Warnicker Forst) von einem Bären angefallen worden sei. Der damalige Wildnisbereiter Casper Cawemann sei aber hurtig herbeigeeilt und habe den Bären mit einer Keule erschlagen. Als Belohnung für diese mutige Tat soll der Landesherr das damals etwa tausend Morgen große Rittergut Gargenwald (später Georgenswalde umbenannt) seinem Lebensretter geschenkt haben.

 

Im Jahre 1906 kaufte, die Landbank-Berlin etwa die Hälfte der Ländereien des Rittergutes auf und gründete den Badeort „Ostseebad und Villenkolonie Georgenswalde". Das Ortswappen auf dem Gemeindesiegel zeigte eine alte Eiche, daneben einen Bären, der von dem Wildnisbereiter mit einer Keule angegriffen wurde, darunter die Umschrift: „In Treue fest".

 

Witzige Sprüche statt Verbotsschilder

Georgenswalde ist ringsum von Wald umgeben. Die Nordgrenze bildet die bewaldete Steilküste mit einer Höhe von 30 bis 60 Metern, die stellenweise senkrecht zur Ostsee abfällt. Da sich landeinwärts die Warnicker Forst hinzieht, erstreckt sich der Ort auf einer großen Waldwiese. Fast die Hälfte der Villen lag zu unserer Zeit noch im Waldauslauf. Von dem 45 Meter hohen Wasserturm hatte man einen weiten Rundblick bis nach dem Bismarckturm auf dem Galtgarben und den Feueressen des Bernsteinwerkes Palmnicken. An klaren, sonnigen Tagen reichte die Sicht bis zu dem weißen Sandstreifen der Kurischen Nehrung.

 

Die Samlandbahn brachte die Badegäste in einer Dreiviertelstunde von Königsberg nach Georgenswalde. Am Bahnhof war der Bahndamm etwa zehn Meter hoch; deshalb war der Bahnsteig an das zweite Obergeschoss des Bahnhofsgebäudes angelehnt. Eine breite Treppe führte zum Ausgang im Erdgeschoss. Rechts vom Bahnhofsgebäude, hinter einem Mischwald, lag die Gaststätte „Waldhaus Georgenswalde". Dieses Waldhaus war das älteste Gebäude des Badeortes. In früheren Jahren, als es noch keine Eisenbahn gab, diente es den mit Pferdefuhrwerk nach Königsberg Reisenden als Raststätte. Den Gasthausgarten mit seinen Tischen und Stühlen überschatteten mächtige alte Eichen. Eine Steintreppe führte auf den Weg zur Seebadeanstalt. Der Weg lief durch den Mischwald neben dem Gausupbach zur Gausupschlucht. An der Abzweigung des Weges nach Rauschen stand auf der Ortsgrenze ein Holztorbogen, der folgende Aufschrift trug:

 

Für jeden Fuß ist jeder Gang

Für jeden Müden jede Bank

Für jedes Auge jede Blume

Zum allgemeinen Eigentume

Für Herz und Sinn sei alles Dir

Doch nichts ist für die Finger hier.

 

Nirgends sah man die sonst üblichen Verbotsschilder; sinnvolle Sprüche ersetzten sie.

 

Grenze zum Nachbarbad Rauschen

In der Seebadeanstalt und im Freibad tummelte sich Jung und Alt in den kühlen Fluten der Ostsee. Wer hierauf verzichtete, konnte sich unter schattigen Bäumen an der „Ilskefalle" (auch in Georgenswalde gab es ein solches Lokal) niederlassen und dem bunten Treiben zuschauen. Es lohnt sich auch, die etwa achtzig Stufen zur „Gausupspitze" heraufzusteigen. Zum Ausruhen standen neben den Treppenabsätzen Bänke, so dass die Kletterpartie nach Belieben für einen Ausguck unterbrochen werden konnte. Von der Gausupspitze beobachtete man das Badeleben am Strand bis zum Nachbarbadeort Rauschen und in Richtung Warnicken. Soweit das Auge reichte, wimmelte der Strand von Badegästen.

 

Die Steilküste an der Gausupspitze ist bewaldet; sie fällt etwa vierzig Meter schräg ab. Die andere Seite der Schlucht gehört bereits zum Badeort Rauschen, da die Schlucht die Ortsgrenze darstellt.

 

Unterhalb der Gausupspitze führt ein Fußweg längs der Steilküste. An der rechten Seite beginnt mit dem Weg gleichlautend der tiefe Bärenpaß. Zur linken Seite liegt der Gausuppark mit seinen vielen Spazierwegen. Am Ende des Parks ist ein Platz mit Ruhebänken angelegt; hier stand seitlich das Denkmal für den Vorkämpfer des Samländischen Küstenschutzes, Regierungsbaurat Stahl. Sein Verdienst war es, dass am Ostseestrand etwa alle hundert Meter als Wellenbrecher Buhnen von etwa 120 Meter Länge in die See gerammt worden waren. Die Buhnen brachen bei großen Stürmen die Kraft der Ostseewogen und sie bewahrten somit die Steilküste vor der Zerstörung.

 

Eine breite Treppe machte den Abstieg herunter zum Bärenpaß bequem, denn ein Spaziergang durch den wildzerklüfteten Pass erforderte beinahe artistische Kunststücke. Wer Kletterpartien liebte, benutzte jedoch die verschlungenen Pfade immer wieder gern.

 

Auf einer weiteren Wanderung betrat man die Hochuferpromenade. Vor dem Kurhaus gähnte am Ende des Bärenpasses die tiefe Bärenbucht. Wegen ihrer vielen Klüfte war sie unpassierbar. Die Parkanlagen vor dem Kurhaus und der Kurhausgarten luden zu einer Rast ein. Auf einem Findlingsstein im Park war unordentlichen Leuten angedroht:

 

Wer Glas, Papier und Frühstückstüten

Und alles, was er nicht mehr braucht,

Hier fortwirft, der wird fünf Minuten

In Ostseewasser eingetaucht.

 

Ein Relief im Park zeigte einen Schnitter und eine Schnitterin in Stein gehauen, darunter ein Steinbecken mit sprudelnder Quelle. Vom Kurpark schritten die Besucher eine breite Treppe mit Terrassen und Bänken herunter zum Strand. An schönen Sommerabenden war hier fast jeder Platz besetzt. Jeder wollte das farbenprächtige Spiel der untergehenden Sonne bewundern, die als roter Feuerball weit, weit hinten in die Ostsee zu tauchen schien. Gern gehört wurde auch das Konzert der Kurkapelle zu dieser Stunde.

 

Weiter ging der Weg entlang der Hochuferpromenade an der Wolfskesselschlucht vorbei. Durch die Wolfskesselschlucht führte ein Schlängelweg herunter zum Badestrand. Am „Kuckucksnest", einem lauschigen Ruheplätzchen an der Promenade, bot sich ein Ausblick auf die See.

 

Gleichlaufend mit der Promenade beginnt die etwa vierhundert Meter lange Detroitschlucht, die als Rodelbahn ausgebaut war. Im Winter herrschte hier ein reger Betrieb, und dann kamen auch zahlreiche Wintersportgäste nach Georgenswalde. Am Auslauf der Detroitschlucht zieht sich die tiefe „Blaue Rinne" hin. Sie wurde durch einen tiefen Einschnitt zur See gebildet, in dem ein kleiner Bach durch die dortige blaue Bernsteinerde fließt und in die See plätschert.

 

Im nahegelegenen „Götterhain" mit seinen uralten Eichen und Linden lud der unmittelbar an der Steilküste, die hier etwa fünfzig Meter senkrecht zur See abfällt, sich bietende „Götterblick" zum Verweilen ein. Bei schönen, klaren Tagen zeigt sich am Horizont der helle Sandstreifen der Kurischen Nehrung.

 

Ein breiter Wanderweg von etwa tausend Meter Länge, zu beiden Seiten mit Wildrosen bepflanzt, führt in den „Warnicker Park". In der Nähe des alten Rittergutes befindet sich auf einer Anhöhe dicht am Naturschutzgebiet unter schattigen, alten Linden der kleine Friedhof Georgenswalde. Unweit des Gutes breitete im Getreidefeld die unter Naturschutz stehende uralte „Vesper-Eiche" ihre Zweige aus. Sie hatte schon unsere Vorfahren während der Vesperpause in ihren kühlen Schatten gelockt An der Steilküste besuchten wir den Fürstensitz" und „Gebauhrhöh". Gebauhrhöh war der Lieblingsplatz eines verdienstvollen Forstmeisters gleichen Namens.

 

An der „Fuchsschlucht" betraten wir den schon viele Jahrhunderte alten „Warnicker Park". Alexander von Humboldt hat ihn wegen seiner einmaligen Naturschönheiten damals schon erwähnt. Mächtige Linden, Eichen und Kiefern hatten die Jahrhunderte überdauert. In der Parkmitte befindet sich ein kleiner Friedhof mit Gräbern alter Oberförster und Forstmeister, die in unmittelbarer Nähe ihrer Dienststelle zur letzten Ruhe gebettet waren. Das Forstgebäude der Oberförsterei Warnicken steht am Ende des Parks inmitten alter Linden. Von der Bäderchaussee bis zum Ostseestrand ist der Park durch die Wolfsschlucht, der tiefsten Schlucht an der samländischen Bernsteinküste, begrenzt. Hier erhebt sich die höchste Stelle der Steilküste, sie fällt an der „Jägerspitze" etwa sechzig Meter tief senkrecht zur See ab. Eine Treppe, genannt „Himmelsleiter", mit etwa hundertzwanzig Stufen führt seitlich zum Fuße der Wolfsschlucht. In Folge 24 brachte das Ostpreußenblatt ein Bild von ihr. Die Treppe war von mehreren Absätzen mit aufgestellten Bänken unterbrochen. An jedem Treppenabsatz konnte man einen ermunternden Spruch lesen, zum Beispiel:

 

Die erste Bank wird übersprungen,

Wir haben ja Puste in den Lungen,

Wer viel geliebt Wein, Weib, Gesang,

Dem ist die Treppe hier zu lang.

Nur noch zehn Stufen sinds zur Jägerspitze,

Dann hast du deinen Lohn in bar,

Die Drahtseilbahn kommt nächstes Jahr.

 

In den Sommermonaten blühten in dem gesamten Küstenstreifen die Wildrosen sowie die blauen Glockenblumen und Lupinen. Ein Spaziergang während dieser Zeit — zur Linken die zerklüftete, bewaldete Steilküste, zur Rechten die blaue Ostsee mit dem ewigen Spiel der Wellen — ist jedem Badegast unvergesslich geblieben. Otto Stolzke

 

Seite 9   Briefe an das Ostpreußenblatt.

„Dann fahren wir im Automobil …“

Mit Schmunzeln wird mancher „alte" Kraftfahrer von Anno dazumal den unter obiger Überschrift in Folge 24 des Ostpreußenblattes (Ausgabe vom 16. Juni 1956) erschienenen Beitrag gelesen haben. Weckte er doch mehr oder weniger erfreuliche Erinnerungen an ein Vehikel, dessen Konstruktion im vollsten Sinne des Wortes damals noch „in den Kinderschuhen" lief.

 

Leider verspätet der Autor sich um etwa zehn Jahre. Man könnte, als nebensächlich, stillschweigend darüber hinwegsehen, wenn nicht die Zeitangaben den Eindruck erweckten, dass Ostpreußen im allgemeinen und Tilsit — „die Stadt ohnegleichen" — im Besonderen, den jeweiligen Errungenschaften der Technik um so viele Jahre nachhinkte . . .

 

1910 unterstand der Verkehr mit Kraftfahrzeugen bereits schon vier Jahre der behördlichen Kontrolle. Ab 1906 schon musste jeder Kraftfahrer eine Fahrprüfung bestehen. Genau wie heute erhielt er als Legitimation einen Führerschein. Der meine von 1908 gilt heute noch. Allerdings wurde mein damaliges Bild 1955 von der Verkehrspolizei in Schleswig ausgewechselt gegen das nun im Schein befindliche. Verlangt wurden bei der Prüfung Kenntnisse in der technischen Konstruktion, Gesundheit und körperliche Eignung sowie Probefahren; ebenso Kenntnis der Verkehrsvorschriften, die nicht so umfangreich waren wie heute. Auch war an den Verkehrswegen noch kein Schilderwald aufgeforstet. Klassen gab es nicht.

 

Die Fahrgeschwindigkeit war 1906 schon geregelt. Zugelassen waren höchstens in Ortschaften 15 km, auf der Landstraße 25 km in der Stunde. 1910 aber war die Geschwindigkeit schon erhöht auf 25 km in Ortschaften und 40 km auf freier Strecke. Das galt für Ostpreußen — Tilsit genauso wie in anderen deutschen Gauen. Die Wagen liefen aber viel schneller und die Fahrer überschritten sehr oft die aus Sicherheitsgründen bewilligte Höchstgrenze. Auf Übertretungen achteten die Gendarmen sehr. Sie beobachteten auf der Landstraße die Verkehrssünder, stoppten und nahmen die Personalien ins Protokollbuch auf. Eine Geld- oder Haftstrafe folgte nicht nur anderswo, sondern auch in Tilsit schon 1906.

 

Die Tilsiter brauchten wirklich nicht bis 1910 zu warten, um ein Auto in Natura durch ihre Straßen rollen zu sehen. Diese Fahrzeuge hatten sie schon eine ganze Reihe Jahre früher kennengelernt. Die Wagen, die 1910 auf der Pariser Weltausstellung gezeigt und verkauft wurden, waren längst kein Pendant mehr zu dem im Bild gezeigten Gefährt von 1907, das höchstens auf Jahrgang 1900 Anspruch erheben kann. 1906 gab es schon ganz ansehnliche, bequeme Karosserien, offene sowohl wie auch geschlossene Coupés. Und diesen begegnete man schon 1906 in Ostpreußen genauso wie irgendwo anders.

 

Allerdings hatten die Motoren und deren Zündung damals noch sehr viele Mucken. Sie bockten meistens gerade dann, wenn sie sich bewähren sollten.

 

Diese Darstellung der wirklichen Sachlage soll das durch Unkenntnis verrutschte Bild von der Teilnahme Tilsits an zeitgenössischer Technik wieder geraderücken.

Karlheinrich Stoll, früher Tilsit, jetzt Kiel, Knooper Weg 173

 

Dachdeckerarbeiten in luftiger Höhe

In Folge 18, Ausgabe vom 5. Mai, veröffentlichten wir einen Beitrag „Himmelfahrt in Wargen". Der 1869 geborene, einstige Obermeister der Dachdecker - Innung Königsberg, Gustav Arndt, der heute in Nidda wohnt, ergänzt in einer Zuschrift die in jenem Bericht enthaltenen Schilderungen von Schloss Preyl:

 

„ ... In dem Bericht steht, das Dach sei mit Kupfer belegt gewesen, aber nur die Türme und Ausbauten waren damit gedeckt. Als das Kupfer zu Kriegszwecken gebraucht und daher abgenommen wurde, habe ich die entblößten Teile mit Schiefer eingedeckt. Meine Dachdecker und Hilfsarbeiter waren sämtlich zum Heeresdienst einberufen, da habe ich meine Kunst beweisen müssen. Das Hauptdach war mit schlesischen engobierten Biberschwänzen eingedeckt, die eine graublaue Farbe hatten. Das Schloss wurde während meiner Militärzeit 1891 - 1892 erbaut, ich habe es noch im Rohbau gesehen, denn unsere Übungen des Infanterie-Regimentes dehnten sich bis dorthin aus. Sonst ist alles richtig in dem Bericht angegeben; ich bin selbst mit der Journaliere nach Wargen gefahren. Nun möchte ich noch etwas vom Zweiten Weltkrieg erzählen: Ich hatte die Neueindeckung des Turms der Juditter Kirche übernommen. Das Material dazu lagerte an der Kirche, da brach der Zweite Weltkrieg aus; meine Dachdecker wurden alle einberufen, da bin ich als Siebzigjähriger an die Arbeit gegangen und habe den Turm in sieben Wochen fertig eingedeckt. Die Eindeckung musste aus dem Fahrzeug ausgeführt werden, das ist keine einfache Arbeit; man sitzt auf einem Brett, nimmt das Material mit und fährt hoch mit eigener Kraft. Architekt Suttkus-Maraunenhof hatte die Bauleitung. Die Zeit der Ausführung war Mitte Oktober bis Dezember, das ist die schlechteste Zeit mit viel Wind und Regen, man wurde hin und hergeworfen; aber es wurde geschafft!"

 

Seite 10   Gumbinnen

Das Gumbinner Treffen für den norddeutschen Raum findet am 19. August in der Elbschloßbrauerei in Hamburg-Nienstedten, Elbchaussee 372, statt. Das Tagungslokal ist ab 8 Uhr geöffnet. Bahnverbindungen: S-Bahn bis Klein-Flottbek, dann 15 Minuten Fußweg oder Busverbindung vom ZOB (Omnibusbahnhof neben Hauptbahnhof Hamburg) mit Schnellbus Linie 36 bis Haltestelle Teufelsbrück.

 

Programm: 11 Uhr Gottesdienst, Pfarrer Hans Puschke, (Nemmersdorf), jetzt Hamburg-Wandsbek, Kedenburgstr. 12.

 

Anschließend Sondertreffen der Gumbinner Jugend und der Jugendfreizeitteilnehmer. Es hat sich beim Treffen in Bielefeld gezeigt, dass das Sondertreffen der Jugend sehr stark besucht war. So bitte ich, dass auch in Hamburg alle Jugendlichen aus der näheren und ferneren Umgebung erscheinen. Nachmittags gemütliches Beisammensein.

 

Kreistreffen in Berlin: Am Sonntag dem 2. September, findet das Kreistreffen in Berlin-Südende, Parkrestaurant, Steglitzer Straße 1416, statt. Bahnverbindung: S-Bahn Südende. Ich bitte jetzt schon alle Landsleute, diesen Termin weiterzugeben. An dem Treffen wird der Kreisvertreter und Herr Gebauer mit seinem Lichtbildvortrag teilnehmen. Das genaue Programm wird noch hier und unter Nachrichten Berlin im Ostpreußenblatt bekanntgegeben werden. In Berlin wird ein Sondertreffen der Jugend stattfinden.

Hans Kuntze, Kreisvertreter, Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4

 

Das Gumbinner Heimatbuch

Viele Gumbinner Landsleute haben das Heimatbuch bestellt, viel wissen aber noch nichts von seinem Erscheinen. Das Gumbinner Heimatbuch wird uns von der Heimat erzählen, es wird von der Arbeit des Kreises, der Stadt, Handel, Handwerk, Gewerbe und Heimatkunde berichten. Die Salzburger Einwanderung und Ansiedlung im Kreis Gumbinnen wird auch behandelt. Das Heimatbuch wird zum Preis von 4,-- DM abgegeben.

Bestellungen bitte an: Heimatarchiv Otto Gebauer, Heide (Holst), Joh.-Hinr.-Fehrs-Str. 68.

 

So wirbt man für das „Ostpreußenblatt"

Ein Gumbinner Landsmann gab auf dem Treffen der Gumbinner in Bielefeld dem Heimatarchiv den Auftrag, fünf Gumbinner namhaft zu machen, die das „Ostpreußenblatt" auf seine Rechnung erhalten sollen. Diese Tat ist zu begrüßen, sie ist für unseren Heimatgedanken so wertvoll, dass es nur empfohlen werden kann, noch mehr solcher „Ostpreußenblatt"-Bestellungen dem Gumbinner Heimatarchiv einzusenden. Das „Ostpreußenblatt" hilft der Landsmannschaft Ostpreußen und damit auch der Kreisgemeinschaft Gumbinnen den Heimatgedanken an unsere Landsleute heranzutragen, und es unterrichtet seine Leser auch über heimatlich-wirtschaftliche Fragen.

 

Gumbinner, denen es schwer fällt, das Bezugsgeld für das „Ostpreußenblatt" aufzubringen, bitte ich sich zu melden: Heimatarchiv Gumbinnen, Heide (Holst), Joh.-Hinr.-Fehrs-Str. 68.

 

Durch das Ravensberger und Lippische Land

Einen schönen Abschluss der Gumbinner Kreistagung bildete eine Autobusfahrt ins Ravensberger und Lippische Land am Montag, 25. Juni. Der Weg führte zuerst über Gütersloh zu den neuen Siedlungen bei Rheda. Unter Führung des Siedlungsbeauftragten Kube wurden die Nebenerwerbssiedlungen besichtigt und anschließend auch die Vollbauernsiedlungen, die jetzt drei Jahre in Betrieb sind und zeigten, was in diesen Jahren von dem ostdeutschen Bauer geschafft werden kann und auch, was für den ostdeutschen Bauer getan wird. — Nach diesen Besichtigungen übernahm der Dezernent, Verkehrsdirektor Fuchs, die Führung zum Hermannsdenkmal. Alles Wissenswerte über die Entstehung dieses Werkes wurde von Herrn Fuchs genau dargelegt, was von den Teilnehmern mit großem Interesse aufgenommen wurde.

 

Nach dem eingenommenen Mittagessen führte die Fahrt weiter nach Berlebeck zur Adlerwarte. Ein in „sehr humorvoller Weise gehaltener Vortrag über die Adlerwarte belehrte die Teilnehmer über den Zweck dieser Einrichtung. Anschließend wurde der alte Kaiseradler zum Flug freigelassen, worüber sich seine Artgenossen sehr empörten, auch sie wollten frei sein! Wir hätten noch lange den Flug des Adlers verfolgen mögen, aber wir mussten weiter und fuhren zu unserem letzten Aufenthaltsort Bad Salzuflen, das sich zum Schützenfest geschmückt hatte, und wo eine Menge Volk den Umzug erwartete. Der Bus konnte sich nur schrittweise vorwärtsbewegen, so dass die Stadt schon vom Bus aus bestens besichtigt werden konnte. Nach einer Stunde Aufenthalt musste leider die Heimfahrt angetreten werden, da mehrere Teilnehmer noch ihre Züge zur Heimfahrt zu erreichen hofften. — Die Fahrt war allen Teilnehmern ein großes Erlebnis und ein schöner Abschluss der wieder recht gelungenen Gumbinner Kreistagung.

 

Allenstein. Heimattreffen am 22. Juli in Hannover

Wie schon früher mitgeteilt, findet am 22. Juli 1956 unser Heimatkreistreffen für den Raum Hannover, das letzte in diesem Jahre, im Kurhaus Limmerbrunnen statt. Das Kurhaus ist ab Kröpke mit der Linie 3 zu erreichen. — Tagesordnung: ab 8.30 Uhr Eröffnung des Kurhauses; 10 Uhr Gottesdienste für beide Konfessionen (der katholische Gottesdienst ist in der Bennokirche, etwa zehn Minuten Fußweg vom Lokal; der evangelische Gottesdienst in der Marktkirche); 12.30 bis 14 Uhr Mittagbrot; 14 bis 15.30 Uhr Ansprachen; danach gemütliches Beisammensein bis zum Abgang der Züge.

 

Gesucht werden:

Viktoria Radomski, geborene Schmid, und Kinder, aus Thomsdorf;

 

Klara Burchert, geb. Falk, geb. 1909, aus Kaplitainen, zuletzt bei Bauer Schnarbach beschäftigt;

 

Kinder oder Ancehörige des Gärtnermeisters aus Groß-Purden, Name nicht bekannt, es liegt über die 78-jährige Witwe eine Nachricht vor.

 

Meldungen sind zu richten an Heimatkreiskartei Allenstein-Land z. H. Bruno Krämer, Celle (Hann.), Sägemühlenstraße 28.

 

Großes Verdienstkreuz für Dr. Lohmeyer

Am Sonnabend, den 23. Juni 1956, endete die Essener Tagung des Deutschen Städtetages, die die ganze Woche über gedauert hatte. Die Fahnen aus allen Landschaften des Bundesgebietes mit den bunten Wappen junger und altehrwürdiger Städte konnten wieder eingeholt werden. Zu dieser Tagung war auch der ehemalige Oberbürgermeister von Königsberg Dr. Dr. h. c. Hans Lohmeyer geladen, der am 23. Juni 1956 — wie das Ostpreußenblatt in Folge 25 berichtete — seinen 75. Geburtstag beging. Der Präsident des Deutschen Städtetages, der Berliner Erste Bürgermeister Dr. Suhr, sprach in einer Feierstunde dem Jubilar die Glückwünsche aus und überreichte ihm das Große Verdienstkreuz. Dr. Lohmeyer dankte tief bewegt für die Ehrung. — In den Beratungen wurde beschlossen, den Lastenausgleich gründlicher und beschleunigter durchzuführen. Von besonderem Interesse war die Diskussion über die Probleme der sozialen Lage der Vertriebenen und Flüchtlinge. Allgemein wurde die Auffassung vertreten, dass der Bund auf diesem Gebiet den Städten materiell mehr helfen müsse, und dass das System der Quotenaufstellung bei der Zuteilung von Umsiedlern, Flüchtlingen und Ostvertriebenen, hauptsächlich für das Ruhrgebiet, überholt sei. Es wurde ferner betont, dass die seelische und geistige Hilfe für alle Vertriebenen verstärkt werden müsse. Der Präsident des Deutschen Städtetages beschloss die Tagung mit den Worten: „Vor allem sind wir sehr froh, dass diese Tagung den Kontakt zwischen den Städten stark verbessert hat. Dies ist ein wertvolles Nebenergebnis des Städtetages. Wir freuen uns, dass wir auf sozialem Gebiet in den Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge ein Stück weiter gekommen sind, und wir hoffen, dass die Heimatvertriebenen dies auch in Kürze spüren werden.

 

Seite 10   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit in …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83. „Haus der ostdeutschen Heimat".

 

7. Juli, 20 Uhr, Heimatkreis Osterode, Kreistreffen (Großes Sommerfest), Lokal: Sportklause, Berlin-Charlottenburg, Töbelmannweg: S-Bahn Witzleben, Straßenbahn 75 bis Messedamm, Bus 4 und 10 bis Messedamm-Avus.

 

8. Juli, 9 Uhr, Heimatkreis Memel / Heydekrug / Pogegen, Dampferfahrt, Abfahrt: Schlossbrücke Charlottenburg. S-Bahn Westend, Bus A 21, Straßenbahn 3 und 54.

9 Uhr, Heimatkreis Insterburg, Dampferfahrt, Treffpunkt Schlossbrücke Charlottenburg, S-Bahn Westend, Bus A 21, Straßenbahn 3 und 54.

15 Uhr, Heimatkreis Neidenburg / Soldau, Kreistreffen, Lokal: Ideal-Klause, Berlin-Neukölln, Mareschstraße 14, S-Bahn Sonnenallee, Bus A 4.

16 Uhr, Heimatkreis Rastenburg, Kreistreffen, Lokal: Schultheiß am Lietzensee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 109, S-Bahn Witzleben, U-Bahn Kaiserdamm, Straßenbahn 60.

 

15. Juli, 17 Uhr, Heimatkreis Rößel, Kreistreffen, Lokal: Klubhaus am Fehrbelliner Platz, Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 185.

 

21. Juli, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Wilmersdorf, Bezirkstreffen, Lokal: Wolter, Berlin-Wilmersdorf, Rüdesheimer Platz 7.

 

22. Juli, 15 Uhr, Heimatkreis Goldap, Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

15. 30 Uhr, Heimatkreis Treuburg, Kreistreffen, Lokal: Domklause am Fehrbelliner Platz, Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 33.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern e. V.: Rechtsanwalt Heinz Thieler, München; Geschäftsstelle: München 8, Breisacher Str. 7, Telefon 44 84 32; Postscheckkonto Nr. 213 96, PSA

 

Dillingen. Auf dem Heimatabend am 7. Juli, 20 Uhr, im Gasthaus „Zur Krone" wird ein Lichtbildervortrag „Nördliche Wanderung" vorgeführt werden.

 

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg: Hans Krzvwinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße 43. Zweiter Vorsitzender: Regierungsrat de la Chaux, Reutlingen, Karlstraße Nr. 19.

 

Tuttlingen. Die von Dr. Schienemann geleitete Vereinigung Ordensland gibt den kulturellen Bestrebungen den Vorrang. Dies äußerte sich in einem gemeinsamen Theaterbesuch, wobei dem westpreußischen Schauspieler Herbert Steiniger für seine vorzügliche Darstellung des Mephisto in der Faust-Tragödie ein Zeichen der Anerkennung übermittelt wurde, sowie bei einer Vogesenfahrt, auf der Straßburg und Colmar besucht wurden. Der letzte Ausflug führte zu den herrlichen Barockbauten in Schussenried, Steinhausen und Zwiefalten, dann weiter in das Naturschutzgebiet um den Federsee und zu der alten gotischen Kirche von Heiligkreuztal. Ortsansässige Kenner der Kunst- und Baugeschichte führten die Landsleute, denen die Teilnehmer eine wesentliche Bereicherung ihres Wissens zu danken haben.

 

HESSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Grünberger Straße 144.

 

Erbach. Im Gasthaus „Zum Anker" in Stockheim, Kreis Erbach, in dem fortan die Zusammenkünfte der Ostpreußen stattfinden werden, wurde dem Ehepaar Gronau auf einer Abschiedsfeier eine Ehrenurkunde überreicht. Kreisobmann Flötenmeyer (Erbach) wird nunmehr die kleine versprengte Schar der ostpreußischen Heimatvertriebenen betreuen. Rege Aufmerksamkeit soll den Kindern gewidmet werden, damit auch dem Nachwuchs das Heimatgefühl erhalten bleibe Es wurden Elch- und Kulturfilme aus Ostpreußen gezeigt und bei jedem Beisammensein wird eine Filmvorführung stattfinden. Die regelmäßigen Treffen werden ab 1. September 1956 anlaufen.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni, (22a) Düsseldorf 10, Am Schein 14, Telefon 6 24 14.

 

Bünde. Am Sonntag, 15. Juli, wird in Bielefeld ein Bezirkstreffen der ostpreußischen Landsmannschaften stattfinden (siehe die Ankündigung im Ostpreußenblatt). Die Bünder landsmannschaftliche Gruppe wird mit dem Omnibus ab Bünder Markt, 9.30 Uhr, zu dem Treffen fahren. Anmeldungen bei Landsmann Petereit, Eschstraße 47, bis 12. Juli.

 

Unna. Für die Landsleute, die das Ostpreußenblatt bereits früher als am 7. Juli erhalten, wird mitgeteilt: Am Donnerstag, dem 5. Juli, wird um 20 Uhr in der Konditorei Bass, Kamener Straße, für die Landsleute aus Königsborn und Umgebung ein Lichtbildervortrag von Margarete Kudnig veranstaltet werden: und am Freitag, dem 6. Juli, wird der gleiche Vortrag um 20 Uhr in der „Sozietät", Nordring, für die Landsleute von Unna und Umgebung gehalten werden.

 

Bochum. Um der neugegründeten Frauengruppe einen starken Auftrieb zu geben, werden sich alle ostpreußischen Frauen am Mittwoch, dem 11. Juli, um 20 Uhr in der Gaststätte Fiedler, Marienstraße, Ecke Beethovenstraße (Soringerplatz) treffen. Ein am 24. Juni in Bochum-Gerthe durchgeführter Ostpreußenabend fand vor überfülltem Hause statt. Die erstmals spielende ostpreußische Bläserkapelle war ein vorzügliches Beispiel für heimatliche Hausmusik. Für den 21. Juli ist ein Ostpreußenabend in Bochum-Riemke vorgesehen.

 

Bielefeld. Programm der Veranstaltung aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Vereinigten Kreisgruppen: Sonnabend. 14. Juli. 19.30 Uhr in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums „Rettet die Heimat", eine Gedenkstunde mit Eberhard Gieseler; Sonntag. 15. Juli, Bezirkstreffen der Ostpreußen und Westpreußen. 11 Uhr auf dem Sennefriedhof, am Ehrenkreuz der Ostvertriebenen, Totengedenkfeier und Gottesdienst: 14 Uhr auf dem Johannisberg in Bielefeld. Kundgebung. Es spricht Fritz Naujoks. Mitglied des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen. Anschließend froher Ausklang.

 

Merkstein-Herzogenrath. Am Sonntag, dem 8. Juli, wird um 19.30 Uhr im Restaurant Gradel, Merkstein, ein Heimatabend stattfinden, an dessen Ausgestaltung die DJO-Gruppe Merkstein mitwirken und der Landesvorsitzende, Landsmann Rektor Erich Grimoni, sprechen wird. Es werden vier Tonfilme vorgeführt werden: außerdem werden ost- und westpreußische Bilder und eine große Auswahl von Büchern ausgestellt werden. Unkostenbeitrag 20 Pfennig.

 

Hagen. Auf der letzten Zusammenkunft im überfüllten Saale des Westfalenhofes erhob der Vorsitzende der Kreisgruppe, Ewert, scharfen Protest gegen die Äußerungen des Bundesaußenministers Dr. von Brentano. Er berichtete dann, dass die Pr.-Holländer sich bei ihrem Treffen sehr wohl in Hagen gefühlt hätten. — Darauf ertönte das Sendezeichen des einstigen Senders Königsberg. Es rollte ein von dem Kulturwart Landsmann Hanke zusammengestelltes reichhaltiges Programm ab, zu dessen Gelingen Landsmann Matejit als Ansager, Kapellmeister Rautenberg mit seinen Solisten, Frau Schweizer (Sopran) und Frau Kuhnke beitrugen. Verdienter lebhafter Beifall belohnte die Mitwirkenden.

 

Düsseldorf. Am Dienstag, dem 10. Juli, werden im Lokal „Uhlenest", Haraldstraße, der Abend der Frauengruppe und am Freitag, dem 13. Juli, ein Familienabend stattfinden. Wegen der Sommerferien unterbleiben einstweilen weitere Veranstaltungen. Das Kinderfest ist für den 4. September in dem Lokal bei Collenbach vorgesehen. Anmeldungen nimmt Frau Lettau. Düsseldorf, Solinger Straße 4, entgegen. Anmeldeschluss ist der 30. August.

 

Münster. Am Sonnabend, dem 7. Juli, ab 15 Uhr, wird im Kaffeehaus Güthmann, Steinfurter Straße (Endstation der Autobuslinie 7), das Sommerfest stattfinden. — Das Büro der Landsmannschaft befindet sich jetzt Manfred-von-Richthofen-Straße, frühere Wohnungsamtsbaracke. Sprechstunden sind jeden Montag und Mittwoch von 15 bis 18 Uhr.

 

Vereinigte Chöre in Espelkamp

Am 16. und 17. Juni fand das fünfte Verbandstreffen von dreizehn dem Verband der ostdeutschen Chöre im Regierungsbezirk Detmold angeschlossenen Chöre in Espelkamp-Mittwald statt. Die schon am Sonnabend anwesenden Chöre fanden sich am Abend zu geselliger Runde zusammen. Mit Gottesdiensten beider Konfessionen begann der Sonntag. Der Ostdeutsche Heimatchor, Lage, sang während des evangelischen, die Vereinigung „Singender Osten", Vlotho, beim katholischen Gottesdienst. Auf einer großen Kundgebung auf dem Steilhofgelände wurde des Tags der deutschen Einheit gedacht: Bundesminister Professor Oberländer hielt die Festansprache. Alle Vereinigungen umrahmten mit Massenchören die Feier. Das Chorsingen am Sonntagabend erhielt seinen besonderen Charakter durch verbindende Worte von Wolfgang Stumme. Espelkamp. Gemeinsame Lieder die von den Chören und den erschienenen Zuhörern mit Freude gesungen wurden, unterstützte das Kammerorchester Lübbecke, das auch einige Konzertstücke spielte. Es wurde anerkennend festgestellt, dass sich einige Chöre des Verbandes dank der stattgefundenen lehrreichen Chorleitertagungen gut weiterentwickelt haben.

 

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Helmut Gossing, Hannover, Anzeiger-Hochhaus, Goseriede 5/6; stellvertretender Vorsitzender H. L. Loeffke, Lüneburg. Vor dem neuen Tore Nr. 12. „Meyers Garten".

 

Delmenhorst. Auf einem Heimatabend in der Grafthalle wies der 1. Vorsitzende auf die Notwendigkeit einer noch aktiveren Arbeit hin, um zu verhindern, dass kein Handel mit den deutschen Gebieten jenseits der Oder-Neiße getrieben werde. Die Kreisgruppe missbilligte die Erklärungen des Bundesaußenministers Dr. von Brentano und begrüßte den Protest des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft. Die vom 2. Vorsitzenden, Lehrer Tomuschat, in humorvoller Weise erzählten lustigen Erinnerungen „Es geht alles von Drengfurt aus" fanden großen Beifall. Der neue Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender Willy Dunz, Am Fuhrenkamp 7; 2. Vorsitzender Albert Tomuschat, Orthstraße 33 (Hausnr. unleserlich); Schriftführer Konrad Kiehl, Karlsbader Straße 11; Kassenleiter Franz Stockhaus, Düsternortstraße 97(Straße und Hausnr. Unleserlich); Kassenprüfer Rudolf Pomper, Bremer Straße 124, und Otto Braun, Erikastraße 6; Sozialreferentin Lena Schieweck, Breslauer Straße 83; Frauengruppenleiterin Frieda Teubler, Industriestraße 26. — Als nächste Veranstaltung ist ein Familienausflug der Kreisgruppe in die nächste Umgebung geplant. — Die Landsmannschaft Ostpreußen hält jeden Freitag in der Zeit von 17 bis 19 Uhr im BvD-Geschäftszimmer, Orthstraße 15, ihre Sprechstunden ab.

 

Schwarmstedt. Am Sonntag, 8. Juli, wird ein Ausflug zum Steinhuder Meer durchgeführt werden; die Teilnehmer werden sich um 7 Uhr vor der Gaststätte Alwin Bertram treffen. — Die nächste Zusammenkunft wird im August stattfinden.

 

Diepholz. Bei der Juni-Zusammenkunft der landsmannschaftlichen Gruppe hielt ihr Obmann, Mittelschullehrer Guttzeit, einen Vortrag über „Die Küste des Frischen Haffs zwischen Pregel- und Nogatmündung". Seine Ausführungen ergänzte er durch Anekdoten und Sagen, und sie fanden herzlichen Beifall. Die von ihm gelesene plattdeutsche Geschichte „Ons Kasperletheater" von Leo Reinfeld erfreute die Landsleute ebenso wie die gemeinsam gesungenen Lieder und die zahlreichen aus der Versammlung kommenden Späße und kleinen Geschichten. Eine Sammlung für ostpreußische Kinder in Ostberlin und in der sowjetisch besetzten Zone ergab einen für die kleine Gruppe beachtlichen Betrag, der der Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen in Hamburg zugeleitet worden ist.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg - Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkallee 86; Postscheckkonto Hamburg 96 05.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Am Sonnabend, 7, Juli, um 19.30 Uhr in Harburg, Lokal Wiedemann. Winsener Str. 21 (Ecke Reeseberg), Heimatabend mit Vortrag „Anschluss der Sowjetzone — Kehren wir zurück?". Anschließend Tanz in den Sommer.

 

Billstedt: Am Sonnabend, 14. Juli, 19.30 Uhr, im Vereinslokal Koch, Billstedt, Billstedter Hauptstraße, Filmabend. Anschließend gemütliches Beisammensein. Für gute Musik ist gesorgt. Mitgliedskarten bitte mitbringen. Unkostenbeitrag 50 Pf.

 

Bergedorf: Am Donnerstag, 12. Juli, um 20 Uhr im Gemeindesaal der St.-Petri-und-Pauli-Kirche, Bergedorf, Schloßstraße, nächste Zusammenkunft. Es werden drei Filme vom „Volksbund für Frieden und Freiheit" gezeigt.

 

Kreisgruppenversammlungen

Insterburg: Sonnabend, 7. Juli, 20 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83.

 

Mohrungen: Am Sonntag, 8. Juli, findet in der Elbschloßbrauerei in Hamburg-Nienstedten das Heimatkreistreffen für Mohrungen statt, worauf wir unsere Mitglieder hinweisen.

 

Rößel: Alle Landsleute aus dem Kreis Rößel werden auf das Hauptkreistreffen des Kreises Rößel aufmerksam gemacht. Dieses findet am Sonntag, 8. Juli, in der Gaststätte Gewerkschaftshaus, Hamburg l, Besenbinderhof 57, statt.

 

Treuburg: Am Sonnabend, 14. Juli, ab 19 Uhr in der Gaststätte Steenbuck (Schultheiß). Hambg. 13, Beim Schlump 29, sehr wichtige Besprechung, zahlreiches Erscheinen notwendig. Zu erreichen mit Straßenbahn 3 und 16 sowie S- und U-Bahn.

 

Gerdauen: Unsere Mitglieder weisen wir auf das Kreistreffen des Kreises Gerdauen am Sonntag, 15. Juli, in Hamburg-Nienstedten in der Elbschiloßbrauerei hin.

 

Unsere Jugend trifft sich:

Altona: Jugendgruppe: Heimabend alle vierzehn Tage Mittwoch. 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim Altona. Bahrenfelder Straße 131. Nächster Abend am 11. Juli - Kindergruppe: Während der Schulferien fallt die Kinderstunde aus.

 

Barmbek: Jugendgruppe: Heimabend jeden Donnerstag von 18.30 bis 20.30 Uhr im Jugendheim Wittenkamp 17 a.

 

Billstedt: Jugendgruppe: Jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr m Jugendheim, Horner Brückenweg Nr. 24

 

Eimsbüttel: Kindergruppe: Jeden Dienstag von 15.30 bis 17.30 Uhr im „Heim der offenen Tür", Bundesstraße 101.

 

Elbgemeinden: Die Veranstaltungen finden zusammen mit Altona statt.

 

Fuhlsbüttel: Kindergruppe: Die Kinderstunden im Monat Juli fallen aus und beginnen erst nach den großen Ferien wieder.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Jugendgruppe: Heimabend jeden Mittwoch von 19.30 bis 21.30 Uhr, Jugendheim Winsener Straße 72a, - Kindergruppe: Während der Schulferien fällt die Kinderstunde aus.

 

Jahreshauptversammlung des LvD

Auf der Jahreshauptversammlung des Landesverbandes der vertriebenen Deutschen in Hamburg e. V., in dem die in Hamburg vertretenen Landsmannschaften zusammengeschlossen sind, wurde am 27. Juni wiederum Dr. Dr. H. Langguth um Landesvorsitzenden gewählt. Zu den gleichberechtigten Stellvertretern gehört u. a. der Vorsitzende der Landesgruppe Hamburg der Landsmannschaft Ostpreußen, Hans Kuntze. Die Delegiertenversammlung beschäftigte sich mit den in der letzten Zeit in den Vordergrund gerückten Problemen der deutschen Ostgebiete und betonte, dass die Heimatvertriebenen gemäß ihrer Charta wohl auf Rache verzichten, aber nicht auf ihr Recht. Der von Dr. Langguth gegebene Bericht zeigte deutlich, dass die Lastenausgleichsgesetzgebung nicht zu dem von den Vertriebenen gewünschten Erfolg führen könne. Dr. Langguth forderte in seinen Ausführungen ein grundsätzlich neues Entschädigungsgesetz für die Vertriebenen. Angesichts der noch heute bestehenden großen Not der Geschädigten sei es die Aufgabe der Geschädigtenorganisationen, die Initiative für eine gerechte Regelung dieses Problems erneut aufzugreifen.

 

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46 II

 

Jahreshauptversammlung der Landesgruppe

Die Landesgruppe Schleswig-Holstein hielt am 16 Juni im Versammlungslokal Haase, Neumünster ihre Jahreshauptversammlung ab. Sie war mit 62 Delegierten aus 18 Kreisgruppen — drei fehlten wegen der auf den 16. Juni vorverlegten Feiern zum Tag der deutschen Einheit — und 161 Mandaten besonders gut besucht. Die Versammlung beschäftigte sich im Wesentlichen mit heimatpolitischen Fragen und brachte in der Diskussion ihre schweren Besorgnisse und Forderungen auf diesem Gebiet zum Ausdruck. Die Rechnungslegung ergab eine zufriedenstellende Finanzlage. Der Rechnungsprüfungsbericht bezeugte eine einwandfreie Buchführung und die zweckmäßige Verwendung der bescheidenen Mittel.

 

Bei den Neuwahlen zum Landesvorstand wurde auf einzigen Vorschlag der Landesvorsitzende Fritz Schröter einstimmig wiedergewählt. Er sprach mit warmen Worten allen Mitarbeitern den Dank aus und bat um Wiederwahl der Vorstandsmitglieder Guttmann, Rehs, Schöepffer und Schiebur. Da von Lojewski sein Amt aus zwingenden Gründen niedergelegt hat, wurde Landsmann Martineit für das Kultursachgebiet einstimmig in den Vorstand gewählt. Zum Abschluss der Versammlung wurde eingehend über die Planungen für die kommende Zeit verhandelt, wobei die Überwindung des schwindenden Interesses draußen eine Aktivierung der Arbeit nach innen und außen und die Veranstaltung einer Rednerschulungstagung im Herbst den Hauptraum einnahmen.

 

Warnstedt. Am 21. Juni führte der Vorsitzende der Landesgruppe, Fritz Schröter, in Warnstedt, Kreis Segeberg, die Neugründung einer örtlichen Gruppe, der Ostpreußen durch. Mit dem Vorsitz der Gruppe wurde Landsmann Conrad beauftragt. Die anwesenden Landsleute zeigten großes Interesse für die heimatpolitische Arbeit und gelegentliche Unterrichtung durch Redner der Landesgruppe.

 

Seite 10   Angerapper in Mettmann

Da Mettmann auf Beschluss des Stadtrates am 30. November 1955 die Patenschaft auf den Kreis Angerapp ausgedehnt hat, fand das erste Treffen des ganzen Kreises am 2. und 3. Juni in Mettmann statt.

 

Den Auftakt bildeten am Sonnabend die Sitzung des Kreisausschusses und die öffentliche Sitzung des Kreistages, zu der sich bereits eine Reihe Angerapper als Zuhörer eingefunden hatte.

 

Der Leiter des Vertriebenenamtes, Herr Miehe (Stadtverwaltung Mettmann), begrüßte im Namen der Stadt die Anwesenden. Nachdem Kreisvertreter Haegert den Sinn und die Aufgaben der ostpreußischen Kreistage erläutert hatte, wurden die Wahlen des Kreisvertreters, seines Stellvertreters und des Kreisausschusses durchgeführt. Unter starkem Beifall wurde Landsmann Haegert einstimmig zum Kreisvertreter wiedergewählt wie auch sein Stellvertreter Borowsky. Mit Ausnahme von Herrn von Saucken, Julienfelde, der auf eigenen Wunsch aus gesundheitlichen Gründen aus dem Kreisausschuss ausschied, wurden die übrigen Mitglieder wiedergewählt. Für Herrn von Saucken wurde Landsmann Kallweit, früher Kallnen, in den Kreisausschuss gewählt. Auf Wunsch des Kreisvertreters wurde Landsmann Frenkel, früher Landratsamt Angerapp, zur Entlastung des Kreisvertreters als Geschäftsführer bestellt.

 

Am Abend versammelten sich die bereits eingetroffenen Angerapper mit vielen Gästen der Stadt Mettmann in der festlich geschmückten Bovensiepen-Halle. Die Programmgestaltung lag in den Händen der Jugendgruppe der Vereinigten Landsmannschaften Mettmann.

 

Am Sonntag, 11 Uhr, begann das Hauptreffen in der überfüllten Bovensiepen-Halle. Etwa siebenhundert Angerapper aus allen Teilen Deutschlands hatten sich versammelt, dazu der Bürgermeister der Stadt Mettmann, Rosendahl, sowie Stadtdirektor Dr. Röhr mit leitenden Beamten der Stadt und die Vorsitzenden der örtlichen Landsmannschaften.

 

Bürgermeister Rosendahl fand herzliche Worte der Begrüßung für seine Patenkinder. Die Stadt Mettmann will, wie der Redner versicherte, eine neue Heimat bieten, und sie soll Mittel- und Sammelpunkt bilden bis zum Tage der Rückkehr in die alte Heimat. Jeder Angerapper könne der Zuneigung der Mettmanner Bevölkerung gewiss sein. Im Namen der vereinigten Landsmannschaften Mettmann hieß der Vorsitzende der örtlichen Gruppe der Landsmannschaft Ostpreußen, Niederhausen, die Angerapper willkommen. Kreisvertreter Haegert gab bekannt, dass nun jährlich in Mettmann das Jahreshaupttreffen stattfinden werde. Er forderte zur Sammlung von Bildmaterial auf, um gemeinsam mit der Stadt Mettmann ein Bildarchiv zu schaffen bzw. einen Filmstreifen, der die Erinnerung an die alte Heimat wachhalten soll. Ferner bat er die Landsleute ihre Angaben für die Kreiskartei einzusenden, sofern dies noch nicht geschehen sei. Die Hauptansprache hielt das Vorstandsmitglied des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen der Landsmannschaft Ostpreußen, Heinz Czerlinski, selbst ein Sohn der Stadt Angerapp. Aus eigener Kenntnis und aus eigenem Erleben führte der Redner die Anwesenden in zu Herzen gehenden Worten in die Heimat zurück und ließ diese aus der Erinnerung neu erstehen. Von anhaltendem Beifall der Zustimmung mehrfach unterbrochen, unterstrich der Redner den Anspruch auf die alte Heimat und übte Kritik an den bekannten Äußerungen des deutschen Außenministers zu der Frage der deutschen Ostgebiete und an der Verleihung des Karlspreises der Stadt Aachen an Churchill. Der Redner dankte unter starkem Beifall der Anwesenden dem Kreisvertreter für die aus reinem Idealismus geleistete Arbeit an Stadt und Kreis Angerapp. Er forderte alle zur Mitarbeit auf, besonders die Jugend des Kreises. Mit einem Bekenntnis zur ewig deutschen Heimat im Osten schloss der Redner.

 

Eindrucksvoll waren die Darbietungen der „Jugendgruppe der Vereinigten Landsmannschaften Mettmann und des Fanfarenzugs der DJO Velbert. Der weitere Nachmittag war ausgefüllt mit dem Austausch von Erinnerungen, und man sah oft, wie sich alte Bekannte in die Arme fielen. Landsmann Fritz Thews, Onkel Bremse, erzählte Anekdoten und Histörchen aus vergangenen Tagen in der Heimat.

 

Es war ein Heimattreffen, wie es sein soll. Der Dank für die Ausgestaltung und das Gelingen gebührt der Stadt Mettmann, der örtlichen Landsmannschaft, der ostdeutschen Jugend, aber auch unserem Kreisvertreter.

 

Treffen in Hannover und Hamburg

Die nächsten Treffen finden am 15. Juli in Hannover im Lokal „Döhrener Maschpark" und am 5. August in Hamburg wie in den früheren Jahren im Lokal „Sülldorfer Hof" statt. Das Lokal „Döhrener Maschpark" ist vom Bahnhof Hannover mit den Straßenbahnlinien 1, 8 und 16 bis Haltestelle Fiedlerstraße zu erreichen. Ich bitte alle Landsleute aus Stadt und Kreis Angerapp, recht zahlreich an dem Treffen teilzunehmen.

 

Für einen für den Kreis Angerapp herzustellenden Filmstreifen werden geeignete Bilder benötigt. Ich bitte alle Landsleute, mir Aufnahmen von schönen Landschaften, Sehenswürdigkeiten, Kirchen, alten und schönen Häusern usw. einzusenden. Die Bilder werden an die Einsender nach Gebrauch wieder zurückgesandt.

 

Gesucht werden:

Studienrat Schulze, Angerapp, Lindenstraße;

 

Familie Maxwitat, Anaerapp, Bahnhofstraße (Landratsamt);

 

Familie Meyer, Angerapp, Siedlung;

 

Familie Gernat, Sodehnen.

 

Angaben über die Gesuchten erbittet Wilhelm Haegert. Kreisvertreter, Düsseldorf, Zaberner Straße 42

 

Seite 11   Foto: Tierzuchtdirektor Dr. Schmidt, Insterburg 70 Jahre alt.

Am 13. Juli 1956 vollendet Dr. Schmidt aus Insterburg sein 70. Lebensjahr. In Königsberg i. Pr. geboren, zur Schule gegangen und Abitur gemacht, an der Albertus-Universität studiert und 1909 promoviert, ist er durch und durch Ostpreuße. Der Titel seiner Doktorarbeit: „Über Vererbungserscheinungen beim Rind - Tochter-Muttervergleich" ist auch heute noch aktuell. Eine weitere Arbeit im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde Berlin gab ihm Gelegenheit, die ostpreußische Pferdezucht gründlich kennenzulernen, ihr Titel war: „Vererbungsstudien im Königlichen Hauptgestüt Trakehnen“.

 

Schon 1911 finden wir Dr. Schmidt in Insterburg als Geschäftsführer des „Verbandes der Milchviehkontrolle für die Provinz Ostpreußen". Es war dieses die erste deutsche Züchtervereinigung mit obligatorischer Leistungskontrolle und Eintragung ins Herdbuch auf Grund einer Mindestleistung. 1913 wurde die erste Zuchtviehauktion mit Leistungsnachweis durchgeführt. Es war die erste derartige Auktion in Deutschland. 1920 änderte der Verband seinen Namen in „Herdbuchverein für das schwarz-weiße Tieflandrind", und 1933 erfolgte der Zusammenschluss mit Königsberg zu der Ostpreußischen Herdbuch - Gesellschaft, wodurch die größte Züchtervereinigung des Kontinents entstand.

 

Dr. Schmidt war während dieser Jahre unermüdlich tätig, nicht nur in seinem Zuchtbezirk, in dem es ihm gelang, vier Rekorde bei den Prüfungen zum D. R. L. B. (Deutsches Rinderleistungsbuch) zu erringen, auch als Mitglied der D. L. G. (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) war er in Tierzuchtausschüssen tätig. 1920 wurde er als Beamter der Ostpreußischen Landwirtschaftskammer übernommen und Tierzuchtdirektor.

 

Aus Gesundheitsgründen musste er 1938 in Pension gehen. Nach seiner Vertreibung aus Ostpreußen wurde er wieder Tierzuchtamtsleiter in Görlitz und Referent bei den Landesgruppen in Weimar und Potsdam. Von dort vertrieben, zog er nach Dortmund-Drostfeld, Am Hardtweg 167.

 

Für das nächste Jahrzehnt wünschen alle ostpreußischen Züchter Herrn Dr. Schmidt, ihrem „Bullen-Schmidt", trotz allem eine Rückkehr in seine Heimat und so gute Gesundheit, dass er bei einem Aufbau auf vollkommen neuer Grundlage erfolgreich mitarbeiten kann. von Saint-Paul

 

Seite 11   Eingliederung der vertriebenen Bauern bisher völlig unbefriedigend. Siedlungsvorhaben nach 1957 ohne Mittel aus dem Lastenausgleichsfonds.

 

I. Eingabe des Bauernverbandes der Vertriebenen an den Präsidenten des Bundesausgleichsamtes vom 26.04.1956

 

Im Jahre 1957 laufen verschiedene wichtige Maßnahmen für die Eingliederung vertriebener Landwirte nach den derzeitigen Gesetzesbestimmungen des BVFG und LAG aus. Dazu gehören:

 

1. Aufbaudarlehen für die Landwirtschaft aus Mitteln des LA-Fonds, welche nach § 253 LAG nur bis zum Inkrafttreten des zum 31.03.1957 zu erlassenden sog. Schlussgesetzes gewährt werden.

 

2. Länderdarlehen nach § 46,2 BVFG, welche der LA-Fonds jährlich bis 1957 in Höhe von 100 Millionen DM zu geben hat.

 

3. 100 Millionen DM ordentliche Haushaltmittel des Bundes nach § 42, 1 BVFG für die Neusiedlung. Die Mittel für die übrige Eingliederung (Übernahme von Kauf- und Pachtfällen, Beihilfen, Vermittlungsgebühren, Verfahrenskosten usw.) sind nicht befristet.

 

4. Steuervergünstigungen für die landabgebenden Landwirte.

 

Der Gesetzgeber ist bei der Verabschiedung des BVFG seinerzeit davon ausgegangen, dass innerhalb von fünf Jahren (1952 bis 1957) die Eingliederung der heimatvertriebenen Bauern mit 100 000 weiteren neuen Stellen im Wesentlichen abgeschlossen werden könnte.

 

Diese Voraussetzung hat sich in zweifacher Hinsicht als falsch erwiesen. Einmal ist die Anzahl der siedlungswilligen und einzugliedernden und geflüchteten Bauern nicht 100 000 sondern 200 000 und zum anderen wurden in den vergangenen vier Haushaltsjahren nicht wie geplant 80 000, sondern nur etwa 40 000 Stellen für Vertriebene geschaffen.

 

Der Bauernverband der Vertriebenen hat durch seine Erhebung im Sommer 1955 festgestellt, dass noch etwa 152 000 siedlungswillige und siedlungsfähige Bauern vorhanden sind, die auf ihre Eingliederung warten. Angesichts dieses Tatbestandes und Ergebnisses der bisherigen Ansetzung kann leider noch lange nicht die Rede davon sein, dass die Eingliederung bis 1957 auch nur entfernt abgeschlossen wird. Deshalb ergibt sich die Notwendigkeit, die Eingliederungsmaßnahmen über diesen Zeitpunkt hinaus zu führen, eine Forderung, die der Bauernverband der Vertriebenen seit Jahren aufgestellt hat. Die Berechtigung dieser Forderung ist inzwischen von allen Seiten anerkannt. Die Bundesregierung hat durch Vertriebenenminister Oberländer am 09.02.1956 vor dem Deutschen Bundestag erklärt, dass

 

die Fortsetzung der Siedlungsmaßnahmen für die Zeit ab 1957 sichergestellt werden muss und grundlegend dafür die gesetzliche Verpflichtung des Bundes ist, die für die Eingliederung des vertriebenen Landvolkes erforderlichen Mittel bereitzustellen.

 

Welche Mittel werden für die Ansiedlung der Vertriebenen benötigt? Nach den bisherigen Ergebnissen, die im Jahr nie über 16 000 Stellen liegen und unter Zugrundelegung des von der Bundesregierung für 1956 mit nur 14 597 Stellen für die Vertriebenen aufgestellten Siedlungsprogramms werden pro Stelle etwa 34 000 DM öffentliche Mittel benötigt. Bei 15 000 Stellen sind das 490 Millionen DM. Die Deckung dieses Bedarfes ist für 1956 vorgesehen mit rund 190 Millionen DM Bundeshaushalts- und echten Ländermitteln ungefähr je zur Hälfte, sowie mit folgenden Mitteln aus dem LA-Fonds:

 

Aufbaudarlehen: 160 931 000 DM

Länderdarlehen (§ 46,2 BVFG): 140 231 000 DM

 

Mittel aus dem LA-Fonds: 301 162 000 DM

 

Also 61 Prozent des Gesamtbedarfs für die Vertriebenen-Siedlung.

 

Kann und darf das nach 1957 so weitergehen?

 

Aus zwei Gründen ist diese Frage zu verneinen:

 

1. weil ab 1957 die Mittel für die Hauptentschädigung und vor allem zunächst die Zinsbedienung bereitgestellt werden müssen,

 

2. weil die Konstruktion der Aufbaudarlehen für die Landwirtschaft neben dem nach dem BVFG gehenden Bewilligungsverfahren sich als zeitlich und sachlich hemmend herausgestellt hat.

 

Zu 1:

Mit Recht ist darauf hinzuweisen, dass der Ausgleichsfonds ab 1957, wie es der Gesetzgeber vorgesehen hat, endlich zur Bedienung der Hauptentschädigung und vor allem der Zinszahlung kommt. Auch die vertriebenen Bauern haben daran ein großes Interesse. Liegen doch über 600 000 Anträge auf Feststellung landwirtschaftlicher Schäden vor, von denen bis 1957 höchstens 80 000 bis 90 000 in den Genuss eines Aufbaudarlehens gekommen sein werden. Im Interesse der übrigen 86 Prozent (520 000) Hauptanspruchsberechtigten liegt es, dass sie ab 1957 wenigstens in den Genuss von Zinszahlungen kommen. Nach den bisher erlassenen Feststellungsbescheiden ergibt sich ein Durchschnittshauptanspruch pro Fall von 22 000 RM. Nach der derzeitig gültigen Tabelle ergibt das einen Hauptanspruch pro Fall von 5900 DM. Das wären also insgesamt bei 520 000 Fällen 3 Milliarden DM. Die jährliche Zinsbedienung davon mit 4 Prozent erforderte dafür also allein schon 120 Millionen DM ohne Berücksichtigung der rückständigen Zinsen und des Hauptanspruches selbst.

 

Zu 2:

Das Verfahren für die Vergabe der Aufbaudarlehen auch für die Landwirtschaft ist durch die Konstruktion im LAG leider auf die individuelle Bewilligung abgestellt worden, während man für den Wohnungsbau die globale Finanzierung durch die Wohnraumhilfe ermöglichte. Der Bauernverband der Vertriebenen hat von Anfang an davor gewarnt, weil dadurch im Gegensatz zu dem schnellen und bewährten Verfahren nach dem SHG und FlüSG eine Doppelgleisigkeit in dem Bewilligungsverfahren eingeführt wurde. Außer den in den Ländern zuständigen Siedlungsbehörden mussten nun auch noch die Ausgleichsbehörden in den einzelnen Ländern mit einem durch die LAG-Bestimmungen bedingten umständlichen Sonderprüfungs- und Bewilligungsverfahren eingeschaltet werden. Das Bundesausgleichsamt kam zwangsläufig dazu, zahlreiche besondere Ausführungsbestimmungen für die aus den LA-Mitteln zu gewährenden Kredite zu erlassen und damit auch im gewissen Sinne Siedlungspolitik zu betreiben, die sich oft nicht mit den Vorstellungen des Bundes oder der Länder-Siedlungsbehörden deckte. Der Bauernverband der Vertriebenen hatte damals gefordert, es bei der während der Geltung des Soforthilfegesetzes und des Flüchtlingssiedlungsgesetzes bewährten Konstruktion der globalen Finanzierung zu belassen, die ein zügiges und eingleisiges Verfahren garantierte und durch das individuelle Siedlungsverfahren genügend Garantien für eine zweckentsprechende Verwendung und Sicherung der öffentlichen Mittel bietet. Wie recht der Bauernverband der Vertriebenen mit dieser Forderung hatte, beweist die Tatsache, dass unter Gültigkeit des Soforthilfegesetzes und des FlüSG in etwa zwei Jahren 36 000 Stellen für Vertriebene und Flüchtlinge mit Mitteln des Soforthilfefonds geschaffen wurden, während mit Aufbaudarlehen für die Landwirtschaft in der doppelten Zeit von etwa vier Jahren bisher nur etwa 30 000 Stellen erreicht wurden. Dies Ergebnis allein schon, an dem — was besonders betont werden muss — nicht das Bundesausgleichsamt schuld ist, sondern die Fehlkonstruktion des Gesetzes mit den individuellen Sonderverfahren neben dem gewöhnlichen individuellen Siedlungsverfahren, rechtfertigt die Forderung nach dem laufenden Haushaltsjahr zum 1. April 1957 mit dem individuellen Eingliederungsverfahren über Aufbaudarlehen aus dem Lastenausgleichsfonds Schluss zu machen.

 

Wenig sinnvoll erscheint aus den dargelegten Gründen auch die Überlegung, die Aufbaudarlehen für die Landwirtschaft durch Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt weiterzuführen und damit das hinderliche doppelgleisige Verfahren beizubehalten. Wenn schon der Bund die Mittel zur Verfügung stellt und nach der zwingenden Lage sowie der gesetzlichen Verpflichtung auch zur Verfügung stellen muss, dann erscheint es zweckmäßig, diese über das bewährte individuelle Siedlungsverfahren nach dem BVFG mit den wenigen und einfachen Richtlinien zu vergeben. Damit wird auch noch weiter die so dringend notwendige Vereinfachung der Siedlungsfinanzierung erreicht, eine Forderung, die auch die Bundesregierung als dringend anerkannt hat. Außerdem wird die Lastenausgleichsverwaltung von dem ihrem Wesen nach fremden Siedlungsverfahren befreit, und dadurch werden eine große Anzahl von Kräften frei, die dann zur Beschleunigung des Feststellungsverfahrens eingesetzt werden können.

 

Die Folge dieser neuen Regelung ist, dass der Bund entsprechend der Regierungserklärung vom 09.02.1956 als gesetzliche Verpflichtung die bisher vom Ausgleichsfonds für die Eingliederung bereitgestellten Mittel in Höhe von jährlich etwa 250 bis 300 Millionen DM übernehmen muss.

 

Dadurch werden diese Mittel nicht nur für die Bedienung der Hauptentschädigung frei, sondern wird auch ein wesentlicher Beitrag zur Beschleunigung der Eingliederung durch Vereinfachung des Siedlungsverfahrens erreicht. Gleichzeitig mit dieser neuen Regelung müssen dann im BVFG die Bestimmungen über die Höhe der Darlehen und Beihilfen im Einzelfall geändert werden, wobei man entweder von einer Begrenzung im Einzelfall überhaupt absieht oder die nach den Aufbaudarlehen bisher möglichen Beträge hinzurechnet. Das würde bedeuten, dass für Vollerwerbstellen im Einzelfall 55 000 bis 70 000 DM und für NE-Stellen 20 000 DM Mittel über BVFG gegeben werden können. Eine Streichung der Höchstgrenze erscheint aber unter dem Gesichtspunkt gerechtfertigt, dass die Vertriebenen nicht schlechter gestellt werden als die Einheimischen. Bei den Einheimischen ist nach dem Siedlungsförderungsgesetz keine Begrenzung des Darlehens und der Beihilfen gegeben.

 

Die Notwendigkeit, Maßnahmen zur Fortführung der Eingliederung der vertriebenen und geflüchteten Bauern nach 1957 zu treffen, gibt die Gelegenheit, aus den Erfahrungen der Vergangenheit grundsätzliche Konsequenzen für ein verbessertes und vereinfachtes Verfahren zu ziehen. Dadurch wird es sicherlich auch möglich sein, den jährlichen Erfolg wesentlich zu steigern und wenigstens die von der Bundesregierung erstrebte Eingliederung von 20 000 im Jahr zu erreichen. Es geht nicht mehr darum, die geltenden Bestimmungen auf einige Jahre zu verlängern, sondern durch eine vereinfachte Konstruktion der Mittelvergabe und des Siedlungsverfahrens zu einem besseren Erfolg zu kommen. Sache des Ausgleichsfonds ist es, mit der Befriedigung der 600 000 hauptanspruchsberechtigten Bauern zu beginnen, Sache des Bundes ist es, die für die Eingliederung der vertriebenen Bauern notwendigen Mittel bereitzustellen. gez. Dade

 

II. Die Antwort des Präsidenten des Bundesausgleichsamtes an den Bauernverband der Vertriebenen vom 29.05.1956:

 

Sehr geehrter Herr Dade!

Von dem Inhalt Ihres Schreibens und der in Abdruck beigefügten, inzwischen auch durch die Vertriebenenpresse bekannt gewordenen Entschließung des Bauernverbandes der Vertriebenen vom 26.04.1956 habe ich mit Interesse Kenntnis genommen. In Anbetracht des unbefriedigenden Ergebnisses der heimatvertriebenen Bauern — deren Gründe ich hier als bekannt voraussetzen darf — wäre es erfreulich, wenn Ihren Bemühungen um eine Erhöhung und Sicherung der Finanzierungsmittel für weitere Siedlungsmaßnahmen ein Erfolg beschieden wäre. Auch mit Rücksicht auf die schwierige Situation, die der Ausgleichsfonds im Rj. 1957 zu bewältigen haben wird, wäre es meines Erachtens nur zu begrüßen, wenn durch eine erhöhte Bereitstellung von Bundeshaushaltsmitteln eine Entlastung auf der Ausgabenseite des Ausgleichsfonds herbeigeführt würde, durch die u. a. auch mehr Mittel für das Anlaufen der Hauptentschädigungsleistungen zur Verfügung ständen. Dagegen glaube ich, dass es mit den Aufgaben des Ausgleichsfonds kaum vereinbar wäre, wenn in Zukunft nach dem am Schluss Ihres Schreibens gemachten Eventualvorschlag ausgerechnet die der Hauptentschädigung noch verhältnismäßig nahestehende Regelung der Aufbaudarlehen aufgegeben und dafür die Gewährung von Globaldarlehen aus dem Ausgleichsfonds an die Länder für die Förderung von Vorhaben, bei denen nach Ihren eigenen Ausführungen „die Lastenausgleichsberechtigung (des Antragstellers) im Einzelfall nicht nachzuprüfen wäre" beibehalten würde.

 

Die oben erwähnte Entschließung des Bauernverbandes der Vertriebenen berührt im Übrigen das Bundesausgleichsamt zunächst nur am Rande, da sich der Gesetzgeber die Regelung der hier angeschnittenen Fragen in § 246 Abs. 3 LAG ausdrücklich vorbehalten hat. Ich muss mir daher auch mit Rücksicht auf die in Vorbereitung befindliche Gesetzesvorlage zum LAG-Schlussgesetz zurzeit ein weiteres Eingehen auf Ihre Ausführungen versagen.

Mit freundlichen Grüßen Ihr sehr ergebener

gez. Dr. Kühne  

 

III. Regierungsentwurf eines „Achten Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichgesetzes" (Gesetz nach Paragraph 246 LAG) vom 08.06.1956 (B. R. Drucks. Nr. 218/56).

 

Der Entwurf steht in der Plenarsitzung des Bundesrats im ersten Durchgang zur Beratung an.

 

Die Bundesregierung schlägt vor, Schäden an land- und forstwirtschaftlichem Vermögen mit einem um 30 vom Hundert erhöhten Betrag anzusetzen.

 

An Stelle dieses Hundertsatzes soll ein Satz von 10 vom Hundert treten für wirtschaftliche Einheiten in Gebieten, in denen eine Hauptfeststellung der Einheitswerte auf einen Zeitpunkt nach dem 31.12.1937 durchgeführt worden ist, mit Ausnahme jedoch des Gebiets von Danzig und des Memellandes.

 

Begründung der Bundesregierung:

Der Entwurf verzichtet auf jede Änderung des Feststellungsgesetzes, um die nach mühsamer Vorbereitung angelaufenen Arbeiten der Schadensfeststellung nicht neuerdings zu behindern. Auch war es aus grundsätzlichen und praktischen Erwägungen ausgeschlossen, den Grundsatz des Feststellungsgesetzes, wonach die Schäden auf der Grundlage der Einheitswerte ermittelt werden, zu verlassen. Immerhin bot sich die Möglichkeit, durch Ergänzung der Vorschriften über die Zusammenfassung der Schäden zum Zwecke der Hauptentschädigung eine Härte typischer Art zu beseitigen, die bei der Durchführung der Schadensfeststellung, insbesondere im Rahmen des § 12 Abs. 2 des Feststellungsgesetzes, deutlich geworden war. Die Einheitswerte des land- und forstwirtschaftlichen Vermögens führen, im Hinblick auf den ihnen zugrundeliegenden Bewertungsstab (Ertragswert) im Vergleich zu denjenigen der übrigen Vermögensarten, denen andere Bewertungsmaßstäbe (gemeiner Wert, Teilwert) zugrunde liegen, bei Durchführung der Entschädigungsregelung zu gewissen Härten. Auch kann, immer von der Seite der Entschädigung her gesehen, nicht völlig unbeachtet bleiben, dass wegen der Eigenart des land- und forstwirtschaftlichen Vermögens und wegen der besonderen Schwierigkeit, dem Landwirt eine neue Existenz zu ermöglichen, der wirkliche Schaden, der insbesondere dem vertriebenen Landwirt entstanden ist, zu dem als Ertragswert berechneten Einheitswert in einem anderen Verhältnis steht als dies bei anderen Vermögensverlusten der Fall ist. Die hieraus zu Ungunsten eines Teiles der Geschädigten sich ergebende Härte, deren Ausmaß nach Erfahrungssätzen pauschal veranschlagt ist, will der Entwurf ausgleichen. ^

 

In den nach dem 31. Dezember 1937 in das Deutsche Reich eingegliederten oder unter deutsche Verwaltung gestellten Gebieten wurden die Einheitswerte nicht auf den 1. Januar 1935, sondern erst auf den 1. Januar 1940 ermittelt. Hieraus hat sich eine Unterschiedlichkeit der Maßstäbe, insbesondere beim land- und forstwirtschaftlichen Vermögen, ergeben. Schon in den seinerzeitigen Verlautbarungen des Reichsfinanzministeriums wurde davon ausgegangen, dass die Einheitswerte des land- und forstwirtschaftlichen Vermögens in diesen Gebieten nicht unerheblich höher lägen als diejenigen im Altreichsgebiet. Wenn der Entwurf eine — im Rahmen des Möglichen — gleichmäßige Behandlung der Verluste am land- und fortwirtschaftlichen Vermögen anstreben wollte, musste er auch diesen Gesichtspunkt durch eine den damaligen Ermittlungen entsprechende Differenzierung des Zuschlags berücksichtigen. Im Memelland und in Danzig entspricht die Höhe der Einheitswerte derjenigen im Altreichsgebiet; für diese beiden Gebiete muss daher die für das Reichsgebiet nach dem Stand vom 31. Dezember 1937 getroffene Regelung gelten. *

 

IV. Entschließung des Vorstandes des Bauernverbandes der Vertriebenen zum Gesetz zu § 246, Abs. 3 LAG vom 14.06.1956 bezüglich der landwirtschaftlichen Forderungen

 

1. Im Interesse der 650 000 Antragsteller auf Feststellung von landwirtschaftlichen Verlusten muss ab 1957 die Bedienung der Zinsen auf die Hauptentschädigung und Auszahlung der Hauptentschädigung in Sonderfällen (Existenzgründung, Alter usw.) aufgenommen werden. Für Zinszahlung allein sind jährlich etwa 160 Millionen DM erforderlich!

 

2. Die zur Weiterführung der Eingliederung erforderlichen Mittel sind, soweit sie bisher vom Ausgleichsfonds bereitgestellt wurden, mit 250 Millionen DM jährlich in den ordentlichen Haushalt zu übernehmen.

 

3. Eine besondere Ungerechtigkeit liegt in der Schadensberechnung des landwirtschaftlichen Verlustes nach dem Einheitswert (EW) von 1935 mit einem nur 18-fachen Vervielfältiger des Ertragswertes. Bei den übrigen Vermögensarten werden der gemeine Wert oder der Teilwert zugrunde gelegt, wodurch wesentlich höhere Endwerte erzielt werden, besonders im Hinblick auf den geringen Zeitwert von 1935, also zu einem Zeitpunkt, der zehn Jahre vor der Vertreibung liegt. Hinzu kommt noch, dass im landwirtschaftlichen EW von der Feststellung ausgeschlossen sind: Sonstiges Vermögen, Überstände mit den gesamten zur Zeit der Vertreibung noch nicht verkauften Vorräten, die nachgewiesenermaßen in vielen Fällen ein Vielfaches des Einheitswertes betragen und nach der Praxis der Feststellungsbehörden auch die geldwerten Forderungen, soweit sie zur Fortführung der Wirtschaft nicht erforderlich waren. Weiterhin fehlt die Feststellung des Schadens an den zur Vieh- und Saatzucht bzw. zur Saatgutvermehrung gehörenden Betriebsmitteln, sowie die Feststeilung des Landarbeitervermögens.

 

Im Anschluss an diese grundsätzlichen Forderungen sind in der Entschließung die Forderungen im Einzelnen herausgestellt und begründet. Aus Mangel an Raum ist es leider nicht möglich, diesen sehr weitgehenden Fragenkomplex in der Georgine ausführlich zu behandeln. Es kann nur das Grundsätzliche herausgeschält werden. Den vertriebenen Bauern wird empfohlen, mit den zuständigen Kreisagrarsachbearbeitern des BdV. Fühlung zu nehmen bzw. soweit solche noch nicht vorhanden, mit den Landesverbänden des BdV. — Anschriften sind in der Folge 15 der Georgine vom 14.04.1956 veröffentlicht — direkt in Verbindung zu treten.

 

Zusammenfassung:

Es wird vorbehaltlos anerkannt, dass der Vorstand des Bauernverbandes der Vertriebenen bisher alles getan hat, um die Eingliederung vorwärts zu treiben und die Interessen seiner Mitglieder zu vertreten. Wenn die Ergebnisse völlig unbefriedigend sind, so ist dieser Misserfolg in erster Linie darauf zurückzuführen, dass in der Siedlungspolitik immer der Standpunkt der Rentabilität und des materiellen Nützlichkeitseffekts vorherrschte, anstatt die Siedlungsprobleme mehr vom Gesichtspunkt der gesamtdeutschen Verpflichtung aus zu betrachten. Es wird nunmehr höchste Zeit, dass der in Aussicht gestellte „Grüne Plan" für die vertriebenen Bauern endlich feste Formen annimmt und das Versprechen einer durchgreifenden und beschleunigten Aktivierung der Siedlungspolitik eingelöst wird. Die Geduld der vertriebenen Bauern, die bisher trotz größter Enttäuschungen dem Berufsstand die Treue gehalten haben, ist erschöpft.

 

Seite 11   Bauern-Baron schafft Ordnung

Die „Schwäbische Zeitung" vom 11. Juni 1956 schreibt: Feuerrote Haare, eine mächtige Gestalt und die Stimme von drei synchronisierten Feldwebeln — das ist der 58-jährige CSU-Abgeordnete Georg von und zu Franckenstein. Unterfränkische Bauern im Landkreis Scheinfeld haben ihn in direkter Wahl schon zweimal in den bayerischen Landtag gewählt.

 

Wenn dieser knorrige bayerische Ackerbaron mit seinem Spazierstock durch die Luft fuchtelt, ist er weder zu übersehen noch zu überhören. Er riskiert es als agrarischer Außenseiter, seinen Großviehnachwuchs auch bei 28 Grad Winterkälte im Freien zu lassen. Für seine prächtigsten Borstentiere hat er ein Schweine-Camping errichtet. Die Güte seines selbstgebauten Weins wird nur noch von der Qualität der Franckensteinschen Küche im Wasserschloss Ullstadt übertroffen. Hier führt die Baronin mit wienerischem Akzent ein patriarchalisches Hauswesen. Man sieht dieser geborenen Schönburg-Hartenstein buchstäblich an, dass sie in direkter Linie von der Kaiserin Maria Theresia abstammt.

 

Mit gutem Beispiel voran

„Es gibt zu wenig Besitzende in Deutschland und deshalb zu wenig Individualität!", sagt der Baron. Diplom-Landwirt und Besitzer von fünf Gütern. „Deshalb müssen wir eine Politik machen, die neuen Besitz schafft“. Er hat von seinen Gütern 200 Hektar für die Bodenreform zur Verfügung gestellt, damit sich vertriebene Bauern ansiedeln können. Die Bayerische Landessiedlung wollte das Land in 20 Stücke teilen. „Mit zehn Hektar Boden wäre aber kein Hof in unserer kargen Gegend rentabel gewesen", berichtet der zuständige Dorfbürgermeister Kaspar Romeis. Er konnte das Schlimmste im letzten Augenblick verhindern und man gab jedem der Neubauern 15 bis 20 Hektar. Auch das war aber ahnungslos von den Siedlungsbehörden. Heute, Jahre danach, klagen die vertriebenen Bauern: „Wir zahlen hier drauf. Unsere Höfe sind unrentabel. Wir wollen wieder weg“.

 

Das ärgert den Baron Franckenstein. Er hat sein Land nicht abgetreten, damit darauf seine Nachfolger unglücklich werden. Jetzt wettert er: „Die Landessiedlung lässt die Neubauern mehr bezahlen, als meine früheren Pächter und stellte ihnen Höfe im Stil 08 15 hin“. Den Bauern wurde versprochen, dass ihnen spätestens drei Jahre nach dem Pachtvertrag der Grundbesitz und das Gehöft übereignet werden. Darauf warten sie aber heute noch vergebens. Das Ergebnis- In den Nachbardörfern Enzlar und Waldhof haben schon sechs heimatvertriebene Bauern ihre Höfe wieder verlassen. Bürgermeister Romeis sagt: „Wenn es so weitergeht, dann haben wir nur mehr Siedlerstellen, aber keine Siedler“.

 

Ein Omnibus von Interessenten

Obwohl er lieber Nachtigallen, Pferdehufe und Schafblöken hört, als die geschwollene Amtssprache der Bürokraten, hat der Baron und Abgeordnete Franckenstein einen Privatfeldzug gegen die Behörden gewagt. Er mobilisierte den Wirtschaftsbeirat seiner Partei, einen Omnibus voll Journalisten der größten Tageszeitungen, die leitenden Herren von der Bayerischen Landessiedlung, die Siedler, sämtliche Dorfbürgermeister der Umgebung, den CSU-Parteigründer Dr. Josef Müller, den Regierungspräsidenten von Unterfranken, den Direktor der zuständigen Regionalbank und den Landrat von Scheinfeld.

 

Diese ganze Gesellschaft gruppierte der Baron rund um sich auf einem seiner ehemaligen Äcker. Mit weithin dröhnender Stimme sagte er: „80 bis 90 Prozent aller bayerischen Landadeligen sind bereit, den heimatvertriebenen Bauern Land abzutreten. Das hat aber nur einen Sinn, wenn die Siedler auf unserem Grund und Boden ihre Familien ernähren können. Sie müssen richtige Bauern werden, die stolz auf ihre Höfe sein können. Man hat ihnen aber hinter ihrem Rücken und ohne sie zu fragen, unzureichende Häuser aufgestellt, sie nicht zu Besitzern gemacht, ihnen eine zu hohe Rückzahlungsrate auferlegt und uns ursprünglichen Grundbesitzern auch noch keinen Pfennig für das Land gegeben“.

 

Die Siedler-Bauern aus Ostdeutschland nickten mit den Köpfen. Bauer Hornig führte die Gäste durch sein vier Jahre altes Haus und zeigte ihnen vermoderte Balken, einen Liliput-Kuhstall mit viel zu wenig Raum für das Vieh, wassertriefende Wände neben den Kinderbetten und einen Getreideboden, auf dessen feuchten Planken die Körner zu keimen beginnen. Zwei Dinge konnte der fleißige Flüchtlingsbauer nicht zeigen: elektrisches Licht und einen Brunnen. Er muss im Sommer und Winter täglich 400 Liter Wasser weit herschleppen, um sein Vieh zu versorgen.

 

„Unsere Häuser sind so schlampig gebaut, dass sie nicht mehr lange stehen werden!", klagten die Neubauern mit Recht. Würdige Herren aus München schüttelten entrüstet die Köpfe, als sie als Ergebnis der Bodenreform bürokratisches Unvermögen und allgemeine Unzufriedenheit feststellten. Direktor Dr. Mayer von der Landessiedlung wusste nur trocken zu sagen: „Wir haben seit dem Krieg 7000 Bodenreform-Höfe neu eingerichtet. Wir tun unser Bestes. Aber wir stehen nur zwischen den Siedlern und dem Staat. Er entscheidet allein und auf ihn kommt es an“. Welche staatliche Siedlungsbehörde wirklich versagt hat, wird der Abgeordnete Franckenstein bald wissen. Ein bestimmter bayerischer Minister kann sich auf das Donnerwetter des Barons aus Ullstadt im Landtag gefasst machen.

 

Seite 12   Wandlung der landwirtschaftlichen Struktur

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat vor kurzem bei Paul Parey, Hamburg — Berlin, ein Statistisches Handbuch herausgegeben, das einen guten Einblick, in die veränderte Struktur unserer Landwirtschaft gewährt.

 

Dass sich nach dem Krieg durch den Raub unserer hauptsächlichsten Agrargebiete unser Lebensraum bis zur Unmöglichkeit verringert hat, braucht nicht besonders betont zu werden. Fielen im Jahre 1883 im Deutschen Reich auf den Kopf der Bevölkerung immerhin noch 0,78 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, so schrumpfte dieser Besitz durch den Wegfall von Posen und Teilen Westpreußens, Elaß-Lothringens und anderer kleinerer Gebiete bis 1935/1938 auf 0,42 Hektar zusammen, umgerechnet auf das dichter bevölkerte Bundesgebiet auf 0,35 Hektar, und betrug 1954/1955 nur noch 0,27 Hektar, also etwas mehr als ein Drittel des Raumes von 1883.

 

Weniger bekannt dürfte es sein, dass im Bundesgebiet die Größe der landwirtschaftlichen Nutzfläche aller Betriebe über 2 Hektar in der Zeit von 1882 bis 1925 schon um über eine Million Hektar gesunken war. Dann kam zwischen den Kriegen die Zeit der Siedlung, der Ruf nach Nahrungsfreiheit, was einen Gewinn von anderthalb Millionen Hektar durch Inangriffnahme bisher nicht urbaren Landes brachte. Von 1939 bis 1949 sank die Zahl wieder um 3000 Hektar ab. Entsprechend fiel auch die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe, nämlich in den Jahren 1939 bis 1949 gingen verloren:

 

Betriebe von 2 – 5 Hektar, 2,9%, Anzahl 16 774

Betriebe von 5 – 10 Hektar, 2,4%, Anzahl 10 099

Betriebe von 10 – 20 Hektar, + 0,8%, Anzahl 2 176

Betriebe von 20 – 50 Hektar, 1,7%, Anzahl 1 972

Betriebe von 50 – 100 Hektar, 0,6%, Anzahl 767

Über 100 Hektar, 15,8%, Anzahl 480

Gesamt 2,0%, Anzahl 27 916

 

Das sind keine sehr großen Verluste und durch die Siedlungstätigkeit bis heute wohl ausgeglichen, sie zeigen aber die verderbliche Auswirkung des Krieges.

 

Eine Abnahme der landwirtschaftlichen Bevölkerung ist nicht ganz in dem gleichen Maße erfolgt, sie würde für das Jahr 1950 größer sein, wenn nicht die in die Bundesrepublik eingezogenen Vertriebenen aus dem Osten vielfach vom Landbau herkamen. Waren von der Gesamtbevölkerung

 

1882 im Deutschen Reich 39,9 Prozent

1939 im Deutschen Reich 17,7 Prozent

1950 im Bundesgebiet 14,7 Prozent

 

beschäftigt, so stieg im Zeitraum von 1882 bis 1950 die Zahl der in Industrie und Handwerk Beschäftigten von 37,0 auf 39,6 Prozent, die im Handel und Verkehr von 9,6 auf 14,2 Prozent und die im öffentlichen Dienst von 8,8 auf 13,5 Prozent. Am meisten entfalteten sich die freien Berufe von 4,7 auf 18 Prozent.

 

Die verhältnismäßig nur geringe Zunahme von nur 2,6 Prozent in Industrie und Handwerk erklärt sich aus dem hohen Einsatz immer neuer Maschinen, der es der Industrie gestattet, sich auszudehnen, ohne im gleichen Ausmaß Menschen einstellen zu müssen. Da aber auch der Arbeiter leben will, wendet er sich anderen Berufen, dem Handel oder dem öffentlichen Dienst zu. Dass heute in jeder dieser Sparte fast ebenso viel Menschen tätig sind, wie in der gesamten produktiven Landwirtschaft, ist kein erfreuliches Bild. Es ist grotesk, wenn man bedenkt, dass heute auf einen, kurz gesagt, Landwirt beinahe ein Händler und ein Beamter kommen, und es sieht nicht danach aus, dass sich dieses Verhältnis jemals zugunsten der Landwirtschaft ändern wird.

 

Was ist denn nun noch an Arbeitskräften in der Landwirtschaft vorhanden?

Nach der Statistik waren beschäftigt in 1000 Betrieben

 

 

1939: 4483 familieneigene Arbeitskräfte; 893 familienfremde Arbeitskräfte

1949: 4741 familieneigene Arbeitskräfte; 1267 familienfremde Arbeitskräfte

1953: 4061 familieneigene Arbeitskräfte; 997 familienfremde Arbeitskräfte

1954: 3950 familieneigene Arbeitskräfte; 962 familienfremde Arbeitskräfte

 

Es gibt kein Bild, wenn man sich einmal ausrechnet, wieviel Arbeitskräfte auf 100 Hektar entfallen. Wir kommen dann in den Betrieben bis zu 10 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche zu abnorm hohen Zahlen, die das Bild gänzlich trüben, so beispielsweise bei den Größen bis 0,5 Hektar auf 318 (1949), und selbst noch bei den Größen von 2 bis 5 Hektar auf 78,4 (1949). Eine „ständige Beschäftigung" wie die Statistik es vermeldet, können diese Menschen unmöglich haben oder gehabt haben. In Ermangelung anderweitiger Arbeitsgelegenheit drängen sich die Familienangehörigen zusammen und fristen ihr Dasein. Erst bei den Betrieben über zwanzig Hektar sehen wir einigermaßen klar. Da entfallen auf 100 Hektar Nutzfläche 1949 20,8, 1954 16,1 Gesamtarbeitskräfte, daneben noch 0,4 bzw. 0,6 nicht ständig Beschäftigte.

 

Der in den größeren Betrieben niedrige Stand von 1939 wird schon vom Krieg überschattet. 1945 brachte der Rückstrom der Menschen, die Flüchtlinge und die Hungerjahre einen gewaltigen Anstieg der familienfremden Arbeiter, der aber schnell wieder absackte, sogar bei den familieneigenen Arbeitskräften, als Industrie und Handel für Arbeitsuchende aufnahmefähig wurden. Die Söhne gingen lieber in die Fabrik oder Schreibstube, die Töchter wurden Verkäuferinnen oder tippten im Büro.

 

Seit 80 Jahren bekämpft man in Deutschland die Landflucht. Womit hat man ihre Ursache nicht begründen und beseitigen wollen? Welche Vorwürfe sind nicht unseren ostelbischen Landsleuten gemacht, dass sie ihren Leuten unzureichende Wohnungen und Löhne geben und sie schlecht behandeln. Die rote Hetzpresse konnte sich nicht genug darin tun. Und heute? Trotz Einsatz aller erdenklichen Mittel, Verkürzung der Arbeitszeit, hoher Löhne, Arbeitserleichterung durch maschinelle Einrichtungen und anderes, kehren die Leute im Westen der Landwirtschaft genauso den Rücken wie seinerzeit im Osten.

 

So hat die Landwirtschaft den Weg zu einer weitgehenden Mechanisierung beschreiten müssen. Die Industrie tat es, um menschliche Arbeitskräfte zu ersparen, die Landwirtschaft muss es tun, um solche zu ersetzen. In der Hauptsache sind es motorische Geräte, die eine schnellere und leichtere Arbeit gestatten und nebenbei auch das Zugtier ablösen. So waren im Bundesgebiet vorhanden

 

Schlepper in 1000: 1949 = 95; 1954 =371

Pflüge mit Kraftbetrieb in 1000: 1949 = 12; 1954 = 43

Mähdrescher: 1949 = 149; 1954 = 5647

Melkmaschinen: 1949 = 5596; 1954 = 75 316

 

Rechnet man dazu die Elektromotoren, die zum Dreschen, Schroten, Häckseln, Pumpen und zur Bedienung einer Reihe kleinerer Maschinen dienen, die Höhenförderer, Gebläse, luftbereifte Ackerwagen, Kartoffelroder, Stallmiststreuer und noch ein Dutzend Maschinen, die vor dem letzten Kriege noch fast unbekannt und erst in der Entwicklung waren, heute aber fast unentbehrlich sind, so versteht man, dass die Landwirtschaft ein sehr hohes Kapital hat investieren müssen. Allein die Aufwendung für Landmaschinen betrug im Jahre 1948/1949 420 Millionen DM, im Jahre 1954/1955 1320 Millionen.

 

Wie die Investitionen durch betriebswirtschaftliche Maßnahmen kompensiert werden, soll später in einem besonderen Artikel behandelt werden. Dipl.-Landw. Marquart, Oldenburg

 

Seite 12   Die Landarbeit von gestern und heute.

Wenn auch die starke Industrialisierung der letzten Jahre einen starken Sog auf die in der Landwirtschaft Beschäftigten ausgeübt hat, so befindet sich dennoch ein Teil ehemaliger ostpreußischer Landarbeiter in ihrem seit Generationen angestammten Fach, an das sie sich innerlich gebunden fühlen Diese Gebundenheit an den Standort, die in erster Linie für die ältere Generation zutrifft, vermochten auch nicht die sozialen und materiellen Unzulänglichkeiten zu durchbrechen, welche auf Grund zu später und kurzsichtiger Voraussicht der westdeutschen Landwirtschaft um den Bestand eines notwendigen und qualifizierten Landarbeiterstammes hingenommen werden mussten. Wie oft hörte man die Meinung, dass die von der Industrie schlauerweise frühzeitig abgeworbenen Menschen sich doch durch Maschinen ersetzen lassen! Wir ostpreußischen Landwirte waren, wenn auch unter anderen Aspekten, grundsätzlich anderer Ansicht und heute, da es vielfach bereits zu spät ist, erkennt man den Wert eines ausreichenden und qualifizierten Landarbeiterstammes.

 

Was ist zu tun? Wie sah die Landarbeit gestern, wie sieht sie heute aus? Wie wird sie sich in Zukunft gestalten?

 

Seit Jahrzehnten hat die Industrie eine planmäßige Entwicklung von der Verringerung der Handarbeit zur Vollmechanisierung genommen, die zukünftig sogar zur Vollautomatisierung führen wird. Der darin tätige Mensch wird zum schematischen Bediener der Maschine, wobei zwar die Anforderungen an die geistigen und körperlichen Kräfte gemindert werden, die Tendenz zur psychischen Leere und Abstumpfung des Menschen sowie zur Entbehrlichkeit in unvermeidbaren Wirtschaftskrisen aber zunimmt. Entgegen der Auffassung gegenwärtiger Wirtschaftstheoretiker sind Hochkonjunkturen mit der äußersten Vollbeschäftigung kaum auf lange Sicht zu halten, da konstruktive Wirtschaftsmaßnahmen nie allen Eventualitäten rechtzeitig begegnen können, welche eine Krise herbeiführen können.

 

Die unvorbereitet sowohl den Bauern wie den Landarbeiter treffende stürmische Mechanisierung seit der Währungsreform hat der Landarbeit ein völlig neues Gesicht gegeben, indem der damit Beschäftigte im bisherigen Umgang mit Tieren und schwerer körperlicher Arbeit plötzlich vor die unbekannte vielseitige komplizierte tote Maschine und die damit verbundene eilige neue Arbeitsweise gestellt wurde. Es ist klar, dass der ältere Mensch einer solchen neuen Entwicklung nicht sofort folgen konnte und einer gewissen Umstellungszeit bedarf. Die notwendige Agrarstrukturveränderung zur Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der eigenen und ausländischen Wirtschaft (Agrarunion) führt zukünftig zu einer weiteren Mechanisierung, deren Ausdehnungsbreite aber nicht in gleichem Maße Menschen freizusetzen vermag. Denn beispielsweise erfordern tausend Schmiernippel eine größere Anzahl an Arbeitsstunden als eben nur hundert. Der Zeitaufwand an der bisher schwereren Arbeit verschiebt sich in die Pflege der Maschinen, wobei die Arbeit als solche leichter wird. Aus dem Landarbeiter erwächst ein neuer Landarbeitertyp, der dem des industriellen Mechanikers ähnlich wird. Nur, mit dem Unterschied, dass dieser neue Landarbeiter mehr als bisher die vielseitigen Kenntnisse hinsichtlich des verschiedenen Einsatzes unterschiedlicher Maschinen wie zur Bestellung, Saat und Ernte bei variierenden Boden-, Wetter- und Strukturverhältnissen vollkommen beherrschen muss, also auch als Vertreter des Bauern die Qualität eines sehr guten Facharbeiters haben muss.

 

Es bietet sich ihm zukünftig die Chance einer hohen sozialen und gut bezahlten Stellung, und das umso eher, je kleiner die Zahl der Landarbeiter wird. Dessen ist sich aber meist die heranwachsende Jugend gar nicht bewusst, viel weniger noch des sehr teuren Lebens in den Großstädten, das gegenüber dem auf dem Lande auch durch höhere Bruttolöhne bekanntlich nicht aufgewogen wird. Hinzu kommt das ungesunde und artfremde Leben in den Fabriken, das manchen schon in der Erkenntnis, dass das Geld allein nicht glücklich mache, zur Rückkehr bewegt hat. Denn die Erhaltung der Gesundheit und die wahre Freude an dem Arbeitsfeld, in das man hineingeboren wurde, können nie mit Geld erkauft werden, erst recht nicht, wenn es zu spät ist. An all das sollte der denken, der vielleicht nur aus propagandistisch erfasster Sensationslust dem modischen Sog in die Industrie folgen sollte. Es ist ganz selbstverständlich, dass auch seitens der Landwirtschaft der Erhaltung solch qualifizierter Fach-Landarbeiter die entsprechenden Einkommen mit guter Lebenshaltung gegenübergesetzt werden müssen, wodurch nicht nur die gewünschte Arbeitsproduktivität, sondern auch deren Qualität erreicht werden kann. Aber auch der Städter als Konsument des täglichen Brots, das der Landarbeiter für ihn schafft, sollte sich mehr mit dessen vielseitiger Arbeit vertraut machen, woraus er eine größere Würdigung der sozialen Stellung des Landarbeiters gewinnen würde, als es bisher leider vielfach nicht der Fall war.

 

Die Landarbeit von heute und morgen wird von Menschen ausgeführt werden, die aus der heranwachsenden Jugend von klein auf das Interesse und Verständnis für die Maschinen mitbringen. Sie brauchen nicht mehr in die Industrie abzuwandern, um mit Hilfe der Maschine leichtere Arbeit zu verrichten. Es wird an ihrem Streben und ihren Leistungen liegen, welche materielle und soziale Stellung sie zu erringen vermögen. Inwieweit der notwendige Landarbeiterstamm überhaupt erhalten werden kann, wird von der Landwirtschaft selber abhängen durch das, was dafür zu tun bereit sein wird. Günther Siegfried, Uelzen. Früher Kollkeim, Kreis Rastenburg  

 

Seite 13   Wir gratulieren

zum 95. Geburtstag

am 10. Juli 1956, Frau Caroline Bohl, aus Eisenberg, Kr. Heiligenbeil, jetzt bei ihrer Nichte Betti Plewka in Reutlingen/Württ., Königsberger Straße 53.

 

zum 91. Geburtstag

am 6. Juli 1956, Frau Wilhelmine Freudenreich, aus Pobethen/Samland, jetzt bei ihrer Tochter Lina Stieglitz, Laubach/Oberhessen, Bahnhofstraße 22.

 

zum 90. Geburtstag

am 3. Juli 1956, Frau Auguste Watzkat, geb. Lateit, Witwe des 1904 auf einem Fischfang in der Ostsee ertrunkenen Fischers und Landwirts Franz Watzkat, aus Rossitten, dem die Jubilarin in den vierzehn Jahren ihrer Ehe acht Kinder schenkte, von denen heute noch vier am Leben sind. Bis zur Vertreibung lebte sie bei ihrem Sohn Johann, der auf dem väterlichen Grundstück ein Fremdenheim eröffnet hatte und bei dem sie auch heute in Kellinghusen/Mittelholstein, Lindenstraße 46, wohnt. Ihr wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. Die landsmannschaftliche Gruppe gratuliert herzlich.

 

am 13. Juli 1956, Frau Henriette Nieswand, geb. George, zuletzt in Bartenstein. Ihr Ehemann, 1. Strafanstalts-Hauptwachmeister Friedrich Nieswand, wird seit 1945 vermisst. Sie lebt bei ihrer Tochter Anna Fuehrer in der sowjetisch besetzten Zone und ist durch Friedrich Haar, (23) Meppen/Ems, Friedrichstraße 30, zu erreichen.

 

zum 89. Geburtstag

am 2. Juli 1956, der Witwe Maria Janowski, aus Allenstein, Krummstraße 27, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch Emil Marschall, Berlin-Charlottenburg, Horstweg 14, zu erreichen.

 

zum 88. Geburtstag

am 4. Juli 1956, Landsmann August Rieck, aus Wehlau. Jetzt in (20 a) Schwarmstedt 195.

 

zum 87. Geburtstag

am 6. Juli 1956, dem Altbauern August Bacher, aus Schieden, Kreis Schloßberg, jetzt in Engelade über Seesen/Harz.

 

am 10. Juli 1956, Frau Marie Gerwien, geb. Heidemann, aus Königsberg, Am Fließ 38a, jetzt mit ihrer Tochter, Frau Schliephake, in Lenglern bei Göttingen.

 

zum 86. Geburtstag

am 10. Juli 1956, Frau Marie Hennig, geb. Schweichler, aus Allenburg, jetzt im Altersheim Kummerfeld, Kreis Pinneberg. Sie ist geistig noch sehr rege und nimmt am Zeitgeschehen lebhaften Anteil.

 

am 28. Juni 1956, Postagentin i. R. Amalie Mertinat, aus Nassawen, Kreis Stallupönen. Seit fünf Jahren lebt sie im Altersheim Waldbröl/Rheinland.

 

zum 85. Geburtstag

am 1. Juli 1956, Korbmachermeister Andreas Starowski, aus Frauenburg, Copernikusstraße 17, jetzt im St. Josefs-Kloster Geislar/Beuel bei Bonn.

 

zum 84. Geburtstag

am 7. Juli 1956, Kaufmann Friedrich Bsdurreck, aus Gr. Stamm, Kreis Sensburg, dann in Allenstein, Roonstr. 52. Er wohnt jetzt in Minden/Westfalen, Kuhlenstraße 28.

 

zum 82. Geburtstag

am 4. Juli 1956, Frau Berta Gerschewski, geb. Masermann, aus Allenstein, Kurze Straße 5, jetzt in Berlin W 30, Goltzstraße 13, bei Gerick.

 

am 5. Juli 1956, Landsmann Eduard Hinz, aus Schloßberg (Pillkallen), jetzt in (22b) Traben-Trarbach, Schottstraße.

 

am 6. Juli 1956, Landwirt Heinrich Trunz, aus Wardienen, Kreis Königsberg-Land, jetzt bei seiner Tochter Elisabeth Trunz in Mackenzell, Kreis Hünfeld (Hessen-Röhn). Er war vierzig Jahre hindurch bis zur Vertreibung Bürgermeister seiner Heimatgemeinde. Außerdem bekleidete er verschiedene Ehrenämter.

 

am 8. Juli 1956, Rentner David Petereit, aus Rücken, Kr. Heydekrug, jetzt im Kreisaltersheim Westerstede/Oldenburg.

 

am 6. Juli 1956, dem Althauern Franz Reuter, aus Bilden, Kreis Schloßberg, jetzt in Over, Kreis Harburg.

 

am 11. Juli 1956, Frau Maria Jakubaßa, aus Wieps, Kreis Allenstein, dann Königsberg, jetzt in Gleschendorf bei Pönitz, Ostholstein.

 

zum 80. Geburtstag

am 3. Juli 1956, Frau Marie Wirsching, geb. Manneck, aus Königsberg, Roonstraße 18, jetzt in Itzehoe/Holstein, Sandberg 82, St. Jürgenstift.

 

am 4. Juli 1956, Stellwerksmeister i. R. Gustav Bessel aus Korschen, Kreis Rastenburg. Er kam erst vor eineinhalb Jahren mit seiner Ehefrau aus der Heimat. Jetzt wohnt er in Völkersen 143, Post Langwedel, Bez. Bremen.

 

am 7. Juli 1956, dem Bundesbahnbeamten i. R. Albert Namgalies, aus Tilsit, Kleffelstraße 12 a, jetzt in Speyer/Rhein, Fuchsweiherstraße 11.

 

am 8. Juli 1956, Frau Meta Knapp, aus Königsberg, Steindammer Wall 15 a, jetzt in (14 a) Waiblingen, Lindenstraße 3.

 

am 8. Juli 1956, Rentner Karl Neumann, aus Labiau, Dammstraße 23, jetzt bei seiner jüngsten Tochter, der Witwe Käte Gerschau, in (14 b) Hirschau bei Tübingen/Neckar.

 

am 8. Juli 1956, der Polizeibeamtenwitwe Emma Mouseck, aus Insterburg, Ziegelstraße 17, jetzt in Köln, Balthasarstraße 82.

 

am 8. Juli 1956, der Fleischermeisterswitwe Elise Rangnick, aus Königsberg, Alter Garten 46 b, jetzt bei ihrer verheirateten Tochter in Kiel-Wik, Hohenrade 52.

 

am 8. Juli 1956, Landsmann Max Klein, aus Ostseebad Neukuhren/Samland, Bahnhofstraße, jetzt mit seiner Ehefrau, seiner Tochter und seinem Schwiegersohn in (24a) Altenfluth über Cadenberge/Niederelbe.

 

am 9. Juli 1956, Landsmann Otto Fedtke. Er war bis 1933 Bürgermeister der Stadt Wormditt und wohnte danach in Königsberg. Heutige Anschrift: Offenbach/Main, Haydnstraße 7.

 

am 9. Juli 1956, Frau Johanna Prattki, aus Bischofsstein. Sie ist durch Franz Lingnau, Berlin-Charlottenburg 4, Mommsenstraße 46I, zu erreichen.

 

am 9. Juli 1956, dem Bauern Friedrich Schneider, aus Bindemark, Kreis Darkehmen, jetzt in Bad Driburg/Westfalen, Am Bad 16.

 

am 10. Juli 1956, Landsmann Heinrich Boehm, aus Possindern, Kreis Königsberg, jetzt mit seiner Ehefrau Helene Boehm, geb. Linck, in (24b) Wallsbüll über Flensburg, Pfarrhaus.

 

am 13. Juli 1956, Landwirtin Fräulein Minna Kettler, aus Dollkeim, Kreis Fischhausen, jetzt mit ihren Schwestern im Hause ihres Schwagers Ewald Grodde in Leverkusen 3, Ellenweg 7.

 

zum 75. Geburtstag

am 28. Juni 1956, Kriminalobersekretär i. R. Karl Lewark, aus Königsberg, jetzt mit seiner Familie in (22 b) Bingerbrück, Schloßstraße 19.

 

am 30. Juni 1956, Landwirt Gustav Wippich, aus Bollainen, Kreis Osterode, jetzt bei seiner Tochter Klara Roeck in Bochum-Harken, Sporkel 33.

 

am 7. Juli 1956, Reichsbahnobersekretär i. R. Karl Skanbraks, aus Piilau, jetzt mit seiner Ehefrau in Kiel, Krusenrotlerweg 72.

 

am 14. Juli 1956, Fleischermeister und Landwirt Albert Obitz, aus Sensburg-Sternwalde, jetzt bei seinen Kindern in Holtorf bei Nienburg/Weser, Auf der großen Heide 368.

 

am 14. Juli 1956, Frau Frieda Habermann, aus Cranz, jetzt in Flensburg, Bismarckstraße 40.

 

Prüfungen

 

Klaus Glagau, Sohn des Verwaltungsoberinspektors Otto Glagau, aus Königsberg, Hindenburgstraße 35, hat an der Höheren Landbauschule in Herford die Prüfung als „Staatlich geprüfter Landwirt" bestanden. Anschrift: Münster / Westfalen, Emdener Straße 17.

 

Hans Taube, aus Kiwitten-Soritten, Kreis Heilsberg, Schüler des Allensteiner Gymnasiums, hat die Diplom-Hauptprüfung in der Abteilung Elektrotechnik der Technischen Hochschule Karlsruhe bestanden. Er ist durch A. Petrell, Bühne, Kreis Warburg/ Westfalen, zu erreichen.

 

Günter Stamm, aus Insterburg, Thorner Straße 25, jetzt in Billerbeck/Westfalen, Zu den Alstätten 15, hat an der juristischen Fakultät der Universität Heidelberg das erste juristische Staatsexamen bestanden.

 

Peter Lawin, Sohn des jetzigen Stadtdirektors von Bad Oeynhausen, Dr. Lawin, früher Stadtverwaltung Königsberg, bestand das medizinische Staatsexamen an der Ludwig-Maximilian-Universität in München mit „Sehr gut" und promovierte zum Doktor der Medizin mit dem gleichen Prädikat.

 

Jubiläen

Sein fünfzigjähriges Berufsjubiläum begeht am 4. Juli  1956, Schmiedemeister Franz Hoff, aus Gumbinnen, Poststraße 1. Er war hier von 1906 bis zur Vertreibung selbständiger Meister. Heute lebt er in Elmshorn, Hainholz 20.

 

Ein heute sehr seltenes Jubiläum kann Fräulein Wilhelmine Petri, aus Insterburg begehen, die am 18. Juli 1956, 70 Jahre alt wird. Seit 48 Jahren ist sie Frau Elisabeth Gallmeister, Insterburg, Ofenfabrik, jetzt in Rendsburg, Schloßplatz 12, eine treue Hausgenossin und Hilfe in guten und in schlechten Zeiten.

 

Seite 13   Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht …

Auskunft wird erbeten über...

Gerhard Racini, geb. am 09.03.1925 in Lethenen, Kreis Labiau. Er begann nach der Schulentlassung die Lehre in der Molkereigenossenschaft Nautzken. Zuletzt in Bladiau, Kreis Heiligenbeil, gearbeitet.

 

Karl Kannapien und Frau Anna Kannapien, geb. Dömke, geboren in Gertlauken, Kreis Labiau, zuletzt wohnhaft gewesen in Wehlau. Beide sollen in Dänemark gewesen sein.

 

... Karl Badner, früher Bednarski, geb. am 23.03.1898. Letzte Heimatanschrift: Schwenteinen, Post Hohenstein, Kreis Osterode. Vermisst seit dem 03.02.1945. Zuletzt von einer Heimkehrerin Mitte Mai 1945 bei Woroschilowgrad, unweit vom Schwarzen Meer, gesehen worden; er arbeitete dort im Kohlenschacht.

 

Margarete Guszahn, geb. am 08.10.1926 zu Schneckenwalde, Kreis Elchniederung. Am 18.01.1945 in der Heimat getrennt, seitdem fehlt jede Spur.

 

Martha Schlittke, geb. Raudies, geboren am 08.04.1911 in Lentenbude, Kreis Elchniederung. Letzte Heimatanschrift: Seckenburg.

 

Helene Kröhnert, geb. Raudies, geboren am 24.06.1908 in Lentenbude, Kreis Elchniederung. Letzte Heimatanschrift: Hinkelsmittel bei Godgallen.

 

Fritz Bolbert, Geburtsort unbekannt, letzter Wohnort: Bärholz bei Thierenberg (Samland). Letzte Nachricht im Dezember 1951 aus Moskau.

 

Obergefr. Kurt Gibys, geb. 13.04.1912. früher wohnhaft gewesen in Königsberg, Tragheimer Kirchenstraße 85, Zivilberuf: Parkettleger, letzte Feldpostnummer 41 226 (Beobachtgs.-Abt. 37), bei der Kapitulation Königsbergs in Gefangenschaft geraten und dann im Gefangenenlager Norkitten bei Insterburg gewesen. Seitdem fehlt jede Spur.

 

Frida Schaar, geb. Adam. geb. am 13.07.1904, wohnhaft gewesen in Königsberg, Ziegelstr. Nr. 22, letzte Anschrift: Rudau, Kreis Samland, Gasthaus „Zum Schindekop", bei Frau Erika Schulz, geb. Anders.

 

Lehrkräfte oder Teilnehmer des Bau-Techniker-Lehrganges vom 15.08.1940 bis 01.04.1942 des Berufserziehungswerkes der Deutschen Arbeitsfront Königsberg: Landesoberbauinspektor Mrosowski, von der DAF die Kreisberufsverwalter oder Übungsleiter Lenz, Steinke und Klinger sowie Maurer- und Zimmermeister Huwaldt, aus Königsberg-Juditten.

 

… Helene Vandreuke, geb. am 25.08.1927, letzter Wohnort vermutlich Samland.

 

Leo Bangel, Paul Bangel und August Bangel, letzter Wohnort Osterode, Reg.-Bez. Allenstein.

 

… Uffz. Paul Scheer, geb. am 04.08.1910. Heimatanschrift: Blumenau, Kreis Heilsberg. Soldat im Osten gewesen. Wer weiß etwas über seinen Verbleib?

 

August Tschaska, etwa 69 Jahre alt, aus Eichmedien, Kreis Sensburg. Frau Charlotte Tschaska, geb. Eichel, etwa 70 Jahre alt, Gustav und Frau Grete. Paul, Emil und Frau Dora, geb. Verdig. Frieda Schreder oder Schröder, geb. Tschaska, und Charlotte Tschaska. Ferner werden aus Eichmedien gesucht: Marie Wereis. Frieda Poslak, Franz Jeholz und die Besitzer des Gutes von Räderke.

 

Albert Beckmann, geb. am 10.02.1871, Frau Berta Beckmann, geb. Brem, geb. am 25.09.1883. und Sohn Herbert, geb. am 22.10.1921, bis 1945 wohnhaft gewesen in Sosehnen, Kreis Pr.-Eylau.

 

… Obergefr. Gerhard Weiß, geb. am 21.05.1919. Heimatanschrift: Wulfshöfen über Nautzken, Kreis Labiau. Soldat beim Art.-Ers.-Bataillon 17, FPNr. 35 027 A. Letzte Nachricht im Juni 1944. Im Jahre 1948 im Lager Simmesköje bei Moskau, Lager Nr. 131 gewesen.

 

Siegfried Gerhardt, geb. am 12.05.1932 in Königsberg-Ponarth, und Jürgen Gerhardt, geb. am 25.08.1936 in Königsberg-Ponarth. beide wohnhaft gewesen in Königsberg-Ponarth, Jägerstraße 69. Auf der Flucht von den Eltern vermisst!

 

… Sanitäts-Uffz. Klaus Flierl, aus dem Rheinland. 1945 bis 1948 Kriegsgefangener in Königsberg-Rothenstein, Bekleidungsamt.

 

… die Geschwister und Verwandten von Erna Margarete Stern, geb. am 31.05.1935 in Radau oder Rantau, Kreis Samland. Die älteste Schwester Ursula, geb. etwa 1927, war in der Nähe von Radau oder Rantau in einem Geschäft tätig, soll 1948 in Dänemark gewesen sein, der Zwillingsbruder Siegfried kam nach dem Tode der Mutter Erna Falke, verw. Stern, zur Großmutter (Name unbekannt) nach Mehlsack, der Stiefbruder Bruno Falke, geb. am 21.04.1933 (?), in das Jungen-Waisenhaus nach Braunsberg, das nach Berlin auswich.

 

Charlotte Weiher, aus Liebenfelde, Friedrichsdorfer Straße.

 

… Kapellmeister Fritz Potreck, aus Heiligenbeil, und aus Königsberg über Musiker Ernst Wenig, Neuer Graben 10, Musiker Fritz Wölk, Nachtigallensteig 13, und Sparkassenbuchhalter Paul Kubzick, Zeppelinstraße.

 

Christoph Tautorat, geb. etwa 1878, und seine Frau Elsa Tautorat, geborene Adams, geb. am 07.03.1880 in Gilandwirszen, beide zuletzt wohnhaft gewesen in Kampspowilken, Kreis Pogegen, Memelland.

 

Theodor Look, geb. am 09.09.1898. Letzter Wohnort in Chlebiotki bei Nasielsk, Kreis Pultusk (Ostenburg).

 

... Eduard Sypereck, geb. am 14.01.1924 in Stalupiauka, Kreis Goldap. Heimatanschrift: vermutlich Loyen, Kreis Goldap.

 

… den Obergefreiten Hans Petruck, geb. am 07.08.1906 in Ramstau bei Königsberg, wohnhaft gewesen in Moritten, Kreis Pr.-Eylau, bei Budapest vermisst.

 

... Familie Gustav Hess, aus Skaisgirren, Kreis Goldap. Bahnhof.

 

... Hegemeister Krewell, etwa 75 Jahre alt, wohnhaft gewesen in Kutten.

 

Kurt Papajevsky, geb. etwa 1924, vermutlich in Gartenau, Keris Neidenburg, Reg.-Bez. Allenstein. Zuletzt Uffz. bei 31. Reiterschwadron, FPNr. 14 857.

 

Paul Cabalzar, geb. am 24.11.1893. Heimatanschrift: Allenburg, Kreis Wehlau. Herrnstraße 136/137. Aus Danzig am 26.03.1945 verschleppt. Seitdem fehlt jede Spur.

 

... Hermann Baumann, aus Beydritten bei Königsberg.

 

... Frau Hanna Götz, aus Eydtkau, Kapellenstraße 4, und Schwester Ida Reimer, aus Eydtkau, ohne nähere Anschrift.

 

… Tischler Otto Siebert, geb. am 06.08.1913 in Mispelsen, Kreis Hohenstein. Letzte Heimatanschrift: Mispelsen, Kreis Hohenstein.

 

... Heinz Dumont, geb. am 03.01.1920 in Tilsit. Heimatanschrift: Tilsit: Roonstraße 8, Zivilberuf: Tischler. Letzte FPNr. 09 878 C, 10. Komp. Gren.-Regt. 12, Dienstgrad Obergefreiter. Letzte Nachricht im Juni 1944. Vermisst seit Juli 1944 an der Rollbahn Minsk-Mogilew.

 

Emil Kuschewski, geb. am 15.04.1923 in Lupojowo, Kreis Sowalki. Soldat in Mohrungen. Letzte Nachricht 1943 aus Mohrungen.

 

… Lehrer Theodor Pflaumbaum, aus Kl. Guden (Gudellen), Kreis Goldap.

Ostpreußenblatt — Nonp. 15. Cic. — 26. Juni 1956 (versteh ich nicht).

 

Erben des Georg Kurt Heske, geb. 17.07.1888 in Tilsit, als Sohn des Albert Heske und dessen Ehefrau Louise Heske, geb. Planschenath. Er war verheiratet mit Margaret Anne Heske, geb. Harrison.

 

Klaus Masuhr, etwa 19 - 20 Jahre alt, und seine Mutter Martha Masuhr, aus Lötzen.

 

Witwe, Kinder, Geschwister oder sonstige Verwandte des 1941 für tot erklärten Kaufmanns Benno Leo Michael Martin Berent, geb. 16.08.1874 zu Tilsit, letzter Wohnort: Königsberg, Schnürlingstraße 14.

 

Walter Ulrich, aus Seehügel (Eszergallen), Kreis Darkehnen.

 

… Administrator Klatt auf Wehnenfeld bei Friedrichstein, Landkreis Königsberg.

 

… Hauptmann und Kompaniechef Achenbach, aus Tilsit, Hindenburgstraße 15.

 

Maria Salevski, geb. Kosack, geb. am 02.09.1904, wohnhaft gewesen in Walkeim bei Seeburg, Kreis Rössel, und Agathe Ruhnau, geb. Kosack, geb. am 23.03.1916, ebenfalls wohnhaft gewesen in Walkeim.

 

… Landsleute, die Eva Maria Neubacher, geb. etwa in den Jahren 1918 bis 1921, zuletzt wohnhaft gewesen in Königsberg, Sackheim 6, gekannt haben. Die Mutter hat Helene Neubacher, geb. Hinz, geheißen, zuletzt Königsberg-Sackheim, wohnhaft gewesen.

 

… eine etwa 50 Jahre alte Frau aus Ortelsburg oder dem Kreis Orteisburg, die auf der Flucht von Frau Emma Schwartz, geb. Jablonowski, in Königsberg, Selkestraße 21, aufgenommen wurde. Frau Emma Schwartz ist 1946 noch in Königsberg gesehen worden, wer weiß etwas über ihren weiteren Verbleib?

 

Gutsbesitzer Erwin Jedamzik, geb. am 20.02.1889, in Stangenwalde, Kreis Sensburg, wurde am 28.02.1945 aus dem Heimatwohnort verschleppt.

 

Karl Allstein , geb. am 09.09.1900, zuletzt wohnhaft gewesen in Posselau (unleserlich), Kreis Samland.

 

... Helmut Ruddies, geb. am 12.07.1927 in Coadjuthen. Vermisst seit Januar 1945 bei Koblenz am Rhein. Wer kann Auskunft geben?

 

Emil Plewe, 1937 als Arbeiter auf einem Gut bei Tilsit gewesen.

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Für Todeserklärungen

Franz Loerzer, geb. 29.08.1894 in Freiberg, Kreis Goldap, später Schmiedemeister in Warnen, Kreis Goldap, wurde am 09.02.1945 nach Russland verschleppt. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Wer kann Auskunft geben?

 

Karin Kozianowski, geb. 16.11.1944 in Heilsberg, wird seit Januar 1945 vermisst. Sie wurde damals schwerkrank dem Johanniter-Krankenhaus in Lauenburg (Pommern) übergeben. Wer kann etwas über den Verbleib des Kindes aussagen?

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86. Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Wer hat kirchliche Urkunden? Um die Rekonstruktion der ostdeutschen Kirchenbücher.

Das Kirchenbuchamt für den Osten im Archivamt der Evangelischen Kirche in Deutschland in Hannover, Militärstraße 9, hat sich zwei große Aufgaben gestellt:

 

1. Es sucht den Verbleib aller evangelischen Kirchenbücher aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten östlich der Oder-Neiße-Linie festzustellen. Über die Ergebnisse der bisherigen Ermittlungen wird eine örtliche Nachweiskarte geführt, in der sowohl die Positiv- als auch die Negativnachrichten enthalten sind.

 

2. Es werden alle erreichbaren kirchlichen Urkunden aus evangelischen Kirchenbüchern (in beglaubigten Abschriften, Originalen oder als Fotokopien) gesammelt, soweit dieselben sich noch im Besitz von Ostvertriebenen, die nach Westdeutschland gekommen sind, befinden, um auf diese Weise für die kommenden Generationen einen Teilersatz für heute nicht mehr greifbare Kirchenbücher zu schaffen .

 

Das Kirchenbuchamt für den Osten hat bereits durch das Entgegenkommen zahlreicher Kirchengemeinden und Standesämter eine größere Anzahl solcher Kirchenbuchabschriften erhalten, die diesen Stellen anlässlich von Personenstandsfällen (Geburt, Heirat, Tod) vorgelegt wurden. Um aber diese Sammlung weiter auszubauen und systematisch die noch im Besitz von Privatpersonen befindlichen Urkunden zu sammeln, ist die Mitarbeit aller Ostvertriebener erforderlich, wenn das angestrebte Ziel einigermaßen erreicht werden soll. Daher werden alle einzelnen Kirchenglieder aus dem ehemaligen deutschen Osten jenseits der Oder-Neiße-Linie, so auch besonders Ostpreußen, angesprochen, dieses Werk durch freiwillige Mitarbeit zu unterstützen. So ergeht an jeden Einzelnen die Bitte, einerlei ob jung oder alt, ob Mann oder Frau, bei sich nachzusehen, ob er noch im Besitz von derartigen Urkunden ist (Tauf-, Konfirmations-, Trauschein, auch Sterbeurkunden von Eltern, Großeltern und deren Angehörigen). Auch ältere Urkunden und Scheine für weiter zurückliegende Zeiten, die zunächst nur familienkundlichen Wert haben, außerdem Ahnenpässe und dergleichen, sind wesentlich. Wenn solche Urkunden vorhanden sind, wird gebeten, dem Kirchenbuchamt für den Osten beglaubigte Abschriften oder Fotokopien zur Verfügung zu stellen. Die Beglaubigung nimmt das zuständige Pfarramt oder Kirchenbuchamt kostenlos vor. Nötigenfalls übernimmt das Kirchenbuchamt für den Osten die Fotokopierung selbst. Originale werden sofort zurückgeschickt. Es kommt auf jede noch greifbare Urkunde an, gleich aus welcher Zeit, da die Verluste an Kirchenbüchern sehr empfindlich sind und nur durch die Unterstützung aller ein Wiederaufbau des verlorengegangenen Schriftgutes möglich ist.

 

Zur Mithilfe wird hiermit jeder evangelische Ostvertriebene, insbesondere Ostpreuße, aufgerufen. Er hilft damit nicht nur sich selbst, sondern zugleich seiner deutschen Heimat im Osten, seinen Brüdern und Schwestern in Gegenwart und Zukunft.

 

Einsendungen an das Kirchenbuchamt für den Osten in Hannover, Militärstraße 9.

 

Bäcker als Schnitzkünstler

Wollte früher ein Bäcker die Festtagskuchen besonders schön herrichten, so tat er den Teig in aus Holz geschnitzte Formen. Engel, Reiter, Frauen im Reifrock, Hirsche und Vögel mit krausem Federschmuck waren Motive, die noch erhalten blieben. Jahrhundertealte Vorbilder wurden verwendet, die zum Teil aus Norddeutschland und Flandern stammten. Die Bäckermeister und die Gesellen schnitzten die Figuren selbst; auch in den Bürgerhäusern waren solche kunstvollen Formen zu finden. In Ostpreußen beschränkte sich dieser Brauch im Allgemeinen auf das Oberland.

 

Seite 14   Amtliche Bekanntmachungen

Aufgebot.

Die gerichtliche Todeserklärung der nachstehend bezeichneten vermissten Personen ist beantragt worden. Die bezeichneten Personen werden hiermit aufgefordert, sich zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden können. Alle, die Auskunft über eine der bezeichneten Personen geben können, werden hiermit aufgefordert, bis zum Ende der Aufgebotsfrist bei dem unterzeichneten Amtsgericht Anzeige zu machen.

Die Buchstaben bedeuten: a) Anschrift am letzten bekannten Wohnsitz, b) letzte bekannte Truppenanschrift, c) zuständiges Amtsgericht und dessen Aktenzeichen, d) Ende der Aufgebotsfrist, e) Name und Anschrift des Antragstellers.

 

1. Gustav Kühnappel, 18.08.1888, Aweiden. Kreis Sensburg, Schmied, a) Nickelshorst. Kreis Sensburg, c) Walsrode 1 II 29/56, d) 1. September 1956, e) Heinz Kühnappel, Walsrode. Graudenzer Straße 19.

 

2. Walter Dannenberg, 08.07.1904, Königsberg Pr., Müllermeister, a) Königsberg Pr.. Sackheim 130, c) Walsrode 1 II 35/56. d) 1. Oktober 1956, e) Ehefrau Margarete Dannenberg, geb. Krohn, Bomlitz, Kreis Fallingbostel.

 

3. Albert Thulke, 10.01.1880, Rosenberg, Gemeinde Schakendorf, Kreis Gerdauen, Ostpreußen, Kaufmann und Landwirt, b) Volkssturm, c) Walsrode 1 II 11/56, d) 25. September 1956. e) Ehefrau Helene Thulke. geb. Jankowski, Walsrode. Schulslraße 24.

 

Aufgebot   2 II 73/56

Der Emil Glandien in Staufenberg, Am Steinacker 10, hat beantragt, seine Mutter, die verschollene Gertrude Margarete Marie Louise Glandien, geb. Bressem, geb. am 13. Dezember 1876 in Königsberg Pr., zuletzt wohnhaft in Königsberg Pr., 1 Gartenstadt, Am Schönfließ 40, für tot zu erklären. Die Verschollene wird aufgefordert, sich bis zum 31. August 1956 vor dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls sie für tot erklärt werden kann. Alle, die Auskunft über die Verschollene geben können, werden aufgefordert, bis zu dem oben bestimmten Zeitpunkt dem Gericht Anzeige zu machen. Gießen, den 19. Juni 1956.   Das Amtsgericht

 

Die Olga Kosziescha, geb. Neufeldt, in Bleckede (Elbe), Alt-Wendischthun Nr. 22, hat beantragt, den verschollenen Landwirt Karl Kosziescha, geb. am 31. Juli 1900 in Greisenau. Kreis Osterode, Ostpreußen, für tot zu erklären. Der bezeichnete Verschollene wird aufgefordert, sich bis zum 15. September 1956 bei dem hiesigen Gericht, Zimmer Nr. 16. zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen kann. An alle, die Auskunft über Leben oder Tod des Verschollenen geben können, ergeht die Aufforderung, dem Gericht bis zu dem angegebenen Zeitpunkt Anzeige zu machen. Bleckede, 20. Juni 1956.   Amtsgericht — 2 II 63/55

 

Seite 14   Suchanzeigen

Suche Personen, die mit mir in russischer Gefangenschaft in Laukischken-Anenhof, Kreis Labiau, bis Oktober 1948 zusammen gewesen sind. Martha Kuhn, jetzt Recklinghausen-Süd, Bochumer Straße 133

 

Wer kann Auskunft geben über das Schicksal meines Vaters, Gutsbesitzer Arthur Scheske, geb. am 19.09.1881, wohnhaft gewesen in Modgarben, Kreis Rastenburg, Ostpreußen? Er wurde am 03.02.1945 in das Gefängnis Bartenstein verschleppt. Nachricht erb. Marie-Luise Scheske, Herford, Westf., Steinstr. 6.

 

Suche Herrn Dahms, der in den Jahren 1901 - 1902 als Inspektor auf Gut Jogauden bei Willkischken tätig war. Gertrude Thomaschky, geb. Hintze, jetzt Stuttgart-W, Bismarckstr. 50.

 

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Mannes Gustav Müller, geb. am 04.011889, wohnhaft Trinkheim, Kreis Pr.-Eylau, 1945 beim Volkssturm in Königsberg Pr.? Ferner suche ich meine Schwägerin Anna Müller, geborene Springer, geboren am 17.01.1890, und Töchter Elfriede Müller, geboren am 17.05.1930, Anni Müller, geboren am 02.09.1932. Zuletzt wohnhaft, Fuchsberg, Kreis Königsberg Preußen. Nachricht erbittet Frau Auguste Müller, bei Wolf, München 9, Tegernseer Landstraße 137/II

 

Wo befindet sich Herr Max Marglowski, aus Schönlinde, Kr. Gerdauen? Er wird gesucht von seinem Onkel aus Mauenfelde, Kreis Gerdauen. Nachricht erb. Hedwig Bethke, (20) Fischbeck bei Hameln.

 

Suche für meine Schwester in der sowjetisch besetzten Zone folgende Bekannte: Anna Prätzas, geb. Mikeleit, aus Mühlenkreuz über Gerhardtsweide, Kreis Elchniederung, und Frieda Matzat, geb. Holz, aus Schwalbental, Kreis Insterburg. Ostpreußen. Nachricht erb. Paula Kielhorn, (23) Quakenbrück. Bonnusstraße 4.

 

Wo befindet sich Frau Anna Kristan, geb. Strauß, aus Königsberg-Ponarth, Wiesenstraße (ihr Stiefsohn lebte in Hamburg-Altona)? Nachricht für Frau Therese Bethke. geb. Strauß, erb. Frau Hedwig Bethke. (20) Fischbeck bei Hameln

 

Wer kann Auskunft geben über Mina Kujina, geb. Göse, wohnhaft gewesen in Rastenburg, Freihat 22. Nachricht erb. Maria Goese, Berchtesgaden, Haus Flora.

 

Wer kann Auskunft geben über Verwandte der verstorbenen Frau Charlotte Wermke, geb. Rödiger, geboren in Tapiau, Kreis Wehlau? Auskunft erbittet Nachlasspfleger Paul Böttcher, Grasleben, Kr. Helmstedt, Walbecker Straße

 

Wer kann Auskunft geben über Obergefr. Alfred Kurras, geb. 14.10.1924, Tilsit, Ostpreußen, letzte Nachricht vom März 1945 (Ostpreußen), FPNr. 08 346 A; Gefreiter Fallschirmjäger Helmut Kurras, geb. 16.12.1925. Tilsit, letzte Nachricht Anfang März 1945 aus Holland? Nachricht erb. W. Kurras, Düsseldorf, Römerstraße 10.

 

In der Invalidenrentenangelegenheit meines Mannes Willy Wiechert, geb. 11.02.1898, aus Königsberg Pr., suche ich dringend Personen, die mir bestätigen können, dass sie mit ihm bei folgenden Firmen gearbeitet haben: Julius Berger, Tiefbau, Königsberg Preußen, AEG, Königsberg Preußen, Erich Venohr, Inhaber Kurt Neumann, Königsberg Preußen. Unkosten werden erstattet. Frieda Wiechert, (22a) Velbert, Rhld., Neustraße 22.

 

Es werden Landsleute der Firma Otto Richter und Specht, Königsberg Pr., gesucht, die mir bestätigen können, dass mein Mann Friedrich Mohr, geboren 28.06.1909 in Loschkeim, Kr. Bartenstein, Ostpreußen, wohnh. Königsberg-Metgethen, Birkenweg 54, auch bei der Firma beschäftigt war. Frau Grete Mohr, Holzwickede, Landweg 25

 

Suche die Familie Lukas, Landwirt aus Seerappen, Kr. Fischhausen. Ehefrau Irmgard, ist eine geb. Wiemann, aus Seerappen. Frau Grete Mohr, Holzwickede, Landweg 25, früher Königsberg Metgethen, Birkenweg 54

 

Suche Zeugen für mein Grundstück Mohrungen, Ostpreußen, Markt Nr. 15. Frau Magdalene Kuhnigk. Früher Christburg, Westpreußen, Markt Nr. 12. Jetzt Wilster, Holstein, Bahnhofstraße 3.

 

Seite 14   Familienanzeigen

Ihre Verlobung geben bekannt: Waltraud Klautke, Bremen, St.-Jürgen-Straße. Georg Reimann, Waltersdorf, Kreis Mohrungen, Ostpreußen. Jetzt Verden (Aller) Mühlentor 4. Juni 1956

 

Wir haben uns verlobt. Hannelore Koch, Lötzen, Ostpreußen, jetzt Großilsede, Hannover. Helmut Steinkraus, Dipl.-Kaufmann, Lyck, Ostpreußen, jetzt Bad Segeberg, Holstein, Lindenstraße 26a.

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Leonhart Ernst, Walsum. Ilse Ernst, geb. Brodd, Drausenhof Kr. Pr.-Holland, jetzt Walsum, Herzogstr. 129. 30. Juni 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Robert Katjejowski, Ing. u. Maschinenbaumeister, Grenzdamm, Kreis Neidenburg, Ostpreußen. Erika Katjejowski, geb. Wach, Wien. Wien im Juni 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Bengt-Erik Danielsson, Stockholm, Brahegat 18. Ruth Danielsson, geb. Nohr. Högersdorf bei Bad Segeberg. 7. Juli 1956

 

Statt Karten. Ihre Vermählung geben bekannt: Iver Lassen, Tiefbauingenieur, Stümswalde, Ostpreußen, jetzt Lüneburg, Lünertorstraße 1. Hanna Lassen, geb. Rosinowski, Hauswirtschaftsleiterin, Pr.-Holland, Ostpreußen, jetzt Stollhamm (Oldbg.), Haus Osterhausen. Oldenburg, den 7. Juli 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Dr. med Hannes-Peter Bartholdt und Helga Bartholdt geb. Wenk. Königsberg Pr., jetzt St. Louis 24 / Mo. 7920 Teasdale Court. USA

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Raimund Hofmann, sowj. bes. Zone. Gertrud Hofmann, geb. Schwidder, Bartzdorf, Kreis Neidenburg, Ostpreußen, jetzt Bonn.

 

Als Vermählte grüßen: Kurt Sabolewski, früher Ebenrode, Ostpreußen. Elfriede Sabolewski, geb. Wichert, früher Packhausen, Kr. Braunsberg, Ostpreußen. Jetzt Leonberg/Stgt. Haldenstraße 7

30. Juni 1956

 

Ihre Vermählung geben bekannt: Horst Saigge, Domnau, Ostpreußen, jetzt Konradsheim bei Köln. Gertrud Saigge, geb. Tolksdorf, Domnau, Ostpreußen, jetzt Oberkirch Baden.

 

Am 4. Mai 1956 haben wir unsere Silberhochzeit gefeiert und gedachten aller Verwandten und Bekannten. Als früherer Bürgermeister grüße ich alle Einwohner der Gemeinde Salpen, Kreis Angerburg. Paul Tengler und Frau, jetzt Kiel-Kronshagen, Grenzweg

 

Wir danken herzlich allen Freunden, die uns zu unserer Silberhochzeit mit Glückwünschen und Blumengrüßen erfreuten. Cläre Baufeldt, geb. Gerigk. Prokurist, Paul Baufeldt. Möbelfabrik Schlüter, Bremerhaven. Früher Rastenburg, Barten

 

Am 5. Juli 1956 feiert unsere Mutter. Schwiegermutter und Oma, Frau Emma Fischer, ihren 75. Geburtstag. Es gratulieren ihre dankbaren Kinder. Tilsit, Ostpreußen, Schlageterstraße 7, jetzt Gr.-lsede. Kr. Peine Winkl, 98

 

Am 4. Juli 1956 feiert unsere liebe Mutter. Schwiegermutter, Oma und Uroma, Maria Bulitta, geb. Lingnau, aus Groß-Lemkendorf, Kreis Allenstein, ihren 75. Geburtstag. Es gratulieren herzlichst und wünschen Gottes Segen, ihre Kinder Enkel und Urenkel

 

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Seite 15   Familienanzeigen

Durch einen tragischen Verkehrsunfall wurde heute mein lieber herzensguter Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Opa, mein lieber Sohn und Schwiegersohn, unser Bruder, Schwager und Onkel

Konrad Schalau geb. 17. August 1888, plötzlich und unerwartet aus unserer Mitte gerissen. Es war ihm leider nicht vergönnt, nach der endlich erfolgten Familienzusammenführung seinen ruhigen und verdienten Lebensabend im Kreise seiner Lieben zu genießen. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Klara Schalau, geborene Beyer. Johannisburg, Ostpreußen, Hegelstraße 26 b , jetzt Ludwigshafen (Rhein), am 16. Juni 1956, Kurfürstenstraße 10

 

Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief heute im 80. Lebensjahr, fern seiner geliebten Heimat, mein lieber Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, der Mühlenbesitzer

Franz Abramowsky, früher Mühle Leunenburg. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Meta Hagn, geb. Abramowsky, jetzt Soltau, Breidingstraße 2 a

 

Anlässlich seines 34. Geburtstages, am 30. Juni 1956, geben wir in wehmütigem Gedenken davon Kenntnis, dass unser ältester Sohn Heinz Jopski, Uffz,, vorher U-Boot-Maschinenmaat einer dienstlichen Nachricht zufolge, die uns nach vielen Jahren banger Ungewissheit erst vor kurzem erreichte, in den Kämpfen um unsere ostpreußische Heimat am 5. Februar 1945 den Heldentod erlitten hat. Tiefes Dunkel liegt noch über dem Schicksal unseres zweiten und letzten Sohnes Wilhelm Friedrich (Friedel), Fhj.-Unteroffizier, der zurzeit des Zusammenbruches Teilnehmer eines Lehrganges an der Kriegsschule Posen war. Lehrer a. D., Wilhelm Jopski und Frau. Seewiese, Kreis Gumbinnen, Ostpreußen, jetzt Westercelle, Ohlhorststraße 7

 

Mühe und Arbeit war dein Leben, treu und fleißig deine Hand, Ruhe hat dir Gott gegeben denn du hast sie nicht gekannt. Fern von ihrer geliebten unvergesslichen Heimat entschlief am 22. Juni 1956 nach langer schwerer, mit großer Geduld ertragener Krankheit unsere herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter und Tante, Amalie Eckert, geb. Lokat, im Alter von 84 Jahren. Gleichzeitig gedenken wir unseres lieben Vaters Friedrich Eckert, gest. 28. Juni 1945 in Nemmersdorf, Ostpreußen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Otto Eckert. Blumenfeld, Kreis Schloßberg, Ostpreußen, jetzt Sanssouci über Fröndenberg

 

Was frag‘ ich nach der Welt und allen ihren Schätzen, Wenn ich mich nur an dir, Herr Jesu, kann ergötzen? Dich hab' ich einzig mir zur Freude vorgestellt; Du, du bist meine Ruh', was frag' ich nach der Welt! Fern ihrer geliebten Heimat entschlief am 29. Juni 1956 plötzlich und unerwartet unsere liebe Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante, Ida Ruddies, geb. Gaupties, im noch nicht vollendeten 62. Lebensjahre. Im Namen aller Angehörigen: Fritz Gaupties. Piktupönen, Kreis Tilsit, jetzt Rheydt, Rheinland

 

Nach langer schwerer Krankheit entschlief sanft und ruhig im 84. Lebensjahre meine liebe Mutter, Schwiegermutter, unsere gute Großmutter und Schwägerin, Berta Dzienczuk, geb. Brandtner, früher Königsberg, Albertstraße 9. In stiller Trauer: Richard Dzienczuk und Frau Clara Dzienczuk, geb. Krewing. Siegfried Dzienczuk und Peter Dzienczuk. Anna Dzienczuk, geb. Karalus Heiligenhafen, im Juni 1956 Markt 15

 

Am 13. Juni 1956 entschlief nach schwerer Krankheit meine liebe Frau, unsere liebe Mutter, Schwester, Schwägerin, Tante und Omi, Anna Peter, geb. Wenzel, früher Thiemsdorf b. Schaaken, jetzt Hassendorf 57, Kr. Rotenburg. In stiller Trauer: Rudolf Peter. Gustav Peter und Frau. Gertrud Koersen, geb. Peter nebst Verlobtem. Otto Peter und Frau. Fritz Peter und Frau. Herbert Tüxen u. Frau Lisa Tüxen, geb. Peter. Karl Peter und Frau, und acht Enkelkinder.

 

Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Offenb. 21, 4       Am Sonntag, dem 3. Juni 1956, ist meine liebe Schwester, unsere Tante, Witwe Lina Kuhnke, aus Ostseebad Cranz, Ostpreußen, nach längerem Leiden von Gott heimgerufen worden. In stiller Trauer: Witwe Anna Geschke und Angehörige. Ostseebad Cranz, jetzt Bremerhaven-Lehe, Hökerstraße 6

 

Am 1. Juni 1956 entschlief nach langem, in Geduld ertragenem Leiden unser lieber unvergesslicher Vater, Schwiegervater und Großvater, der Landwirt Johann Lasarzewski, fern der ostpreußischen Heimat im 72. Lebensjahre. Gleichzeitig gedenken wir unserer seit 1945 vermissten lieben unvergesslichen Mutter Auguste Lasarzewski und Schwester Elfriede Lasarzewski. In tiefer Trauer: Emil Lasarzewski. Lisbeth Lasarzewski. Werner Perlick und Frau Herta Perlick, geb. Lasarzewski. Barbara und Dieter, als Enkel. Herbolzheim, den 22. Juni 1956, früher Lenzendorf, Kreis Lyck, Ostpreußen

 

 

Am 26. Juni 1956 verschied plötzlich und unerwartet, kurz vor Vollendung ihres 74. Lebensjahres meine liebe Frau, unsere treusorgende Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Auguste Swillims, geb. Göttner. Im Namen aller Hinterbliebenen: Christof Swillims. Hirschflur-Ragnit (Land), jetzt Ludwigsburg Blücherstraße 29

 

Fern der geliebten Heimat entschlief heute im 65. Lebensjahr nach kurzer schwerer Krankheit unser lieber Vater, Schwieger- und Großvater, Bruder Schwager und Onkel, der Bauer Walter Godau, Weischkitten, Kr Samland, Ostpreußen. Im Namen der Hinterbliebenen: Friedrich Godau und Frau. Erika Essmann, geb. Godau und Familie. Attenhagen, den 28. Juni 1956, über Wunstorf

 

Durch einen tragischen Unglücksfall entriss uns der unerbittliche Tod meinen geliebten Mann und Vater, unseren lieben Sohn, Bruder, Schwiegersohn, Schwager, Onkel und Neffen, Kurt Dreier, geb. 22.06.1913, gest. 18.06.1956, früher Kalningken, Ostpreußen, Elchniederung. In tiefer Trauer im Namen aller Angehörigen: Erika Dreier, geb. Killat. Stellwangen, Ostpreußen, Elchniederung, jetzt (22b) Eich, Kr. Worms, Altrheinstraße 97

 

Am 28. Juni 1956 ist unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, die Witwe Berta Jenko, geb. Bußlapp, im Alter von 71 Jahren für immer von uns gegangen. In stiller Trauer: Botho Jenko und Frau Inge und Enkelkind Jörg Peter. Königsberg Pr., Meisenweg 24, jetzt Berlin W 35, Schwerinstraße 14

 

Nach schwerer Krankheit entschlief am 18. Juni 1956 im Alter von 43 Jahren meine geliebte Frau, gute Mutter und Tante, Gertrud Hasenbein, geb. Palluck. In Liebe, Treue und tiefem Schmerz: Hans Hasenbein und Kind Brigitte und Anverwandte. Königsberg Pr. – Methgethen, Birkenweg 19, jetzt Schwb. Hall, Gottwollshausen, Württbg.

 

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme zum Heimgange unserer lieben Entschlafenen, Frau Charlotte Biller, geb. Petz, sagen wir allen Landsleuten unseren herzlichen Dank. Im Namen aller Angehörigen: Ernst Biller. (24a) Wöhrden über Stade

 

Zum Gedenken. Fern seiner geliebten ostpreußischen Heimat starb vor fünf Jahren nach kurzer Krankheit mein geliebter Mann, unser lieber Vater, guter Opa, Onkel, Schwager, Schwiegervater und Bruder, Landwirt August Knorr geb. 03.02.1883, gest. 25.06.1951. Er folgte unseren lieben Söhnen, Uffz. Alfons Knorr, geb. 17.01.1909, gefallen 19.09.1942 Russland; Willy Knorr, geb. 26.05.1917, gefallen am 03.10.1943 in Russland; Uffz. Herbert Knorr, geboren am 15.11.1912, gefallen am 03.10.1947 im Lazarettzug von Sibirien in Karaganda, Russland; Ihnen folgte am 18. Mai 1956 im 59. Lebensjahre plötzlich und unerwartet an Herzschlag unser geliebter Bruder und lieber Onkel, Albert Grunwald, früher Canditten, Kreis Pr.-Eylau, Ostpreußen. Im Namen aller Angehörigen: Frau Agathe Knorr, geb. Grunwald. Papperten bei Landsberg, Kreis Pr.-Eylau, Ostpreußen, jetzt Wülfrath-Rohdenhaus Kr. Düsseldorf, Siedlerstr. 29

 

Am 20. Juni 1956 nahm uns Gott der Herr, fern ihrer geliebten Heimat, unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Oma, Wilhelmine Schlicht, geb. Kohn, im Alter von 72 Jahren. In tiefer Trauer: Fritz Schlicht und Frau. Kurt Schlicht und Frau, und Enkelkinder. Königsberg Pr., Artilleriestraße 56, jetzt Werberg, Kreis Brückenau

 

Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief am 12. Mai 1956 unsere liebe Mutter, Witwe Ida Stahlberg, aus Prostken. Ostpreußen, im Alter von fast 71 Jahren. Im Namen aller Anverwandten: Gebrüder Stahlberg. Düsseldorf, Dorum, Solingen-Gräfrath.

 

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Seite 16   Familienanzeigen

Gott erlöste meinen herzensguten Mann, unseren innig geliebten Vater, Schwiegervater und Großvater, Siegfried v. Schaewen, Reichsbahndirektionspräsident a. D., im Alter von 69 Jahren von seinem langen Leiden. Er hing mit allen Fasern seines Herzens an seiner ostpreußischen Heimat. Hildegard v. Schaewen, geb. Storp. Dipl.-Ing. Irmgard Heimann, geb. v. Schaewen. Waltraud v. Schaewen. Dipl.-Ing. Walter Heimann. Dieter und Ruthild. Frankfurt a. M.- Süd, den 22. Juni 1956, Burnitzstraße 45

 

Hermann-Theoder Schankath II,  cand. med. aktiv S.S. 1956. Durch einen tragischen Unglücksfall verloren wir am 31. Mai 1956 unseren lieben Bundesbruder im Alter von 23 Jahren. Von ganzem Herzen teilte er mit uns Freude und Verantwortung für unseren Bund. Die Erinnerung an ihn wird nicht aufhören. Alte Königsberger Burschenschaft, Germania, zu Hamburg. Uwe Knust CcG! (xx) x

 

Gott der Herr erlöste nach längerem Leiden durch einen sanften Tod meinen lieben Mann, unseren herzensguten Vater, Schwiegervater und Großvater, den früheren Hofbesitzer August Neuber, aus Liebenau, Kreis Pr.-Holland, Ostpreußen, im 76. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Marie Neuber, geb. Conradt. Erna Tietz, geb. Neuber. Artur Tietz. Alfred Tietz und Karin Tietz, als Enkelkinder. Kl.-Rheide, Kr. Schleswig, den 12. Juni 1956

 

Am 13. Juni 1956 entschlief nach langer schwerer Krankheit und mit unendlicher Geduld ertragenem Leiden mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder und Onkel, Friedrich Schwarz, früher Königsberg Pr., Heilsberger Straße 71, im Alter von 53 Jahren. Sein Leben war Arbeit. In tiefer Trauer: Minna Schwarz, geb. Krusat, Damp. Erich Schwarz und Frau Resi, Fürstenfeldbruck. Helmut Vonhausen und Frau Ingried Vonhausen, geb. Schwarz, Kingston, Kanada. Eva Schwarz, Kiel. Karl-Heinz Blenckner und Frau Ursula Blenckner, geb. Krusat, Damp. Familie Ernst Paschke, Peine, früher Königsberg. Frau Marie Tietz und Kinder, Salzhemmendorf, früher Zinten, und seine fünf Enkelkinder. Damp, Kreis Eckernförde. Die Beerdigung hat am 18. Juni 1956 in Karby stattgefunden.

 

Am 18. Juni 1956 entschlief nach längerem, in Geduld getragenem Leiden, kurz vor der Vollendung des 70. Lebensjahres, in einem Krankenhause in der sowjetisch besetzten Zone mein lieber guter Mann, treusorgender Papa, Schwiegervater, Opa, Bruder und Onkel, Schuhmachermeister Wilhelm Krix, früher Gr.-Hermenau, Kr. Mohrungen. Er folgte seinem am 23. Dezember 1942 in Russland gefallenen Sohn Ernst Krix und seinem 1945 vermissten Sohn Erich Krix. In stiller Trauer: Marta Krix, geb. Prill, sowj. bes. Zone. Fritz Krix und Frau Waldraut Krix, geb. Ockert, sowj. bes. Zone. Franz Albers und Frau Ella Albers, geb. Krix. Herbert Krix, vier Enkelkinder. Wallenhorst bei Osnabrück

 

Unerwartet und allzu früh nahm der Tod mir am 25. Juni 1956 meinen geliebten Mann, unseren Neffen, Onkel, Großonkel, Schwager und Vetter, Hans Brause, Steueramtmann a. D., im Alter von 66 Jahren. In tiefem Schmerz im Namen aller Verwandten: Lotte Brause, geb. Hahn. Osterode, Ostpreußen, jetzt Remscheid-Lennep, den 26. Juni 1956, Rotdornallee 48

 

Am 28. Mai 1956 nahm Gott der Herr nach langem schwerem Leiden meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Großvater und Onkel, den techn. Oberinspektor a. D., Richard Schmidt, im Alter von 60 Jahren zu sich in die Ewigkeit. In stiller Trauer: Margarete Schmidt, geb. Rieck. Ursula Ziegler, geb. Schmidt. Werner Schmidt und Manfred Schmidt. Enkel und Anverwandte. Königsberg Pr., Samitter Allee 150, jetzt Essen, Rosastraße 68

 

Am 11. Juni 1956 entschlief unser lieber Vater, Großvater und Schwiegervater, Karl Sobottka, im 84. Lebensjahre. Im Namen aller Hinterbliebenen: Herta Tulowitzki, geb. Sobottka. Eichenau, Kreis Neidenburg, Ostpreußen, jetzt Immensen bei Hannover

 

Am 9. Juni 1956 entschlief nach kurzer Krankheit im 81. Lebensjahre mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Opa, der Rentner Gustav Rothermund. In stiller Trauer im Namen aller Hinterbliebenen: Berta Rothermund. Reddenau, Ostpreußen, jetzt Duisburg-Mündelheim, Barberastraße 25

 

Am 20. Juni 1956 entschlief sanft und unerwartet im 62. Lebensjahre mein geliebter Mann, unser lieber Bruder, Schwager, Onkel und Großonkel, Herr Paul Theodor Neuhoff, aus Königsberg, Preußen. In tiefer Trauer: Helene Neuhoff, geb. Puchner. Ella Neuhoff. Dr. Ernst Neuhoff und Frau Else. Erna Bulirsch, geb. Neuhoff. Kurt Neuhoff. Elise Leibinnes. Gertrud Leibinnes. Nürnberg, den 20. Juni 1956, Wilhelm-Spaeth-Straße 57 I

 

Dein sehnsuchtsvolles Herz hat nun seine Ruh' gefunden. Es ging heim zu Deiner geliebten ostpreußischen Heimat, zu seinen Wäldern, Flüssen und Seen. Gott der Herr nahm mir am 11. Juni 1956 meinen lieben Mann, Fischermeister und Verwaltungsangestellter Franz Buchholz, im Alter von 48 Jahren für immer zu sich. Die tieftrauernde Gattin. Königsberg Pr., Hermannallee 22, jetzt Lübeck, Krempelsdorfer Allee 28 b

 

Plötzlich und unerwartet ging am 13. Juni 1956 meine liebe Frau, meine gute Mami, Anna Herrmann, geb. Kundruweit, früher Kattlack, Gemeinde Wangnick, Kreis Pr.-Eylau, im 70. Lebensjahre, von uns in die Ewigkeit. In tiefer Trauer: Hubert Herrmann. Gerda Herrmann. Sinsheim Elsenz, den 23. Juni 1956, Hühnerbergweg 20. Die Trauerfeier und Einäscherung ist in Heidelberg, die Beisetzung der Asche auf dem Friedhof in Sinsheim/Elsenz erfolgt.

 

Fern unserer geliebten ostpreußischen Heimat entschlief am 24. Juni 1956 nach kurzer schwerer Krankheit, im 75. Lebensjahre, unsere langjährige treue Freundin, Helene Seeck, Königsberg, Mittelgrabenstraße 4. Maria von Gusovius. Martha Wölk. Fockbek über Rendsburg

 

Am 23. Juni 1956, kurz voll Vollendung des 61. Lebensjahres, starb nach langem schwerem Leiden unsere liebe herzensgute Mutter und Schwiegermutter, Frau Martha Holzky, geb. Gand. Sie folgte unserem lieben Vater und Schwiegervater, dem Tierarzt und Landwirt Dr. Ewald Holzky, Guttstadt, Ostpreußen, in die Ewigkeit, der am 9. Februar 1945 von den Russen in unserer ostpreußischen Heimat erschossen wurde. Möge ihnen der Herrgott alles, was sie an uns getan haben, in reichem Maße vergelten. Dietrich Schulz und Frau Helga Schulz, geb. Holzky, Appeldorn (Niederrhein). Adelheid Holzky und Rita Holzky, Düsseldorf, Moorenstr. 48, Schwesternheim 1. Bodo Holzky, Ahaus. Die Beerdigung fand am 28. Juni 1956 in Düsseldorf statt.

 

Heute früh entschlief nach schwerer Krankheit unsere liebe gute Mutter, Schwiegermutter, Schwester und Tante, unsere treusorgende Großmutter und Urgroßmutter, Martha Balzereit, geb. Keckstadt, im 84. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Verwandten: Alfred Balzereit und Familie, Hagen i. W.. Dr. Ernst Balzereit und Familie, Springe (Deister). Heinrich Rosenfeld und Frau Frida Rosenfeld, geb. Balzereit, sowjetisch besetzte Zone. Erna Balzereit, vermisst. Hagen i. W., Bergstraße 103, den 26. Juni 1956, früher Tilsit, Wasserstraße 35 und Memelstraße 14. Die Einäscherung hat im Krematorium zu Hagen stattgefunden.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief am 23. Mal 1956 unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Auguste Spanel, geborene Wiersbitzki, im 83. Lebensjahre. In stiller Trauer: Anna Ulmer, geb. Spanel. Helene von Behren, geb. Spanel. Christian von Behren, zwei Enkel, ein Urenkel. Hohenstein, Ostpreußen, jetzt Bad Harzburg, Walter-Bode-Straße 2

 

Nach langem schwerem, mit großer Tapferkeit ertragenem Leiden entschlief am 27. Juni 1956 unsere innigst geliebte Mutter, Schwiegermutter und Schwester, Eliesabeth Kramer, geb. Manske, im 84. Lebensjahre. In stiller Trauer: Johannes Graap und Frau Charlotte Graap, geb. Kramer. Hamburg, den 28. Juni 1956, Bramfeld, Eulenacker 16, früher Königsberg Pr., Fahrenheidstraße 12

 

Am 6. Juli 1956 sind es zehn Jahre her, dass meine liebe Frau, meine liebe Mutti, Anny Haak, geb. Schulz, geb. am 3. Januar 1905, nach leidensschweren Monaten, in Königsberg verstorben ist. Wir werden sie nie vergessen, und ihr Platz wird immer unter uns sein. In stillem Angedenken: Ernst Haak. Edith Kaye, geb. Haak. Königsberg Pr.. Weidendamm 9 a/b, jetzt Griesheim bei Darmstadt, Postfach 11

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