Ostpreußenblatt, Folge 21 vom 26.05.1956

Ostpreußenblatt

Folge 21 vom 26.05.1956

 

Seite 1   Foto: Die Übergabe der Dankadresse an den Abgeordneten Reece.

Die Aufnahme auf dieser Seite zeigt die Übergabe der Dankadresse und des Angebindes aus Bernstein durch Dr. Gille an Mr. Reece. Von links nach rechts: Ernst Müller-Hermann, MdB; Prof. Dr. Bruehler, MdB; Dr. Alfred Gille, MdB, Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen; Richard Sallet; Dr. jur. h. c. Dr. phil. h. c. Carroll Reece, M. C; Dr. Fritz Hellwig, MdB; Dr. Karl Atzenroth, MdB; Hermann Runge, MdB; Oberst Dr. jur. et phil. J. W. Brabner-Smith

 

Seite 1   Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit! Dr. Gille, der Sprecher unserer Landsmannschaft, übermittelt in Washington dem Abgeordneten Reece den Dank der Ostpreußen — Eine Plakette aus ostpreußischem Gold zeigt den völkerrechtlichen Besitzstand.

Dr. Gille hat auf seiner Reise nach den Vereinigten Staaten den Auftrag mitgenommen, dem Abgeordneten des amerikanischen Repräsentantenhauses, Mr. Carroll Reece, Tennessee, eine Dankadresse und ein Angebinde aus Bernstein zu überreichen. Der Abgeordnete Reece hatte, wie wir ausführlich berichteten, am 8. Februar 1956 vor dem Repräsentantenhaus eine Rede gehalten, in der er die unheilvollen Folgen der Vertreibung für Ostpreußen schilderte. Dr. Gille konnte den Auftrag am 11. Mai erfüllen. Um zwölf Uhr empfing Abgeordneter Reece eine Gruppe von sechs Mitgliedern des Deutschen Bundestages, nämlich Dr. Atzenroth (FDP), Professor Dr. Brühler (DP), Dr. Gille (GB/BHE), Dr. Hellwig (CDU), Müller-Hermann (CDU) und Hermann Runge (SPD). Ferner waren anwesend zwei Bonner Korrespondenten, nämlich Dr. Wirth (Süddeutsche Zeitung) und Appelt (Stuttgarter Zeitung) sowie unser Landsmann Dr. Richard Sallet. Von amerikanischer Seite war bei dem Empfang noch Oberst Dr. jur. et phil. Brabner-Smith zugegen.

 

Es war eine mutige Rede!

Dr. Gille hielt die folgende Ansprache an den Abgeordneten Reece:

 

Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Ich bin glücklich darüber, dass mir eine Einladung der Regierung der Vereinigten Staaten, die mich in Ihr Land geführt hat, die Gelegenheit gibt, an Ihrer parlamentarischen Wirkungsstätte ein Wort an Sie richten zu können. Ich freue mich, dass Vertreter aller Parteien des Deutschen Bundestages und zwei namhafte Vertreter der deutschen Presse anwesend sind. Ich bin gewiss, dass meine Ausführungen von meinen Landsleuten voll inhaltlich gebilligt werden, weil das, was ich zu sagen habe, den Grundauffassungen entspricht, welche die Deutsche Bundesregierung und der Deutsche Bundestag einmütig vertreten.

 

Deutschland ist nicht nur in zwei, sondern in drei Teile gespalten. Hinter der sowjetischen Besatzungszone liegen jenseits der Oder-Neiße-Linie die deutschen Ostgebiete, deren Bevölkerung vertrieben worden ist.

 

Mit der Vertreibung verfolgten die bolschewistischen Machthaber im Kreml eine politische Absicht. Sie hofften, dass die Millionenmasse entwurzelter und ihrer Habe beraubter Heimatvertriebener eine Konsolidierung der Verhältnisse im Westen Deutschlands verhindern würde. Diese Rechnung des Kremls ist nicht aufgegangen. Ich darf mich auf das Zeugnis meiner anwesenden Landsleute berufen, wenn ich das als Wortführer der deutschen Heimatvertriebenen in dieser Stunde feststelle. Obwohl die Heimatvertriebenen durch schwere materielle Nöte gehen mussten, die auch heute noch bei weitem nicht restlos behoben sind, so haben sie stets eine staatsbejahende Haltung gezeigt und sich gegenüber dem Bolschewismus in besonderem Maße als immun erwiesen.

 

Schon im Jahre 1950 erklärten die beiden großen Vertriebenenverbände, dass sie das den Heimatvertriebenen angetane Unrecht nicht auf gewaltsamem Wege wenden wollen. Sie stellten sich auf den Boden des Rechts, und sie erwarten, dass die Völker der freien Welt ihnen bei der friedlichen Durchsetzung ihrer Ansprüche auf ihre Heimat helfen werden.

 

Ich darf nun, Herr Abgeordneter Reece, auf Ihre Rede zu sprechen kommen, die Sie am 8. Februar dieses Jahres im Repräsentantenhaus gehalten haben. Es war eine mutige Rede. Auch der Kampf um das Recht erfordert Mut und Entschlusskraft wie jede andere kämpferische Auseinandersetzung. Sie haben in Ihrer Rede auf die unheilvollen Folgen der Beschlüsse von Jalta und Potsdam hingewiesen und haben an Ihre Regierung den Appell gerichtet, alles, was in ihren Kräften steht zu tun, um das Recht zur Geltung zu bringen.

 

In Ihren Ausführungen vor dem Repräsentantenhaus haben Sie besonders freundliche Worte meiner Heimat Ostpreußen und meinen Landsleuten gewidmet. Dafür habe ich Ihnen bereits von Deutschland aus in schriftlicher Form Dank sagen können. Es ist mir eine große Freude, dass ich diesen Dank heute mündlich wiederholen darf. Wir haben inzwischen unsere Dankadresse auf Pergament schreiben und von allen Mitgliedern des Vorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen unterzeichnen lassen. Ich habe die Ehre, Ihnen dieses Dokument zu überreichen.

 

Wir haben darüber nachgedacht, ob wir diesen Dankesworten nicht ein bescheidenes Angebinde beifügen sollen. Wir entschlossen uns, eine Plakette aus Bernstein, das man auch das ostpreußische Gold nennt, herstellen zu lassen. Auf diese Plakette ist ein Relief der ostpreußischen Grenzen eingefügt, die zu den ältesten Grenzen Europas gehören. Mit dieser Darstellung glauben wir symbolhaft zweierlei auszudrücken: Einmal den Inhalt Ihrer mutigen Rede, der so treffend auf den völkerrechtlichen Besitzstand Ostpreußens hinweist, zum anderen die Sehnsucht aller ostpreußischen Herzen nach ihrer geliebten Heimaterde.

 

Nehmen Sie bitte dieses bescheidene Zeichen unseres Dankes in dem Geiste an, in dem wir es Ihnen bringen wollen.

 

Ich hoffe, dass der Tag kommen wird.

Die Ansprache des Abgeordneten Reece.

Abgeordneter Reece erwiderte in englischer Sprache. Die deutsche Übersetzung lautet:

 

Ich nehme dieses Geschenk in dem Geist an, in dem es mir überreicht wird.

 

Ich weiß, dass es der Plan der Sowjets war, durch die Austreibung die vielen Millionen Menschen von Ostpreußen und den anderen ostdeutschen Provinzen in die geschlagene Nation zu werfen und dadurch in Westdeutschland Verwirrung anzustiften. Es ist ein Verdienst der Ostpreußen und der anderen Vertriebenen, diesen Plänen widerstanden und einen stabilisierenden Einfluss ausgeübt zu haben.

 

Ich hoffe zu sehen, dass der Tag kommen wird, wenn das ganze Deutschland wiederhergestellt sein wird.

 

Diese ostpreußischen Menschen haben die Philosophie bestätigt, die Immanuel Kant in seiner Kritik der praktischen Vernunft ausdrückte, als er sagte: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir“.

 

Dass Königsberg, die Stadt, in der Kant lebte und lehrte, von den sowjetischen Kommunisten heute Kaliningrad genannt wird, stellt eine Blasphemie an der Kulturwelt dar.

 

Ich habe die stärkste Hoffnung, dass die Wünsche der edlen Menschen (the noble people) von Ostpreußen zu gegebener Zeit erfüllt werden. Es ist für mich ein hohes Privileg, mit meinen Bemühungen und Gedanken zu diesem Ziel beizutragen.

 

Im Anschluss an diesen Empfang hatte Mr. Reece zu einem Essen eingeladen, das im Speiseraum des Präsidenten des Repräsentantenhauses im Kapitol stattfand. Am dem Essen nahmen außer den oben genannten Personen noch folgende Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses des Repräsentantenhauses teil: Brooks Hays von Arkansas, Dr. med. Walter .Judd von Minnesota, Chester Merrow von New Hampshire, Lawrence Smith von Wisconsin und Dr. jur., Dr jur. h. c. John Vorys von Ohio. Es war eine würdige Begegnung, die allen Teilnehmern im Gedächtnis bleiben wird.

 

Zu besseren Beziehungen beigetragen. Ein Brief des Abgeordneten Reece an Dr. Gille.

Noch am gleichen Tage erhielt Dr. Gille von Mr. Reece ein Schreiben, das in der Übersetzung folgenden Wortlaut hat:

 

Sehr geehrter Herr Dr. Gille!

Es war mir eine sehr große Freude, dass Sie und Ihre Gefährten mich heute in meinem Büro besuchten und dann zusammen mit einigen meiner Kollegen meine Gäste bei einem Essen im Speiseraum des Präsidenten des Abgeordnetenhauses waren.

 

Aber der Zweck dieses Briefes im Besonderen ist es, Ihnen für die Plakette und die Pergamenturkunde, die Sie mir im Namen der Ostpreußen überreicht haben, meine hohe Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen.

 

Das Gefühl, das Sie mit der Plakette und der Pergamenturkunde übermitteln, ist mir ein hoher Lohn für jeden Anteil und jede Bemühung, dass Ostpreußen wiedergegeben werde seinem eigenen Volke, welches in Wissenschaft, Philosophie und moralischer Wahrheit der Welt so viel geschenkt hat.

 

Ich hege die Hoffnung, dass zur gegebenen Zeit Ostpreußen wiederhergestellt sein wird. Ich habe ein tiefes Empfinden für das Unrecht, welches durch die Massenvertreibung dieses vortrefflichen Volkes aus seinem Heimatland ausgeübt wurde, und das Volk der freien Nationen kann nicht leichten Gewissens ruhen, ehe nicht das Unrecht beseitigt worden ist.

 

Ich glaube, dass Ihr Besuch und der Ihrer Gefährten ein gutes Stück zum besseren Verständnis und zu besseren Beziehungen zwischen unsern Ländern beigetragen hat.

 

Mit hoher Wertschätzung der zum Ausdruck gebrachten Gedanken und der Gelegenheit, Sie und Ihre Gefährten kennen gelernt zu haben, bin ich mit freundlichen Grüßen

Ihr sehr ergebener Carroll Reece

 

Seite 1   Die Rolle der Lakaien. Von unserem Berliner M. Pf. – Korrespondenten.

Ulbricht ist auf Urlaub in die „befreundete tschechoslowakische Volksdemokratie" gefahren. Zeit für uns, uns mit der Rolle zu beschäftigen, die Moskau ihm zugedacht hat. Es ist eine Rolle, die nur im Zusammenhang mit Moskaus großen strategischen Schachzügen und taktischen Propagandaaktionen seit dem XX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion zu sehen und zu begreifen ist.

 

Weshalb, fragt sich alle Welt verwundert, geschieht in der Sowjetzone nicht, was in den Volksdemokratien geschieht? Weshalb folgt Pankow, nachdem es sich zuerst so übereilig zu ihm bekannte, nun nicht auch praktisch dem neuen weichen Kurs? Wieso sitzen Ulbricht und Grotewohl, Wollweber und die Benjamin noch so fest im Sattel?

 

Warschau hat die Freilassung von dreißigtausend politischen Gefangenen bekanntgegeben; die personellen Veränderungen innerhalb der polnischen Führerclique sind derart, dass man annehmen kann, auch der allgewaltige Bierut wäre gestürzt, wenn ihn nicht sein rechtzeitiger Tod davor bewahrt hätte. Bulgarien hat an der Spitze gesäubert, Ungarn reißt die Stacheldrahtverhaue zur österreichischen Grenze nieder.

 

Nichts dergleichen in der Sowjetzone.

 

Zunächst einmal: keinerlei personelle Veränderungen innerhalb der Führerclique. Und das erzeugt, wie wir aus der Zone erfahren und in Ostberlin selbst feststellen konnten, Unruhe unter der Bevölkerung, die sich in ihrer Hoffnung auf eine Wendung wieder betrogen sieht, und unter den Parteigenossen. Es handelt sich dabei nicht um ein Aufbegehren von in ihrer Ehre getroffenen alten Stalinisten (beides sucht man vergeblich heute, Ehre wie Stalinisten), sondern um eine Art hektische Säuberungssucht der Allerheiligsten, für die es in der Eile noch gar keinen „ismus" gibt, es sei denn, man nenne sie Anti-Persönlichkeitskultisten.

 

Dieser Säuberungssucht tritt die Parteipresse entgegen, die sich betont schützend vor Ulbricht stellt. Die „Sächsische Zeitung" zum Beispiel beantwortet die Frage, ob nicht der oder jener Genosse Minister, ähnlich wie in den Volksdemokratien, abtreten müsste, mit der Erklärung, eine solche „schematische Übertragung von Maßnahmen" würde „verhängnisvolle Folgen" haben. „Vertrauen zu den bewährten Führern" verlangt die „Ostsee-Zeitung", denn sie seien die „theoretisch einsichtigsten, praktisch erfahrensten, im Kampf bewährtesten und charakterfestesten Genossen".

 

Und wie steht es weiter mit den zwanzigtausend politischen Gefangenen der Sowjetzone? Einige SPD-Leute, sogenannte Titoisten und solche, die noch im Zusammenhang mit Kriegsereignissen verurteilt worden waren, sind entlassen worden. Weiter einige der Öffentlichkeit bekannte Persönlichkeiten, der westdeutsche Journalist Herbert Kluge, Zonenminister Fechner, zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er nach dem 17. Juni 1953 den Arbeitern das Streikrecht ausdrücklich zubilligte, oder der ehemalige Sekretär der Ost-LdP Stempel. Alles, was hier geschieht, wird jedoch als Gnadenakt und nicht als Rehabilitierung gekennzeichnet. Und die bevorstehende Groß-Amnestie, über die bereits Einzelheiten bekanntgeworden sind, wird überwiegend Kriminellen zugutekommen, ferner den sogenannten Wirtschaftsverbrechern, aber unter den rein politisch Verurteilten nur solchen mit ohnehin geringfügigen Strafen. Noch immer sitzen Teilnehmer am Volksaufstand 1953 in den Zuchthäusern in der Zone, und das ist besonders tragisch, weil ihre zu höchsten Strafen verurteilten und in die Sowjetunion abtransportierten Kollegen schon längst, und zwar im Zusammenhang mit dem Adenauer-Besuch in Moskau, in Freiheit sind.

 

Justizminister Benjamin und Generalstaatsanwalt Melsheimer sprechen von Lockerungen in der Strafjustiz, aber höchst zweideutig, sie widerrufen in einem Satz, was sie im vorangegangenen Satz sagten. Im Grunde genommen proklamieren sie eine noch schärfere Aufsicht und stellen die Verhaftungen ohne Haftbefehl nur als kleinen Schönheitsfehler dar. Und die Terrorurteile wegen Abwerbung", „Boykotthetze", „Verbreitung tendenziöser Gerüchte" gehen weiter. Wer es nicht glaubt: Originaldokumente liegen in Westberlin beim Untersuchungsausschuss freiheitlicher Juristen zur Einsichtnahme bereit.

 

Ist das alles nicht merkwürdig? Ist es nicht merkwürdig, dass nirgends etwas von einem Abbau der Ost-West-Grenzschikanen zu bemerken ist? Im Gegenteil beobachten wir eine Verschärfung der Schikanen gegen Westberlin, immer größere Schwierigkeiten bei der Erteilung von Passierscheinen an Westberliner zum Besuch der Zone, und umgekehrt bei der Erteilung von Interzonenreiseerlaubnis für Zonenbewohner.

 

Hierfür gibt es nur eine Erklärung. Pankow ist von Moskau angewiesen, die „Wohltaten des weichen Kurses im Gegensatz zu den Volksdemokratien vorerst nur rhetorisch zu verteilen, sie praktisch aber als erpresserisches Pfand in der Hand zu behalten. Das heißt, Freilassung der zwanzigtausend politischen Gefangenen, Aufhebung von Kontrollen und Milderung von Schikanen gibt es nur gegen Anerkennung der „Deutschen Demokratischen Republik". Und diese wiederum würde Ausklammerung der deutschen Frage aus dem Ost-West-Gespräch bedeuten, mit den hier schon oft aufgezeigten Folgerungen bis hin zum bolschewistischen Gesamtdeutschland. So denkt es sich Moskau, und dafür sind die Ulbricht, Grotewohl, Benjamin und Wollweber noch gut.

 

Bevor er in seinen Urlaub abreiste, hat Ulbricht diesen Moskauer Plan in einem Interview noch einmal umrissen. Es gebe für die Bundesrepublik nur einen Partner für die Wiedervereinigung, nämlich die DDR, erklärte er. Da Adenauer und seine Partei aber Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen ablehnten, müsse man zunächst die „inneren Voraussetzungen für die Wiedervereinigung" schaffen. Die Kräfte des deutschen Volkes müssten sich gegen den „deutschen Militarismus" zusammenschließen und bei den Bundestagswahlen Adenauer und der CDU eine vernichtende Niederlage bereiten. Ulbricht war unverfroren genug, außer der SPD auch die FDP und den BHE als Verbündete bei der „Generalabrechnung mit der Union" zu beanspruchen und anzusprechen.

 

Es braucht nicht erläutert zu werden, welche „inneren Voraussetzungen für die Wiedervereinigung" Ulbricht meint. Oder vielleicht doch? In seinem Interview antwortete Ulbricht auf die Frage, welcher Preis für die Wiedervereinigung gezahlt werden müsse, „eine kleine Gruppe von Kriegsinteressenten wie Globke, General von Manteuffel und Pferdmenges würden draufzahlen müssen“. Und das beruhigt so manchen Bundesbürger und er fühlt sich durch Stimmen wie die Churchills und Brentanos nur bestärkt. Doch in Wirklichkeit lautet der Preis doch ganz anders. Sowohl Chruschtschow (schon nach Genf im vergangenen Jahr), als auch Ulbricht und Grotewohl haben immer wieder betont, dass es keine Wiedervereinigung gäbe ohne die Beibehaltung der „demokratischen Errungenschaften" der Sowjetzone und ihre Ausdehnung auf ganz Deutschland. Und so scheußlich Transparente sind: das sollte bei uns an allen öffentlichen Gebäuden hängen!

 

Wir kennen diese demokratischen Errungenschaften, sie werden durch ein gewisses Entgegenkommen nicht besser, nicht weniger verabscheuenswürdig, und wir dürften sie selbst gegen den Preis von zwanzigtausend politischen Gefangenen und der Beseitigung der äußeren Attribute der Spaltung nicht eintauschen, — es waren ja auch nur trügerische und vorübergehende Geschenke und Erleichterungen! Es sind aufbewahrte Pfänder, in Reserve gehaltene Lockspeisen, und damit ist auch die Frage beantwortet, weshalb heute in der Sowjetzone noch nicht geschieht, was in den Volksdemokratien geschieht.

 

 Das Spiel ist raffiniert gemischt:

 

Moskau schafft im Großen den strategischen Rahmen, auch durch die jüngste Ankündigung der Demobilisierung von 1,2 Millionen Soldaten (mit diesem Vorgang befasst sich ein anderer Artikel in dieser Folge. Die Red). Pankow, mit seinen erpresserischen Trümpfen in der Hand, steht zur taktischen Ausführung bereit.

 

Es ist also kein eigenes Spiel, das der Lakai Ulbricht spielt. Und Moskau sieht weiter. Für Moskau sind auch die Ulbricht, Grotewohl, Benjamin und Wollweber nur Pfänder, und es wird sie bedenkenlos fallen lassen im Austausch gegen einen Fortschritt in Richtung auf das Endziel, das bolschewistische Gesamtdeutschland.

 

Vielleicht bald, vielleicht später, das hängt vom Westen ab, hängt davon ab, wann der Kreml den Augenblick für gekommen sieht, in dem das Opfer sich lohnt.

 

Wir aber sollten nie vergessen, dass Chruschtschows um ganz Deutschland spielt. Und dass wir, durch die Annahme trügerischer „Geschenke" ganz Deutschland verspielen könnten, die Bundesrepublik, die Sowjetzone und für immer unsere Heimat im Osten.

 

Seite 2   Sowjets rüsten um

Es ist den Moskauer Politikern nachgerade zur „lieben Gewohnheit" geworden, am Vorabend jeder bedeutsameren internationalen Begegnung auf höherer politischer Ebene mit einer mehr oder minder überraschenden Erklärung aufzuwarten. So hielten sie es bei den Konferenzen in Berlin und Genf, so beim Auftakt der Londoner Abrüstungsgespräche. Die Englandreise Bulganins und Chruschtschows erhielt als Ouvertüre die Deklaration über die Auflösung des Kominforms als Nachfolgeorganisation der alten kommunistischen Internationale. Am Vorabend der Abreise des französischen Ministerpräsidenten und Außenministers nach Moskau wurde nun auf der Pressekonferenz des Kreml bekanntgegeben, dass sich die Sowjetunion entschlossen habe, ihren Friedens- und Abrüstungswillen dadurch zu dokumentieren, dass sie ihre Streitkräfte um 1,2 Millionen Mann bis zum 1. Mai nächsten Jahres kürze, 375 Einheiten ihrer Flotte aus dem aktiven Dienst ziehe und 63 Divisionen — davon drei in Mitteldeutschland stehende — auflöse. Eine Kürzung des sowjetrussischen Militärhaushaltes werde damit Hand in Hand gehen. Der Sprecher der Moskauer Regierung hob die Stimme und fügte hinzu: „Andere Regierungen, auch die der USA, Englands und Frankreichs können (!) nicht anders, als diesem Beispiel zu folgen, wenn sie ernsthaft zur Stärkung des Friedens beitragen wollen“.

 

Worte und Taten

Nicht wenige werden sich in diesen Tagen die Frage gestellt haben, wie denn nun — nüchtern und realistisch gesehen — dieses mit viel Pathos vorgebrachte sogenannte „große russische Abrüstungsanerbieten" zu bewerten ist und auf welchem Hintergrund es gesehen werden muss. Englische Politiker wollten es ja als „Maßnahme in Richtung auf eine Entspannung" gewertet wissen, und der amerikanische Außenminister Dulles hat erklärt, er wolle unterstellen, dass es „nicht völlig unaufrichtig" zu bewerten sei, wenn auch heute der Abbau der Rüstung viel wichtiger sei als jede Senkung der Truppenstärke. Gleichzeitig hat Präsident Eisenhower versichern lassen, er wolle doch lieber erst auf wirkliche Taten warten, ehe er den Beteuerungen und Versicherungen der Sowjets soweit Glauben schenke, dass eine Einladung der Moskauer Vertreter nach Washington in Erwägung gezogen werde.

 

Alle Welt weiß, dass es eine Kontrolle darüber, ob die Russen — wie sie sagen — bereits über 600 000 Soldaten entlassen haben und ob sie nun weitere 1 200 000 aus den Kasernen in die Fabriken oder auf die Kolchosen schicken, nicht gibt und dass es sie auch in Zukunft kaum geben wird. Chruschtschow hat unmissverständlich in London erklärt, einen „Besuch im Schlafzimmer" schätze die Sowjetunion nicht. Nehmen wir aber einmal an, Moskau würde sich in diesem Fall tatsächlich zu einer entsprechenden Verkleinerung seiner Truppenbestände im angekündigten Ausmaß verstehen. Die heutige Kopfstärke der Roten Armee liegt nach verlässlichen Schätzungen (ungerechnet die Divisionen der Satelliten und sonstigen Ostblockmitglieder) mindestens bei 4,6 Millionen Soldaten, würde dann bis Mai 1957 auf 3,4 Millionen sinken, dann also immer noch sehr viel höher liegen als die der größten westlichen Streitmacht der Amerikaner, die heute bereits nur noch knapp 2,9 Millionen Mann umfasst. Rechnet man die auf ebenfalls mindestens 4 Millionen Aktive zu veranschlagende umfassende rotchinesische Armee, rechnet man weiter die 1 ½ bis 2 Millionen Aktiver in den Trabantenarmeen hinzu, so würde auch nach diesem „Abrüsten" in jedem Fall auch eine weit überlegene Kopfzahl der aktiven Formationen des Ostens feststehen. Muss die effektive Stärke des russischen Militärgiganten sinken, wenn etwa — was immer noch zu beweisen wäre — künftig statt heute 175 dann vielleicht „nur" 120 Divisionen als erste zu jeder Stunde einsetzbare aktive Truppen bereitstehen? Bei dem Riesenheer, das sowohl Moskau wie auch Peking an ungezählten Millionen langjährig ausgebildeter Reservisten zur Verfügung steht, können in jedem Ernstfall binnen weniger Tage daraus wieder 200 und auch 300 Divisionen werden, für die das gesamte Waffen- und Ausrüstungsmaterial heute schon auf Abruf zur Verfügung steht.

 

Zur „Arbeitsarmee" kommandiert

Man war in Amerika, wo man die Vorgänge in der Sowjetunion sehr aufmerksam verfolgt, seit langem davon überzeugt, dass Moskau aus vielerlei triftigen strategischen und politischen Gründen ohnehin eine Umorganisation seiner gesamten Wehrmacht auch in personeller Hinsicht durchführen werde. Der Kreml hat sich der großen Demobilisierung aller Armeen nach 1945 nicht angeschlossen, aktive Truppen in Stärke von beinahe fünf Millionen Mann beibehalten und die Rekruten in jedem Fall sehr viel länger unter den Waffen dienen lassen wie die Streitkräfte der freien Welt. Dass bei der schnellen Fortentwicklung der Atom- und Raketenwaffen auch die Verbände der Infanterie, der Panzertruppen und der traditionellen Artillerie angepasst werden müssten, war den sowjetischen Marschällen durchaus bekannt. In dem Augenblick, in dem die Sowjetunion in den atomaren und Fernlenkwaffen eine Art Gleichstand erreicht hatten, konnte man an eine Art „Umrüstung" der alten Einheiten in großem Stil herangehen. Zu energischem Handeln trieb dabei auch eine Reihe weiterer Erwägungen. Moskau ist heute ohne Zweifel fest davon überzeugt, dass mit einem militärischen Angriff gegen den Ostblock und gegen die Union nicht gerechnet werden kann, so dass man zwar von der „Bedrohung der Sicherheit" redet, aber sicher nicht daran glaubt. Mehr und mehr bemüht sich die Sowjetpolitik darum, die alte weltrevolutionäre Zielsetzung vor allem durch politische und wirtschaftliche Offensiven zu verfolgen, da ein Atomkrieg in jedem Fall mindestens ein höchst gefährliches Wagnis auch für den überlegenen Angreifer wird. Warum soll man also eine Fünf-Millionen-Armee unterhalten, wenn man ohne jede Gefahr eine bis anderthalb Millionen meist hochgeschulter und handwerklich vorgebildeter Fachkräfte an die Rüstungsbetriebe, Fabriken und die großen Siedlungsvorhaben abstellen kann, wo sie in der „Arbeitsarmee" der russischen Export-Offensive und der Schwerindustrie so viel nützen können? Im Land der intensivsten vor- und nachmilitärischen Schulung, wo sie auch in der Industrie und auf den Staatsgütern ständig an Waffen geübt werden und unter ebenso straffem Kommando stehen, sind diese Arbeitssoldaten ja auch ohne Uniform jederzeit für eine Mobilisierung erreichbar. Lächelnd kann Moskau nicht nur eine Senkung der Truppenbestände, sondern auch des Rüstungshaushaltes in Aussicht stellen. Auf das „Umbuchen" etwa notwendiger Militärmilliarden auf andere Fonds versteht man sich seit einigen Jahrzehnten, und im Übrigen gibt es in der „friedlichen" russischen Schwerindustrie kein Werk, das nicht — selbst wenn es normalerweise Autos, Bagger, Traktoren und anderes produziert — binnen weniger Stunden wieder Panzer, Geschütze und andere Waffen aufs Fließband stellen kann.

 

Auch Asien im Hintergrund

Professor Starlinger hat in verschiedenen Artikeln im vorigen Jahre im Ostpreußenblatt als Kenner der Sowjetunion darauf hingewiesen, dass der Kreml bei vielen seiner politischen Maßnahmen auch stets den Blick nach Asien, vor allem nach Rotchina und Indien richtet. Es ist sicher, dass auch die Umorganisation der Roten Armee und die angekündigte Freistellung von Soldaten für Industrie und Landwirtschaft hintergründig gerade von Asien mitbestimmt werden. Erst kürzlich haben die Vereinten Nationen festgestellt, dass China heute fast 600 Millionen Bewohner, Indien mit Pakistan bereits über 450 Millionen hat. Von 2,7 Milliarden Erdenbürgern gehören 55 Prozent zu Asien, wobei das russische Sibirien nicht mitgerechnet wird. In zwanzig Jahren mögen annähernd zwei Drittel aller Menschen Asiaten sein, wenn die Entwicklung so weitergeht.

 

Die Sowjetunion hat heute 214 Millionen Einwohner, und das ist für ein so riesiges Land gewiss nicht übermäßig viel. Wenn Moskau mit den nächsten Fünfjahresplänen der amerikanischen Produktion immer näherkommen will, muss man Arbeitskräfte und vor allem geschulte Arbeiter überall mobilisieren, wo man sie findet, auch aus den Arbeitszwangslagern, die nun umorganisiert werden sollten.

 

Man sieht: das, was der Kreml so gerne als „einzigartiges großherziges Anerbieten" anpreist, ist in Wirklichkeit ein genau durchkalkuliertes Manöver in einem Spiel auf vielen Brettern, wie es die Russen als Schachspieler so sehr schätzen. Man firmiert eine „Umrüstung" als „Abrüstung", spielt den Biedermann und hofft, dass sich im Westen Leute finden, die nach dem Wunsch Marschall Bulganins ohne Deutschland und über Deutschland hinweg mit Moskau ein sogenanntes Abrüstungsabkommen abschließen, bei dem dann die eigentlichen Ursachen des Unfriedens und vor allem das Problem der deutschen Wiedervereinigung „ausgeklammert" und also bis zum Nimmerleinstag hinausgeschoben werden

 

Seite 2   Von Woche zu Woche

Bundespräsident Professor Theodor Heuss wurde von der Türkei zu einem Staatsbesuch eingeladen. Er wird voraussichtlich im nächsten Frühjahr als Gast des türkischen Staatspräsidenten nach Ankara und Istanbul reisen.

 

Ein Gegenbesuch des griechischen Königspaares in Bonn wurde für den September vereinbart. Bundespräsident Professor Theodor Heuss ist in Griechenland sehr herzlich aufgenommen worden.

 

Das Amt des Bundespressechefs übernimmt auf Wunsch des Kanzlers am 15. Juni wieder Botschafter Felix von Eckardt, der diesen Posten schon früher versehen hat. Von Eckardt wurde vor etwa einem Jahr Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York.

 

Weitere Verhandlungen über die Stationierungskosten der alliierten Truppen in Westdeutschland finden in diesen Tagen statt.

 

Die Bundesrepublik hindert keinen Sowjetbürger an der Heimkehr. Dies wurde in einer amtlichen Bonner Erklärung abermals betont, nachdem Moskau erneut behauptet hat, in Westdeutschland würden verschleppte Sowjetbürger zurückgehalten.

 

Die Vorschläge für einen strafrechtlichen Schutz der Bundeswehr wurden in der Regierungsfassung vom Bundesrat abgelehnt. Die Ländervertretung hat alle sogenannten „Maulkorbparagraphen" verworfen. Das Bundeskabinett dürfte die Vorlage in der alten Fassung dem Bundestag zugehen lassen.

 

Einen verstärkten Ostkunde-Unterricht will die Bremer Schulverwaltung sofort an allen Schulen einführen. Sie betont, dass die Schüler über Ostpreußen, Westpreußen, Schlesien und Pommern besser aufgeklärt werden müssten.

 

Die Wiedereinführung des deutschen Maschinengewehrs 42 für die Bundeswehr kündigt das Verteidigungsministerium an. Die Waffe soll in Zukunft wieder in deutschen Werken hergestellt werden.

 

Etwa 15 000 Grenzjäger wollen zur Bundeswehr. Ursprünglich hatte man damit gerechnet, dass etwa 18 000 der 20 000 Angehörigen des Bundesgrenzschutzes zur Bundeswehr übertreten würden.

 

Etwa 50 000 Deutsche wanderten 1955 aus. Der größte Teil der Auswanderer stand im Alter von zwanzig bis dreißig Jahren. 1954 betrug die Zahl der deutschen Auswanderer noch über 60 000.

 

44 Milliarden Zigaretten wurden 1955 in Westdeutschland versteuert. Für Zigarren, Zigaretten und Rauchtabak sind im letzten Jahr im Bundesgebiet rund fünf Milliarden DM ausgegeben worden. Die Tabaksteuer bringt nahezu 13 Prozent des gesamten Steueraufkommens des Bundes.

 

Für eine starke Vermehrung der deutschen Ingenieurschulen setzten sich jetzt auch die Baumeister, Architekten und Bauingenieure bei den Regierungen ein. Sie betonen, dass die bisherigen Schulen nicht mehr genügend Nachwuchskräfte heranbilden.

 

Der Gesetzentwurf für die neue Rentenversicherung wird Ende Mai vom Kabinett der Ländervertretung zugeleitet. Die erste Lesung des Gesetzes im Bundestag soll noch vor den Sommerferien stattfinden.

 

Zum neuen Vorsitzenden der großen Bergarbeitergewerkschaft wurde mit großer Mehrheit in Dortmund Heinrich Gutermuth als Nachfolger des verstorbenen Gewerkschaftsführers Imig gewählt.

 

Die Grenzsperren und Stacheldrahtverhaue zwischen Ungarn und Österreich werden zurzeit von den Ungarn weggeräumt. Auch die Minenfelder an der Grenze sollen verschwinden.

 

Der Sowjet-Schriftsteller Fadejew hat Selbstmord verübt. Er war Leiter des Sowjetschriftstellerverbandes und ein fanatischer Anhänger Stalins. Auf dem letzten Parteikongress wurde er nicht wieder ins Parteipräsidium gewählt.

 

Der bisherige Generalsekretär der britischen Kommunisten-Partei Pollitt ist nun auch plötzlich zurückgetreten. Er war 27 Jahre hindurch Leiter der Londoner Kommunistenfiliale. Seinen Rücktritt begründet er mit einem angeblich „schlechten Gesundheitszustand“.

 

Über einen gemeinsamen arabischen Boykott gegen Frankreich beraten die arabischen Staaten zurzeit in Damaskus. Es wurde ein politischer, wirtschaftlicher und kultureller Boykott wegen der französischen Waffenlieferungen an Israel vorgeschlagen.

 

Eine Einladung sowjetischer Politiker nach Washington hat Präsident Eisenhower für die nächste Zukunft abgelehnt. Sein Pressesekretär erklärte, man könne in einem solchen Besuch keinen Nutzen sehen und wolle erst abwarten, ob den Versprechungen der Sowjets auch Taten folgen würden.

 

Eine Herabsetzung der amerikanischen Heeresstärke um fünf Prozent im nächsten Haushaltsjahr ist in Washington angekündigt worden.

 

Die erste von einem Flugzeug aus einer Höhe von etwa 17 000 Meter abgeworfene amerikanische Wasserstoffbombe ist Pfingstmontag über der kleinen Pazifikinsel Namu explodiert. Ein gewaltiger Feuerball von fünf bis sieben Kilometer Durchmesser erleuchtete die Weiten des Ozeans, so dass noch die 56 Kilometer weit entfernten Beobachter auf dem Schiff „Mt. McKinley" den Eindruck hatten, die Sonne sei aufgegangen. Nach kurzer Zeit stieg ein Rauchpilz* etwa vierzig Kilometer hoch zum Himmel und breitete sich etwa 160 Kilometer weit aus. Die Schätzungen, wie stark diese erste transportable amerikanische Wasserstoffbombe war, schwanken zwischen zehn und zwanzig Megatonnen (eine Megatonne entspricht einer Million Tonnen TNT-Sprengstoff). Es war überhaupt die gewaltigste Energiefreigabe, die je auf der Erde vor sich ging.

 

Seite 3   Die Heimatvertriebenen warnen! Hunderttausende demonstrierten gegen resignierende Äußerungen

Die großen Heimatvertriebenen-Kundgebungen von Nürnberg, Bochum und Köln an den Pfingsttagen haben eindeutig klargemacht, wie unerträglich es von den Ostdeutschen empfunden wird, wenn in amtlichen und sogenannten „privaten" Äußerungen von bekannten Politikern Erklärungen abgegeben werden, die uns nur bei der Verfolgung unserer wichtigsten Anliegen schaden müssen und die darüber hinaus auch völlig unangebracht sind.

 

Die Äußerungen des SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Greve zu den Kernproblemen der deutschen Wiedervereinigung und der Rückgewinnung der deutschen Ostprovinzen haben in weitesten Kreisen der Heimatvertriebenen größtes Befremden und lebhaften Protest ausgelöst. Dr. Greve hatte davon gesprochen, dass die Wiedervereinigung der vier Zonen den absoluten Vorrang vor der Rückgewinnung des deutschen Ostens habe und zugleich zu der so bedenklichen ersten Londoner Äußerung dos Bundesaußenministers von Brentano recht wohlwollend Stellung genommen, in der bekanntlich von dem „problematischen Anspruch" gesprochen wurde. Dr. Greve meinte weiter, das Sudetenland sei tschechisches Staatsgebiet und müsse es auch bleiben. Die Landsmannschaft Schlesien bezeichnete die Äußerungen Greves im Einzelnen als eine unerhörte Herausforderung für die berechtigten Anliegen der Heimatvertriebenen. Seine Vorwürfe gegen die Sudetendeutschen seien geradezu ungeheuerlich. Von maßgebender sozialdemokratischer Seite wurde darauf hingewiesen, dass Greve seine private Meinung geäußert habe.

 

Auf dem Bundestreffen der Sudetendeutschen in Nürnberg erklärte der bayerische Arbeitsminister Stain u. a.: „Wir fühlen uns durch derartige Äußerungen diskriminiert und haben das Gefühl, dass man uns in den Rücken fällt“. Im Verlauf des Heimattreffens wandte sich der Bundesvorstand der sudetendeutschen Landsmannschaft in einer einstimmig angenommenen Erklärung gegen die Rede Greves. In der Entschließung heißt es, es sei eine politische Verantwortungslosigkeit ohne Beispiel, den Kampf der Vertriebenen um ihr Recht auf die angestammte Heimat als „Raub fremden Staatsgebietes, Verrat an der Wiedervereinigung" oder gar als „Hetze zum Krieg" zu bezeichnen. Die Einstellung Greves beruhe auf einer bedauerlichen Unkenntnis des geschichtlichen Ablaufes. Die dreieinhalb Millionen Sudetendeutschen hätten nicht auf ihre Heimat verzichtet. Ihre Forderung auf Rückgabe dürfe nicht mit Territorialansprüchen Deutschlands verwechselt werden. Die Frage, ob Deutschland Ansprüche .auf das Sudetenland erheben werde, gehöre ausschließlich in die Zuständigkeit einer künftigen gesamtdeutschen Regierung.

 

Auf dem Treffen der Sudetendeutschen verlas der Vorsitzende des Verbandes der Landsmannschaften, Baron Manteuffel-Szoege, ein an ihn gerichtetes Schreiben des Bundesaußenministers von Brentano, das wir auf dieser Seite gesondert wiedergeben.

 

Auf dem Bundestreffen der Pommern in Bochum, woran etwa hunderttausend Vertriebene teilnahmen, erklärte der schleswig-holsteinische Sozialminister Asbach, die Vertriebenen seien außerordentlich beunruhigt über deutsche Erklärungen der letzten Wochen. Die Vertriebenen hätten nur noch die Möglichkeit, durch Geschlossenheit ihre Ziele zu erreichen. Die Zeit des Zurückhaltens und der Rücksicht auf die schwierige Lage der Bundesrepublik sei vorbei. In einem vom Bundesvorstand der Landsmannschaft Pommern herausgegebenen Manifest wird ein klares uneingeschränktes Bekenntnis zu Deutschlands Recht auf seine Ostgebiete verlangt. Es bestehe die Gefahr, dass die selbstverständliche Mitarbeit der Vertriebenen am Wiederaufbau Deutschlands dazu missbraucht werde, ihnen das Recht auf ihre Heimat abzusprechen.

 

Köln beherbergte zu Pfingsten rund dreißigtausend Breslauer in seinen Mauern. In einer würdigen Feierstunde übernahm Köln die Patenschaft für Breslau. In der Urkunde heißt es, die Stadt Köln wolle damit bekräftigen, dass die Patenschaft beseelt sei von dem Bewusstsein der schicksalhaften Verbundenheit der Bürger beider Städte und von dem Bekenntnis zur Unteilbarkeit des gemeinsamen Vaterlandes. Der niedersächsische Vertriebenenminister Schellhaus, sagte, für die Vertriebenen sei der Rechtsanspruch auf ihre Heimat eindeutig und klar und keineswegs problematisch, auch wenn Staatsmänner und Politiker hieran zweifelten. Die vertriebenen Schlesier wollten vor der Weltöffentlichkeit noch einmal unmissverständlich zum Ausdruck bringen, dass Fragen dieses Rechtes niemals Handelsobjekt politischer oder wirtschaftlicher Abmachungen sein könnten.

 

Diese Kundgebungen haben eindrucksvoll gezeigt, dass die Heimatvertriebenen entschlossen sind, ihren Rechtsanspruch auf ihre angestammte Heimat nicht verwässern zu lassen. Nicht ihr Rechtsanspruch ist problematisch, sondern eine Außenpolitik, die ihn als problematisch erscheinen lassen will. Immer wieder haben wir darauf hingewiesen, wie genau durchdacht, jede Stellungnahme zu der Frage des Rechtes auf unsere Heimat sein muss. Von Privatäußerungen kann man bei Ministern und Bundestagsabgeordneten in solchen Fällen überhaupt nicht sprechen, da alle solche Worte im Ausland sofort aufgegriffen und gegen uns ausgespielt werden.

 

Seite 3   Ein Brie! des Bundesaußenministers

Bundesaußenminister Dr. von Brentano richtete an den Vorsitzenden des VdL, Baron Manteuffel, das folgende Schreiben:

 

Sehr verehrter Baron Manteuffel!

Sie wissen, dass ich stets auf dem Boden der eindeutig abgegebenen Regierungserklärungen gestanden habe und stehe, wonach das Recht auf Heimat und das Selbstbestimmungsrecht unabdingbare Voraussetzungen für die Lösung des Schicksals der in der Vertreibung oder in der Unfreiheit lebenden Menschen und Völker sind.

 

Es ist Ihnen ebenso bekannt, dass die Bundesregierung auf dem Standpunkt steht, dass über die Grenzen Deutschlands erst ein Friedensvertrag, der mit einer gesamtdeutschen Regierung geschlossen wird, zu entscheiden haben wird.

 

Ich selbst bin selbstverständlich der Auffassung und weiß mich darin mit allen Deutschen einig, gleichgültig aus welchem Teil oder welcher Gegend Deutschlands sie stammen mögen -, dass die deutschen Gebiete jenseits der Oder-Neiße ein integrierender Teil Deutschlands sind.

 

Seite 3   Ein Vorteil für die polnische Sache. Diplomatische Vertretungen Polens verbreiten die „Brentano Erklärungen“

Das Warschauer Außenamt hat sämtlichen diplomatischen Vertretungen Polens eine Zusammenstellung der Texte der Londoner „Brentano-Erklärungen" sowie ausländische Pressestimmen dazu, zugeleitet und ihnen den Auftrag erteilt, diese „interessanten Ausführungen" des Bundesaußenministers „mit Besuchern der Botschaften, Handelsvertretungen und Konsulate zu diskutieren". Gleichzeitig erhielten die diplomatischen Vertretungen die Anweisung, unter Zugrundelegung des „Brentano-Materials" mit exilpolnischen politischen Organisationen Kontakt aufzunehmen. Zur Unterstützung der Aktion hat der rotpolnische Sender „Kraj" (Die Heimat), der die in westlichen Staaten lebenden Polen laufend zur Rückkehr nach Polen und die polnisch verwalteten Ostgebiete auffordert, die Brentano-Erklärungen in den Mittelpunkt seiner Sendungen gestellt.

 

Funktionäre des Warschauer Außenministeriums erklärten zu den „Londoner Brentano-Erklärungen", es sei bedauerlich, dass bisher keine diplomatischen Beziehungen zwischen Bonn und Warschau bestünden, da man „lebhaft daran interessiert" sei, mit diplomatischen Vertretern der Bundesrepublik laufend weitere Gespräche zu führen. Was die Brentano-Erklärungen selbst anlange, so nehme man an, dass daraus auch die Vereinigten Staaten und England „neue Erkenntnisse schöpfen" und nunmehr den „wütenden Revanchisten und Revisionisten in Westdeutschland" ihre Unterstützung entziehen würden. In diesem Zusammenhang wurden die Vertriebenen-Organisationen aufs schärfste angegriffen, da sie „auf klarsichtige Politiker" einen Druck auszuüben suchten, doch bedeute die Tatsache, dass überhaupt „große Meinungsverschiedenheiten" zwischen dem Bonner Auswärtigen Amt und den Vertriebenen-Verbänden zutage getreten seien, einen „Vorteil für die polnische Sache".

 

Das Zentralorgan der kommunistischen „Vereinigten Polnischen Arbeiterpartei", die Warschauer Zeitung „Trybuna Ludu", widmet den Londoner Erklärungen" des Bundesaußenministers einen Leitartikel, in dem es zunächst heißt, dass der Außenminister mit dem Hinweise darauf, dass die Durchsetzung der deutschen Ansprüche auf die Oder-Neiße-Gebiete „problematisch" sei, „Fortschritte in der Schule der Tatsachen" gemacht habe. Wenn er seine Erklärung nachträglich abgeschwächt habe, so zeige dies — so vermerkt das Warschauer Blatt ironisch —, dass diese Fortschritte noch nicht sehr groß seien. Abschließend heißt es in dem Artikel der „Trybuna Ludu": „Nunmehr ist der Außenminister der Deutschen Bundesrepublik genötigt, den Revisionismus der Bonner Regierung zu revidieren, wenn dies auch noch auf inkonsequente Weise und mit Schwankungen geschieht. Wir wollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Zeit kommt, da Brentano dies auf vollständige Weise tut — und nicht nur er. Und auch nicht nur hinsichtlich der Grenze an der Oder und Neiße, sondern gleichermaßen auch im Hinblick auf die — Deutsche Demokratische Republik".

 

Seite 3   Was sagte Botschafter von Herwarth?

Einer Meldung von MID-Ost zufolge hat der polnische Journalist Stephan Litauer im Warschauer Rundfunk behauptet er habe während des Presseempfangs des Bundesaußenministers in London am Präsidialtisch gesessen und dabei Gelegenheit genommen, den deutschen Botschafter in England, von Herwarth, über seine Meinung zu den bekannten Äußerungen des Bundesaußenministers — wonach der Rechtsanspruch auf die deutschen Ostgebiete bzw. die Durchsetzung dieses Rechtsanspruches „problematisch" sei — zu befragen. Der Botschafter habe ihm daraufhin geantwortet: „Es ist Ihnen bekannt, dass es in diesen Gebieten keine Deutschen mehr gibt, dass dort Polen wohnen. Sind unter diesen Bedingungen, wenn man die Dinge real nimmt, unsere Ansprüche nicht problematisch?"

 

Seite 3   Freiheit – Humanität – Heimatrecht! Zusammenführung der Familien stärkt Rechtsanspruch auf die Heimat.

Man sollte es als ein in der Geschichte der großen Heimatbewegung der vertriebenen Deutschen sehr bedeutsames Ereignis erkennen, dass die Londoner „Times" — immerhin eines der einflussreichsten Organe der Weltpresse — die Protestkundgebung des „Bundes der vertriebenen Deutschen" in Aachen gegen die Verleihung des „Karlspreises" an den früheren britischen Premierminister Sir Winston Churchill mit einem Kommentar bedachte, in dem dieses unabhängige britische Blatt die Vertriebenen ausdrücklich seiner Sympathien versicherte. Wörtlich führte die „Times" hierzu aus, nachdem sie auf die Beteiligung Churchills an den Beschlüssen von Jalta und Potsdam hingewiesen hatte (allerdings auch unter Hervorhebung der Tatsache, dass Churchill an der Schlussphase der Potsdamer Konferenz nicht mehr teilnahm): „Man kann einige Sympathie für den Bund der deutschen Vertriebenen, eine der protestierenden Körperschaften, aufbringen, der Zehntausende vertritt, die ihre Heimstätten im Osten verloren haben“.

 

Nichts zeigt deutlicher als dieser Kommentar der angesehenen britischen Zeitung, wie richtig es war, in einer würdigen Kundgebung darauf hinzuweisen, dass es ein Vertriebenenproblem in Deutschland gibt, für dessen Entstehen der frühere britische Premier die Mitverantwortung trägt, und dass die Organisationen der Vertriebenen ein politischer Faktor sind, mit dem gerechnet werden muss.

 

Es ist besonders erfreulich, dass die „Times" dieses Anliegen — im Gegensatz zu manchen politischen Kreisen in der Bundesrepublik selbst — richtig verstanden hat, und es bedeutet dies zugleich eine Bestätigung dafür, dass die deutschen Heimatvertriebenen und ihre Organisationen auf dem rechten Wege sind. Man kann den Wandel, der in der Beurteilung ihres Wirkens durch die Auslandspresse eingetreten ist, in seiner ganzen Bedeutung erst dann ermessen, wenn man sich daran erinnert, wie sich eine gewisse geflissentliche Propaganda noch vor wenigen Jahren nicht genug tun konnte, die Vertriebenen des Nationalismus, ja des Chauvinismus zu bezichtigen.

 

Wie sehr sich das Eintreten der deutschen Heimatvertriebenen für den Rechtsanspruch auf die geraubte Heimat von jedem Nationalismus oder gar Chauvinismus unterscheidet, wird an zwei Beispielen deutlich, die unwiderleglich beweisen, dass es den Vertriebenen um die Gewährleistung der Menschenrechte vor allem geht, um die Menschenrechte, zu denen auch das Recht auf die angestammte Heimat gehört: Dies stellten sie unter Beweis durch ihre Einstellung zur Familienzusammenführung sowie zu den Rückkehr-Aufrufen der Ostblockstaaten.

 

Würden die Vertriebenen nach nationalistischen oder chauvinistischen Gesichtspunkten urteilen und handeln, so würden sie einerseits die Familienzusammenführung abgelehnt und andererseits den Rückkehr-Aufforderungen entsprochen haben, das heißt ihre Organisationen würden verkündet haben, dass es gelte, das Schicksal des Einzelnen bedingungslos zurückzustellen, um Ansatzpunkte für die nationalen Forderungen aufrechtzuerhalten oder auszubauen. Dass dieses durchaus nicht außer Betracht fiel, hat übrigens erst kürzlich ein Artikel in einer großen westdeutschen Zeitung gezeigt, die sich sonst etwas darauf zugutehält, für Europa und die Demokratie einzutreten, abgesehen von Zuschriften, welche eine Reihe kleinerer einheimischer Tagesblätter veröffentlichten und in denen ebenso die Frage erörtert wurde, ob nicht eben die Familienzusammenführung eine tatsächliche Preisgabe jener fremdverwalteten Gebiete oder des Rechtsanspruches auf die Heimat bedeute.

 

Diese Frage bejahen, hieße nationalistisch denken; denn es würde dies bedeuten, dass nicht die Rechtsansprüche um der Menschen willen vertreten werden, sondern dass vielmehr Menschen den nationalen Interessen ohne weiteres zum Opfer gebracht werden sollen! Das ist aber eben der Unterschied zwischen berechtigter und gebotener Vertretung nationaler Anliegen und jenem verderblichen Nationalismus, der so unendliches Unglück über die Völker gebracht hat.

 

Erkennt man diesen Unterschied, so wird auch zugleich deutlich, dass die Zustimmung der Vertriebenen zur Familienzusammenführung, ja die Forderung auf Durchführung von Maßnahmen, welche die große materielle und seelische Not der getrennten Familien beheben sollen, in Wahrheit den Rechtsanspruch auf die Heimat nicht schwächt, sondern vielmehr stärkt, da damit völlig klargestellt wird, dass dieser Rechtsanspruch eben um der Gerechtigkeit und mit dem Ziele der Schaffung der Grundlagen für ein friedliches Zusammenleben der Völker — jedes in seiner, und alle in einer gemeinsamen Heimat — erhoben und nachdrücklich vertreten wird! Und nicht nur das: Auf diese Weise haben die deutschen Heimatvertriebenen vor aller Welt kundgetan, dass für sie die Realisierung des Rechtes auf die angestammte Heimat unlösbar verknüpft ist mit der Gewährleistung der Freiheit und der Menschenrechte. Aus diesem Grunde vor allem lehnen sie es ab, auf die Rückkehr-Aufforderungen zum Beispiel Warschaus auch nur einzugehen, weil sie wissen, dass Heimat ohne Freiheit und Achtung der Menschenwürde keine Heimat ist, sondern schlimmer als ein fremdes Land, in dem wenigstens diese Menschenrechte geachtet werden.

 

Die Vertriebenen aber setzen sich mit allen ihnen zu Gebote stehenden friedlichen Mitteln für das Recht auf die Heimat ein, niemals aber für die Fortdauer der materiellen und seelischen Not in Gebieten, die einmal Heimat, gewesen sind — und hoffentlich bald wieder deutsche Heimat für freie Menschen sein werden.

 

Dies ist es, worum es den deutschen Heimatvertriebenen geht, und dass man dieses auch im Auslande zu erkennen beginnt, bedeutet für sie eine Ermutigung, auf dem Wege fortzuschreiten, den sie mit der Verkündung ihrer „Charta", am fünften Jahrestage der Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens eingeschlagen haben, indem sie jenem Abkommen über die Massenaustreibungen und die Vergewaltigung der Menschenrechte ihr Bekenntnis zur Freiheit, zur Humanität, zur angestammten Heimat und damit zur Versöhnung der Menschen und Völker entgegensetzten.

Junius Quintus

 

Seite 4   Jubel der SED. Die Brentano-Erklärungen

Das Ostberliner Zentral-Organ der SED „Neues Deutschland" schreibt zu den Londoner Brentano-Erklärungen u. a.: „Sieht man von der lächerlichen „Befreiungs“-Phrase einmal ab, dann bleibt immerhin die bemerkenswerte Stelle über die „problematischen Rechtsansprüche“ auf jene anderen Gebiete. Hier wird plötzlich als „problematisch“, mit anderen Worten als zweifelhaft und fragwürdig bezeichnet, was für den Hausgebrauch als ‚heilig‘ hingestellt wurde, nämlich der angebliche Rechtsanspruch auf die Grenzen von 1937. Zwar habe man ‚in Bonn' sofort erkannt, dass dieses Eingeständnis Brentanos der chauvinistischen Hetze gegen die Oder-Neiße-Grenze Abbruch tue, und habe daher eilends eine ‚Berichtigung' hinterhergesandt. Aber ‚immerhin ist auch diese Fassung bemerkenswert', denn es werde damit auch die ‚Politik der Stärke', eine der Hauptthesen Adenauers nunmehr als ‚problematisch' bezeichnet, wobei behauptet wird, diese Politik sei auf eine ‚Ausdehnung des Bonner Staates bis weit nach Osteuropa hinein' gerichtet gewesen“. (Damit spielt das SED-Organ auf die „Erläuterung" des Bundesaußenministers an, in der ausgeführt wurde, es sei jene erste Äußerung vor der Auslandspresse deshalb getan worden, um klarzumachen, dass „die Bundesregierung ihre Bündnisse nicht abgeschlossen hat, um nach erfolgter Wiedervereinigung die NATO zu einer gewaltsamen Lösung der deutschen Grenzfragen zu missbrauchen".)

 

Seite 4   Ansiedlung von „Repatrianten"

In Ostbrandenburg und im nördlichen Niederschlesien sind, einem Bericht der Warschauer Zeitung „Zycie Warszawy" zufolge, bisher 900 „Repatrianten" — Polen, die auf Grund der Rückkehr-Aufrufe der Warschauer Regierung nach Polen übersiedelten — angesiedelt worden. Im südlichen, polnisch verwalteten Ostpreußen, wurden nach diesem Bericht seit Ende 1955 hundert „Repatrianten"-Familien angesiedelt. In den Rückkehr-Aufrufen des Senders „Kraj" (Die Heimat) wird immer mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass den „Repatrianten" in den „wiedererrungenen Westgebieten" (den polnisch-verwalteten deutschen Ostgebieten) reiches Land zur Verfügung stehe und dass sie umfassende Aufbauhilfen erhalten würden.

 

Seite 4   Die Gefahr des „milden" östlichen Kurses

Die kommunistische Weltbewegung pflegt in strenger Marschordnung zu operieren. Von Zeit zu Zeit werden für eine längere Etappe die strategischen Ziele gesteckt. Man visiert die schwachen Stellen des Gegners an und legt die Hauptangriffsrichtung fest. Mögen dann auch im Verlauf des politischen „Feldzuges" noch so viele taktische Wendungen im Hinblick auf die Änderungen der Weltlage notwendig werden — die Generallinie bleibt.

 

Es geschieht dann gelegentlich, dass das Steuer radikal herumgeworfen wird und dass eine überraschte Welt plötzlich ein neues Gesicht der russischen Sphinx sieht. So 1921, als Lenin nach der Enteignungshysterie der ersten Nachkriegsjahre eine plötzliche Wendung zur halbbürgerlichen „Neuen ökonomischen Politik" (NEP) machte, um den drohenden inneren Zusammenbruch mit kapitalistischen Mitteln aufzuhalten und um den vom Westen aufgerichteten Gürtel der Verfehmung niederzulegen. Es folgte die Verlagerung des revolutionären Schwerpunktes nach Asien, dann die Periode der Abschließung und Stalinschen Konsolidierung und 1934 die Ära der Volksfront-Politik in Europa, der Versuch einer stillen Unterwanderung der linksbürgerlichen Kräfte durch die Kommunisten. Das Abkommen mit Hitler 1939, die Kehrtwendung zu den Alliierten und schließlich die Abwehr von den Kriegsverbündeten im Jahre 1947 (Verweigerung der Mitarbeit am Marshallplan) waren weitere Marksteine „strategischer Richtungsänderungen" — die natürlich ebenso wenig das „weltrevolutionäre Endziel" berühren, wie die taktischen Quersprünge der kommunistischen Internationale.

 

Vor diesem Hintergrund gewinnen die neuesten politischen Entwicklungen in der Sowjetunion eine politisch-historische Tiefenschärfe. Nicht von ungefähr hält man nunmehr in Moskau seit vielen Monaten die Offensive des Lächelns durch. Die Politik der offenen Angriffsdrohung hat sich für die Sowjets nicht gelohnt. Man weiß heute in Moskau ganz genau, dass nur eine Politik der Entspannung den westlichen Zusammenhalt und die westliche Wachsamkeit auflösen kann. Da sich ein Nachlassen der westlichen Rüstung schon abzuzeichnen beginnt, wird die Entwicklung in dieser Richtung weitergehen. Wir sind wieder an den Wendepunkt der dreißiger Jahre gekommen. Wieder versuchen es die klugen Taktiker im Kreml mit der Einschläferung und Unterwanderung des bürgerlichen Westens.

 

Die westliche Welt darf sich durch eine Atempause im kalten Krieg nicht täuschen lassen. Sie sollte es aber auch nicht mit dem billigen Kommentar „Propagandatrick" bewenden lassen. Eine Atempause kann in diesem Augenblick auch für den Westen nur von Nutzen sein sofern die großen Demokratien ebenso elastisch zu operieren verstehen wie der Kreml.

 

Seite 4   Foto - Skizze

Das nördliche Ostpreußen ist jener Teil der deutschen Ostgebiete jenseits von Oder und Neiße, welcher unter sowjetischer Verwaltung steht. Entgegen dem Potsdamer Abkommen, das eine endgültige Entscheidung auch über diesen ostdeutschen Landesteil ausdrücklich dem Friedensvertrag vorbehält, hat die Sowjetunion Nord-Ostpreußen verwaltungsmäßig in ihre Staatsgliederung einbezogen. Jedoch wurde der „Kaliningradskaja Oblast", wie die sowjetische Bezeichnung lautet, nicht der benachbarten Sowjetrepublik Litauen oder der Weißrussischen SSR angeschlossen, sondern als selbständige Exklave der zentralen Großrussischen SSR unterstellt. Der Sowjetrepublik Litauen wurde aber das Memelland angegliedert, womit auf die ohne Berücksichtigung des Selbstbestimmungsrechts der Völker getroffene gewaltsame Regelung nach 1919 zurückgegriffen worden ist.

 

Seite 4   Sowjetimperalismus in Ostpreußen. Schweizer Zeitung: „Eine höchst fragwürdige Völkerwanderung"

Zu dem sowjetischen Imperialismus, wie er in der Behandlung Ostpreußens zum Ausdruck kommt, nimmt ein führendes Schweizer Blatt, die „Basler National-Zeitung", in einem bemerkenswerten Kommentar Stellung. Sie schreibt:

 

„Bulganin und Chruschtschow wählten für ihre Reise nach England das ostpreußische Pillau als Ausgangs- und Rückkehrhafen, eine Gründung des Großen Kurfürsten von Brandenburg, von Stalin nach der Annektion auf den russischen Namen „Baltisk" umgetauft. Vom nahen Königsberg aus, das jetzt Kaliningrad heißt, ging dann die Weiterreise auf einem neuartigen Düsenflugzeug nach der Sowjethauptstadt. Die Wahl der ostpreußischen Küste als Ausgangspunkt und Rückkehrziel dieser Reise spricht für sich selbst. Sie unterstreicht den Willen der Sowjets, das bei Kriegsende von dem vor Königsberg gefallenen Marschall Tscherniakowski eroberte deutsche Land für immer zu behalten. Die Besitznahme Ostpreußens war ein Ziel der russischen Ausdehnungspolitik lange vor dem Bolschewismus. Jetzt ist der nördliche Teil von Ostpreußen zu einer Provinz der Russischen Sowjetrepublik erklärt worden, obwohl Russland auch innerhalb der Sowjetunion nirgends an dieses Gebiet angrenzt. Man wollte indes Königsberg, Pillau und Insterburg nicht der Litauischen Sowjetrepublik übergeben, sondern diese militärisch wichtigen Punkte ganz russifizieren. Das deutsche Volk hat heute keine Möglichkeit, den Russen diese Beute wieder zu entreißen und trotz des schmerzlichen Verlustes nicht den Wunsch, jemals zu diesem Zweck Gewalt anzuwenden. Man wird sich aber in Moskau nicht wundern dürfen, wenn alle schönen Worte über Völkerverbrüderung im Zeichen des Kommunismus in Deutschland keinen Widerhall finden, nachdem man aus Königsberg Kaliningrad gemacht hat“.

 

Seite 4   Moskau unverändert starr. Weltpolitisches Geschehen — kurz beleuchtet

Über den eigentlichen Inhalt der Gespräche, die in diesen Tagen beim Russlandbesuch der französischen Minister in Moskau stattfanden, sagen die amtlichen „Bulletins" und die kurzen Äußerungen der Delegationen, wie üblich recht wenig. Man erfuhr lediglich, dass vor allem über die vom Kreml immer wieder in den Vordergrund geschobene Abrüstungsfrage wie auch über andere weltpolitische Anliegen ein „freier und interessanter Meinungsaustausch" stattgefunden hat, dass man bei den Banketten und Empfängen wie immer mit diplomatischen Höflichkeiten und Freundlichkeiten nicht sparte und dass der Außenminister Pineau sich entschloss seinen Aufenthalt zu verlängern, um — wenn möglich — noch Leningrad, Kiew und sogar das armenische Eriwan zu besuchen und einer Einladung Molotows zu einem weiteren Festessen Folge leisten zu können. Den Tenor von der „französisch-russischen Schicksalsverbundenheit" dürften die Moskauer Machthaber im vertrauten Kreise ebenso oft angestimmt haben wie bei den offiziellen Trinksprüchen. Wenn es darum geht, gewisse französische Ressentiments gegenüber dem deutschen Nachbarn sorgsam zu nähren, dann waren die Kremlpolitiker noch nie um Worte verlegen.

 

Das deutsche Schicksalsproblem ist, wie die Franzosen versichert haben, von ihnen auch hier hinter verschlossenen Türen angesprochen worden. Es habe sich ergeben, dass sich der starre Moskauer Standpunkt auf diesem Gebiet ebenso wenig geändert hat wie auch die bekannte Tendenz, eine Abrüstungs-„Lösung" völlig getrennt zu erreichen. Auf die Hinweise Mollets, dass man schließlich doch wohl die Ursachen der Friedlosigkeit beseitigen müsse, wenn man wirklich zum Ziel kommen wolle, verhielten sich Bulganin und Chruschtschow völlig ablehnend. Der rote Parteichef sah sich sogar bemüßigt, schon jetzt den Schuldigen für ein Scheitern der Abrüstungsgespräche festlegen zu wollen. Es seien nur die Amerikaner, die „Obstruktion“ betrieben und – man höre und staune - dadurch die Wiedervereinigung auch gefährdeten . . .

 

Das Ergebnis der Verhandlungen ist recht mager. Es soll ein dreijähriger Handelsvertrag abgeschlossen werden, der am 1. Januar 1957 in Kraft tritt. Der gegenseitige Warenaustausch soll gesteigert werden. Zwischen beiden Ländern soll eine Schifffahrtslinie eingerichtet werden. Aus dem Schlusskommuniqué geht hervor, dass „über die Mittel zur Regelung der europäischen Probleme" keine Einigung erzielt worden ist. Dagegen hat die französische Regierung „die Bedeutung der von der Sowjetregierung beschlossenen Verringerung ihrer Streitkräfte anerkannt" und der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass dieser Beschluss die gegenwärtigen Abrüstungsverhandlungen erleichtern könne. Mollet teilte auf einer Pressekonferenz mit, dass die deutsche Frage zu den Problemen gehörte, über die man sich nicht einigen konnte. Pineau fügte hinzu, die Meinungsverschiedenheit bestehe darin, „dass wir der Ansicht sind, die deutsche Wiedervereinigung sei ein Faktor des Friedens, während die sowjetische Regierung unter den gegenwärtigen Bedingungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt dies nicht annimmt“.

 

Die Rosinen aus dem Kuchen.

Die sowjetischen Versprechungen, man werde in den kommenden Jahren den britischen Handel mit der Sowjetunion und ihren Satelliten auf viele Milliarden verstärken, werden von führenden englischen Wirtschaftszeitschriften mit einiger Skepsis zur Kenntnis genommen. Der stets sehr gut unterrichtete Londoner „Economist" nennt die riesige Einkaufsliste, die Bulganin und Chruschtschow überreichten, den einzigen greifbaren Vorschlag des ganzen Sowjetbesuches in England. Der „Economist" erinnert die westliche Wirtschaft daran, dass die Sowjetmachthaber bis heute gewisse selbstverständliche Bräuche und Gepflogenheiten des freien Welthandels nicht angenommen hätten. Moskau beteilige sich zum Beispiel nicht an internationalen Patentabkommen und pflege die Erfindungen anderer Staaten rücksichtslos für eigene Zwecke auszunutzen. Auch zu einem der üblichen neutralen Schiedsgerichtsverfahren bei Handelsstreitigkeiten habe die Sowjetunion bisher nicht ihre Zustimmung gegeben.

 

Die Briten sind davon überzeugt, dass die Sowjets grundsätzlich nur die Rosinen herauspicken und solche Güter bevorzugen, die ihre Rüstungswirtschaft und Schwerindustrie weiter verstärken können. Auch die in London überreichte Wunschliste bestätige das eindeutig. Die Russen legten großen Wert auf modernste Maschinen und Werkzeuge, auf bestimmte chemische Produkte und die Ausrüstung für elektronische Geräte. Es komme Moskau vor allem darauf an, sich möglichst mit den neuesten Errungenschaften der westlichen Forschung und Technik zu versorgen. Als Verhandlungspartner operierten die Sowjets stets als große Geheimniskrämer und Schweiger. Handelsverträge Moskaus hätten stets einen hochpolitischen Beigeschmack.

 

Seite 4   Gegen die Preiserhöhungen. Zentralbankrat erhöhte den Wechseldiskont.

Der Zentralbankrat als oberste Instanz des Notenbanksystems der Bundesrepublik hat auf einer Sitzung in Frankfurt a. M. die Erhöhung des Wechseldiskontsatzes auf fünfeinhalb Prozent und eine Anzahl weiterer krediteinschränkender Maßnahmen beschlossen. Der Beschluss wurde damit begründet, dass es notwendig sei, die überhitzte Konjunktur zu bremsen. Der westdeutsche Diskontsatz hat jetzt den höchsten Punkt seit der Korea-Krise erreicht. Der Frankfurter Sitzung wohnte der Bundesfinanzminister und Bundeswirtschaftsminister bei. Professor Erhard erklärte im Rundfunk, zwischen der Bank Deutscher Länder und den Ministern habe volle Übereinstimmung geherrscht. Es wurde die Erwartung ausgesprochen, dass die Maßnahme des Zentralbankrates zu einem Druck auf die Preise führen werde. Erhard hat zugleich abermals die Senkung aller Zölle um dreißig Prozent gefordert. Der Kanzler sei, so sagte der Minister, wohl falsch unterrichtet gewesen, als er die Zollsenkung für landwirtschaftliche Produkte abgelehnt habe. Eine Zollsenkung werde auch bei Agrarprodukten keineswegs zu einem Zusammenbruch der Preise führen. Minister Schäffer erklärte, er stimme mit Erhard voll darin überein, dass die Kaufkraft der Mark unter allen Umständen erhalten bleiben müsse. Der Sparer müsse die Garantie haben, dass seine Ersparnisse wertbeständig blieben.

 

Seite 4   Ostpreußischer Waisenjunge fliegt 2500 Kilometer. Zur Erholung nach Island eingeladen.

Vierzehn erholungsbedürftige Kinder aus Berlin sind von der Inselrepublik Island zu einem mehrwöchigen Sommerurlaub eingeladen worden. Der Direktor der isländischen Luftreederei „Icelandic Airlines Loftleidir" überreichte der Berliner Jugendsenatorin Frau Ella Kay die Karten für den Flug und Aufenthalt. Die Kinder legen die Hin- und Rückfahrt (je 2500 Kilometer) im isländischen Reiseflugzeug zurück. Um sie mit ihrem Sommerparadies vertraut zu machen, zeigte man ihnen vorher in Berlin schöne Naturfilme der großen Insel. Unter den vierzehn Glücklichen befindet sich auch ein nichtgenannter ostpreußischer Junge, der auf der Flucht Vater und Mutter verloren hat. Man möchte nur hoffen, dass sich viele Familien bei uns in der Bundesrepublik an dem großherzigen Angebot Islands ein Beispiel nehmen und ebenfalls Ferienplätze für Berliner Kinder bereitstellen. Ostpreußische Familien können ostpreußischen Kindern, die in Ostberlin oder in der Sowjetzone leben, durch die Aufnahme in ihrer Familie während der großen Ferien oder aber durch eine Geldspende helfen.

 

Seite 5   Sowjetische Grenzsoldaten entern die „Heimatland“. Pillauer Fischer mussten sich in Memel mit tausend Rubel freikaufen.

Beim Lachsfang vor Memel sind zwei Fischkutter mit ostpreußischen Fischern, die jetzt von Kiel-Möltenort aus fischen, von der sowjetrussischen Grenzpolizei festgehalten und nach Memel gebracht worden, und zwar die beiden Fischkutter S. O. 294 mit Kapitän Willi Franz und S. O. 247 mit Kapitän Schock. Die Sowjets hatten die Fischkutter unter der Beschuldigung aufgebracht, dass sie die Zwölf-Meilen-Grenze und damit sowjetisches Hoheitsgebiet verletzt hätten. Inzwischen sind die beiden Kutter mit ihrer je vier Mann starken Besatzung wieder in Kiel-Möltenort eingetroffen.

 

Wir sprachen den 26-jährigen Kapitän Manfred Schock von dem 68 BRT großen Kutter S. O. 247, der den Namen „Heimatland" trägt. Er, sein Vater und seine beiden Brüder Hans und Hellmut — sie bilden zusammen die Besatzung des Kutters — sind Pillauer Fischer. In den guten Lachsfanggründen auf der Höhe von Memel hatten sie am 6. Mai bald etwa vierzig Lachse gefangen, als sie kurz vor Mitternacht von einem sowjetischen Grenzwachtboot gestoppt wurden. Der russische Kommandant rief: „Sie befinden sich 10,3 Meilen unter Land und haben die Zwölf-Meilen-Grenze verletzt“. Die „Heimatland" musste drei Grenzsoldaten an Bord nehmen und unter Zurücklassung der Lachsnetze Memel anlaufen. Die Funkanlage wurde verplombt. Kapitän Schock, der sich neben der Funksprechanlage elektrisch rasierte, wurde von einem Russen, der dies Verfahren offenbar nicht kannte, aufgefordert: „Du nix funken“. Aber als der Bart dann ab war, klärte sich seine finstere Miene auf.

 

Im Memeler Hafen sahen die Schocks bereits die S.O. 294 festliegen; sie war unter der gleichen Beschuldigung aufgebracht worden. Mit Hilfe eines Dolmetschers wurde ein Protokoll aufgesetzt. Die Fischer wurden korrekt behandelt; bei den Vernehmungen wurde nicht mehr, wie früher, der Vorwurf der Spionage erhoben. Als die Kapitäne darauf hinwiesen, die internationale Hoheitsgrenze läge doch drei und nicht zwölf Meilen unter Land, meinte der Dolmetscher lächelnd: „Wir sind, wie ihr, ja auch nur kleine Leute und können nichts machen“. Die Fischer mussten in einem schriftlichen Gesuch bitten, die draußen liegenden Netze einholen zu dürfen. Das Gesuch wurde sofort bewilligt. Unter Aufsicht eines Wachtbootes durften sie dann die Netze bergen und nach Memel bringen. Die Lachse wurden beschlagnahmt.

 

Bis zum 12. Mai standen die Fischer unter „Hausarrest" in ihren Kuttern. Dann wurde den Kapitänen gesagt, dass sie wegen Fischens in sowjetischen Hoheitsgewässern mit je 500 Rubel Geldstrafe belegt worden sind. Es wurde ihnen am 12. Mai erlaubt, vom Postamt in Memel an die Deutsche Botschaft in Moskau zu telegrafieren, sie möge dieses Geld zahlen. Als die Zusage eintraf, wurden die Boote freigegeben; die 500 Rubel, das sind nach dem von Moskau festgelegten Kurs etwa 500 DM, müssen von den Fischern an das Außenministerium in Bonn zurückgezahlt werden. Die Boote konnten aus Memel auslaufen; es wurde den Kapitänen gesagt, sie dürften erst außerhalb der Zwölf-Meilen-Zone die Plomben von den Funkgeräten lösen.

 

In der Nähe der ostpreußischen Küste befinden sich Lachsfangplätze, die zu den besten der Ostsee gehören. Da unsere ostpreußischen Fischer — von Memel bis Pillau — diese Plätze sehr gut kennen und der Lachs gute Preise bringt — ein Kilo wird zur Zeit mit 9,60 bis 11,60 DM bezahlt —, fahren sie in der Fangzeit von den Häfen in Schleswig-Holstein immer wieder nach Osten, um, die heimatliche Küste vor Augen, dort zu fischen.

 

Bekanntlich — wir berichteten darüber ausführlich — war im März dieses Jahres durch die Botschaft der Sowjetunion in Stockholm dem Leiter des Schwedischen Seerettungsverbandes mitgeteilt worden, dass der Hafen Memel fortan von ausländischen Fischereifahrzeugen als Nothafen angelaufen werden dürfe. In dieser Mitteilung wurde unter Punkt 4 gesagt: „Mit Rücksicht auf die Navigationsschwierigkeiten der kleineren Fischereifahrzeuge und der Schwierigkeit, das Ausmaß der Territorialgewässer genau zu errechnen, ist es wünschenswert, dass die Fischer einen gewissen Abstand zu den sowjetischen Gewässern halten, um der Gefahr des unerlaubten Fischens zu entgehen“.

 

Nun befinden sich die besten Lachsgründe oft in der Strömung dicht unter der Küste, und so werden die Lachsnetze meist in der Nähe der Zwölf-Meilen-Grenze ausgelegt. Bei starken Nordwestwinden besteht die Gefahr, dass die Kutter dann in die von der Sowjetunion als Hoheitsgrenze beanspruchten Zwölf-Meilen-Zone geraten. Manfred Schock sagt: „Nach unserer Meinung waren es fünfzehn Seemeilen, als wir die Netze auslegten. Allerdings kann uns der Wind näher an Land getrieben haben“.

 

Fischer, die in den Verdacht geraten waren, in das von den Sowjets beanspruchte Zwölf-Meilen-Hoheitsgebiet eingedrungen zu sein, wurden früher wie Spione behandelt und wochenlang zurückgehalten. Schwedische, dänische und deutsche Fischer mussten diese Erfahrungen machen. Dass Fischer, die in die „Hoheitsgewässer" geraten, jetzt nicht mehr wie Spione behandelt werden, mag man immerhin als einen Fortschritt werten.

 

Zwei Fotos: Aufnahme, Walter Großer. Der Fischkutter „Heimatland" (S. O. 247), der von einem sowjetrussischen Wachtboot aufgebracht und dann in Memel festgehalten wurde. —

Unten: Drei Mann der vierköpfigen Besatzung, Kapitän Manfred Schock (in der Mitte) mit seinem Vater und seinem Bruder Hellmut.

 

Seite 5   Amtliche Bekanntmachungen

Amtsgericht        Verden (Aller), den 11. Mai 1956

Geschäftsnummer: — 6 II 15/56 —

Aufgebot

Die Frau Martha Siemund, geb. Gilarowski, in Dörverden, Steinsiedlung, Kreis Verden (Aller), hat beantragt, ihren verschollenen Sohn, den Landwirt Gerhard Otto Siemund, geboren am 13. September 1925 in Barkau, Kreis Goldap, Ostpreußen, zuletzt wohnhaft in Rauben, Kreis Angerapp, Ostpreußen, für tot zu erklären. Der bezeichnete Verschollene wird aufgefordert, sich bis zum 19. September 1956, 10 Uhr, bei dem hiesigen Gericht, Zimmer Nr. 39, zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen kann. An alle, die Auskunft über Leben und Tod des Verschollenen geben können, ergeht die Aufforderung, dem Gericht bis zu dem angegebenen Zeitpunkt Anzeige zu machen.

 

Rest der Seite: Stellengesuche, Stellenangebote, Werbung, Unterricht  

 

Seite 6   Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …

Heimattreffen

27 Mai: Die Kreise des Regierungsbezirkes Allenstein (Allenstein-Stadt und -Land, Neidenburg, Ortelsburg, Lötzen, Lyck, Rößel, Johannisburg, Sensburg, Osterode) in Stuttgart-Feuerbach, Freizeitheim.

 

Kreis Labiau im Patenkreis Land Hadeln, Forsthaus Dobrock, Bahnstation Höftgrube.

 

3. Juni: Königsberg in Hamburg, Ernst-Merck-Halle

 

Allenstein Stadt und Land in Hamburg, Elbschloßbrauerei.

 

Schloßberg (Pillkallen), Haupttreffen in Winsen (Patenkreis Harburg). Schützenhaus.

 

Johannisburg in Hannover. Limmerbrunnen.

 

Pr.-Holland in Hagen. Akku-Halle, Diekstraße.

 

Elchniederung in Lübeck-Israelsdorf. Gaststätte Muuß.

 

Angerapp, Haupttreffen in der Patenstadt Mettmann. Bovensiepen-Halle.

 

Lötzen in Oldenburg i. O., im „Roten Hause".

 

10. Juni: lnsterburg Stadt und Land in der Patenstadt Krefeld, Stadtwaldhaus.

 

Allenstein Stadt und Land in Osnabrück (Patenkreis des Landkreises Allenstein) in der Mehrzweckanlage „Gartlage".

 

Osterode, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei.

 

Neidenburg in Berlin.

 

24. Juni: Gumbinnen. Haupttreffen in der Patenstadt Bielefeld

 

Angerburg, Haupttreffen in Rotenburg (Patenkreis), im „Rotenburger Hof".

 

Elchniederung in Hannover, Kurhaus Limmerbrunnen.

 

 

Elchniederung

Kreistreffen in Lübeck am 3. Juni

Zu dem in der letzten Folge bekanntgegebenen Programm für unser Kreistreffen in Lübeck wird berichtigend vermerkt, dass die heimatliche Feierstunde nicht um 11 Uhr, sondern um 14 Uhr beginnt. Die Vorführung der Elchniederunger Lichtbilder findet am Vormittag um 10 Uhr und 11 Uhr statt.

Auf Grund einiger Anfragen wird mitgeteilt, dass an unserem Heimattreffen selbstverständlich auch Landsleute aus anderen Heimatkreisen sowie Einheimischen teilnehmen können, die uns alle herzlich willkommen sind. Es würde uns sogar sehr freuen, wenn die in Lübeck und Umgegend wohnenden Elchniederunger recht viele Bekannte zu unserem Treffen, insbesondere zu den Lichtbildervorträgen, mitbringen würden.

Für die Sonderfahrt mit Reiseomnibussen, die von Hamburg aus am 3. Juni nach Lübeck gestartet wird, bitte ich nochmals um sofortige schriftliche Anmeldung aller derjenigen Landsleute, die noch daran teilnehmen wollen, denn Anmeldeschlusstermin ist endgültig der 30. Mai. Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt pro Person nur 3,50 DM. Alle bereits angemeldeten Teilnehmer erhalten keine Bestätigung, sondern werden lediglich gebeten, am 3. Juni — ganz gleich bei welchem Wetter — pünktlich um 8 Uhr morgens auf dem Zentral-Omnibus-Bahnhof (ZOB). Bahnsteig Null sich einzufinden. Dort erfolgt Zuweisung der Sitzplätze nach Aufruf an Hand der Teilnehmerliste. Der Fahrpreis wird ebenfalls am Bus erhoben. Die Rückfahrt von Lübeck wird um 21 Uhr angetreten.

Herbert Sahmel, Kreisgeschäftsführer (24 a) Hamburg 26, Burggarten 17

 

Tilsit-Stadt, Tilsit-Ragnit,

Treffen in Bochum

Nach unserem am 6. Mai in der Patenstadt Kiel stattgefundenen Treffen erreichten uns viele Schreiben unserer Landsleute aus Nordrhein-Westfalen, die den Wunsch aussprachen, es möge nicht vergessen werden, in diesem Jahre auch ein Heimatkreistreffen in ihrem Bezirk stattfinden zu lassen.

Wir kommen hiermit diesen berechtigten Wünschen nach und teilen unsern Landsleuten auf diesem Wege mit, dass sich die Heimatkreise Tilsit-Stadt und Tilsit-Ragnit am Sonntag, dem 8. Juli, in Bochum, „Gaststätte Kaiseraue" Josephinenstraße 29, zu einem Heimatkreistreffen versammeln werden. Besondere Einladungen ergehen hierzu nicht. Alle Landsleute, die diese Bekanntmachung lesen, werden daher gebeten, unser Bochumer Heimatkreistreffen in Wort und Schrift zu propagieren, und sich diesen Termin selbst vorzunotieren.

In heimatlicher Verbundenheit grüßen wir unsere Heimatkreisangehörigen und freuen uns auf das Wiedersehen in Bochum!

Ernst Stadie, Kreisvertreter (24 b) Kiel, Bergstraße 26.

Dr. H. Reimer, Kreisvertreter (24 a) Lübeck, Glashüttenweg 36

 

Tilsit-Ragnit

Nachdem auf unsern Aufruf zur Wahl der Bezirksbeauftragten im Ostpreußenblatt vom 22. Oktober 1955 kein anderer Wahlvorschlag eingereicht wurde, gelten die in dem Aufruf bekanntgegebenen Landsleute als gewählt und bilden damit für die nächsten drei Jahre unsern Kreistag. In den jetzigen Kreisausschuss sind nach der satzungsgemäß durch den Kreistag durchgeführten Wahl folgende Landsleute berufen:

Dr. Hans Reimer, Landwirt aus Hegehof.

Dr. Fritz Brix, Landrat unseres Heimatkreises,

Bruno Ehleben, Landwirt aus Fichtenwalde,

Gustav Metschulat, Müllermeister aus Breitenstein,

Fritz Schneider, Landwirt aus Georgenhof,

Emil Frenkler, Melkermeister aus Larischhofen,

Ewald Lorenz, Maschinenbaumeister aus Breitenstein.

 

Als Stellvertreter:

Adolf Abromeit, Kaufmann aus Altenkirch,

Richard Baumann, Landarbeiter aus Schillen,

Walter Schidlowsky, Landwirt aus Grünau,

Walter Friedrich, Landwirt aus Branden,

Matthias Hofer, Landwirt aus Breitenstein.

 

Gesucht werden:

Ragnit:

Frau Bertha Freihoff, Hindenburgstraße 3, und die Kinder von Schmiedemeister Ferdinand Freihoff, aus erster Ehe: Elisabeth, Anna, Helene, Emmy und Marie. —

 

Ostmoor:

Otto Pleik. —

 

Lieparten:

Heinz Kaupat. —

 

Argenau:

Willi Haak. —

 

Thorunen:

Paul Kronies. —

 

Kl.-Lenkenau:

Emil Goerke. —

 

Bergdorf:

Franz Stanislaus.

 

Angaben erbittet der Geschäftsführer Herbert Balzereit in (24a) Drochtersen über Stade.

 

 

Ebenrode (Stallupönen)

Das Kreistreffen in der Patenstadt Kassel

Das dritte Ebenroder Kreistreffen in der Patenstadt Kassel am 12./13. Mai wurde durch eine Kreisausschusssitzung am Sonnabend um 13 Uhr im Nordischen Hof eingeleitet. Hierbei wurde die Vereinssatzung noch einmal durchgesprochen, und das Gründungsprotokoll des Vereins „Kreis Ebenrode (Stallupönen)" — in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. — unterzeichnet.

Um 15 Uhr fand im Restaurant „Regenbogen" die Hauptversammlung der ehemaligen Realgymnasiasten und Luisenschülerinnen statt. Großer Dank gebührt Dr. Stahr, Studienrat a. D., in Marburg a. d. Lahn, Rückertweg 4, der es verstanden hat, viele ehemalige Schüler und Schülerinnen aus Stallupönen zusammenzufassen. Obwohl er kein gebürtiger Ostpreuße ist und bereits 1929 Stallupönen verlassen hat, gehört sein Herz unserm Heimatkreis und Ostpreußen. Herr Noack, dessen Vater vor 1914 Assistenzarzt bei den 8. Ulanen in Stallupönen war, fand als Vorsitzender der Vereinigung ehemaliger Wilhelmsgymnasiasten und Wilhelmsschüler in Kassel warme Worte für Dr. Stahr und die Srallupöner. Erfreulicherweise haben die ehemaligen Kasseler Wilhelmsgymnasiasten die Patenschaft für die ehemaligen Stallupöner Schüler übernommen. Ein gemütliches Beisammensein mit Tanz knüpfte nähere Bande zwischen ehemaligen Kasseler und Stallupöner Schülern.

 

Am Sonntag begann das Treffen mit einem Gottesdienst in der Lutherkirche, den der ostpreußische Pfarrer Frindte hielt. Im Nordischen Hof hatten sich über 250 Ebenroder eingefunden. Es mag wenig erscheinen gegenüber der Teilnehmer bei den Treffen in Hamburg und Essen, aber in Hessen sind nur wenige Landsleute untergekommen. Um 11.30 Uhr begrüßte der Kreisvertreter den Vertreter des Oberbürgermeisters Dr. Lauritzen, Stadtrat Dr. Schneider, die anwesenden Stadträte und Stadtverordnete, den Vorsitzenden der Landesgruppe Hessen, Stadtrat Opitz, Gießen, die Vertreter der Ost- und Westpreußen Meseck und Behrend und nicht zuletzt die Landsleute.

 

Herzliche Grüße konnte er von den Spätheimkehrern

Emil Seitner, Lehrer in Wickenfeld, und

Paul Gollub, Sohn des Schmiedemeisters Gollub aus Almen, übermitteln.

Beide waren zwölf Jahre in verschiedenen Straflagern in Russland; Gollub zuletzt noch vier Monate im Zuchthaus Bautzen.

 

Die Veranstaltung wurde mit einem feierlichen Totengedenken eingeleitet. Der Kreisvertreter erinnerte daran, dass leider auch in der Bundesrepublik nicht alles Gold sei, was glänzt. Hinter der goldenen Fassade verberge sich noch manche Not, besonders der alten aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen. Der Lastenausgleich entspreche nicht den sonstigen Taten der Bundesregierung. Die Vertriebenen hoffen auf wesentliche Verbesserungen beim Lastenausgleichsschlussgesetz. Die im Westen übernommenen Patenschaften sollen mit dazu beitragen, die Verbundenheit mit den vertriebenen ostdeutschen Menschen zu stärken und zu fördern. Das „Ostbewusstsein" der Bevölkerung sei bedauerlicherweise aber sehr gering. Niemals würden die Vertriebenen auf ihre alte Heimat verzichten. Erst wenn der deutsche Bauer wieder seinen Pflug über ostdeutsches Heimatland führt und sie wieder „Von der Maas bis an die Memel" singen könnten, sei für sie der wahre Frieden gekommen.

 

Stadtrat Dr. Schneider hieß die „Patenkinder" der Stadt herzlich willkommen und erinnerte an Kassels schweres Schicksal. „Viel mehr aber haben Sie verloren" rief er den Gästen der Stadt zu. Es sei wirklich bedauerlich, wie wenig die westdeutsche Bevölkerung heute vom Osten noch wisse, und die Schule habe gerade in dieser Beziehung eine große und wichtige Arbeit zu erfüllen.

 

Studienrat Opitz hielt eine großangelegte, sehr eindrucksvolle Rede, die vielfach durch starken Beifall unterbrochen wurde. Unsere Heimat, unsere Mutter ist Ostpreußen sagte er. „Das wollen wir gerade am heutigen Muttertag bedenken“. Doch solange die alte Heimat noch nicht wieder betreten werden dürfe, solle man sich in der Bundesrepublik einzuleben versuchen. „Wir wollen auf alles verzichten, nur nicht auf Ostpreußen“. Die Äußerung des Bundesaußenministers in London über die „problematischen Rechtsansprüche" auf die Gebiete jenseits der Oder-Neiße, wies er scharf zurück. Zum Schluss forderte er die Jugend auf, stets an die Heimat zu denken. „Gerade ihr müsst immer von der Heimat sprechen, müsst unsere Sitten und Gebräuche behalten, damit ihr sie nie vergesst!" mahnte der Redner. Die ostdeutsche Jugend der Ost- und Westpreußen in Kassel verschönerte das Heimattreffen mit Volkstänzen und Heimatliedern. Das anschließende gemütliche Beisammensein wurde zu einem Tänzchen ausgenutzt, und als man sich schließlich trennen musste hieß es: Auf Wiedersehen in unserer Patenstadt.

 

Beim Treffen in Kassel, bat mich Frau Frieda Reichert, geb. Scheibe, aus Gr.-Degesen, um einige Anschriften. Da ich mir versehentlich ihre jetzige Anschrift nicht notiert habe, so bitte ich Frau Reichert mir diese mitzuteilen.

 

Gesucht werden:

Frau Käthe Gerks, aus Ebenrode, Kl. Markt 8, und

Zollkommissar Reichwald, aus Ebenrode.

 

Unser Landsmann Ernst Vogelreuter, aus Schleusen (Pakallnischken) ist von uns gegangen. Er war ein tüchtiger Landwirt und uns allen ein lieber, stets hilfsbereiter Kamerad. Wir werden ihn nicht vergessen.

de la Chaux, Kreisvertreter (16) Wiesbaden, Sonnenberger Straße 67

 

lnsterburg Stadt und Land

Es wird nochmals darauf hingewiesen dass unser Jahreshaupttreffen in unserer Patenstadt Krefeld am 10. Juni im Stadtwaldhaus stattfindet. Die Kreis- und Stadtausschüsse treten am 9. Juni um 14 Uhr im Restaurant Spoul am Südwall zu einer Sitzung zusammen. Wir würden es sehr begrüßen, wenn die Heimatgruppen Delegierte zu dieser Sitzung entsenden würden. Um 20 Uhr spricht Landsmann Dr. Grunert im Festsaal der Industrie- und Handelskammer über „Die Bedeutung Ostpreußens für Gesamtdeutschland". Hierzu sind alle Insterburger herzlichst eingeladen.

Quartierbestellungen sind unbedingt bis zum 5 Juni zu richten an Herrn Willy Bermig in Krefeld, Winfriedweg 1. Herr Bermig wird preiswerte Quartiere, die von den Landsleuten selbst bezahlt werden müssen, beschaffen.

Zentralstelle der heimattreuen Insterburger Oldenburg (Oldb), Kanalstraße 6 a

 

Heimatkieis-Treffen in Frankfurt a. M.

Am 10. Juni veranstalten die Heimatkreisgemeinschaften Königsberg-Land, Fischhausen, Labiau und Pr. -Eylau in Frankfurt am Main im „Ratskeller" ein gemeinschaftliches Treffen. Wir rufen unsere Landsleute auf, die jetzt im Raume Frankfurt a. M. wohnen, zu diesem Treffen recht zahlreich zu erscheinen.

Der „Ratskeller“ wird um 9.30 Uhr geöffnet sein. Der Vormittag steht den Landsleuten zu gegenseitiger Begründung zur Verfügung. Um 12.30 Uhr findet eine Heimatgedenkfeier statt. Ab 15.30 Uhr Unterhaltungs- und Tanzmusik.

Wir hoffen, recht viele Landsleute in Frankfurt am Main begrüßen zu können.

Die Kreisvertreter:

Teichert, Königsberg-Land;

Lukas, Fischhausen;

Gernöfer, Labiau;

v. Elern, Pr.-Eylau

 

Angerapp.

Auf das am 3. Juni in unserer Patenstadt Mettmann stattfindende Kreistreffen mache ich heute erneut und letztmalig aufmerksam.

Wie bereits bekanntgegeben, tritt der Ende vorigen Jahres gewählte Kreistag am 2. Juni, nachmittags, zu seiner ersten Sitzung im Hotel Vogel zusammen, um die erforderlichen Wahlen vorzunehmen. Alle Landsleute, die bereits an diesem Tage in Mettmann eintreffen, können an der Sitzung des Kreistages teilnehmen. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr. Abends findet u 20 Uhr ein gemütliches Beisammensein mit Gästen der Stadt Mettmann in der Bovensiepen-Halle statt. Das Kreistreffen beginnt am Sonntag um 11 Uhr ebenfalls in der Bovensiepen-Halle.

 

Mettmann ist von Düsseldorf entweder mit dem Zuge bis Bahnhof-West oder mit dem Omnibus, der vom Bahnhof Düsseldorf abgeht, bis Haltestelle Neanderstraße zu erreichen.

Alle Landsleute bitte ich, recht herzlich an diesem Treffen teilzunehmen. Die benötigten Quartiere bitte ich umgehend bei mir anzumelden. Auf die anderen Treffen dieses Jahres in Hannover und Hamburg werde ich in späteren Bekanntmachungen hinweisen. Das nächste Treffen findet am 15. Juli in Hannover im Lokal „Döhrener Maschpark" statt.

Wilhelm Haegert, Kreisvertreter, Düsseldorf, Zaberner Straße 42.

 

Angerburg

Wahl der Vertrauensmänner für den Kreistag

Nachdem die Wahl ordnungsmäßig durchgeführt worden ist, wird nachstehend das Ergebnis der Wahl bekanntgegeben. Nach den auf sie entfallenen Stimmen sind folgende Landsleute in der genannten Reihenfolge gewählt worden:

 

Angerburg-Stadt, Vertrauensmänner:

Bankdirektor i. R. Hans Priddat,

Stadtinspektor Erich Pfeiffer,

Kreisoberinspektor a. D. Emil Sadlack,

Provinzialbaurat a. D. Ernst Groos,

Möbelkaufmann Kurt Brock,

Tierarzt Dr. Fritz Schattner,

Buchdruckermeister Gerd Priddat,

Landrat z. Wv. Adolf Westphalen.

 

Stellvertreter:

Mittelschullehrer Georg Komm,

*Stadtrentmeister Fritz Behrend,

*Rechtsanwalt Dr. Erich Pickert,

Landwirt Friedrich-Karl Milthaler,

Oberschullehrer Arnold Lange,

Reg.-Sekretär Johannes Roden,

Apotheker Leo Scharnick,

Zollbeamter Otto Balling.

 

Angerburg-Land, Vertrauensmänner:

Lehrer Gustav Baranowski,

Landwirt Paul Kreutz,

Landwirt Helmut Schwarz.

 

Stellv.:

*Landwirt Otto Butzlaff,

*Landwirt Arno Sakowski,

Bauer Gustav Hollstein.

 

Rosengarten, Vertrauensmänner:

Landwirt Max Drost,

Landwirt Arthur Langanke.

 

Stellv.:

Landwirt Paul Maruhn,

Landwirt Emil Kewitz.

 

Engelstein, Vertrauensmänner:

Bauer Klaus Gruhnwald,

Landwirt Ernst Bastian.

 

Stellv.:

Landwirt Willy Rehan,

Lehrer a. D. Fritz Burnoth.

 

Kanitz, Vertrauensmann:

Lehrer a. D. Otto Podszuweit.

 

Stellv.

ist nicht gewählt worden.

 

Buddern, Vertrauensmänner:

Landwirt Emil Raschke,

Landwirt Bruno Boldt,

Lehrer a. D. Fritz Joscheck.

 

Stellv.:

Landwirt Robert Engel,

*Student Volker Ladda,

*Pfarrfrau Anneliese Seifert.

 

Benkheim, Vertrauensmänner:

Landwirt Franz Jordan,

Stellmachermeister Hermann Janetzko,

Drogeriebesitzer Erich Keyser,

Landwirt Albert Kutz.

 

Stellv.:

Landwirt Wilhelm Joschko,

Landwirt Franz Jeromin,

*Landwirt Johann Meinicke,

*Tischlermeister Hermann Pauluhn.

 

Kutten, Vertrauensmänner:

Landwirt Ernst Maleyka,

Landwirt Meckelburg.

 

Stellv.:

Schmiedemeister Otto Miram.

 

Großgarten, Vertrauensmänner:

Erwin Preuß.

Lehrer Paul Ennulat.

 

Stellv.:

Bauer Fritz Malessa,

Bäckermeister Franz Gonscherowski.

 

Kruglanken, Vertrauensmänner:

Lehrer Rudolf Kappas,

Landwirt Julius Dembowsky,

Bauer Hermann Küssner.

 

Stellv.:

Forstmeister Ehrenfried Liebeneiner.

Müllermeister Bruno Müller.

 

Damit sind 30 Vertrauensmänner und 27 Stellvertreter gewählt worden. Bei den mit einem * versehenen Stellvertretern liegt Stimmengleichheit vor. Die Reihenfolge wird auf der ersten Kreistagssitzung durch das Los entschieden werden.

Der Wahlausschuss:

Erich Pfeiffer, Wahlvorsteher

Ernst Bastian, Mitglied

Klaus Gruhnwald, Mitglied

 

Seite 6   Salzburger Verein

Die diesjährige Ferienfahrt von Kindern Salzburger Familien in das Land Salzburg wird voraussichtlich in der Zeit vom 10. Juli bis zum 5. August stattfinden. Wir bitten um alsbaldige Anmeldung von Kindern im Alter von vierzehn bis sechzehn Jahren, bei welchen die Teilnahme an der Fahrt bei abweichenden Ferienzeiten durch die zuständige Schulbehörde genehmigt sein muss. Das Reisegeld muss von den Eltern selbst getragen werden, wobei wir vorsorglich darauf hinweisen, dass unter Umständen lediglich die Einzelferienkarten-Ermäßigung möglich sein wird, sofern nicht nach den verschiedenen Herkunftsländern der Kinder die Zusammenstellung eines wesentlich verbilligten Sammeltransportes möglich ist, ein Umstand, der sich aber erst nach Zusammenstellung des Transportes ergibt. Die Meldungen sind zu richten an:

Salzburger Verein, z. H. Dipl.-Volkswirt Ludwig Langbehn, Bielefeld, Turnerstraße 11.

 

Seite 6   Dank des Kreisvertreters

Zu meinem 70. Geburtstag haben mich meine lieben Mitarbeiter, Landsleute und Freunde sowie unser Patenkreis Rotenburg (Hann.) mit so vielen Glückwünschen und auch Geschenken erfreut, dass ich leider nicht in der Lage bin, mich ei jedem Einzelnen zu bedanken. Ich bitte daher, auf diesem Wege allen, die an meinem Geburtstag meiner gedacht haben, meinen herzlichsten Dank aussprechen zu dürfen. In gegenseitigem Vertrauen wollen wir gemeinsam zum Wohle unserer lieben, unvergesslichen Heimat und aller unserer Landsleute weiterarbeiten.

 

In heimatlicher Verbundenheit grüßt Sie alle vielmals Ihr Kreisvertreter Hans Priddat, (16) Bad Homburg v. d. Höhe, Seifgrundstraße 15

 

Seite 7   Sensburg

Unter Bezugnahme auf meine Bekanntmachung im „Ostpreußenblatt (Folge 20 vom 19. Mai) bitte ich, bei den Anmeldungen zu dem Jugendlager in Remscheid davon auszugehen, dass die Reisekosten zum größten Teil aus besonderen Mitteln gezahlt werden können und voraussichtliche Reisekosten für die teilnehmenden Jugendlichen somit nicht entstehen. Die Anmeldung bitte ich aber umgehend an Herrn Fritz Bredenberg, Großhimstedt bei Hildesheim, zu senden.

Albert Frhr. v. Ketelhodt, Ratzeburg Lbg., Kirschenallee 11

 

Lötzen

In einer dringenden Angelegenheit wird gesucht:

 

Klaus Masuhr aus Lötzen. Seine Eltern waren Otto Masuhr und Martha, deren Mädchenname leider unbekannt ist. Klaus Masuhr soll sich mit seiner Mutter im Bundesgebiet aufhalten. Wer kann Hinweise geben, wo Klaus oder seine Mutter zu finden sind?

 

Gesucht werden ferner:

Angehörige oder Verwandte der Frau Anna Pitrain (der Name kann auch ähnlich heißen) sie soll in Lötzen, Gymnasialstraße 11, gewohnt haben. Auch Meldungen von Nachbarn sind erwünscht, damit es gelingt, mit dem Verwandtenkreis in Fühlung zu kommen.

 

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass einer Anzahl unseres „Lötzener Heimatbriefes aus der Patenstadt Neumünster" neue Karteikarten beigefügt sind. Ich bitte alle, die eine Karteikarte erhalten haben, diese sofort auszufüllen und an mich zurückzusenden. Vergessen Sie bitte die Postleitzahl nicht, sie ist wieder sehr wichtig, besonders dann, wenn wir Massendrucksachen fertigmachen. Wenn wir diese Massendrucksachen gleich nach Postleitzahlen ordnen können, ist das Porto bedeutend billiger, und wir sparen bei einer Sendung etwa 200 Mark.

Unser Kreistreffen in Oldenburg i. O. am 3. Juni Im Roten Hause wird nach den Anmeldungen gut besucht sein. Wir machen darauf aufmerksam, dass das Treffen um 9 Uhr beginnt. Um 11 Uhr ist eine Stunde der Erinnerung. Nach der Mittagspause soll dann auch die Jugend zu ihrem Recht kommen, und den Tag in fröhlichem Tanz beschließen.

Curt Diesing, (24b) Neumünster, Königsberger Straße 72

 

Lyck

Die Gruppe München wird sich am Sonnabend, 26. Mai, 20 Uhr, Barer Straße 43, treffen. — Am 27. Mai wird unsere Kreisgemeinschaft an dem Treffen der Kreise des Regierungsbezirkes Allenstein in Stuttgart-Feuerbach, im Freizeitheim, teilnehmen. Ich heiße alle Landsleute herzlich willkommen.

Otto Skibowski, Kreisvertreter

 

Johannisburg

Nächstes Treffen in Stuttgart: siehe Veröffentlichungen. Acht Tages später, am 3. Juni treffen sich alle unsere Landsleute aus Niedersachsen und angrenzend in Hannover, Gaststätten Limmerbrunnen, zu erreichen ab Hauptbahnhof mit der 3. Ab 9 Uhr sind die Gaststätten geöffnet. Offizieller Teil, Beginn 11 Uhr. Tagesfolge: 1. Gedenkstunde, Landsmann Czibulinski. 2. Totenehrung. 3. Jahresbericht des Kreisvertreters, insbesondere über die Schadenfeststellung ländlicher Betriebe. 4. Ansprache des Vorsitzenden der Ostpreußen in Hannover, Landsmann Kehr; ab 15 Uhr Musik und Tanz.

 

Gesucht werden:

Hedwig Salewski-Schast, wohnhaft in Hamburg wird gebeten, Straße und Hausnummer anzugeben. —

 

Bruno Syburg (fr. Synofzik) Johannisburg. —

 

Erich Knizia, soll früher in Brandenburg-Havel gewohnt haben.

 

Ich bitte nochmals, mir zur Weiterführung unserer Chronik alle Briefe und Nachrichten, die Landsleute aus der Heimat erhalten, zur Einsicht zuzuschicken. Rücksendung erfolgt in kürzester Zeit.

Fr. W. Kautz, Kreisvertreter (20) Altwarmbüchen (Han)

 

Allenstein Land

Am 27. Mai wird gemeinsam mit den anderen Kreisen des Regierungsbezirks Allenstein ein Treffen unserer Kreisgemeinschaft in Stuttgart-Feuerbach, im Freizeitheim, stattfinden. Den im süddeutschen Raum wohnenden Landsleuten wird somit Gelegenheit geboten, Freunde und Nachbarn wiederzusehen.

Zusammen mit der Stadt Allenstein werden wir am 3. Juni in Hamburg-Nienstedten, in dem schönen, an der Elbe gelegenen Gartenrestaurant der Elbschloßbrauerei der Heimat gedenken und liebe Erinnerungen pflegen.

 

Haupttreffen am 10. Juni in Osnabrück

Das Haupttreffen wird in Osnabrück, dem Verwaltungssitz unseres Patenkreises, des Landkreises Osnabrück, am 10. Juni, ebenfalls mit der Stadt Allenstein, durchgeführt werden. Da dort wichtige Angelegenheiten behandelt werden, erwarten wir einen zahlreichen Besuch, und ich bitte, diesen Tag im Kalender vorzumerken. Weitere Hinweise und Einzelheiten des unterhaltenden Programms werden rechtzeitig im Ostpreußenblatt bekanntgegeben werden.

Egbert Otto, Kreisvertreter Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 13, Parkallee 86

 

Allenstein

Am 3. Juni in Hamburg

Wie bereits im Ostpreußenblatt vom 28. April aufmerksam gemacht wurde, finden am 3. Juni in Hamburg gleichzeitig Allensteiner, Königsberger, Osteroder Heimatkreistreffen (Gemeinschaftsfahrten!) statt, für Allenstein in der Elbschloßbrauerei. Der Allensteiner stellv. Stadtvertreter, Pfarrer Kewitsch, hält den katholischen Gottesdienst ab. Es sprechen u. a. der Vorsitzende der Allensteiner Stadtvertretung W. Sperl sowie der Kreisvertreter von Allenstein-Land E. Otto. Genaues Programm in der nächsten Nummer.

H. L. Loeffke, Stadtvertreter von Allenstein

 

Osterode

Erholung für Kinder in der Patenstadt

Es sind noch einige Freistellen für Ferienkinder zur Erholung in der Patenstadt Osterode/Harz vorhanden. Als Termin hierfür ist die Zeit vom 22. Juli bis 5. August vorgesehen. Die Reise und der Aufenthalt sind vollkommen kostenlos. Meldungen von Kindern im Alter von 9 - 14 Jahren, für deren Eltern ein solcher Ferienaufenthalt nicht erschwinglich ist, und die sich im Schleswig-Holsteinschen Raume befinden, werden gebeten, sich an den Beauftragten, Landsmann Fritz Krause, (24) Lentföhrden, Kreis Segeberg, zu wenden. Erforderlichenfalls wird die endgültige Auswahl durch das Los entschieden.

 

Das Wiedersehen in Frankfurt a. M.

Am 6. Mai traf sich die Heimatkreisgemeinschaft der Osteroder im Ratskeller in Frankfurt a. M. Der Kreisvertreter war an der Teilnahme verhindert und wurde durch Dr. Kowalski vertreten. In mustergültiger Weise waren die Vorbereitungen von der Kreisgruppe Frankfurt der Landsmannschaft Ostpreußen getroffen, Insbesondere von den Landsleuten Seidenberg und Kaulbarsch, denen auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Landsmann Seidenberg zeichnete mit knappen Worten die politische Entwicklung im deutschen Osten. Dr. Kowalski sprach von dem Recht auf die Heimat, das wie jedes Recht die Pflicht zur Tat in sich berge. Es gehe in unserem gerechten Kampf nicht nur um einen Teil des deutschen Ostens, sondern um die Zukunft unseres gesamten deutschen Vaterlandes. Reicher Beifall wurde dem Redner gespendet. Die Vorführung unserer Lichtbilder, in welche dreißig neue eingereiht waren, begeisterte alle Landsleute und führte sie in Gedanken zu den lieben vertrauten Plätzen zurück. Eine starke Anziehungskraft übte das schöne Modell des Tannenbergdenkmals aus, das unser Landsmann Willy Pyck in monatelanger Arbeit geschaffen hat und das wir bei diesem Treffen zeigen konnten. Eine schöne Wiedersehensfeier war das Sondertreffen der Lehrer und Schüler des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums. Von dem Gestalter, Landsmann Joachim Schubert, der zugleich auch die Kartei der ehemaligen Schüler führt, konnten viele Hinweise gesammelt und manches Schicksal aufgeklärt werden. Allenthalben wurde der Wunsch geäußert, diese Schülertreffen möglichst auf allen Veranstaltungen der Heimatkreisgemeinschaft stattfinden zu lassen. Auch Frankfurt war wieder ein schöner Beweis für die Verbundenheit unserer Osteroder Landsleute.

v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter Lübeck, jetzt Alfstraße 35

 

Heiligenbeil

Der Stadtdirektor der Stadt Burgdorf, der Stadt, die die Patenschaft für die Stadt Zinten innerhalb der gesamten Patenschaften des Landkreises Burgdorf übernommen hat, ist an uns herangetreten und bittet um Übersendung von Fotos. Handzeichnungen und Zeitungsartikeln sowie Erinnerungen und Anekdoten, die hauptsächlich die Stadt Zinten betreffen. Die Stadt Burgdorf beabsichtigt, ein Erinnerungsbuch herzustellen, das in Form eines Albums herausgegeben werden soll.

 

Ich möchte gerade die Bewohner der Stadt Zinten und Umgebung bitten, diesem Wunsche nachzukommen und der Stadt Burgdorf die gewünschten Stücke zur Verfügung zu stellen. Alle Einsendungen werden dem Einsender unversehrt nach Auswertung zurückgereicht.

Knorr, Kreisvertreter Bad Schwartau, Alt-Renzefeld 42

 

Pr.-Eylau

Es werden gesucht:

Günter Glitza, aus Pr.-Eylau, Landsberger Straße;

Familie Donarski und Tochter Erika, aus Pr.-Eylau, Domnauer Straße 24, wohnhaft gewesen bei Droeger.

 

Für die Stadt Kreuzburg liegen bei der Heimatkreiskarteistelle in Verden, Kreishaus, ein Teil Einwohnerverzeichnisse der Stadt mit heutigen Anschriftenangaben vor. Bei Bestellung bitte 1,-- DM als Unkostenbeitrag miteinzusenden.

Schadwinkel Heimatkreis Pr.-Eylau (23) Verden/Aller, Kreishaus

 

Rastenburg

Treffen in Gelsenkirchen

Etwa zweihundert Rastenburger hatten sich zum Kreistreffen am 6. Mai in Gelsenkirchen, in der Gaststätte Eckermann, eingefunden. Die Vorbereitungen hatte Frau Konoppa übernommen, der ein besonderer Dank der Kreisgemeinschaft gebührt. Kreisvertreter Hilgendorff hatte ein herzlich gehaltenes Begrüßungsschreiben gesandt. Gemeinsam gesungene Heimatlieder und humorvolle Vorträge in ostpreußischem Platt trugen mit dazu bei, die Wiedersehensfreude zu erhöhen.

 

Seite 7   3. Juni – Tag der Königsberger!

Liebe Königsberger Landsleute!

Seit Mitte März rufen wir Sie zu unserem Bundestreffen am 3. Juni nach Hamburg, zu dem wir wieder rund zehntausend Teilnehmererwarten.

 

Wir haben fast in jeder Ausgabe unseres Ostpreußenblattes diese Veranstaltung angekündigt und in der Pfingstausgabe eine ausführliche Vorschau auf das Programm des Tages gebracht. Ferner machten wir aufmerksam auf Fahrpreisermäßigungen, Gemeinschaftsfahrten, Sondertreffen usw. und gaben Hinweise für Teilnehmer aus der Sowjetzone. Wir begnügen uns daher heute mit folgenden Ergänzungen:

 

Für alle Landsleute, die zum ersten Mal unser Treffen besuchen, geben wir die Lage unseres Versammlungsortes bekannt: Die Ernst-Merck-Halle, die ab 8 Uhr geöffnet sein wird, liegt in der Jungiusstraße, unmittelbar am Park „Planten und Blomen", in der Nähe des Dammtorbahnhofes. Dieser Bahnhof ist Station fast aller Fernzüge und der S-Bahn, ferner Haltestelle der Straßenbahnen 2, 3, 9, 16 und 18. Für die Straßenbahnlinien 11, 12, 13 und 36 sowie für die Hoch- und U-Bahn kommt die Haltestelle Stephansplatz in Betracht. Parkplätze sind in den umliegenden Straßen ausreichend vorhanden. Wir machen darauf aufmerksam, dass die Ernst-Merck-Halle außerhalb von „Planten und Blomen" liegt, so dass die Teilnehmer den Park nicht zu betreten brauchen, um zu dem Festplatz zu gelangen.

Der Unkostenbeitrag von 1,-- DM setzt sich wie folgt zusammen: Eintrittskarte einschließlich Programmheft 50 Pfennig und Festplakette 50 Pf. Die Eintrittskarte ist nur gültig in Verbindung mit der Festplakette und ist nicht übertragbar.

Auf vielfachen Wunsch haben wir wieder eine Platzeinteilung für die einzelnen Stadtteile vorgenommen. Wir empfehlen, diesen Plan, der im Programmheft abgedruckt ist, zu beachten. In diesem Zusammenhange wird darauf hingewiesen, dass diese Sitzordnung jedes Mal geändert wird, damit jeder Stadtteil einmal in die Nähe des Podiums rückt. Diese Sitzanordnung ist jedoch kein Zwang. Jeder Teilnehmer kann Platz nehmen, wo es ihm gefällt. Die Tische in der Mitte der Halle sind von dieser Platzeinteilung ausgenommen und stehen allen Landsleuten zur Verfügung. Die zwei bunten Stunden am Nachmittag und am Abend unter dem Motto „Vom Ostseestrand zur Waterkant" werden in diesem Jahre nicht in der Ernst-Merck-Halle durchgeführt, sondern als Sonderveranstaltung in der Festhalle A, unmittelbar neben der Ernst-Merck-Halle. Diese Lösung haben wir vorgenommen, weil in den vergangenen Jahren die Unruhe in der großen Ernst-Merck-Halle die Darbietungen der Künstler zu stark beeinträchtigte, so dass die interessierten Landsleute um den Genuss des schönen Programms kamen und die Künstler es ablehnen, in Zukunft in der großen Halle aufzutreten. Karten für dieses bunte Programm sind an Sonderkassen vor der Festhalle A erhältlich. Sie werden nur ausgegeben an Teilnehmer des Heimattreffens.

Das Tagungsbüro, das für Auskünfte aller Art zur Verfügung steht, finden Sie, wie in den Vorjahren, in der Hallenecke links vom Haupteingang. Außerdem wird am Sonnabend, dem 2. Juni, im Restaurant „Sofia". Hamburg 1, Lange Mühren Nr. 9 (Telefon 33 06 21), eine Auskunftstelle eingerichtet, die von 9 bis 20 Uhr durchgehend geöffnet ist. Dieses Lokal liegt dicht am Hauptbahnhof.

 

Gemeinschaftsfahrten

Folgende weitere Meldestellen sind aufgegeben worden:

1. Münster: Geschäftsführer W. Quadt, Münster, Hammerstraße 97 (Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt etwa 20 DM).

 

2. Aurich: Landsmannschaft Ostpreußen, Kreisgruppe Aurich, Markt 22, z. H. von Herrn Ernst Witt.

 

3. „Altes Land": Christoph Klaschus, Bergfried 19, Post Steinkirchen, Kreis Stade. Diese Fahrt  geht ab Grünendeich über Steinkirchen — Mittelnkirchen — Guderhandviertel — Neuenkirchen und Horneburg.

 

Sondertreffen

In Ergänzung der bisher gemeldeten Sondertreffen teilen wir mit, dass Herr Otto Gaffke, Wallmerod, Oberwesterwald, die ehemaligen Angehörigen des Heeresbekleidungsamtes zu einer Zusammenkunft aufruft. Treffpunkt: 3. Juni, 14 Uhr, Restaurant „Feldeck", Feldstraße 60 (in der Nähe der Ernst-Merck-Halle).

 

Filmvorführung

Aus Anlass des Königsberger Bundestreffens in Hamburg zeigt der Landeskulturreferent Otto Stork seinen Dokumentarbericht über die 700-Jahrfeier Königsberg aus dem Stadion in Duisburg in Bild, Wort und Ton.

 

In Zusammenarbeit mit der Landesgruppe Baden-Württemberg ist diese einzigartige Wiedergabe der großen Feierstunde, an der rund 50 000 Landsleute teilnahmen, entstanden. Wir sehen und hören die Königsberger Domglocken läuten,  Dr. Gille bei seiner Ansprache und begrüßen neben dem Prinzen Louis Ferdinand und Generalfeldmarschall von Küchler unsere Agnes Miegel. Viele alte Bekannte erkennen wir unter den Tausenden von Teilnehmern. Auch sehen wir in fünfzig Farbaufnahmen unser altes unzerstörtes Königsberg. Um möglichst vielen interessierten Landsleuten die Möglichkeit zu geben, diesen Dokumentarbericht zu erleben, finden vier Vorführungen statt: Sonnabend, 2. Juni, 18.30 und 20 Uhr, Sonntag, 3. Juni, 15.30 und 17 Uhr. Der Tonfilm wird vorgeführt in der Schule Holstenwall 16 (in der Nähe der Ernst-Merck-Halle). Verkehrsverbindungen: Straßenbahnlinien 5, 11, 12 und 13 bis Sievekingplatz; Linie 6, 7 und 13 bis Zeughausmarkt/Millerntor. Linie 14, 36 und U-Bahn bis St. Pauli (Millerntor). Der Unkostenbeitrag beträgt 1 DM. Karten sind erhältlich im Vorverkauf bei der Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 13, Parkallee 86, im Restaurant „Sofia" (nur am 2. Juni, siehe oben) sowie an der Tageskasse.

Auf frohes Wiedersehen am 3. Juni in Hamburg! Ihr Harry Janzen

 

Treffen der Bessel-Oberschule in Hannover

Die ehemaligen Lehrer und Schüler der Besselschule (frühere Bezeichnungen: Städtische Oberrealschule, Stadt, oder Löbenichtsche Realschule, Höhere Löbenichtsche Bürgerschule) werden sich am 9. und 10. Juni in Hannover im „Künstlerhaus", Sophienstraße (Querstraße der Prinzenstraße, fünf Minuten vom Hauptbahnhof entfernt) treffen. Auskunft in Hannover notfalls über Tel. 8 26 14 (Wolfgang Lange): Ab 15 Uhr Eintreffen im Künstlerhaus, ab 20 Uhr Kameradschaftsabend. 10. Juli: 10 Uhr Feierstunde, anschließend Beisammensein der einzelnen Gruppen. — Anmeldung bei Wolfgang Lange. Hannover, Wißmannstraße 14, oder Oberstudiendirektor i. R. Max Dehnen, Köln, Herzogstraße 25.

 

„Löbenichter Eiche" in Duisburg

In Anwesenheit von Vertretern der Lehrer- und Schülerschaft des Löbenichtschen Realgymnasiums und des Duisburger Steinbart-Gymnasiums erinnerte der 78-jährige Senior der Löbenichter, Oberstudienrat a. D. Professor Heincke, aus Anlass der Einpflanzung einer Eiche im Hof der Duisburger Patenschule an Martin Luthers Wort: „Und wenn morgen die Welt unterginge, so will ich doch heute mein Apfelbäumchen pflanzen . . ." Allen düsteren Stimmungen zum Trotze — so erklärte der Redner — pflanze er diese Eiche zum Gedenken an unser deutsches Königsberg. Oberstudienrat Gosselaar vom Steinbart-Gymnasium nahm die Eiche in die Obhut der Patenschule und berichtete dann über die Entwicklung der Patenschaft. Das nächste Vorhaben sei die Errichtung eines „Löbenicht-Zimmers", das mit Erinnerungsstücken ausgestattet werden soll. Ein geselliges Beisammensein im „Prinzregenten" schloss sich an diese schlichte Feier an.  

 

Burgschüler, Raum Düsseldorf — Duisburg

Auf dem letzten Treffen konnten wieder einige neu hinzugekommene ehemalige Schüler begrüßt werden. Da Herr Erzberger beruflich sehr stark beansprucht wird, übernahm Studienrat Riemann die Leitung der Gemeinschaft. Die nächste Zusammenkunft wird am 30. Mai im gleichen Lokal, Hotel Querling, Düsseldorf, Am Dreieck, Straßenbahnlinie 1, 2, und 7, Haltestelle Dreieck, 20 Uhr, stattfinden. Die Anschriftenlisten und die Alben mit sämtlichen Bildern werden an diesem Abend ausliegen. Es werden zwei Filme aus der Heimat vorgeführt werden. Die Frauen sind herzlich willkommen. Auskunft erteilt H. Schulz, Düsseldorf, Rather Straße 54.

 

Seite 7   Ostpreußen-Vorträge in Osterreich. Hubert Koch sprach in Wien und in der Steiermark.

Wir haben über die vorbildliche Tätigkeit von Hubert Koch schon oft und ausführlich berichtet, aber für die Leser, die es trotzdem nicht wissen sollten: Hubert Koch, ein Schleswig-Holsteiner, hat von dieser seiner Heimat aus nach dem Ersten Weltkrieg Jahr für Jahr unsere ostpreußische Heimat besucht und auch viele Menschen aus dem Westen Deutschlands dorthin geführt. Er hat dann auch in Ostpreußen zahlreiche sehr gute fotografische Aufnahmen gemacht. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg nun hat er in zahlreichen Lichtbildervorträgen — es sind sicher mehrere hundert — immer wieder von der Schönheit und Bedeutung Ostpreußens gekündet.

 

Vor kurzem hat Hubert Koch fünfmal in Österreich gesprochen: in der Steiermark, im Augarten-Palais in Wien, das jetzt das Heim der Wiener Sängerknaben ist, dann im Großen Saal des österreichischen Museums in Wien und in einer katholischen Kirche in Wien-Rodaun. Veranstalter des Vortrages im österreichischen Museum — der Große Saal war voll besetzt — war die österreichische Landsmannschaft. Herr Koch ist von Studentengruppen gebeten worden, schon in nächster Zeit weitere Vorträge in Österreich zu halten; der nächste Vortrag wird am 23. Mai anlässlich einer landeskundlichen Lehrfahrt durch fünf österreichische Länder in Wien stattfinden.

 

Welche Wirkung diese Vorträge in Österreich gehabt haben, zeigt ein Brief, den Dr. Ernst Schögl von der österreichischen Landsmannschaft an Herrn Koch geschrieben hat; er wird uns von der österreichischen Landsmannschaft zur Verfügung gestellt. In diesem Brief heißt es u. a.:

 

„Mit arger Verzögerung, aber deshalb mit nicht geringerer Verbundenheit und nachhaltender Ergriffenheit statte ich Ihnen namens der österreichischen Landsmannschaft auch auf diesem Wege den Dank für Ihren Vortrag ‚Land der Väter — deutsche Heimat zwischen Weichsel und Memel‘ ab. Unser Wiener Hörerkreis – er bestand zur größeren Hälfte aus unseren dem Mittelstande und den akademischen Kreisen angehörenden Mitgliedern, zur kleineren Hälfte aus Studenten und Volksdeutschen — erlebte in Ihrem Vortrag das Land Ostpreußen und sein Schicksal so von innen her, als ob es seine eigene geraubte Heimat wäre. Wie stark dieses Miterleben war, hat Ihnen der spontan ausbrechende und langanhaltende Beifall am Schluss Ihres Vortrages bekundet. Unser Sprecher, Dr. Friedrich Nelböck, hat dem geradezu spürbaren Verlangen aller Hörer, Ihnen Dank und Verbundenheit zu bekunden, in seinen Abschlussworten Ausdruck gegeben. Aber auch in den seither verstrichenen Wochen sind mir noch viele Beweise der anhaltenden und über den engeren Zuhörerkreis hinausreichenden Wirkung Ihres Vortrages kundgeworden.

 

Ich berichte Ihnen dies nicht, um Ihnen persönlich Angenehmes zu sagen, sondern deshalb, weil ich es für sehr entscheidend halte, dass Ihr Vortrag durch die wundersam zurückhaltende, aber trotzdem spürbar aus der Herzenstiefe quellende Art seiner Gestaltung und Darbietung nicht nur in die Herzen zu dringen vermag, die sich willig öffnen, sondern auch in solche, die das Thema „Verlorene Heimat Ostpreußen" zunächst unbeteiligt kühl an sich herantragen lassen. Und da wir Sie schon in unserer Vorankündigung als ‚Apostel des deutschen Ostens' angekündigt haben, freut es mich doppelt, dass Sie tatsächlich hier im deutschen Österreich und im volklich vielerlei Einflüssen ausgesetzten Wien als echter Apostel gewirkt haben, nicht nur für die schon Glaubensbereiten, sondern auch für die Lauen und Tauben, die Sie aufhorchen und mitfühlen machten.

 

Empfangen Sie, hochgeehrter Herr Koch, nochmals den Dank aller ihr deutsches Volkstum nicht verleugnenden Menschen dieses Landes“.

 

Seite 7   Ostpreußische Arztfamilie. Jahrestreffen vom 25. bis 27. Mai in Göttingen.

In der Ostpreußischen Arztfamilie haben sich die einst in Ostpreußen tätig gewesenen Ärzte und Hinterbliebene ostpreußischer Ärzte zusammengeschlossen, um die in der Heimat geübte gute kollegiale Zusammenarbeit zu erhalten, und die Erinnerung an bedeutende Ärzte der Heimat zu pflegen. In schwieriger Kleinarbeit wurde nach der Vertreibung zunächst der Zusammenhalt durch Rundbriefe gepflegt; seit einigen Jahren kommen nunmehr die Mitglieder jährlich zu einem großen Familientreffen in Göttingen zusammen. In diesem Jahr wird dieser Familientag vom 25. bis 27. Mai stattfinden. Am ersten Tag wird eine Festsitzung des 105-jährigen „Vereins für Wissenschaftliche Heilkunde Königsberg" unter dem Vorsitz von Professor Dr. Wolfgang Hoffmann, Berlin, abgehalten werden. Ein Festabend auf dem „Rohns" wird den zweiten Tag beschließen. Der eigentliche Familientag wird am 27. Mai wieder auf dem „Rohns" mit der Vortragsfolge „Als Arzt in Ostpreußen" begangen werden. Namhafte Ärzte werden hierbei von ihrer Tätigkeit und ihren Erlebnissen berichten. Auskunft erteilt: Paul Schönfeld, Göttingen, Pfalz Grona Breite 67, I.

 

Seite 7   „Kamerad, ich rufe dich!"

Traditionsverband der ehemaligen 291. (Elch-) Infanterie-Division (Kameradenhilfswerk). Wir bitten alle Kameraden, die von unserem Verband noch nicht erfasst sind, sich umgehend mit folgenden Angaben zu melden: 1. Genaue und deutliche Anschrift, 2. Geburtsdatum, 3. Beruf. 4. letzter Dienstgrad, 5. Einheit von -- bis --, 6. Wann aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. Wir haben noch etwa 5700 bisher ungeklärte Vermisstenschicksale zu klären. Meldungen an Kamerad Franz Schnewitz, Westerweyhe über Uelzen (Hannover). . — Unser nächstes Jahrestreffen: 1. und 2. September 1956 in Osnabrück, Gasthaus Gerritzen, Meiler Straße.

Kurt Illas, Oberst a. D. und 1. Vorsitzender.

 

Seite 7    Für Todeserklärungen 

Emma Großkopf, geb. Mürbach, geb. am 04.11.1896, zuletzt wohnhaft gewesen in Königsberg Pr., Oberlaak 25, soll im September 1945 im Städt. Wasserwerk in Königsberg an Hungertyphus verstorben sein. Landsleute, die diese Angaben bestätigen können, wollen sich bitte melden.

 

Franz Mikutta, geb. 07.11.1888 in Krausen, Kreis Rößel, später Landwirt in Marguhnen, Kreis Pr.-Eylau, ist nach Aussage eines Landsmannes am 15.10.1945 in einem russischen Zivilinternierungslager in einer Stadt am Donez verstorben. Es werden Augenzeugen gesucht, die seinen Tod bestätigen können.

 

Gustav Sachs, geb. 08.09.1885 in Buddern, Kr. Angerburg, Maurer, wird seit Januar 1945 vermisst. Er war zuletzt bei der Organisation Todt in Oberschlesien stationiert. Wer kann Auskunft über seinen Verbleib geben?

 

Albert Stange, geb. 30.04.1892 in Hogendorf, Kreis Braunsberg, später Postbetriebsassistent in Königsberg Pr., Viehmarkt 10, wurde Ende Januar 1945 zum Volkssturm eingezogen und soll bei Heiligenbeil gefallen sein. Wer kann diese Angaben bestätigen?

 

Zuschriften erbittet die Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, (24a) Hamburg 13, Parkallee 86.

 

Seite 8   Suchanzeigen

Kindersteckbrief mit Foto:

Name: Reimann

Vorname: Reinhold

geboren: 21.02.1943

in Allenstein

Augen: blaugrau

Haar: blond

Der Knabe kommt aus dem Waisenhaus Allenstein. Die Mutter heißt Anna Reimann und war als Hausangestellte beschäftigt. Nachr. erb. unter Nr. 63 482 Das Ostpreußenblatt, Anzeig.-Abteilung, Hamburg 13.

 

Achtung, Russlandheimkehrer! Wer kann Auskunft geben über das Schicksal meines Mannes Louis Wisotzki, geb. 12.05.1889, zuletzt wohnhaft in Willeiken, Kr. Heydekrug, Memelland? Unkosten werden erstattet. Zuschrift erb. Frau Maria Wisotzki, (14b) Tuttlingen, Wilhelmstr. 11 (Württbg.).

 

Gesucht werden Obergefr. Otto Wischnat,  geb. 18.09. 1911, Feldpostnummer. 25 672 C; Walter Wischnat,  geb. 15.08.1924, Soldat, Feldpostnummer ?, Gumbinnen - Annahof, Seb.-Bach-Str. Nr. 13. Frau Broweleit. Bad Schwartau, Königsberger Str. 20.

 

Heimkehrer! Wer kann Nachricht geben über Obergefr. Heinz Meschkat, FPNr. 10 484 Stk., Heimatanschrift Endruschen - Schmalleningken, Kr. Tilsit-Ragnit, Ostpreußen? Nachricht erb. Christoph Meschkat, Karlsruhe i. B., Englerstraße 3.

 

 

Wer stammt aus Andreaswalde Kr. Johannisburg? Wer weiß, wo sich die für Andreaswalde zuständigen Kirchenbücher befinden? Wer kennt überhaupt Träger meines Namens aus Ostpreußen? Bitte Nachricht, Auslagen werden erstattet. Walter v. Taschitzki, Stuttgart-Süd, Olgastraße 129.

 

Welcher Heimkehrer weiß etwas über den ehem. Uffz. Fritz Baltruschat, geb. 19.04.1919, aus Amalienhof, Kr. Stallupönen, Ostpreußen, am 23. 12. 1943 bei Witebsk vermisst, Feldpostnummer 07 903 B? Nachricht erbittet Fritz Baltruschat, (24a) Ziehten über Ratzeburg. Unkosten werden erstattet.

 

Kindersteckbrief mit Foto:

Name: Gnaß

Vorname: Peter

geboren: 22.08.1940

in Königsberg Pr.

Augen: grau

Haar: dunkelblond

Der Knabe stammt aus Königsberg. Er erinnert sich daran, dass er noch einen jüngeren Bruder hatte. An die Mutter erinnert er sich im Zusammenhang mit dem Luftangriff auf Königsberg bzw. an einen Aufenthalt im Luftschutzkeller. Er weiß auch noch, dass er Königsberg mit einem Schiff verließ und dass er wegen eines Ohren- und Nasenleidens bei einem Arzt gewesen sei. Nachricht erb. unter Nr. 63 483 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 13.

 

Suche meinen Schwager mit Familie Franz Ehlert, wohnhaft gewesen Woynitt bei Mehlsack, Kreis Braunsberg, Ostpreußen. Nachricht erb. gegen Erstattung der Unkosten Fr. Maria Heller, (22a) Mülheim-Ruhr-Heissen, Gracht 163.

 

Wer kann Auskunft geben über Erna Gimmballa, geb. 15.11.1926, in Fedowalde, Kreis Sensburg, Ostpreußen? Nachricht erb. Frau Ida Saborowski, Troisdorf, Hippolytusstraße 27.

 

Mit Foto: Wer kann Auskunft geben über meine Schwester Elly Reimann, geb. 01.12.1924 in Adl. Powayen, Heimatanschrift: Noettnicken bei Gr. Dirschkeim (Samland), Ostpreußen? Anfang 1946 soll sie nach Groß-Kuhren (Samland) verzogen sein. Nachricht erb. Fr. Erna Sommer, geb. Scheffler, Wattenscheid, Sommerdellenstr. 37

 

Seite 8   Familienanzeigen

Unsere Sabine hat ein Brüderchen bekommen Peter-Volker. In dankbarer Freude die glücklichen Eltern: Helga Krippeit, geb. Horn. Dietrich Krippeit. Labiau, jetzt Berlin-Tegel, Oeserstraße 33. 7. Mai 1956

 

7. Mai 1956. Gott schenkte uns einen kleinen Klaus. Ilse Gronenberg, geb. Blöcker. Klaus Gronenberg. Pfarrhaus Lienen, 84, Kreis Tecklenburg

 

Ihre Verlobung geben bekannt: Hannelore Bordasch, Neidenburg, Ostpreußen und Kurt Halb, Bischofswerder, Westpreußen. Jetzt Grevenbroich (N. Rh.) 25. April 1956

 

Die Verlobung unserer Tochter Hildegard Oschlies mit Bäckermeister Herrn Rudolf Lumma, geben wir bekannt. Adolf Oschlies und Frau Herta Oschlies, geb. Gehrmann. Oldenburg i. Oldbg., Rübezahlstraße 1. Pfingsten 1956

 

Meine Verlobung mit Fräulein Hildegard Oschlies beehre ich mich anzuzeigen. Rudolf Lumma. Neidenburg, Ostpreußen, jetzt Oldenburg i. Oldbg., Adlerstraße 26. Pfingsten 1956

 

Die Verlobung unserer Tochter Waltraud Brunner mit Herrn stud. jur. Hans-Joachim Goerke, geben wir bekannt. Bernhard Brunner u. Frau Betty Brunner, geb. Voigtländer. Offenbach a. M. Carl-Maria-von-Weber-Str. 12. Pfingsten 1956

 

Meine Verlobung mit Fräulein Waltraud Brunner, stud. Jur., beehre ich mich anzuzeigen. Hans-Joachim Goerke, stud. jur., Korbach/Waldeck Skagerrakstraße 26. Früher Neidenburg, Ostpreußen, Grünfließer Straße 9. Pfingsten 1956

 

Als Verlobte grüßen, Irmtraud Salewski, Stablack, Kreis Preußisch-Eylau. Friedrich Poddey, Rastenburg, Friedrichstraße 6. Jetzt Gelsenkirchen, Tannenbergstraße 25

 

Ihre Vermählung geben bekannt, Gustav Konoppa, Hintring im Böhmerwald und Frau Rosa Konoppa, geb. Temel, Rastenburg, Neue Siedlung, Krauseneck 30. Jetzt Gelsenkirchen, Tannenbergstraße 19

 

Ihre Vermählung geben bekannt, Manfred Tetzlaff.  Maria Tetzlaff geb. Eifert.Angerburg, Ostpreußen, jetzt Chikago, III., USA 665 W. Cornelia Ave. 26. Mai 1956

 

Ihre am 5. Mai 1956 vollzogene Vermählung geben bekannt. Dieter Quedeweit, Rautersdorf, Kreis Elchniederung, Ostpreußen. Margret Quedeweit, geborene Klapdohr, Rheinhausen, Kronprinzenstraße 96/104. Jetzt Kalifornien USA.

 

Für die vielen Glückwünsche und Aufmerksamkeiten anlässlich unsere Goldenen Hochzeit danken wir allen lieben Allensteinern und Freunden aus West und Ost auf das herzlichste und senden viele liebe Grüße. Gustav Gropp und Frau. Lütjensee, Bez. Hamburg

 

Für die erwiesenen Aufmerksamkeiten zu unserer Goldenen Hochzeit danken wir allen Freunden und Bekannten aus der Heimat herzlich. Karl Massurim und Frau. Dutenhofen (Wetzlar)

 

Am 30. Mai 1956 feiert mein lieber Mann, der Hauptlehrer u. Kantor i. R. Hans Pudlich,  früher Schirrau, Kr. Wehlau, seinen 65. Geburtstag. Es gratuliert herzlichst und wünscht ihm weiterhin gute Gesundheit seine Frau Gertrud. Nienhagen, Post Pivitsheide bei Detmold

 

Meiner Tochter und Schwester Hildegard Schön zu ihrem 30. Geburtstage am 28. Mai 1956 die herzlichsten Glück- und Segenswünsche von ihrer Mutter Maria Heller und Geschwistern Erika, Irmgard und Bruno. Mülheim-Ruhr-Heissen, Gracht 163

 

Wir wandern am 14 Juni 1956 nach Kanada aus und sagen allen Verwandten. Bekannten und Freunden ein herzliches Lebewohl. Otto Janz Eva Janz, geb. Küster und Monika. Früher Tawellen, Elchniederung

 

Rest der Seite: Verschiedenes, Bekanntschaften

 

Seite 9   „Im Zuge der Zeit …“  Ein Abenteuer in Berlin.

Was uns bewogen hatte, in den Berliner Ostsektor zu fahren, war die seltene Gelegenheit, Dresdens Kunstschätze wiederzusehen. Auf ihrer Nachkriegsodyssee Dresden-Moskau-Dresden hatten sie als abendländische „Spätheimkehrer" in der alten, jetzt Ostberliner Nationalgalerie Zwischenstation gemacht. Auch kunstbeflissene Westberliner drängten sich in den sorgfältig bewachten Sälen vor Rembrandt und der Sixtinischen Madonna.

 

Vielleicht war Giorgiones „Ruhende Venus“ schuld, dass wir wie abwesend waren, als wir den Ostberliner Bahnhof Friedrichstraße und damit die Wirklichkeit unseres Jahrhunderts wieder betraten. Ein Ruf der jungen Begleiterin meines Landsmannes schreckte uns aus unseren Träumen. Mit wiedererwachter Großstadteile sprangen wir in den Triebwagen eines eben in westlicher Richtung abfahrenden S-Bahnzuges. Es glückte, die automatischen Türen schlossen dicht hinter uns, und wir setzten das unterbrochene Gespräch über gotische Meister fort.

 

Erst als wir den zweiten Bahnhof ohne das übliche Anhalten durchfuhren, ließen wir das Mittelalter und sahen uns plötzlich aufgeschreckt an.

 

Unsere junge Freundin sagte, was uns allen zugleich einfiel: „Du meine Güte, jetzt sind wir in den Durchläufer gesprungen!"

 

Nun waren wir endgültig in der Gegenwart.

Dem harmlosen Bundesbürger wird das Wort „Durchläufer" nicht viel bieten. Uns sagte es allerlei, obwohl es auch hier eine ziemlich neue Erfindung sowjetzonaler Verkehrspraxis ist. Dieser Zug, der „Durchläufer" während der Hauptverkehrszeit in den üblichen Fahrplan eingeschaltet, passiert Westberlin ohne dort zu halten. Er verbindet den Ostsektor mit jenen Randgebieten jenseits der Westsektoren, die der Himmelsrichtung nach im Westen, politisch aber wieder im „Osten" liegen, in der Sowjetzone. So streng sind die Bräuche in Berlin.

 

Wir standen noch immer an der Tür, die sich für uns als Mausefalle erwiesen hatte. Draußen glitten die Lichtreklamen Westberlins bereits vorbei. Unsere junge Begleiterin sagte, was wir bereits selbst wussten: „Ja, und halten tut er erst in Nauen“. Und einen halben Ton höher: „Und Nauen ist Zone“.

 

Bei dem Wort „Zone" zupften wir Männer beunruhigt an unseren Krawatten. Westberliner dürfen zwar in den Ostteil der Stadt, aber nicht in die Zone, dazu brauchen sie eine „Einreisegenehmigung in das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik". Natürlich hatten wir nichts dergleichen.

 

Der Zug rollte ungerührt weiter. Wir passierten ohne Halt die große Glashalle des Bahnhof Zoo. Unter uns auf der Hardenbergstraße Autos, Fußgänger und hübsche Frauen im ersten Frühjahrskleid. An ein Abspringen war nicht zu denken.

 

In Nauen erwartete uns die Ausweiskontrolle, bei der wir als Westler“ natürlich sofort auffallen würden Wir würden festgenommen und verhört werden, und als Zugabe winkten noch ein paar Tage Untersuchungshaft mit neuen Verhören.

 

Die Mitreisenden begannen sich allmählich für uns zu interessieren. Misstrauische Blicke richteten sich bereits auf uns. Offensichtlich waren wir Fremdkörper in diesem Wagen.

 

Man muss wissen, dass der „Durchläufer" nur ein bestimmtes Publikum befördert. Meist sind es Angestellte und Beamte Ostberliner Industriebetriebe. Wir entdecken an einigen Rockaufschlägen das Abzeichen der Einheitspartei.

 

Der Osten befördert diese mittlere Kategorie seines Beamten- und Parteiapparates täglich in diesem Sonderzug in die Büros und zurück in die Wohnbezirke westlich der Westsektoren Das hört sich kompliziert an, und das ist es auch.

 

Diese Maßnahme hat den Zweck, bestimmte Leute als mögliche Träger von Amts- und Betriebsgeheimnissen mit dem Westsektor nicht mehr in Kontakt zu bringen, als es der Blick durch die Fenster des Zuges erlaubt. Uns fiel ein, dass für die meisten Insassen die ausschließliche Benutzung dieses Zuges sogar Vorschrift war.

 

Auf nach Nauen also! Meinem Landsmann fiel ein, dass er selbst für Westberlin nur eine befristete Aufenthaltserlaubnis in der Tasche hatte. Das konnte seinen Fall in Nauen noch zusätzlich komplizieren. Ich sortierte im Geiste ebenfalls meine Brieftasche. Eine gedruckte Einladung für eine Veranstaltung der Landsmannschaft — und einiges andere — musste ich vor Nauen noch verschwinden lassen.

 

Unsere Begleiterin sah sich bereits im Gefängnis. Sie hatte ihr halbes Monatsgehalt noch bei sich, erst am Vormittag hatte sie es erhalten. Wir verurteilten sie auf der Stelle zu „drei Monaten". „Westgeld in der Zone bedeutet Devisenvergehen. Außerdem wirst Du das Geld los“.

 

In diesem Augenblick öffnete sich neben uns die Tür zur Führerkabine des Zuges, eine junge Eisenbahnerin stand vor uns, die Zugbegleiterin.

 

Sie schien die Situation von unseren Gesichtern abzulesen: „Sie wissen, dass das Aufspringen auf einen abfahrenden Zug verboten ist?" Wir nickten. Und dann schilderten wir unsere Lage. Was denn nun in Nauen geschähe, — und wir hätten doch nur das Museum besucht. Könne man, dort angekommen, nicht einfach den Gegenzug nehmen?

 

Die Eisenbahnerin verneinte. Man müsste auf den anderen Bahnsteig und mithin durch die Kontrolle. Sowas sei schon öfter vorgekommen, und wir würden wohl Schwierigkeiten haben. Ob wir denn nicht auf Bahnhof Friedrichstraße die Lautsprecheransage gehört hätten? Es würde doch angesagt, dass dieser Zug im Westen nicht halte. Aber nein, fiel ihr dann selbst ein, wir wären ja erst bei der Abfahrt angekommen und dann gleich reingesprungen.

 

Sie zuckte die Schultern und verschwand in der Fahrerkabine. Draußen sauste Bahnhof Westkreuz vorbei. Der Funkturm, die Messehallen . . .

 

Auf der Höhe von Bahnhof Eichkamp erschien unsere Eisenbahnerin wieder. Wie uns denn die Dresdner Gemälde gefallen hätten, wollte sie wissen. Gut, versicherten wir alle drei gleichzeitig, sehr gut natürlich. Die Eisenbahnerin lächelte, in der Tat, eine kleine Sekunde lächelte sie. Sie war, gestand sie, kürzlich auch dort gewesen. An einem dienstfreien Tag. Mein Freund begann sofort sehr eifrig einen Kunstvortrag zu halten. Er hoffte, mit dem Sprung ins Mittelalter vielleicht die Gegenwart zu retten.

 

Denn aus dem Zug hier mussten wir heraus. Und zwar vor Nauen.

 

Die junge Eisenbahnerin winkte ab und flüsterte uns zu: „Ich habe mit meinem Kollegen gesprochen“. Ihr Kopf nickte kurz nach hinten zur Führerkabine. „Auf der nächsten Station stoppt er die Fahrt ein bisschen. Das weitere ist Ihre Sache.“

 

Wir nickten erleichtert.

„Halten dürfen wir auf keinen Fall", setzte sie hinzu. „Ist streng verboten. Außerdem sitzt im letzten Wagen meist Bahnpolizei. Sehen sie deshalb zu, dass sie auf dem Bahnsteig gleich verschwinden. Sonst kriegen wir den Ärger“.

 

Wir sahen sie an wie einen Engel. „Schon gut", sagte sie, „kann ja mal sein, dass der Strom aussetzt, nicht wahr . . .?" (Die S-Bahn wird elektrisch betrieben.)

 

Die Eisenbahnerin wandte sich wieder ab. Für den Bruchteil einer Sekunde lächelte sie wieder, ein kurzes aufleuchtendes Lächeln der Menschlichkeit. „Ich habe Ihnen nichts gesagt", setzte sie noch hinzu, und verschwand nun endgültig nach vorne zum Zugführer. Hinter uns in den Bankreihen schien die dort sitzende SED- Prominenz hinter vorgehaltenen Zeitungen zu lauschen.

 

Wir machten uns absprungbereit. Unsere junge Begleiterin wies ratlos auf ihre Schuhe. Es waren ein paar entzückende Modelle. Ein edelgeschwungener, zerbrechlich schöner Absatz verjüngte sich nach unten zu Pfenniggröße, Herrlich, wunderbar, aber einem Absprung waren sie sicher nicht gewachsen.

 

Der Zug verlor bereits an Fahrt. „Jetzt", sagte mein Landsmann und öffnete spaltbreit die Tür. Unsere junge Freundin nahm ihre zarten Schuhe in die Hand.

 

Der Zug fuhr noch langsamer. Jetzt, dachte ich und sprang als erster. Dann sprang der Freund, lief mit zwei Riesenschritten neben der Zugtür her, fischte sich ein barfüßiges Mädchen von der Schwelle und stellte sie unversehrt auf den Bahnsteig. Alles ging sehr schnell.

 

Der Zug gewann an Fahrt und glitt aus der Halle in die beginnende Dunkelheit. Eine Tür nur von seinen vielen Wagentüren stand offen.

 

Ein paar gute Wünsche von uns für die kleine „östliche" Eisenbahnerin und ihren Kollegen wanderten hinterher.

 

„Musste ja klappen", meinte mein Freund. Er wies auf das Stationsschild des menschenleeren Bahnhofes. „Olympia-Stadion" stand dort geschrieben.

 

Vergnügt pfeifend, verließen wir den Bahnsteig, Wieder im Besitz der Freiheit, die eben noch so sehr gefährdet war, einer Freiheit, die man erst wirklich zu schätzen weiß, wenn sie verloren zu gehen droht. P. K.

 

Seite 9   Foto: Ostpreußen in Bernstein

Im Namen der Landsmannschaft Ostpreußen hat der Sprecher der Landsmannschaft, Bundestagsabgeordneter Dr. Gille, dem Abgeordneten Reece eine Bernsteinplakette überreicht – wir berichten darüber auf der ersten Seite dieser Folge -, die wir hier im Bilde wiedergeben. Die von der Bernsteinmanufaktur Hamburg gestaltete Plakette, etwa 25 mal 33 Zentimeter groß, besteht aus mattpoliertem Nussbaumholz und trägt an den Randseiten ein eingelassenes Profil aus unregelmäßigen Naturbernstein-Schlauben mit pflanzlichen Einschließungen; das Metall ist handgesägtes Silber in vergoldeter Ausführung. Das Hauptmosaik besteht aus mattwolkigem Naturbernstein. In dieses Mosaik ist die Silhouette von Ostpreußen mit eingravierten Städtenamen und Motiven eingesetzt.

 

Das Gravurschild trägt eine Inschrift, die – in der Übersetzung – sagt, dass diese Plakette von der Landsmannschaft Ostpreußen dem Abgeordneten Reece gewidmet wird in Würdigung seines bewundernswerten Eintreten für Wahrheit und Gerechtigkeit.

 

Seite 9   Botanik als Hilfsmittel der Vorgeschichte. Die Ehrung des Ostpreußen Dr. Hugo Groß durch die Universität Bonn (Foto)

In diesem Jahre feiert die Vorgeschichtsforschung das hundertjährige Jubiläum einer wichtigen Entdeckung. 1856 wurden in der Neandertalhöhle bei Düsseldorf die Schädelreste des sogenannten Neandertalers gefunden, die die damalige wissenschaftliche Welt aufs stärkste in Bewegung brachten, bis sie dann allgemein als Reste des Skeletts eines Vorfahren des heutigen Menschen angesehen wurden. Diese wichtigen Dokumente der Vorgeschichte des Menschengeschlechts liegen heute im Bonner Landesmuseum. Zur Jubiläumsfeier des für die Vorgeschichtsforschung so wichtigen Datums lud die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität in Bonn einen ostpreußischen Vorgeschichtsforscher zu einem Vortrag ein und verlieh ihm am 14. Mai 1956 die Würde eines Doktors der Naturwissenschaften ehrenhalber in einer Festsitzung. Es ist unser Allensteiner Mitbürger Dr. Hugo Groß, der jetzt in Bamberg wohnt. Wir Ostpreußen freuen uns von Herzen, dass dieser unser Landsmann eine Ehrung empfängt, deren er voll würdig ist. Seinen wissenschaftlichen Ruhm verdankt er einer zielsicheren Lebensarbeit.

 

Dr. Hugo Groß ist am 9. November 1888 in Altenzoll im Kreise Goldap geboren. Nach dem Besuch des Tilsiter Realgymnasiums bestand er dort 1908 die Reifeprüfung. Er studierte Naturwissenschaften an einer einzigen Universität, unserer Albertina, promovierte 1912 mit einer botanischen Dissertation und legte 1913 die staatliche Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen mit Auszeichnung ab. Seine pädagogische Ausbildung erhielt er in Königsberg und Tilsit. Nachdem er am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, wurde er als Studienrat 1919 an der Städtischen Luisenschule in Allenstein angestellt, der er bis zum Jahre 1945 treu geblieben ist.

 

Die Flucht führte ihn zuerst nach Freiburg in Sachsen, wo er an dem dortigen Institut für

Brennstoffgeologie wissenschaftlicher Mitarbeiter wurde, dann aber weiter in die Tschechoslowakei, wo er in Schönbach bei Eger und in Asch interniert wurde. Nach sechsmonatigem Krankenlager in Asch rettete ihn der jüdische Chefarzt des Krankenhauses vor dem ihm drohenden Abtransport in ein Hunger- und Todeslager durch heimliche Verbringung in die Grenzstadt Selb, wo er weitere fünf Monate im Krankenhause sich aufhalten musste. Die Folge seiner Erkrankung war ein steifes Bein. Daher im Gehen stark behindert, musste er eine Stelle als Moorspezialist am Geologischen Landesamt Hannover aufgeben, und so kehrte er in den Schuldienst zurück. Vom November 1946 an wurde er an einem Gymnasium in Bamberg beschäftigt. Seit dem 1. März 1954 im Ruhestand, konnte er sich nun mit ganzer Kraft seiner geliebten wissenschaftlichen Arbeit hingeben.

 

Dr. Groß ist von dem Studium der Botanik ausgegangen, insbesondere von der Moorforschung, und er ist dann durch Anwendung botanischer Methoden für die Erforschung der Eiszeit und Nacheiszeit ein Vorgeschichtsforscher von hohem Rang geworden. Nachdem er schon 1912 ein kleines Werk über „Die Moore Ostpreußens mit besonderer Berücksichtigung ihrer Vegetation" veröffentlicht hatte, schrieb er ein für den Dienstgebrauch der Naturschutzbehörden bestimmtes, mit der Schreibmaschine vervielfältigtes „Forstbotanisches Merkbuch für Ostpreußen". Daneben hat er trotz seiner Lehrtätigkeit eine außerordentlich große Menge von Abhandlungen in botanischen, geologischen und prähistorischen Zeitschriften veröffentlicht. Seit 1949 ist er Mitarbeiter an den „Berichten über wissenschaftliche Biologie". Mehr und mehr aber konzentrierte sich seine Arbeit auf den Ausbau der pollenanalytischen Methode und ihre Anwendung zur Zeitbestimmung vorgeschichtlicher Funde. Hier liegt seine Hauptbedeutung. Gerade wir Ostpreußen müssen ihm für die Arbeiten dankbar sein, die er der Erforschung der Vorgeschichte unserer Heimat gewidmet hat. Nach dem Urteil eines für die ostpreußische Vorgeschichte so kompetenten Gelehrten wie des Professors La Baume hat er die Kenntnis der ostpreußischen Vorgeschichte um siebentausend Jahre erweitert.

 

Welch eine Beachtung die wissenschaftliche Arbeit von Dr. Groß in der gelehrten Welt gefunden hat, zeigt die Tatsache, dass er zu Vorträgen über seine wissenschaftlichen Erkenntnisse von verschiedenen deutschen und internationalen Kongressen gebeten wurde. So musste er über die pollenanalytische Methode auf dem 6. Internationalen Botanikerkongress in Amsterdam berichten. Ehrungen blieben nicht aus. Die Prussia wählte ihn 1936 zum Korrespondierenden Mitglied, die Königsberger Gelehrte Gesellschaft 1938 zum auswärtigen Mitglied. Die Albertina berief ihn in den neu gegründeten Forschungskreis, deren erster Preisträger er 1942 wurde. Die berühmte Deutsche Akademie der Naturforscher (Leopoldina) in Halle an der Saale ernannte ihn zum ordentlichen Mitglied, die Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Philos. historische Klasse) 1953 zum Korrespondierenden Mitglied, und nun verlieh ihm die Universität in Bonn den Ehrendoktor der Naturwissenschaften.

 

Fürwahr, wir Ostpreußen, insbesondere wir Allensteiner, können auf diesen unsern Landsmann und Mitbürger stolz sein. Kurt Maeder

 

Seite 9   Mischten sich Altmensch und Neandertaler? Auswirkungen der Klimaschwankungen zur Eiszeit .

Der Vortrag, den Dr. phil. Dr. rer. nat. h. c. Hugo Groß am 14. Mai 1956 im Hörsaal des Geographischen Instituts der Universität Bonn hielt, behandelte „Das Problem der Gliederung und Chronologie der letzten Eiszeit". Dr. h. c. Groß erörterte, dass die Lösung des Problems der Gliederung und Chronologie der "letzten Eiszeit nicht nur für die Quartärgeologie, sondern noch mehr für die Erforschung der Entwicklungsgeschichte der Menschheit und ihrer Kulturen, der Tier- und Pflanzenwelt sowie des Klimas im späten Eiszeitalter von größter Bedeutung ist. Trotzdem die Spuren der letzten Eiszeit im Antlitz der Erde so viel zahlreicher und deutlicher als die der älteren Vereisungen sind und jahrzehntelang an ihrer Auswertung für die Lösung des genannten Problems von zahlreichen Spezialisten gearbeitet worden ist, könnten sie sich noch nicht auf eine allgemein befriedigende Lösung einigen, da diese nicht mit einseitigen Spezialuntersuchungen zu erreichen ist. Fünf ganz verschiedene Systeme sind aufgestellt worden.

 

An Hand von Lichtbildern zeigte der Vortragende, wie man durch eine alle in Betracht kommenden Wissenschaften heranziehende Untersuchung von Lößprofilen im südöstlichen Mitteleuropa und von Schichtenfolgen in mittel- und westeuropäischen Höhlen mit langer altsteinzeitlicher Besiedlung die großen Klimaschwankungen des späten Eiszeitalters erkennen und mit Hilfe der Kulturhinterlassenschaften sowie der Tier- und Pflanzenreste, für die letzten vierzigtausend Jahre auch mit Hilfe der C14-(Radiocarbon-)Methode und für die letzten sechzehntausend Jahre auch mit Hilfe der Pollenanalyse datieren kann.

 

Danach war in der Würmeiszeit in Europa eine Altwürm-Vereisung durch eine über zehntausend Jahre lange kühl-temperierte Wärmeschwankung (Interstadial) von einer viel längeren und kälteren Hauptwürm-Vereisung getrennt, die um achttausend v. Chr. endete. Das gleiche Interstadial (etwa um dreißigtausend Jahre vor heute) trennte auch in Nordamerika in der letzten Eiszeit (Wisconsin genannt) ein Alt- und ein Hauptwisconsin.

 

In West- und Mitteleuropa wurde der für das Altwürm-Stadial bezeichnende Neandertaler (Homo neanderthalensis), dessen erste vor genau hundert Jahren im Neandertal entdeckte und erkannte Reste im Bonner Landesmuseum liegen, in der zweiten Hälfte der darauf folgenden langen Wärmeschwankung durch den ihm intellektuell und technisch weit überlegenen Vorfahren des heutigen Menschen, den Altmenschen (Homo sapiens diluvialis) aus dem Osten abgelöst; dieser verbreitete die erste jungpaläolithische Kultur westwärts und absorbierte den Neandertaler anscheinend bald durch Vermischung.

 

Nach Nordamerika sind Altmenschen aus Nordostsibirien in der gleichen Wärmeschwankung eingewandert, vielleicht nicht zum ersten Mal.

 

Seite 10   Blätter ostpreußischer Geschichte. Frauen der Romantik.

Im Zeitalter der Romantik vollzog sich die geistige Emanzipation der Frau, lange vor der sozialen und politischen. Kluge und anmutige Frauen machten ihre Salons zu Mittelpunkten einer neuen gesellschaftlichen Kultur. Sie verstanden es, einen Kreis von — meist jüngeren — Männern um sich zu sammeln zu fruchtbarem Gedankenaustausch über Religion, Philosophie, Kunst und Literatur. Diese in ganz Europa verbreitete Form der Geselligkeit gab es, was wenig bekannt ist, auch in Ostpreußen. Von einigen Frauen soll hier erzählt werden, die alle zu dem Dichter Max von Schenkendorf in Beziehung standen.

 

Da war zunächst seine Mutter Charlotte. Als Max in Königsberg studierte, lebte sie getrennt von ihrem Mann auf dem Gut Nesselbeck. Den Tag brachte sie im Bett zu, las und schrieb, gab der Dienerschaft Anweisungen und nahm auch ihre Mahlzeiten im Bett ein. Am späten Nachmittag stand sie auf, kleidete sich an und empfing ihre Gäste, mit denen sie sich bis tief in die Nacht hinein unterhielt. Gegen Morgen ging sie schlafen. Wenn ihr Sohn sie besuchen wollte, marschierte er um zehn Uhr abends aus Königsberg ab und traf sie in der Morgenfrühe an, schwelgend in geistigen Genüssen. Die Freiin ging auch nachts gern spazieren, und es kam dann wohl vor, dass sie ihre Leute weckte, um mit ihnen die Sterne zu betrachten. Ihre Landwirtschaft bestand hauptsächlich darin, dass sie auf dem Gut weißen Sand gewann, der damals zum Reinigen und Ausstreuen der Wohnungen gebraucht wurde. Täglich gingen einige Fuhren Sand nach der Stadt. Das Gut kam bei dieser Wirtschalt gänzlich herunter.

 

Ernster zu nehmen als dieser reichlich absonderliche ländliche Salon waren drei Häuser in Königsberg, in denen Schenkendorf verkehrte. Im Schloss wohnte der Landhofmeister Hans Jakob von Auerswald. Seine Frau Albertine, eine Burggräfin zu Dohna-Lauk, die E. M. Arndt die schönste und geistreichste Frau genannt hat, sah gern Jugend um sich, Studenten und Offiziere. Kleist hatte bei ihr verkehrt, und Schenkendorf war so etwas wie ein Hofmeister in ihrem Hause. Als sich die Königsfamilie 1808/1809 in Königsberg aufhielt, war die Königin Luise mit ihren Kindern häufig bei Auerswalds, mit denen sie fast Wand an Wand wohnte. Hier lernte Schenkendorf die verehrte Frau persönlich kennen, als sein Festspiel „Die Bernsteinküste" aufgeführt wurde. Auch sonst veranstaltete die Gräfin gern Aufführungen bei ihren Gesellschaften, Deklamationen und Singspiele, wie sie die Zeit liebte, aber romantisch war dieser Kreis eigentlich nicht. Die Frau des Hauses war aller Schwärmerei abhold. Sie liebte eine zuchtvoll-fröhliche Geselligkeit, und sie sah es nicht ungern, wenn in ihrem Hause auch Ehen gestiftet wurden.

 

Nicht weit vom Schlosse, am Torfmarkt, in dem Hause, das 1817 die Dreikronenloge kaufte, wohnte der stadtbekannte Arzt Dr. William Motherby. Nicht von ihm wollen wir sprechen, sondern von seiner Frau Johanna, die durch ihre Anmut und geistige Beweglichkeit ihr Haus zum Mittelpunkt einer geistvollen Geselligkeit machte. Allerdings trat sie dabei aus den Bindungen, die in ihrer Zeit noch selbstverständlich waren, hinaus, wie viele bedeutende Frauen, und verdarb sich dadurch ihr bürgerliches Leben. Sie gewann die innige Freundschalt Wilhelm von Humboldts, als dieser sich 1809 in Königsberg aufhielt, und fasste eine leidenschaftliche Zuneigung zu Ernst Moritz Arndt, als dieser 1813 mit dem Freiherrn vom Stein in Königsberg war, eine Zuneigung, die ebenso leidenschaftlich erwidert wurde. Als sie sich einige Jahre später in den elf Jahre jüngeren Arzt Johann Friedrich Dieffenbach verliebte, wurde ihre Ehe 1822 geschieden. Sie heiratete dann Dieffenbach, der sich in Berlin niedergelassen hatte und dort ein berühmter Chirurg wurde, doch wurde auch diese Ehe 1833 getrennt. Trotzdem behauptete diese Frau durch den Charme ihres Wesens eine geachtete gesellschaftliche Stellung bis zu ihrem Tode (1842).

 

Schenkendorf hat in ihrem Hause nicht verkehrt, aber das Ehepaar Motherby war des öfteren Gast im Hause Barckley auf dem Hintertragheim. Barckley und Hay, zwei Kaufleute schottischer Herkunft, hatten eine Firma gegründet. David Brackley war zudem durch seine Heirat mit Elisabeth Henriette Dittrich in den Besitz einiger Mühlen vor dem Friedländer Tor gekommen. Sein Haus mit dem zum Schlossteich hinabreichenden Garten wurde zum wahren Tempel der modernsten, eben der romantischen Literatur. Hier fand der junge Schenkendorf, der als Lehrer der Tochter des Hauses täglicher Gast war, zwei Freundinnen seiner Muse, beide waren erheblich älter als er: Frau Henriette Gottschalk, die geschiedene Frau eines Tilsiter Kaufmanns und Tochter von Barckleys Kompagnon Hay, und die Frau des Hauses. Um sie sammelte sich die schwärmerische Jugend. Man las und deklamierte die Gedichte der Romantiker, aber auch Jakob Böhme, und man gab sich gern religiösen Wallungen hin. Der alte Scheffner betrachtete dieses Treiben mit dem skeptischen Interesse eines Mannes aus der Zeit Friedrichs des Großen und der Aufklärung. Gefeierte Gäste in diesem Kreise waren Achim von Arnim und Juliane von Krüdener, eine Dame der großen Gesellschaft und der großen Politik, die Arndt später ingrimmig die „Feldmarschallin der Alexanderschen Weiberei in Paris“ genannt hat. Wenn sie an den Zusammenkünften teilnahm, wurden aus ihnen unversehens Stunden religiöser Verzückung. Barckley schätzte seine Frau, nahm aber an ihrer Geselligkeit keinen Teil. Es war nicht in der Ehe begründet, sondern vermutlich ein Erbteil der Familie, dass er 1809 Selbstmord beging. Als im folgenden Jahre Henriette Gottschalk starb und Frau Barckley 1811 mit Frau von Krüdener nach Karlsruhe verzog, war es zu Ende mit dieser eigenartigen Blüte geistiger Kultur in Königsberg. Schenkendorf folgte im nächsten Jahre seiner Freundin nach Karlsruhe und heiratete sie dort. Dr. Gause

 

Seite 10   Unser Buch

Dr. A. v. Knieriem: „Nürnberg, rechtliche und menschliche Probleme“. 604 Seiten. Ernst-Klett-Verlag, Stuttgart.

Zu dem Grundsatz, dass Recht und Gerechtigkeit das alleinige Fundament der Staaten bilden, haben sich mit den großen Königen von Preußen wohl alle Staatsmänner von Rang bekannt. Eine brüchige oder auch nur doppeldeutige Rechtsprechung muss eine der schwersten Gefahren in einer freien Welt darstellen. Die überaus fragwürdige Grundlage, auf der nach 1945 von den Nürnberger Tribunalen Urteile gefällt wurden, ist bereits in zahlreichen Stellungnahmen von beiden Seiten beleuchtet worden. Darüber, dass echte Kriegsverbrechen in jedem Fall zu bestrafen sind, sind sich alle zivilisierten Nationen einig. Sehr beachtlich war in diesem Zusammenhang auch die Stellungnahme der verschiedenen Kirchen vor der internationalen Rechtsforschung zu diesen Dingen. Es wurde dabei zum Ausdruck gebracht, dass die Bestrafung in jedem Fall nicht auf eine Seite beschränkt bleiben darf, dass also nicht bei einem „Sieger" Dinge unbestraft bleiben und womöglich noch als Heldentat glorifiziert werden, die bei Besiegten mit Todesstrafen und schweren Freiheitsstrafen geahndet werden. Es muss weiter Einmütigkeit darüber bestehen, dass jedes wirkliche Verbrechen, auch das Kriegsverbrechen, schon auf Grund der bestehenden Strafgesetze der betroffenen Männer hinreichend geahndet werden können. Höchst verhängnisvoll musste es von vornherein erscheinen, dass in Nürnberg nicht etwa neutrale Richter, vielleicht unterstützt und beraten durch Beisitzer beider Parteien, die Urteile fällten, sondern dass sich der Sieger von vornherein die alleinige Strafvollmacht nahm und dass der Grundsatz verletzt wurde, dass jeder Richter abgelehnt werden kann, der infolge seiner Zugehörigkeit zu einer der kämpfenden Parteien als von vornherein befangen angesehen werden muss.

 

Dr August von Knieriem, langjähriger Chefjurist und Vorstandsmitglied der IG-Farbenindustrie, der selbst in einem der Nürnberger Prozesse angeklagt, bedingungslos freigesprochen wurde, hat die entscheidend wichtige Aufgabe übernommen, mit geradezu vorbildlicher Sachlichkeit und Gründlichkeit die überaus fragwürdigen Grundlagen der Nürnberger Gerichtsbarkeit zu beleuchten. Gerade weil er gewissenhaft den gesamten Fragenkomplex des Strafrechtes und des Völkerrechtes untersucht, kann er hier ein Werk von internationaler Bedeutung vorlegen. Man wird in dieser riesigen Arbeit, die bester deutscher Rechtsforschertradition entspricht, vergeblich nach einem unsachlichen Wort suchen. Es ist schon richtig, wenn Völkerrechtsjuristen zu Knieriems Buch festgestellt haben, es werde für alle Zukunft richtungweisend auf dem Gebiete des Völkerrechts und internationalen Strafrechts werden. Man weiß, dass sogar von einer ganzen Reihe der in Nürnberg von den Siegern eingesetzten Richtern schwerste Bedenken über die dort geübte juristische Praxis gekommen sind, die sie bereits damals und später eingehend niedergelegt haben. Im Hintergrund des ganzen Geschehens stand ja auch nicht mehr das Recht, sondern eine zweckbestimmte Politik, die ganz gewiss nicht nur hier auf höchst gefährliche Wege führte.

 

Herbert Groß: Neue Märkte — Chancen in Übersee. Econ-Verlag, Düsseldorf.

Wir alle wissen, wie lebensnotwendig gerade heute für die Bundesrepublik die Gewinnung neuer Absatzmärkte ist. Auf viel zu engem Raume leben fast fünfzig Millionen Menschen und nach dem zeitweiligen Verlust unserer ostdeutschen Heimat hat sich die Notwendigkeit, einen ganz erheblichen Teil sogar unserer Ernährung zu importieren, noch erheblich verstärkt. Es ist deshalb nicht etwa nur für den Politiker, sondern auch für jeden Mann der Wirtschaft — ganz gleichgültig, ob Unternehmer, Angestellter oder Arbeiter — von höchster Bedeutung, von einem berufenen Kenner zu erfahren, welche Absatzmöglichkeiten bei schärfster Konkurrenz des Auslandes die deutsche Exportwirtschaft heute hat. Ihr Erliegen würde zugleich den volkswirtschaftlichen Zusammenbruch bedeuten. Herbert Groß, einer unserer bekanntesten Wirtschaftspublizisten vermittelt in diesem ausgezeichneten Buch die besten Einblicke. Man kann nur wünschen, dass es in möglichst viele Hände kommt, da man sich in weiteren Kreisen oft eine ganz falsche Vorstellung von den Gegebenheiten macht. Wir Ostpreußen sind dem Autor besonders dankbar, dass er im Gegensatz zu vielen anderen Publizisten ganz unmissverständlich herausstellt, was allein schon wirtschaftlich der zeitweilige Ausfall unserer ostdeutschen Provinzen und des weiteren Osthandels bedeutet. Es ist ein ernstes, aber keineswegs pessimistisches Buch, das dem Deutschen, der Initiative besitzt, viele wichtige Fingerzeige gibt.

 

Dr. Wilhelm Grotkopp: Die große Krise. Econ-Verlag, Düsseldorf, Pressehaus. 408 Seiten DM 18,--.

Die Erinnerung an die katastrophale Wirtschaftskrise der Jahre 1929 bis 1932, die sich für uns auch politisch so überaus folgenschwer ausgewirkt hat ist noch sehr lebendig. Gerade in diesen Tagen der wirtschaftlichen Hochkonjunktur haben sich schon viele besorgt gefragt, ob nicht der Weltwirtschaft eine ähnliche Krise droht. Für jeden, der wirtschaftlich interessiert ist, ist darum dieses ebenso lehrreiche wie unterrichtende Buch von großem Wert. Selten einmal erhielt auch der Laie einen so ausgezeichneten Einblick in die Wirtschaftspolitik der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart. Es wird eine Fundgrube wirtschaftspolitischer Anregungen und Vorschläge geboten. Gerade die Inhaber und leitenden Männer der inzwischen wieder aufgebauten Betriebe und Unternehmungen der Heimatvertriebenen sollten dieses Werk gründlich lesen, da es ihnen bei ihren eigenen Sorgen manchen Rat zu geben vermag.

 

Mirko Ardemagni: Japan lächelt anders. Steingrüben-Verlag Stuttgart, 272 Seiten mit 16 Bilderseiten. 13,50 DM.

Ein Italiener, der viele Jahre vor und nach dem Zweiten Weltkriege in Japan lebte, hat dieses Buch geschrieben, das die übliche Japan-Literatur an Gehalt und Scharfblick überragt. Die meisten Schilderungen, die Europäer über das uns in vieler Beziehung so fremde große Inselvolk Asiens geschrieben haben, leiden daran, dass sie von Reisenden verfasst wurden, die nur einige Wochen oder Monate in Japan weilten. Da wird dann zumeist romantisiert und verniedlicht. Ganz anders ist es bei Ardemagni. An tausend Einzelheiten wird bewiesen, wie völlig verschieden die Asiaten empfinden, wie unheimlich groß die Kluft zwischen unseren Sitten und Gebräuchen und den ihren ist. Man erhält auch einen vorzüglichen Einblick in die Dramatik der Geschichte, die dieses alte Kaiserreich in den letzten zweitausend Jahren zu durchleben hatte.

 

Kenneth Fenwick: „Trafalgar“. Hans Dulk-Verlag, Hamburg 11. 400 Seiten, DM 16,80.

Vor fast genau hundertfünfzig Jahren schlug Englands größter Flottenführer Lord Nelson beim spanischen Kap Trafalgar die überlegene Flotte der Franzosen und Spanier vernichtend. Selten hat in den letzten Jahrhunderten eine Seeschlacht so entscheidend die große Politik eines ganzen Jahrhunderts bestimmt, wie gerade dieses Treffen, bei dem der junge britische Admiral in der Stunde seines höchsten Triumphes tödlich getroffen zusammensank. Trafalgar war, lange ehe sich das Schlachtenglück auf dem Festland gegen den französischen Kaiser wandte, die erste entscheidende Niederlage, die Napoleon erlitten hat. Der britische Autor Kenneth Fenwick gibt in der Form eines Tagebuches eine äußerst packende Schilderung des großen Geschehens. Das große Zeitalter der stolzen Segelschiffe mit ihren eisernen Seeleuten und tapferen Soldaten wird darüber lebendig.

 

Jean Schlumberger: Kardinal Retz, Roman. Claassen-Verlag, Hamburg 13. 174 Seiten, DM 9,50.

Man braucht nur an die Namen Richelieux und Mazarin zu denken, um zu wissen, welche Rolle sehr oft französische Kardinäle in der großen Politik Frankreichs und auch Europas gespielt haben. Auch im Schatten eines Napoleons war ein Kardinal Fesch, selbst ein Onkel des Usurpators, keine unbedeutende und einflusslose Gestalt. Jean Schlumberger, nach dem Tode der Claudel, Gide und Valery einer der bedeutendsten französischen Autoren aus der älteren Generation, behandelt hier jenen Kardinal Retz, der im Kampf mit dem absolutistischen Königtum eine große und geheimnisvolle Rolle spielte. Geradezu meisterlich wird in der Form eines Briefes die vielumstrittene Gestalt plastisch herausgearbeitet. Hier steht ein historischer Roman vor uns und ein Werk französischer Literatur, das Bestand haben wird, wenn längst die allzu vielen Produkte des Tagesschaffens vergessen sind.

 

Seite 10   Nordostdeutsche Kulturtage in Lüneburg.

Das Nordostdeutsche Kulturwerk veranstaltet vom 8. bis 10. Juni 1956 in Lüneburg Norddeutsche Kulturtage. Am Freitag, dem 8. Juni, findet in der Ostdeutschen Akademie die Hauptversammlung des Nordostdeutschen Kulturwerkes statt. Es folgt ein Vortrag des Präsidenten des Nordostdeutschen Kulturwerkes, Professor Dr. Max Hildebert Boehm „Ostdeutsche Kulturarbeit im Vorfeld der Politik". Am gleichen Tag — um 20 Uhr — findet ein Klavierkonzert statt; Professor Hans Erich Riebensahm, früher Königsberg, spielt Werke von Mozart, Beethoven, Otto Besch und Chopin. — Die Bühne „Der Morgenstern" spielt am Sonnabend um 20.15 Uhr in der Nikolaikirche zu Lüneburg das „Paradiesspiel aus Oberufer". — Am Sonntag hält Professor Dr. Erich Keyser, früher Danzig, um 11.30 Uhr in der Aula der Pädagogischen Hochschule einen Vortrag „Deutsche Städte in Ost und West". Um 16.30 Uhr wird im Arbeitsamt die Kunstausstellung eröffnet, die von der Nordostdeutschen Künstler-Einung in Lüneburg veranstaltet wird.

 

Seite 11   Die Frau im bäuerlichen Lebensbereich. Von Dr. F. Gutzat, Bad Kreuznach.

Wer jemals sich über den Umfang und die Vielseitigkeit der einer Bäuerin Tag für Tag obliegenden, selbstverständlich anfallenden Arbeiten Gedanken gemacht hat, weiß sehr wohl um die Kräfte, die hier walten und eine Würdigung menschlicher Tat und Größe verdienen. Dass trotz der offenkundigen, wirtschaftlich so wichtigen Funktionen und zwar wichtig nicht nur im eigenen Bereich, sondern auch ebenso im Standes-, Volks- und Staatsinteresse, diese in Wort und Schrift längst nicht in dem ihnen gebührenden Ausmaße Erwähnung finden, dürfte eher als ein Zeichen einer besonderen, sehr hochstehenden Wertschätzung anzusehen sein.

 

In der Einflusssphäre der Bäuerin können sich auch sonst allgemein zu reglementierende und sich etwa werbend anpreisende Methoden nicht auswirken. Die Persönlichkeit allein steht im Vordergrund, und was in Generationen als selbstverständliches Pflichtbewusstsein organisch gewachsen ist und stetig gepflegt wird, will auch stolz in sich gekehrt nach rechter Bauernart seine Kräfte ohne Anpreisung regen.

 

Unsere ostpreußischen Bauersfrauen haben in Friedens- und härtesten Kriegszeiten so Unsägliches geleistet, dass wahrlich auch das beste Epos niemals das wahre Bild umspannen könnte, weil es auch hier nicht auf die Masse, sondern immer wieder nur auf den Einzelnen ankam.

 

So muss sich auch das Unterfangen, das Walten der Bäuerin in ihrem Lebensbereich zu beschreiben, nur auf generelle Teilstücke beschränken. Die speziellen Funktionen sind mit dem Bauernhof im Einzelnen verankert und fließen erst in festgeordneten Bahnen, wenn eine über Jahrhunderte sich ablösende Geschlechterfolge einem erprobten Rhythmus traditionsgemäß folgt.

 

Was diese Erkenntnis für unsere ostpreußischen Bäuerinnen in sich schließt, ist so ergreifend, dass die Synthese Heimat und jetziger Standort in korrespondierender Wechselwirkung uns bindend verpflichtet. Der Heimat gehören und hier unter völlig neu gearteten Verhältnissen in Wahrung der Tradition ostpreußische bäuerliche Art und Sitte zu pflegen und weiter zu entwickeln, das ist die große Aufgabe, zu der die ostpreußische Bäuerin hier aufgerufen ist.

 

Doch bleiben wir bei den generellen Teilstücken im bäuerlichen Lebensbereich: Eine Bauersfrau kann bekanntlich in der Schürze mehr hinaustragen, als der Bauer mit dem Wagen einzufahren vermag. – Eine alte oft zitierte Weisheit, jedoch immer wieder erwähnenswert, weil sie treffend umschreibt, wieviel Werte durch die Hand der Bäuerin gehen, und wie sehr es darauf ankommt, diese Werte richtig anzusetzen. Körperliche und geistige Kräfte sind hier gleichermaßen mit im Spiele. Aus der Praxis sind darauf bezügliche Vorgänge zur Genüge bekannt.

 

Kinder, Küche, Hauswirtschaft, Kälber-, Schweine- und Hühnerstall beschäftigen die Landfrau unablässig vom frühen Morgen bis zum späten Abend und dies Tag für Tag und Jahr für Jahr. Es gibt einfach keinen Dienstschluss im landwirtschaftlichen Betriebe. „Aber im Winter habt Ihr doch Ruhe“, wird der Städter geneigt sein, zu erwidern.

 

Wie sieht es in der Praxis aus? Was die Arbeitszeit der bäuerlichen Familie anbetrifft, so lassen sich für Familienbetriebe trotz ihrer unterschiedlichen Struktur in Bezug auf Größe, Anbauverhältnisse und Mechanisierungsstufe ziemlich gültige Schlüsse ziehen. Eine Untersuchung über die Stellung der Frau in der Arbeitswirtschaft in zwanzig klein- und mittelbäuerlichen Betrieben zeigte Ergebnisse, die über die normale Arbeitszeit der Frauen anderer Berufsgruppen weit hinausgehen und als allgemein gültig angenommen werden können.

 

In der Aufgliederung nach den Arbeitsgruppen: Hauswirtschaft, Hof-, Stall- und Außenwirtschaft und sonstige Arbeiten, rangiert auch bei der Landfrau verständlicherweise die Hauswirtschaft an erster Stelle. Sie macht über 50 Prozent der Frauenarbeit aus und lässt sich auch sonn- und feiertags kaum verringern. Hof- und Stallarbeiten nehmen daneben einen weiten Raum ein und müssen größtenteils an Sonn- und Feiertagen gleichfalls mit verrichtet werden.

 

Der klein- und mittelbäuerliche Betrieb zwingt dazu, viele Arbeiten in der Außenwirtschaft auch gemeinsam zu erledigen. Es bleibt so nicht aus, dass Pflege, Instandhaltung und Neufertigung von Wäsche und Bekleidung im Sommer auf das Notwendigste beschränkt und auf den Winter verlegt werden. Durch zeitweilige Einschränkung der Hausarbeit wird zwar in kleinen Betrieben ein Ausgleich gesucht; er gelingt jedoch zwangsläufig nicht, und eine noch stärkere Belastung der Bäuerin ist schließlich die Folge.  

 

Im Betriebsablauf der Jahreszeiten mit seinen durch die verschiedensten Einflüsse bedingten Schwankungen können sich eine Stetigkeit, eine konstante Linie oder gar eine merkliche Ruhepause überhaupt nicht durchsetzen. Immer in Spannung gehalten, von den Ereignissen des Tages laufend beansprucht, ist die Bäuerin die wahre Hüterin des organischen Lebens auf dem Bauernhof.

 

Übrigens was die Ruhe im Winter anbetrifft, so zeigen Untersuchungen, dass sich die Arbeit in dieser Jahreszeit im Vergleich zum Sommer um nur durchschnittlich 0,4 Stunden täglich verringert, ein kleines Arbeitstal entsteht lediglich von Ende Januar bis Ende Februar.

 

Hierzulande gibt es viele ostpreußische Bauernfamilien, die im Zuge der Wiedereingliederung einen Hof übernommen haben, um unter völlig neuartigen Verhältnissen eine Existenz aufzubauen. Welche Erschwernisse dabei im Einzelnen zu überwinden sind, ließe sich an Hand einer Vielzahl hervorstechender Beispiele darlegen. Aber auch hier hat sich die ostpreußische Bäuerin auf dem dornenvollen Wege als eine Gefährtin mit Herz, Mut und Kraft erwiesen, ohne die es eine Lösung einfach nicht gäbe.

 

Mir liegt ein Bericht von Oktober 1955 über einen Besuch ostpreußischer Siedlerfamilien in Rheinland-Pfalz vor. Der Bericht ist von Frau Marianne Hamm, Bonn, die im Auftrage der Deutsch-Schwedischen Flüchtlingshilfe diese Familien besuchte, um sich von ihrer Lage zu überzeugen, erstattet worden. Es heißt darin u. a.:

 

„Alle haben die Heimat in Ostpreußen nach so langen entbehrungsreichen Jahren in besonders vergoldeter Erinnerung . . . Die Entbehrungen waren nicht so schädlich, als das tote Gleis auf dem sie notgedrungen stehen mussten ... Es ist so viel echtes Glück, so viel wirkliches Zusammenstehen der Eheleute, so viel prachtvolles Zupacken und zähes Durchstehen, so viel wundervolles Eingreifen von Möglichkeiten vorhanden, dass man nur allein vom flüchtigen Erleben ganz erschüttert wird …

 

Die Frauen sind fast alle völlig überfordert, sie kennen keinen Feierabend und keinen Sonntag mehr. Die weiten Wege zu den kleinen Parzellen sind eine große Last, zumal die kleinen Kinder zu Hause inzwischen alleine sein müssen, dort wo keine alten Leute sie versorgen. Die Großeltern sind ein großer Segen“.

 

Gewiss gibt es heute kaum etwas, was noch nicht wissenschaftlich untersucht worden wäre, und so ist man auch jetzt dabei, die vielseitige Arbeit der Bauersfrau zu durchleuchten, um sie so einzurichten, dass die Bäuerin sich besser als bisher ihren Aufgaben als Hausfrau und Mutter widmen kann. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat in 50 klein- und mittelbäuerlichen Betrieben neuerdings Untersuchungen anstellen lassen, um die doppelte Belastung der Frauen durch Feld-, Hof- und Stallarbeit einerseits, durch Hausarbeit und Familienfürsorge andererseits in genauen Zahlen festzuhalten.

 

Das Ergebnis kann schließlich nur eine Bestätigung längst bekannter Tatsachen erbringen. Was aber kann zur Entlastung getan werden? Das ist die brennende Frage, die der Lösung harrt. Auf Möglichkeiten auch nur andeutungsweise einzugehen, würde hier zu weit führen. Schließlich aber sei eines noch abschließend zum Lobe der Bäuerin besonders angeführt: Die Ausstrahlungen aus dem Kräftepotential der bäuerlichen Hausfrau folgen nicht allein Richtlinien nüchternen und klaren Handelns und Erwägens nach augenblicklichen, realistischen Gegebenheiten. Aus dem Inneren strömen vielmehr noch andere unwägbare starke seelische Kräfte, die gerade ostpreußische Frauen aus der heimatlichen Gebundenheit in sich bergen. Die Landfrau ist so vor allem auch Trägerin guter, alter Sitte und Wahrerin von Glück und Frieden im Hause.

 

Es ist auch keine Phrase, wenn man von dem gesunden bäuerlichen Menschen als der biologisch tragenden Säule des Staates spricht und die Bäuerin mit ihren Eigenschaften als Mutter des Volkes preist.

 

Solange wir kinderreiche Bauernfamilien haben, ist der Fortbestand des Volkes gesichert und die Feststellung, dass beispielsweise die im Kreise Ahrweiler angesetzten 80 ostpreußischen Bauernfamilien heute durchschnittlich sechs Kinder haben, sollte als ein höchst erfreuliches Zeichen von Lebensbejahung und in die Zukunft weisender ethischer Verpflichtung aufgefasst werden. Diese Mütter sind gegen alle Verlockungen unserer Zeit gefeit. Ihnen steht die Pflicht obenan, der zu Liebe sie auf manche Annehmlichkeiten verzichten. Bäuerin sein, heißt sich angesprochen fühlen von der Natur und von der Geschichte. Beide sind, um mit Werner Bergengruen zu sprechen, die „großen Erscheinungsformen des omanischen Lebens, also des Gewachsenen und Gewordenen im Gegensatz zum Gemachten".

 

Bäuerin sein, heißt aber auch gestalten und sich ständig in künstlerischen Fähigkeiten üben. Es ist kein Zufall, dass die Volkskunst und das Kunstgewerbe gerade aus dem Bauerntum zu allen Zeiten starke Impulse erhalten haben. Trachten oder handwerkliche Kunstfertigkeiten zeigen dies zur Genüge.

 

Bäuerin sein, das heißt aber schließlich ein gläubiger Christ sein, denn nur so werden die ewigen Ordnungen sichtbar.

 

Seite 11   Die Auflage: „Glaubhaft nachweisen“. Den ostvertriebenen Landarbeitern steht eine ihrem Vermögen entsprechende Kriegsschadenrente und den arbeitsunfähigen eine gerechte Invalidenrente zu. Von Paul Tischel, Sprakensehl über Unterlüß (Hannover)

Immer häufiger erhalte ich Briefe unserer alten ostpreußischen Landarbeiter mit der Bitte, um Beistand in ihren Bemühungen um eine den Landarbeitertarifsätzen entsprechende gerechte Invaliden- oder Altersrente. Ich möchte doch die genauen Zahlen ihres tariflichen Monats- oder Jahresverdienstes angeben. Auch soll ich diese Angaben eidesstattlich bescheinigen. Darüber hinaus soll ich die Höhe der vor 20 bis 30 Jahren üblich gewesenen Hofgängerlöhne beglaubigen. „Man glaubt unseren Angaben nicht", schreiben mir die alten geplagten Landsleute. Den Briefen liegen Vordrucke bei mit dem unterschriebenen Hinweis „glaubhaft nachweisen“. Ja, sogar angeben soll ich, in welcher Höhe die Beiträge entrichtet wurden. — Man sollte doch annehmen, dass die Versicherungsträger und die Aufsichtsorgane sich elf Jahre nach dem Zusammenbruch endlich einwandfreie Unterlagen und gerechte Richtlinien erarbeitet haben, die eine reibungslose Abwickelung der Rentenanträge gewährleisten. Es müsste dann genügen, wenn der Rentner „glaubhaft nachweist", dass er 65 Jahre alt ist, und Zeugenerklärungen über die Zeit seiner Berufsausübung vorgelegt werden. Dem ist leider nicht so! Nun, wer selbst schon Rentenanträge gestellt hat, weiß Bescheid. „Böhmische Wälder" sind für die öffentlich rechtliche Körperschaft unsere ostpreußischen Deputantenlöhne. Ein alter Landarbeiter schreibt mir: „Die Flüchtlinge schneiden gerne bisschen stark auf mit ihrem früheren Besitz und Verdienst", hätte er zur Antwort bekommen. — Wie misstrauisch und ablehnend selbst höhere Instanzen (Regierungspräsident und Landesverwaltungsgericht) sind, beweist ein Fall in Stade. Ein sehr tüchtiger und sachkundiger Rechtsanwalt hat bis jetzt vergeblich versucht, den „hohen Gremien" zu beweisen, dass ein Landarbeiter hier nicht gleichzusetzen ist mit einem Deputanten aus Ostpreußen — in Bezug auf Arbeitsplatz, Einkommen und Besitz. Die beklagte Behörde vertritt die Auffassung: Der ehemalige Deputant ist hier wieder als Landarbeiter tätig — und damit „eingegliedert“. Der Existenzverlust wird nicht anerkannt; es wird gar nicht beachtet, dass der Deputant bei uns ja „Besitz" hatte — wenn auch nicht Grund und Boden. Der Landarbeiter, der hier um eine Kriegsschadenrente klagt, gibt — außer seinem langjährigen unkündbaren Arbeitsplatz — folgenden Verlust an:

 

I. Vieh :

1 gute Milchkuh (30 Liter Tagesleistung mit 4,5% Fettgehalt) „Zeitwert“ 650,-- RM

2 Mutterschafe, je 45 RM: Zeitwert 90 RM

4 Schweine: Zeitwert 600,-- DM

2 Zuchtgänse, je 30 RM: Zeitwert 60,-- RM

1 Gänserich: Zeitwert 30 RM

30 gute Legehühner, je 4 RM: Zeitwer 120 RM

Insgesamter Zeitwert 1550 RM

 

II. Gerätebestand:

1 Handwagen

1 Schubkarre

2 Dutzend gute Säcke

2 Sensen

4 Schaufeln

4 Kartoffelhacken

4 Kartoffelkrätzer

6 Körbe

4 Forken

3 Sägen u. a. m.: Zeitwert 260 RM

1 Zentrifuge mit Zubehör und Butterfass: Zeitwert 260 RM

 

III. Vorrätebestand:

Futtervorräte für die Viehwirtschaft: (Getreide, Heu, Rüben, Kartoffeln) Zeitwert 300 RM

(Vergessen hat er seine Selbstversorgervorräte für den Haushalt — Einschlachtung! Der Verf.)

 

Gesamter Zeitwert 2290 RM

 

Den heutigen Wert beziffert der Landarbeiter mit 4500 DM.

 

Nun liebe Landsleute, wer sich diese ehemalige „Besitzliste" ansieht, der wird sagen: Ein ganz bescheidener Deputant. Und wer sich seine Berechnung genau betrachtet, der wird feststellen, dass sie um 1000 RM unter den damaligen „Zeit"-Wertziffern liegt. Wer die heutigen DM-Preise dahinter schreibt, dem wird der tatsächliche materielle Verlust erst richtig zum Bewusstsein kommen. — Wenn da heute die „hohe Behörde" sagt: Der Mann ist eingegliedert, er bekommt den Monat ja 120 DM und freies Essen (bei uns daheim aß er an seinem Tisch zusammen mit seiner Familie), dann irrt sich diese „hohe Behörde" ganz gewaltig. Eine ganz bescheidene „Fünftausend-Liter-Kuh" und seine „Federviecher" brachten ihm mehr als dieses heutige „Landarbeitergehalt" nebst freier Kost — ganz zu schweigen von den Borstentieren und den prallen Getreidesäcken. Unser Deputant war ein kleiner Bauer! — Wir, die wir hier heute als Nebenerwerbssiedler auf siebeneinhalb Morgen Pachtland sitzen, sind im Vergleich zu ihm „arme Schlucker".

 

Geradezu als Hohn müssen wir es empfinden, wenn die „hohe Behörde" den Standpunkt vertritt, der Landarbeiter würde sich beim Erhalt der Kriegsschadenrente besser als vor der Flucht stehen!

 

Wir müssen uns entschieden und in einmütiger Geschlossenheit wehren gegen derartige „amtliche" Auffassungen, zunächst mit Waffen, die in einem Rechtsstaat anerkannt werden müssen. Dabei dürfte der letzte Ostpreußische Rahmentarif — wenn er nur in einem einzigen Exemplar aufzutreiben wäre — ein wichtiges Dokument sein. Notfalls müssen wir diesen Rahmentarif rekonstruieren. (Mit zuverlässigen Männern, die ihn durch ihre frühere jahrelange Tätigkeit in der Verlohnungsarbeit noch im Gedächtnis haben.) Ich wende mich nun mit der dringenden Bitte an alle Landsleute, die dazu in der Lage sind, ihre Hilfe dabei nicht zu versagen. Auch erinnere ich daran, dass es üblich war, Tarifverträge zu informatorischen Zwecken unter den Wirtschaftsgebieten (Amtsbereichen der „Treuhänder der Arbeit") auszutauschen. Bei den Rechtsnachfolgern der Treuhänder d. A., bei den Landwirtschaftskammern, bei den Landesarbeitsämtern und bei den Landesversicherungsanstalten können möglicherweise solche Tarifexemplare in verstaubten Aktenschränken schlummern — vielleicht in den Archiven. Sie dürften nicht überall als „Nazi-Schrifttum" den Besatzern eine willkommene Beute gewesen sein. Wer von unseren vom Glück der Wiedereinstellung betroffenen „Einhunderteinunddreißigern" kann uns da mit einem „legalen" Suchdienst helfen? Der glückliche Finder dürfte Zeit seines Lebens den Edelstein einer selbstlosen Tat in seinem Herzen tragen.

 

Seite 11   Achtzigjährige Bäuerin kam aus Ostpreußen. Schweren Herzens den Hof aufgegeben — Nur einmal Aussaat in elf Jahren.

Foto: Frau Nowak mit zwei Enkeltöchtern nach ihrer Ankunft in Bonn.

Nach einer halben „Weltreise" ist Witwe Auguste Nowak aus Ostpreußen bei ihren Lieben in Bonn eingetroffen. Sie gehörte zum letzten Transport der Spätaussiedler und kam als erste auf Grund der Familien-Zusammenführung mit einer regelrechten Zuzugsgenehmigung in die Bundeshauptstadt. Die Achtzigjährige hatte mit unendlicher Geduld unmenschliche Strapazen auf sich genommen, nachdem sie mit ihrem Mann im Januar 1945 den großen Treck verpasste.

 

Einen Kilometer vom Dörfchen Gilgenau im Kreise Ortelsburg entfernt liegt der 75 Morgen große Hof der Familie Nowak. „Auf dem Abbau", nannte man das in Ostpreußen. Im Januar 1945 war Friedrich Nowak krank. Am 19. Januar ging Frau Nowak von Unruhe geplagt ins Dorf und sah, dass alle Bauern eifrig ihre Wagen beluden. Beim Bürgermeister erfuhr sie, dass es höchste Zeit sei.

 

Die Flut der Kampftruppen spülte über das Dorf hinweg. Die Russen nahmen Pferde und Kühe mit, ließen die wenigen Deutschen, die noch da waren, jedoch in Ruhe. „Schlimmer wurde es, als die Polen kamen", erinnert sich Frau Nowak.

 

Drei Jahre lang mussten die alten Leute auf einem anderen Hof Frondienste leisten. Als sie wieder auf ihr Eigentum zurückkamen, mussten sie die Fensteröffnungen mit Brettern vernageln. Man hatte inzwischen alles abmontiert, was möglich war. Ohne die Hilfe eines deutschen evangelischen Pfarrers und einer Schwester wäre es den Alten oft noch schlechter ergangen.

 

Allein auf einem Hof

Die nahe Kleinstadt Passenheim ist noch nicht zu neuem, geregeltem Leben erwacht. Einst wirkten dort sechs Fleischermeister mit ihren Gehilfen für die rund 5000 Einwohner. Heute kommt Freitag und Samstag ein Fleischer von auswärts, um den Fleischbedarf derer, die sich Fleisch leisten können, zu befriedigen. Von einer Besiedlung durch polnische Familien könne man kaum sprechen, sagt die Aussiedlerin. Nur in einem der vergangenen elf Jahre waren die 60 Morgen Ackerland der Familie Nowak zu einem Teil mit Roggen besät worden. Weiden und das Gartenland blieben wüst und leer. Seit 1952 — am 13. Januar starb Friedrich Nowak — lebte die Oma mutterseelenallein auf dem abgelegenen Hof. Nur dann und wann brachte ein Brief von ihren Kindern aus dem Westen etwas Licht in ihr Dasein.

 

Zuzugsgenehmigung

Frau Nowak hatte sich schon damit abgefunden, eines Tages in ihrer Heimat in aller Stille neben ihrem Mann begraben zu werden. Da kam der strenge Winter 1955/1956. Ihre jüngste Tochter aus Bonn schrieb, sie solle kommen. Man besorgte und schickte die Zuzugsgenehmigung.

 

Das Deutsche Rote Kreuz und Rot-Kreuz-Helfer Polens vermittelten, und am 20. März stand Oma Nowak in Ortelsburg auf dem Bahnhof. In einem Beutel hatte sie einige wenige Erinnerungsstücke; ihr Schulentlassungszeugnis vom Jahre 1890, ein Kopfkissen und eine Tasse mit Aufschrift „Der lieben Mutter". Ein Koffer barg ihre über alles verehrten Gesangbücher, die — wie sie erzählt — „oft mein letzter Trost" gewesen waren. Die Polen stellten den Koffer auf die Waage. Er wog fast 60 Pfund. „Der muss zum großen Gepäck", hieß es. Frau Nowak wartet heute noch darauf, dass er kommt . . .

 

13 Enkel

Eine Woche dauerte die Reise. In Friedland half wieder das Rote Kreuz. Seine Helfer fuhren Oma Nowak bis nach Bonn in die Friedrich-Wilhelm-Straße, wo die mit einem Polizeibeamten verheiratete jüngste Tochter Emma Frau Nowak mit zwei Enkeltöchtern nach ihrer Ankunft in Bonn und zwei der 13 Enkelkinder auf sie warteten. Nachdem sich Oma Nowak etwas von den Strapazen erholt hatte, gab es an einem Sonntag ein großes Familientreffen. Alle sechs Kinder (der älteste Sohn verunglückte nach dem Krieg in Königsberg) mit Enkeln und fünf Urenkeln waren gekommen.

 

Der grüßte Wunsch der Achtzigjährigen: Ihre Kinder, die alle in Rheinland-Westfalen und im Raum Hannover leben, einmal zu besuchen. Der Schwiegersohn meinte: „Den Wunsch werden wir ihr in den nächsten Wochen erfüllen“.

 

Seite 12   Schwedische Hilfe für ostvertriebene Bauern. Der Reichsverband der schwedischen Bauernverbände ruft zu einer Hilfsaktion auf.

Die führende schwedische Bauernzeitung hat unter der Überschrift „Hilfe für Berufsgenossen" längere Ausführungen über die Spenden für unsere vertriebenen Bauern gemacht. Die heimatvertriebenen Bauern müssen immer wieder dankbar die selbstlose Hilfe ihrer Berufsgenossen in Schweden anerkennen, die ihnen nicht nur materielle Hilfe bringt sondern auch das Gefühl, von Berufsfreunden umsorgt zu sein. Die RLF-Zeitung schreibt:

 

„Seit, mehreren Jahren hat der Reichsverband der schwedischen Bauernverbände neben seinen eigenen Arbeiten eine helfende Hand den deutschen Berufsgenossen reichen müssen, welche nach der Flucht vom Osten in den Westen besitz- und wurzellos geworden sind und die tastend nach einer Möglichkeit suchen, von neuem Wurzel zu schlagen und von neuem arbeiten zu dürfen in dem Beruf, den sie von Anfang an gewählt haben. Es sind Mittel gesammelt worden, hauptsächlich von RLF-Bauernverbänden, bis zu einem Betrag von etwa 750 000 Kronen. Hinzu kommen 65 000 Kronen, die nun dem Schwedischen Hilfswerk übergeben wurden von Bauern aus Jämtland und Härjedalen. Der Betrag erhöht sich also auf etwas über 800 000 Kronen. Einige weitere Bauernverbände dürften zurzeit daran arbeiten, um ihren Tribut zu entrichten. Im Allgemeinen kamen die Mittel zustande, indem die Bauern der einzelnen Verbände auf den Gegenwert einer Tageslieferung Milch verzichtet haben. Eine überwältigende Mehrheit der schwedischen Bauern — Groß- und Kleinbauern — haben auf diese Weise mitgewirkt. Das Resultat war nach schwedischem Maßstab verhältnismäßig gut. Eine andere Sache ist es, dass dies ein kleiner, kleiner Tropfen ist in dem großen Meer der Not.

 

Viele, die nicht weiter über den Hintergrund nachgedacht haben, fragen sich vielleicht: Ist das wirklich notwendig? Ist die Flüchtlingsansammlung immer noch so groß, ist jetzt nicht das meiste und schlimmste vorüber? Vielleicht sagt man auch: Damit sollte jetzt Westdeutschland alleine fertig werden. Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahre ist ja eine bekannte Tatsache. Dazu sind einige Zahlen notwendig, um diese Fragen zu beantworten.

 

Nach den neuesten Angaben beträgt die Zahl der aus dem Osten kommenden Bauernfamilien zurzeit rund 330 000 bzw. ungefähr 1 Million Menschen, d. h. beinahe ebenso viel Bauernfamilien wie in ganz Schweden. Davon konnten bis zum ersten Juli 1955 ungefähr 59 000 Familien in der westdeutschen Landwirtschaft eingegliedert werden. Darunter waren jedoch nur etwa 15 000 Vollbauernstellen. Der Rest hat sich, mit Notlösungen in der einen oder anderen Form begnügen müssen. Der Strom über die Grenze fließt weiter. Während des ersten Halbjahres 1955 kamen insgesamt 100 455 Flüchtlinge über die Grenze, davon 7144 mit Beziehung zur Landwirtschaft in der einen oder anderen Form und 1400 selbstständige Bauern.

 

Das Problem scheint unlösbar zu sein, weil der Strom vom Osten nicht aufhört. Wenn Flüchtlingsbauern neu angesiedelt werden, so wird und muss auch eine strenge Auswahl in Bezug auf Alter und sonstige Voraussetzungen, eine Landwirtschaft neu anfangen zu können, getroffen werden. Es muss auch berücksichtigt werden, ob der Betreffende auf irgendeine Weise zu den Erstellungskosten beitragen kann. Im Allgemeinen müssen von den Bauern 10% selbst aufgebracht werden. Diese 10% fehlen. Hier tritt die schwedische Hilfe in Aktion. Ein Bauer kann von einer Stelle, beispielsweise vom Hilfswerk der Schwedischen Kirche dank der Sammlung von RLF in Schweden die erste Hilfe erhalten, die notwendig ist, um die Türen zum staatlichen Kredit zu öffnen. Diese 750 000 schwedischen Kronen, die bisher nach Deutschland gesandt wurden, haben somit die Bewilligung von staatlichen Krediten in Höhe von 12 Millionen herbeigeführt, die Flüchtlingsbauern zugutekamen. Die Bauern, die dank dieser Spende angesiedelt werden konnten, hätten sonst vielleicht bis zum heutigen Tag in den Durchgangslagern bleiben müssen. Es gibt Flüchtlingsbauern, die in solchen Lagern viele Jahre zubringen mussten.

 

Was hier gesagt wurde dürfte als Begründung ausreichen für die weitere Flüchtlingshilfe, mit der wir in Schweden rechnen müssen. Es muss hinzugefügt und stark unterstrichen werden, dass die Frage der Eingliederung von Flüchtlingen in die westdeutsche Gemeinschaft in einer annehmbaren Form ein riesiges europäisches Problem ist. Eine wirkliche Lösung dieser Frage, soweit sie gelöst werden kann, liegt nicht nur im deutschen Interesse, sondern im Interesse aller Länder und Völker. Das Gegenteil muss eine wachsende latente Drohung für eine ruhige Entwicklung in Deutschland zur Folge haben. Was das für Europa im Allgemeinen wiederum für Folgen haben kann, das haben wir bereits in reichem Ausmaß kennengelernt. Das Schlimmste ist, dass die ganze Frage auf Grund des ständig neuen Stromes von Flüchtlingen wie eine Tragödie ohne Ende erscheint. Man schätzt, den Flüchtlingsbauern auf verschiedene Weise noch zwei bis drei Jahre Land vermitteln zu können. Aber Westdeutschland ist dicht bevölkert, die Parzellierung außerordentlich stark und den Möglichkeiten, Ödland zu kultivieren und neues Land zu verteilen, ist von der Natur schließlich eine Grenze gesetzt. Vielleicht ist es möglich, die jüngere Generation in der wachsenden westdeutschen Industrie unterzubringen. Aber für die, die im mittleren Alter stehen, die Landwirte waren und bleiben wollen, bedeutet das solche Anpassungsschwierigkeiten, die die meisten oft nicht bewältigen.

 

Selbstverständlich hat die Verschärfung, die die wirtschaftliche Situation der schwedischen Bauern in der letzten Zeit erfahren hat, ein schlechteres Klima für Hilfsaktionen wie die Flüchtlingshilfe für Vertriebene aus dem Osten geschaffen. Aber man kann immer noch ohne Übertreibung sagen, dass die Mehrzahl der schwedischen Landwirte „sich nicht zu nahe zu kommen braucht", wenn sie wohlwollend auf einen Appell achten, demzufolge sie den Gegenwert einer Tageslieferung auf Grund der unberechenbaren Böen der hohen Politik so schwer zu lösen ist. Vielleicht ist es ganz einfach nützlich für uns, über solche Dinge hier und da nachzudenken und ein wenig mit Hand anzulegen, um diese Probleme zu lösen. Vielleicht kann es uns helfen, selbst etwas besser das Gleichgewicht zu halten zwischen Materialismus und dem Gegenteil davon, was zweifellos eine wichtige Voraussetzung ist für unsere eigene Zufriedenheit im Leben. Keiner weiß um sein Schicksal. Heute gilt es dir, morgen mir. Lasst uns helfen, solange wir dies noch tun können“.

 

Diese Hilfsaktion des Reichsverbandes der schwedischen Bauernverbände verdient besonders auch in ideeller Hinsicht unsere volle Würdigung. Wenn die materielle Hilfe natürlich im Hinblick auf das Ausmaß der deutschen Katastrophe auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, so beweist sie aber, dass die richtige Erkenntnis sich im Ausland, dessen Einstellung zu uns Deutschen in den Nachkriegsjahren bisher immer nur von Hass diktiert war, allmählich Bahn bricht. Eine Wiedergutmachung der den Heimatvertriebenen angetanen unmenschlichen Behandlung ist jedoch nur dadurch möglich, dass man ihnen die Heimat wiedergibt.

 

 

Seite 12   Was bedeutet die Flurbereinigung? Neues Flugblatt, herausgegeben von der Pressestelle des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Bund und Länder stellen seit Jahren viele Millionen DM für die Flurbereinigung zur Verfügung mit dem Ziel, die Struktur des Dorfes und des bäuerlichen Betriebes zu verbessern.

 

Der Bauer fragt: „Warum wird das viele Geld gerade für die Flurbereinigung ausgegeben?"

 

Die Antwort lautet:

Weil endlich mit der Besitzzersplitterung und Parzellenwirtschaft aufgeräumt werden muss.

 

Weil endlich mit dem Flurzwang, der allen nur Ärger und Verdruss bereitet, Schluss gemacht werden muss.

 

Weil endlich die kilometerweiten Anfahrtswege und Viehtriften beseitigt werden sollen, damit der Bauer arbeiten kann und die Kühe Milch geben. Spazierengehen hat schon immer Zeit und Geld gekostet.

 

Weil endlich Wege- und Gewässernetz den neuzeitlichen betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten angepasst, und endlich der rentable Einsatz moderner landwirtschaftlicher Maschinen möglich werden muss.

 

Weil endlich das Grünland dahin kommen soll, wo das beste Futter wächst, und der Acker dort liegen muss, wo die höchsten Erträge zu erwarten sind.

 

Weil endlich durch die Flurbereinigung die Möglichkeit geschaffen wird, die für Mensch und Tier unerträglichen Gebäudeverhältnisse und die Hoflagen neu zu gestalten.

 

Weil endlich aussiedlungswillige, d. h. fortschrittliche Bauern auf ihrem eigenen Grund und Boden arrondierte Betriebe in der freien Feldmark erhalten können.

 

Weil endlich zu kleine Bauernbetriebe durch Landzulage aufgestockt werden können.

 

Weil endlich durch moderne Gemeinschaftsanlagen die übermäßige Arbeitsbeanspruchung von Bäuerin und Bauer erleichtert werden muss.

 

Weil endlich nach Durchführung dieser Maßnahmen die Kinder wissen sollen, wofür sie arbeiten.

 

Denn nach der Flurbereinigung ist allen geholfen, weil mit weniger Arbeit mehr Geld einkommt.

 

Zusatz der Schriftleitung:

Die wiederangesetzten heimatvertriebenen Bauern sind an der Flurbereinigung insbesondere interessiert, weil dadurch in vielen Fällen die Möglichkeit geboten wird, zu kleine Bauernbetriebe — vor allem solche, die über keine selbständige Ackernahrung verfügen — durch Landzulage aufzustocken. Die dafür in Frage kommenden Landsleute haben diesbezüglich zwar keine Rechtsansprüche, auch sind die Verhältnisse und die Notwendigkeiten zur Flurbereinigung in den einzelnen Gemeinden sehr verschieden gelagert, es empfiehlt sich aber, gegebenenfalls die Möglichkeiten einer Landzulage in Verbindung mit dem zuständigen Kulturamt festzustellen. Es ist dabei nicht unbedingt erforderlich, dass solche Feststellungen zu Zerwürfnissen mit den betroffenen Nachbarn führen. Taktvolles Vorgehen und Regelung in gütlichem Einvernehmen sind jedenfalls robusten Forderungen und amtlichem Zwang zur Landabgabe vorzuziehen.

 

Seite 12   Neuzeitliche Maschinenlohnunternehmen

Für kleinere und mittlere landwirtschaftliche Betriebe oder gar für Nebenerwerbsbetriebe ist die Eigenanschaffung moderner Maschinen oft nicht möglich oder wirtschaftlich nicht tragbar. Die auf kleineren und mittleren Betrieben vorhandene Zugkraft reicht in der Regel nicht aus, um neuzeitliche Vorrats- oder Vollerntemaschinen, beispielsweise für Hackfrüchte und Getreide oder auch andere technische Hilfsmittel, wie Stallmiststreuer und dergleichen, einzusetzen.

 

Die Beobachtungen im Ausland und neuerdings auch im Bundesgebiet haben gezeigt, dass der Lohneinsatz neuzeitlicher Maschinen mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Um Erfahrungen sammeln zu können, sollen den Ländern bestimmte begrenzte Beträge aus dem Grünen Plan zur Schaffung von Beispielen bei Errichtung neuzeitlicher Lohnunternehmen zur Verfügung gestellt werden.

 

Die Beihilfegewährung kommt in erster Linie in Frage an: vorhandene Lohnunternehmen (natürliche und juristische Personen), zur Ausweitung ihres Arbeitsbereiches mit neuzeitlichen Maschinen, an Flüchtlinge, Vertriebene, Bauernsöhne und Landhandwerker zur Erstellung eines gewerblichen Lohnunternehmens mit neuzeitlichen Arbeitsmaschinen.

 

Es ist vorgesehen, dass 25 Prozent des Anschaffungswertes bei einer Höchstbegrenzung auf 10 000 DM als Beihilfe gewährt werden können. Neben der Beihilfe stehen Zinsverbilligungsmittel für die Kreditbeschaffung aus dem Lübke-Plan zur Verfügung. Mit diesen Mitteln kann der Zinssatz um 2 Prozent gesenkt werden. Die Laufzeit der Kredite beträgt 3 bis 8 Jahre. Die Beihilfemittel sollen vornehmlich auch dort eingesetzt werden, wo die Kreditbeschaffung deshalb auf Schwierigkeiten stößt, weil der Antragsteller keine oder nicht genügende dingliche Sicherheiten geben kann.

 

Die Auswahl der Maschinen, die als beihilfefähig anerkannt werden, hat in Anpassung an die örtlichen Verhältnisse zu erfolgen. Gedacht ist in erster Linie an 1- oder 2-reihige Vorratskartoffelroder, an 1- oder 2-reihige Rübenrodegeräte, an Stallmiststreuer, Schädlingsbekämpfungsgeräte, Mähdrescher, Grabenräumgeräte oder andere Arbeitsmaschinen, die für die gemeinschaftliche Benutzung in Frage kommen.

 

Maschinen, die ohne Bedienungsmann ausgeliehen werden, fallen nicht unter die Maßnahme.

 

Der Antragsteller muss ausreichende Arbeitsflächen, die er vertraglich zu bearbeiten hat bzw. eine Mindeststundenzahl für den Einsatz seines Maschinenparks für den Jahresablauf nachweisen. Er hat also einen Einsatzplan vorzulegen und mit Hilfe der zuständigen landwirtschaftlichen Dienststelle ein Wirtschaftlichkeitsgutachten für das geplante Unternehmen zu erstellen.

 

Auf die Möglichkeit, dass heimatvertriebene Bauern mit maschinentechnischen Fähigkeiten sich als Maschinenlohnunternehmer eine neue Existenz gründen können, hat Oberlandw.-Rat Dr. Bartsch in einem Artikel in der Folge 35 der „Georgine" vom 27.08.1955 bereits ausführlich hingewiesen. Die Hauptschwierigkeit lag damals in der Kreditbeschaffung. Wenn auch durch die neuen Bestimmungen nunmehr die Gründungen von Maschinenlohnunternehmen erleichtert werden, so halten wir es doch für richtig, noch einmal besonders herauszustellen, was Dr. Bartsch in seinem Artikel abschließend sagte:

 

„Auch wenn die notwendigen finanziellen Mittel auf dem Kreditwege zur Verfügung stehen, ist besondere Vorsicht am Platze . . . Wechselschulden sind mit erhöhten Risiken verbunden. Solche Warnungen sind notwendig, damit gutgemeinte Anregungen nicht allzu unternehmungsfreudigen Landsleuten zum Schaden gereichen“.

 

Wer ist noch im Besitz eines ostpreußischen Landarbeiterrahmentarifs? Die Redaktion

 

 

Seite 12   Kolchosen sind ein Fass ohne Boden. Zahlreiche Produktionsgenossenschaften stehen vor dem Bankrott.

Die leitenden Agrarfunktionäre Pankows mussten in ihren Rechenschaftsberichten offen zugeben, dass die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften weit hinter den Leistungen der privaten Einzelbauern zurückstehen. Viele Kolchosen in Mitteldeutschland befinden sich trotz hoher staatlicher Zuschüsse am Rande des Ruins oder sind bankrott. Die Lebenshaltung der Genossenschaftsbauern bleibt weit unter dem Existenzminimum, wenn man von einigen „Musterkolchosen" absieht, die unter besonders günstigen Umständen wirtschaften.

 

Ende des vergangenen Jahres drohten allein im Bezirk Schwerin die Mitglieder von mehr als 40 Produktionsgenossenschaften mit ihrem Austritt, weil der Arbeitsertrag nicht lohnte. Von 17 Mitgliedern der LPG in Bergedorf traten 9 wieder aus, die LPG in Linden, Kreis Gransee, verfügt sogar nur noch über drei Mitglieder und ist deshalb arbeitsunfähig. Im Kreis Stralsund verwirtschafteten die Kolchosen ein Defizit von über 7 Millionen Mark, die LPG in Triebsee allein 300 000 Mark. Die Funktionäre dieser LPG mussten unter dem Druck ihrer Mitglieder pro Arbeitseinheit (achtstündiger Arbeitstag) 9 Mark auszahlen, davon konnten sie nur 35 Pfennig aus dem Eigenertrag der LPG bestreiten.

 

Nur durch immer neue Kredite kann der Bankrott solcher Produktionsgenossenschaften aufgehalten werden. Alleiniger Kreditgeber ist der Staat, deshalb wird das östliche Kolchosen-Experiment auf deutschem Boden immer kostspieliger. Der sozialistische Sektor der Zonenlandwirtschaft ist zum Fass ohne Boden geworden, in das immer neue Millionen aus dem schmalen Pankower Säckel abfließen.

 

Der Pankower „Finanzminister" Rumpf nannte bei der Begründung des Gesetzes über den Staatshaushalt die zur Förderung der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften im Jahre 1956 bereitgestellten Mittel. Für die LPG stellt der Pankower Staatshaushalt 95,8 Millionen Ostmark zur Verfügung, 91,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast ein Viertel dieser Summe, nämlich 25 Millionen Mark, ist für „zurückgebliebene Wirtschaften" bestimmt, "die aus örtlichen Landwirtschaftsbetrieben (d. h. herrenlosem Land geflüchteter Bauern) in Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften umgewandelt wurden.

 

In einem langfristigen Kreditplan werden für die Kolchosen außerdem noch 347 Millionen Mark bereitgestellt, gegenüber 290 Millionen Mark im Vorjahr. Dazu kommen 67 Millionen für die Hauswirtschaften der LPG-Bauern. Auch die völlig unrentabel wirtschaftenden Traktorenstationen muss Pankow mit 838,5 Millionen Mark stützen, fast 40 Millionen Mark mehr als im Vorjahr.

 

Was Rumpf bei dieser Gelegenheit über die angebliche finanzielle Förderung der Einzelbauern sagte, klang wie billiger Hohn. Deren staatliche Subvention seien die erhöhten Preise der landwirtschaftlichen Produkte, die über die Pflichtablieferung hinaus erzeugt werden, und die Ausgaben, die für die Leistungen der Traktorenstationen bei den Bauern entstehen. Es ist kein Geheimnis, dass die Bauern die Traktoristen der MTS selbst bezahlen müssen, wenn sie wirklich auf den Feldern der selbständigen Landwirte erscheinen, und zwar nach einem überhöhten Sondertarif.

 

Die Preise im freien Aufkauf hat Pankow am 1. Januar erheblich herabgesetzt und durch diese Maßnahme sogar eine Minderung der Einnahme geschaffen, die durch die geringfügige Erhöhung der Erfassungspreise keinesfalls ausgeglichen wird. Besonders für die Betriebe, die keine freien Spitzen verkaufen können, reicht die unbedeutende Einnahmesteigerung durch die Preiserhöhung der ablieferungspflichtigen Produkte nicht aus, um das Defizit zwischen Einnahmen und Ausgaben zu beseitigen. So sieht die von Rumpf gepriesene Subventionierung der mitteldeutschen Einzelbauern aus.

 

Seite 12   Moral beim Federvieh

Waren da in einer kleinen Landgemeinde zwei Nachbarn, deren Federvieh nicht selten gegenseitigen Anlass zu Misshelligkeiten gab, weil es sich weder um Grenzsteine, noch um Umzäunungen, noch um die Feindseligkeiten der Menschen kümmerte.

 

So kamen wieder mal letzthin die Gänse des A und mausten denen des B die Futterkörner vor dem Schnabel weg.

 

Schwapp! hat der B eine der Nachbargänse eingefangen, bringt sie heimlich in den Stall und hängt ihr ein Schildchen um den Hals mit der Aufschrift:

 

„Du sollst nicht stehlen!"

 

Kurze Zeit darauf wechselt ein Hahn vom Hofe des B in den Nachbargarten, und schon ist auch er von A geschnappt, um einige Minuten später mit dem Schild um den Hals zurückzukommen, auf dem geschrieben steht:

 

„Du sollst nicht ehebrechen!"

 

Seite 13   Elchschaufel und Ordenskreuz

Das erste Bezirkstreffen der Ost- und Westpreußen des Regierungsbezirks Aachen in der alten Kaiserstadt an der deutschen Westgrenze am 12. und 13. Mai war ein außerordentlich eindrucksvolles Bekenntnis von über 2500 Landsleuten zu ihrer alten deutschen Heimat im Osten. Das Treffen wurde am Sonnabend sinnvoll eingeleitet mit der Einweihung einer großen Tafel an der historischen Bundesstraße 1, der früheren Reichsstraße Nr. 1, die seit jeher die westliche mit der östlichen Grenze des Deutschen Reiches verbunden hat. In Gegenwart vieler Heimatvertriebener und zahlreicher Vertreter der Aachener wurde eine schöne Tafel geweiht, die die Inschrift trägt:

 

„Bundesstraße 1

führt zu den ostpreußischen Städten:

Königsberg,

lnsterburg,

Eydtkuhnen“.

 

Die Tafel zeigt die Wappen der beiden Grenzstädte Aachen und Eydtkuhnen.

 

Auf einem Kulturabend im überfüllten Auditorium Maximum der Technischen Hochschule Aachen, der vom eindrucksvollen Laienspiel „Ostland lebt", von Instrumental- und Gesangsvorträgen des Collegium Musicum und des Aachener Ostpreußenchors sowie von Gedichtvorträgen umrahmt wurde, würdigte nach Begrüßungsworten des Bezirksreferenten Landsmann Foerder, und Grußworten der Aachener Repräsentanten der 1. Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der Landsmannschaft Ostpreußen, Landsmann Grimoni, die Entwicklung der deutschen Arbeit im Osten. Im Blick auf die vorangegangene kleine Feier betonte er, dass die alte Reichsstraße von Aachen nach dem Osten eine Straße des christlichen Glaubens gewesen sei, eine Straße, an der dann die Deutschen ihre Siedlungen und Städte errichtet hätten. Für die Errichtung der Tafel, die ein Zeichen der geistigen Verbundenheit mit dem deutschen Osten sei, sagten die Ost- und Westpreußen dem Rat der Stadt Aachen ihren Dank. In Aachen habe ein Haus jenes Deutschen Ordens gestanden, der für Preußen so bestimmend geworden sei.

 

Zu einer Großkundgebung versammelten sich am folgenden Sonntag mehrere tausend Landsleute bei schönstem Wetter im Aachener Kurpark. Nach einleitenden Darbietungen der Trachten-Kapelle der Siebenbürgischen Landsmannschaft und dem gemeinsam gesungenen Lied „Wir beten in Nöten" begrüßte der Referent für den Regierungsbezirk Aachen, Landsmann Foerder, die Anwesenden und gedachte der Toten. Unter den zahlreichen Ehrengästen sah man auch den Aachener Regierungspräsidenten Schmitt-Degenhardt. In einem Grußwort an die Heimatvertriebenen aus Ost- und Westpreußen sagte der Präsident: „Aus Ihrem Leid als Vertriebene wächst Ihnen das Anrecht zu, dass das ganze Volk Ihr Schicksal mitträgt. Die Hilfe, die ein vom Krieg selbst sehr mitgenommenes Grenzgebiet bieten kann, ersetzt niemals die Heimat“. Die Forderungen aller Deutschen an die Siegermächte müssten deshalb immer dieselben bleiben, nämlich die Forderungen nach einer Rückkehr in die Heimat. Regierungspräsident Schmitt-Degenhardt, schloss mit dem Satz: „Betrachten Sie es als Ihre" Pflicht, den Willen zur Rückkehr wachzuhalten“.

 

Landesgruppenvorsitzender Grimoni erklärte in seiner Festansprache, die oft von starkem Beifall der Ost- und Westpreußen unterbrochen wurde, einleitend: „Am heutigen Muttertag danken wir unserer Mutter Ostpreußen, die uns zu Fleiß, Pflichtbewusstsein, Treue und Sparsamkeit erzogen hat“. Diese Tugenden hätten den Vertriebenen eher zu einem wieder menschenwürdigen Dasein verholfen, als alle Paragraphen des Lastenausgleichs. Auch im Zeitalter der Atombombe erwiesen sich immer noch Glaube und Recht als wirksame Kraft. Landsmann Grimoni äußerte dann das schärfste Befremden aller Heimatvertriebenen über die Verleihung des Aachener Karlspreises — „für Verdienste um Europa und den Frieden" — an Sir Winston Churchill. Jeder Vertriebene wisse, welche Rolle gerade Churchill bei der Austreibung von sechzehn Millionen Deutschen aus der ostdeutschen Heimat gespielt habe. Unter starkem Beifall seiner Zuhörer wandte sich der Redner gegen die Äußerungen Churchills während des Krieges und seine Bekundung, dass er — Churchill — die Austreibung der Ostdeutschen für diejenige Methode halte, „die zu einer dauerhaften Lösung führe“.

 

Der Redner erinnerte daran, dass es Churchill gewesen sei, der 1940 nach seinem Amtsantritt als neuer Ministerpräsident wörtlich erklärt habe, er führe keinen Krieg gegen Hitler, sondern er führe ihn mit Deutschland. Churchill habe 1943 auch versichert, er glaube nicht daran, dass Russland nach dem Kriege für Europa eine Gefahr sein werde. Die Verleihung in Aachen müsse als ein Schlag gegen die Menschen des deutschen Ostens empfunden werden. Ihnen klinge noch immer das Wort Churchills aus seiner Unterhauserklärung von 1944 in den Ohren, das da lautet: „Die Gebietsausdehnung in den Gebieten des deutschen Ostens findet die Unterstützung Großbritanniens“.

 

Scharfe Kritik übte der Redner auch an den Äußerungen des Bundesaußenministers von Brentano in London, die bekanntlich zu scharfen Protestaktionen der Heimatvertriebenen geführt haben. Man könne es nicht begreifen, wie ein deutscher Außenminister in London den Anspruch auf die Gebiete jenseits von Oder und Neiße „problematisch" nenne. Zu Europa sagten alle Heimatvertriebenen Ja, aber erst nach der Vereinigung aller deutschen Landesteile. „Wir Vertriebenen wollen unseren Beitrag zu diesen Aufgaben leisten, wir wollen unermüdlich dafür eintreten“. Der Redner betonte, dass wir jeden Gedanken eines Verzichts auf unsere Heimat nachdrücklich zurückweisen müssen. Da keiner den Tag der Heimkehr wissen könne, soll die Jugend verstärkt an die geistigen Kräfte zur Erreichung des Zieles herangeführt werden. Auch diese Kundgebung diene dazu, kundzutun, dass die Ostdeutschen nicht an Hass und Rache dächten, aber auch keinesfalls den Rechtsanspruch auf die angestammte Heimat fallen ließen. Die Kundgebung schloss mit dem gemeinsamen Gesang der drei Verse des Deutschlandliedes.

 

Am Sonntagvormittag hatten für die Ost- und Westpreußen in Aachen Gottesdienste beider Konfessionen in überfüllten Kirchen stattgefunden. Ein offenes Singen der Jugend am Elisenbrunnen mit Volkstänzen schloss sich an. Nach der Großkundgebung fanden am Nachmittag die einzelnen Heimattreffen statt, die so stark besucht waren, dass einzelne Heimatkreise andere Räumlichkeiten suchen mussten.

 

Seite 13   Aus der landsmannschaftlichen Arbeit …

BERLIN

Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat"

 

2. Juni, 19 Uhr, Heimatkreis Pillkallen/Stallupönen, Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

 

3. Juni, 15 Uhr, Heimatkreis Darkehmen, Kreistreffen, Lokal: „Zum Landsknecht". Berlin NW 21, Havelberger Straße 12, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

 

3. Juni, 15 Uhr, Heimatkreis Ortelsburg. Kreistreffen, Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, Bus A 16, 48, 25, Straßenbahn 44, 74.

 

3. Juni, 15 Uhr, Heimatkreis Wehlau-Tapiau: Kreistreffen, Lokal: Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstr., Bus A 16.

 

3. Juni, 14 Uhr, Heimatkreis lnsterburg, Kreistreffen (Frühlingsfeier), Lokal: Strandpavillon. Berlin-Wannsee, an der Dampferanlegestelle, S-Bahn Wannsee.

 

3. Juni, 16 Uhr, Heimatkreis Heilsberg. Kreistreffen, Lokal: Hansa-Restaurant, Berlin NW 87, Alt-Moabit 47/48, Straßenbahn 2, 3, 23. 25, 35 und 44.

 

3. Juni, 18 Uhr, Heimatkreis Osterode, Kreistreffen. Lokal: Sportklause, Berlin-Charlottenburg, Kaiser-Friedrich-Straße 63, Straßenbahn 3, 44, 60, Bus A 21.

 

3. Juni, 16 Uhr, Heimatkreis Lyck, Kreistreffen. Lokal: Konditorei Bolt. Berlin SW 61, Yorckstraße 80, U-Bahn Mehringdamm, Straßenbahn 2, 3, 95, 96.

 

3. Juni, 16.30 Uhr, Heimatkreis Sensburg, Kreistreffen, Lokal: Ideal-Klause, Berlin-Neukölln, Mareschstraße 14, S-Bahn Sonnenallee. Bus A 4.

 

3. Juni, 16 Uhr, Heimatkreis Tilsit, Tilsit-Ragnit, Elchniederung, Kreistreffen (Heimaträtselraten), Lokal: Reinickendorfer Festsäle, Berlin-Reinickendorf, Alt-Reinickendorf 32.

 

9. Juni, 18 Uhr, Heimatkreis Lötzen, Kreistreffen (Sommerfest), Vereinshaus Heumann, Berlin N 65, Nordufer 15, S-Bahn Putlitzstraße, Bus A 16.

 

9. Juni, 19.30 Uhr, Heimatkreis Königsberg, Bezirk Schöneberg, Bezirkstreffen, Lokal: „Zur Sonne", Berlin-Schöneberg, Kolonnenstraße 51.

 

10. Juni, 15 Uhr, Heimatkreis Neidenburg-Soldau, Kreistreffen in Anwesenheit vom Kreisvertreter, Landsmann Bürgermeister a. D. Wagner, aus der Bundesrepublik, Lokal: Ideal-Klause, Berlin-Neukölln, Mareschstraße 14, S-Bahn Sonnenallee, Bus A 4.

 

10. Juni, 16 Uhr, Heimatkreis Memel, Heydekrug, Pogegen, Kreistreffen, Lokal: Parkrestaurant Südende, Steglitzer Straße 14/16, S-Bahn Südende.

 

10. Juni, 16 Uhr, Heimatkreis Rastenburg, Kreistreffen, Lokal: Schultheiß am Lietzensee, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 109, S-Bahn Witzleben.

 

10. Juni, 16 Uhr, Heimatkreis Johannisburg, Kreistreffen, Lokal: Nogatklause, Berlin-Neukölln, Nogatstraße 50.

 

BAYERN

Vorsitzender der Landesgruppe Bayern: Dr. Thieler, München; Geschäftsstelle der Landesgruppe; Lothar Polixa, München 5, Rumfordstraße 40, Telefon 29 35 94.

 

Traunstein. Auf der Maiversammlung hieß der Vorsitzende, Alexander Schadau, den aus der Heimat gekommenen 71-jährigen Landsmann Bögel herzlich willkommen und überreichte ihm einen Geschenkkorb. Für die Treue zur Gemeinschaft erhielt die nach München verziehende Familie Erich Wolf als Ehrengabe ein wertvolles Heimatbuch. In einer würdigen Feierstunde wurde der Mütter gedacht. Der Vorsitzende, der auf die feste Fügung der Vereinigung in den nun sechs Jahren ihres Bestehens hinwies, gab bekannt, dass sie fortan die Bezeichnung „Ost- und Westpreußen" führen wird. — Die nächste Versammlung wird am 2. Juni stattfinden.

 

Regensburg. Auf einem von der landsmannschaftlichen Gruppe veranstalteten Heimatabend trug C. H. Dehn de Resee (Bayreuth) — früher Königsberger Schauspielhaus — eine sorgsam getroffene Auswahl aus Schöpfungen großer ostpreußischer Dichter in vollendeter Welse vor. Im zweiten Teil des Abends brachte er Proben urwüchsigen ostpreußischen Humors, darunter selbstverfasste Späße und Schnurren; ihm wurde reicher Beifall gespendet. Am gleichen Tage fand die Gründungsversammlung eines Bezirksverbandes der Landsmannschaften der Ost- und Westpreußen in der Oberpfalz statt. Die verstreuten Landsleute sollen zusammengefasst und betreut werden. In den Vorstand wurden gewählt:

 

Curt Winckelmann. Vorsitzender;

Helene Ritter, Schriftführerin;

Fritz Einsiedler, Kassenwart

 

Zum erweiterten Vorstand gehören die Vorsitzenden der angeschlossenen Ortsgruppen. — Am 3. Juni wird in zwei Omnibussen, für die Anmeldungen vollzählig vorliegen, eine Fahrt durch den Bayrischen Wald durchgeführt werden.

 

Augsburg. Auf der Delegierten-Versammlung der Orts- und Kreisgruppen aus Schwaben wurde vornehmlich über die Kulturarbeit und Organisationsfragen innerhalb der Gruppen beraten. Nach der Wiederwahl von Landsmann Fritz Hammerschmidt zum Regierungsbezirksvertreter fand eine allgemeine Mitgliederversammlung statt. Rechtsanwalt B. Konopatzky betonte, dass sich die Ost- und Westpreußen noch enger zusammenschließen müssten. Eingehend auf die Äußerung des Außenministers von Brentano zur Rückgliederung der deutschen Ostgebiete erklärte der Redner, dass diese Erklärung die schärfste Zurückweisung verdiene.

 

HESSEN

Vorstand der Landesgruppe Hessen: Konrad Opitz, Gießen, Grünberger Straße 144

 

Fulda. Anstatt einer Monatsversammlung wird am 10. Juni eine Omnibus-Fahrt nach Schloss Herzberg über Schlitz (dort Stadtbesichtigung) und Alsfeld stattfinden. Anmeldungen nimmt Fräulein Rosenbaum, Lindenstraße 7, entgegen.

 

Erbach/Odenwald. In der Jugendherberge fanden sich die Landsleute aus dem Kreise Erbach zusammen, um Abschied von den Herbergseltern, dem Ehepaar Gronau, zu nehmen, das nach

Karlsruhe übersiedelt. Auf der einen herrlichen Rundblick bietenden Terrasse war eine Kaffeetafel für fünfzig Erwachsene und zwanzig Kinder gedeckt worden. Dem Ehepaar Gronau, das stets treulich für die Landsleute gesorgt hatte, wurde mit Worten des Dankes ein Erbacher Erinnerungsbild überreicht. Es wurde beschlossen, die Zusammenkünfte auch weiterhin durchzuführen. In regelmäßigen Abständen werden sich die Landsleute im Gasthaus Walther in Stockheim treffen. Die Nachfolge von Hans Gronau übernimmt Landsmann Flötenmeyer.

 

Melsungen. Auf der Jahreshauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft der ostdeutschen Landsmannschaften am 6. Mai wurden als Kreisobmann der Ostpreuße Adolf Becker (Gensungen) und als Stellvertreter Dr. Anbuhl (Melsungen) gewählt. Am Nachmittag fanden sich alle ostdeutschen Landsmannschaften im „Alten Kasino" zusammen. Nach den Begrüßungsworten des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft, Adolf Becker, richtete namens der DJO Landsmann Blahn die Bitte an die Anwesenden, die Jugend in verstärktem Maße der DJO zuzuführen. Alle die Vertriebenen bewegende Gedanken behandelte der Hauptredner, der Vorsitzende der Landesgruppe Hessen unserer Landsmannschaft, Studienrat Konrad Opitz, in einem oft von Beifall unterbrochenen Vortrag „Die verlorene Heimat und ich". Er betonte, dass vor allem die Jugend für die Aufgabe gewonnen werden müsse, das Land im Osten wieder zu erhalten. Eingehend auf die Äußerung des Außenministers Dr. von Brentano, gemahnte er die Heimatvertriebenen noch enger zusammenzustehen, und in ihrem Willen auf die Rückgewinnung der Heimat nicht zu erlahmen. Die Darbietung klassischer Musik durch die ostpreußischen Geschwister Annemarie und Rosemarie Braun (Altmorschen) und Marlene Schmidt (Kassel) brachten den Jugendlichen Musikanten verdiente Anerkennung. Mit bewährter Darstellungsgabe führte Rektor i. R. Willi Damaschke (Rotenburg) die Landsleute während des heiteren Teil des Abends auf eine humorvolle Reise vom Baltikum bis zur Oder. – Hessen

 

BADEN/WÜRTTEMBERG

1.Vorsitzender: Hans Krzywinski. Stuttgart-W, Hasenbergstraße Nr. 43

 

Mannheim. Ein scharfer Protest gegen die Erklärung des Bundesaußenministers Dr. von Brentano wurde auf der Quartalsversammlung in der Gaststätte „Landkutsche" der örtlichen Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise erhoben. Die Anwesenden wurden auf die demnächst in Mannheim anlaufende Gesamterhebung der Vertriebenen hingewiesen. Hierbei wurde ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass die ausgefüllten Fragebogen der Landsmannschaft Ostpreußen, Gruppe Mannheim, einzureichen sei. Der 2. Vorsitzende Prieß hielt einen ausführlichen Vortrag über die Geschichte Memels, der durch Karten und Lichtbilder aus dem Städtischen Archiv der Patenstadt Mannheim ergänzt wurde; die Darstellung wird in den nächsten Versammlungen fortgesetzt werden.

 

RHEINLAND- PFALZ

Vorsitzender der Landesgruppe: Dr. Deichmann, Koblenz, Simmerner Straße 1, Ruf 7408. Geschäftsführung und Kassenleitung: Walter Rose, Neuhäusel (Westerwald), Hauptstraße 3.

 

Kaiserslautern. Der Vorsitzende Salomon wies auf dem letzten Heimatabend in der „Neuen Eintracht" auf den „Tag der deutschen Einheit" am 17. Juni hin und bat um rege Beteiligung. Kulturreferent Renk zeichnete in bewegten Worten ein Bild des heutigen Königsbergs. Vorträge des Jugendchors verschönten den Abend. — Für den 10. Juni ist ein Ausflug geplant: Abfahrt in einem Schienenbus um 7 Uhr vom Hauptbahnhof nach Heidelberg-Karlstor, anschließend zweieinhalbstündige Fahrt nach Neckarsteinach; Preis je Teilnehmer 8,50 DM. Gäste sind willkommen.

 

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimonl. (22a) Düsseldorl 10, Am Schein 14. Telefon 6 24 14.

 

Düsseldorf. Der Aufforderung zum Maiensingen waren etwa 250 Landsleute gefolgt. Umrahmt wurde der Abend durch Darbietungen des Chors. — Die Abschlussfeier für das Winterhalbjahr fand als Heimatabend der Kindergruppe in der Lessingschule statt, wobei Bastelarbeiten der Kinder gezeigt wurden. — Jeden ersten Sonnabend im Monat wird während des Sommerhalbjahres die Kindergruppe einen Ausflug unternehmen. Der erste ist für den 2. Juni nach München-Wert geplant; Treffpunkt 15 Uhr, Lueg-Platz. — Die Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise wird sich am Sonntag, dem 3. Juni, um 17 Uhr, im „Haus Niederrhein", Kronenstraße 62 versammeln. Es wird gebeten, die ausgehängten Erhebungsbogen sowie die Beitrittserklärungen zur Landsmannschaft mitzubringen.

 

Mülheim/Ruhr. Am Mittwoch, 6. Juni, um 20 Uhr, wird im Altenhof, Kaiserstraße, ein ostpreußischer Kulturabend stattfinden. Es werden Ruth Luise Schimkat, der Chor des VdL und das Mülheimer Streichquartett mitwirken. Karten sind in der Geschäftsstelle des VdL, Georgstraße 2, im Bettengeschäft Klinger, Bahnstraße (am Rathausmarkt) und an der Abendkasse zu haben. Unkostenbeitrag 0,60 DM. — Am 15. Juni wird ein Ausflug an den Rhein unternommen. Geplant sind eine Eisenbahnfahrt bis Boppard, von dort Schiffsreise bis Königswinter, Rückfahrt mit der Eisenbahn. Anmeldungen nehmen die beiden oben angegebenen Stellen entgegen. Die Eisenbahn- und Schiffskarten sind um 50 v. H. ermäßigt.

 

Duisburg. Die Vereinigung alter Löbenichter wird sich am Sonnabend, 9. Juni, 18 Uhr, im Hotel „Kronprinz" treffen.

 

Essen. Die Kreisgruppe Essen ladet alle Landsleute, Freunde und Bekannte auch die Jugend zu dem am Sonnabend, dem 26. Mai, 20 Uhr, im Steeler Stadtgarten stattfindenden „Heimatabend mit Ruth Luise Schimkat" herzlich ein. Anschließend Tanz in den Frühling! — Liebe Landsleute in Essen! Bringen Sie bitte alle von unserer Landsmannschaft ausgegebenen Erhebungsbogen des Deutschen Roten Kreuzes ausgefüllt und unterschrieben mit. Die Erhebungsbogen sollen dazu beitragen, eine Klärung des Schicksals der Vertriebenen, insbesondere eine Feststellung der deutschen Bevölkerungsverluste in den Vertreibungsgebieten zu ermöglichen. Es ist Pflicht eines jeden Landsmannes, einen Erhebungsbogen auszufüllen.

 

Essen. Die Landsleute aus den Memelkreisen, die jetzt im Ruhrgebiet wohnen, werden sich am Sonnabend, 26. Mai, ab 19 Uhr, in Essen-Steele, im Steeler Stadtgarten auf einem großen Heimatabend treffen. Ruth Luise Schimkat wird Ernstes und Heiteres in Mundart zu Gehör bringen, und eine Kapelle wird zum Tanz spielen. Für alle Zugreisende ist Steele-West Zielbahnhof. Vom Hauptbahnhof fährt die 18 und 25, vom Viehofer Platz die 9, Haltestelle ist Steeler Stadtgarten

 

Essen-Werden und Heidhausen. Mit dem Frühlingsfest am 12. Mai im K??h.  (unleserlich) Vereinshaus trat die Bezirksgruppe im größeren Rahmen erstmals an die Öffentlichkeit. Durch Gedichte, Volkstänze, Lieder und einem netten Theaterstück, gestaltet von der Jugend der Bezirksgruppe, unterstützt von den Jugendgruppen Tannenberg, Marienburg und Königsberg, wurden die Anwesenden erfreut. Die nächste Versammlung ist für Freitag, den 15. Juni, 20 Uhr, bei Strötgen geplant.

 

 

Essen-Heisingen. Die Bezirksgruppe lädt Mitglieder und Freunde zu einem Frühlingsfest am 27. Mai in der Gaststätte Kempgen ein. Beginn 19.30 Uhr.

 

Recklinghausen-Altstadt.

Der nächste Heimatabend der Gruppe wird als Frühlingsfest am Sonnabend, 26. Mai, um 20 Uhr, in Recklinghausen, im Handelshof, Holzmarkt 1, stattfinden. Neben vielen Überraschungen ist eine große Tombola mit schönen Gewinnen vorgesehen. — Am Dienstag, dem 5. Juni, werden sich alle heimatpolitisch interessierten Landsleuten um 20 Uhr im kleinen Saal des Handelshofes am runden Tisch treffen, um über heimatrechtliche und brennende Tagesfragen zu sprechen.

 

Witten - Ruhr. Im Joseph-Saal veranstaltete die Jugendgruppe einen Kultur- und Werbeabend, der gut besucht war, und zu dem sich zahlreiche Vertreter anderer Landsmannschaften einfanden. Zu Beginn des Abends fand die feierliche Übergabe eines Wimpels an die Jugendgruppe statt. Der Kulturwart ermahnte die Anwesenden in einer Ansprache, niemals den Glauben an die Heimat zu verlieren. — Am 27. Mai, 13.30 Uhr, werden sich die Landsleute auf dem Marktplatz (Verkehrspavillon) zu einer Fahrt ins Grüne treffen. Zum Ziel besteht Busverbindung. Es werden Belustigungen für klein und groß geboten.

 

Opladen. Auf der letzten Veranstaltung, die als „Tanz in den Mai" im Gasthaus Kuhl in Opladen-Lützenkirchen stattfand sprach der Vorsitzende Reh über die Bedeutung der Heimatabende. Die Ostpreußen in Opladen seien stolz darauf, dass sie im Rheinland viele Freunde gefunden hätten. Als Bekundung dieser Gesinnung werde die Stadt Opladen am 1. Juli auf den Antrag der landsmannschaftlichen Gruppe hin die Patenschaft für Treuburg übernehmen. Lieder und Tänze der DJO, lustige Vorträge und die Kapelle Otto Hebisch ließen bald eine frohe Stimmung aufkommen. — Der nächste Heimatabend wird wieder im Hotel Hohns, am Sonnabend, 2. Juni, 20 Uhr, stattfinden. Da er als „plattdeutscher Abend" dazu dienen soll, unsere heimatliche Mundart zu pflegen, werden alle Landsleute, die plattdeutsche Erzählungen und Gedichte vortragen können, gebeten, sich rechtzeitig beim Vorstand zu melden. — Die Besichtigung der Glashütte in Düsseldorf-Gerresheim wird am Mittwoch, 6. Juni, erfolgen. Abfahrt um 13.30 Uhr vom Rathausplatz Opladen. Teilnehmerkarten zum Preis von 2,50 DM werden beim Heimatabend ausgegeben werden. Gäste sind willkommen.

 

Borghorst. Die für den 26. Mai geplante Versammlung ist auf Sonnabend, 2. Juni, 20 Uhr, verlegt worden. Sie wird in der Gaststätte Tümler, Emsdetter Straße, stattfinden, der Singkreis sowie die Hauskapelle werden mitwirken; Unkostenbeitrag 0,50 DM. Vor Beginn werden die Mitgliedsbeiträge, die Anmeldungen zur „Fahrt ins Blaue" am 1. Juli entgegengenommen, sowie wichtige Bekanntmachungen erörtert werden.

 

Sterkrade. Jeden zweiten Dienstag im Monat findet um 20 Uhr ein Ostpreußenabend im Kolpinghaus, Wilhelmstraße, unter Leitung von Dr. Wick statt.

 

Ennepetal. Die Gruppe wird am 9. Juni eine Omnibusfahrt zum Ahrtal durchführen. Interessierte Landsleute können sich noch bei Landsmann Bündgens (Postamt) melden. — Die Jahreshauptversammlung wird am 23. Juni um 20 Uhr im „Gasthof zur Post", Inh. Gustav Schmidt, Milspe, stattfinden. Landsleute, die noch nicht Mitglieder sind, sind herzlich willkommen.

 

Seite 13   Foto: Man sieht es den fröhlichen Kindern Gesichtern der kleinen Ostpreußen an, wie schön die Feier auf der Terrasse der Jugendherberge Erbach im Odenwald ist.

 

Seite 14   NIEDERSACHSEN

Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen: Helmut Gossing, Hannover, Anzeiger Hochhaus, Goseriede 5/6.

Stellvertretender Vorsitzender H. L. Loeffke, Lüneburg, Vor dem neuen Tore 12. „Meyers Garten".

 

Osnabrück. Der für den 10. Juni vorgesehene Omnibus-Ausflug nach Espelkamp-Mittwald fällt aus, da an diesem Tage das Treffen der Allensteiner in Osnabrück stattfinden wird.

 

Oldenburg i. O. Eine besondere Veranstaltung war der heiter-besinnliche Dichterabend „Heimatland am Ost- und Nordseestrand", den die landsmannschaftliche Gruppe erstmalig zusammen mit dem Oldenburger Kring vorbereitet hatte. Der Kringbaas, Heinrich Diers, gab in seiner Begrüßung „Liebe Freunde der Heimat" der inneren Zusammengehörigkeit beredten Ausdruck. Herzliche Worte widmete er unserer Heimatdichterin Charlotte Keyser. die durch ihre Zusammenarbeit mit dem Oldenburger Kring hoch geschätzt werde.

Nachdem der 1. Vorsitzende der landsmannschaftlichen Gruppe, Lehrer Grabowski, sein herzliches Willkommen geboten, leitete der Ostdeutsche Heimatchor mit Liedvorträgen den Dichterabend ein. Abwechselnd in hochdeutsch und in ihrer angestammten Mundart lasen Charlotte Keyser, August Hinrichs, Karl Bunje und Gustav Grannas. Schlichte, von tiefem Ernst getragene Prosa von Charlotte Keyser, leiser Humor von August Hinrichs und verschmitzter und manchmal auch kräftiger Witz von Karl Bunje und Gustav Grannas vereinten sich zu einem Lied auf die unwandelbare Liebe zur Heimat. Mit dem gemeinsamen Lied „Kein schöner Land" wurde der Dichterabend geschlossen. Mit reichem Beifall dankten die zahlreichen Besucher. Dieser ersten gemeinsamen Veranstaltung werden weitere folgen.

 

Bremervörde. Am 3. Juni ist eine Gemeinschaftsfahrt nach Hamburg zum Königsberger und Allensteiner Treffen vorgesehen. Fahrpreis etwa 6,-- DM. Anmeldung bis 28. Mai im BvD-Büro, Brackmannstraße 1.

 

Arolsen. Bei einer Zusammenkunft im Kurhaus wurde Landsmann Adolf Demczenko herzlich begrüßt, der nach elf Jahren russischer Gefangenschaft wieder mit seiner Frau Gerda vereinigt ist. Das Ehepaar lebt in Korbach.

 

Seesen/Harz. Für die große Weserfahrt am 3. Juni gelten folgende Abfahrtzeiten: Bornhausen (Kammerkrug) 6.45; Seesen (Stadthaus) 7.00; Münchehof (Gasthof Reinecke) 7.15 Uhr.

 

Fallingbostel. Die nächste Zusammenkunft ist auf Dienstag, 12. Juni, festgesetzt. Vorgesehen ist ein „Gespräch am runden Tisch", wobei ein Tonbandgerät die vorgetragenen Sorgen und Nöte und die Vorschläge festhalten soll. Gebeten wird um die Anmeldung der Teilnehmerzahl zu dem beabsichtigten Ausflug im Juli. — Am 8. Mai gedachte der 1. Vorsitzende Mross der Gründung der Gruppe vor sechs Jahren. Sein Hinweis, dass die Pflege ostdeutschen Kulturgutes eine vornehmlichste Aufgabe der Landsmannschaft sei, wurde wieder durch eine Lesung aus ostdeutschem Schrifttum bestätigt. Die Anwesenden erlebten einen besinnlichen Abend, wobei auch der heimatliche Humor nicht vergessen wurde. — Auf der Zusammenkunft im April hielt Professor von Transehe, früher Dozent an der Rigaer Hochschule, einen Vortrag über das Deutschtum im Baltikum. — Im März wurden mehrere gute Kultur- und Dokumentarfilme aus verschiedenen Gebieten Ostpreußens gezeigt.

 

BREMEN

Vorsitzender der Landesgruppe Bremen: Rechtsanwalt und Notar Dr. Prengel, Bremen, Hamburger Straße 88/90.

 

Neue Gruppe Bremen-Nord

Die Landesgruppe Bremen führte am 12. Mai im Restaurant Havenhaus in Bremen-Vegesack, Am Hafen, eine Gründungsversammlung durch. Der 1. Vorsitzende unterstrich die Dringlichkeit einer solchen Gründung für den Raum Bremen-Nord. Dr. Prengel führte weiter aus, dass es eine Verpflichtung der Heimat gegenüber ist, in allen Landsleuten den Gedanken an Ostpreußen hoch zu halten und der Jugend die Heimat nahezubringen. Von allen Anwesenden wurde die Gründung begrüßt und einstimmig beschlossen, eine Landsmannschaft Ostpreußen, Bremen-Nord, innerhalb der Landesgruppe Bremen zu bilden. In den Vorstand wurden gewählt:

 

1. Vorsitzender: Dr. Bruno Brell, BremenVegesack, Uthoffstr. 40,

2. Vorsitzender und Kulturwart: Leo Weichert, Bremen-Vegesack, Rohrstr. 26 (zugleich  Geschäftsstelle),

Schriftführer: Else Radtke,

Kassenwart: Heinz Radtke,

Jugendwart: Harald Bobeth. —

 

Der nächste Heimatabend wird am 13. Juni, 20 Uhr, im Havenhaus, Bremen-Vegesack, Am Hafen, stattfinden. Zwei Landsleute, die kürzlich im Zuge der Aussiedlung aus der Heimat gekommen sind, werden über den heutigen Zustand Ostpreußens berichten.

 

HAMBURG

Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkalle 86, Postscheckkonto: Hamburg 96 05.

 

Einladung zur Jahreshauptversammlung (nur für Mitglieder)

Am Mittwoch, dem 30. Mai 1956, findet um 19.30 Uhr in der Aula der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, Hamburg 24, Lerchenfeld 2, die diesjährige Jahreshauptversammlung der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Hamburg e. V., statt. Tagesordnung: 1. Bericht über das vergangene Geschäftsjahr; 2. Kassenbericht; 3. Entlastung des Vorstandes; 4. Neuwahl des Vorstandes; 5. Verschiedenes. Im Anschluss an diesen offiziellen Teil wird unser Landsmann Storck einen Lichtbildervortrag über unsere Heimat Ostpreußen halten. Es wird erwartet, dass unsere Mitglieder recht zahlreich erscheinen.

Hans Kuntze, 1. Landesgruppenvorsitzender

 

Ostpreußenchor Hamburg

Zwecks Einstudierung eines neuen Liedes und Übung von zwei Chorälen für das Heimattreffen der Königsberger am 3. Juni werden alle aktiven Mitglieder des Chores gebeten, die nächsten Übungsabende am Donnerstag, 24. Mai, 20 Uhr, und am Donnerstag, 31. Mai, 20 Uhr (Generalprobe), im „Gesellschaftshaus Schäferkamp", Kleiner Schäferkamp 36, pünktlich zu besuchen.

 

Bezirksgruppenversammlungen

Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliedsausweise mitzubringen.

 

Wandsbek: Am Sonntag, dem 27. Mai. um 20 Uhr findet im Bezirkslokal Lackemann, Wandsbek, Hinterm Stern 4, unser zweiter Tonfilmabend statt. Es wird u. a. auch der Heimatfilm „Mutter Ostpreußen“ gezeigt. Landsleute aus anderen Stadtbezirken sowie Gäste sind ebenfalls willkommen.

 

Fuhlsbüttel: Nächste Kinderstunde am Montag, 28. Mai, ab 17.30 Uhr und Montag, 4. Juni, ab 17.30 Uhr. — Am Sonnabend, 9. Juni, 20 Uhr, Tanzabend. Eintritt 50 Pf, Gäste sind willkommen. Alle Veranstaltungen finden im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1, statt.

 

Altona: Am Donnerstag, 31. Mai, um 16 Uhr Kindergruppe in unserem Lokal „Stadt Pinneberg", Altona, Königstraße 260. — Die Bezirksversammlung am 7. Juni fällt aus, dafür findet am Sonntag, dem 10. Juni, ein Sommerausflug „Fahrt ins Blaue" mit Kindern statt. Treffpunkt: 9 Uhr Bahnhof Altona, S-Bahn-Sperre, Rückkehr 19 bis 20 Uhr. Für ein buntes Programm mit vielen Überraschungen und Tanz ist gesorgt. Fahrpreis Hin- und Rückfahrt etwa 1,-- DM.

 

Elbgemeinden: Am Sonnabend, 2. Juni, um 19.30 Uhr Jahresmitgliederversammlung und „Bunter Abend" in der „Johannesburg", Blankenese, Elbchaussee 566. Gäste anderer Bezirke sind herzlich willkommen.

 

Eimsbüttel: Am Sonnabend, 9. Juni, ab 19 Uhr in der Gaststätte Steenbock (Schultheiß), Hamburg 13, Beim Schlump 29, Besprechung wegen eines Ausfluges im Juli. Die Kinderjugendstunde findet regelmäßig jeden Dienstag um 15.30 Uhr im „Heim der offenen Tür", Bundesstraße 101, statt.

 

Harburg-Wilhelmsburg: Am Sonnabend, 9. Juni, findet um 20 Uhr im „Rönneburger Park" (Endstation Linie 13) eine gemeinsame Veranstaltung der ost- und mitteldeutschen Landsmannschaften aus Harburg-Wilhelmsburg statt. Da es sich um das erste gemeinsame Treffen handelt, wird um rege Beteiligung gebeten. Es werden die Vertreter aller Landsmannschaften zu Worte kommen. Näheres in der nächsten Folge des Ostpreußenblattes.

 

Kreisgruppenversammlungen

Goldap: Am Sonnabend, 26. Mai, 19 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83, gemütliches Beisammensein.

 

lnsterburg: Sonnabend, 2. Juni, 20 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83.

 

Allenstein: Am Sonntag, 3. Juni, findet in der Elbschloß-Brauerei in Hamburg-Nienstedten das diesjährige Heimattreffen für Allenstein-Stadt und -Land für den norddeutschen Raum statt, worauf wir unsere Mitglieder hinweisen.

 

Königsberg: Alle Landsleute aus Königsberg werden auf das Hauptkreistreffen des Kreises Königsberg-Stadt aufmerksam gemacht. Dieses Treffen findet am Sonntag, 3. Juni, in der Ernst-Merck-Halle statt. Näheres ersehen Sie unter Kreisnachrichten Königsberg.

 

Treuburg: Am Sonnabend, 9. Juni, ab 19 Uhr in der Gaststätte Steenbock (Schultheiß), Hamburg 13, Beim Schlump 29. Zu erreichen mit Linien 3, 16 und U-Bahn.

 

Ostpreußische Jugend in Hamburg in der DJO

Donnerstag, 24. Mai, 20 Uhr, Heimabend im Heim Lothringer Straße 18. — Montag, 28. Mai, 20 Uhr, Volkstanzkreis, Schule Winterhuder Weg 129. — Mittwoch, 30. Mai, 19.30 Uhr, Musischer Kreis bei Egon Bannis, Hamburg 24, Kuhmühle 4a

 

SCHLESWIG HOLSTEIN

Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein: Fritz Schröter, Kiel, Holstenstraße 46, II.

 

Kiel. Wenn sich genügend Teilnehmer melden, wird am 3. Juni, morgens 8 Uhr ab Kiel, Wilhelminenstraße 47/49 (Haus der Heimat), ein Sonderbus zum Königsberger und Allensteiner Treffen nach Hamburg fahren. Die Rückfahrt wird abends erfolgen, die genaue Zeit wird im Bus bekanntgegeben werden. Preis je Person 5 DM für Hin- und Rückfahrt. Anmeldungen für diese Fahrt werden am Donnerstag, dem 24. Mai und Freitag, dem 25. Mai vormittags zwischen 10 und 12.30 Uhr auf der Geschäftsstelle der Ostpreußen Hilfsgemeinschaft, Wilhelminenstraße 47/49, entgegengenommen. Die Bezahlung muss sofort erfolgen.

 

Uetersen. Das Maitreffen stand unter dem Leitgedanken „Ehrung der Mütter". Der Vorsitzende Tinschmann unterzog die Äußerungen des Bundesaußenministers Dr. von Brentano einer scharfen Kritik. Landsmann Preuschhoff gedachte in seiner Ansprache der Mütter als Hort der Familie. Unter der bewährten Leitung von Frau Eichler trug eine Gruppe junger Mädel Lieder und Gedichte zur Ehrung der Mütter vor. Klavier- und Geigenmusik bereicherten diese Stunde. Das beachtliche Ergebnis von 75 DM aus einer Verlosung zu Gunsten der Ferienverschickung ostpreußischer Kinder aus Berlin konnte der Geschäftsführung der Landsmannschaft überwiesen werden; ein Beispiel, das Nachahmung verdient. Landsmann Hermann wurde für seine vieljährige, selbstlose Tätigkeit ein Wandteller mit dem Wappen seiner Heimatstadt lnsterburg überreicht. — Auf der nächsten Zusammenkunft am 2. Juni wird Landsmann Preuschhoff Sitten und Gebräuche im Ermland schildern. — Für den 1. Juli ist ein Ausflug nach Lauenburg und in den Sachsenwald geplant; Karten sind in der Buchhandlung Andresen zu haben.

 

Seite 14   Eine Kundgebung der Ostpreußen in Lüneburg

Das tausendjährige Lüneburg ist eine Reise wert, vor allem, wenn man den Besuch dieser schönen mittelalterlichen Salz- und Heidestadt mit dem Wiedersehen vieler ostpreußischer Bekannter verbinden kann. So sah denn die Stadt mit der ehrwürdigen Vergangenheit unter den Sonntagsgästen auch viele Ostpreußen, die sich vor den Toren der Stadt zu einer Kundgebung des Regierungsbezirkes Lüneburg der Landsmannschaft Ostpreußen in „Meyers Garten" trafen; es waren etwa 1500 Landsleute erschienen. Bei den Klängen, die das Musikkorps des Bundesgrenzschutzes und ein Spielmannszug der Lüneburger Jäger in einem „Großen Militärkonzert" zum Besten gaben, und natürlich im Gespräch mit alten ostpreußischen Freunden und Bekannten verging dieser Nachmittag wie im Fluge. In dem netten Gartenlokal und zwischen unseren Landsleuten aus Lüneburgs engerer und weiterer Umgebung musste man sich einfach wohlfühlen.

 

Gegen Abend begann dann der offizielle Teil des Treffens mit einer Ansprache des stellvertretenden Landesgruppenvorsitzenden der Landsmannschaft Ostpreußen in Niedersachsen und Lüneburger Kreisgruppenvorsitzende, Ldsm. Loeffke. In den weiten Räumen der ostpreußischen Heimat, so sagte er, war uns der „Noaber", der Nachbar, zu einem Begriff gegenseitiger Hilfe und Tuchfühlung geworden. Jetzt ist es nötig, dass wir noch mehr als bisher in gemeinsamer Arbeit für die Heimat zusammenrücken. So freue er sich besonders über das Erscheinen benachbarter Gruppen zu diesem Treffen. Sehr herzlich begrüßte er auch die einheimischen Gäste. Unser Ostpreußen ist nicht nur unser Land, sondern deutsches und damit unser aller Land. Wenn wir einst heimkehren, werden niedersächsische Bauern und Bürger gleichfalls mit uns aufbrechen, wie schon einmal vor Jahrhunderten. Der Redner ging dann ausführlich auf die letzten politischen Ereignisse ein. Unter großem Beifall seiner Zuhörer bezeichnete er die Verleihung des Karlspreises an Churchill als einen groben Fehler, der jedoch keine ostdeutsche Katastrophenstimmung erzeugen muss. Erregte Zurufe kamen aus dem Saal, als der Redner auf die Londoner Äußerungen des Bundesaußenministers einging. Uns ist unser Rechtsanspruch auf die Heimat keine Stunde „problematisch" gewesen. Was jedoch im Zusammenhang mit Herrn von Brentano problematisch werden könne, so betonte er unter starkem Beifall, sei seine Stellung als Bundesaußenminister.

 

In Vertretung des Sprechers unserer Landsmannschaft. Dr. Gille, der einer Einladung nach den Vereinigten Staaten gefolgt ist, sprach das Mitglied des Bundesvorstandes Karl von Elern.

An den Äußerungen, von Brentanos, so sagte er, könne man ersehen, wie wichtig es ist, dass Sprecher der Heimatvertriebenen auch im Ausland wirkten, so wie jetzt Dr. Gille in den USA. Wenn wir Landsleute uns elf Jahre nach dem Zusammenbruch wiedersehen, so stellen wir immer wieder fest, dass es unzweifelhaft vielen gelungen ist, sich ein neues Leben aufzubauen, dass aber auch zahllosen alten Leuten vom Staat und von der Fürsorge nicht das gegeben wird, was ihnen zukommt. Das vielgerühmte Wirtschaftswunder wäre schließlich nie in diesem Maße eingetroffen, wenn wir Heimatvertriebenen nicht kräftig mitgeholfen hätten. Diese Tatsache sei immer noch nicht richtig erkannt. Auf die politische Entwicklung eingehend, führte von Elern aus, dass die Sowjets und die freie Welt unter Koexistenz etwas völlig anderes verständen; die freie Welt ein friedliches Zusammenleben, die Sowjets dagegen eine Atempause auf dem Wege zur Weltrevolution. Dass das Ziel der sowjetischen Machthaber unverändert geblieben ist, haben sie durch die drohenden Reden in England und auch durch ihre demonstrative Abfahrt zu diesem Staatsbesuch aus unserem geliebten Königsberg und Pillau gezeigt. Aus diesem Grunde müssen auch wir, die wir wie alle Welt dem Krieg aus tiefster Ablehnung entgegenstehen, wieder eine Wehrmacht haben. Wir Heimatvertriebene sind mit verpflichtet, Westeuropa nicht zur Beute des Kommunismus werden zu lassen. Von der Weltgeschichte gäbe es schließlich keinen Urlaub. Aus tiefem Herzen empfinden wir das Leid der achtzehn Millionen, die unter der Knute des Kommunismus in der Sowjetzone leben müssen und deren größte Sehnsucht der Freiheit gilt. Diese Sehnsucht, die sie an jenem 17. Juni so mutig gezeigt haben, wird in der Bundesrepublik leider im Tagesgeschehen allzu oft nicht erkannt. Wir wissen nicht, so schloss von Elern, aus welchen Gründen Gott uns ein so schweres Geschick auferlegt hat, aber wenn wir weiter jeder an seinem Platz stark bleiben, dann wird Gott unserer Arbeit auch den Segen geben. Der starke Beifall zeigte, wie sehr diese Ausführungen die Zustimmung der Zuhörer gefunden hatten.

 

Mit dem Singen der drei Strophen des Deutschlandliedes schloss die eindrucksvolle Feierstunde.

 

Am Vormittag hatte unter dem Vorsitz von H. L. Loeffke und in Anwesenheit des Mitgliedes des Bundesvorstandes Karl von Elern eine Arbeitstagung stattgefunden, bei der fast alle ostpreußischen Gruppen des Regierungsbezirkes Lüneburg vertreten waren. Es wurden heimatpolitische und verbandspolitische Themen behandelt und eine engere Zusammenarbeit innerhalb des Bezirkes beschlossen. — Der Kreisausschuss Rößel hatte seine Tagung ebenfalls nach Lüneburg verlegt.

 

Seite 14   Wir gratulieren …

zum 92. Geburtstag

am 26. Mai 1956, Reichsbahn - Obervorsteher Heinrich Schwarz, aus lnsterburg, Friedrichstraße 6, jetzt mit seiner Ehefrau in (20 a) Osloss Nr. 10, Kreis Gifhorn.

 

am 28. Mai 1956, Landsmann Friedrich Wieske, aus Kulligkehmen/Ohldorf. Er sorgte hier lange Zeit für das Wohl des Dorfes und Amtes. Seine Landsleute gratulieren dem Senior ihres Dorfes herzlich. Der Jubilar ist durch den Gumbinner Kreisvertreter Hans Kuntze, Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4, zu erreichen.

 

zum 91. Geburtstag

am 30. Mai 1956, Landsmann Franz Schlick, aus Rodenwalde, Kreis Labiau, jetzt bei seinem ältesten Sohn in Dortmund-Wambel, Am Hemesod 4.

 

zum 90. Geburtstag

am 26. Mai 1956, dem Altsitzer Adolf Hinz, aus Grünwalde, Kreis Ortelsburg. Er wohnt noch in der Heimat und ist durch seinen Sohn Gustav Hinz in Garding, Schleswig, Th.-Mommsen-Straße 24, zu erreichen.

 

am 28. Mai 1956, der Witwe Johanna Krüger, aus Prostken, Kreis Lyck, Hauptstraße 15, jetzt mit ihrer Tochter, der Witwe Selma Brosowski, in Wetzlar/Lahn, Phönixstraße 1, bei Familie Ebert.

 

am 1. Juni 1956, Landsmann Julius Dombowski, aus Klein-Bajohren, Kreis Gerdauen, jetzt bei ihrem Neffen B. Hundrieser in Westberlin, Reinickendorf 1, Winterstraße 10.

 

zum 88. Geburtstag

am 27. Mai 1956, der Witwe Ester Mrowka, aus Wiesenfelde, Kreis Treuburg, jetzt bei ihrer Tochter Johanna Wagner in Winsen a. d. Luhe, Ilmerweg 48.

 

zum 87. Geburtstag

am 30. Mai 1956, der Witwe Karoline Gohlke, geb. Großkreutz, aus Arnau, Kreis Osterode, jetzt bei ihrem Sohn in (20 b) Dassel-Solling, Kreis Einbeck, Erholungsheimerstraße 252.

 

am 30. Mai 1956, Fleischermeister Gustav Stolz, aus Lyck, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Anschrift liegt hier vor.

 

zum 85. Geburtstag

am 21. Mai 1956, Frau Susanne Packheiser, geb. Cieplick. Sie lebte früher in den Kreisen Braunsberg und Mohrungen. Seit der Vertreibung wohnt sie bei einer ihrer Töchter in Herringen bei Hamm, Westfalen, Beverstraße 40.

 

am 27. Mai 1956, dem Landwirt Johann Klimmek, aus Lindenheim, Kreis Lötzen, jetzt in Solingen-Widdert Nr. 19.

 

zum 84. Geburtstag

am 30. April 1956, Frau Auguste Eisentraut, verw. Neusesser, geb. Witt, aus Neukuhren, Bahnhofstr., Villa Dorothea. Sie wohnt jetzt mit ihren Kindern Eva Lau und Horst Neusesser in Lüneburg, Markus-Heinemann-Straße 17.

 

am 24 Mai 1956, dem Rentner Viktor Gabriel, aus Marienburg, jetzt bei seiner Tochter Katharina Nutz in Königslutter, Elmstraße 30 III.

 

zum 83. Geburtstag

am 1 Juni 1956, Landsmann Johannes Radtke, aus Königsberg, Königstr. 40, jetzt in Delmenhorst i. O., Im Winkel 6. Er war von 1900 bis zur Vertreibung 1945 Inhaber der bekannten Speditions- und Möbeltransportfirma Joh. Radtke.

 

zum 82. Geburtstag

am 19. Mai 1956, Lokomotivführer i. R. Adolf Starbatty, aus Osterode, Wilhelmstraße 17 a, jetzt in Dannenberg/Elbe, Bahnhofstraße 35.

 

am 20 Mai 1956, Landsmann Julius Plewe, aus Königsberg, Kuplitzer Straße 6 c, jetzt in Köln-Ehrenfeld, Leyendeckerstraße 44.

 

am 27. Mai 1956, Frau Marie Schwarz, aus Tenkitten, Kreis Samland, jetzt bei ihrem Schwiegersohn Erich Huuck in Bojum, Post Wippendorf, über Kappeln.

 

am 31 Mai 1956, Altsitzer Otto Kaiser, aus Liebenfelde, Kreis Labiau, jetzt in (23) Holte über Osnabrück 5, bei Neumann.

 

am 2. Juni 1956, dem Bauern Fritz Kapsteinat, aus Vogelsang, Kreis Heiligenbeil, jetzt mit seiner Ehefrau in Gremersdorf, Kreis Oldenburg/Holstein.

 

zum 81. Geburtstag

am 27. Mai 1956, Klempnermeister Otto Frank, aus Altenkirchen, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt bei seinem Schwiegersohn, Uhrmacher Franz Voigt, in (16) Veckerhagen/Weser, Weserstraße 28.

 

zum 80. Geburtstag

am 28. Mai 1956, der Revierförsterwitwe Marie Haschke, aus Johannisburg, jetzt in Göttingen, Untere Maschstraße 19.

 

am 29. Mai 1956, Landsmann Ludwig Bednarzik, aus Giesen, Kreis Treuburg, jetzt mit seiner Frau und seinem Sohn Richard in Opladen, Düsseldorfer Str. 134. Die landsmannschaftliche Gruppe Opladen gratuliert herzlich.

 

am 31. Mai 1956, Fräulein Martha Wittmann, aus Zinten, jetzt im Flüchtlingsaltersheim Haneburg in Leer.

 

am 31. Mai 1956, Frau Berta Kiewel, geb. Schatz, aus Memel, zuletzt Königl. Blumenau, Kreis Pr.-Holland. Sie wohnt mit ihrem Ehemann, der am 13. November 1955 80 Jahre alt wurde, bei ihren Kindern in Westerstede i. O., Hochkamp.

 

am 1. Juni 1956, der Witwe Luise Naroska, geb. Mosdzien, aus Mensguth, Kreis Ortelsburg, jetzt in Hoya/Weser, Backelberg 10, bei ihrer Tochter Maria Böhnke.

 

am 1. Juni 1956, Landsmann Hermann Terner, aus Damerau, Kreis Bartenstein, jetzt mit seiner Ehefrau in Essen-Kray, Korthower Weg 79.

 

zum 75. Geburtstag

am 18. Mai 1956, dem Bauern Gottlieb Nowakowski, aus Bergenau, Kreis Treuburg. Er lebt mit seiner Frau und seiner jüngsten Tochter, die im April einen Deutschen heiratete, noch in der Heimat. Er ist durch seinen Bruder Julius Nowakowski, Westrefeld bei Ladelund über Leck, Kreis Süd-Tondern, zu erreichen.

 

am 21. Mai 1956, Frau Gertrud Sahm, aus Zinten, jetzt bei ihrer Tochter Alice Klaukien, Hamburg 33, Lorichstraße 35.

 

am 23. Mai 1956, Reichsbahnassistent a. D. Gottfried Burrack, aus Lötzen, jetzt mit seiner Ehefrau in Lübeck, Hol. Bergenstraße 29.

 

am 24. Mai 1956, Haumeister Heinrich Fischer, aus Zimmerbude, Kreis Samland, jetzt mit seiner Ehefrau Minna in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch Erich Fischer, (20 b) Clausthal-Zellerfeld I, Marie-Hedwig-Straße 2, zu erreichen.

 

am 25. Mai 1956, Helene Faegenstedt, geb. Kaiser, aus Königsberg, zuletzt Mehlsack. Sie lebt mit ihrem Ehemann, Oberpostmeister i. R. Karl Faegenstedt, in Westerstedte i. O., Poststraße 7.

Am 19. Februar 1956 beging das Ehepaar das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

am 28. Mai 1956, Schmiedemeister und Bauer Wilhelm Arndt, aus Dothen bei Zinten, Kreis Heiligenbeil, jetzt bei seiner Tochter Vera Neumann in Wörrstadt, Kreis Alzey/Rh., Breslauer Straße 12.

 

am 29. Mai 1956, Frau Emilie Brosat, aus Königsberg, Sternwartstraße 58/59, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Sie ist durch ihre Tochter Charlotte Stanislaw, (22 b) Kaisersesch, Balduinstraße 114, zu erreichen.

 

am 29. Mai 1956, Landsmann Theo Kuhn, aus Königsberg, Lobeckstraße 3, jetzt mit seiner Familie in Gernlinden bei München.

 

am 31. Mai 1956, Schneidermeister George Motzkus aus Tilsit, Jägerstraße 32, jetzt mit seiner Ehefrau in Wichmannsburg über Bevensen, Kreis Uelzen.

 

Goldene Hochzeit

Am 31. Mai 1956 begehen das Fest der Goldenen Hochzeit Schmiedemeister Gustav Wiechert und seine Ehefrau Berta Wiechert, geb. Neumann, aus Hegehof, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt in Holtum/Marsch 9, Kreis Verden-Aller.

 

Am 1. Juni 1956, begehen der Bauer Louis Janz und seine Ehefrau Anna Janz, geb. Janz, aus Leitwaren, Kreis Elchniederung, jetzt in Rhade 116, Bezirk Bremen, das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Die Eheleute Karl Rittmeyer und Frau Minna Rittmeyer, geb. Klein, aus Ragnit, Landrat-Penner-Straße 7, jetzt in (13 a) Pleussen Nr. 25, Post Steinmühle, feiern am 2. Juni 1956 das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

Das Fest der Goldenen Hochzeit begehen am 3. Juni 1956 der Bücherrevisor und Steuerberater Oskar Kast und seine Ehefrau Luise Kast, geb. Skottke, aus Königsberg, Henschestraße 1, und Ostseebad Rauschen/Karlsberg, jetzt in Eschwege/Werra, Sonnenscheinweg 31.

 

Das Fest der Goldenen Hochzeit begehen am 4. Juni 1956, Landsmann Hermann Arndt und seine Ehefrau Elisabeth Arndt, geb. Grundtner, aus lnsterburg, Wiechertstraße 15, jetzt in Solingen-Ohligs, Weyerstraße 27.

 

Postamtmann a. D. Georg Zander und seine Ehefrau Helene Zander, geborene Reinhardt, aus Allenstein, jetzt in (20b) Niedersickte, Post Sickte, über Braunschweig, feiern am 4. Juni 1956 das Fest der Goldenen Hochzeit. Das Ehepaar stammt aus Gumbinnen, lebte dann in Marienwerder und Osterode und seit 1937 in Allenstein, wo der Jubilar das Bahnhofspostamt leitete.

 

Seite 15   Familienanzeigen

Am 7. Mal 1956 verstarb unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater, Richard Wiechert, Konrektor i. R. im fast vollendeten 83. Lebensjahre. Im Namen aller Anverwandten: Susi Wiechert. Pillau, Ostpreußen, jetzt Scheuerfeld Nr. 63 bei Coburg

 

Auf ihre letzte große Reise in die ewige Heimat, fern ihrer geliebten irdischen Heimat Königsberg, hat sich unsere liebe Mutter, Groß- und Urgroßmutter, Schwester, Schwägerin, Schwiegermutter, Gertrude Bieber, geb. Stiemert, im Alter von 71 Jahren begeben. Sie folgte ihrem Ehegatten Oskar Bieber, der am 24. Dezember 1946 in Königsberg verstarb. In stiller Trauer: Wolfgang Bieber, Wolfsburg. Gerhard Bieber, Schleswig. Elli Freiwald, geb. Bieber. Magdalena Bieber, Wilhelmshaven. Georg Stiemert, Langen, Hessen. Königsberg Pr., Speichersdorfer Straße 83, jetzt Wilhelmshaven, Neckarstraße 4, am 7. Mai 1956

 

Am 11. Mai 1956 ging meine gute, fürsorgende Tochter, unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, die Musiklehrerin Liesbeth Schroeder, nach kurzer schwerer Krankheit von uns. In tiefer Trauer: Gustav Schroeder, Obergerichtsvollzieher i. R., früher Wehlau, Ostpreußen. Walter Schroeder, Generalmajor a. D. Brigitte Schroeder, geb. Hampel. Thomas, Jürgen und Bergit. Die Beerdigung hat auf Wunsch der Verstorbenen in aller Stille auf dem Friedhof in Bissendorf stattgefunden. Bissendorf, Hannover und Koblenz. Emserstraße 29

 

Es ist bestimmt in Gottes Rat, dass man vom Liebsten, was man hat, muss scheiden. Nach Gottes unerforschlichem Ratschluss verstarb am 3. Mai 1956 meine über alles geliebte Frau, die Mutter unseres neugeborenen Kindes, meine liebe Tochter, unsere gute Schwester, Nichte, Schwägerin und Tante, Frau Hilda Masuhr, geb. Berger, aus Weidenau, Kreis Tilsit-Ragnit, im 36. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Kurt Masuhr mit Töchterchen Sigrid, Crailsheim, Wiesenstraße 5. Berta Berger, geb. Hoeldtke, als Mutter. Frieda Berger. Ida Berger. Edith Berger, Pfullingen, Württ., Friedrichstraße 9. Martha Küssner, geb. Berger, und Kinder. Diakonisse Charlotte Berger, sowjetisch besetzte Zone. Familie Kurt Berger, Hamburg-Bergedorf, Neuer Deich 33. Hedwig Berger. Anna Hoeldtke. Gertrud Günther, geb. Hoeldtke, Heidenheim/Brenz. Lucia Berger, geb. Runge, und Kinder, Hamburg-Curslack. Luise Masuhr, Gemünden (Main). Die Beerdigung fand am 7. Mai 1956 in Crailsheim statt.

 

Nach langjährigem Leiden, entschlief infolge Herzschlags, am 14. Mai 1956 meine liebe Frau, meine liebe Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Margarete Walpuski, geb. Kretschmann, kurz vor Vollendung des 69. Lebensjahres. Im Namen der Hinterbliebenen: Otto Walpuski. Dorothea Walpuski. Osterode, Ostpreußen, Elwenspoekstraße 22, jetzt Sülfeld 41, über Gifhorn. Die Trauerfeier fand am 18. Mai 1956 im Krematorium in Braunschweig statt.

 

Am 17. April 1956, an ihrem Geburtstage, rief Gott der Herr unsere liebe Schwester, Schwägerin, Nichte, Kusine und Tante, nach einem unendlichen, mit großer Ergebung getragenen Leiden sanft in sein Erbarmen. Emma Jorkowski, aus Moddelkau, Kr. Neidenburg, Ostpreußen, geboren am 17.04.1916, gestorben am 17.04.1956 in Lüneburg. Im Namen aller Angehörigen: Gerhard Froböse und Frau Hertha Froböse, geb. Jorkowski. ???????? (unlesbar) Straße 19. Am 22. April 1956 wurde sie in Einbeck zur letzten Ruhe gebettet.

 

Am 10. Mai 1956 entschlief nach langem Leiden im 73. Lebensjahre unsere liebe Schwester, Schwägerin, Tante, Großtante, Anna Klaws geb. Taureg, früher Königsberg Pr., Schubertstraße. Im Namen aller Hinterbliebenen: Siegfried Ludszuweit, Studienrat. Hann. Münden. Die Beerdigung hat am 14. Mai 1956 in Bad Pyrmont stattgefunden.

 

Zum Gedenken Am 27. März 1956 jährte sich zum neunten Male der Todestag unserer in russ. Gefangenschaft verstorbenen lieben herzensguten Mutter, Großmutter, Schwiegermutter und Tante, Emilie Klatt, geb. Tucholke, geboren am 13.06.1865 zur ewigen Ruhe gebettet im Massengrab Pobethen, Samland, Ostpreußen. Ihr folgte in polnischer Internierung am 10. Juni 1955 unser lieber guter Vater, Großvater, Urgroßvater, Schwiegervater und Onkel, der frühere Guts- und Ziegeleibesitzer auf Waldhof-Ortelsburg, Ostpreußen, Friedreh Erdmann Klatt, geboren am 01.11.1863, treusorgend und aufopfernd für jeden, in seiner geliebten Heimat unter der Fremdherrschaft. Nicht vergönnt war es ihm, von den Fremdlingen zugleich mit seinem Sohn als Spätheimkehrer aus der Gefangenschaft 1954 (Polen) herauszukommen. Auch sein letzter Wunsch, in der Heimat an der Seite seiner verewigten Mutter und seiner im Ersten Weltkriege gefallenen zwei Söhne und einer Tochter in Ortelsburg zur letzten Ruhe gebettet zu werden, war ihm nicht gewährt worden. Ferner gedenken wir unseres lieben Töchterchens Uta Charlotte Klatt, geboren am 26.01.1942, gestorben am 26.05.1945, welche unter den Russen umgekommen ist und in Neukuhren, Samland, Ostpreußen, ihre Grabstätte am 20. Mai 1945 zur ewigen Ruhe bekam. In stiller Trauer, unauslöschlicher Dankbarkeit und Liebe: Paul Klatt als Sohn und Vater. Gertrud Klatt, geb. Lambert, als Schwiegertochter und Mutter. Kinder Winfried, Ulrich und Margitta, Warthen-Königsberg, jetzt Rheinhausen (Rh.) Atroper Straße 19 a. Albert Klatt und Ruth Klatt, geb. Holstein, als Sohn und Schwiegertochter. Kinder und Enkel Friedbert und Anne-Ute, Waldhof-Ortelsburg, Ziegelei Stadtgut, jetzt Rheinhausen (Rh.) Jacobstraße 24. Klara Krueger, geb. Klatt als letzte Tochter. Enkelkinder Ruth Beine, geb. Krueger. Alfred Beine. Wilhelm Krueger, Lothar Kruege.r Ortelsburg. Sägewerke, jetzt Belecke (Möhne) Bahnhofstraße 16

 

Am 7. Mai 1956 ist mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwiegersohn und Onkel, Carl Brietzke, nach kurzer schwerer Krankheit im 69. Lebensjahre heimgegangen. Wir gedenken ferner unserer lieben Entschlafenen Walter Maruhn, geb. 19.08.1896, gest. 1945; Margarete Maruhn; geb. Bork; geb. 11.07.1900, gest. 1950; Dieter Maruhn, geb. 01.09.1923, gefallen 1945; Georg Maruhn, geb. 30.01.1926, gefallen 1943; Helene Bork, geb. 19. 01.1894, gest. 1949. Im Namen aller Hinterbliebenen: Hedwig Brietzke, geb. Bork. Rastenburg, Ostpreußen, jetzt Glinde bei Hamburg

 

Fern der geliebten Heimat sind unsere lieben Eltern von uns gegangen. Bäckermeister Hermann Parplies, gestorben am 1. Oktober 1954 in Pößneck, Thüringen, im 70. Lebensjahre; Frau Anna Parplies; geb. Parplies; im 70. Lebensjahre; verstorben während eines Besuches in München am 31. März 1956. Die Urne wurde am 5. Mai 1956 in Pößneck beigesetzt. Heimatanschrift: Goldap, Töpferstraße 6. Ihr bleibt uns unvergessen! Luise Tromm, geb. Parplies. Walter Tromm, München 9,  Scharfreiterplatz 7 III. Als Enkel: Hans-Joachim , Ekkehard, Marlis. Georg Parplies, z. Z. St. Blasien (Schwarzw.), Altes Kurhaus. Gertrud Parplies, geb. Tromm. Als Enkel: Georg, Ilse, Barbara.

 

Heute entschlief nach längerer Krankheit plötzlich mein lieber Mann, unser treusorgender guter Vater, Bruder, Onkel und Schwager, der Elektro-Ingenieur Hans Schlopsnies, früher Kuckerneese, Kreis Elchniederung, im 59. Lebensjahre. In stiller Trauer: Käthe Schlopsnies, geb. Goeritz. Adalbert, Thomas und Henriette, als Kinder, sowj. bes. Zone, den 20. April 1956

 

Schmerzerfüllt machen wir die traurige Mitteilung, dass es Gott dem Allmächtigen gefallen hat, meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Opa und Uropa, August Brahmann, Post-Betr.-Ass. i. R., im Alter von 85 Jahren zu sich zu rufen. Um stille Teilnahme bitten die trauernden Hinterbliebenen: Martha Brahmann, Kinder und Kindeskinder Breisach am Rhein, Werd 4, den 15. Mai 1956. Die Beerdigung fand am 18. Mai 1956 statt.

 

Nach vielen Jahren der Ungewissheit erhielten wir erst jetzt die schmerzliche Nachricht, dass unser lieber Vaater, Schwiegervater und Großvater, der Bauer Ensis Schakat, aus Baltupönen, Kr. Tilsit, während der Flucht aus der Heimat im Februar 1945 auf dem Frischen Haff, im Alter von 77 Jahren, entschlafen vorgefunden wurde. In stiller Trauer gedenken seiner: Emil Kairies und Frau Grete Kairies, geb. Schakat. Maria Rahm, geb. Schakat. Emil Schimtenings u. Frau Marta Schimtenings, geb. Schakat und vier Enkelkinder. Golzheim bei Düren, Rhld., Clenze bei Uelzen und Bramsche, Bez. Osnabrück, im Mai 1956

 

Zum zehnjährigen Gedenken. In Liebe und Wehmut gedenken wir meines geliebten Mannes, unseres herzensguten Bruders, Schwagers und Onkels, Schneidermeister Max Woschée, geb. 29.04.1903, Neuendorf, Kr. Lnsterburg, gest. 01.06.1946 Königsberg Pr. Im Namen aller Angehörigen: Meta Woschée, geb. Peters. Nordenburg, Kr. Gerdauen, Ostpreußen. Jetzt Leverkusen 3, Im Steinfeld 33

 

Zum Gedenken an seinem 30. Geburtstage unseres lieben einzigen unvergesslichen Sohnes Siegfried Bauer, geb. 29.05.1926 zu Tilsit, Ostpreußen, vermisst seit dem 12.01.1945 am Weichselbogen südl. Warschau, Feldpostnummer 45 814. Wer weiß etwas über seinen Verbleib? In Liebe und stillem Gedenken seine lieben Eltern und einzige Schwester. Franz Baier und Liesbeth Bauer, geb. Melikewitz, Tilsit, Ostpeußen, Grünwalder Straße 16, jetzt Stuttgart, Hahnstraße 14

 

Am 12. Mai 1956 entschlief sanft nach kurzem Leiden unsere mütterliche Freundin, die Musiklehrerin Helene Zielke, früher Gumbinnen, im 86. Lebensjahre. In stillem Gedenken: Geschwister Hintz. Berlin-Neukölln, Weserstraße 144 v. I

 

Am 11. Mai 1956 entschlief nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 88 Jahren, mein lieber Vater, Schwiegervater, unser guter Großvater, treusorgender Bruder, Schwager und Onkel, Ewald Kawlath, Oberzollsekretär i. R., früher Mohrungen, Pr.-Holländer Straße 36. Im Namen aller Angehörigen: Emil Kawlath. Schladen (Harz), Herm.-Müller-Straße 2

 

Wir gedenken in Liebe und Verehrung, Gutsbesitzer Hugo Scharfschwerdt, geb. 07.02.1888 in Wischehnen, gest. 31.05.1946 in Juditten; Horst Scharfschwerdt, geb. 20.12.1917, gef. 02.09.1942;

Eberhard Scharfschwerdt, geb. 26.04.1924, gef. 22.08.1944; Karl-Heinz Stier, Schwiegersohn, geb. 01.03.1916 in Osterode, Ostpreußen, gest. 18.11.1945 in Naltschick (Kaukasus); Florentine Gringel, geb. Ress, geb. 05.11.1868 in Nickelshagen, Ostpreußen, gest. 19.01.1947 in Juditten. Klara Scharfschwerdt, geb. Gringel, sechs Töchter, fünf Schwiegersöhne, zehn Enkel. Wischehnen, Kreis Fischhausen, Ostpreußen. Jetzt Bremen 8, Waller Heerstraße 217 II

 

Nach schwerem Leiden erlöste der Tod, fern der Heimat, unsere liebe Mutter und Oma, Clara Briggmann, geb. Paulski, im 82. Lebensjahre. In stiller Trauer: ihre Kinder. Enkelkinder und Verwandten. Mühlhausen, Ostpreußen, jetzt sowj. bes. Zone, den 9. Mai 1956

 

Allen lieben Freunden und Bekannten zeigen wir an, dass unsere gute Tante und Pflegemutter, Frau Johanna Otto, früher Heiligenbeil, Südl. Mauerstraße 13, am 13. Mai 1956 in Marburg (Lahn) im 74. Lebensjahre, gläubig heimgegangen ist. In Dankbarkeit und Liebe gedenken wir ihrer und ihres Mannes, der ihr schon auf der Flucht in Dänemark vorangegangen war. Ihr Gedächtnis wird unter uns im Segen bleiben! Frieda Perschel, Wolfsburg, Köhlerbergstraße 17. Alfred Perschel u. Familie, Wolfsburg, Köhlerbergstraße 17. Ewald Perschel und Familie, Marburg (Lahn), Reitgasse 5

 

Am 24. April 1956 entschlief sanft nach längerem Leiden meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Friderieke Neumann, geb. Packschieß, früher Zinten, Brotbänkenstraße 27. Im Namen aller Angehörigen: Gustav Neumann, Malermeister. Landesgut Lohne, Großburgwedel (Hann.)

 

Seite 16   Familienanzeigen

Nach Gottes Ratschluss entschlief heute sanft, kurz voll Vollendung seines 80. Lebensjahres, fern seiner geliebten Heimat, mein lieber Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater und Großvater, der frühere Gutsbesitzer Ernst-Rudolf Vogelreuter,  früher Schleusen. In tiefer Trauer: Luise Vogelreuter, geb. Buettler. Gertrud Macht-Vogelreuter. Ernst Vogelreuter. Rosemarie Vogelreuter, geb. Farnsteiner. Wolf-Dietrich und Renate, als Enkelkinder. Schleusen, Kreis Ebenrode, Ostpreußen, jetzt Gronau, Westfalen, den 7. Mai 1956. Die Beisetzung fand auf dem neuen evangel. Friedhof in Gronau statt.

 

In den Abendstunden des 5. Mai 1956 verstarb nach schwerer Krankheit im unerschütterlichen Glauben an seine ostpreußische Heimat mein lieber Mann und guter Lebenskamerad, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Landwirt und Bürgermeister von Correynen, Ostpreußen, Hermann Dirschauer, im 68. Lebensjahre. Herta Dirschauer, geb. Torunski, Correynen, Ostpreußen, jetzt Niedernhausen (Taunus). Die Beisetzung der Urne hat am 15. Mai 1956 auf dem Hauptfriedhof Frankfurt a. M. stattgefunden.

 

Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief am 2. Mal 1956 im fast vollendeten 85. Lebensjahre unser lieber treusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Urgroßvater und Onkel, der Altbauer Johann Schiffer, früher Lucken, Kr. Ebenrode, Ostpreußen. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Willi Schiffer und Frau. Todendorf, Kr. Plön, Ostholstein. Die Beisetzung hat in Lütjenburg stattgefunden.

 

Nur Arbeit war Dein Leben, Du dachtest nie an Dich. Am 8. Mai 1956 ist unser herzensguter lieber Sohn, mein einziger lieber Bruder, unser treusorgender Neffe und Enkel, Heinz Lindenau, im Alter von 28 Jahren plötzlich infolge eines Herzanfalls von uns gegangen. Er folgte seinem ältesten lieben Bruder Gerhard Lindenau, gefallen in Italien, am 24. Juni 1944. In tiefem Weh: Heinrich Lindenau und Frau Emma Lindenau, geb. Fischer. Klaus, als Bruder. Ernst Fischer und Frau. Gustav Fischer, als Opa und alle Verwandten. Mühlenhöh, Kr. Tilsit-Ragnit, jetzt Meilsen über Buchholz, Kr. Harburg

 

Nach Gottes unerforschlichem Ratschluss entriss uns der Tod durch einen Betriebsunfall am 20. April 1956 meinen lieben hoffnungsvollen und treusorgenden Gatten, unseren lieben Vater, meinen lieben Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, den Stoffwärter Josef Heinrich, früher Sensburg, Ostpreußen, im blühenden Alter von 46 Jahren. Sein Leben war nur aufopfernde Liebe für die Seinen. Er folgte seinem Vater Bauer Aloysius Heinrich, früher Königshöhe, Kr. Lötzen, am 30.01.1945 von den Russen erschossen und seinem Bruder Aloysius Heinrich, 1942 gefallen in Russland. Wir bitten, ihrer im Gebet zu gedenken. In tiefer Trauer: Anneliese Heinrich, geb. Lablack. Lothar und Klaus, als Söhne. Agnes Heinrich, als Mutter. Bertha Lablack, als Schwiegermutter. Johannes Heinrich und Familie. Maria Marchelleck, geb. Heinrich, und Familie. Salzgitter-Lobmachtersen, Frankfurter Straße 29

 

Evangelium Johannes 16. 22    Gott der Herr erlöste nach längerem Leiden durch einen sanften Tod meinen lieben Mann, unseren guten Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, den Pfarrer der Steindammer Kirche, Königsberg Pr. Martin Matz, in seinem 70. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Lucie Matz, geb. Goretzki. Gabriele Keller, geb. Matz. Gunther Keller. Seine Enkelkinder: Karin, Rainer und Birgit. Pfarrer Werner Matz und Frau Margarete mit Georg und Katharina. Helmuth Matz und Frau Hedwig. Bonn, Lübeck, Eberswalde, den 4. Mai 1956, Römerstraße 323

 

Gott der Herr rief am 9. Mai 1956 meinen lieben Mann, unseren treuen Vater und Großvater, Friedrich Brosien, Gärtnereibesitzer aus Allenstein, Ostpreußen, im 84. Lebensjahre zu sich in die ewige Heimat. Berta Brosien, geb. Bressem. Marta Eisenberger, geb Brosien. Frieda Klein, geb. Brosien. Friedrich Brosien jun. und Frau und vier Enkel. Hanau, den 9. Mai 1956

 

Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, am 27. April 1956 meinen lieben Mann, unseren guten treusorgenden Vater, Schwiegervater, Großvater, Schwager und Onkel, den Polizeimeister a. D. Franz Klohde, im 76. Lebensjahre nach kurzer Krankheit zu sich zu nehmen. In stiller Trauer: Marie Klohde, geb. Stockhaus. Heinz Klohde und Frau Frieda Klohde, geb. Schersching. Erwin Klohde und Frau Maria-Anne Klohde, geb. Vellage. Annemarie Krawulsky, geb. Klohde und Enkelkinder: Grasdorf-Hannover, Grasweg 33. Früher Angerburg, Ostpreußen

 

Am 18. April 1956 ging plötzlich und unerwartet, fern seiner geliebten unvergesslichen Heimat, nach kurzer Krankheit unser lieber Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Otto Winter, im Alter von 67 Jahren für immer von uns. Die trauernden Hinterbliebenen. Lopkeim, Kreis Osterode, Ostpreußen, jetzt Barkhausen a. d. Porta, Mittelweg 3 a

 

Nach jahrelangem Warten und Hoffen auf ein Wiedersehen erhielten wir jetzt durch einen Heimkehrer die traurige Nachricht, dass mein lieber Mann, unser lieber Bruder, Schwager und Onkel, der Obergefreite Alfred Arndt, am 23. Dezember 1944 im Kriegsgefangenenlager in Russland an Lungenentzündung gestorben ist. In stiller Trauer: Helene Arndt, geb. Deja. Ursula Alex, geb. Arndt. Erich Arndt und alle Angehörigen. Gr.-Nuhr, Kreis Wehlau, Ostpreußen. Jetzt Moorrege und Heepen.

 

Am 6. Mai 1956 verstarb unsere liebe Mutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Berta Eder, geb. Geruschkat, aus Wiekmünde, Ostpreußen. In stiller Trauer: Familie Hans Wessolowski. Max Eder und Frau. Familie Franz, Alfred und Ewald Geruschkat. Hedwig Krepstakies, geb. Geruschkat. Maschen, den 6. Mal 1956

 

Am 8. Mai 1956 entschlief nach längerer schwerer Krankheit im Krankenhaus Lübeck unser lieber guter Vater, Schwiegervater, unser lieber treusorgender Opa, Schwager und Onkel, der Bauer Rudolf Nietzky, Brassendorf, Kreis Lötzen, im 73. Lebensjahre. Er folgte unserer lieben Mutter nach drei Jahren und unseren drei, 1942 im Osten gefallenen Brüdern in die Ewigkeit. In tiefer Trauer, im Namen aller Angehörigen: Ernst Schreiber. Emma Schreiber, geborene Nietzky. Unewattfeld, Kreis Flensburg.

 

Fern, seiner lieben ostpreußischen Heimat verstarb am 7. Mai 1956, um 19.30 Uhr, nach langer, in großer Geduld ertragener Krankheit mein lieber guter Mann, unser treusorgender Vater, Schwiegervater, Opa, Schwiegersohn, Bruder, Schwager und Onkel, Postsekretar August Wiebe, aus Osterode, Ostpreußen, Kaiserstraße 25, im Alter von 61 Jahren. In tiefer Trauer . Mathilde Wiebe, geb. Naguschewski. Georg Wiebe, vermisst. Wolfgaug Lampe und Frau Irene Lampe, geb. Wiebe. Arnold Wiebe und Hannelore Wagner, als Verlobte. Oswald Wiebe. Reinhard Valentin und Frau Margot Valentin, geb. Wiebe. Ursula Wiebe. Auguste Naguschewski. Corinna und Ronald als Enkelkinder. Itzehoe, Hamburg, Düsseldorf, den 7. Mai 1956, Langer Peter 19. Die Beerdigung fand am Freitag, dem 11. Mai 1956, um 15 Uhr in Itzehoe statt.

 

Zum fünften Mal jährt sich der Todestag meines lieben unvergesslichen Mannes, unseres herzensguten Bruders, Schwagers und Onkels, Franz Franzke, Bundesbahn-Oberinspektor i. R., geb. 03.05.1886, gestorben am 07.06.1951, auf einer Erholungsreise in Weinsberg-Heilbronn. In stillem Gedenken: Anna Franzke und Angehörige. Früher Königsberg Pr., jetzt Hameln

 

Nach längerem schwerem Leiden entschlief am 8. Mal 1956 unser guter Vater, der Landwirt und frühere Gutsbesitzer Gustav Gerlach, im 82. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Margarete Gerlach, Bordesholm, Kiel. Heinz Gerlach, Peru, Südamerika.

 

Am 14. April 1956 entschlief sanft nach schwerem Leiden im Alter von 87 Jahren meine liebe Mutter, unsere geliebte Großmutter, Urgroßmutter und Schwiegermutter Anna Junk, geb. Wenk. Sie folgte ihrem vor einem Jahre verstorbenen Sohne Oscar J. Junk in die Ewigkeit. Sie wurde am 17. April 1956 neben Ihrem Manne auf dem St.-John's-Friedhof beerdigt. Alma Schoene, geb. Junk. Königsberg Pr., Yorckstraße 64. Jetzt 6635 Idaho Ave., St. Louis 11, Mo. USA. April 1956

 

Ich hab' den Berg erstiegen, der euch noch Mühe macht. Lebt wohl, ihr meine Lieben, Gott hat es wohl gemacht. Am 11. Mai 1956 verschied nach schwerem Leiden unsere liebe Mutter, Großmutter, Urgroßmutter und Tante, Maria Ziemek, geborene Koschinski, im 77. Lebensjahre. In stiller Trauer: Als Kinder, Fritz Ziemek. Marie Lippek, geborene Ziemek. Frieda Klimaschewski, geborene Ziemek. Willi Ziemek. Schwiegersöhne, Schwiegertöchter und Enkelkinder. Früher Ortelsburg, Horst-Wessel-Straße 29.  Jetzt Düsseldorf-Holthausen, Eichenkreuzstraße 41

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