Ostpreußenblatt, Folge 20 vom 19.05.1956
Ostpreußenblatt
Seite 1 Foto: Aufnahme: Karl Maslo
Pfingstlicher Heideweg in Ostpreußen.
Heimat! Und das Herz wird weit
voller Wehmut und Verlangen.
Ach, wie oft in früherer Zeit
bin ich diesen Weg gegangen!
Wenn der Kuckuck morgens rief,
Wenn das Birkenkätzchen staubte,
Wenn die Heide abends schlief,
Wenn der Wald sich grün belaubte,
Wenn die Liebe mich zu dir
hinzog wie das Schiff zum Hafen -
War es damals nicht grad hier,
dass sich unsre Herzen trafen?
Und ich sah schon durchs Geäst,
wo des Weges sanftes Biegen
dies und das erraten lässt,
deinen roten Rock sich wiegen.
Ist auch alles lange her,
ist die Zeit auch längst verklungen:
Unverlierbar mehr und mehr
wachsen die Erinnerungen
Seite 1 Von Unterstaatssekretär Murphy empfangen. Dr. Gille legte die Auffassung der deutschen Heimatvertriebenen dar.
Der Sprecher unserer Landsmannschaft, Bundestagsabgeordneter Dr. Alfred Gille, wurde auf seiner Amerika-Reise am 11. Mai 1956 von dem Unterstaatssekretär des State Department, Robert Murphy, empfangen. Dr. Gille legte in der Unterredung, die etwa eine halbe Stunde dauerte, die Auffassung der deutschen Heimatvertriebenen zu der Frage der deutschen Ostgebiete dar. Unterstaatssekretär Murphy bestätigte, dass die Regierung der Vereinigten Staaten unverändert an ihrem Standpunkt festhält, dass die Frage der Ostgrenze Deutschlands erst in einem Friedensvertrag mit einer gesamtdeutschen Regierung festgelegt werden könne. Er fügte dann wörtlich hinzu: „Das amerikanische Volk und seine Regierung bringen den Wünschen und Hoffnungen der deutschen Heimatvertriebenen auf eine friedliche Rückkehr in ihre Heimatgebiete Sympathie und Verständnis entgegen“.
Seite 1 Illusion, Verantwortung und Phantasie.
Ein großer Mann betrat am Donnerstag der vergangenen Woche zum ersten Mal seit elf Jahren wieder deutschen Boden. Einer der Sieger von gestern nahm von den Besiegten von gestern, einen Preis an, den Karlspreis der Stadt Aachen. Bundespräsident und Bundeskanzler nahmen an der feierlichen Zeremonie teil. Reporter melden, dass Winston Churchills blaue Augen feucht schimmerten, als ihm, der Bürgermeister von Aachen die Medaille am gelbschwarzen Band um den Hals legte. Ihre Inschrift lautet: Winston Churchill — Hüter menschlicher Freiheit — Mahner der europäischen Jugend. Vor dem Rathaus wurde der Preisträger von Tausenden begrüßt und beklatscht.
Winston Churchill ist wirklich ein großer Mann, ein genialer Politiker, Retter seines Vaterlandes. Und wohl auch ein großer Europäer, denn er war der erste unter den führenden Männern der Alliierten, der, im Jahre 1946, das Wort Versöhnung aussprach. Gewiss, er ist Engländer, er hat zwei Kriege mit uns geführt, er liebt uns nicht. Wenn er die Hand zur Versöhnung ausstreckte, so geschah das aus nüchternen machtpolitischen Erwägungen. Wir haben die Hand ergriffen. Gut. Aber wir haben nicht vergessen, was vorher war, wir können und dürfen es nicht vergessen, weil diese Vergangenheit allzu sehr noch Gegenwart ist. Deshalb befremdet uns die Verleihung des Preises, die Inschrift der Medaille ruft unseren Widerspruch hervor.
Aber es ist nun einmal geschehen, und wir hätten uns damit abgefunden, hätten die in ihren Folgen so gegenwärtige Vergangenheit im Zusammenhang mit Aachen nicht aufgerührt, wenn nicht — ja, wenn Sir Winston Churchill dort nicht eine Rede gehalten hätte, die uns alarmiert.
Illusion
„Ich habe mit Freuden gesehen", sagte Churchill, „dass die jüngsten Änderungen in den russischen Anschauungen auf Polen schon jetzt nicht ohne Wirkung geblieben sind. Es kann sein, dass andere Änderungen folgen werden, die Tschechoslowakei ihre Freiheit wiedergewinnt und vor allem Deutschland wiedervereinigt wird“. Und er entwickelte den Plan für eine große Allianz der europäischen Mächte, zu der auch ein „neues Russland" gehören könnte. Er sähe keinen Grund, weshalb sich ein neues Russland, das sich wirklich von der Politik Stalins abwende, nicht dem Geist des feierlichen Abkommens der NATO anschließen könnte.
Die deutsche SPD hat dieser Rede Beifall gezollt, nennt sie kühn und doch realistisch. Adenauer hingegen ist auf Churchills politischen Vorstoß in seiner Erwiderungsansprache überhaupt nicht eingegangen. Aber überlegen wir doch: wenn der Abgeordnete XY derartige Ausführungen gemacht hätte, wir hätten darüber zur Tagesordnung übergehen können. Churchill aber hat zwar kein Amt mehr, doch was er sagt, hat Gewicht, sein Einfluss ist noch immer groß. Was er in Aachen äußerte, ist gefährlich. Das ist erkannt worden, wenn zum Beispiel der Pressedienst der FDP schreibt: „Im Augenblick der Paktausweitung nach Osten ist keinerlei Sicherheit gegeben, ob und wann die Wiedervereinigung verwirklicht wird. Das ist eine Ungewissheit, der sich eine umsichtige und zielstrebige deutsche Wiedervereinigungspolitik niemals ausliefern darf“. Und besonders klar erkennt der konservative britische „Daily Telegraph" die Lage mit seinem Kommentar: „Prophezeiungen, besonders von einer so hervorragenden Seite, bringen eine alles überschattende Gefahr mit sich. Sie ermutigen uns, das, was in der Zukunft möglich ist, mit dem durcheinanderzubringen, was gegenwärtig durchführbar ist. Der sicherste Weg, Sir Winstons prophetischen Genius zunichte zu machen, wäre, seine These zu verfolgen, während die Zeit dazu noch nicht reif ist“. Die Zeitung schreibt: „Russland jetzt in die große Allianz der NATO einzubeziehen, würde ihre sichere Zerstörung bedeuten“.
Leider sieht man nicht überall so klar. Der Leitartikler der „Welt" möchte den „Glauben an die russische Wandlung" als ein Stück politischer Wirklichkeit sehen. „Am Ende eines langen und erfolgreichen Lebens sieht Churchill mit Sorge den Zustand der äußersten Gefahr, in den die Welt geraten ist.
Er will sie aufrufen, diese Gefahr zu bannen . . ."
Verantwortung
Und das fordert die Frage heraus, ob Winston Churchills Leben wirklich so erfolgreich war, ob er nicht mitverantwortlich ist für den „Zustand äußerster Gefahr", in den die Welt geraten ist.
Beim Empfang Churchills in Bonn sagte der Bundespräsident in seiner Tischrede: „Wir sehen Sie, Sir Winston, in dieser Epoche als eine bewegende Geschichtsgestalt. Schon heute wissen wir, dass manche politische Fehlentscheidung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg gegen Ihren Rat und gegen Ihre Warnung getroffen wurde . . ." Wirklich: Churchills Idee war es, die geplante Invasion vom Balkan aus mit der Stoßrichtung nach Norden zu unternehmen; das hätte die Sowjets von Europa ferngehalten. Und das war Churchills Sternstunde; nicht seine Schuld, dass Stalin und Roosevelt ihn überstimmten. Aber dann? Aber dann?
Jalta und Potsdam! Churchill gab sein Ja zur Zerstückelung Deutschlands, zur Vertreibung der Deutschen aus Ostpreußen, Schlesien, Westpreußen, Pommern, Ostbrandenburg! Auf der ihm verliehenen Medaille steht: Hüter menschlicher Freiheit . . .
Vielleicht geschah dies alles in der Psychose des Sieges über Hitler? Sei es, doch die Psychose ging vorüber, zehn Jahre Zeit blieben, um feierlich zurückzunehmen vor aller Welt. Churchill hat es nicht getan. Es ist bei halben Erklärungen geblieben, bei Hinweisen auf die endgültige Grenzziehung im nebelhaften Friedensvertrag und bei jener Äußerung, die mehr zynisch als selbstkritisch ist, man habe „das falsche Schwein geschlachtet".
Mit feucht schimmernden Augen nahm er die Medaille entgegen. Sir Winston — Mahner der europäischen Jugend . . .
Er, der in entscheidender Stunde vergaß, dass Königsberg und Breslau zu Europa gehören. Dass Reval, Riga, Kowno, dass aber auch Warschau, Prag, Budapest, Bukarest zu Europa gehören. Was er jetzt von der Freiheit Polens und der Tschechoslowakei sagte und auch von der Wiedervereinigung, klang nur schüchtern. Die deutschen Ostgebiete, das Land, aus dem wir vertrieben worden sind, ließ er ganz aus. Massiver aber klangen die Worte: „Wir müssen einsehen, wie tief und aufrichtig die russischen Befürchtungen wegen der Sicherung ihrer Heimat gegen eine Invasion von außen sind!" Das heißt, wir möchten ihn schonen und respektieren: den Sicherheitskomplex eines Räubers um seine Beute! Den sollten wir anerkennen?
Phantasie
Churchill sah ein „neues Russland". Hat er vergessen, was Chruschtschow in London auf dem Bankett der Labour Party entschlüpfte? Sieht er nicht, dass die Entthronung Stalins für Moskau nur eine Gelegenheit ist, den Westen einzuschläfern und zugleich die Satelliten noch schärfer an die Kandare zu nehmen? Weiß er so wenig vom Marxismus-Leninismus, hat er die Verlautbarungen des XX. Parteitages der KPdSU so flüchtig nur studiert, um annehmen zu können, die Sowjets würden je auf ihr Ziel der Welteroberung verzichten?
Aber Sir Winston ist ein großer Mann, und wir suchen eine Erklärung. Gerade jetzt ist der erste Band seines neuen großen Werkes in London erschienen: die „Geschichte der englischsprechenden Völker". Dies Werk gibt Aufschluss. Es ist glänzend geschrieben, aber es geht mit den historischen Tatsachen recht großzügig um. Weder die wirtschaftlichen noch die sozialen Antriebskräfte der Geschichte werden berücksichtigt, das Völkerrecht spielt keine Rolle, wir lesen eine Hymne auf Englands große Männer, auf die unbestreitbare britische Zähigkeit und Tapferkeit. „Eine Mischung von Romantik, historischer Phantasie und brutaler Realität“, schreibt der „New Statesman“.
Phantasie, das ist es. Nichts gegen sie, mit einem Schuss Phantasie kann ein genialer Mann ein Land aus drohender Gefahr erretten, und das ist Winston Churchill gelungen. Nichts auch gegen ein phantasievoll geschriebenes Buch und sei es auch ein Geschichtsbuch; es belehrt zwar nicht, aber es liest sich gut und an der Geschichte selbst ist doch nichts mehr zu ändern. Zukunftsphantasien aber aus einem solchen Mund können gefährlich werden. In seiner Aachener Rede verwechselte Churchill die Welt von übermorgen mit der von morgen, und leider sind sie vielerorts gern gehört worden, die Sirenenklänge von einem „neuen Russland".
Der Leitartikler der „Welt" meint, Churchill habe in Aachen dazu beigetragen, das weltpolitische Denken aus erstarrenden Formen (gemeint ist der Antibolschewismus) zu befreien. Wir sind anderer Meinung. Wir haben Chruschtschows Drohung mit der H-Bombe noch in den Ohren und den Marschtritt der 1. Mai-Bataillone, sowjetischer und volksdemokratischer. Und den jüngsten heftigen Angriff der Sowjetregierung gegen die Wiederbewaffnung Westdeutschlands. Gerade er ist es, der allen die Augen öffnen müsste.
Nur Stärke kann Moskaus Pläne zunichtemachen, und allein durch die Existenz einer westdeutschen Armee würden die sowjetzonalen Streitkräfte ihren militärischen und moralischen Wert verlieren. Diese aber spielen eine wichtige Rolle bei der „Befreiung Westdeutschlands vom kapitalistischen Joch". Man kann das nicht oft genug betonen. Churchill stellt die Wirklichkeit auf den Kopf, wenn er auffordert, das empfindliche Sicherheitsbedürfnis der Sowjetunion zu respektieren.
Phantasie kann segensreich, Phantasie kann aber auch tödlich sein.
Europa, hüte dich!
Seite 1 Freiheit auch für Osteuropa. Der Verband der unterdrückten Völker. Von Axel de Vries.
Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Beziehungen zwischen Ost und West gewinnen — von vielen Gesichtspunkten aus — die Vertretungen der unterdrückten Völker aus dem Osten, wie sie sich in verschiedenen Organisationen gebildet haben, an Bedeutung. Von der Sowjetunion aus wird alles getan, um möglichst viele Angehörige des russischen oder anderer im sowjetrussischen Machtbereich siedelnden Völker zur Rückkehr in die Sowjetunion oder die Satellitenstaaten zu gewinnen. Moskau empfindet die Angehörigen der unterdrückten Völker immer stärker als störendes Element seiner neuen Politik dem Westen gegenüber.
Ende des vorigen Monats fand in Straßburg eine Tagung der Vertreter des Verbandes der unterdrückten Völker in Europa statt. In der nächsten Zeit ist der Besuch des Vorsitzenden des Exekutivkomitees dieses Verbandes, Herr Masens, in Bonn zu erwarten, der hier Verbindungen mit deutschen Stellen, unter anderem auch mit den Landsmannschaften aufnehmen will.
Die oben genannte Vereinigung der unterdrückten Völker Europas ist in den USA entstanden und wird von USA-Kreisen finanziell wesentlich unterstützt. Zu dieser Vereinigung gehören die Vertreter von neun Exilgruppen, und zwar der drei baltischen, der polnischen, der tschechisch-slowakischen, der ungarischen, der rumänischen, der bulgarischen und der albanischen. Jede dieser Exilgruppen ist in der Vertretungskörperschaft (Generalversammlung) der Vereinigung durch sechzehn Personen vertreten. Die verschiedenen Exilgruppen sind also — unabhängig von der Zahl ihrer Mitglieder — an Stimmenzahl gleichberechtigt.
Für die Behandlung wichtiger Fragen sind eine Reihe von Ausschüssen gebildet worden. An der Spitze der Exekutive steht, wie gesagt, Herr Masens, ein jüngerer Vertreter der lettischen Emigration.
Es ist bekannt, dass viele Exilgruppen sich nach außen hin nur schwer zu einer gemeinsamen Vertretung haben zusammenfügen können. Insbesondere bezieht sich dies auf die polnische Emigration, die in eine ganze Reihe von Gruppen und politischen Richtungen zerfallen ist. So hat es innerhalb der verschiedenen Exilgruppen erhebliche Kämpfe bei der Beschickung der Vertretung in den Rat der unterdrückten Völker Europas gegeben. Dieses bezieht sich wiederum insbesondere auf die polnische Emigration, wobei der Gruppe des früheren stellvertretenden Ministerpräsidenten Mikolaiszek ein erheblicher Anteil an der Zahl der polnischen Vertreter zugefallen ist.
Im Zuge der Entwicklung ist von amerikanischer Seite den Vertretern der Exilgruppen unzweideutig zu erkennen gegeben worden, dass der Verband der unterdrückten Völker nicht nur in Amerika tätig sein soll, sondern auch Verbindungen in Europa aufnehmen solle, um nach Möglichkeit auch eine Unterstützung für die Arbeit des Verbandes in Europa zu erreichen. Aus diesen Überlegungen heraus hat der Verband beschlossen, Büros in London, Paris und Bonn zu errichten.
Die Tatsache, dass Büros nicht nur in London und Paris, sondern auch in Bonn errichtet werden sollen, ist uns Heimatvertriebenen Anlass, Überlegungen anzustellen, wie die Beziehungen zwischen der Vertretung der unterdrückten Völker und dem deutschen Volk und besonders den deutschen Heimatvertriebenen, gestaltet werden sollten.
In den Jahren nach 1945 war im Westen fraglos das Bestreben bemerkbar, die Deutschen ein für alle Mal aus der Entwicklung der östlichen Dinge auszuschließen. Gar nicht zu reden davon, dass Moskau natürlich alles tat, um die Deutschen möglichst von allen Beziehungen mit den östlichen Völkern abzuschnüren und seine deutschen Satelliten in der „Deutschen Demokratischen Republik" zu veranlassen, durch die erzwungene Anerkennung der Oder-Neiße-Linie einen endgültigen Verzicht deutscherseits auf die Mitgestaltung der Verhältnisse im Osten herbeizuführen.
Seit dieser Zeit haben sich die weltpolitischen Verhältnisse in vielem grundlegend gewandelt. Die Bundesrepublik ist nach Erlangung ihrer Souveränität verbündete Macht der westlichen freien Staaten geworden, was sich insbesondere auf das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik bezieht.
Leider muss festgestellt werden, dass im Hinblick auf die Wiedervereinigung mit der Sowjetzone und der Regelung der Ostfragen das Bündnis zwischen den genannten Staaten und der Bundesrepublik sich noch wenig positiv ausgewirkt hat. Das schwere Erbe des Zusammenbruchs und des katastrophalen Ausgangs der deutschen Ostpolitik 1945 belasten als Hypothek auch heute noch die Beziehungen zwischen dem deutschen Volk und den östlichen Völkern, ganz zu schweigen von der nach wie vor bestehenden Absicht Moskaus, auch nicht um zollen-breite von der zu Ende des Zweiten Weltkrieges errungenen Position in Osteuropa und in Mitteldeutschland zurückzuweichen.
Gewiss, man wird den Einfluss und die Bedeutung der Arbeit der Emigrationsgruppen der heute unfreien Völker im Osten nicht überschätzen dürfen. Es kann jedoch kein Zweifel daran bestehen, dass die Interessen des deutschen Volkes, insbesondere aber die der deutschen Heimatvertriebenen und die Bestrebungen der unterdrückten Völker im Osten in vielem parallel gehen und sich ergänzen können. Siebzehn Millionen Deutsche müssen unter dem Terror des kommunistischen Systems in Mitteldeutschland leben, ein Schicksal, das auch den unterdrückten Völkern in Osteuropa beschieden ist. Die Freiheit für unsere deutschen Brüder und für jene Völker ist ein gemeinsames Ziel nicht nur der freien Welt, sondern auch der Deutschen aus dem Osten und der Emigrationsgruppen. Gewiss, man wird von beiden Seiten viele Vorurteile, Missverständnisse und Befürchtungen aus dem Wege räumen müssen, um zu fruchtbaren gemeinsamen Gesprächen zu kommen. Dass solche möglich sind und zu Erfolgen führen können, beweist die Tatsache und die Tätigkeit der kulturellen Ziele verfolgenden Gesellschaften, die schon vor über Jahresfrist im Sektor der baltisch-deutschen Beziehungen geschaffen wurden.
So kann man hoffen, dass der bevorstehende Besuch der Vertreter der Vereinigung der unterdrückten Völker in der Bundesrepublik zu Verbindungen und Gesprächen führen wird, die dem oben umrissenen gemeinsamen Ziel dienen: Der Erringung der Freiheit in Mitteldeutschland und im europäischen Osten.
Seite 2 Der Karlspreis und seine Hintergründe. Wie Churchill in Aachen den Preis entgegennahm.
Das Nachrichten - Magazin „Der Spiegel“ bringt in seiner letzten Nummer interessante Einzelheiten über die Verleihung des Karlspreises an Churchill. Er schreibt unter anderem:
Die Portale des Rathauses zu Aachen schlossen sich knirschend. Im gleichen Augenblick wurden im zweiten Stock vor die drei Eingänge des Rathaussaales graue Samtvorhänge gezogen. Es war der Himmelfahrtstag, elf Uhr vormittags. Kein unbefugtes Auge, weder Geheimpolizist noch Bundespräsident oder Bundeskanzler, durfte erblicken, was in diesem Moment im Treppenhaus geschah:
Zwischen den dreitausend Neugierigen auf dem Marktplatz und den dreihundert Ehrengästen oben im Festgewölbe befanden sich nur drei Menschen auf den Stiegen. Zwei Aachener Feuerwehrleute trugen 75 Stufen hoch einen graugepolsterten Armsessel, auf dem im schwarzen Gehrock mit weißgetupfter Schleife einer der großen Weltbeweger hockte: Sir Winston Churchill, 82.
Auch Bundespräsident Professor Theodor Heuss, 72, hatte Mühe mit den Treppen. Eine Hand auf dem Geländer, die andere auf den Arm des Aachener Oberbürgermeisters Heusch gestützt, klomm er die Stufen hinan.
Einem dritten Besucher des Reichssaales, Konrad Adenauer, 80, war nichts dergleichen anzumerken. Hoch aufgerichtet, Lady Churchill am Arm, stieg der Kanzler die steilen Treppen hinauf. Sie ließen ihn nicht einmal schneller atmen.
Winston Churchill erhielt an diesem Tage einen Europapreis, den Konrad Adenauer schon im vorletzten Jahr bekommen hatte, und der nach Karl dem Großen benannt ist, dessen europäisches Reich an der Elbe endete. An die Symbolik dieser östlichen Grenzziehung hatten jedoch die Stifter des Preises gewiss nicht gedacht; dass sie Karl den Großen zum Schirmherrn ihres Preises erklärten, war kein böser Wille. Die Geschichte der Geburt des vielbewunderten Karlspreises ist im Grunde vielmehr eine possierliche Nachkriegsgroteske.
Der Aachener Kaufmann Dr. Kurt C. T. Pfeiffer fasste, wie er selbst gesteht, „im Sommer 1949 während eines Aufenthaltes im Schwarzwald den Plan eines internationalen Preises für Verdienste um die europäische Einigungsbewegung". Er gewann die Unterstützung einiger Aachener Mitbürger, die gleich ihm nach Höherem strebten und den Drang zur großen internationalen Gesellschaft verspürten. Die Stadt Aachen unterstützte ihre Idee. Warum, wird jedem klar, der weiß, dass alles Informationsmaterial über den Karlspreis vom Städtischen „Amt für Wirtschaftsförderung" ausgegeben wird.
Allein, so lobenswert das Tun und so geschickt die Verknüpfung Karls des Großen mit Europa war, wer von der europäischen Prominenz hatte schon ein Interesse daran, von ein paar Kaufleuten der Stadt Aachen einen Preis von 5000 Mark für europäische Betätigung zu erhalten? Kurt Pfeiffer und seine Freunde waren sich dieser Schwierigkeit offenbar bewusst. Langsam und zielbewusst verschafften sie ihrem Preis Bedeutung.
Der Begründer der Paneuropa-Bewegung, Graf Richard Coudenhove-Kalergi, und der Rektor des Europa-Kollegs in Brügge, Professor Dr. Hendryk Brugmans, erhielten 1950 und 1951 als erste die Auszeichnung.
Das Jahr 1952 brachte die Aachener Wirtschaftswerber ein gutes Stück vorwärts. Sie trugen den Preis dem italienischen Ministerpräsidenten Alcide De Gasperi an, und er akzeptierte ihn. 1953 war Jean Monnet, Präsident der Hohen Behörde der Montanunion, der erwählte Preisträger, der sich geehrt fühlte.
Warum Italiens Ministerpräsident und der Präsident der Hohen Behörde den bis dahin ziemlich unbekannten Preis annahmen, darüber gibt es in Bonn eine besondere Version. Es steht nämlich fest, dass sowohl die italienische Regierung als auch die Verwaltung der Montanunion inoffiziell bei der Bundesregierung angefragt hatten, was es mit diesem Preis auf sich habe. Und sowohl Italien als auch die Montanunion erhielten aus dem Bundeskanzleramt die Nachricht, dass sich De Gasperi und Jean Monnet nichts vergäben, wenn sie diesen Preis der Aachener Bürger annähmen. Es sei eine große Ehrung.
Nun gewinnt dieser amtliche Lobspruch für den Karlspreis seine besondere Bedeutung jedoch erst dadurch, dass der Stadtkämmerer Aachens in jener Zeit, da die Idee des Preises geboren wurde, der gleiche Mann war, der heute Staatssekretär im Bonner Bundeskanzleramt ist: Hans Globke.
Wie mühsam der Karlspreis von Jahr zu Jahr im Kurs hochgeschraubt wurde, das hat niemand besser als sein Schöpfer, der Kaufmann Kurt C. T. Pfeiffer, beschrieben. Er sagt, im Sommer 1949, als die Idee des Karlspreises entstand, „lag der Gedanke, dass Sir Winston einmal selbst den Karlspreis erhalten könnte, noch fern". Fern aber nur, weil Sir Winston zu jener Zeit in der Tat auch nicht im Traum daran gedacht hätte, 5000 Mark von ihm völlig unbekannten Deutschen entgegenzunehmen.
Unschuldsvoll ließ Winston Churchill seine wässerigen blauen Äuglein über die erlauchte Versammlung gleiten, als am Himmelfahrtstag im Aachener Rathaus seine guten Werke aufgezählt wurden. Unverhohlen musterte er voller Interesse die lila- und purpurfarbenen Gewänder der Vertreter von Klerus und Technischer Hochschule. Zettel, die in seinem Programm lagen und die er nicht mehr benötigte, warf er ungeniert auf den Fußboden.
Als Bundeskanzler Konrad Adenauer auf dem Rednerpult gerade „unserer großen Freude“ darüber Ausdruck gab, dass Winston Churchill nach Deutschland gekommen war, zog der so Geehrte umständlich seine goldene Uhr aus der Westentasche hervor und beäugte angelegentlich für längere Zeit die vorgerückten Zeiger.
Das Aachener Publikum jedoch hielt nicht Churchill für den Größten im Saal. So herzlich der Beifall für den Ehrengast war, er verblasste doch gegen den donnernden Applaus für den bundesrepublikanischen Führer Konrad Adenauer.
Der Vorsprung an Frische, den Bundeskanzler Konrad Adenauer beim Erklimmen der Treppenstiegen bewiesen hatte, schwand jäh, als der deutsche Kanzler und der britische Kriegspremier nacheinander auf das Rednerpult stiegen. Die Rede des Aachener Oberbürgermeisters war so spät fertiggestellt worden, dass sie nicht mehr mit der Ansprache des Bundeskanzlers abgestimmt werden konnte. So musste Konrad Adenauer, um nicht die gleichen Aussprüche und politischen Maßnahmen Churchills zu loben und zu zitieren, stockend improvisieren. Zwischendurch unterbrach er seinen schleppenden Gedankenflug noch zu einer Rüge an die Wochenendoperateure: „Nun machen Sie mal die Lampe aus!"
Im Gegensatz zu Konrad Adenauer errang Winston Churchill mit seiner kurzen Ansprache am nächsten Tag die Schlagzeilen der Weltpresse, indem er stimmgewaltig in den Reichssaal grollte: „Ich selbst erblicke keinen Grund, warum . . . das „neue“ Russland sich nicht dem Geiste dieses feierlichen Abkommens (der NATO) anschließen sollte“.
Seite 2 Foto: Karikatur. „Hamburger Anzeiger“. Europa und der Stier.
Nach der altgriechischen Sage war Europa, von der unser Erdteil den Namen erhielt, eine schöne Jungfrau, um deren Gunst der Göttervater Zeus zunächst vergeblich warb. Er verwandelte sich — als alter Schwerenöter — in einen Stier. Als sich die arglose junge Dame auf ihn gesetzt hatte, schnob er mit Europa davon. Die Karikatur des Hamburger Blattes zu der Verleihung des Karlspreises an Churchill erinnert an diese so beziehungsreiche Legende!
Seite 2 Von Woche zu Woche
Die Vertretung des Bundespräsidenten während seiner zweiwöchigen Reise nach Griechenland hat bis zum 24. Mai 1956, Bundesratspräsident von Hassel übernommen. Der Bundespräsident muss sich zum ersten Mal in seiner siebenjährigen Amtstätigkeit verfassungsgemäß vertreten lassen.
Der deutsche Botschafter in der Sowjetunion, Dr. Haas ist nach längerem Aufenthalt in Westdeutschland und Berlin wieder nach Moskau abgereist. Er nahm keine besondere Stellungnahme der Bonner Regierung mit, soll jedoch demnächst den Kreml über den deutschen Standpunkt zur Frage der Wiedervereinigung unterrichten. Dr. Haas übergibt eine zweite Namensliste von 1000 zurückgehaltenen Deutschen.
Die unverzügliche Freilassung aller politischen Gefangenen in der Sowjetzone forderte der CDU-Bundestagsabgeordnete Lemmer, Berlin, auf dem Hanauer Landesparteitag der CDU. Er meinte, am gleichen Tage könne man auch die in der Bundesrepublik verhafteten Kommunisten freilassen.
Der SPD-Vorsitzende Ollenhauer spendete in Bamberg Winston Churchill Lob für seine Aachener Rede. Er erklärte, wer die Wiedervereinigung wolle, müsse darauf drängen, dass im Einverständnis mit den Regierungen des Westens mit der Sowjetunion verhandelt werde. Die Pariser Verträge könnte man dabei zur Debatte stellen.
Zum Regierungschef von Baden - Württemberg wurde der bisherige CDU-Ministerpräsident Dr. Gebhard Müller wiedergewählt. Der Regierung gehören vier Minister der CDU, drei der SPD, zwei der FDP und einer des Gesamtdeutschen Blocks an.
21 Spätheimkehrer aus Polen trafen über Friedland in der Bundesrepublik ein. Es handelt sich zum größten Teil um frühere Angehörige der Waffen-SS, die nach dem Kriege von den Westmächten an Polen ausgeliefert wurden und bisher dort in Zuchthäusern saßen.
Die Übernahme des Grenzschutzes in die Bundeswehr ist durch die Annahme des neuen Gesetzes vom Bundestag beschlossen worden. Die Verbände des Bundesgrenzschutzes sollen wieder aufgefüllt werden.
635 000 Stellungsuchende gab es zu Beginn des Mai in der Bundesrepublik. Fast 1,2 Millionen Arbeitskräfte erhielten im März und April wieder Arbeitsstellen.
26 718 Sowjetzonen-Flüchtlinge kamen im April 1956 in die Bundesrepublik. 502 von ihnen verließen bereits zum zweiten Mal Mitteldeutschland.
Eine Auflösung der sowjetischen Straflager wurde von der Moskauer Regierung angekündigt. Vertreter des sowjetischen Innenministeriums erklärten französischen Sozialisten, man werde jedoch neben den Gefängnissen sogenannte „Kolonien für Wiedergutmachungsarbeit“ auch weiter unterhalten.
Eine Verringerung ihrer Streitkräfte um 1,2 Millionen Mann hat die Sowjetunion bekanntgegeben. Es sollen 66 Divisionen aufgelöst werden, darunter drei Divisionen der Luftwaffe, die jetzt in Mitteldeutschland stationiert sind. In den politischen Kreisen des freien Westens ist man der Ansicht, dass die Sowjets damit vor allem einen propagandistischen Druck auf die Westmächte ausüben wollen.
Eine direkte Passagier-Verbindung zwischen Leningrad, den skandinavischen Hauptstädten und London haben die Sowjets mit dem Fahrgastschiff „Molotow" eingerichtet.
Die Freilassung des ungarischen Erzbischofs Groesz durch die komunistischen Budapester Regierung hat im Ausland starkes Aufsehen hervorgerufen. Groesz soll wieder die Leitung der ungarischen Bischofskonferenz übernehmen. Er war 1951 unter nichtigen Vorwänden zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Etwa einhundert bisher eingekerkerte ungarische Politiker auch aus den Kreisen der Landwirtschaftspartei sind freigelassen worden.
Bei der österreichischen Parlamentswahl hat die bürgerliche ÖVP nach den bisher vorliegenden Ergebnissen die meisten Mandate erhalten. Auch die Sozialdemokraten verzeichneten einen Mandatsgewinn. Die Rechtsopposition und die Kommunisten verloren einen großen Teil ihrer Stimmen. Man rechnet damit, dass der bisherige Bundeskanzler Raab wieder die Regierung bilden wird.
Über tausend Algerier sind bei einer Vergeltungsaktion der französischen Luftwaffe ums Leben gekommen. Am letzten Wochenende sind nach Angaben der Franzosen allein 284 Aufständische getötet worden. Die Höhe, der französischen Verluste, wurden nicht bekanntgegeben.
Eine verstärkte Ausrüstung der USA-Truppen in Europa mit Atomwaffen kündigte Eisenhower an. Er betonte weiter, auch die anderen NATO-Länder sollten von Amerika mit Fernlenkgeschossen und Atomartillerie beliefert werden.
Ein beträchtlicher Stimmenzuwachs der britischen Arbeiterpartei war bei einer Reihe von Stadtratswahlen in England und Wales zu verzeichnen. Die Labour-Party gewann einige hundert Gemeinderatssitze neu.
Einen neuen „Marshallplan" zur Förderung der unterentwickelten Länder planen amerikanische politische Kreise. In Washington und London wurden bereits vorbereitende Gespräche geführt. Man möchte mit diesem Plan der Wirtschaftsoffensive der Sowjetunion wirksam begegnen.
Der amerikanische Militäretat in einer Höhe von fast 130 Milliarden Mark wurde vom Repräsentantenhaus einstimmig angenommen. Auch die Opposition sprach sich einmütig für die Pläne des Präsidenten Eisenhower aus.
Seite 3 Der „problematische Anspruch. Das Presse-Echo zur Brentano-Erklärung.
Zu den bekannten Äußerungen des Bundesaußenministers Dr. von Brentano in London über den Anspruch auf die deutschen Ostprovinzen liegen zahlreiche sehr unterschiedliche Pressekommentare vor. Die „Welt am Sonntag" bezeichnet die Worte von Brentanos von einem „problematischen Rechtsanspruch" hinsichtlich der Oder-Neiße-Gebiete als eine recht unglückliche Formulierung. Der Außenminister habe zwar schnell klargestellt, dass mit dem Wort „problematisch" nicht der Rechtsanspruch, sondern nur die Möglichkeit seiner friedlichen Verwirklichung gemeint gewesen sei. Warum habe er aber eine solche Äußerung gerade jetzt tun müssen? Die Zeitung weist darauf hin, dass uns Moskau eine ganze Serie von Barrieren in den Weg stelle, der zur Wiedervereinigung zunächst mit den siebzehn Millionen führen solle. Niemand könne und dürfe aber die Bundesrepublik zwingen, den deutschen Anspruch auf Schlesien, Ostpreußen, Westpreußen und Pommern gegen die Wiedervereinigung einzutauschen.
Die Frankfurter „Abendpost" erklärt: „Es Ist schwer zu verstehen, dass eine solche Regierung, die sich früher oder später mit Moskau auseinandersetzen muss, schon jetzt ihre Trümpfe entwertet, indem sie von einem „problematischen Rechtsanspruch auf die Ostgebiete spricht. Bisher haben nur die Polen unsere Rückgabeansprüche als problematisch angesehen. — Die Äußerung des Außenministers zeigt, wie gering er die Chancen der Verhandlungen in Moskau einschätzt. Er sollte wenigstens aus taktischen Gründen dies nicht vor aller Öffentlichkeit zugeben. Man braucht kein Hellseher zu sein, um sich vorzustellen, wie beschäftigt die Funker in der Sowjetbotschaft waren, um den Heimkehrern Chruschtschow und Bulganin diese Überraschung zu servieren".
Bezeichnend für die recht seltsame Haltung mancher westdeutscher Stellen zu diesen Problemen ist wohl ein Kommentar der „Frankfurter Neuen Presse", die die Dinge so darstellt, als habe man den Außenminister gar nicht missverstehen können, wogegen allein eine Unzahl von direkten Berichten in der Auslandspresse spricht. Das Blatt fühlt sich bemüßigt, den nur allzu verständlichen Protestschritt der Heimatvertriebenen-Verbände als „alles andere als besonnen" zu bezeichnen. Die Heimatvertriebenen hätten, so meint das Frankfurter Blatt, aus einer Frage, die keiner Diskussion bedürfe (?), einen „neuen Stein" in die internationale Politik gewälzt".
Selbstverständlich hat auch die führende kommunistische Zeitung der Sowjetzone, das „Neue Deutschland", sofort die Brentano-Erklärung aufgegriffen, um triumphierend zu erklären, dass der Bonner Außenminister nunmehr auch von einem „problematischen Rechtsanspruch auf jene anderen Gebiete" gesprochen habe. Die SED-Zeitung stellt ausdrücklich fest, in seiner ersten Erklärung habe Brentano den deutschen Anspruch auf die Ostgebiete also als zweifelhaft und fragwürdig bezeichnet. Die Pankower Kommunisten erklären, ihre Regierung habe früher schon immer darauf hingewiesen, dass „die Oder-Neiße-Grenze auf eine Viermächte-Entscheidung zurückzuführen" sei. Wenn sich der Bonner Staat vom „Odium einer friedensgefährdenden Doppelbuchführung" befreien wolle, dann sei der „ehrlich gemeinte Verzicht auf alle und jegliche Eroberungsziele (!) unerlässlich". Die Eingeständnisse von Brentanos, die das kommunistische Blatt als „aufschlussreich" bezeichnet, würden hoffentlich viele der westdeutschen Wähler zum Nachdenken veranlassen ...
Der Londoner „Observer" schreibt, gerade mit seiner Erklärung über den „problematischen Anspruch" auf Ostdeutschland habe Heinrich von Brentano die tapfersten Worte ausgesprochen, die von einem deutschen Politiker seit dem Kriege verkündet worden seien. Das britische Blatt fügt hinzu: „Er hat seitdem seine Worte neu interpretieren müssen, um den Bonner „Flüchtlingsklüngel' zu beruhigen, aber er bleibt der erste Deutsche, der öffentlich verkündet hat, was viele schon lange im Stillen gesagt haben“. Der „Observer" bezeichnet von Brentano als den „einzigen der wenigen wahrscheinlichen Kandidaten für die Nachfolge des jetzt achtzigjährigen Dr. Adenauer".
Seite 3 „Kein Handel mit Ostdeutschland". Bayerischer BHE-Parteitag zur Brentano-Rede.
Auf dem bayerischen BHE-Parteitag übten die Delegierten scharfe Kritik an der bekannten Londoner Erklärung des Bundesaußenministers von Brentano zur Frage der deutschen Ostgebiete. Der bayerische Arbeitsminister Stain sagte: „Wer versucht, einen Teil Deutschlands gegen den anderen einzuhandeln und sich hinterher auf Missverständnisse hinausredet, sollte lieber nicht Bundesaußenminister sein“. Unter lebhaftem Beifall der Teilnehmer erklärte der Bundesvorsitzende des Gesamtdeutschen Blocks, Minister von Kessel: „Für uns ist die Frage der deutschen Ostgebiete nicht problematisch wie für den Bundesaußenminister. Problematisch erscheint uns einzig und allein Herr von Brentano als Außenminister“.
Seite 3 Exilpolnische Genugtuung
Die „Londoner Verlautbarung" des Bundesaußenministers, wonach der deutsche Rechtstitel auf die deutschen Ostgebiete — bzw. dessen Durchführung — „problematisch" sei, hat in den Kreisen der exilpolnischen Politiker lebhafte Freude und Genugtuung ausgelöst. Die in Lens erscheinende ultrachauvinistische exilpolnische Zeitung „Narodowiec" gibt die Erklärung des Bundesaußenministers vor der Auslandspresse in London im Wortlaut wieder, ohne die weiteren „Erläuterungen" hinzuzufügen. In einem ersten Kommentar wird die bisherige Haltung der Bundesminister Kaiser und Seebohm der nunmehrigen Brentano-Erklärung gegenübergestellt und vermerkt, es sei nun also „zu einer Abkehr von diesem Standpunkt" in der Frage der Oder-Neiße-Linie gekommen.
Seite 3 250 Divisionen oder ein Lächeln. Weltpolitisches Geschehen - kurz beleuchtet.
Bei seinem Besuch in Bonn hat der atlantische Oberbefehlshaber der NATO, General Alfred Gruenther, mehrfach Gelegenheit genommen, in sehr ernsten Erklärungen seine Ansichten über den deutschen Verteidigungsbeitrag zu äußern. Er hat dabei betont, dass nach Ansicht des Pariser Hauptquartiers des Westens ohne ausreichende deutsche Streitkräfte an eine erfolgreiche Verteidigung des gesamten westdeutschen Gebietes in einem Ernstfall nicht zu denken sei. Zu der innerdeutschen Debatte darüber, ob die Bundesrepublik vertraglich tatsächlich zur Aufstellung von einer halben Million deutscher Soldaten verpflichtet sei, meinte Gruenther, er sei zwar kein Staatsrechtler, könne aber versichern, dass man in Kreisen der NATO stets davon ausgegangen sei, dass 500000 Mann zugesagt worden seien. Man habe diese Zahl auch stets in die gesamte Verteidigungsplanung des Westens einbezogen. Ein Berufsheer habe keine Reserven, und mit 200 000 Freiwilligen komme man nach seiner Überzeugung zweifellos nicht aus. 500 000 deutsche Soldaten könnten nach der Überzeugung der zuständigen Militärfachleute in jedem Fall nur auf der Basis einer Wehrpflicht aufgestellt werden. Der amerikanische General erinnerte daran, dass die Stärke der Bodentruppen in Westeuropa schon weit geringer bemessen worden sei, als es den Verhältnissen des Zweiten Weltkrieges entspreche. Eine deutsche Bundeswehr von 500 000 Mann sei für ihn ein Minimum.
General Gruenther, der in einer Rede vor dem Bonner wirtschaftspolitischen Klub seine Hörer bat, die 250 jederzeit voll einsatzbereiten Divisionen des Ostens als gegebene Faktoren zu nehmen und sich durch das Lächeln auf sowjetischen Pressekonferenzen und diplomatischen Besprechungen nicht von diesen Tatsachen ablenken zu lassen, nahm eingehend auch zu der umstrittenen Frage der notwendigen Dienstzeit Stellung. Der oft geäußerten Meinung, man komme bei der neuen Strategie auch mit zwölf Monaten Wehrpflicht aus, widersprach der Chef des NATO-Hauptquartiers scharf. Eine Ausbildung müsse heute normalerweise zwei Jahre dauern, und schon eine Dienstzeit von nur achtzehn Monaten erscheine ihm auf Grund der praktischen Erfahrungen als bedenklich und nicht befriedigend. Gruenther wies die Meinung, im atlantischen Hauptquartier werde immer noch nach den strategischen Grundsätzen des letzten Krieges gearbeitet und der neuesten Entwicklung zu wenig Rechnung getragen, energisch zurück. Er könne versichern, dass das militärische Denken des Westens nicht hinter dem der Russen zurückgeblieben sei. Das sei das Entscheidende für die wirksame atlantische Verteidigung, ein Angriff müsse für jeden möglichen Gegner so gefährlich und risikoreich sein, dass er eben deshalb niemals erfolge. Die Strategie des Westens setze die höchste Ausnutzung gerade der modernsten Waffen, auch der Atomwaffen, voraus. Die Landstreitkräfte hätten dabei die Aufgabe eines „Bodenschutzschildes" zu übernehmen. Das könnten sie aber nur, wenn sie die jetzt vorgesehene Mindeststärke in den einzelnen Den Kontingenten der verbündeten Staaten — also auch in Deutschland — erreichten.
Bis zum bitteren Ende . . .
In Paris rechnet man fest damit, dass die Kämpfe der nach Algerien geworfenen französischen Divisionen mit den Aufständischen Ende Mai einen gewissen dramatischen Höhepunkt erreichen werden. Die sogenannte „Polizeiaktion" gegen die mohammedanischen Bewohner des Landes dürfte sich dann wiederum in einen Kolonialkrieg verwandelt haben, bei dem die blutigen Opfer auf beiden Seiten noch weit höher liegen werden als gegenwärtig, wo immerhin schon an manchen Tagen mehrere hundert Tote gemeldet wurden. Wie es heißt, glaubt das französische Verteidigungsministerium, bis zum Herbst diesen Algierfeldzug gegen die sogenannte „Armee Allahs" „erfolgreich" abschließen zu können. Da nun einigen zehntausend Algeriern, die im großen Ganzen nur über infanteristische Waffen verfügen, in jedem Fall einige hunderttausend Franzosen mit Kampfgeschwadern, Panzern, schwerer und leichter Artillerie und sonstigem modernstem Gerät gegenüberstehen, die an den Küsten noch durch die französische Mittelmeerflotte wirksam unterstützt werden, so müsste es Verwunderung erregen, wenn sich diese Voraussage nicht erfüllte. Schließlich haben die zahlen- und waffenmäßig turmhoch überlegenen Franzosen auch allein einen wirklich organisierten Nachschub an Waffen und Munition. Der Verlauf der bisherigen Gefechte und „Strafexpeditionen", die als eine Art kleines Vorspiel des Kommenden gelten können, lässt allerdings deutlich werden, dass die Algerier sich höchst tapfer und erbittert verteidigen und dass sie gerade auch die Taktik des zermürbenden Kleinkrieges offenbar hervorragend beherrschen. Billig werden Frankreich hier die militärischen Siege nicht zufallen. Immerhin ist fest damit zu rechnen, dass die Vierte Republik den militärischen Feldzug gewinnt. Ist damit dann aber auch das Problem Algerien als solches gelöst? Es mag sein, dass man am Ende sämtliche Schlupfwinkel der aufständischen Algerier nur noch ein Trümmerhaufen sind und dass zwangsläufig auch eine Unzahl algerischer Dörfer und Flecken in Schutt und Asche liegen. Das ändert nichts daran, dass acht von neun Millionen Bewohnern dieses nordafrikanischen Landes auch dann dem französischen Regime in tödlicher und gerade durch diesen Krieg abermals verschärfter Feindschaft gegenüberstehen. Selbst jene Algerier, die ursprünglich für einen vernünftigen Ausgleich mit den weißen Ansiedlern waren, werden dann vielleicht geduckt, niemals aber gewonnen sein. Das Übel wird weiterfressen, — bis zum bitteren Ende!
Moskaus Fuchs nach Südamerika!
Schon vor mehreren Monaten kündigte Bulganin eine neue „Freundschafts- und Werbeaktion" der Sowjets an, die sich diesmal nicht etwa auf Asien und Afrika, sondern auf einen Kontinent beziehen soll, der seit Jahrzehnten als wirtschaftliches und finanzielles Einflussgebiet der Vereinigten Staaten von Nordamerika gilt, nämlich auf Lateinamerika. Berichte aus Moskau lassen vermuten, dass eine Sowjetdelegation schon bald die Reise dorthin antreten wird. Wie es heißt, gilt es als absolut sicher, dass die Leitung dieser Abordnung der Erste stellvertretende Ministerpräsident der Sowjetunion und Leiter der Moskauer Wirtschaftspolitik, Anastas Mikojan übernimmt. Dieser Armenier gilt seit vielen Jahren als einer der geschicktesten und verschlagensten Unterhändler des Sowjetregimes, der sich sowohl in der Stalinepoche wie auch nach dem Tode des Diktators unangefochten in höchster Position sowohl des Parteipräsidiums wie auch der Regierung selbst behaupten konnte.
Eine Reise dieses durchtriebenen Fuchses nach dem südlichen und mittleren Amerika wird in Washington und New York mit Spannung und Besorgnis verfolgt werden. Die Sowjetunion hat bisher nur in drei lateinamerikanischen Republiken, in Mexiko, in Argentinien und in dem kleinen Uruguay, eigene Botschafter. Mikojan dürfte größten Wert darauf legen, diplomatische Beziehungen mit möglichst vielen anderen großen und kleinen Staaten anzuknüpfen. Man darf vermuten, dass er hier — wie bereits in Asien und Nordafrika — Sowjetkredite, womöglich zu sehr niedrigem Zinssatz anbieten und einen verstärkten Osthandel dieser Staaten propagieren wird. Als Länder, die von den Sowjetvertretern unbedingt besucht werden sollen, wurden neben Argentinien bereits auch Chile und vor allem Brasilien genannt. Es ist sehr gut möglich, dass Mikojan den Regierungen auch die Übernahme von Gütern anbieten kann, die erfahrungsgemäß in den USA, weniger gut abzusetzen sind, also etwa von Getreide, vielleicht auch Kaffee, von Erzen usw. In Moskau weiß man genau, dass es in vielen südamerikanischen Staaten erhebliche soziale Spannungen und auch recht rührige Kommunistengruppen gibt. Der Kreml wird diese Filialen offiziell recht kühl und zurückhaltend behandeln, heimlich aber mit ihnen zusammenarbeiten. Man gibt sich als Freund, Helfer und Wohltäter und wird sich freuen, wenn man irgendwie einen Keil in die panamerikanische Front treiben kann. Moskau wird auch hier nichts überstürzen und auf lange Sicht arbeiten.
Seite 4 Schlesien „polnisches Gebiet". Nach den Erklärungen französischer Senatoren.
Dem Besuch einer Gruppe französischer Senatoren in Polen und den polnisch verwalteten deutschen Ostgebieten im vergangenen Monat widmete die rotpolnische Presse besondere Aufmerksamkeit. Die französischen Senatoren folgten einer Einladung des „Verbandes der Kämpfer um Freiheit und Demokratie", in dem die ehemaligen kommunistischen Partisanen- und Widerstandsgruppen in Polen organisiert sind. Die amtliche polnische Nachrichtenagentur PAP verbreitete ein Interview mit dem französischen Senator und stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission für Auswärtige Angelegenheiten im Rat der Republik, Leo Hamon, in welchem er auch auf seine Eindrücke vom Besuch in Breslau einging. Laut PAP stellte Hamon hierzu fest: „Ich möchte betonen, dass nach meiner Ansicht eine Gewährleistung der Sicherheit in Europa ohne Anerkennung der unbestreitbaren Tatsache, dass dies polnische Gebiete sind, nicht möglich ist“.
Vor dem PAP-Interview mit Hamon hatten die in Polen weilenden französischen Senatoren, wie das kommunistische Zentralorgan „Trybuna Ludu" berichtete, eine gemeinsame Erklärung abgegeben, in der es u. a. hieß: „Wir möchten hiermit unsere volle Solidarität mit dem polnischen Volk hinsichtlich seines einmütigen und unerschütterlichen Willens unterstreichen, dass die Achtung von Polens Grenzen gesichert wird, denn wir konnten uns an Ort und Stelle davon überzeugen, welche Erfolge Polen im Wiederaufbau und im wirtschaftlichen und sozialen Ausbau seiner Westgebiete (d. h. der unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebiete — d. Red.) erzielt hat“.
Was wohl würde das französische Außenministerium verlautbaren und was würde die französische Presse schreiben, wenn eine Delegation von Bundestagsabgeordneten Algerien besuchen und dabei der stellvertretende Vorsitzende des Bundesausschusses für Auswärtige Fragen erklären würde: „Ich möchte hiermit unsere volle Solidarität mit dem algerischen Volk hinsichtlich seines einmütigen und unerschütterlichen Willens zur Loslösung von Frankreich unterstreichen; denn wir konnten uns an Ort und Stelle von alledem überzeugen“. Dabei war Algerien nicht durch viele Jahrhunderte französisches Land so wie die deutschen Ostgebiete deutsches Land . . .
Seite 4 Eine Gesellschaft. Konferenz „zur Verteidigung der Oder-Neiße-Grenze" in Paris.
In Paris fand die „Vierte Nationale Konferenz" der „Gesellschaft für die Verteidigung der „Oder-Neiße-Grenze" statt, an der dreihundert Delegierte teilnahmen. An der Veranstaltung nahm auch der Senator Leo Hamon teil, der kürzlich als Mitglied einer Delegation französischer Parlamentarier Polen und die polnisch verwalteten Ostgebiete bereiste und dabei eine Reihe von Erklärungen im Sinne einer Unterstützung der polnischen Ansprüche abgab. Außerdem nahmen an der Tagung die Generäle Le Corguiller und Tubert sowie andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teil. Die Konferenz befasste sich besonders auch mit der „Stärkung der Einheit aller Franzosen polnischer Geburt im Hinblick auf die Verteidigung der Oder-Neiße-Grenze“.
Seite 4 Verbrechen im Baltikum unvergessen. „Warmer Empfang" für Sowjetkreaturen in Stockholm
Die liberalen Stockholmer Blätter bereiten einer Delegation des Obersten Sowjets der Sowjetunion, die zu einer zehntägigen Reise durch Schweden in Stockholm eintraf, einen sehr kritischen Empfang. Mit besonderer Entrüstung wird vermerkt, dass der Delegation unter anderem der Erste Sekretär der Kommunistischen Partei Estlands, Iwan Käbin, und der Präsident der kommunistischen Gewerkschaftsorganisation Lettlands, Voltmanis, angehören sollen. „Dagens Nyheter" charakterisiert namentlich Käbin als eine jener Kreaturen, die im Tross der russischen Besatzungsarmee durch Hinrichtungen und Massenverbannungen bei der Vernichtung des selbständigen Estland aktiv mitgewirkt hätten.
Anlässlich des Besuches der sowjetischen „Parlamentarier" wurde ferner im Stockholmer „Bürgerhaus" unter dem Präsidium des Vorsitzenden des Baltischen Komitees, des schwedischen Professors Bürger Nerman, und unter Mitwirkung schwedischer Kulturpersönlichkeiten und Politiker eine große Demonstrationsversammlung abgehalten. Die Organisationen der in der freien Welt ansässigen ehemaligen estnischen und lettischen Parlamentarier haben außerdem den Mitgliedern des schwedischen Reichstages einen offenen Brief zugestellt, in welchem um deren Beistand zur Befreiung von 119 estnischen und 45 lettischen von den Russen deportierten Parlamentsmitgliedern ersucht wird.
In dem Appell, der unter anderem vom ehemaligen Präsidenten Estlands, August Rei, und dem früheren Präsidenten der Sozialdemokratischen Partei Lettlands, Bruno Kalnius, unterzeichnet ist, wird es als schamloser Zynismus bezeichnet, wenn die Sowjetführer heute als Vorkämpfer gegen die koloniale Unterdrückung auftreten, solange das System der Sklavenarbeit in der Sowjetunion nicht abgeschafft sei. Das Schreiben fährt fort, ein erster Schritt zur Abkehr von diesem Sklaventum wäre die Befreiung aller noch lebenden estnischen, lettischen und litauischen Parlamentarier aus den Sklavenlagern und ihre Heimsendung. Das verbreitetste Stockholmer Blatt, „Dagens Nyheter", mit einer Auflage von gegen 300 000 Exemplaren, das den offenen Brief und die Liste der „liquidierten" und gefangenen ehemaligen Präsidenten, Regierungschefs und Parlamentarier der baltischen Staaten an prominenter Stelle veröffentlicht, „begrüßt" die sowjetische Delegation in einem scharfen Leitartikel. Das Fest, das der schwedische Reichstag zu Ehren der russischen „Parlamentarier" gebe, sei „eine von allen durchschaute Lüge".
Seite 4 Churchill denkt an Englands Interessen. Kritische Stimmen zur Aachener Rede.
Die Aachener Rede Sir Winston Churchills hat in der Presse des In- und Auslandes eine lebhafte und teilweise recht kritische Diskussion hervorgerufen. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" meint, Churchill habe versucht, in Aachen aus dem ewig gleich langweiligen Hexenzirkel der Tageskonflikte in die freien Gefilde der Phantasie auszubrechen. Freilich habe er dabei immer das reale Interesse Londons an der Konservierung des britischen Besitzstandes im Auge: „Das Bündnis der angelsächsischen Völker ist dem alten Empire-Löwen um Englands überleben willen viel zu wichtig, als dass er es aufs Spiel gesetzt sehen wolle. Aber ihm schwebt für die Zukunft ein neues Mächtekonzert vor, das die Dissonanzen der militärischen Blöcke überspielen würde. Insofern ist die Aachener Ansprache eine Fortführung seiner Locarno-Rede, die er vor genau drei Jahren hielt". Im Berliner „Tagesspiegel" nennt Dr. Karl Silex die Churchill-Rede eine Einladung an Moskau, das neue Russland zu schaffen, das sich dem Geist der großen europäischen Allianz anschließen könne. Das Blatt ist der Ansicht, dass Churchill von der Stärke des Westens nichts preisgeben wolle, aber seine Verbündeten daran mahne, dass zur Herbeiführung eines gewünschten Zustandes etwas getan werden müsse.
Die „Neue Zürcher Zeitung" stellt fest, Churchill sehe mit britischer Hartnäckigkeit das kommunistische Russland nicht als etwas noch nie Dagewesenes, sondern vor allem als eine „Macht" im überlieferten Sinne des Begriffs mit liberalen und reaktionären Perioden an: „Man fühlt sich zur Frage gedrängt, ob Sir Winstons Altersoptimismus in diesem fundamentalen Punkt nicht falsche Hoffnungen erweckt, ob dem von Lenin begründeten Kommunismus nicht ein viel längeres Leben vorausgesagt werden muss, als Stalins Zeit umspannt“.
Der Londoner „Observer" stellt sich die Frage, ob nicht eventuell Churchills Gedanken weitgehend mit den sowjetischen Vorschlägen für einen europäischen Sicherheitspakt übereinstimmten.
Die „New York Times" schreibt, man müsse sich fragen, ob Sir Winston Churchill, wenn er ein Heraufkommen eines „neuen Russland" für möglich halte, nicht vielleicht zu optimistisch sei. Die überwiegende öffentliche Meinung Amerikas sei jedenfalls der Ansicht, dass im besten Falle mindestens noch zehn Jahre oder eine Generation vergehen würden, ehe Sowjet-Russland ein „anständiger Staat, mit dem man umgehen könne", werde.
Die Moskauer „Prawda" erklärt triumphierend, die Ausführungen Churchills in Aachen zeigten, dass auch die Feinde der Sowjetunion gezwungen seien, zuzugeben, dass die Sowjetunion viel für die Minderung der internationalen Spannung und für die Sicherung des Friedens getan habe. Auch Churchill habe erklären müssen, dass die sowjetische Politik eine günstige Auswirkung auf die Verbesserung des Klimas in der Welt habe!
Seite 4 Auch Königsberg ist Europa. Ein süddeutsches Blatt zum Churchillbesuch.
Mit der Übergabe des Aachener Karlspreises an Sir Winston Churchill befasst sich der „Schwarzwälder Bote" in einem sehr beachtlichen Kommentar. Er schreibt hierzu:
Bei allem Respekt vor dem greisen Staatsmann Churchill: Daran, dass er in Potsdam mitgewirkt hat, Millionen Deutsche um ihre Heimat im Osten zu bringen, ist nicht zu deuteln. Die Vertriebenen können das nicht einfach vergessen. Aber das für die Verleihung des Karlspreises zuständige Kuratorium hat entweder ein kurzes Gedächtnis oder zu wenig Taktgefühl. Wenn Churchill am Himmelfahrtstag im gepanzerten Auto und unter dem Schutz eines starken Militär- und Polizeiaufgebots zum Rathaus der Stadt Aachen fährt, um die Insignien des Karlspreises für seine „Verdienste um die Einigung Europas" abzuholen, während gleichzeitig die Vertriebenen gegen ihn eine Protestkundgebung an Aachens Ehrenmal abhalten, dann ist die Geschichte der alten Kaiserstadt um eine groteske Episode bereichert worden, die wir dem gelegentlich auftretenden deutschen Talent für Geschmacklosigkeiten verdanken, Königsberg und Breslau sind (oder waren) so gut europäisch wie London. Wer das vergisst, dessen europäischer Horizont reicht nicht weiter als bis zur Elbe. Wer das in Deutschland ignoriert, indem er Churchill für seine europäische Verdienste auszeichnet, soll sich nicht wundern, wenn die Opfer des Potsdamer Abkommens dafür sorgen, dass historische Wahrheiten nicht einfach in die Schublade gelegt werden, weil sie aus irgendwelchen opportunistischen Gründen gerade nicht angenehm sind.
Seite 4 Die Renten für Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene. Verbesserungen, die jetzt beschlossen worden sind.
Den Kriegsbeschädigten ist ein Pfingstgeschenk vom Bundestag dargebracht worden. Am 8. Mai 1956 beschloss der Bundestag, rückwirkend ab 1. April 1956 eine Reihe von Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes zu erhöhen.
Die bedeutendste Verbesserung ist die Heraufsetzung der Grundrenten. Sie beträgt:
30 Prozent Erwerbsminderung: bisher 18 DM; jetzt 25 DM; jetzt ab 65 Jahre 35 DM.
40 Prozent Erwerbsminderung: bisher 24 DM; jetzt 33 DM; jetzt ab 65 Jahre 43 DM.
50 Prozent Erwerbsminderung: bisher 31 DM; jetzt 40 DM; jetzt ab 65 Jahre 50 DM.
60 Prozent Erwerbsminderung: bisher 43 DM; jetzt 50 DM; jetzt ab 65 Jahre 60 DM.
70 Prozent Erwerbsminderung: bisher 56 DM; jetzt 67 DM; jetzt ab 65 Jahre 77 DM.
80 Prozent Erwerbsminderung: bisher 69 DM; jetzt 85 DM; jetzt ab 65 Jahre 95 DM.
90 Prozent Erwerbsminderung: bisher 83 DM; jetzt 100 DM; jetzt ab 65 Jahre 110 DM.
Erwerbsunfähig: bisher 97 DM; jetzt 120 DM; jetzt ab 65 Jahre: 130 DM
In den Genuss der neueingeführten Alterszulagen werden etwa hunderttausend Rentner kommen. Die Grundrentenerhöhung ist für die Kriegsbeschädigten, soweit sie Vertriebene sind, deshalb so sehr von Interesse, weil die Grundrente im Gegensatz zur Ausgleichsrente nicht auf die Unterhaltshilfe angerechnet wird.
Während die Grundrenten im Schnitt etwa um 20 bis 25 Prozent erhöht worden sind, sind die Ausgleichsrenten der Kriegsbeschädigten durch die neue 5. Novelle zum Bundesversorgungsgesetz im Schnitt um 33 Prozent heraufgesetzt worden. Hier ergibt sich folgendes Bild:
50% Erwerbsminderung: bisher 52 DM; jetzt 70 DM
60% Erwerbsminderung: bisher 55 DM; jetzt 75 DM
70% Erwerbsminderung: bisher 65 DM; jetzt 95 DM
80% Erwerbsminderung: bisher 78 DM; jetzt 115 DM
90% Erwerbsminderung: bisher 98 DM; jetzt 135 DM
Erwerbsunfähig: bisher 120 DM; jetzt 160 DM
Die Zuschläge zur Ausgleichsrente für die Ehefrau und die Kinder (20 DM) sind nicht erhöht worden. Die Freibeträge für sonstige Einkünfte (bisher etwa 50 DM) sind um etwa 10 DM heraufgesetzt worden, den Sonderfreibetrag für unselbständige Arbeit nicht mitgerechnet.
Die Grundrente für Witwen und Witwer wird von 48 auf 55 DM, die Ausgleichsrente von 70 auf 95 DM erhöht. Bei Halbwaisen erhöht sich die Grundrente von 12 auf 15 DM, die Ausgleichsrente von 36 DM auf 50 DM, bei Vollwaisen die Grundrente von 18 auf 25 DM, die Ausgleichsrente von 60 auf 75 DM. Die Elternrenten betragen in Zukunft bei einem Elternpaar 110 statt bisher 100 DM, bei einem Elternteil 75 statt bisher 70 DM. Die Witwenabfindung bei der Wiederverheiratung wird auf das 36-fache der monatlichen Grundrente (bisher 1200 DM) erhöht; im Falle des Todes des zweiten Ehemannes lebt die alte Witwenrente wieder auf.
Die gesamten Verbesserungen, die die 5. Novelle zum Bundesversorgungsgesetz mit sich bringt, werden auf 772 Mill. DM geschätzt. (Die Verbesserungen, die die 4. Novelle zum Lastenausgleichsgesetz schuf, bedeuteten vergleichsweise rund 400 Mill. DM.)
Seite 4 Komm, Heiliger Geist
Nun er durch die Rechte Gottes erhöht ist und empfangen hat die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater, hat er ausgegossen dies, das ihr seht und hört.
In der ostpreußischen Dorfkirche im Oberland duftete es nach frischem Birkenlaub, mit dem die ganze Kirche ausgeschmückt war, auf dem Altar standen große Sträuße von weißem Flieder. Unter dem Läuten der Glocken kamen auf den verschiedensten Wegen die Kirchgänger mit dem Gesangbuch in der Hand in feiertägiger Kleidung. Die alte, etwas schwache Orgel setzte ein, und die Gemeinde sang: Komm, o komm, du Geist des Lebens, wahrer Gott von Ewigkeit.
Das liegt nun ein halbes Jahrhundert zurück. Nun soll wieder Pfingsten gefeiert werden.
An anderer Stätte, mit anderen Menschen, in anderen Formen. Aber mit demselben Inhalt: nämlich mit dem Hinhören auf die Pfingstgeschichte, mit dem Gebet um einen neuen gewissen Geist, mit dem Verlangen nach Gemeinschalt untereinander und unter dem Frieden mit Gott.
Aber das Entscheidende gibt Gott. Das ist sein Geschenk, so wie es damals geschah, davon geschrieben steht: „Wir hören sie mit unseren Zungen die großen Taten Gottes preisen“. Pfingsten war Erneuerung der Welt durch Gottes Geist, war der geheimnisvolle und zugleich offenbare Anfang der Aufrichtung des Reiches Christi.
Was bedeutet Pfingsten heute? Sehnsuchtsschrei nach verlorengegangener Brüderlichkeit, nach Verbindung mit dem heiligen rettenden Gott, nach hingebungsvollem Glauben, nach kindlich fröhlichem Gehorsam gegen den himmlischen Vater. Weithin ist Pfingsten Erinnerung und Sehnsucht, — mehr nicht.
Aber Pfingsten ist mehr, ist Verheißung und Übermittlung all dieser Gaben zugleich. Bei jenem ersten Pfingstfest sprachen die überraschten Kinder der Welt das erstaunte zum Glauben sich wendende Wort: „Wir hören sie mit unsren Zungen die großen Taten Gottes reden“. Das Eigentliche aber geschah bei denen, die unmittelbar Gottes große Taten erlebt hatten und nun sie bezeugten. So ergriff Petrus das Wort, und was er damals sagte, war etwa dies: der Gekreuzigte lebt, der von den Menschen Verworfene ist der Auserwählte Gottes, wir sind seine Gemeinde, Zagende wurden Bekenner, Zweifler wurden von dieser Plage frei und von Herzen froh, wir alle sind seine Jünger, seine Gemeinde und verkündigen nun seinen Ruhm, denn Gott hat durch ihn wunderbare Werke bewirkt. Ihr seht uns hier von neuem Geist erfüllt, der von Niedrigkeit seines Erdenweges Erhöhte, ist unser König, und wir haben nur eine Aufgabe, diesen wunderbaren Herrn zu bekennen und seine Herrschaft aufzurichten. Darum sagen wir der Welt ihr Unrecht kühn ins Angesicht, verweisen sie aber zugleich Christus den Erlöser und laden ein zu seiner Gemeinde.
Hören, sich entscheiden, glauben, — das gehört nun einmal zu Pfingsten, auch heule, und gerade heute. Gut, wenn die ganze Lieblichkeit jener eingangs erwähnten Erinnerung uns umgibt, aber das erste Pfingstfest wusste mehr von Furcht und Zagen, von Bedrängnis und Gefahr von Hölle und Himmel, von Gericht und Gnade als von lieblich-freundlichen Begleitumstand. Darin aber liegt seine ewige unvergängliche Kraft. Und so hat Pfingsten auch heute die Aufgabe, in einer sich ändernden Welt den ewigen Willen Gottes, sie von innen zu erneuern, kundzutun. Die Kraft der Erneuerung aber ist Christus und die im Heiligen Geist zu ihm sich bekennende Gemeinde. Sie ruft die Welt zur Buße auf, sie weist sie hin auf Christi weltüberwindenden Sieg. So gilt es die großen Taten Gottes zu preisen. Amen.
Hugo Linck, früher Pfarrer am Löbenicht zu Königsberg
Seite 4 Moskau gegen Bonner Wehrdenkschrift
In einer von der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur veröffentlichten Erklärung wandte sich die Sowjetregierung scharf gegen die Denkschrift der Bundesregierung zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Westdeutschland. Moskau behauptet in der Erklärung, die Bonner Regierung „verfälsche in feindseliger und herausfordernder Weise" die wahren Bestrebungen des Sowjetregimes. Man müsse hier von einer „bösartigen Verleumdung der friedliebenden Außenpolitik der Sowjetunion" sprechen. Bonn fahre in der Verteidigung der „bankrotten Politik der Stärke" fort, es verschlechtere die Lage in Europa und erschwere die Bereinigung dringender internationaler Fragen. Das geschehe zu einer Zeit, wo sich Moskau um eine Milderung der internationalen Spannungen bemühe. Die Außenpolitik der Sowjetunion werde in der deutschen Denkschrift entstellt, und man versuche, die deutsche Öffentlichkeit über die Friedfertigkeit der Sowjets irrezuführen.
Seite 4 Deutschlandkarten in USA
Mit großer Aufmerksamkeit und allseitiger Zustimmung ist von Persönlichkeiten und Organisationen des öffentlichen und politischen Lebens in den USA eine Deutschlandkarte aufgenommen worden, welche gegenwärtig von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Washington und Nordamerika verteilt wird. Die Karte zeigt in farbiger Ausführung Deutschland in den Grenzen von 1937, auf den Rändern sind die Wappen der deutschen Länder und Städte — unter ihnen auch die heraldischen Symbole Ostdeutschlands — abgebildet. Die Karte ist auf Initiative der Deutschen Botschaft und in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt in Bonn hergestellt worden. In diesen Tagen wurden die ersten zehntausend Exemplare an Schulen, Bibliotheken und Einzelpersonen verschickt, jetzt sind bereits weitere dreitausend Stück einer zweiten Auflage vergriffen.
Seite 5 Triumph des Geistes
Tag für Tag lesen wir in Zeitungen und Büchern von den Großtaten des menschlichen Geistes, von den Erfindungen und Entdeckungen, von den erstaunlichsten Forschungsergebnissen und vom technischen Fortschritt. Seuchen, die noch vor einem Menschenalter wie eine schwere Geißel auf den Völkern lagen, konnte das unermüdliche Streben der Wissenschaft bannen; Errungenschaften, von denen sich unsere Väter und Mütter nichts träumen ließen, wurden uns beschert. Hat es nicht menschliche Klugheit dahin gebracht, selbst in dem unvorstellbar kleinsten Baustein des Weltalls, dem Atom, gigantische Kräfte zu wecken, die uns vielleicht schon im nächsten Jahrzehnt unsere Fabriken antreiben, unsere Häuser beleuchten, unsere Stuben wärmen werden? Wer im vorigen Jahrhundert nach dem fernen Amerika reisen musste, brauchte dafür Wochen an Fahrzeit, heute fliegt er in kaum zwölf Stunden von Frankfurt oder Hamburg nach New York und 1959 wird er mit den dann verfügbaren Düsenmaschinen buchstäblich zwischen Mittag und Kaffeetrinken in fünf oder sechs Stunden am Ziel sein. Wer von unseren Angehörigen, die etwa in den Jahren 1905 und 1910 unter uns lebten, würde sich — wenn er heute unter uns träte — in einer so mit Sturmtempo modernisierten Welt überhaupt noch zurechtfinden? Wie unheimlich müssen sie, die doch zumeist noch mit der Petroleumlampe aufwuchsen, und die wenigen Benzinkutschen ihrer Zeit als Weltwunder bestaunten, der moderne Straßenverkehr, die elektrische Küche, das Radiogerät oder womöglich gar der Fernsehapparat und der Staubsauger anmuten. Wie sollten sie begreifen, dass inzwischen auch die damals so bewunderten D-Züge längst fast altväterlich anmuten, dass der Mensch heute imstande ist, mit zweihundert, dreihundert, fünfhundert Stundenkilometern von einer großen Stadt zur anderen zu reisen, ohne dass er dabei auch nur die Miene verzieht. Ein ganzes Menschenleben würde nicht ausreichen, das alles „nachzulernen", was uns an technischen Neuerungen ebenso wie an erstaunlichsten Fortschritten in Wissenschaft und Forschung in diesen wenigen Jahrzehnten beschert wurde. Mächtige Büchereien mit tausenden von Bänden müsste man durchlesen, um alle diese Dinge überhaupt lückenlos nur zur Kenntnis zu nehmen. Wer wollte leugnen, dass hier wirklich glänzende Leistungen des menschlichen Geistes vorzuweisen sind und dass unendlich viel von dem, was uns da geschenkt wurde, uns allen zum Segen gereicht, wo immer wir auch im Beruf stehen mögen.
Ja, wir wollen und dürfen es nicht leugnen, dass uns gerade die jüngste Vergangenheit so recht, klargemacht hat, welch ungeheure unbekannte Räume menschliches Streben, Denken und Forschen uns eröffnen, welche nie erträumten Schätze es für uns zu heben vermag. Vergleichen wir nur einmal, was alles von dem, was uns heute selbstverständliche Hilfe und Errungenschaft ist, etwa einem Immanuel Kant, einem Goethe, einem preußischen König des 18. und auch des 19. Jahrhunderts völlig unbekannt und unerreichbar war. Hätte man jenen, die bei blakenden Öllampen mit klecksenden Gänsefedern Werke von Ewigkeitswert schrieben, einmal alles aufgezählt, was heute der Mensch in seiner Wohnung, im Büro und in der Werkstatt zur Normalausrüstung rechnet, sie hätten vielleicht lächelnd gemeint, da lebten wir Menschen des 20. Jahrhunderts ja wohl in einem irdischen Paradies und hätten vermutlich keine Sorgen mehr, da so tüchtige und erfinderische Leute doch wahrscheinlich auch imstande seien, Not und Elend, Hader und Zwietracht zu überwinden und friedlich und vernünftig miteinander zu leben.
Wir Menschen von heute aber müssten, wenn wir so angesprochen werden, beschämt zu Boden blicken und jenen Großen der Vergangenheit wahrheitsgemäß berichten, dass unsere Erfahrungen mit dem in vielem gewiss so schöpferischen menschlichen Geist auch eine andere und sehr dunkle Kehrseite haben. Wir würden davon erzählen, dass unsere Zeit Luftfahrzeuge nicht nur dazu baute, um Menschen schneller und besser zu befördern, sondern um vernichtende Bombenlasten nach großen und wunderbar schönen Städten zu tragen. Wir müssten zugeben, dass die uns von einem Höheren geschenkten Einblicke in die Kraft des Atoms zuerst und vor allem angewandt wurden, um Hunderttausende von Menschenbrüdern auszurotten, dass hundert und tausend andere Errungenschaften dafür genützt wurden, den Tod und die Ausrottung noch schneller, noch präziser in Aktion treten zu lassen. Wir müssten gestehen, dass neben jenem schöpferischen und fruchtbaren Menschengeist heute noch der andere, der unmenschliche Geist des Rechtsbruches, der Macht, der Vergeltung und Rache, der Verfolgung und Vertreibung in einer angeblich so fortschrittlichen Welt stark im Regimente sitzt und dass die Untaten, die in den Reihen dieser stolzen Menschen begangen wurden, nicht geringer, womöglich noch größer und verheerender in Erscheinung traten wie einst im Mittelalter und im Altertum. Wir könnten einfach nicht leugnen, dass der gewiss beachtliche Höhenflug menschlichen Geistes nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass auch das Teuflische, das Zerstörende und Auflösende im Menschen heute wie einst unvermindert fortlebt.
Es ist wahrlich kein Wunder, dass wir alle den Prophezeiungen von jenem kommenden irdischen Paradies, das sich der Mensch als Krone der Schöpfung selbst nach seinem Geschmack bauen soll, immer misstrauischer und ungläubiger gegenüberstehen. Einer nach dem anderen erkannte, dass alle die so bedeutenden Fortschritte der Technik, der Wissenschaft und der Kultur die Seele kaltließen. Gewiss ist erstaunlich und beachtlich, wenn der forschende Geist bis weit ins Weltall und in das Kräftespiel des unendlich Kleinen vorstößt, wenn man der Menschheit neue Hilfsquellen erschließt, wenn man dem Meer und der Wüste neue Äcker abringt. „Es gibt für uns keine Grenzen, wir werden alle Rätsel lösen, werden alles in unseren Dienst stellen", hat man uns immer wieder zugerufen. Wir unterschätzen die menschlichen Möglichkeiten — im Guten wie im Bösen — gewiss nicht, aber solch Appell dringt nicht zum Herzen, nicht in die letzte Tiefe des Menschen, der doch eine Kreatur eines Höheren, ein Kind Gottes ist, und sein muss. Wir spüren: der Mensch vermag viel, mehr aber vermag Gott, und wir gehen in die Irre, wenn wir nicht in der Bindung zu diesem Vater stehen.
Emsige, unermüdliche und einfallsreiche Menschen hat es zu allen Zeiten gegeben. Sie haben gewiss große Werke geschaffen, aber es waren vergängliche Werke. Gewaltige Hochkulturen deckt der Staub der Wüste, verschollen, vergessen sind die Namen der auf Erden Gewaltigen. Wehe dem Menschen, der glaubt, er schaffe schon die Ewigkeit. Die höhere, die gültige Ordnung kann nur der Ewige uns schenken, und den Frieden gibt uns niemals der Sterbliche, sondern Gott. Pfingsten, der große Geburtstag der christlichen Kirchen, kündet nicht vom menschlichen, sondern vom heiligen Geist, den der Höchste jenen geschenkt hat, die an ihn glauben. Es hat zu allen Zeiten Leute gegeben, die da meinten, unter diesem Pfingsterleben einer kleinen Schar armer und unscheinbarer Jünger und Gefolgsleute Jesu Christi könnten sie sich gar nichts vorstellen. Das sei — so sagten sie — eben doch wohl so eine fromme Legende aus der fernsten Vergangenheit. Nun, halten wir einmal nur die rein geschichtliche Auswirkung jener Stunde fest: aus schwachen und sehr fehlbaren Menschen, die in der Todesstunde ihres Herrn sogar ausnahmslos Jesus Christus im Stich ließen, die verzagt und furchtsam glaubten, Golgatha sei das unwiderrufliche Ende einer großen Hoffnung, sind am ersten Pfingsttag die wortmächtigen Apostel und Botschafter Gottes geworden. Die Kirche, die sie in seinem Auftrag bauten, überdauerte ebenso wie seine Heilsbotschaft die Zeiten. In eine hasserfüllte Welt trugen sie die Religion der Liebe. In eine irdische Welt, in der es nie an Not und Heimsuchung, an Schlechtigkeit und Sünde fehlte, schon plötzlich hell und tröstlich das Licht der Ewigkeit. Wenn um vertriebene und verfolgte, gedemütigte und gepeinigte Menschen jeder irdische Halt zerbrach, hier war Trost und Aufrichtung zu finden, hier wurde der rechte Weg gewiesen. Dieser Heilige Geist machte aus Verzagten und Verzweifelten nicht nur tüchtige und kraftvolle Männer, sondern auch echte Gotteskinder. Wer — wie der Apostel Paulus sagt — im Laufe der Jahrhunderte diesen neuen und gewissen Geist in sich aufnahm, wer mit ihm besiegelt wurde, der erst stieg zur höchsten und edelsten Menschenwürde auf. In eine Welt, die seit eh und je erfüllt war von Mord und Hader, Zwietracht, Neid, Feindschaft und Parteiung, in der das Unmenschliche bis heute stets dicht neben dem Menschlichen stand, rief dieser neue Geist eine unerhörte Botschaft: Liebe, Treue, Friede, Güte und Milde im Denken und Handeln verlangte er von den Gläubigen. „Einer trage des Andern Last", Liebe deinen Nächsten", lauteten seine Parolen.
Wir alle wissen, dass bei weitem nicht alle, die sich Christen nennen, nach diesem neuen Gebot gelebt haben, dass immer nur Wenige der höchsten göttlichen Forderung auch nur nahekamen. Das ist gewiss nicht zu bestreiten, ändert aber nichts daran, dass das Pfingsterlebnis ebenso wie die Auferstehung des Gekreuzigten die große Marke in der Zeitgeschichte ist. Der Geist, der sich hier offenbarte, wirkt fort in alle Ewigkeit, er allein richtet die Menschen auf und gibt ihnen einen neuen Kurs in ihrem Leben. Er gibt ihnen erst eigentlich den Adel und die Kraft zum wahrhaft schöpferischen Tun. Wer, wie wir alle, in dunklen und schweren Zeiten die Unzulänglichkeit auch des kühnsten menschlichen Strebens erkannt hat, wer hinabblickte in die Abgründe einer entgotteten Welt, der weiß, dass über Leid und Ungemach dieser Zeit, über die entfesselte Kraft irdischer Mächtiger nur eines triumphieren kann: der Geist der Pfingsten, der Geist und die Planung des Höchsten, der uns mit reichen Gaben beschenkte, um in seinem Auftrag auch auf Erden dem Unrecht, der Gewalt und der Friedlosigkeit zu wehren.
Seite 5 Ein alter Frühlingsgruß-Gesang.
Je länger wir in der Vertreibung leben, desto deutlicher werden uns die Vorzüge unserer alten ostpreußischen Heimat. Ostpreußen ist und bleibt nun einmal unser Kinder- und Wunschland, unser Paradies.
Das empfinden wir besonders stark in der jetzigen Frühlingszeit. Denn wir Ostpreußen waren mit Feldern und Wäldern, mit Wiesen und Gewässern so eng verbunden, dass wir das Sprießen des Grüns und das Blühen der Blumen, das anheimelnde Summen der Bienen und das übermütige Springen der jungen Fohlen und Lämmer förmlich miterlebten, ja, wir wuchsen und reiften mit der Natur im Frühling, der auf das Gedeihen unseres Lebens und Besitzes mit besonderer Kraft wirkte. Den Maibaum umwanden wir mit Kränzen; wir setzten junges Birkengrün an die Türen unserer Häuser und Ställe, unsere Stuben schmückten wir mit leuchtenden Frühlingsblumen und grünen Zweigen. In Masuren legten unsere Eltern und Großeltern sogar den Kühen Blumenkränze um. Der noch heute übliche Ausdruck „Pfingstochse" geht auf diesen alten Brauch zurück. Den Adebar begrüßten wir jubelnd als lieben Hausgenossen, und wir wachten sorgsam, dass ihm kein Leid geschah . . .
Warum das alles? Weil wir — und noch mehr unsere Ahnen — erfüllt waren von neuer Natur. Die Frühlingsbräuche sind Ausdruck der natürlichen Freude unserer Vorfahren an der blühenden Jahreszeit, an dem Wachsen und Gedeihen aller Lebewesen, besonders der Haustiere. Und in dieser großen Freude lebte auch der Glaube, dass der Schmuck zugleich Schaden und Bosheit, Krankheiten und anderes Unheil von Haus und Besitz abhalten könne. Das alte Psalmwort „Schmücket das Fest mit Maien!", das heißt mit frischem Grün, hat also einen doppelten Sinn, der unsern Ahnen noch voll bewusst war.
Zu dem überkommenen Frühlingsbrauchtum gehören auch Frühlingsgesänge, die seit Jahrhunderten im ostpreußischen Volke lebendig waren und seine naturverbundene Seele widerspiegeln. Es sind meist schlichte, echte Volksweisen in urwüchsiger, ungekünstelter Sprache. Wir kennen sie nur noch aus alten Aufzeichnungen; sonst sind sie leider vergessen. Am häufigsten fand man sie bei den sangesfreudigen Litauern und Masuren; sie bewahrten Sitte und Brauch bis in die jüngste Zeit am reinsten und länger als die andern Landschaften Ostpreußens.
Ein alter Frühlingsgruß-Gesang hatte sich bis vor hundert Jahren in Alexkehmen, Kreis Stallupönen (seit 1938 Alexbrück, Kreis Ebenrode genannt) erhalten. Die Dorfjugend sang ihn in altlitauischer Sprache, wenn sie im Frühling von Hof zu Hof zog und den reichen Bauern ein Ständchen brachte, um dafür Gaben zu heischen. Eine ähnliche Weise ist im Jahre 1832 aus Heydekrug aufgezeichnet worden.
Den hier abgedruckten Gesang hat Professor Dr. Carl Cappeller Ostern 1854 zum letzten Mal auf seinem väterlichen Hof in Alexkehmen gehört und ihn in seine „Aufzeichnungen aus dem Kreise Stallupönen . . ." in litauischer Sprache aufgenommen. Vorfahren meiner Frau, die gleichfalls in Alexkehmen ansässig waren, sind jene litauischen Volksgesänge und -bräuche gleichfalls bekannt gewesen. Die Litauer gehörten zu den Bewohnern des nordöstlichen Ostpreußens, wohnten mit der deutschen Bevölkerung zusammen, fühlten sich auch als Deutsche, hielten aber am urväterlichen Brauchtum und an ihrer Sprache in der Hausgemeinschaft fest.
Die hier genannten Tatsachen erklären es, dass der hier wiedergegebene Frühlingsgrußgesang in litauischer Sprache gesungen worden ist. Die deutsche Übersetzung verdanke ich einem 76-jährigen Balten, der noch das Altlitauische beherrscht. Sie lautet:
(Am Ende jeder Zeile steht das litauische „Ei lalo!", das „Ei, singe!" bedeutet.)
Guten Abend, Herr Wirt!
Guten Abend, Herr Wirt!
Schläfst du noch im süßen Schlaf?
Wach auf und bewege dich!
Schläfst du, während wir noch singen?
Steh auf, Herr Wirt!
Oh, mache die Fenster auf!
Den Sängern, den lieben Sängern! —
Der Sänger Wege sind schwer.
In dunkler Nacht müssen sie versuchen
Den schwarzen Morast zu durchwaten.
Die Sänger haben schlechten Verdienst.
Die Sänger bitten den Herrn
Um Silbergulden und -groschen,
Um Silberlinge und Kleingeld. —
Deine Ochsen brüllen im Hof,
In den Ställen wiehern die Pferde,
Die Pfauen hüpfen und streuen Federn.
Auf deinen Feldern — Gott sei Dank! —
Wo gepflügt ist, da ist Leben,
Wo geeggt ist, ist es glatt,
Wo besät ist, da grünt es. —
Der heilige Georg streut den Tau,
Der heilige Johann den Dünger führt,
Der heilige Jakobus mäht den Roggen,
Die heilige Johanna bindet die Garben!
E. J. Guttzeit
Seite 5 Dem Botaniker und Vorgeschichtsforscher Dr. Hugo Groß, der bis 1945 als Studienrat an der Luisenschule in Allenstein tätig war, wurde am 14. Mai 1956 die Würde des Ehrendoktors der Naturwissenschaften verliehen. In unserer nächsten Folge werden wir über die wissenschaftliche Bedeutung der Forschungen von Dr. h. c. Groß eingehend berichten.
Seite 5 Acht Millionen Pakete. Ein paar Zeilen, die man gerade jetzt zu Pfingsten lesen sollte.
In diesen Tagen konnte man eine Nachricht lesen, die manchen von uns doch recht nachdenklich gemacht haben wird: In Bonn hat eine Vertriebenen-Familie aus den Händen des Leiters der amerikanischen „Care"-Organisation eines der Pakete erhalten, die diese amerikanische Mission seit Ende des Krieges in Deutschland verteilte; es war das achtmillionste! Bald nach Kriegsende setzte der große Strom der Geschenkpakete aus den Vereinigten Staaten ein, und unter diesen Paketen wurde ein Typ zu einem festen Begriff: er trug die Aufschrift „Care'', ein Wort, das dem deutschen „Fürsorge" entspricht.
Acht Millionen Pakete im Wert von 350 Millionen DM! Wie sehr sie geholfen haben, den Hunger zu bannen, welchen Segen sie gestiftet haben, darüber braucht hier nicht viel geschrieben zu werden. Erstaunen wird es viele von uns, zu hören, dass diese Hilfe auch heute noch, in der Zeit des „Wirtschaftswunders", bedürftigen Deutschen zur Verfügung steht. Es handelt sich dabei nicht etwa um eine staatliche Hilfe, — die 350 Millionen DM sind aus freiwilligen Spenden der Amerikaner zusammengekommen; das Geld haben gegeben Menschen wie du und ich.
Es ist gut, wenn wir darüber nachdenken, welch ein Maß von Hilfsbereitschaft hinter den nackten Zahlen steht. Vielleicht werden auch wir dann die Trägheit des Herzens überwinden und nun unsererseits helfen, Not zu lindern und Freude zu bereiten.
Wir rufen im Ostpreußenblatt nur sehr, sehr selten einmal zur Hilfeleistung auf. Das war einmal der Fall, als wir baten, für die Landsleute, die noch in der Heimat leben, etwas zu spenden; es war die Bruderhilfe Ostpreußen. Und im letzten Jahr baten wir um Freiplätze und Spenden für einen Ferienaufenthalt ostpreußischer Kinder.
Jetzt ist es wiederum die Ostpreußische Kinderhilfe, die an uns alle appelliert. So wie im vorigen Jahr, so sollen auch in diesem Sommer ostpreußische Kinder, die in der Sowjetzone oder in Ostberlin leben, bei uns einige unbeschwerte Ferienwochen verleben können, — am Meer, im Gebirge oder sonst wo auf dem Lande, ja, wenn es möglich ist, vielleicht auch in einer Stadt.
Es gibt nicht wenige ostpreußische Bauern, die schon wieder einen Hof gepachtet haben oder gar besitzen und die ein Kind bei sich aufnehmen können. Wenn jeder, der dazu in der Lage ist, sich meldet, dann könnte man allein so schon mehrere hundert Kinder unterbringen. Aber auch mancher andere ostpreußische Landsmann, der auf dem Lande oder in einer Kleinstadt lebt, wird einen Ferienplatz bieten können. Wir bitten alle Landsleute, die einen solchen Freiplatz geben können, das der Geschäftsführung der Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 13, Parkallee 86, mitzuteilen und zwar unter Angabe der Anschrift, des Berufs und einer kurzen Schilderung der häuslichen Verhältnisse — vor allem, ob Spielgefährten vorhanden sind, weiches Alter in Frage kommt — und unter Angabe der Zeit, zu der die Aufnahme erfolgen kann. Die Fahrtkosten brauchen natürlich nicht bezahlt zu werden. Alles, was mit der Fahrt zusammenhängt, wird durch die Landsmannschaft geregelt werden.
Diejenigen Landsleute aber, die auch beim besten Willen nicht in der Lage sind, Kindern einen Freiplatz zu bieten, und das sind ja die meisten von uns, können durch eine Geldspende helfen; mit dem Betrag, der dann zusammenkommt, kann der Aufenthalt der Kinder in Ferienheimen bezahlt werden. Auch der kleinste Betrag wird dankbar entgegengenommen; viele Wenige machen bekanntlich ein Viel. Spenden bitten wir auf das Postscheckkonto der Landsmannschaft Ostpreußen, Hamburg 7557 unter dem Stichwort „Ostpreußische Kinderhilfe" zu überweisen.
Diese Zeilen werden jetzt zu Pfingsten gelesen, an Tagen also, an denen in jeder Familie besprochen werden kann, wie eine Hilfe möglich ist. Es ist jetzt auch Zeit, einen Brief an uns zu schreiben, einen Brief, in dem ein Freiplatz angeboten wird. Es ist auch Zeit, einen Geldbetrag zu bestimmen, der nach den Feiertagen abgeschickt werden kann.
Es braucht sich nur ein jeder vorzustellen, wie glücklich die Augen eines Kindes strahlen, wenn es erfährt, dass es aus der Enge und Dumpfheit eines Ostberliner Hinterhofes auf Ferien fahren kann, und er wird dann — wenn es ihm selbst nicht schlecht geht — gern den Entschluss fassen, etwas zu dieser Freude beizutragen.
Seite 6 Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …
Heimattreffen
20. Mai: Königsberg-Stadt, Königsberg-Land, Fischhausen, Labiau und Pr.-Eylau in Ulm, Jahnsaal (am Stadion).
Ortelsburg in Hannover, Wülfeler Biergarten, Hildesheimer Chaussee 73.
Bartenstein in Rendsburg, Bahnhofshotel.
27. Mai: Die Kreise des Regierungsbezirkes Allenstein (Allenstein-Stadt und -Land, Neidenburg, Ortelsburg, Lötzen, Lyck, Rößel, Johannisburg, Sensburg, Osterode) in Stuttgart-Feuerbach, Freizeitheim.
Kreis Labiau im Patenkreis Land Hadeln, Forsthaus Dobrock, Bahnstation Höftgrube.
3. Juni: Königsberg in Hamburg, Etnst-Merck-Halle.
Allenstein Stadt und Land in Hamburg, Elbschloßbrauerei.
Schloßberg (Pillkallen), Haupttreffen in Winsen (Patenkreis Harburg), Schützenhaus.
Johannisburg in Hannover, Limmerbrunnen.
Pr.-Holland in Hagen, Akku-Halle, Diekstraße.
Elchniederung in Lübeck-Israelsdorf, Gaststätte Muuß.
Angerapp, Haupttreffen in der Patenstadt Mettmann, Bovensiepen-Halle.
Lötzen in Oldenburg i. O., im „Roten Hause".
10. Juni: Insterburg Stadt und Land in der Patenstadt Krefeld, Stadtwaldhaus.
Allenstein Stadt und Land in Osnabrück (Patenkreis des Landkreises Allenstein) in der Mehrzweckanlage „Gartlage".
Osterode, Haupttreffen in Hamburg-Nienstedten, Elbschloßbrauerei. Neidenburg in Berlin.
24. Juni: Gumbinnen, Haupttreffen in der Patenstadt Bielefeld.
Angerburg in Rotenburg (Patenkreis), im „Rotenburger Hof".
Elchniederung in Hannover.
Großes Heimattreffen in Ulm
Die jetzt im süddeutschen Raume wohnenden Landsleute werden hiermit nochmals zu dem am 20. Mai im Jahn-Saal (am Stadion) zu Ulm stattfindenden Treffen der Heimatkreise Königsberg-Stadt, Königsberg-Land, Fischhausen, Labiau und Pr.-Eylau herzlich eingeladen.
Der Jahn-Saal ist ab 9 Uhr geöffnet, um 10 Uhr beginnt eine Führung zur Besichtigung der Stadt Ulm, um 13 Uhr Beginn der Heimatgedenkstunde, ab 14.30 Uhr Unterhaltungs- und Tanzmusik. Alle Ostpreußen sind herzlich willkommen!
Die Kreisvertreter: Bieske, Teichert, Lukas, Gernhöfer, v. Elern.
Elchniederung
Unser Kreistreffen in Lübeck
Liebe Landsleute!
Das Kreistreffen in Lübeck findet nun endgültig am Sonntag, dem 3. Juni statt, und zwar in der Großgaststätte Muuß in Lübeck-Israelsdorf. Erstmalig führt damit unsere Kreisvertretung ein solches Treffen in dieser Stadt durch, die unmittelbar an der unglückseligen Zonengrenze gelegen ist. Gerade durch dieses Heimattreffen in Lübeck wollen wir offen bekunden, dass wir uns mit dem Schicksal aller Deutschen jenseits des „Eisernen Vorhanges" eng verbunden fühlen. Wir hoffen, dass auch eine größere Zahl unserer Schicksalsgenossen von „drüben" es wird ermöglichen können, an diesem Tage im Kreise unserer heimatlichen Gemeinschaft zu weilen. Sie sollen uns ganz besonders willkommen sein!
Für uns Elchniederunger im nördlichen Teil der Bundesrepublik, ganz besonders für alle im engeren Raum Hamburg-Lübeck wohnenden Landsleute, sollte dies eine innere Verpflichtung sein, so zahlreich wie nur möglich an diesem Heimattreffen teilzunehmen, um damit unser Zusammengehörigkeitsgefühl in eindrucksvoller Weise zu dokumentieren. In diesem Sinne laden wir Sie alle herzlich ein, am 3. Juni zu unserem Elchniederunger Heimatkreistreffen nach Lübeck zu kommen.
Der landschaftlich sehr schön gelegene Vorort Israelsdorf ist vom Lübecker Hauptbahnhof bequem mit den Straßenbahnlinien 1, 2 und 3 zu erreichen. Von der Haltestelle Israelsdorf sind es bis zur Gaststätte Muuß nur etwa fünf Minuten Fußweg. Das Trefflokal wird ab 9 Uhr morgens geöffnet sein. Um 10 Uhr erfolgt eine Vorführung der Elchniederunger Heimatlichtbilder und der Aufnahmen von der vorjährigen feierlichen Patenschaftsübernahme in Bentheim. Dieser Lichtbildervortrag findet in einem besonderen Raum des Trefflokals statt und wird im Bedarfsfall am Nachmittag wiederholt. Bei der heimatlichen Feierstunde um 11 Uhr wird ein Mitglied des Bundesvorstandes unserer Landsmannschaft zu uns sprechen. Der Nachmittag soll ganz dem frohen Wiedersehen und der Unterhaltung bei Musik und Tanz vorbehalten bleiben.
Ich mache besonders darauf aufmerksam, dass von Hamburg aus eine Fahrt mit Sonder-Omnibussen zu diesem Kreistreffen nach Lübeck-Israelsdorf durchgeführt wird, und zwar zu dem ganz geringen Fahrpreis von 3,50 DM pro Person für die Hin- und Rückfahrt. Abfahrt am 3. Juni morgens um 8 Uhr vom Zentral-Omnibus-Bahnhof (ZOB) in Hamburg, Bahnsteig Null. Rückfahrt vom Trefflokal abends gegen 21 Uhr. Der Fahrpreis wird am Bus kassiert. Es ist jedoch vorherige schriftliche Anmeldung der Fahrtteilnehmer bei unserem Kreisgeschäftsführer Herbert Sahmel in (24a) Hamburg 26, Burggarten 17, erforderlich, und zwar bis spätestens 30. Mai. Dadurch wird jedem Teilnehmer ein Sitzplatz im bequemen Reisebus garantiert. Zur genauen Übersicht über die Teilnehmerzahl bitte ich dringend alle interessierten Landsleute ihre Anmeldungen schon jetzt einzusenden, da bereits auf Grund mündlicher Bekanntgaben eine rege Nachfrage nach Busplätzen eingesetzt hat.
Da unser Schülertreffen am 5. Mai in Kiel großen Anklang fand, soll auch am Vorabend unseres Lübecker Kreistreffens ein Sondertreffen der jungen Elchniederunger Generation stattfinden. Wir hoffen, dass sich auch dort eine beträchtliche Zahl früherer Schüler und Schülerinnen aller Elchniederunger Schulen mit ihren alten Lehrern zusammenfinden wird. Dieses Sondertreffen findet am Sonnabend, dem 2. Juni, um 19 Uhr im Klubraum der Gaststätte Muuß in Lübeck-Israelsdorf statt. Auf die günstigen Straßenbahnverbindungen vom Lübecker Hauptbahnhof nach Israelsdorf wurde bereits hingewiesen.
Alle Vorbereitungen sind getroffen, um unser Heimatkreistreffen in Lübeck für jeden Landsmann
zu einem schönen Erlebnis zu gestalten. Nun erwarten wir Ihr Kommen!
Johannes Klaus, Kreisvertreter (24b) Husum, Woldsenstraße 34
Kreistreffen in Hannover
Das nun schon zur Tradition gewordene alljährliche Elchniederunger Kreistreffen findet in diesem Jahr am Sonntag, dem 24. Juni im „Kurhaus Limmerbrunnen" statt. Diejenigen Landsleute, die im vergangenen Jahr aus eigener Initiative Sonderbusfahrten nach Hannover organisierten, werden schon jetzt gebeten, sich auch diesmal wieder für das Zustandekommen von Gemeinschaftsfahrten einzusetzen. Durch die zentrale Lage Hannovers wird auch 1956 unser dortiges Heimatkreistreffen zu einem vollen Erfolg werden.
Herbert Sahmel, Kreisgeschäftsführer (24a) Hamburg 26, Burggarten 17
Schloßberg (Pillkallen)
Alle für das Freizeitlager in Winsen vom 1. bis 3. Juni gemeldeten Jugendlichen haben inzwischen Nachricht und die Teilnehmerliste erhalten. Wir freuen uns, dass es möglich ist, die Fahrtkosten um 50 Prozent zu verbilligen, und dass wir noch weitere freie Plätze in Winsen erhalten haben. — Diese wesentliche Verbilligung der Fahrtkosten und die kostenlose Verpflegung und Unterkunft in Winsen wird es sicher noch vielen ermöglichen, an dem Freizeitlager teilzunehmen. Wir bitten, Anmeldungen möglichst sofort, spätestens bis Sonnabend, den 26. Mai, an F. Schmidt, (23) Sulingen, Bassumer Straße 42, zu richten. — Alle Teilnehmer des Ferienlagers in Undeloh vom 23. Juli bis 4. August erhalten nach Pfingsten Nachricht, und die Teilnehmer des zweiten Lagers vom 4. bis 16. August nach dem Hauptkreistreffen in Winsen am 3. Juni. Für dieses zweite Lager sind noch einige Plätze frei. F. Schmidt
Gumbinnen
Gumbinner Haupttreffen vom 23. bis 25. Juni in der Patenstadt Bielefeld
Programmfolge
Sonnabend, 23. Juni, 11 Uhr: öffentliche Sitzung des Kreistages Gumbinnen in Anwesenheit des Rates der Stadt Bielefeld im großen Sitzungssaal des Rathauses Bielefeld (Schillerplatz); — 15 Uhr, Feierstunde in der Aula der Cecilienschule Bielefeld, Elsa-Brandström-Straße Nr. 4; zu erreichen: Straßenbahnlinie 1 vom Hauptbahnhof in Richtung Sennefriedhof, Haltestelle Jahnplatz oder Stapenhorststraße; — 16 Uhr, Tagung der Salzburger im Haus des Handwerks (kleiner Saal), Papenmarkt Nr. 11, zu erreichen Straßenbahnlinie 1 in Richtung Sennefriedhof, Haltestelle Kreuzstraße. — 16 Uhr, Handwerkertagung im Haus des Handwerks (Gesellschaftszimmer unten), siehe auch Veröffentlichung im Ostpreußenblatt; — 18 Uhr, Zusammenkunft der Jugendfreizeit — Teilnehmer und Jugendforum im Gesellschaftszimmer (Haus des Handwerks), — 19,30 Uhr, Lichtbildervortrag über Stadt und Kreis Gumbinnen durch Herrn Gebauer im großen Saal (Haus des Handwerks); — 20.30 Uhr, gemütliches Beisammensein in allen Räumen (Haus des Handwerks); - 20.30 Uhr, Sondertreffen (Beamte und Angestellte der Regierung Gumbinnen und Soldaten).
Sonntag, 24. Juni: Waldheim-Rütli, Bielefeld, Osningstraße 245, zu erreichen: Straßenbahnlinie 1 oder 3 ab Hauptbahnhof bis Jahnplatz, umsteigen in Straßenbahnlinie 2 bis Endstation Sieker, dann Sonderomnibusse bis Waldheim-Rütli. 10 Uhr. Gottesdienst, Pfarrer Moritz unter Mitwirkung eines Bläserchors. 11 Uhr, Ansprachen: 12.30 Uhr. Mittagessen; 14 Uhr. gemütliches Beisammensein; 14 Uhr. Zusammenkunft der ehemaligen Angehörigen der Friedrich- und Cecilienschule Gumbinnen mit Kaffeetafeln im Berghotel „Stiller Frieden" (drei Minuten vom Rüth): 14 Uhr, Tagung der Lehrer; 14 Uhr, Zusammenkunft der Jugendfreizeitteilnehmer.
Montag, 25. Juni, 8 Uhr, (Abfahrtsort wird noch bekanntgegeben), Omnibustagesfahrt in die schöne Umgebung von Bielefeld. (Besichtigung von Mustersiedlungsbetrieben, Hermannsdenkmal Detmold, Externsteine, Adlerwarte, Berlebeck, Bad Salzuflen usw.) Rückkehr ca. 18 Uhr. Fahrpreis ca. 5,-- DM. Meldungen hierzu bis spätestens 20. Juni an Stadtinspektor Karl Olivier, Bielefeld, HauptSl l'iilii' Uli
Quartierbestellungen sind bis spätestens 20. Juni 1956 an das Städtische Verkehrsamt, Bielefeld, Bahnhofstr. 47, zu richten.
Hans Kuntze, Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4
Insterburg Stadt und Land.
Jahreshaupttreffen am 10. Juni in Krefeld
Am 10. Juni findet das diesjährige Jahreshaupttreffen im Stadtwaldhaus unserer Patenstadt Krefeld statt. In der Feierstunde wird der Oberbürgermeister der Patenstadt sprechen. Nach der Feierstunde wird eine gute Kapelle zur Unterhaltung und zum Tanz aufspielen. Die Vorbereitung des Treffens liegt in den bewährten Händen unseres Landsmannes Willi Bermig, der mit der Ostpreußengruppe Krefeld uns auch diesmal das Wiedersehen zu einer bleibenden Erinnerung gestalten wird.
Am 9. Juni findet ab 16 Uhr eine Delegiertentagung im Lokal Spoul, Krefeld, Südwall (Nähe Bahnhof), statt. Die Tagesordnung wird zu Beginn bekanntgegeben werden.
Um 20 Uhr findet im Festsaal der Industrie- und Handelskammer ein Vortragsabend statt, auf dem unser Landsmann Dr. Grunert über das Thema: „Die Bedeutung Ostpreußens für Gesamtdeutschland" sprechen wird. Zu dem von Orchestermusik umrahmten Vortrag hat unsere Patenstadt die Versendung der Einladungen sowie die musikalische Ausgestaltung übernommen. Durch das Presseamt werden Presse und Rundfunk auf das Treffen aufmerksam gemacht werden.
Um die Verbundenheit mit der Patenstadt zum Ausdruck zu bringen, wird allen Insterburgern, besonders auch der Jugend, der Besuch des Jahreshaupttreffens empfohlen. Wir wollen auch diesmal wieder ein Treuebekenntnis zu unserer Heimat ablegen.
i.V. Fritz Padeffke, Leiter der Zentralstelle heimattreuer Insterburger
Fritz Naujoks, Kreisvertreter Landkreis Insterburg
Sport-Club Preußen Insterburg 1907 e.V.
Auf dem Heimattreffen am 10. Juni in der Patenstadt Krefeld wird um 13 Uhr im Stadtwaldhaus das erste Wiedersehenstreffen sämtlicher Mitglieder und Sportfreunde Insterburgs stattfinden. Geplant ist eine Besprechung über die Feier des 50-jährigen Bestehens im nächsten Jahr.
Angerburg
Kreistreffen in Rotenburg
Am Abend vor unserem Kreistreffen, am Sonntag, dem 23. Juni, hält unser Landsmann Walter von Sanden im Saale des Hotels „Rotenburger Hof" in (23) Rotenburg (Han), einen Farblichtbildervortrag über seine Reise zu seiner Tochter und seinem Schwiegersohn, die auf den Bahama-Inseln leben. Außerdem musikalische Darbietungen und geselliges Beisammensein. Am Sonntag, dem 24 Juni, vormittags, Kirchgang. Besichtigung des Angerburger Zimmers" sowie des Heimatmuseums Rotenburg. 10.30 Uhr Zusammenkunft der ehemaligen Hindenburgschüler in der Gaststätte Helberg. Ab 14 Uhr im Saale des Hotels „Rotenburger Hof" Feierstunde mit Ansprachen des Kreisvertreters, des Oberkreisdirektors Janssen und des hauptamtlichen geschäftsführenden Vorstandsmitgliedes und stellv. Sprechers unserer Landsmannschaft Ostpreußen, Egbert Otto. Geselliges Beisammensein. Tanz im „Lüneburger Hof". Genaue Zeiten werden noch bekanntgegeben. Da wir eine große Anzahl von Landsleuten zu unserem Kreistreffen erwarten, wird gebeten, so früh wie möglich etwaige Quartiere bei Landsmann Franz Jordan, (23) Rotenburg (Han), Immelmannstr. 9, zu bestellen.
Zu unserem Hauptkreistreffen am Sonntag, dem 24. Juni, in (23) Rotenburg (Han), beabsichtigt Landsmann Siegmar Naujoks einen Bus zu mieten. Abfahrt von Hamburg-Hauptbahnhof 7 Uhr, Rückfahrt am Abend. Fahrpreis je nach Teilnehmeranzahl um 5,50 DM für die Hin- und Rückfahrt, gegebenenfalls noch billiger. Auch Landsleute, die an der Bahnstrecke Itzehoe - Hamburg bzw. Kiel - Hamburg wohnen, können teilnehmen. Interessenten wollen sich bis spätestens 28. Mai mit Personenzahl mit Siegmar Naujoks, (24a) Hamburg 33, Kol. Gummi, Brombeerweg 141, in Verbindung setzen.
Es wird wiederholt gebeten, etwaige Quartiere für unser Hauptkreistreffen so bald wie möglich bei Landsmann Franz Jordan, (23) Rotenburg (Han), Immelmannstraße 9, zu bestellen.
Gesucht werden:
aus Kl.-Strengeln: Karl Gemballa; Ernst Lenkeit und Ehefrau Ida (Tochter von Karl Gemballa) sowie deren Tochter Hildegard Lenkeit, 22 Jahre alt. —
Jede Nachricht bitte an den Unterzeichneten zu richten.
Wir begrüßen die aus den polnisch besetzten Gebieten ausgesiedelten und nach Westdeutschland gekommenen Landsleute
Gottlieb Buzilowski, geb. 16.06.1888 und Ehefrau Maria Buzilowski, geb. Brozio, geb. 15.04.1888 aus Steinort;
Ida Gemballa, geb. Paul, aus Schwenten, geb. 08.06.1886;
Anna Sokollek, geb. Großmann, aus Thiergarten, geb. 03.01.1877;
Johann Kowallek, aus Kehlen, geb. 07.04.1877;
Maria Scholk, geb. Tomzik, aus Gut Georgenau (Rosengarten), geb. 23.11.1870.
Wir wünschen unseren Landsleuten baldige Erholung von den erlittenen Entbehrungen und seelischen und körperlichen Strapazen sowie Gesundheit und alles Gute für die Zukunft.
Hans Priddat, Kreisvertreter (16) Bad Hamburg v. d. H., Seifgrundstraße 15
Lötzen
Bis zum 15. Mai müssen alle im Bundesgebiet und in West-Berlin wohnenden Lötzner aus Stadt und Kreis im Besitz des „Lötzener Heimatbriefes aus der Patenstadt Neumünster" sein. Wer bis zum 15. Mai seinen Heimatbrief nicht hat, bei dem ist die Karteikarte nicht in Ordnung. Ich bitte dann sofort an mich zu schreiben, aber unter allen Umständen auch den Heimatwohnort anzugeben, denn es ist mir nicht möglich, immer die ganze Kreiskartei durchzusuchen.
Vielen Heimatbriefen liegt eine Karteikarte bei, und diese Landsleute bitte ich freundlich, die Karteikarte gewissenhaft auszufüllen und mir zuzusenden. Es handelt sich dann um Karteikarten, bei denen die Geburtsorte und Geburtsdaten fehlen, oder die der Angehörigen. Bitte ausreichend frankieren; Karteikarten sind keine Drucksachen, sie müssen als Briefe aufgegeben werden.
Wir machen noch einmal auf die Kreistreffen aufmerksam und geben die Termine bekannt: Am Sonntag, 27. Mai, in Stuttgart-Feuerbach. Gaststätte Freizeitheim. Am Sonntag, 3. Juni, in Oldenburg im Roten Haus. Am Sonntag, 1. Juli, in Bochum. „Kaiseraue", Josephinenstr. 29. Das Jahreshaupttreffen in Neumünster am Sonntag, 19. August, in der „Reichshalle", Altonaer Straße.
Curt Diesing. Geschäftsführer (24b) Neumünster, Königsberger Straße 72
Sensburg
Ich lade hierdurch den in Folge 41 des Jahrgangs 1955 vorgeschlagenen Kreistag zu seiner ersten Sitzung in Remscheid am 2. Juni, 15 Uhr, im Hotel Leger ein. Die Tagesordnung geht den Mitgliedern durch die Post zu. Zusagen unter Angabe der entstehenden Reisekosten bitte ich bis zum 22. Mai an mich. — Am Treffen der Kreise des Regierungsbezirkes Allenstein am 27. Mai in Stuttgart-Feuerbach, Freizeitheim, werde ich teilnehmen. Ich bitte um recht zahlreiches Erscheinen. — Das angekündigte Jugendlager findet bei genügender Beteiligung vom 27. Juli bis zum 10. August in Burg/Remscheid statt. Anmeldungen bitte ich umgehend an Herrn Fritz Bredenberg, Gr.-Himstedt bei Hildesheim, zu richten. — Es ist beabsichtigt, demnächst einen Rundbrief an alle Sensburger Kreisangehörige herauszusenden. In diesem Brief sollen Berichte aus der Heimat und vor allem Familiennachrichten aller Art bekanntgegeben werden. Die Mitteilungen und Familiennachrichten bitte ich möglichst umgehend an Herrn Fritz Bredenberg, Gr.-Himstedt bei Hildesheim, zu richten. Wer in den letzten zwei Jahren seinen Wohnsitz geändert hat, wird gebeten, diese Änderung postwendend unserem Karteiführer Gustav Waschke, Kamen, Schillerstraße 149, mitzuteilen, damit der Rundbrief, der doch die persönlichen Beziehungen aus der Heimat aufrechterhalten soll, nicht unnötig versandt wird.
Ich werde am 27. Mai in Stuttgart voraussichtlich anwesend sein. Wenn ich verhindert sein sollte, ist aber bestimmt unser Karteiführer Gustav Waschke (Grabenhof) dort, und es ist dann Gelegenheit, bei ihm Auskunft zu holen. Die in der letzten Folge des Ostpreußenblattes erbetene Meldung zur Teilnahme am Jugendlager in Remscheid bitte ich so abzugeben, dass das Lager, sofern es durchführbar ist, auch schon in den Sommerferien stattfindet.
Albert von Ketelhodt, Kreisvertreter, Ratzeburg, Kirschenallee 11
Gesucht wird der Bauer Heinrich Masanneck, aus Hoverbeck, Kreis Sensburg, der bisher in Peine, Ilseder Straße 4, wohnhaft war und unbekannt verzogen ist.
Ich bitte alle Landsleute, die jetzt aus unserem Heimatkreis ausgewiesen sind, bei ihrer Ankunft hier im Westen sich mit ihren Personalien bei der Kreiskartei schriftlich anzumelden.
Gustav Waschke, Kreiskarteiführer, Kamen, Westf., Schillerstraße 149
Seite 6 Das Wiedersehen der Königsberger am 3. Juni 1956 in Hamburg.
Liebe Königsberger Freunde!
Noch zwei Wochen trennen uns von unserer großen Wiedersehensfeier, die wir am Sonntag, dem 3. Juni in der Hamburger Ernst-Merck-Halle durchführen.
Der Tag beginnt um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Festhalle A, gehalten von Pfarrer Hugo Linck. Diese Halle liegt unmittelbar neben der Ernst-Merck-Halle und bietet Sitzplätze für zweitausend Personen. Durch die Trennung des Gottesdienstes von der Haupthalle haben die Teilnehmer am Gottesdienst, bei dem erstmalig der Ostpreußenchor Hamburg mitwirken wird, die Gewähr einer ungestörten Andacht.
Marschmusik geht der Feierstunde voraus, die im Mittelpunkt des Treffens steht und um 11.30 Uhr beginnt. Nach der Begrüßungsansprache des 1. Kreisvertreters, Konsul a. D. Hellmuth Bieske, wird Erich Grimoni, Mitglied des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen und Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen sprechen. Der Ostpreußenchor Hamburg und ein großes Blasorchester werden diese Feierstunde wesentlich verschönern. Vorgesehen ist die Uraufführung eines neuen Heimatliedes mit dem Titel „Heimat, ich trage Dich im Herzen". Dieses Lied wird Karl Otto, der bekannte Bassist von der Hamburger Staatsoper, mit Chor- und Orchesterbegleitung vortragen.
Am Nachmittag um 16 Uhr und am Abend um 19.30 Uhr werden beliebte Künstler vom ehemaligen Reichssender Königsberg und vom Norddeutschen Rundfunk frohe Stunden bereiten. Dieses bunte Programm steht unter dem Motto „Vom Ostseestrand zur Waterkant" und wird als Sonderveranstaltung in der unmittelbar neben der Ernst-Merck-Halle gelegenen Festhalle A durchgeführt werden. Als Mitwirkende konnten für diese Veranstaltung verpflichtet werden: Marion Lindt, Ursula Zollenkopf (Alt), Eugen Wilcken (Violine), Carl Bay (Bariton), ferner das Kinderballett Harry Gondi, Leitung Ellinor Gondi. Die künstlerische Leitung und die Ansage des Programms hat Harry Gondi übernommen. Er war früher oft gern gesehener Gast am Reichssender Königsberg. Dieses Künstleraufgebot lässt ein großes Programm erwarten, und wie der Titel sagt, soll auch die Waterkant darin vertreten sein. Wir begrüßen daher erstmalig auf unseren Veranstaltungen den Konzertsänger Carl Bay, bekannt von den Hamburger Hafenkonzerten und vielen anderen Rundfunksendungen sowie von der Veranstaltungsreihe „Hamburg, hol die stief!"
Da der Andrang zu dieser Sonderveranstaltung erwartungsgemäß sehr groß sein wird, empfehlen wir allen interessierten Landsleuten, sich rechtzeitig Karten bei den an der Festhalle A eingerichteten Kassen zu sichern. Wir bitten hierbei diejenigen Landsleute, die noch nicht am Sonntagabend zurückfahren müssen, und alle diejenigen, die in Hamburg wohnen, die Vorstellung am Abend zu besuchen, damit die in der Festhalle A vorhandenen Plätze am Nachmittag den auswärtigen Teilnehmern vorbehalten bleiben, die am Abend mit ihren Gruppen wieder abfahren müssen.
Sonderzüge nach Hamburg werden nicht eingesetzt. Die von der Bundesbahn geforderte Mindestteilnehmerzahl ist nicht zu erreichen. Es wird gebeten, von Anfragen bezüglich Sonderzüge abzusehen.
Dagegen hoffen wir, dass die örtlichen landsmannschaftlichen Gruppen recht zahlreich billige Gemeinschaftsfahrten nach Hamburg durchführen werden und dass die Vorbereitungen hierfür schon in vollem Gange sind. Zwecks Vergrößerung der Teilnehmerzahl an diesen Fahrten baten wir bereits früher die örtlichen Gruppen, auch die Landsleute aus den Kreisen Allenstein-Stadt und -Land zu diesen Fahrten aufzufordern, da auch diese Kreise am 3. Juni Heimattreffen in Hamburg durchführen.
Folgende Meldestellen für Gemeinschaftsfahrten nach Hamburg stehen bereits fest:
1. Stadtverwaltung Gelsenkirchen, Abt. Patenschaft Allenstein, Gelsenkirchen. Hans-Sachs-Haus, z. H. Herrn Paul Tebner.
2. Landsmannschaft Ost- und Westpreußen, Bremerhaven, Bergstr. 19 (Tel. 50 94), z. H. Herrn Erich Munk.
3. Landsmannschaft Ostpreußen, Lübeck, Hüxtertor-Allee 2 (Tel. 2 61 17). Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt 3,20 DM pro Person.
4. Landsmannschaft Ostpreußen, Flensburg, Große Straße 12, Tel. Zentrum 589, z. H. Herrn Bocian.
Alle Landsleute aus diesen Städten und deren Umgebung, die sich an einer billigen Gemeinschaftsfahrt nach Hamburg beteiligen möchten, werden gebeten, sich umgehend bei den genannten Stellen anzumelden. Weitere Meldestellen werden wir bekanntgeben, sobald entsprechende Meldungen bei uns eingegangen sind.
Im Übrigen haben wir in Folge 18 vom 5. Mai ausführlich auf die Fahrpreisermäßigungen bei Einzel- und Gemeinschaftsfahrten hingewiesen. Wir machen in diesem Zusammenhang noch darauf aufmerksam, dass am Tage unseres Treffens, also an 3. Juni, der Sommerfahrplan der Bundesbahn in Kraft tritt. Dieser wird wesentliche Fahrplanverbesserungen und den Fortfall der 3. Wagenklasse bringen. Es wird von diesem Tage an nur noch die 1. und 2. Klasse bei der Bahn geben. Aus einem Plakat der Bundesbahn, das am Tagungsbüro aushängt, sind die neuen Abfahrtszeiten aller Fernzüge zu ersehen.
Landsleute, die bereits am Sonnabend in Hamburg eintreffen oder im Anschluss an das Treffen noch einige Tage in Hamburg bleiben wollen und Quartier benötigen, mögen sich dieserhalb unmittelbar an die Fremdenverkehrs-Zentrale e. V., Hamburg 1, Lombardsbrücke 1, wenden. Bei der Zimmerbestellung ist anzugeben, in welcher Preislage die Unterkunft gewünscht wird. Die wenigen Privatquartiere, die wir in Aussicht haben, müssen Besuchern aus der sowjetisch besetzten Zone vorbehalten bleiben.
Den Besuchern aus der Zone können wir ferner Freifahrtscheine bzw. Rückfahrkarten bis zur Zonengrenze (Schwanheide) zusagen. Von dort muss eine Fahrkarte für die Weiterfahrt zum Heimatort gelöst werden; diese Nachlösung darf nicht versäumt werden. Selbstverständlich wird diesem Personenkreis freier Eintritt zu unseren Veranstaltungen gewährt (einschließlich des Besuches von „Planten und Blomen").
Harry Janzen
Maria-Krause-Lyzeum und Körte-Oberlyzeum
Die ehemaligen Schülerinnen werden sich am 3. Juni ab 13 Uhr bis 16 Uhr im Restaurant „Seeterrassen" in Planten und Blomen treffen. Für Übernachtungen stehen einige Freiquartiere bereit, außerdem können bei rechtzeitiger Bestellung preisgünstige Hotelzimmer reserviert werden. Familienangehörige sind wie immer herzlich willkommen.
Eva Kreutz, geb. Kinski, Hamburg 20, Arnold-Heise-Str. 24, Tel. 48 76 04.
Oberrealschule auf der Burg
Im Zusammenhang mit dem Treffen in Hamburg am 3. Juni wird eine Zusammenkunft der ehemaligen Lehrer und Schüler der Burgschule ab 18 Uhr im Restaurant Patzenhofer am Stephansplatz stattfinden. Für diejenigen, die zu dieser Stunde nicht kommen können, wird das bisher erarbeitete Material ab 14 Uhr in einem Raum der Gaststätte bereitgehalten werden. Es handelt sich dabei insbesondere um rund 230 Aufnahmen, von denen Abzüge bestellt werden können; etwa die Hälfte sind Klassenbilder bzw. Gruppenaufnahmen. Außerdem ist ein Namensverzeichnis der ehemaligen Schüler mit insgesamt 1400 Namen angefertigt worden, das gegen einen Unkostenbeitrag abgegeben werden kann. Soweit bekannt, sind die neuesten Anschriften angegeben. Die Anschriftenlisten können auch gegen Einzahlung von 2 DM auf das Postscheckkonto Hamburg 692 51 (Erich Böhm) bezogen werden. Trotz der Fülle des bereits vorliegenden Materials — es sind auch Zeugnisse der Schule aus den Jahren 1814 bis 1818 darunter — werden alle ehemaligen Lehrer und Schüler herzlich gebeten, noch vorhandene Bilder oder Urkunden zur Einsicht oder zur Reproduktion zur Verfügung zu stellen. Zuschriften erbittet Dipl.-Volkswirt Erich Böhm, Hamburg 43, Alter Teichweg 118 a.
Sackheimer Mittelschule
Im Anschluss an den offiziellen Teil auf dem Königsberger Treffen in Hamburg am 3. Juni werden die ehemaligen Lehrer der Sackheimer Mittelschule sowie die einstigen Schüler und Schülerinnen zusammenkommen. Der Treffpunkt bzw. das Lokal wird am 3. Juni durch eine Auskunftstelle bekanntgegeben werden. — In diesem Jahr wird die Schule ihr 50-jähriges Bestehen als Mittelschule begehen. Aus diesem Anlass soll zum Jahreshaupttreffen am 10. Juni in Duisburg, der Patenstadt von Königsberg eine gemeinsame Bus- oder Bahnfahrt stattfinden. Bei genügender Beteiligung werden günstige Fahrpreisermäßigungen gewährt. Teilnehmer für diese Fahrt werden gebeten, sich umgehend bei Adalbert Böttcher, Hamburg-Bramfeld, Bargackerdamm 6 a zu melden: Abfahrt in Hamburg am 9. Juni, Rückkehr am 11. Juni. Auch Landsleute aus Schleswig-Holstein oder Bremen können an der Fahrt teilnehmen. Die Festfolge für den 10. Juni kann bei Adalbert Böttcher angefordert werden. Quartierwünsche bitten wir ebenfalls umgehend anzumelden
Seite 7 Ostpreußische Späßchen
Heimatklänge
In meinen jungen Jahren hielt ich mich zu meiner Ausbildung lange Zeit in Westdeutschland auf. Nach etwa drei bis vier Jahren fuhr ich wieder nach Hause. Als der Schnellzug nach Deutsch-Eylau zum ersten Mal wieder auf ostpreußischem Boden hielt, stiegen auf einer Station zwei Männer in mein Abteil, allem Anschein nach Landwirte. Sie kannten einander, begrüßten sich und führten folgende Unterhaltung: „Na, wie jeeht?" — „Gut." — „Was machst jetzt?" — „Ich dräsch“. — „Was? Järst?" — „Nei, Arfte“. - Da wusste ich mit einem Mal, was mir immer in der Fremde gefehlt hatte. Das waren die echten ostpreußischen Laute. Nun war ich wirklich wieder zu Hause . . . E. K.
Selbstbewusst
Wenn in der Familie S. zu Mittag gegessen wurde, dann erhielt, wie üblich, der Vater zuerst die Schüsseln. Als er nun einmal für längere Zeit abwesend war und sich die Mutter mit den vier Kindern allein an den gedeckten Tisch setzte, sagte der vierjährige Emil bedeutsam: „Geww man dem Schettel mi her, eck bin jetzt de Voader“. M. S.
Deutlich
Herr K. stand wieder einmal beschaulich vor der Tür seines ländlichen Anwesens. Ein Fuhrwerk kam daher, das auf seinen Hof einbog. Unglücklicherweise stieß nun der Besitzer der Fuhre mit der Deichsel in den Hofzaun, wobei es heftig krachte. Wutschnaubend schimpfte Herr K.: „Passense man besser auf“. Es folgte eine längere Strafpredigt, die der Fuhrwerksbesitzer sehr gelassen anhörte, dann gab er im tiefsten Bass die Antwort: „Wer nuscht deiht, dem kann auch nuscht passeere“. G. K.
Der Enkel
In unserer Familie beschlossen wir einmal, nachdem wir gerade unsere Junghennen mit Geflügelmarken gekennzeichnet hatten, ihnen nun auch, wie das bei unserer Nachbarin geschah, einen Namen zu verleihen. Der pfiffige fünfjährige Ullrich war mächtig bei der Sache, und er schlug nun vor, da zufällig unsere drei weiblichen Lehrlinge am Tisch saßen, man solle doch das eine Huhn „Grete", das zweite „Käthe" und das dritte „Marie" nach ihnen nennen. Unserer Oma war das Gerede des Kleinen schon zu viel, und sie sagte: „Ja ja, und der Hahn, der heißt dann Uhli — und nun sei man endlich still bei Tisch und iss“. Darauf wandte sich der Kleine zur Oma und meinte: „Ja, und die alte Kluck, die heißt Oma!" F. S.
Stolzer Wagenlenker
Vor vielen Jahren kam ein alter Landarbeiter aus Cadienen, der während des Aufenthaltes des Kaisers auf dem Gut gelegentlich auch Kutscherdienste versehen musste, nach Elbing auf das Landratsamt. Die dortigen Beamten und Angestellten bestaunten den alten P. ausgiebig, und man fragte ihn: „Sagen Sie mal, waren Sie wirklich der Mann, der den Kaiser immer fahren musste?" Hierauf machte der Alte ein ganz stolzes Gesicht, zwirbelte seinen Schnurrbart und sagte: „Pöh — eck hebb all ganz wat annersch gefoahre als winem Kaiser“. C. G.
Der Schlachtenplan
Im Sommer 1918 verbrachten mein Mann und ich als jungverheiratetes Paar einen Urlaub im Ostseebad Rauschen, wo mein Mann schon alle Ferien seiner Schulzeit verbracht hatte. Eines Tages wurden wir unten am Mühlenteich von dem alten Bauern A. lebhaft begrüßt, der die feldgraue Uniform meines Mannes genau musterte und als alter Veteran von 1870 erst einmal fragte: „Was bist, Williche, Premier oder Seconde?" (1870 hieß der einfache Leutnant noch „Secondelieutenant", während der Oberleutnant als „Premierlieutenant" geführt wurde.) Nun, mein Mann gab Auskunft, und der alte Herr erzählte stolz, er sei 1870 auch in Frankreich dabei gewesen. „Wo haben Sie denn da gekämpft, Vater A.?", fragte mein Mann. Hierauf kraulte sich der Alte den Kopf und meinte: „Ja, die Namens hab ich all vergeete, oawer wart moal", nun folgte eine weit ausladende Bewegung nach links —: „Da lag Verdun" — nun eine weite Bewegung nach rechts: „Da war de Nordsee“. Eine Handbewegung nach vorn: „Da lag Paris und hier" — jetzt stieß er seinen dicken Eisenstock in den Boden —: „hier stund ick“. A. M.
Dorfmusik
Wenn im Sommer in unserem Dorfkrug von B. das traditionelle Schützenfest begangen wurde, dann spielte zum Tanz die weit und breit berühmte Kapelle des Schneiders B. auf. Sie bestand aus vier Musikbegeisterten, die mit wichtiger Miene Notenblätter auflegten und dann drauflos fiedelten und trompeteten, dass alles nur so wackelte. Als nun „Kapellmeister" B. wieder zu einem neuen Tanz Noten herumreichte, da hörten wir einen der Musikanten ganz verzweifelt rufen: „Wat emma hast, mit dine Schietnote. On äwerhaupt — ‚Mädchen aus dem schwarzen Walde' — weetst ja ganz genau, dat öck dat nich kann!" C. G.
Seite 7 Humor, der so richtig wärmt …
333 ostpreußische Späßchen
„Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, sagt Wilhelm Busch, der große Meister des Humors. Unsere Welt, wie unsere Vorväter und wir sie uns in unserer Heimat aufgebaut hatten, ist zusammengebrochen, und Tränen ohne Zahl sind geflossen. Aber so wie das größte Glück niemals das Weinen wird aus der Welt schaffen können, so kann auch das tiefste Leid nicht das Lachen töten.
Gerade, weil wir nicht untergehen, weil wir uns im Leben behaupten wollen, lachen wir so gern. Das Lachen, das so recht von Herzen kommt, nimmt immer ein Stück von der Erdenschwere mit, die auf uns lastet, es macht uns froher und leichter. Ein Lachen erquickt wie ein frischer Trunk nach langer, staubiger Wanderung.
Wo aber können die Quellen des Humors reicher und reiner fließen als in der Heimat? Die rheinischen ‚Krätzchen' sind an die heitere und romantische Natur des Rheinlandes gebunden und an den leichten und fröhlichen Menschenschlag dort. Der Ostpreuße nun gilt als ernst und schwerblütig, seine ruhige und bedächtige Art wird manchmal als schwerfällig angesehen, und der oberflächliche Beobachter mag sogar zu der Meinung kommen, der Ostpreuße habe gar keinen Humor. Der leichte, schillernde, funkelnde Witz, der schnell aufflammt und abbrennt wie ein leuchtendes, aber kaltes Feuerwerk, der allerdings ist nicht die besondere Sache der Ostpreußen, aber der Humor, der so richtig wärmt wie ein Kachelofen bei eisiger Kälte, der ist gerade bei uns zu Hause“.
So heißt es in der Einleitung zu einer Sammlung ostpreußischer Späßchen, die jetzt im Verlag Gerhard Rautenberg in Leer (Ostfriesland) unter dem Titel „333 ostpreußische Späßchen" erschienen ist. (Gebunden 4,80 DM.) Nur wenige der Späßchen sind in früheren Sammlungen enthalten, mehr als dreihundert waren bisher in einem Späßchenbuch nicht zu finden. Das Buch hält, was der farbige und fröhliche Einband verspricht: in ihm sind köstliche Proben ostpreußischen Humors vereinigt, und so werden viele Landsleute — und nicht nur sie — ihre Freude an ihm haben.
Selbsthilfe
Eine junge ostpreußische Lehrerin erzählte einmal ihren Kindern die Geschichte vom Schutzengel. Sie schilderte den Kleinen eingehend, wie der Engel alle guten Kinder und das Haus immer vor Gefahren behüte. Alle hörten aufmerksam zu, doch dann meldete sich der kleine Hermann: „Frollein, wir haben einen Hund!" P. N.
Ach herrjee
Im Gasthaus zu H. saß man wieder einmal in fröhlicher Runde zusammen. Als die Herren auseinandergingen, war es schon reichlich spät geworden, es herrschte beste Stimmung. Herr M. aus B. hatte nun ersichtlich zu viel des Guten genossen. Er sagte: „Ach herrjee" und schlingerte bedenklich dem Ausgang zu. Der Wirt und die Gäste waren sich einig darüber, dass man den Alten so nicht nach Hause gehen lassen konnte. Schnell entschlossen spannte der Wirt seine beiden Trakehner an, und man brachte den alten M. die zwei Kilometer mit dem Wagen nach Hause. Vor dem Gartenzaun stieg er aus, das Gespann wurde gewendet und nun ging es wieder heimwärts. Als aber die braven Nothelfer wieder beim Gasthaus eintrafen, blieben sie wie angewurzelt stehen. „Ach herrjee", tönte ihnen eine Stimme entgegen. Sie gehörte Herrn M., der schon wieder am Biertische des Gasthauses saß und über das ganze Gesicht grinste. Es brauchte einige Zeit, ehe man den Fall aufklären konnte. Herr M. war nämlich nicht in sein Haus gegangen, sondern noch auf der Straße stehen geblieben. Da kam von Palmnicken her ein Auto vorbei, dessen Fahrer stoppte. Auf die Frage, wohin der Alte wolle, nannte er kurzerhand die Gastwirtschaft. Er wurde verladen und vor dem Krug abgesetzt, ehe noch die beiden Trakehner mit dem Fuhrwerk wieder zurückgekehrt waren. Da man fürchtete, dass der fröhliche alte Herr vielleicht nochmals in der Welt herumirren würde, wurde er nun kurzerhand in ein Fremdenzimmer verfrachtet. Am andern Tage ging er dann zu Fuß nach Hause. E. S.
Das Nachkicken
An einem schönen Frühlingstag ging ich mit meiner Klasse, den Jungen des dritten Schuljahres, ins Freie, um die ersten Frühlingsblumen da draußen an Ort und Stelle gebührend zu bewundern. Fröhlich plappernd zogen die Kinder, immer in Gruppen zu dreien, am Schloßmühlenteich entlang, dem freien Feld entgegen. Plötzlich höre ich am Ende der Reihe gewaltigen Radau und heftiges Schimpfen. Ich muss sehen, dass einige meiner Schüler gerade dabei sind, zwei Mädchen etwa gleichen Alters in die Flucht zu schlagen. Auf meine Frage, was da vorgefallen sei, erhalte ich von den Lorbassen die entrüstete Antwort, „die Mädchen hätten ihnen nachgekickt". Ich erkläre, das sei doch lange kein Grund, darüber frech zu werden. Hierauf platzt einer der Jungen zornig heraus: „Lass da Marjellens kicken, aber nich nach Männern!"
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Seite 8 Suchanzeigen
Wer weiß etwas über das Schicksal meiner Eltern Hermann und Joh. Hermann, geb. Behrendt, Mertinshagen, Kr. Gumbinnen, verschollen seit 21. Januar 1945, Raum Mohrungen, und meines Bruders Alfred Behrendt, vorletzte Feldpostnummer 18 674 D, Stammeinheit Art.-Erg.-Abt. 1, Gumbinnen, letzte Post aus dem Oder-Kampfraum v. April 1945? Nachricht, erb. Herbert Behrendt, (22) Wuppertal-Barmen, Ritterstr. 33.
Wer kann Auskunft geben über den Verbleib von Frau Johanna Riechert, geb. Dembowski, aus Lyck, Bismarckstraße 23? Frdl. Zuschr. an Prof. Dr. T. Riechert, Freiburg (Breisgau), Sonnenhalde 10.
Wer kennt d. Postkraftwagenführer Fritz Rott, Königsberg Pr., Graf-Spee-Straße 18, geb. 03.05.1897? Er gehörte zum Postamt 5 Königsberg Pr. Seit April 1945 verschollen. Wer kennt sein Schicksal? Nachr. erb. Frau Gertrud Rott, (13a) Wassertrüdingen, Kr. Dinkelsbühl, Bahnhofstr. 15.
Suche meinen Bruder Erich Lamsargis (Schuhmacher), zul. wohnhaft Memel-Bommelsvitte Nr. 143, nebst Frau und beiden Kindern sowie Verwandte, gute Bekannte. Nachr. erb. Walter Lamsargis (Tischler), geb. 20.10.1911 in Memel-Bommelsvitte Nr. 143, zul. wohnh. Memel-Schmelz 7, Querstraße 1, jetzige Anschr. Sürth b. Köln, Unterbuschweg 2.
Seite 8 Familienanzeigen
Zu unseren drei Großen (Peter, Paul und Eva) gesellte sich am 29. April 1956 eine kleine Eleonore Ilka. In dankbarer Freude: Gerda Horvéth, geb. Krause und Dkfm. Dr. Karl Horvéth. Osterode, Horst-Wessel-Straße 8, jetzt Wien III, Keilgasse 13/11
Statt Karten. Wir geben, die am 19. Mai 1956 stattfindende Vermählung unserer Tochter Irene Knebel mit Herrn Wolfgang Grandy, bekannt. Otto Knebel und Frau Annemarie Knebel, geb. Holz. Braunsberg, Ostpreußen, Egerländer Straße 2. Pobethen. JetztBerlin-Neukölln, Schillerpromenade 32/33
Karl Heinz, 06.04. 1956. Die glückliche Geburt ihres zweiten Jungen geben in dankbarer Freude bekannt: Hildegard Maria Sabrowski, geborene Huhn und Hermann Sabrowski. Migehnen, Allenstein. Jetzt (22c) Lindlar-Falkenhof
Die Geburt unseres Stammhalters am 1. Mai 1956, geben wir bekannt. Ursula Norden, geborene Lischewski, früher Lötzen,Lycker Straße 40. Günter Norden, früher Danzig. Jetzt Marl-Drewer, Kampfhoffstraße 24
Die Verlobung ihrer Tochter Brigitte Stanko mit Herrn Ernst Beyer, geben bekannt: Fritz Stanko und Frau Gertrud Stanko, geborene Lasarzik. Merunen, Kreis Treuburg, Ostpreußen. Jetzt Buxtehude, Parkstraße 8. 20. Mai 1956
Meine Verlobung mit Fräuein Brigitte Stanko beehre ich mich anzuzeigen. Ernst Beyer. Reuß, Kreis Treuburg, Ostpreußen. Jetzt Hamburg-Hausbruch, Wulmsberggrund 32. 20. Mai 1956
Die Verlobung unserer Tochter Ingrid Meinekat mit Herrn cand. Arch. Nav. Harro Postel, zeigen wir an. Johannes Meinekat. Meta Meinekat, geborene Klein. Tenkitten, Kreis Samland, Ostpreußen. Jetzt Marne, Holstein, Ringstraße 14. Pfingsten 1956
Wir haben uns verlobt. Ingrid Meinekat und Harro Postel. Meldorf, Holstein, Zingelstraße 7. Pfingsten 1956
Ihre Verlobung geben bekannt. Edith Wissemborski und Heinz Wasserberg. Pfingsten 1956. Wuppertal-Ba., Ottostraße.Bedburg (Erft), Klosterstraße. Früher Sensburg, Ostpreußen.
Ihre Verlobung geben bekannt. Brigitte Schmidt, Martinsrode, Kreis Tilsit, Ostpreußen. Jetzt Recklinghausen, Bochumer Straße 193. Alfred Klein, Bartenstein, Ostpreußen, Bäckerei am Heilsberger Tor. Jetzt Recklinghausen, Schützenstraße 47. Pfingsten 1956
Als Verlobte grüßen. Christa Zeuschner, Johannisburg, Ostpreußen, Landw.-Schule. Jetzt (20a), Wittingen/Hann., Bromerstraße 38. Friedrich Klann, Sittensen, zurzeit Hildesheim
Verlobte. Waltraud Monien, Früher Ebenrode, Ostpreußen. Hans-Joachim Lenzer. Früher Görlitz, Schlesien. Jetzt Alfeld (Leine). Pfingsten 1956
Ihre Verlobung geben bekannt. Rosemarie Taege. Heiligenbeil, Ostpreußen. Jetzt Darmstadt, Eschollbrücker-Straße 27. Otfried Michell. Gr.-Zimmern bei Darmstadt. 20. Mai 1956
Als Verlobte grüßen Elli Padubrin, Mandeln, Kreis Samland, Ostpreußen. Horst Kloss, Bledau, Kreis Samland, Ostpreußen. Jetzt Holzhausen an der Porta Westfalika. Pfingsten 1956
Ihre Verlobung geben bekannt. Edith Schumacher, Stenotypisti Rd.-Lenep, Am Stadtwald 1. Otto Ulonska, Friseurmeister. Remscheid, Haddenbach 20. Früher Schast, Kreis Johannisburg. Pringsten 1956. Zurzeit Riccione
Als Verlobte grüßen. Christel Schlicht, Redden, Kreis Bartenstein, Ostpreußen. Erhard Lemcke, sowjetisch besetzte Zone. Jetzt Monschau (Eifel) Stadtstraße 1. Pfingsten 1956
Als Vermählte grüßen. Lothar Esau, Danzig und Kaimelswerder, Ostpreußen. Ursula Esau, geborene Feller. Hamburg-Bahrenfeld, Bahrenfelder Kirchenweg Nr. 45a. Jetzt Nußbaum (Nahe) Kreis Kreuznach. 19. Mai 1956
Ihre Vermählung geben bekannt. Harald Jakubzik, Kreis Lyck, Heldenfelde. Oberbayern, jetzt Moosburg, Münchner Straße 20. Gudrun Jakubzik, geborene Gollub. Früher Ukta Sensburg.
Ihre Vermählung beehren sich anzuzeigen. Reinhard Mudrack, Heyde-Waldburg, Kreis Samland, Ostpreußen. Jetzt Linnich, Ewartsweg. Linda Mudrack, geborene Mertsching. Jähnsdrof/Crossen (Oder). Jetzt Rheydt, Bendheckerstraße Nr. 43
Ihre Vermählung geben bekannt. Franz Schultheiß, Dornstetten. Ursula Schultheiß, geborene Möhrke, Garbseiden, Samland. Jetzt Hörschweiler (Schwarzwald). 5. Mai 1956
Ihre Vermählung geben bekannt. Ewald Guschewski, Schlößchen, Kreis Sensburg. Christa Guschewski, geborene Wandersleben, Königsberg Preußen. Jetzt 638 Dovercourt, Toronto/Ont., Kanada. Pfingsten 1956
Ihre Vermählung geben bekannt. Wolfgang Rüdel und Dagmar Rüdel, geborene Griesardt. Gräfelfing bei München, Bahnhofstraße 101. Früher Königsberg Preußen, Schindekopstraße und Drugehner Weg.
Als Vermählte grüßen. Heinz Bothe, Obersiegersdorf, Niederschlesing. Eva Bothe, geborene Kleefeld, Georgenthal, Kreis Mohrungen, Ostpreußen. Jetzt Krefeld, Grenzstraße 59. Pfingsten 1956
Ihre Vermählung geben bekannt. Rudolf Albers, Studien-Referendar, Nagold/Schw., Herm.-Maler-Straße 5. Maria Albers, geborene Wichmann. Neuendorf bei Heilsberg, Ostpreußen. Jetzt Isny (Allgäu), Obertorstraße Nr. 18. 19. Mai 1956
Die Vermählung ihrer Tochter Ursula Preuß mit Herrn Mechanikermeister Heinrich Görg, aus Sobernheim (Nahe), zeigen an Otto Preuß, Regierungsoberinspektor a. D. und Frau Käte Preuß, geborene Konrad. Insterburg, Memeler Straße 12. Jetzt: Vilingen (Schwarzwald), Friedrichstraße 21. Pfingsten 1956
Ihre Vermählung geben bekannt Ferdinand Scott Kimmich, Haverford Pennsylvania. Gisela Kimmich, geborene Roth. Neukirch, Kreis Tettnang. Früher Rhein, Kreis Lötzen, Ostpreußen. 17. Mai 1956
Ihre Vermählung geben bekannt, Heinz Etzold, Priesen bei Zeitz. Elfriede Etzold, geborene Weiß. Sommerfeld, Pr.-Holland, Ostpreußen. Jetzt Northeim (Hannover), Sohnreystraße 6. Pfingsten 1956
Die Vermählung unserer Tochter Elli Segendorf mit Herrn Otto Kröger, am 15. Mai 1956 in Rottorf, Kreis Harburg, geben wir bekannt. Hans Segendorf und Frau Elisabeth Segendorf, geborene Heldt. Bisdohnen, Kreis Stallupönen. Jetzt Hamburg-Niendorf, Friedrich-Ebert-Straße 78
Ihre Vermählung geben bekannt Romil Tonisberg, Civ. Ing.,Stockholm, Enskede, Stadsbudsvägen 17. Brigitte Tönisberg, geborene Turowski. Treuburg, Ostpreußen, Grenzstraße 8. Jetzt Köln-Buchheim, Kippemühlerstraße 24
Unsere lieben Eltern und Großeltern August Thiel und Betty Thiel, geborene Degner, aus Wirbeln, Kreis Insterburg, jetzt Hambergen 89, Bezirk Bremen, zum 40-jährigen Ehejubiläum am 10. Mai 1956, herzliche Glückwünsche. Siegfried Neubauer und Frau Dora Neubauer, geborene Thiel. Kurt Wendelken und Frau Annemarie Wendelken, geborene Thiel. Enkelkinder Ingrid und Monika.
Für die uns anlässlich unserer Silberhochzeit erwiesenen Aufmerksamkeiten danken wir allen Freunden und Bekannten herzlichst. Sparkassenoberinspektor a. D. Willy Krech und Frau Emmi Krech, geborene Anuschus. Prüm, Bezirk Trier, den 8. Mai 1956. Früher Labiau, Ostpreußen
Für die vielen Glückwünsche und Geschenke zu unserer Silberhochzeit danken wir hiermit allen Verwandten und Bekannten herzlichst. Ingomar Hackober und Frau Erna Hackober, geborene Plensat. Bendorf (Rh.) – Sayn, Engerser Landstraße 31
Durch Gottes Güte feiern wir Pfingsten das Fest der Silberhochzeit und grüßen alle Verwandten und Bekannten. Paul Steinau und Frau Lisbeth Steinau, geborene Müller. Birkenau, Kreis Heiligenbeil. Jetzt Glashütte, Bezirk Hamburg
Am 24. Mai 1956 feiert Frau Christine Neuber, früher Neumünsterberg, Ostpreußen. Jetzt Rachhut bei Malente, ihren 85. Geburtstag. Es gratulieren Tochter, Schwiegersohn und Großkinder
Am 23. Mai 1956 feiert unser lieber guter Vater, Schwiegervater und Opi, der Kreisbauobersekretär i. R. Otto Becker, früher Bischofsburg, Hindenburgstraße 10, jetzt Garstedt-Hamburg, Niendorfer Straße 12, seinen 70. Geburtstag. Wir gratulieren herzlichst und wünschen weiterhin gute Gesundheit und Gottes Segen. Töchter Erika und Traute nebst Schwiegersönen und Enkeln.
Unserem lieben Vater, Schwiegervater und Opa, Hermann Blunk, früher Tromitten, Ostpreußen, zu seinem 70. Geburtstag am 23. Mai 1956, die herzlichsten Glückwünsche. Die Kinder und Enkelkinder
Unserem lieben Vater, Schwiegervater und Opa, Landwirt Robert Will, früher Gr.-Poeppeln, Kreis Labiau, jetzt Lensahn, Sandkamp 7, zum 65. Geburtstage, am 19. Mai 1956, herzliche Glück- und Segenswünsche. Die dankbaren Kinder Ruth und Karl Krause mit Horst-Wilhelm und Renate, Kabelhorst. Irmgard und Bruno Lange, Lehnsahn, Ost-Holstein
Im traditionellen Geburtsmonat unserer Familie sind am 9. März 1956, dem 71. Geburtstage des Großvaters, bei uns zwei gesunde Buben Stuart und Norberg eingekehrt. Dieses geben in dankbarer Freude bekannt Ellen Konietzko, geborene Kruschinski. Wolfgang Konietzko. Brandenburgerheide (Forsthaus), Ostpreußen. Jetzt 43901 Michig. Ave. Belleville, Michigan, USA.
Seite 9 Foto: Zeichnung: Erich Behrendt. Ihre Augen weiteten sich vor Staunen. Beide griffen zu. Der Größere und Stärkere hatte ihn.
Seite 9 Der Silberlöffel. Von Richard Brieskorn
Diese Erzählung — der Verfasser, ein Landsmann, war viele Jahre in lnternierungslagern und Zuchthäusern der Sowjetzone gefangen — beruht auf einer wahren Begebenheit; nur ist der Name des Mannes, der im Mittelpunkt der Geschichte steht, aus naheliegenden Gründen geändert.
Im Internierungslager Buchenwald bei Weimar in Thüringen war mein Tischnachbar ein Landsmann, der sich dank seiner kameradschaftlichen und ritterlichen Haltung großer Beliebtheit erfreute. Obwohl er in den gleichen schmutzigen Lumpen steckte wie alle anderen Internierten, obwohl die grauen Bartstoppeln und das etwas wirre, an den Schläfen schlohweiße Haar sein schmales, blasses Gesicht nicht gerade verschönten, machte er doch den Eindruck eines Aristokraten. Er wurde denn auch, wenn man von ihm sprach, allgemein „der Baron" genannt. Im Namensverzeichnis der Holzbaracke, in der wir lagen, wurde er als Hermann Altenberger geführt.
Wir plauderten oft zusammen. Und wenn das Wetter schön war, gingen wir vor der Baracke auf und ab. Das waren nur vierzig Meter hin und vierzig Meter zurück. Aber wenn wir uns über die Heimat unterhielten, sahen wir die Stacheldrahtzäune nicht, die die Baracke von allen Seiten umgaben, fielen uns die vergitterten Fenster nicht auf. Wir achteten dann auch kaum auf die anderen Spaziergänger, die in ihren zerschlissenen, mit Flicken übersäten Anzügen, die ihnen um die abgemagerten und frierenden Körper schlotterten, einen unwirklichen Eindruck machten. Das war in dem schweren Winter 1946/1947.
Mein Landsmann stammte aus der Gegend von Insterburg; er war Landwirt. Während des Krieges war er Offizier gewesen, bis er in den letzten Kriegsmonaten einer Verwundung wegen verabschiedet worden war. Er hatte eine reizende junge Frau und zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Auf der Flucht war er, im Februar 1945, von ihnen getrennt worden. Die Russen hatten ihn aus dem Treck heraus einfach mitgenommen. Er hatte sich nicht einmal von seiner Familie verabschieden können, was ihn immer noch sehr schmerzte, wie er sich überhaupt um das Schicksal der Seinen große Sorgen machte.
Das war alles, was er von sich selbst erzählte. Er verriet weder den Namen des Gutes, das er bewirtschaftet hatte, noch sagte er, ob es ihm selbst gehört hatte. Auch über seinen Namen, sein Alter und seinen militärischen Rang schwieg er sich aus. Ob er in unserem bunt zusammengewürfelten Haufen nicht auffallen wollte oder ob er eine Verfolgung durch die Russen fürchtete? Wir wussten es nicht. Er war jedenfalls einer jener wenigen Deutschen, die nicht — wie die meisten — das Herz auf der Zunge trugen.
Die besondere Bewunderung der Belegschaft unserer Baracke und vor allem seiner nächsten Tischnachbarn galt einem silbernen Löffel, den er zu jeder Mahlzeit aus einer versteckten Tasche seiner grünen Joppe zog und neben seine Essschüssel legte. Es war ein Prachtexemplar von einem Löffel. Ein großes schweres Stück, edel in der Linienführung, von Künstlerhand geschaffen. Ein Abbild vergangener Tage, musste man unwillkürlich denken. Daneben nahm sich der rostige, verbeulte Essnapf wie die hässliche Gegenwart aus, unser eigenes Schicksal schien sich in ihm widerzuspiegeln. Aus Geborgenheit waren wir plötzlich in die kalte Winternacht, in die Heimatlosigkeit hinausgestoßen worden. Glück und Wohlergehen hatten sich in Not und Elend verwandelt.
Ich habe diesen silbernen Löffel oft bewundert. Den eleganten Schwung seiner Form, die feine Ziselierung und den strahlenden Silberglanz. Hermann Altenberger liebte den Löffel über alles. Stundenlang konnte er dasitzen und ihn von allen Seiten betrachten. Lange vor dem Essen holte er ihn aus seiner Geheimtasche, um ihn mit einem seidenen Tuch zu putzen. Dann verdoppelte sich womöglich sein Glanz, und man konnte sich in ihm spiegeln, richtig spiegeln.
Was machte es schon, wenn er nur Zerrbilder zeigte. Wir versuchten trotzdem, unser Abbild auf die Löffelrundung zu bringen, denn es hatte ja keiner mehr einen richtigen Spiegel. Wir wunderten uns kaum über unser Aussehen, über die in die Breite gehende Kinnpartie und den spitz zulaufenden Eierkopf. Entsprachen diese Bilder nicht unserem ureigensten Ich? Waren wir nicht alle nur noch Zerrbilder, hatten wir nicht längst unser Gesicht verloren, waren wir nicht wesenlose Schemen geworden, Spielball des Schicksals, hin und hergeworfen von unsern Bewachern, ohne eigenen Willen?
War dieser Löffel nicht besser dran als wir Menschen? Er war geblieben, was er war. Wir aber hatten uns verändert. Viele waren in den Jahren der Gefangenschaft nicht gerade besser geworden. Die Tünche war von ihnen abgefallen. Sie hatten sich gehen lassen. Die Not hatte sie schwach gemacht und verbittert. Manche waren sogar zu Verrätern an den eigenen Kameraden geworden. Es gab aber auch Männer unter uns, die das Leid gereift und geläutert, die es zu Gott geführt hatte, die Menschen im edelsten Sinne des Wortes geworden waren. Sie waren sogar in der Überzahl. Aber die Menschen sind doch aus sehr verschiedenem Holz geschnitzt. Keiner gleicht dem andern. Niemand weiß um die verschlungenen Wege eines Menschenherzens. Dieser Löffel aber blieb immer derselbe. Er trug die fünfzackige Krone, die auf dem breitausladenden Stiel mit den kunstvoll ineinander verschlungenen Initialen leuchtete, zu recht. Auch heute noch.
Und doch gab uns der Silberlöffel manches Rätsel auf. Er regte unsere Phantasie mächtig an. Was für ein Name mochte sich wohl hinter den Initialen verbergen? Es war schwer, die verschnörkelten Buchstaben zu entziffern. Wo mochte er herstammen? Er hatte auf blütenweißem Leinen gelegen, neben feinstem Porzellan, das war sicher. Hier lag er nun auf der kahlen Holzplatte neben einem armseligen Blechnapf. Sein Besitzer war ein armer Gefangener mit Bartstoppeln und Sorgenfalten im Gesicht, und die dünne Grütze, die er löffelte, machte ihn eher hungriger als satter.
Er hätte den Löffel schon oft gegen ein Stück Brot oder einen Liter Suppe vertauschen können. Aber er tat es nicht, auch wenn ihn der Hunger noch so quälte, auch wenn ein Stück Brot kostbarer war als alle Wertsachen der Vergangenheit. Er hing an diesem Löffel. Das sahen wir alle. Und jeder half ihm, das Kleinod vor den habgierigen Zugriffen der Russen oder der deutschen Lagergrößen zu schützen.
Wenn er gefragt wurde, wie er zu diesem Schatz gekommen sei, erzählte er immer wieder die gleiche Geschichte. Als zu Beginn des Jahres 1945 die Russen Ostpreußen überfluteten, führte auch er einen Treck westwärts. Eines Mittags machten sie Rast auf einem verlassenen Gutshof. Es ging in das Haus. Auf dem Tisch im Speisezimmer stand ein noch halbvolles Infanterie-Kochgeschirr. In der dicken Erbsensuppe steckte der Löffel. Der Landser, der hier gegessen hatte, musste es sehr eilig gehabt haben. Er hatte alles stehen und liegen lassen. Hermann Altenberger hatte den Löffel an sich genommen, und er war ihm zu seinem ständigen Begleiter geworden, zum Freund und Talisman.
Die Tage vergingen. Einer war so öde und leer wie der andere. Der Stumpfsinn ging um. Und der Tod. Wer nicht verhungerte, starb an der Langeweile, am Grübeln, an der Verzweiflung. Die Baracken des Lagers am Ettersberg waren im Frühjahr 1947 fast ausgestorben.
Eines Tages ereignete sich das Furchtbare. Das Mittagessen wurde ausgegeben. Grütze mit Kartoffeln. Die ewige Grütze. Dünn plätscherte das Süppchen in die Blechnäpfe. Hermann Altenberger stand mit seiner Schüssel gerade vor dem Fünfzig-Liter-Kübel. Der silberne Löffel lag an seinem Platz auf dem Tisch. Sein Glanz überstrahlte alles. Er war der unbestrittene König der Tafel.
Da betraten zwei russische Sergeanten die Baracke. Die Gefangenen erstarrten im „Achtung“-Ruf des Stubenältesten. Alles stand still, keiner durfte sich rühren. Selbst das Geräusch des wässrigen Gusses aus der Kelle des Essenausgebers hatte aufgehört. Die beiden Russen gingen an dem langen, zwischen den Holzbetten stehenden Tisch entlang. Sie musterten uns. Wir sahen ihre lauernden Blicke, die breiten Gesichter und die noch breiteren Ordensschnallen auf der Brust. Ich stand in der Reihe der Essenfasser nicht weit von unserm Platz. „Der Löffel", durchzuckte es mich plötzlich wie ein elektrischer Schlag. „Um Gottes Willen, der Löffel!" Da lag er in der langen Reihe der anderen auf der Platte, schön wie immer, glitzernd und funkelnd in der ersten wärmenden Märzensonne.
Fast gleichzeitig fielen die Blicke der Russen auf ihn. Ihre Augen weiteten sich vor Staunen. Beide griffen zu. Der Größere und Stärkere hatte ihn. Einen Augenblick hielt er ihn prüfend in der Riesenpranke. Ein zufriedenes Grinsen ging über sein grobes Mongolengesicht. Ohne viel Umstände steckte er ihn in die Hosentasche. Altenberger bebte am ganzen Körper. In seinem leichenblassen Gesicht wühlte der Aufruhr. Einen Augenblick schien es, als wollte er sich auf den Löffeldieb stürzen, der langsam, gefolgt von seinem Begleiter, zur Tür ging und die Baracke verließ. Aber dann hatte er sich wieder in der Hand. Er wusste, es hatte keinen Sinn. Er musste auch hier das bittere Schicksal des Unterlegenen auskosten. Man würde ihn zusammenschlagen, totprügeln wie einen räudigen Hund. Und man würde die ganze Baracke bestrafen. Kollektivstrafe nannte man das.
Die Essenausgabe ging weiter. Mechanisch hielt Altenberger die Schüssel hin. Die Suppe plätscherte hinein. Er stellte sie wortlos auf den Tisch und ging hinaus. Alles Zureden half nichts. Auch der blankgeputzte Eisenlöffel, den der Stubenälteste als Ersatz zur Verfügung stellte, wurde wortlos beiseitegeschoben. Altenberger rührte keinen Bissen an. Er sprach kein Wort, und auch die Kameraden schwiegen oder redeten nur im Flüsterton. Es war, als ob wir einen guten Kameraden verloren hatten.
Später gestand er mir, dass der Löffel ein altes Erbstück gewesen war. Ein Stück aus einem prachtvollen Silberkasten, den sein Großvater vor vielen Jahrzehnten als Geschenk des Kaiserhauses erhalten hatte. Er hatte den Löffel im Augenblick der Flucht aus seinem eigenen Hause mitgenommen. Er vertraute mir auch an, dass er der Besitzer eines der schönsten Güter Ostpreußens ist. Mit dem Löffel hatte er das letzte Stück seiner Habe verloren.
„Das letzte Stück!" Er sagte es mit bebender Stimme und Tränen in den Augen. Aber in seinem Gesicht standen Entschlossenheit und ungebrochener Wille.
Seite 9 Ernst Wiecherts Haus. Zum Geburtstage des Dichters, 18. Mai 1887.
Langsam lösen wir uns aus dem Gewirr des Münchner Straßenverkehrs. Die Straße steigt leicht an und lässt von ihrer Höhe das Isartal sehen. In rascher Fahrt erreichen wir Hohenschäftlarn und Ebenhausen. Dann senkt sich der Weg in vielen Kehren nach Wolfratshausen, dessen schmale Straßen schon im Licht eines frühen Abends liegen. Noch einmal steigt der Weg, ein Waldstück wird durchfahren, und da, hingeschmiegt an einen sanften Abhang, liegt das Ziel unserer Fahrt: Ernst Wiecherts Haus. Wir lenken in die Einfahrt, und schon öffnet sich im Hause die Tür, und es ist uns, als würde auf diese einfache Weise erfüllt, was der große Sohn unserer ostpreußischen Heimat nach dem Grauen des letzten Krieges und seiner bitteren Vorgeschichte schrieb:
und führe heut und für und für
durchs hohe Gras vor meiner Tür
die Füße aller Armen
und gib, dass es mir niemals fehlt
an dem, wonach ihr Herz sich sehnt:
ein bisschen Brot und viel Erbarmen.
So wie er schreibt, so hat er es gehalten von jenen Jahren an, da in seinem stillen Arbeitszimmer in Königsberg die Lampe spät erlosch, weil unter ihrem warmen Licht suchende, fragende Jugend bei dem jungen Lehrer Führung und verstehende Aussprache suchte. Aus ihren Kreisen wuchs ihm seine erste Lesergemeinde, die seine Bücher nicht nur als literarische Kostbarkeiten besonderen Ranges aufnahm, welche in einer Sprache, schwer wie lauteres Gold, dargeboten wurden. Sie empfing Trost, Hoffnung und Stärke in schwersten Krisen und seelischen Nöten. Zu dieser jungen Gemeinde gesellten sich mehr und mehr aus allen Schichten und Ständen die Menschen des erschütterten Lebens. Einsame und Verkannte, von Menschen und vom Leben Verwundete, und dazu jene stille Schar derer, die hinter den bunten Vorhang des flüchtigen Tages geschaut hatten, und dem Blick des unbegreiflichen, gewaltigen Gottes standhalten mussten, von dem geschrieben ist, was Tante Veronika beim verglimmenden Feuer des Buchenholzes dem Kinde aus den dunklen Forsten der Johannisburger Heide im Prediger Salomo vorlas: denn der Mensch kann doch nicht treffen das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. Neben dieses Wort setzen wir noch den Vers aus dem 90. Psalm: wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz.
Wir meinen, mit diesen Worten aus der alten schweren Bibel die auf dem Arbeitstisch des Dichters liegt und die so oft in den beseelten Händen war, ein Wesentliches zu dem Werk des Vollendeten zu sagen. Uns umfängt in seinen Räumen die Welt des Geistes, aus dem heraus Dichtertum als ein Stück priesterlichen Wirkens verstanden wird. Es soll der Dichter nach Wiecherts eigenen Worten „Bewahrer des Unvergänglichen und stiller Mahner in einer lauten Welt" sein. Das einfache Leben in Wahrhaftigkeit und Barmherzigkeit, verkörpert in den besten Gestalten seiner Werke, war ihm das Maß aller Menschen und aller Dinge. Die Ehrfurcht vor der gottebenbildlichen Erscheinung des Menschen ließ ihn eintreten für alles, was von den Dämonien einer verfinsterten Welt bedroht und verwundet war. In den vom Sturmwind Gottes gepackten und erschütterten Menschen, gereift im Feuer des Leides, sah er die Zukunft der Menschheit, Hoffnung und Trost einer verratenen Welt; ihnen zu helfen und sie zu stärken war ihm des Einsatzes des Lebens wert. Mit offenem Bekenntnis stellte er sich der so ganz anderen Welt der Ungerechtigkeit und Gewaltherrschaft gegenüber, und auch das Konzentrationslager konnte ihn innerlich nicht zerbrechen.
Das alles und noch mehr geht mir durch Herz und Sinn, während die Schatten des Abends allmählich den Raum füllen. Ein letztes Licht huscht noch über die Wände der Bücher, fällt auf das Bild des Dichters über dem Kamin, grüßt die geprägten Züge von Käthe Kollwitz, die auch eine Ostpreußin war, — beide Bilder hat Leo von König gemalt —, und lenkt den Blick zu den breiten Fenstern, die eine weite, ruhige Landschaft sehen lassen, an deren fernem Rande dunkle Wälder schweigen gleich den Wäldern der ostpreußischen Heimat, die das Wachsen und Werden des Förstersohnes aus Kleinort behüteten wie stille Wächter der Ewigkeit. Nur schwer lösen wir uns von dem Hause, von der gütigen und wissenden Gefährtin seines Lebens. Groß und verpflichtend sehen wir wieder die Aufgabe vor uns, dafür zu sorgen und zu wirken, dass der Mensch, Mensch bleibe und nicht zur Maschine und zum Tier werde, sondern einen neuen Anfang setze aus den Kräften der Reinheit und Gerechtigkeit des Friedens und der Barmherzigkeit, die Gottes sind.
Pfarrer Leitner
Seite 9 Der Altphilologe und Musikpädagoge Dr. Walter Georg Neumann (seit 1945 wohnhaft in Eckernförde, Landratsamt), wurde am 17. Mai 1956 siebzig Jahre alt. Er wurde in Königsberg geboren, wo er das Friedrichs-Collegium besuchte. Nach Studium und Staatsexamen unterrichtete er zunächst am Wilhelmsgymnasium in Königsberg, dann kam er nach Rößel und schließlich nach Lyck, wo er als Studienrat und Musikpädagoge jahrzehntelang am Realgymnasium wirkte. Hier sind auch seine Heimatlieder und die bekannte Kantate „Unsere Heimaterde" entstanden, die schon zweiunddreißigmal aufgeführt worden ist, so auch in der Ostseehalle in Kiel und in Hamburg. Heute dirigiert Dr. Neumann die Chöre der Ostpreußen in Eckernförde und der vereinigten Landsmannschaften in Kiel; er leitete große ostpreußische Konzertveranstaltungen. Dr. Neumann gelten die herzlichsten Glückwünsche seiner Landsleute, die ihm für seine hingebungsvolle kulturelle Arbeit danken, und die seiner zahlreichen Schüler, die sich gerne und dankbar ihres Lehrers erinnern. E. v. L.
Seite 9 Ruth Geede: Kinder, wir können kochen!
Die Ostpreußin hat hier eine kleine Küchenfibel für Kinder geschrieben. Mit Bildern in Halbleinen 4,80 DM. Protofreie Zusendung durch die Bücherstube Rudolf Haffke, Hamburg 13, Grindelberg 9
Seite 10 Das Erbe der Albertus-Universität. Von Professor Dr. Götz von Selle, Göttingen.
Anlässlich der Feier seines zehnjährigen Bestehens legte der Göttinger Arbeitskreis ostdeutscher Wissenschaftler die zweite, vermehrte Auflage der „Geschichte der Albertus-Universität zu Königsberg in Preußen" vor. Ihr Verfasser, Professor Dr. Götz von Selle, hielt auf der festlichen Sitzung des Beirats des Arbeitskreises in der Kleinen Aula der Göttinger Georg-August-Universität einen Vortrag, in dem er auf das geistige Erbe der Königsberger Albertina hinwies, das heute vornehmlich vom Göttinger Arbeitskreis im Zusammenwirken mit der „Gesellschaft der Freunde Kants" wahrgenommen wird. Die folgenden Ausführungen umreißen diese Aufgabe der Wahrung des Vermächtnisses der altehrwürdigen Universität.
Seit ihrem Entstehen im Jahre 1544 stand die Albertus-Universität zu Königsberg im Dienste des Lebens ihrer jeweiligen Zeitepoche. Herzog Albrecht, ihr Gründer, sah in dieser Hohen Schule eine Pflanzstätte des neuen Geistes, der die Welt umgestalten sollte. Der Grundton, der die Albertina beherrscht hat, klingt schon bei ihm an, er blieb deutlich vernehmbar bis in unsere Tage hinein: Es geht um die religiös-sittliche Bestimmung, welche das Ziel des Menschenlebens stets sein muss. Nicht dogmatische Spitzfindigkeit, sondern die Besinnung auf den Kern des menschlichen Daseins muss der Inhalt geistiger und wissenschaftlicher Arbeit bedeuten. Das 17. Jahrhundert ist erfüllt von dem Kampf um diese Dinge, gerade in Königsberg, bis hin zu der Zeit, in der pietistisches Glaubensgut gerade in Ostpreußen durch die Tatkraft Friedrich Wilhelms I. ein Werk schaffte, das nur durch das Zusammenklingen religiöser Überzeugung und praktisch politischer Regierungskunst entstehen konnte.
Aus dieser geistigen Welt erwächst die Philosophie Kants; einer der Führer der pietistischen Bewegung war Franz Albert Schultz, er war Kants Lehrer. Die Bedeutung dieser philosophischen Lehre gipfelt in der Erkenntnis vom moralischen Sinne der Welt. Bis in seine letzten Tage hat Kant an der Erfassung dieses tiefsinnigen Gedankens gearbeitet, ein ewiges Erbe. Diese seine Lehre ist die Grundlage abendländischen philosophischen Denkens geworden, sie trägt aber auch den geistigen Gehalt der Epoche der Albertina, die unmittelbar auf Kants Tod folgte. Der praktische Sinn, der in Ostpreußen, dem Grenzlande, immer wieder aufbricht, erfährt in Kant seine höchste Steigerung. Hier liegt die Erkenntnis von der Würde des Menschen beschlossen.
Dieser Kantische Gedanke ist es allein gewesen, welcher die Bewegung jener Tage bestimmte, in denen die staatspolitische Weisheit ostdeutscher Geistigkeit sich Bahn bricht, dieser Gedanke ist es gewesen, der dem Preußen jener Zeit den großen Schwung gegeben hat, und nicht nur Preußen, sondern ganz Deutschland, indem hier die Kraft gewonnen wurde, die Fesseln der Fremdherrschaft abzuschütteln und eine neue Zukunft zu begründen. Wir erinnern uns, dass in Königsberg an der Albertina Fichte und Süvern es waren, die Kantisches Denken in ein staatspolitisches Begreifen der Zeitprobleme umgossen, wir denken an Chr. Jacob Kraus, dessen Ideen durch seine ostpreußischen Schüler in das großartige Werk der Steinschen Reformen Eingang fanden, Kraus, der Schüler Kants.
Immer wieder zeigt sich der Wille, aus geistiger Besinnung auf geheimnisvollem Wege den Zutritt zu der Praxis des menschlichen Lebens zu gewinnen. Dort oben an der Albertina hat eine besondere Luft geweht, die Lage des Landes mag sie mit erzeugt haben, aber die Männer, die dort wirkten, haben ihren Hauch verspürt und haben es vermocht, diese geistige Welt in geistige und wissenschaftliche Formen zu bannen. Diese Kraft hat auch in späteren Jahrzehnten nicht nachgelassen, ja, sie ist bis zum Ende der Albertina in ihrer überkommenen Wirkungsstelle lebendig geblieben. Uns ist dies als Vermächtnis anvertraut.
Als der letzte Kurator der Königsberger Albertus-Universität, Dr. h. c. Friedrich Hoffmann, im Jahre 1945 fern von Königsberg die „Meldestelle der Ost-Universitäten", ins Leben rief, war es sein besonderes Anliegen, erneut das Band unter den Angehörigen der Albertina zu knüpfen. In einem der ersten „Rundbriefe" dieser „Meldestelle" heißt es: „Unsagbar viel haben wir verloren. Umso größer ist die Aufgabe, von der geistigen und seelischen Substanz der Albertina, die stets, in ihren besten Zeiten, ein Hort der freien Wissenschaft war, zu retten, was irgend zu retten ist“.
Bereits im Weihnachtsrundbrief von 1945 hat man diesen letzten Gedanken verdeutlicht, indem auf das große Erbe Kantischen Denkens hingewiesen wurde. „Uns ist dieses geschehen: Das Land, das wir verließen, hat uns ein Großes mitgegeben, eine Kraft, die unser Leben zu beglücken imstande ist, über alle Fährnisse hinaus“. Und dann hieß es: „Es wird auf die Menschen, die auf den Universitäten sind, in der Folgezeit manches ankommen. Wir von Königsberg tragen ein kostbares Gut in uns, das wir in unsere neue Welt mit hineinnehmen dürfen und wollen, zum Nutzen unseres Volkes, das heute wieder einmal, um Wilhelm Raabes Wort zu sagen, „von der Vorsehung erkoren, für das Heil der Menschheit ans Kreuz geschlagen zu werden“.
Es konnte kein Zweifel bestehen, dass dem Kurator Hoffmann neben der Ausübung der Hilfe, der Fürsorge, die es galt, den Angehörigen der Albertus-Universität angedeihen zu lassen, auch daran liegen musste, die Pflege des geistigen Erbes, das aus dem deutschen Osten, in erster Linie von Ostpreußen und Königsberg kam, zu seiner Aufgabe zu machen. So fand er auch hier gleichgesinnte Männer, welche sich zu dem bald bekanntgewordenem Göttinger Arbeitskreis ostdeutscher Wissenschaftler zusammenschlössen, dessen Führung Hoffmann übernahm, in seiner Nachfolge der Königsberger Völkerrechtler H. Kraus, Nachfahre des J. Chr. Kraus. Auch die Wiederbelebung der Gesellschaft der Freunde Kants gelang Hoffmann. Der letzte „Bohnenkönig" in Königsberg, Professor Schumacher, hatte noch am Todestage Kants im Februar 1945, begleitet von seinen „Ministern" Professor Diesch und Geheimrat Preuß, wie es Brauch war, einen Kranz am Sarkophag Kants niedergelegt, trotz größter Schwierigkeiten, die infolge des andauernden Beschusses und der großen Zerstörungen gerade im Inneren der Stadt diesem Wagnis entgegenstanden. Schumachers Bericht ist eines der ergreifendsten Dokumente aus Königsbergs Festungszeit.
Gesellschaft der Freunde Kants und Göttinger Arbeitskreis haben sich später in ihren jährlich abgehaltenen Veranstaltungen angenähert, ist ihre Wurzel doch dieselbe, wie auch ihr Ziel. Die Freunde Kants pflegen das Andenken des großen Philosophen weiter, wie sie es seit dem Tode Kants tun, der Göttinger Arbeitskreis aber hat, wie er vor allem durch Herausgabe des Jahrbuchs der Albertus-Universität zeigt, seine Arbeit unter den Segen der Albertina gestellt.
Seite 10 Blätter ostpreußischer Geschichte. Der Verrat der Marienburg.
Der dreizehnjährige Krieg, den der Deutsche Orden gegen den Preußischen Bund und den Polenkönig zu führen gezwungen war, wurde wie alle Kriege dieser Zeit mit Söldnern ausgekämpft. Die Bündner wie der Orden hatten Söldner in ihrem Dienst, katholische Deutsche und hussitische Tschechen. Fürsten und Adlige standen als Söldnerführer im Vertragsverhältnis zu ihrem Kriegsherrn. Damit war der Krieg zu einer Geldfrage geworden, und die Partei gewann, die die meisten Söldner bezahlen konnte.
Der Orden war seit dem Ersten Thorner Frieden in dauernder Geldverlegenheit, und schon im Oktober 1454, also ein halbes Jahr nach Kriegsausbruch, sah sich der Hochmeister Ludwig von Erlichshausen genötigt, mit der Gesamtheit seiner Söldner einen Vertrag abzuschließen, indem er ihnen das ganze Land mit allen Burgen verpfändete, falls er bis zum Februar des nächsten Jahres den rückständigen Sold nicht zahlen würde. Der Zahlungstermin wurde zwar mehrmals verlängert, aber seit diesem Vertrag fühlten sich die Söldnerführer als die eigentlichen Machthaber des Landes. Es gab unter ihnen ritterliche Herren, wie Balthasar von Sagan, Both von Eulenburg oder Bernhard von Zinnenberg, die dem Orden die Treue hielten, weil dies ein Gebot ritterlicher Ehre war. Es gab aber auch andere, für die der Krieg ein Geschäft war, und sei es auch ein schmutziges. Der schlimmste von ihnen war der Tscheche Ulrich Crvenk, ein treuloser, tückischer Mann, der Geld von allen Seiten nahm. Unglücklicherweise lag er mit seinen Hussiten gerade in der Marienburg. Sie terrorisierten den Hochmeister und die in der Burg verbliebenen, meist alten und kranken Ordensbrüder, plünderten das umliegende Land, raubten Silbergerät und erhoben eigenmächtig Steuern, alles, ohne den Ertrag auf ihre Soldforderungen anzurechnen. Crvenk arbeitet von vornherein auf den Verrat hin und bildete mit seinem Anhang die Gruppe der „Verkäufer“. In ihrem Namen handelte er schon im Dezember 1455 in Graudenz einen Vertrag aus, in dem er dem Polenkönig die Übergabe der Burgen gegen bestimmte Zahlungen zusagte. Am 16. August des folgenden Jahres wurde dieses Abkommen in einen förmlichen Kaufvertrag umgewandelt. Aus drei Gründen war dieser gegen Recht und Gesetz. Er widersprach allen Geboten ritterlicher Ehre. Er war nur von einem Teil der Söldner abgeschlossen; denn hinter Crvenk und seinen Mitunterzeichnern stand nur etwa ein Drittel aller Söldner, und nur die Gesamtheit wäre allenfalls berechtigt gewesen, über die ihnen anvertrauten Pfänder zu verfügen. Schließlich hatte sich der Orden erboten, die Pfänder auszulösen, und indem die „Verkäufer" das ablehnten, hatten sie sich eigentlich des Rechts auf die Pfänder begeben.
Was in Thorn geschah, war also Unrecht und Verrat. Das konnte auch die Urkunde nicht beseitigen, die diesem Vertrag die Form des Rechts gab.
Auch Polen und die Bündner konnten die Forderungen der Söldner nicht befriedigen. Sie zahlten später und weniger, als ausgemacht war. Die enttäuschten Söldner, wenigstens die deutschen, die sich unter den „Verkäufern" befanden, planten, die Marienburg wieder dem Orden zu übergeben. Diese Nachricht erreichte Crvenk um Ostern 1457 in Danzig, wo er sich beim König wieder einmal um Geld bemühte. Sie schreckte auch die Bündner auf. Um den Rückfall der Burg an den Orden zu verhindern, brachte Danzig 21 500 Gulden auf und übergab sie Crvenk. Dieser nahm von der Summe 3500 Gulden für sich — es war nicht das erste derartige Geschält, das er machte — und zahlte mit den verbleibenden 18 000 die Söldner auf der Marienburg aus. Schon in der Nacht vom 4. zum 5. Mai ließ er eine polnische Besatzung in die Burg, und am 5. Juni, dem Pfingstsonntag des Jahres 1457, war das traurige Geschält beendet und die Burg, das Haupthaus des Ordens, wurde den Polen übergeben.
Über ein Jahr lang war der Hochmeister der Gefangene seiner Söldner gewesen und hatte viel von ihnen auszustehen gehabt. Doch war das Ende seiner Demütigungen noch nicht gekommen. Einige Tage vor der Übergabe der Burg gestattete Crvenk ihm die Abreise und stellte ihm einen Wagen, ließ aber zugleich einen wüsten Haufen von Bündnern und Polen ins Hochschloss. Diese stürzten sich auf den Wagen, plünderten ihn aus, wobei ihnen die größten Heiligtümer des Ordens, ein silbervergoldetes Marienbild und das Haupt der Heiligen Barbara, in die schmutzigen Hände fielen, und trieben den Hochmeister in das Haus zurück. Dann schleppten die Söldner den unglücklichen Mann als ein Schaustück vergangener Größe durch mehrere Burgen und ließen ihn auf offener Landstraße frei. Er sollte nicht in Preußen bleiben, sondern sich ins Reich begeben, entkam aber seiner aus sechs Polen und drei Tschechen bestehenden Begleitung und gelangte auf Schleichwegen an die Weichsel zurück und zu Schiff über das Frische Half nach Königsberg, wo er am 8. Juni ankam.
Während er hier als geschlagener Mann, aber mit sauberem Gewissen daran ging, den Ordensstaat weiter zu verteidigen, wurden die Verräter ihrer Tat nicht froh. Crvenk wurde bald seines Postens als Hauptmann der Marienburg enthoben, da Verräter auch von dem nicht geachtet werden, dem ihr Verrat zugutekommt. Er kehrte nach Böhmen zurück, und dort machte ihm der König Georg Podiebrad den Prozess wegen unritterlichen Verhaltens. Die goldenen Rittersporen wurden ihm abgenommen, und er kam auf zwei Jahre ins Gefängnis. Auch seine Gesinnungsgenossen begegneten in ihrer Heimat allgemeiner Verachtung. Ganz Europa war sich darin einig, dass sie „wider Gott, Ehre und Recht" gehandelt hatten. Dr. Gause
Seite 10 „Kant spricht geschwind, leise …“. Russischer Dichter schildert einen Besuch in Königsberg.
175 Jahre sind in diesem Jahr seit dem Erscheinen von Kants unsterblicher „Kritik der reinen Vernunft" vergangen. Der große russische Dichter Nikolai Karamsin besucht den größten Sohn Ostpreußens wenige Jahre später: 1789. Über diese Begegnung in Königsberg berichtet er:
„Gestern war ich bei dem berühmten Kant, einem scharfsinnigen und feinen Metaphysiker, der Malebranche und Hume, Leibniz und Bonnet stürzte — Kant, den Mendelssohn den alles zermalmenden Kant nannte. Ich hatte keinen Brief an ihn; aber Kühnheit gewinnt Städte und mir öffnete sie die Tür des Philosophen. Ein kleiner hagerer Greis, von einer außerordentlichen Zartheit und Weiße, empfing mich. Er nötigte mich sogleich zum Sitzen und sagte: „Meine Schriften können nicht jedermann gefallen. Nur wenige lieben die tiefen metaphysischen Untersuchungen, mit welchen ich mich beschäftigt habe“. Wir sprachen erst über verschiedene Gegenstände: von Reisen, von China, von Entdeckungen neuer Länder. Ich musste dabei über seine geographischen und historischen Kenntnisse erstaunen, die allein hinreichend schienen, das ganze Magazin eines menschlichen Gedächtnisses zu füllen, und doch ist dies bei ihm nur Nebensache. Darauf brachte ich das Gespräch, doch nicht ohne Sprung, auf die moralische Natur des Menschen und folgendes habe ich von seinem Urteile darüber gemerkt:
„Unsere Bestimmung ist Tätigkeit. Der Mensch ist niemals ganz mit dem zufrieden, was er besitzt, und strebt immer nach etwas anderem. Der Tod trifft uns noch auf dem Wege nach dem Ziele unserer Wünsche. Man gebe dem Menschen alles, wonach er sich sehnt, und in demselben Augenblick, da er es erlangt, wird er empfinden, dass dieses Alles nicht alles sei. Da wir nun hier kein Ziel und Ende unseres Strebens sehen, so nehmen wir eine Zukunft an, wo sich der Knoten lösen muss: und dieser Gedanke ist dem Menschen umso angenehmer, je weniger Verhältnis hienieden zwischen Freude und Schmerz, zwischen Genüssen und Entbehrungen, stattfindet. Ich für meine Person erheitere mich damit, dass ich schon über sechzig Jahre alt bin und dass das Ende meines Lebens nicht mehr fern ist, wo ich in ein besseres zu kommen hoffe.
Wenn ich mich jetzt an die Freuden erinnere die ich während meines Lebens genossen habe so empfinde ich kein Vergnügen, denke ich aber an die Gelegenheiten, wo ich nach dem Moralgesetz handelte, das in mein Herz geschrieben ist, so fühle ich die reinste Freude. Freilich ist die Wahrscheinlichkeit des künftigen Lebens noch immer keine Gewissheit; aber wenn man alles zusammennimmt, so gebietet die Vernunft, daran zu glauben. Was würde auch aus uns werden, wenn wir es, sozusagen, mit den Augen sähen? Würden wir dann nicht vielleicht durch den Reiz desselben von dem rechten Gebrauche des Gegenwärtigen abgezogen werden? Reden wir aber von Bestimmung, von einem zukünftigen Leben, so setzen wir dadurch schon das Dasein eines ewigen und schöpferischen Verstandes voraus, der alles zu etwas Gutem schuf. Was? Wie? — Hier muss auch der erste Weise seine Unwissenheit bekennen. Die Vernunft löscht hier ihre Fackel aus.
Kant spricht geschwind, leise; er bewohnt ein kleines, unansehnliches Haus. Alles ist bei ihm alltäglich, ausgenommen seine Metaphysik“.
Seite 10 Bücherschau
Gert von der Osten: Lovis Corinth. Verlag F. Bruckmann, München, 192 Seiten, 93, zum Teil farbige, Abbildungen, Preis 24,-- DM. 7
Dieses von ehrlicher Begeisterung für das Werk des Meisters durchflutete und von gewissenhafter Forschung zeugende Buch war notwendig, denn es füllt eine bis zu seinem Erscheinen bestehende Lücke aus. Die Selbstbiographie des großen Malers und das von Alfred Rohde verfasste Buch „Der junge Corinth" behandeln zeitlich begrenzte Abschnitte. Gert von der Osten vermittelt zum ersten Male dem Leser ein zusammenhängendes, ungeteiltes Lebensbild. Zeitströmungen und der Nachhall von Traditionen, soweit diese die Entwicklung Corinths beeinflussten, werden als ihn anregende — nicht etwa bestimmende — Faktoren eingeschaltet. Freilich wünschte man sich mitunter die stärkere Hervorhebung des Einmaligen in Corinths Schaffen, denn es werden oft weniger bedeutende Maler erörtert. Mit feinem psychologischen Verständnis wertet Gert von der Osten die Nachwirkungen der Kindheitsumwelt in dem stillen Deimestädtchen Tapiau und des unbeaufsichtigten Herumstreifens auf dem Kneiphof in Königsberg. Die Verehrung für den tüchtigen, gütigen Vater und die innige Bindung an die aufopferungsvolle Lebensgefährtin Charlotte Berend-Corinth werden in nobler Weise gewürdigt. Fast entrückt der irdischen Welt erscheint der gereifte Seher, der eine Vision zur Passionszeit hatte, und der prophetengleich in Fernen schaute, die anderen nicht sichtbar werden. — Die technisch vortrefflichen zahlreichen Bildbeigaben von Gemälden aus allen Schaffensperioden — Lovis Conrinth hinterließ 1150 Gemälde — sind das Ergebnis sorgsam getroffener Auswahl. Die Beschreibung der Bilder, die Deutung ihres Inhalts und die eingefügten Anmerkungen wirken als Äußerungen eines mitschwingenden künstlerischen Geistes. Der Verlag F. Bruckmann leistete mit der Herausgabe dieses Buches allen Freunden der bildenden Kunst einen sehr anzuerkennenden Dienst.
Seite 10 Eckart Peterich: Göttinnen im Spiegel der Kunst. Walter-Verlag, Freiburg/Breisgau. 230 Seiten mit 111 Abbildungen, DM 13,80.
Im Rahmen der wunderschön gestalteten „Kulturgeschichtlichen Taschenbücher" zeigt und deutet uns hier der bekannte Dichter und Kunstforscher Eckart Peterich unvergängliche Meisterwerke der Bildhauerkunst, die alle Göttinnen und Genien darstellen. Uralte und doch nie vergessene Mythen werden wieder lebendig, und da ja nun einmal der Künstler die überirdische Frauengestalt immer nach einem lebendigen Vorbild gestalten musste, wird daraus eine große und einmalige Huldigung der Frau schlechthin. Die erlauchtesten Geister haben diese Werke geschaffen, die zum kostbarsten künstlerischen Besitz der ganzen Menschheit gehören. Wer träumt nicht, wenn er diese Bilder bewundert, doch heimlich vom .verlorenen Paradies"?
Seite 10 Friedrich Schiller: Gesammelte Werke. Bd. III, IV, V. C. Bertelsmann-Verlag, Gütersloh, 1955. Je Band 6,85 DM.
Von der ausgezeichneten, fünfbändigen Schiller-Ausgabe des Bertelsmann-Verlages liegen jetzt auch die letzten drei Bände vor. Sie bestätigen den guten Eindruck, den Band I und II dieser preiswerten Volksausgabe vermittelten. Der dritte Band beschließt die Reihe der Dramen mit dem „Wilhelm Tell". Es folgen dramatische Fragmente, so Studien zu „Warbeck" und „Demetrius", und die Gedichte Schillers, bei denen besonders die wenig bekannte Jugend-Anthologie überrascht. Band IV bringt von den Erzählungen unter anderen den „Verbrecher aus verlorener Ehre" und Schillers geschichtliche Schriften, so die großartige „Geschichte des Dreißigjährigen Krieges". Der fünfte Band endlich beschließt die Ausgabe mit den Schriften zur Kunst und zur Philosophie, darunter zum Beispiel „Die Schaubühne als eine moralische Anstalt". Diese Schiller-Ausgabe aus der Reihe der Bertelsmann-Klassiker, deren Texte übrigens auf die Schiller-Nationalausgabe und die Erstdrucke zurückgehen, kommt somit insgesamt fast einer Gesamtausgabe gleich.
Seite 11 Zwei masurische Geschichten. Von Siegfried Lenz.
Die beiden Geschichten, die wir auf dieser Seite veröffentlichen, sind dem Buch „So zärtlich war Suleyken" von Siegfried Lenz entnommen. Der Band erschien im letzten Herbst im Hoffmann und Campe Verlag Hamburg — wir haben ihn damals besprochen — und da die Geschichten mit Witz und Laune glänzend erzählt werden und das Buch mit den prächtigen Zeichnungen von Erich Behrendt und seiner sehr ansprechenden Ausgestaltung auch sonst eine Freude ist, hat es schnell Erfolg gehabt; es ist bereits die zweite Auflage erschienen. („So zärtlich war Suleyken", Hoffmann und Campe Verlag Hamburg. Mit Zeichnungen von Erich Behrendt, 167 Seiten. Gebunden 14,80 DM.) Auf einer Landkarte wird man Suleyken allerdings vergebens suchen, auch seine Bewohner darf man nicht allzu sehr mit kritischen, an der bloßen Wirklichkeit geschulten Augen mustern, — es ist ein Masuren der schweifenden dichterischen Phantasie, das sich vor uns ausbreitet, eines, in dem auch manches von gütiger, humorvoller Weisheit zu finden ist. Und da das, was in den Herzen lebt, auch immer wirklich vorhanden ist, gibt es auch dieses Suleyken und seine Bewohner.
Eine Liebesgeschichte
Joseph Waldemar Gritzan, ein großer und schweigsamer Holzfäller, wurde heimgesucht von der Liebe. Und zwar hatte er nicht bloß so ein mageres Pfeilchen im Rücken sitzen, sondern, gleichsam seiner Branche angemessen, eine ausgewachsene Rundaxt. Empfangen hatte er diese Axt in dem Augenblick, als er Katharina Knack, ein ausnehmend gesundes, rosiges Mädchen, beim Spülen der Wäsche zu Gesicht bekam. Sie hatte auf ihren ansehnlichen Knien am Flüsschen gelegen, den Körper gebeugt, ein paar Härchen im roten Gesicht, während ihre beträchtlichen Arme herrlich mit der Wäsche hantierten. In diesem Augenblick, wie gesagt, ging Joseph Gritzan vorbei, und ehe er sich's versah, hatte er auch schon die Wunde im Rücken.
Demgemäß ging er nicht in den Wald, sondern fand sich, etwa um fünf Uhr morgens, beim Pfarrer von Suleyken ein, trommelte den Mann Gottes aus seinem Bett und sagte: „Mir ist es", sagte er, „Herr Pastor, in den Sinn gekommen zu heiraten. Deshalb möchte ich bitten um einen Taufschein“.
Der Pastor, aus mildem Traum geschreckt, besah sich den Joseph Gritzan ziemlich ungnädig und sagte: „Mein Sohn, wenn dich die Liebe schon nicht schlafen lässt, dann nimm zumindest Rücksicht auf andere Menschen. Komm später wieder, nach dem Frühstück. Aber wenn du Zeit hast, kannst du mir ein bisschen den Garten umgraben. Der Spaten steht im Stall“.
Der Holzfäller sah einmal rasch zum Stall hinüber und sprach: „Wenn der Garten umgegraben ist, darf ich dann bitten um den Taufschein?"
„Es wird alles genehmigt wie eh und je", sagte der Pfarrer und empfahl sich.
Joseph Gritzan, beglückt über solche Auskunft, begann dergestalt den Spaten zu gebrauchen, dass der Garten schon nach kurzer Zeit umgegraben war. Dann zog er, nach Rücksprache mit dem Pfarrer, den Schweinen Drahtringe durch die Nasen, melkte eine Kuh, erntete zwei Johannisbeerbüsche ab, schlachtete eine Gans und hackte einen Berg Brennholz. Als er sich gerade daran machte, den Schuppen auszubessern, rief der Pfarrer ihn zu sich, füllte den Taufschein aus und übergab ihn mit sanften Ermahnungen Joseph Waldemar Gritzan. Na, der faltete das Dokument mit umständlicher Sorgfalt zusammen, wickelte es in eine Seite des Masurenkalenders und verwahrte es irgendwo in der weitläufigen Gegend seiner Brust. Bedankte sich natürlich, wie man erwartet hat, und machte sich auf zu der Stelle am Flüsschen, wo die liebliche Axt Amors ihn getroffen hatte.
Katharina Knack, sie wusste noch nichts von seinem Zustand, und ebenso wenig wusste sie, was alles er bereits in die heimlichen Wege geleitet hatte. Sie kniete singend am Flüsschen, walkte und knetete die Wäsche und erlaubte sich in kurzen Pausen, ihr gesundes Gesicht zu betrachten, was im Flüsschen möglich war. Joseph umfing die rosige Gestalt — mit den Blicken, versteht sich —, rang ziemlich nach Luft, schluckte und würgte ein Weilchen, und nachdem er sich ausgeschluckt hatte, ging er an die Klattkä, das ist: ein Steg, heran. Er hatte sich heftig und lange überlegt, welche Worte er sprechen sollte, und als er jetzt neben ihr stand, sprach er so: „Rutsch' zur Seite“.
Das war, ohne Zweifel, ein unmissverständlicher Satz. Katharina machte ihm denn auch schnell Platz auf der Klattkä, und er setzte sich, ohne ein weiteres Wort, neben sie. Sie saßen so — wie lange mag es gewesen sein? — ein halbes Stündchen vielleicht und schwiegen sich gehörig aneinander heran. Sie betrachteten das Flüsschen, das jenseitige Waldufer, sahen zu, wie kleine Gringel in den Grund stießen und kleine Schlammwolken emporrissen, und zuweilen verfolgten sie auch das Treiben der Enten. Plötzlich aber sprach Joseph Gritzan: „Bald sind die Erdbeeren soweit. Und schon gar nicht zu reden von den Blaubeeren im Wald“. Das Mädchen, unvorbereitet auf seine Rede, schrak zusammen und antwortete:
„Ja“.
So, und jetzt saßen sie stumm wie Hühner nebeneinander, äugten über die Wiese, äugten zum Wald hinüber, guckten manchmal auch in die Sonne oder kratzten sich am Fuß oder am Hals.
Dann, nach angemessener Weile, erfolgte wieder etwas Ungewöhnliches: Joseph Gritzan langte in die Tasche, zog etwas Eingewickeltes heraus und sprach zu dem Mädchen Katharina Knack: „Willst", sprach er, „Lakritz?"
Sie nickte, und der Holzfäller wickelte zwei Lakritzstangen aus, gab ihr eine und sah zu, wie sie aß und lutschte. Es schien ihr gut zu schmecken. Sie wurde übermütig — wenn auch nicht so, dass sie zu reden begonnen hätte —, ließ ihre Beine ins Wasser baumeln, machte kleine Wellen und sah hin und wieder in sein Gesicht. Er zog sich nicht die Schuhe aus.
Soweit nahm alles einen ordnungsgemäßen Verlauf. Aber auf einmal — wie es zu gehen pflegt in solchen Lagen — rief die alte Guschke, trat vors Häuschen und rief: „Katinka, wo bleibt die Wäsch!"
Worauf das Mädchen verdattert aufsprang, den Eimer anfasste und mir nichts dir nichts, als ob die Lakritzstange gar nichts gewesen wäre, verschwinden wollte. Doch, Gott sei Dank, hatte Joseph Gritzan das weitläufige Gelände seiner Brust bereits durchforscht, hatte auch schon den Taufschein zur Hand, packte ihn sorgsam aus und winkte das Mädchen noch einmal zu sich heran.
„Kannst", sprach er, „lesen?"
Sie nickte hastig.
Er reichte ihr den Taufschein und erhob sich. Er beobachtete, während sie las, ihr Gesicht und zitterte am ganzen Körper.
„Katinka!" schrie die alte Guschke, „Katinka, haben die Enten die Wäsch' gefressen?!"
„Lies zu Ende", sagte der Holzfäller, drohend. Er versperrte ihr, weiß Gott, schon den Weg, dieser Mensch.
Katharina Knack vertiefte sich immer mehr in den Taufschein, vergaß Welt und Wäsche und stand da, sagen wir mal: wie ein träumendes Kälbchen, so stand sie da.
„Die Wäsch', die Wäsch‘“, keifte die alte Guschke von neuem.
„Lies zu Ende", drohte Joseph Gritzan, und er war so erregt, dass er sich nicht einmal wunderte über seine Geschwätzigkeit.
Plötzlich schoss die alte Guschke zwischen den Stachelbeeren hervor, ein geschwindes, üppiges Weib, schoss hervor und heran, trat ganz dicht neben Katharina Knack und rief: „Die Wäsch', Katinka!" Und mit einem tatarischen Blick auf den Holzfäller: „Hier geht vor die Wäsch', Cholera!"
Oh Wunder der Liebe, insbesondere der masurischen; das Mädchen, das träumende, rosige, hob seinen Kopf, zeigte der alten Guschke den Taufschein und sprach: „Es ist", sprach es, „besiegelt und beschlossen. Was für ein schöner Taufschein. Ich werde heiraten“. Die alte Guschke, sie war zuerst wie vor den Kopf getreten, aber dann lachte sie und sprach: „Nein, nein", sprach sie, „was die Wäsch' alles mit sich bringt. Beim Einweichen haben wir noch nichts gewusst. Und beim Plätten ist es schon soweit“.
Währenddessen hatte Joseph Gritzan wiederum etwas aus seiner Tasche gezogen, hielt es dem Mädchen hin und sagte: „Willst noch Lakritz?"
Die Kunst, einen Hahn zu fangen.
Am frühen Nachmittag erwachte Titus Anatol Plock, Besitzer einer neuen Hose, und hob lauschend den Kopf. Er lag zwischen den Brombeeren hinter der Scheune, lag da an einem warmen, windstillen Plätzchen, wo die Gefahr, gesehen zu werden, nicht allzu groß war. Sobald er gesehen wurde, das wusste er, gab es auch etwas zu tun für ihn, und darum wählte er seine Verstecke mit großer Umsicht.
Er war, offen gesagt, ziemlich erschrocken an diesem Nachmittag, und als die Stimme seinen Schlaf unterbrach, fürchtete er schon das Schlimmste. Aber die Stimme, die ihn geweckt hatte, gehörte Gott sei Dank nicht seiner Mutter, Jadwiga Plock, sondern einem Mann, den er in Suleyken noch nicht gesehen hatte. Es war ein freundlich aussehender, unrasierter Mann, der zwischen den Brombeeren stand; er war schon älter, war barfuß und trug ein kragenloses Hemd und in einer Hand ein riesiges, rotes Taschentuch. Er hatte Titus noch nicht entdeckt und sprach mit süßer, werbender Stimme auf ein Wesen ein, das sich am Boden befinden musste.
Dies Wesen, wie Titus gleich sah, war der einzige Hahn seiner Mutter, ein ausnehmend kräftiges Tier und schön dazu. Und zu diesem Hahn sprach der Fremde etwa in folgender Weise:
„Du", sprach er, „mein Verehrter, wirst jedem leidtun, der ein fühlendes Herz hat. Schön, wie du bist, warten zu viele Gefahren auf dich in der Welt. Der Fuchs, beispielsweise, oder der Iltis. Keinen Stall gibt es, den der Iltis nicht öffnet. Oder stell' dir vor, du kommst unter einen Wagen mit Weizen. Ein Pferd zertritt dich. Zertritt deine ganze Schönheit. Sag selbst: lohnt es sich noch bei diesen Aussichten zu leben?"
Unter solchen Worten trieb er den Hahn in eine Richtung, wo Scheune und Stall zusammenstießen und eine Ecke bildeten. Er wurde dabei nicht ungeduldig; selbst als der Hahn, die Klemme witternd, nach einer Seite auszubrechen versuchte, behielt er die Ruhe, flötete eine Schmeichelei und brachte das Tierchen, indem er es mit dem riesigen Taschentuch erschreckte, auf die gewünschte Bahn.
Titus, achter Sohn der Jadwiga Plock, sah ihm gespannt zu. Er zweifelte daran, dass es dem Mann gelingen werde, Krull, den Hahn, zu fangen. Krull: das heißt im Masurischen König, und dieser Name war dem Hahn gegeben worden, damit er sich in jeder Hinsicht als König erweise. Man wird, dachte Titus, ja sehen.
Der Mann, die Arme ausgebreitet, ging langsam gegen die Ecke vor, ohne Rücksicht auf Ranken, die sich im Stoff seiner Hose festsetzten und ihm zu sagen schienen: Mach's nicht so schnell. Doch der Mann achtete nicht darauf, er riss sich vielmehr gewaltsam los und hatte jetzt nur Augen für Krull. Der wurde immer nervöser, gackerte aufgeregt, ruckte unwillig, denn er war sich über die Schmeicheleien vollauf im Klaren. Dem barfüßigen Herrn, weiß Gott, gelang es, Krull, den König des Komposts, in die erwähnte Ecke zu drängen, die durch Stall und Scheune gebildet wurde, und nun legte er das Taschentuch auf die Erde und seine Hände bewegten sich wie eine Kneifzange auf den Hahn zu, genauer gesagt, auf den Hals des Hahnes. Der Hahn, hol's der Teufel, blickte zornig und rot, wand sich hierhin, wand sich dorthin, derweil die Hände schon zum Königsmord unterwegs waren. Aber plötzlich, ein Schauer von Wonne durchdrang Titus, plötzlich schrie der Hahn auf, flatterte steil
empor, Federn flogen, und dann landete Krull in den Brombeeren. Er hatte seinen Attentäter überflogen, ihm, bei steilem Aufstieg, ins Gesicht geklascht, und das Gackeln, das jetzt erklang, hörte sich an wie eitel Genugtuung, wie Warnung vor einer neuen Lektion.
Der Mann indes prüfte kurz, ob die Luft rein wäre, nahm sein Taschentuch auf, rieb, da er offenbar dazu genötigt war, sein Auge und sprach zu Krull folgendermaßen: „Du", sprach er und ging dabei auf ihn zu, „du lahmer Satan von einem Hahn, falsch bist du, blöde, kannst nichts, tust nichts, nicht einmal ein Volk hast du — und gehorchen willst du auch nicht. So etwas wie dich, Ehrenwort, sollte man nicht ansehen, Luft bist du, pfft, reine Luft, und Mitleid verdienst du schon gar nicht. Was ist dabei, wenn der Iltis dich holt? Gar nichts! Was ist dabei, wenn du unter einen Wagen mit Weizen kommst? Erst recht nichts! Nicht einmal als Braten taugst du zu etwas, so mager und blöd bist du. Blas' dich nicht auf und bild‘ dir nichts ein, mich interessierst du überhaupt nicht“. Um die Verachtung, die tief empfundene, noch durch eine Geste zu unterstreichen, warf der barfüßige Herr sein Taschentuch nach dem Hahn, doch: wer ist großzügig genug, das zu glauben, in diesem Augenblick, nachdem er lautlos den Anklagen gelauscht hatte, duckte sich Krull, spreizte sich, als ob er darauf wartete, gegriffen zu werden, und der Herr stand wie versteinert da. Als er sozusagen erweichte — es dauerte nicht lang —, bückte er sich schnell, packte Krull, schlug ihn mit staunenswerter Geläufigkeit in das riesige Taschentuch ein, äugte kurz und wollte hinüber zur Straße.
Doch da erhob sich Titus, er ging, ein Knabe von dreizehn Jahren, auf den Fremden zu und sagte: „Ich suche", sagte er, Herrchen, den Hahn meiner Mutter, Jadwiga Plock“.
„Ja", sagte der Mann, und über sein Gesicht flatterten Gedanken wie kleine Vögel, dann hob er das Taschentuch hoch und sagte: „Ich glaube, das ist er. Ich habe ihn nur für den Augenblick in Sicherheit gebracht. Denn ich erkannte, Ehrenwort, einen Iltis zwischen den Brombeeren, der das Hähnchen beschlich. Vielleicht zeigst du mir den Hof, Jungchen, auf den dieser Hahn gehört. Ich möchte ihn gern in Sicherheit wissen“.
Amor und die Birke. Von Karl Herbert Kühn.
Wie ein kleines, wenn auch täglich sich wiederholendes Bild, eine einzige Bewegung die Erinnerung weckt! Vor dem Haus, in dem wir jetzt wohnen, steht einsam eine Birke. Sie neigt sich etwas nieder; ihr Stamm steht schräg. Doch ihr Laub leuchtet hell, wenn die Morgensonne es streift.
Eine Birke. Nun gut. Was ist Besonderes an ihr? Überall stehen diese Bäume, schlank und wohl auch stärker, Sinnbilder der Jugend, eines zärtlichen Gefühls. Das Besondere an dieser Birke ist ihr merkwürdiger Laubschnitt, den sie bald, nachdem die Knospen ihre Blätter entlassen haben, von Morgen zu Morgen bis zu dem Tage gewinnt, an dem sie dann tatsächlich mit einem „Bubikopf" dasteht. Der Laubenbehang fällt unten nicht wahllos herab. Er scheint genau in einer Ebene zurechtgestutzt zu sein, an einem Kamme geschnitten.
Nicht nur die Kinder sehn‘ staunend die Frisur dieser Birke, Jahr für Jahr aufs Neue. Doch wenn sie einmal dann erfahren, wer der Künstler ist, der heimlich und langsam sie herstellt, dann lachen sie und sind fortan schon in der Frühe vor der Türen, ihn still bei seiner Arbeit zu betrachten. Es ruft wohl eins auch nach dem andren, wenn's noch säumt, dass ich's beeile: „Der Amor! Der Amor!" Und schon stehn sie auf der Straße, mit ihren spitzbübischen Augen, bis der Milchmann mit der Kanne aus dem Hause herauskommt, seinen Amor bei der schweigenden Friseurarbeit entdeckt, ihn anruft und alsbald ein paar Schritte weiter zur nächsten Haltestelle fährt, an der kein Birkenbaum mehr lockt.
Er ist ein stattlicher Brauner mit heller Mähne, der Amor, ein Wallach, den der „Milchmann" mit sorgfältigem Futter in ein glänzendes Haarkleid und fast in Übermut gebracht hat, wie man ja nun am Morgen sieht. Hält Amor, in der Schere vor dem Milchwagen stehend, in der Nähe der Birke, so rückt er langsam etwas vor, hebt den Hals schon in das Laub und knabbert ruhig und genüsslich an den sprießenden Blättern, soweit die Lippen sie erreichen. Das tut er Morgen für Morgen. Kein Blättchen entgeht ihm, das ihm nur tief genug noch hängt. Und da die Länge seines Halses ja doch täglich die gleiche ist, so hat er endlich denn das Laub in jene gleichmäßige Ebne heruntergefressen, sauber und gerade, wie am Kamme geschnitten.
Und dieser Hals, der ein Maul in eine grünende Birke, in ihr erfrischendes Laub hebt, diese spielerisch lässige, verlangende Bewegung ruft ein Bild in die Erinnerung, das von anderem Wind hell überweht wird, von der Luft über der Weite unserer heimischen Felder, dort zwischen Weichsel und Memel. Es war ein anderer Brauner, der damals, vor Jahren, an jedem Frühlingsmorgen an der Chaussee zwischen Nordenburg und Insterburg bei der Molkerei eines Gutes stand, vor dem Wagen, von dem der Fahrer, der etwas schwerhörige Sandfisch, die blechernen Milchkannen herunterhob.
Jener Braune hieß Pegasus, das heißt: Sandfisch, der sichs anders erklärt haben mochte, betonte diesen Namen auf dem a; das klang vertrauter. Und Pegasus, den im Frühlicht das junge Laub von schlanken Birken bei dem Haus der Molkerei schimmernd überschwebte, hielts nicht anders mit den Blättern als sein Vetter von heute, als der stattliche Amor. Auch Pegasus frisierte, gemächlich und in Ruhe, mit den knabbernden Zähnen jene Birken zurecht. Nur war der Hintergrund ein anderer als die Straße einer Stadt. In die Weite, unabsehbar erstreckten sich die breiten, grünen und ergrünenden Felder, auch lag die Erde noch braun in Streifen dazwischen. In den kleinen Gehölzen regte sichs im ersten Gespinst von Grün mit hellem und dunklem, lockendem Ruf. Es durchblies uns den Atem, wir erglühten von Sonne in Wind und in Weite. Die unendlichen Felder, ihre Stille, ihr Treiben aus der schweigenden Tiefe, ihr Wachsen unterm Liede der flatternden Lerchen, unter dem hohen, bis ins Fernste sich verschwingenden Himmel.
Wenn Sandfisch dann am Abend den Pagasus, der den Weg zu seiner Stalltür schon kannte, bedächtig begleitete und man sprach ihn auf den treuen Gefährten wieder an, dann mochte man ihn fragen, was man wollte, — Sandfisch, der so gut schon nicht mehr hörte, erwiderte dann stets mit einem stillen, glücklichen Lächeln um die guten, ehrlichen Augen: „Ja, Herrche, dem Pejasus, dem hab' auch ich in meine Hände; dem lass' ich keinen andren nich", und er richtete sich auf, stolz und zufrieden.
Seite 12 Aus den ostpreußischen Heimatkreisen …
Fischhausen-Samland
Kreistreffen in Ulm
Wie schon mehrfach bekanntgegeben, veranstaltet unser Heimatkreis auch in diesem Jahre wieder gemeinsam mit den andern Samländer- und Natanger -Kreisen ein Treffen im süddeutschen Raum. Wir bitten alle Landsleute, die nach Bayern, Württemberg und Baden verschlagen sind, diese Gelegenheit zu benutzen, um viele Bekannte und Verwandte wiederzusehen und sich Rat für rechtliche Fragen in Lastenausgleich und Zeugenbeschaffung für Renten usw. einzuholen. Unsere Geschäftsstelle wird wie immer vertreten und leicht kenntlich im Trefflokal zu finden sein. Das Lokal „Jahnsaal" liegt im Stadion und ist mit der Linie 1 vom Hauptbahnhof bequem zu erreichen. Es wird von 9 Uhr vormittags geöffnet sein. Um 10 Uhr wird eine Führung durch die Sehenswürdigkeiten Ulms vom Stadion aus veranstaltet. Um 13 Uhr Beginn der Feststunde „Heimat wir denken Dein!" Im Anschluss Ankündigungen — Suchangelegenheiten — Musik und Tanz.
H. Sommer, Stellvertretender Kreisvertreter, Borstel bei Pinneberg
Heimatgemeinschaft Seestadt Pillau
Unser stellvertretender Vorsitzender Karl Kornblum, unser lieber „Oal Voader", ist nun auch von uns gegangen. 1886 in Kehlen geboren, seit 1906 Volksschullehrer, kam er 1918 zu uns, wo er bis 1934 die Camstigaller Schule leitete und im Nebenamt die Bürgermeistergeschäfte führte und dann bis zur Vertreibung im Pillauer Schuldienst arbeitete. Er nahm an beiden Weltkriegen teil, im ersten bei der Infanterie, im zweiten bei der Marine, zuletzt als Korvettenkapitän und Kommandeur Fluko in Pillau bis zum bitteren Ende. Sein Sohn Dietrich Kornblum, Staffelführer in einem Kampfgeschwader, im Juni 1944 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet und zum Hauptmann befördert, fiel im November 1944 bei einem Luftkampf nahe der Nordseeinsel Juist. Seine treue Ehegattin — er hatte 1920 in Beynuhnen geheiratet — starb im Februar 1946 in Hamburg, zu einer Zeit, als er von den Engländern in Neuengamme interniert war und nicht einmal Urlaub erhielt, um an der Beisetzung teilzunehmen. Von 1947 bis zu seiner Pensionierung (1951) war Karl Kornblum in Itzehoe wieder im Schuldienst tätig. Er war ein kerniger Ostpreuße, eine mit urwüchsigem Humor und wahre Herzensgüte ausgestattete Persönlichkeit, ein Freund des Angel- und Segelsports und vor allem ein eifriger Förderer und Verfechter der plattdeutschen Sprache. Wer erinnert sich nicht seiner lebhaften Gedichte, Geschichten und Theaterstücken gelegentlich der geselligen Veranstaltungen bei Scheffler und in der „Linde"? Sowohl in der Heimat wie in Schleswig-Holstein war er unermüdlich und in aufreibender Arbeit für seine Landsleute tätig. Die landsmannschaftlichen Organisationen haben mit seinem Hinscheiden einen schweren Verlust erlitten. Wir Pillauer — seine ehemaligen Schüler und wir alle — ihm in echter Freundschaft verbunden, werden ihm ein dankbares und ehrenvolles Andenken bewahren.
Patenschaft für den Pillauer Turnverein. Freudig überrascht gebe ich zur Kenntnis, dass der Eckernförder Männer-Turnverein von 1864 (Vorsitzender Hans Junge, Eckernförde) die Patenschaft für den Pillauer Turnverein von 1864 (Vorsitzender Erich Bruchmann, Neumünster, Göbenstraße 11) übernommen hat.
Das Haupttreffen der Pillauer findet am 4. und 5. August in unserer Patenstadt Eckernförde statt. Sobald das Tagungsprogramm feststeht, erfolgt Bekanntgabe im Ostpreußenblatt.
Ein Pillautreffen im Rhein-Ruhr-Gebiet ist in Vorbereitung. Näheres demnächst.
Hugo Kaftan (22a) Vluyn (Niederrhein), Postfach 18
Rößel
Auf die verschiedenen Anfragen gebe ich abschließend bekannt, dass das Heimatkreistreffen der Kreise aus dem Regierungsbezirk Allenstein bestimmt am 27. Mai in Stuttgart-Feuerbach, im Freizeitheim stattfindet. Die Kundgebung mit dem stellvertretenden Sprecher Egbert Otto ist um elf Uhr. Ich würde mich freuen, recht viele Landsleute aus unserem Heimatkreis Rößel begrüßen zu können.
Franz Stromberg, Kreisvertreter Hamburg, Armbruststraße 27
Lyck
Wir haben die Freude, sieben Landsleute aus dem Transport vom 16. April 1956 und 61 weitere aus dem Transport vom 26. April 1956 in Westdeutschland zu begrüßen. Es handelt sich in der Hauptsache um ältere Frauen, einige Männer in hohem Alter und auch neun Kinder unter zwei Jahren. Insgesamt sind vier über 80, acht über 75, dreizehn über 70, elf über 60 Jahre alt. Wir hoffen auf weitere Ankommende.
Am 27. Mai nehmen wir an dem Treffen des Regierungsbezirkes Allenstein in Stuttgart teil und wollen dabei eine örtliche Lycker Gruppe bilden, die auch alle Lycker aus der Umgegend von Stuttgart mehrmals im Jahre zusammenführen soll.
Meldungen von Geburtstagen und Jubiläen, die in den nächsten Lycker Brief aufgenommen werden sollen, müssen bis zum 3. Juni 1956 in meiner Hand sein. Am Pfingstsamstag und -sonntag feiert das Sängerkränzchen der Lycker Prima in Hagen im Koipinghaus sein 126. Stiftungsfest. Meldungen an Ulrich Riech, Hannover. Meterstraße 41. Mitglieder der „Sudavia" sind herzlich eingeladen.
Das Jahrestreffen am 22. Juli in Hagen soll mit Vorträgen in allen Schulen der Patenstadt eröffnet werden. Ich erwarte noch Meldungen dafür, wer sich zur Verfügung stellt. Auch bitte ich alle in der näheren Umgegend von Hagen wohnenden Lycker, sich bei Kaufmann Kilanowski, Hagen, Frankfurter Straße 49 a, zu melden. Helfer werden am 22. Juli dringend gebraucht.
Otto Skibowski, Kreisvertreter (16) Kirchhain, Bezirk Kassel
Johannisburg
Unser Ehrenmitglied, der frühere Landrat des Kreises Johannisburg, Ministerialdirektor a. D. Gottheiner, ist während seines Aufenthaltes in Brasilien am 21. April 1956 an Herzschlag verstorben. Als Landrat unseres Heimatkreises in den Jahren 1914 bis 1930 erfreute sich der Dahingeschiedene größter Hochachtung und allgemeinen Vertrauens der Kreisbevölkerung. In den schweren Kriegs- und Nachkriegszeiten hat er den von umfangreichen Kriegszerstörungen getroffenen Grenzkreis verwaltet und ist an dem Wiederaufbau hervorragend leitend beteiligt gewesen. Der Dank des Kreises fand ein äußeres Zeichen in der Benennung eines schönen Platzes an dem Galindefluss als „Gottheinerplatz", auf dem nach dem großen Abstimmungssieg das Abstimmungsdenkmal errichtet wurde. Die Einwohner des Kreises werden ihres hochgeachteten Landrats stets in dankbarer Treue gedenken.
Die Kreisgemeinschaft Johannisburg in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Kautz, Kreisvertreter.
Die Gutachtersitzungen bei der Heimatauskunftstelle Lübeck zur Festlegung der landwirtschaftlichen Einheitswerte sind mit dem 5. Mai abgeschlossen worden. Allen Gemeindevorstehern, Gutachtern und allen weiteren Mitarbeitern den Dank der Kreisgemeinschaft für die sehr gute Vorbereitung, Beschaffung der Unterlagen und damit für die geleistete Arbeit.
Unser Frankfurter Treffen fand am 6. Mai bei herrlichem Wetter in dem schönen Gartenlokal Schönhoff im kleinen Rahmen, aber dafür wohl umso gemütlicher statt. Wenn hier nur etwas über zweihundert Landsleute erschienen waren, so liegt es daran, dass in Hessen nur wenige Landsleute Wohnung gefunden haben. Den Veranstaltern Dank für die Vorbereitungen und für die Mühe.
Unser nächstes Kreistreffen findet nun am 3. Juni 1956 in den altbekannten Gaststätten Limmerbrunnen in Hannover statt; ich bitte, sich schon jetzt darauf einzurichten. Vorher treffen sich noch die Landsleute aus den Kreisen des Regierungsbezirkes Allenstein in Stuttgart. Auf die Veröffentlichungen im Ostpreußenblatt wird hingewiesen.
Gesucht werden:
Auguste Salewski, geb. Praga.
Töchter Irma und Rosemarie, Schast, Jetziger Aufenthalt vermutlich in Sensburg.
F. W. Kautz, Kreisvertreter Altwarmbüchen bei Hannover
Allenstein-Stadt
Wie bereits im Ostpreußenblatt vom 17. März bekanntgegeben wurde, soll auch den Allensteinern des Südraumes durch ein Treffen des gesamten Regierungsbezirkes Allenstein am 27. Mai in Stuttgart Gelegenheit gegeben werden, alte persönliche Beziehungen aufzufrischen und sich mit dem Kampf der Landsmannschaft um die Rückgewinnung des deutschen Ostens vertraut zu machen.
Beginn und Ort des Stuttgarter Treffens: 9 Uhr in Stuttgart-Feuerbach, Gaststätten Freizeitheim. 11 Uhr Kundgebung. 13 Uhr Mittagessen. Nachmittag: Darbietungen der ostpreußischen Jugend, Gruppe Stuttgart, und geselliges Beisammensein. Der Stadtvertreter von Allenstein und der Kreisvertreter des Landkreises Allenstein werden bei dem Treffen zugegen sein. Weitere Anfragen zum Stuttgarter Treffen bitte ich an den Landesgruppenvorsitzenden von Baden-Württemberg, Hans Krzywinski, (17b) Stuttgart W, Hasenbergstraße Nr. 39 a, zu richten. Das für Ende Oktober geplante Treffen des gesamten Regierungsbezirkes Allenstein in Nürnberg findet nicht statt, so dass das Stuttgarter Treffen in diesem Jahre das alleinige Allensteiner Heimatkreistreffen im süddeutschen Raume bleibt.
Betreuer für Allensteiner Jugendfreizeiten
In diesem Jahre sollen dreimal je fünfzehn jugendliche Allensteiner für je vierzehn Tage in einem Lager oder Heim zusammengefasst werden (Beginn der Lager etwa am 15. Juni und 15. August), um sie mit dem Erlebnisinhalt der Allensteiner und ostpreußischen Heimat vertraut zu machen.
Geeignete Allensteiner Persönlichkeiten, die neben Jugendpflegerischer Erfahrung auch die „Vitamine" der Allensteiner Heimat vermitteln können, werden im Interesse der guten Sache gebeten, sich für diese heimatkulturell und heimatpolitisch wichtige Arbeit zur Verfügung zu stellen.
Eventuell können die Interessenten auch einen Lehrgang der Landsmannschaft Ostpreußen zur Unterrichtung dieser vorgesehenen Lehrgangsleiter vom 22. bis 25. Mai in der Ostdeutschen Akademie in Lüneburg besuchen. Alle Kosten einschließlich der Fahrt werden übernommen. Ich bitte die Interessenten, sich umgehend bei mir zu melden und dabei aufzuführen, ob sie sich a) für die beiden vorgesehenen vierzehntägigen Allensteiner Freizeiten, b) für eine Allensteiner Freizeit, c) für den Lehrgang in Lüneburg zur Verfügung halten könnten.
Ich bitte, in dieser Eilnachricht gleichzeitig nähere Angaben über praktisch betriebene Jugendarbeit zu machen.
H. L. Loeffke, Stadtvertreter von Allenstein, Lüneburg, Vor dem Neuen Tore 12 „Meyers Garten"
Pr.-Holland
Letzter Hinweis auf das Hagener Treffen am Sonntag, dem 3. Juni, 11 Uhr, in der Akkuhalle, Diekstraße. Die Halle ist von morgens an geöffnet und ist vom Hauptbahnhof in etwa zehn Minuten Fußweg oder mit der Straßenbahn zu erreichen. Um 8 Uhr gemeinsamer Gottesdienst in der Lutherkirche. Die Andacht hält Pfarrer Mittmann, Pr.-Holland. Den weiteren Ablauf bitte ich dem Hinweis im Ostpreußenblatt vom 5. Mai zu entnehmen, insbesondere wird nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass alle Teilnehmer, soweit diese an dem gemeinsamen Mittagessen teilnehmen wollen — zwei Teller Erbsensuppe mit Bockwurst zum Preise von 1,50 DM und sofern Quartiere für Übernachtung gewünscht werden, dieses bis zum 25. Mai Herrn Alfred Ewert in Hagen, Westfalen, Kückelstraße 11, mitzuteilen. — Am Nachmittag wird der Tag mit Volkstänzen und Gesängen ausgestaltet; auch wird eine Kapelle zum Tanz aufspielen. — Auf die verbilligten Sonntagsrückfahrkarten und auf verbilligte Gesellschaftsfahrten wird hingewiesen.
Wir hoffen, recht viele Landsleute begrüßen zu können.
Carl Kroll, Kreisvertreter, Gottfried Amling, stellvertr. Kreisvertreter
Nachrichte des Kreises Heiligenbeil.
Heimattreffen
Am 4. und 5. August Haupt-Heimatkreistreffen im Patenkreis Burgdorf (Hann.), gleichzeitig ordentliche Mitgliederversammlung mit der Wahl der Kirchspielvertreter, genannt Kreistag, Kreistagsitzung mit Wahl des Vorstandes, genannt Kreisausschuss, und Kreisausschusssitzung mit Wahl des Kreisvertreters und seiner beiden Stellvertreter. Am 2. September Heimatkreistreffen im Ruhrgebiet in Schwerte im „Freischütz". — Für beide Heimatkreistreffen werden genaue Veranstaltungsfolgen mit Zeit- und Unterkunftsplan im Ostpreußenblatt rechtzeitig bekanntgegeben.
Wahlen
(Sehr wichtig, genau durchlesen und aufbewahren!)
In eingehenden Arbeitstagungen hat die Kreisvertretung des Heimatkreises Heiligenbeil für das Jahr 1956 die Fassung der von der Landsmannschaft Ostpreußen e. V., Hauptgeschäftsstelle Hamburg, allen 43 Heimatkreisen empfohlene Mustersatzung für den Kreis Heiligenbeil durchgearbeitet und die Wahlen des Kreistages durch die Mitgliederversammlung, des Kreisausschusses durch den Kreistag und die Wahl der Kreisvertreter durch den Kreisausschuss, wie sie die Satzung und die Wahlordnung vorschreiben, angesetzt.
Das Haupt-Heimatkreistreffen am 4. und 5. August ist aus diesen Gründen die ordentliche Mitgliederversammlung, zu der die Kreisvertretung hiermit sämtliche Mitglieder, Kreisangehörige des Heimatkreises Heiligenbeil, offiziell einlädt.
Die wichtigsten Punkte der Tagesordnung dieser ordentlichen Mitgliederversammlung sind Annahme der Vereinssatzung und Wahl des Kreistages.
Durch die neue Vereinssatzung erhält der Verein den Namen „Kreisgemeinschaft Heiligenbeil in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V." mit dem Sitz in dem Patenkreis, Kreisstadt Burgdorf (Hannover). Dem Vorstand, genannt Kreisausschuss, gehören insgesamt neun Mitglieder, und zwar die ersten, zweiten und dritten Vorsitzenden, genannt Kreissprecher, und die sechs Beiräte, genannt Mitglieder des Kreisausschusses, an. Ihre Wahl erfolgt durch den Kreistag.
Der Kreistag setzt sich, gemäß der verwaltungstechnischen Einteilung des Heimatkreises in Kirchspiele, aus 17 Kirchspielvertretern und im Behinderungsfalle deren Stellvertretern zusammen. Diese Kirchspielvertreter, genannt Kreistag, werden in der ordentlichen Mitgliederversammlung gewählt. Jedem Kreisausschuss- und Kreistagsmitglied werden Arbeitsgebiete übertragen. Der Kreisausschuss ??? (nicht lesbar) in die Arbeitsausschüsse auch außerdem noch jedes befähigte Mitglied berufen.
Ordentliches Mitglied des Vereins ist jeder Kreisangehörige, der in der Kreiskartei bei Kreiskarteiführer Paul Birth in Kiel, Hardenbergstraße 15, gemeldet ist.
Kreisausschuss und Kreistag werden auf die Dauer von drei Jahren gewählt. In jedem darauffolgenden Jahre scheidet ein Drittel der bisherigen Mitglieder aus. Die ausscheidenden Mitglieder werden durch das Los bestimmt. Wiederwahl ist zulössig.
Nach Ziffer 2 der Wahlordnung hat der amtierende Kreisausschuss das Recht, die Kandidaten für die Wahl vorzuschlagen. Damit wird erreicht, dass bisher aktiv mitarbeitende Landsleute, die ihr Kirchspiel, ihre Stadt und ihre Gemeinde genau kennen, erneut zur Wahl gestellt werden. Diese Wahlvorschläge werden im Anschluss an diesen Bericht veröffentlicht.
Nach Ziffer 3 der Wahlordnung hat jedes Vereinsmitglied das Recht, einen Wahlvorschlag für den Kirchspielvertreter seines Kirchspieles bis zum 15. Juni 1956 einzureichen. Die Einreichung dieses Wahlvorschlages muss spätestens zu diesem Termin schriftlich an den Organisationsbeauftragten Landsmann Paul Rosenbaum, Kiel, Sternwartenweg 7, unter Beachtung folgender Angaben vorgenommen werden: leserlich geschriebener Name, Vornamen, Beruf in der Heimat, jetziger Beruf, Heimatwohnort und die jetzige postalisch richtige volle Anschrift. Außerdem muss von dem vorgeschlagenen Kandidaten dessen schriftliche Zustimmung, die Wahl anzunehmen, mit dem Wahlvorschlag zusammen eingereicht werden. Der Termin 15. Juni (Poststempel) darf nicht versäumt werden. Später eingehende Vorschläge sind ungültig. Die Wahlberechtigung und die Wählbarkeit des Kandidaten sowie die Vorschlagsberechtigung des Vorschlagenden (Mitgliedschaft) werden in Zweifelsfällen an Hand der Kreiskartei geprüft. Nach Prüfung der Wahlvorschläge durch den amtierenden Kreisausschuss werden die neuen Vorschläge im Ostpreußenblatt veröffentlicht.
Einen Wahlausschuss, bestehend aus drei Personen, beruft der amtierende Kreisausschuss, dieser prüft nochmals die Wahlvorschläge und wird mit der Durchführung der Wahl beauftragt. Auch der Kreisälteste kann zur Durchführung der Wahl herangezogen werden. Der Wahlausschuss stellt fest, wer gewählt ist. Gewählt ist, wer die meisten Stimmen hat. Bei Stimmgleichheit entscheidet das Los.
Der Satzungsentwurf und die Wahlordnung werden allen bisher amtierenden Kreisausschuss, - Kreistagsmitgliedern und den eingesetzten Gemeindevertretern durch die Kreisvertretung übersandt. Außerdem kann jeder Kreisangehörige die Satzung mit der Wahlordnung von Landsmann Paul Birth, Kiel, Hardenbergerstraße 15, anfordern. Auch am Tage des Haupt-Heimatkreistreffens sind die Satzung und die Wahlordnung erhältlich.
Mit der Bekanntmachung der bis 15. Juni 1956 eingereichten Wahlvorschläge veröffentlicht der Kreisausschuss auch die genauen Tagesordnungen für die außerordentliche Mitgliederversammlung, für die Kreistags- und Kreisausschusssitzungen. Für diese Sitzungen nimmt der Kreisausschuss schon jetzt von den Mitgliedern sachliche Eingaben Vorschläge und Anträge zur Beratung und Beschlussfassung in diesen Sitzungen entgegen.
Für die Kreisvertretung Heiligenbeil i A. Paul Rosenbaum, Kiel, Sternwartenweg 7
Wahlvorschlag des amtierenden Kreisausschusses für die Kirchspielvertreter, genannt Kreistag, am 4. und 5. August 1956.
1. Kirchspiel Balga mit den Gemeinden Balga, Foliendorf, Groß-Hoppenbruch, Kahlholz, Wangnicken, Wolitta: Max Kahlfeld, Landwirt, Schrangenberg, (20a) Böddenstedt, Kreis Uelzen. Vertreter: Erwin Mallien, Kaufmann, Balga, (24a) Stade (Elbe), Freiburger Straße 24.
2. Kirchspiel Bladiau mit den Gemeinden Bolbitten, Bladiau, Fedderau, Groß-Rödersdorf, Grünwiese, Jürkendorf, Klein Rödersdorf, Königsdorf, Lank, Partheinen, Pottlitten, Quilitten, Schölen, Schönrade, Windkeim, Wolittnick:
Willy Wiechert, Landwirt, Bladiau, Leopoldstal, Nr 130 Kr. Detmold. Vertreter: Walter Domnick, Landwirt, Lank, (24a) Neu-Fresenburg bei Bad Oldesloe.
3. Kirchspiel Brandenburg mit den Gemeinden Brandenburg, Pinnau, Pokarben, Schoschen:
Albert Teschner, Landwirt, Brandenburg, Ravoltshausen, Hessen, Wilhelmstr. 11. Vertreter: Arthur Klein, Lehrer, Brandenburg, Hamburg-Garstedt, Niendorfer Str. 13.
4. Kirchspiel Deutsch-Thierau mit den Gemeinden Dt.-Thierau, Freudenthal, Gallingen, Hanswalde, Herzogswalde, Lönhöfen: Ernst Troeder, Landwirt, Vorder-Freudenthal. Pr.-Ströhen 8, Kreis Lübbecke (Westf), Vertreter: Wilhelm Kantel, Landw., Rosocken, Landesbergen Nr. 203, Kreis Nienburg/NS.
5. Kirchspiel Eichholz mit den Gemeinden Eichholz, Kildehnen, Kölmisch Gehdau, Lichtenfeld, Müngen, Perbanden, Schönborn, Wilknitt, Wohlau: Johannes Wedelstaedt, Landw., Elchholz, (23) Neuenbrok über Brake, Wesermarsch, Vertreter: Karl Groß, Landw., Kildehnen, (24b) Nutteln über Wilster-Holsteln.
6. Kirchspiel Eisenberg mit den Gemeinden Eisenberg, Grunenfeld, Hohenwalde, Kleinwalde, Rödersdorf, Schönlinde: Benno Weinreich, Landw., Eisenberg, (24b) Höhndorf bei Schönberg, Kreis Plön. Vertreter Fritz Schweitzer, Kaufmann. Gast- und Landwirt, (22c) Heidebergen bei Kohlkaul, Siegkreis.
7. Kirchspiel Grunau
Alt-Passarge mit den Gemeinden Alt-Passarge, Grunau, Hammersdorf, Rossen: Fritz Rodloff, Landw., Grunau, (24b) Flemmhude, Eigenheimsiedlung. Vertreter: Herbert Grube, Landw., Streitswalde, Grumby, Kreis Schleswig.
8. Kirchspiel Heiligenbeil
mit den Gemeinden Deutsch-Bahnau, Grünwalde, Karben, Leisuhnen, Preußisch-Bahnau, Schirten, Steindorf, Thomsdorf, Keimkallen, Wermten: Erich Stobäus, Landw., Heiligenbeil, Abbau, Isernhagen KB 44, Kreis Burgdorf/NS. Vertreter: Fritz Dehl, Kreisangestellter Heiligenbeil, Rosenberg, (24b) Merkendorf bei Neustadt-Holstein.
9. Kirchspiel Heiligenbeil-Stadt
mit den Gemeinden Stadt Heiligenbeil und Rosenberg. Ernst Korell, Fleischermeister, Heiligenbeil, Burgdorf (Hann), Gartenstr. 9. Vertreter: Hans Otto Mertens, Apotheker Heiligenbeil, Oldendorf bei Rinteln, Adlerapotheke.
10. Kirchspiel Hermsdorf-Pellen
mit den Gemeinden Hasselpusch, Hermsdorf, Lauterbach, Pellen, Schönrade, Stolzenberg: Emil Hube, Landwirt, Hermsdorf, Grünendeich-Lühedeich 32, Kreis Stade/NS. Vertreter: Erich Schirrmacher, Landw., Lauterbach, (24a) Buchholz, Kr. Harburg, Heinrichstraße 12.
11. Kirchspiel Hohenfürst
mit den Gemeinden Bönkenwalde, Groß-Hasselberg, Hohenfürst, Lüdtkenfürst, Rauschbach: Hans-Wilhelm Lange, Landw., Klein Lüdtkenfürst, (24b) Vogelsdorf-Ellert bei Lütjenburg-Holstein. Vertreter: Konrad Hantel, Landw., Bökenwalde, (21b) Iserlohn, Grüner Weg 13.
12. Kirchspiel Lindenau
mit den Gemeinden Breitlinde, Kirschdorf, Lindenau, Sonnenstuhl, Vogelsang: Reinhold Kalusch, Lehrer i. R., Sonnenstuhl, (24a) Eckel 93, Kr. Harburg. Vertreter: Bernhard Perband, Landw., Henneberg, (24a) Hamburg-Curslack III, Achterschlag Nr. 24.
13. Kirchspiel Pörschken
mit den Gemeinden Barsen, Groß-Klingbeck, Konradswalde, Laukitten, Legnitten, Ludwigsort, Patersort, Perwilten, Pörschken, Rippen, Schwanis, Sollecken, Wargitten: Helmut Rosenbaum, Landwirt, Pörschken, (22a) Neuß (Rhein), Bockholder Str. 9. Vertreter: Ernst Heß, Landw., Laukitten, Tübingen (Württ), Fürchstraße 5.
14. Kirchspiel Tiefensee
mit den Gemeinden Arnstein, Tiefensee: Erich Woike, Landw., Arnstein, Oberreidenbach, Kr. Birkenfeld/Nahe. Vertreter: Friedrich Tiedtke, Landw., Tiefensee, Dortmund-Schüren, Auf dem Hövellande 3.
15. Kirchspiel Waltersdorf
mit den Gemeinden Birkenau, Kleinwalde, Rehfeld, Waltersdorf: Friedrich Arndt, Landw., Waltersdorf-Abbau, (24a) Ratzeburg, Brauerstr. 8. Vertreter: Gerhard Mill, Landw., Kleinwalde, (21b) Werdohl, Breslauer Straße 34.
16. Kirchspiel Zinten-Land
mit den Gemeinden Bombitten, Dösen, Jäcknitz, Klaussitten, Kukehnen, Kumgarben, Kuschen, Langendorf, Maraunen, Plößen, Robitten, Sargen, Schönfeld, Schwengels, Wesselshöfen, Zinten-Abbau. Erich Steckel, Landw., Nemrltten, (22a) Hilden (Rhein), Erlenstraße 17. Vertreter: Erich Schmidt, Landw., Plößen, (24b) Dodenkopp, Post Hochfeld über Wilster (Holst).
17. Kirchspiel Zlnten-Stadt
Kurt Neumann, Bürgermeister a. D., Zinten. Burgdorf (Hann), Stadtdirektor. Stellvertreter: Otto Korsch, Fahrradhandlung und Autovermietung, Zinten, Empelde, Kr. Hannover-Land, Nenndorfer Straße 62.
Für den Kreisausschuss werden vorgeschlagen
Kreisvertreter: Karl August Knorr, Landwirt, Marienhöhe, Lübeck, Ratzeburger Allee 160, Pav. 22. Erster Stellvertreter: Ulrich von Saint Paul, Landwirt, Jäcknitz, Zieverich über Bergheim/Erft. Zweiter Stellvertreter: Emil Johannes Guttzeit, Mittelschullehrer, Heiligenbeil, (23) Diepholz, Wellestraße 14. Als Beiräte: Paul Birth, Berufsschullehrer, Heiligenbeil, Kiel Hardenbergstraße 15; Willy Bludau, Bürgermeister a. D., Heiligenbeil, Köln-Sülz, Hellentaler Straße 1; Wilhelm Florian, Stadtoberinspektor und kommissarischer Bürgermeister Zinten (21a) Recklinghausen, Westerholter Weg Nr. 165; Fritz Pelikahn, Hotelbesitzer Zinten, Schwerte (Ruhr), „Freischütz: Paul Romanowski, Landw., Morren, Lüdenscheid; Paul Rosenbaum, Architekt, Zinten, Kiel, Sternwartenweg 7.
Seite 12 Die zweite Freizeit der Gumbinner Jugend in Bielefeld.
Sechzig Jungen und Mädel waren dem Ruf ihres Heimatkreises gefolgt, an der Freizeit in der nähe der Patenstadt Bielefeld gelegenen Jugendherberge Sieker teilzunehmen. Kreisvertreter Hans Kuntze hatte diese sich vom 28. April bis zum 2. Mai erstreckende Zusammenkunft sorgfältig vorbereitet. Hierbei wurde er in jeder Weise von der Stadtverwaltung unterstützt, und auch die in Bielefeld wohnenden Gumbinner Landsleute halfen mit Rat und Tat.
Die jugendlichen Gäste kamen aus allen Teilen der Bundesrepublik und aus Berlin. Wurden sie unterwegs gefragt: „Wo kommt ihr her?", dann lautete die Antwort nicht etwa: „Aus München, aus Bremen oder aus Wolfsburg ...". sondern es wurde erwidert: „Aus Gumbinnen!"
Der Tag der Ankunft war ein Sonntag. Er stand im Zeichen der Besinnung. Pfarrer Wolfgang Plitt, dessen Vater bis zur Vertreibung Pfarrer in Gumbinnen gewesen ist, stellte seine Jugendandacht unter das Wort des Psalmisten „Singet dem Herrn ein neues Lied". Jungen und Mädchen aus Bielefeld hatten sich ebenfalls eingefunden, und auch sie empfanden das Besondere dieses Gottesdienstes vor dem schlicht hergerichteten Altar und dem Wappen Gumbinnens. Mittelschullehrer Hefft vermittelte dann den aufmerksamen Zuhörern das Bild der Landschaft im nördlichen Ostpreußen. Er schilderte, wie durch die vom Deutschen Ritterorden und den preußischen Königen geleitete Siedlungsarbeit ein ertragreiches Bauernland entstand, und er gab in großen Zügen eine Darstellung der oft bewegten Geschichte dieses Teiles unserer Heimat.
Nach dem Mittagessen brachte ein Bus die Gumbinner zur Jugendsiedlung Heidehaus in der Senne, wo eine freundlich gedeckte Kaffeetafel bereitstand. In humorvoller Weise gab der dortige Vorsteher Höxter einen Einblick in die Arbeit einer jugendlichen Gemeinschaft, denn In dieser Siedlung wird Jugendlichen aus der sowjetisch besetzten Zone wie auch aus der Bundesrepublik, die sich schwer allein zurechtfinden können, eine neue Heimat und ein neues Gemeinschaftsgefühl gegeben.
Am Abend zollten die Teilnehmer den „Bielefeler Puppenspielen“ in der Jugendherbergsbegeisterten Beifall. Sie spürten es, welches Maß an Arbeit und Können die Künstler zu jeder Aufführung befähigen muss.
Am Montag erfuhren die jugendlichen Gäste von Dezernent Fuchs, wie sich die Leineweberstadt Bielefeld, begünstigt durch die gute Verkehrslage am Teutoburger Walde, zu dem bedeutenden Industrieort entwickelte. Auf einem Gang zur Sparenburg, von der sich ein guter Blick auf die untenliegende Stadt bietet, erklärte Herr Fuchs als freundlicher Führer das Stadtbild.
Zu einem besonderen Erlebnis wurde der Vortrag von Rektor Schukat, der — mit vorzüglicher Beherrschung der heimischen Mundart — einige seiner in Plattdeutsch geschriebenen Geschichten las. Hier hörten die Jungen und Mädel die herzensgewinnende, gemütvolle Sprache ihrer Heimat, und mancher ihnen bisher verschlossen gebliebene Ausdruck gewann neues Leben.
Am Abend begrüßten sie freudig erregt das alte liebe Gumbinnen, dessen Straßen und Plätze, Kirchen und Gebäude, Brücken und Stege Herr Gebauer in Wort und Bild erstehen ließ. Ausrufe wie „Das ist doch unser Haus!", „Das ist doch unsere Schule!" wurden laut.
Studienrätin Lüdgers und ihre Mädel von der Bielefelder Cäcilienschule hatten sich trotz des regenschweren Morgens nicht abschrecken lassen, zu den Gumbinnern zu kommen, um mit ihnen den Mai einzusingen. Vikar Hevendehl aus Vlotho führte einen Film vor, der die gesteuerte kommunistische Beeinflussung der Jugend in der sowjetisch besetzten Zone zeigte. Sein Vortrag über die Ost-West-Begegnung der Jugend und die Erfahrungen mit der Zonenjugend regten zu einer lebhaften Aussprache an. Der 1. Mai klang mit Spiel und Tanz aus. Die Jugendreferentin der Landsmannschaft Fräulein Wangerin, war hierbei eine gute Beraterin, und alte Volkstänze vom „Bohnetopp" bis zum „Kulligkehmer" wurden eifrig geübt, bis der Herbergsvater Zielonka „Zapfenstreich" gebot.
Am Vormittag des Abreisetages sahen die Gumbinner auf einer Führung das Werk von Vater Bodelschwingh in Bethel, wo selbstlose dienende Liebe menschliches Leid zu lindern sucht.
Die Freizeit der Gumbinner Jugend hat wohl alle Teilnehmer in dem Gedanken bestärkt, dass der Jugend der Vertriebenen die Aufgabe gestellt ist, immer wieder für die alte Heimat einzutreten, getreu dem Worte von Theodor von Schön, der zurzeit der napoleonischen Besatzung den Gumbinnern in ihrer „Preußisch-Litauischen Zeitung“ zurief: „Frisch gewagt, nur dem Feigen ist es Nacht! Wo Menschen mit reinem Willen sich rühren, da geht immer etwas Gutes hervor. Nur der schwache und verderbte Mann, unwürdig des schönen Landes, worin wir wohnen, mag mit tatlosem Ächzen und Krächzen sich begrnügen. Wir wollen wirken und schaffen solange es Tag ist!“ F. H.
Seite 13 Ortelsburg
I. Wiederum begrüßen wir auf das herzlichste eine Anzahl unserer Landsleute, die aus dem Heimatkreis Ortelsburg in der Bundesrepublik eingetroffen sind. Es sind dies
Anna Bastek, geb. Kompach, geb. 24.07.1899, aus Friedrichshof;
Lutgat Buttler, geb. 28.08.1929, aus Grammen;
Gustav Dudda, geb. 04.03.1882, aus Liebenberg;
Wilhelmine Dutz, geb. Garski, geb. 17.01.1889, aus Therwischwalde;
Gustav Dutz, geb. 25.09.1889, aus Terwischwalde;
Johanna Felcowlicz, geb. Fischer, geb. 24.06.1927, mit Tochter Helene, geb. 14.01.1950; Magdalene Fischer, geb. Kaminski, geb. 13.03.1877, aus Gilgenau;
Charlotte Soldanski, geb. Orlowski, geb. 23.10.1876, aus Rodefeld.
II. Nur noch wenige Tage trennen uns von unserem Pfingsttreffen am 20. Mai in Hannover „Wülfeler Biergarten", Hildesheimer Chaussee 73 — Die Gaststatte „Wülfeler Biergarten" ist zu erreichen: a) mit der Straßenbahnlinie 8 vom Hauptbahnhof Hannover bis Marthastraße, b) mit der Straßenbahnlinie 1 ab Haltestelle Kröpcke bis Stiegelmeyerstraße. Das Tagungslokal ist ab 9 Uhr geöffnet; um 11.30 Uhr beginnt die Feierstunde — Im Übrigen verweise ich auf meine Bekanntmachung im Ostpreußenblatt vom 05.05.1956, Seite 7.
III. Hindenburgschule
Liebe ehemaligen Hindenburgschüler!
Der Tag unseres Treffens rückt näher! Hoffentlich habt Ihr Euch alle den Termin vorgemerkt. Ich wiederhole: Am 19. Mai 1956 treffen wir uns in Hannover, um 19.30 Uhr im „Wülfeler Biergarten" (Tel. 3 85 85), Hannover, Hildesheimer Chaussee 73. Vom Bahnhof aus erreicht man die Gaststätte mit der Straßenbahnlinie 1 ab Haltestelle Kröpcke. Quartiere vermittelt das Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung — Abteilung für Fremdenverkehr — Hannover, Altes Rathaus. Der Preis für eine Übernachtung wird sich durchschnittlich auf DM 5,-- stellen, besondere Wünsche können geäußert werden. Als Kennwort bitte ich „Ortelsburger Kreistreffen" anzugeben. Im Übrigen verweise ich auf die Veröffentlichung unseres Kreisvertreters im Ostpreußenblatt, in dem auch das Programm des Kreistreffens am 20. 05.1956 im Wülfeler Biergarten bekanntgegeben wird. Unser Treffen soll eine Wiedersehensfeier sein, doch werden wir uns auch schlüssig werden müssen, in welcher Form und unter welchen Bedingungen wir unseren Zusammenhalt wahren wollen. Namensverzeichnisse einzelner Klassen, insbesondere der Abiturientenjahrgänge 1923, 24, 25, 28, 30, 31, 32, 34, 36, 38 und folgende sowie Klassenbilder bitte ich mitzubringen. Bisher wurden mir vier Klassenbilder zur Reproduktion überlassen, wofür ich den Einsendern vielmals danke. Sonstige gute Bilder von Ortelsburg und dem Kreise bitte ich ebenfalls mitzubringen, da eine Auswahl dieser Bilder in einem Bildwerk vom Kreise Ortelsburg Verwendung finden soll. Die besten Aufnahmen werden von einer Kommission prämiiert und nach einigen Wochen den Eigentümern wieder zugestellt. Als Prämien sind Geld- und Buchpreise in Aussicht genommen.
Nach den bisherigen Zuschriften möchte ich annehmen, dass eine größere Anzahl ehemaliger Schüler an dem ersten Treffen teilnehmen wird. Unser Oberstudiendirektor, Dr. Meyhöfer hat bereits sein Erscheinen zugesagt.
Um einen Überblick zu haben, mit wieviel Teilnehmern am 19.05. gerechnet werden kann, bitte ich, mich durch Karte eingehend zu verständigen.
Mit heimatlichen Grüßen Gerhard Trempenau
IV. An die Landsleute in Süddeutschland!
Am Sonntag, dem 27. Mai, treffen sich die Angehörigen aller Kreise des Reg.-Bez. Allenstein in Stuttgart-Feuerbach, Gaststätte Freizeitheim. Das Tagungslokal ist ab 9 Uhr geöffnet; um 11 Uhr beginnt die Kundgebung. — Alle ehemaligen Einwohner der Stadt Ortelsburg, die nach Stuttgart kommen, werden hiermit gebeten, Anschriftenlisten und sonstige Unterlagen, die für die Erstellung der Einwohnerliste der Stadt Ortelsburg von Bedeutung sind, mitzubringen. Ich werde selbst auch in Stuttgart sein und rufe allen Kreisangehörigen zu: „Kommt in in stattlicher Zahl“.
V. Ich mache darauf aufmerksam, dass ich in der Zeit vom 16.05. bis zum 30.05. infolge der Kreistreffen in Hannover und Stuttgart die in dieser Zeit bei der Kreisgeschäftsstelle eingehenden Anfragen nicht erledigen kann und eine Beantwortung erst nach diesem Termin erfolgen könnte.
Max Brenk, Kreisvertreter Hagen (Westf), Elbersufer 24
Osterode
Haupttreffen am 10. Juni in Hamburg
Das Jahreshaupttreffen des Heimatkreises Osterode findet in diesem Jahr nicht in dem Lokal „Elbschlucht", das umgebaut wird, statt, sondern in der „Elbschloßbrauerei" in Hamburg-Nienstedten. Dort versammeln sich die Osteroder Landsleute am Sonntag, dem 10. Juni. Um 9 Uhr ist die Saalöffnung, um 11.30 Uhr beginnt die Feierstunde. Am Nachmittag wird die Heimatkreisgemeinschaft Beschluss über den Satzungsentwurf des Kreises zu fassen haben. Die Satzungen werden zur Einsichtnahme im Trefflokal ausgelegt. Außerdem kann jeder Landsmann die Satzungen gegen Einsendung von Freiporto bei dem Beauftragten, Forstmeister Strüver, (20b) Marienthal über Helmstedt, beziehen. Ferner findet am Nachmittag wie üblich ein geselliges und frohes Beisammensein statt. — Die Elbschloßbrauerei ist zu erreichen von Altona Hbf. mit Linie 15 zur Endstation, von dort mit Bus 36 bis Haltestelle „Jakob" oder mit Bus 86.
Sitzungen des Kreisausschusses
Am 22. April fand eine Sitzung des Kreisausschusses in Hamburg statt, zu der sämtliche Mitglieder erschienen waren. Die Tagesordnung wies folgende Punkte auf, die Gegenstand der Verhandlung bzw. Beschlussfassung waren:
1. Bericht über die Tagung der Landesvertretung vom 14./15. April durch den Kreisvertreter und Dr. Kowalski.
2. Geschäftsbericht durch den Kreisvertreter.
3. Bericht über die Satzung des Heimatkreises durch Forstmeister Strüver, die durch den Kreisausschuss angenommen wurde.
4. Die Kreistreffen des Jahres 1956 und deren Gestaltung: Termine: 6. Mai Frankfurt/Main, 27. Mai Stuttgart, gemeinsam mit den anderen Kreisen des Reg.-Bez. Allenstein, 10. Juni Jahreshaupttreffen in Hamburg, „Elbschloßbrauerei", 1. Juli Herne, „Kolpinghaus", 5. August Patenstadt Osterode/Harz, „Kurpark", 2. September Kiel, „Eichhof"ggf. finden weitere Treffen in Berlin und Düsseldorf im Herbst statt.
5. Kassenbericht durch Landsmann Reglin und Kassenprüfungsbericht durch die gewählten Prüfer, Landsmann Krebs und Buick. Die Kassenprüfung wurde als ordnungsmäßig anerkannt, dem Kassenführer und dem Vorstand Entlastung erteilt.
6. Der Kreisrundbrief wird im Juni erscheinen. Es sollen auch die Landsleute bei der Zusendung berücksichtigt werden, die sich bisher nicht meldeten und bis zum 1. Juni nunmehr bei Dr. Kowalski, Schülp bei Nortorf, den Rundbrief anfordern.
7. In der Patenstadt Osterode/Harz wird in diesem Jahr ein Heimatmuseum eröffnet. Neben den bereits vorhandenen Erinnerungsstücken soll ein Modell des Tannenbergdenkmals zur Aufstellung kommen. Ferner werden eine größere Anzahl von Heimatbildern in vergrößerter Form ausgestellt werden.
8. In der Patenstadt Osterode wird in der Ferienzeit eine Jugendfreizeit veranstaltet. Ein Aufruf zur Teilnahme wird zu gegebener Zeit im Ostpreußenblatt erfolgen.
Gesucht werden:
1. Karl Tietke, Polier, Bergfriede;
2. Olga Klimaschewski, R.-K.-Schwester, geb. 05.12.1889, Osterode, Rönnestraße 1;
3. Otto Lagodny, Seemen;
4. Emma Koslowski, geb. Lipowski, Kl.-Sauden bei Hohenstein;
5. Poreski, Sparkassenleiter, Liebemühl;
6. August Kanigowski und Familie, Frögenau;
7. Ida Balewski und Familie, Frögenau;
8. Karl Kloss, Bergfriede, Stellwerk Wärterhaus 295 ;
9. Willi Nadarzinski, geb. 20.09.1915, Karlsrode bei Hohenstein;
10. Karl Mauritz, , Bienau;
11. August Pallasch,Müllermeister, geb. 07.10.1907, Kl.-Pötzdorf;
12. Erich Schönrock, Buchwalde;
13. Kurt, Hermann, Bienau;
14. Goruss, Bürgermeister, Bienau;
15. Hermann Weier, Glanden;
16. Karoline Klein, geb. Ditzow, 1874, Lindenwalde.
Meldungen erbeten an v. Negenborn-Klonau, Kreisvertreter. Jetzt Lübeck, Alfstraße 35. Die gesamte Post bitte ich nur an diese neue Adresse zu richten.
Salzburger Verein
Hinsichtlich einer Gemeinschaftsfahrt nach Salzburg sind uns so viele Zuschriften zugegangen, dass wir die Interessenten auf diesem Wege dahin verständigen, dass erst nach Rücksprache mit der Landesregierung Salzburg Näheres bekanntgegeben werden kann. Die Rücksprache wird voraussichtlich mit dem Vertreter der Landesregierung auf dem Salzburger-Treffen im Rahmen des Bundestreffens Gumbinnen erfolgen. Erst danach wird eine Festlegung von Reisetermin und Teilnehmerzahl möglich sein.
Langbehn, Bielefeld, Turnerstraße 11
Seite 13 Aus der landsmannschaftliche Arbeit in …
BERLIN
Vorsitzender der Landesgruppe Berlin: Dr. Matthee, Berlin-Charlottenbarg, Kaiserdamm 83, „Haus der ostdeutschen Heimat".
26. Mai, 17 Uhr: Heimatkreis Braunsberg, Kreistreffen, Lokal: Pilsner Urquell, Berlin-Wilmersdorf, Bundesplatz 2, S-Bahn Wilmersdorf, Bus A16 und 25, Straßenbahn 44.
26. Mai, 20 Uhr: Heimatkreis Königsberg, Bezirk Tempelhof, Bezirkstreffen, Lokal: Schultheiß, Berlin-Tempelhof, Tempelhofer Damm 182.
27. Mal, 15 Uhr: Heimatkreis Gerdauen, Kreistreffen, Lokal: Café Leopold, Berlin-Zehlendorf, Fischerhüttenstraße 113.
BAYERN
Vorsitzender der Landsgruppe Bayern: Dr. Thieler, München; Geschäftsstelle der Landesgruppe: Lotbar Polixa, München 5, Rumfordstraße 40, Telefon 29 35 94.
1.Treffen des Bezirksverbandes Unterfranken
Zum Treffen des Bezirksverbandes Unterfranken am 6. Mai in Lohr am Main, das sorgsam von der Bezirksgruppenleitung und den Gruppen Lohr und Aschaffenburg vorbereitet worden war, waren etwa siebenhundert Landsleute aus zehn Kreisgruppen gekommen. Am Vormittag fand ein gemeinsamer Kirchgang statt, danach hörten die Teilnehmer ein Platzkonzert der Stadtkapelle Lohr. In einer Arbeitsbesprechung wurde die tatkräftige Fortsetzung der landsmannschaftlichen Arbeit beschlossen. Auf einer Kundgebung in der überfüllten Stadthalle wurde erneut das Bekenntnis zur Heimat und zu ihrer Wiedergewinnung bezeugt. Nach den begrüßenden Worten des Vorsitzenden der Kreisgruppe Lohr, Ruhnau, sprachen der zweite Bürgermeister und der stellvertretende Landrat von Lohr. Zwei inhaltsvolle, aufrüttelnde Vorträge wiesen auf die heutige politische Lage hin: die Ausführungen von C. H. Dehn de Resée „Der deutsche Osten und wir Deutschen" und die Erörterung heimatpolitischer Tagesfragen durch den Leiter des Referates Heimatpolitik W. Böhnke (Nürnberg), der für den Bezirk Mittelfranken sprach. Eine von dem Bezirksvorsitzenden Fischer verlesene Entschließung zu den Erklärungen des Bundesaußenministers Dr. von Brentano in London wurde einstimmig gebilligt. — Die Jugendgruppen und Singkreise von Aschaffenburg, Lohr, Schweinfurt und Würzburg zeigten Proben ihrer Arbeit durch die Vorträge besinnlicher Gedichte, chorischer Szenen, durch Gesang und die Vorführung von Volkstänzen. Ihnen wurde herzlicher Beifall gezollt.
Kulmbach.
Auf der Jahreshauptversammlung erstattete der stellvertretende Vorsitzende, Rechtsanwalt Dietrich Mullack, einen Bericht über die Delegiertenversammlung in Nürnberg. Er wies besonders auf die stiefmütterliche Behandlung der Landsmannschaften in Bayern hin. Schriftführer Erich Hoppe sprach über die Veranstaltungen im vergangenen Jahre, die vornehmlich der Pflege der Geselligkeit dienten. In den Vorstand wurden gewählt: 1. Vorsitzender Robert Baehring, stellvertretender Vorsitzender Dr. Mullack, Kassierer F. Schäfer, Schriftführerin Anna Stahn, Jugendwart Anneliese Hoppe, Kulturwart Dr. H. Ulbrich. — Die Zusammenkünfte während der Sommermonate werden wieder in der Stadiongaststätte Mittelau stattfinden. — Am 17. Juni wird Dehn de Resée (Bayreuth) einen heimatlichen Vortrag halten.
Hof (Saale).
Die letzte Monatsversammlung wurde als Masurenabend gestaltet. Nach heimatpolitischen Ausführungen des 1. Vorsitzenden, Studienrat Paul Bergner, wurden etwa achtzig Lichtbilder aus Masuren gezeigt. Erna Parczanny bereicherte den Heimatabend mit Vorträgen von humorvollen masurischen Geschichten. Zum Schluss der Veranstaltung wurde auf die Ausstellung „Der deutsche Osten" aufmerksam gemacht.
BADEN/WÜRTTEMBERG
1.Vorsitzender: Hans Krzywinski, Stuttgart-W, Hasenbergstraße Nr. 43
Heimattreffen in Ulm
Zu dem am Pfingstsonntag, 20. Mai, in Ulm stattfindenden Treffen der Heimatkreise Königsberg-Stadt und -Land, Fischhausen, Labiau und Pr.-Eylau ladet auch die Kreisgruppe Ulm/Neu-Ulm ihrerseits alle im süddeutschen Raum lebenden Landsleute der genannten Kreise herzlich ein und bietet ihnen ein heimatliches Willkommen! Die Kreisgruppe hat sorgfältig das Programm vorbereitet: Treffpunkt ist der Große Jahnsaal am Stadion (Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 1). Mit Armbinden versehene Landsleute werden den mit der Bundesbahn eintreffenden Gästen am Hauptbahnhof für Auskünfte zur Verfügung stehen. Der Jahnsaal wird ab 9 Uhr geöffnet sein. Um 10 Uhr ist eine Stadtführung vorgesehen, Treffpunkt vor dem Ulmer Münster; 13 Uhr Heimatgedenkstunde im Jahnsaal; anschließend geselliges Beisammensein und Tanz. — Am 3. Juni wird die Kreisgruppe an einem Treffen benachbarter ostdeutscher Landsmannschaften in Schwäbisch Gmünd teilnehmen. — Die nächste Jugendversammlung wird am Sonnabend, dem 26. Mai, 20 Uhr, im Nebenzimmer der Jahnhalle stattfinden. — Auf der letzten Zusammenkunft wurde ferner bekanntgegeben, dass auch das am 22. April in Ulm stattgefundene Ermländertreffen einen außerordentlich guten Besuch aufzuweisen hatte.
Friedrichshafen.
Der Vorsitzende Kizinna hatte an alle Landsleute, die der landsmannschaftlichen Gruppe noch nicht angehören, einen Aufruf gesandt, der Vereinigung beizutreten. Zur Mai-Versammlung waren viele von ihnen dieser Einladung gefolgt. Der Vorsitzende erläuterte in einer Ansprache Zweck und Ziel des Zusammenschlusses. Eine Bereicherung erfuhr dieser Abend durch den meisterlichen Vortrag klassischer Musik der Pianistin Frau Dr. Nageleine. — Die Gruppe machte den Freunden in Ravensburg einen Gegenbesuch; sie wurde gastlich aufgenommen.
Ludwigsburg.
Am 2. Juni wird ein Kinderfest im Favoritenpark stattfinden. — Das Sommerfest ist für den 7. Juli in Monrepos geplant. — Auf der Maifeier im Trefflokal Kurrle, Schützenstraße, wechselten Darbietungen des Gemischten Chors, Sologesänge und mundartliche Vorträge einander ab.
NORDRHEIN-WESTFALEN
Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen: Erich Grimoni. (22a) Düsseldorf 10. Am Schein 14. Telefon 6 34 14.
Arbeitstagung in Düsseldorf
Am 5. und 6. Mai veranstaltete der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Landsmann Grimoni, in Heiligenhaus bei Düsseldorf eine heimatpolitische Arbeitstagung mit 22 ausgewählten Landsleuten aus den Kreisgruppen und örtlichen Gemeinschaften, die im Gebiet der Landesgruppe als Redner der Landsmannschaft auftreten werden. Als Themen waren gestellt: „Heimatrecht und Selbstbestimmungsrecht" und „Preußen". Entsprechendes Material war den Tagungsteilnehmern vorher zugeleitet worden. Die Arbeitstagung wurde von Landsmann Poley, Duisburg, geleitet. Die Tagungsteilnehmer nahmen in einleitenden gemeinsamen Aussprachen Stellung zu jedem Thema, wobei auch notwendige Begriffsklärungen vorgenommen wurden. In Kurzreferaten wurden die Themen von verschiedenartigen Ausgangspunkten her behandelt. Anschließend fanden Aussprachen über die Referate statt. Handelte es sich bei dem erstgenannten Thema um die Begründung und Verfechtung unseres Rechtsanspruches auf die Heimat im Rahmen der Menschenrechte und des Selbstbestimmungsrechts, so stand bei der Behandlung des zweiten Themas die notwendige Reinigung des Begriffes „Preußentum" von den verschiedenartigen Verzerrungen im Vordergrund.
Köln.
Am Sonntag, dem 27. Mai, wird um 14.30 Uhr in der Gaststätte „Stadt Nürnberg", Am Weidenbach 24, die Jahreshauptversammlung der Landsleute aus den Memelkreisen stattfinden. Das Lokal ist mit den Straßenbahnlinien 7, 11, 12, 16 oder 0 zu erreichen; Haltestelle Eifelstraße
Rees-Wesel.
Auf der Jahreshauptversammlung im Saale Galland wurden gewählt: 1. Vorsitzender Schmidtke, stellvertretender Vorsitzender Presto, Kassierer Radusch. Die übrigen Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt bis auf Landsmann Beer, der aus Gesundheitsgründen ausschied. — Die nächste Mitgliederversammlung wird am 30. Mai stattfinden.
Witten/Ruhr.
Auf der ersten Versammlung im neuen Arbeitsjahr begrüßte der 1. Vorsitzende Marquardt besonders viele jüngere Landsleute. Der Arbeits- und Veranstaltungsplan wurde gebilligt. Bei der Vorführung der Tonfilme „Rominter Heide" und „Ostpreußische Pferdezucht" fühlte man sich für eine Stunde wieder in die geliebte Heimat versetzt. Die Jugendgruppe erfreute die Landsleute durch musikalische Vorträge und Volkstänze.
Bochum.
Die Kreisgruppe Bochum ruft alle Landsleute zu einer großen Kundgebung am 25. Mai ins Industrie-Hotel, Herner Straße um 19 Uhr. Zu erreichen mit der Straßenbahnlinie 8 und 18, Haltestelle Vödestraße. Umrahmt wird die Kundgebung durch sehr reichhaltige Darbietungen der ostdeutschen Jugend. Der Eintritt ist frei.
Münster.
Die Gruppe beabsichtigt, am 3. Juni eine Gemeinschaftsfahrt nach Hamburg zum Königsberger und Allensteiner Heimattreffen durchzuführen. Meldungen ab sofort bis spätestens 30. Mai an Geschäftsführer W. Quadt, Hammerstraße 97. Die Hin- und Rückfahrt wird etwa 20 DM kosten. — Die Monatsversammlung im Lokal Aegidiihof stand unter dem Leitwort „Du musst an Deutschland glauben". Professor Dr. Herbst berichtete, dass im Kreise Münster rund 36 000 Ostvertriebene, d. h. 22,5 vom Hundert der Bevölkerung, leben, von denen 80 von Hundert noch nicht voll eingegliedert sind. Ostdeutschland müsse für die gesamte deutsche Jugend zurückgewonnen werden. Auch Oberstudienrat Rentz betonte in einer Ansprache, dass die Jugend Träger dieser Verpflichtung sein müsse. — Am 6. Mai unternahm die Gruppe einen Busausflug nach Burgsteinfurt. Für den Juni ist eine Fahrt ins Sauerland geplant.
NIEDERSACHSEN
Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen! Helmut Gossing, Hannover, Anzeiger Hochhaus, Goseriede 5/6.
Stellvertretender Vorsitzender H. L. Loeffke, Lüneburg, Vor dem neuen Tore 12. „Meyers Garten".
Wilhelmshaven.
Die beiden Verkehrsexperten der hiesigen Polizei, Polizeikommissar Boll und Polizeimeister Oldhaber, sprachen auf der monatlichen Zusammenkunft der landsmannschaftlichen Gruppe über Fragen der Verkehrserziehung. Besonders die Frauen beteiligten sich an der regen Aussprache. Der Gedanke des Vorsitzenden, Obermedizinalrat Dr. Zürcher, auf diese Weise in Vereinen und Verbänden Verkehrserziehung zu treiben, kann nur begrüßt und zur Nachahmung empfohlen werden. Der Vorsitzende verlas ein sehr herzlich gehaltenes Schreiben der Dichterin Agnes Miegel, in dem sie der Landsmannschaft Ostpreußen in Wilhelmshaven für die Glückwünsche zu ihrem 77. Geburtstage dankt. Der sehr wertvolle und einmal ganz anders gestaltete Abend wurde von Dr. Zürcher mit Gedichten von Walter Scheffler und Willy Kramp eingeleitet und beschlossen.
Osnabrück.
Die Landsleute aus den Memelkreisen von Osnabrück und Umgebung werden sich zu einer Wanderung nach Holte am Sonntag, 27. Mai, um 8 Uhr vor dem Haus Miquelstraße 20 bei Landsmann Hundsdörfer treffen.
Braunschweig.
Auf einer Besprechung legte der Vorstand das Sommerprogramm fest: Am 2. Juni wird ein Frühlingsfest im Gliesmaroder Turm stattfinden, bei dem die Jugendgruppe mitwirken wird. Für Juni oder Juli ist eine Busfahrt in die nähere Umgebung Braunschweigs geplant. Am Schluss der Beratung verabschiedete sich der Vorsitzende, Landwirtschaftsrat Moehrl, der nach Hannover umsiedelt. Soweit ihm dies möglich sein wird, wird er die Kreisgruppe Braunschweig weiterleiten.
Salzgitter-Nord.
Die Kreisgruppe veranstaltete im Musiksaal der Schule am Ostertal einen Herder-Abend, der sehr gut besucht war. Universitätsprofessor D. Dr. Johannes Hempel legte dar, dass die Dichtung des 19. und des 20. Jahrhunderts ohne Herder nicht zu verstehen wäre, und er hob hervor, dass Herder sich für die Anerkennung aller Völker in ihren angestammten Heimaträumen eingesetzt habe. Die Vortragsfolge wurde von Choralmusik des evangelischen Posaunenchors umrahmt, deren Texte von ostpreußischen Dichtern stammen. Lesungen aus Dichtungen Herders durch die Kulturreferentin Frau Klein, eine erste Ausstellung des Heimatarchivs der Kreisgruppe mit 47 Einzelstücken und die Vorführung eines Tonfilms über Masuren ergänzten sinnvoll diesen sorgsam vorbereiteten Kulturabend. — In der Gastwirtschaft Stadtcafé beriet der Vorstand der Kreisgruppe über wichtige Jugendfragen und andere Arbeitsthemen. Es wurde beschlossen, die bisherige Jugendgruppe in eine eigene Jugendorganisation unter dem Namen „Jugendbund Ordensland" umzuwandeln. Der Jugendbund bleibt korporatives Mitglied der Landsmannschaft, erhält eine eigene Satzung und wählt selbst seinen Vorstand. Nach Abschluss der organisatorischen Vorarbeiten wird der Jugendbund bei dem Stadtjugendpfleger und dem Ortsjugendring Lebenstedt angemeldet werden; er dürfte somit in die Betreuung durch den Bundesjugendplan einbezogen werden. Die Jugend traf sich seit Beginn dieses Jahres sechzehnmal. Sie pflegt den Volkstanz, studiert Lieder ein, hört von älteren Lamdsleuten Vorträge über die Heimat; es fanden zwei Lichtbildervorführungen statt. — Für den 3. Juni wurde ein Ausflug mit der Bundesbahn nach Grasdorf beschlossen. Über Einzelheiten erhalten die Mitglieder noch Nachricht.
Salzgitter-Gebhardshagen.
Die Landsleute des Stützpunktes der Kreisgruppe Salzgitter-Nord kamen in der Gastwirtschaft Keune zu einem lustigen Abend, unter dem Motto „Gelobt sei, was fröhlich macht" zusammen. Heitere Erlebnisse und Erzählungen aus Ostpreußen, zum Teil in plattdeutscher Mundart, bereiteten viel Freude.
Seesen (Harz).
In Vertretung der beiden verhinderten Vorsitzenden leitete die Kulturwartin Frau Donnermann den Heimatabend im Mai. Als Paradies der Erinnerung wurden die schönen Aufnahmen in den Tonfilmen Masuren, Kopernikus, Ostpreußen (Mensch und Scholle) sowie Kurenfischer empfunden, die Mittelschullehrer Budzinski vorführte. Dazu brachte Frau Lina Falke köstliche Proben, heimatlichen Humors. — Um die Restzahlungen für die gemeinsame Weserfahrt am 3. Juni und um Anmeldungen zum Mittagessen — beide werden im Bettenhaus Augustin entgegengenommen — wird bis spätestens 25. Mai gebeten.
Northeim.
Auf einem Heimatabend trug Ruth Schimkat (Duisburg) Gedichte und Prosa von Agnes Miegel und Sudermann vor; im zweiten Teil gab sie Proben heimatlichen Humors. Lieder des Ostpreußenchors und Klaviervorträge von Ursel Schulz und Hermann Kirchner ergänzten sinnvoll das Programm. — Die nächste Veranstaltung wird die Bannerweihe des Ostpreußenchors am 2. Juni im 1901-er Saalbau sein, an der sieben andere Chöre aus Northeim und Umgebung teilnehmen werden. Die von Dr. Neumann komponierte Kantate „Heimaterde" wird als Auftakt gesungen werden. Für den Vorabend der Bannerweihe bereitet die Spielgruppe unter Mitwirkung des Ostpreußenchors die Aufführung „Annke von Tharau" vor.
HAMBURG
Vorsitzender Landesgruppe Hamburg: Hans Kuntze, Hamburg-Bergedorf; Geschäftsstelle: Hamburg 13, Parkalle 86, Postscheckkonto: Hamburg 96 05.
Einladung zur Jahreshauptversammlung
Am Mittwoch, dem 30. Mai findet um 19.30 Uhr in der Aula der Staatlichen Hochschule für bildende Künste, Hamburg 24, Lerchenfeld 2, die diesjährige Jahreshauptversammlung der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Hamburg e. V., statt.
Tagesordnung: 1. Bericht über das vergangene Geschäftsjahr; 2. Kassenbericht; 3. Entlastung des Vorstandes; 4. Neuwahl des Vorstandes; 5. Verschiedenes.
Im Anschluss an diesen offiziellen Teil wird unser Landsmann Storck einen Lichtbildervortrag über unsere Heimat Ostpreußen halten. Es wird erwartet, dass unsere Mitglieder recht zahlreich erscheinen.
Hans Kuntze, 1. Landesgruppenvorsitzender
Ostpreußenchor Hamburg
Zwecks Einstudierung eines neuen Liedes und Übung von zwei Chorälen für das Heimattreffen der Königsberger am 3. Juni werden alle aktiven Mitglieder des Chores gebeten, die nächsten Übungsabende Donnerstag, 24. Mai, 20 Uhr und Donnerstag, 31. Mai, 20 Uhr (Generalprobe) im „Gesellschaftshaus Schäferkamp", Kleiner Schäferkamp 36, pünktlich zu besuchen.
Bezirksgruppenversammlungen
Es wird gebeten, zu allen Bezirksgruppenversammlungen die Mitgliederausweise mitzubringen.
Wandsbek: Am Sonntag, dem 27. Mai um 20 Uhr, findet im Bezirkslokal Lackemann, Wandsbek, Hinterm Stern 4, unser zweiter Tonfilmabend statt. Es wird u. a. auch der Heimatfilm „Mutter Ostpreußen" gezeigt. Landsleute aus anderen Stadtbezirken sowie Gäste sind ebenfalls willkommen.
Fuhlsbüttel: Nächste Kinderstunde am Montag, 28. Mai, ab 17.30 Uhr und Montag, 4. Juni, ab 17.30 Uhr. — Am Sonnabend, 9. Mai, 20 Uhr, Tanzabend, Eintritt 0,50 DM, Gäste sind willkommen. Alle Veranstaltungen finden im „Landhaus Fuhlsbüttel", Brombeerweg 1, statt.
Elbgemeinden: Am Sonnabend, 2. Juni, um 19.30 Uhr, Jahresmitgliederversammlung und „Bunter Abend" in der „Johannesburg", Blankenese, Elbchaussee 566. Gäste anderer Bezirke willkommen.
Harburg-Wilhelmsburg: Am Sonnabend, 9. Juni, findet um 20 Uhr, im „Rönneburger Park" (Endstation Linie 13) eine gemeinsame Veranstaltung der ost- und mitteldeutschen Landsmannschaften aus Harburg-Wilhelmsburg statt. Da es sich um das erste gemeinsame Treffen handelt, wird um rege Beteiligung gebeten. Es werden die Vertreter aller Landsmannschaften zu Worte kommen. Näheres in der nächsten Folge des Ostpreußenblattes.
Kreisgruppenversammlungen
Goldap: Am Sonnabend, 26. April, 19 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83, gemütliches Beisammensein.
Insterburg: Sonnabend, 2. Juni, 20 Uhr, in der „Alsterhalle", An der Alster 83.
Allenstein-Stadt und -Land: Am Sonntag, dem 3. Juni 1956 findet in der Elbschloß-Brauerei in Hamburg-Nienstedten das diesjährige Heimatkreistreffen für Allenstein-Stadt und -Land für den norddeutschen Raum statt, worauf wir unsere Mitglieder hinweisen.
Memelkreise: Am 29. April hörten die Landsleute aus den Memelkreisen einen ganz ausgezeichneten Lichtbildervortrag über Memel, der von dem Pressereferenten der Arbeitsgemeinschaft der Memelkreise, Dipl.-Ing. Günter Groebe, gehalten wurde. — Der Vorstand wurde in seiner Gesamtheit wiedergewählt. Die Aufgaben des inzwischen ausgeschiedenen Geschäftsführers übernimmt Landsmann Brokoff. — Anfang Juli beabsichtigt die Gruppe ein großes Treffen zu veranstalten
Seite 14 Wir gratulieren!
zum 93. Geburtstag
am 2. Mai 1956, der Witwe Maria Manthey, geb. Jahnke, aus Neuendorf, Kreis Gerdauen; nach dem Verkauf des Hofes und dem Tode ihres Ehemannes im Jahre 1921 pachtete die Jubilarin einen Gasthof in Pronitten, Kreis Labiau. Seit 1953 lebt sie bei ihrem Sohn in Süderbrarup, Kreis Schleswig (Kleinsiedlung). Ihre acht Kinder, Enkel und Urenkel besuchen sie häufig.
am 18. Mai 1956, der Witwe Wilhelmine Worch, aus Tykrigehnen, Kreis Pr.-Eylau. Von ihren acht Kindern leben nur noch ein Sohn und ihre Tochter, Witwe Helene Kunz, bei der sie in Singen/Htwl., Worblinger Straße 45 a, wohnt.
am 30. Mai 1956, Frau Berta Hirschfelder, aus Neumünsterberg, Kreis Pr.-Holland, jetzt in Flensburg, Schiffbrücke 65.
zum 90. Geburtstag
am 20. Mai 1956, Fuhrhalter Karl Tobies, aus Königsberg, Altroßgärter Predigerstraße 1 c, jetzt bei seiner Tochter Gertrud in der sowjetisch besetzten Zone. Nach seinen drei Schwestern hat der noch sehr rüstige Jubilar bis heute vergeblich geforscht. Er ist durch Hildegard Kiene, Düsseldorf, Stahlstr. Nr. 35, zu erreichen.
am 21. Mai 1956, Frau Henriette Tachilzick, geb. Prizywara, aus Lötzen, Hafenstraße 8, jetzt bei ihrer Tochter Ida Schwaja in Bodenfelde/Weser, Neue Straße 369.
am 23. Mai 1956, Frau Marie Lenkeit, geb. Just, aus Königsberg, Olga - Friedemann - Haus, Aschmann-Allee, jetzt im Altersheim Waldesruh, Gellershausen bei Bad Wildungen.
am 28. Mai 1956, Landsmann Ferdinand Neumann, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Mathildenstraße 6.
zum 89. Geburtstag
am 19. Mai 1956, Landsmann August Kowalewski, Seiler-, Sattlermeister und Grundbesitzer aus Lyck, jetzt in Letmathe, Kreis Iserlohn, Oeger Straße 33.
zum 88. Geburtstag
am 24. Mai 1956, der Polizeimajorwitwe Elisabeth Fürstenau, geb. Skamel, aus Königsberg, Königstraße Nr. 18 a. Sie ist durch Herrn Lukat, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83, zu erreichen.
zum 87. Geburtstag
am 21. Mai 1956, der Präzentorwitwe Flick, aus Szittkehmen, Kreis Goldap, jetzt mit ihrer Tochter Gertrud in (20 b) Vorsfelde, Kreis Helmstedt, Amtsstraße 21.
zum 86. Geburtstag
am 14. Mai 1956, Landsmann Hermann Migge, aus Ogonken, Kreis Angerburg, jetzt in Lübeck-Dornbreite, Johann-Balzer-Platz, Bar. 5 c.
am 21. Mai 1956, Frau Marie Dmoch, aus Königsberg, Oberhaberberg 71, jetzt bei ihrem Sohn Paul in Treuchtlingen, Bayern, Luitpoldstraße 5.
am 22. Mai 1956, der Elektromeisterwitwe Pauline Neumann, aus Tilsit, jetzt in (13 b) Waal über Buchloe, Altersheim.
zum 85. Geburtstag
am 4. Mai 1956, der Witwe Rosine Aust, aus Königsberg, Sackheimer Mittelstraße 37, jetzt in Erkrath bei Düsseldorf, Ludenberger Straße 26.
am 14. Mai 1956, dem Bauern Hermann Ziehe, aus Szugken, Kreis Tilsit-Ragnit, heute in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch seinen ältesten Sohn Paul, Uetersen, Kreis Pinneberg, Seminarstraße 75, zu erreichen. Der Jubilar hatte in seiner Heimat viele Ehrenämter inne und ist Inhaber mehrerer Auszeichnungen.
am 24. Mai 1956, Frau Christine Neuber aus Neumünsterberg, jetzt in Rachut bei Malente.
zum 84. Geburtstag
am 16. Mai 1956, Pr. Revierförster a. D. August Wenskeit, aus Forsthaus Hegewald, Kreis Angerburg, jetzt mit seiner Ehefrau bei seiner verheirateten Tochter in Siegen, Westfalen, Auf dem Giersbg. 20, Silberfuchs.
am 17. Mai 1956, Frau Ida Kinscher, aus Ortelsburg, jetzt bei ihrer Tochter Hedwig Sanio in Salzgitter-Bad, Mozartstraße 40.
am 18. Mai 1956, dem Revierförster i. R. Karl Ehrke, aus Tapiau. Seine letzte Dienststelle war die Revierförsterei Keber, Forstamt Leipen. Er wohnt jetzt in Lübeck, Plönisstraße 34 a.
am 18. Mai 1956, Revierförster i. R. Karl Ehrke, aus Wehlau, jetzt in Lübeck, Plönisstraße 39 a.
am 19. Mai 1956, Frau Emilie Schöler, geb. Gerber, aus Alt-Pillau, Turmbergstraße 6, jetzt in (20 a) Gifhorn, Sandstraße 12.
am 24. Mai 1956, Landwirt Gottlieb Kahl, aus Kulligkehmen/Ohldorf, später in Augstupönen/Hochfließ. Er gehört zu jenen kernigen ostpreußischen Bauerngestalten, deren Haltung in Krieg und Frieden vorbildlich für viele war. Heute lebt er bei seinem Sohn in Stade. Er ist durch den Gumbinner Kreisvertreter Hans Kuntze, Hamburg-Bergedorf, Kupferhof 4, zu erreichen.
am 25. Mai 1956, Landsmann Wilhelm Schulke, aus Osterode, jetzt in Berlin-Charlottenburg, Schloßstraße 29.
zum 83. Geburtstag
am 7. Mai 1956, der Lehrerwitwe Hedwig Jaekel, aus Reichenbach, jetzt in Kremperheide, Kreis Steinburg.
am 14. Mai 1956, Landsmann Paul Koch, aus Wehlau, jetzt in Lübeck, Parkstraße 24.
am 14. Mai 1956, der Witwe Margarethe Kasemir, aus Allenstein, Mozartstraße 12, jetzt bei ihrem Sohn Walter in (24 a) Kasseedorf über Eutin.
am 15. Mai 1956, Frau Rosalie Bergmann, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Dorotheenstraße 24.
am 21. Mai 1956, der Stationsmeisterwitwe Anna Klein, aus Schönbrück bei Allenstein. Sie lebt noch in der Heimat und ist durch ihre Tochter Maria Klein in (20 b) Holzminden/Weser, Bismarckstraße 4, zu erreichen.
am 23. Mai 1956, Landsmann August Schettler, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Ostlandstraße 3.
zum 82. Geburtstag
am 6. Mai 1956, Frau Anna Scherreiks, aus Ragnit. Sie ist durch ihren Sohn Franz Scherreiks, (20 b) Braunschweig, Donnerburgweg 20, zu erreichen.
am 11. Mai 1956, der Witwe Marta Mohr, aus Mehlsack, jetzt bei ihrer Tochter Frieda Bessel, aus Königsberg, Kiebitzstraße 74, in Lübeck, H. d. Kirschkaten 1I.
am 20. Mai 1956, Maschinenbaumeister i. R. Richard Abraham, aus Rastenburg, jetzt mit seiner Ehefrau Berta in (20 b) Lengede, Kreis Peine, Hüttenstraße Nr. 10 (280).
am 22. Mai 1956, Frau Anna Dallmer, geb. Schmauks, aus Königsberg, Schützenstraße 14. Sie wurde im Schulhause Auerhof, Samland, geboren und lebt heute in Trier/Mosel, Ambrosiusstraße 1.
am 24. Mai 1956, Frau Auguste Migge, aus Ogonken, Kreis Angerburg, jetzt in Lübeck-Dornbreite, Johann-Balzer-Platz, Bar. 5 c.
zum 81. Geburtstag
am 7. Mai 1956, Frau Sophie Plauk, aus Königsberg, Schartener Straße 5, jetzt in Lübeck, Percevalstraße Nr. 9.
am 14. Mai 1956, Frau Auguste Kulinna, aus Mensguth, Kreis Ortelsburg, jetzt in Weddingen über Goslar.
zum 80. Geburtstag
am 4. Mai 1956, Landsmann Christian Guttmann, aus Schönwiese, Kreis Königsberg, jetzt in Schmalenbeck, Kreis Stormarn.
am 17. Mai 1956, Frau Elisabeth Schulz, geb. Rimkus, aus Schwarpeln, Kreis Schloßberg, jetzt bei ihrer Schwiegertochter Emma Schulz, geb. Kiebart, in Hügelheim, Kreis Müllheim, Südbaden.
am 18. Mai 1956, Maurermeister Friedrich Kotsch, aus Tilsit, Moritzhöher Straße 9 a, jetzt in Gr.-Vollstedt, Kreis Rendsburg.
am 19. Mai 1956, Frau Berta Papendick, aus Willkischken, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt bei ihrem Schwiegersohn Max Lenkeit in Bremen, Fesenfeld 12/14.
am 20. Mai 1956, Reichsbahnwagenmeister i. R. Franz Hein. Er war in Königsberg, Arys, Johannisburg und Elbing stationiert und wohnt heute mit seiner Ehefrau in Wilhelmshaven, Altenheim Birkenhof, Sudeterstraße 6.
am 22. Mai 1956, dem Bauern Alfred Quednau, aus Dt.-Thierau, Kreis Heiligenbeil, jetzt in Burscheid bei Köln, Eichenplätzchen. 2.
am 22. Mai 1956, Frau Auguste Ehlert, geb. Beister, aus Tilsit-Senteinen, jetzt bei ihrer Tochter, Witwe S. Stephan, in Essen-Kray, Ernststraße.
am 22. Mai 1956, Landsmann Robert Romahn, aus Insterburg, jetzt in Wieckenberg, Kreis Celle. Er war 38 Jahre bei der Feuerlöschpolizei Insterburg tätig.
am 23. Mai 1956, der Witwe Marie Möck, aus Worschienen, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Alt-Mölln, Kreis Lauenburg.
am 24. Mai 1956, Landsmann Karl Lau, aus Frauenburg, Kopernikusstraße 19, jetzt in Weener/Ems, Norderstraße 40, Kreis Leer.
am 26. Mai 1956, Frau Marie Taudien, aus Königsberg, Gebauhrstraße 31, jetzt in Adolpsdorf über Bremen 5.
am 27. Mai 1956, Frau Therese Paetsch, geb. Krause, aus Landsberg, zuletzt in Kraftshagen, Kreis Bartenstein. Heute lebt sie bei ihrem Sohn in Oer- Erkenschwick, Westfalen, Kantstraße 6.
am 27. Mai 1956, Frau Margarete Ziemann, geb. Ertmann, aus Königsberg, Sackheim 66 I, jetzt bei ihrer Tochter, Handelsstudienrätin Gertrud Ziemann, in Koblenz/Rh., Neuendorfer Straße 183.
am 30. Mai 1956, Landsmann Johann Sakuth, aus Nidden, jetzt in Flensburg, Hafendamm 52.
zum 75. Geburtstag
am 1. Mai 1956, Frau Minna Sommer, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Twedterholz 63.
am 18. Mai 1956, Frau Gertrud Loesser, aus Königsberg, jetzt in Flensburg, Ostseebadweg 13.
am 18. Mai 1956, Fleischermeister Ferdinand Rolinski, aus Gehland, Kreis Sensburg, jetzt in Oldenburg i. H., Markt 28.
am 21. Mai 1956, der Witwe Martha Berszick, aus Labiau, Friedrichstraße 8, jetzt in Winkeln 28 1/2, Post Straß über Freilassung II Obb. bei ihrem Sohn Willy.
am 21. Mai 1956, Frau Elisabeth Kalweit, geb. Salecker, aus Sodweitschen (Altkrug) bei Gumbinnen, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Ihr Ehemann Franz Kalweit feiert am 7. Juni 1956 seinen 84. Geburtstag. Das Ehepaar ist durch Fräulein M. Hein, (21 a) Herford, Westfalen, Bülowstraße 15 II, zu erreichen.
am 24. Mai 1956, der Bäuerin Charlotte Schmidt, geb. Böhnke, aus Nosewitz, Kreis Mohrungen, jetzt in Bornhausen 26 über Seesen/Harz.
am 24. Mai 1956, Landsmann Rudolf Berginski, aus Mühlhausen, Kreis Pr.-Holland, jetzt in Lübeck, Kronsforder Allee 116.
am 25. Mai 1956, Direktor i. R. Hermann Gümbel, aus Königsberg, Dieffenbachstraße 54, jetzt in Landau/Pfalz, Xylander Straße 4. Er war viele Jahre hindurch Leiter der Verkaufsstelle und des Reparaturwerkes der Klöckner-Humbold-Deutz A.G. (Köln) in Königsberg, Fuchsberger Allee.
am 26. Mai 1956, dem Bauern Adolf Czernewski, aus Gr.-Potauern, Kreis Gerdauen, jetzt in der sowjetisch besetzten Zone. Er ist durch August Katins, (24 b) Ahlefeld bei Owschlag, zu erreichen.
am 26. Mai 1956, Frau Luise Busching, geb. Scheller, aus Königsberg, jetzt in Berlin SO 36, Oppelner Straße 15.
Diamantene Hochzeit
Friedrich Teschner und seine Ehefrau Marie Teschner, geb. Kornblum, aus Guhrenwalde Abbau bei Schlobitten, Kreis Pr.-Holland, feiern am 25. Mai 1956, das Fest der Diamantenen Hochzeit. Das heute im 84. und 80 Lebensjahr stehende Ehepaar lebt seit 1946 bei seinem Schwiegersohn Otto Dietrich in Neumünster, Gutenbergstraße 12.
Goldene Hochzeiten
Lehrer i. R. Adolf Behrendt und seine Ehefrau Margarete Behrendt, geb. Niehrenheim, aus Mertensdorf, Kreis Bartenstein, feierten am 5. Mai 1956 das Fest der Goldenen Hochzeit. Anschrift: Westerstede i. O., Am Rechter Nr. 9.
Der erste Feuersozietätsbaumeister i. R. Heinrich Riedesel und seine Ehefrau Bertha Riedesel, geb. Papsin, aus Königsberg, jetzt in Berleburg, Westfalen, Hochstraße 45, feiern am 28. Mai 1956 mit ihren K .Wuppertal-Elberfeld, Bergischer Ring 33, bei Pfarrer Lic. Erich Riedesel, das Fest der Goldenen.
Die Eheleute Gustav Wiechert und Frau Berta Wiechert, geb. Neumann, aus Blanden, Kreis Tilsit-Ragnit, feiern am 31. Mai 1956, im Kreise von fünf Kindern und Enkeln das Fest der Goldenen Hochzeit. Anschrift: Holtum/Marsch über Verden an der Aller.
Prüfungen
Annemarie Wagner, Tochter des verstorbenen Lehrers Josef Wagner, aus Lotterbach, Kreis Braunsberg, hat an der Waldschule Salzgitter-Bad die Zweite Prüfung für das Lehramt an Volksschulen bestanden.
Helmut Wölk, Sohn des Landwirts Adolf Wölk, aus Schmauch, Kreis Pr.-Holland, bestand die Prüfung als Bäckermeister an der Landwirtschaftskammer zu Köln. Anschrift: Budberg, Kreis Moers/Rh., Kiefernweg 21.
Horst Murawski, Sohn des Bauern Martin Murawski, aus Lipniken, Kreis Johannisburg, hat vor der Handwerkskammer Hamburg die Meisterprüfung im Kraftfahrzeughandwerk bestanden. Anschrift: Stellau, Bezirk Hamburg-Rahlstedt.
Werner Smilgies, Sohn des Landwirts Wilhelm Smilgies, aus Kulsen, Kreis Angerburg, bestand bei der Tischler-Fachschule Detmold die Werkmeister- und Technikerprüfung, anschließend bei der Handwerkskammer Detmold die Meisterprüfung im Tischlerhandwerk. Anschrift: Garßen, Kreis Celle.
„Kamerad, ich rufe dich!“
Kameradschaft der ehemaligen I. R. 2 und 422
Zu Ehren unserer Spätheimkehrer General Siegfried Thomaschki und Major i. G. Friedrich Hacke wird in Hamburg ein geselliges Beisammensein mit Frauen am 26. Mai, 19.30 Uhr, im Restaurant „Zur Alsterhalle", An der Alster 83, stattfinden. — Am 3. Juni wird das Haupttreffen der Allensteiner in Hamburg-Nienstedten, Restaurant „Elbschloßbrauerei", Elbchaussee, durchgeführt werden. Beginn 10 Uhr, Feier 14 Uhr, 15.30 bis 17 Uhr Platzkonzert der Zollkapelle im Garten. Um die enge Verbundenheit mit den Bürgern der unvergessenen Garnisonstadt zu bezeugen, werden die Kameraden um recht zahlreiche Beteiligung gebeten. Die Kameradschaft wird durch Kamerad W. Bannuscher, Hamburg-Harburg, Hoppenstedtstraße 57, vertreten sein.
Seite 15 Familienanzeigen
Gottes Wille ist geschehn, unser Trost ist Wiedersehn. Durch einen Unglücksfall nahm uns Gott plötzlich und unerwartet unsere jüngste treusorgende Tochter, unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Christel Hedwig Littek, geb. 11.10.1932, gest. 01.05.1956. In tiefem Schmerz: August Littek und Frau Anna Littek, geb. Jerosch. Johann Klein und Frau Waltraud Klein, geb. Littek. Erich Littek und Frau. Hans Fischbach und Frau Erika Fischbach, geb. Littek. Günter Pusch und Frau Lisbeth Pusch, geb. Littek. Kurt Littek und Frau. Anneliese Bommer, als Freundin. Weißengrund, Kr. Ortelsburg, Ostpreußen, jetzt Niederfischbach (Sieg), Rösrath, Rengsdorf, Respe-Birkelbach und Wehbach, den 1. Mai 1956. Die Beerdigung fand am Sonntag, dem 6. Mai 1956, um 15 Uhr von der evgl. Kirche aus statt.
Am 6. April 1956 starb in Mitteldeutschland an Herzschlag der Schmiedemeister Bruno Kawald, Über 16 Jahre hat er in und für Sporgeln gelebt und war meinem gefallenen Mann und mir ein ungewöhnlich tüchtiger und treuer Mitarbeiter. Seine Treue zum Betrieb und zu meiner Familie werden meine Kinder und ich nicht vergessen. Anni von der Groeben-Sporgeln. Willebadessen, Westfalen Klosterhof 2
Am 26. April 1956 entschlief nach kurzem, mit Geduld ertragenem Leiden im 68. Lebensjahre mein lieber treusorgender herzensguter Mann Ernst Thiel. In stiller Trauer im Namen der Angehörigen: Jobanna Thiel. Früher Königsberg Pr. Brismannstraße 1. Jetzt Hameln, Hastenbecker Weg 12
Fern der geliebten Heimat entschlief am 29. April 1956 unerwartet Frau Hedwig Neubert, geb. Lange, Preußisch-Holland, Ostpreußen. In stiller Trauer: Frau Lydia Imke. Bielefeld, 7. Mai 1956, Viktoriastraße 65
Nach kurzem Krankenlager ist unsere liebe Mutter, Groß- u. Urgroßmutter, Amalie Boguschewski, geb. Wittkowski, früher Lötzen, Ostpreußen, kurz vor Vollendung ihres 94. Lebensjahres am 27. April 1956 heimgegangen. In stiller Trauer: Herta Birbels, geb. Boguschewski, Berlin-Wilmersdorf, Badensche Straße 15. Hermann Bogner, Köln-Buchheim, Arnsberger Straße 22. Willy Bogner, Wiesbaden, Schwalbacher Straße 50 und alle Angehörigen Die Beerdigung fand an ihrem Geburtstage, dem 2. Mai 1956, in Berlin-Wilmersdorf statt.
Nach schwerem, geduldig ertragenem Leiden entschlief am 5. Mai 1956 mein lieber herzensguter Mann, unser Vater, Großvater und Schwager, Bauer Rudolf Werner, im 78. Lebensjahre. In tiefer Trauer: Ida Werner, geb. Elchhorn, Kinder, Enkelkinder und Anverwandte. Kl.-Marwitz, Kr. Pr.-Holland, jetzt (23) Werschenrege über Osterholz-Scharmbeck, Bez. Bremen
Mein lebensfroher Mann, unser lieber Vater und Großvater, Otto Szidat, aus Gumbinnen, hat uns plötzlich und unerwartet im 66. Lebensjahre verlassen. Es trauern um ihn: Luise Szidat, geb. Herde. Kurt Szidat und Frau. Ursula Szidat und die Enkelkinder Monika, Erika und Ralf. Hamburg 13, den 4. Mai 1956, Isestraße 78
Heute Mittag entschlief sanft und ruhig unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter, Else Nikschat, geb. Petkus, im 85. Lebensjahre. In stiller Trauer im Namen aller Angehörigen: Fritz Nikschat und Frau. Kreywöhnen, Strasden, Ostpreußen, jetzt Uetersen, Alsenstraße 60, den 28. April 1956. Die Trauerfeier fand am 2. Mai 1956 um 13.30 Uhr in der Kapelle des Neuen Friedhofes, anschließend die Beisetzung statt.
Nach langer schwerer Krankheit entschlief am 6. Mai 1956 unser lieber Vater, Schwiegervater, Groß- und Urgroßvater, Georg Pillokat, im 88. Lebensjahre. In stiller Trauer: Familie Otto Pillokat. Urbanshöhe, Kr. Schloßberg, jetzt Vahrendorf Kr. Harburg
Am 16. April 1956 ist unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter und Omi, Alma Lettau, nach langem schwerem Leiden sanft entschlafen. In tiefer Trauer: Familie Emil Biallas, Hamburg, Lohhof 24. Willy Lettau, New York. Familie Heinz Tromnau, Reinbek, Schulstr. 26
Fern der geliebten Heimat verstarb nach kurzer schwerer Krankheit im 76. Lebensjahre am 29. April 1956 meine liebe Frau, gute treusorgende nimmermüde Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwägerin und Tante, Minna Kappus, geb. Schlicker fr. Wittichshöfen, Kr. Goldap. In stiller Trauer: Franz Kappus. Franz Kappus und Kinder. Lina Knochenhauer, geb. Kappus, und Familie, Ulm (Donau), Bismarckring 36. Fritz Liebrucks und Kinder, Bremen, Kornstraße 212
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Am 27. April 1956 entschlief nach kurzer schwerer Krankheit mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Bundesbahn-Obersekretär i. R. Fritz Salowsky, im Alter von 72 Jahren.In tiefer Trauer: Grita Salowsky, geb. Junker. Werner Salowsky. Günther Salowsky. Waltraut Salowsky, geb. Bräuer. Ruth Salowsky, geb. Morawe. Martha Wernecke, geb. Salowsky. Maria Kähl. Käthe Gramberg, vier Enkelkinder und alle Anverwandten. Königsberg-Metgethen, Hindenburgweg 72, jetzt Umstadt, Kr. Dieburg, Hessen
Gott der Herr nahm mir heute (kein Datum angegeben) um 19.15 Uhr meinen über alles geliebten Mann, den Forstamtmann i. R. Willy Strelow, früherer Leiter des Heeresforstamtes Arys, Ostpreußen. Ein Leben voller Pflichterfüllung und Liebe für uns und seinen deutschen Wald ging seiner Vollendung entgegen. Er ruht auf dem hiesigen Waldfriedhof. Frau Lina Strelow und Angehörige. Bad Lippspringe, Waldstraße 28
Am 2. Mai 1956 entschlief nach kurzem Leiden aus einem arbeitsreichen Leben, fern von seiner geliebten ostpreußischen Heimat, unser lieber herzensguter Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager, Onkel und lieber Opa, der Kaufmann Rudolf Boguhn, im Alter von 80 Jahren. In stiller Trauer: Paul Hinz und Frau, geb. Boguhn. Herbert Boguhn und Frau, geb. Schmeling. Lieselotte Boguhn, geb. Maurmann und sieben Enkelkinder. Osterode, Ostpreußen, jetzt Uelzen (Hann.), Veersser Straße 66
Am 3. Mai 1956 entschlief plötzlich und unerwartet im 65. Lebensjahre mein lieber Mann, mein herzensguter Vater, Schwiegervater und Großvater, unser lieber Bruder, Schwager, Onkel, Neffe und Vetter, Otto Klein, Kaufmann in Fa. Carl Kramer, Königsberg Preußen. In stiller Trauer: Frieda Klein, geb. Passenheim. Dieter Klein. Irmgard Klein, geb. Waller. Regina. Elmshorn-Langenmoor, Kolberger Straße 1
(Ohne Todestag) Heute entschlief nach schwerer Krankheit mein geliebter Mann und herzensguter treuer Lebenskamerad, mein lieber Schwiegersohn, unser guter Onkel, Großonkel, Vetter, Neffe und Schwager, Oberlandesgerichtsrat i. R. Walther Zippel, bis Januar 1945 am OLG. Königsberg Pr. In tiefer Trauer: Dr. Gertrud Zippel, geb. Fuchs. Göttingen, den 7. Mai 1956 Rheinhäuser Landstraße 51
Fern seiner ostpreußischen Heimat entschlief plötzlich und unerwartet am 12. April 1956 mein innigst geliebter Mann, unser lieber Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder. Schwager und Onkel, Karl Segendorf, früher Siemohnen, Kr. Insterburg, im 83. Lebensjahre. In tiefem Schmerz: Martha Segendorf. Herbert Reimer und Frau Hilde Reimer, geb. Segendorf. Johannes Bartoleit und Frau Erna Bartoleit, geb. Segendorf. Kurt Segendorf und Frau Hedwig Segendorf, geb. Nickel. Dieter, Dagmar und Lothar, als Enkel. Frau Minna Reimer. Wingst-Weißenmoor über Basbeck (N.E.)
Am 26. April 1956 entschlief sanft nach schwerem Leiden mein lieber Mann, mein guter Vater, unser Schwiegervater, Ferdinand Groß, Reichsbahn-Vermess.-Inspektor a. D., früher Königsberg Pr., im 74. Lebensjahre. Sein Leben war ausgefüllt mit Liebe und Sorge für die Seinen. In tiefem Schmerz: Margarete Groß, geb. Scharnowsky. Ilse Kolata, geb. Groß. Marta Groß, geb. Nabrodzki. Wilhelm Kolata, Reg.-Inspektor. Nürnberg-Zabo, Geuschmidtstraße 3 II. Die Beerdigung fand am 30. April 1956 in Nürnberg statt.
Am 20. April 1956 entschlief sanft im 80. Lebensjahre nach kurzem Krankenlager mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater und Großvater, Hubert Brieskorn, aus Thiergarten, Kr. Angerburg. Maria Brieskorn, geb. Woywod. Herbert Brieskorn. Anneliese Brieskorn, geb. Marquardt. Antonie Brieskorn. Maria Magdalena Brieskorn. Margarete Brieskorn. Thomas als Enkel. Bergisch-Gladbach, Handstraße 67
Am 5. Mai 1956 entschlief plötzlich und unerwartet im Alter von 62 Jahren unsere liebe treusorgende gute Mama, Schwiegermutter, Grandma, Tante und Pflegemutter, Frau Maria Rudat geb. Witt, früher Königsberg Pr., Jerusalemer Straße 30 a. Gleichzeitig gedenken wir unseres lieben Vaters Arthur Rudat, der seit 1945 in Königsberg Pr. vermisst wird. In tiefem Schmerz: Betty Jerosch, geb. Rudat. Irmgard Kliger, geb. Rudat. Konrad Jerosch. Murray W. Kliger und Karin. Erwin Schulz. Bad Soden am Taunus, Feldbergstraße 10. 2659 S. Walter Reed Drive, Arlington 6. Virginia USA. Die Beisetzung hat am 9. Mai 1956 auf dem Bad-Sodener Friedhofe stattgefunden.
(Ohne Datum) Heute schloss ihre lieben Augen nach dreiwöchiger Krankheit für immer meine innig geliebte Frau und herzensgute Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Ida Schwirblat, geb. Rohde, im 64. Lebensjahre. In tiefem Leid: Richard Schwirblat, Kinder und Enkelkinder. Früher Bögen bei Tharau, Ostpreußen, jetzt Ahrensburg, den 13. April 1956, Rantzaustraße 66
Nach kurzer Krankheit entschlief am 18. September 1955 im Altersheim Mönchbruch meine liebe Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Lisbeth Robben, geb. Heise, aus Landsberg, Ostpreußen, im 69. Lebensjahre. Im Namen aller Anverwandten: Hans Robben. Lüdenscheid, Postamt
Fern der Heimat und viel zu früh verstarb im 43. Lebensjahre am 23. April 1956 nach langem und schwerem Leiden unser lieber Sohn, Bruder, Neffe und Enkel, Wilhelm Swoboda. In stiller Trauer: Familie Swoboda. Prag, Hamburg, Pinneberg. Die Einäscherung fand am 27. April 1956 in Prag statt.
Unvergessen. Zum einjährigen Todestag meines Heben Mannes, unseres guten Vaters, Schwiegervaters und Opas, Fritz Engel. Plötzlich und unerwartet verstarb er am 22 Mai 1955 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 54 Jahren. In treuem Gedenken: Lina Engel, geb. Godau. Ilse Engel, z. Z. England. Irmgard Schulze, geb. Engel. Wilfried Schulze und Enkel Wilfried. Seestadt Pillau, Horst-Wessel-Allee 48, jetzt Mannheim-Feudenheim, Pfalzstraue 1
Nach schwerer Gallenoperation entschlief am 5. Mai 1956 morgens, meine innig geliebte Frau, unsere herzensgute Tochter, Schwester, Tante, Schwiegertochter und Schwägerin, Dorothea Donovang, geb. Gebauer, kurz nach Vollendung des 40. Lebensjahres.In tiefer Trauer: Gerhard Donovang zugleich im Namen der nächsten Angehörigen. Königsberg Pr., Bachstraße 23 a, jetzt Hofbeim (Taunus), den 8. Mai 1956, Germanenstraße 1 a
(Ohne Datum) Heute Abend entschlief, für uns alle unerwartet, nach kurzer heimtückischer Krankheit, meine liebe gute Mutter und Schwiegermutter, unsere unvergessliche Schwester, Schwägerin und Tante, Marie Segendorf, verw. Plokszt, geb. Segendorf, im 69. Lebensjahre, fern der verlorenen Heimat. Ihr Leben war ausgefüllt mit Arbeit, Sorge und Opfer für ihre Lieben. Im Namen der Hinterbliebenen: Hans-Günther Segendorf. Duisburg-Hamborn, den 8. Mai 1956, Hans-Sachs-Straße 9, früher Schloßberg, Ostpreußen.
Durch einen tragischen Autounfall verloren wir unsere geliebte Tochter und Schwester, Hannelore Braunschweig, geb. 08.08.1928, gestorben am 07.04.1956. In tiefer Trauer: Fritz Braunschweig. Herta Braunschweig, geb. Beyer. Wolfgang und Peter. Königsberg Pr., Brahmsstraße 15. Jetzt Bargteheide, Holstein, Tremsbütteler Weg 58
Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt. Hiob 1. 21 Nach Gottes ewigem Ratschluss entschlief am 29. April 1956, infolge eines Herzschlags, plötzlich und unerwartet, unsere liebe Tochter, unsere gute Schwester, Schwägerin, Nichte, Kusine und liebste Tante, die Bankangestellte, Edeltraut Pienkos, im blühenden Alter von 30 Jahren. In stiller Trauer: Friedrich Pienkos und Frau Berta Pienkos, geborene Badorrek und Geschwister. Osnabrück, Rothenburger Straße 15. Früher Willenberg. Ostpreußen.
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