Ostpreußen-Warte, Folge 12 vom Dezember 1952

Ostpreußen-Warte

Folge 12 vom Dezember 1952

 

Seite 1   Foto: Marienwerder – Das Ordensschloss im Winter

 

Seite 1   Heimatvertriebene einig!

Die Wiesbadener BvD-Aufbau-Vereinbarungen / Bis zur Landesebene nur eine Organisationsform

VK. - Der ZvD und der VdL haben folgende Verlautbarung über die Organisationsbesprechungen in Wiesbaden herausgegeben:

Am 22. und 23. November 1952 fand in Wiesbaden eine gemeinsame Beratung des Zentralverbandes der vertriebenen Deutschen und des Verbandes der Landsmannschaften statt. Es wurde volle Einigung darüber erzielt, dass der Zusammenschluss der Vertriebenen im Bunde der vertriebenen Deutschen (BvD) nunmehr mit größter Beschleunigung zum Abschluss gebracht werden soll.

Die Genehmigung der Satzung, über die nun volle Übereinstimmung besteht, soll bis Ende Januar für die ZvD-Landesverbände und die Landsmannschaft auf Bundesebene erfolgen. In den Monaten Februar und März werden die Wahlen der Landsmannschaften und BvD-Verbände auf Orts-, Kreis- und Landesebene durchgeführt. Im April wird die Bundesversammlung die Satzung annehmen und das Präsidium wählen.

Die Präsidien des Zentralverbandes der vertriebenen Deutschen und des Verbandes der Landsmannschaften haben in der gemeinsamen Sitzung am 22. und 23. November 1952 in Wiesbaden einmütig beschlossen, den Aufbau des Bundes der vertriebenen Deutschen (BvD) nach folgenden Grundsätzen zu vollenden: 

1.     Der BvD ist der Zusammenschluss der BvD-Landesverbände und der Landsmannschaften auf Bundesebene.

2.     Die bisherigen Einzelmitglieder der ZvD-Landesverbände und der Landsmannschaften sind die Mitglieder der BvD-Landesverbände und der Landsmannschaften auf Bundesebene. 

3.     Die beiderseitige Überführung der Mitglieder erfolgt nach Zustimmung der ZvD-Landesverbände und der Landsmannschaften auf Bundesebene zu der Satzung und diesen Organisationsgrundsätzen. Diese Zustimmung muss bis zum 31. Januar 1953 erfolgen. Bis dahin ist die Überführung der Mitglieder vorzubereiten.

4.     Die Überführung der Mitglieder erfolgt durch Austausch der Mitgliederlisten nach den gemeinsam herausgehenden Anweisungen.

5.     Bis zum 28. Februar 1953 sind auf der Ortsebene die BvD-Ortsvorstände und die Delegierten für die Wahlen auf der Kreisebene sowie der Obleute und Delegierten der Landsmannschaften für die Wahlen auf der Kreisebene zu wählen.

6.     In entsprechender Weise sind auf Kreis- und Landesebene die Wahlen des BvD und der Landsmannschaften bis 31. März 1953 durchzuführen.

7.     Die Durchführung der Mitgliederüberführung und der Wahlen wird im wechselseitigen Benehmen dort, wo der ZvD mitgliedermäßig überwiegt, vom ZvD, sonst von den Landsmannschaften veranlasst.

8.     Die gewählten Obleute der Landsmannschaften auf Orts-, Kreis- und Landesebene gehören den Vorständen des DvB als geborene Mitglieder an. Die Zahl der geborenen Mitglieder darf die Zahl der gewählten Mitglieder im BvD-Vorstand nicht übersteigen.

9.     Um die Durchführung des BvD-Aufbaues nach diesen Grundsätzen zu gewährleisten, werden auf Landesebene Organisationsausschüsse gebildet, die von je einem Vertreter des ZvD und der Landsmannschaften gebildet werden. Auf Bundesebene werden mit dieser Aufgabe die Geschäftsführer des ZvD. Langen, und des VdL, v. Doettinchem. betraut.

10.  Die Bundesversammlung tritt bis zum 30. April 1953 zusammen. Sie besteht aus 100 Delogierten, von denen 50 die DvB-Landesverbände und 50 die Landsmannschaften stellen. Für die Aufschlüsselung der Delegierten innerhalb des BvD und der Landsmannschaften ist die Zahl der Mitglieder maßgebend. Die Bundesversammlung beschließt die Satzung und wählt die drei Mitglieder des Präsidiums.

11.  Der Bundesvorstand besteht aus dem Präsidium, den Vorsitzenden der BvD-Landesverbände und der gleichen Anzahl landmannschaftlicher Sprecher auf Bundesebene. Die BvD-Landesvorsitzenden und die landsmannschaftlichen Sprecher haben je 50 Stimmen, die sich entsprechend der Zahl der Delegierten in der Bundesversammlung aufteilen. Stellvertretung ist zulässig.

12.  Die Bundesversammlung beschließt, welche Beträge an die Bundesebene des BvD abzuführen sind. Die Beitragsregelung bleibt den BvD-Landesverbänden überlassen.

13.  Alle erforderlichen Durchführungsbestimmungen, Presse- und Rundfunkerklärungen, ebenso alle Rundschreiben, die den Aufbau des BvD betreffen, ergehen auf allen Organisationsebenen gemeinsam.

Wiesbaden, am 23. November 1952

Für den ZvD: gez. Dr. Linus Kather , gez. H. Gossing, gez. Dr. Geisler, gez. Dr. Schallwig.

Für den VDL: gez. Lodgmann, gez. Dr. Gille, gez. Hamm, gez. Dr. Hausdorff.

 

Von maßgebender Seite erhalten wir folgenden Kommentar zu den Wiesbadener Vereinbarungen: Das Wesentliche an der beschlossenen Einigung ist, dass es bis zur Landesebene nur eine Organisationsform gibt, nämlich die Landesverbände des BvD. Der Bund besteht aus dem Zusammenschluss der Landesverbände und der Landsmannschaften auf Bundesebene. Nach Austausch der Mitgliederliste sind sämtliche organisierten Vertriebenen Mitglieder des BvD und ihrer Landsmannschaften auf Bundesebene.

Die vorgesehenen Wahlen finden unter Beteiligung aller Mitglieder statt. Es werden etwa 2 Millionen Vertriebene an den Wahlen beteiligt sein. Doppelmitgliedschaften in beiden Verbänden sind allerdings nicht in Betracht gezogen. Ihre Zahl dürfte nicht über 200 000 gehen. Alle Mitglieder wählen zweimal. Einmal wählen sie gemeinsam die Vorstände und Delegierten des BvD auf Orts-, Kreis- und Landesebene; sie wählen die Delegierten immer für die nächst höhere Stufe. Die zweite Wahl die gleichzeitig, vorher oder nachher erfolgen kann, findet landsmannschaftlich getrennt statt Es werden gewählt die landsmannschaftlichen Obleute bzw. Vertretungen und Delegierten auf Orts-, Kreis- und Landesebene. Die gewählten Obleute treten als „geborene“ Mitglieder zum BvD-Vorstand, wie er aus der gemeinsamen Wahl hervorgegangen ist. Die Zahl der „geborenen" Mitglieder darf die Zahl der gewählten Mitglieder nicht übersteigen. Die auf der Landesebene gewählten Delegierten treten zusammen und wählen den Sprecher der betreffenden Landsmannschaft. Die Bundesversammlung beschließt die Satzung und wählt das dreiköpfige Präsidium. Sie besteht aus 100 Mitgliedern, die je zur Hälfte aus den beiden geschilderten Wahlgängen hervorgehen. Die Verteilung der je 50 Sitze auf die einzelnen BvD-Landesverbände und Landsmannschaften wird entsprechend der Mitgliederstärke aufgeschlüsselt. Der künftige Vorstand des Bundes besteht aus dem Präsidium, den Vorsitzenden der BvD-Landesverbände und der gleichen Anzahl landsmannschaftlicher Sprecher.

Damit ist ein völlig demokratischer Aufbau, beruhend auf der Willensmeinung aller Mitglieder, sichergestellt.

Die Durchführung des Zusammenschlusses und der Wahlen liegt beim ZvD, wo dieser überwiegt. Dort, wo das nicht der Fall ist, liegt die Durchführung bei den Landsmannschaften. Diese Regelung gilt für die Orts-, Kreis- und Landesebene.

 

Seite 1   „Ostlandkunde“ in Bayern

München. - Das bayerische Kultusministerium und ihm nachfolgend die Schulbehörden der Regierungsbezirke haben entsprechend einem Beschluss des Bayerischen Landtages soeben angeordnet, dass in allen Schulen dafür Sorge zu tragen, ist, dass im Unterricht die Bedeutung der alten Heimatgebiete der vertriebenen Deutschen eingehend gewürdigt wird. Das Thema „Ostlandkunde und Schule“ ist außerdem in den Fortbildungsplan der bayerischen Junglehrerschaft für 1952/53 aufzunehmen und auch ferner sowohl bei der Ausbildung als auch bei der Fortbildung der Lehrerschaft zu behandeln.

Es soll dabei durchaus nicht etwa einem rückwärtsgewandten Nationalismus das Wort geredet werden, sondern durch Weitung des Blickes das geistige, völkerverbindende Erbe der vertriebenen Deutschen für die politische Erziehung der Jugend und des ganzen deutschen Volkes dienstbar gemacht werden.

Die „Ostpreußenwarte", die bereits seit Erscheinen mehrfach für diese Forderung eingetreten ist - u. a. in Beiträgen und Hinweisen ihres Mitarbeiters Paul Kluke, der „Ostkunde" aus der I n s e 11 a g e Ostpreußens heraus schon 1932 in Carl Lange's „Ostdeut chen Monatsheften forderte - begrüßt die Entscheidung der bayerischen Schulbehörde und wünscht der „Ostkundearbeit“ im Interesse des gegenseitigen echten Verstehens zwischen Einheimischen und Vertriebenen besten Erfolg!

 

 

Seite 1   Kühne Präsident des Bundesausgleichsamtes?

Das Bundeskabinett hat den Ministerialdirigenten im Bundesfinanzministerium, Dr. Walter Kühne, zum Präsidenten und Dr. Wilhelm Conrad zum Vizepräsidenten des Bundesausgleichsamtes ernannt. Damit sind, vorbehaltlich der Zustimmung des Bundesrates, die Auseinandersetzungen über die Besetzung dieser Schlüsselpositionen für die Durchführung des Lastenausgleichsgesetzes vorerst beendet. Das Bundeskabinett begründete seine Entscheidung damit, dass sich angesichts der widerstrebenden politischen Interessen bei der Besetzung dieses Amtes die „reine Beamtenlösung“ als der gegebene Ausweg angeboten habe. Dr. Kühne ist Einheimischer. Er ist zwar in Posen als Sohn eines Beamten geboren, aber in Berlin erzogen und dort bis zum Jahre 1938 beim Reichsfinanzministerium, von da ab bis zum Jahre 1945 als Oberfinanzpräsident in Köln tätig gewesen.

 

 

Seite 2   Zum Deutschlandvertrag. Keine Preisgabe unserer Rechte. Ein Schreiben des Zentralverbandes der Vertriebenen an den Bundeskanzler

VK. - Das Präsidium des ZvD hat dem Bundeskanzler eine Stellungnahme zum Generalvertrag und den Zusatzverträgen übermittelt, in der zum Ausdruck gebracht wird, dass die Heimatvertrieben nur einer Politik ihre Zustimmung geben können, die die Ansprüche und Rechte der Heimatvertriebenen nicht preisgibt. In diesem Schreiben hat der ZvD die Bundesregierung um baldmöglichste Klarstellung von Zweifelsfragen gebeten. Der von der Pressestelle des ZvD veröffentlichte Brief an den Bundeskanzler hat folgenden Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler!

In breiten Kreisen des deutschen Volkes, insbesondere aber unter den Heimatvertriebenen, wächst in letzter Zeit die Besorgnis darüber, dass der Deutschlandvertrag und seine Zusatzverträge den Anspruch auf die z. Zt. abgetrennten deutschen Ostgebiete und insbesondere die Ansprüche der Heimatvertriebenen ernsthaft gefährden. Das gilt insbesondere für Art. 7 Abs. 3 des Deutschlandvertrages und Teil VI und Teil IX des „Vertrages zur Regelung aus Krieg und Besatzung entstandener Fragen“.

Art. 7 lässt nicht erkennen, ob seine Bestimmungen auch die deutschen Ostgebiete jenseits von Oder und Neiße umfassen.

Der Teil VI ist durch hervorragende Kenner des Völkerrechts einer eingehenden Prüfung unterzogen worden. Die erstatteten Gutachten haben in der Mehrzahl die Bestimmungen dieses Teiles als höchst gefährlich und in ihren Folgen als unabsehbar abgelehnt. Der Zentralverband der vertriebenen Deutschen nimmt daher davon Abstand, die Frage in diesem Schreiben noch einmal aufzurollen und beschränkt sich darauf, auf diese Gutachten, insbesondere die Gutachten der Studiengesellschaft für privatrechtliche Auslandsinteressen und des Herrn Boris Meißner Bezug zu nehmen.

Teil IX des Vertrages besagt, dass es den der westdeutschen Bundesrepublik unterstehenden deutschen Staatsangehörigen verwehrt ist, vorbehaltlich der Bestimmungen einer Friedensregelung, Ansprüche unter anderem gegen die Sowjetunion, gegen Polen oder die Tschechoslowakei zu erheben wegen Handlungen, die diese vor dem 5. Juni 1945 gegenüber Deutschen vorgenommen haben. Wir stellen hierzu fest, dass die totale Entrechtung und Enteignung aller Deutschen in den Ostgebieten, auch derer, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht vertrieben waren, de facto vor dem 5. Juni 1945 geschehen ist. Die Bestimmungen des Teiles IX erwecken den Anschein, als ob hierdurch die Entrechtung und Enteignung der Deutschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, legalisiert werden sollen.

Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass die Heimatvertriebenen und mit ihnen die überwiegende Mehrheit des deutschen Volkes nur einer solchen Politik ihre Zustimmung geben können, die die Ansprüche und Rechte der Heimatvertriebenen nicht preisgibt, d. h. die Bemühungen um die Wiedervereinigung ganz Deutschlands und damit um die Rückgliederung der Gebiete östlich der Oder und Neiße, und zum mindesten um das Selbstbestimmungsrecht in den übrigen deutschen Heimatgebieten in den Mittelpunkt ihres Programms stellt.

Der ZvD ist daher der Ansicht, dass der Generalvertrag für die Heimatvertriebenen erst dann annehmbar ist, wenn über folgende Punkte, sei es durch eine Veränderung des vereinbarten Textes, sei es durch eine bindende Auslegung seitens der Vertragspartner, Klarheit geschaffen wird:

1. Art. 7 des Generalvertrages. Unter dem Ausdruck „wiedervereinigtes Deutschland“- versteht nicht nur die Bundesregierung die Einbeziehung der deutschen Ostgebiete, sondern auch die Gegenseite.

2. Durch die Bestimmungen von Teil VI, Reparationen, wird deutscherseits nicht die Zustimmung zur Enteignung des Eigentums von Heimatvertriebenen in den abgetrennten Ostgebieten durch Verträge der Drei-Mächte mit der Sowjetunion, Polen und der Tschechoslowakei oder anderen Mächten gegeben.

3. Durch die Bestimmungen von Teil IX wird deutscherseits nicht die Zustimmung dazu gegeben, dass Heimatvertriebene und in deren Namen die Bundesrepublik in der Geltendmachung ihrer Ansprüche gegenüber der Sowjetunion, Polen oder der Tschechoslowakei für Handlungen beschränkt werden, die bei und nach der Besetzung der deutschen Ostgebiete und bei der völkerrechtswidrigen Enteignung und Austreibung ihrer Bewohner begangen worden sind.

Der ZvD bittet Sie, Herr Bundeskanzler, in den vorgenannten Punkten, die für die Stellungnahme der Heimatvertriebenen zu dem Vertragswerk von ausschlaggebender Bedeutung sind, baldmöglichst eine Klärung herbeiführen zu wollen. Eine Abschrift dieses Briefes erlauben wir uns den Vorsitzenden der Ausschüsse des Bundestages und den Fraktionsvorsitzenden der Parteien zuzuleiten. Mit vorzüglicher Hochachtung gez.:

Dr. Linus Kather, gez. Dr. Mocker, gez.: H. Gossing.

 

Seite 2   Gefährdung der Lastenausgleichs-Anleihe

Zu der am 25. November durch den Bundesfinanzminister bekanntgegebenen Auflegung einer Bundesanleihe von 500 Millionen DM hat der Vorsitzende des Zentralverbandes der vertriebenen Deutschen, Dr. Linus Kather, folgende Erklärung abgegeben:

„Die Auflegung der Bundesanleihe in diesem Zeitpunkt verstößt gegen den Geist der Abmachungen der Bundesregierung mit dem Bundestag über das Lastenausgleichsgesetz. Am 16. Mai hat sich die Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesfinanzministers verpflichtet, eine Anleihe von 200 Mill. DM für den Lastenausgleichsfonds aufzulegen, und zwar für das Jahr 1952. Dieses Versprechen ist bisher nicht eingehalten worden, obwohl diese 200 Mill. DM bereits durch den Kontrollausschuss beim Bundesausgleichsamt verplant sind. Die Vorwegnahme der Bundesanleihe mit Vorzugsbedingungen bedeutet nicht nur eine Konkurrenz, sondern eine Gefährdung der Lastenausgleichsanleihe. Daran ändert auch nichts die Erklärung des Bundesfinanzministers, dass die Lastenausgleichsanleihe demnächst, mit noch besseren Bedingungen, folgen solle; denn es ist keine Gewähr gegeben, dass, wann und wie diese Zusage eingehalten wird. Auch dieser Vorgang ist geeignet, das Misstrauen in die Politik der Bundesregierung gegenüber den Vertriebenen und Geschädigten weiter zu vertiefen.

 

Dr. Schreiber und die Freimaurer

Bonn. Wieviel Freimaurer gibt es im Bundesvertriebenenministerium? Diese Frage war u. a. Gegenstand einer Untersuchung gegen den Staatssekretär dieses Ministeriums, Dr. Schreiber. Sie ergab, dass außer dem Staatssekretär nur noch ein Freimaurer vorhanden ist und auch dieser nicht von Schreiber eingestellt wurde. Trotzdem möchte der Bundeskanzler Schreiber gern ablösen. (Aus einer westdeutschen Pressemeldung)

 

Seite 2   Antragsfrist für Unterhaltshilfe und Entschädigungsrente

Das Lastenausgleichsgesetz bestimmt in §287, dass die Kriegsschadenrente in der Form der Unterhaltshilfe und Entschädigungsrente bei Vorliegen der sonstigen Voraussetzungen, also insbesondere bei vorgeschrittenem Lebensalter oder bei Erwerbsunfähigkeit, mit Wirkung vom 01.04.1952 ab gewährt wird. Nach dieser Bestimmung ist ein entsprechender Antrag jedoch bis spätestens zum 31.12.1952 zu stellen.

Für die Antragstellung ist ein amtlicher Vordruck zu verwenden, der bei den Gemeindebehörden ausgegeben werden soll. Die Vordrucke befinden sich z. Zt. nach Mitteilung des Bundesausgleichsamtes bei den Bundesdienststellen in Bearbeitung.

Alle Personen, die bisher Unterhaltshilfe erhalten haben, müssen einen neuen Antrag stellen, auch wenn ihre Unterhaltshilfe nach den gegebenen Weisungen weitergezahlt wird.

Andererseits können aber nunmehr diejenigen Rentenempfänger, die für sich allein eine oder mehrere Renten mit mehr als 70 DM aber weniger als 85 DM oder für sich und die Ehefrau etwas mehr als 100 DM aber weniger als 122,50 DM erhalten haben, nunmehr einen Antrag auf Gewährung zusätzlicher Unterhaltshilfe stellen, wobei ihnen der Unterschiedsbetrag zwischen Rente bis zu 85 DM bzw. 122,50 DM zugebilligt wird.

Von wesentlicher Bedeutung ist aber die Antragsfrist für jene Personen, die zusätzlich zu ihrer Unterhaltshilfe oder zu ihrem Einkommen eine Kriegsschadenrente erhalten können. Voraussetzung für die Entschädigungsrente ist ein Vermögensschaden von mehr als 20 000 DM und das Überschreiten gewisser Altersgrenzen. Die Kriegsschadensrente wird bis zu einem Betrage von 200 DM gezahlt. Ist das Einkommen höher als 200 DM, so wird sie nicht gewährt. Es wird insoweit auf die §§ 279 bis 281 LAG verwiesen. Diese Personen müssen unverzüglich die erforderlichen Schadensfeststellungsformulare ausfüllen und abgeben, damit sie nach Feststellung ihres Schadens möglichst unverzüglich in den Genuss der Entschädigungsrente gelangen. Diese Anträge auf Gewährung der Entschädigungsrente sind nach § 287 auch bis zum 31.12.1952 einzureichen, da sonst die Nachzahlungen für die Zeit vom 1. April 1952 verloren geht.

 

Seite 2   Unterlagen für verlorene Postsparbücher

Die Postsparkassenämter Hamburg und München haben nochmals Gelegenheit, für Postsparbücher der früheren Deutschen Reichspost, die durch die Kriegs- und Nachkriegsverhältnisse in Verlust geraten sind, die ursprünglichen Kontounterlagen zu beschaffen. Anzeigen über Verlust von Postsparbüchern können zum 10. Dezember 1952 bei den Postämtern und den Poststellen eingereicht werden.

 

Seite 2   Das Memelland – heute

Wie überall in Ostpreußen so bildet auch das Landschaftsbild des Memellandes einen trostlosen und verkommenen Anblick. Verlassene und dem Verfall preisgegebene Gehöfte, verwahrloste Dörfer, weite Flächen unbestellten Ackers, auf denen das Unkraut meterhoch wuchert. Leer sind die saftigen Wiesen. Nur selten stößt man auf Vieh, und das befindet sich zumeist im schlechten Zustand; denn die Kühe werden nicht nur gemolken, sondern sind aus Mangel an Pferden oft auch zugleich Zugtiere.

Wie aber sieht es in der einstigen See- und Handelsstadt Memel aus, die von der wütenden Kriegsfurie zu etwa 60 Prozent zerstört wurde? - Rollt man mit dem Zug auf dem Bahnhof ein, so könnte man zunächst glauben, im schönen, alten, deutschen Memel zu sein. Doch dieser Schein ist sehr trügerisch. Denn dieses trifft nur für die Bahnhofsgegend zu, die ziemlich unversehrt verblieb; unzerstört sind hier das Gymnasium, das Lehrerseminar, das Krankenhaus und das Schützenhaus, das jetzt als Casino für russische Offiziere eingerichtet worden ist. Kommt man aber in die Gebiete, die stark zerstört inzwischen aber wieder aufgebaut worden sind, so meint man in einer Stadt irgendwo im fernen Russland zu sein. Alles mutet fremdartig und russisch an: Der Baustil trägt russisches Gepräge, die Straßennamen sind in russischer Sprache geschrieben, die Reklamen leuchten in Russisch entgegen, und von überallher dringen russische Laute ans Ohr. Russisch ist die Amtssprache; Litauisch hört man nur selten. Sehr stark zerstört ist der am Hafen angrenzende Nordteil der Stadt. Von dem Vorort Bommelsvitte steht fast nichts mehr. Wesentlich besser sieht es im Süden der Stadt aus, der durch den Krieg nur wenig gelitten hat und inzwischen zum großen Teil wieder aufgebaut worden ist. Die Kirchen dieses Stadtteiles liegen allerdings auch heute noch in Trümmern. - Zwischen den Apollo-Lichtspielen und der alten Post hat man alle Hausruinen und Trümmer restlos beseitigt, und einen großen Platz mit Fahnenmasten und Grünanlagen geschaffen. Hier werden sämtliche propagandistische Feiern und Aufmärsche abgehalten.

Die jetzige Einwohnerzahl der Stadt schätzt man auf 50 000, das ist nahezu so viel, wie sie vor dem Krieg beherbergte; jedoch sind von den 40 000 Deutschen, die damals dort wohnten, nur etwa 500 übriggeblieben, die jetzt unter großen Entbehrungen einen harten Kampf ums Dasein führen.

Die Geschäfte sind voller Waren, jedoch ist das Geld knapp und außer den Lebensmitteln - vor allem Kleidung - so teuer, dass sie sich ein gewöhnlicher Arbeiter, der etwa 350 bis 450 Rubel im Monat verdient, nicht leisten kann. So kostet zum Beispiel ein Pfund Butter etwa 10 Rubel, ein Pfund Wurst je nach Qualität 10 bis 15 Rubel, ein Käse zwischen 5 und 10 Rubel, ein Ei etwa 1 Rubel. Für einen fertigen zweiteiligen Anzug zahlt man je nach Güte 300 bis 900 Rubel; ein Paar Lederschuhe kosten 100 bis 150 Rubel. - Einigermaßen erträglich geht es den Facharbeitern; sie haben ein monatliches Einkommen von ungefähr 1000 bis 1500 Rubel. So kommt es, dass man auf den Straßen ausgesprochen elegant gekleidete Menschen und solchen, die in armseligen Lumpen gehüllt sind, begegnet.

Der Verkehr in der Stadt ist sehr rege, so dass man in letzter Zeit an einigen Kreuzungen Verkehrsampeln errichtet hat. Wie früher fahren wieder Stadtbusse auf den alten Linien; die Fahrpreise sind allerdings ziemlich hoch. Ansonsten kann man neben zahlreichen Panjewagen vom alten Opel „P 4" bis zur modernsten Luxuslimousine alle Gattungen von Autos antreffen. Vor allem aber begegnet man vielen Militärfahrzeugen, denn Memel ist eine Soldatenstadt geworden. Die alten Kasernen in der Moltkestraße sind überfüllt, und ein großer Teil - vor allem Marinesoldaten - sind in Mellneraggen untergebracht.

Die Industrie und Wirtschaft der Stadt arbeitet zum größten Teil wieder. Die früheren städtischen Versorgungsbetriebe sind wieder in Gang. Ferner laufen die chemische Fabrik, die

Streichholz- und Sperrholzfabrik, die Getreidemühlen, die Zellulose-Fabrik und mehrere Textilfabriken.

Das Leben im Seehafen ist sehr zurückgegangen. Hier sind jetzt vor allem Fischkutter stationiert, nachdem der Fischereihafen in Bommelsvitte zugeschüttet worden ist. Die Zahl der Kutter schätzt man auf 130. Alle Fischer gehören Arbeitsgemeinschaften an - Artels genannt. Jedem Artel wird ein bestimmtes Fanggebiet zugeteilt; die Fische müssen abgeliefert und selbstverständlich ein bestimmtes Soll erfüllt werden. Für Mehrlieferungen bekommt man Vergünstigungen verschiedener Art. Die Fänge werden zum großen Teil in der Stadt zu Fischkonserven verarbeitet. Der Verdienst der Fischer ist im Allgemeinen ganz gut. Das gesamte Hafengebiet ist durch eine hohe Bretterwand abgesperrt und wird scharf bewacht; nur mit einem besonderen Ausweis darf man dieses Gebiet betreten Die Hafenanlagen sind zum großen Teil wieder repariert. Der Lotsenturm, der am Kriegsende gesprengt wurde, liegt allerdings noch in Trümmern. Die stark beschädigten Molen sind nahezu ausgebessert. Zerstört waren auch die meisten Speicher, die reparaturfähigen hat man ausgebessert, die übrigen abgerissen oder eingestürzt gelassen. Von den Kränen war kaum einer beschädigt; sie sind wieder in Betrieb, und einige neue sind noch dazu gekommen. Auch ist man jetzt dabei, die Wracks zu heben oder zu sprengen und das Hafenbecken und vor allem die Einfahrt, die inzwischen stark versandet war, wieder auszubaggern.

Von den Gotteshäusern sind nur die Englische Kirche und die Apostolische Kapelle am Ferdinandsplatz erhalten geblieben. In beiden wird jetzt katholischer Gottesdienst in litauischer oder russischer Sprache abgehalten. Die Kapelle auf dem Städtischen Friedhof dient der Russisch-Orthodoxen Kirche für ihre Andachten. Evangelische Gottesdienste werden in der Stadt selbst offiziell nicht mehr abgehalten. In den Dörfern hingegen sammeln sich die kleinen Gemeinden mit erstaunlicher Beteiligung in ihren Kirchen, wo zumeist Laienpfarrer das Wort Gottes verkünden.

Kulturell wird in Memel nicht sehr viel geboten. Die wenigen Kinos, die überhaupt spielen, zeigen vor allem propagandistische Tendenzfilme in litauischer oder russischer Sprache.

Ab und zu läuft auch ein alter deutscher Film, der in der Regel wesentlich besser als die anderen besucht wird. Propagandistische Ausrichtung haben auch die Stücke, die von einem litauischen Ensemble im ehemaligen Stadttheater, das nicht zerstört ist, aufgeführt werden bzw. von einer russischen Bühne in der Aula des Gymnasiums.

Was das Verkehrswesen des Memellandes anbetrifft, so ist zu berichten, dass auf den Eisenbahnstrecken von Memel nach Krottingen, nach Heydekrug und nach Tilsit wieder einige fahrplanmäßige Züge verkehren. Die Kleinbahnen wurden kurz nach Kriegsende überall demontiert und nach Russland abtransportiert; an ihrer Stelle fahren einige Omnibusse.

Werfen wir abschließend noch einen kurzen Blick nach Tilsit:

Durch Kriegseinflüsse war diese Stadt über die Hälfte zerstört, darunter das Schützenhaus und das Landratsamt, jedoch sind heute die Trümmer zum allergrößten Teil wieder fortgeräumt und vieles ist inzwischen aufgebaut worden oder befindet sich noch im Bau.

Unversehrt geblieben ist das Bahnhofsgebäude. Der Güterbahnhof war zerstört, ist jetzt aber nahezu hergestellt.

Auch die Industrie kommt hier langsam wieder in Gang. Es arbeiten die Hefewerke, die Vereinsbrauerei, die Zellstoff- und die Seifenfabrik. Die Fachkräfte sind meistens Deutsche, die man mit allen Mitteln festzuhalten versucht. Der Betrieb im Hafen ist noch spärlich.

Von der Landeskirche stehen nur noch die Fassaden. Das Dach und das Mauerwerk der Ordenskirche waren stark beschädigt. Nachdem sie notdürftig repariert worden war, richtete man im Kirchenschiff eine Schneidemühle ein, die man inzwischen aber wieder herausgenommen hat. Jetzt werden hier wieder Gottesdienste abgehalten.

Unversehrt geblieben sind das Theater und das Gerichtsgebäude. Das Elchstandbild ist von seinem ursprünglichen Platz fortgenommen und hinter Jakobsruhe errichtet worden.

Von den zahlreichen Brücken, die Tilsit besaß, waren viele gesprengt worden. Die Luisenbrücke ist durch eine sechsbogige Holzkunstruktion ersetzt worden.

Die wenigen Deutschen, die noch in der Stadt leben, fühlen sich dort denkbar unglücklich und warten voller Sehnen auf den Tag, der ihnen die gewünschte Freiheit bringt. H. R.

 

 

Seite 3   Unser Rominten im Schnee. Von W. Freiherr von Ungern-Sternberg, Kiel

Foto: gezeichnetes Bild (Hirsch in der Rominter Heide) von W. Freiherr von Ungern-Sternberg

2 Fotos: Das Kurhaus am Marinowo-See im Winterkleid – Die Eisenbahnbrücke bei Blindgallen. Aufn. Ehmer

Rominten! Wem, der Sinn und Liebe für die herrliche Natur der ostpreußischen Heimat hat, schlägt nicht das Herz höher sobald er diesen Namen hört? War doch die Heide eins der schönsten Gebiete Deutschlands, das aufzusuchen ein Erlebnis bedeutete. Aber nur so lange der Sommer über das Land zog und mehr noch, wenn der Zauberer Herbst seine verschwenderische  Farbenpracht über den Wald ausschüttete, als wollte er ihn zur hohen Zeit unseres edelsten Wildes aufs Beste herrichten, wurde dorthin gewandert. Wer dagegen kannte diesen herrlichen Forst im Winter? Und doch war der Reiz des tiefverschneiten Bestandes so groß, dass es sich lohnte Rominten aufzusuchen auch wenn es sich ins weiße Gewand gekleidet hatte.

In eisigen Fesseln lag, wenn man von Osten kam, der Marinowa-See da, und über seine weite Fläche spannte sich ein blütenzartes, frisches Linnen, von Frau Holle gewebt. - Von ferne grüßte der dunkle, nun weiß überhauchte Wald, der sich sonst in den klaren Fluten spiegelte.

Tiefste Stille herrschte im Dom der ragenden Tannen und Kiefern mit den bis hoch hinauf verwehten Stämmen und von schweren Schneehaufen gekrönten Wipfeln. Jeder Laut, der entstand, wurde von der weißen Hülle gedämpft. Weit konnte man jetzt in diesem Zauberwalde wandern, durch welchen im Scheiding und Gilbhart das Orgeln der edlen Hochzeiter dröhnte, um auf der Höhe der Brunft zu einer mächtigen, Stunden währenden, urigen Symphonie anzuschwellen, bevor man nun eine Stimme des Waldes vernahm. Stumm war jetzt das Rotwild. Nur hin und wieder hörte man den dumpfen Schlag einer Axt oder einen Fuhrmann, der Holz aus dem Forst zu schaffen hatte, und seine Pferde antrieb.

Unermüdlich sorgten die Förster für ihre Schutzbefohlenen, denen der Schnee selbst die so karge winterliche Bodenäsung schwer zugänglich machte. Aus den an vielen Stellen errichteten, längst wohlgefüllten Kellern wurden Rüben und Kartoffeln geschüttet. Die geräumigen Schuppen bargen duftiges Heu und getrocknete Eicheln, denn Abwechslung musste herrschen, damit das Wild gut ins Frühjahr kam. Nur zu leicht nimmt es ja Schaden, wenn es später unvermittelt an frisch sprießende Gräser, Triebe und Knospen kommt.

 

So manchen guten Anblick an den Futterplätzen und Wechseln zu ihnen konnte man genießen, wenn man sich unter Wind anstellte und vollkommen regungslos, in ausreichender Deckung verharrte. Bei kapitalen Stücken gehörte freilich auch Dianas Gunst dazu, denn ohne Dusel geht es nun mal bekanntlich im Walde nicht.

Nicht nur Rot-, sondern auch Dam- und Rehwild zog zu diesen gedeckten Tischen und ermöglichte Beobachtungen, wie sie sonst im Jahre nur selten und nicht in solcher Zahl gemacht werden konnten. Hin und wieder hatte zwar ein Hirsch schon abgeworfen, die Mehrzahl der Edlen trug aber noch den Hauptschmuck und so manches Geweih darunter war hochkapital.

Wem St. Hubertus besonders gewogen war, dem kamen wohl auch mal Schwarzkittel zu Gesicht, oder er hatte den unerwarteten Anblick eines Elches! Dieses Wild hatte sich nämlich, bei der erfreulichen Rückeroberung seiner einstigen Stände, in einigen Stücken in der Heide aufgefunden.

Kurz vor dem letzten Weltkriege erhielt Rominten aber noch eine Sehenswürdigkeit besonderer Art: Von den Brüdern Heck, den Zooleitern von Berlin und Hellabrunn bei München waren, nach jahrelangen Versuchen, aus primitiven Rinderrassen erfolgreich gezüchtete Ure, ein starker Stier, einige Kühe und Kälber, auf Veranlassung des Reichsjägermeisters in eine Revierförsterei gebracht worden. Nach kurzer Zeit im Eingewöhnungsgatter, erhielten sie die Freiheit und verwilderten bald vollkommen. Sie mussten daher richtiggehend angepirscht werden, wenn man sie beobachten wollte. Bei ihrem Anblick konnte man sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt fühlen, da dieses Urrind, neben dem Wisent und Wildpferd, noch in unseren Wäldern seine Fährten zog und zur begehrtesten Beute unserer Ahnen gehörte.

In tiefster Winterruhe lag auch, beschützt von himmelragenden, uralten Kiefern und eingebettet im tiefverschneiten Park, das Jagdhaus Rominten. Wie ins Zeitlose versunken und weit von allem Getriebe der Welt war diese einzigartige Waldmannsstätte, die neben einer Trophäensammlung ohnegleichen die schönsten Werke des ostpreußischen Jagdmalers Richard Friese barg.

Nun liegt Rominten öde und verlassen da. Zerfetzt von den harten, hin und her wogenden Kämpfen im Herbst 1944 sind seine schönen Baumbestände. Zerstört ist das kaiserliche Jagdhaus mit den Schöpfungen eines der größten deutschen Künstler, der - wie keiner vor und nach ihm - die Heide in ihrem ganzen Zauber darzustellen verstand. Vernichtet ist auch, wie alles übrige Leben, das Ganze, während eines halben Jahrhunderts mit unendlicher Liebe, Mühe und Begeisterung herangehegte, durch seine Geweihe unerreichte und darum weltberühmte Rotwild. –

Heute dürften bloß Wölfe, die einst, aus Litauen herübergewechselt, nur kurze Gastrollen in diesem Wilddorado geben konnten, da ihnen immer schnellstens der Garaus gemacht wurde, neben einigen Stücken wehrhaften Schwarzwildes, in der geschändeten Heide Standwild sein. Ihr klagender Ruf allein durchdringt nun schauerlich die Todesstille des verwüsteten Waldes ringsum.

 

Seite 3   Unsere Buchbesprechungen:

Elbinger Hefte. Herausgegeben von Dr. Fritz Pudor. Westverlag Essen.

Wer hört nicht immer wieder einmal in der Fremde gern die vertrauten Laute seiner engeren Heimat? Klingen sie in der Sprache auf, dann offenbart sich so die Grundlage des Lebens. Mit Freude werden deshalb die „Elbinger“ zu dem kürzlich erschienenen Elbinger Heft Nr. 11 „Rund um das Frische Haff“ von Walther Braun, greifen. Der Verfasser tritt hier getreu einer literarischen Tradition als Plauderer und Erzähler hervor. Er schildert seine Heimat und die Menschen in ihr, wie sie in Wirklichkeit waren. Dabei bedient er sich erfreulicherweise immer wieder der Mundart Elbinger Prägung. Gewiss werden seine Erzählungen und Plaudereien nicht nur bei seinen engeren Heimatgenossen, sondern auch bei vielen anderen, Beifall finden.

Verschieden von diesem Heft ist das vorangegangene Nr. 10: „Durch die Jahrhunderte“ Hier spricht Max Halbe zum Leser mit seinem gleichlautenden Festspiel zur Siebenhundertjahrfeier der Stadt Elbing 1937. Bisher ungedruckt, werden die beiden Teile: „Unter dem Ordensbanner“ und „Morgenrot“ hier der Öffentlichkeit übergeben. Der Witwe des Dichters ist es zu danken - neben dem Herausgeber -, dass die Drucklegung möglich wurde. Sie selber leitet das Heft mit Stimmungsbildern über ihren Gatten und die denkwürdigsten Tage der Feier ein.

 

Die Marienburg

Jahrbuch des Nordostdeutschen Kulturwerkes, 1952/53. Verlag: Organisation- und Werbezentrale Willi Balbach-Hannover.

Mit dieser von dem Direktor der Nordostdeutschen Akademie Prof. Dr. M. Hildebert Boehm und dem wissenschaftlichen Leiter Dr. Karl Heinz Gehrmann herausgegebenen Sammelschrift ist den Heimatvertriebenen aus Nordostdeutschland ein reizvolles Quodlibet beschert worden. Es vereinigt in bunter Folge Beiträge von mannigfacher Art des Inhalts und der Vorstellung. Kultur und Mensch der entrissenen Gebiete werden lebendig, oft in leichtflüssigen Erzählungen. In entsprechender Form und allgemeinverständlich wird auch reine Wissenschaft dargeboten. Neben dem Forscher kommt der Dichter zu Wort, desgleichen hören wir die Stimme des Staatsmannes, des Bundespräsidenten Prof. Dr. Heuß. Die Aufgaben des Kulturwerkes umreißt Prof. Dr. Boehm in ausführlicher Darlegung. Schmerzliche Einblicke in den Nordosten von heute, gewährt ein Beitrag von H. von Krannhals. Aufschlussreich ist der Artikel von Karl-Heinz Gehrmann: Vom Heimatgefühl der ostdeutschen Jugend, der auf persönlicher Erfahrung beruht. Dass am Schluss des Jahrbuches ein niedersächsischer Dichter, Georg Grabenhorst, mit einem versöhnlichen Essay zu Worte kommt darf als glücklicher Gedanke der Herausgeber noch besonders vermerkt werden. Bilderschmuck begleitet den Inhalt des Buches, dem eine gute Ausstattung mitgegeben ist. Dr. W. G.

 

Ostdeutscher Märchen- und Sagenborn

Erzählt von Robert Lindenbaum, Alfons Heyduk und Jochen Schmauch. 240 S., ca. 40 farb. Zeichnungen, DM 9,80. Verlag Volk und Heimat, München 15.

Gerade rechtzeitig zu Weihnachten hat der Verlag Volk und Heimat, München, sein neuestes Verlagswerk: „Ostdeutscher Märchen- und Sagenborn“ herausgebracht. Dieses Buch enthält eine umfangreiche Sammlung ost- und westpreußischer sowie schlesischer und sudetendeutscher Märchen und Sagen. Wir müssen dem Verlag Dank sagen für dieses prächtige Weihnachtsgeschenk, das auf dem Gabentisch der Kinder heimatvertriebener Eltern nicht fehlen sollte. Der, ostpreußische Dichter Jochen Schmauch, der schlesische Dichter Alfons Heyduk und der sudetendeutsche Dichter Robert haben dieses Werk in Gemeinschaftsarbeit gestaltet. Etwa 40 farbige Zeichnungen (von E. Gottschlich und H. Blömer) illustrieren das Buch in geschmackvoller Weise.

Die geheimnisvolle Zauberwelt der Märchen und Sagen unserer ostdeutschen Heimat wird in diesem Buch lebendig, Was daheim gesponnen wurde zwischen den Bergen und Tälern, Wiesen und Feldern. Seen und Flüssen erwacht zu neuem Leben und alle großen und kleinen Leser werden angerührt und angepackt von dieser unwirklich wirklichen Welt, wo die Stärken und Schwächen unseres menschlichen Charakters die Wünsche und Träume unserer Herzen auftreten und durch Wandlung und Verwandlung zu uns sprechen. Durch dieses Buch können wir unseren Kindern auf eine sehr schöne Weise die Heimat wiedergeben und sie in unsere Heimat führen.  

 

„Deutsche Baukunst im Osten“, herausgegeben vom Göttinger Arbeitskreis erscheint demnächst im Holzner-Verlang (früher Tilsit), Jetzt Kitzingen am Main

 

Seite 3   Deutscher Osten Deutsche Heimat. Hans Mann. Ferd. Dümmlers Verlag, Bonn 1952, 68 Seiten, brosch. 1,90 DM.

In der Reihe der Dümmlerbücher geht uns diese Neuerscheinung besonders an. Es ist eine kleine Heimat- und Länderkunde von dem Deutschland östlich des Eisernen Vorhang, entstanden unter Mitarbeit ostdeutscher Lehrer und Heimatfreunde und wie der Verfasser im Vorwort sagt, „mit Herzblut gestaltet“. Es berichtet auf 68 Seiten in Text- und Bilddarstellung über den gesamten ostdeutschen Raum. Nichts ist vergessen, nichts zu kurz gekommen, endlich auch mal Ostpreußen nicht. Alles finden wir, was uns lieb und teuer war und ist: die Ostsee den Strand, den Bernstein, die Dünen der Nehrung zwischen Meer und Haff, den Elch, Masuren, den Oberländischen Kanal, die Trakehner Pferde, die Rominter Hirsche, die großen Rinderherden. Dazu Angaben über die Werte der einst so blühenden Wirtschaft, Einwohnerzahlen der Städte und einen Überblick über die Geschichte unserer Heimat. Ebenso wie Ostpreußen sind auch die anderen Gaue östlich der Elbe und des Thüringer Waldes behandelt. Alles ist klar und leicht verständlich dargestellt, fesselnd für Erwachsene und für Kinder. Es ist erstaunlich, welche Fülle der Mitteilungen auf diesen 68 Seiten Platz gefunden hat. Die Aufgliederung ist dabei so geschickt, dass man das Werk leicht als Nachschlagebuch benutzen kann, Martin Wegener

 

Seite 3   Wölfe und Wolfsjagden in Ostpreußen

Nachdem der letzte braune Bär der freien Wildbahn in Ostpreußen im Jahre 1915 in dem Puppener Forst, einem Teil der Johannisburger Heide, erlegt worden war, gab es keine sogenannten „reißenden Tiere“ mehr als Standwild in der nordöstlichen Provinz Deutschlands. Gelegentlich hörte man von Luchsen, die aus den Urwäldern Polens in einzelnen Exemplaren über die Grenze gewechselt waren, und häufiger auch von Wölfen, die bis nach Ostpreußen vordrangen. Diese unwillkommenen Besucher aus den östlichen Weiten waren zu Ende des vergangenen Jahrhunderts fast jeden Winter Einzelgäste in den ostpreußischen Forsten. Auch paarweise wurden die Wildräuber ganz selten gemeldet, während die letzten größeren Wolfsrudel auf ostpreußischem Boden 1812/13 erwähnt wurden, wohin sie wohl im Gefolge des Rückzuges der Großen Armee Napoleons gelangt sind. Es ist also die Behauptung unwahr, dass in Ostpreußen der Wolf zu dem ständig dort anzutreffenden jagdbaren Wild gehörte.

Seit 1900 sind in den Grenzbezirken wohl in harten Wintern einzelne Wölfe aufgetreten,  sie hielten sich aber nicht lange, da ihnen die Förster von ihrer Entdeckung an keine Ruhe ließen und die auf sie angesetzten Treibjagden sie entweder meistens zur Strecke brachten oder wieder über die Grenze nach Osten verschwinden ließen. Solche Wolfstreiben wie sie in der Johannisburger, der Rominter Heide und auch in den übrigen Grenzbezirken sogleich nach Aufspüren eines Wolfes eingeleitet wurden, waren für die heimischen Forstmänner und Jäger seltene und daher hochwillkommene Ereignisse, obgleich sie jagdlich gewöhnlich ohne Sensationen verliefen. Aber ein Wolfstreiben war doch mal was anderes.

Ein Ausnahmefall war Mitte der zwanziger Jahre es kann 1925-27 gewesen sein das Auftreten eines Wolfes im Sommer. Dieser räuberische Einzelgänger konnte ein paar Wochen lang Rehwild und Forstbeamte beunruhigen. Dann nahm auch er ein unrühmliches Ende. Ein Landwirtssohn aus Wartendorf bei Johannisburg, der zum Heuen auf eine Waldwiese fuhr und, um Wildkaninchen zu schießen einen 6-mm-Tesching mitgenommen hatte, bemerkte plötzlich am Wege in wenigen Metern Entfernung einen „großen Hund“. Er schoss auf das Tier und hatte das Glück, dass diesem die kleine Kugel in das rechte Licht drang und seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Dieses auf so zufällige Weise erlegte Tier erwies sich dann als ein starker Wolfsrüde, der größte Wolf, der seit Generationen in Ostpreußen erlegt worden war. Er fand, ausgestopft, Aufstellung im Zoologischen Museum in Königsberg, wo er wohl ein Opfer der Kriegsfolgen geworden sein dürfte.

 

 

Seite 4   Kardelkes Wienachte. Von Erminia v. Olfers-Batocki

Es wär emoal e kleener Jung von fiftehalf (1) Joahrkes, de heerd up dem Noame „Kardel“ (2). Man blot sin Oma – dee wo de Mudder von sin verstorwenet Mutschke wär, da säd to em „Kalla (3) und dat jefull em beeter, als wie Kardel“. Ower sin leew Oma de kräj he nich veel to sehne, denn dee wohnd e kleen Stund af inne Kerschdärp un dee hadd man e ganz kleen Stoofke innet Armehus. Dem Kardelke sin Voder dee hadd e Grundstik uppem Affbu (4), doa wertschaft he met sine fresche (5) Frau – dat wär nu dem kleen Kardel sin Steefmudder.

Eene Dag – et wär jhek Wiehnachte - doa käm de kleene Kardel inne Käch un säh to Wurscht moke. Sin Steefmudder dee stunn anne Desch vär e groot Schettel (6) voll Blotwurschtdig und fielld met dem Leepel dat rode Tiechs dorche End Kohhorn inne Därmsels (7) rin. Ganz bloddige Händ häft de Steefmudder gehadd; ok de Jackearmel, ok de Schärt (8) vull rode Plagge (9), Die Lina - wat de Deenstmarjell (10) wär - de hadd de Därmselender (11) met Band togebunde und häft se länge Rih (12) uppem Desch geleggt. Un de dick Makuthsche, dee wo vär hälpe gekome, dee hadd inne Holtwann de Därm jewasche - eenmoal met Schnee, eenmoal met Solt, un wedder met Schnee, un wedder met Solt - und hadd se jedrellt un jekränpelt (13) un von alle Side besehne un met e Handdok afjedreejt (14) un denn terschneede. Un denn hadd de Makuthsche noe Maschin (15) jesehne wo uppe Plat (16) inne groot koppere Pann de Wärscht kokde; un hadd af un an Holt anjeleggt, datt de Flamme ganz rod utem Herdloch jesprunge sinn. Dat häft de kleen Kardel aller jesehne un häft wat wulld toa Lina sägge. Ower denn hadd emde Steefmudder met e Schleef (17) jedroht un häft jeschompe: „Jung, hol et Mul! Wenn du wat säggst, denn platze mi de Wärscht up. (18) Un keener nich deerd (19) e Wort to sägge; blot von weje de Wärscht, doa schischelde (20) se sek wat to, un de Buersche (21) fuchteld (22) met de bloddje Händ dorche Luft, wenn se wat to befehle hadd.

Doa gung de kleen Kardel rut uter Käch un sett sek inne Stoow bien Voder uppe Kachelbänk. (23). - „Jiwt bold Owenbrot?" fragd em de Voder noe Wielke. „Ne", meend de kleen Kardel, „de Käch is ganz vull Worscht! Se häbbe keen Tid nich far uns to koke." - „Denn wird et woll hid owend all Worschtsopp met hitte Lewerwärscht jewe!" sed de Voder un jräpp noer Mätz, „wenn de Mudder froagt, denn säggst, ek si jegange, mi e Flaschke Rum hole - de Worschtsopp schmeckt met Groch (24) beeter!" Indem mokd he de Lämp ut un gung. - De kleen Kardel wußd, datt wenn et inne Stoow diester wär, datt he denn inne Käch gohne mußd, drum schlech he sek wedder terigg, un de warm Damp schlog em umme Näs un dat roch aller no Peperkrut un Meiran (25) un dat stunk no Därm un Fleesch. De Steefmudder, dee mängeleerd (26) jeroads de jequollene Jrätt (27) met Bloot tosamme. Un de Arnst (28), wo bie Bure deend, stund un drelld de Fleschmaschin, datt de Schwoarte kleenjemoakt wurde. Un e groot Schettel met Fettstickselkes to Silz stunn ok doa un de groot dorchjespoldene Schwienskopp lag doabi - dat säh so gruslig ut. - Un de kleen Kardel deerd nuscht sägge un stelld sek bi em Arnst hen un kikd to wie dat termoahlene Schwartefett uter Fleschmaschin rutakäm. „Jung" schuscheld (29) de Steefmudder, „kimmst mi undere Feet, goh inne Stoow." - „Doa is diester" sädd de kleen Kardel ganz leiske, datt de Wärscht nich sullde upplatze.

„Wo is de Voader'?" froagd de Steefmudder. „Is inne Krog jegange em jankerd (30) no Groch un Worschtsopp!" - „Sett di doa inne Winkel uppe Bänk un ätt!" befoll em de Steefmudder, „ower spoad di, ek bruk dem Teller!" Un se schäppd em e Leepel to, um nu mußd de Jung schlucke. De fette Supp wull nich Techt glutsche (31), ower de Kardelke nähm seek tosamme; un wenn he dachd, datt et em terwarje sull, he schluckd alle runner so schwoar wie et em ok word. Wenn bi (32) e Stickselke (33) dreej (34) Brotke wär datojewese - oawer dat deerd he nich to bidde Wi he nu dem leddje (35) Teller wedder terriggjäw, doa säd de Buersche: „Nu huck un speel" un se nähm seß Gansgujle (36), dee hunge inne Schoschtienmantel up eene Band jetoge un wäre all dräj. Tosammejestickselt wäre se so wie runde Rind, un Arwte (37) wäre binne, datt se hibsch kunnde klappre. Dee schmeed de Steefmudder dem Junge to; un he huckd sek wedder uppe Bänk inne Winkel un de Katt sprung to em rup un he speeld met de Katt un met de seß Gansgurjle. Up enmoal froagd de kleen Kardelke: „Towat häbbe wie ejentlich Wiehnachte?" - „Dommdriester Jung!" schämpd de Buersche, towat wi Wiehnachte häbbe? Na - datt et sull Schwiensbroade jewe un Worscht, und Silz (38) - un datt wi Floade backe un Peperkokes, - to dat is Wiehnachte!" -

Et wurd späder un späder. De Storm huuld inne Schoschtien un de Schnee verfung sek mangke Strohmatt färem Finster un moakdd uppe Schuwe (39) witte Musterkes. Un wie de Worscht wär utem Kessel jenome, doa säd de Lina: „Mi grut - ek denk, hide ward noch de Schemmel (40) kome!" Un de Arnst lachd un meend: ,,Ek heer em all klingere!" Ower de Wiehnachtsschemmel käm nich. - Un wie de kleen Kardel hadde Stund oder twee uppe Bank gehuckt, doa full em de Kopp up een Sid un em kam de Schloap an. Doa nähm em de dick Wakuthsche un brachd em to groage inne Stoow un schmeed em uppet Bedd un bestoppd em met de schwoare Todeck, datt he kunnd schloape bliewe.

Ower inne Käch doa jätt de Buersche de Worschtsupp. in e deep Kuffel (41) und schmeed de jeplatzte Wärscht rin. „Dat es de Jung schuld, de Kardel", dachd se bi sek, „dee häft jeschabbert (42), wie min Wärscht in Kokes wäre." Un se mokd so e Jesecht, datt se utsäh wie e bruner Peperkoke, wo de Korinteoge tosamme jeschorrt wäre und wo de Mandelnäs to deep inne Kokediek rinjedrickt worde wär. Jo, sulk e scheewet Jesecht mokd de Buersche.

Dem Kardelke dem wurd et emmer hitter under sin Todeck (43) un up em läj de Katt und Bewarmd em ok noch. Un dem kleen Jungje dreemd wat: un hesäh vär sek eene groote dicke Kerdel, dat wär de „Jrättworschtmann" (44). Disser hadd e Kopp so groot wi e Mälsteen ower dick un rund; un wo sunst de Hals sätt, doa wär dat met Garn afjebunde un ut de Oge kwoll em de Jrätt rut un utet Mul stunde Sperkel (45) so wie lange witte Tähn. Un dat Liew, un Arm un Händ, un Been un Feet dat war aller von Jrättworscht un truff vull Schmolt. De Jleddersch (46) de wäre aller ajjjeschnärt met Foadems (47). Diss jewaltje Kerdel kam näjer un näjer, un drohd met dem Worschtfinger, un full äwer dem kleene Junge un bedriggd em, datt he sek verschrock un lut upschräj! –

To dena Tid wär de Buer no Hus jekoma un dee huckd, wi et all twelwe jeschloahne hadd, bi Groch un Worschtsupp. Ower wie he sinem Junge em Bedd schräje heerd, do gung he to em, joagd de Katt runner und schloagd dem Todeck terrigg. Wi he nu met de Hand dem Junge ävere Kopp fohr, wurd he jewoahr, datt de Kardelke schwitzig war un säd toer Buersche: „De Jung häft sullk groot Hitt, de Jung is krank." - „Wat," schräj de Fru, „wer häft nu de Tid, Dokter to speele - ek nich! Nu vär Hilljedoag (48), bet de Worscht äwer Sid is - un denn de Floade to backe - un de Stoow to schiere - un wat noch aller is -! - Häbb ek Tid no dem jriese Junge to sehne? Scheck em wech - lot de Grootmudder em nehme!" - Un de Fru tog dem arm verschlopene un kranke Junge sine Sinndachskleeder an, bund em e dick Schalldok äwere Mätz, treckd (49) em de Schoh äwere Feet un befull dem Arnst, datt he sulld dem Kobbel (50) väre Schlede spanne. Denn packd se noch e poar Peperkokets tosamme: „datt se eenem nich berede!" un sätt dem Junge inne Schlede rin. De Arnst stoppd em noch de Perdsdeck umme Feetkes un sett sek deicht bi em ran, datt he em so recht bewarme kunnd. Denn knalld he met de Pitsch un los gung et dem schneeje Wech lang. De koalde Flocke fullde sacht un week äwer se. Dat ganze Land wär witt un nuscht wär to häre, als hen un wedder wo e Schleedeglock, ower datt aff un an wo e Hund belld. De kolde Luft däd dem Kardelke god. He munderd sek rasch up; un wie se dorchem Wo!d käme, wo de Dannebeem stunde, säd he tom Arnst: „Arenst. wennehr (51) is Wiehnachte?" - „Morje is Hillje „Dat is aller?“ froagd de Kardelke. - Und de Schleede bracht se wider un wider dorch e langet Därp dorch; doa wär vär jederem Hus underem Strohdack inne Schnee e grooxer rorder Plagg - dat wär vonnet Schwien schlachte. Man blot vär eene eenzji Där, doa wär dat nich, - un dat war dat Huske anne End Därp, deicht anne Kerche - barch, dat wär dat Armehus. Un doa häld nu de Schlede stell un de Arnst bund de Lien anne Schwengel an, un he drog de injepummelte (52) kleene Junge innet Hus rin. Doa wär et ganz duster. Ower de Arnst kloppd rechter Hand anne Stoowedär.

„Wer es doa" schräj de Oma met ehre hohe Oawend", säd de Arnst, „un äwermorje is erscht Fierdag". - „Towat is eejentlich Wiehnachte?“ froagd de Kardelke. „Na", säd de Arnst, „de Fru säggt je -: tom Fleesch fräte!". Stämm. Doa sätt de Arnst dem Junge anne Erd un gung terrig tom Perd. Un de kleen Kardelke schräj noch hicher und juchd (53) jlick lustig up: „Oma - ek! Oma - ek! - „Kalla, min Jung!" schröj de Oma und schlut de Där up un tog dem Junge rin und hardsd em un butschd (54) em af. Un de halwe Nacht bet morjes vertällde s sik, - so veel hadde s sek to sägge. „Kalla, min Jung," säd de Oma, „dat sinn nu scheene Wiehnachte far mi! Un wenn ek ok nich häbb e fett Schwien tom schlachte jehadd, dat schoad nuscht. De Fru Farr häft mir twelwe rode Aeppel jeschonke un de Fru Kanter brachd mi jistre e lang Streemsel (55) Floade. Dat es jenoch far di und far mi, Kalla, min leewer Jung!"

Un värmiddags, wie de Oma in ehr kleenet Stowke rumkrasseld (56) doa läj de Jung inne gode gesunde Schloap. Un de Oma gung alle Wielerkes emoal an dat groote Hemmelbedd ran un schlog ganz sachtke de jewärtelte (57) Gardine terrig und betrachtd sek dem Junge. Un denn säh se in Jedanke in dat Jesicht von ehrer Duchter, wo dem kleen Kardel sin Mudderke jewese wär. Ower wil de Jung noch in schlopens bliewe sull, drum lätt se em ligge un drussle (58).

Nich wir vonne Kerchebarch do fung de Wold an un de Herr Färschter wär e frindlicher Mann; to dem gung se un he schonk ehr e kleen Danneboomke; un de Fru Färschter jäw e poar bunt Lichterkes un e Tud (59) vull Pepernett dato, denn se wußd, datt dat ol Wiefke innet Armenhus wohnd. Wie de Oma nu met all dat no Hus käm, stelld se aller uppem jrene Kaste up. Dat Boomke putsd se ut un hung aller, wat se hadd, ran. Un de korte Dag gung rasch värbi, bold nomiddags wurd et all wedder diester. Un wiede Sunnke äwerem Schnee undergung, doa nähm de Oma de hillje Schreft und sätt sek de Brill up un fung am Finster an to lese. - Met eenenmoal juchd wat in ehr groot Hemmelbedd, un de Gardine floge utenander. „Oma! Min Oma!" schräj de kleen Jung un hadd sullk kloare, utjeschloapene Ogkes. „Kalla, min Jung!" säd de Oma und de kloare Träne rollde ehr vär Freid vonne dreeje Backe runner. - Un se waschd em un se tog em an un se jew em Kaffe und Floade. „Ach Oma", säd de Kalla, „dat jefillt mi, datt ek hier nich bruk Worscht to freete, ek kann dena Wärscht nich mehr sehne - mi grut vär dat! - Sägg emoal, Omutschke - towat is bi die Wiehnachte?" „Warscht sehne, min Jung!" säd se. - Doa funge de Glocke bute an to lidde. Un de Oma tog dem Junge Handschkes an, un sätt em de Mätz up, un nähm em anne Hand, un gung met em enne Kerch. De kleen Kardel hadd noch keen Moal keen Kerch nich jesehne. Doa stunde twee groot hell Wiehnachtsbeem to beids Side vonnen Aktar; un de Orgel speeld un de Scholkinder sunge:  

„Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all

Und de ganz Kerch wär vull von Minsche ut all Därpersch inne Rund. Man blot dem Kardelke sin Voder met sin Fru, de wäre nich doa, denn dee fierte ehr Wiehnachte up eejene Art.

 

Anmerkung: (1) viereinhalb. (2) Karl. (3) volkstümlicher Kosename für Karl. (4) Abbau außerhalb des Dorfes. (5) neue. (6) Schüssel. (7) Gedärme. (8) Schürze. (9) Flecken. (10) Dienstmädchen. (11) Enden der Därme. (12) der Reihe nach. (13) umgewendet. (14) abgetrocknet. (15) eiserner Herd (16) Herdplatte. (17) großer Holzlöffel. (18) Volksaberglauben. (19) wagte. (20) flüsterten. (21) Bäuerin. (22) fächelte, Zeichensprache. (23) Ofenbank. (24) Grog. (25) Pfefferkraut und Majoran. (26) mischte. (27) Grütze. (28) Ernst. (29) flüsterte. (30) jankre, Esslust haben. (31) kleiden. (32) wenigstens. (33) Stückchen. (34) trocken. (35) leer. (36) Gänsegurgeln. (37) Erbsen. (38) Sülze. (39) Scheiben. (40) Weihnachtsschimmel, Volksbrauch: scherzhafte Verkleidung der Knechte. (40) hohes Irdengefäß. (42) geplappert. (43) Zudeck mit Federn gestopft. (44) Grützwurstmann. (45) Speckstücke. (46) Glieder. (47) Fäden. (48) Feiertag. (49) zog. (50) Stute. (51) wann. (52) eingewickelten. (53) jauchzte. (54) küsste. (55) Streifen Fladen. (56) herumwirtschaftete. (57) gewürfelte. (58) schlafen. (59) Tüte.

 

Seite 4   Turnerfamilie Ost- und Westpreußen

Herzlichen Gruß und beste Glückwünsche den Geburtstagskindern des Weihnachtsmonats:

01.12.1952, Hildegard Jankowski - Borchert (KMTV), 20b Wiedelah (Harz) über Vienenburg.

01.12.1952, Martha Ossowski (Elbing), 24a Hamburg-Nienstedten, Thunstraße 14.

01.12.1952, Horst Puttkammer (Dzg-Nfw), 24b Kiel, Holtenauer Straße 160.

02.12.1952, Helene Kniephoff (Gumbinnen), 22b Bingen (Rhein), Freidhof 5.

02.12.1952, Dr. Streit, jun., (KTC), 16 Weilburg (Lahn).

04.12.1952, Johannes Quell (Marienburg), 16 Fronhausen (Lahn), Stollwerkshöhe 2.

05.12.1952, Emil Cziepluch (KMTV), 23 Oldenburg (Oldbg.), Münnichstraße 7.

05.12.1952, Paul Ortmann (TCDanzig), 13a Nürnberg 34, Simonstraße 18.

06.12.1952, Gertraud Aspodin (KMTV), 14a Ulm (Donau), SpV. Ulm v. 1846, Handballabteilung.

06.12.1952, Kurt Feyerabend (Wehlau), 24b Sehestedt über Rendsburg.

06.12.1952, Elsa Radtke-Wien (KMTV), 22c Merzenich bei Düren, Vorbahnhof.

06.12.1952, Emil Korbanka (Jahn-Lyck), 23 Oldenburg (Oldenburg), Rauhehorst 6.

07.12.1952, Georg Bischof (KMTV), 24b Itzehoe, Neue Str. 9.

07.12.1952, Max Graun (Dirschau). 20b Braunschweig, Wabestraße 5a

07.12.1952, Hanna Merkator-Katzke (KMTV), 16 Johannisberg (Rheingau). Weingut Zerbe.

07.12.1952, Martha Quasbarth-Jagusch (Lötzen), 20a Hameln, Domeierstraße 28.

07.12.1952, Dr. Lothar Walther (KMTV), 24a Hamburg-Kl-Flottbek, Papenkamp 35.

09.12.1952, Wolfgang Strecker (TCDanzig), 24a Hamburg 33, Giögersweg 17 II.

10.12.1952, Anna Heeling-Krojanki (Dzg-Heubude), 20a Bredenbeck 137 über Hannover 1.

10.12.1952, Renate Martin (Osterode), 20a Hameln, Sedemünder Straße 10.

10.12.1952, Wolfgang Peter (Zoppot), 24a Hamburg 24, Ewaldsweg 12 II.

10.12.1952, Kurt Werner (KTC), 20a Celle, Nordtmeyerstr. 19.

11.12.1952, Frieda Noack (Zoppot), 24b Laboe über Kiel, Landhausweg.

11.12.1952, William Werth (Dzg-Langf), 20a Deckbergen 48 über Rinteln.

11.12.1952, Eduard Klutke (Graudenz), 23 Oldenburg (Oldb.), Ackerstraße 20.

12.12.1952, Charlotte Kritzler-Eichholz (KTC), 24b Rendsburg. Am Eiland 14.

12.12.1952, Christel Littau-Podack (KMTV), 3a Güstrow, Werderstraße 33.

12.12.1952, Marianne Perrey-Ewert (Tilsit), 24a Flensburg-Müwik, Landessportschule.

12.12.1952, Doris Kunz-Becker (KTC), 22c Köln-Müngersdorf, Uhdestraße 3, bei Linz.

14.12.1952, Elisabeth Schmidt-Raudies (KMTV), 3b Bergen (Rügen), Bahnhofstraße 49 pt. ,

14.12.1952, Gerhard Mierau (Zoppot), 20a Einbeckhausen über Springe (Deister).

14.12.1952, Grete Scheffke-Basner (Zoppot), 19a Lutherstadt Wittenberg, Stalinstraße 129.

15.12.1952, Kurt Wiese (KMTV), 24a Hamburg-Langenhorn-Nord, Tangstedter Landstr., Nebenweg 10, Hs. 42.

15.12.1952, Willy Schmidt (Lyck), 13b Pöttmes (Obb.), i. Fa. Johann Seubert.

16.12.1952, Helmut Milewski (KMTV), 1 Berlin-Steglitz. Menckestraße 23.

16.12.1952, Franz Segger (TCDanzig), 23 Vechta Füchtelerstraße, Krusenschlop 8.

16.12.1952, Herta Urban-Mischke (KTC), 20a Hannover, Vahrenwalder Straße 52.

17.12.1952, Helmut Quiring (Elbing, KMTV), 21a Minden (Westf.), Weserstadion 1.

18.12.1952, Kurt Bessau (KTC), 24a Lübeck, Holstentorpl. 2a.

18.12.1952, Eugen Schütt sen. (TuFDanzig), 24b Neumünster, Husumer Straße 16.

21.12.1952, Willi Wark (KMTV), 24a Hamburg 20, Hoheluft-Chaussee 74.

22.12.1952, Elfriede Aspodin (KMTV), 24a Freiburg Uber Stade, Bei der Kirche 64.

22.12.1952, Anna Thomas (Wehlau), 24a Lübeck, Moislinger Allee 1/3.

23.12.1952, Rudolf Edse, 22c Bad Godesberg, Augustastr. 7.

23.12.1952, Paul Gongoll (Zoppot), 24a Lübeck. Teichstr. 12a.

23.12.1952, Frieda Tomscheit-Leitmeyer (Allenstein), 24b Flensburg-Engelsby, Kauslunder Straße 76.

23.12.1952, Gerhard Gnech (TgmDanzig), 24b Neumünster, Breslauer Straße 7.

24.12.1952, Gustel Thienert (KMTV), 13b München 13, Georgenstraße 119.

25.12.1952, Walter Hentschel (KMTV), 1 Berlin-Köpenick. Grünstraße 18.

26.12.1952, Helene Richter-Hoffmann (Zoppot), 24b Flensburg, Terassenstraße 15 II.

26.12.1952, Agnes Gottschalk-Schrang (KMTV), 33 Westerstede, Kirchenstraße 4.

26.12.1952, Traute Tibolt-Sprang (Allenstein), 22b Waxweiler (Eifel), Kreis Prüm.

26.12.1952, Martha Krause-Kudritzki (Lyck), 24a Ratzeburg (Lbg.). Demolierung 13.

28.12.1952, Walter Ammon (KMTV). 23 Leer (Ostfriesland) Westerende 36.

28.12.1952, Selma Graeske-Goertzuschoff (Danzig-Langf.), 20a Stöcken über Wittingen (Hann.)

28.12.1952, Wilhelm Preuschoff (Dzg-Nfw), 24a Schmalenbeck über Ahrensburg.

29.12.1952, Heinz Enders (KMTV), 16 Reilos 15 über Bad Hersfeld

31.12.1952, Ilse Badzong-Semkat (KMTV), 13b Landshut (Bay.), Siedlung Mittelwöhr 7

31.12.1952,  Olga Freudenreich - Wölk (KMTV), 19a Halle (Saale), C 2, Fliederweg 32,

31.12.1952,  Helma Rettig (TuFDanzig), 3b Stralsund, Kl. Diebsteig 4b.

31.12.1952, Ursula Korallus (KMTV), 3b Vorland üb. Grimmen.

 

Den runden Zehnern:

Ursel Korallus (20),

Horst Puttkammer,

Helene Kniephoff

Agnes Gottschalk (40).

Willi Wark (50),

Hanna Merkator,

Kurt Wiese (60) und

Eduard Klutke (70 Jahre)

ein besonderes kräftiges Gut Heil!

 

Fröhliche Weihnachten allen Turnschwestern und Turnbrüdern aus dem Gebiet des ehemaligen Turnkreises I Nordosten.

Wahre Fröhlichkeit kann nicht von außen bezogen werden, sie muss von innen her leuchten und auflodern. Möge diese Herzensfröhlichkeit uns allen beschieden sein und möge sie nicht in uns stecken bleiben, von Herzen zu Herzen um uns zünden in der Familie, im Beruf, im Verein und in jedem Lebenskreis, dem wir angehören. Ein Weihnachtsrundbrief von Onkel Wilhelm soll allen ein wenig die Festfreude vermehren durch ausführliche Schilderung der Wiedersehenstage in Marburg und andere Nachrichten aus der Turnerfamilie. Anschriftenberichtigungen bitte daher umgehend zu senden an Wilhelm Alm in Oldenburg (Oldb.), Gotenstr. 33.

Vergesst nicht, gerade jetzt zu Weihnachten kleine Geschenksendungen an Turnschwestern und Turnbrüder in der Sowjetzone zu senden! Unterstützt überall, wo sich Gelegenheit bietet die Forderung: Gebt unsere Gefangenen frei!  

Besinnlich und ernst, voller Zuversicht und fröhlichen Mutes wollen wir die Adventzeit durchleben und damit einleiten wahrhaft fröhliche Weihnachten! Onkel Wilhelm

 

 

Seite 4   Ost- und Westpreußen in Nürnberg

Zum 1. Kulturabend der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen e. V., Nürnberg, versammelten sich etwa 300 Landsleute.

Der 1 Vorsitzende begrüßte die Erschienenen unter ihnen als Gäste den Kulturreferenten der Regierung Herrn Hayduck, und den 1. Präsidenten der „Alten Großen Nürnberger Karnevalsgesellschaft“, Herrn Habicht. Er bezeichnete u. a. die Kulturpflege als vornehmste Aufgabe und die Überlieferung unseres wertvollen Kulturgutes an die Jugend als unsere Pflicht.

Nach ihm richtete Herr Hayduck herzliche Worte an die Anwesenden und übermittelte die Grüße des Regierungspräsidenten sowie des Flüchtlingsreferenten. Der Redner führte u. a. aus: Die Leistung des deutschen Ostens für unser Volk darf niemals vergessen werden, wobei besondere Würdigung den ostdeutschen Dichtern und Denkern - von Kopernikus bis Gerhard Hauptmann - zukommen muss. Der Osten ging dem ganzen deutschen Volk verloren.

Neben Rezitationen brachte der 1. Teil des Abends ein Konzert des Ostdeutschen Kammerchors, unter ausgezeichneter Leitung und Einstudierung seines Chormeisters, Herrn Wittkowski, der altes ostdeutsches Liedgut und eigene Kompositionen des Dirigenten zu Gehör brachte. Nicht zu vergessen der Solopart von Bärbel Wittkowski, deren reiner, einschmeichelnder Sopran aufhorchen ließ. Stürmischer Beifall erzwang ein da capo.

Der 2. Teil konnte mit den „Burgen des Ostens“ nur einen kleinen Ausschnitt von der Schönheit, Erhabenheit und Vielfalt der Kirchen- und Profanbauten zwischen Weichsel und Memel bis hinauf nach Narwa vermitteln. Im Verlaufe des eindringlichen Vortrages des Kulturreferenten der Landsmannschaft wurde es allen schmerzlich bewusst, welch unersetzliche Werte uns mit dem Verlust der Heimat verloren gegangen sind. Mit Dankesworten des 1. Vorsitzenden, Rechtsanwalt Tomerius, an die Mitwirkenden ging der harmonisch verlaufende und inhaltsreiche Abend zu Ende.

 

 

Seite 5   Der Schimmelreiter zieht um. Von Dr. Walter Schlusnus

Die hellen Sternennächte stehen über unserm Land, der Heimat Ostpreußen, - die Sterne der Ewigkeit, und ihr mattes Licht, leuchtet auf die schneebedeckte, schweigende Erde hinab. Alles Leid und alle Qual der bitteren Tage, der Wochen, Monate und Jahre sind verstummt, zugedeckt von der silberweißen, bläulich schimmernden Schneedecke, und die Stille der Nacht umschließt das ganze Land mit seinen verschneiten Wäldern, in Eis erstarrten Seen, verödeten Dörfern und Höfen, verbrannten Städten und verelendeten Menschen, die dort – Deutsche im Herzen – verblieben sind, vereinsamt und verlassen. Aber ihre Gedanken verbinden sich mit den unseren, und vor unsern Augen steigt das liebe, alte Gesicht des ostpreußischen Landes empor, wie es im Leben war und nie besser als zu Weihnachten – und in unseren Herzen geblieben ist.

Vielleicht, dass in Ostpreußen die Menschen mehr als anderswo sich durch die Natur des Landes, seine Weite und Einsamkeit, von innen her genötigt fühlen, zum Weihnachtsfeste enger zusammenzurücken und keinen allein zu lassen, nicht den Armen und nicht den Reichen. Vielleicht, dass die innere Spannung in der Seele des östlichen Menschen an der Grenze europäischer Kultur von seinem geschichtlichen Schicksal her eine größere Bogenweite in sich zu überbrücken hat zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit. Gewisslich herrscht dort in diesen dunklen, langen Nächten zwischen Weihnachten und Neujahr noch jene ursprüngliche Atmosphäre, die in früheren Zeiten die alten Mythen des Volksglaubens schuf, von Sinn zu Sinn, Mund zu Mund und Ohr zu Ohr. Und gerade die einfachen Schichten des Volkes haben diese Überlieferung treu bewahrt. Freilich machten sie sich als die Ärmeren das überströmende, brüderliche Gemeinschaftsgefühl um die Weihnacht zunutze, indem sie ihr volkstümliches Wissen - in mannigfache Umzüge geformt - mit dem Zweck verbanden, Gaben und Geschenke von den Reicheren dieser Erde zu erbitten und einzusammeln.

Da sind die Umzüge des Schimmelreiters, der Brummtopf-Spieler, des Neujahrsbocks - alles Bräuche, denen mehr oder minder Elemente einer alten Volksanschauung innewohnen, die die Kräfte der Natur noch zu versinnbildlichen verstand, sie zu materialisieren. Furcht und Freude erwarten den Schimmelreiter-Umzug bei Kindern und Alten - in einer ungewissen Mischung, denn das Schicksal des kommenden Jahres, das sich in den zwölf Nächten der Weihnachts- und Neujahrszeit in mannigfachen Zeichen ankündigt, ist noch ungewiss, wenn die „wilde Jagd“ in dieser Zeit über das Land daher braust, die Getreu des Gefolges bei den Menschen nachschauen und der Schimmelreiter an die Haustür poltert. Wer seine Tür verschlossen hält, den trifft Verwünschung und Unglück. “Dee Schimmel könnt ju kontrolleere!“ so stellt der Anführer seinen seltsamen Zug dem Hausherrn vor: Schimmelreiter, Bär und Storch und mancherorts dazu Ziege oder Bock. Aber ehe sich einer versieht, ist die wilde Jagd in Küche und Stube. Der Schimmelreiter setzt über Tische und Bänke, der Bär führt ein Tänzchen vor, und der Storch sieht sich unter den kreischenden und erschreckt flüchtenden Marjellens nach den besten Mädchenbeinen um. Der Bock nimmt mit seinem gefährlichen Gehörn den hartnäckigsten Sünder aufs Korn, und das phantastische Gefolge begleitet die Funktionen dieser Hauptgestalten mit entsprechenden Liedern „Schemmelke, nu danze wi ...", „Drell di, Boarke, drell di ..." oder „De Oadebar, de Oadebar, de hewt e lange Näs ..." Eine originelle Musik mit Ziehharmonika und Teufelsgeige dringt durch den Lärm der Vorgänge in rhythmischen Klängen. Die „Prachersche“ bekommt ihre „Lischke" vollgestopft, und mit Peitschenknall geht's vors nächste Haus.

Wenn der ostpreußische Dichter Hermann Sudermann sagt, „ein Funken Heidentum schwelt in uns allen. Er hat von alten Germanzeiten her die Jahrtausende überdauert“, so stimmt das mit der Vor- und Frühgeschichte unseres Preußenlandes überein und mit dem lebendigen grenzpolitischen Bewusstsein der ostpreußischen Bevölkerung, das die Jahrhunderte deutscher Geschichte im Osten und die sichtbaren Zeugnisse der altpreußischen Frühgeschichte erhalten haben, das schließlich im ununterbrochenen Blutstrom preußischer Menschen von den preußischen Vorfahren zu den Menschen der Gegenwart begründet liegt. Damit soll von Sudermann nichts Unchristliches gesagt sein. Aber das ererbte Wissen der Vorfahren, Glaube und Kult, ließ sich nicht leicht von der neuen Lehre verdrängen, und so hat das Christentum schließlich in einsichtsvoller Weise das überlieferte Brauchtum der vorchristlichen Zeit auch in Ostpreußen geduldet und teilweise in den eigenen Einflussbereich einbezogen. Denn der Sinn dieser uralten Volksbräuche und Volksanschauungen ist im Naturglauben verankert und erhalten geblieben über alle Zeiten hinweg. Das sinnbildhafte Verkleiden und Ausdeuten von Naturgesetzen und menschlicher Lebenserfahrung zu Bildern und Sinnbildern durch Bräuche, Sagen, Märchen und Rätsel im Ausdruck der ursprünglichen schöpferischen geistigen Betätigung naturverbundener Menschen, wenn sie vor das Rätsel der Welt und des Menschenlebens gestellt werden in einer weiten und ursprünglichen Natur-Landschaft wie es Ostpreußen ist.

So erfreut sich neben dem eigentlichen, zentralen Weihnachtserlebnis der Geburt des Heilandes in eigenartiger Verbindung damit altes Volksbrauchtum einer, regen Pflege. Und wie für die Kinder der Besuch des Weihnachtsmannes am Heiligen Abend der Höhepunkt ihrer Erwartungen ist, so löst für die Erwachsenen die feierliche Begegnung des Weihnachtsabends, der in herzlicher Einmütigkeit aller Familienmitglieder und des ganzen Hausgesindes gefeiert wird, eine fröhliche und bewegte Geselligkeit der Feiertage ab. Das Dröhnen der Weihnachtsglocken der Heiligen Nacht ist in Ostpreußen untermischt von dem Klingen der Schlittenglocken weihnachtlicher Schlittenpartien zu Bekannten und Verwandten. Zwölf Nächte, die heiligen Zwölften, vom Weihnachtsabend zum Dreikönigstag, sind noch dem grübelnden Nachsinnen gewidmet. Doch schon an diesen Tagen geht es fröhlich und bewegt her. Der Ostwind ist aufgestanden und braust erfrischend über das Land von der Memel bis an die Weichsel, von Masuren bis an die Küste des Samlandes, um jene alten Einzelhöfe und Bauernsitze, deren Alter bis in die Zeit der Besiedelung zurückreicht.

Noch einmal streift unser Weihnachtserleben das bewerte Treiben jener zwölf Nächte. Wenn in den Städten wie z. B. in Königsberg üblich gewesen die Dannejungens oder die Dannewiewer mit Tannengrün von Haus zu Haus zogen, um Lieder singend Gaben zu erbitten und Glück zu wünschen, so geht - je mehr das alte Jahr dem neuen und damit einem neuen Jahresring durch Frühling und Sommer entgegenschreitet - auf den Dörfern der Brummtopf um. Bei diesem Brauch handelt es sich um den Wechselgesang von Brummtoppern und Vorsänger, wobei der Ton des Brummtopfes die Hauptrolle spielt. Es sind jene alten Lieder, die sich am meisten im Samland und in Natangen in zahlreichen Variationen erhalten haben.

De beste Provision is dat Brummtopperleed,

Trallasching, trallasching, trallasching!

Wi hebbe't so geleert ond wi bliewe ok dabi,

trallasching, trallasching, trallasching!

Ob fin oder groff, heil brumme du wi doch!

Hei! Jule mött-de Spule, möttem Knoop varem Loch!

„Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Tisch …

 

Wir ziehn eine Goldschnur wohl um dies Haus,

Alles Unglück soll fahren zum Schornstein hinaus!"

Hoch wölbt sich im Schnee- und Sternenlicht der Himmel über dem ostpreußischen Land in unendliche Weiten. Winterliche stille ruht über der Natur. Aber in den Dörfern ist es auch nach der erwartungsvollen Heimlichkeit der Vorweihnachtszeit lebendig und unruhig geworden:

Der Schimmelreiter zieht um!

 

 

Seite 5   Elbinger Heimatbrief

Im November erschien die dritte Folge des Elbinger Heimatbriefes, der von Bernhard Heister, Berlin, Neukölln, Weserstraße 144 v.III, herausgegeben wird. Auch dieser reichhaltige dritte Heimatbrief, der unter dem Motto „Sommer in der Heimat" steht, wird wieder viele und frohe Leser finden. Was die Elbinger Heimatbriefe auszeichnet, ist die große Liebe, mit der sie gestaltet werden, sprechen sie doch jeden Heimatfreund so unmittelbar an. Das Heft enthält eine Fülle guter Beiträge, von Martin Damß. „Die fernen Wasser“ und von Paul Fechter „Nächtliche Segelfahrt". Agnes Miegel schrieb das Gedicht „Ausklang", das in Originalniederschrift wiedergegeben ist. Gedichte und eine Plauderei von Heinrich Eichen, Zeichnungen von Lotte Heister, Ehrenfried Viola, Friedel Undritz und Ilse Potratz, ferner Beiträge von Bernhard Heister und Kurt Conrad halten die Heimat wieder lebendig. Alle Elbinger und alle Freunde dieser schönen Stadt werden an diesem Heft ihre Freude haben.

 

 

Seite 5   Freut Euch, liebe Menschen! Von Karla Coste.

Hirten wurden in der heil'gen Nacht

Von der Engel Stimmen angesprochen,

Als vom dumpfen Schlote sie erwacht.

War die Dunkelheit ringsum zerbrochen.

 

Licht brach strahlend aus den dunklen Tiefen

Einer Südnacht über'm Wüstensand

Als des hohen Himmels Stimmen riefen

Einst den Königen aus Morgenland.

 

Es erwachten Könige und Hirten

Als das Licht in ihre Herzen fiel,

Und sie zogen gläubig, unbeirrten

Sinnes zu dem heißersehnten Ziel.

 

Aller Engel frohe Stimmen grüßen

Heute noch wie einst in heil'ger Nacht,

Und des Himmels liebte Ströme fließen

In die Herzen, die vom Schlaf erwacht.

 

Weit und licht wird unsre dunkle Enge,

Alle Armut wird beglückt und reich,

über allen jubeln die Gesänge:

„Freuet euch, ihr Menschen, freuet euch!“

 

 

Seite 5   Danzig

Bild: St. Marien von Danzig

Als Königin der Ostsee grüßte die stolze Stadt den Seefahrer. Wie aus den Ebenen Flanderns aufwachsend, hießen uns ihre Türme willkommen, wenn wir uns ihr, durch die Niederungen der Weichsel und Nogat kommend näherten. Wie von den Türmen Flanderns erklangen Danzigs Glockenspiele, und fest war die Stadt einmal verwoben in dem ganzen niederdeutschen Raum, der von Flandern bis zum fernen Baltenland reichte.

Sprechen wir heute von Danzig, so ist es, als erzählten wir ein Märchen: vom ragenden Turm St. Mariens, das der Danziger Dichter Martin Damß einmal mit einer Kogge verglich, die vor der Weichselmündung vor Anker ging, von Hans Memlings berühmtem Altarbild „Das Jüngste Gericht“, das der Danziger Seeheld Paule Beneke 1473 erbeutete und als Geschenk für seine Vaterstadt in der Marienkirche aufstellen ließ, vom mächtigen Krantor und den Fachwerkbauten der alten Speicher, vom schlanken feingliedrigen Rathausturm, von so reich geschnitzten Baroktreppe in der Rathaushalle, vom Artushof, von den hohen schmalen Häuserfronen des Langen Marktes, von dem Hause des Ratsherren Uphagen als einem Beispiel der hochstehenden Danziger Wohnkultur des 18. Jahrhunderts, von Delfter Kacheln, von kostbarem Kupfer- und Messinggeschirr, von alten Möbeln …  Der Krieg zerstörte in wenigen Stunden, was Jahrhunderte vorher schufen. Er vertrieb die Menschen aus ihrer Heimat. Wenig blieb übrig, aber die noch erhaltenen Steine sprechen eine beredte Sprache. St. Marien blieb stehen, wenn auch schwer verwundet. Auch der Stockturm, als Heim mancher Danziger Jugendgruppe vielen Fahrtengruppen aus dem „Reich“ bekannt, überstand den Krieg.

Du blätterst in deiner Briefmarkensammlung und hältst nachdenklich ein, als dein Blick auf die hübschen Danziger Marken fällt mit dem königlichen Wappen Danzigs, mit den Danziger Schiffen aus alter und neuerer Zeit.

Was solche Bildchen auf den Marken erzählen: von Danzigs Bauten und seiner Geschichte, von dem Neptunsbrunnen vor dem Artushof, vom Kloster Oliva, in dem 1660 der Friede zu Oliva geschlossen wurde, vom Ostseebad Brösen, von Danzigs Menschen, von Schopenhauer, dem Philosophen aus Danzig … Du nimmst deine kleine Sammlung der Geldscheine und Münzen hervor und betrachtest nachdenklich die Danziger Noten und schmunzelst, als ein paar „Flundern“ und „Pomucheln“, Danziger Münzen mit den Bildern dieser Fische, in deiner Hand klimpern.

Nicht wehmütige Gedanken sollen diese Erinnerungen wecken. Sie sollen vielmehr lebendig halten, was unser blieb und was uns niemand nehmen kann, es sei denn, wir werfen es selbst von uns, indem wir es vergessen. Stolz soll uns beseelen neben der Trauer um Unwiederbringliches.

In Berlin steht jetzt vor dem Charlottenburger Schloss das Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten von dem aus Danzig stammenden Bildhauer Andreas Schlüter. Es ist auch dieses ein Sinnbild unserer Zeit, dass jenes Standbild, vertrieben von der Langen Brücke im östlichen Teil der Stadt, nun an einen anderen Ort verpflanzt werden musste. Es steht jetzt dort mehr denn je als ein Denkmal deutschen Selbstbehauptungswillens, und ist uns Mahnung. Bernhard Heister.

 

 

Seite 6   Tapiau 1914 bis 1945. Von Bruno Damerau

Foto: Das neue Tapiauer Rathaus

Foto: Das Geburtshaus von Lovis Corinth

Foto: Blick von der Pregelbrücke auf Tapiau

Foto: Allen Tapiauern bekannt: Die „Königl. privileg. Apotheke"

Wurde im ersten Heimatbericht (vgl. Ostpr.-Warte Juli 1952) „Aus Tapiaus Vergangenheit“ geschrieben, so soll nun das aufgezeichnet werden, was unsere geliebte Heimatstadt ab 1914 durchzumachen hatte.

Erster Weltkrieg

Schnell, viel zu schnell sollte Tapiau die Schrecken eines unbarmherzigen Krieges erleben. Da der Russe sofort weit über die Grenze vorgestoßen war, begann in der Stadt eine panikartige Flucht. Infolge Sperrung der Chaussee Tapiau - Königsberg versuchte alles südlich des Pregels nach Königsberg zu gelangen. Dieses wirkte sich besonders hart für die Insassen der Heil- und Pflegeanstalt aus. Mit schnell vollbepackten Proviantwagen zogen das Pflegepersonal mit etwa 700 Kranken in Richtung Friedland davon. Doch bald musste man feststellen, dass der Russe bereits südlich des Pregels nahe vor Königsberg stand. „Eiligst zurück", war die Parole. Am Bahnhof Tapiau stand noch ein letzter Zug bereit, der die Flüchtenden aufnahm und nach Königsberg brachte. Viele Kranke, die in den Anstalten anfänglich zurückbleiben mussten, wurden unter der bereits einsetzenden Beschießung über Schiewenau nach Königsberg gebracht; viele hatten sich selbständig gemacht, ihr Schicksal blieb unbekannt. Äußerst stark war in Tapiau die Spionenfurcht. Verhaftungen erfolgten am laufenden Band; u. a. war darunter Mühlenbesitzer Nagel, der beschuldigt wurde, dem Feinde Signale mit Mühlenflügeln gegeben zu haben. Auch Bürgermeister Wagner hatte Verhaftung über sich ergehen lassen müssen. Die Unschuld beider Genannte stellte sich aber bald heraus.

Drang der Feind im ersten Weltkrieg auch nicht bis in die Stadt ein, so litt diese doch unter stärkstem Artilleriebeschuss, welchem u. a. zum Opfer fielen: Deime- und Pregelbrücke, Kaufhaus Neumann, Hotel Hungrecker (später Metschurat), Hotel „Deutsches Haus" (Kolletzki, auf welchem Platz das jetzige Rathaus erbaut wurde), Hotel „Schwarzer Adler“ (Melzner) Installationsgeschäft Woinar, Kaufhaus Wien, Schuhgeschäft Quitsch (Gramberg), Konditorei May, Altes Magistratsgebäude in der Kirchenstraße, Malerei Lemke, in der Heil-und Pflegeanstalt: zehn Krankenhäuser, Leichenhalle, Werkstättengebäude, Verwaltungsgebäude, in der Kolonie das Werkmeister- und Aufseherhaus, der Kirchenaufbau beim alten Schloss in der Besserungsanstalt.

Die Neustraße hatte weniger gelitten. Die alten, in gleichmäßigem Stil erbauten Häuschen sollten whl als Zeugen aus alter Zeit erhalten bleiben. Ein allen Tapiauern bekanntes Bildchen, die „Königl. Priv. Apotheke“, mag hier liebe Erinnerungen wachrufen. Vor der Türe sehen wir Apotheker Dr. G. Kunze, aus dem Fenster darüber schauen Dr. med. Hundsdörffer und Frau. Und wer kannte nicht den Vater von Frau Hundsdörffer?, den altehrwürdigen Pfarrer Wachhausen, der bis ins höchste Alter in wallendem schneeweißen Haar die täglichen Spaziergänge in seiner Pfarrgemeinde Goldbach machte! Seiner auch hier zu gedenken, soll ein aufrichtiges Bedürfnis sein. Und welcher alte Tapiauer erinnert sich nicht auch des im Hause der Apotheke einst praktizierenden „Kreischirurgus Paslack“? Seine oft in derbem Deutsch erfolgten „Verordnungen“ und „Krankheitsbezeichnungen“ waren weit bekannt und – auch manchmal „gefürchtet“!

Weiter soll eines Mannes gedacht sein, der sich ein besonderes Verdienst für die Stadt erworben hat Superintendent Kittlaus war der Tapfere, der während des ersten Weltkrieges in der Stadt blieb und die verängstigten Zurückgebliebenen mit seinem Trost aufrecht hielt. Weiter diente Sup. Kittlaus mit einer großen Tat, indem er das Altarbild von Lovis Corinth ein Triptychon, darstellend Christus am Kreuz, flankiert von Apostel Paulus und Evangelist Matthäus, aus dem Rahmen schnitt und in Sicherheit brachte. Corinth, der bedeutendste Maler Ostpreußens, wurde am 21. Juli 1858 als Sohn eines Gerbermeisters in Tapiau geboren. Für seine Heimatstadt stiftete er mehrere Gemälde, so für den Rathaussaal die „Ratsherren mit ihrem Bürgermeister Wagner" und einen „Blick auf die Stadt" von der Pregelbrücke aus. Im Amtszimmer des Bürgermeistere befand sich u. a. auch ein Selbstbildnis des Malers, das besonders durch die vielen leuchtenden Farben Aufmerksamkeit erregte. Das Geburtshaus des Malers, an dem rechts neben dem Eingang eine Gedenktafel angebracht war, hat beide Kriege überstanden. Am 17. Juli 1925 starb der große Maler auf einer Reise nach Holland.

Nach der Inflation begann auch in Tapia der Neuaufbau

im ganzen Stadtgebiet. Bürgermeister Wagner und seine Ratsherren packten diese nicht leichte Aufgabe mit größter Energie an. Hierzu gelang es der Stadt 1920 in Stadtkämmerer Neuland eine Persönlichkeit zu gewinnen, die in erster Linie zur Lösung des Wohnungs- und Siedlungswesens berufen wurde. Kaum sechs Wochen im Amt, wurde Neuland von Bgm. Wagner beauftragt, beim zuständigen Ministerium in Berlin die notwendigen Geldmittel flüssig zu machen, was ihm in Begleitung des Ratsherrn Eduard Glaubitz auch hundertprozentig gelang. Noch nicht war ein weiteres Jahr verflossen, wurden in gleicher Weise Mittel für Wasserleitung und Kanalisation herausgeholt. 1922 erfolgte die Weihe des neuerbauten Rathauses, bei welcher Oberbürgermeister Lohmeyer und Bürgermeister Gördeler, Königsberg, zugegen waren. Der stolze Rathausbau wurde vom Baumeister Störmert errichtet. Nach Bewältigung dieser Aufgabe kam das Problem der Elektrifizierung in Frage, das Neuland ohne nennenswerte Belastung des Stadtsäckels meisterte. 1925 trat Bgm. Wagner in den wohlverdienten Ruhestand und man konnte keinen besseren Nachfolger finden, als in dem seitherigen, sich um die Stadt verdient gemachten, Stadtkämmerer Wilhelm Neuland, der 1946 in Garmisch verstorben ist und dort seine letzte Ruhestatt gefunden hat.

Es folgen An- und Umbau der Städt. Volks- und Mittelschule, wie auch die Erbauung einer modernen Turnhalle. Bei letzterer standen Baumeister Störmer und Architekt Locke-Gerdauen mit Rat und Tat zur Seite. Neuland ergriff auch die Initiative zum Bau eines von den Bürgern schon längst ersehnten Kriegerdenkmals zum Gedenken an die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Den Entwurf von Architekt Locke brachte Bildhauer Rosenberg, Königsberg zur Ausführung. Im Gaswerk wurde eine Anlage zur Koksgewinnung erstellt. Als größte Aufgabe vor 1933 bewältigte Neuland noch die Neupflasterung der Hauptverkehrsstraßen, der Bahnhofstraße bis zum Marktplatz, die Neu- und Altstraße. Besonders erfuhr auch das Gelände der Heil- und Pflegeanstalt großen Aufschwung. Alles musste hier vergrößert werden, da Kriegs- und Inflationszeit die Krankenzahl rapide hochschnellen ließ und für Raum gesorgt werden musste.

Nach 1933 sind als größte Bauwerke zu nennen: Kaserne an der Labiauer Chausee, Neupflasterung der Adolf-Hitler-Straße, Königsberger Straße, Tannenbergstraße, Hindenburgstraße, Lichstspielhaus und Nährmittelwerk. Der letzte Bürgermeister der Stadt Tapiau, Mattern, 1945 in russ. Gefangenschaft geraten und verschollen, setzte alles daran, um, besonders durch die Garnison, der Stadt Bedeutung zu geben. Die etwa 2000 Mann starke Truppe war neben der rund 10 000 Personen zählenden Einwohnerschaft wohl der wichtigste Faktor beim Aufblühen der Stadt.

Doch das Gespenst des zweiten Weltkrieges sollte wieder, diesmal wohl für immer, alles zunichtemachen. Wohl jeder, der die sich überstürzenden Kriegsereignisse der ersten Januartage 1945 in Ostpreußen erleben musste, war sich darüber klar, was kurz bevorstand, was kommen musste und was nicht mehr abzuwenden war. Sonntag, den 21. Januar 1945, abends, wurde die Bevölkerung aufgefordert, die Stadt zu räumen. Nicht die geringsten Vorbereitungen waren hierzu getroffen; das Durcheinander war furchtbar! Am Montag, den 22. Januar, glich die Stadt einem zerstörten Ameisenhaufen. Markt, Zu- und Ausgangsstraßen waren total verstopft. Zivil, zurückflutende Wehrmacht, Panzer, Wagenkolonnen, mit Handwagen und Rodelschlitten versuchte alles die Stadt zu verlassen, um sich nach Westen zu retten. Die Verwundeten aus dem in der Heil- und Pflegeanstalt untergebrachten Reservelazarett waren zum Glück in letzter Minute vom 15. Bis 20. Januar, abtransportiert. Bereits im Herbst 1944 sollte das Lazarett rückverlegt werden. Das Pflegepersonal mit den Kranken der Heil- und Pflegeanstalt machten sich, bei 18 Grad Frost, zu Fuß auf den Marsch nach Königsberg. Viele Kranke machten sich hierbei von der Kolonne frei und sind nur schneller einem ungewissen Ende entgegengegangen. Am 22. Januar, ab 9 Uhr abends, wurde die Stadt von den Russen stark beschossen, alles stand in hellen Flammen; der Feind marschierte ein.

Da die drei Flutbrücken zerstört waren, baute der Russe bei Klein Schleuse eine Notbrücke zur Wehlauer Chaussee um den Verkehr nach dem Osten aufrecht zu erhalten.

Die Zerstörungen im zweiten Weltkrieg. Soweit bekannt, dürften auch die wertvollen Gemälde von Lovis Corinth - im ersten Weltkrieg gerettet - verloren gegangen sein.

An Gebäuden fielen der Vernichtung anheim: Altstraße und Labiauer Straße: Kenneweg, Ernst Böhnke, Deutschmann, Schneidereit, Meluhn, Funk, Schurau, Dr. Donner, Kreiskrankenhaus, Zink, Deutschmann, Meluhn, Mietshaus, Ballnus, Bäcker, Runde, Worgull, Balscheit, Beeck, Kropeit, Potschien, Kämpfer; Königsberger Straße: Lemke, Domscheit, Kreisarmenhaus, Brauerei Ponarth, Krause, Glaubitz, Schimmelsohn, Faust, Mietshaus, Krüger; Hindenburg-, Kittlaus- und Ludendorffstraße: Lehrerhaus, Bleyer, Mietshaus, Störmer; Markt: Groß, Platz, Sattler, Metschurat, Gramberg, Erdmann; Neustraße: Möhrke (Tapiauer Anzeiger), Kakschies; Heil- und Pflegeanstalt: Ärztehaus, Gesellschaftshaus, drei Pflegerhäuser; Schleusentraße: Wirsbitzki, Sekat, Kischkat; Bahnhofstraße: Omet, Neumann, Witek, Oschinski, Klein, Zigarren, Klein, Konditorei, Thiessen und Nährmittelwerk am Bahnhof.

Über die Zuständ in unserer Heimatstadt, Kreis und Provinz nach der Besetzung mögen einige kurze Briefauszüge eine nur zu deutliche Sprache reden:

… In Tapiau ist Markt an der Kurzen Brücke, da gibt’s alles nur für Rubel. Felder und Gärten sid nicht bestellt, das Unkraut wächst über den Kopf. Die Leichenhalle ist als Schlachthaus eingerichtet. Denkmäler vernichtet; die Gebeine liegen auf allen Friedhöfen umhergestreut! Furchtbarer Anblick!

… und seine Frau ist auch verschleppt nach Sibirien. Mein Mann ist nur noch Haut und Knochen. Uns haben die Russen alles restlos weggenommen. Die Kirche haben sie voll Möbel gefahren; sie holen da heraus, was sie brauchen. Frau B. mit ihren beiden Kindern ist den Hungertod gestorben! … sie wurden umhergetrieben wie die Schafe, zuletzt landeten sie in Tapiau, nachdem sie etwa in 18 Ortschaften gewesen waren. Arbeitszeit 16 – 18 Stunden je Tag. Essen wenig. Die Mehrzahl ist an Hunger gestorben. R. wurde wegen einer Uhr erschossen. Z. und R. haben sich erhängt. Heldenfriedhof an Eiche ist Dunghaufen. Länder sind in drei Jahren nicht bestellt; Distel und Kraut meterhoch! … aber die meisten liegen hinter Häusern und Zäunen! Die Bäckerfrau P. liegt sogar in einem Panzergraben. Fleischer P. auch hinter einem Zaun. Und so noch viele, deren Knochen sich umhertreiben! In der Anstalt wird Militär ausgebildet; 15-jährige Jungen werden da geschult! … im April 1948 ist seine Frau dann rausgekommen, halb verhungert. Seit 04.05.1948 liegt sie zucker- und lungenkrank im Krankenhaus!

… Kreisleiter Wagner ist aufgehängt. Der Volkssturm hat bis zum letzten Blutstropfen gekämpft, auch als es völlig aussichtslos war. 80 Prozent sind gefallen! … Das Land ist systematisch ausgeraubt; Aus Fabriken, Mühlen, Molkereien, Landwirtschaft sind die Maschinen ausgebaut; Eisenbahnanlagen und ganze Bahnstrecken abgebaut. Felder sind nur zur Hälfte bebaut! … Ich war bis September 1948 in Ostpreußen (Neurussland!) Wie oft habe ich bedauert, dass ich damals nicht mit Ihnen gefahren bin; wir wussten ja nicht, wem wir in die Hände fielen! ... Die Angehörigen meiner Frau waren schon im Sommer verstorben bzw. erschlagen; meine Schwägerin hatte den Freitod gewählt! . . ich muss feststellen, dass Sie besonders sehr schlimme Sehnsucht nach der Heimat haben! Wenn der Russe zurück muss, vernichtet er das Letzte, wie er selbst sagte. Aber trotzdem: „dort ist man zu Hause!“

Fast alle Briefe geben zum Ausdruck, dass es unmöglich ist, die wahren Leiden auch nur annähernd zu schildern. Welche entsetzlichen Szenen die Frauen und Mädchen durch zu leben hatten, sträubt sich die Feder zu Papier zu bringen.  

Das Drama einer über 12 000 Seelen zählenden aufblühenden ostpreußischen Stadt war (Fortsetzung auf Seite 8)

 

 

Seite 8   Die Masurische Volkshochschule Jablonken. Von Hermine Mayerding-Przygodda

Foto: Volkshochschule Jablonken

Foto: Besinnliche Stunde am Kamin

Foto: Im Lehrsaal der Volkshochschule

Wer an einem Lehrgang im masurischen Volkshochschulheim Jablonken teilnehmen durfte, wird diese Zeit nicht vergessen. Auch wird er stets des Gründers und ersten Leiters Professor Dr. Hans Fuchs gedenken der das schlossartige Gutshaus, das in einem schönen weiten Park gelegen war, zu einer rechten Heimatstätte der Jugend machte. Er war der Lehrer, Vater und Freund der jungen Menschen, deren Liebe und Verehrung er genoss. Ich sehe noch sein kluges, lebensvolles, gütiges Gesicht vor mir, das nicht zu altern schien und sonnigen Humor widerspiegelte. Sein Leben und Lehren war nicht umsonst. Sein Hinscheiden am 26. April 1951 bedeutete für alle, die ihn kannten, einen schweren Verlust. Unser Dank folgt ihm über den Tod hinaus.

Über meinem Leben steht Jablonken als ein guter Stern. Ich besuchte den Sommerlehrgang 1930. Der Winterlehrgang war für junge Männer von 18 bis 30 Jahren bestimmt. Auch gab es immer wieder Aufbaulehrgänge, Laienspielkurse, Webkurse usw., bei denen die Altschüler, d. h. die Mädchen und jungen Männer, die das Volkshochschulheim besucht hatten, sich zusammenfanden. In jedem Sommer vereinigte eine Altschüler-Tagung frühere Schüler zu anregenden Vorträgen, Aussprachen, Spiel und Tanz.

Mir ist es, als habe mein eigentliches Leben erst in Jablonken begonnen, denn erst dort wurde mir Sinn und Ziel des Lebens bewusst. Die jungen Menschen Südostpreußens kamen lernhungrig, wissensdurstig dorthin. Sie kamen aus Städten, Dörfern, einsamen Höfen. Da saßen in dem hohen hellen Lehrzimmer Bauernsohn, Bürgersohn und Arbeiter nebeneinander und hörten den Ausführungen der Lehrer zu, fragten, diskutierten, wälzten Probleme und versenkten sich in das Höchste und Tiefste, was der Menschengeist ersonnen. Sie lernten Heimat und Vaterland kennen, erkannten den Fortschritt und die Nöte der Zeiten, der Vergangenheit und der Gegenwart und wollten sich vorbereiten, am Zukünftigen mit zu formen. Der schöne weite Park sah in den Pausen und Freistunden die jungen Leute einzeln oder in Paaren und Gruppen in eifrigem Gespräch oder still sinnend. Der besinnlichen Vertiefung diente auch das Lesezimmer, mit der reichhaltigen Bücherei, die

lernte ich, die ich aus einem stillen Dorf am weiten Talter Gewässer kam, den Wert des guten Buches schätzen. Und so war mir in Jablonken vieles erstmalig und einmalig, sei es Kunst, Wohnkultur oder die schöne und doch zweckmäßige Gestaltung des täglichen Lebens. Gewiss hatten wir manches, was uns dort geboten wurde, schon früher empfunden. Aber hier kam es uns erst recht zum Bewusstsein. Daher die Feststellung, die ich zu Anfang machte: mir war es als hätte mein eigentliches bewusstes Leben erst in Jablonken begonnen.

Doch nicht nur ernstes Streben, auch viel Fröhliches brachte der Tag im Volkshochschulheim. Wie hell und jauchzend ertönten die alten, ewig jungen heimatlichen Volkslieder durch Haus und Park! Noch heute ziehen sie sich gleich einem leuchtenden Band durch das sorgende Leben und klingen auf in versonnenen Stunden, auf Wanderwegen und bei frohen Festen. Herr Kukat, unser Lehrer in Musik und Kunst, mühte sich redlich, unsere Stimmen und unseren Vortrag zu schulen. Wenn wir aber mit unseren Leistungen schon recht zufrieden waren, weil wir glaubten, es habe schön geklungen, dann dämpfte er unseren Stolz: „Sehen drein wie die Engel und singen wie die … na ja!“

Und die Spiele auf dem weiten Rasenplatz, wie erprobten und förderten sie unsere Kraft. Hin und her flog der nimmermüde Ball und elastisch schnellten unsere jungen Körper empor, ihn zu fangen. Welch ein Lachen und welch ein Jubel löste der Wettstreit aus.

An heißen Tagen schwammen wir lustig im Bulker See und in der Abendkühle vereinte uns der Volkstanz. Noch heute denke ich bei Fox, Swing und Samba, wie schön und erlösend wäre jetzt ein Volkstanz!

Und dann unsere Feierstunden in der Diele, - kann man sie je vergessen? Von den Besuchern ist mir besonders Ministerialrat Paul Kästner vom Ministerium für Kunst und Wissenschaft in Berlin in der Erinnerung geblieben. Ganz menschlich nahe kam er uns. „Wenn wir uns wiedersehen, wollen wir den Gruß „Ik seh di“, sagen. Er klingt so recht froh und freudig", meinte er. Nun schläft er wohl schon den ewigen Schlaf, unser lieber Vater Kästner.

Von den Besuchern, die uns durch Musik erfreuten, möchte ich besonders Herrn Heidicke nennen, den Fräulein Schuchmann am Klavier begleitete. Noch immer liegt mir ein kleines schwedisches Volkslied im Ohr, das sie zu Gehör brachten.

Agnes Miegel, die an einem Heimabend aus ihren Werken vorlas, erlebte ich zu meinem großen Bedauern nicht, da sie nicht in meinem Lehrgang bei uns war. Doch lernte ich ihre Lieder und Balladen auswendig und sprach sie beim Schafe hüten voll Freude und Begeisterung laut über Hügel und See hinweg, dass alle Quellen in meinem Innern aufbrachen und mein Jubel kein Ende fand.

Erwähnt seien noch die heimlichen Stunden am Kaminfeuer. In der Dämmerung und Stille sprach der eine oder der andere über Dinge, die uns zutiefst bewegten. Wenn wir zum Schluss uns wortlos die Hand gaben zur „guten Nacht" und in unseren lieben, netten Zimmern zur Ruhe gingen, dann waren unsere Seelen gefüllt bis zum Rand mit segensvollem Reichtum.

Und dieser Segen, dieser Reichtum blieb in uns. Ob wir ihn später immer wieder verschenkten aus übervollem Herzen, unsere Seelen wurden nie leer, denn immer neuer Segen quoll.

Du unser schönes Jablonken, das jetzt zerstört und verlassen liegt, in uns bist du, wie in deiner schönsten Zeit lebendig und unversehrt geblieben.

 

Alle Alt-Schüler des Volkshochschulheims Jablonken-Masuren werden gebeten, ihre Anschrift an Frau Hermine Meyerding-Przygodda, Braunschweig-Lehndorf, Endorferstr. 49 zu senden, da sie ein Treffen der Alt-Schüler einberufen will.

 

 

Seite 8   „Ostpreußen - Unvergessene Heimat".

Verlag Gräfe und Unzer, München und Bad Wiessee früher Königsberg Pr. -160 S., 116 Bilder, Ganzl. DM 13,80.

Ein großartiges Geschenk hat der Verlag Gräfe und Unzer allen Ost- und Westpreußen und darüber hinaus allen Deutschen mit der Herausgabe des großen Heimatbuches: „Ostpreußen - Unvergessene Heimat" bereitet. Wünschen und hoffen wir, dass dieses prächtige Buch auf möglichst vielen Gabentischen zu Weihnachten zu finden sein möge.

Aufsätze und Gedichte bekannter Schriftsteller und Dichter mit einer Fülle prachtvoller Aufnahmen der Landschaft und ihrer Menschen vereinen das Buch zu einem geschlossenen Ganzen. Wo hier und da die Flamme der Heimatliebe infolge der Hast unserer Zeit und der Härte des Daseinskampfes zu verlöschen droht, wird sie nach dem Studium des sorgfältig zusammengestellten Werkes heller denn je auflodern und mit ihrem lichten Schein selbst den grauesten Alltag überstrahlen. Siebenhundertjähriges Wirken deutscher Menschen im Osten wird beim Betrachten des Buches ebenso lebendig wie der eigenartige Charakter des ostpreußischen Landes. Frieda Magnus-Unzer spricht von der Landschaft in dem Artikel „Ostpreußen, Land meiner Heimat“  vergisst aber auch nicht auf die Bodenbeschaffenheit den jahreszeitlich unterschiedlichen Ausdruck, den geschichtlichen Ablauf und vieles andere mehr einzugehen. Vom weiten grünen Wiesenland im Deltagebiet der Memel erzählt Charlotte Keyser in „Wo der Strom stiller wird“. Jedem Freund des Trakehner Pferdes ist Bindings Buch „Das Heiligtum der Pferde“ bekannt, aus dem ein besonders schönes Kapitel veröffentlicht wird. Ludwig Passarge kommt mit den Aufsätzen „Ein Samlandbesucher vor 100 Jahren“ und „Eine Dünenwanderung im Jahre1868“, Ferdinand Gregorovius mit der „Idylle vom Samlandstrand“ zu Wort. Den Zauber der Kurischen Nehrung fing Hansgeorg Buchholtz in der gleichnamigen Erzählung ein. Altvertraute und neuere Heimatgedichte tragen den gleichen heimatverbundenen Geist, der in dem Gedicht von Walter Scheffler „An Königsberg ergreifende dichterische Gestaltung fand: „Red ich, so redet der Heimatstadt Wille, schaff ich, so handelt der Heimatstadt Kraft!" Gedichte von Agnes Miegel, Marie-Luise Kaschnitz, Charlotte Keyser, Helene Gleich, Erminia von Olfers-Batocki, Fritz Kudnig, Tielo, Walther Heymann, Alfred Brust, Paul Matthias, Franz Lüdtke und Willy Kramp lassen uns mit der Seele der Kunstschaffenden dem Heimaterlebnis zutiefst nachspüren. Das besagte erhält aber erst dadurch seinen unantastbaren- dokumentarischen Wert, dass es von zahllosen, vielfach künstlerisch wertvollen fotografischen Aufnahmen begleitet wird. Königsberg, Danzig, Elbing, Marienburg, fast alle Städte des deutschen Ordenslandes enthält die Bilderfolge, Burgen und Dome, Gutshöfe und Adelsschlösser, Stätten, die jedem Ostpreußen vertraut sind, sind ebenso zu finden, wie die Masurischen Seen, die Rominter Heide der Oberländische Kanal, die Steilküste, die Kurische Nehrung und die Memelniederung. Aber auch ostpreußische Handwerkskunst, der Eissegelsport, die Segelfliegerei führen viele hervorragende Aufnahmen erneut vor die Augen der der Heimat Fernen, die ebenso an den Aufnahmen der Tierwelt und des ostpreußischen Menschen die Heimat wiederkennen werden.

So wird das Sammelwerk zu einem Gedenkbuch, das mit seiner Herz und Seele ansprechenden Sprache den Leser gefangen nimmt, dass Seite um Seite die Erinnerung weckt und nicht ohne innere Bereicherung aus den Händen gelegt wird. Das Bestreben, Wesen und Bild der verlorenen Heimat in Wort und Fotografie zu vermitteln, fand damit in eindrucksvoller Weise seine Erfüllung. O.J.

 

 

Seite 8   Tapiau 1914 bis 1945. Fortsetzung von Seite 6

beendet - nein, die Leiden der Betroffenen hören nicht früher auf, bis die Unmenschlichkeit der Austreibung aus der angestammten Heimat, mit allen ihren tieftraurigen Begleiterscheinungen, beseitigt und alles damit verbundene Unrecht gesühnt ist. Eine Rückkehr in die heißgeliebte Heimat muss und wird kommen, soll es noch eine Gerechtigkeit unter den Völkern geben und wenn man ernstlich gewillt ist, einen dauernden Frieden der gequälten Menschheit zu schaffen! Um diesem Werk zu dienen, wird gleichzeitig die Bitte ausgesprochen, weiteres Material (Bilder leihweise) an Bruno Damerau (14a) Bolheim, Kreis Heidenheim, einzusenden, um so an der Geschichtsschreibung über die Stadt Tapiau mitzuhelfen, die unsern Nachkommen bestes Vermächtnis sein soll.

Allen, die zu diesem Heimatbericht beisteuerten, soll hiermit herzlichst gedankt sein; insbesondere Frau E. Neuland, welche wichtigen Stoff und Bildmaterial zur Verfügung stellte und des techn. Beamten i. R. Hermann Ewert, der sich trotz seines hohen Alters in rührender Weise dem Heimatgedenken widmet.

Foto: Bürgermeister Ruland - Rathausweihe: Festakt auf dem Marktplatz. Links im Vordergrund Bürgermeister Wagner

 

 

Seite 9   Pfefferkuchen und Marzipan. Jugenderinnerungen aus einem Bäckerhause

Die Weihnachtszeit begann bei uns um den 1. Advent herum, wenn die Eltern sich eines Tages darüber einig wurden, im Laden eine Weihnachtsausstellung zu machen. Da wurde denn ein großer Tisch mit Ausziehplatten an die Längsseite des Ladens gestellt, große weiße Tischtücher darüber gebreitet und darauf die mannigfaltigen Erzeugnisse einer Königsberger Bäckerei geschmackvoll aufgebaut. Verschiedene Pfefferkuchensorten waren je nach ihrer Art schon wochen-, ja monatelang vorher gebacken, andere mussten täglich neu hergestellt werden. Und was wurde da nicht alles auf dem großen Tisch aufgebaut!

Königsberg war ja seit alters her neben Thorn und Lübeck die Stadt mit großer Tradition für Weihnachtsgebäck. Aber an Mannigfaltigkeit wurde sie wohl von keiner Stadt im ganzen Reich übertroffen. Die Hauptstücke waren die großen Marzipansätze bis zu einem halben Quadratmeter mit einem breiten, braun gebackenen, in mannigfacher Verzierung prangendem Rand, in der Mitte auf Marzipanboden mit Zuckerguss aber waren richtige Stillleben von kandierten Früchten und nachgeahmten Blumen aus vielerlei Fruchtmassen angeordnet. Daneben standen Marzipanherzen in gleicher Ausführung und in allen Größen, kleine Stücken Randmarzipan, leckeres Teekonfekt aus Marzipan und schöne braune, in Kakao gerollte Marzipankartoffeln, eins immer anziehender als das andere. Die Pfefferkuchen nahmen natürlich den größten Platz ein: Große viereckige Stücke mit Mandeln und Sukkade verziert, kleine geschnittene Stücke von verschiedenem Geschmack, Thorner Katharinchen, immer zu einem Dutzend in bräunlich durchsichtiges Papier verpackt, sogenannte Baseler, auf der Oberseite mit Zitronenguss in blauem Papier verpackt, sogenannte Holländer mit weißem Vanille-, rotem Rosen- und braunem Schokoladenguss auf der Unterseite bestrichen und in verschiedenfarbigem grellem Glanzpapier verpackt, die bekannten Steinpflaster und schließlich große Schüsseln mit Pfeffernüssen in Natur, oder mit Vanille-, Rosen- und Schokoladenguss, daneben helle knusprige Zuckernüsse mit leichtem Anisgeschmack. Eine Schlaraffentafel für alle Leckermäuler!

Ich selbst aß die ersten paar Tage einiges von allen Sorten, hatte dann aber von den vielen Süßigkeiten genug und aß erst wieder am Weihnachtstage Pfefferkuchen, wenn Mutter ihre eigenen Erzeugnisse nach alten Hausrezepten auf den Tisch brachte und Vater sich schmunzelnd die kleine Konkurrenz ansah. Von Tag zu Tag kamen mehr Kunden und machten, durch diese Schaustellung angelockt, ihre Einkäufe. Besonders erinnere ich mich eines Hauptkunden, des Predigers Herrmann, der mit wallendem braunem Vollbart wuchtigen Schrittes erschien und für seine Tragheimer Baptistengemeinde einiges gleich zentnerweise einkaufte. So vergingen die Vorweihnachtswochen schnell. Ich trieb mich viel in den Geschäftsstraßen umher und konnte mich an den Spielsachen besonders bei Weiß in der Junkerstraße und bei Hannemann in der Kneiphöfschen Langgasse nicht satt genug sehen. Während dieser Zeit stahl sich Mutter sozusagen hie und da ein paar Stunden ab und machte dann ihre Weihnachtseinkäufe, die sie dann meistens so gut. verwahrte, dass sie am Heiligen Abend jedes Mal eine große Suchaktion veranstaltete um die Geschenke aus den Verstecken herbeizuschaffen. Dann kam endlich der Weihnachtsabend.

Ich durfte nicht zuhause bleiben, denn ich war ja überall im Wege. Im Wohnzimmer wurde von einer Tante der große Baum geschmückt und die bunten Teller hergerichtet, im Laden aber herrschte noch bis 19 Uhr Hochbetrieb, denn viele Menschen machten erst in letzter Minute ihre Einkäufe. Bis sich dann alle festlich angezogen hatten, war meistens 21 Uhr geworden. Inzwischen bummelte ich durch die winterlichen Straßen sah in erleuchteten Zimmern die brennenden Weihnachtsbäume stehen, hörte die Königsberger Stadtkapelle, die durch die Straße zog und feierlich ihren Choral „Vom Himmel hoch“, ertönen ließ. Das war dann die rechte Weihnachtsstimmung, die ich zur Bescherung mitbrachte. Alle waren sie versammelt, die Verwandten, die Fräuleins aus dem Laden, die Hausmädchen, die Gesellen und Lehrlinge, wohl an die zwei Dutzend Menschen. Vater begann mit seiner schönen Tenorstimme das feierliche „Stille Nacht“, alle fielen ein. Ich sagte am brennenden Baum mein Weihnachtsgedicht auf, ebenso wie der jüngste Lehrling. Dann trat jeder an die verschiedenen Tische, auf denen neben dem Bunten Teller Geschenke lagen, denn bei uns wurde zu Weihnachten reichlich geschenkt. Vater gab noch jedem ein Geldgeschenk für die Weihnachtsreise, und dann trat endlich die wohlverdiente Ruhe in dem Bäckerhause ein; die arbeitsreichen schweren Wochen waren schnell vergessen und noch in der Nacht fuhren einige Gesellen und Lehrlinge zu ihren Angehörigen.

Müde und doch froh sahen die Eltern auf die große Schar ihrer fleißigen und treuen Mitarbeiter, die gerade diese Feier im Kreise der Familie ihres Meisters nicht missen wollten, wie es nun mal in einem Handwerkerhause war und wohl auch bleiben wird, wenn wir wieder in unserm Königsberg Weihnachten feiern werden. P.

 

 

Seite 9   Weihnacht der alten Herzen. Von Erminia v. Olters-Batocki

In der Weihnachtszeit – in der Weihnachtszeit

Werden alle Lichter wieder klar.

Die heiligen, heimlichen Kerzen

In den stillen, versteinerten Herzen

Erwachen, wie einst es war.

Leuchte auf, du Licht aus der Kinderzeit

Und mache die Herzen warm,

Erhelle den Weg durch die Einsamkeit,

Das Feld ist weit und die Erde verschneit.

Ach, dass sich der Himmel erbarm.

 

Seite 9   Bild. Der Dom zu Königsberg. Holzschnitt von Daniel Staschus

 

 

Seite 9   Der „Dittchenclub“

Mindestens zweimal, meistens jedoch dreimal wurde es in unsrer Heimat „richtig“ Winter, also Tage und Wochen mit Frost und Schnee. Die erste Frostperiode stellte sich im November/Dezember ein, wich aber noch vor Weihnachten, wo es wieder milder wurde. Meistens schlug dann das Wetter gerade zu Weihnachten um und die weihnachtlich verschneiten Straßen sind wohl jedem Königsberger noch in Erinnerung. Dieses Winterwetter hielt dann mit kleinen Rückschlägen bis zum Februar vor, dann setzte Patschwetter ein und erst Ende Februar gab es noch einmal Winterwetter, meist mit erheblichen Schneeverwehungen. Immerhin hatten wir richtigen Winter, den wir ja hier im Westen sehr vermissen, wenn unser Schicksal uns nicht gerade ins Mittelgebirge verschlagen hat.

Als Ski und Rodel noch wenig bekannt waren, gab es für die Königsberger eigentlich nur das Schlittschuhlaufen, das dann auch von Alt und Jung so eifrig betrieben wurde, wie wohl sonst in keiner Großstadt. Zugefrorene Gewässer gab es ja genug, aber alle waren für den Eissport nicht geeignet. Der Pregel wurde durch Eisbrecher von Pillau bis zur Börse hin offen gehalten, erst außerhalb der Stadt nach Arnau zu konnte man bei genügender Eisdicke flussauf richtige Schlittschuhfahrten unternehmen. Auch auf das Eis des Frischen Haffes konnte man erst bei Gr. Holstein oder bei dem gegenüberliegenden Haffstrom kommen. Leider waren diese Eisflächen oft mit Schnee bedeckt und kamen für einen zünftigen Eislauf nicht in Frage. Das galt auch für den Landgraben, den Oberteich und die vielen kleinen Gewässer in der Umgegend. Aber zwei schöne Eislaufflächen hatten wir, die für den Eissport immer im Betrieb waren, sobald richtiger Frost eingesetzt hatte. Da waren zunächst die Überschwemmungswiesen auf der Lomse und dann vor allem der herrliche Schlossteich.

Wenn das Eis auf den Teichen noch nicht dick genug war, dann wurde auf der Lomse schon tüchtig Schlittschuh gelaufen. Der „Club der Schlittschuhläufer" hatte für seine Mitglieder einen schönen Platz mit Bänken, Buden und Tannenbäumen eingerichtet. Die Eisbahn wurde mehrmals gefegt, hilfsbereite Männer schnallten den Frauen, Mädchen und Kindern die Schlittschuhe fest an, wenn es nicht die begleitenden Kavaliere selbst machten. Neben dem „Club" hatte sich der „Dittchen-Klub" etabliert, wo man für einen Dittchen je Tag laufen konnte und keine Jahreskarte wie beim „Club" benötigte. Bei schönem Winterwetter waren beide Flächen voll besetzt und an Sonntagen wimmelte es geradezu von Menschen. Aber das war doch nur das Vorspiel. Das richtige Schlittschuhlaufen, das keinem Königsberger unvergesslich bleiben kann, setzte erst ein, wenn das Eis des Schlossteiches die polizeilich genehmigte Dicke erreicht hatte. Auf dem kleineren, dem Schloss zugekehrten Teil hatte der „Club" sich eingerichtet. Auch hier wieder ein paar Buden, Bänke und die Laufflächen schön mit Tannenbäumen eingefasst. Einmal in der Woche gab es auch am Nachmittag ein Eiskonzert, wo man nach beliebten Klängen paarweise im Eislauf promenieren konnte oder bei einem schönen Walzer auch auf Schlittschuhen tanzen konnte, wozu aber schon einige Übung gehörte. Vor dem ersten Weltkriege war es immer die Kapelle der Wrangelkürassiere, deren Bläserchor in ihren langen grauen Reitermänteln und hohen Stiefeln seine Weisen ertönen ließ. Unvergesslich, wenn die Reitermänner ausgerechnet im Winter die Sommernachtsidylle „Glühwürmchen" regelmäßig zu Gehör brachte. Es war zwar Schnee und Eis, aber es lief sich ganz wunderschön nach der Melodie:

Glühwürmchen, Glühwürmchen, flimmre, schimmre, Glühwürmchen, Glühwürmchen, schimmre, flimmre!

Leuchte uns auf unsern Wegen,

Führe uns dem Glück entgegen . . .

Und wir waren ja so glücklich, wenn wir unser Mädel im Arm, stolz und unserer Eislaufkunst bewusst, über die Eisfläche dahinglitten. Aber auch auf der andern Seite der Schlossteichbrücke war Hochbetrieb, wo der Dittchenklub gleichzeitig seinen Betrieb aufgenommen hatte, wo alles ganz ähnlich war, nur gehörte es zur Tradition, dass dort jeweils ein Leierkasten die neuen und alten Schlager zum Besten gab. Am schönsten aber war es wohl, wenn bei Dunkelheit die Bogenlampen eingeschaltet wurden und nun die Eisflächen im Licht erstrahlten, ein richtiges Wintermärchen, das nun einmal zu Königsberg gehörte. Später gab es dann noch ähnliche Eislaufflächen auf dem Ober-, Hammer- und Zwillingsteich, aber keine konnte sich mit dem Zauber und der Schönheit des Schlossteiches messen.

Als dann nach und nach zuerst das Rodeln und später der Schneeschuhlauf ihren Einzug bei uns hielten, da zeigte sich, dass wir auch hierfür gutes Gelände hatten. . Zunächst war es der alte Galtgarben, dann überhaupt das Alkgebirge, die Jahr für Jahr Tausende zum Wintersport anlockten. Erst später kam dann noch der Stablack und der Zintener Stadtwald hinzu, die gleichfalls ein herrliches Skigelände boten. Die Umgebung von Königsberg bot alles, was ein Wintersportler suchte und wir brauchten nicht weit zu fahren, um die schönen ostpreußischen Wintertage zu genießen. Alles das wird uns unvergesslich bleiben. P.

 

 

Seite 10   Wichtige Hinweise für alle Königsberger

Die Auskunftstelle Königsberg der Patenstadt Duisburg hat ein Merkblatt für die ehemaligen Einwohner der Stadt Königsberg (Pr.) herausgegeben, das wir nachstehend im Auszug veröffentlichen Wir bitten unsere Leser, dieses Merkblatt genauestens zu lesen, damit bei etwaigen Auskünften unnötige Anfragen bzw. Rückfragen vermieden werden. In der Königsberger Neuen Zeitung der Ostpreußen-Warte werden laufend die Bekanntmachungen der Stadt Duisburg, Patenstadt für Königsberg (Pr.) in Königsberger Angelegenheiten veröffentlicht.

1. Die Kontounterlagen der Stadtsparkasse Königsberg (Pr.) sind in Urschrift und Doppel verlorengegangen. Treuhänder für die ostdeutschen öffentlichen Sparkassen ist Herr Bankdirektor Fengewisch, Hamburg 1, Postfach 999 (Landesbank). Herr Fengewisch kann auf Anfragen, für die das Vorhandensein von Konten notwendig ist, keine Auskunft erteilen. Als Beweismittel für die Anmeldung von Sparguthaben im Rahmen des Währungsausgleichs für Vertriebene dienen die Sparbücher in Verbindung mit den Namensbescheinigungen, die die Stadtsparkasse in den letzten Kriegsjahren auf Antrag auszugeben pflegte. Da bei Herausgabe dieses Merkblattes noch nicht geklärt ist, welche Beweismittel an Stelle verlorengegangener Konten und Sparbücher anzuerkennen sind, wird empfohlen, die öffentlichen Geldinstitute (Sparkassen) und das örtlich zuständige Lastenausgleichsamt um Auskunft zu bitten.

2. Das Kontenmaterial (Spareinlagen, Depositen- und Kontenkorrentkonten) der Bank der Ostpr. Landschaft, früher Königsberg (Pr.), wird bei der Treuhandstelle in Bad Godesberg, Moltkestr. 41, Hansa-Haus, bearbeitet. Alle anderen Anfragen betr. die Bank der Ostpr. Landschaft, insbesondere bezüglich Wertpapiere, werden durch die Treuhandstelle in Lüneburg, Barowickerstr. 6, beantwortet. 3. Andere Königsberger Geldinstitute

Bank der Deutschen Arbeit AG. Niederlassung Königsberg (Pr.): (24a) Hamburg, Schleusenbrücke 1, im Hause Bank der Deutschen Arbeit AG.

Commerzbank Filiale Königsberg (Pr.): Commerzbank AG, (1) Berlin-Friedenau, Sarrazinstraße 11/15. Deutsche Bank, Filiale Königsberg (Pr.): (13a) Corburg, Mohrenstr. 34, i. Hause Bayr. Creditbank, Filiale Corburg.

Dresdner Bank, Fil. Königsberg (Pr.): Dresdner Bank - Verbindungsstelle Ost - (22a) Düsseldorf, Bahnstr. 12 II.

Edekabank eGmbH. Filiale Königsberg i. Pr.:

Edekabank eGmbH. (1) Berlin-Wilmersdorf, Babelsbergerstr. 40/41.

Gewerbe- und Hausbesitzerbank eGmbH.: Willy Reuter, (24b) Glückstadt, Glückstädter Volksbank eGmbH.

Handelsbank eGmbH.: (Direktor Otto Kalcher, (22c) Lohmar/Siegkreis, Hermann-Löns-Str.) Landesbank der Provinz Ostpreußen: Treuhänder Fengewisch, Hamburg 1, Postfach 999 (Landesbank).

Ostpr. Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch): Geschäftsführer Verbandsdirektor Gregor (24a) Buxtehude, Bahnhofstr. 21.

Ostpr. Raiffeisenbank eGmbH.: Bankdirektor Garde (20a) Hannover, Rathenauplatz 5/6. Raiffeisenverband Ostpreußen e.V.: (Wirtschaftsprüfer Dr. Schawaller, (21a) Minden (Westf.) Pionierstr. 7).

Sparkassen- und Giroverband Ostpr.: (Direktor Paul Dietz, (24a) Lübeck-Eichholz, Herrnburger Weg 27).

Vereinsbank eGmbH.: Max Hollop, (23) Oldenburg (Oldb.) Donnerschweerstr. 214 II.

Bei den in Klammern gesetzten Stellen sollen keine, bei den anderen meist nur teilweise Unterlagen über die alten Kassenstände vorliegen.

4. Über den Verbleib der Kontenunterlagen des Postscheckamtes Königsberg (Pr.) ist nichts bekannt. Beim Postscheckamt Hamburg lagern unvollständige zahlenmäßige Guthaben-Zusammenstellungen für einige Stichtage. Auf Grund dieser Unterlagen kann, bei Angabe der Kontonummer, das mutmaßliche Guthaben mitgeteilt werden.

5. Unterlagen über Grundstücke: Akten der Stadtverwaltung Königsberg (Pr.) sind nicht gerettet worden. Über den Verbleib von Grundakten und -büchern des Grundbuchamts und das Katasteramts ist ebenfalls nichts bekannt geworden. Die Anforderung von Unterlagen für die Anmeldung im Rahmen des Lastenausgleichs hat daher keine Aussicht auf Erfolg. Es wird aber darauf hingewiesen, daß die Königsberger Architekten Georg Peter, Hufenallee 20, jetzt München-Ottobrunn, Dahlienstr. 8, und Hans Manteuffel, Ottokarstr. 23, jetzt Hamburg-Othmarschen, Böcklingstr. 2, in ihrer Eigenschaft als vereidigte Bausachverständige auf Grund ihrer umfangreichen Königsberger Grundstückskenntnisse bereit sind, bei der Schadenfeststellung zu helfen.

Eine Abwicklungsstele der Feuersozietät für die Provinz Ostpreußen besteh/ nicht. Akten und Unterlagen sind wahrscheinlich nicht gerettet worden.

7. Die Dienstgebäude der Finanzämter Königsberg Nord. Süd und Land sowie die Hauptzollämter Holländerbaum und Paradeplatz sind während der Luftangriffe im August 1944 mit ihrem ganzen Inhalt niedergebrannt. Akten waren vorher nicht ausgelagert gewesen. Das Gebäude des Oberfinanzpräsidiums blieb zwar erhalten, die Akten sind jedoch ebenfalls als verloren anzusehen.

8. Versicherungsunterlagen aus der Angesteltenversicherung sind bei der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin-Wilmersdorf, Ruhrstr. 2, vorhanden. Bei Anfragen sind genaue Personalangaben mit Geburtsdatum und Geburtsort zu machen.

9. Invalidenversicherung: Die Versicherungsunterlagen der Landesversicherungsanstalt Ostpreußen in Königsberg (Pr.) sind nicht gerettet worden. Anfragen an die Stadt Duisburg - Auskunftsstelle Königsberg - sind zwecklos. Als Beweismaterial dienen die in den Händen der Versicherten befindlichen Versicherungsunterlagen oder hilfsweise amtlich beglaubigte Erklärungen ehemaliger Arbeitgeber und Kollegen. Auskünfte erteilen die örtlich zuständigen Versicherungsämter.

10. Die Lebens Versicherungsanstalt der Ostpr. Landschaft (Ladol), früher Königsberg (Pr.), hat eine Abwicklungsstelle in Oldenburg i. O., Am Markt 6, Postfach 217.

11. Der Verband der Begräbniskassen für die evangelischen Kirchengemeinden e. V. Königsberg (Pr.), Vorderroßgarten 46, führt jetzt den Namen „Evangelische Familienfürsorge e.V." und hat seinen Sitz in Detmold, Leopoldstraße 10. Die Versicherungsunterlagen des Verbandes sind nicht gerettet worden. Versicherungsschutz besteht für die Mitglieder, die sich bis Juni 1948 zur Fortsetzung der Mitgliedschaft gemeldet hatten und die die frühere Mitgliedsschaft nachweisen konnten. Frühere Mitglieder, die das 65. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, können neue Sterbegeldverträge unter Anrechnung des Rückkaufwertes des alten Vertrages abschließen.

12. Der Bestattungsverein der evangelischen Kirchengemeinden Königsberg (Pr.), Poststr. 6, hat wahrscheinlich keine Abwicklungs- oder Auskunftsstelle. Es muss angenommen werden, dass die Versicherungsunterlagen verlorengegangen sind. Da die früheren Mitglieder ihre Versicherungsansprüche nicht ohne weiteres geltend machen können, kann lediglich empfohlen werden, etwaige Schäden im Lastenausgleich mit anzumelden.

13. Ein Teil der Personalakten des Oberlandesgerichts Königsberg (Pr.), lagert beim Amtsgericht (20b) Uslar (Niedersachsen).

14. Personalunterlagen der Wasserstraßendirektion Königsberg (Pr.) sind teilweise vorhanden bei der Wasser- und Schiffahrtsdirektion Kiel, Hindenburgufer 247.

15. Personalauskünfte für ehemalige Angehörige des Luftgaukommandos I Königsberg (Pr.) werden erteilt über Angestellte, durch Herrn Merlins, Köln, Bitbürger Str. 8, über Baupersonal: durch Herrn Erich Korzen, Köln-Höhenberg, Weimarer Str. 7. Bitte Rückporto beifügen. Personalauskunfte über die Beamten und die Lohnempfänger des Luftbaukommandos können durch diese Herren nicht erteilt werden

16. Personalunterlagen der Königsberger Hafengesellschaft mbH. werden bei der Bundesausgleichsstelle beim Bundesministerium des Innern, Köln-Deutz. Deutz-Kalker-Str. 30, aufbewahrt.

17. Die Personalakten der Werksangehörigen der F. Schichau Königsberg (Pr) GmbH, befinden sich bei der F. Schichau Hamburg GmbH., Hamburg 27, Andreas-Meyer-Str. 47.

18. Auskunft über ehemalige Angehörige der Ostlandwerke Königsberg (Pr.) erteilen die Ostlandwerke GmbH. Hamburg, Marienthaler Str. 75.

19. Die „Betreuungsstelle Ostdeutschen Handwerks" in Hamburg 36, Holstenwall 12, hilft den Angehörigen des ostdeutschen Handwerks nach Möglichkeit bei der Beschaffung von Arbeitsbescheinigungen und Nachweisen über bestandene Meister- und Gesellenprüfungen.

20. Auskünfte über den Verbleib ehemaliger Königsberger Gewerbebetriebe erteilt oder vermittelt nach Möglichkeit die „Vertretung der heimatvertriebenen Wirtschaft, Landesverband Nordrhein-Westfalen", Düsseldorf, Grabenstr. 19/25.

21. Über besondere Abwicklungsstellen der hier nicht genannten Königsberger Behörden, Geldinstitute, Versicherungen usw. ist der Stadt Duisburg nichts bekannt. Königsberger, die Anliegen an ehemalige Königsberger Behörden haben, werden gebeten, sich an die entsprechenden jetzt örtlich zuständigen Fachbehörden und -dienststellen zu wenden, die auf Grund ihrer besonderen Erfahrungen und Kenntnisse besser zur Auskunftserteilung in der Lage sind als das Patenschaftsbüro in Duisburg. Auch jeder Königsberger ist im Allgemeinen besser beraten, wenn er sich in Fragen der Sozialversicherung an das zuständige Versicherungsamt oder die Landesversicherungsanstalt, in Fragen der Kriegsopferversorgung an das Versorgungsamt, in Fragen der Umsiedlung an das zuständige Vertriebenenamt und in Lastenausgleichsfragen an das Lastenausgleichsamt direkt wendet.

22. Ein Teil des Standesamtsregister der Standesämter Königsberg (Pr.) I bis IV befindet sich beim Standesamt I Berlin N 54 (Ostsektor) Rückerstr. 9. Standesamtliche Urkunden können dort unmittelbar oder über das örtlich zuständige Standesamt angefordert werden.

23. Folgende Kirchenbücher Königsbauer Kirchen mit Geburts-, Heirats- und Sterberegistern befinden sich im Berliner Hauptarchiv, Berlin-Dahlem, Archivstraße 12/14. Ostpr. Militärkirchenbücher 1704 – 1944, Evang. Kirchenbücher Stadt 1579 – 1874, Altroßgarten 1635 – 1944, Altstadt 1596 – 1894, Dom 1579 – 1934, Burgkirche 1815 – 1914, Friedenskirche 1913 – 1944, Haberberg 1601 – 1874, Ponarth 1899 – 1944, Löbenicht 1594 – 1892, Neuroßgarten 1650 – 1876, Sackheim 1683 – 1885, Schlosskirche 1622 – 1874, Steindamm 1629 – 1874, Tragheim 1636 – 1875, Kathol. Probstei-Kirche 1764 – 1876, Nachweis aller getauften Juden 1837 – 1868, Stadtgericht: Register der Juden 1846 – 1874.

24. Im Staatlichen Archivlager in Goslar, Kaiserhaus, befindet sich ein großer Teil der Akten des Preußischen Staatsarchivs Königsberg (Pr.), und zwar die ältesten und wertvollsten Teile, ein wertvolles Material für geschichtliche Forschungen über Königsberg (Pr) Die Bestände des Stadtarchivs Königsberg (Pr) konnten leider nicht gerettet werden.

25. Eine umfangreiche Sammlung v. Schrifttum über Königsberg (Pr.) gibt es in der Bücherei des deutschen Ostens" beim Kulturamt der Stadt Herne (Westfalen). Die Bibliothek des Institutes für Weltwirtschaft an der Universität Kiel, Kiel-Wik, Mecklenburger Str. 2/4, besitzt Königsberger Schrifttum wirtschaftswissenschaftlichen Inhalts.

26. Anschriftensammelstellen Königsberger Sondergruppen: Städtische Beamte, Angestellte und Arbeiter: Walter Kolbe, (16) Biedenkopf, Hospitalstr 1.

K.W.S.: Alfred Berger, (24b) Leck (Schleswig), Gallberg 2.

Provinzialverband Ostpreußen: Max Borgmann, (21b) Witten-Bommern, Auf dem Brenschen 3. Bautechnische Beamte des Reichsbahndirektionsbezirks Königsberg (Pr.): Josef Gronitzki, (20a) Hannover - Herrenhausen, Am Herrenhäuser Bahnhof 9.

Ostpreußische Arztfamilie: Dr. med. Paul Schroeder, (24b) Dänischenhagen über Kiel. „Freundeskreis ost- und westpreußischer Apotheker", Joachim Krahn, (24b) Uetersen, Engel-Apotheke.

DRK-Schwesternschaft Ostpreußen, (24b) Itzehoe (Holstein), Talstr. 16.

Bäckermeister: Athur Tobias, (24a) LübeckTravemünde, Am Heck 2.

Malermeister: Artur Birkmann, (16) Dillenburg, Hofgarten 2 I.

Bezirks-Schornsteinfegermeister: Walter Huenerbein, (21b) Gevelsberg (Westf.) Postfach.

VfB Königsberg (Pr.): Willi Krawzick, (21b) Dortmund-Hörde, Nervierstr. 20.

ASKO Königsberg (Pr.): Hans Schemionek, (23) Sulingen, Lange Str. 75.

Bei Anfragen bitte Rückporto beifügen. Neue Anschriftenmeldungen und Veränderungen bitte sowohl an die Stadt Duisburg - Auskunftsstelle Königsberg - als auch an die in Frage kommende Anschriftensammelstelle senden. Es wird gebeten, weitere Zusammenschlüsse Königsberger Sondergruppen der Stadt Duisburg mitzuteilen.

27. Die Stadt Duisburg, Auskunftsstelle Königsberg, führt eine nach Personennamen geordnete Kartei ehemaliger Königsberger Einwohner mit neuen Anschriften. Um diese Kartei vervollständigen zu können, sind alle Königsberger aufgerufen, der Stadt Duisburg auf einer Postkarte mitzuteilen: Name, Vorname, Geburtsdatum und Beruf, Anschrift und Arbeitsstelle in Königsberg (Pr.) sowie die jetzige Anschrift. Es wird gebeten, die Angaben für alle Familienangehörigen zu machen und deutlich zu schreiben, sowie auch Wohnungswechsel, Umsiedlung und persönliche Veränderungen mitzuteilen. Die Namen und Personalangaben der jenigen Königsberger, die während des Krieges oder nach dem Kriege verstorben sind, gehören ebenfalls in die Kartei, da auch nach diesen Landsleuten häufig gefragt wird. Es wird daher gebeten, auch hierüber Angaben zu machen. Formblätter für die Anmeldung werden auf Wunsch versandt.

28. Heimatvertriebenen-Organisationen: Da bei der „Auskunftsstelle Königsberg" in Duisburg laufend soviele Anfragen eingehen, dass eine Verzögerung in der Beantwortung nicht zu vermeiden ist, wird empfohlen, die Auskunftsstellen der Landsmannschaft Ostpreußen e.V. und des Bundes vertriebener Deutscher (BvD) um Auskunft zu bitten. Kreisvertreter für den Stadtkreis Königsberg (Pr.) in der Landsmannschaft Ostpreußen ist Herr Konsul a. D. Hellmuth Bieske, Hamburg 1, Chilehaus A. Geschäftsführer der Kreisvertretung ist Herr Harry Janzen, Hamburg 39, Alsterdorfer Str. 26 a.

29. Sammlung Königsberger Nachrichtenquellen. Um der Stadt Duisburg - Auskunftsstelle Königsberg - die Auskunftserteilung zu erleichtern und um eine weitere allgemeine Bekanntgabe zu ermöglichen wird hierdurch jeder aufgerufen, bei dem Zusammentragen der Nachrichten zu helfen, die die heimatvertriebenen Königsberger für die Verfechtung ihrer Ansprüche brauchen. Wer weiß etwas über Abwicklungs- und Auskunftsstellen Königsberger Behörden, Geldinstitute Versicherungen. Sterbekassen? Wo gibt es gerettete Königsberger Akten. Register. Verfügungen und Verordnungen Königsberger Behörden, wichtige Veröffentlichungen?

 

 

Seite 10   Am Dom

Spitz über Dachgehügel bunt und dicht,

verkrochen halb, dass ihm das Heut' nichts raube,

ein alter Kirchturm lugt mit roter Haube

und einem guten goldnen Uhrgesicht.

 

Das ist der Dom voll buntem Dämmerlicht,

burgstark und wehrhaft wie der Väter Glaube;

rings träumt die Stille gleich der reifen Traube,

draus die Erinnrung süße Beeren bricht. –

 

An roten Mauern raunt manch Epitaph –

der Kinder Spielen unter blühn'den Linden

klingt Frau'n und Rittern in den ewigen Schlaf.

 

Der alte Hochschulbau am Pregelrand

hört Simon Dach sein neustes Lied verkünden

und übern Domplatz kommt Professor Kant. —

Walter Scheffler

(Aus „Ostpreußen - Unvergessene Heimat", Verlag Gräfe und Unzer, München und Bad Wiessee)

 

Seite 10   Landsleute, bitte herhören!

Wer von den Arbeitskameraden und -kameradinnen unseren Berufskollegen in der Ostzone zu Weihnachten ein Päckchen schicken will, der erhält von uns der Reihe nach die Anschriften. Es soll vermieden werden, dass einer alles und viele gar nichts bekommen. Bücher und Zeitschriften kommen nicht in Frage. Die Päckchenaktion soll beweisen, dass wir unsere Arbeitskameraden dort nicht vergessen haben. Bei Anfragen Rückporto bitte beilegen. Unserem Aufruf, uns Briefumschläge und Papier, sowie die 1 DM für die gedruckte Anschriftenliste zur Weiterführung unserer ehrenamtlichen Arbeit zu schicken, sind je 2 Arbeitskameraden nachgekommen.

Witwe Anna Farenholtz (KWS) sandte uns 100 Briefumschläge und

St. Insp. Anwärter Brenk, 25 Lagen Kanzleipapier. Wir danken diesen Spendern herzlichst dafür. Unser Arbeitskamerad, Brückenarbeiter Friedrich Heß, der über 40 Jahre bei der Kbg. Stadtverwaltung tätig war, ist am 12. Oktober d. Js. im Alter von fast 76 Jahren einem Herzschlag erlegen.

St. Sekr. Otto Hesse ist 1945 in Kgb. verstorben,

Mechaniker Johann Lettau gest. August 1945,

St. Insp. Otto Leppack gest. 1941,

Hausmeister Lauvian gest. 13.01.1951,

Hafenmeister Bruno Pohl gest. 1947;

ferner erreichte uns die betrübende Nachricht, dass die einzige Tochter unseres immer noch vermissten Arbeitskameraden St. O. Insp. Wernin in der Nacht vom 29./30. August 1944, als sie Brandwache bei der Dresdner Bank hatte, umgekommen ist." Wir werden das Andenken dieser Landsleute in Ehren halten.

Immer wieder gehen hier Suchanträge ein, mit denen wir nichst anfangen können. Vor- und Zuname, Beruf, Geburtsdatum, letzte Kgb. Wohnung und alles bis dahin Wissenswerte, muss schon in den Anträgen angeben sein. Mit: „wollen Sie bitte meinen Mann suchen", genügt nicht.

Für die Berichterstattung danken wir namens der Suchenden folgenden Landsleuten:

M. Raeder,

 

Ruth Noatsch

 

 

Helene Schreiber,

 

 

Otto Plack,

 

 

Herbert Weiß,

 

 

Emma Immel,

 

 

Karl Unverzagt,

 

 

Herbert Kleinfeld,

 

 

Marie Klein,

 

 

Minna Rinck,

 

Julius Skeries.

Wir suchen und wer berichtet:

Heinz Großmann, geb. 29.05.1920 (Kbg. Wohnung: Otto Reinkestr. 14)

St. Insp. Gustav Lange,

St. Insp. Bruno Lemke,

Zeichner Hans Laue,

Vermeß. Ing. Erich Link,

Amtsgehilfe Laukat,

Herta Schlesier verwitw. Lindtner (St. A. 16)

Berta Lau (Fuhrges.),

Ing. Paul Lockau (Wi. Amt),

Luxa (Spark.),

Elkr. Meister Kurt Willi Lopp (Hafen),

Baumeister Luckmann,

Fürsorgerin Meta Luszick

Lampert (Feuerlöschpolizei),

St. Insp. Willi Liß,

Buchhalter Albert Lemke (Stiftung),

Lemke (Plan. Amt),

St. O. Insp. Luckan

Hauptkassierer Loch (Schlachthof),

St. Insp. Richard Lammert,

St. Sek. a. D. Ernst Lockau,

St. O. Insp. Lenkeit (Hochb. Amt),

Oberinsp. d. Fuhrges. Gustav Logens,

Frau Ella Lokau (Franzer Allee 74d),

Straßenaufseher Julius Link,

Arbeiter Hermann Lange (Müllabfuhr),

Angest. Franz Merltz (Str. B. Amt),

Angest. Magull,

St. O. Sekr. Otto Mertens,

Margarete Müller (Str. B. Amt)

Angest. Gustav Marienfeld,

Oberinsp. d. Fuhrges. Meltzer,

Stenotypistin Gisela Marold,

St. Insp. Metschies,

Angest. Marie Milk (Wi. Amt),

Bibliothekarin Müller,

St. Insp. Mandel,

Angest. Mey (Wi. Amt),

St. Insp. May,

Oberbaurat Manruschat,

St. Insp. Müller,

Monin (Feuerlöschpolizei),

Angestellte Müller (Hsz. Steuerabteilung),

Dipl. Ing. Erwin Müller (Hafen),

Gustav Motzkus, Frau und Kinder (Bahnhof Ponarth),

Inspektor der Fuhrges. Metze,

Fritz Minuth (Fuhrges.),

Hochb. Techn. Otto Meinz,

Mstr. D. Feuerlöschpolizei Moeve,

Oberbaurat Dr. Neuffer,

Stenotypistin Hildegard Neuffer,

Konrektor Hugo Neumann,

Tierarzt Theodor Neumann (Koggenstraße),

Kfm. Angest. Otto Neumann (Hafen),

Spark. Angest. Norkeweit,

Maria Neumann, geb. Schwarz und Sohn Ulrich Neumann,

Michel Haujoks (wahrsch. Naujoks (zuletzt Volkssturm und Lager Pr. Eylau),

Arbeiter Neumann (Hafen),

Rev. Gärtner Naujoks,

Gartenbauoberinspektor Gustav Naumann,

St. Insp. Hans Nowakowski,

Gartenmstr. Erich Neuendorf,

St. O. Sekr. Hedwig Olivier,

Elektriker Gustav Oschließ (Hafen),

Sparkassenhauptrendant Preuß,

Angestellte Pöschel,

Steuervollz. Sekr. Waldemar Promp,

Angest. Eduard Philipp (St. Amt 92),

Angest. Hubertus Parschat (Spark. Viehmarkt),

H. Powels (St. Amt 49),

Stenotypistin Martha Pyrozewski,

St. Sekr. William Pfeffer, (Gartenamt),

Dienststellenleiter Petter (Obdachlosenpolizei),

Lehrer Horst Poschwalla,

Bauaufseher Pflug,

Reg. Bez. Feuerwehrhauptmann Preuß,

Powel (Feuerlöschpolizei),

St. Insp. Penkwitt,

Arbeiter Ernst Packheiser (Gasanstalt),

Arbeiter Putzer (Hafen),

Arbeiter Paulusch (Hafen),

St. Insp. Petersdorf,

Angest. Rudolf Prengel,

Frau Eva Paetsch (Spark.),

St. O. Insp. Ernst Preuß (geb. 1905 – Stadtkämmerei),

Mittelschullehrer Maximilian Petrat.

Weitere Suchfälle in der nächsten Ausgabe dieses Heimatblattes.

Anschriftensammelstelle der Königsberger Magistratsbeamten, - Angestellten und –Arbeiter (16) Biedenkopf, Hospitalstraße 1.

 

 

Seite 11   Advent. Von Gertrude Renate Nikolai

Wir schmücken mit roten Bändern

und Lichten den grünen Kranz.

Draußen tanzen die Flocken

im bleichen Mondesglanz,

der um die Giebel geistert.

Die Brunnen sind versiegt.

Auf den Gesimsen, dem Beischlag

ein weißes Polster liegt.

Da blasen sie vom Turme:

„Du meines Herzens Zier,

Wie soll ich Dich empfangen

und wie begegn‘ ich Dir?"

Die Glockenspiele fallen

melodisch tönend ein

hoch über den Giebeldächern.

Advent läuten sie ein.

 

Seite 11   Musikstadt am Pregel/Erinnerungen eines Laien

An einem Frühlingstage dieses Jahres wurde fern der ostpreußischen Heimat eine müde Greisin auf dem schönen evangelischen Friedhof in Hildesheim zur letzten Ruhe gebettet. Mit ihr erlosch ein Name, der in Königsberg ein Menschenalter hindurch wohl bekannt und geachtet war: es war die letzte der Schwestern Jüterbock, Konzertdirektion, Musikalienhandlung und Leihbibliothek.

Die Tradition der Gebauhr-Konzerte fortsetzend, hat die Chefin der Firma, Fräulein Käthe Jüterbock mit eisernem Fleiß und fast männlicher Tatkraft das Geschäft aus kleinen Anfängen zu dem Unternehmen gemacht, als das es weit über Ostpreußen hinaus bekannt war. Aus dem altertümlichen Laden in der damaligen Prinzessinstraße wurde das moderne, geräumige Geschäft mit dem repräsentativen Schaufenster in der Großen Schloßteichstraße. Seine Leiterin genoss in weiten Kreisen der Stadt viel Liebe und Verehrung, durch ihre Tüchtigkeit und großzügige Hilfsbereitschaft. Die Konzertdirektion Jüterbock veranstaltete die Symphonie- und Künstlerkonzerte und war der Vermittler zwischen Künstlern und Publikum. Während des ersten Weltkrieges mussten die Konzerte in dem altertümlichen, grauen Börsensaal stattfinden, da die neue Stadthalle Lazarett war. Nach Kriegsende öffneten sich wieder ihre Pforten, und der schöne Saal mit dem Orgelprospekt im Hintergrund des Podiums war ein Menschenalter hindurch die Heimat der „holden Kunst", bis der Flammensturm die Stadt vernichtete.

Dort fand sich zu den Konzerten - im und außer Abonnement - alles ein, was in Königsberg musikliebend und musikverständig war. In den Logen, Rängen und Parkettreihen saßen Vertreter der Ärzte- und Kaufmannschaft mit ihren Frauen; man sah dort Dozenten der Albertina, die sogar einen Lehrstuhl für Musik besaß, den Professor Müller-Blattau innehatte.

Jedem Konzertbesucher waren die Musikkritiker bekannt, die „von amtswegen" stets anwesend waren. Es waren in jenen Jahren Hans Wyneken, Otto Besch, Rökner, Dömke, Erwin Kroll, Lucian Kamienski und Hermann Gütter, deren Urteil man am Tage nach dem Konzert in den Königsberger Tageszeitungen las.

Bei den Symphoniekonzerten wirkte das Orchester der Städtischen Bühnen mit sowie Mitglieder der Philharmonie. Jeder, der sich dabei „prominenter Köpfe" erinnern, wie z. B. der Konzertmeister Heweis und Klein, der Violinlehrerin Käthe Heinrici und Margarete Eschenbachs am Cembalo. Den Taktstock schwangen dort im Laufe der Jahre die verschiedensten tüchtigen Dirigenten, die die Zuhörer zu heller Begeisterung hinrissen und verehrt und geliebt wurden. Es waren u. a. die Professoren Max Brode, Wilhelm Sieben, Dr. Ernst Kunwald und Wilhelm Franz Reuß, der letzte Dirigent in unserer „Bach-Brahms-Stadt".

Während der Sommermonate fanden im Königsberger Tiergarten Symphonie- und Promenadenkonzerte statt, und wer kein regelmäßiger Konzertbesucher war, konnte sich am Kaffee- bzw. Biertisch der edlen Musika erfreuen. Dort wirkte auch Kapellmeister Kranz als Leiter der Militärkapelle, die sich in weiten Kreisen großer Beliebtheit erfreute.

Den Bachverein leitete lange Jahre der feinsinnige Domorganist Walter Eschenbach, bis ihn ein plötzlicher Tod an seiner Orgel ereilte. Der Bachverein und die verschiedensten Kirchenchöre brachten alljährlich Passionen und Messen heraus, und die Singakademie unter Hugo Hartung bot die großen Chorwerke wie „die Schöpfung", die Jahreszeiten, das „deutsche Requiem" dar. Eine Reihe begabter Organisten wirkten an den Königsberger Kirchen, von denen hier nur Fedke, Ewert, Wilhelmi, Elisat und Altmann genannt seien.

Es war selbstverständlich, dass auch auswärtige Dirigenten als Gäste Symphoniekonzerte leiteten. So brachten Richard Srauß und Siegfried Wagner z. T. eigene Werke zu Gehör. Auch Hans Knapperbusch und Wilhelm Furtwängler mit der Berliner Philharmonie waren in Königsberg zu Gast. Das Meistersingervorspiel, das beim letzten Konzert zum Schluss erklang, wird wohl jedem Zuhörer unvergessen sein.

Neben den uns erblichen Werken der Klassiker und Romantiker kamen auch moderne Künstler zu Gehör. Dafür sorgte besonders der „Bund für Neue Tonkunst“.

Neben den Symphonie- und Chorkonzerten wurde in den Kammerkonzerten im Gebauhrsaal edelste Musik geboten. Da war das einheimische Trio mit Hewers, Wieck, Hulsich und alljährlich kam das Klingler- oder Rose Quartett mit erlesenem Programm.

Zu den Künstlerkonzerten erschienen in Königsberg Solisten von internationalem Ruf. Berühmte Namen standen an den Litfaßsäulen und auf dem Programm, und begnadete Sänger, Geiger und Pianisten entückten die Zuhörer durch ihre große Kunst, doch boten auch einheimische Künstler allerbeste Leistungen wie die Pianisten Margarete Schuchmann, Rudolf Winkler, Konrad Ansorge und der junge Erich Riebensahm, die beide später nach Berlin gingen. Von Sängern sei hier Professor Erwin Roß genannt, außer den vielen tüchtigen Musikpädagogen, die als Solisten oder mit  ihren Schülern Konzertabende veranstalteten.

Wer sich in der Musik ausbilden wollte, besuchte die Konservatorien von Fiebach, Kühn und Hartung, und stimmbegabte Schüler sangen im Heinrich-Albert-Chor mit.

Und nun zu den Sternen am Kunsthimmel der Jahre 1915 – 1945!

Noch im alten Börsensaal sangen Julia Culp, Lula Mycz-Gmeiner und Emmi Leisner, deren reife Kunst fast 30 Jahre später an einem Liederabend in der Stadthalle ein ganz großes Erlebnis war. Hier sang sich auch noch im 1. Weltkrieg Heinrich Schlusnus beim ersten Auttreten endgültig in die Herzen der Königsberger Musikfreunde. Der Künstler war in unserer Pregelstadt noch unbekannt. Das Konzert begann mit großer Verspätung, denn der D-Zug war durch Transporte aufgehalten worden. Nach fast einstündiger Verspätung sprang ein schlanker, junger Mann, noch im Reiseanzug, eilig die Stufen zum Podium hinauf, winkte seinem Begleiter und begann zu singen. Begeisterter Beifall folgte dem ersten Lied, der sich immer mehr steigerte. Heinrich Schlusnus hatte die Herzen der Königsberger im Sturm erobert: er kam - zu spät, sang - und siegte! Sein „Heimweh" von Hugo Wolf, seine Figaro-Arie aus dem „Barbier von Sevilla" und Richard Strauß „Heimliche Aufforderung" gehörten zum eisernen Bestand der zahlreichen Zugaben, die sich das Publikum stets erbat, erraste, ertrotzte, bis der Künstler mit Hut und Pelz erschien und die Beleuchtung ausgedreht wurde.

Außer Schlusnus gehörten zu den ständigen Gästen Hermann Jadlowker, Richard Tauber und Ludwig Heß, und, außer den schon genannten, die Sängerinnen Claire Dux, Sigrid Onégin, Eva Liebenberg und Erna Berger, unter denen „die Onégin" der erklärte Liebling

war. Der Umfang ihrer herrlichen Stimme ermöglichte der liebenswürdigen Sängerin ein sehr vielseitiges Programm. Mit Schuberts „Erlkönig" begeisterte sie bei ihrem ersten Konzert in der Stadthalle die Königsberger, die auch von ihr nach jedem Liederabend endlose Zugaben erreichten, unter denen Mozarts „Alleluja", Brahm's „von ewiger Liebe“ sowie Schuberts „Seligkeit" nicht fehlen durften, ehe der unwiderrufliche Schluss mit Brahms „Vergebliches Ständchen" gemacht wurde. Pianisten von Rang brachten die bedeutendsten Klavierwerke vollendet zu Gehör. Es seien hier nur genannt Arthur und Therese Schnabel, der Beethovenspieler Edwin Fischer, der Chopinspezialist Walter Gieseking, Joachim Pennbaur, Wilhelm Kempf, Elly Ney und Frida Quast-Hodapp. Jedem Künstler stellten die großen Klavierfirmen neben der Stadthalle, Pfeiffer und Theden, das gewünschte Instrument zur Verfügung, dessen Wohllaut dann unter den Zauberfingern durch den Saal flutete.

Die Violinvirtuosen aus aller Welt brachten natürlich das eigene, edle Instrument mit, das, von Meisterhand gespielt, mit fast überirdisch süßem und vollem Ton die Zuhörer in Bann schlug. Aus „der Fülle der Gesichte" seien hier nur genannt: der leider so früh verstorbene Ungar Franz Vecszey, Bronislaw Hubermann, Adolf Busch, Georg Kuhlenkampf, Fritz Kreisler, Mischa Elmau, Szygeti und Jan Dahmen, sowie die im fernen Australien geborene Alma Noodie und die jugendliche Französin Ginette Neveu, die kürzlich bei einem Flugzeugunglück über dem Atlantik ums Leben kam. Jedes dieser Konzerte war ein Höhepunkt im Königsberger Musikleben.

Ein Höhepunkt war auch die Aufführung der „Neunten" unter Dr. Kunwald anlässlich der ersten deutschen Ostmesse im Herbst 1920. Sie fand in der unschönen, aber geräumigen alten Tiergartenhalle statt, und alle Königsberger Sängervereine und Orchester waren zu einem gewaltigen Klangkörper vereint.

Und Beethoven hatte mit der „Neunten" auch das letzte Wort im Musikleben Königsbergs, als sie im Juli 1944 unter Reuß zur 400-Jahrfeier der Albertina in der Stadthalle aufgeführt wurde. Wenige Wochen darauf war diese Stätte der Kunst ein Raub der Brandbomben. Nicht vergessen seien hier die Konzerte der großen Chöre wie Thomaner, Dresdener Kreuzchor und Don-Kosaken. Von der guten Oper, die Königsberg besaß, soll hier nicht die Rede sein. Eine der besten Wagnersängerinnen, Frida Leider, wirkte eine Zeit lang an der Königsberger Oper.

Verklungen, verrauscht, versunken das Reich der Töne, wie die geliebte Heimat, die uns Leben und Brot gab. Ja, sie gab uns mehr, denn sie gab uns zum Brot den Wein, wenn man Jean Pauls Wort gelten lassen will; „die Kunst ist nicht das Brot, aber der Wein des Lebens“. Mancher von uns, der daheim sorglos lebte, hat jetzt nur kärgliches Brot, aber wie der Duft edlen Weines umschwebt uns zu Zeiten die Erinnerung an die Stunden herrlichsten Kunstgenusses in unserem unvergesslichen Königsberg, der „Musikstadt am Pregel". Marianne Müller

 

 

Seite 11   Treffen der Königsberger in Flensburg

Das zweijährige Bestehen der Gruppe der Königsberger innerhalb der Landsmannschaft Ostpreußen war für diese gebührender Anlass, bei ihrer letzten Zusammenkunft besonders der geliebten Heimatstadt zu gedenken und im übrigen ein buntes, heiteres Programm abrollen zu lassen. Im Mittelpunkt des ganzen Abends stand das gemeinsame Essen des traditionellen Tellers „Königsberger Fleck." Herr Bocian begrüßte als Leiter der Gruppe in seiner Ansprache unter seinen zahlreich erschienenen Landsleuten auch den Vorsitzenden des KvD. Dr. Kob und den Landsmannschaftsvorsitzenden Babbel. Mit warmen Worten gedachte er der alten, ehrwürdigen Heimatstadt, die gegen alles Menschenrecht durch den Haß verblendeter Staatsmänner mitsamt der Heimatprovinz vom deutschen Vaterland abgetrennt wurde. „Mag das Signal für den Heimweg noch nicht auf „Einfahrt" stehen", meinte der Redner, so darf man die Hoffnung auf eine Rückkehr in unsere geliebte Pregelstadt niemals aufgeben. Das Schicksal hat uns wohl das materielle Gut zerschlagen, es konnte uns jedoch nicht den Stolz auf eine große Vergangenheit nehmen." Armoneit

 

Seite 11   Wir gratulieren

Das Fest der Silberhochzeit feierten am 22. November 1952 der Schuhmachermeister Bernhard Stramm und Frau Martha geb. Radtke aus Braunsberg.

 

Seite 11   Zum Gedenken an Stadtschulrat Dr. Erhard Roß

Am 20.12. dieses Jahres wäre der im Jahre 1945 verstorbene Oberstudiendirektor Dr. Erhard Ross 75 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass sei heute dieses um das Schulwesen der Stadt Königsberg verdienten und in den Kreisen der ostpreußischen Lehrerschaft hoch geschätzten Mannes gedacht. Dr. Erhard Ross stammt aus einer Lehrerfamilie des Kreises Rastenburg. In Königsberg und in Jena studierte er Geschichte, Erdkunde und Deutsch. Seinem tief in Volk und Heimat verwurzelten Wesen entsprach es, sich während der geschichtlichen Studien besonderen Gebieten zuzuwenden, wie dem Deutschen Ritterorden und der Hansa, den Bauernkriegen und den Verfassungskämpfen. Aus dieser Einstellung heraus erklärt sich seine Begeisterung für die altburschenschaftlichen Ideale, Ehre, Freiheit Vaterland. Ihnen und seiner Burschenschaft Germania zu Königsberg hat er sein ganzes Leben lang die Treue gehalten.

Als Lehrer wirkte Dr. Erhard Ross ausschließlich an Königsberger Schulen, als Studienrat und Oberstudienrat an der Hindenburgschule, als Oberstudiendirektor an der Vorstädtischen Oberschule und an der Luisenschule. Seine Geschichtsstunden werden allen seinen Schülern unvergesslich bleiben. Sie waren einbezogen in die großen Zusammenhänge und belebt durch die Beziehung zur Gegenwart. Alle Fragen des neuzeitlichen Unterrichts fanden sein Interesse; er setzte sich besonders für den Arbeitsunterricht ein, durch den die geistige Eigentätigkeit der Schüler vor allem entwickelt wird. Sein offener auf den praktisch gerichteten Blick bewahrte ihn vor Einseitigkeit, ließ ihn im Neuen das Wertvolle erkennen und in das bewährte Alte übernehmen. Zu den Schülern bestand ein schönes Vertrauensverhältnis, und ein jeder fand bei ihm Rat und Hilfe. Die Vorstädtische Oberschule entwickelte sich unter seiner Leitung von der Realschule zur großen Doppelanstalt. Sport und Gesang fanden besondere Pflege, sodass späterhin diese Schule gerade in diesen Unterrichtszweigen hervorragendes leistete. Tätigen Anteil nahm Dr. Ross an der Ausbildung und Förderung der Lehrer. Viele Mittelschullehrer verdanken ihm die wissenschaftliche Weiterbildung in der Geschichte. Alle Lehrkräfte empfanden es als einen besonderen Vorzug, unter seiner Leitung zu arbeiten. Es herrschte ein vorbildliches koligiales Verhältnis. Anregungen über die Ausgestaltung des Unterrichts und der Schule wurden weitgehend berücksichtigt, und die persönliche Eigenart eines jeden Lehrers gewahrt. Das große Vertrauen, dass ihm aus dem Kreise seiner Kollegen entgegengebracht wurde, zeigte sich in seiner Wahl zum 1. Vorsitzenden des ostpreußischen Philologenvereins. Viele Jahre lang hat er dieses verantwortungsvolle Ehrenamt in schwierigen Lagen verwaltet und erfolgreich vertreten. Es lag ihm fern, in der höheren Schule eine Standesschule zu sehen, und immer wieder war es sein Bemühen, den Begabten aus den ärmeren Volksschichten zum Aufstieg zu verhelfen.

Als 1928 Stadtschulrat Professor Dr. Stettiner, ein weit über Ostpreußen hinaus bekannter Schulmann und Gelehrter, wegen Erreichung der Altersgrenze ausscheiden musste, übertrug die Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung Oberstudiendirektor Dr. Ross das wichtige Amt des Stadtschulrats. Die damalige immer schwieriger werdende wirtschaftliche Lage stellte auch dem weiteren Ausbau des Schulwesens immer größere Schwierigkeiten entgegen. So musste Dr. Ross bemüht sein. Bestehendes zu erhalten. Das hat er mit großem Geschick verstanden.

Da Dr. Ross der nationalsozialistischen Regierung als Stadtschulrat nicht tragbar war, wurde er mit der Leitung der Luisenschule beauftragt, an der er in Stille und Zurückhaltung bis zum Ende wirken durfte. Ein schweres unheilbares Leiden raffte ihn im März 1945 kurz vor der Übergabe Königsbergs hinweg, und so erlöste ihn ein gnädiges Schicksal aus einer hoffnungslosen Lage.

Es ist ein großer Kreis von ostpreußischen Menschen, denen Dr. Erhard Ross ein Begriff ist. In uns, denen er Freund und Kamerad war, wird er als ehrenhafter, vorbildlicher Mann fortleben. Dr. Bruno Hoffmann Rinteln/Weser

 

Seite 11   Foto: Cranz: In harten Wintern türmten sich die Eisschollen haushoch vor der Küste

 

 

Seite 12   Die Weihnachtstanne der Vögel. Von Luise Kalweit.

Es war mir bekannt, dass es in nordischen Ländern, wo Schneemassen und Eis oft metertief liegen, Brauch ist, für die darbenden Vögel zu Weihnachten eine Tanne aufzustellen und sie mit allem zu putzen, wonach ein Vogelherz begehrt.

Diese nordische Sitte erschien mir schön und nachahmenswert. Meine Begeisterung übertrug sich auf die Kinder des Waisenhauses, das der Barmherzigkeit einer ostpreußischen Frau sein Entstehen verdankte, und so beschlossen sie, den daheim gebliebenen Kostgängern unseres Herrgotts den Gabentisch zu decken.

Auf einem in zarten Winterfarben schimmernden Bild - es stammte aus Schweden -, hatte ich gesehen, wie unter dem Schein einer bleichen Sonne Vögel den Wunderbaum umkreisten. Und nun hatte dies Bild auf dem Hofe unseres Waisenhauses Leben gewonnen. Das war eine Aufregung unter dem gesamten ärmlichen Vogelvolk, dem es zu einer winterlichen Erholungsreise nach dem sonnigen Süden an Wagemut und Geld fehlte und das in seinen verwohnten Schlupfwinkeln in Kälte und Dunkelheit sein Dasein fristete.

Spatzen, Meisen und Goldammern schrien sich beinahe die Kehle aus, diesmal sonderbarerweise die Männer noch mehr als die Frauen, die doch sonst immer das erste und das letzte Wort zu haben belieben.

„Unglaublich", sagte ein alter graufedriger Spatz, „dass man für uns vom Schicksal Enterbte endlich auch etwas übrig hat. Ich habe lange genug darauf gewartet, dass die Menschen, diese vom Glück begünstigten Geschöpfe, uns mehr von ihrem Überfluss abgeben als dürftige Reste ihrer Mahlzeit. Nun scheinen sie sich endlich ihrer Pflichten zu besinnen, sie, die sich uns gegenüber immer als Leute von besonders hoher Bildung aufspielen und höhnisch von einem Spatzengehirn reden."

„Siehst du, Mann, eiferte seine Ehehälfte, eine noch jugendlich wirkende Spätzin, der aber die Nahrungssorgen ein gut Teil ihrer Spannkraft genommen hatten, „siehst du, Mann", eiferte sie, habe ich dir das nicht immer gesagt, dass man uns zum Fest nicht vergessen wird. Zeit ist's, das ist wahr. Arbeitslos sind wir schon lange. Im Sommer konnte ich noch ganz passabel den Haushalt versehen und merkte es kaum, wenn ich schwer bepackt vom Mücken- und Fliegenmarkt heimkehrte. Wie mühsam flattre ich aber jetzt! Und mit dem Hüpfen geht es auch nur so-so. Denn letztens habe ich mir die Zehen angefroren. Da spiele eine andre die Hausfrau. Ich würde ohne Besinnen

das ganze Wirtschaften werfen, wenn nicht Hilfe in Sicht wäre."

Mit frauenhaftem Scharfblick hatte die Spätzin als erste die eigenartigen Vorkehrungen auf dem Hofe des Waisenhauses entdeckt und sie in verständlicher Selbstsucht nicht auf die Menschen-, sondern auf die Tierwelt bezogen. Wie viele aus dem Frauengeschlecht liebte sie es, ihr Ich in den Vordergrund zu stellen und berechnete schon im Stillen, welche Vorteile sie aus dem Erschauten ziehen könnte.

Aber nicht nur die jammernde Spätzin, sondern die ganze Vogelhorde geriet außer sich, dass selbst eine unausgetragene alte Erbfehde zwischen Frau Blaumeise Pick und Frau Goldammer Pack, bei der es sich um ein Dutzend Roggenkörner handelte, abgetan war. Und selbst die ernsthafte Ratsversammlung der Vögel, die trotz des Schneegestöbers auf der Dachrinne festen Fuß gefasst hatte, schwätzte ganz unparlamentarisch und schaute ausgereckten Halses, mit gesträubten Federn dem Treiben der Waisenkinder zu.

„Nein, diese Tanne, die eben hoch auf dem Wäschepfahl angebunden wird, ist entschieden nicht für Menschen bestimmt", äußerte sachverständig Herr Spatz Schluck. „Die für die Menschen ist drinnen im Zimmer, die ist auch mit anderen Dingen behängt wie diese Hoftanne. Dort haben sie Äpfel, wie sie im Sommer an den Bäumen wuchsen, dazu Nüsse, wie sie an einem vernünftigen Tannenbaum gar nicht zu finden sind, - goldene - dazu Süßigkeiten, an denen ich mir den Magen verderben würde, keine einzige anständige Fliege oder Raupe. Da stecken sie Lichter an, um unser einem ganz den Aufenthalt auf solch einem Baum zu verleiden. Denn wer möchte sich gern die Flügel versengen? Und was da an dem Tannenbaum an einem Gummifaden rumfliegt, halb Mensch, halb Vogel, ist doch bloß eine elende Nachahmung. Die Menschen sagen „Engel" darauf. Ich bitte Sie, von Engeln habe ich mir eine ganz andere Vorstellung gemacht. Mit den Flochten kann doch keiner zum Himmel fliegen."

„Ja, aber woraus schließen Sie denn, dass die Hoftanne für uns Vögel ist?'' fragte Frau Schleck. „Sehen Sie es nicht“, zwitscherte es im Chor, „dass die Kinder Käserinden, Wurstpellen, Stückchen rohes Fleisch und Speck - na, die könnten größer sein - und auch Knochen daran befestigen?"

„Die Knochen hätten sie auch nicht so zu benagen brauchen“, brummte grämlich Herr Goldammer gierig. Hätte nichts geschadet, wenn die Geizkragen etwas mehr Fleisch drangelassen hätten." „Hauptsache, dass alles für uns ist," krähte ein altkluger, nimmersatter Meisenjüngling, bei dem sich alle paar Minuten die Stimme im Eifer überschlug, - er war gerade im Stimmbruch - "sie werden uns doch nicht erst den Schnabel wässrig machen und nachher alles wieder abreißen."

„Nun hängen sie noch gar einen blanken goldnen Stern oben an die Tanne." Ein niedliches Goldammerkind jauchzte es.

„Kann mir gestohlen bleiben“, lehnte der graufedrige Spatz ab, dessen Sommer-Schmerbauch bedenklich an Rundung verloren hatte. „Ein ausgewachsener Regenwurm ist mir lieber."

 

„Seht, seht“, schrie der Nahrungswart der Vögel, der im Dorf und in der Umgegend zu erspähen hatte, wo seinen darbenden Genossen der Tisch gedeckt war. Pfeilschnell schoss er heran, um eine glückliche Mär zu verkünden.

„Ich stromerte gerade von einem Besitzer zum andern, um zu erforschen, ob bei dieser neumodischen Art des Dreschens mit der Maschine etwas für uns abgefallen sei, da traf ich Waisenkinder, die auch von einem Bauernhof zum andern zogen und um Ährenbüschel baten. Nanu, dachte ich, wozu sie die brauchen! Sie holen sich doch sonst Korn aus der Mühle. Da erlauschte ich, wie ein blondzopfiges Mädel zu einem braunhaarigen sagte: „Du, das ist für die Waisenkinder unter unsern Vögeln. Nach der letzten Frostnacht sah ich einen toten Spatz am Stall liegen. Das war sicher ein Familienvater."

„Da kommen sie, da kommen sie!" lärmten alle Vögel durcheinander und schrien in der Vogelsprache „hurra"!"

Wirkirch betrat bald ein Waisenkind nach dem andern den Hof, Ähren im Arm.

Die wurden an den Ästen der hoch auf dem Wäschepfahl ragenden Tanne verteilt. Lieblich war's anzusehen.

Dann fassten sich die Kinder bei den Händen, tanzten um den Pfahl und sangen „O Tannenbaum, o Tannenbaum!"

Wohin sie sich dann zurückzogen? Ins Haus, wo sie sich hinter die Fenstergardinen stellten. Diese hielten großen Rat.

„Fliegen wir gleich hin“, erinnerte der graufedrige Spatz, „dann sieht es so verfressen aus.

Und wir sind doch nicht so. Ich schlage vor, wir warten die Christnacht ab. Wir haben sowieso Mondschein im Vogelkalender. Dann fliegen wir schön geordnet paarweise zu unsrer Weihnachtstanne" –

„und schmausen …"

„und zwitschern ..."

„und freuen uns …"

„und bringen frühmorgens den Kindern ein Ständchen .."

„Aber bitte, nur die zartesten Meisenstimmen. Nur wer die letzte ostpreußische Singewoche mitgemacht hat, darf mittun."

„Und welches Lied nehmen wir?“ „Ich denke jenes, das so anfängt:

„Keines soll vergessen sein,

kein Menschenkind, kein Vögelein.

Allen bringt die Weihnachtszeit

Seligkeit - Seligkeit.

Vöglein, dem man nicht vergisst, auch für dich hier Heimat ist.“

 

 

Seite 12   Wi lere Plattdietsch. VIII. Fortsetzung. Von Dr. Karl Bink. Avlaut

Wi wölle nu dem Avlaut to Liev (iev = eib) goane. Wer Plattdietsch könne wöll, mott far allem de Foarme vom Doonwoard (Verb) behersche. Wi bringe bim Avlaut dat Plattdietsche ok möt alle verwandte Sproake tohoop. Disse könne ons manchmoal een Woard angäve, dat wi nich meer kenne on hebbe, oder ons op een röchtge Foarm wise, wenn wi nich meer recht wete, wie et hete kunn on mot. Dat Hochdietsche, dat dabi ganz ut em Roame föllt on far sök alleen steit, kann on sull ons dabi nich helpe. Dat Plattdietsche kann on sull ok een Brigg (Brücke) to all de Völker on Stoate sön, de noach hide verwandte Sproake bruke. Wem dat to geleert ös, de seen dat vleicht moal dorch, kann et oaver ok bät op die nieplattdietsche Foarme wegloate. Oes et oaver nich önteressant to sene, möt wat far Sproake geroad ons Plattdietsch verwandt ös? Oaver nu mott wi an dat geleerde Tieg ran. To schlömm ward et nich.

Bi dem Indogermanische, to dem dato le Indische, Iranische, Griechische, Letiensche, Sloavische (Russisch, Polnisch, Bulgarisch, Tschechisch usw.), Lettisch-Litauische (möt dem ole Preißische), Germanische, Keltische, Tocharische geheert, gövt et ene Avlautreej: e o -. Om Germanische ward de to: i a -. Also ömmer an e drödd Stelle ös kein Laut. Om Gotische, dat een ol Sproak ös, ön de de Bischof Ulfflas oder Wulfilas (Wulfke) öm veerde (4.) Jaarhundert de Bibel äversett hevt, ware nu niee Avlautreje gebildt. Bi de eerschte ward to de Reej i a – een i togesett. Et kömmt davi rut: i + i a + i - +i ward een langet i (öm Gotische as ei geschräve), a+i ward ai. .+i kann je nuscht anderet ware als i. Wi hebbe also als eerschte Avlautreej: ei ai i. Bi de twödde Avlautreej ward to i a – een u togesett. Dat gövt: i+u a+u - +u und damöt als twödd Avlautreej: iu au u. Bi de drödd Avlautreej ward een Brommlaut (l, m, n, r) on een ander Mötlaut to de Reej i a – togesett. Wi näme n+d als Bispääl. Wi kriege also rut: i+(nd) a+(nd) -+(nd). Bi de letzte Avlautstuf mott n als een Halvvokal gesproake ware; deshalv ward een kleen Kreis under em geschräve. Om Gotische ös veer dissen (ss stömmhaft) n een u gesproake woarde. Wi finde also öm Gotische als drödd Avlautreej: -ind –and –und. Bi de veerd Avlautreej steit öm Gotische een Brommlaut (l, m, n, r) aleen. Wi sette m als Bispääl. Et kömmt also rut: i+(m) a+(m) -+(m). Bi de drödd Avlautstuf ward veer dem m öm Gotische wedder een u gesproake. De veerd Reej öm Gotische ös also: -im –am –um. Bi de fövt Reej stund hinder dem Avlautvokoal keinmaol een Brommlaut, sondersch ömmer een ander Mötlaut. Wi sette een b dafär ön. Dat gövt also: i+(b) a+(b) -+(b).

Bi der letzt Avlautstuf steit hier veer dem b een i wie ön e eerscht Avlautstuf. So hebb wi als fövt Avlautreej: -iv –ab iv. Nich meer von de indogermanische Avlautreej e o – oder von de germanische i a -, von de wi utgegange sönd, loate sök de beide letzte gotische Avlautreje ableite. De sesst hevt: a o a, de sävend: e o e. Öm Gotische motte veer Foarme bim Avlaut angefeert ware. De beide letzte Foarme sulle nu egentlich ömmer de drödd Avlautstuf opwise. Dat stömmt oaver nich ömmer. Bi de veerd on fövt Avlautreej steit da an drödd Stell een langet e. Far dit e musst ön e veerd Avlautreej egentlich een u stoane. Bi de lövt Avlautrej ist de drödd Stuf ganz ongewöss. Vleicht kunn da ok een u stoane; sonst were de Stammfoarme ö Vergangenheit on Gegenwart gliek.

 

Seite 12   Unsere Buchbesprechungen.

Götter, Gräber und Gelehrte.

C. W. Ceram. Roman der Archäologie. Hamburg (1949): Rowoldt. 185. Tausend (1952).

Dieses bedeutsame Buch ist eine ungelehrte Gelehrtengeschichte. Diese Tatsache macht seinen besonderen Reiz aus, und es führt in einer völlig unvoreingenommenen Art an eine Urkraft menschlichen Wesens heran, die oft genug von Nebenwerk oder noch schlimmer von Dünkel und Wichtigtuerei verdeckt worden ist. Es zeigt sich in diesem Buch an dem Beispiel der Archäologie, die nun freilich in besonderer Weise zu einem solchen Unternehmen anreizen mag, dass das Element der Forschung im Menschen von Natur aus angelegt ist, dass es eine Kraft ist, die zunächst gar nichts mit dem, was wir Wissenschaft zu nennen gewohnt sind, zu tun hat. Es muss für einen Wissenschaftler fast bestürzerd sein, wenn er aus diesem Buch lernt, dass die Mehrzahl dieser hier in großer Anzahl behandelten Forscher, nicht vom „Fach" gewesen sind, sondern, dass es Außenseiter waren, die dem Fachmann das Material an die Hand gegeben haben, das er für seine Wissenschaft braucht. Es waren Dilettanten, die dem Menschen seine Vorgeschichte aus Schutt und Trümmern erschlossen haben. Es waren Menschen, die von einer Idee angefallen waren, oder die sich ganz in den Dienst einer solchen gestellt haben. Menschen, die bereit waren, sich zu opfern. Und es zeigt sich, dass es diese Menschen, waren, welche neue Welten erschlossen haben, nicht wie es Schopenhauer bissig sagt, die „Lohndiener". Diese Männer, wie Schliemann, Evans, Grotefend, Pawlinson, Botta, Petrie. Layard, Koldewey, Woole,. Stephens, Thomson, die da in Myken,. Tiryns, Knossos oder in Yukatan oder in Kleinasien gruben, sie sind für die Geschichte der Menschheit unaufgebbar, ohne sie müsste die Kenntnis der Geschichte und der Natur des Menschen völlig lückenhaft bleiben.

In diesem glänzend geschriebenen Buch wird deutlich, dass wahre Forschung stets mit dem verknüpft ist, was man nun nicht anders bezeichnen kann, als mit dem Begriff des Abenteuers, genau so, wie echte Wissenschaft ohne die Mitwirkung künstlerischen Sinnes nicht besteht. Dieses Buch hat in einer hervorragenden Weise die Aufgabe gelöst, einem weiten Kreis von Wissensdurstigen - die hohe Auflage zeigt deutlich an, wie groß dieser Kreis ist - von der Tatsache Kenntnis zu geben, wie weit heute schon die Grenze unserer Kulturgrundlage über die Griechen hinaus zurückzuverlegen ist in den vorderen Orient bis hin zu dem Reich der Sumerer. Nur andeutungsweise ist von den großen Entdeckungen die Rede, die die Forschung im Indus zu Tage gefördert hat. Das Bild des Menschen wird sich durch alle diese Entdeckungen, auch durch die amerikanischen zweifelsohne ändern, ist doch mit Sicherheit zu sagen, dass sowohl Homer als auch die Bibel durch all diese großen Erfolge in ein neues Licht getreten sind, sicherlich allerdings auch in positivem Sinn. Prof. v. Seile

 

 

Und was bleibt ist der Mensch. Kurt Ziesel. Verlag Deutsche Volksbücher, Stuttgart 1952, 566 Seiten Leinen 16,50 DM.

Das viele Unheil, das in dieser Welt durch Menschen angerichtet wird, ist in den meisten Fällen weniger Ausfluss des Bösen an sich als vielmehr der Gedankenlosigkeit und des Mangels an rechtzeitiger Überlegung. Wie oft geschieht es doch, dass wir uns einer Handlung mit Bestürzung erst in dem Augenblick so recht bewusst werden, wo wir sie begangen haben und nun nicht mehr ungeschehen machen können, so gern wir es möchten. Nun ist es in unserer Zeit der Überbewertung des Erfolges und der weit verbreiteten Geringschätzung edler menschlicher Empfindungen oft gar nicht so schwer gegenüber solchen unbeguemen Regungen vor sich selbst eine billige Ausrede zu finden, zumal sich unsere Umwelt leicht zur Hilfe anbietet. Das ist die Situation des Helden in Ziesels Buch im Anfang. Er, ein bewährter amerikanischer Jagdflieger, hat einen deutschen Gegner abgeschossen. Ist das nicht ein Erfolg? Seine Kameraden beglückwünschen ihn. Aber er ist dieses Sieges nicht froh. Er weiß der andere hat ihn geschont, und er hat den Deutschen, dessen Maschine versagte, unnötig getötet. Warum? Weil er gewohnt war, auf Feinde zu schießen. Aber war dieser andere, der sowieso wehrlos zum Niedergehen in amerikanisch beseztem Gebiet gezwungen war, nur noch der Feind? War er nicht viel mehr ein hilfloser Mensch? Das Gewissen des Siegers regt sich. Er findet bei dem Toten dessen Tagebuch und Briefe und liest sie. Das macht ihn nachdenklich. Nun sieht alles anders aus als vorher. Ach, nicht so mit einem Male. Er hat einen langen und schweren Kampf zu kämpfen bis zur aufrichtigen Reue. Da ist der verwunderte Spott der Kameraden zu ertragen. Verwundung und Gefangenschaft und Befreiung und vieles andere bis zur guten, sühnenden Tat am Ende. Es is ein zum Nachdenken zwingendes Buch, und das ist viel. Martin Wegener

 

„Das Goldene Weihnachtsbuch" von Kurt Arnold Findeisen. Köhlers Verlagsgesellschaft, Biberach an der Riß, 45 - 54. Tausend DM 2,90.

Das Goldene Weihnachtsbuch hat nicht nur einen warmgoldenen Einband, es hat viel mehr noch einen goldenen Inhalt. Die hohe Auflage die das Buch schon erlebt hat, zeigt, wie viele Familien schon danach gegriffen haben wenn das Jahresende herannaht. Wenn sich das schönste aller Feste ankündigt und die Zeit der geheimnisvollen Vorbereitungen beginnt, wenn Adventskerzen und Adventskalender ihre Plätze gefunden haben, wenn der Weihnachtsmann, Knecht Ruprecht und Nikolaus ihr Wesen treiben, dann ist die rechte Zeit für dieses Buch gekommen, das eine Fundgrube vorweihnachtlicher Kurzerzählungen, Gedichte und Sprüche bietet. Es ist so recht geeignet, am Adventstisch daraus etwas Besinnliches vorzulesen und wer es einmal tat, der wird es in den folgenden Jahren nicht mehr missen wollen.

 

 

Kronprinzessin Cecilie, „Erinnerungen an den deutschen Kronprinzen". Köhlers Verlassgesellschaft, Biberach an der Riss, DM 9,60.

Schon vor zwanzig Jahren veröffentlichte Kronprinzessin Cecilie ein Buch über die Jugendzeit und die glücklichen aber auch schweren Tage, die sie mit dem Thronfolger Deutschlands und Preußens verlebte. Nunmehr hat sie auf vielfachen Wunsch wieder zur Feder gegriffen, um nach dem Tode ihres Mannes ein Erinnerungsbuch aus seinem Leben dem deutschen Volke zu übergeben. In schlichter ansprechender Form schildert sie die glücklichen und schweren Jahre, besonders auch das harte Schicksal der kronprinzlichen Familie nach 1945, wo sie gleichfalls als Vertriebene und der Kronprinz auch als Gefangener das Schicksal mit vielen Millionen teilen mussten. Auch von dem Schicksal ihrer Kinder und Enkel erfahren wir nun alles aus berufenem Munde. Vornehm und schlicht setzt sie sich auch mit den vielen wahren und unwahren Legenden über den Kronprinzen auseinander und vor uns entsteht ein Lebensbild dieses Mannes, der in sich die vielen guten Eigenschaften der Hohenzollern vereinigte. P.

 

Carl von Lorck – Ostpreußische Gutshäuser

Das Werk umfasst etwa 120 Abbildungen auf Kunstdruckpapier und etwa 60 Seiten Text. Wegen der Seltenheit der vorliegenden Bilder wird diesem wichtigen Kunstband erhöhte Bedeutung zukommen. Der Ladenpreis des Buches wird 12,50 DM betragen. Für Subskribenten ermäßigt sich der Preis (Subskriptionspreis) auf 9,-- DM

 

 

Seite 13   Lob des Kriminalromans

Wir wollen uns doch nichts vormachen. Wir lesen sie nun einmal gern, diese Kriminalromane, wenn wir uns auch dabei ertappen, dass wir es für angezeigt halten, unser Vergnügen vor dem einen oder anderen zu verstecken, da wo wir es für richtig halten. Aber man sollte sich darüber klar sein, dass diese Freude uralt ist. Es entspricht nun schon dem menschlichen Wesen, Irrwegen der eigenen Natur auf die Spur zu kommen, wenn es darum geht, den Spiegel des menschlichen Antlitzes rein zu halten. Das Altertum hat diese Neigung gekannt, wie die Neuzeit. Der Osten wie der Westen machen hier keine Ausnahme. Wer kennt nicht die amüsanten Geschichten aus Tausend und einer Nacht, in denen der Dieb mit beachtlichen Mitteln der Ermittlungskunst aufgespürt wird. Aber auch in unserer Neueren Literatur haben beste Schriftsteller nicht darauf verzichtet, das sog. kriminelle Moment zu behandeln. Wir wissen es von Victor Hugo, Gustav Freytag, Dickens, Balzac, E.T.A. Hoffmann, E. A. Poe; wir kennen Annettes Geschichte von der Judenbuche und schließlich auch W. Raabes Stopfkuchen. Aber das sind gewiss alles noch keine eigentlichen Kriminalromane, wie wir sie heute in unserer Vorstellung haben. Der Wegbereiter dieser Art der Bücher ist der berühmte Conan Doyle. Von ihm hebt die Entwicklung an, die uns heute die große Anzahl der Kriminalromane gebracht hat. Mit Conan Doyle wird der eigentiche Gegenstand des Kriminalromans zu einem selbständigen literarischen Werk.

In Deutschland ist der Verleger Wilhelm Goldmann der eigentliche Pionier dieser Literaturgattung geworden, der seit einem Menschenalter mit einem sicheren Sinn für die Werte, die hier liegen, die besten Autoren auf diesem Gebiet um sich gesammelt hat. Goldmann hat Kriminalromane „literarisch" gemacht, d. h. er hat ihn von einem gewissen Ruf befreit, hat ihn aus einem zweifelhaften Milieu herausgehoben, genau wie der große Regisseur aus dem einstigen Kintopp den künstlerischen Film geschaffen hat. Der Zeitpunkt wird nicht mehr fern sein, in dem eine Literaturgeschichte des Kriminalromans in Angriff genommen werden kann. Natürlich handelt es sich im Grunde stets um ein und dasselbe Problem bei jedem Kriminalroman. Das ist die Aufhellung eines Verbrechens, die aber auch erst am Schluss des Buches zu erfolgen hat. Das gehört nun einmal zu den Requisiten eines jeden derartigen Romans. Aber der heutige Autor ist längst über dieses Problem des „Was“ hinaus, für ihn dreht es sich nur um das „Wie“. Da ist nun zu sagen, dass diese Kunst in ständigem Fortschreiten ein Lebensgebiet nach dem anderen in ihren Bereich gezogen hat. Die Möglichkeiten - so sieht man immer deutlicher - jedweden Beruf, Charakter, oder Lebenskreis einzubeziehen in einen kriminellen Vorgang, sind zahllos. Aber es kommt eben darauf an, wie die künstlerische Gestaltungskraft des einzelnen Autors beschaffen ist, um dieser Aufgabe Herr zu werden.

Wer bisher keinen Kriminalroman gelesen hat und durch einen Zufall an ihn gerät, der wird mit Erstaunen feststellen, bis in welche Feinheit der psychologischen Motivierung der Erfassung komplizierter Charaktere man hier bereits vorgedrungen ist. Darüber hinaus ist festzustellen - und dies ist gerade an der weitausgebreiteten Produktion des Goldmann-Verlages ganz deutlich sichtbar - dass sich auf dem Gebiet des modernen Kriminalromans gewisse Typen herausbilden, die sich nun naturgemäß an die Persönlichkeit der Autoren knüpfen. Neben Edgar Wallace steht J. S. Fletscher oder Agatha Christie, Herbert Adams und neuerdings Thomas Muir, um nur diese zu nennen. Man weiß, dass Wallace der Klassiker des Kriminalromans genannt wird, andererseits haben manche ihn als eintönig bezeichnet, und behauptet, wer einen Roman von Wallace gelesen habe, der kenne alle. Nun hier ist es nicht so, dass die Wahrheit in der Mitte liegt. Als Hans Pfitzner einmal einen seiner Schüler fragte, wie viele Symphonien Anton Bruckner geschrieben habe, antwortete dieser in voller Sicherheit: neun! Pfitzner fährt ihn an: falsch! eine einzige hat er geschrieben! Darin kann ein schwerer Tadel liegen, aber auch höchstes Lob. Denn wer Bruckners Werk kennt, weiß, dass er seinem Typus treu geblieben ist, von der ersten bis zur letzten Symphonie. Sein Werk bedeutet einen ständigen Fortschritt. Dieses Tatbestandes sollte man sich erinnern, wenn man sich mit der Leistung Edgar Wallace's befasst. Zwischen ihm und etwa Bruckner besteht hier lediglich ein Grad-Unterschied. Der Polyphonie eines Bruckners entspricht die schier unerschöpfliche Erfindungsgabe eines Wallace. Aber jeder dieser beiden Künstler trägt seine Note. Sie kann nicht in Worte gefasst werden, sondern sie teilt sich dem unbefangenen Aufnehmenden als unverwechselbarer Wert mit. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Autoren. Agatha Christie zeichnet sich vor allem durch einen über die Dinge ausgebreiteten wohlwollenden Humor aus, aber auch durch eine hohe Kultur in der Wahl und Darstellung des Milieus, in dem ihre zahlreichen Bücher spielen. Muir scheint eine ausgesprochen wissenschaftliche Atmosphäre zu bevorzugen.

Der Kriminalroman ist nicht nur Unterhaltungsliteratur schlechthin, sondern schon seine Technik - und man muss von einer solchen ohne Frage reden - führt auf ein Gebiet, das an den Leser Ansprüche stellt. Man hat ihn daher in seiner Wirkung nicht mit Unrecht mit derjenigen verglichen, welche die Beschäftigung mit dem Schachspiel oder sogar mit der Mathematik auslöst. Der Kriminalroman erhält darüber hinaus noch eine besondere Note, indem es sich für ihn grundsätzlich um ethische Probleme handelt, ja man könnte diese Tatsache als weiteres Axiom seines Wesens bezeichnen. Wenn man nun nocn dazu nimmt, dass all diese Romane um den eigentlichen Kern ihrer Art, d. h. die Erregung der Spannung, der Denkkraft des Sinnes für das Geheimnisvolle und das Abenteuerliche, ja oft genug der Übermittlung der Lebensweisheit, - dass diese Romane auch noch wirkliche Romane sind, also wohlgekonnte Werke der Kunst des Fabulierens, wer wollte da nicht einstimmen in das Lob des Kriminalromans? Prof. G. v. Seile

 

Seite 13   Suchdienst der Heimatortskartei für Ostpreußen

Wenn Ihnen über den Verbleib der Gesuchten etwas bekannt ist, geben Sie bitte, direkt Nachricht an die Heimatortskartei für Ostpreußen – (24b) Neumünster, Postfach 178. – Es werden gesucht:

441. Allenstein, AlteWartenburgerstr. 1, Schweriner, Georg, geb. 02.06.1929, Landwirt, ges. von Schweriner, Marie

442. Allenstein, Strehl, Antonie, geb. 12.11.1898, ges. von Ziegert, Emilie

443. Allenstein, Tetzner, Kurt, geb. 20.05.1890, Kaufmann, ges. von Fischer, Charlotte

444. Allenstein, Weichert, Frieda, geb. Birk, geb. Oktober 1904, ges. von Birk, Oskar

445. Allenstein, Jäger-Kaserne, Werner, Adolf, geb. 08.06.1887, Postsekretär, ges. von Kroll, Ida

446. Allenstein, Wichert, Paul, geb. 01.06.1909, ges. von Wichert, Veronika

447. Allenstein, Wien, Klara, geb. 07.07.1914, ges. von Wien, Martha

448. Allenstein, Wirbka, Emilie, geb. Kokoschka, ges. von Wirbka, Karl

449. Lablacken, Kreis Labiau, Bobofski, Margarete, geb. Block, geb. 02.05.1922, ges. von Block, Eduard

450. Lablacken, Kreis Labiau, Faust, Ella, geb. 22.02.1923, ges. von Faust, Auguste

451. Lablacken, Kreis Labiau, Formanowitz, Emil, geb. 24.02.1888, Schmiedem, gesucht von Formanowitz, Aug.

452. Lablacken, Kreis Labiau, Scheunemann, Karl, geb. 26.04.1890, Zimmerpol., gesucht von Scheunemann, Paula

453. Lablacken, Kreis Labiau, Tittler, Ida, geb. Sawitza, geb. 11.03.1906, ges. von Wessolek, Luise

454. Langendorf, Kreis Labiau, Anskart, Hulda, geb. Baske, geb. 1900, ges. von Treinis, Maria

455. Langendorf, Kreis Labiau, Anskart, Rosa, 24 Jahre, ges. von Treinis, Maria

456. Langendorf, Kreis Labiau, Bachert, Gerda, geb. 07.06.1919, ges. von Bachert, Auguste

457. Langendorf, Kreis Labiau, Bachert, Karl, geb. 11.11.1880, Schuhmacher, ges. von Bachert, Auguste

458. Langendorf, Kreis Labiau, Daugwill, Robert, geb. 20.06.1888, Bauer, ges. von Daugwill, Ernst

459. Langendorf, Kreis Labiau, Karls, Frieda, geb. Johann, geb. 31.10.1912, Schneid., gesucht von Bachert, Auguste

460. Langendorf, Kreis Labiau, Sangals, Bruno, geb. 26.09.1927, ges. von Heise, Maria

461. Langendorf, Kreis Labiau, Siebert, Frieda, geb. Kirchner, geb. 06.12.1914, ges. von Geerkens, Elisabeth

462. Langendorf, Kreis Labiau, Schlemonat, Manfred, geb. 27.01.1938, ges. von Schlemonat, Gustav

463. Langenheim, Kreis Labiau, Froese, Auguste, geb. 02.08.1884, ges. von Froese, Karl

464. Langenheim, Kreis Labiau, Hellwig, Maria, geb. Buslapp, geb. 29.06.1869, ges. von Hellwig, Gustav

465. Laukischken, Kreis Labiau, Bernoteit, Friederike, geb. Knobeit, geb. 08.02.1865, ges. von Garlsson, Hedwig

466. Laukischken, Kreis Labiau, Beyer, Lina, geb. Griggel, geb. 03.09.1887, ges. von Beyer, Fritz

467. Laukischken, Kreis Labiau, Grätsch, Ida, geb. Meyer, geb. 04.10.1906, ges. von Meyer, Hilde

468. Laukischken, Kreis Labiau, Grywatz, Marie, geb. Kloß, geb. 09.02.1916, ges. von Grywatz, Helene

469. Laukischken, Kreis Labiau, Krause, Käthe, geb. Wagner, geb. 23.11.1920, ges. von Wagner, Otto

470. Laukischken, Kreis Labiau, Nett, Erich, gesucht von Nett, Otto

471. Laukischken, Kreis Labiau, Paukstat, Erwin, geb. 02.08.1929, Meierei-Lehrling, ges. von Gorny, Frieda

472. Laukischken, Kreis Labiau, Siedelmann, Gerhard, geb. 07.09.1928, Arbeiter, ges. von Siedelmann, Ewald

473. Mahrau, Kreis Mohrungen, Hoffmann, Friedrich, geb. 27.05.1895, Landarbeit., ges. von Hoffmann, Ernst

474. Mahrau, Kreis Mohrungen, Kreddig, Paul, geb. 16.02.1883, ges. von Kreddig, Meta

475. Mahrau. Kreis Mohrungen, Lehwald, Maria, geb. Hermann, geb. 17.10.1898, ges. von Bönsch, Auguste

476. Mahrau, Kreis Mohrungen, Riemer, Ida, geb. Marx, geb. 23.02.1894, ges. von Grodotzki, Emma

477. Maldeuten, Kreis Mohrungen, Bartel, Erna, geb. 18.11.1920?, Landarbeiterin, ges. von Thomaser, Elisabeth

478. Maldeuten, Kreis Mohningen, Bolz, Richard, geb. 05.06.1909, Weichenwärter, ges. von Bolz, Anna

479. Maldeuten, Kreis Mohrungen, Kroll, Wilhelmine, geb. Rockel, geb. 26.08.1865, ges. von Colberg-Kroll, Justine

480. Maldeuten, Kreis Mohrungen, Pukowski, Karl, geb. 07.12.1885, ges. von Pukowski, Martha

481. Maldeuten, Kreis Mohrungen, Rekittke, Hermann, geb. 10.03.1890, Arbeiter, ges. von Rekittke, Berba

482. Maldeuten, Kreis Mohrungen, Seefeldt, Viktor, geb. 20.09.1880, Lehrer, ges. von Seefeldt, Paul

483. Maldeuten, Kreis Mohrungen, kein Eintrag

484. Maidenten, Kreis Mohrungen, Teschner, Margarete, geb. 07.06.1925, ges. von Teschner, Gustav

485. Maldeuten, Kreis Mohrungen, Weeska, Rudolf, geb. 23.09.1864, Rentner, ges. von Weeska, Ernst

486. Miswalde, Kreis Mohrungen, Henpf, Gustav, geb. 03.01.1887, ges. von Henpf, Gertrud

487. Miswalde, Kreis Mohrungen, Henpf, Julius, geb. 30.08.1884, Gastwirt, ges. von Rausch, Wilhelm

488. Miswalde, Kreis Mohrungen, Henpf, Ida, geb. Rausch, geb. 18.11.1884, Gastwirtsfrau, ges. von Rausch, Wilh.

489. Sorgenau, Samland, Funk, Alfred, geb. 28.10.1927, Elektriker, ges. von Funk, Bruno

490. Streitswalde, Helligenb., Hantel, Friedrich, geb. 25.11.1912, Landarbeiter, ges. von Isereit, Gertrud

 

Seite 13   Suchanzeigen

Achtung! Königsberger! Betriebsangehörige der Firma Ostpreußische Kriegsbeschädigten- und Erwerbsbeschränkten-Werkstätten GmbH. Kolleginnen und Kollegen, bitte meldet Euch zwecks einer wichtigen Rentenangelegenheit. Unkosten werden erstattet. Paul Behrendt, Itzehoe/Holstein, Memeler Weg 4, früher: Königsberg, Preußen, Henschestraße 2

 

Schmiedtke, Ursula, geschiedene Kräkkel, geb. 19.03.1922, Königsberg, Monkengasse 24, gesucht für Hildegard Prank. Nachricht erbittet Frau Elisabeth Frey, früher: Königsberg, Nassergarten 40, jetzt: Treysa bei Kassel, Burggasse 8

 

Gesucht wird Kurt Geschwandtner, Obergefreiter bei der Panzerbeobachtung, Feldpostnummer 17 182 E, vermisst bei Stalingrad, geboren am 09.05.1910. Er soll in einem russischen Lager sein; ein Heimkehrer gab an, ein halbes Jahr mit ihm gearbeitet zu haben. Nachricht erbittet Frau Geschwandtner, Langhennersdorf 95, über Freiberg/Sachsen.

 

Achtung! Div.-Fuß-Batl. 342 I. D., Funker Egon Prede von der II. Komp. Wer war mit ihm zusammen beim Rückzug nach dem 15.01.1945 von Baranow-Brückenkopf? Wer kennt sein Schicksal? Nachr. für die Mutter erb. an Familie Witt, Obernantwein 79, Kreis Wolfratshausen, Oberbayern.

 

Gesucht werden Frau Martha Kuhr, geb. Kilwitt, Alter ca. 63 Jahre, aus Königsber, Preußen, Oberhaberberg 81, mit ihren alten Eltern an unbekanntem Ort evakuiert, Frau Anna Damsch, geb. Gegner aus Königsberg, Preußen, Dinterstraße, Stenotypistin bei der Ostpr. Feuersocietät. Nach der Vertreibung soll sie in Rosenau gewohnt haben und soll im Sommer 1947 vor Schwäche am Nordbahnhof gelegen haben. Nachr. erb. H. Plaumann, Hannov.-Linden, Wekkenstraße 9 II

 

Obergefr. Karl-Heinz Jebsen, Feldpostnummer 67 356 B! Wer war bei dieser Feldpostnummer? Letzte Nachricht vom 12.01.1945. Wer war zuletzt mit ihm zusammen bei einem Truppenteil? Nachricht erb. Frau Martha Jebsen, 20b Landolfshausen über Göttingen (früher: Königsberg, Preußen, Vorder Roßgarten 25 I).

 

 

Frl. Erna Schersching aus Skulten, Kreis Mohrungen, im Januar 1945 wohnhaft in Sportehnen bei Liebstadt, wird gesucht yon Frau Erna Bäthe geb. Babiel, fr. Liebemühl/Ostpr., jetzt Grone bei Gottingen, Hasenweg 4.

 

Willi Naginski, geb. in Bartenstein, ab 1936 mit Frau und drei Jungen in Insterburg ansässig, Abteilungsleiter bei der Fa. Alfred Schweiger, sowie Adolf Schwerenwarth aus Königsberg mit Frau und drei Kindern, Abteilungsleiter bei der Fa. Willfang, Müller u. Co. Kbg.Pr werden gesucht von Gertrud Heyer, 22a Solingen-Ohligs, Frommershausenstraße 16a.

 

Bruno Hüttche, ehem. Leutnant der 2. Pz.-Jäger-Ausb.-Abteilg. I in Allenstein, Cambrai-Kaserne und Wilhelm Karka, ehern Hauptfeldwebel der 2. Pz.-Jäger-Ausb.-Abt. I ebenda werden gesucht von Kurt Stein 21a Bad Salzuflen, Steege 6.

 

Gesucht wird Gefr. Kurt Eggert, Feldpostnummer 07 437 E (Amtsgerichtsrat aus Kbg./Pr.) von den Eltern des gefallenen Oberfeldwebels Vormschlag, Feldpostnummer 07 437 E Nachricht erb. an Vormschlag, 16 Dilchhausen über Marburg.

 

Anna Fisch, geb. Pohl, Kbg./Pr., Klosterstraße 1, dort ausgebombt am 26.08.1944, Erna Fisch, geb. Ting, Königsberg, Littauer Wall, dort ausgebombt 26.08.1944, Matrose Helmut Fisch, geb. 14.01.1926, Kbg. Pr., Sternwartstraße. Letzter Urlaub Dez. 1944, dann zurück nach Bremerhaven, seitdem keine Nachr. mehr. Nachricht erb. Käthe Klingbeil, geb. Fisch, Leipzig O. 5, Martinstraße 14.

 

Franz Symanzik, Oberingenieur, geb. 19.09.1876, aus Kbg./ Pr., Haydnstr. 6, Kugellagervertretung, Walische Gasse 2, war im Juni 1948 in Königsberg, Lager 274 (Ostpreußenwerk?). Nachr. über sein weiteres Schicksal erb. Ilse Symanzik, München 8, Äuß. Prinzregentenstraße 38.

 

Königsberger! Wer kann Ausk. geben über Otto Szepat, Schneidermeister und Frau Auguste und Tochter Ursula? Letzter Wohnort Kbg./Pr., Vorder-Roßgarten 63 - 65. Nachr. erb. Frau Maria Henblein, 13a Kälberau/Alzenau, Schulstr. 44 3/4.

 

Ostpreußen-Werk A.-G . (Owag) Königsberg! Die Arbeitskameraden dieses Werkes werden gebeten, sich zu melden. Bäthe, Grone bei Göttingen, Hasenweg 4

 

Gesucht wird Frau Biermann, die Tochter Marianne von Frau Hüttenhain und Amtsrichter Carl Wlost und Frau Anna, geb. Nikutowski, Kbg./Pr., Luisenallee 46, i. Hause von Bäckermeister Gustav Thiel. Nachr. erb. Adolf Burblies, 20 b Halchter 37 üb. Wolfenbüttel.

 

Wer kann Auskunft geben über Frau Selma Konrad? Bis 26.01.1945 wohnhaft in Aweiden bei Kbg./Pr. Nachr. erb. Anneliese Hagen, Göttingen, Untere Karspüle 13.

 

Frau Frieda Kaleschke, fr. Sensburg/Ostpr., wird gesucht von Frau Johanna Hoppe geb. Serowy, Göttingen, Emilienstraße 14.

 

Wer kann Auskunft geben über das Schicksal von Kurt Rondeck oder seiner Familie aus Willkeim bei Cranz/Samland? Wer war zuletzt mit ihnen zusammen, sah sie auf dem Treck oder kennt ihren Aufenthaltsort. Um Nachricht bittet Dietrich Rondeck, Göttingen, Reinhäuser Landstraße 39.

 

Wer kann Auskunft geben, wo sich Frau Martha Okraffka, geb. Jurkschat aus Gumbinnen, Kirchenstraße, mit Familie befindet? Nachricht erb. Frau Liesbeth Reimann (fr. Gumbinnen, Alte Dorfstraße), jetzt Vinstedt über Ebstorf, Kreis Uelzen.

 

Gesucht werden Marg. Knorr, geb. 22.02. 892 in Ballandschen, Kreis Tilsit, Ragnit, letzter Wohnort Marunen, bei Bauer Urban, oder Urbon, August und Anna Brahmann, verw. Knorr, geb. Naujoks, aus Bruchhof (Wingeruppen), Kr. Tilsit-Ragnit. Wer Auskunft geben kann, schreibe bitte an Hans Knorr in Lütjenhausen 22 über Herzberg Harz (fr. Argenquell = Antargen, Kr. Insterburg)

 

Wer kann Auskunft geben über Frau Liselotte Hewers, Frau des Konzertmeisters August Hewers? Bis 1945 wohnhaft Kbg./Pr., Hinter Tragheim I. Nachr. erb. Frau Ilse-Karin Hagen, Berlin-Tempelhof, Kaiserin-Augusta-Str. 42a III.

 

Suche meinen Bruder Bernhard Schablewski, Uffz., geb. 26.01.1917 Rummau, Kr. Ortelsburg, Feldp.Nr. 56 543 B = 6. Füs.Rgt. 220, zul. gemeldet aus der Slowakei im Winter 1945, und meinen Schwager Eduard Kronberg, geb. 23.11.1902 in Bredinken, Kr. Rössel, dort auch wohnhaft. Vermisst als Soldat in Ostpr., vermutlich bei Königsberg (Baupionier, 5. Batl., 1. Komp. Kl. Nuhr, Kr. Wehlau, Nachr. erb. (auch kleinste Hinweise) Franz Schablewski, 20a Celle, bei Hann., Bahnhofstr. 19

 

Gesucht wird Frau Betty Janz aus Ackeln (früher Ackelningken), Post Herdenau, Kreis Niederung, von Frau Ida Ernst, Essen-West, Archenholtzstraße 3.

 

Siedler, Elisabeth, geb. Schulz, geboren 30.07.1891, zul. wohnhaft Kbg./Pr., Jahnstraße 7, bzw. Kbg./ Ponarth, Schreberstr. Frau S. ist angeblich zuletzt am 16. März 1948 auf dem alten Ostbahnhof in Königsber/'Pr. gesehen worden, als ein Transport nach Löbau/Sachsen geleitet wurde. Wer kann etwas über das Schicksal meiner Mutter aussagen? Nachr. erb. Gertrud Siedler, 20b Bad Gandersheim, Neustadt 11.

 

Russlandheimkehrer! Wer kann Auskunft geben über meinen Schwager Franz Zander, geb. 15.04.1893, letzter Wohnort Kbg./Pr., Gerlachstraße 99b, vermisst seit dem 05.01.1943 vor Stalingrad, Feldp.-Nr. 06 437 K. Nachr. erb. Frau Maria Henblein. 13a Kälberau/Alzenau, Schulstraße 44 3/4.

 

Wer kann Auskunft geben über Frl. Anna Hoffmann aus Fischhausen bei Kbg. Pr., geb. (wahrscheinlich) 28.10.1901. zul. Hausangestellte bei Apotheker Giese. Kbg. Pr., Hammerweg, Nachr. erb. Dr. Ziebill, Köln-Marienburg, Marienburger Straße 13

 

Königsberger! Wer weiß etwas über das Schicksal meines Mannes, Richard Schulz, geb. 10.11.1901  in Pettkuhnen, Kr. Wehlau, wohnh. Kbg./Pr., Gneisenaustr. 31, Ing. Bis Ende Jan.1945 bei Farn. Leo Münzer, dann Volkssturm, Ortsgr. Amalienau. Am 16.02.1945 Soldat, Anschrift: Grenadier R. Schulz, Feldp.-Nr. 44 183 C, 367 I. D., Feld-Ers.-Batl., II. Komp. Ausgebildet i.  Luftschutzkeller Grünhoffer Weg. Blieb in Kbg./Pr. zur Verteidigung der Stadt. Letzte Nachr. 02.03.1945. Nachr. erb. Lotti Schulz, Rendsburg, Bismarckstraße 1 III.

 

Wer war mit meinem Sohn Ewald Stramm aus Braunsberg, Ostpr., geb. 08.10.1928, in Frauenburg zusammen? Er wurde Januar 1945 nach Kbg. zum RAD. einberufen. Um Nachr. bittet Familie Bernhard Stramm, 20 Hilkerode über Herzberg/Harz.

 

Wer kann Auskunft geben über das Ergehen meiner Angehörigen nach dem 27.01.1945: Martin Bender, geb. 09.11.1865, Anna Bender, geb. 13.05.1867, Elfriede Bender, geb. 27.09.1902 aus Neuhausen b. Kbg., Fasanenallee. Nachr. erb. an Ella Bender, Düsseldorf-Oberkassel, Luegallee 49 IV.

 

Russlandheimkehrer! Wer kann Auskunft geben über den Gefreiten Franz Viktor Hinzmann, geb. 02.06.1917 In Paudling b. Bischofsburg/Ostpr., letzte Wohnung in Passenheim/Ostpr., letzte Nachr. aus einem Krankenhaus in Allenstein 1944. Wer war damals mit ihm zusammen? Nachr. erb. Frau L. Moses, Ovelgönne, Kr. Celle.

 

Welcher Heimkehrer weiß etwas über meinen Mann U.-Feldwetiel Franz Geschwandtner, Feldp.-Nr. 65 182 A, war von Febr. bis April 1945 bei den Fernsprechern in Kbg., Ende Oktober 1945 wurde er auf dem Bahnhof Norkitten b. Insterburg gesehen. Seitdem fehlt jede Nachricht. Seine Heimatanschrift war Schloßberg, geb. 23.09.1888. Nachr. erb. Frau Geschwandtner, geb. Glaner, Langhennerdorf 96, Kr. Freiberg, Sachsen.

 

 

Seite 14   Todesanzeige

Trennung, o wie hart bist du. Nachruf. Mein hochedler, treusorgender Lebenskamerad, meine unvergessliche Liebe, mein einziges Glück im Leben Herr Max Harder, früherer Kaufmann aus Königsberg, Ostpreußen, musste sich ganz plötzlich infolge Herzschlag von mir trennen und wurde am heiligen Mond 1951 in aller Stille beerdigt. Ihm der Friede, mit der Schmerz. In treuen Gedenken: Frau Valeska Bruder. Nürnberg, Muggenhofer Straße 50

 

 

Seite 16   Aus den Landsmannschaften.

Reutlingen

Am Totensonntag trafen sich die Ost- und Westpreußen in Reutlingen zu einem Heimat- und Totengedenken. Die Wappen der verlorenen Heimat der Preußenadler und die Städtewappen von Königsberg und Danzig waren umrahmt von den preußischen Fahnen und einem Spruchband: „Unsere Toten sind das stärkste Band zur Heimat." Nach einem sinnvollen Vorspruch gedachte der Ortsvorsitzende der Landsmannschaft der Gräber und Gedenkstätten in der fernen Heimat, der dahingegangenen zahllosen Opfer und ihrer Leiden. Das Lied vom guten Kameraden vereinte alle zu einem stillen Gedenken an alle lieben Toten und die ferne Heimat. Dann sprach Vikarin Käthe Sender über das große Sterben in Königsberg, dem nur 30 Prozent der Zurückgebliebenen entronnen sind. Umrahmt wurden die ergreifenden Ausführungen durch eindrucksvolle Sologesänge von Elsa Sendner. Nach dem gemeinsam gesungenen Liede: „Land der dunklen Wälder" führte ein Lichtbildervortrag über Ostpreußen, Westpreußen, und Danzig alle in die Heimat.

 

Rotenburg / Hann.

Bei größter Beteiligung beging die Landsmannschaft Ostpreußen einen gemütlichen Abend unter dem Motto: „Wie bi ons to Hus". Nach der Begrüßung durch die 1. Sprecherin Frau Holweck rollte ein buntes Programm ab, wobei die Aufführungen in alten Kostümen, u. a. ein Sketsch, sowie eine Polka besonders gefielen und wahre Heiterkeitsstürme hervorriefen. Eine Verlosung zu Gunsten der am Sonntag dem 14. Dezember d. Js. stattfindenden Vorweihnachtsfeier, sowie Tanz für Alt und Jung bildeten den Höhepunkt und Abschluss des wohlgelungenen Abends.

 

Seesen a. Harz

Einen neuen Höhepunkt in der kulturellen Arbeit der Ost- und Westpreußen bildete der „Frieda Jung"-Abend, der am 1. November nach einem Programm des Reichssenders Königsberg vom Jahre 1930 unter Leitung von Lieselotte Donnermann, durch die Sprecher Bruno Scharmach, Frieda Jung und Else Kross durchgeführt wurde. - Für die Adventsfeier am 6. Dezember 1952 hat Schulrat Papendiek wertvolle literarische und musikalische Darbietungen vorgesehen.

 

Berchtesgaden

Die Vereinigung der Ost- und Westpreußen in Berchtesgaden überreichte ihrem Vorsitzenden H. M. Hepke,  in der Novembersitzung aus Anlass seines 50. Geburtstages die Silberne Ehrennadel. Oberinspektor Katengell vom Landratsamt hielt ein ausführliches Referat über den Lastenausgleich. Die Anwesenden, unter denen wieder eine ganze Anzahl neuer Mitglieder begrüßt werden konnten, blieben anschließend zu einem gemeinsamen Fleckessen zusammen.

 

Bad Kreuznach

Der Stadtbund Bad Kreuznach vollzog am Volkstrauertag die Enthüllung des Mahnmals der Vertriebenen. In die Wand des unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Stadtschreibergebäudes ist ein Schrein eingebaut. Als kunstvolles Glasmosaik stellt es den preußischen Adler über der Inschrift „Ostland" dar.

Pfarrer Krönert und Pfarrer Schmauch sprachen besinnliche Worte des Gedenkens. Der Chor der Heimatvertriebenen unter Leitung von Rektor Gnadt, während die schmiedeeiserne Lampe von der Deutschen Jugend des Ostens angezündet wurde. Landrat a. D. Dr. Deichmann hob in einer Ansprache die Bedeutung des Mahnmals hervor.

 

 

Mit Foto: Gefreiter Eberhard Schulte. Letzte Anschrift Flak (F.R.) Elbing, Serpiner Weg, Lager 3. Eberhard Schulte hat nach Auskunft eines zurückgekehrten Kameraden den Durchbruch aus der Umzingelung der Russen in Elbing noch mitgemacht, ist dann aber spurlos verschwunden. Es werden Kameraden oder Vorgesetzte gesucht, die über das Schicksal meines Sohnes Auskunft geben können. Nachr. erbeten an Dipl.-Ing. Paul Schulte, (21b) Plettenberg i. W., Wilhelmstr. 69.

 

Mit Foto: Gren. Hans Bartels, geb. 03.10 1925 in Lüneburg. Letzte F.Nr. 24 496 D, letzte Nachricht v. 08.08.1944 aus Rumänien. Wer war mit unserem Sohn zusammen und kann Auskunft geben? Nachr. erbeten an Familie Bartels, (24) Scharnebeck 18a, Kreis Lüneburg.

 

Großes Familienfoto

Kürzlich konnte das Ehepaar Müller in Flensburg das Fest der goldenen Hochzeit feiern Landismann Müller, der in Rominten Bahnhofsvorsteher war, ist erst 1948 aus Ostpreußen nach Westdeutschland gekommen und fand erst 1950 seine Frau wieder.

 

Künstlergilde Eßlingen

Im November fand die festliche Jahreshauptversammlung der Künstlergilde (Verband der heimatvertriebenen Kulturschaffenden) in Eßlingen a. N. statt. Als Vertreter der Landesgruppe Ostpreußen nahmen die Malerin Frau Ida Wolfermann-Lindenau, die in zäher und aufopferungsvoller Kleinarbeit mit Prof. Dr. Max Hildebert Boehm das nordostdeutsche Kulturwerk in Lüneburg aufbaut, der Maler Ernst Mollenhauer, jetzt Düsseldorf, der Maler und Graphiker Hans-Helmut Lanxkau, der gleichzeitig seinen Schwiegervater, Prof. Eduard Bischoff, vertrat, der sich zurzeit auf Einladung der Regierung von Liberia zu einem Studienaufenthalt in Afrika befindet, sowie der Maler Klumbies und der Maler Heidingsfeld (Danzig) teil.

Auf der Jahreshauptversammlung wurde beschlossen, dass die Künstlergilde als Dachorganisation aller landsmannschaftlichen Organisationen gelten soll. Gleichzeitig wurde eine Jugendgruppe der Künstlergilde geschaffen, der u. a. Prof. Rotter (Bildhauer), HansHelmut Lankau (Maler und Graphiker) und der bekannte jugendliche Preisträger Hajek (Bildhauer) angehören.

Anthologie

 

 

Seite 16   Unsere Toten – die im Osten ruhn. Foto.

In Flensburg wurde am Volkstrauertag unter Beteiligung von tausenden Männern und Frauen eine würdige Gedenkstätte für die Toten der Heimatvertriebenen, die in der fernen Heimat ruhen, eingeweiht. Der Gedenkstein, der sich inmitten einer Fichtengruppe erhebt, trägt die Inschrift: „Unseren Toten - die im Osten ruhn". Für die evangelische Kirche sprach Superintendent Handtmann und für die katholische Kirche Kaplan Fittkau. Die Weiherede hielt der Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen, Schulrat und Ratsherr Babbel, der im Auftrage des Kreisverbandes der Vertriebenen Deutschen die Weihe vornahm. Der Flensburger Stadtpräsident Thomas Andresen nahm den Gedenkstein in die Obhut der Stadt. Die eindrucksvolle Feierstunde wurde durch Chorgesänge feierlich umrahmt. - Unser Bild zeigt Schulrat Babbel (links) und Stadtpräsident Andresen (rechts). Ganz links im Bilde das Flensburger Ostpreußenbanner.

 

Anthologie junger ostdeutscher Dichter

Die Fachgruppe Schrifttum der Künstlergilde bereitet zurzeit eine Anthologie junger ostdeutscher Dichtung vor. Es sollen Nachwuchsdichter von Niveau aus allen ostdeutschen Landschaften zu Worte kommen, vor allem solche, die bisher gar nicht oder wenig veröffentlichen konnten.

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